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2 Wuürttembergiſche
Pierkeljahrsheft
für
Tandesgeſchichte.
Bene Folge.
In Verbindung mit dem Verein für Kunſt und Altertum in Ulm and Oberſchwaben,
dem Wärtt. Geſchichts und Altertumsverein, dem Hiſtoriſchen Verein für das +
Wärtt. Franken und.dem Sülchgauer Altertumsverein
heransgegeben von der
Württembergifhen Kommiſſion für Laudesgeſchichte.
XI. Zahrgang.
1902.
Seft I und II.
Sfuffgart.
Denk von W. Rohlhbammer.
1992.
Bnbatt.
Das Zolbud der Deutſchen in Barcelona (1425—1440) und der deutſche Handel
mit Katalonien bis zum Ausgang bes 16. Jahrfunderts. Schluß. II. 3. Die
Handelswege. TIL. Spätere Geſchichte des deutſchen Handels mit Kata:
Ionien und ragen. Bon Profeffor Dr. K. Häbler, Bibliothefar in
Dresten . . . rennen
Zur Gefhichte ber Ravenasurger Sefetigaft. "Yon Profeer Dr. &. Schulte
in Breslau (Rom) . . . Deren
Die Anfänge des Pietiemus und Separatismns in , Württemberg. Von Ehr.
Kolb, Delan in Ludwigsburg. (Schluß) III. Der Übergang zur Tor
Teranz von 1715 ab. Anhang: Weitere Verbreitung bes Separatismus
Überficht über Uhlands Bri ſwegiet Bon Archlvaſſeſſor Dr. Rudolf Krauß in
‚Stuttgat 2... . EEE
Yerein für Bunk und Alterium in Alm und Oberfäwaben.
Mary Otto, Bater und Cohn, Schreiner und Diplomat. Bon E. v. Loefiler,
Generalmajor a. Deinlim . 2.2.2 .20.. Per
Sikerifger Yerein für das Württ. Franken.
Zur Geſchichte des Voltoſchulweſens im Kapitel Crailsheim bie zum Jahre 1810.
Bon Stadtpfarrer Dr. Shmit. in Bradenheim 2 2 222.2.
Sontseim— Schwaitheim. Bon Dr. G. Mehring in Stuttgart
Züldganer Altertuı
Des franzöifgen Marſchalls Jean Baptiſte Budes Grafen v. Guöbriant Sieg
und Tod zu Rottweil a. N, im Jahr 1643. Bon Sraipfaer Adolf
Brinzinger in Oberndorf a. N. . . . .. oo.
Eine Gefangennahme Graf Eberhards des Erlauchten von
ittemberg. Yon
Achivrat Dr. Schneider. .. .... · · · · · . . .
Mitteilungen aus Büchern und Zeitſchriften. Von Arhinfefretir Dr. Mehring
Um und aus Handicriften. Bon Demielben.. . .
Veipregung und Grwiderung. Briefe umb Akten zur Weiichte des 16. En
bumberts. Yon Privatdozent Dr. Funjt in Tübingen . .— :
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Das Zollbuch der Deulſchen in Barcelona (1425
bis 1440) und der deutſche Bandel mit Ratalonien
bie pım Ausgang des 16. Jahrhunderts.
Von Konrad Häbler.
3. Die Handelöwege,
Wenn man alle Die Angaben berüdfichtigt, welche ſich in dem Zollbuche
über ben Urfprung ber darin verzeichneten Handelsartikel vorfinden, jo
zeigt es fi, daß das weite Gebiet von den Küften Indiens bie zur
afrikaniſchen Norbweftküfte einerſeits, durch das ganze mittlere Europa
hindurch bis zu den Norbfeegeftaden in Flandern und Oftfriesland, ja bis
zu der Oſtſee hinauf dem Handel der Deutſchen in Barcelona tribut:
pflitig gemacht worden war. Diefer Handel war nun freilich in vielen
Fälen nur ein indirefter. Es läßt fi) nicht nachweiſen, daß die deutfchen
Kaufleute die Erzeugniffe der Levante jelbft von dort geholt hätten, um
fie in Barcelona auf den Markt zu bringen, und wenn italienifhe Produkte
in den umfänglichen Liften der Handelsartifel jo außerordentlich felten
vorkommen, jo hat das mit Sicherheit darin feinen Grund, daß ber rege
Handel der Italiener in der kataloniſchen Hauptſtadt eine Konkurrenz
der Deutſchen auf biefem Gebiete unmöglich; machte.
Der direfte Handelsverkehr ſcheint ſich allerdings auf die Handels:
fragen zwiſchen Deutſchland und ber iberifchen Halbinfel beſchränkt zu
haben. Die Wege, bie er einfchlug, find aber mannigfaltig genug gemefen.
In den älteften Teilen bes Zollbuches fehlt es gänzlich an Angaben
darüber, auf weldem Wege die verfchiedenen Waren nad) Barcelona
gelangt waren, oder von bort nach Deutichland ausgeführt wurden. Selbft
das kann man nur aus ber Art der regiftrierten Artikel erſchließen, ob
fie Ein: oder Ausfuhrgüter waren. Erſt vom Herbft 1429 an wird hin
und wieder bei einzelnen Buchungen erwähnt, ob fie Import oder Export
betreffen, und bei diefer Gelegenheit finden ſich dann auch die erften An:
gaben darüber, welche Wege für den Handel benügt wurden. Nach und
nad) werben die Darauf bezüglichen Notizen weſentlich reihhaltiger. Freilich
Wörtt. Bierteljahrsp, f. Landesgeih. R. 5. XI. 1
2 Häbler
wird eine folde Angabe auch dann nicht zur Regel, jondern auch in ben
Aufzeichnungen ber letzten Jahre entbehrt die Mehrzahl der Buchungen
eines beftimmten Hinweiſes darauf, wie die Waren ein: ober ausgeführt
worden find. In der beträchtlichen Minderheit aber, bei welcher darüber
Rechenſchaft abgelegt wird, finden fi) eine Menge von Notizen, die für
die Beurteilung des deutſch⸗ſpaniſchen Handels von entſchiedenem Inter⸗
eſſe find.
Die Lage der Stadt Barcelona am Geftabe des mittellänbifchen
Meeres mit feinem feit dem frühen Mittelalter hochentwickelten Schiffahrts:
verfehre läßt es nur natürlich erſcheinen, daß der größere Teil auch ber
von deutſchen Händlern gehanbelten Waren auf dem Seewege kam oder
ging. Der ganze Sinn des Bündniffes, welches Deutſche und Savoyer
in dem Genuffe gemeinfamer Privilegien zufammenfaßte, Tann ja nur ber
gewefen fein, daß ber deutfche Kaufmann ſich ben geficderten Zugang zum
Mittelmeere ſchuf, zu welchem ihm nad allen Seiten Hin die Gebiete
fremder Potentaten ben Weg verlegten.
Allein der alte Überlandweg, den wir in dem einleitenden Abfchnitt
ennen gelernt haben, war deshalb doch noch keineswegs aufgegeben ober
vergeffen. Allerdings finden wir nur bei einer ſehr Heinen Anzahl von
Eintragungen die Bemerkung, daß die Waren auf dem Landwege nad)
Barcelona eingeführt worden feien; dagegen wird verhältnismäßig häufig
erwähnt, daß folde Artikel, die von Barcelona ausgeführt wurden, bie
Stabt auf bem Landwege verließen. Es werben freilich nicht alle Arten
von Waren gleihmäßig über Land ausgeführt, noch auch ift die Benügung
dieſes Weges zu allen Zeiten eine gleiche; aber eben daraus ergeben ſich
für uns die für die Geſchichte des deutſchen Handels intereffanten Ges
fihtspuntte.
Maffenartitel von beträdtlihem Umfang und Gewicht bei verhältniss
mäßig geringem Werte, wie 5. ®. befonders Hafen: und Lammfelle find
von dem Überlanbverkehre fo gut wie ausgeſchloſſen. Dagegen feheinen
die oftbareren Handelswaren bef. Safran zu allen Zeiten nicht nur über
See, ſondern in beträchtligen Mengen über Land ausgeführt worden zu
fein. Daß bie für den aragonifhen Safran die Regel bildete, hat fi
aus den oben darüber mitgeteilten Zahlen ergeben; das Zollbuch läßt
aber trog ber Unvollftändigfeit feiner Angaben erkennen, daß aud von
dem in Barcelona gehandelten Safran alljährlih beträdtlide Mengen
auf dem Landwege auögeführt wurden.
Nicht ausgeſchloſſen wäre es, daß diefe Ausfuhr über die franzöſiſche
Grenze zu einem Teile folhe Waren angehe, bie zwar von deutſchen
Kaufleuten gehandelt, aber nicht für den deutſchen Markt beftimmt waren,
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Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425—1440) 2c. 3
fondern auf den Zwiſchenſtationen, etwa in yon ober Genf, weiterver⸗
Handelt werden follten. Natürlich” mag auch das gelegentlich vorgelommen
fein, doch glaube ich nicht, daß Handelsgeſchäfte diefer Art, Die nachmals
Sei dem Gewurzhandel der Deutfchen in Liffabon nachweislich in ger
waltigem Umfange gemaht worden find, ſchon in bem Handelsverkehr,
der fi in dem Zollbuche von Barcelona wiberfpiegelt, eine erhebliche
Role gefpielt haben. Wenn es ausjhließlich die großen Hanbelshäufer,
‚wie das ber Humpiß, wären, bei denen das Zolbud die Ausfuhr ber
Handelögüter auf dem Landwege anmerkt, fo würde man eher an ſolche
Zwecke denken können, denn von dieſen wiſſen wir, daß fie auch auf ben
Mefien von Lyon und Genf, daß fie in Marfeile und anderen füb-
franzöfiihen Städten Kandel trieben. Aber die gleiche Angabe ber Aus:
fuhr über Land begegnet auch bei anderen Handelshäuſern, ja felbft bei
‚Gefchäften folder Kaufleute, die nur eine gelegentlihe Erwähnung im
Zollbuche finden. Aus dieſem Grunde halte ich es für durchaus wahr⸗
ſcheinlich, daß aud der Safran, der auf dem Landwege aus Barcelona
won ben beutfchen Kaufleuten ausgeführt wurde, in ben weitaus meilten
Fällen für Deutſchland beftimmt geweſen ift.
In den legten Jahren bes dret regal nimmt die Häufigkeit der
"Bemerkung exida per terra in auffallender Weife zu. Es wurde aller:
dings oben fhon bemerkt, daß die Ausführlickeit der Angaben bei ben
einzelnen Eintragungen ganz allgemein in ben fpäteren Jahren zunimmt.
“Allein das Anwachſen der Nachrichten über Ausfuhr auf beim Landwege
ift keineswegs nur damit zu erflären. Denn während in den Jahren
1429—1437 alljährli nur etwa 3—4 Poften, und zwar faft ausſchließ⸗
lich Safran als auf dem Landwege ausgeführt verzeichnet werden, finden
fi ſchon 1438: 5, 1439: 11 und 1440 fogar 18 Buchungen, aus denen
hervorgeht, daß bie Waren auf dem Landwege ausgeführt wurben. Noch
beſonders augenfällig wird ber befondere Anlaß zu biefer Veränderung
des Handelsweges dadurch, daß es in biefen Jahren nicht mehr aus-
ſchließlich Safrantransporte find, die den Weg über Land bevorzugen,
fondern daß aud Korallen, Früchte und Indig, ja in mehreren Fällen felbft
Tierfelle auf diefem Wege ausgeführt werben. Es kann wohl kein Zweifel
darüber beftehen, daß befondere Verhältniffe zu dieſer Wandlung den An:
Laß gegeben haben müſſen. Zunächſt ift man immer geneigt, an bie
Sicherheit der Schiffahrt auf dem Mittelmeer zu denken, bie durch bie
kriegeriſchen Verwidelungen Alfons des V. einerfeits, durch das Unweſen
von Piraten aller Völker und Nationen andrerſeits im 15. Jahrhundert
oft eine ſehr zweifelhafte geweſen. Thatſächlich muß auch das Seeräuber:
unweſen damals gerade wieder fi fehr unangenehm fühlbar gemacht
4 Habler
haben. Es liegt eine Verordnung Alfons V. vom 28. Mai 1443!) vor,
in welcher er die Behörden von Mallorca zu aufmerkſamer Beobachtung
gegenüber den Biskaifchen Seefahrern ermuntert, da dieſe fi einer
ſchweren Beeinträchtigung des Handels durch Räubereien in kataloniſchen
Gewäffern ſchuldig gemacht haben. Und um bie gleiche Zeit läßt die
Stadtverwaltung von Barcelona zweimal ihre Kriegsfahrzeuge in See
ſtechen, um fi der Bedrohung ihres Handelsverkehres in der unmittels
baren Nachbarfchaft zu erwehren?).
Diefe Verhältniffe mögen allerdings das Ihrige dazu beigetragen
haben, die deutſchen Kaufleute zur Bevorzugung bes Landweges zu er⸗
muntern; allein ich glaube, daß der weſentlichſte Grund noch auf anderem
Gebiete zu ſuchen if. Es zeigt fi nämlich, daß die Stadt Barcelona
eben damals daran ging, zu Erleichterung und Sicherung ihres großen
Hanbelsverkehres durch den Bau einer neuen Mole ihre Hafenanlager
zu erweitern, und zum Zwede dieſes Baues wurde vom 1. Juni 1439
ab ber gefamte Schiffsverkehr mit einer Steuer belaftet?). Nun fuhren
ja die deuten Händler nicht auf eigenen Schiffen und wurden fomit
nicht unmittelbar von dieſem Zoll betroffen. Allein es ift mit Sicherheit
anzunehmen, daß bie Reeber ihrerfeit3 bie neue Steuer durd eine Er-
höhung der Frachtſätze auf die Kaufleute abzumälzen verfucht haben werden
und in dieſen Verhältniffen hat man, wie ich glaube, die eigentliche Urſache
dafür zu erbliden, daß von 1439 ab Ser Handelsverkehr auf dem Land:
wege eine fo beträchtliche Steigerung erfahren hat.
Es ift übrigens noch nicht ausgemacht, daß alle diejenigen Waren,
welde Barcelona auf dem Landwege verließen, nun aud wirklich über
Land nah Deutſchland geführt worden wären. Es murbe ſchon oben
gelegentlid darauf hingewieſen, daß Johan de Colonia mehrfad Artikel,
die fonft der Einfuhr zugehören, wieber erportierte, um fie in Valencia
zu verkaufen. Dazu hat er fich gelegentlich au des Transportes über
Land bedient. Eine ſolche Handlungsweiſe wäre freilich bei jedem anderen
Händler irrationell gewejen wegen ber wiederholten Verzollung, die fie
mit fi brachte. Sie ift für Johan de Colonia nur dadurch verſtändlich,
daß er fi als Barcelonefer Bürger weſentlicher Zollvergünftigungen er⸗
freute. Aber auch andere als exida per terra verzeichnete Handelsartikel
find offenbar nicht auf dem Landwege bis nad) Deutſchland geführt worden.
Am 3. Dezember 1434 verzollt Joushompis 2 Poften, den einen nur
aus Safran, den anderen aus Safran und Korallen beftehend, die beide
') Capmany 1. e. 8. IV. ©. 180.
*) April 1440. Dietari ®. I. &. 387 und 407/8.
®) Capmany 1. c. 8b. II. &, 237. Dietari ®t. I. ©. 385-890.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (14251440) ıc. 5
auf dem Landwege ausgeführt wurden. Während aber ber kleinere Poſten
nur mit der üblichen Bezeichnung de exida per terra verfehen ift, findet
ſich bei dem größeren Poften der Zufag: exida per terra fing a Sent
Feliu per se toller en la nau d’en Conill d. 5. die Waren gingen zu
Lande nur nad dem unfern gelegenen Küftenftäbthen San Feliu de
Guirole, um dort auf dem Fahrzeuge eines Reeders verlaben zu werben,
der, mie es fheint, während mehrerer Jahre von der Humpißgeſellſchaft
für den Transport ihrer Güter verwendet worden ift.
‚Weit überwiegend vollzog fi der beutiche Handelsverkehr mit
Barcelona auf dem Seewege. Den 65 Angaben über Warenpoften, die
auf dem Landwege transportiert wurden, ftehen 163 ſolche gegenüber,
bei denen ausdrücklich bezeugt wird, daß fie zu Waſſer befördert wurden,
and ein gleiches Verhältnis dürfen wir zum Mindeften für alle die Ein=
tragungen annehmen, bei benen jede Angabe über ben eingefchlagenen
Transportweg fehlt. Diefes Überwiegen bes Seeweges ift aud) durchaus
das Natürliche; er ift nicht nur der bequemere, fondern auch der fürzere,
and der Transport der deutſchen Waren über die dem Herzog von Savoyen
anterthänigen Hafenftäbte ift der einzig denkbare Zweck bes deutſch⸗
javoyifchen Bündniffes, welches dem Privileg des dret regal zur Voraus:
fegung dient. Es ift aber bei der Mangelhaftigkeit der Angaben nicht
leicht zu erraten, welche Häfen mefentlih von den Deutſchen zu ihrem
Verkehre mit ber kataloniſchen Handelsſtadt benügt wurden. Das Zoll:
buch giebt nur in ein paar ganz vereinzelten Fällen den Ausgangshafen
der Schiffe an, die deutſche Waren beförberten; im allgemeinen wirb
nur der Name, gelegentlich die Heimat des Reeders ober des Schiffes
bezeichnet, allein es ift ohne weiteres Mar, daß der Heimathofen durchaus
nicht identifh zu fein braucht mit beim Ausgangshafen bes betreffenden
arentransportes.
Der hauptſächlichſte Hafen auf favoyifhem Gebiete und derjenige,
den die Deutfchen wohl beim Abſchluſſe des Handelsbundniſſes vorwiegend
im Auge hatten, ift derjenige von Nizza. Aus Nizza ftammen eine Reihe
von favoyifchen Kaufleuten, die ſich das deutſch-ſavoyiſche Privileg zu nutze
gemacht haben; von Nizza kamen die Reeder Guillen Marques und
Rodrigo Ramon, eine nau de Nigarts, deren Schiffer nicht namhaft ges
macht wird, wird außerdem im Mai 1436 erwähnt. Vermutlich ftammt
auch noch einer oder ber andere ber zahlreihen Schiffer, deren Heimat
nicht genannt wird, von borther. Immerhin ift von einem Übermiegen
ſavoyiſcher Reeder in dem deutſchen Handel mit Barcelona nichts zu fpüren,
ebenſowenig, als die Savoyer das Privileg des dret regal nachdrücklich
auszunügen verfucht Haben. Andere ſavoyiſche Häfen werben nicht genannt ;
6 Häbler
es ift wohl noch einmal von Punentefos, d. 5. Bewohnern ber Riviera
di Ponente, als Unterthanen des Herzogs von Savoyen bie Rebe, allein:
ihre Heimat wird nicht genauer bezeichnet.
Dagegen werben eine Anzahl anderer ſudfranzöſiſcher Küftenftädte ans
geführt, auch ſolche, die nicht eigentliche Hafenftädte find, als Heimatsorte
von Schiffen und Schiffern, die am beutfchen Handel beteiligt waren. So
eine Galeere von Narbonne i. 3. 1432, eine Fregatte von Aiguesmortes
i. 3. 1434, eine Bart des Arnau Juliol und Pere Pont von Agbe-
i. J. 1436; ihnen reiht fi eine barcha de Franga i. 3. 1440 an.
Daß ein weiterer und zwar beträdtlicer Teil der an der Beförderung
deutſcher Güter beteiligten Schiffer kataloniſcher Rationalität war, liegt,
wo es fi um ben Hafenverfehr von Barcelona handelt, auf der Hand.
Meift aber können wir bie nur aus der Namensform ber Schiffer
fließen. Nur in feltenen Fälen mird es ausdrüdlih befätigt'); und-
ein paarmal werben fogar bie Heimatsorte der Betreffenden nambaft
gemacht: fo erſcheint 1434 und 1435 wiederholt die barcha d’En Conill,
die wie diejenige de8 En Punes nad Sant Feliu de Guirols heimat=
berechtigt gewefen zu fein ſcheint. Won Colliure ftammte eine andere
i. 3. 1436 erwähnte Bark, die bem Bento Guaran gehörte. Selbft das
ziemlich weit vom Meere abgelegene Perpignan, damals noch ſpaniſch,
beſaß zu jener Zeit eine Galeere, die an Hanbelsfahrten längs der Mittel=
meerfüften teilnahm. Wenn wir in Barcelona einer galera de Mallor-
quing begegnen, jo hat dies bei dem regen Verkehr zwiſchen der Inſel
und der Küfte nichts Verwunderliches; auffallend erſcheint es höchſtens,
daß eine folhe für den Handelsverkehr der Deutſchen in Anſpruch ges
nommen wird. Da fie Safran und Musfatblüthe zur Beförderung über
geben erhält, handelt es ſich offenbar um eine Fahrt nad) einem franzöſi⸗
ſchen oder ſavoyiſchen Hafen.
Auch kaſtilianiſchen Schiffen begegnen wir auf den mittelländiſchen
Küftenfahrten; als ihre Herren werben genannt ein Martin de la Penna
i. 3. 1435, ein Gonzalo Graus 1436 und ein Martin Lanz 1439.
Trog der ſcharfen Kontrolle, die fie ſich durch gelegentliche räuberiſche
Übergriffe zugezogen Hatten, verkehrten boch felbft i. 3. 1440 noch biz⸗
caifhe Schiffe im Hafen von Barcelona; und da fie vom 10. Mai bis-
zum 5. November nit weniger als viermal in Zwiſchenräumen von
mehreren Wochen erwähnt werden, kann es fi) wohl faum nur um eim
einzelnes Schiff handeln.
Daneben bedienten fih die deutſchen Kaufherren aber fortgeſetzt
für ihren Handelsverkehr auch italieniiher Schiffe. Daß wir unter ihnen
9 Noffrö eatala. 24. Juni 1434.
Das Zolbud ber Deutſchen in Barcelona (1425—1440) ꝛc. 7
auch die Genuejen vertreten finden, ift auffallend. Genua war ja in
jener Zeit vielfach die politiſche Gegnerin des kataloniſchen Herrſchers
um feiner neapolitanifchen Eroberungspläne willen, und das Bünbnis ber
Deutſchen und Savoyer kehrte auch wirtfaftspolitii eine Spige gegen
die Republik. Trogdem kommen Waren für Joushompis und Gaspar
de Vat nit nur auf dem Schiffe des Pere Materma von Genua, —
dieſe könnten ſchließlich auch in einem onderen Hafen an Borb genommen
fein — fondern aud der — vermutlich Tatalonifhe — Pere Vital trifft
am 20. März 1436 in Barcelona ein von Genua her.
Vereinzelt ift einmal t. 3. 1437 aud ein von Piſa kommendes
Schiff von Jousbompis zur Beförderung feiner Güter benügt worden;
regelmäßig aber ſcheint dies während des ganzen Zeitraumes, ben bie
Aufzeichnungen umfaſſen, mit den Galeeren von Florenz geſchehen zu fein.
Humpis und Vat haben biefelben von 1433—40 für die Aus: und Eins
fuhr nicht weniger als elfmal benügt, wobei allerdings ein paar Poſten
fih auf ein und biefelbe Fahrt bezogen haben mögen.
Noch befannter als von den Florentinern ift es von den Venetianern,
daß fie mit ziemlicher Regelmäßigkeit Rundfahrten ihrer Handelsſchiffe
an den Küften des Mittellänvifchen Meeres und darüber hinaus unter—
nahmen, welche aud fremden Kaufleuten ein willkommenes Beförberungs-
mittel für ihre Güter von einem Hafen zum anderen boten. Noch häufiger
als die Slorentiner werben die galera oder galeras de Venecians
erwähnt, obwohl dies erft i. 3. 1435 zum erftenmale geſchieht. Es er—
ſcheint mir nicht zufällig, daß fie mit wenigen Ausnahmen nur bei ber
Einfuhr genannt werden; und zwar glaube ich das fo erklären zu follen,
daß der Weg, den die venetianifhen Schiffe nahmen, wohl zum Bringen
der Waren günftig, für deren Rückbeförderung nad Deutſchland aber nicht
geeignet war. In ber Benügung der galeras de Venecians erjcheint
neben Humpius und Vat auch Johan de C,lonia, und damit wird bie
Frage angeregt, ob es ſich bei dem Verkehre dieſer Schiffe noch immer
ausſchließlich um einen mittellänbifchen Seeverkehr handelt, oder ob etwa
ſchon in diefer Gruppe die venetianifhen Flandernfahrer eine Rolle ges
fpielt haben.
Daß ein birekter Seeverkehr zwiſchen Barcelona und den Nieder:
fanden ſchon damals beftanden Bat, ift unzweifelhaft. Aus hanſiſchen
Duellen können wir allerdings aus dem erften Drittel des 15. Jahrhunderts
weder einen bireften Schiffäverfehr mit Katalonien, noch auch einen direkten
Handel der Deutſchen dahin nachweiſen. Dagegen hat Capmany'!) in
') Memorias II. ©. 91, 110, 118, 170, 201 u. |. w.
8 Häßler
feine Urfundenfammlung eine Reihe von Dokumenten über biefen Verkehr
aufgenommen, bie bis in das Jahr 1435 zurüdgehen, und den Beweis
erbringen, daß feit fo frühen Zeiten ſchon kataloniſche Kaufleute und
Waren auf dem Wege dur die Straße von Gibraltar und über ben
Ozean bis nad England und nad Flandern gelangt find. Das Zollbuch
aber giebt uns auch vollmertige Beweiſe an die Hand dafür, da Kaufr
leute deutſchen Urfprungs mit deutſchen Waren ben Markt von Barcelona
beſchickten. Es ift in erfter Linie der allerdings in feiner Eigenſchaft als
Bürger von Barcelona halb zum Katalonier gewordene Juan de Colonia,
der dieſen Handelsweg benügt. Aber gerade dies ift bezeichnend und
wertvoll. Denn mir bürfen doch mohl mit Sicherheit annehmen,
daß die Waren aller Arten (merceries), welche Juan de Colonia lange
Jahre hindurch (1434—40) über Flandern bezieht, aus den Rheinlanden,
vermutlich fogar aus feiner Vaterftabt Köln jelbft, ftammten, und von
dort rheinabwärts zur Verfchiffung nach Barcelona zu einem ber nieder:
länbifchen Hafen geſchickt worden waren. Übrigens ift Juan de Colonia
nicht ber einzige, der Güter von Flandern nach Katalonien bringen läßt.
Allerdings entfallen von den 8 Buchungen, in denen biefe Thatſache vers
merkt wird, 6 auf fein Konto, die anderen beiden aber, aus den Jahren
4434 und 1439, betreffen Güter der Humpißgeſellſchaft und laffen darauf
ſchließen, daß auch dieſe in jener Zeit, wie mit Barcelona, fo auch mit den
nieberländifhen Handelsſtädten in dauernder lebhafter Hanbelsverbindung
ftanden.
Ob irgend damals ſchon auch deutſche Schiffe bis nach Barcelona
gekommen find, läßt ſich zwar nicht erweiſen; boch läßt fi ebenſowenig
die Möglichkeit eines ſolchen Vorkommniſſes rundweg in Abrede ftellen.
Zwar wenn ein Ramon d’Ezpla i. J. 1439 Güter für Humpis von
Flandern bringt, fo ſcheint es fi da um einen kataloniſchen Flandern
fahrer zu handeln. Die galera de Flandes, welche 1434 für Spedeli
und 1438 für Johan de Colonia Güter befördert, könnte meiner Anficht
nach leicht ein venetianifches Schiff geweſen fein, denn diefe trugen wohl
zuerft den Namen „flandriſche Galeeren“. Auch wenn naus Flamengnes
1440 in Verbindung mit Juan de Colonia vorkommen, wäre es zu fühn,
deren Nationalität anzuzweifeln. Allein in vier anderen Fällen werben
die Eigennamen der Schiffer genannt, welde für Johan de Colonia Güter
aus Flandern bringen, und dieſe find in einer folden Weife entſtellt,
daß fi darunter ales mögliche, und ſchließlich aud der Name eines
nieberbeutfehen Schiffes verbergen könnte. Nur „könnte“. Ein Beweis
läßt fi allerdings dafür nicht erbringen, denn Guarrigue de Flandes,
Pigues de Flandes, Pere Joban Senchmet und Martin Sentit find
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425—1440) x. 9
ſämtlich fo ftarf entftellte Namensformen, daß man ihr flämiſches oder
deutfches Aquivalent nicht ohne weiteres herauszufinden vermag.
Das Zollbuch ergiebt alfo, daß der deutfche Handel mit Barcelona
ſchon in ber Mitte des 15. Jahrhunderts keineswegs auf einen Handels:
weg beſchränkt war. Er folgte wohl noch vielfah der alten Überland-
ftraße, die, aus der Römerzeit ſtammend, während des ganzen Mittelalters
den wahrſcheinlich ziemlich befchränften Reife: und Pilgerverkehr von einem
Lande zum anderen vermittelt hatte. Allein zu feinem größeren Teile
batte er fi von biefem ſchwierigen und weitläufigen Wege freigemadht.
Er ftieg, nur den Anfang des alten Pilgermeges nüßend, vom Boben=
und Vierwaldftätterfee zum Rhonethale nieder, verließ dies aber beizeiten,
um auf fürzerem Wege ber Mittelmeerfüfte zuzuftreben, und über Meer
die kataloniſche Hauptftadt zu erreihen. Und zu biefem Zwed benüßte
der deutſche Kaufherr, mit den Savoyern verbündet, durchaus nicht nur
diefe feine Freunde, fondern Katalonier und Kaftilianer, Franzoſen und
Staliener, Florentiner und Venetianer jegte ber deutſche Hanbelsfleiß mit
in Nahrung. Und felbft der Weg, der im kommenden Jahrhundert für
den deutſchen Handel einen fo gemaltigen Aufſchwung nehmen follte, der
von ben beutfchen Küften bis zum Beſtimmungshafen über hohe See
tein frembes Land zu berühren nötig Hatte, au er ift ſchon damals,
wenn aud in beſcheidenem Umfange, von beutfchem Unternehmungsgeifte
beſchritten worden.
ITI. Spätere Geſchichte des deutſchen Handels mit Stafalonien
und Aragon.
Das Libre del dret läßt nicht erfennen, daß ber deutſche Handel
in der von ihm umfaßten Periode irgenbwelden Störungen unterworfen .
geweſen fei. Aus anderen Quellen aber wiflen wir allerdings, daß dies ber
Fall war. Am 2. September 1435!) richtet der Rat von Barcelona
auf Betreiben des Konſuls ber Deutſchen, den Verfaſſer des Libre del
dret, Raphael Ferrer, ein Schreiben an die Behörden der Infel Mallorca,
worin er fie davon in Kenntnis feßt, daß ein von ber beutfchen Handel
gefelihaft des Joushompis unter Kontrolle des Konfularftellvertreters
Juan ses Avases für bie Fahrt von Mallorca nad Barcelona befrad:
tetes Schiff unterwegd und zwar innerhalb der mallorfanifchen Gewäſſer
angehalten und beraubt worben fei, und fordert fie auf, den Geſchädigten
zu ihrem Rechte zu verhelfen. Der Wortlaut des Briefes erwedt ben
Anſchein, als ob es fih um einen Akt von Seeraub handelte, der von
') Capmany, Memorias II. ©. 224 f.
10 Häbler
mallorkaniſchen Unterthanen verübt worben fei. Nicht undenkbar aber
wäre es aud, daß die ſcheinbare Reprimande an Mallorca nur in der
mangelhaften Handhabung des öffentlichen Sicherheitsbienftes ihre Ber
gründung findet, und daß es fih auch hier fhon um eine Unthat Lands
fremder Piraten handelt, über bie, wie wir oben fahen, wenige Jahre
fpäter auch ein königlicher Erlaß an die Behörden von Mallorca zu
Hagen weiß.
Was wir aus der Folgezeit über den Handel der Deutichen in
Barcelona hören, bezieht ſich fat ausfchließlih auf die Thätigkeit der
Humpißgefelihaft. Daß diefelbe unter allen in Barcelona thätigen
Hanbelshäufern bei weitem die erfte Stelle einnahm, das ergab ſich ja
ohne weiteres aus den Eintragungen des Zollbuches ſelbſt. Urſprünglich
— vermutlid in den legten Jahrzehnten bes 14. Jahrhunderts — bes
gründet?) in dem unfern bes Bodenſees gelegenen Ravensburg, hatte die
Geſellſchaft rafch einen bebeutenden Aufſchwung genommen. Nicht nur
Ravensburger, fondern befonders auch Konftanzer Kaufherren hatten viel:
fach der Geſellſchaft ſich angefchloffen oder ihre Gelder anvertraut, und
neben dem von ben meiften größeren Kaufherren der Zeit betriebenen
Hanbel nad Dberitalien und Venedig, hatte die Humpißgeſellſchaft un
gewöhnlichermeife den Handel nad ben mweftlihen Ländern, über Nord:
italien und Sübfranfreih nad Katalonien und Valencia in einer folgen
Weife zu ihrer befonderen Domäne gemacht, daß fie fait ein halbes Jahr⸗
hundert hindurch auf diefem Gebiete eine unbeftrittene Führerftellung
einnimmt.
Auch die Muntprat, die wir 1408 noch anſcheinend neben ihnen
felbftänbig in Barcelona antrafen, haben ſich im Laufe der Beit an bie
Humpißgeſellſchaft angeſchloſſen. Nicht minder war dies der Fall mit
einer anderen Ravensburger und Konftanzer Familie, deren Name in
kataloniſchen Akten öfter3 genannt wird, den Mötteli. Nach den Angaben
eines oberſchwäbiſchen Chroniften hätten die Mötteli ſchon mit zu den
Begründern der Ravensburger Handelsgeſellſchaft gehört. Urkundlich läßt
fi) wenigftens für eine fpätere Zeit eine rege Teilnahme ber Familie
am Handel der Magna societas Alamannorun nadhmeifen. Eines der
Häupter ber Möttelifhen Familie, Hans Mötieli dat feine kanfmänniſche
Lehrzeit während des erften Drittels des 15. Jahrhunderts im Dienfte
der Geſellſchaft in Sübfranfreih und Spanien durchgemadt. Um das
Jahr 1435 fol er dann ala Teilhaber derfelben mit einer Einlage von
16—18000 rheinifhen Gulden an den Geſchäften intereffiert geweſen
) Vergl. v. Heyd, Die große Ravensburger Geſellſchaft. Stuttgart 1890.
Das Zollbuch der Deutfchen in Barcelona (1425—1440) ꝛc. 11
fein. Zu derſelben Zeit war ein anderes Glied derſelben Familie, Claus
Mötteli, mit 8—9000 Gulden beteiligt, und insgefamt foll wenige Jahre
fpäter die Gejelichaft mit einem Kapitale von 300000 Gulden gearbeitet,
und in einzelnen Jahren damit bis 100000 Gulden Gewinn erzielt haben).
Die führende Rolle, welche die Ravensburger Geſellſchaft im deutfch-
tataloniſchen Handel um bie Witte des 15. Jahrhunderts innehatte,
findet eine interefjante Betätigung in dem Schlußurteile eines offenbar
Höchft umfänglihen und langwierigen Progefies, welches ih im Archivo
General de la corona de Aragon aufgefunden habe‘).
Um die Mitte der vierziger Jahre war zwiſchen ben Ländern ber:
Krone Aragon und dem benachbarten franzöfiihen Königreihe ein Zoll⸗
Trieg ausgebrochen, der dazu führte, daß, anfcheinend von beiden Seiten,
der Handel von einem Lande zum anderen mit befonberen Bollrepreflalien
befaftet wurde. Speziell wurde von feiten der Königin:Negentin Maria-
von Aragonien für alle franzöfifchen Provenienzen, gleichviel ob dieſelben
aus franzöfifchen Landen ſtammten, oder folde nur auf ihren Wege nad;
Spanien pajfierten, ein befonberer Zoll (ins marcharum) von 5 diner
vom Pfund barcelonefer Währung des Wertes angeordnet und, wie üblich,
an gewiſſe Zolleinnehmer verpachtet.
Diefer Zol war von den jpanifchen Beamten auch von benjenigen:
Waren beanſprucht und erhoben worden, welche bie oberdeutſchen Kauf:
herren die Rhone herab über Arles und Port du Poac (Boch) zur See
nad Barcelona brachten. Und zwar beriefen ſich die Zolleinnehmer darauf,
daß die Daupbine, das einzige franzöfifche Gebiet, weldes die Waren
berübrten, trog ihrer jelbftänbigen Stellung unter dem damals mit feinem
Vater Karl VIL verfeindeten Danphin und nadmaligen König Ludwig XI.
einen integrierenben Beſtandteil bes franzöfiichen Königreiches bilde.
Diefen Anſpruch begründeten fie noch befonders mit einer Erklärung
Karl VIL. vom 7. Dftober 1444, in welcher der König ausbrüdlih die
Selbftänbigfeit der Dauphine beftritten hatte.
Es hat den Anſchein, ald ob zu jener Zeit der deutfche Handels:
verkehr ausihließlih auf den Weg über die Rhonemündung angemiefen
geweſen fei. Es wäre jonft menigftens kaum verfländlih, warum bie
Deutihen, angeführt von den Vertretern der Humpißgeſellſchaft gegen
diefe Beſtimmungen ben Prozeßweg beſchritten, und zu ihrer Rechtfertigung
eine Fülle königlicher und delphinaler Erlaſſe ſich verfchafft hätten, die
ihnen ohne Zweifel ein fehr beträchtliches Stück Geld gefoftet Haben müſſen.
) Durrer, R., Die Familie vom Rappenſlein genannt Möttell. Im Geſchichts-
freund vd. 48 ©. 81 fi.
®) Reg. 2352 fol, 168 jj.
12 Häbler
In ber Zwiſchenzeit mußten fie natürlich, wenn auch unter Proteft,
von al ihren Waren den Zoll von 5/0 entrichten, oder wenigſtens für
deffen Entrichtung pfandweiſe Sicherheit hinterlegen.
Wenn man die lange Lifte der Klagen und Gegenklagen, ber Replifen
und Duplifen durchgeht, auf Grund deren in letzter Inftanz bie Königin=
Regentin mit ihrem Hofgerihte am 28, Juli 1449 zu Perpignan ihr
endgültige Urteil abgegeben hat, fo gewinnt man bie Überzeugung, daß
der Prozeß ein äußerft langmwieriger, der Kampf um das Recht, ſowohl
von feiten ber Bollpächter als auch von feiten der betroffenen Handels»
herren, ein äußerft erbitterter geweſen fein muß.
Von feiten des deutſchen Kaufmannes if er aber offenbar mit
außerorbentliher Geſchidlichkeit geführt worden. Es war ein überaus
gewandter Schachzug, daß es ihnen gelang, die Fatalonifhe Kaufmannſchaft
bazu zu vermögen, ſich ihrer Klage gegen die Zollpächter anzufchließen.
Sicher ift diefer Anfhluß ein reiner Liebesdienft geweſen, denn weber
im Laufe des Prozeſſes noch bei Verfündung bes Urteils if der fata=
Tonifche Teil der Kläger vertreten. Für die Königin und ihren Rat
konnte e8 aber nicht bedeutungslos fein, daß ſich der verfochtene Anſpruch
jo nicht nur als ein folder der Landfremden, fondern auch ale ein Intereſſe
ihrer eigenen Unterthanen barftellte,
Nicht minder geſchictt gingen die beutfchen Kläger in Frankreich vor.
Es wird ihnen allerdings wohl nicht allzu ſchwer geworben fein, bie
Unterftügung bes Dauphins für ihre Anfprüde zu gewinnen, da ſich bie=
ſelben zu fehr mit deſſen augenblidlihen Interefien dedten. Es wimmelt
denn aud in ber Aufzählung ber Prozeßalten von Erklärungen über bie
Selbftändigfeit der Dauphins, die vor allem damit begründet wirb, daß
nad dem Teftamente bes legten Dauphins fein Land nur dann ein Bes
ſtandteil der Krone Frankreich werben folle, wenn dieſe mit der römifchen
Kaiſerkrone vereint fei, und damit, daß die Dauphine all ihre Rechts:
angelegenheiten bis zur legten Inſtanz felbftändig zu entſcheiden befugt
fei, ohne daß eine Appelation an den höchſten franzöſiſchen Gerichtshof
ſtatthaben dürfe. Sole Erklärungen gaben ab am 27. September 1446
Guillermus Teyrene, Licentiat der Rechte und iudex curie zu Romans,
am 28. desfelben Monats Geraldus Cabassus, Doftor der Rechte und
Oberrichter der Graffchaft Valentinois, und am 7. Januar 1448 Radulfus
dominns de Cangonnet, Gouverneur ber Dauphine. Der Dauphin
felbft hatte, ficher ſchon im Intereſſe feiner eigenen Unterthanen wiederholt,
und zulegt aus Montilly unter dem 12. Juni 1447 an die Königin—
Negentin gefchrieben, um die Abftelung der Zollbeläftigungen für die
Provenienzen feines Herzogtumes zu verlangen. Er ließ erneut durch
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425—1440) xc. 13
feinen Sekretär Petrus Georgii unter dem 12. Ditober 1447 Protefh
erheben und erflärte durch Erlaß von Valence den 3. Juli 1448, dab
bie Befeitigung der Zollſchranke rüdwirkende Kraft auch in feinem Lande
haben fole, wo man endlich anſcheinend aud zu Zollrepreſſalien feine
Zuflucht genommen hatte. Das wichtigſte Rechtsmittel zu Gunften ber
Deutſchen bildete aber doch wohl die Erklärung König Karls VII. von
Frankreich vom 9. Auguft 1447, worin biefer felbft feinen Anfpruh am
die Daupbins vom 7. Dftober 1444 zurüdzieht und deren Unabhängigs
keit anerkennt.
Ein Erfolg ber Deutfchen war es wohl aud, daß die Königin im
Berlaufe des Prozeſſes die Rechtſprechung den ordentlichen Gerichten ent
30g und bie Sache vor ihr Hofgericht berief. Wie dort der Ausgang
fallen würde, ſcheint von feiten ber Kläger wie ber Bellagten voraus-
gefehen worben zu fein. Auf dem für die Veröffentlichung bes Schluß⸗
urteils anberaumten Termine, ber auf den 28. Juli 1449 nad) Perpignau
ausgeſchrieben worden mar, war von feiten der Zollpächter niemand
erfchienen. Dagegen waren bie Kläger vertreten durch Frederico Ompis
mercatore alamanno factore et negotiorum gesfore ac Armando Nigro
procuratore dictae societatis de Jouahompis, Teutonicornn ac alioram
mercatorum Catbalanorum. Das Urteil ſprach denn auch die über die
Dauphine handelnden Deutſchen frei von dem Zolle des ius marcharum
und ordnete die Rüdgabe und den Erfag aller von ihnen zu Unrecht er⸗
Hobenen Abgaben an.
Perpignan muß um jene Zeit ein nicht unwichtiger Pla für dem
deutſch⸗kataloniſchen Handel geweſen fein. Daß es längere Zeit bie
Nefidenz des aragoniſchen Hofes wurde, weil die Königin-Regentin das
Bebürfnis empfand, in ben diplomatifchen Verwidelungen ben benachbarten.
Höfen näher zu fein, als in Saragofja ober Lerida, ift hinlänglich bekannt.
Allein auch ale Handelsftabt fcheint es vorübergehend eine Rolle gefpielt
zu haben. Dafür fpriht jene galera de Perpinan, bie wir oben zu
erwähnen Gelegenheit hatten; das beftätigt eine intereffante andere Notiz
aus dem Archive der Stadt Breslau.
Am Dienstag nach Trinitatis (21. Mai) des Jahres 1448 erſchien
vor dem Rate zu Breslau Meifter Hannus Tyle von ber Frauenftabt
(Frauftadt) und erklärte, von ben ehrbaren Leonhard Reuthemer und feiner
Gefelfhaft und von Hannus Garthener und feiner Gefellihaft 120 reſp.
149 ungarifhe Gulden erhalten zu haben, und zwar als Zahlung einer
gewiffen Summe, die er zu Perpignan auf Wechſel bei ben ehrbaren
Joſt Ital Humpiß von Ravensburg und ihrer Geſellſchaft eingezahlt
14 Häbler
Hatte). Diefe Notiz ift nad vielen Richtungen Hin außerordentlich
interefjant. Zunãchſt bekundet fie, daß Hannus Tyle von Frauftabt felbft
in Perpignan gemefen ift, und da er Anlaß nahm, eine beträdhtlihe Summe
von dort herauszuverwechſeln, jo hat er wohl unzweifelhaft dorthin oder
‚darüber hinaus Waren verhandelt, die nad) unferer Kenntnis der Ver:
bältniffe faum in etwas anderem beftanden haben werben als in Leinwand,
die ja in Schlefien über den eigenen Bedarf hinaus fabriziert wurbe, in
Spanien aber zu den beſonders begehrten Importartifeln gehörte. Die
Stelle dürfte das ältefte Zeugnis für den Verſand von ſchleſiſchen Leinen
nad der iberiſchen Halbinfel fein.
Weiter aber if die Notiz in hohem Grade bezeichnend für bie Be—
deutung der Ravensburger Handelsgeſellſchaft. Man fühlt fi) beinahe
erinnert an die Stellung, welche nachmals die Fugger im deutſch-ſpaniſchen
Handelsverkehre eingenommen haben, wenn man fieht, wie die Kaufleute
aus allen Gauen des deutſchen Reiches die Vermittlung der Humpiß-
geſellſchaft in Anſpruch nehmen, fobald e3 gilt, Beziehungen zu ſpaniſchen
Märkten nugbar zu machen. Offenbar hat Hannus Tyle den Geminn
feiner Gefchäftsreife weder in barem Gelde nod in kataloniſchen Waren
‚ausführen wollen, und es dabei gleichzeitig bequem und gewinnbringend
gefunden, das Geld, wie in einer Bank?), bei den Humpiß zu deponieren,
und in feiner Heimat von dortigen Gejchäftsverwandten der Ravensburger
Geſellſchaft wieder in Empfang zu nehmen. Das Dokument bezeugt alfo
auch, daß die Beziehungen der Humpiß von Barcelona im Weften bis
nad Breslau im Dften binaufreichten.
Einige Jahre fpäter vollzog fi infofern eine Anderung in dem
Handel der Deutſchen nach Katalonien, als ein Teil der Mötteli aus
der magna societas außtrat, aber nicht etwa, um ſich von dem ſpaniſchen
Handel zurüdzuziehen, ſondern um denfelben mit einer eigenen Geſellſchaft
im Wettbewerb mit den alten Partnern zu betreiben. Vermutlich haben
die hohen Gewinne, welche die Gefelfchaft erzielte, den Anreiz zu dieſem
Vorgange gegeben. Wenigſtens finden wir, daß nit nur bie neue Ger
ſellſchaft der Mötteli, fondern auch diejenige der Humpiß um die gleiche
Zeit ihre Gefchäfte weiter ausdehnt.
Die Bewegung, welche der kataloniſchen Hauptſtadt in dem ſüdlicher
gelegenen Valencia eine Rivalin auf dem Gebiete des auswärtigen Handels
entftehen ließ, fegt fon in ben legten Jahren des Libre del dret ein.
*) Stabtargjio Breslau, Signaturbud 1448 fol. 83 (Hs. G. 5 8b. 37). Ich
verbanfe bie freundliche Mitteilung des Dofumentes Herrn Dir. Prof. Dr. Markgraf.
%) Bantgeſchaft der Humpiß, wenn auch aus fpäterer Zeit, fiehe bei v. Heyb 1. c.
26.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (14251440) xc. 45
Anders vermag id) es wenigftens nicht zu erflären, wenn Raufherren, wie Juan
de Colonia es lohnend fanden, unter Entriätung des Ausfuhrzolles Waren,
die nicht kataloniſchen Urfprunges zu fein feinen, von Barcelona nad
Valencia zu verfrachten. Für das legte Drittel bes 15. Jahrhunderts
wird der Aufſchwung Valencias ſelbſt von zeitgenöffiihen Schrififtelern
ugeftanden, und ala Hieronymus Münzer von Nürnberg i. J. 1495 nah
Balencia kommt, berichtet er wörtlih: „or 50 Jahren war noch Barce⸗
lona der Hauptort für den Handel und die Kaufmannſchaft von ganz
Spanien, in der Weife wie e3 Nürnberg für den Handel von Ober:
deutſchland ift. Aber wegen der politifchen Unruhen und Aufftände hat
fi) der Kaufmann nach Valencia zurüdgezogen, das heutzutage die Haupt:
ſtadt des Handels if.” Diefem Zuge haben fi beſonders aud bie
deutſchen Kaufleute angeſchloſſen. Wir fünnen das Jahr nicht feftitellen,
warn Jobſt Köhler (Jodocus Koler) als Faktor der Humpißgeſellſchaft
fi in Valencia niedergelaffen hat. Es dürfte dies aber faum lange Zeit
nad) dem Ende de3 Libre del dret erfolgt fein. Und zwar aus folgenden
Gründen: Es wird berichtet, daß Köhler, welcher supremus familiaris
d. 5. erfter Faktor der Humpißgeſellſchaft geweſen war, bei feinem Tode
ein Franzisfanerliofter in der Nähe ber Stadt geftiftet habe‘). Eiue
ſolche Stiftung wäre jedenfalls etwas fehr Eigentümliches, wenn ihr nicht
ein ziemlich langjähriger Aufenthalt am Orte berfelben vorausgegangen
wäre. Nun ift aber das Kloſter nachweislich i. J. 1459 errichtet worben?),
und id} glaube deshalb mit der Annahme nicht fehlzugehen, daß Köhler
ſchon eine längere Reihe von Jahren vor dieſem Termine nad Valencia
gekommen if.
Sicher begegnen wir den Humpiß in Balencia i. 3. 1466. Auch
dies ergiebt fi aus einer Fürfprade, und zwar hat diefelbe der Rat
von Konftanz bei den Machthabern von Katalonien aus dem folgenden
Anlaffe eingelegt’). Die Kaufherren Hans Blarer, Konrad Muntpratt d. A.,
Ludwig Muntpratt, Hartmann Hyrus und Andreas Sattler, ſämtlich
Glieder der Gefelichaft des Friebrih Humpiß hatten von Konſtanz aus
8 Ballen Waren an den Faktor der „gemainen Gefellihaft“ abgehen
laſſen, um diefelben auf einem offenbar vielfad in biefer Weife benügten
Wege nach Valencia gelangen zu laffen. Der Mailänder Faktor hatte
auf Rechnung der Geſellſchaft noch weitere 30 Ballen in gleicher Weile
inftradiert und die ganze Sendung an Luigi Centurione in Genua ab:
*) Kunfimann, Münzer. In: Abhandlungen b. f. Bayer. Atad. — Hiſt. Ki.
&.7 ©. 297.
2) Waddingius, Aunales minorum ®b. 13 ©. 140.
®) d. Heyd, Ravensburger Gefellihaft S. 345 und Urt, III.
16 Häbler
gehen laſſen, der ala „Reſpondent“ der Gejelihaft für eine geeignete
Schiffsgelegenheit nach Valencia zu forgen hatte. Centurione hatte alle
38 Ballen auf dem Schiffe des Bartolomeo Tagliani untergebracht ;
allein dieſes Schiff wurde aus unbefannten Urſachen von Barcelonefer
Galeeren aufgebradt und nad Barcelona geſchleppt. Auch in dieſer
Stabt Hatte zurzeit die Gefellihaft ihre Vertreter in der Perfon bes
Paulin Spid und des Philipp Wißland, und die Verwendung bes
Konftanzer Rates geht dahin, daß die unter einem falſchen Vorwande
gefaperten Handelsartikel doch an bie Faftoren ausgeantwortet werben
mödten.
Herr v. Heyd hat die Vermutung aufgeftellt, daß wir es hier nicht
mit Geſchäften ber Magna Societas felbft zu thun haben, fondern daß
fi aus deren Mitte eine Filialgefelfchaft unter ber Leitung des Friedrich
‚Humpiß gebildet Haben möchte, die ben Handel mit Valencia auf beſonderes
Konto betrieben habe. Ich glaube, daß es dieſer Annahme nicht bedarf,
um das Dokument zu erklären. Wir haben gefchen, daß Friedrich Humpiß
bereit3 im Jahre 1449 als einer der Xeiter der Magna Societas felbft
in dem Dauphine-Prozeß genannt wird. Wir haben weiter als höchſt
wahrſcheinlich nachgewieſen, daß ſich Jobft Köhler bereits vor d. 3. 1459
als Faktor der gemeinen Humpißgeſellſchaft in Valencia befunden habe. Und
das Dokument felbft läßt bie 30 Ballen, die von Mailand aus mitgingen,
„in gemainer Geſellſchaft Namen“ erpediert werben, und nennt Spid
und Wißland als Faktoren eben diefer Geſellſchaft in Barcelona, wie
jenen anderen ungenannten Faktor in Mailand. Die Anführung ber ein=
zelnen Teilhaber und ihre Bezeichnung ala Glieder der Gejellihaft des
Friedrich Humpiß ift allerdings ungemöhnlid. Begründet ift dieſelbe
aber eher darin, daß an dem Geſchäfte etwas nicht ganz in Ordnung
gewejen war. Das nämlich geht aus der Urkunde unzweifelhaft hervor,
und zwar ſcheint es als ob die Waren unter falſcher Flagge gefegelt feien.
Daß hier für den Verkehr mit Barcelona wieder der Weg über
Genua benügt wird, ift die Folge einer veränderten politiihen Lage.
Genua hatte inzwiſchen auf feine politiſche Selbftändigfeit teilmeife ver—
zichtet und fi unter den Schuß Francesco Sforzas begeben, mit dem
die Konftanzer jegt ebenfo eng befreundet waren, al3 vorbem mit bem
Herzog von Savoyen. Es iſt deshalb ſehr begreiflih, daß fie nunmehr
ihren Weg wieder über Genua nahmen, mit welcher Stabt in demſelben
Jahre 1466 ein neuer, für bie Deutfchen ſehr günftiger Handelsvertrag
zu ftande fam').
0. Hyd l.c. S. 24/5 und Urt. IV.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425—1440) ıc. 17
Auch die Mötteli fcheinen fofort, als fie fih um das Jahr 1453
von der Humpißgeſellſchaft losſagten, eine Faktorei in Valencia errichtet
zu haben. Wir lernen dort als ihren Vertreter einen Kunrat Viſſach
und einen Ulrich Lemann fennen. Gleichzeitig aber dehnten fie ihre Ge—
ſchäfte einerfeit3 nad Saragofja, andrerfeits ſelbſt bis nad dem damals
noch maurifhen Granada aus. Die gleichzeitige Erwähnung einer Etappe
ihres Handels in Avignon läßt darauf fließen, daß auch ihr Handel
fi) rhoneabwärts und dann zur See über das Mittelmeer bewegte.
Was wir von dem Handel der Mötteli in Spanien wiſſen, beruht
hauptſãchlich auf einem Prozeſſe, welcher i. 3. 1469 zwiſchen verfchiedenen
Gliedern der Familie zum Austrag gefommen iſt). Als Leiter des
Möttelihandels erfheinen darin Rudolf und Liutfried Mötteli, welche
die drei Söhne ihres verftorbenen Bruders Hans, mit Namen Georg,
Rudolf und Hans in ihre Dienfte genommen und die letzteren beiden
in ihrem fpanifhen Handel, befonders in Saragofja und Valencia, ver:
menbet haben. Der Zeitpunkt lag bei Ausbruch der Streitigfeiten etwa
5—6 Jahre zurüd, fo daß wir die im Prozeß enthaltenen Nachrichten
etwa auf ben Anfang der fechziger Jahre zu beziehen haben. Das Auf:
treten ber jungen Leute, wie es und in ben Aften entgegentritt, macht
den Eindrud, ald wenn das Gefhäft damals ſehr bedeutend gemefen fein
müffe. Die jungen Mötteli haben ihren eigenen Diener zu ihren Reifen
mit und treten an ben Plägen der Faktoreien durchaus als eble Patrizier
auf. Ihre Gefamtihuld wird denn aud, vielleicht etwas body, auf
1174 rhein. Gulden berechnet, eine Summe, die fi durchaus aus außer
geſchäftlichen Poften zufammenfegt.
Daß der Möttelihandel damals und nod einige Jahre fpäter
nicht unbedeutend geweſen ift, geht auch aus anderen Duellen hervor, von
denen demnãchſt die Rebe fein fol. Zuvor aber müflen wir uns noch ein⸗
mal den Schidjalen der Humpißgeſellſchaft zuwenden. Im legten Drittel
des 15. Jahrhunderts ſcheint zu den Plägen, welche die Magna societas
zur Ausübung ihre Handels benügte, noch ein weiterer hinzugekommen
zu fein. Um das Jahr 1470 — daS genaue Datum läßt fi nicht feft«
ſtellen — war ein von dem florentiner Guadagno Ventura geführtes
Schiff in den liguriſchen Gemäflern von Benedetto Doria und Giuliano
Corso aufgebraht und mitfamt feiner Ladung in ben Hafen von Savona
gefchleppt worden?). Auf biefem Schiffe hatten fih auch Waren ber
Ravensburger Gefelfhaft befunden. Der Gefhäftsführer derjelben in
Tortofa hatte dort einen Poften von Wolle, Lammfellen und Datteln
3) Durrer 1. e. in: Gefgichtsfreund Bd. 49 ©. 22 ff.
2) v. Heyd J. c. ©. 88 If. V.
Wörtt. Bierteljahesh. f. Sanbesgeig. R.F. ZI. 2
18 Häbler
auf das Schiff verlaben, um benfelben nach Nizza oder Villafranca bringen
zu laſſen. Es muß ſich wohl um eine größere Sendung gehandelt haben,
denn es wird angegeben, daß ſich bei dem Transporte ein deutſcher Diener
der Gejelicaft befunden habe, der mit dem Schiffe in bie Gewalt bes
Doria und Corso gefallen war. Um diefe Waren zurüdzuerlangen
hatte Heinrih Fry (Franchus) zunädft private Unterhandlungen mit
Benedetto Doria angefnüpft, als diefe aber nicht zum Ziele führten, hat
er fi mit dem Empfehlungsfcreiben einer deutſchen Stadt — vermutlich
iſt es Luzern oder Bern geweſen — an den Rat von Genua gewendet.
Nur jenes Empfehlungsfchreiben hat uns die Runde von diefem Vorgange
übermittelt, und wir bürfen wohl annehmen, daß e3 von Erfolg gekrönt
war. Intereſſant aber ift es, daß mir hier wieder einmal bie Spur
eines Verkehrs über die ſavoyiſchen Häfen antreffen und daß die Handels:
artitel — Lammfelle und Datteln — zumeift wieder folde find, die wir
aus den Zollbuche kennen. Neu ift die Benützung von Tortofa ale
Einfhiffungsplag, aber auch diefe werden wir noch an einer anderen Stelle
beitätigt finden.
Ich habe ſchon oben darauf hingewieſen, daß fich in der im Archivo
del Real Patrimonio aufbewahrten Abſchrift des Libre del dret bes
Raphael Ferrer ein Anhang von Originaleinträgen befindet, bie ben
Jahren 1472 und 1473 entftammen. Sie werben eingeleitet dur bie
Überjrift: Reebudes fetes per En Johan Sallent collector del dret
dels alamanys appellat dret regal del primer dia de janer del any
1472 fins per tot lo mes de deembre apres seguent en lo qual
temps se enclon un any complit en lo qual any lo senyor Rey
tench la eiutat asitiada axi per mar com per terra,
In der Thatfache, daß i. 3. 1472 in der Perſon des Joban Sallent
ein Schagmeifter bes Zolls der Deutfchen eriftierte, darf man wohl der
Hinweis erbliden, daß im weſentlichen die dur‘ das Privileg von 1420
für den deutfhen Handel geſchaffenen Verhältniffe i. 3. 1472 noch fortz
beftanden. Möglicherweife ift das dret regal der vier Diner vom Pfund
in der Zwifchenzeit in Barcelona von den Beamten des Zollamtes (General)
miterhoben worden; vieleicht auch waren nur die Bücher und Kaffen bes
Schatzmeiſters des dret regal in Barcelona zurüdgeblieben, als die Ab:
fperrung der Stadt auch von der Geefeite ihm nötigte, den Schauplag
feiner Thätigfeit aus der Stadt heraus zu verlegen. Eine nähere Er:
Märung diefer Verhältniffe wäre, wenn überhaupt, wohl nur durch um:
fänglihe Nachforſchungen in den verichiedenen Archiven von Barcelona
zu erlangen. Vorläufig lehrt uns die Erültenz biefer Eintragungen nur
das eine, daß felbft während der Velagerung von Barcelona der Handel
Das Zolbud ber Deutfhen In Barcelona (14251440) ıc. 419
der Deutſchen mit Katalonien nicht abgebrodhen wurde; ja daß er felbft
an Ort und Stelle noch in der vertragsmäßig geregelten Weife zugelaffen,
wenn auch nicht in die belagerte Stadt hineingelaſſen wurde.
Es handelt ſich allerdings in dem ganzen Jahre 1472 eigentlich
nur um eine einzige Gefchäftsreife. Der deutſche Kaufmann Johan Stroh:
jad war am 8. Januar auf dem Schiffe des En Patanti vor Barcelona
angefommen unb beflarierte vor der Zollbehörbe 3 MWarenballen, in denen
fih 377 Taufend von Stednadeln aller Art, 15 E Schweinsborften,
4 Dutzend doppelte Mützen (bonets dobles) und 84 Tugend böhmiſche
Mefier befanden. Der Wert der Waren wird nad scudo und Grofchen
berecinet; da aber der scudo beim barceloniſchen Pfund gleichwertig ift,
war die Umrechnung nicht ſchwierig. Der Gefamtbetrag belief fih auf
69 Z 410 &, wovon 23 6 2 diners Zoll entrichtet werben.
Erft am 16. November verläßt Johann Strohfad das Land wieder
mit der Bark (balaner) des Berthomen Gras. Hauptſächlich führt er
Korallen mit fi, nämlich 276 W 1 onza im Werte von 715 0 12 6 10.4,
außerdem 96 F Baummolle, 1000 vergoldete Gagatperlcn und 1 Marder:
fel, wofür er insgefamt 12 E 6 % 7 8 Zoll bezahlt hat.
Bereits am 21. Januar 1473 finden wir Strohfad zum zweiten
mal am Plage. Er empfängt von ber Bark (balaner) von Forbi (?)
aberınald A Ballen mit 47 Dugend Nadeln (im Wert von 40'/2 sendo),
4 Tugend Mützen und 200 Diners in barem Gelde, 17'/; Stück hol:
ländifche Leinwand, 21 Dugend andere Müten (dobles e senas) und
anderes.
Der Wert der einzelnen Waren ift wieder nach seudos, Groſchen
und Pfund Groſchen angegeben; der scudo wird diesmal mit 22 E, das
Pfund Groſchen zu 4 E 8 & berechnet und ber Geſamtwert beträgt in
Parcelonefer Währung 252 B 16 6 4.
Dffenbar Hielt Johann Strohjad fih dauernd in oder bei Barcelona
auf, denn bereit? am 28. Mai trifft eine neue umfängliche Warenfendung
für ihn ein mit einer Galeafje von Florenz. Sie befteht auch dieſes
Deal in Nadlerwaren, Mefjern, Leinwand, Barchent und Mützen und
tepräjentiert einen Gefamtwert von 319 & — B, 64. Jedenfalls ift Stroh⸗
fad der in Barcelona ftationierte Faktor einer deutſchen Handelsgeſellſchaft,
denn e3 ift faum anzunehmen, daß und ber Name eines Kaufherren, der
fo beträchtliche Geſchäfte nah Spanien gemacht hat, an feiner anderen
Stelle wieder begegnen follte. Sicher iſt diefe Geſellſchaſt aber diejenige
der Humpiß nicht gemefen.
Der einzige von den Namen, welche uns aus bem Libre del dret
von 1425—40 geläufig find, der auch in den Aufzeichnungen bes Jahres
20 Häbler
41473 wieberfehrt, ift derjenige der Humpiß. Am 6. Mai treffen auf
ihre Rechnung 8 Ballen Leinwand ein, die mit einem Werte von 338 7
256 8 zur Berfteuerung angeftellt werden. Bereits am 29. Mai
folgt, vermutlich mit derfelben Florentiner Galcaffe, die dem Joh. Stroh⸗
fa diente, eine zweite annähernd gleichwertige Sendung unter der Adreſſe
der gran companya de ompis. Auch fie beftand durchaus aus Geweben,
aber neben ber ungebleichten deutſchen Leinwand erſcheinen auch andere,
aus dem alten Zollbuch befannte Sorten, wie burch, bordat, ramillo,
dazu noch masto und Hanftuch; alles zufammen 398 8 4 B wert.
Die Florentiner Galeafje benügen die Humpiß am 19. Juni zu
einer bedeutenden Ausfuhrfendung. Ihr Geſamtwert beläuft ih auf
nicht weniger als 745 3 5 ß, und fie fegt fi zufammen hauptſächlich
aus Korallen, Baummolle und drei weißen flassades.
Weitere Sendungen ber Humpißgeſellſchaft werben verzeichnet unter
dem 27. Juni und dem 9. Auguft. Sie find allerdings nur von fleinerem
Umfange (180 & 18 P und 185 8 13 634 9). Die erftere ift aber
dadurch intereffant, daß fie eingeführt wurde von ber vorermwähnten
Galeaffe von Florenz, als dieſe auf dem Rückwege von Valencia den
Hafen von Barcelona wieder anlief. Da bie Sendung in deutſcher Lein:
wand beftand, fo fann fie wohl nur aus ben in Valencia für die Gefell:
ſchaft aufgeftapelten Beftänden herrühren. Ihr Wert wird übrigens zu:
nächſt in rheiniſchen Gulden gebucht, deren Kurs mit 12 86 — um:
gerechnet wird.
Am 9. Auguft führt die Humpißgefellihaft auf einem biskayifchen
Schiffe aus und zwar hauptfählih Korallen — das obligate Hadergeld,
eoto per stiba, fehlt auch hier nicht — und einen Meineren Poften von
Baummolle (coto blau).
Johann Strohſack wird daneben i. 3. 1473 noch weitere breimal
erwähnt; zweimal, am 24. Juni und am 9. Oftober ala Erporteur,
während er am 2. Auguft noch einen Poften Waren empfängt. Die
Sendung vom 24. Juni befteht, wie die am 19. von den Humpiß erpebierte,
aus Baumwolle und Korallen, im Werte von 219 & 10 8 und geht,
wie jene, mit der Florentiner Galeaffe ab. Der unter dem 9. Dftober
gebuchte Poften im Werte von 448 3 5 P 10 A beſteht ausfchliehlich
in Korallen und nimmt feinen Weg über Land. Auch darin aljo beftehen
die aus den Buchungen von 1425—40 befannten Verhältnifje fort.
Das Zollregifter von 1473 erwähnt noch zwei Namen beutiher
Kaufleute, die zwar im alten Libre del dret nicht vorkommen, die ung
aber fonft aus der beutfchen Handelögefdichte ganz vertraut find. Am
31. Mai verzollt ein Hallar aleman von der mehrerwähnten Florentiner
Tas Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425—1440) xc. 21
Galeafje 18 Fäſſer mit Eiſen und Kurzwaren (canquilaria e merceria),
die einen Wert von 160 F barcelonifhe Währung darſtellen; und am
23. November werden 2 Kiften pinyons verzeichnet, die ein Enrich Alle
ausführt bei Gelegenheit des Aufenthaltes eines anderen Florentiner Fahr:
zeuges in Barcelona. Ich glaube mit der Annahme nicht fehlzugehen,
daß es ſich bei diefen beiden Buchungen um eine einzige Perfon handelt,
die den Namen Heinrich Haller trug und an Bord bes Florentiner Schiffes
eine geſchäftliche Rundfahrt unternahm, bie fi bis nah Valencia er:
itredt hat.
Mit demſelben Schiff, welches Haller zur Rückfracht benütte, führt
ein Walther Anger, unzweifelhaft ein Chinger von Konftanz, eine bebeus
tende Warenfendung ein. Sie beftand in 9 Ballen und enthielt:
4102 Stüd deutſche Leinwand,
75 Stüd bunte Leinenftoffe zu gipons,
48 Stüd Hennegauer Leinen (? aynots-Hainauts?),
40 halbe Stüde holändifhe Leinwand,
verfchiedene Poften von Pelzwaren, barunter auch Hermelinfelle
und endlih ein Faß mit Meifingbraht.
Mit dem gleichen Schiff ließ Walther Ehinger 70 F Korallen nad)
Deutſchland abgehen; es müſſen aber fehr minderwertige Sorten geweſen
fein, denn ihr Wert wird nur mit 22 angegeben. Alles das gelangte
an einem Tage zur zollamtlichen Abfertigung und entrichtete von einem
Gefamtwerte von 1250 F 10 6 eine Steuer von 20 FJ 12 £ 10 4.
Der Eintrag ift um deswillen befonders intereffant, weil er ung bie
Ehinger fhon 1473 mit bebeutenden Kapitalien in Spanien engagiert
zeigt, während wir bisher erft aus den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts
von ihren ſpaniſchen Geſchäften mußten.
Die Zollnotizen von 1472/73 ergeben alſo das folgende Refultat:
die Handelsgemeinfchaft der Deutſchen und Savoyer hat ein Ende gefunden;
das Privileg wird nur noch als dret dels Alamanys bezeichnet, und es
find nur Deutſche, die ſich basfelbe zu nuge machen. Won den Gefell-
ſchaften, die wir aus dem alten Zolbude kennen, ift nur noch diejenige
der Humpiß am Plage. Ihre Bezeichnung als Magna societas Alaman-
norum fpiegelt fi) wieder in ber gran companya de ompis; aber auch
die Bezeihnung Jousompis lebt daneben noch fort. Ihre Gefchäfte find
noch immer von beträdtlihem Umfange. Sie werben vielleiht an Zahl,
niet aber an Wert der Eintragungen, nur noch von einer anderen Firma
erreicht, erftreden fi aber zurzeit auch auf andere Pläge, vor allem
Valencia.
Neben der Ravensburger Geſellſchaft wird während der ganzen Zeit
2 Häbfer
beftändig der Name des Johann Strohfad genannt; er vertreibt dieſelben
Waren wie jene, und fegt beträchtliche, wenn auch nicht vollkommen eben-
bürtige Duantitäten davon ab. Als Vermutung möchte ich es Binftellen,
daß wir es in feiner Perfon mit einem Agenten ber Mötteli zu thun
haben, deren Handel nachweislich um jene Zeit noch fortbeftand.
Daneben machen ſich ein paar neue Elemente geltend. Die Ehinger,
deren bebeutender Handel leider noch feine monographifhe Behandlung
gefunden bat, treten uns mit einem Geſchäfte entgegen, das, als einzelner
Poſten, alle anderen übertrifft.
Auch die Haller von Nürnberg find zurzeit in Barcelona vertreten.
Das Merkwürdigfte ift aber der Umftand, daß diefer Handel ftatt
hatte troß des Bürgerkrieges, der in Katalonien mwütete, und trogdem,
daß der Zugang zu ber Stabt Barcelona, wenigſtens im erften Jahre,
durch das königliche Belagerungsheer verlegt war. Wir dürfen darin
ein fiheres Zeichen dafür erbliden, daß ber Handelsverkehr ein feftein-
gemwurzelter war und daß die beträchtlichen darin angelegten Werte
feine Fortfegung auch unter fo ungünftigen Umſtänden als geraten er
ſcheinen ließen.
Die nächſten Nachrichten, die wir von dem Kandel ber Humpiß
nah Spanien in ben Urkunden antreffen, ſcheinen aber allerdings darauf
binzumeifen, daß die kataloniſchen Unruhen doch nicht ohne Einfluß geblieben
find auf die Wege, in melde die Gefelichaft ihren Handel leitete. Im
Jahre 1474 hören wir von zwei Fällen der Störung ihres Handels,
die beide die Benügung wenig üblicher Wege verraten. Dies gilt ganz
befonbers für den zuerft zu erwähnenden Fall. Am 10. November 1474
verwendet fih der Rat von Bern aus dem Grunde für die Humpißgefell-
ſchaft bei Ludwig XI. von Frankreich, weil derſelben leinene und andere
Tuche, die fie über See nad) Fuenterabia hatten bringen laffen, um fie
von da über Bristhgadia (2) flußaufwärt3 gegen die Pyrenäenpäffe und
über diefe nach Saragofja zu führen, in dem Augenblide konfisziert worden
waren, mo fie diefelben Y/s Meile von Sanpera (2) auf Barfen zu vers
laden im Begriffe waren. Und zwar war ber Angreifer fein beliebiger
Räuber, fondern ber föniglihe Kommandant bes Schloffes von Sanpera
ſelbſt gemwefen'). Es handelt fih hier alſo offenbar um Waren, die von
Flandern aus zur See bis in den äußerften Winkel des Meerbufens von
Biskaya befördert worden waren und von da, unter Vermeidung Taftilia=
nifchen Gebietes, fo weit an der Norbfeite der Pyrenäen binbefördert
werben follten, bis man bie Päffe erreichte, welche direkt in aragonifches
Gebiet und zu den Straßen nad Saragoffa führten.
1) Comines ed. Lenglet Dufresnois ®. III. &. 340.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425—1440) xc. 3
Noch ehe diefe Beſchwerde ihre Erledigung finden konnte, traf die
Geſellſchaft ein neues Mißgeſchick durch einen zweiten Angriff von Unter:
thanen bes franzöſiſchen Königs. Im Herbft 1474 waren zwei neapolis
tanifche Galeaffen, die fih auf der Rüdfahrt von Flandern und Bretagne
nad) ihrem Heimathafen befanden, auf ber Höhe der Laftilifchen Hafenftabt
Vivero von bem berüchtigten franzöfifchen Piraten Jacques Coullon ge:
nennt Colombo aufgebracht und beraubt worden. Auf biefen Schiffen,
bie jedenfalls bazu beftimmt waren, einen nach dem anderen bie fpanifchen
Küftenpläge auf ihrem Wege anzulaufen, hatten jomohl die Humpiß als
die Mötteli Waren in beträchtlichen Werte verfrachtet, die mit den übrigen
Gütern von den Räubern mweggenommen worben waren. Beibe Gejell-
faften riefen auf Grund deſſen die Vermittlung der Stabt Bern und
des oberbeutfchen Stäbtebundes an und begehrten von König Ludwig XI.
als dem Souverän bes Jacques Coullon den Erſatz ihres Schadens, ben
die Humpiß auf 2378 Ecus, bie Mötteli auf 1006 éens bemefjen. Erftere
werden in den franzöſiſchen Urkunden als Jossempis et compagnie de
la ville de Ravesport, letztere als Joffroy Mathelin et compagnie de
la ville de Saint Gille, aljo St. Gallen, bezeichnet. Wenn fih auch
nit mit voller Beftimmtheit nachweiſen läßt, daß die auf ben neapolis
tanifhen Galeaffen verladenen Waren für Spanien beſtimmt waren, fo
etſcheint mir dies doch aus mehrfachen Gründen als das nächftliegenbe.
Aus dem Zollbuche von 1425—40 erfahen wir, daß felbft Waren, bie
für das weit nördlich gelegene Barcelona beftimmt waren, gelegentlich
ihren Weg über Flandern und den Ozean nahmen. Die Benügung biefes
Weges können wir den Humpiß ſchon um 1440 nachweiſen. Mit Sicher:
beit it aber anzunehmen, daß die neapolitanifchen Galeafjen minbeftens
den Hafen von Valencia angelaufen haben werden, wenn fie dur bie
Straße von Gibraltar ihrer Heimat zuftrebten. In Valencia aber bes
fanden ſich zu jener Zeit nachweislich die hauptſächlichſten Faktoreien
ſowohl der Humpiß als der Mötteli, während wir feinerlei verbürgte
Rahrichten darüber befigen, daß diefe Geſellſchaften, ſei es in Neapel,
fi es in einem anderen an der Fahrſtraße der Galeafjen von Flandern
bis in ihre Heimat gelegenen Hafen, beide dauernde Faufmännifche Nieder
loffungen beſeſſen hätten. Es ſcheint mir fomit zum minbeften als außer:
ordentlich wahrſcheinlich, daß wir aud in biefen Urkunden Beweiſe für
den Fortbeftand bes oberdeutſchen Handels nach ber jpanifchen Oftfüfte
erbliden dürfen’).
') Ich habe mir, um bie von Hrn. v. Hepbl. c. ©. 27—29 geäußerten Zweifel
iu loſen, aus Paris das Mscpt. frangais no. 3882 ber Parifer Nationalbikliothet
temmen laffen, welches eine Tange Reihe von Urkunden über die Affaire ber galcasses
24 Häbler
Ich werde in diefer Annahme dadurch beftärkt, weil wir genaı
derfelben Zeit die Anmefenheit eines Faktors ber Ravensburger Ge
ſchaft in Valencia auch aus anderen Duellen nachweiſen können. 7
Verdienſt, die Kunft des Buchdrucks in Spanien, und zwar zuerft
Valencia eingeführt zu haben, gebührt befanntlid einem beutihen Ka
berren, einem Wyßland (Vizlant) aus Isny in Schwaben. Bis r
kurzem ließ fi biefer Ehrentitel für den deutſchen Unternehmungsge
nur erſchließen aus ber Unterſchrift eines alten verſchollenen Biheldrudı
den ber Prototypograph von Spanien, Lambert Palmart, in Verbindur
mit bem Spanier Alfonso Fernandez de Cordoba auf Koften des chre:
werten beutihen Kaufherren Philipp Wyßland hergeftellt Hatte. Gaı
neuerdings aber find urkundliche Beweiſe bafür gefunden worden, da
Lambert Balmart nicht nur diefen Drud für Wyßland hergeftelt, ſonder.
von einem Wyßland direkt nad Valencia berufen worden ift, um für ihı.
und auf feine Koften als erfter auf ſpaniſchem Boden Bücher zu bruden ?)
Allerdings ift es nicht Philipp Wyßland, dem diefes Verdienſt ge:
buhrt, fondern fein älterer Bruder Jakob, deffen Name nur deshalb in
Verbindung mit den erften Valencianer Druden nicht genannt wird, weil
er ſchon während der erften Unternehmungen auf dieſem Gebiete geftorben
ft. Daß Philipp Wyhland in nahen Beziehungen zur Humpißgeſellſchaft
geftanben, ift fon oben nachgewieſen worden. Dasfelbe muß aber auch
für Jakob gelten, und zwar dürfen wir dies daraus fließen, daß er beim
Herannahen des Todes neben feinem Bruder zu feinem Bevollmächtigten
und Teftamentsoollitreder einfegte den „micer Tibaut puclio, general
procurador e factor de la gran companya e raho apellada dels
alamanys“. Diejes Teitament iſt am 25. Juli 1475 verfaßt, und zwar
war bei feiner Ausftellung Meifter Theobald Budlin felbft zugegen,
während Philipp Wyßland damals in Geſchäften abweſend war und erft
im Januar 1476 wieder in Valencia nachweisbar ift.
Ich ſchließe Hier gleih die Bemerkung an, daß Philipp Wißland
noch einmal i. 3. 1484 in Valencia erwähnt wird, und zwar in einer
Urkunde, nah welcher ihm und einem anderen deutſchen Kaufherren
Namens Henricus Bochi (Bod oder etwa Bucli?) gewiſſe Handelswaren,
Zuder, Reis, Eifenbleh, als Depofitum vom Rate der Stabt anvertraut
werben. Enblid wird i. 3. 1492 noch ein Jous Bizland genannt als
Fernandines enthält. Auf beren Unterfuhung beruht bie oben gegebene Tarftellung.
Auf die Berlufte der Humpiß und Mötteli beziehen ſich nur 3 Dofumente vom 21. April
1475, bie im Anhange abgedrudt find.
') Serrano, Diecionario de impresores Valencianos, art. Vizlant.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425-1440) x. 3
Ausfteller einer Vollmacht für den Notar Pere Ferrer, ber Außenftände
für ihn einfaffieren fol.
Ein neuer Fall von Piraterie, der den fpanifchen Handel ber
Ravensburger Geſellſchaft berührte, hat fi i. 3. 1492 ereignet. Damals
hatte ein ſavoyiſches Kaperſchiff unter dem Befehle des Galienus Nitrense')
vor dem Hafen von Nizza ein genuefifches Schiff angefallen und beraubt,
auf dem fi Güter bes Onoferius Hantpis et Conradi Anckenruttii
societatisque ipsoram befunden hatten. Die Höhe bes angerichteten
Schadens läßt fih nad ber uns erhaltenen Duelle nicht feftftellen. Die
Gefelihaft aber nahm auch in diefem Falle die Vermittlung der politifchen
Behörden in Anſpruch und der Rat von Luzern verwendet fi in ihrem
Intereſſe bei der Herzogin von Savoyen. Wenn auch in diefem Schreiben
im allgemeinen bie guten Beziehungen der oberbeutfhen Kaufmannſchaft
zu ben Savoyeri hervorgehoben werben, fo beftätigt es doch, wie mir
fcheinen will, nicht mur, daß zu jener Zeit gemeinfame Handelsprivilegien
nicht mehr beftanden, fondern es ſcheint mir fogar daraus hervorzugehen,
daß der Weg über Nizza damald von den Deutfchen für ihren Handel
nah Spanien nicht mehr benügt wurde ?).
Einen außerorbentlih intereffanten Ueberblid über die Verzweigung
der Humpißnieberlaffungen in Spanien gewähren uns die Nachrichten,
welche der Nürnberger Arzt Hieronymus Mouetarius®) zu deutſch Münzer,
über feine Reifen binterlaffen hat. Er mar i. 3. 1494 vor der Peſt
aus feiner Vaterfiabt entwichen und Hat fi faft zwei Jahre lang in
Frankreich und Spanien herungetummelt, ehe er in die Heimat zurüdz
gefehrt if. Er hat es ſich ganz befonders angelegen fein laſſen, überall,
mo er in ber Fremde hinkam, die beutfchen Landsleute aufzufuchen, und
er bat uns auf biefe Weile Nachrichten von einer beträchtlichen Anzahl
ausgewanderter Deutfcher erhalten, von denen mir fonft faum etwas gehört
haben würben.
Sein Weg führte ihn zunähft von Lyon nah Barcelona. No
immer traf er auch dort eine Kolonie beutfcher Kaufherren an und er
weiß nicht genug die Gaftlicleit zu rühmen, mit ber er von ihnen auf:
genommen wurde. Bei bem Feitmahle, weldes ihm zu Ehren veranftaltet
wurde, fol fogar nur von Gold und Silber gefpeift und getrunken worben
fein. Die Namen, die er nennt, laſſen aber nicht erfennen, ob wir es
dabei mit neuen geſchäftlichen Anknüpfungen zu thun haben, oder ob bie
*) Wohl Nitiense von Nigza zu Iefen.
7)». Heypbl. c. Urt. XIV.
3) Ich Habe bie betreffenden Abſchnitte dem Originalmanuſtript ber Münchener
Hof⸗ und Staatebibliotfet entnommen und gebe ihren Wortlaut im Anhange.
26 Häbler
betreffenden die Vertreter von ſolchen Hanbelsgefelihaiten waren, die ung
aus den Quellen ſchon befannt find. Bei dem Georg Rafp von Auge-
burg möchte ich faft das erftere annehmen; auch bei dem Wolfgang Ferber
von Ulın wird man füglich zweifeln dürfen. Ich möchte aber im Anſchluß
daran nicht unterlaflen, darauf hinzuweifen, daß der Name der befannten
Ulmer Familie zwar nit in dem von mir bearbeiteten Zollbuche von
1425— 40 vorfommt, daß dagegen ein Enrique Werber (Heinrich Ferber)
von Capmany zu den Jahren 1430—35 genannt wird. Darnach fünnten
alfo die Ferber von Ulm ſchon frühzeitig Beziehungen zu dem aragonifch-
kataloniſchen Markte unterhalten haben.
Der dritte Name, den Münzer erwähnt, ift derjenige bes Erhardus
Wigandt, dietus Franck von Mergentheim in Franken. Wenn id die
Vermutung wage, biefen al einen Faktor der Humpiß anzufpreden, ſo
geichieht dies aus dem zweifadhen Grunde, weil wir einerfeit3 dem Namen
Francus, Franco, Fran in den Annalen der Ravensburger Geſellſchaft
auf Schritt und Tritt wieder begegnen. Dann aber aud, weil jeder
Anhalt dafür fehlt, daß in Mergentheim jemals eine Handelsgeſellſchaft
beftanden hätte, die ihre Beziehungen bis nad) Katalonien auszubchnen
vermocht hätte.
Beftimmte Nachrichten über den Fortbeftand der Humpißgefellihaft
und ihrer Faktoreien in Spanien bieten und die Aufzeichnungen Münzers
über feinen Aufenthalt in Valencia. Ich habe ihnen ſchon oben die Notiz
über die wachfende Bedeutung dieſes Plages im Verhältnis zu Barcelona
entnommen. Don deutſchen Kaufleuten traf Münzer dort den Heinrich
Sporer und den Konrad Humpiß, die er beide als Ravensburger bezeichnet.
Offenbar find fie zu jener Zeit die Leiter der Gumpißfaktorei geweſen,
denn Münzer rühmt nit nur deren eigene Gaſtfreundſchaft, fondern er
befennt, daß fie ihm noch allerlei Gefälligkeiten duch ihre Diener,
fansiliares, haben erweijen laffen.
Eingehend ſchildert Münzer nah dem, was er von ben deutſchen
Landsleuten gehört hat, die Erzeugniffe, welche die Bebeutung Valencias
als Marktplag bedingen. Allein da er dabei ben gefamten Handel der
Stadt im Auge hat und wiederholt darauf hinweift, daß ihre Erzeugniffe
zur See nad dem Norden, nah Flandern und Britannien gehen, fo
berechtigt ung feine Schilderung nicht, darin die Objekte nur des beutfchen
Handels zu erblicken. Dagegen läßt er deutlich erkennen, daß die Ravens⸗
burger Geſellſchaft direkt oder indireft damals ftarf an der Gewinnung
von Rohrzuder beteiligt war, den er in allen Formen, vom friſch ge:
ſchnittenen Rohre bis zur „pyramidalen“ (Zuderhut) Form dort fennen
Ternte.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425-1440) xc. 27
Endlich fand er noch einen deutſchen Kaufmann fogar in Alicante.
Es war dies ein Jodocus Schedler ex oppido Kempten, qui mercan-
tiam nomine societatis ex rafenspurg ad multos annos exercuit.
Seine Ausbrudsweife läßt nicht mit voller Klarheit erkennen, ob Schebler
damals als Faktor der Humpiß in Alicante weilte, oder ob er fih in
eigenen Angelegenheiten bort befand. Sicher aber hat er lange Jahre
im Dienfte der Geſellſchaft geftanden. Schebler hat dann vermutlih in
Spanien einen eigenen Hausſtand begründet. Ich vermute beftimmt, daß
er der Bater jenes Hans Schebler ift, ber lange Jahre hindurch in Aufs
trage ber Fugger die Pachtung ber maestrazgos, ber Großmeiftergüter
der drei geiftlichen Nitterorden verwaltet hat. Hans Schebler hat eine
Spanierin geheiratet und feine Kinder find zu Spaniern geworben; ba=
gegen ſcheint er felbft nach feinem Namen und nach der Beherrihung des
Deutſchen, die fi in feinen Briefen kundgiebt, noch ganz von deutſchem
Stamm geweſen zu fein.
Die Ravensburger Geſellſchaft hat auch in den eriten Jahrzehnten
des 16. Jahrhunderts noch fortbeftanden und Kandelsbeziehungen zu
Spanien unterhalten. Ob zwar der Paſchalis Budli von Metlin, ber
1503 in Valencia wohnt, ebenfo Diener der Ravensburger ift, wie der
Tibault Puelin von 1474, ift ſchwer zu entfcheiden‘). Aber aus dem
Jahre 1517 liegt wieder eine Notiz vor, die unzweideutig vom Handel
der Magna Societas berichtet. Es handelt ſich dabei wieder einmal um
einen Seeraub und zwar einen foldhen, ben ſavoyiſche Piraten begangen
haben. Auf einem dem Ludovicus Francigena gehörigen Schiffe hatten
die Faktoren der Gejelihaft in Tortofa 42 Sad Wolle verladen laſſen,
um fie über Genua nad Teutfchland zu fenden. Das Schiff warb über-
falen und mit feiner Ladung in einen favoyifchen Hafen als gute Prife
fortgefchleppt. Da mendete fih, im Namen der Gefellihait, Jakob
von Hertenflein an die Tagfagung der Eidgenoffenfchaft zu Luzern mit
der Bitte, von dem Herzog Rene von Savoyen die Herausgabe des Ge:
raubten, reſp. die Entfchäbigung der geſchädigten Geſellſchaft zu erbitten.
Die Verwendung ift erfolgt unter bem 6. März 1517, ob fie aber von
Erfolg gewefen, hat fi nicht ermitteln lafjen?).
Jedenfalls ift die Ravensburger Geſellſchaft in den nächſten Jahren
aufgelöft worden. Zwar wiſſen wir nichts von dem Scidjale ihrer
ipanifchen Faktoreien, dagegen hören wir, daß fie ihre Außenftände in
Mailand an den genannten Jakob von Hertenftein abtrat und einige
Fahre jpäter fcheint fogar ein finanzieller Verfall eingetreten zu fein.
Hd. Hey, Oberſchwäbiſche Städte. In Württ. Vierteljahrshefte 1880 S. 147.
2) v. Heyb, Ravensburger Gefelfchaft. Urk. XIX.
28 Häbler
Seitdem hat der deutſche Handel mit dem ſpaniſchen Mittelmeerhafen
feine frühere Bedeutung verloren. Was wir etwa gelegentlih noch ein=
mal davon hören, hängt vielmehr von dem einzigen Zweig des beutfch-
kataloniſchen Handels ab, der noch lange Zeit fortbeftanden, ja fortgeblüht
bat: dem Safranhanbel.
Es ift aber überaus bezeichnend, daß in dem Anhange des Zollbuchs
von Barcelona, welcher den Jahren 1472/3 entflammt, der Safran ber
1425—40 weitaus das bebeutendfte Ausfuhrobjeft geweſen war, nicht
ein einziges mal mehr erwähnt wird. Und das geidieht, obwohl nicht
nur i. J. 1503 in der Aufzeichnung des Lukas Rem, fondern felbft noch
in dem Handelsbuch des Lorenz Meder aus der Mitte des 16. Jahr:
bunderts ber uns fo mwohlbefannte Ortfafran als die befte aller Qualitäten
bingeftellt wird. Es ergiebt ſich baraus ohne weiteres, daß der Safran:
handel der Deutfchen in Spanien durchaus nicht etwa aufgehört, fondern
nur, daß er andere Wege eingeichlagen hat.
Ich habe geglaubt, ſchon den Nürnberger Geleitöbrief von 1415
mit dem Safranhandel der fränkiſchen Kaufleute in Beziehung bringen
zu follen. Daß Safran in beträchtlihen Mengen von Aragonien, vielleicht
auch von Katalonien ausgeführt wurde, ohne daß er Barcelona berührte,
das ließ fich erkennen aus den Angaben, die Capmany über bie Zollftätte
von Perpiñan gemadt hat. Aus wenig fpäteren Jahren finden wir auch
in deutſchen Quellen einen Beweis dafür, daß der Safranhandel der
Nürnberger fortbeftand.
In den Nürnberger Stadtbüchern findet fih zu dem Jahre 1446
eine Notiz, worin fi der Stabtmagiftrat im Intereſſe der Kaufleute bei
dem Rate von Barcelona darüber beſchwert, daß der Safran nicht in der
gebübrenben Reinheit der Qualitäten geliefert worden ſei). Das ift,
wenn anders es ſich thatſächlich um Gefchäfte handelt, die in Barcelona
gemacht worden find, eine Ausnahme, denn bis 1440 haben wir faft nie:
mals einen Nürnberger Kaufmann dort nachweiſen können.
Es ſcheint nun, daß weiterhin die politifchen Unruhen, welche an—
erfanntermaßen den Handel ſtark benaditeiligten, den Safranınarkt ganz
aus Barcelona verdrängten. Aber während im allgemeinen ber Handel
fi dem füblicheren Valencia zumendete, konnte der Safranhandel, in An:
betracht feiner beſonderen Verhältniffe, ihm dahin nicht folgen. Ihn
zogen vielmehr fein befonderes Rulturgebiet und der Umftand, dab längft
in Cervera und Saragoffa ein konkurrierender Markt beftanden hatte,
weiter in das Binnenland Hinein. Seit diefer Zeit find die beiden ges
nannten Stäbte zum ausſchließlichen Markte des fpanifchen Safran geworben.
TH) Cütige Mitteilung des Hrn. Prof. Dr. Simonsfelb in Münden.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (14261440) x. 29
Unfere Nachrichten darüber entftammen allerdings fait ausſchließlich
dem 16. Jahrhundert. Alein die Gebräuche, die wir babei faft ein
Säculum hindurch ohne wefentliche Veränderungen verfolgen können, treten
uns bereits in ben erften Jahren bes Jahrhunderts fo gefeftet entgegen,
daß wir berechtigt find, fon in bie vorausgegangenen Jahrzehnte ihre
olmähliche Herausbildung zu verlegen.
Es war im legten Drittel des 15. Jahrhunderts üblich geworben,
daß die deutfchen Kaufherren, welche hauptſächlich die Lyoner Meſſen
beſchidten, von dort aus faft alljährlich in den Herbftmonaten ihre Agenten
nah Saragoſſa und Cervera fhidten, um bie fogenannte Safrananlegung
vorzunehmen, d. 5. auf Grund des um jene Zeit überfehbaren Erute-
ausfalles die Abjchlüffe über den Safraneinfauf vorzunehmen, auf Grund
deren fid) der Marktpreis dieſes Artikels regelte. Die Geſellſchaften, bie
dabei in erfter Linie beteiligt geweſen find, find die Welfer und die Imhof.
Benn wir den Nachrichten über die Imhofſche Familie, die wir in den
verſchiedenen Nürnberger Archiven verftreut finden"), unbebingten Glauben
ſchenken wollten, jo wäre bereits i. 3. 1446 ein Konrad Imhof in Katas
Ionien verftorben. Diefe Notiz beruht nun allerdings wohl auf einem
Irrtum. Sicher aber laffen fi die Imhof neben den Welfer ſchon im
erften Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts als Safranhändler nachweiſen.
Der erfle deutſche Kaufmann, den wir mit Sicherheit ala Safran:
händler in Saragofja nachweiſen können, ift Lukas Rem, ber bekannte
Vertreter der Welſer-Vöhlin-⸗Geſellſchaft. Er erzählt in feinem Tagebuche*),
daß er am 12. Dezember 1502 mit Simon Sei und Scipio Leveston
von Lyon gen Saragofja aufgebrodhen fei, mo fie am 7. Januar (1503)
anlanıen. Seine Begleiter zogen weiter nach Lifjabon; er aber blieb in
Saragofja und „kaffet etlich fein Ortfaffrann”. Er hat dann auch einen
Abfteher nah Valencia gemacht, wo er „etlih wexel gelt zu empfahen
und verwereln“ hatte, ein Zeichen, daß damals noch Valencia der Haupt:
markt war, in bem ber Zahlungsausgleih bewirkt wurde. Rem ift dann
befanntlih nad Liffabon gegangen und dort einige Jahre lang geblieben.
Aber ſchon damals ſcheint Saragofia um bes Safrans willen regelmäßig
befucht worben zu fein. In dem Konrad Vöhlin, der nad) längerem
Aufenthalte i. 3. 1509 zu Saragofja ftarb°), haben wir doch jedenfalls
*) Es fanden mir nit nur bie Imhofakten des Germ. Muſeums und ber
Nürnberger Stabibibliothef zut Verfügung, ſondern Frhr. Karl v. Imhof geitattete
mir freundlichſ aud ben Cinblid in feine Auszüge aus bem Familienarchio.
”) Hgg. v. Greiff in ber Zeiiſcht. d. Ber. f. Geſch. v. Schwaben u. Neuburg
Jahrg. 1861, beſonders ©. 7.
Ib. ©. 91.
30 Häbler
einen Vertreter derfelben Geſellſchaft zu erbliden, beren Thätigkeit Damals
den Anftoß zu einer außerorbentlien Belebung des deutſch-ſpaniſchen
Handels gegeben hat.
Welche Bedeutung der Safranhandel in biefer Verbindung für bie
deutſchen Handelsſtädte gewann, das ergiebt ſich recht überzeugend aus
einer Korrefpondenz, die i. 3. 1537 zmwifchen Nürnberg und Augsburg
geführt murbe').
Es war wieder einmal, und zwar anfcheinend durch Nürnberger
Kaufleute, minberwertiger Safran in den Handel gebracht worden und
indem Augsburg darüber bei denen von Nürnberg Magt, macht es ben
Vorſchlag, ſich Beſchwerde führend an den Kaifer und an ben Vizekönig
von Neapel — es ſcheint alfo auch neapolitanifher Safran mit in Beträcht
zu kommen, — zu wenden. Bon dieſem Vorſchlag rät ber Rat von
Nürnberg unter dem 12. Mai dringend ab, indem er darauf hinweiſt,
daß auf diefem Wege vermutlih nur die Einrichtung einer Safranſchau
veranlaßt und eine weitere Befchwerung des Handels mit Zöllen und Ab:
gaben herbeigeführt werden würde. Dagegen empfiehlt er, an die Herren
vom general (Zolbehörde) von Barcelona zu ſchreiben und ihnen vor:
zuftellen, daß der Safran zuviel „geſchmirbt“ werde, und zu viel „Ihmwarger
Bugen“ hätte, fo daß er in diefer Qualität in Deutfchland feine Abnehmer
finden werde. Cie möchten ſich aljo, wenn anders ihnen am Herzen liege,
daß ber Safranhandel nicht abnehme ober fi nad anderen Orten ziehe,
für eine Abftelung des Uebelftandes bemühen.
Diefem Vorfchlage erteilten unter dem 15. Mai auch bie von Auge:
burg ihre Zuflimmung, nur mit der Abänderung, daß fie beantragten,
Ratt an die Herren vom Zollamte gleich an den Vizefönig von Katalonien
zu Schreiben. Darauf wurde der Brief erft in deutſcher Sprache entworfen,
und nachdem er die Billigung aller Beteiligten gefunden und befiegelt
worden war, ließen ihn bie Augsburger ins Lateinifhe übertragen und
unter bem 29. Mai mit ber Aufihrift: Reverendissimo in Christo patri
domino domino N. (sie!) Archiepiscopo civitatis metropolitanae
Cesar-Augustae viceregi Cathaloniae, Parcinonae domino suo obser-
vandissimo senatus magistratusque utriusque civitatis Augustae et
Nurembergae sese commendat ete. abfertigen. Ein gleiches Schreiben
erging übrigens auch nad) Neapel und da bie Aften diefer Korreſpondenz
damit fließen, darf man wohl annehmen, daß die Beſchwerden Abftellung
gefunden haben.
Mindeftens wien wir, daß der Safranhandel der Nürnberger in
den nächften Jahren eifrig fortgefegt wurde und zwar befonbers von den
Augsburger Stadtarchid — Handelsſachen.
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425—1440) 1c. 3
Imhofs. Die Hervorragende Beteiligung diefes Hauſes am ſpaniſchen
Safranhandel datiert ſchon von den eriten Jahrzehnten des 16. Jahr-
hunderts, fie läßt fi aber auf Grund ber uns erhaltenen Quellen ganz
befonders um die Mitte des Jahrhunderts verfolgen. Im Jahr 1537
foll ein Franz Imhof, Sohn bes Konrad Imhof und der Katharina
KRammermeifter in Eervera, dem Zentrum bes aragonifchen Safranhanbels,
verftorben fein. Schon anı 8. Januar bes folgenden Jahres ift ein anderer,
Sebaftian Imhof, wieder, wenn auch nicht zu dauerndem Aufenthalte, in
Saragoffa, um die Geſchäfte feines Haufes wahrzunehmen. Seitdem
önnnen wir es faft alljährlich nachweiſen, daß zur Zeit des Safran:
einfaufes, im Herbſte, ein Vertreter des Haufes von ber Faktorei, bie
dasſelbe dauernd in Lyon unterhielt, zu längerem oder fürzerem Aufenthalt
nad Spanien abgeorbuet wird.
Aus dem „Memoria puch“ des Wilmolt Imhof!) erfahren wir,
baß er, nachdem er ſchon i. 3. 1533 das erſtemal in Gefchäftsangelegen:
heiten die Heimat verlaffen hatte, doch erft Ende 1540 von Lyon aus
nad Spanien gereift ift. Er brad von ber Lyoner Gefhäftsftelle am
29. November auf und erreihte am 15. Dezember Cervera. Nah Er:
febigung der Safrananlegung ging er dann nach Barcelona, kehrte aber
im Januar 1541 in Geſellſchaft von Peter Floris nach Saragofia zurüd
und gab ſich dort bei Heinrich Bouckla di Mettelin in Koſt, um gründlid)
die fpanifhe Sprache zu erlernen. Erft im Dftober ging er, als bie
Zeit de3 Safrankaufs wieder herangekommen war, zunächſt nad) Gervera,
gleichfalls zu längerem Aufenthalte, und erft am 17. April 1542 langte
er wieder in Lyon an.
Doch war dort nicht lange feines Bleibens. Bereits im Herbft
desfelben Jahres trat er eine zweite, mehrjährige Geſchäftoreiſe nad
Spanien an. Diesmal war Konrad Beyer, der Vertreter eines Gejchäfts-
haufes, welches ein Menſchenalter hindurch neben den Imhof in der Safran:
handlung eine bedeutende Rolle geſpielt hat, fein Begleiter. Sie ritten
am 25. September von Lyon aus und erreichten über den Col de Benasp
am 17. Dftober Saragoffa. Bis in das Frühjahr hielt fie dort das
Safrangefhäft auf, dann aber begab fih Wilmolt Imhof zur Maimeſſe
nad Medina del Campo, damals dem erften Mefplage Spaniens. Dort
hielt ihn eine Erkrankung unerwünſcht lange feſt, fo daß er erft im Oftober
nad Saragofja zurüdkehrte, gerade noch Zeit genug, um dort und in
Katalonien au in diefem Jahre die Eajraneinfäufe beforgen und am
15. April von Barbaftro aus bie Rüdreife nach Lyon antreten zu können.
) Stadtbibliothek Nürnberg.
32 Häßler
In ähnlicher Weife hat Wilmolt Imhof noch eine Reihe von Jahren
hindurch in regelmäßigen Reifen die fpanifhen Geſchäfte feines Hauſes
wahrgenommen. Im Winter 1544/5 ift er vom 3. Dftober bis zum
15. Januar unterwegs; 1546/7 vom 29. September bis zum 5. März
und 1548/9 vom 12. Dftober bis 5. Januar. Das ausgeſprochene Biel
aller diefer Reifen ift Saragofja und Cervera und ihr faft ausfchließlicher
Zwed die fogenannte Safrananlegung., Mit ber Zeit fehnte fih be
greiflicherweife Wilmolt Imhof nad einer Ablöfung von feinem beſchwer—
lien Poften. Schon im Frühjahr 1548 war deshalb ein anderes Glied
der Familie, Hans Imhof, Hinausgefhicdt worden, um unter Wilmolts
Leitung fi mit dem fpanifchen Gefchäfte vertraut zu machen. Allein
diefem ſchien Spanien noch weit weniger zuzufagen, al3 feinem Vorgänger.
In einem Briefe, den er am 8. April 1548 von Earagofja an Paul
Behaim gerichtet hat), klagt er ſehr. Spanien fei ein Land, deſſen fi
feiner belobt, fondern ein jeder beſchwert und auch er müffe e8 bei feinem
Namen „das heilloſe Land“ lafien. Seine gleichzeitig ausgeſprochene
Hoffnung, daß die dirigierenden Herren ihn bald buch Jörg Schlauber:
ſpacher ablöfen lafjen möchten, hat ſich minbeftens nicht fo ſchnell erfüllt.
Wir kennen noch einen zweiten Brief von ihm, den er am 16. Auguft
in Medina del Campo gejhrieben hat: es fcheint alfo, daß aud die
Mefien diefes Plages damals von den Imhof ziemlich regelmäßig beſchickt
worben find. Aus dem Briefe entnehmen wir ferner, daß ber Brief:
fchreiber am 1. September wieder in Saragoffa fein und zufammen mit
Wilwolt Imhof das Safrangefhäft verforgen wollte. -
Auffallend ift, daß in den Imhofſchen Korrefpondenzen nirgends ber
Welfer oder ihrer Vertreter Erwähnung geſchieht, denn dieſe waren nächſt
den Imhof im 16. Jahrhundert die bebeutenditen deutſchen Safranhändler.
Allgemeinere Angaben nennen fie als ſolche ſchon in früheren Jahren,
die erften direften Nachrichten darüber habe ich aber erft aus dem Jahre
1558 gefunden. Damals berichtet der Fuggeriſche Faktor Chriftoph Hör⸗
wart in einem längeren aus Ballabolid vom 30. Oftober 1558?) batierten
Schreiben, baß ein Agent der Welfer, Namens Ulrich Schuh, von Sara:
goſſa aus Wechſel in Höhe von 4260 Dufaten „Jacequeser“ (aragoniſcher
Währung) auf ihn gezogen habe, ohne baß die Generalfafle der Welfer
ihm dazu Auftrag erteilt habe. Hier handelt e& ſich offenbar bereits um
die aljährlidh in den fpanifchen Korrefpondenzen der Fugger wiederkehrenden
finanziellen Transaktionen, welche den Zwed hatten, die Vertreter ber
deutſchen Kaufhäufer mit ben Barmitteln zu verfehen, deren fie in jebem
H Germ. Mufeum. BebalmeAften. Paulus I. Fase. IV.
*) Fürſtl. Juggeriſches Arhiv 2. — 5. — 12.
Tas Zolbuch der Deutfen in Barcelona (1425—1440) xc. 33
Herbſte zu dem Safraneinkauf beburften. Für bie Fugger war dies eine gern
exgriffene Gelegenheit, die bebeutenden Gewinne, bie fie aus dem fpanifchen
Gefäfte zogen, in einer unauffäligen Weife aus dem Lande hinaus zu
verwechjeln, während andrerfeit3 die Safraneros dadurch der Mühe über:
hoben wurden, die beträchtlichen Summen, beren fie zu dieſem Geſchäfte
bebdurften, in barem Gelbe mit ſich zu führen.
In diefem Zufanmenhange begegnen uns aud) die Bayer aufs neue
und zwar in einer Weife, die fie ala Großfaufleute erkennen läßt. Konrad
Bayer und Mitverwandte hatten danach im November 1574 in der
Perfon des Franz Spengler einen eigenen Agenten zum Safraneinfauf
in Earagoffa, der von ben Fugger dazu einen Kredit von 10000 Dukaten
verlangte ’).
Ein drittes Mal begegnen uns biefe in einem Briefe, den Matthäus
Jeniſch von Gervera aus am 18. April 1576 an feine Herren Enbres
und Wilwolt Imhof richtete. Es war damals eine ſchlechte Zeit für den
Safranhandel; die vorjährige Ernte war verkauft, oder in feften Händen
und bie Ausfichten für die nächfte waren wegen anbauernder Trodenheit
in ber Zeit der Verpflanzung ſchlecht, fo daß bie Preife über das hinaus
fliegen, was Jeniſch anzulegen ermächtigt war. Bei biefer Gelegenheit
erwähnt er, daß die „Bayriſchen“ vor wenig Tagen 10 Ballen Safran
über Barcelona hinausgefandt und noch einen Meinen Vorrat bei Handen
hatten. Aus biefem Briefe erfieht man übrigens, daß die Handelswege
auch jegt noch ganz diefelben waren, wie zur Zeit der Humpißgeſellſchaft,
denn Jeniſch rechnet für die Erpebition feiner Einkäufe teil mit ben
galeras de Genova, teild mit ben Schiffen, bie eine Leinwandladung
für Tortofa eingebracht hatten. Von anderen Handelshäuſern gebenkt
er babei noch der Colletiers, der Zollifhofer?) und ber „Lucianifhen?).
Sm den folgenden Jahren begegnen uns bie Safraneroß, die Chriftoph
Belferifchen und bie Imhof regelmäßig in den Zuggerifchen Korrefponbenzen.
) Ib. Brief des Thomas Müller, Madrid ben 12, Nov. 1474. (2. — 5. — 18.)
?) Die Zollikofer find, was den ſpaniſchen Hanbel betrifft, unverkennbar bie
eben der Mötteli. In ber franz. Urkunde von 1474 werben befanntlid die Mötteli
ihon als Sanct-Galler bezeichnet, wo auch bie Zollifofer zu Haufe waren. Deren
Handel mit Saragoffa ging anfangs wohl meben bem ber Möttell Her. Schon von
306 Zollifofer, der 1457 nad St. Gallen fam, wirb erwähnt, daß er nah Saragoſſa
handelt. Deffen Neffe Caſpar entzweite fi mit feinen Brübern wegen einer Schuld
für etliche Reifen, bie er für fie nad) Caragoffa in Hifpanien getan hatte. Sebaftian
Zollikofer war vor 1500 in Spanien, wo ihm aus erfter Che ein Sohn, Thomas, ge:
boren wurde. Ihr ſpaniſcher Handel Hat lange fortgebauert; Spuren find nachweisbar
aus ben Jahren 1568, 1651, 1660, 1707; f. Göginger, Die Familie Zollifofer.
*) Germ. Mufeum Behaim:Aften. Paulus II. Fase. 1.
Württ. Biertelfareg. f. Sanbesgefg. R.%. XL. 3
34 Häbler
Am ausführliäften ift eine Notiz aus dem Jahre 1577, weil damals ein
Zwiſchenfall den gewöhnlich glatten Geſchäftsgang ftörte”). Die Fugger
hatten, wie in anberen Jahren, damit gerechnet, ihre Barvorräte mit
Vorteil an die Safraneinfäufer Toszuwerden. Allein im Herbft war
der Wechſelkurs von Saragofla auf Lyon ein derartig günftiger, daß
jenen das Fuggerſche Geld zu teuer erſchien. Trogdem gelang es den
Agenten berfelben fchlieblih doch, das Geſchäft zu machen. Sie zogen
die Welfer in das Vertrauen und gewährten biefen einen Vorzugspreis
von 84 Kreuzer für den Dufaten von 375 Maravebis. Dafür halfen
ihnen die Welfer dazu, daß die anderen Einkäufer — und bier erſcheinen
neben den Imhof und den Bayer auch ſchon bie Tucher als ſolche —
fi damit einverflanden erklärten, den Dufaten zu 86 Kreuzer anzunehmen
und in Bargeld, wie fie ihn empfingen, je zur Hälfte in Augsburg und
in Nürnberg wieder gut zu thun.
Die Imhof feheinen damals wieber duch ein Glied ihrer Familie
ihre fpanifhen Geſchäfte beforgt haben zu laflen. Im Januar 1580 ift
Gabriel Imhof als Junggeſelle zu Saragoſſa verftorben. Für die Welfer
Bat um biefe Zeit Wilhelm Renz mwieberholt die Safranmärkte befucht,
ehe er in bie Dienfte der Fugger trat. Wer bie Bayer und bie Tucher
vertreten hat, ift aus den Briefen nicht erfichtlic.
Gegen das Ende des 16. Jahrhundert ging ber beutfche Handel
auf der Pyrenäenhalbinfel allenthalben rüdwärts. Auch die Fugger blieben
davon nicht verſchont. Im Jahre 1597 trat zum erftenmale der unerhörte
Fal ein, daß die Fugger das von den Safraneros benötigte Gelb nicht
mehr rechtzeitig zu ſchaffen vermochten?). Waren auch biefe Schwierig-
keiten zum Teil in den inneren Verhältniffen des Fuggerſchen Handels
begründet, jo ftanden fie doch auch in unmittelbarer Wechſelwirkung
mit den Verhältniſſen des fpanifhen Marktes. Der Safranhandel,
der fat dur zwei Jahrhunderte hindurch das bevorzugte Feld für bie
Spefulationsthätigkeit der oberbeutfchen Kaufleute geweien war, fing mehr
und mehr an feine Bedeutung zu verlieren. Aus dem 17. Jahrhundert
eben uns beinahe gar feine Notizen mehr über benfelben zu Gebote.
Zwar wiſſen wir, daß der deutſche Handel mit jenen Gebieten noch
immer fortbeftand. Wie die Hanfeaten für ihre Privilegien in den
ozeanifchen Häfen der Halbinfel, jo kämpften die oberbeutfhen Städte
für die ihrigen im aragoniſch-kataloniſchen Binnenlande. Mit dem weſt⸗
9) Fürfl. Fuggerſches Archiv. — Brief des Th. Müller aus Madrid vom
23. Ottober 1577. (2. — 5. — 13.)
2) Ib. — Luzenberger an Phil. und Albr. Fugger. Madrid 27. Nov. 1597.
@—5.— 14)
Das Zolbuch der Deutſchen in Barcelona (1425-1440) x. 35
phälifchen Frieden wurde i. I. 1648 aud ein neuer Hanbelsvertrag mit
Epanien vereinbart, in welden Augsburg, Nürnberg und Ulm als Vor:
möchte für die oberbeutfchen Städte verhandeln. Allein die Blüte und
die Bedeutung, die der deutſch-kataloniſche Handel im 15. und 16. Jahr:
hundert erlebt Hatte, vermochte in den beiberfeits ſchwer erſchöpften
Landen fein Vertrag wieder ins Leben zu rufen. Mit dem allgemeinen
Riedergange Spaniens, mit ber Erfhöpfung, bie in Deutichland dem
jährigen Kriege folgte, ging von beiden Seiten bie Thatkraft verloren,
melde die früheren Kanbelsbeziehungen für beide Teile vorteilhaft und
gewinnbringend gemacht hatte. Und als die Länder fi nah und nad
wieder zu erholen anfingen, da hatten ſich die Bedürfniffe des Handels
in einer folden Weife verfchoben, daß fein Anlaß für die Wieberanknüpfung
ber zerriffenen Fäden vorlag.
Zur Gefchichte der Ravensburger Gefellfchaft.
Ben Aloys Schulte.
Die Vermutung Wilhelms von Heyd, daß die große Ravensburger
Geſellſchaft auch nah den Niederlanden hin lebhaften Handel getrieben
bat, konnte Heyd nur durch ſchwache Beweiſe ſtützen). Daß ich heute
mehr bieten kann, verdanke ich ausſchließlich der Güte meines Kollegen,
des Herrn Privatdozenten Dr. Walther Stein, ber mir das bei feinen
im Intereſſe der hanſiſchen Geſchichtsforſchung unternommenen Reife
nebenbei gewonnene Material liebenswürdigft zur Verwertung übergab.
Mit herzlihem Danke made ih zu Nutz und Frommen ber Gefdichte
füdbeutfchen Handels von diejen Urkunden Gebraud.
Zwei der Urkunden führen uns nah Köln, wo Johann van Len-
derindufen, Wirt zu Sternenberg auf dem Heumarft, Bürger von Köln,
Bertreter der Ravensburger Gefelihaft war. 1464 wurden auf dem
Wege zwiſchen Köln und Roermonde in Vlodorp (nörblih Heinsberg)
Waren, die neben anderem Gute von fünf verſchiedenen Perfonen geführt
wurden, aus Feindſchaft gegen Köln angehalten. Es waren das Hans.
von Steiden, Bürger von Augsburg (eyn loesch pack, Zeichen), „Bal-
thafar Wolff“, Bürger zu Nördlingen (eyn groiss pack, Geſellſchafts-
zeichen), ferner drei Kölner. Der eine vertrat einen Bürger von Nym—
wegen und feine Geſellſchaft, unfer Johan van Lendrichuſen aber: Hanns.
Wyslant und feine Geſellſchaft von „Ravensberg“ (ein Pad mit ber
Humpißſchen Marke) und Erart Roeynd von Roetlingen und feine Gefell:
ſchaft (ein Pad mit Zeihen). Ein dritter Kölner hatte einen Bürger
von Antwerpen zu fügen. Dieſe Leute befhmworen, daß die Waren den
angegebenen Eigentümern gehörten, und biejes Zeugnis gab Köln an das
Gericht zu Vlodorp weiter?). In der Urkunde fteht, daß bie Leute fo
an ihrem Markte gehindert wurden. Wollten fie auf die Oſtermeſſe von
Bergen op Zoom?
N Die große Ravensburger Gefelfgaft. Stuttgart 1890. ©. 38 f.
) Stadtarchiv Köln, Kopienbuc 27 ol. 103 mit ber Überfchrift: „testimonium
pro certis forensibus contra arrestamenta facta in Vlodorp“. Bem 12. März
(up maendach na halffasten). Oftern war am 1. April.
Zur Geſchichte ber Ravensburger Gefellicaft. 37
1463 wurde in Geilenfirhen auf dem Wege von Antwerpen nad
Köln von Johannes van Schiffwylre Kaufmannsgut als köolniſch beichlag:
nahmt, doch trat da unſer Johann von Lenderinhufen vor und beſchwor,
dat eyn terlinck mit gewandte alsus (Zeidien) gemyrekt zogehoerende
sy der gesellschaff van Hoempesch van Ravensberg in Swaiven
und zwene andere terlinge mit gewande die Johan die Wever
voirman geladen hait zogehoerende synt Evert Reynck van Ulme;
auch mar noch Antwerperner Gut dabei!). Aus Antwerpen war an bie
Kaufmannſchaft geſchrieben, daß fein Kölner Teil an dem Gute habe.
Sehr wefentlih für die Ausdehnung des Geſchäftsbetriebes der
Humpiß fommt ein Brief der Stadt Köln an ihren Kanzler Dr. Johann
Vrunt vom 27. Januar 1449 in Betracht. Wegen eines großen Intereſſes
Hatte ihn die Stadt an den Hof des Königs nah Wien entjendet, die
Stadt ſchickte ihm nun einen Wechſelbrief: „an der Gefelihaft Diener
von Ravensburg" ?). Es folgt daraus, daß die Geſellſchaft ſowohl in
Köln wie Wien Faktoren, mindeftens jedoch nahe Geſchäftsfreunde hatte.
Der König weilte damals in Wiener Neuftabt.
Schon 1459 erfcheint die Gefellihaft auf den brabantifchen Jahr-
märften. Damals wurde vor den Schöffen in Nynwegen Bürgihaft ge:
leiſtet für Wilhelm Hoyman wegen Zahlung einer Geldſumme zu Händen
des Joeſt Hompis und feiner Geſellſchaft. Die Zahlung follte am 11. Nov.
und weiter auf allen folgenden Märkten von Bergen op Zoom und Ant:
werpen erfolgen ?).
Nach Brügge führen uns zwei Urkunden, die ſich beide auf ben
Seeverkehr von Spanien nach Flandern beziehen. Nach ber einen hatte
die Geſellſchaft in Valencia in das ſpaniſche Schiff des Jehan Peris
Semaines de Bertandoro 3 Ballen Mandeln und 3 Ballen Kümmel
für den Hafen Eluys in Flandern verladen. In diefem Hafen Brügges
angefommen verlangte Jehan Wijslant als bisponierender Genofje der
Gejelihaft des Frid und Jos Humpis und ihrer Genoſſen von Ravens:
) „1468 up unser 1. frauwen dach assumptionis* Stabtarhiv Köln.
Kopienbuch 28 Fol. 189. Cin ähnliches Eigentumszeugnis wurde 1470 ausgeſtellt für
Baren, die nach Brabant gehen follten, aber vom Fuhrmann nad Nymwegen gebracht
worben waren. Johann var Lenderwindhufen beftätigt, daß 2 Ulmer Fardell und „eyn
beblach pad, alsus gemprdt (Zeihen)“ Erhart Ruhing van Ulme feinem Gafte zugebören,
Ambrofius Voſſart bezeugt für 2 ſchwarze Ulmer und 2 Augsburger Fardell (Zeichen),
baß fie Heinrich Moelner von Augsburg und feiner Geſellſchaft gehören, endlich wird
noch Eigentum eines Mainzers (Sander zome Roß) genannt. Ebenda, Kopienbuch 29,
iol. 1741175.
*) Mitteilungen aus dem Stabtarhin Köln Heft 24 S. 196.
3) Stabtargiv Nommegen. Schöfienbud zum I. 1459.
38 Zäulte
burg von dem Schiffspatron die Waren. Allein diefer hatte in Nantes
an ben dort weilenden Genuefen Ambrogio Lommelino die Ballen gegen
Quittung abgeliefert. Der Kompagnon bes Ambrofius, der in Brügge
weilende Genueje Mathias Scraca, wollte mit der Angelegenheit nichts
zu thun haben. Infolgedeſſen verurteilten Bürgermeifter, Schöffen und
Rat von Brügge den Schiffer zum Erfa des in Brügge üblichen Preifes
der nicht abgelieferten Waren der Ravensburger Gefellfchaft ').
Die zweite Urkunde aus Brügge ift fein Enburteil, fondern ein
Zwiſchenurteil in einer „unvollſtändigen, dunklen und nicht fpruchreifen
Sache“. Aber das für die Handelsgefchihte Weſentliche kann man ihr
doch entnehmen. Der Streit fpielt fi ab zwiſchen Hans Hinderofen,
aus dem die Vorlagen Linderhoven und Inderhoven machen, als Genoffe
und Faktor der Geſellſchaft des Joſſe Hompis de Raveſporch en Alemaigne
und folgenden Leuten, die fih durch ihre Familiennamen jofort als
Genuefen verraten: Giovanni und Agoftino Doria, Dttobono und Anfaldo
Lomellino, Real de Realis und Francesco Michiel. Die Ravensburger
Geſellſchaft hatte auf das Schiff Ochoa de Galindes Waren geladen und
zwar wohl wiederum in Valencia, weil die Summen, bie für die Wieder:
erlangung der Waren und die Verderbnis und Verſchlechterung derſelben
gefordert werden, in der Münze von Valenzia ftipuliert find. Die
Genuefen find zum Erfage pflichtig, weil die Ravensburger Geſellſchaft
bei ihnen ſich verſichert hatte?).
Es ergiebt fi ſomit, daß die ftarfe Pofition, welde die Humpiß-
geſellſchaft in Valencia hatte, nicht allein dazu benügt wurde, um die
Waren über Genua und die Häfen an der Rhonemündung in das italienifche,
franzöſiſche und deutſche Gebiet zu verbringen.
Die Ravensburger vertrauten ihre Waren auch den Ediffen an,
die um das Kap von Gibraltar herum die blühendfte Handelsftadt jener
Tage, Brügge, aufſuchten, den Plag, der durch feine Lage an der Grenz:
ſcheide romanifcher, deutfcher und englifcher Interefien, an der Stelle, wo
die zentraleuropäifhe Vermittlungszone die Meeresfüfte erreichte, mo die
Schiffahrt der Süd: wie der Nordeuropäer im Hafen von Eluys zufammen-
traf, dazu beftimmt war, bie Hauptvermittlung zwiſchen den Völkern
Europas zu übernehmen. Bisher war uns nur ein einziger Beweis dafür
befannt, daß Ravensburger Waren zu Schiff die Fahrt um Gibraltar
’) 1446 November 14 Beilage 1.
%) Die venditio gabellarum veterum von 1428 (Genun), deren Kenntnis ich
Herm Prof. Sieveling In Freiburg i. Br. verbanfe, unterfheibet assecnramenta bis
und über 8%/o ber Summe. Tie Urfunde folgt in Beilage 2,
Zur Geſchichte der Ravensburger Geſellſchaft. 39
magten‘). Wir können nunmehr jagen, daß der Verkehr wenigftens in
den legten Tagen der Blüte von Brügge gewöhnlid war. Wie bie
Benezianer und Genuefen regelmäßige Fahrten nad Brügge eingerichtet
hatten, fo zog aud) die Ravensburger Geſellſchaft davon Vorteil.
Aus den Kölner Urkunden jehen wir aber auch, daß die Ravens:
burger nit in den Fehler der Hanfifchen verfielen. Dieſe haben
bekanntlich, als der Rüdgang von Brügge begann und Antwerpen mehr
und mehr emporkam, viel zu fpät fi dazu entſchloſſen, Flandern zu
verlaſſen und in die brabantifche Stadt überzufiedeln. Die Oberdeutſchen
richteten ſich hingegen fofort in Antwerpen ein, ja die Ravensburger verkehrten
dort ſchon 1468, alfo zu einer Zeit, wo eben (1442) die erfte Überfieblung
fremder Kaufleute von Brügge hierher ftattgefunden hatte. Der Stapel
engliſcher Tücher war befonders wirkſam. Nach ben bisherigen Kenntniffen
meinte man: der erſte oberbeutiche Beſucher Antwerpens werbe erft 1477
erwähnt, 1498 fauften die Augsburger Höchſtetter bereits für ihre Faktorei
ein Haus. Der erfte Spanier lich fih 1498 dauernd in Antwerpen
nieder, ein portugiefiiher Faktor wird dort zuerft 1494 ermähnt?).
Selbſtredend waren die Meilen ſchon vorher beſucht und um eine folde
Fahrt zu den Meffen von Antwerpen und Bergen op Zoom dürfte es ſich
aud bei den Ravensburgern handeln» Freilich ftimmt damit das Datum
der Urkunde von 1468 nicht überein. Das Zeugnis ift in Köln auf
Mariä Himmelfahrt ausgeftellt. Die Gewandballen, welche aljo wohl
engliſche Tuche enthielten, dürften ſomit Ende Juli in Antwerpen verladen
worden fein. Won der Pfingftmefje konnten fie wohl nicht herrühren, erft
teht nicht von der St. Bavon-Meſſe (St. Bavo 1. Dftober) und die
Mefien von Bergen op Zoom wurden um Weihnachten und Oftern (früher
Lichtmeß) abgehalten. 1484 führte das Brügger Kontor der Hanfa gegen:
über Beſchwerde, daß in Antwerpen von ben Brabantern das ganze Jahr
hindurch außerhalb der Märkte ein neuer Stapel gehalten werde’). Man
fieht, melde Witterung der kommenden Dinge damals die Ravensburger
Raufherren hatten. Die Blüte Antwerpens fah die Gejellihaft allerdings
nit mehr.
Unfere Urkunden geben uns alſo höchſt willkommenen Aufihluß
über den Handel der Ravensburger in Spanien, Flandern und
Brabant, wie in Öfterreih. In den für die Handelsgeſchichte ſehr
ergiebigen Regeften des Wiener Stadtarchivs, die Uhlirz in dem Werfe
2) 1474 bezw. 1475: Schulte, Geſch. bes mittelalterlichen Handels und Verkehrs
qwiigen Weſtbeutſchland und Ztalien 1, 548 und Anın. 4.
3) Bol. Ehrenberg, Das Zeitalter der Fugger 2, 4.
) Ehrenberg a. a. O. 2,9.
40 Säulte
„Quellen zur Geſchichte der Stadt Wien“ veröffentlicht hat, habe ich
allerdings vergebens den Ravensburgern nachgefpürt. Wenn man aber
bedenkt, wie lebhaft einft der Verkehr zwiſchen Wien und Köln gewefen
war, fo erflaunt man doppelt, daß das Eleine, abfeits gelegene Ravens-
burg bie Gelbvermittlung übernehmen konnte. Wieleiht geben uns
einmal die Zolfrechnungen von Preßburg für Ravenzburg ebenfo intereflante
Auffhlüffe, wie wir fie denen von Barcelona verdanken.
Auch für die innere Geſchichte der Ravensburger Geſellſchaft find
die Urkunden von hohem Werte. In der Brügger Urkunde von 1466
erſcheint Johann Wißlant aus Jsny — Philipp Wißland ift aus Barcelona
als Faktor der Humpiß näher befannt — als Faktor der Gejellihaft
der Friederich und Jos Humpiß. Damit ergiebt fi, daß in diefem Jahre
Frid und Jos die Regierer der Gejellihaft waren und daß man aus dem
KRonftanzer Dokumente von 1446') nicht herauslefen darf, daß die Gefell:
ſchaft des Frid Humpiß fi) von der großen abgezweigt habe). In Johann
Hinderhofen begegnet uns eine Familie, deren Beziehungen zur Humpiß-
geſellſchaft Ion befannt waren). ft unſer Johannes der 1527 geitorbene
Hans Hinderofen, deſſen Epitaph ich an der Rüdjeite des Triumphbogens
der alten Karmeliterkirche in Ravensburg fah?
Der in allen drei Kölner Urkunden genannte Erart (auch Evert)
Roeynd, Ruhig wird einmal als Reutlinger, zweimal al Ulmer bezeichnet.
Felir Fabri nennt unter den Ulmer Familien, die mit Patriziern ver:
ſchwägert waren, die Rüding. Diefer Erhard Roing wird wohl identiſch
fein mit dem Ulmer Herandus Roinus, der 1487 einem Mailänder Kauf-
mann 3600 & Imp. ſchuldete *).
Beilage 1.
Urteilſpruch der Stadt Brügge in einem Streite zwiſchen der Ravensburger
Geſellſchaft und einem ſpaniſchen Schiffsfapitän. Brügge 1466 November 14.
St.A. Brügge, Register van alle zaken 1465—69 fol. 59.
A tous ceulx, qui ces presentes lettres verront ou orront, bourgmaistres,
eschevins et conseil de la ville de Bruges salut. Savoir faisons, que pardevant
nous est meu Question et difference par et entre Jehan Wijslant comme com-
paignon et gouverneur de la compaignie de Frederic et Josse Hompiz et com-
paignons de Ravisperghe en Alemaigne demandeur dune part et Jehan Peris
Semaines de Bertandoro, maistre dune neif dEspaigne, deffendeur dautre part,
') Heyd a. a. O. ©. 1.
2) I% Habe ſchon Gefch. d. Handelt 1, 628 Zweifel ausgeſprochen.
Schulte 2,72 Nr. 116.
+) Hepb 84. Squlte 1, 635.
Zur Geſchichte ber Ravensburger Geſellſchaft. 4
disant ledit demandeur, que ou nom et depar ladicte compaignie avoient este
ehargiez en 1a dicte neif lors estaute a Valence entre autres choses et parchelles
de marchandise trois bales damandes et trois bales de commin appartenans a
la diete compaignie pour en ycelle neif estre envoyez ou port de lEscluse en
Flandres et pour ce que en recevant les biens et marchandises, que ou nom de
1a diete compaiguie avoient este chargiez en la dicte neif, lui failloient les diz trois
bales damandes et trois bales de commin, il requieroit des diz 6 bales du dit
maistre avoir restitucion selon la valeur, que a present amandes et commin
valent en la dicte ville de Bruges. A quoy le dit maistre de neif deffendeur
respondy confessant et recognoissant, que les diz 6 bales damandes et commin
avoient este chargiez et receuz en sa dicte neif a Valenoe, mais disoit quil avait
yeelles 6 balles delivrez hors de sa dicte neif a Ambroise Lommelin, resident a
Nantes, quant la diete neif 7 estoit, pour aucunes causes qui a ce ui avoient
meu, dont il monstroit et exhiboit certaine cedule, quil avoit receve du dit Am-
broise, requerant de la dicte demande estre absols. Le dessus dit demandeur
repliquant, que la dicte delivrance faite au dit Ambroise point navoit este faicte
de son commandement ne depar lui et non estoit point content, requerant comme
dessus. Apres que sur ceste question avoit este mande pardevant nous Mathieu
$eraca, marchant de Jennes, resident a Bruges, compaignon comme len disoit
du dit Ambroise, pour de Ini savoir, se il vonloit ou nom du dit Ambroise sous-
tenir et deffendre la delivrance des diz 6 bales faites au dit Ambroise ou non et
le dit Mathieu Scraca avoit respondu que non et quil nen avoit aucune charge
et ae ꝓ vouloit contredire: oyes les dietes parties en toutes leurs raisons et consi-
dere la recognoissance du dit deffendeur a par nous este dit jugie et declare,
que le dit Jehan Peris deffendeur est et sera tenu de vendre et delivrer au dit
demandeur les diz 8 bales damandes et 3 bales de commin a lextimation et valeur,
que valent amandes et commin presentement et communement en la diete ville
de Broges, reservant au dit deffendeur son action et droit alencontre le dit Am-
broise et autres si avant que droit et raison vouldront. En tesmoing etc. le
4. joar de Novembre anno LXVI.
Beilage 2.
Zwiſchenurteil in einem Prozeß zwiſchen der Ravensburger Gejellihaft
md Genuefen über die Verfiherungsfumme für Waren. Brügge 1475
März 17.
St.A. Brügge, Memoriael van scepenencamere 1474—1475 fol. 10—12,
zwei Konzepte, von denen das ältere ohne Datum.
Comme certain proces dasseurance ait este japiecha meu et pendant
parderant les bourgmaistres et eschevins de la ville de Bruges entre Hans
Linderhoven') comme compaignon et facteur de la compaignie de Josse Hompis
de Ravesporch en Alemaigne demandeur dune part et Jehan et Augustin Dorie,
Ottebon et Ansalde Lommelin, Real de Realis et Francisco Michiel pour eulx et
leurs compaignons deffendeurs dautre part a cause de certaine somme de deniers,
) So lieſt das erite Konzept ftatt des in ber Zeile durchgeſtrichenen Namens
Andries Zadebare, das zweite vollitändigere Konzept bat Anderhoven.
42 Schulte, Zur Geſchichte ber Ravensburger Geſellſchaft.
que le dit demander se dit avoir mis dispense et fraye pour le recouvrement tant
des biens et marchandises chargies en la neif de Ochoa de Galindes asseurees que
non asseures et de laquelle somme icellui demandeur demandoit aus diz deffendeurs
pour leur part et porcion la somme de quatre cens livres ınonnoye de Valence
pour une partie et leur part et portion de eineq cens unze livres quinze solz
six deniers dite monnoye de Valence a loccasion du gast et empirance de pluseurs
des dietes biens et marchandises pour autre partie. Ven le dit proces et eu sur
icellui lopinion et advis des marchans de la bourse et considere tout, ce que
faisoit a considerer en ceste matiere, les diz bourgmaistres et eschevins dient et
declarent le dit proces estre deffectif, obscur et en tel estat, quil ne se puet
jugier et decider diffinitivement et pour ce ilz appointent et ordonnent les dietes
parties a escripre de nouvel par brieves memoires a leurs fins et conclusions
par ung volume et.a ceste fin leur seront baillees et delivrees les copies de leurs
eseriptures tant dun coste que dautre, lequel demandeur sera lenu en ses
escriptures de mectre et declarer par bonne et vraye declaration la quantite et
qualite de tous les biens, quil avoit chargiez au dit navire de Ochoa de Galindes
taut asseurez que non asseurez et aussy empirez et non empirez saucuns en y
avoit et semblablement les fraiz, missions et despens, que le dit demandeur dit
avoir este fait pour le recouvrement des diz biens et marchandises, desquelles
escriptures les dietes parties seront tenues de furnir le lendemain de quasimodo
prochainement venant, et ce fait elles seront tenues de changier leurs dictes
escriptures et de baillier additions, silz veulent et bon leur semble, et de y
jeindre toutes lettres, certifications, instrumens, munimens et autres chses,
dont elles se vouldront aydier tant dun coste que dautre, endedens quinze jours
apres ensuyvans, pour le tout veu les appointier par droit ou autrement, ainsy
quil appartiendre par raison, et que neantmoins les diz deflendeurs seront tenus
de namptir es mains de justice Ia somme de quatre cens livres dite monnoye
d® Valence a cause des despens, frais et missions faiz pour recouvrir les biens
chargiez en la diete neif de Ochoa de Galindes, chascun pour rate et a lavenant
de la somme par luy soubscripte en la pollice de la dicte assecurance, laquelle
somme icellui demandeur pourra lever en baillant bonne et seure caution de rendre
toute la diete somme ou partie dicelle par ainsy que en fin de cause ainsy
soit dit et faire se doye, les despens reservez jusques en diffinitive. Actum
et pronunciatum 17 Mareii anno LXXIII, presentibus Barbasnen, Sire Paule,
Deckere, Ahbinsvoorde, Luts, Ronden.
Die Anfänge des Pietismus und Separatismus
in Württemberg.
Don Chr. Kolb, Tefan in Yubrigeburg.
Gchluß.)
III. Der MWergang zur Toleranz von 1715 ab.
Die eriten Schritte duf der neuen Bahn der Toleranz hat bie
Calwer Kommiffion gethan, ihr wach der Oberrat. Dabei handelt es ſich
um zwei entſcheidende Neuerungen“ Wegfall aller Gewaltmaß:
regeln folgen Separatiften gegtaüber, die fi ftill ver-
halten, und Duldung der Privatverfammlungen firdlicher
Bietiften. So beginnt in der evangelifchen Kirche Württembergs die
Auflöfung deſſen, was nod von nıittelalterliher Geſtalt an ihr haftete,
es vollzieht ſich ein großer Fortſchritt ber Neuzeit entgegen.
Nur von einem Übergang zur Toleranz kann in biefen Jahren
geredet werben. in unerwarteter und wirkſamer Wiberftand irm ent:
gegen.
Die Darſtellung diefer Beftrebungen und Hemmungen bildet den
Sauptinhalt dieſes dritten Teils. Kurz wird des Ediktes von 1743 zu ge:
denfen fein, und anhangsweiſe mag eine Überſicht über die Verbreitung
des Separatismus erfolgen.
Das Gutachten des Oberrats vom 14.16. September 1713 haben
wir fennen gelernt (X, 234 ff.). Es muß dann Oftober 1714 aud ein
Synodalgutachten erftattet worden jein.
Aufs neue wurbe bie Sache angeregt durch das Anbringen des
Oberrats vom 18. Februar 1715. Dasfelbe geht davon aus, daß der «
Sevaratismus allmählich im Abnehmen fei. In Calw 5. 8. feien, nach⸗
dem Gmelin und andere feiner Anhänger fi entfernt, die alte Mayerin
aeftorben, die meiften Separatiften zur Kirche zurüdgefehrt. Barbili fei
wieder aufgenommen, die wenigen in Göppingen und Murrharbt hätten
fi refolligiert und zur Gemeinde begeben. Außer den wenigen in Stutt-
gart feien faum mehr etliche im Sand übrig. Daher wünfcht der Ober:
tat, daß jegt die remedia nach den Calwer Vorihlägen in ein General:
44 Kolb
reſtript gefaßt und öffentlich bekanntgegeben würden, damit der Sache
vollends ein Ende gemacht werde, namentlich in dieſen puncto religionis
weit ausfehenden Läuften. Durch äußerliche Gewalt, obrigkeitlihen Zwang,
prägipitanten Eifer über der Reinigkeit der Lehre, zumal bei fo abjcheu:
lichem Verfall der Heiligkeit und Unſchuld des Lebens werde nur ge:
ſchadet, auch durch Auslafjung bitterer und harter Schriften, wie noch
kürzlich zu Tübingen bei der theologiichen Fakultät etliche Disputationen
contra Separatismum in gar ſcharfen terminis publice ventiliert wor:
den. Nur dur Liebe fünne man etwas erreihen. Man habe gejehen,
wie heilfam die Verordnung von 1711 gewirkt habe.
Im Duplifat dieſes Anbringens ift nun noch folgendes beigefügt:
Ob es angefichts der Thatfadhe, daß die zur Milde ratenden Calwer
Vorſchläge vom Regierungsrat und gefamten Synodus approbiert jeien,
dem Refpeft vor hochfürſtlicher Durchlaucht nicht zu nahe getreten sei,
wenn ein einiger Theologus im Land und wenn er aud) primarius wäre,
eigenen Gefallens und aus handgreiflicher ambition nur zur Statuierung
feiner Autorität und Anfehens unter dem Prätert der Orthodorie und
Eifers über der Reinigfeit der Lehre ſich unterftehen dürfe, in einer auf
Beibehaltung der Ruhe und des Wohlftandes der Kirche im ganzen
Herzogtum abzielenden Sache wider bie bereits in medio liegende ihm
felbft gar mohlbefannte hochfürſtliche Refolution und conclusa una-
nimia der vornehmften Kollegien in fürftliher Kanzlei, auch des geſamten
Synodi, deſſen Mitglied er ſelbſt ift, und die projektierte Abfaflung vor
etlihen Monaten ſelbſt approbiert hat, ſolche konträre, harte, gefährliche,
zumal in ipso facto unbegründete, übel applizierte principia in publicis
dissertationibus et seriptis zu fubminiftrieren und pro cathedra
zu defenbieren, die das ganze wohlüberlegte und durch den Ausgang der
Sache noch mehr bewährte Fundament von neuem wieder über den Haufen
werfen und der Kirche des Landes an auswärtigen Orten nichts anderes
als eine üble existimation und große bläme nad) ſich ziehen? Db dem:
nad einem folden Mann das öffentliche Schreiben und Schmähen in
Saden, welche alle Inftanzen durchlaufen haben und entſchieden jeien,
nicht ein für allemal niederzulegen fein möchte? Das könnte geſchehen,
wenn ein fürftliches Generalrejfript ausgelaffen und dadurch aller Welt
das Gegenteil gezeigt würde.
Auch der Geheime Rat in feiner Sigung vom 25./27. Februar
ſprach harten Tadel aus über die in der Schrift enthaltenen anzüglichen
Erpreffionen gegen die württembergifche Kirche, als ob man in ihr falſchen
Gottesbienft hege. Dem Reipeft des Fürften fei zu nahe getreten, bie
ganze württembergiſche Kirche in große bläme verfegt, auch die Univer-
Tie Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 45
Atät Tübingen, als ob man dort von der Orthodorie abginge, ehr verfehreit
gemacht und öffentlich proſtituierti), wie wenn im Herzogtum bisher den
ihäblihen Irrtümern des Separatismus favorifiert, und nicht genug
gefeuert worben ſei! Die Univerfität wird getabelt, daß fie nicht Zenjur
an dem Buch geübt habe. Es wurde beichloffen, allen Buchhändlern den
Debit der Schrift außer Landes zu verbieten und dem Verfaſſer Jäger
jeine Übereilung zu erkennen zu geben.
Sodann nahm ber Geheime Rat die Anträge bes Oberrates inG
Behandlung. Als zu erftrebendes Ziel wurde von vornherein bezeichnet:
zu verhindern, daß nicht endlich nach dem Erempel anderer Länder aus
der Kirhentrennung auch eine politiihe Separation entftehe. Auch der
Geheime Rat billigt Die von Kommiſſion und Oberrat vorgefehlagenen geiftlihen
und weltlichen Mittel, eignet ſich auch die ganze Beurteilung bes Separas
tiömus an. Aus den Beratungen find nur noch einige Einzelheiten zu
erwähnen. Den Vorſchlag eines Aquivalents für ben Zehnten erfannte
aud) der Geheime Rat ald angemefjen, hielt aber die Schwierigkeiten für
unüberwindlicd namentlid) wegen der Patronatspfarreien. Daß, wie das
Synodalgutachten noch beigefügt hat, unter dem Gottesdienft auslaufende
Separatiften als Turbatores mit aller Etrenge abgeftraft werben follten,
wollte der Geheime Rat nicht ganz billigen. Das v. Leiningenſche Buch
tonne auf ſich beruhen, da es weder bei den Separatiften noch jonft bes
ionderen Eingang gefunden habe. Zulegt beſchließt der Geheime Rat, es
jolte alles in ein Generalveftript gebracht werben.
In der That liegt nun das Konzept eines fürftlihen Generalreifripts
vor in causa Separatismi vom März 1715. Der Inhalt ift im wejent:
lihen folgender:
Ans Anlaß des von andern deutſchen Provinzen auch in dieſem Lande prepa:
gierien neuerdings fogenannten Pietismi und zulegt noch weiter daraus erwachſenen
Separatismi haben fich zerfchiebene, zum Teil gute, zum Teil ſchädliche Bewegungen in
tn Gemeinden hervorgethan. Tadurd wurde das Ebift von 1894 veranlaßt. Her»
nach find einige Trennungen ſowohl bier als namentli in Calw entftanden, daher
das Edilt von 1706 — und bie Kommiſſionen nad; Großbottwar, Leonberg, Calw,
Heruenberg*). Es Habe fid ergeben, daß zu ber in Galm vorgefhüßten innerlichen
Überzeugung nichts anderes als das in allen Ständen eingeriffene Verderben bie Wurzel
ei, befonder® in dem äuherlichen Kirchenweſen und Gottesbienft, dann unvorſichtiges
Traftament ber zum Teil allerbings auch eigenfinnigen Leute. Nun bat ſchon bie
Sprzialrefolution von 1741 Vorſchrit gegeben. Dieſes Dekret wird wörtlich wiederholt.
=
N Bezieht fi vielleicht darauf, daß Jäger allein ohne bie Fakultät vorging und
im Epilogus feiner Schrift Gott beionbers banft, daß er ihn vor bem Schwindelgeiſt
bewahrt habe.
”) Man beachte, daß das Editt von 1708 gar nicht erwähnt wird. Man barf
ireifeln, ob es je angewendet wurde.
46 Kolb
Die Calwer Kommifjion hat nun aber Anlaß geboten, namentlich ba jene Separa⸗
tiften anfangen ſich wieder zu näern, eine Generalinftruftion zu erlaffen an das gefamte
Minifterium des Landes, zugleich aber auch am alle Stabebeamten, wie fie allerjeits
mit dergleichen Leuten im privaten und Öffentlichen Verkehr progedieren follten.
Zuerft wird, um bie Reinheit ber Lehre zu erhalten, das Edift von 1694 noch
einmal eingefchärft, namentlid) auch ber Fakultät, Auch follen die Studenten zur Lejung
der ſymboliſchen Bücher und der alten Schriften vor denen ber neotericorum verwahıt
werben. Nichts, was ben status ecclesiae im Land Betrifit, darf ohne Zeniur ger
drudt werben, Keiner foll ſich unterfangen, bie darüber ergangene fürftlihe Verordnung
publice zu ſyndizieren. Sodann wird 2, das in speeie contra Separatismum ers
gangene fürftlihe Generalreffript (van 1706) betätigt. Auch vabei follen bie Geiftlichen
unmanbelbar bleiben und weder öffentlich noch privatim bavon abweiden. 3. Als
Grundregel der Behandlung wirb aufgeftellt: gegen ſolche, welde bloß den Mißbtauch
ber Lehre, nicht bie evangelifche Lehre felbft zum Grund der Abjonderung nehmen, nur
aus Irrtum ven der Beſuchung des äußeren Gottesbienfles ſich abſchließen, ihre Lehre
nicht weiter bijieminieren, im übrigen ihre Seeligkeit ſich einen rechten Ernſt ſein laſſen,
fol feine äußere Gewalt angelegt, namentlich follen feine Termine gefept werben zu
ihrer Wiederkehr. Noch weniger follen fie mit Zivil- und leiblichen Strafen belegt
werben und was bergleichen mehr if, wie in ber römifchen Kirche wiber ben Sinn und
Gebot Chrifi zu geſchehen pilegt. Schön wird das alfo begründet: „Nach den prin-
eipiis des 5. göttlihen Wortes, der alten Kirche, auch der ſymbollſchen Bücher, it bas
Reich Gottes fein Zwang, jondern ein freiwilliges Neid, weldes von bem durch bie
Erbfünde zu allem Böfen zwar gereigten, aber burd die in bem Werk ber Buße und
Belehrung einmal ergriffene Gmabe Gottes in Chriſto Jeſu wieber zurechtgebtachten
Billen des Menſchen im Geherfam des Glaubens unter viel Trübfalen und Berfud
ungen von innen und außen erfritten werden muß.“ Solche Leute alfo find nicht zu
überftoßen, ſondern fo fie anders ihren Jertum bei fi behalten, Feine neue Sefte ein-
zurichten fuchen, noch Hoffnung ber Wieberfehr geben, baneben als treue und gehorſame
Untertanen fi) auffüßren und zu ſolchen Abwegen etiva nur’ von fremben Jergeiſtern
verleitet worben jind, follen fie neben bisheriger ernfter Etmahnung mit aller Mode:
ration traktlert und toleriert iwerben. Durch ſolche gemäßigte Toleranz foll freilich der
Irrtum felbſt nicht gutgeheißen werben. Aber biejer modus procedendi fei ſchon
bisher von fo guter Wirfung gewefen, daß bie meiſten Separatiſten ad gremiun
ecelesiae tevertiert feien, daher nicht zu zweifeln, es werbe ſolches malum von felbit
ceffieren. Dann folgen 4. chen zu bem Zwech bies vollends zu erreichen, bie von
der Galwer Kommiffion vorgefhlagenen remedia theologiea und spiritualia: Gebet
zu Gott, daß er feine Kirche bei dem reinen Evangelium erhalten wolle, im Umgang
mit ben Separatiften Liebe, Freundlichkeit, Sanftmut, Gebuld, eingedenk befien, daß
in Gewiſſensfällen ſich nicht Bloß imperative verfahren laſſe. Cin jeder habe alſo bie
allgemeine Regul ber menſchlichen Sozietät vor ſich zu nehmen: was bu willſt, bay bir
die Leute thun follen, das thu du ihnen. — Ich denke, fon biefer eine Satz genügt
zum Beweis, daß eine neue Zeit im Anzug if, bie der Humanität.
Ferner wird empfohlen theofogife Prubenz, „weil es zu unſerem Mipfallen
fi, ergeben, welgermaßen mande unter euch ministri ecelesiae bie unanfländige und
ſchadliche Gewohnheit Haben, alles dasjenige, was nicht mit ihren Konzepten ober anz
gemaßten formulis übereinfommt, ſogleich auf öffentlicher Kanzel für fanatiſch und
ſchwärmeriſch auszurufen, wodurch allererft Irrtümer und Selten erweckt werben, wo
vorher feine waren“, alfo wird verboten, ſolche Schmäbworte zu brauchen und geboten,
Die Anfünge bes Pietismus und .Separatiamus in Württemberg. 47
bie Zuhöret auf das lebendige Chriſtentum hinzuweiſen. Es ſei nicht leichtgläubig
gleich alles anzunehmen. Die Irrenden ſeien zunächſt privatim zurechtzuwelſen, danı
ſei weiter zu berichten. Da die Nachläſſigkeit und der anitößige Wandel mancher
Prediger viel geſchabet habe, ſei befonbers barauf zu achten.
Tas Auslaufen umter dem Gotteöbienft an andere Orte iſt nicht zu bulden, doch
wenn einer dann und wann einmal an einem andern Ort einen — aber ortboboren —
Bfarrer hören will, iſt es ihm nach vorhergehender Anmeldung zu neitatten. Diejenigen
Pfarrer, welche ſich nicht entblöben, richtige Lehrfäge guter Tpeologen wie Spener und
Arndt auf ber Kanzel zu bekämpfen, werden bebroht. 5. Verbefjerung bes Katechismus:
unterrichts. Dazu gehört aber beſondere Gabe ber Weisheit, projunde Mebitation,
genaue Einſicht ber ganzen evanzellihen Okonomie, gute Crfahrung in ben Wegen
bes Chriſtentums nebft leichter Methode und Lehrart. Vergleichen Hauptrequifite find
wenig anzutreffen. Dieſem Dangel fann blog mit der Zeit abgeholfen werden. Taher
ſollen die Prufefioren und ber Stiftevorftand darauf bedacht fein, wie das studium
eatechisandi ex professo bei ben Stubenten getrichen werben möge, auch ihnen be:
fondere Information geben, damit fie beim Glutritt Ins Prebigtamt diefes höchſtnötige
gleichſam fubftantiale Stüd ihres Anits mit gutem Succeß treiben Finnen‘). Das
Ashalten der öffentlichen Kinderlehre nicht bloß an Sonne und Zelertagen, ſoudern
wo es Zeit und Gelegenheit zufaffen auch zu anderer Stunde, wird eingejhärft. Be:
fonbers follen diejenigen Runfte, die in ber neu anfgelegten Kinderlehre expresse ein“
gerüdt worben find, grünblic und deutlich ausgelegt werben‘).
6. Was das Verhalten zu denen betrifft, die zum Separatismus inflinieren, je
fol, wenn jemand ſich eine Zeitlang abfendert, derſeibe fogleid belehrt, und wenn c#
nichts Hilit Bericht eritattet werben. Ganz befonbers bebeutfam iſt die Borfehrift über
die Brivatverfammlungen: Dafernes außerdem fih da oderbortzu Privat:
anfammenfünften ein und anderer zubem Guten wahrhaft erwedter
Erelen und bisfreter Gemüter, bie ihr felbit zu prüfen und gu unter:
fcheiden wiſſen müffet, ob fie es in ber That find, anlaffen wollte,
Habt ihr foldes Vorhaben nit nlel für etwas VBerbädtiges anzu:
fehen oder obiofer Weife für conventienla auszurufen, fondern
deren Befhaffenheit vorher genau zu unterſuchen, ſelbſt darein zu
geben, und, fo fie nah unferem Geueraledikt von 1706 qualifiziert,
folge vielmehr zu beförbern ala zu hindern und Im Gegenteil wiber bie
eonventicula der Gottlojen, fo zu reifen, Saufen, Fluchen, Unzucht und anderen
Laſtern angefehen find, deſto ernftlicher zu eifern. Pfarrer und Tiafonen follen offen:
bare Sünder nicht fo ſchlechterdings zum Belligen Abendmahl gehen laſſen, ſondern
darüber mit ihren Oberbeamten fommunizleren.
Beil wir aber 7. erkennen, baf es mit biefem allem nicht ausgerichtet iſt, ſondern
der Hauptfteln des Anftopes, nämlich bie Im Schwang gehenden offenbaren groben
Sünden und after, annoch im Weg liegen bleibet, ſolches hingegen eine Sache ift, bie
vornehmlich auf eine wahre Buß, Veränderung des Herzens und Demutigung vor bem
grogen Gott als bem Richter alles Fleiſches in allen Ständen ankommt und ſich durch
äußeres Gebot und Verbot allein nicht erzwingen läßt, ſondern durch eine zufammen:
gefehte Kraft des Gebets von Gott erhalten werden muß, fo überlaffen wir demnach
4) Aug in dieſem Ctüd If man alfo nicht viel weiter gefommen als 3. ®. 1699
al. IN, 52 ff.
?) Die Ausgabe jtand mir nicht zur Verfügung.
48 Reis
und refommendieren diesfalls einem jeden aud unter euch Billig feine Chriſtenpflicht
täglich ver Gott auszuüben und gedenken auch unfererfeits . . . bie Notturft hinfüro
ernſtlich vorzukehren.
Zunft 8 betrifft den modus visitandi (N, 235). Dann werden ben weltlichen
Beamten bie remedia politica unb eivilia, ebenfals im Anſchluß an die erſtatteten
Gutachten vorgefärieben. Dabei ift zu erwähnen: das Kepermaden, zumal ba es
nicht einem einzelnen, fondern nur ber Gefamtfirhe zufommt, wird lege publica ver⸗
boten. Die, welde irgendwelche Schmähnamen brauden, werben für injurios ans
aciehen, zuerſt um einen Meinen Frevel, hernach aber vom Oberrat nah Willfür beftraft.
Gigentliche Irtgelſter aber, Läufer, Vaganten, falſche Apoftel, die ihr eigen Brot nicht
eſſen, Fürwid treiben, in die Häufer ſchleichen, unmittelbare Etleuchtungen oder Infpi:
ratlonen ſich anmaßen, auf die fol man Achtung geben, bie Wirte follen einen ſolchen
notieren, das gemeinſchaftliche Oberamt ihn vorforbern, ausfragen mit Güte und Ernft,
ihm das Handwerk legen und ihn, wo er fi fperren und nicht bram will, durch zwei
ober brei ehrfame Bürger zum Thor binausführen laſſen mit Verbot bes Wiederfommens
bei unausbleiblicher Strafe. „Dieweilen aber auch manche rebliche Seelen durch Leſung
allerhand fremder und ſchädlicher Bücher, melde bei ber heutigen Freigeiterei allgu«
nemein werben und ein jeder was ihm nur In den Sinn kommt, glei in bie weite
Belt hinausſchreibt, auch ſich zuweilen gar umterftehen darf, feine eigenen Finfälle und
jelbftgemäpßte Gebanfen vor göttliche Aufſchlüſſe und neue Offenbarungen zu bebitieren
und anzugeben, ohne die Sade Oberen und VBorgefepten wie ja billig fein follte zur
Prüfung und Zenfur vorzulegen, ober biefelben fonft mit einem chriſtlich gefinnten
guten Freund vorher zu fommunizieren, in Irrtum verführt werben... ba es bann
zuletzt nicht anders fein kann, als baß fo vielerlei Köpfe, fo vielerlei Glauben und
Religionen es in der Welt abgiebt, ein jeder nur glaubt, was er will und feiner fingus
lãren Einbilbung und Neugierigfeit anftändig if, . . . als gebenfen wie biefer Unorb-
nung durch genaue Aufficht über die Buchläden Hier unb in Tübingen möglihft zw
feuern u.f.f. Hinfihtlich des Begräbniffes der ſtillen Separatiften ſchließt ſich das Reffript
ganz an bie Vorfhläge X, 286 an. Endlich werden bie motus und turbas machen ⸗
den, der Obrigkeit ungehorfamen, gar Propaganda machenden Separatiſten ernftlich
bedroht.
Man wird dieſem Projekt die Anerkennung nicht verſagen, daß es
ein großes Entgegenkommen der Kirche in Beurteilung des Separatismus
und in Behandlung desſelben bedeutet. Es iſt von ſeiten des Staates
der erſte Schritt zur Toleranz gethan. In der Geſtattung, ja Beförde—
rung von Privatverfanmlungen geht ed noch weiter als das Reſkript von
1706 und ftellt jo eine Vorſtufe des Generalrefkripts von 1743 dar, ja
es ift infofern jelbft noch meitherziger als biejes, als es feine Zahl der
Teilnehmer feitfegt; allerdings wird eine beichränfte Anzahl ſtillſchweigend
vorausgefegt. Das Heimatrecht des Pietismus in der Kirche ift hiemit
gewäbrleiftet.
Warum ift das Projekt nicht zur Wirklichkeit geworden? Die Schuld,
jedenfalls die Hauptſchuld tragen der Kanzler Jäger und Prälat Weiß—
mann. Gie rieten ab.
Die Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 49
Jäger infonderheit hat zu Anfang bes Jahres 1715 eine Schrift
herausgegeben unter bem Titel: Separatismus hodiernus sub examen
vocatus, atque Donatismi superbientis Enthusiasmi delirantis atque
Anabaptismi verbum et sacramenta blasphemantis convictus.
Im ber Vorrebe fagt Jäger: Unter ben Gründen, weshalb bie Geparatiften in
diefen Landen Gunft oder wenigftens große Gelinbigfeit erlangt haben, ift nicht ber
tepte, dah man meint, fie bemeifen große Frömmigkeit in Leben und Sitten. Daß die
römmigfeit eines Schlsmatiters aber wahr und Gott gefällig fe, bezweifelt er.
Natürlih, wenn wahre Frömmigfeit ba wäre, bann würbe, wer fie untertreten wollte,
ber ewigen Verdammnis ſich ſchuldig machen. Wenn aber nicht, dann handeln die ſehr
übel, welde zum Schug fo hartnädiger Feinde der Kirche einen folden erbichteten
Egild vorhalten. Dann folgt ein Gebet: Du o Alerhöäfter, ſchaue mit gütigen Augen
auf bein Wirtemberg und reinige es von allem falſchen Gottesbienft, treibe aus ben
spiritum maledictionis, das iſt, den fanatifchen Geiſt, welcher unter dem Schein ber
Ftommigkeit und befonderen Offenbarung graffiert, ba er boch in Wahrheit nichts anderes
iR, als ein ſchwarzer Geift und Geh ber Verwirrung, aus dem ſchwarzen Sumpf
der Hölle.
Nun Quaestio I.: ob jeder fraft göttliger Verpflichtung gehalten
fei, biebeutigen Separatiſten daraufhinzu unterſuchen, vonweldem
Geiſt fie getrieben werben? Aus 1. Joh. 4, prüfet die Geifter, folgert er biefe
Wit für ale‘). Die Berufung auf ihre Früchte nad Matth. 7, 16 läpt er nigt
gelten. Es feien eben feine wahren Früchte. Bon ber Demut Chrifti weichen fie
jomeit ab, dab alle ihre Handlungen vielmehr auf Stolz und fleiſchlichen Übermut ger
tüßtet feien. Ipsa separatio ab ecelesia est juxta Augustinum et Optatum Mile-
vitanum grave peccatum et reum facit aeternae damnationis!! Daß ihre Irr-
tümer nicht fundamental feien, giebt er nicht zu. Da beruft er fi auf ben divus
Megalander Luther in feiner Schrift von 1625 an bie Ehriften zu Antorfj (Antwerpen).
Luther fagt: „Wir haben unter dem päpftlihen Regiment mande graufame Verführung
erfiten von ben Mumpelgeiftern oder PVoltergeiftern. Nun aber ber leidige Teufel
fichet, daß fein Poltern und Rumpeln nicht mehr gelten will, greift er ein neues an,
und poltert Heraus mit manderlei wilden, dunkeln Glauben und Lehren. Diefer will
feine Taufe Haben, jener Iengnet das Saframent des Abendmahls, ein anderer fegt
nod eine Welt zwiſchen biefer und bem jüngften Tage, etliche lehren Chriftus fei nicht
Gott, etliche jagen dies, etliche das, und find feier fo viel Selten und Glauben als
Köpfe, fein Rülg if jetzt fo grob, wenn ihm etwas träumet oder bünfet, fo muß ber
b. Geiſt es ihm eingegeben Haben und will ein Prophet fein.”
Auch Heute, fährt Jäger fort, felen wenigftens drei Meinungen über die Taufe
bei den Geparatiften; bie einen feien fo frech, das Beiligfte Unterpfanb bes göttlichen
vundes für ein Schlangen» und Teufelsbab zu halten, andere halten es für eine
müßige Zeremonie und fönnen faum bewogen werben, ihre Kinder taufen zu Laffen,
andere, deiche als mild gelten wollen, fagen, man könne wohl taufen, die paar Tropfen
Bafler ſchaben night. So fei es aud mit dem Abendmahl. Wer vestigia premit
Lutheri fönne alfo nicht anders urteilen, als daß jener Gelft in ben Separatiften fel.
Dann fommt er auf feine Lieblingeſentenz zurüd: wer im Alten Teftament jo etwas
') Damit will ex fein ummotiviertes Vorgehen beden.
Börtt. Bierteljahräh. f. Landeägeih. R. 5. XL 4
50 Rolb
zu fagen gewagt hätte gegen das Saframent ber Beſchneidung, ber wäre verbrannt
ober gefteinigt mworben !).
Quaestio II: Wieberheutige Separatismus aus feiner finfteren
und [hriftwibrigen Methode könne erfannt werben? Gigentlid gebe es
fo viel Methoben bei ben Separatiften als Köpfe. Er wolle diejenige Methode bar:
Tegen, welde ber 5. Geift anwende in unſerer Unterweifung zum Heil Da entwidelt
er kurz bie Föberaltheologie. Ganz eigentümlich ift aber nun die Behauptung, Gott
Habe mit dem Evangelium ben 5. Geift unauflösli verbunden, fo daß es nun heiße
Geiſt und Leben, Joh. 6. Ebenſo habe Gott aus Gnaben mit dem Goangelium ver:
bunden bie zwei Saframente. Diefe Methoden verkehren bie Geparatiiten, wofür
Jäger wieber Luther „von den himmliſchen Propheten“ zitiert.
Quaestio III: Ob und was ber Separatismus babe vonbem bona=
tiſtiſhhen und novatianifhen Geift? Er findet biefen Geift in bem Tadeln
der Fehler und Schäden der Kirhe und in der vorgeblien Helligkeit. Auch ba find
ihm ber malleus haereticorum divus Augustinus und ber Doctor ecclesiae Mile-
vitanus @ibeöhelfer. Unfere Separatiften haben eine erheblihe Zinktur aus bem
Donatiemus und Novatianiemus, und weil Gott nichts mehr mißfilt, als Hohmut,
fo können bie Separatiften Gott nit gefallen, Haben aud feine wahre Frömmigkeit.
Quaestio IV: Ob bie Wirkſamkeit von Wort und Saframent ab—
hänge von bes Geiftlihen Frömmigkeit ober Unfrömmigfeit? Die
Separatiften folgen hier den Spuren ber Donatiften, bes celeberrimus fanaticus
Barclay und Weigeld. Die Argumente Jägers find die gewöhnlichen: der Troft von
Wort und Caftament würde ja aufgehoben, niemand Fönnte ben Dienft eines Beiit-
lichen mehr in Anfprud nehmen. Bileam muß natürlich auch herhalten. Daß ein uns
würbiger Prebiger abgefchafft werden müffe, giebt Jäger dem Poiret zu, will aber ihn
und feinesgleichen keineswegs als bie Wiebergeborenen anerkennen, welde zu Richtern
berufen feien. „Welche Poiret zu Abepten hat, bie Madame de Bourignon und Jakob
Böhme, reinen wir nicht unverdient unter bie erften Fanatiker, ja unter bie Betrüger,
welche alererft abzufchafien und zu meiben find als pestes verae religionis!*
Quaestio V: Ob ber Separatismus etwas habe von dem fana—
tifden Geift? Das bedarf nad I. gar feines langen Beweiſes. Maztmil. Daut
mit feiner hellen Donnerpofaune*), welde fascinato hoc seculo bei vielen Glauben
gefunden Hat, erweiſt ſich als Fanatiker, ebenfo Tennhardt: ob er gleich fid) den An-
ſchein giebt, das ſeparatiſtiſche Lager verlaſſen zu Haben, Taboriert er fehr am enthu⸗
ſiaſtiſchen Wahn. Dann bie Leade, Bourignon, die Baberin.
Quaestio VI: Was von ben heutigen Zanatifern zu halten und
05 fie Verächter bes göttligen Wortes feien? Man fagt gewöhnlich: Die
Separatiften leſen Gottes Wort fleißig, mehr als andere. Ja aber nur für Anfänger
laſſen fie es gelten, bie Reifen brauchen es nicht mehr. Sie ziehen auch Bloß Beweife
daraus für das innere Wort gegen das äußere, wie zu fehen in bem gan peſtilenzialiſchen
Büchlein „vom inneren Wort", das o Schande frei in biefem Lande verteilt, oft ver—
ſchentt, ba unb bort empfohlen worben Äft, da es bod nur Berführungstwort Äft, vom.
Bater der Lüge entfprungen®), Dann fommt er barauf zu reben, daß Poltet, der Anter
fignanus ber Fanatiter, eine neue Meinung ausgedacht Habe, um bie 5. Schrift ganz
1) Vgl. Jahrg. X. ©. 886.
®) 1710. Vgl. über Daut Theol. Real:Encyfl.? 4, ©. 502.
*) Mir nit befannt.
Tie Anfänge des Fietismus und Ceparatismus in Württemberg. 51
vom Thron zu ſtürzen, nämlih daß Chriſtus in allen Menjchenfeelen wohne. In
der Behauptung Poirets, daß jeber Menſch, auch ber Heide, Gott ſchon von Natur im
Zentrum bes Herzene habe und daß es nur darauf anfomme, durch Überwindung des
Söfen Prinzips im Menſchen biefes gute zum herrſchenden zu machen, erfennt und
verurteilt Jäger bie Geftentmedng einer religio naturalis, welche beffer jei als die
von ber Schrift gelehtte! Poiret in ja foweit gegamgen zu jagen, wer bie Im gentrum
der Eeele leuchtende Wahrheit fucht, if ein wahrer Chriſt, wenn er auch den Bud:
Raben bes Evangeliums nicht kennt. Alles außer biefem inneren Licht ift nur Beiwerk.
Über Tennhardt fagt Zäger: Derfelbe Habe die Fußftapfen Weigels und Poirets ver-
felgen wollen, aber als homo simplex unb angusti cerebri habe er fi nicht zu
diefer Höhe auffchwingen können. Beigefügt find Gutachten über den Enthuſiasmus
von Karl L von England, Luther u. a.
Quaestio VII: Ob und was ber heutige Separatismus vom Anar
baptismu® babe? Inter pestes religionis merito suo referuntur Anabaptistae
obwohl fie bet manden das Lob ber Frömmigfelt Haben. Die ſymboliſchen Bücher,
welde jeber Geiftlihe fide juramenti unterſchreiben muß, haben bie Anabaptiſten als
Keper verbammt, alfo können fie nicht fromm gewefen fein! (Soweit alio erftredt
fich nad) Jäger bie Geltung der ſymbol. Bücher!) Keine Zrömmigfeit, bie nit aus bem
oxthodogen Glauben ftammt, demnach feine bei ben Wiebertäufern! Die Anwendung auf
die Geparatiften ergiebt ſich aus bem Hetrenbergiſchen (Reiningenfchen) Buch, in welchem
der grumbeitle Betrüger und Autor fo weit in der Unverfhämtheit gegangen ift, unferer
Kirhe mit ben biffigiten Worten vorzumerjen, baß fie pro Serenissimo Prineipe
nostro instar Gideonis fortissimi‘) pro patriae salute exereitum educente bete.
Bern fein anderer Grund da wäre, fo würde ber allein genügen, daß das infame
Bad von Henkerohanden vernichtet und ben rächenden Flammen überliefert würbe, jene
ober, welche das gifterfüllte Buch verbreiteten, mit einer bem fchweren Vergeben an:
gemefjenen Strafe belegt würden. Der gegenwärtige König von Frankreich, welder in
Regentenfunft und Kriensglüc in Jahrhunderten ſeinesgleichen nicht gehabt hat (Rub-
wig XIV!!), habe das Bud von Santarelli?) duch den Henker verbrennen laſſen unb
mit ewiger Infamie belegt. Und wir find fo frigidi in Verteidigung der Ehre unferes
Fürften und laffen etwas bruden wie folgenden Cap aus bem Hervenbergifgen Bud:
„Merte es bu gottlofe Chriftenheit und ſonderlich bu leider! verfluchte Pfafferei,
daß du öftere Buß⸗, Bets und Fafttäge, auch Betftunden anftellft und daran gewiſſe
dazu gemachte Gebete anftelleft, daß Gott ihres gnäbigften Landesfürften Waffen fegnen,
Etug und Sieg wiber ihre Feinde verleihen und mit Freuden wieber nah Haus
bringen wolle*®). Wer ba ben gegen Gott, Kirche unb Fürften tumultulerenden Anas
baptiemus nicht ſehe, fet entweder fataliter oder malitiose blind. Da I. Tim. 2, 1
Fürbitte befohlen ift für bie Könige, alfo auch für Nero, wen foll man mehr glauben,
dem von Gott infpirierten Panlus oder einem von ben Furien ber Hölle gegen feinen
Fürften gehebten Menſchen? Der akademiſche Senat verdiene Rob, daß er, ſobald er
son bem verbrecherifchen Buche hörte, das Leſen besjelben bei ſchwerer Strafe verbot.
Hätten alle folhen Eifer angewendet, dann wäre es nicht fo weit gekommen, daß
500 Gremplare, wie man fagt, verbreitet wurben. Daß die GSeparatiften z. B. noch
ichlechter feien als Anabaptiften beweiſt Zäger aus ber Äußerung Sprengers vor dem
%) Gberhard Ludwig im ſpaniſchen Erbfolgefrieg.
*) Traetatus de haeresi, Beflrafung der Fürſten durch geiſlliche Gewalt 1625.
®) Dal. X, 232.
92 "Reis
Konfifterium S. 106 und dem Verhalten des Maurers Steiner in Etuttgart. Auch
ein fali Gerücht aus Galw muß ihm bazu bienen. Taceo horrenda alia quae
sine gravi dedecore et macula patriae nostrae dieinon possunt. (Wahrſchein⸗
lich find die Stuttgarter Tumulte gemeint!) Im Artifel der Rechtfertigung vermiſchen
die Separatiften Glauben und Werke. Tennhardt ſehe es als diaboliſche Lehre an,
daß Chriftus für uns das Gejep erfüllt Habe, daß biefe Erfüllung uns zugerechnet
werde, daß die gellebten Söhne Gottes noch fünbigen können. Geparatiften wie Anar
baptiften verwerfen aud bie satisfactio vicaria, in quo articulo sola nostra
salus stat!
Quaestio VIII: Was von ben Gebeten ber Separatiften zu halten?
Züger giebt zu, daß fie Außerlid mit fehr großem fervor vorgebracht werben, Hält aber-
doch nichts barauf, führt zum Beweis ben wohlbefannten Betrüger Roſenbach an, ber
durch alle Glaubensartifel ben Geiſt ber dalſchheit und Heterodorie bewleſen, bem
äußeren Habltus nach aber brünflig und auch berebt, wie viele in Württemberg ber
zeugen können, gebetet habe. Unter anderen Beifpielen nennt er auch Cromwell ben-
„Angliae Protector sed revera sanguinis regii proditor“; felbft Türken und
Juden Fönnen beten.
Quaestio IX: Ob ber Separatismus etwas an jih habe vom Quäfer-
tum? Dieſe Verwandtſchaft nachzuweiſen war Zägers Stedenpferb.) Gr meint man:
fönne am beten aus ben Galwer Aften barüber urteilen, In Eßlingen hätten bie
Kommiffäre faum irgend einen Typus bavon gehabt, nämlich was Zittern und Ronvuls
fionen betrifft, freilich in Lehre und Praris viel was an bag Quäkertum nahe ftreife,
wie Konventifel und Privatabendmafl. In Cal dagegen fei es viel weiter gegangen,
unmittelbare göttliche Cingebungen und Konvulfionen feien ba vorgefommen. Einen
eigentlichen Beweis vermag er freilich nicht zu leiſten. Dafür muß bie Baberin aus:
helfen, welde von neuem wieber raptus, visiones et tremores hat‘), Die zutreffenbe
natürliche Grflärung des Galwer Arztes von hyſteriſchen Erſcheinungen will er nicht
ganz verwerfen. Doch viel lieber folgt er dem Kardinal be Bona, „welcher am römiſchen
‚Hofe wenige feineögleihen an Frömmigkeit gehabt hat“*), und Teitet folde motus und
concussiones vom böfen Gelft ab. Die cana et sana antiquitas, biesmal burdy-
Chryſoſtomus repräfentiert, gilt ihm auch Hier ald Autorität,
Quaestio X: Ob eine wahre und Gott gefällige Frömmigfeit fid-
beiden Separatiften finde? Das if ja zu Anfang ſchon geleugnet worden,
aber Jager findet es nötig, noch einmal den Gegenbeweis zu führen. Auch der Teufel
Mann ſich ja in einen Engel des Lichts verftellen! Nun ftelt Jäger vier Spllogismen:
auf, um zu bewelſen, baß bie Frömmigkeit ber Separatiften nicht aus Gott ſei. Er ift
überzeugt, daß, weil biefe Shilogismen auf Gottes Wort gegründet find, weber ber
Teufel noch feine Engel im ftande feien, fie aufzulöfen, geſchweige benn bie Bourignon-
unb Tennharbt, welcher wie fie propria sanctitate tumet. Die Argumente Taufen.
darauf hinaus: was micht aus bem Glauben geht iſt Sünde, nun haben aber bie Se-
paratiften dieſen auf das Wort gegrünbeten Glauben nicht, alfo ift ihre Frömmigkeit
Sünde!
4) Diefer Umſtand ift meines Wiffens nod nirgends erwähnt, Im übrigen.
vgl. IX, 92.
3) Alfo dem römifhen Kardinal gewährt Fäger das Präbifat der Frömmigkeit,
das er evangelifhen Separatiften weigert! Er ſteht damit unter ben Bertretern der
Orthoborie nicht allein.
Die Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 53
Quaestio XI: Welches bie Heilmittel feien gegen ben unfeligen
Separatismus? Jäger erwähnt, ba ber Synobus in biefem Jahre (es muß 1714
gemeint fein) beſonders bemüht gewefen fei, ſolche Heilmittel zu finden. Cr fel barin
‚Anftimmig geweſen: 1. baß man von Gott zunächſt alle Hilfe erwarten müffe, 2. dah
vier Artifel, welche meift von ben Separatiften ins Treffen geführt werben, von ben
Saimichen befonders behandelt werben follen. Wenn das von tüchtigen Geiſfichen aus
geführt werde, dann werde in foro choro et toro bie erwünſchte Harmonie Hergeftellt
werben. Gr fommt bann auf ben Rat, welden Tennharbt gegeben haben foll, ben
Vottebienft zu beſuchen, wodurch er bewirkt habe, daß faft bie Hälfte ber Calwer
Stparatiften wieder zur Kirche komme (X, 280), traut aber feinen Motiven nicht redt!).
Beſonders deshalb, weil er tm feinem neu erſchienenen Buche ih auf unmittelbare
söttlige Offenbarungen berufe, während feine Merkmale folder vorliegen, im Gegenteil
Anzeigen ba feien, daß er einen ganz verruchten Betrug begangen habe. Endlich fragt
@, ob, wenn bie Separatiſten jener Belehrung durch bie vier Artifel beharrlich wider ⸗
Areben, nicht Gewalt und Strafe anzuwenden fei? Ihm ſelbſt if das auf Grund ber
Ecriſt, der Praris ber erſten Kirche, Luthers und ber Gutachten ber beiten Theologen
gar nicht zweifelhaft. „Aber für niemanden ift es ſchwieriger, ein Urteil abzugeben, ale
‚für den Autor biefer Differtation, 06 praejudieiorum varietatem et intemperantiam,
beſenders einiger Theologen im Norben. Daffov in Holftein Hält mich für einen Gönner
der Pietinen unb befonbers Speners; von bem unreifen Urteil Nihents nichts zu
jagen). Bei bem andern gelte ich für einen Kapitalfeind des Pietiemus, ber nidte
als Blut und Mord atmet.” Zum Beweis bagegen beruft er ſich auf feine Leitungen
als Kommifjär in Eßlingen, wo er bie fehr ſchwierige Geſchichte in wenigen Tagen
wit Gottes Hilfe fo Ins reine gebracht Habe, baf niemand ins Eril getrieben fe, nier
mand über Ungerechtigkeit ſich deſchwert Habe, aus bem Grunbe der Wahrheit und
Ziete heraus gehandelt worben fei, kraft gebrudten Zeugnifjes®). Damit ftihelt er wohl
auf bie Calwer Kommiffion.
Angehängt ift ein Bedenken der „vortrefflihen” Lüneburgifchen
Theologen: ob einer Obrigkeit gezieme, die Wiedertäufer und andere Ketzer
zum reiten Glauben zu dringen und, fo fie in der Ketzerei beharten,
mit dem Schwert zu rihten? Dies Bedenken hat Urbanus Rhegius 1538
verfaßt, und zwar bejaht er bie Frage. Jäger ftimmt bei. Es fei feine
Moderation, wenn man Kegereien frei graffieren laſſe. Eine driftlihe
Dbrigfeit ſei in conscientia verbunden, die widerfinnigen und rebelliſchen
Gemüter mit Zwangsmitteln zum Gehör göttlichen Wortes zu treiben,
das fei äußerliche Pädagogie und fein innerliher Gewifjenzwang! Der
Teufel fährt nicht von felbft aus bei leiblich Befeflenen, viel weniger von
denen, welche geiſtlich mit Kegerei befeffen find.
Benn der Pietismus, zumal der feparatiftifche, Elemente latholiſch⸗
ascetifcher Frömmigkeit aufweiſt, jo enthält jedenfalls dieſe Beftreitung
) Den Erfolg der Ealwer Kommiffion mist alfo I. nicht ihrem Berbienfl,
fondern nur bem Rat Tennharbts bei.
Bal. IX, 62 und 73.
”) BL. X, 29.
54 Kolb
ebenfoviel, wenn nicht noch mehr Elemente des fatholifhen Kirchentums.
Kirhenbegriff und Beweisführung find ganz fatholifh. Kat Jäger feinen
Standpunkt in dieſer Schrift geändert? Nein. Aber er ift doch ſchärfer
geworben als früher. Er war durch und durch Kirchenmann, foweit fi
ber Pietismus mit korrekter Kirchlichkeit verträgt, hat er ihn gelten laffen,
aber auch nicht weiter.
Man braucht nur den von Hochſtetter verfaßten Kommiffionsbericht
und biefe Streitfchrift zu vergleihen, um den Abftand zu ermeſſen, welcher
zwei gleichermaßen auf dem Boden der Orthoborie ftehende, hervorragende
mwürttembergifche Theologen trennte. In Jägers Schrift lebt noch ein-
mal der alte Oſiandriſche Geift auf?), in Hochſtetter regt fi der Geiſt
einer neuen Zeit. Bei der Kommilfion das Beftreben, den religiöfen Be
weggründen ber Separatiften gerechtzuwerden, bei Jäger ſchlechterdings
feine Fähigkeit und Willigfeit, außerhalb der orthodoren Dogmatik eine
evangelifhe Frömmigkeit anzuerkennen. Bei ber Kommiffion eine milde
Sprache, bei Jäger, fo wenig man, ſachlich betrachtet, feiner Kritif eine
gewiffe Berechtigung und Begründung abfprehen wird, doch verlegende
Form, leidenſchaftliche Schmähungen. Bei der Kommilfion jeelforgerlihe
Barmherzigkeit, welche Verirrte gewinnen, Zwang nur im Notfall an—
menden miöchte, bei Jäger nur Zurüdftoßen und Verdammen und die
nadte Rechtfertigung meltliher Gewalt. Ja mit der religiöfen Piycho:
logie und der ſuchenden Hirtenliebe fteht diefes Kirchentum auf ge:
ipanntem Fuß!
Und doch märe es falſch, beshalb an Jägers Frömmigkeit zu
zweifeln. Jäger hat es felbft ausgefproden, daß in feiner Familie Arndts
Poſtille das erfte Buch nach der Bibel fei. (Gegen Poiret, der ihm vor:
warf, er habe Lukas Dfianders Katheder und Geift geerbt, des Mannes,
der Arndt verflude, nimmt er freilid Ofiander fehr in Schub.) Man
leſe das jelige Ende feiner jungen Tochter wie es Mofer beichrieben hat
Y) Nicht umfonft führt Jäger am Schluß feiner Tiffertation Nova purgatio
animae post mortem excocta in cerebro Mad. Bourignon et Petri Poireti,
extracta ex fumo infernali etc. 1716 cine Reihe gratulierender Diſtichen auf, beren
5 ihm als zweiten Ofiander feiern! Bezeichnend für feinen Stanbpunft ift auch fol
genbes: Als ber Synodus am 8. Oft. 1715 bie Anfrage an ben Herzog richtete, ob
nicht Andreas Adam Hochftetter zu ben Verhandlungen einberufen werben follte, ba ber
mit dem Separatismus einigermaßen in Konner flehende Handel der Inspiratorum
vorfommen werbe, unterzeichnete 3. bloß conditionate, fofern Hochſtetter bie Ehlinger
Rezeßpunkte, vgl. X, 249, als fundamentum concordiae approbiere. Wieviel er
fich auf biefe Elinger Friebensftiftung zu gut that, f. bie vorige Seite. Ich wage nicht
zu beſtimmen, ob Yägers Vorbehalt auf den abfclägigen Veſcheid bes Herzogs mit
von Einfluß geweſen if.
Die Anfänge des Pietlemus und Separatismus in Württemberg. 55
(Altes und Neues aus dem Reiche Gottes VII ©. 58) und man wird
den Eindrud bekommen, daß fie im Geift lebendigen Glaubens auferzogen
worben ift.
Kein Wunder, daß das Erfcheinen diefer Schrift in hohem Maß
Auffehen und Mißbilligung erwedte. Durchkreuzte fie doch gerabe bie
Veftrebungen des Konfiftoriums und ber Regierung.
Wir jahen, wie tadelnd ſchon der Oberrat in feinem Anbringen vom
18. Februar 1715 fi) äußerte (IX, 77).
Es ift dann auch thatfächlich der Meplerifhen Buchhandlung in Stutt⸗
gart ein Verbot zugegangen, bie Schrift nad} auswärts zu verfaufen. Jäger
empfand dies als eine große Schmad, er beſchwerte fi) fofort beim
Herzog, daß feine Schrift — fo ftellte er es dar — fonfisziert worden fei.
Darauf erging vom Herzog aus Ludwigsburg ein ſehr ungnädiges Schreiben
an ben Oberrat batiert den 27. März. Dieſe Konfiskation diene zu nicht
geringer Verkleinerung bes dem Jäger anvertrauten Amts. Weshalb fie
ohne Vorwiſſen des Herzogs gefchehen ſei? Das ließen fi aber die
Kollegien in Stuttgart nicht ruhig gefallen, die Geheimen:, die Regierungs-
und die Ronfiftorialräte legten am 8. April eine umfangreiche Verwahrung
ein. Da fie einen intereffanten Einblid in mande fonft weniger befannte
Verhältniffe gewährt, fo gebe ich den Hauptinhalt wieder.
Die Näte hätten gewünſcht, daß Jägers Klagichrift mitgeſchickt
worden wäre, damit fie Punkt für Punkt hätte beantwortet werben fönnen,
ja fie wünſchen es nod, damit die Ehre zweier fürftlihen Kollegien, des
Regierungsrates und des Konfiftoriums gerettet werde. Sie nehmen aber
fo viel Gnade für fih in Anfprud als eine Privatperjon fie genieße,
melde doch quoad offieialia von dieſen beiden Kollegien Befehle anzu=
nehmen habe. Nachdem es aber dem Herzog gefallen habe, einen Termin
von 8 Tagen zur Erkulpation anzufegen und ohne Mitteilung der Yägeri-
ſchen Klagepunkte ihr Vorgehen gleich zu ahnden, geben fie Beſcheid:
Das Zägerfche Buch jei nicht konfisziert, fondern nur bie Debitierung besjelben
außer Landes verboten worden. Der Beweis dafür wurde in bündigſter Form geliefert.
Urfachen bes Verbots: 1. Jäger habe Gottes Ehre gefränkt, indem er die Calwer Sache,
ba doch dieſe Gottes Sage fei und unter feinem Belſtand foweit gebiehen, baf das
Übel fait gehoben, jet auf eine folde Art perftringiere, während er am Neujahrstag
1714 zu Tübingen auf der Kanzel über ben guten Effeft ihrer Berrichtung ben Roms
miffären felbft gratuliert habe. Gr made gar feinen Unterfchled zwiſchen bem, was
etwa noch Gutes bei dieſen Leuten fei, und bringe dadurch ſchwache Gemüter in eine
Verwirrung, daß fie gar nicht mehr wiffen, was fie glauben follen. 2, Er verwerfe
die Refolution von 1711, welde einen fo handgreiflich guten Erfolg gehabt, ba man
das remedium der Zoleranz geübt, und bezeichne dies Mittel als ſchädlich und zur
Heilung folder Krankheit als unzulänglih. Cr gebe Beifpiele aus ben vorigen Jahr:
Sumberten an von den ſchärfften Ziviffitafen, bie doch in Gewiſſensſachen bekanntlich
56 Kolb
niemals gutgethan und allein für Rebellen und Aufrührer gehören, dergleichen aber
biefe Leute offenbar nicht find. Alfo sindiciere Jäger fürflihe Verordnungen. 3. Er
proftitutere bie württenib. Kirche außerhalb Landes in verfdiebenen Stellen. 4. Der
innerlihe Rubeftand derſelben werbe durch foldes Schmähen mehr geftört als geförbert,
8 werben bie Leute, bie im Begriff find zur Kirche zurüdzufehten, Bloß wieder in
NRücfal gebracht, auch bie Achtung und Yutorität der fürfligen Kollegien geihäbigt,
inbem, was biefe nad; Maßgabe der fürſtlichen Refolutionen bauen und pflanzen, Jäger
wieber einreiße und bie Hanb dareinſchlage wider Gebühr.
„Es tommt ihm bas als einem Professor academieus nidt zu, in Sachen,
die das Regiment eines ganzen Lanbes betreffen, ſich zu melieren, maßen ihm bie Aufs
fiht auf die Separatiften nicht anvertraut if. Für bie Verwaltung des Kirchenweſens
in dem Land fol er biejenigen forgen laſſen, welden folde Pfiicht anbefoplen if.
Benn er aber ale Generalfuperintenbent und Präfat zu Mbelverg in den Gpnobum
tommt, ba hat er in Kirche nſachen gleich anderen Synobalen fein votum zu führen,
wie er benm bei legt gehaltenem Synobo bie von diefem Kollegio, von ben fürftlichen
Nöten und Kommiffären in ber Galwer Separatiftenfa—he vorgeihlagenen remedia
theologiea und politiea ſelbſt mit approbiert unb biefelben für durchaus gut und
heilſam angefehen*), anigo aber einsmals, zumal ba bie Sade mehr im Abnehmen
als im Zunehmen fteht, feine Gemütsmeinung geändert hat und wiber alle Gebühr
gleichſam Gefepe vorfhreiben wil, wie man gegen biefe Leute progebieren folle.*
Sole eigenmägtiger: und unvorfigtigerweife Herausgegebene Bñcher zu filieren
fel aber ihte Pflicht, zumal ba periculum in mora. @in Profeffor ber Theologie,
unb wäre er auch Kanzler, ſei verbunden, ſolche Schriften dem Konfiftorium zur Genfur
einzuſchiden, kraft bes Statuts von 1601. Sie berufen ſich auf das Verfahren gegen
Profeffor Müller 1693 (IX, 66). Cs feien noch jegt drei von D. Jäger ald bamaligem
Profeſſor der Theologie an ben Direktor v. Kulpis erlaffene eigenhänbige Briefe bei
den Aften, worin er fein fonberbares Miffallen an bes D. Müller bamaliger conduite
bezeugt und punctatim meldet, wie cr ſelbſt dawider geweſen, daß D. Müller eigen-
mãchtig mit felbigem Traktat fortfahre und wie wohl man auf feiten bes Konfiſtoriums
gethan, daß man ihn bei Zeiten fupprimiert Habe. Auch werde D. Jäger nicht un ⸗
befannt fein, was ihm vermöge Befehls vom 3. Nov. 1692 occasione einer von ihm
ventilierten Disputation von Chriſti hohenprieſterlichem Amt auf eine gleiche Art Hätte
begegnen fönnen, fo er ſich nicht in einem auch in originali noch vorhandenen Brief
an ben Konf-Rat D. Häberlin gegen dem fürfl. Konfiftorio erpfiyiert Hätten). Es
fet das aud ben antecessoribus in officio, dem Kanzler Ofianber, bem Schwäher
Zägers begegnet, daß man ihm bie Disputation de jure Patronatus, dem Kanzler
Wagner, dah man ihm die Disputation de concordia Philosophiae und Theologiae
(&. 3) auch biejenige de angelis an siut demonstrabiles e lumine naturae, wie
aud de sabbato (f. cbend.), bie doch pure Gtreitichriiten waren unb ben innerlichen
Zuftand des Landes und ber Kirche nicht berührt Hätten, nicht nur inhibiert, ſondern
1) Jäger war allerbings nicht ganz einverſtanden, er Bat feine Bebenfen geltend:
gemacht und gewünſcht, der Herzog möchte jedes Einzelnen Gutachten einfordern. Aber
eigentlichen Widerſpruch hat weder er noch Weißmann eingelegt, bie vota waren zu:
fegt einftimmig.
N) €8 hanbelte fi) um eine Behauptung, welche dem Konfiftorium die Befürch-
tung eingab, die Wahrheit der menſchlichen Natur Chriſti möchte aufgehoben werben.
Bgl. IX, 72. Die Briefe fand ich micht.
Die Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 57
gänzlich Tonfisziert Habe. Desgleichen fei bem D. Müller als Kanzler ber Univerfität
fein fogenanntes collegium pietisticum Fonfißgiert worden‘). „Denn, gnäbiger
Fürft und Herr, wo würbg es binfommen, wenn man einem jeben Professori theo-
logiae ober juris ohne Diftinftion erlaubte, nad feiner Wilfür in bie weite Welt
hinein zu ſchreiben, aljo baß ber eine das Kirhenregiment, ber anbere ben politischen
Stand tarleren dürfte. Fürwaht, e6 würben zulept alle Aftionen ber Regierung dem
oͤffentlichen Urteil und finbicieren eine® unruhigen und von ber Sache ununterichteten
Warmes unterworfen werben. Wenigſtens hat niemals fein Profeffor zu Tübingen,
weber bei ber theologiſchen noch bei der juriſtiſchen Fakultät, dergleichen Freiheit im
Schreiben, folange bie Univerfität ſteht, fih angemaßt als biefer D. Jäger. Zutheuerft
iR bem Delan einer jeben Fafultit zu Tübingen vermöge ber alademiſchen Statuten
erlaubt, feinen Kollegen Disputationen und öffentlige Schriften nad) Geftalt der Sachen
qu fifieren, weagalb denn biefen beiden Kollegin nicht!“
Die Räte Hätten allerdings gerne die Billigung ihres Vorgehens von felten des
Herzogs abgewartet, aber es fei Gefahr im Verzug gewefen. Trotzdem babe Jäger
ine Anzahl Eremplare biefer Disputation nad Leipzig und Frankfurt ſchiden laſſen,
was, weil ben Statuten entgegen, eruftlich meritiere geahnbet zu werben. Es fei auch
nit das eritemal, baß Jäger fo gehandelt Habe. Bor wenig Jahren Habe er nicht
nur in bes Dr. Händel weit ausfehender, ben regierenden Markgrafen zu Ansbach an⸗
gehender Sache fi ungefragt eingelaffen, hernad aber ſich fehr wanfelmätig darin
benommen?), fonbern auch in ber befannten Sache des Prof. Fabricius zu Helmftäbt ®).
Bas es ba für Mühe gefoftet habe, ben von bem kaiſerlichen Hof bamals angedrohten,
ſeht geſahrlichen Prozeß wieber zu fifieren, welcher zwar dem Bernehmen nad} nod; nicht
aufgehoben fein fol, baher auch ehe er ſich des vermutet, noch manches zu ſchaffen geben
dürfte, um der unnötigen und übereilten Erpreflionen willen von ber Religionsveränbes
rung ber anigo regierenden Kaiſerin, bie er wiber alles Verwarnen propria autoritate
und umangefragt in das erteilte responsum von 1709 hineingeſebt Habe!
Dag man mit dem Gmelin«einingenfgen Bud zu fanft verfahren fei, wie
Niger anbeutet, beftreiten bie Räte, man habe ben Verfauf besfelben in der Meplerifcen
Buchhandlung fogleich far verboten, ben Gmelin zum Land hinausbefördert. Das
Buch Habe aber auch um feiner ſchlechten Realität willen jelbft bei Separatiften feinen
Eingang gefunden unb niemand geſchadet. Das was Jäger von Galm erzählte (IX, 84),
als ob bort eine Separatifiin nicht bloß verweigert habe, zu Gevatter zu ftehen, fondern
gebeten, ihren Namen aus bem Taufbuch auszukragen, wird burd ben beigelegten Bes
richt bes Helfer als Fabel erwieſen. Jäger Habe erſt neulih in einer Disputation
de famosis fanaticorum erroribus bie Calwer eine colluvies genannt, da fie doch
lauter ehrliche Leute unb gute Bürger felen.
Zum Schluß wird beantragt, es möchte zur Soplerung bes ganzen Streites das
defte fein, wenn man num das Generalteftript ausgehen ließe. Beigelegt ift eine eigene
Negenfion ber Schrift Jägers. Die hauptfäglicften Vorwürfe Jägers, befonders was
*) Fiſchlin Mem. theol. II 348 erwähnt ein Collegium Anti-Pietisticum
manuser.
3) Üser ben branbenburgifchsansbadifchen Hofprediger Händel, ber wegen gügellofer
Heftigfeit im Kerfer endete, vgl. Heinfius, K. Geſch. II S. 912 und Abelungs Lerifon.
) Eliſabeth Chriſtine, Enfelin Herzog Anton Ulrichs von Braunſchweig, über:
‚getreten unb vermäßlt mit Kaifer Karl VI. Fabrieius riet dazu in einem Gut:
achten 1704.
"A.
58 Kolb
die Scheinfrömmigkelt ber Separatiften betrifft, werben zurüdgewieſen. Ich erwähne
baraus nur noch, ba das Konſiſtorium von dem Erſcheinen bes Bücjlein® „vom inneren
Wort“ feine Kunde hatte.
Jäger hat noch eine Beſchwerde eingereicht: er habe gehört, daß
Negierungs: und Konfiftorialräte eine mit vielen Bitterfeiten angefüllte
Schrift gegen ihn eingegeben hätten. Da man feine Verantwortung nicht
gehört habe, jo möge, damit nad) feinem Tode fein Ruf nicht verkleinert
werde, bie Schrift nicht bei den Aften bleiben. Sie ift dennoch darin
belaffen worden. Aber was Jäger beabfidhtigte, hat er immerhin beim
Herzog erreicht, das Generalreffript von 1715 blieb Projeft. Der Ein-
ſpruch, welden er und Weißmann erhoben, hatte jo viel Gewicht, daß
die Konferenzräte den Herzog beftimmten, feine Zuftimmung zu verjagen.
Vol. unten.
Es ſcheint übrigens von oben gar feine Antwort erfolgt zu fein.
Drei Jahre nah einander bat der Synodus um eine Rejolution. So
4. Dezember 1715: e8 möchte eine Refolution erfolgen auf das Anbringen,
aud die Verordnung von 1711 ins ganze Sand ausgejchrieben werden.
Nah den Vifitationsberichten ergebe ſich merkliches Abnehmen der Se
paratiften, im ganzen Generalat Dentenborf fei unter 80000 Seelen
nit einer. Manche Häupter feien wieder gewonnen worden, andere
hätten jchriftlid) angeboten, wieder in den Schoß ber Kirche zurüdzufehren.
Derjelbe Wunſch wird im Synobalanbringen von 1716 nieber-
gelegt.
Ebenſo 1717, 10. Dezember: durch Zufprahe und Lindigfeit hätten
fih viele leiten und weiſen laſſen, es möchte bamit fortgefahren werben.
Auf das Anbringen möchte endlich eine Reſolution erfolgen, die In—
fruftion für Stuttgart von 1711 follte in das ganze Land ausgeſchrieben
werben.
Man hat die Bemühungen darum doch nicht aufgegeben. Im
Synodus von 1723 haben Verhandlungen darüber ftattgefunden, aber
man fonnte nicht eins werden. Infolgedeſſen erging, 10. Dezember 1723,
an bie vier Generalfuperindenten die Aufforderung, ihre gutächtliche Auße—
rung über das Edift und feine Veröffentlihung abzugeben. Sie follten
das Edikt in feine andere Hände fommen laflen und nur ein und andere
ihnen beigehende gute Gedanfen mitteilen; als Termin waren acht Tage
gegeben.
Am ausführliciten und zugleih am feindfeligiten ſprach ſich Job.
Tavid Friſch, Prälat von Adelberg, aus, 23. Tezember 1723.
Er rät davon ab, das Editt auslaufen zu laſſen, aus folgenden Gründen:
1. weil es gleich bei feinem Entſtehen von zwei tapieren Theologen, bem Kanzler Jäger
und tem Prälat Weißmann, welch Iestever in praxi ecelesiastica versatissimus
Die Anfänge des Tiettemus und Separatismus in Württemberg. 59
war, beibe aber in ber Separatiſtenſache zu Ehlingen ihre Terterität durchaus bewieſen '),
für böchſt bedenklich angejehen und widerraten worben ſei. 2. Der Fürſt babe ſchon
damals auf Abraten ber hochpreislichen Konferenzräte nicht zugeben wollen, daß es ad
effectum komme, weil bie babei vorgelofienen Jrregularläten ihm einen wibrigen
Konzept gemadht?). 3. Das Dekret von 1711 gebe fon genugfam Maß und Orbnung
an die Hand, wie man mit ben Separatiften verfahren fol. Man follte ihm nur
Seiler nachkommen. 4. Tas pro norma vorgeſchlagene Edikt von 1694 fei nicht zus
ingli, bie Meinungen ber Separatiftien zu entbeden unb zu verhüten, weil es nur
miber ben damals ſich hervorkehrenden Pietismus eingerichtet worden, ba hingegen der
Separatiemus ganz andere und gefährliche Irrtümer mit fih führe. 5. Es fei falſch,
wenn bie Galmer Kommiffion bie Beurteilung des Separatismns von ben Calwer
Separatiften entlehne, bie feien weſentlich milder als anbere, nur eine Zeit lang in
Verſuchung geſtanden umb haben ſich balb wieber begeben, man müffe den Begriff von
den Biefigen Geparatiften nehmen?). 6. weil das Gbift den Separatismus nit aus
tan genuinen fontibus ſchöpfe, ſondern aus dem, was bie Separatiften vorgeben.
Der Zeparatismus ftamme aber unfehlbar aus fräftiger Verſuchung bes böfen Feindes,
Furwid, Neugierigfeit, Ekelhaftigkeit, Verachtung bes alten guten Weges, Hocdmut,
Gigenfiun, ungeitigem Eifer und bergleihen trüben Quellen. Die werben aber nit
genannt, fondern immer nur ber Berjall ber Kirche, fo felbit im Komm.-Beriht. Das
fei vorlängft bei den Tonatiften aud ber Fall geweſen, daher man fie auch Stanbaliften
genannt! 7. Es ſei viel zu milde geurteilt, wenn feine Härefie fonbern bloß error
in intellectu angenommen, ja fogar von guten Früchten gerebet werde und man nad,
ihrem Tob ihren Wanbel Ioben folle. 8. Es habe in dem projeftierten Ebift ben Ans
ihein, als folle alle Schuld auf bie liebe Kirche und ihre Diener geworfen werben,
zu beiber Projtitution vor ber ganzen Welt. Tas leifte nur ben Separatifien Vorſchub.
9. Der Separatismus werde hingegen unbegrenzt toleriert‘), ganz anders als in dem
Gift von 1711. Im dem projeftierten Editt werbe den Geiſtüchen Sei Strafe untere
jagt, auf der Kanzel gegen fie zu prebigen, fie Schwärmer, Ketzer, Fanatiker zu nennen.
Das vermag Ärif gar nicht zu billigen. 10. weil es bas Anfehen Habe, al wollen
ber Hohen Obrigfeit in ihrer rechtmäßigen Befugnis circa sacra externa bie Hände
gebunden werben, ba doch nach den Lehrſähen unferer Kirche bie media und remedia
externa und paedagogica ihr zuſtehen. Cr wille wohl, daß das Reid Chrifti feine
auf Blut und Berberben binauslaufende modos procedendi dulden Fönne, aber jolde,
die auf Zucht und Erhaltung ber Orbnung abgielen. „Dahero ich nimmer fo frei
wäre, gemäßigte Anlegung auch äußerliher Gewalt, Setzung gewiſſer Termini zur
Erklärung, auch ben Gebraud einiger Eivilftrafen gegen bergleihen Abtrünnige und
iterer der ganzen Kirche en parallele zu fegen mit dem antichriſtlichen Gewiſſens—
’) In Ehlingen handelte es fi gar nicht um Separatiften wie bie in Stuttgart
und Calw. »gl. X, 249.
9) Über die Konferenzräte vgl. Spitier, Geld. des Geheimerat-Kollegiums,
Ge, Werte XIII ©. 411. Bon ben beiben Konferenzräten war es eigentlich nur
af Jriedtich Wilhelm v. Gräveniß, ber alles leitete. Wie konnte ſich Friſch auf ſolche
reute berufen! Und was ſollen das für Irregularitäten fein!
) Der unterſchied iſt doch Bloß ein grabueller. Friſch kannte bie Stuttgarter
Zepatatiſten aus feinen dortigen Ämtern. Und hatte denn Jäger bie Calwer beſſer
beutteilt als bie andern Separatiften? gl. IX, 89,
%) IR gar nicht der Fall!
60 Kolb
zwang umb mit bem Blut- und Feuereifer ber katholiſchen Kirche! 11. weil er die in
bem Edikt angegebenen geiftlihen und weltlichen Mittel nicht alle für praftifabel
gefunden. Das Gebet ſel wohl nötig, aber es müßte gegen ben Separatismus ges
ticptet fein, weil berfelbe uuferer Kirche den Untergang fo jehr brot als ber Antichrift!
Liebe? ja, aber Eifer it auch Liebe, nur zürnende, und ſolche gehört ben Abtrünnigen!
Sie barf ihrem Seelenheil nicht ſchaden, jonft wirb fie zu einer graufamen Liebe.
Theologifge Prudenz? ja, aber eine foldhe, wie fie Friſch aus Bibelfellen zurecht:
macht, namentlich eine ſolche, bie auf Scapha Scapha nennen fann und annehmen
darf, was man von ben Separatiften vorbringt. Das aud nur feltene Befuchen eines
fremben Prebigers will Friſch durchaus nicht geitatten, wenn ber eigene bie reine Lehre
predige‘). Auch die andern remedia Hält er nicht für nötig. 3. B. das Predigen gegen
Spener unb Arndt zu verbieten, fei ganz überflüffig, fein Minifter fei fo impubent *).
Die Methode ber Katechlſation brauche ihrethalben gar nicht geändert zu werben, jie
gehen bod nicht Hinein. Nicht müglid fe, wenn man anders dem Separatismus ernft=
ti abhelfen wolle, fo viel Liebe und Geduld zu erzeigen, fie hätten jie num bei
20 Jahren mißbraucht. Nicht müptid) fei es, auch den Diskreten ihre Konvente zu geflatten,
fie biffeminieren nur ihre Iretümer und bie andern mengen ſich unter bie Disfreten.
Ein anftäubig Begräbnis fei ihnen nicht zu gefatten, ba fie ja felbft bie Kirche ver«
Taffen, verläftern unb ihren baldigen Untergang herbeirufen. Den Nominal-Clenhus
auf der Kanzel will er nicht verboten willen; baß mau einen eifernden Privatmann
um eines ausgeftoßenen Kepernamens willen firafe, hält er nicht für recht, wenn er
es nicht aus mutrwilligem Vorſatz zu ſchmahen gethan habe! Gelbft einer Auderung
bes modus visitandi will er nicht zufiimmen, ba ber innerliche Zuſtand ber Kirchen
Hlieber ſich doch nicht mit Gewißheit erfennen laſſe.
Seife) ſeinerfeits ſchlagt nun 7 geiſtliche und 9 weltliche remedia vor, durchweg
ſcharfe Zuchtmittel, z. ®. bie ber Kirche zufommende Erfommunifation ber Apoſtaten,
einen den Wieberfehrenden abzuforbernden Widerruf, ja felbft öffentlihe Kirhenbuße,
Verbot der Konventitel, Gelbftrafe, Entziehung gewifier Privilegien, Verhängung ber
Auswanderung, Begräbnis abgefonbert von ben Miigliebern ber Kirge, „de confis-
eatione bonorum et exilio wil id) nichts fagen, dahin man doch nit mur bei ber
erſten chriftlihen Obrigfeit gegangen, fondern von unferer württembergiſchen Kirchen:
erbnung felbft Vorſehung getan worden iſte). Ihm wäre alſo and, biefe Maßregel
nicht zu ſcharf!
Aus diefen Gründen babe er, Friſch, im Iepten Synodus, ba es zu einem
votum nicht fommen burfte, nur wünſchen und Bitten Fönnen, um ber Ehre Gottes,
Autorität des Herzogs und Wohlſtandes der Kirche willen mit Publikation des projef:
tierten Reffripts behutſam zu fahren, ja lieber e6 ganz zu unterlaffen. Es fei nicht
mehr am ber Zeit, vor 20 Jahren wäre es nötiger geweien*). Wie würden fich die
lutheriſchen Fürften und Stände verwundern, wenn fie bie in ihren antifeparatiftifchen
Editten verworfene Toleranz nun in Württemberg durch öffentliche Autorität eingeführt
*) Alfo auch wenn er noch fo hölzern und polemijch prebigt ?
YA. A. Hochſtetter bat ſich 1710 erboten, eine ſchöne Liſte aufzuftellen folder
Leute, weldje verdammen, was fein gefunder Theologe je migbiligt Hat. Gr weit be-
fonbers auf das Hin, was Hebingern widerfahren war.
) Nämlich in ber großen von 1559. Bgl. Reyiher:Eifenlohr I, S. 44.
+) Welder Widerfprug! Hätte es denn damals Friſch befürwortet? Ober
Jager oder Weißmann ?
Die Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 6
fehen würben ? Alle möglichen Schredgeipenfter beſchwoöͤrt Frii herauf: man würde
den Vorwurf des Indifferentismus erheben, die Widerſacher im Papſttum würden
gloriteren, wern wir mit Duldung einer vierten Religien (sic!) uns in Gefahr ſetzen
würben, ben mit fo viel Blut erftrittenen teuren Religionsfrieden zu verlieren! Die
Reformierten Fönnten ſich ärgern, wenn man ihnen bie Toleranz verweigere, während
fie viel mehr derſelben fähig wären (man hatte fie ihnen ja aber in Württemberg feit
der Aufnahme ber Walbenfer und Refugies erzeigt und ging 1724 noch weiter!). Der
Reihefistal ‚könnte dahinter kommen und es machen wie bem Grafen von Iſenburg⸗
Bübingen, welder fein Zolerangedift vi mandati Caesarei faffieren und revozieren,
ja der Strafe bes Verluſtes des Drudereirehts gewärtig fein mußte‘), Wie würden
bie Scparatiften ins Fäuſtchen lachen und triumphieren. So mande rechtſchaffeue
Theologen unferer Kirche und treue Knechte Gottes würbe es in ihrer Seele betrübt
madjen, wenn man das ganze Minifterium von oben bis unten fo erbärmlich benigrierte,
als ungeſchidt, negligent und anſtöhig beſchriebe. Tie Gemeinden ſelbſt endlich würben
verwirrt, wenn man fo vielen fapriziöfen Leuten publica autoritate verftattete, unfere
Kirche, Predigt, Tauf und Abendmahl zu verachten.
Friſch war Jägers Schwiegerfohn, ganz eingeweiht in feine Theo:
logie. Daraus erklärt fi) vieles. Sonft aber fann man nur bedauern,
einen Dann, der fo ernft auch nad oben die Wahrheit zu jagen wagte
und zu ben beften feiner Zeit zählte, jo engherzig, Meinli und ängſtlich
zu finden. In feinem ganzen langen Gutachten auch nicht das leifefte
Zugeftändnis, daß in den Schäden des Kirchenweſens ein Erflärungsgrund
für den Separatismus zu finden fei, nichts von Mitleid, nichts von Ent:
gegenfommen, feine großen Geſichtspunkte. Kürzer und milder, wenn
auch nit unbedingt zuftimmend, fielen die Gutachten bes Prälaten Schmidlin
von Maulbronn und des Propftes Knoll von Denkendorf aus.
Schmidlin (8. Dez. 1723) will dahingeſtellt fein laffen, weshalb das Edit ·
feinerzeit nicht veröffentlicht wurde. Ex erflärt, er refpeftiere bie gemachten Dispofitionen.
Bie freilich die vorgeſchriebenen remedia spiritualia und politica alle ad praxin
gebracht werben können, müffe die Zeit lehren. Zn wünſchen wäre, baß bie zu ger
währenbe Toleranz nicht den Separatiften Anlaß gebe zur Vermehrung ihrer Anzahl,
und daß das neue Katechiſations und Informationsvorhaben?) nicht eine größere
Nubität bei der Jugend, namentlich unter bem Bauernvolf, nach fi ziehe.
Ahnlich lautet das Schreiben von Knoll, 8. Januar 1724.
Nach feiner Schwaqhheit erfenne er ſich für uufähig, einem ſolchen Cbift feine
Frivatgebanfen beizufügen, werbe vielmehr allen Vorſchriften frifte inhärleren, ſowohl
was das Traftament ber Separatiften als mas ben modus visitandi betreffe, „wie ich
dann biefe beiden Stüde fon bisher felt meines 2Mjährigen Defanate» und General:
rat6amtes aus eigenem Bewegnus unb Geriffenstrieb zu beobachten und zu üben mir
äußerft angelegen fein laſſen, ba bie fogenannten Pietiften, auch Separatiften, mit aller
*) Der Graf Caſimir von Zenburg-Bübingen Hatte 1712 völlige Religions:
freiheit gewährt. Der Reichsfiskal würbe wohl gar nicht eingegriffen Haben, wenn nicht
Beder, den man fällhli als Urheber angab, von bem erflärten Pietiftenfeind Rauchbar
wäre verffagt worden. Ritſchl, Geſch. d. Piet. II, S. 449.
2) Bezieht ſich das auf bie Konfirmation ?
62 Role
Gelindigkeit traktiert und zu traftieren amtlich befohlen, bameben zwar von einigen
auditoribus al® aud pastoribus vor biefem contradietiones et exprobrationes,
als ob ich durch meine amtlichen Beſcheide ihnen bie Hand Bünde, erlitten, in ben
Bifitationen aber dem innerliden Seelenzuftand ber Auditorum ſowohl als ber äuger
lichen Kirchendisziplin umb Verfaffung aufs gemawefte nachgeforſcht, mid aber jeberzeit
mit ber Specialium, Pastorum und Auditorum depositionen und Nachrichten ber
gnügen Iaffen müffen.”
&r hegt ben herzlichen Wunſch, Gott möge bie Maßregeln mit Erfolg fegnen,
daß ſich bie Separatiflen enblid gewinnen Iaffen, aber eben fo ſehr ben, dieſelben
mögten nicht den Reichtum gönlicher und Ianbesuäterlicher Güte zur Berhärtung,
mehrerer Beratung ber Heilsmittel, Kirgenzugt und Kirchenordnung, gänzlicher Ge-
ringfhägung, ja wohl gar Verunglimpfung und Verfolgung ihrer auch unſchulbigen
und treueifrigen Seelforger mißbrauden, noch aud möchte ben Schwachen Anlap zur
Lauigkeit im Gottesbienft als einem freien Mittelbing gegeben werben, bamit nicht biejer
zur Auferſtehung ber Gefallenen gefehte Toleranzflein zufälligerweiſe zum Fall mandjer
annoch Stehenden gerate.
Ohne Bedenken ſtanden alſo auch ſolche wohlmeinende Männer der
Veröffentlichung des projeltierten Edikts nicht gegenüber.
Der Prälat von Bebenhauſen aber, Chriſtian Hochſtetter, Sohn
und Nachfolger des ehrwürdigen Joh. Andreas, bleibt dem Geiſt bes
Vaters und Brubers getreu‘). Er bezeugt feine Freube über das pro
jeftierte Edift, weil es ſowohl der Art und Natur des Reiches Chrifti
als auch unferer evangeliihen Religion ganz gemäß fei, auch der Lehre
und Meinung ſowohl des el. Mannes Lutheri als der unverdächtigen
und älteften mürttembergifchen Theologen. Auch erfordere es die Be
Ichaffenheit des Zuftandes bei den Separatiften, daß in ber Zeit der
ihnen gönnenden chriftlihen Toleranz treulih an ihnen gearbeitet und
die vorgeſchlagenen Mittel zu ihrer Wiedergeminnung gebraudt werden.
Er beruft fi auf die Erfahrung, daß durch biefelben bisher die meiften
Separatiften wieder in den Schoß der Kirche zurückgebracht worden feien,
alfo daß jest der Separatismus zu Tübingen, Leonberg, Herrenberg,
Marbach, Großbottwar und an anderen Orten entweber ganz zeifiert,
ober doch jehr vermindert worben. Insbeſondere feien die vornehmften
Handelsleute zu Calw, die ſchon im Begriff geweſen, mit ihrer Habe,
Gütern und Handlung zu emigrieren, wiedergebracht worben.
Nur einige wenige Stellen bes Ediktes merkte er an, die zur Ver—
hütung von Mißverftändniffen geändert werben fünnten.
Warum auch jegt wieder der fo weit gediehene Plan fallengelaffen
murbe, ift nicht auszumaden. Wahrſcheinlich bleibt, daß man höchſten
%) Tas Gutachten findet ſich nicht mehr bei ben Aften. Ich entnehme es einer
handſchriftlichen Geſchichte des Separatismus von Prälat Abel auf ber Untverfitäte-
vibliothet Tübingen, auf welche mich Pfarrer D. Boffert aufmerfam machte.
Tie Anfänge bes Pietismus und Separatismus in Württemberg. 63
Drts angefihts des Diffenfus der Prälaten und bes immer noch bebroh:
lichen Charakters ber Separation fih zu diefem Schritt nicht entfehließen
tonnte. Gleichwohl bilden diefe Verhandlungen die Vorgefchichte für das
Shift von 1743, fie bahnen ihm den Weg und maden feine Entftehung
erſt recht verſtändlich.
Allerdings ſchien es, als ob man noch einmal zu ſtrengen Maf-
regeln zurüdgreifen wolle.
Daß nämlih der Separatismus immer noch als eine Gefahr für
die Kirhe empfunden wurde, troß der verhältnismäßig unbedeutenden
Zahl feiner Anhänger, das geht aus zwei Aftenftüden hervor, melde
noch Hieher gehören. Konzepte, ohne Datum und Unterfehrift, können
fie nur im allgemeinen eingereiht werben. Tas erfte ift ein Synobal:
anbringen und kann nit vor 1727, felbft 1728 abgefaßt fein. Es ift
gleichzeitig gegen das invaleizierende Papfttum und die Übergriffe des
Salvinismus gerichtet. Die drei Feinde feien fo bebrohlich, daß es a tem-
pore Reformationis in unferer Kirche nicht fo gefährlich ausgefehen habe,
wie jetzt.
Bas befonders bie Geparatiften beirifit, fo wird beflagt, daß man weder mit
Güte noch mit Ernſt bei diefen opiniateren Leuten etwas ausgerichtet habe. Mach den
Delanatsberiähten feien gegenwärtig noch ca. zweleinhalb Hundert vorhanden. Sie
Segen bie in Conf, Aug. Art. 8 verworfenen Irrtümer, ſelbſt wiedertäuferiſche, feien
dem Stant gefährlich, weil fie demfelben präjubigierliche prineipia führen und allen guten
weltligen wie geiftlichen Ordnungen tm Namen der Gewiffensfreißeit entgegen jeien.
Daher fei ber Separatismus überall verboten worden. Da nicht alle aus böſer
Intention bazu gelommen, fonbern mande aus Melancholie, jei befohlen worben, auis
wildeſte mit ihnen zu verfahren. Man habe ihnen Zeit genug gelaffen, doch wollen
bie allerwenigften wieder zur Kirche kommen, erft neulich hätten zwei feparierte Schweflern
dem Spezial in Marbach erflärt: wenn fie noch nicht fepariert wären, würden fie es
ieht Yun. Der Schein eines tHätigen Ghriftentums gebe biefen Leuten großen Bor«
ſchub an allen Orten und made, daß auch anbere glauben, fie fönnen nicht fo unrecht
kein. So aber werde bie Verführung fortgehen. Daher wird beantragt: nad) aber:
maliger firgenfonventliher Vermahnung und Anjegung eines Termins von einigen
Monaten gemäß ber Refolution von 1711 bie Widerfpenftigen zur Auswanderung
anzuhalten, nicht als Strafe, fonbern zur Verwahrung anderer. Das zweite Anbringen,
auch aus bem Synodus, kann auch nicht ſicher beftimmt werben, doch if es nach 1733,
alſo nad dem Tod von Eberhard Ludwig abgefaßt. Diefer Regent war ja nicht für
das Tolerangebift zu haben getvefen, aber auch nicht für bie ſtrengſten Maßregeln. Nun
unter der neuen Regierung machen bie fchroffen Kirchenmänner einen ermeuteu Vorſtoß:
Seit etwa 40 Jahren beftehe ber Separatismus im Lanbe. Während vor etwa
% Jahren ihrer etliche Hundert getvefen, ſeien es jeßt, nachdem mande geſtorben, manche
weggegogen, noch ca. 200, welche doch einen Samen binterlaffen könnten. Konſiſtorium
umb Synodus hätten von Zeit zu Zeit dagegen geeifert, man habe bie Schrift von
Hoffmann veranlaßt (X, 382), aber ohne Erfolg, aud mit Liebe feien von ben Gelit:
Ken nur wenige gewonnen worben. Anderer Orte habe man nicht fo lange gewartet,
a
*
64 Rois
fonbern wie bie beiliegenben Edilte aller evangeliſchen Fürſten zeigen, kräftig vorgebeugt.
Daher Habe auch der in Gott ruhende (sic!) Herzog Eberhard Ludwig die Inſtruktlon
von 1710 (richtiger 1711) ergehen laſſen aber die Separatiften Hätten fi fo zu breben
und zu wenben gewußt, bag man ihnen nicht Habe beifommen können. 8 habe aller-
dings ben Schein, als fliehe es nicht aus böſem Grund. Daher mande für Toleranz
feien, aber bie fubjignierten‘) müßten urteilen, baß buch folhen Geparatismus
Gottes Ehre verlegt, unfere unſchuldige Mutter bie Kirche vor aller Welt proftituiert,
ben Widerfahern die Waffen in bie Hanb gegeben, bem Indifferentismus Thür und
Thor geöffnet werbe, er bringe Gefahr für die Seelen. Daher der Grund, wie gut
er fheime, bed) böſe fe. Tarım follte man jept nicht länger zufehen, zumal ba biefe
Leute durch Conf. Aug. Art. 8 und bie Kirhenorbnung bereits verworfen feien. Auch
fei ihre Tolerierung bem Neichöfrieben zuwider. Auch bier wird das Beiſpiel des
(srafen von Iſenburg erwähnt (f. 0). Was die driftlihe Liebe als Kennzeichen
wahren Gfriftentums betzeffe, fo Hätten bie Unterzeichner aud Augen im Kopf und
Tönnten nicht zugeben, daß wegen umgeitigen Toletierens eines und bes anbern Ab-
trännigen 1000, 10000, ja 100000 Menſchen in Gefahr geitürzt werben.) Ahr An:
trag geht dahin: man follte ein Generalreſtript ausgehen laſſen, wodurch geiftliche und
weltliche Beamte angewiefen würden, biefe Leute zu ecouvrieren, die offenbar gewordenen
noch einmal zu verwarnen, fie vor den Kirchenkonvent zu ziehen, die verführerifchen
Bücher follten ihmen abgeforbert werben, bei Strafe ber Arretierung niemand zu ihnen
ins Dorf hinein, fie ebenſo nicht Hinausgelafien werben zu andern. Im Ort felbit
follten alle Konventitel verboten werben, auf bie unverführten Kinder und Weiber ber
Zeparatiften ſollte acht gegeben, erftere fleißig zur Schule angehalten, widerftrebende
Eltern geftraft werben. Gegen beharrliche Verächter bes GHottesbienftee ſollte man mit
Geld und Leibesitrafen vorgeben, ihnen 3 Monate Frift geben. Aieberfehrenbe ſollten
mit öffentlicher Kirchenbuße belegt werben, im Fall ihmen biefe zu ſchwer falle, könnten
fie auch fo wieder aufgenommen werben, Ueber Eonftanter bartnädige follte bem
Generalfuperintendenten umftänblich Bericht erftattet und zulept bie herzogliche Refolution
abgewartet werben. Dabei behaupten fie noch, es Nege vor aller Welt zu Tage, dab
fie bie Separatiften nicht übereilen und nad ber Strenge beftrafen wollten, weil fie
bie Regeln chriftliher Liebe wohl fennten, in Chriſti Reich fel Fein Zwang, fie wüßten
auch wohl zu unterfheiden zwiſchen evangelifher und römifcher Kirche, aber um ber
Ehre Gottes willen?) und bes Wohlſtands ber Kirche und ber Verwahrung vieier
Seelen feben fie fi genötigt, auf gewiſſe Fälle auch das compelle intrare mit
mediis et remediis externis et paedagogieis zu brauchen. Es werbe baburd
niemand zum Glauben gezwungen, nur zum Gebrauch ber Mittel!!*) Sie wollen keinen
modus procedendi, ber auf Blut, Tod und Verberben hinauslaufe. Auch verzichten
fie auf tie früher gebräuchliche Konfisfatton ber Güter.
Das Anbringen ftammt von Friſch, es ftimmt durchaus mit feinem
Gutachten von 1723 (IX, 90). Soweit hatte man fi demnach von
3) Wahrſcheinlich der Synodus.
%) In mejorem Dei gloriam! Weſſen Devife fit doch das gemefen?
) Heißt das nicht geradezu eine unfittliche Prarie? Aehnlich ſchon Jäger IX, 85.
Es liegt noch ein Konzept eines Synodalanbringens an Karl Alerander 1736 aus
Frifch’® Feder vor, in melden er biefelben Grunbjäge bezüglich der Separatiſten
entwidelt.
Die Anfänge bes Pietismus und Separatismus in Württemberg. 65
den Wegen des projeftierten Ediktes von 1715 entfernt, daß man felbft
dad Decouvrieren, alfo Inquifition, nicht ſcheute und, weil ein Reft obfti-
nater Separatiften nicht zu gewinnen war, mit Gewalt der Sache ein
Ende zu maden fuchte, aus Angft, die ganze Kirche könnte angeſteckt
werben. Nun, das hier vorgeſchlagene Generalrefkript ift nie erſchienen,
fo wenig wie das von 1715. Man kann fogar zweifeln, ob das An-
bringen mwirkli gemacht oder ob e& beim Konzept geblieben iſt. Prak-
tiſch wurden wohl meift die Grundfäge von 1715 befolgt. Rechtlich aber
wurde das Refkript von 1711 als bindende Vorfchrift für die Behand-
lung der Separatiften betrachtet. So verweift jelbft noch in den Ver-
bandlungen über ben Rappiſchen Separatismus das Konfiftorium (Erl,
v. 20. März 1787) auf dies Reſkript, es war freilih in den befanat-
amtlichen und oberamtlichen Regiftraturen nicht mehr zu finden und mußte
erft neu geliefert werben.
Die Kirche hat den Separatismus zu dämpfen vermocht, aber nicht
zu überwinden, ein Teil ihrer Glieder ging ihr verloren. Die Zahl
wurde freilich immer Meiner, aber ber feparatiftifche Geift ift nicht mehr
erlofhen, unter der Aſche glimmte das Feuer weiter, bis es am Schluß
des 18. Jahrhunderts eben durch Rapp zu neuen und noch mwilderen
Flammen angefacht wurbe.
Während fo die Kluft zwiſchen Kirche und Separatismus nie ganz
geſchloſſen wird, findet eine ftätige gegenfeitige Annäherung zwiſchen
Kirche und Pietismus ftatt. Mitten unter ben heftigen Kämpfen,
von welchen der zweite Abſchnitt zu berichten hatte, fproßt in aller Stille
die Saat auf, welche Reuchlin, A. A. Hochftetter, Frommann und in feiner
Weiſe doch auch Jäger in Tübingen ausftreuten. Die Reife der Magifter
ging, num nicht mehr mit Beforgnis betrachtet wie vordem, vorzugsweiſe
nad Halle‘). So geftaltete fi dann A. 9. Frandes Beſuch in Würt-
temberg zu einem Triumphzug und führte zu einer vollen Verftändigung
zwiſchen Tübingen und Halle. „Die Herren Profefforen haben fih nad
+) Als ber Stubiofus Bakmeiſter 1703 ein Subſidium erbat zum Beſuch bes
orientafifhen Seminars in Halle, erhielt er es zwar, aber erit nachdem Hebinger bie
Sedenten von Tatt niebergeflagen hatte. Datt behauptete, er höre Dinge von Halle,
jo nit zu approbieren, es entitehe große Konfuſion. Hebinger entgegnete: er kenne
de zu Halle, finde nidte gegen fie einzuwenden, ba Infltut fei fo zu fagen ein
gtliger Giebanfe. Frande gehe bamit um, ein Seminar im BWaifenhaus einzuriten
und einen Bibelfommentar herauszugeben. Jäger und Hochſtettet traten ihm bei.
Ebenſo 1706, Februar, als ber Stiftler Iſaak Andler reifen wollte. Es wurde
barüber geſprochen, alles Taufe jept nach Halle und ba befommen fie allerhand opiniones.
Beifmann und Datt, als echte ſchwäbiſche Partifulariften, behaupteten: das Reiſen
tauge überhaupt nichts, bie jungen Leute könnten ihre Studien im Stift vollenden.
Mirıt. Bierteljahrä. f. Landeigefh. R.F. XI. 5
CA.
66 Reis
gepflogener Konverſation alſo vernehmen laſſen, daß die praejudicia nun
weggefallen feien und hinfüro zwiſchen Halle und Tübingen eine Kon—
fonanz fein wird‘). Stand doch aud Jäger mit Frande in brieflichem
Verkehr.
Was Spener gewollt hatte, ift gerade in Württemberg am eheften
verwirflicht worden. Hier empfing die Theologie eine neue Befruchtung
durch das Aufkommen der biblifhen Studien. Hier fand der Pietismus
feine Vertreter meift unter den Geiftlihen und jo ging die Neubelebung
der Kirche weſentlich von den Dienern ber Kirche jelber aus’). Beim
Bürgertum und beim Landvolf fand der Pietismus einen gefünderen
Boden vor ala an den Abelshöfen von Mittel: und Norbbeutihland ’).
Hier endlih trug man dem Wunfche Speners nad den ecclesiolis in
ecelesia Rechnung durch das Edikt von 1743, mweldes Privatverfamm:
Tungen geftattet, freilih in der Beſchränkung, daß fie lediglih eine
nit notwendige, nur nüßliche Ergänzung des öffentlichen und bes häus-
lichen Gottesbienftes bilden follen*).
Die Entftehung diejes Ediktes genauer darzuftellen, fällt außerhalb
des Rahmens dieſer Arbeit. Ich füge nur einiges, meines Willens noch
nicht Veröffentlichte, bei.
Daß man mit der Abficht umging, ein derartiges Edikt zu erlaffen
und zu diefem behuf Gutachten einholte, darauf läßt fließen ein um:
datiertes, aber früheftens aus dem Jahr 1740 ftammendes Schreiben
von Frifh über die Privatverfammlungen.
Als verboten betradtet er Komventifel von folhen Leuten, bie in einer be:
fonbderen Verbindung miteinander flehen, Brubers und Schweſterkuß üben, etwa durch
fremde Beſuche veranlaßt werben, mit Entdedung ber geheimen Bufände, Singen
fremder von ber Kirche nicht geprüfter Lieber, wo ſtatt ber geiftreichen Gebete ber
Kirche Herzensgebete geſprochen werden, wo bie Bibel gelefen wird aber nad) der
Berleburger Erflärung, mit Hintanfeßung aller kirchlichen Ordnung. Diefe Konventikel
önnen verboten, mit Geld, Gefängnis, Landesverweifung beitraft werben als Gott
*) Tholud, Geſchichte des Pietismus S. 42, 48.
2) Ich will Bier nur zugleih baran erinnern, baß bie Dichtung des Kirchen
liebes in Württemberg eigentlich erſt mit ber Zeit bes Tietiemus beginnt. Bon
Michael Müller war 39. IX S. 890 die Rebe. Hebinger, Frommann u. a. fehliegen ſich
an, ſeitdem iſt der Strom geiftlicher Poeſie mie mehr ganz verſiegt.
9) Nur bie Frau v. Leiningen, das el. v. Gaisberg in Schödingen, ber Herr
dv. Galsberg in Kleinbottwar, ein Baron von Stein in Mühlhauſen a. d. E. (biefer aus
fpäterer Zeit) vertraten ben pietiftifchen Abel in Schwaben und zwar alle mit
feparatiftiiher Richtung.
) Spener ging viel weiter, wenn er von ben Privatverfammlungen fagt: fallor
aut haec sola ratio est qua ecclesiae consoletur, Lehte theol. Bedenken. Sekt. 23
©. 180, vgl. auch ©. 132,
Die Anfänge des Pietiemus und Scparatismus in Württemberg. 67
aipfälig und dem gemeinen Weſen ſchädlich. Dahin gehe aud das Reiponfum ber
theologtfcjen und jnriftifchen Fafultät zu Leipzig 1735, item die Lubeciſche Verortnung
und das Bremer Mandat.
Das entfprigt völlig bem uns ſchon befannten Etanbpunft von Friſch. Aber
auch er in num geneigt, anbere Konentifel zu dulden. Geflattet werben fännen
Yerfammlungen, wo einige gute Freunde, guten Rufs in Lehre und Leben, unter guter
Direftion an Sonn» und Feiertagen nah dem dfientlichen Gettesdienft zuſammen ⸗
Aemmen an unverbädtigen Orten, um bem lieben Gott mit Beten und Eingen ohne
Aifeftation zu dienen. Nötig find auch ſolche Berfammlungen nicht, folange man freies
exereitium religionis hat, daher man fie auch nicht überall aujfommen jäßt, z. ®.
im Hannoveriſchen, Sächſiſchen, Nürubergiſchen find fie ernflich verboten. Aber man
fann fie dulden, folange man nichts Unorbentlices entdect.
Befohlen werden kann chrigliche Hausandacht. () Yon ſolcher Hausandacıt
babe der Herzog zu Gotha durch Gyprian ein beſonderes Vuch verfaffen iaſſen unter
dem Titel: Hausfirhe zum Behuf ber Hausväter 1789.
Das Cbift von 1743 hat im weſentlichen dieſelbe Linie eingehalten,
Suden mir die vorangehende Tarftellung zu verwerten für ein
‚Gefamturteil über ben Pietismus, jo wie er wenigftens in Würt:
temberg aufgetreten ift, fo gelangen wir vor allem zu dem grund:
legenden Ergebnis: Die Differenz zwifhen Pietismus und Or
thodorie ift nicht fo fehr eine dogmatiſche oder ethiſche ala
vielmehr eine praftifh:kirdliche. Die Orthodorie der Hochſtetter,
Vater und Söhne, der Hebinger, Reuchlin, Frommann und anderer unter:
ſcheidet fi) nicht von der eines Weißmann und der fonftigen Gegner bes
Pietismus und Separatismus. Aber es bereitet ſich die Unterfcheidung
von Kirche und Religion vor. Wohl erkennen auch die Gegner bes
Pietismus im Kicchenregiment an, daß es am chriſtlichen Leben fehle.
Aber fie laffen es nicht auffommen, daß die Kirche felbft, „die unſchuldige
Mutter“, irgendwelhe Schuld daran trage. Ihre Einrichtungen, reines
Wort und Saframent, find vollkommen, da rum auch ihr Zuftand blühend.
Neben diefen vortrefflihen Einrichtungen kann ber verberhte Zuftand des
Lebens nicht in Betracht kommen, ift er doch nur Schuld der Gemeinde
glieder, welche eben die vollfommen ausreihenden Anftalten der Kirche
nicht oder nicht recht benügen. Die Mittel find an die Etelle des Zweckes,
die kirchlichen Anftalten an Stelle der Kirche felbft getreten. Der Pietis-
mus ift diefem Dogma von der Vollfommenheit und Eufficienz der gegen:
wärtigen Geftalt der Kirche zu Leib gegangen. Er leugnet nicht die Be:
Deutung ber reinen Lehre, aber er legt dieſelbe, ja noch höhere Bedeutung,
dem frommen Leben bei. Er leugnet nicht, daß die vorhandenen An-
ftalten ausreihen Fönnen zur Wedung und Erhaltung der Frömmigteit,
aber thatſächlich bebürfen fie doch einer Ergänzung durch eine neue
Form freier religiöfer Vereinigung. Gegenüber jener falfhen Selbft-
65 Kolb
genügſamkeit der Kirche, welche immer zu Stagnation und Tod führt,
vertritt der Pietismus ganz entſchieden den Trieb der Fortbildung.
Der gehaßte Chiliasmus, ftreift man ihm die rohen, finnlihen Vorftel-
lungen ab, enthielt doch viel mehr Wahrheit als dieſe jelbftzufriedene
Kirhlichkeit, er hielt ber Kirche vor Augen die Idee des Reiches Gottes
auf Erden, d. h. einer univerfaleren Form bes Chriftenthums, als fie in
den Partikularkirchen ſich darftellt, und einer vollfommeneren Durchdringung
des Lebens mit dem Geift Chrifti, als es zurzeit der Fall war. Eben
damit aber wird die Kirche auch von den unfruchtbaren, erbitternden und
verknöchernden Lehrftreitigkeiten zurüdgerufen zu den Aufgaben des praf-
tiſchen Chriftentums.
Eine folhe Weiterbildung war in ber That für bie evangeliſche
Kirche geradezu eine Lebensfrage. So tiefgreifend nämlich die Umwandlung
geweſen ift, welche die reformatoriihe Auffaffung im Begriff der Kirche
felbft und ihrer Stellung zum Staat hervorgebradht hatte, das Verhältnis
der Kirhe zum Einzelnen war nod nicht in den Prozeß biefer Im:
ſchmelzung hineingezogen worden, fondern e8 war durchaus noch nad
mittelalterli:römifhem Mufter geftaltet.
Diefelbe Kirche, melde Lehre und Recht Roms als Menſchenſatzung
verwarf, melde mit Berufung auf die h. Schrift als alleinige Autorität
fi davon freimachte, Hat doch, wenn nicht grundfäglic, fo thatſächlich
von ihren eigenen Gliedern wieder dieſelbe unbebingte Unterwerfung unter
ihre Feſtſetzungen geforbert; den Unterfchied des Göttlihen und Menſch—
lichen vermifchend, hat fie für ihre ſymboliſchen Bücher Unfehlbarkeit,
mande nannten es ſelbſt Inſpiration, beanfprucht, für ihre Kirchenord-
nungen Unantaftbarkeit.
Diejelbe Kirche, welche alles auf den perſönlichen Heilsglauben
ftellte, ift doch für die Maffe nichts anderes geweſen als eine Verſiche-
rungsanftalt für die Seligfeit, in welcher man fi) um das opus opera-
tum der fides historica und ber Beteiligung am Kultus den „Troft“
erfaufte. Nichts ift harakteriftifcher als die Klage der Döffinger gegen
ihren treffliden Pfarrer Hartmann (X, 230 Anm. 2.): man befomme
feinen Troft von ihm. Die fittlichen Vorausfegungen und Folgen dieſes
Troftes waren über der Rechtfertigung vielfach ganz vergefien ).
) Mufer den in Teil 1 aufgeführten Zeugniſſen hiefür diene mır nod zum
Verweis, was A. A. Hochſtetter im Vorwort zu feines Freundes Walliſer Rechtfertigung
der Symbol. Bücher (vgl. Ig. N, 251) fagt: Wir trauern, fo oft wir das geiftlihe
Ant verfchen, weil bie von dem Herrn erworbene evangeliſche Freiheit teilweije Im
licentiositatem gezogen worben iſt, fo daß wir ben exteri zum Xergernis geworben
find und ſcheinen ohne Gottesfurcht, ohne Geſetz meiftens zu leben, durch das leere
Tie Anfänge des Pietismus und Separatismus in Württemberg. 69
Diefelbe Kirche, melde Freiheit von äußerem ftaatlihem Zwang in
Sachen des Glaubens geforbert und erftritten Hatte, hielt doch den Ein:
zelnen noch in kirchlichem Zwange. Dadurch geriet fie je länger je mehr
in einen unerträglihen Widerſpruch mit fi ſelbſt. Sie zwang ihre
Glieder jogar mit weltliden Strafen zum Empfang ber Gnabenmittel,
während fie doch die religiöfen Vorausfegungen, unter welchen nad ihrer
eigenen Lehre jene Gnabenmittel allein ſegensreich wirken fonnten, im
Herzen ihrer Mitglieder weder erzwingen konnte, noch auch — verftand
fie ih anders reht — erzwingen wollte. In der fatholifchen Kirche ift
der Zwang nicht mit diefem Selbftwiberfpruch behaftet. Wenn aber eine
evangelifhe Kirche einen äußerlihen Zwang ausübt in Dingen, welde
ihr doch nur als Vethätigung des Glaubens Wert haben, dann ift das
ein Stüd nod nicht überwundener römifch-mittelalterliher Auffaſſung.
Hier if der wundeſte Punkt des ganzen damaligen Kirchentums, bier
fegt die berechtigte Kritif bes Pietismus und feine auf Fortentwidlung
der Reformation gerichtete Thätigkeit ein, hier die als Rückſchlag zu ver:
ftehende Geringahtung von Wort und Sakrament und die Auflehnung
gegen die Drbnungen der Kirche bei ben Separatiften. Das fehen wir
am klarſten bei ben beiden Theologen, welche ihren Separatismus einiger-
maßen wiſſenſchaftlich zu begründen fuchten: Schmoller und Bauer. Und
da jener von der Kirche geübte Zwang aufs engfte verknüpft war mit
dem Stoatskirchentum, jo ift erflärlih, warum fie die Berechtigung des⸗
felben beftritten und auf das Vorbild der erften chriftlihen Gemeinde
zurüdgriffen. Das Staatskirchentum hat fih aud in Württemberg als
ein zweiſchneidig Schwert erwiefen und der Kirche ebenjoviel Wunden ge
ſchlagen, als abgewehrt.
Der Dienft, den der Pietiamus ber Kirche geleiftet hat, iſt demnach
ein vierfader:
I. Die Überſchätzung der reinen Lehre ift auf ein nüchternes Maß zurück-
geführt worden durch die Betonung bes religiöfen Lebens, durch den
Rückgang auf die Schrift, als eine Duelle, deren Reihtum in ber
DOrthoborie noch nicht erſchöpft ift, durch Forderung eines freien
Spielraums in Behandlung ſekundärer theologiſcher Probleme').
TI. Gegenüber dem Glauben an die alleinjeligmadende Kirchliche In—
ſtitution hat er die Forderung perſönlichen Chriftentums für die Geift-
Vertrauen verleitet, ber Glaube genüge, welchem ber Schmerz über bie Sünde nicht
vorangegangen iſt und welder bie Herzen nicht reinigt, wie wenn durch das unver:
gleigjliche Berbienft Cprifi den Sterblichen das Privilegium des Sündigens einge:
äumt worben wäre!
*) Namentlich Hebinger ift warm für biefe proteftantifche Freiheit eingetreten!
70 Kolb
lichen, fowie für die Gemeinden wieder allgemein und nachdrücklich
geltendgemadit.
III. Gegenüber der Bindung aller Thätigfeit an kirchlich ſanktionierte
Formen hat er der Mitarbeit der Laien wieder zu ihrem Recht
verholfen und dafür die Form ber freien Vereinigung (Stunde —
Verein) geſchaffen.
IV. Gegenüber dem von ber Kirche mit ftaatlihen Mitteln durchgeführten
Zwang hat er Verzicht auf alle Gewaltmaßregeln in religiöfen Dingen
(in feinen radikalen feparatiftiihen Vertretern Verziht auf das
Staatskirchentum überhaupt) gefordert.
Auf allen diefen Punkten erſcheint die Kirche als dem Bann mittel:
alterliher Auffaffung teils überhaupt noch nicht entwachſen, teils mehr
ober weniger aufs neue wieder verfallen. Der Pietismus dagegen greift
auf urſprüngliche reformatoriſche, in ber Folgezeit entweder nicht ent-
widelte ober wieder verfünmerte Gedanken zurüd und führt eben dadurch
ben Fortſchritt herbei.
Die geihichtlihe Bedeutung des Pietismus läßt fi daher kurz fo
definieren: Emanzipation ber perfönliden Frömmigkeit vom
Zwang der Kirche. Das orthodore Kirchentum fennt und duldet
Frömmigkeit nur in den Formen der Kirche. Der radikal-pietiſtiſche Se
paratismus erfennt Frömmigkeit in jedem Glauben und die Kirche erfheint
ihm vielmehr als Hindernis wahrer Religiofität. Der kirchliche Pietismus
ftrebt eine freie Verbindung beider an, wie das ja gerade in den Kon—
ventifeln als Ergänzung der kirchlichen Anftalten ſich am deutlichſten aus:
weiſt, mit denen der Pietismus überhaupt angefangen bat.
Was der Pietismus beginnt, das hat die Aufklärung fortgejegt und
zum Abſchluß gebracht. Sie hat das geiftige Leben emanzipiert von ber
Vormundſchaft der Dogmatik, überhaupt der Theologie, und hat die praf:
tiſche Folgerung daraus gezogen, indem fie den Grundfag ber Toleranz
durchſetzte. So beftätigt fih, daß der Pietismus der Aufklärung ver:
wandt ift und ihre Vorftufe bildet, wie das ja aud) in der voranftehenden
Darftellung auf mehr als einem Punkt erfichtlich ift.
Der Pietismus ift wirklich einer jener unmittelbaren Erregungen
des religiöjen Lebens entiprungen, welche die erftarrenden Formen der
Kirche erweichen, aus trägem Beharrungszuftand zur Fortentwidlung und
Neubildung reizen, eine Fülle neuer Kräfte und Triebe entbinden. Frei—
lich, wie jede geſchichtliche, an ſich noch fo berechtigte Bewegung, jo trägt
er feine Schranfen und Schwächen in ſich ſelbſt. Die Verdunfelung der
Nechtfertigungslehre, die Einengung und Verkümmerung bes fittlichen
Ideals, das hochmütige Aburteilen und Sichabſchließen denen gegenüber,
Die Anfänge des Pietismus und Geparatismus in Württemberg. 71
welche man zur Welt redinet, die ungeſchichtliche Vorftelung von Schrift
und urapoftoliihem Chriftentum und mas man fonft am Pietismus aus:
zuſetzen hat, es finden fih dafür die Anfäge auch in den Anfängen des
württembergifchen Pietismus, wenigftens wo er feparatiftiich gerichtet ift. Der
Pietismus hat wohl neue Kräfte entbunden, aber der Kanal, in welden
er fie leiten wollte, war zu eng, daher vermochte er nicht eine Erneuerung
der Volkskirche herbeizuführen, falls er dies überhaupt ernftlich gewollt hat.
Anhang.
Weitere Verbreitung des Separatismus.
Die Geſchichte des Separatismus weiterhin zu verfolgen, liegt jen:
feits der geftedten Grenzen. Aber eine Überficht über die Verbreitung,
welche er im Lande gewonnen hat, joweit die Quellen darüber Aufſchluß
geben, wird nit unwilllommen fein.
In den X, 201 ff. genannten Hauptherden ift der Separatismus
nit erlofhen. In einem Schriftftüd, wahrſcheinlich von Friſch, findet
ſich die Angabe, daß er troß aller Konnivenz fortbaure, und zwar befonders
in Stuttgart, Ludwigsburg, Kirchheim, Blaubeuren, Hirfau, Dürrmenz,
Tübingen (Zeit nad 1740)’). Aber im ganzen ift er ftiller gemorben.
Daß die Calwer Separatiften großenteils wieder in den Schoß
der Kirche zurüdfehrten, wurde ſchon oben erwähnt (X, 230). Weniger
war dies der Fal in Stuttgart. Im Synodus 1715 konnte zwar
berichtet werben, daß die Zahl auch hier abnehme und daß fie ftill und
unärgerlich fih verhalten, daher man Gebulb haben folle. Damit war
aber Weißmann, feit 1711 Prälat von Maulbronn, wieder nicht ein:
verftanden, bie hiefigen feien bie ärgften, der Kalchbrunner immer noch
ihr Antefignanus, ihre Konvente feien nicht zu dulden. Das Prädikat,
das ihnen der Prälat giebt, wird beftätigt jogar dur Tennhardt! Die
Stuttgarter Separatiften hatten brieflide Mitteilung erhalten über die
Ratſchlãge zur Wiedervereinigung mit der Kirche, welche Tennharbt in Calw
— auf Eingebung von oben hin — erteilt Hatte (vgl. X, 230). Sie
waren aber gar nicht geneigt, darin eine Stimme Gottes zu erfennen, fie
begegneten ihm mit Mißtrauen, als ftammten dieſe Eingebungen von
KRonfiftorialräten her, widerſprachen ihm, betrachteten ihn als Heuchler
und fchrieben entrüftet über ihn nach Marienborn (an Rod?). Als er
nun nad Stuttgart Tam, fagte ihm der Herr im Geficht: Siehe, ich will
bi) gewarnt haben, daß du die hiefigen Separatiften nicht traftierft als
wie die Calwer, denn fie haben harte Köpfe und verftodte Herzen, bu
) Handſchrift der K. Unio.⸗Bibl. Tübingen.
72 Kolb
würdeſt nichts unter ihnen ausrichten! Zwei Frauen Eehrten, als er ihnen
das Gefiht erzählte, zur Kirche zurüd. Die eine fei bei Anhörung feiner
Erzählung blutrot geworden und habe befannt: er hats erraten, Herr
Tennhardt!).
Konventikel in Gartenhäufern unter währendem Gottesdienft hielten
fie noch 1719, ihren Vorfteher und ſämtliche Namen anzugeben erhält
der Dekan 1721 Auftrag; ob man in ber Predigt nad einer Separatiften-
leiche eine Erinnerung thun folle, fragt er 1724 an. Bon 1730 ab, für
welches Jahr der Pifitationsberiht 22 Mitglieder angiebt, ift eine
dauernde Abnahme zu beobachten. Man verfuchte zwar, fie herumzubringen,
aber nur durch gütliche Unterredung, im übrigen ließ man fie laufen.
Damals wird noch ein Schneider erwähnt, welcher anabaptiftiiche Prinzipien
hegte, die Nabel verachtete und Propaganda trieb; besgleihen ein Modift
Reutter, welcher bei der Leiche der Separatiftin Mayer an bie Umftehenben
öffentlich eine Rede that (1750). Seit den vierziger Jahren finkt bie
Zahl auf ca. 10 herab, fie halten ſich ſtill, verſuchen auch feine Anhänger
zu gewinnen, von Konventifeln ift nicht mehr die Rebe. Um 1781 ift
noch einer vorhanden, aber auch biefer trogt dem Zureden bes Dekans
noch. 1790 weift der Viſitationsbericht feinen mehr auf.
Vorübergehend ift ſchon ber Name des Mannes genannt worden,
der fpäter weit über Württembergs Grenzen hinaus als Separatift und
zwar theofophifher Färbung — er war Böhmift — befannt wurde.
Es ift der praftizierende Arzt Dr. Kayſer. Schon als er 1709 bei
dem Land und Erbprinzen Friedrih Ludwig in Turin weilte, beantragte
das Konfiftorium, ihn wegen feiner gefährliden Opinionen aus ber
Umgebung besfelben wegzumeifen. Später ift er das Haupt der feparatiftifchen
Gemeinſchaft geworben und zugleich litterarifch einer ihrer gewandteften,
gelehrteften und ſchärfſten Vorkämpfer. Wieberholt hat das Konfiftorium
mit ihm zu thun. Es unterfagt ihm 1717 feine Konvente: er ſoll zu
Haus beten. Man fordert ihm eine Erflärung ab; Urlsperger foll einmal
ex improviso fold einen Konvent beſuchen und darüber berichten. Er
bat fih 1721 zu verantworten vor dem Delan, weshalb er unerlaubter
Weiſe Konventifel halte, jelbft während des Gottesdienſtes, auch außerhalb
der Stadt, und verbächtige Bücher austeile. Er fol verwarnt werben, ba
fonft unbeliebige Ahndung erfolgen würde. Als Verfammlungsorte
werden nun genannt Feldſcheer Möglings und Leberbereiter Roſers Haus.
*) Gefammelte Schriften II: Warnung wegen unnötigen Separierens 1718 und
Klemm, Zeitſchrift f. hiſt. Theol. 1869, ©. 149 f. Tennhardt ift von Hofprebiger Hoch⸗
fetter freundlich aufgenommen worden, berfelbe erwirfte ihm Schutz für feine Reifen
im Sand.
Tie Anfänge bes Pietismus und Ceparatismus in Württemberg. 73
Kayſer felbft hat auf dem Sterbebett feinen Frieben mit der Kirche
gemacht. Ich bin in der Lage, über diefen Schritt, deffen Ritſchl, Geſch.
d. Piet. II 130 nad) Angabe von Ötinger Erwähnung thut, nad dem
Driginalberiht Mitteilung zu maden. Der Pfarrer zu St. Leonhard,
Spittler, beſuchte ihn, den bald neunzigjährigen, vom marasmus senilis
befallenen Greis und fand Eingang bei ihm. Am 30. Januar 1765 wurde
er unvermutet gerufen, dem Kayfer bas heilige Abendmahl zu reichen.
Auf die Frage, ob er es nad dem Sinn und ben Lehrfägen unferer
evangelifhen Kirche empfangen könne und wolle, antwortete er — „prae-
sentis animi und sui compos“ — Ya. Auf die weitere Frage, wie er
das mit feinen vorigen Meinungen, die er im Drud gegen unfere
evangelifhe Kirche geäußert, reimen könne, fagte er nur: das laffe ich
gehen. Spittler bejaß Paftoralkluggeit genug, dem alten Manne nicht
einen förmlihen Widerruf vor Zeugen abnötigen zu mollen, er fragte
ihn zwar, ob er dasjenige zurüdnehme, was er gegen die evangelifche
Kirche geichrieben, da aber Kayfer diefelbe Antwort gab wie zuvor: „das
Taffe ich gehen“, fo begnügte fi Spittler damit, baf er eine Retraftation
feines Separatismi ipso facto durch das heilige Abendmahl habe vor-
nehmen wollen. Spittler ſelbſt nennt ihn einen mit vieler Einfiht und
Belefenheit begabten Theologus mysticus. Doc konnte fi ein Ver—
wandter, der in biefer Kranfheit um ihn war, nicht enthalten, ihm ins
Geſicht zu fagen, daß er nod weit von feinem Eigenfinn und feiner
eigenen Gerechtigkeit herab müffe.
In ber Herrenberger Gegend befteht der Separatismus ebenfalls
fort. Im Jahr 1718 fragen Dekan und Vogt an, mas mit den immer
noch halsftarrigen Separatiften in Stadt und Amt zu machen fei. Vom
Gottesbienft hätten fie fich ganz abgezogen, verachten h. Schrift, Predigtamt,
entheiligen Sonn: und Feiertage, halten Konventikel. Das alles trotz
neuen, auf Grund des Synodalrezeſſes 1717 veranftalteten Verhören.
Es wird ihnen ein wiebertäuferifher Geift nachgefagt. In Bondorf
war es 1718 zu fchlimmen Händeln zwiſchen Pfarrer und Schultheiß
einerfeits, den Separatiften anbererfeits gefommen. on beiden Seiten
wurden hitige Reben geführt, ſchließlich warf man die Separatiften ins
Gefängnis und ließ fie fünf Wochen darin liegen! Beide Parteien
wurben nad) Stuttgart citiert. Im Verhör vor dem Konfiftorium mußte
der Pfarrer manche leidenſchaftliche Außerung eingeftehen. Endlich kam
ein Vergleich zu ſtande; an den nicht unbedeutenden Prozeßkoſten hatten
beide Teile zu tragen. Schon 1719 mußte man aber aufs neue vermitteln.
In Hildrizhaufen meldet ein langjähriger Separatift feinen
Sohn mit einer Separatiftin zu Aufgebot und Trauung beim Pfarramt
74 Kois
an, „weil ed einmal der Welt Brauch und Sitte ſei“. Der Pfarrer war
nicht geneigt, darauf einzugehen, weil das Paar fi) doch hernach feparieren
würde, doch die Regierung entſchied bejahend, 1725.
In Gärtringen fand Jak. Eipperlen Anhänger. Er jelbit und
fein Weib wurden 1768 „wegen übermachten Unfugs“ vor das genannte
Amt gefordert und ihnen ein Termin von ſechs Monaten geftellt, wenn
bis bahin feine Sinnesänberung eintrete, folten fie außer Landes geſchafft
werben. Sie erklärten: lieber heut als morgen, man möge fi) mit ihnen
nur feine Mühe geben, aber man hegte ben Verdacht, daß fie nur
beabfitigten, auf ben Ihinger Hof zum Herrn von Leiningen zu ziehen.
Zwei Kinder, darunter ein auch ſchon angeftedtes Mädchen, hatte man den
Eltern abgenommen und im Zucht: und Waifenhaus zu Ludwigsburg
untergebradit, andere jollten Verwandten übergeben werben. Im Zucht
haus daſelbſt faß ein anderer Separatift wegen dem Herzog immebiat
vorgetragener Unwahrheiten. Allerlei Motus, Auffehen, jelbft Vergehen
ſollen in Gärtringen erregt worden fein. Aus Nufringen wurde eine
Frau ebenfalls auf vier Wochen nah Ludwigsburg geihafft, fie muß
fih beim Abendmahl ein ſtandalöſes Benehmen haben zu ſchulden
kommen laffen.
Auch in Mötzingen gab es noch viele Separatiften. Dort trat
1781 der ſchwärmeriſche Provifor Kugel von Olbronn auf, damals
ca. 35 Jahre alt. Er hatte das Land durchzogen, von Gaildorf her über
Schorndorf, Winterbach, Kornmweitheim, Unterjettingen, Haiterbach, überal
bei den Gemeini&aftsleuten einfehrend. In Mögingen predigte er auf
offener Straße, man folle das Tier, die Kirche, nicht anbeten. Bon ihm
zuerft wird berichtet, was die Separatiften aus Rapps Schule fpäter
fennzeichnet: er nahm vor niemand ben Hut ab, buzte jedermann und
wollte von jedermann gebuzt fein. Er galt als nicht ganz normal, feine
Schwärmerei wird auf die Verleburger Bibel zurüdgeführt. Nachdem
er eine Zeit lang zu Herrenberg in Haft geſeſſen hatte, entließ man ihn.
Beſonders bösartig waren die Separatiften in Ehningen (vergl.
X, 247). Im Jahr 1728 wird der Schulmeifter dafelbft feparatiftiiher
Gefinnungen verdächtig befunden. Eine eigene Kommiſſion hat fih 1740
mit dem Streit zwiſchen Pfarrer Gottl. Sted und ben Separatiften (als
Häupter werben beſonders Klein und Bengel genannt) beſchäftigen müſſen.
Schon 1737 bei der Pifitation legten einige Perfonen eine Klagfchrift
von 37 Punkten vor, welche der Pfarrer beantwortete. Er hat wohl
aud Fehler gemacht, brauchte Echeltworte, war aud der Meinliebe ver:
dächtig, wurde deshalb vom Konfiftorium getadelt, er wiſſe nichts weniger
als mit den Eeparatiften umzugehen. Aber diefe felbft waren durch die
Die Anfänge des Fietitmus und Separatismus in Württemberg. 75
Milde der Behörde übermütig geworden. Jene beiden Männer, zugleich
Mitglieder des Gerichts, ſollten bei andauernder Wiberfeglichkeit vom
Rathaus geſchafft werden. Eine einfache Deprefation genügte, um die
Strafe aufzuheben. Das machte fie erft recht trogig. Und es war für
den Pfarrer eine geringe Genugthuung, daß die Bauern, melde bie
Alagſchrift unterzeichnet hatten, ebenfalls einen Verweis erhielten und
Abbitte leiften mußten.
Bas für ein Geift in biefen Leuten ftedte, geht aus der Bemerkung
hervor, daß fie drei durchaus tüchtige Pfarrer, Wieland (1694—1716),
Edart (1716—1720) und Hamm (1720—1735) müde gemacht haben,
„die darüber geftorben find“. Edart ſchrieb mit Bezug darauf folgende
Worte in das amtliche Protofoll: „Rein Geiftliher feit ber Reformation
Luthers bis heute ift tanto ludibrio ausgefegt geweſen, als ih, Eckart,
von Separatiften, Semifeparatiften und Indifferentiften umgeben“).
In der Leonberger Gegend gab es Separatiften zu Heimsheim
(ein Bauer mehr aus Privatfeindfhaft als aus Grundfag 1767) und
Mönsheim; in legterem Ort weigerte fi ein Separatift feit Jahren,
den Bürgereid zu ſchwören, man verfuhr aber glimpflich und nicht zwangs⸗
weife mit ihm (1781). In Gültlingen bei Wildberg verweigert ein
Separatift die Taufe feines Kindes (1782). Auch ihn läßt man gehen
ohne Zwang.
Im Schwarzwald zog fih der Separatismus über Altenfteig
(1707) Hinüber bis nah Schiltach (1715) und Hornberg (1712).
In Sulz wird 1713 Klage geführt über die Verbreitung feparatiftiicher
Bücher. In der Waiblinger Gegend macht neben anderen ein feparatiftiiches
Ehepaar zu Bittenfeld von fi reden. Der Vater, Peter Müller,
ſchict auch feine Kinder nicht zur Schule trog allen mit ihm verſuchten
Maßregeln. „Man möge mit ihm machen was man wolle, er ala Vater
habe Macht und Freiheit der Erziehung gegen Obrigkeit und Kirche. Der
Vorſchlag des Defans in Waiblingen, die Kinder den Großeltern zu über-
geben, wird genehmigt 1724. Doc ift 1728 wieder von biefem Peter
Müller und feiner Hausfrau die Rede, fie halten ihre Kinder von der
Schule ab. Es foll ihnen ein halbes Jahr Bedenkzeit gegeben werben,
dann: Auswanderung.
In Beilftein (X, 248) ſcheint der Helfer 1717 neue Motus
erregt zu haben unter den Separatiften, er fchidt ein eigenes Memorial
ein, um ſich zu entſchuldigen. Darauf läßt man die Sache beruhen.
Über einen Separatiften in Nleinbottwar berichtet Meißner (Mein-
bottwar ©. 30).
N Handfär, Univ.Vibl. Tübingen.
76 Kolb
In Steinheim bei Marbad) Ieben zwei Schweftern, obftinate
Separatiftinnen (1728). Wohl diefelben, die IX, 369 genannt find. In
Kaltenweſten joll ber Separatift Chr. Majer feinen 15jährigen Sohn
zur Konfirmation geben oder geftraft werben.
Weiter werden erwähnt Separatiften in Grunbad 1774;
Winnenden 1768, bod hier ohne völlige Scheidung von der Kirche,
fie nehmen nur an dem fittlihen Zerfall derjelben und am Abendmahle:
genuß der Gottlofen Anftoß. Murrhardt 1715. In demjelden Jahr
wird von wenigen Separatiften in Göppingen berichtet, Die ſich refolligiert
hätten. Aber 1718 find doch noch welche vorhanden, 1719 muß fogar
Ihrem Auslaufen gewehrt werben. Es beiteht reger Verkehr zwiſchen
ihnen und ben Separatiften des benachbarten Ulmifhen Gebietes. Noch
1776 erhält ein feparatiftifhes Brautpaar Eheerlaubnis nur gegen Unter:
zeichnung eines Neverfes, daß die Kinder in ber Zandesreligion erzogen
werben ſollen. Auch in Hohenftaufen fommen Separatiften vor
1715—1718. In Bünzwangen, Filial von Albershaufen, verleitet
ein Separatift feine Frau und eine Mithausbewohnerin zum Abfall 1777.
Aud in Kirchheim und Umgebung faßte der Separatismus Fuß. In
Kirchheim felbft muß 1724 oder 1725 ein Kommiſſär die Unterſuchung
geführt haben, fomeit fi aus ben Aften noch erjehen läßt. Es wird ein
Weber Johannes Baur vernommen, welcher erklärt, er fei einit ein
fleißiger Kirchgänger gemefen und habe die Geiftlichen refpektiert; als ihm
ein Licht aufgegangen, habe er angefangen, andere zu ermahnen. Da
habe man von der Kanzel gegen ihn Iosgezogen und das habe ihn aus
der Kirche getrieben. Auch der Dekan Aulber habe, ftatt zuerft freundlich
mit ihm zu reden, gleich von ber Kanzel geſcholten. Selbft die Witwe
Hedingers ift in dieſe Unterfuhung verwidelt. Es wurbe ihr vorgehalten:
wie fie ala Witwe eines fo tapferen, um die württembergiiche Kirche
hochverdienten Theologen, der ein Eiferer geweſen für die Orthoborie und
Beibehaltung der reinen Lehre fomohl, als der fo heilfamen und nötigen
Kirchendisziplin, deſſen Segen bei uns in ewigem Gedächtnis bleiben werbe,
gleichwohl auf feparatiftiiche Prinzipien verfalle. Da fie bei ihrem
Separatismus beharrte, jo wurde ihr gebroht, fie werde bes Fiscus
charitations verluftig gehen, auch führte man ihr zu Gemüt, wie fie
Ärgernis gebe und bie Separatiften ftärfe. Rod hat fie zweimal in
Kirchheim befucht, 1727 und 1735, er tabelte an ihr, daß es am tiefen
Graben gefehlt habe! Sie hatte auch Zerwürfniffe mit dem Magiftrat.
Am 24. April 1724 wird dem Dekan befohlen, wenn der Kilbel aus dem
Zuchthaus heimkomme, wohl auf ihn zu achten und ihn womöglich mit
Zuſpruch und Liebe zu gewinnen, aber nicht zu dulden, baf die Separatiften
Die Anfänge des Pietismus und Separatidmus in Württemberg. 77
ihre Kinder nicht zur Schule ſchicken und den öffentlihen Gottesdienft
verläftern ').
In Weilheim waren ihrer fieben fanatiſche Leute; fie verläfterten
das Minifterium, warben Anhänger, verfolgten Andersdenkende. Die
Kirche war ihnen Babel, ihre Lehre vom Satan, die evangeliihe Religion
eine Sefte, ein lieberlicher, leichtfertiger Glaube, der Gottesdienft ein
Gögendienft, Kindertaufe und Abendmahl verächtlich. Mit dem Dünkel
der Volltommenheit verband fi) der Chiliasmus und der Glaube an die
Wiederbringung. In Zell am Aichelberg ift Peter Baur feit 7 Jahren
Separatift, weil man in der Kirche Gottes Wort nicht erhalte; man findet
es ſchwerlich mehr möglich, ihn zu ändern. Aus Metzingen fommt
1718 die Klage, daß die Leute zum Separatismus inklinieren.
In Frommern (ON. Balingen) ſpricht fih 1752 ein Separatift
mit den allerderbften Ausbrüden, die einem ſchwäbiſchen Bauern zu Gebot
ftehen, über des Pfarrers Predigten aus. Und doch hielt diefer Pfarrer,
Israel Gottlieb Conz, felbft Verfammlungen in feinem Haus. Der Dekan
bezeugte, daß fein Eifer gut fei, aber mit Unverftand, er ermahnte ihn,
das leidenſchaftliche Schelten zu unterlaffen in Predigt und Kinderlehre,
und ſich einen fanftmütigen Geift anzugemöhnen.
Von Separatiften zu Luftnau ift in Prälat Auguftin Hochftetters
Leichenrede zu leſen (jeit 1713).
Im Norden des Landes werden genannt: Bigfeld 1717; Neuen:
ftabt 1769; hier wird ber verwitweten Bürgermeifterin Katharine Hoc:
ftetter als einer Separatiftin auf Bitten ihres Sohnes, des Bitrgermeifters,
die Beerdigung nicht mit Sang und Klang, wie er gewünſcht, ſondern
nur mit dem Geläut einer Glode und bei Nacht gewährt und ohne
Leihenprebigt, mit Beltattung an Seite ihres Mannes. Weil fie in
Wandel, Frömmigkeit und Wohlthätigfeit ein gutes Lob hatte, erreichte
der Sohn wenigftens fo viel.
Eine Separation ganz eigener Art ftiftete der Schneider Chriftoph
Unold von Memmingen in Gochſen DA. Nedarjulm und Umgegend,
von 1759 ab.
Ob der Separatift Elben in Zuffenhaufen, von dem 1777
berichtet wird, daß er ſich aud mit Saborieren abgebe, von Ötinger
beeinflußt war? j
Im Synodus 1768 fonftatierte Prälat Fiſcher von Adelberg, daß
der Separatismus nicht bloß an einzelnen Orten fortdaure, fondern jelbft
im allgemeinen ſtark zumehme. Die andern Generalfuperintendenten
9) Ueber eibverweigernde Separatiften In Kirchheim und Mofers fhonende Be—
handlung berfelben dgl. Ritſchl, Pietiem. IL, ©. 18 ff.
78 Kolb, Die Anfänge bes Pietismus und Separatismus in Württemberg.
mußten aber nichts davon. Stiftsprebiger Faber fand vielmehr, daß der
Separatismus im Abnehmen fei. Für Stuttgart trifft das jedenfalls zu.
Direktor Frommann Hinwieber erflärte: der Separatismus beginne wieder
allgemein zu werben, man habe deshalb im Konfiftorium verabredet, die
Sade im Synodus vorzubringen. Er ganz befonders riet zu Freundlich:
feit, Milde, Geduld; Pfarrer, die fih da verfehlen, müßten verjegt
werben. Auch wurde darauf hingewieſen, baß bei ber großen Verſchiedenheit
der Separatiften individuelle Behandlung notwendig fei. Faber wurde beauf-
tragt, einen Aufſatz zu entwerfen der Sache halber. Ein praktifches Ergebnis
ſcheinen dieſe Verhandlungen, foweit ich fehe, nicht hervorgebracht zu haben.
Es wird von biefer Zeit ab ftil von ber Bewegung, bis fie am Ende des
Jahrhunderts durch Rapp neu aufflammt und der Kirche wieder viel zu
ſchaffen macht.
Überfirht über Uhlands Briefiwechfel.
Ben Dr. Rudolf Kraus.
Die vorliegende, für den Verfafler ziemlich entſagungsreiche Arbeit
wird wohl troß ihres ſchematiſchen Charakters manden Uhlandfreunden
wilfommen fein. Insbeſondere dürfte ihre Nüglichkeit jedem, der dem
nachgerade recht ftattlich gewordenen Kreife der Uhlandforſcher angehört,
ohne weiteres einleuchten. Denn es muß nach den verjdhiebenften Rich
tungen hin von Wert fein, ein möglichft volftändiges Verzeichnis von
Uhlands Korreiponbenz zu befigen, ſoweit fie gedruckt ift oder aus Drud:
werfen fi belegen läßt. Man überſchaut hier mit ein paar raſchen
Bliden, wer Uhlands Korrefpondenten geweſen find. Man gewinnt durch
die erſte Rubrik des erften Hauptteils eine Art von Stinerarium, eine
bequeme Überficht über die jeweiligen Aufenthaltsorte des Dichters. Bor
allem aber kann fich jeder, der ſich irgendwie wiſſenſchaftlich mit Uhland
beihäftigt, nunmehr leicht orientieren, wo er Uhlanbbriefe, aljo wichtige
Quellen für des Dichters Leben und Werke, zu ſuchen und zu finden
bat. Wer endlich duch einen glüdlichen Zufall ein Schreiben von oder
an Uhland in die Hand befommen hat und auf dem Sprunge ift, es
zu veröffentlichen, ſich aber doch vorher vergewiſſern möchte, ob dies nicht
ſchon früher geichehen fei: dem wird das Verzeichnis viel Mühe und
Zeit eriparen und noch obendrein die Möglichkeit eines Irrtums ver
tingern, wie er bei Briefpublifationen fo häufig vorkommt. — Mande
Daten von bisher undatierten Briefen Eonnten durch Vergleihung mehr
ober weniger ſicher feftgeftellt, mande falſche Datierungen verbeffert
werden. Auszüge, bie fih an verfchiedenen Orten finden, ergänzen ſich
oft gegenfeitig in willfommener Weife, fo z. B. die in den Württem-
bergiſchen Vierteljahrsheften für Landesgeſchichte I (1878) ©. 217—223
und zugleich im Kernerbriefwechjel mitgeteilten Briefe Kerner an Uhland
aus den Jahren 1817 bis 1819. Aus dem Verzeichnis ergiebt fi, daß
man auch einzelne ſchon längſt gebrudte Briefe im guten Glauben, es
handle fi um etwas Neues, wieberholt ediert hat. Bei folden mehr:
fad) herausgegebenen Briefen überrafhen oft die zahlreihen Varianten
80 Krauß
in ben Lesarten, die ſich nicht alle dadurch erklären lafen, daß im einen
Fal Konzept, im andern Neinfehrift benügt worden ift, und die darum
auf das willfürliche Verfahren mander Gerausgeber ein Licht werfen.
Die Korreſpondenz Uhlands ift hier nur ſoweit gebucht worden,
als fie gebrudt oder aus Druckwerken zu belegen ift; die noch nicht ver-
öffentlichten, mir befannt gemwejenen Briefe von und an Uhland habe ich
unberüdfihtigt gelaffen, wenn fie au dann und wann in zweifelhaften
Fällen zu Nat gezogen worden find, bei weldem Geſchäfte mir Herr
Oberftudienrat Dr. Julius von Hartmann in zuvorfommendfter Weife
feinen ſchätzenswerten Beiftand geleiftet hat. Cine Aufnahme der unge
drudten und unbelegten Korreſpondenz hätte meine Arbeit zu fehr be—
laftet und wäre ſchließlich doch nur für den Heinen Kreis derer, denen
jene leicht zugänglich ift, von Wert gemejen. Aus Drudwerlen habe ich
dagegen nicht nur die mehr oder weniger vollftändig publizierten Briefe,
fondern auch alle längeren wie kürzeren Auszüge und Inhaltsangaben in
die Liſte aufgenommen, die Belege für ungebrudte ober verloren ge
gangene Stüde jedoch in der Regel nur dann, wenn dieſe genau zu
datieren waren. Natürlih wird ja in zahlreihen Schreiben an Uhland
auf vorangegangene von ihm felbft Bezug genommen und umgefehrt,
häufig indeſſen ohne Angabe des Briefdatums, in melden Fällen die
Aufnahme in das Verzeichnis feinen Zweck gehabt hätte. Eine befonders
ausgiebige Fundgrube für Briefbelege ift das Tagbuch von 1810 bis
1820; doch Hat Uhland darin keineswegs über alle in dem genannten
Zeitraume geſchriebenen oder empfangenen Briefe vollftändige Rechen—
ſchaft abgelegt. Uhlands Geihäftsichreiben, ſoweit fie fi auf Ausübung
der Abvofatur beziehen, find grunbfäglich weggelaflen; eine Reihe Nach-
weiſe dafür finden fich im Tagbuche. Neben diefem find meine wichtigften
Quellen für die vorliegende Arbeit die großen primären Publikationen
Friedrich Notters, der Frau Emilie Uhland und Karl Mayers geweſen,
ferner der Laßbergbriefwechſel; auch der zweite Band der neuen von
Eri Schmidt und Julius Hartmann beforgten Ausgabe von Uhlands
Gedichten macht auf viele bisher unbekannte Briefe aufmerffam. Außer:
dem habe ih ale Publikationen in Büchern, Zeitjhriften und Zeitungen
berüdtfichtigt, ſoweit fie Neues enthalten. Nochmalige Drude von Briefen
oder Auszüge und Inhaltsangaben aus folden oder gar bloße Citate,
wie fie fi in biographifchen und fonftigen Schriften über Uhland Häufig
finden, find dagegen übergangen worden, wofern nicht beſondere Gründe
die Nennung folher abgeleiteten Quellen geredtfertigt haben. Die im
Anhange des Rechenſchaftsberichtes des Schwäbiſchen Schillervereins für
April 1897/98 mitgeteilten Uhlandurkunden find nur ſoweit bem Ver—
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 81
zeichnis einverleibt worden, als fie die Form richtiger Briefe haben;
Diplome, Adreffen u. ſ. m. find meggeblieben.
Allgemeine Bemerkungen über Uhland als Briefſchreiber finden fi
bei Rotter S. 137 f., über feinen brieflihen Verkehr mit Dichterlingen
im „Leben“ ©. 416 f., mit feinen Verlegern Johann Friedrich und Georg
von Cotta im Tagbuch S. 267 Anm. 1.
Es bleibt mir noch übrig, für den Gebrauch der Lifte einige Er-
Märungen, befonders über die angewandten Abkürzungen zu geben. Was
in ediger Klammer fteht, ift — teilmeife durch Kombinationen gewonnene
— Ergänzung des Herausgebers oder anderer. Die legte Zahl in ber
Rubrit „Fumdftätte“ bedeutet die Seite. Mo im Tagbud bloß die Seite
angegeben ift, muß unter dem betreffenden Datum nachgeſehen werben.
Ein A hinter der Fundftätte befagt, daß ber Brief nur im Auszuge ges
drudt ift, ein J, daß es fi nur um Inhaltsangabe, ein B, daß es ſich
nur um Beleg handelt. Wo Hinter der Fundftätte fein Buchftabe fteht,
darf man annehmen, daß ber betreffende Brief ganz oder doch feinem
Hauptinhalte nach ediert if. Für eine Anzahl wiederholt erwähnter
Bücher oder Zeitfehriften und Zeitungen find die nachſtehenden Ab=
fürzungen gebraudt:
Bamberg — Friedrich Hebbels Briefwechſel mit Freunden und berüßmten Zeit:
genoffen, Herausgegeben von Felit Bamberg. 1. Band. Berlin, ©. Groieſche
Verlagsbuchhandlung 1890.
Gebdichte I — Gebidte von Ludwig Uhland. Vollſtandige kritiſche Ausgabe auf
Grund des handſchriftlichen Nadjlafjes beſorgt von Erich Schmidt und Julius
Hartmann. Zweiter Band. Gtuttgart 1898. Verlag ber I. ©. Coua.
ſchen Buchhandlung Nachfolger.
Jahn S Luͤdwig Upland. Vortrag von Otto Jahn, Gehalten bei der Uhlanbfeier
in Bonn am 11. Februar 1869. Mit literarhiflorifgen Beilagen. Zum
Befteri des Uhlanddentmals Bonn, Verlag von Mar Cohen und Sohn. 1868.
Kerner = Juftinus Kerners Briefwechſel mit feinen freunden. Herausgegeben von
feinem Sohn Theobalb Kerner. Durch Einleltungen und Anmerkungen er⸗
läutert von Dr. Ernft Müller. Mit vielen Abbilbungen unb Facfimiles.
Zwei Bände. Stuttgart und Leipzig. Deutſche Verlags: Anftalt. 1897.
Laßb. — Vriefwechſel zwiſchen Joſeph Freiderrn von Lapberg und Lubwig Upland,
Herausgegeben von Franz Pfeiffer. Mit einer Biographie Franz Pfeiffers
von Karl Bartfd) unb ben Bifbniffen von Pfeiffer, dv. Laßberg und Uplanb.
Wien, 1870. Wilpelm Braumüller f. k. Hof- und Unfverfitätsbughänbfer.
Leben = Ludwig Uplands Leben. Aus deffen Nachiaß und aus eigener Erinnerung
Infammengeftellt von feiner Wittwe. Stuttgart, Berlag der 3. ©. Cotta:
Igen Buchhandlung. 1874.
Mirgensug — Uhlande „Märgenduh des Königs von Franfreih*. Bon Erich
Schmidt. Sipungsberihte ber Königlich Preußif—en Akademie ber Wiſſen.
fSaften zu Berlin, Gefammtfigung vom 11. November 1897. XIV.
Mirtt. Bierteljahrsh. f. Landeigeig. R.F. I. 6
82 Krauß
Mayer = Ludwig Uhland, feine Freunde und Zeitgenoffen. Erinnerungen von Karl
Mayer. Zwei Bände. Stuttgart. Verlag von Adolf Krabbe. 1867.
Notter = Ludwig Ufland. Sein Leben und feine Dichtungen mit zahlreichen uns
gebrudten Poefien aus beffen Nachlaß und einer Auswahl von Briefen.
Bon Fricdrich Notter. Mit Uplanbs photographiſchem Bilde. Stuttgart,
Verlag der 3. B. Metzlerſchen Buchhandlung. 1868.
Schw. Kr. = Schwäbiſche Kronik, des Schwäbiſchen Merkurs zweite Abteilung.
Tagb. — Uflands Tagbuch 18101820. Aus bes Dichters handſchriftlichem Nach:
laß herausgegeben von 3. Hartmann, Mit einem Bild Uhlands nad dem
Gemälde von Morff aus dem Jahr 1818. Stuttgart 1898. Berlag ber
3. ©. Cottaſchen Buchhandlung Nachfolger.
Wildbad-Berigte — Wilbbab-Berihte aus ſechs Jahrhunderten. Zuſammen ⸗
geftellt von Dr. 3. Hartmann. Mit 14 Bildern. Stuttgart und Wildbad.
Verlag von Mar Holland. 1899.
®. V. f. L. = Württembergiſche Vierteljahrshefte für Landesgeſchichte.
I.
Briefe von Uhlaud.
— — — — — —
Ort Tatum Empfänger Fundſtãtte
1805
Tübingen ' 9. Oftoder Kerner ! Kerner I 5f. (and) erwähnt
: bei Notter 25).
1806
Andermatt 3. Oftober Eltern Frautf. Zeitg. 1897 Nr. 192.
(Kanton Uri) di." Morgenbt.).
(Tübingen) | [MNovenber?] | Leo von Sedenderi | Leben 26-30.
1807
Tübingen - 26. Januar Kölle 1. Leben 36—39, 2. Märchen:
' | tu 1A (nach Urferiit),
Tübingen | 6. März Leo von Sedenborf?) , Leben 32—36 (unvollſtändig
mach Konyent, dazu Ger
i dichte IT 130, 3451.).
(Tübingen) | [grühjıpr?) Köllen) 1. Leben 40. A, 2, Ge—
dichte IL 50 A.
Tübingen : 4. Oftober Kerner 1. Notter 64f. A, 2, Kerner
\ | 13-16.
[Nübingen] ;_ 21. Oftober Karl Mayer Mayer 1711 (vgl. Notter
(nit Beilage vom m.
|29. Oftober, abge:
febiett 1.Noveniber)) \
) Weitere Ztellen aus unbatierten Briefen Uhlands an Leo von Sedendorf in
Wweduhle 16. 97, 147.
0m weiteres Stuͤck aus einem nicht batierten Brief Uhlands an Kölle von
1807 im Wedubten IL 176,
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 83
— — — — — — — ——
Ort Datum Empfänger Fundftätte
1807
[Tübingen] ! 15. November Karl Mayer Mayer I 14f.
[Tübingen] ! 26. Dezember Karl Mayer Mayer 12933.
Tübingen 29. Dezember Friedrich Haug Gedichte TI 27f. A.
Ohne Ort | und Tag ‚Hofrat Mayer in |, Mayer I 27f. A (nad
Heilbronn (Karl Konzept).
ahers Vater)
1808
Tübingen 23. Januar Karl Mayer Dlayer I 40—4.
Tübingen 30. Januor Hermann Gimelin | Leben 44-46, wo falſchuch
Schidard als Adreſſat
genannt iſt.
{Zübingen] debruar die Freunde Mayer I 64-68.
(Cirtular, mehr
poetiſcher Aufſatz als
; Brief)
Zibingen | 29. Gebr | Murl Mayer | 1. Mapes 172-75,2.8chen
LA.
{Zübingen) 11. Miy Kerner Kemer I 15—19.
Tübingen 18. März Kerner Kerner 1 2025 (ihon
erwähnt bei Notter 75).
{Zübingen]) [April] Kerner Kerner I 26f.
[Zübingen) [April] Kerner Kerner 1 26—28.
[Zübingen] 22. April Karl Mayer Mayer I 78—83.
(mit Beilage vom
April)
[Zübingen] %. Mai Karl Mayer Mayer I 86f.
Tübingen 11. Juni Dr. Samuel Benjamin) Wildbad Berichte 72f.
Härlin in Wildbad
Tübingen 28. Juli Karl Mayer 1. Ye 188—91, 2. Leben
A.
Tüh'ngen 14. Eeptember Rarl Mayer Mayer 1 92—9.
(abgefhidt 18.)
Tübingen 25. September Karl Mayer Mayer I 94f.
TXüsingen] 4. Oftober Karl Mayer 1. Mayer 195, 2. Leben
TRüsingen]) | 20. November Karl Mayer Mayer I 106f.
1809
[Zibingen) 2%. Januar Karl Mayer 1. Mayer I 108-110, 2.
| A im Leben 49 f. ( Meine
. \ Boeterie verliuet” 2c.).
{übingen] 9. Marʒ Unermittelt Leben 48A.
Tübingen 13. März Karl Mayer Mayer I 1107.
Tübingen 11. April Kerner | 1. Notter 79 A, 2, Kerner
! Br. 1. 33—39.
fZübinyen) [16. April] | Kerner | Kerner 139.
84 Krauß
Or Datum Empfänger Fund;
1809
Tübingen 18. April Karl Mayer | 1. Mayer I 125, 2. ale
Saimite in zeutihe
| _ Diätung IT (1887) 66
[Tübingen] 26. April Kerner Notter 80 A.
Tübingen 10. Juni | Kemer 1. Notter 844, 2, Kerner
57-65.
[Zübingen) 4. Zuli Karl Mayer | Maper 1127 (Nadieriit zu
einem verlorenen rich.
Tübingen 21. Juli Kerner Kerner 1 67—70 (emw. bei
Notter 88).
[Tübingen] 26. Juli Kerner Kerner I Tof. (em. bei
Notter 93).
[Tübingen] (Zu Buchhandlung Mohr | Gebichte IE 11J (vgl. Briefe
‚und Zimmer In Qeibel \ vom 12. Auy. an Mayer,
berg \ MAT. Aug. an Kerner).
Tübingen 12. Auguſt Karl Mayer 1. Mayer I 12719, 2.
A im Leben 50 („Meine
Gedichte habe ic” 2c.).
Tübingen 22.—2%7. Auguft Kerner Kemer I 71-74 (A
ion bei Notter 797.,
103 (unter 21. Auguft),
105 f).
Tübingen | 9. September Karl Mayer | Mayer I 182-134.
Tübingen 12. November Kerner | Kemer 178.
Tübingen 8. Dezember Kerner Kerner I 83—86.
1810
Tübingen 21. Januar | Kerner 1. Leben 55-58 A (re
| 20. Januar), 2. Kerner
, 196-100 (B in Tagb.3:
i Abfendung am 21. Jan.).
Tübingen 6. gebruat Karl Mayer 1. Leben 51—55, 2. Mayer
(mit Nacfarift 145--148.
vom 17. Februar)
Tübingen 27. (227) gebruar Kemer Remer I 105—110.
[Zübtngen) 2. Vin Varnhagen Gebichte IT 79 A.
Tübingen 27. wär Kerner Kerner I 123.
Karlsruhe 12. Mat Fonque 1. Briefe an Friedrich Baron
de la Motte Fouque
(Berlin 1848) 498[., 2.
Notter 107 A (wo itr⸗
tünıfich 10. Rai), 3. Jahn
143 f.
[Bart] 19. Juni Eltern Tagb. 16, Anm. 6A (.gl.
Tag. 16 unter 15. Ju
Briefe nach Tübingen. .
abgegeben”) !)
*) Weitere Stellen aus (nicht genauer batierten) Briefen an bie Elt.m v m
Mai und Juni: Tagb. 12, 13, 15 Anmerkungen, 17 Ann. I, Leben 63.
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 8
Dt Datum Empfänger Fundftätte
1810
Paris 15. Juni Kerner | Kerner I 127180 (B in
Tagb. 16).
Bars 29. Juni Bafe Wilgelmine | 1.8. 8. f. 2. X (1887)
(Bilmele) Uhland 8, 2. Staatsanzeiger für
1 Nr. 70
©. 457, 3. Ag. Big.
1887 Nr. 87 ©. 1276.
Paris] [3utt] Eltern Tagb. 18 Anm. 1u.2, 19
Anm. 8 A.
Paris 23. Auguft Kerner Kemer I 185— 137.
Paris 6. September Kerner Kerner I 141.
{Barie] 21. September |[Eftern?] („Briefnadh| Tagb. 22 B'),
Tübingen an Schu
bart abgegeben“)
{Barie] 6. Dftobt | [Eitern?](„Briefnad| Tagb. 28 B.
Tübingen wegen Ber:
längerung bes Bafjes“]
[Baris] 8. Oftober Kerner Tagb. 4 B.
[Barle] 8. Oftober Karl Rofer Tagb. 24 B.
[Rarie] 8. Oftober Hermann Gmelin | Tagb. 24 B.
Paris 18. Oftober Kerner 1. Kemer I 147-150,
2. Märchenbuch 13 f. A
(nad) Kopie Holanbs, irr⸗
tümlich unter 18. Dzbr.).
Paris 22. Oftober Fouqus Leben 68—70 (wo irrtümlid)
29. Oftober, B in Tagk.
26). Der Brief wurde
nicht abgefandt (vgl. März
cheubuch 7).
(Parie] 4. Dezember Eltern Tagb. 26 Ann. 3, Ann.
1u. 2,29 Anm. 1A.
Paris 19. Dezember Fouqus 1. Briefe andela Motte Fou-
qu& 494—498, 2. Jahn
145-148, 3. Märden:
buch 33 A (wo irrtümlich
1812), 4. Tagb. 303.
Paris) 23. Dezember Chamiſſo Tagb. 81 B.
1811
Paris 4. Januar (5. auf, Kerner Kerner I 168—172 (I im
Voft gegeben) Tagb. 32).
Stragburg 30. Januar Eltern Tagb. 33 Anm. 5 7.
Tübingen 20. Februar Kerner Kerner I 179—182,
Tübingen 23. Februar Kerner Kerner I 183—187.
4) Weitere Stellen aus (nit genauer batlerten) Briefen an bie Eltern vom
September ober Oftober: Leben 67f., Tagb. 21 Anm. 1.
86 Krauß
Ort 1 Datum Empfänger Fundſtãtte
1811
Tübingen 33. Februar Karl Mayer | 1.Mayer1 170-172, 2. Ler
ben 7476.
[Eübingen) | 9. Min Kölle Tagb. 88 B.
Tübingen 12. März Kerner | Kemer I 192-1.
(mit Nachſchrift
vom 16. Mär) |
Tübingen 23. März Kerner Kerner I 197— 200.
Tübingen 27. Mãrz Kerner | Kerner U 201—203 (B im
agb. 40, wo 8. Män).
Tübingen 5. April Karl Mayr , Mayer I 173—175 (B im
agb. 42, wo 6. April).
[Zübingen] 9. April Guftad Schwab : Tag. 42 B.
Tübingen 4. Mai Kerner Kerner 1 209-212 (B im
j Tagb. 45).
Tübingen 11. Mai Immanuel Befker‘) | 1. Zahn 150—182, 2. Not:
ter 281283, 3. Hie gut
| Württemberg allewege
(Heilbronn 1898) 4648
(pontändiger als in 4. u.
. — erwähnt auch im
Leben 72).
Tübingen 24. Mai Karl Mayer Mayer I 180-183.
Tübingen 3. Mai Kerner Kerner I 214-216.
[Zübingen] 27. Mat Immanuel Belter | Tagb. 49 B?).
Tübingen Juni Kerner ' Kerner I 220 f.
[Zübingen) 2. Juni Immanuel Belter Tagb. 50 B®).
Tübingen | 18. Juni Kerner | Kerner I 222.
[Tübingen] | 15. Juni Kölle Zagb. 51 B.
Tübingen 3. Juli Mayer Mayer 1185 f. (B im Tagb.
54, wo 4. Juli).
Tübingen 6. Juli Kerner ı Kerner 1222. ..
Tübingen lis Juti Kerner Kerner I 24-226 (bei
{ Tag nach Tagb. 54).
Tübingen | 10. Auguſt Kerner Kerner 1 228230.
Tübingen 24. Auguft Kerner Kerner J 230—232.
[Zübingen] 29. Auguft Kölle Tagb. 60.J.
Tübingen , 7. September Kerner Kerner I 235—297 (B it
\ Tagb. 61).
Tübingen | 14. September Kerner Kerner 1 237—239.
Tübingen 21. September Karl Mayer Mayer I 188 f.
Tübingen | 23. Oftober Karl Mayer Mayer I 192 f.
Tübingen | 3. November Kerner Kerner I 42244.
) Märhenbug 18 Anm. 1 giebt einen weiteren Auszug aus einem Briefe
Uhlands an Bekker.
?) Vieleicht find bie Briefe vom 27. Mat und 2. Juni an Bekker identiſch,
fo daß die Abjaffung auf erfteren, bie Abfenbung auf Iepteren Tag fiele.
Überfight über Ublande Briefwechſel. 87
— — — — —
Ort Datum Empfänger Funbftätte
1811
[Tübingen] ! 10. November | Ferdinand Wedherlin Tags. 69 B.
[Tübingen] ' 3. November Kerner Kemer I 247-250 (B im
\ Tagb. 71).
Tübingen ! 30. November Karl Mayer Mayer I 211 f.
Tübingen 7. Dezember Kerner Kemer I 256259 (B im
Tagb. 72, A bei Note
ter ie f)
1812
[Zübingen] 7. Januar ! Vughändler Braun | Tagb. 74 J.
\ ! in Karlsruhe
Tübingen 21. Januar Karl Mayer | Mayer I 214 f. (B im
Tagb. 75).
lTũbingen] 21. Januar Karl Gangloff Tagb. 75 B.
[Tübingen] 7. Februar Immanuel Belfer | Tagb. 77 B.
Tübingen 8. Februar Kerner 1. Matter 117f. A, 2. Kerner
| 277—279 (B im
Tag. 7).
Tübingen ! 18. Februar Kerner Kemer I 2795.
[Zübingen) | 1. Min Kerner Tagb. 78 B.
Tübingen 3. Mir Rifele Kerner Kerner 1282 (A im Tagb. 78).
Tübingen 3. Min Fougus Morgenblatt 1845 Nr. 188
(A im Tagb. 78).
Tübingen | 12. März Karl Mayer Mayer I 217.
Tübingen ' 18. Mir; Graf Otto Heinrich Leben 79-82.
| von Loeben
[Zübingen] | Palmtag Kerner Kerner I 284 f. (B im
‚ (ea. Min) Tagb. 80).
Tübingen) | 9. April Fouqu& Tagb. 82 B.
Tübingen ' 16. April Kerner Kerner I 288—2%0.
Tübingen 21. April Kerner Kerner I 293—296.
[Tübingen] 13. Mai Fouque Tagb. 84 J (auch im Leben 78
„erwähnt).
Tübingen 237. Mai Kemer Kerner I 297—29.
Tübingen 10. Juni Kemer Kerner I 304-806 (B im
Tagb. 87).
[Zübingen) 3. Juni Kerner Kerner I 308.
Tübingen 8. Jul Kerner Kerner I 809-312 (B im
Tagb. 88).
Tübingen 12. Juli Karl Mayer Mayer I 44247.
Tübingen 21. Juli Kerner Kerner I 314.
Tübingen 28. Zufi Kerner Kerner I 316.
Tübingen 39. Juli Ferdinand Wedherlin | Leben 82—84.
Tübingen 2. Auguſt Karl Mayer ‚ Mayer I 2ö1f.
Tübingen 8. Auguft Kemer | Kemer I 319 f. (B im
Tagb. 91).
Tübingen 8. Auguft Feuqus Leben 84 A.
88 Krauß
Ort Datumi Empfanger Funbſtãtte
1812
Tübingen 8. Auguft Graf Otto Heintih | Tagb. 91 B').
von Loeben
Tübingen 16. Auguft Auguſt Mayer Mayer I 257 f. (B im
(inbenzuffifhen Jeld-] Tagb. 91).
zug, nicht angefommen))
[Zübtngen] 19. Auguſt Fougus Tagb. 91 B.
Tübingen 5. September Kerner Kerner I 322,
Tübingen 10. September Karl Mayer Mayer I 255 f.
[Züsingen) | 22. September Kerner Kerner I 322.
[Rübingen) 11. Oftober Kerner Kerner 1328 (Bim Tagb. 94).
Tübingen 20. November Fouquo 1. Briefe an de la Motte
Fouqu& 498-500, 2.
Anis 1008, San.
Kr. 1894 Nr. 186 (Sonn:
tagebeilage).
Tübingen 21. November Kerner Kerner I 8385.
[Tübingen] 6. Dezember Juſtizminiſtet Tagb. 99 B.
! von ber Lühe
[Stuttgart] 18. Dezember | Eltern Tagb. 101 B.
Stuttgart 18. Dezember | Kerner Kerner I 346 f. (B im
Tagb. 101).
Stuttgart 19. Dezember Karl Mayer Mayer I 273,
[Stuttgart] 28. Dezember Eitern Tagb. 104 B.
1813
[Stuttaart] 2%. Januar Eltern Tagb. 105 Anm. 7 A.
Stuttyart %. Januar Karl Mayer Mayer I 273 5. (A im
Tagb. 104 Anm. 8).
Stuttgart 3. Januar Kerner Kerner 1 3527.
[Stuttgart] 3%. Januar Guftav Schwab | Tagb. 106 B.
[Stuttgart] 3. Januar Ludwig Adolf Tagb. 106 B.
Scidarbt
[Stuttgart] 7. Februar Kerner Gebigte II 60 J, 61 A.
[Stuttgart] | 22. Februar Guſtav Schwab | agb. 107 B.
Stuttgart 24. April Karl Mayer Mayer II 1-8 (A im
(mit Nachſchrift Tagb. 114 Anm. 4).
vom 26. April)
Stuttgart 39. April Rerner Kerner I 8601.
[Stuttgart] [Mai] Kerner Kerner I 361i.
Stuttgart 21. Mai Eltern Tagb. 112 B.
Stuttgart 15. Auguſt Kerner Kerner I 367—8369.
Stuttgart 24. September Karl Mayer Mayer II 19.
1) Der Herausgeber des Tagbuchs nimmt an, daß Uhland daſelbſt irrtümlich
Loeben ſtatt Fouqus gefehrieben, alfo am 8. Auguft (außer an Kerner) nur einen Brief
an Fouqus geſandt habe.
Überficgt über Uhlands Briefweciel. 89
Ort Datum Empfänger
1813
[Stuttgart] 10. Dftober Mutter 1. Leben 88 A („Anliegende
Berfe ıc),2. Tagb. 112
| Anm. 6 A.
Feuerbach 7. Rovember | Eltern Tagb. 1195. Anm. 3.
[Stuttgart] | 19. Dezember Giten Tasb. 121 9.
Stuttgart 31. Dezember Eltern ! 1. Rotter 144—146,2. Leben
89f. (J im Tagb. 122).
1814
Stuttgart 20. Januar Kemer Kerner 1375 f. (B im Tayb.
123, wo 21. Januar).
Stuttgart 10. Februar Kerner rn 1379 f. (Bim Tagb.
[Stuttgart] | 26. Februar Eitern " Xagb. 126.1)
[Stuttgart] 20. Min douque Zagb. 197 B.
[Stuttgart] 3. April „Säriftlihe Auf: ! Tags. 129 B.
fünbigung des Logis“
Stuttgart 10. Mat Eltern 1 Motten 1187, 2. Leben
[Stuttgart] 231. Mai Zufizminifter von | Tagb. 138 B.
der Lühe
(Stuttgart) 3. Mai Eltern Tagb. 1839.
[Stuttgart] 80. Mai Eltern Tagsb. 134 B.
Stuttgart 8. Juni Karl Mayer Mayer IT 21.
[Stuttgart] 8. Juni „Erhibttum um bie | 1. Leben 112 B, 2. Tagb.
ser Profuratur“ 135B. s
Stuttgart %. Juni Karl Mayer Re 3 (B im Tagb.
Stuttgart 23. Juni Kerner | Kerner I 886 f.
Stuttgart 3. Jumi Karl Mayer Mayer II 24.
[Stuttgart] 6. Zult Eltern Tagb. 187 B.
[Stuttgart] 11. Jui Eltern Zagb. 198 B.
(Stuttgart) 11. Zult „Erhibitum um bie | Tags. 188 B.
erledigte Reglerungs ⸗
fefretärsitelle"
Stuttgart 28. Juli Karl Mayer Mayer II 25 f.
[Stuttgart] 4. Auguft Schreiben an ben | Tagb. 139 B (vgl. aud da»
Minifter [von der ſelbſt unter 26. Juli,
Lühe]wegendes Straf] 8. und 8. Augufl).
geiepes“
[Stuttgart] | 12. September Eltern Tagb. 1489.
[Stuttgart] 13. September | „Monitorium wegen | 1. Leben 112B, 2. Tagb.
ber Frofuratur“ 143B.
Stuttgart 18. September Kerner Kerner J 392. (B bei Notter
160 und im Tagb. 144).
) A aus einem nicht batierten Brief an ben Vater im Tagb. 123 Anm. 5.
90 Krauß
Ort Datum Empfänger Funbftätte
1814
[Stuttgart] | 28. September Eltern Tagb. 143 Ann. 5A.
[Stuttgart] 7. November Karl Mayer Mayer II 27B.
Stuttgart 10. November Kemer Kerner 1 396 f.
[Stuttgart] | 28. November Eltern Tagb. 149 Anm. 1A.
[Stuttgart] | 23. November Freihert Karl Auguft| Tagb. 149 B.
| von Waugenheim
Stuttgart 2. Dezember Kerner Kerner I 808 f.
Stuttgart | 2. Degember Karl Mayer | Mayer IT 27f.
Stuttgart 14. Dezember Kerner Kerner I 400.
1815
Stuttgart 18. Januar Karl Mayer Mayer II 9.
[Stuttgart] | 30. Januar Eltern Tagb. 155 B.
[Stuttgart] 20. Februar | Johann ererich von| Tagb. 166J.
Cotta
Stuttgart 22. Februar Mutter Leben 108 f. (wo irttümlich
Juni, B im Tagb. 156).
[Stuttgart] 22. Februar | Frau Hofrat Hofer | Tagb. 156 B.
in Karlsruhe (Uhlands
Tante)
(Stuttgart) | 13.114, März ! „Erhibitum an bie | Tagb. 157 B.
Ständeverfammlung“
Stuttgart 15. März Eltern Leben 107—109.
Stuttgart 18. März Karl Mayer | Mayer II 80f.
[Stuttgart] 27. win | Vater Leben 109 A.
Stuttgart 22. April Karl Mayer Mayer IT 31.
[Stuttgart] 26. April | douque Zagb. 161B.
[Stuttgant) | 6. Mai Fouque ') Tags. 161 B.
[Stuttgart] 6. Mat - | Immanuel Belter‘) | Tags. 161 B.
[Stuttgart] 6. Mai Zohann Georg Seege: | Tagb. 161 B.
mund ®)
Stuttgart 10. Mai Kerner Kerner 1410—412 (erwähnt
bei Notter 165).
Stuttgart 29. Mi Karl Mayer Mayer II 37.
[Sturtgart) 6. Juni?) AbgeorbneterDr. Zahn] Leben 110 (B im Tagb. 169).
| von Calw
[Stuttgart] 2. Zutt } Johann Diet von| Tags. 166J.
otta
Stuttgart 2. Auguft Eltern Seben, a f. C im Tagb.
Stuttgart 6. Auguſt Karl Mayer Mayer II 42 f.
[Stuttgart] 8. Auguf Mutter | Tagb. 167 B.
) Empfehlungsfcreiben für ben nad Norddeutſchland reifenden Guſtav Schwab.
) Das Tagb. enthält zum 7. Juni (S. 163) die Notiz „Briefe“, ebenfo zum
14. und 15. Juli (6. 166).
überſicht über Uhlands Briefwechſel. 91
Ort Datum Empfänger Fundft
1815
Stuttgart 10. Auguſt Karl Mayer Mayer II 43.
Etuttgart] 23. Auguſt Zurüdnahme bes Tagb. 168 B.
Geſuchs um eine
Profuratur“
Stuttgart 2. September Karl Mayer Mayer II 51.
Stuttgart | 26. September Karl Mayer Mayer II 527.
Stuttgart 27. September Kerner Kerner I 4125.
Stuttgart 5. November Karl Mayer Mayer 11 57f.
Stuttgart 14. November Kerner Kemer 1 413f.
Stuttgart 15. November Eltern Leben 113.
[Stuttgart] 30. November | Friebrih Nafmann | Tagb. 174 J.
(von Wernigerode),
! Privatdozent. Mũnſier
1816
[Stuttgart] | 26. Januar Eltern Tagb. 178 B.
[Stuttgart] 238. Januar !Profurator Feuerlein Tagb. 178 J.
[Stuttgart] 13. Februar Eltern Tagb. 178 Anm. 2 A, 179
Anm. 5 A.
Stuttgart 5. Matz Karl Mayer | Mayer II 66 f.
Stuttgart 26. März Karl Mayer me 9 67 f. G im Tagb.
Stuttgart 28. Min Kerner Kerner 420 f. (B im
Tagb. 188).
[Stuttgart] 8. April Fouqus Tagb. 183 B.
Stuttgart 10. Mat Karl Mayer Mayer II 68f.
Stuttgart 12. Juni Kerner Kerner 1 424—426 (B bei
Notter 188 u. im Tagb.
188).
Stuttgart 28. Juli Eltern Seen, —8* f. (I im Tagb.
Stuttgart 9. Auguft Mutter Seben 1 120 f. ¶ im Tagb.
Stuttgart 16. September Kerner Kerner I 432.
[Stuttgart] 25. September Zutob Beehrig Belt, Tagb. 195 B.
jaar
Stuttgart 6. Oftober Kemmer Kerner I 436.
[Stuttgart] 1. November Kemer Kerner I 488.
[Etuttgart] 2. November Skmale vonber | Zagb. 197 J.
übe
Stuttgart 3. November Varnhagen 1. Leben 123—125 (wo irr⸗
tümlih 7. November),
2. darnach Mayer II 73
(B im Tagb. 197 unter
3. Nov.)
[Zübingen] 14. November Albert Schott Tagb. 198 B.
[Stuttgart] | 22. November | Friebrich Rüdert | Tags. 198 J.
[Stuttgart] | 18. Degember | Friedtich Rüdert | Tagb. 200 Anm. 1.
92 Krauß
— ———— ———
Ort Datum Empfänger Funbftätte
1817
[Stuttgart] ber 19. Januar] Kemer ®. 8. f.% 1(1878) 219 B.
(am 19. Jan. ber
anwortet ¶ Kerner
einen
Brief Uhlande)
[Stuttgart] 21. Januar Kerner Tagb. 2027. J.
Stuttgart 24. Januar Karl Mayer Mayr 1 73. (B im Tag.
Stuttgart im. Januar Kerner Kerner I 41f.
[Stuttgart] | 9. Februar Eltern Tagb. 208 Anm. 1 A, 204
Anm. 1 A.
Stuttgart 3. Mir, Eltern Leben 126. (wo irrtümlich
Mat, vgl. Tags. 205
Anm. 3).
Stuttgart 12. März Karl Mayer Mayer II 75.
(Stuttgart) 1. April | Mögeorbneter Bolley | Tagb. 207 J.
(Stuttgart) 1. April [Abgeordneter Dr. gahn Tagb. 207 J.
Tübingen 5. April Barnhagen 1. Jahn 152, 2, Notter
i9if, 3.2eben 129 —131
(B im Tags. 208).
Stuttgart | 19. April Kemer Kerner I 449 f.
[Stuttgart] 5. Mai Varnhagen weite, Er F A( im
Tasb.
Stuttgart 24. Juni Kerner Be Mn 8 y im Tanb.
[Stuttgart] 17. Zuli Kerner Tagb. 215 J.
[Stuttgart] 27. Juli Albert Schott Tagb. 216 J.
[Stuttgart] Auguſt] Eltern Tagb. 211 Anm. 1 A.
[Stuttgart] 7. September | Buchhändler Winter) Tagb. 219 B.
in Heibelberg
[Stuttgart] [vor 27. September] Kerner ®. 8.2. 101878) 219 B.
(am 27. Sept.)
| Beantwortet |
| Kernereinen Brief
| uglanbe)
[Stuttgart] | 26. September Buchhändler Winter | Tagb. 220 J.
in Heidelberg
[Stuttgart] 3. Oftober Buchhändler Winter | Tagb. 221 J.
in Heidelberg
[Stuttgart] "7. Oftober Buchhandler Winter Tagb. 221 J.
} in Heidelberg
Stuttgart | 10. November Eltern Leben 134 f.
Stuttgart 8. Dezember Karl Mayer Bayer y 78 (B im Zagb.
[Stuttgart] | 8. Dezember Eltern Tagb. U J.
[Stuttgart] 8. Dezember Kerner Tagb. 24 J.
[Stuttgart] 16. Dezember Kerner Tagb. 285 B.
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 98
Ort Datım Empfänger Fundflätte
1817
Stuttgart 17. Degember | Eltern ! 1. Rotter 200, 2. Leben 186 f.
(B im Tage. 225).
Stuttgart 31. Dezember Eltern een, gr f- (B im Tage.
1818
Stuttgart] 16. Januar Eltern Tagß. Fa B, 226 Anm,
Stuttgart] 2. Mai Eltern Tagb. 236 Anm, 2 A.
Stuttgart 29. Mai Kerner K 471. (B im Tags.
(Stuttgart) 8. Juni Eltern 1. Leben 152. A („Wie ih
höre“ 2c.),2. Tagb. 287 B,
Ann. 3 A.
(Stuttgart) 10. Auguſt Eltern Tagb. 242 Anm. 3 A.
Stuttgart] 21. Auguf Eltern Tags. 243 B.
[Ztuttgart] 18. September Eltern Tagb. 444 B.
Stuttgart] | 19. September , Varnfagen 1. Jah 188f., 2. Notter
209, 3. Seben_ 1471.
@ im — b. 245). Der
rief Stich (na Leben
. 147) unvolendet,
Stuttgart 4. Cftober Bater erben, J (B im Tagb.
Stuttgart] [7. Oftober] Vater Leben 145 f. A.
Stuttgart] 19. Oftober | Eltern Tagb. 47 B.
Stuttgart 9. November | Buchhändler Reimer | (Schnorrs) Arch. f. Litt.r
I in Berlin Gef. VIL (1878) 225 f.
N (B im Tagb. 248).
Stuttgart] 13. November Eltern Tagb. 249 B.
Stuttgart) 35. November Schwager Meyer Tagb. 250 J.
[Stuttgart] 30. November Eltern Tagb. 250 B.
[Rarlsrube) 10. Dezember Eltern Tagb. 251 B.
[Stuttgart] 16. Dezember Eltern Tagb. 252 B, 251 Ann.
4A,
Stuttgart] 17. Dezember | Johann Friebridh von | Tagb. 252 J.
Cotta
Stuttgart 17.118. Dezember |Geh.RirhenratPaulus| 1. Reihlin-Meldegg, H. E.
(17. Konzept, 18. in Helbelberg 6. Paulus und feine
Ausfertigung) Zeit (Stuttgart 1853)
271.2. Jahn 154—156,
3. Notter 209 f., 4. Leben
— 151 (B im Tagb. °
[Stuttgart] | 18. Dezember | _Bürgermeifter Pi Yan, 250f. B.
(Entwurf jhon , Wieland in Baſel
Tübingen. Da)!
94 Kraus
Ort Empfänger Fundſtãtte
1818
[Stuttgart] 18. Dezember | Profefjor Miville in | Tagb. 252, 251 B.
(Entwurf fon Bafel
Tübingen 6.04.)
(Stuttgart) | 18. Degember Eltern Tagb. 252 Anm. 5 A.
[Stuttgart] 21. Dezember Eltern Tagt 258 B, 252 Anm.
[Stuttgart] 21. Dezember | Buchhändler Reimer Tagb. 253 B.
in Berlin
[Stuttgart) 21. Dezember | „nad Karlsruhe“ (an | Tagb. 258 B.
Barnhagen? ober
Tante Hofer?)
[Stuttgart] 31. Dezember Varnhagen Gedichte IL 12 A (Bim Tagb.
— 1. Jar 254).
nuar 1819)
1819
[Stuttgart] ' [nach 9. Januar] ! Eltern | Leben 151. A.
Stuttgart 5. Zebruar | Eltern | Xeben 182.
[Stuttgart] 5. Februar | Varnhagen Tagb. 257 B.
[Stuttgart] 7. Februar Kerner Gedichte II 61 A.
Stuttgart 13. Februar Kerner Kerner I 481.
(Stuttgart) | 14. Februar Karl Ullmann | Tagb. 957 B.
[Stuttgart] 14. Februar Geh. Kirchenrat Tagb. 257 B.
' Baulus in Heidelberg
[Stuttgart] 1. Mir, Barnhagen Tagb. 258 J.
Tübingen 8. Miy Vrofeffor Koref, vore | 1. Jahn 157 (wo irrtümlich
tragenber Rat im Mi „Stuttgart“), 2. Notter
nifterium bes Untere | 211 (B im agb. 259).
richts in Berlin
[Züsingen] s. März ¶ Varnhagen Tagb. 259 J.
[Zübingen 10. März Barnhagen Tagb. 259 B.
[Stuttgart] 24. April | Varubagen | Tagb. 263 J.
Stuttgart 8. Mai Kerner Kerner I 482.
[Stuttgart] 8. Mai Schaufpieler Tagb. 264 B.
. Ferdinand Eplair
[Stuttgart] 8. Mai Sigaufpielerin Tagb. 264 B.
Mad. rede
[Stuttgart' 19. Mai Eltern | Tagb. 265 Anm. 3 A.
[Stuttgart] 27. Mai Eltern | Tagb. 267 Anm. 2 A.
[Stuttgart 3. Mai Jehann Friedrich von | Gebichte II 12 A (J im
Cotta Tagb. 266).
[Stuttgart] 5. Zuni | gopamn eier ven Tagb. 267 B.
f otta
[Stuttgart] 14. Juni Varnhagen Gedichte II 48 A.
Stuttgart 14. Zul | Eltern een 1 es irrtümlich
Überfiht über Uhlands Briefwechſel.
9%
— — — — — — —
Ort Datum Empfänger Fundftätte
1819
[Stuttgart] 16. Zuni Johann elebeid von| Tagb. 268 B.
otta
(Stuttgart) | 20. Juni |„Antwort wegen ber | Tagb. 268 B.
"Repräfentantenftelle ,
für das Oßeramt Tür |
Bingen“ (an?) |
[Stuttgart] 21. Juni „Schreiben nad) EB: | Zagb. 268 j. B.
Tingen wegen Pror
turator Gmelin“
[Stuttgart] 25. Zunt |„Briefenad) Tübingen, Zagb. 269 B.
nachher zermichtet“
[Stuttgart] 26. Juni Vater Tagb. 270 B, Anm. 1A.
(Stuttgart) | 26. Juni Immanuel Befter | Zagb. 270 B.
Stuttgart | 28. Juni Eltern Leben Reh (B im Tagb.
0 „nad Tübingen“),
[Stuttgart] 28. Juni |„Brief nad, Höfen“ | Tagb. 270 B.
(O.A. Neuenbürg, wer
gen Landtagswahl) ı
[Stuttgart] 1. Juli „Antwortfehreiben” | Zagb. 271 B.
nad) Tübingen (an EI:
tern ?) wegen ber auf
ihn gefallenen Wahl !
[Eubwigssurg) | 11. Juli) | Eltern Tagb. 272 Anm. 5 A.
Sudwigesung | 16. Juli Eitern Leben 185 f.
Qubwigsburg . 19. Zufi Eltern | Xeben 156—158.
Stuttgart | 3. Juli Eltern Leben 158 f.
[Stuttgart] 4. Auguft Eltern « Zagb. 275 Anm. 1 A.
(Qubwwigsburg] ' 20. Auguft |„BriefenahTübingen“ Tagb. 276 B mit Anm, 8,
i (mohl an Eltern
\ und Oberamtspfleger
| Sqũb
Stuttgart 3. Auguf Eltern Leben 160. (Bim Tagb. 277).
[Stuttgart] 23. Auguf Schweſter Luife Meyer Tag. 277 B.
Qubwigeburg | 6. September Eltern Leben 161 f.
Stuttgart 19. September Eltern veben 162—164.
[&ubroigeburg] 3 [24. September] | Oberamtepfle a drantf. Ztg. 1897 Nr. 192
Schüp in Zul Morgenbt.
Stuttgart 7. Oftober Karl Mayer Mayer II 81f.
[Stuttgart] 8. Oftober ; „An meine Commit: Tagb. 280 B, Anm. 8 A.
! tenten®
[Stuttgart] — 8. Oftober , Eltern Tagb. 281 B.
[Stuttgart] | 2. November Nanzleibireftor (mad Tagb. 283 J.
| mals Minifter) Schlayer
Etuttgart 24. Tejember Eltern veben 169 f.
Stuttgart 29. Dezember Eltern Leben 1701. (B im Tagb. 288
mad Tübingen“).
[Stuttgart] ; 31. Degember Eltern Tag. 288 B,
96 Krauß
Ort Datum Empfänger Funbftätte
1820
[Stuttgart] |17.—2. Januar |„BrlefenagTübingen“| Tagb. 289 B.
(an Eltern u. f. m.
Mitteilung ber Ber-
lobung)
Stuttgart 8. April Laßberg Laßb. 8 f.
Stuttgart 23. April Laßberg Laßb. 7 f. (B im Tagb. 294).
[Stuttgart] 3. Juni Eltern | Zagb. 296 f. Anm. 8 A,
[&ugern] 19. Juli \„Brief nad) Tübingen“| Tags. 302 B.
N (an Eitern)
[Stuttgart] | 19. September | Laßberg , Sit. 11B.
[Stuttgart] | 26. September | Profefior Benede in, Tagb. 312 B.
Göttingen
Stuttgart 28. Oftober Kerner Kerner I 508 f.
(Stuttgart) | 1. November Emma Upland | Tagb. 314 B.
[Stuttgart] 12. November Arzt Schrag in Tagb. 314 B.
Schomborf
Stuttgart 31. Dezember | Laßberg Laßb. 14 f.
1821
Stuttgart 17. Mai Laßberg Laßb. 18 f.
Stuttgart 9. September Laßberg Laßb. 25—27.
[Stuttgart] | 27. September Varnhagen Gebichte II 75 A.
Stuttgart 16. November Kerner Kerner I 524.
1822
Stuttgart 23. Januar Kerner Rerner 15890 f.
Tübingen 8. April Laßberg Laßb. 30 f.
Stuttgart 20. Mat Laßberg Laßb. 32.
Stuttgart 9. Juli Emma Upland | Leben 188 f.
Stuttgart 3. Juli Emma Upfand | Reben 184—186,
Stuttgart 3. Auguft Heinrich Stiegliß | Leben 187—189 (mo Irrtüms
s ° lid, 1823).
Stuttgart 1. Dezember Kerner Kerner I 539.
1823
St. Gallen 10. Juni Emma Uhland : Leben 189—192.
Ronftanz 16. Juni Gmma Upfand ! Leben 192—194.
Stuttgart 2. Oktober Laßberg 1. u 36—88. 2. Leben
j.
Stuttgart 2. Oftober Staatsrat v. Jttner | Leben 197 f.
in Konflanz
Stuttgart 23. Dezember Friedrich Sit | Shen 178 f.
Iris ir ame Sms. &
Etauaari 26 Bi äniterr ı 2 ra
Smuttgart 1 Ri site zu
Stuttgart 3. Eomba zer: ı 2 Nom
Stuttgart 2 Toner au Een AL:
Stattgen € Dopmber Sakerz ae
1025
Stnttgart D. ymaı vaskerz ade. 6-68
Stuttgart 1. Abm Emm: Ublant Shen 212 :.
Stuttgart 12 Ya Laikers Bah 72 1.
[= tntigart] IL Jeu Telam Eitenieße in Reutlinger Geihigtehlätter
Reutlingen XI (1900) 5 J.
Srutigast ° 33. Dftober SBrofefier [Herbimand Hie gut Württemberg alle
Smen?] in Tübingen wege (Heilktenm INN)
Stuttgart | 4. Rooember Gtabtrat Tübingen - Frautf. Zig. 1897 Rr. IM.
Obne Ort und Tag Karl Lachmann Germania XII (1867) 242 h.
18%
[Stuttgart] [Sanzar ?] Barnhagen Leben M4—DIE.
Stuttgert : 19. Jamuar Lafberg Lapt. 80-82.
Stuttgart * IM. März Kerner Kemmer 1 566 1.
Stuttgart 6. April Laßberg Laßb. 9296.
Stuttgart 12. Mai Profeſſor Diez in Leben 217—220.
i Bonn
Stuttgart 3. Juni Karl Mayer Mayer II %.
Stuttgart | 3. Juli Karl Mayer ‚ Mayer II.
Stuttgart D. Dezember Karl Mayer „ Mayer I1 97.
1828
Stuttgart 20. Min | Laßberg Laßb. 6-101.
Nũrnberg 28. Oftober | Emma Upland | Leben 221 f.
Stuttgart 3. November | Laßberg ! Bafb. 101—106.
Mirtt. Bierteljagrsh. f. Landengefd. R.E. XI. 7
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
|
!
Eppishaufen
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
[Xübingen)
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Züblngen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Stuttgart
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
20. Februar
36. März
30. April
39. Juni
5. Juli
3. Auguft
3. September
, 18. September
1. Oftober
11. Januar
10. debruar
19. März
2. Mai
26. Mai
80. Zul
3. September
X. Januar
18. Februar
10. März
4. Mir
1. April
16. April
3. Juni
23. Juni
22. September
5. Oftober
10. November
19. November
20. November
15. Dezember
I
Vrofeſſor Ferdinand
Smelin in Tübingen
Laßberg
Laßberg
Kerner
Emma Uhland
Yaßberg
Yaßberg
Kerner
aßberg
1830
Kerner
Kerner
Yaßberg
Laßberg
Karl Mayer
Karl Mayer
vaßberg
1881
vaßberg
Laßbberg
Yaßberg
Laßberg
Karl Mayer
Yaßberg
Karl Mayer
raßberg
Laßberg
Laßberg
Lafberg
Kerner
Karl Mayer
Karl Mayer
98 Krauß
Ort Datum | Empfänger Fundſtãtte
1828
Shne Ott und Tag Jakob Grimm Germania XII (1867) 115 B
[in den legten Monaten 1828 h (vgl. Ruolandes Liet
oder in ben erften 1829] von Wilhelm Grimm,
@öttingen 1838, XXIV).
1829
Leben 223— 225.
Laßb. 110—113.
Laßb. 121—13.
1. Rotter 78 f. A, 2. Kemer
1572f.
Leben 225 — 227.
Laßb. 138187.
Laßb. 140-148.
Kemer I 577.
Laßb 146-148.
1. Rotter 74 f. („Für bein
Bug“ x) A, 2. Kerner
I4i.
‚Kemer II 5.
Xaßb. 157—161.
Laßb. 167 B.
Mayer II 108 f.
Mayer II 106 f.
Laßb. 176—178.
ash. 180-188.
„ 189-192.
„19.
„ 199-201.
Moyers IT 108 f.
Yaßb. 208 f.
| Mayer IT 110 1.
Yaßb. 207209.
20.
„ 21-218.
„ Abi.
Rener II 17.
Mayer II 114.
Mayer II 117.
Überficht üßer Uplanbs Brieiwediel 9
In Datum Gmpfjinger Fumbkitte
12
Tübingen 14. Jufi Brofehier von Rotied Lehen 33T i.
% am 20. Juli) Karl Maver Ravet II 138.
Me Kanne Se
„Frühling
je." mub mi
| Rüdfigt auf die
’ —e Zu:
|
\biefolgenben Briefe)
falf fein
Tübingen 3. Jalı Karl Mayer Wayer II 13 i.
Tübingen 12. Auguſt Rarl Mayer Bayer II 137.
Tübingen 1. September Karl Mayer Mayer II 129.
Tübingen , 22 September riedrich Hebbel 1 Friebri 5
2 Feige Diät
fi N
3 11861.
Tübingen 7. Rovember Karl Mayer Mayer II 180 1.
1883
Tübingen 16. Mei . DerKönig von Würt-; Leben 242 f. (wo irrtümlich)
} temberg (Bitte um „Rovember* Hecht).
‚_ Cntlafjung)
Tübingen 19. Rai De k von Bin teben 243 B.
tembexg, um ale:
{ baldige Entlaffung)
Stuttgart 5. Auguft ; Hofrat von Kiefer u Ark. f. eh „seit
I 11878) 226.
[Stettgert]) | 16. Dezember | Hofrat Welderin reis: Gedichte II 198 f. (nah
burg ; Konzept).
Shattgart 19. Dezember | Brodhagſche Bud: ; Gebichtel19YnabKonzgept).
|Hanbtung im Stuttgart
1884
Tübingen 2. Februar Kerner Kerner II 59.
Tübingen 15. Mär Karl Mayer Mayer II 186 j.
Tübingen 15. Mi; Diafonus Scholl in | Mayer II 187 J.
m
Tübingen | 3. April Laßberg Laßb. 219 j.
Tübingen | 12. Juni Laßberg Lafb. 224-226.
Tübingen 14. Juni Prögeptor Oechsle in| 1. ee Archiv VII1878)
debringen Schw. Rt. 1087
Nr. SH (Sonntagebeilage).
[Tübingen] 17. Juni Karl Mayer Mayer II 188 (Bufap zu
einem Brlefe ber Frau
Emma Nplanb).
[Tübingen] 17. Zuni \ Kemer Notter 74 1. A.
100 Krauß
mm, — — — —— —
Ort Datum Empfänger Fundfätte
1834
Tübingen |: 30. Zul Karl Mayer : Mayer IE 148 f.
[Tübingen] |[Anfang Oftober?]' Georg von Gotta "1. Reben 268, 2, Börjendlatt
B N für den deutfchen Bud:
\ handel 1887 Nr. 98
i ©. 2128.
Tübingen 11. Oktober Kerner Kerner II 68.
Tübingen 11. Oftober Karl Mayer \ Mayer II 146 j.
Stuttgart | 17. November Karl Mayer | Mayer II 148.
Tübingen 9. Dezember | ! Helfer Abel In Leon: ; Schw. Kr. 1887 Nr. BA(Sonn:
berg © tagöbellage).
Tübingen 17. Dezember | ‚Hofrat [Georg Rein: Schnorrs Archiv VII (1878)
i \ bed] 228.
1885
Tübingen | 11. Januar 1 Mbelbert Keller Umngeiger für beutfcjes Mer
tum unb bei en
Ey XII (ii
Tübingen 10. Februar Karl Mayer m u mus;
[Tübingen] [17. Februar] Unermittelt Schnorrs Archiv VII (1878)
(eine Sortimentsbud:' 229.
handlung ?)
Tübingen 17. Niy Abelert Keller | Unzeiger XIII (1887) 2 i.
Tübingen 10. Auguft Ferdinand Freiligrath | Euphorion IT (1895) 12%
bis 188.
j i
1886
Tübingen 2. Auguft | Laßberg Laßb. 227—229.
Tübingen 13. Oftober | Labberg Germania XXX (ISsb) 211.
Tübingen 1. November |Brojefjor U. W. Stro: | Lehen 258—260.
bel in Straßburg
Tübingen 24. Dejember jDr. Böhmer in Kranke] Lehen 260 f.
furt
I
1887
Tübingen 22. März Karl Mayer ; Diayer IL 154.
Tübingen | 9. Mai Kerbinand Wolf . 1. Leben 261—264 (wo irt-
| | in Wien tümlid 1827), 2. Deutfhe
N N Dichtung IIT- (188778)
\ ' 127.
Tübingen | 18. Zuli Ferdinand Welf Deutſche Dichtg. III (188778
in Wien 127 |.
Tübingen | 2. Auguſt Karl Mayer | Maper II 16.
Tübingen | 14. Auguft Karl Mayer ; Mayer 11 155.
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 401
Drt Datum Empfänger Fundſtãtte
1888
Stuttgart 2. Februar Friedrich Hebbel | 1. Deutiäe Digtun,
5 I (mo iv
| — Blograpie
Friedrich Hebbels von
| Emil Kuh I 310 f. A,
| 83. Bamberg 1189.
Stuttgart 2%. Februar Unermittelt Scänorrs Archiv VII (1878)
[in Nürnberg] 229.
[Karl von Heibeloff?]
Stuttgart 2. Juli Johann Georg diſcher em Archiv VII (1878)
wien 10. Juli Emma Upfand | Sehen 267209.
Bien 18. Juli Emma Uhland Leben 289—272.
Bien \ 3. Juli Emma Uhland Leben 272—274.
Bien "6. Auguft ; Emma Uplanb Leben 275—277.
(Tübingen. | 18. September ; Sefrat, Georg Rein: | Gedichte II 360 j.
Am 15. Septbr. j det, Borfland bes
degann ber Land· — für das
eer ! Stuttgarter Säller-
am 18. wohlnod ; benfmal !
in Tübingen]
1839
Tübingen 26. Mir Karl Mayer Mayer II 162 f.
Tübingen 4. September Ferdinand Wolf Deutfie Dichtg. III (1887/8)
! in ®ien 128.
Tübingen) Herbſt, Septbr. 2] Labberg Laßb. AO.
[Tübingen] 6. Oftober Laßberg Laßb. 241 B.
1840 5
Tübingen 1. September | Laßberg Laßb. 43 f.
Tũübingen 7. Ottober Guſtav Schwab | Leben 284 -286
Tübingen 21. Dezember | Philipp Wadernagel | Lehen 286 f.
Tübingen 28. Degember | Profeffor Welder‘) | Leben 287—289 A.
\ in Freiburg |
1841
Tübingen 18, Januar Bayeriſcher Reihe: Leben 289294
J und Staatsrat Re:
! ierungspräfibent
I | ohne von Senf
[Zübingen] Frühjahr Kaſpar von Orelli Boſſiſche Ztg. 1901 Sonn:
j in Zürich? tagebeil. Or. nA
!
) Auszug aus einem nicht batierten (offenbar in jene Zeit fallenden) Brief
Uhlands an Fran Welder im Leben 289.
102
Krauß
— —— — — — — — ——
Ort Datum Empfänger Fundſtatte
1841
Tübingen | 21. September Ludwig von Schorn San, Kr. is Nr 4
(Sonntagebeifage).
St. Gallen 14. Oftober | Emma Uhland Leben 294—297.
Tübingen | 6. Dezember Antiqua ®. Deu Sanıze Archiv VII (1875)
ronner in Um .
1842
[Tübingen] 7. Februar ı Raurse — —A Gedichte IT 361 A.
in ufen
Tübingen 1. Mär Serbinand, elf in ve — m
Frantfurt a, J— 14. Mi | Emme Upland | Reben 297-299.
Tübingen | 26. Juni | Srang Pfeiffer Laßb. 299.
Tübingen | 19. November | Karl Mayer Mayer IT 186 f.
Tübingen 23. November Emma Upland Leben 306 f.
Tübingen 27. November Suſtav Anton, bloher 1. Weimariſches hrbuch
| bei ben Herrn Meyer für deutſche Sprade,
h * Comp. zu Mül⸗ Kitteratur und Kunft III
\ Haufen im Elſaß (1856) 214—216, 2.
i Zahn 157—159 (aub
H ‚erw. bei Rotter 250).
1848
Tübingen | 18. Zebmar | Karl Mayer Mayer II 189.
Tübingen | 20. Min | Karl Mayer Mayer II 190.
Nümberg | 21. Mi | Cmma Upland | Leben 807.
Leipig | 30. Mai Smma Upland | Leben 808-811
Dresben | 4. Juni Emma Upland | Leben 311-318.
Tübingen 2. Juli ! Serbinand, elf in vi ia m
\ 37/8) 129.
Tübingen 3. Juli Denn e in , Schw. Mr. 1900 Nr. 178
| Leipzig (Sonntagebeilage) J.
Tübingen 14. Auguft Karl Mayer | Mayer II 192.
Tübingen | 8. Oftober | ah | Rahb. 29T.
Tübingen , 18. November | Profeffor Eu Lachmann | Leben 315—817.
H erlin
Tübingen ı 7. DezemberHelfer Kl in Leon» | Schw. Kr. 1887 Nr. 8
| berg (Sonntagsbeilage).
Ohne Ort | und Tag Georg von Gotta | Tags. 267 Anm. 1 A.
184
Tübingen | 1. Februar ‚Profefior ei are! Leben 318—320.
| Ser im dreidurg
Tübingen 2. April 1 Paul Piger Bern, Bu, 1001 Sonn:
eil
Tübingen 239. Juni | Franz Pfeiffer , Laß. 800.
Überfit über Uhlands Briefwechſel. 103
Empfänger mbftätte
1844
Tübingen 2. September | Dr. Johann Wilhelm ; Leben 821—338 (me irrtüm-
| Wolf in Gent | Mh I. B. flat J. W.
Wolf).
Tübingen 3. September | Kerner 1. 87 324, 2. Kerner
1
Tübingen [September] | Serbinanb 2 Bolf in | ie isn III
[Zübingen] ¶Herbſt] | ni Laßb. 252 B. j
Tübingen 2. Mai ı Geh. * jierum, — Leben 825.
| Dr. id) in
Tübingen 13. Juni |, KR. Hofmann, 5 | Schnorrs Archiv VII (1878)
dotat in Darmftabt ?] | 330.
Tübingen 12. Juli . Laßberg Laßb. 268 j.
Tũbingen 12. Auguft Kerner Kerner II 262 f.
Tübingen : 27. September : Dr. Joagim Meyer, Anzeiger XIII (1887) 286 f.
Gymnaſialprofeſſor }
I in Nürnberg
Tübingen 30. September | SorMtanbibat N. N. ' Leben 327-329.
{ ! (über zugefanbte Ge: :
! bite) H
Tübingen 38. Oftober Oberbibliothefar Leben 330 f.
Tübingen 28. November
Tübingen 8. Februar
Straßburg 26. Juli
Tübingen 1. November
Tübingen 5. Dezember
Tübingen 5. Dezember
Tübingen 22. Dezember
Tübingen | 24. Juni
Tübingen | 22. Juli
[Zübingen] | 24. Juli
Tübingen | 9. Auguit
Tübingen | 16. Oftober
|
ı Böhmer in Frankfurt ,
Ahleebor] Bfegttenz «
miller]
Gupgorion IV (1897) 168.
1846
I 1.3. Jäger, Straf» Hie gut Württemberg alles
E fangener in Lud⸗ wege Geilbtonn 1898)
wigeburg und Dichter 51f.A
ı Emma Uhland ' Leben 3321.
Maler F. Nogel in Deutſche Dichtung II (1887)
; Frankfurt a. M. 59.
Eduard Mörite | Mayer II 250.
Georg von Gotta Euphorion IV (1897) 164.
Sp. 3. Jäger, Straf: Hie gut Württemberg 52 A.
» gefangener im Sub: |
toigeburg unb Dichter
1847
Guftav Pfizer Leben 334—836.
Jakob Grimm | Leben 3397.
Georg von Gotta | Gedichte IT 141J.
Hermann Meier in | Reben 342.
Bremen
! Buchhändler
3. Scheible in Stutt: ,
gart !
Gupberion IV (1897) 1641.
104
Datum
Krauß
Empfänger
Tumbfätte
Flätingen] | November
[Tübingen] | November
Ohne Ort | umb Tag
Tübingen 5. Maͤrz
Tübingen , 7. Min
stanffurt a. M 28. März
Frankfurt 1. April
Arankfurt | 85. April
Frankfurt | 21. April
Ftantfurt 18. Mai
rankiurt 18. Mai
Frankfurt | 21. Mai
Franffurt ' 21. Juni
|
Aranffurt | 29. Juni
Frankfurt | 20. Zuli
Frankfurt 19. Auguft
Frankfurt , 29. Oftober
Rtanffurt 15. November
Frankfurt 22. November
atantfuri 2. Dezember
Frankfurt 27. Januar
Aranffurt 10. Februar
Frankfurt 4. Marz
Krankjurt 11. Mai
Frankfurt 20. Mal
Tübingen 18. Augujt
Tübingen 4. Scptember
Tübingen 25. September
Tübingen 2. November
1947
9. ©., Strafe
Igefangener in Bruchſal
Dr. Diez, Zudtgauss
—S—— Segler
Georg von Cotta
1848
' Abgeordneter Dr.
' Duvernoy
Paul Pfizer
Emma Uhland
Emma Uhland
Emma Upland
| Karl Mayer
Wähler des Bezirts
‚Rottenburg · Tübingen
Karl Mayer
Karl Mayer
Bafe Wilhelmine
I Hle gut Württemberg 52J.
| Hie gut Württemberg 52 A.
! Tagb. 267 Anm, 1A.
| Leben 3467.
|
Leben 347— 349.
Leben 3527.
Leben 358 f.
Lehen 356—359.
Mayer II 1995.
Leben 360 f.
Mayer II 2007.
Mayer II 1.
W. B. f. L. X (1887) 13,
| @eiffer, geb. Upland
Karl Mayer
! Emma Upland
Karl Mayer
Karl Mayer
‚Baron Dornis in Jena,
Karl Mayer
Karl Mayer
1849
Altuar 5. ‚Hofmeifter '
!in Nottenburg, Vor⸗
! land bes dortigen
| Märzvereine
| Gmma uhland
Karl Mayer
Karl Mayer
Karl Mayer
Alerander Kaufmann | |
ee Zübtngen,
"Brefeffer Vttermater|
Dr. Rofatfchet
Mayer II 201.
Leben 882— 364.
Mayer II 208.
Mayer II 206.
Leben 865 f.
\ Mayer II 206 i.
Mayer II 207 asien
zu einem Briefe der rau
Sınma Ubland).
Anhang zum Redenfchafts:
beriät des Schwäblihen
Schillervereins f. 1. April
1897/98 XXIf.
ı
| Leben 375—877.
' Mayer II 0.
! Mayer II 218.
Mayer II 214.
Serris — 35. vd. (1864)
zen Archiv VIT (1878)
en —
Leben 398.
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 4105
Ort Datum Empfänger Funbflätte
1849
Tübingen 30. Dezember Franz Pfeiffer Laßb. 301.
Tübingen 30. Dezember Profefier Willen of | Leben 398400.
in
Tübingen 31. Dezember | Profeffor Hafler in| 1. Notter 347f., 2, Leben
| um 400—402.
180
Tübingen ' 29. Januar | Franz Pfeiffer Laßb. 301 i.
Tübingen 10. Februar Profeffor Moriz Haupt| Leben 402 f.
j ' in Leipzig
Tübingen ' 2. März Rechtsanwalt... . | Leben 40Bf.
in Münfter
Tübingen 2. Mat Th. Vernalefen in | Deutfdhe Dichtung III
. Bürih (1887/88) 180.
Tübingen 24. Mai Karl Mayer Mayer II 226.
Tübingen 4. Juni Karl Mayer | Mayer II M7f.
Stuttgart 22. Juli Emma Uhlanb Leben 406 f.
Stuttgart 15. Auguft Emma Uhlanb Leben 408 f.
Stuttgart 21. Auguft ' Emma Uhland Reben 409.
Tübingen 7. DOftober Profeſſor Moriz Haupt] Leben 411 f.
in Leipzig j
Tübingen 8. November Ladberg Laßb. 204 f.
Tübingen "26. November Rechtskonſulent Feber Hie gut Württemberg 58.
n | In Stuttgart
1851
Tübingen 18. Auguft | Teig Mayer Mayer II 2295.
in Wafferalfingen
(Karle Bruder)
Tübingen | 27. Augut ; Karl Mayer Mayer II 281.
Tübingen 8. November * Karl Göbele in Leben 417f.
I i ‚Hannover
1852
Tübingen | 8 Ming Dr. Wolfgang Müller Hie gut Württemberg 53 f.
in Düffelborf
kübingen | 12. Juli Karl Rofer Says Archiv VII (1878)
| 3
Tübingen ı 4. Auguft Archivat Wintermantel| Leben 420422.
I | in Donauefäingen
Tübingen | 20. Auguft Archivar Schneegang | Leben 422-426.
\ in Straßburg
Tübingen 20. Kunuft Auguft Stöber | Zahıb. für Geſch, Sprache
und fitteratur jaß:
| Lothringens I (1885) 20
bie 22,
Tübingen 7. November Scäriftfeger.. ... . | Leben 426.
Tübingen , 18. November | Franz Pfeifer Laßb. 808 j.
106
Datım Funbflätte
Tübingen ; 3. Mir Fraäulein Emma Leben 426 j.
J Sqhmeller in München
Tübingen 18. Mai Kerner | Kerner II 395 1.
Tübingen 2. Juni Laßberg Laßb. 357 f.
Tübingen | 26. Auguf | Kerner Kerner TI 399 f.
Scafigaufen ; 15. Oktober |; Cmma Uhland | Leben 430-432.
Tübingen 2. Dezember Merander on Hums| Leben 432—434.
t
Tübingen 3. Dezember Staatsminiſter von ber, 1. Notter 853 f., 2. Jahn
; Piorbten in Müngen| 159-161, "3. Sehen
i 440 —442.
Tübingen 10. Degember Alerander von Humz ! Leben 489 j.
bofbt
Tübingen | Deyember O. g. Mafmann | Hle gut Württemberg 4 1.
\ in Berlin
1854
Tübingen |; 13. Mai Berthold Auerbach Wehrern gune Monatshefte
Goſtſtempel) 27. ®b. (1869770) 208
Tübingen 14. Juni ‚Hofrat Teihmann | Schw. Kr. 1887 Nr. 84
in Berlin
Tübingen 23. Juni Erwin Sclieben norrs Archiv VII
" ö s CH) 232, 2. Deutihe
—* XVII (18975)
[Tübingen] | [vor 9. Septör.] | Laßberg —* 259 B.
[Tübingen] Im Dezember Georg von Gotta | Tagb. 53 Anm. 2 A.
Tübingen 12, Dezember | Ferdinand Wolf | Deutige Dichtung II
(1887/8) 130.
in Bien
1855
Tübingen | 3. März Freifrau von Labberg 1. — 260 j., 2. Leben
f.
[Tübingen 31. Mir | Brofeffor Mar Wil-| Gedichte II 108 J.
Fristen | Selm Göpinger in ‘
Schaffhauſen
Tubingen) | Mär Dialer ©. ©. Jäger | Gebihte II 189 A.
! } in Nürnberg !
Tübingen 21. Huguf Dehfet Abel in eons| Sm. Mr. 1887 dic 9
| | berg | (Sonntagsbeilage).
Tüblngen ; 29. Auguft | Franz Pfeiffer \ 2aßb. 304—806 (A im Leben
j | 448 „Infolge Iprer® x).
Tübingen , 12. Dftober , Franz Fielfier | Laßb. 306 f. (A im Leben
| \ 448 „Hiebei folgt“ ıc)
Tübingen Laßb. 807 f.
Tübingen 11. November ;
Tübingen 17. Deyember
Franz Pfeiffer Laßb. 308 f.
29. Ottober | Franz pfeiffer
i
! Franz Pfeiffer Laßb. 810 f.
Überficgt über Uhlands Briefwechſel. 107
MM) —ñ — —ñ —ñ—
Ort Datum Gmpfänger } Funbflätte
1866
Zübingen | 17. Zebruar Auguſt Stöber Jahtb. für Geſch. . Elfai:
! Lothringen T (1886) 221.
Tübingen ' 25. Februar Franz Pfeiffer 1. a 811 f. 2. Leben
f. (mo 26. Februar
b — if).
(Tübingen) ;, 11. März Wolfgang Müller Gedichte II 91 A.
Tübingen ; 15. April Franz Pfeiffer Laßb. 312-814.
Tübingen ° 80. Mprit Sram Bleiffer daßb. B14 f.
Tübingen . 1. Juni ZIranz Pfeiffer | Laßb. 316 j.
Tũbingen 5. Juni Rarl Feuerlein | Schnorrs Archiv VII (1878;
, in Stuttgart ! 283.
Tübingen | 6. Juni Profeſſor Lüning | Leben 451.
i In Züri
Tübingen | 6. Iuni | Marl Jeuerlein Schnorrs Archiv VII (1878)
i | im Stuttgat | 288.
Tübingen , 16. Juni | Fang Bielffer Laßb. 816 f.
[Zübingen] 9. September Unermittelt | Gedichte IT 361 A.
Tübingen : 19. November | franz Pfeiffer ' Lapb. 817—320.
1867
Tübingen 1. gebruar | rang Pfeiffer Lab. 820.
Tübingen | 18. März Franz Pfeiffer Laßb. 821 f.
Tübingen | 18. Mai Franz Pfeiffer | Lafb. 322f.
Tübingen ! 2. Mai | Karl Feuerlein Schnorrs Archiv VII (1878)
| in Stuttgart 283 f.
Tübingen | 21. Juli Karl Mayer Mayers II 244.
Tüshngen | 29. September Auguſt Stöber Jadhed, f. Geſchichte. Elſa
Seiiringens 1 (1885)
Tübingen 24. September Ztanz Pfeiffer Labb. 828 i.
1868
Tübingen 2. Mig Franz Bfeiffer Laßb. 324 f.
Tübingen 5. April Friedrich Hebel | 1. Deutfhe Dichtung II
\ (1887) 59, 2. Ban
; : berg 1 148.
Tübingen | 1. November Franz Pielifer Laßb. 326 f.
Tübingen 20. November . Franz Pfeiffer Laßb. 328 f.
1859
Tübingen i 5. Februar | Franz Pfeiffer Laßb. 329 f.
Tübingen 8. Februar Herr A. Direktor des Leben 459 (Datum: Ge—
| Bieberfranges in N. dichte IT 208). Vers.
Tübingen 11. Februar IK} Meiclat in Rannz| Leben 459 f.
108 Krauß
Datum Empfänger | Fundftätte
1859
Tübingen 24. April Komponit Henry | 1. Schnorre Archiv VII
Hugh Pierfon (1878) 234, 2. Schw.
Kr. 1887 Nr. 84 (Senn:
tagsbeilage).
Tübingen 16. Juni Karl Feuerlein Schnorrs Archiv VII (1878)
in Stuttgart 33.
Tübingen 18. Juni Neffe Lubwig Meyer | Leben 460.
Tübingen] 81. Auguft Georg von Gotta | Gebidte IT 55 B.
Tübingen | 28. September | Hofrat Teihmann | X. v. Holtei, Dreipuntert
[Tübingen]
Tübingen
Tübingen
Tübingen
ſTubingen]
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
Tübingen
TXübingen]
Tübingen
Tübingen
Tübingen
{ Tübingen)
Tübingen
Tübingen
(27.] Ottober
8. November
31. Degember
1. Februar
22. Februar
38. Februar
11. April
27. April
4. Juni
22. Auguft
12. Öftober
18. Dezember
24. Jannar
13. April
4. Mai
21. Juni
3. Juli
in Berlin
Sie zus gmei Jahr
Hunderten IV 1007.
Dr. Mapyes in $rant:| Gebichte IT 208 f. A.
rt
Berthold Auerbach Weſtermanns Monatöheite
27. Bd. (1869,70) 208 f.
Jakob Grimm Leben 464 j.
1860
; Dr. Daniel Sanders
"im Alt-Strelik
Georg von Gotta Gedichte II 55 B.
» Franz Pfeifjer Laßb. 830-382.
! Geheimerat Dr. 85h | Leben 466.
i in Berlin
Hie gut Württemberg 55 f.
| Fran Pfeiffer j Said. 392 f.
Franz Pfeiffer : Lapb. 338 f.
Franz Pfeiffer | Lapb. 384 f.
Ebnerſche Kunftpand- | Gebichte II 361 A.
} fung in Stuttgart |
Unermittelt (Inhalt: Guphorion 1897, 8.
Gutachtzu we ven Nach⸗ gänzungsheft 165.
rude)
er:
1861
Franz Pfeiffer | Laßb. 835 f.
Karl 1 Jeuerlein in | Sonne Archiv VII (1878)
i Stuttgart
Cottaſcher Verlag —8 11123.
Emma Uhland Leben 467 j.
Otto Elben Schw. Kr. 1887 Nr.
(Sonnta; —J zu
Notter 216
237 und: 8 212 ie:
tümli unter 1860; im
Tagb. 149 Anm. 2 ir:
tümlic mit. ber Bezeich⸗
mung: An Notter).
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 10%
Or Datum Empfänger Funbflätte
1861
Tübingen 29. Auguſt Franz Pfeifer Laßb. 386 f.
Tübingen 25. September Franz Pfeiffer | Laßb. 837 f.
Tübingen 29. Oltober Franz Pfeiffer Lapb. 338.
[Tübingen] 3. Dezember Cottaſcher Verlag | Gedichte II 12 J und 18 A..
1862
Tübingen 5. Januar Berthold Auerbad | Weftermanne Monatshefte
97. @b. (1869770) 209.
Tübngen 8 Mi Better Karl v. Rillinger| Leben 471 f.
Karlsruhe
Tübingen 11. Mai Algemeines Dank: | Bel. Veil. d. Staatsanzeigere:
färeiben für Glüde | f. Württ. 1899 (Nr. 17/18).
wünfche zum 75. Ge: | 276 Anm. 17.
burtötag
Undatierbare Briefe
Suhhänbter Fues | Schnorrs Archiv VII (1878)
Tübingen 23.
| [@nde der 20er —* ed Tagb. 127 f. Anm. 44.
Jahre) !
1.
Briefe an Uhland.
Geſchrieben
Erhalten) jteiber Fundftätte
1801
Tübingen 2. Oftober i Mutter 11, Braut Zeitung 1897
\ Mr. 192, 2. Tagb. 47
Anm. 3 A (erwähnt im.
Leben 14).
1806
18. Oftober. E. 10. November | Leo von Sedendorf | Leben 26B.
1807
3. Januar Leo von Sedenborf |1. Leben 30. A, 2, Gedichte
II 180 A.
27. Februar Kölle Gebichte II ein te u gehört
auch bas im dem 39.
' mitgeteilte Fragment:
' ! „Der beutfche oder” :c.).
MRovember] Karl Mayer | Mayer I 12A.
410 Krauß
Gefchrieben —
chalen Schreiber Zunbftätte
1808
[Stuttgart] 1. Januar
[Stuttgart] 16. Januar
9. Februar
Wildbad 8. März
|
Abril]
8. Mai \
Wildbab] 2. Mai
20. Septbr. E. 24. Septbr.
Ohne Ott und Tag
” i
[11. April)
Ludwigsburg 22, April
Redurfeinag Tin ‚Heffen] |
Aranffut, a. M, u. Raffe |
sänger nit) !
Hamburg A. Mai |
Hamburg 8. Jun |
Hamburg 15. Juni j
Hamburg 18, Juni }
21. Juli |
[Heidelberg] 31. Zult
4. Auguſt !
Hamburg Auguftu. September |
Freyſtadt [in Böhmen) |
Euer
Freyſtadt 7. Oltober |
Bien 26. November
Wien 17. Dezember
©. 1. Inmuar 1810
Bien 1. Januar.
€. 12. Januar
Wien 6. Januar
Friedrich Haug
Friedrich Haug
Karl Mayer
, Dr. Samuel Benjamin
Haͤrlin (an Upland und
andere freunde gemeinfam)
Guſtav Schoder
Karl Mayer
‘ Dr. Samuel Benjamin
i Härlin
Lil
Karl Mayer
Heinrich Köftin
Karl Rofer
Kemer
1809
Johann Friedrich von Gotta
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Karl Mayer
Buchhandlung Mohr
a Binmer s
Karl Mayer
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
Kerner
1810
Kerner
Kerner
Gebichte IE 38 A.
Gedichte 11 28 A.
Wayır 148. A.
Wilbbab-Berite 65, 66 bis
BA.
! Mayer 183 A (gl. auch 80).
Mayer 1 83A.
Wilbbab-Berite 70-72.
Mayer 19 B.
Leben 48 A.
Leben 48 A.
| Remer I din
u 31 {no faiſch⸗
1. Notter 70J, 2. Kerner
188J.
Kerner 1401.
Kerner I 43 f. (gemeinſam
| an ll. und Karl Mayer).
Kerner IT 4446.
Kerner I 4649.
Kerner 149 j.
Kerner 1 50—52.
: Kerner 1 52—55.
Kerner 1 65—67.
| Mayer 11279.
Gevichte II 11.9.
Mayer I 130, 181 f.
Mayer 1189—144, 150—156
i (A aus Reifebriefen).
| sterner I 74 f.
|
| Remer I 751.
| Kerner I 80-88.
| Tagb. 2B.
im
Kerner I 87-89 (B
| Zapb. 2.
| Rermer 189 f.
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 411
— —
Pe Sqreiber Funbflätte
1810
Wien 8. Januar. Kerner Kerner I 90 (B im Tagb. 8).
€. 18. Januar
Wien 9. Januar. Varnhagen Tagb. 2B.
E. 18. Januar
Bien 16.—24. Januar Kerner | Kerner I 91—85.
Braunſchweig 32. Januar Karl Mayer Mayer I 145 A.
[Bien Februar] Kerner Kerner I 110—117.
Bien 10. März Kerner Kerner I 118-121.
[Augeburg April] Kerner 1. Notter 108 f. A, 2. Aime
Wildbad] 12. April,
€. 17. April
Tübingen 30. Juni
Zubrigeburg 29. Kuguft
€. 9. September
€. 9. September
[Läbingen). €. 2. Oktober
€. 2. Oftober
€. 4. Oftober
Ludwigebi Grasbur;
en
@. 31. Dftober
‚Ludwigsburg November]
€. 8. Degember
Dürrmenz 8. Dezember.
€. ie. Dezember
€. 27. Degember
‚Heilbronn [31. Dezember ?]
(Bor dem Thorfgluß bes
Jahres.) €. 19. Januar 1811
€. 19. Januar
€. 20. Januar
Wudta > (Bebmmar),
ſebruar
Dr. Samuel Benjamin
darlin
Fouquo
Mutter und Schweſter
Luiſe
Kerner und ſeine Braut
Rlitele] Elhmann]
Eltern
Bafe Wilhelmine Uhland
Gilmele)
Kerner
Eltern
Chamiſſo
Kerner
Eltern
Kerner
Eltern
Kerner
Eltern
Karl Mayer
1811
Eltern
Fouque
Kerner
Reinhard, Zuftinus Ker:
ner und das Kernerhaus
Eigen 100) © SR
übingen 1:
3. Kerner I 126.
Wildbad ⸗ Berichte 73 rs ru
Zagb. 7B (rer Brief gou
qus6 an UL).
Lehen 64-86.
Kerner I 188—141.
Tagb. 21 B.
Tagb. 21B.
Tagb. 23 B (vgl. Kerner
jet 148, 147). s
Tagb. 28 B.
Tagb. 28 Anm. 1.
Kemer I 148-147 (Tagb.
AB).
Tagb. 26.
Kemmer I 152.
Zagb. 30J.
Kerner I 158-160 (B im
Tagb. 0).
Tagb. 81J.
j Mayer I 156—160 (B im
Tagb. 88).
Tagb. 33 B.
Tagb. 88 B Anm, BJ.
Kerner I 182 (B im Tagb. 37).
Size Google
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 113
an) BE Schreiber Gunbfätte
1811
E. 1. Dezember Ferdinand Wedherlin | Zagb. 71 B.
€. 9. Dezember | Immanuel Beffer 1. zu 72 J, 2. Mayer I
17. Dezember. E. 24. Dezember Karl Mayer ‚Mayer I 212 f. A (B im
| Tagb. 73).
€. 24. Tegember rölle | Tage. 78 B.
Enzweihingen. E24. Dezember Kerner Tag. 78 3.
Prag 38. Dezember. Barnhagen Augsburger Allgem. Zeitung
€. 31. Dezember ı Wodenausg. 1867 Nr. 31
S. Alf. (B im Tagb. 74).
Ohne Tan Johann Friedrich von Gotta | Gedichte II 11.
1812
Enzweihingen 1. Januar. | Kerner unb feine Braut | Kerner I 268 (B im Tagb. 74).
€. 6. Januar Rifele Ehmann
16. Januar Buchhändler Braun in Tagb. 75 J.
. Karlsruhe
Enzweihingen 18./20. Januar Kerner Rerner 1 272-274.
€. [vor 21. Januar] Immanuel Belter Mayer I 214 f. A.
Welzheim 2. Februar. Kemer Kerner 1275 f.(Bim Tag6.76).
€. 6. Februar ! J
©. 18. Februar‘) Kerner ‚Tab. 77 B.
Welzheim 22. Februar Kerner Kerner I 280-282.
©. 9. März Immanuel Welfer Tagb. 79 B.
€. 19. März Kerner | Zagb. 80 B.
€. 19. März douquo Tagb. 80 J.
€. 19. Mir, Graf Dtto Heinrich von | Tasb. 80 BR.
Yoeben
€. 4. April Fougus Tagb. 81 B, Anm. 2 J.
€. aprii Kerner Tagb. 82 1.
8. April. €. 11. April Karl Mayer Mayer I 218 A, 289 J (B im
! Lasb. 82).
Gnseibingen 17. Aprit. Kerner Kerner I 290-292 (B im
€. X. April?) H Tagb. 82).
Welzheim 21. April Kerner Kerner 1 292 5.
€. 3, April Rölle Tagb. 83 4.
€. 12. Mai Kouqud Tagb. 84 J.
Welzheim 11. Mat i Kerner Kerner I 297.
€. 16. Mai Helwmina von Chezy Tab. 85 J.
6.3. Mai h Varnhagen Tagb. 85 J.
+) Die Tagb. 77 unter Februar 18 erwähnten Briefe von Fouqué, Löben ıc.
find nit an Uhland jelbft gerichtet.
?) Der im Tagb. 82 unter Aprit 20 vermerfte Brief von Rofa [Maria Varn⸗
bagen] ift wohl an Kerner, nicht an Uhland gerichtet.
Württ. Bierteljagräg. f. Landedgefg. R.F. XI. 8
112 Kraus
— Sqreiber Fundſtãtte
1811
€. 33. Februar | Immanuel Befter Tagb. 37B.
Prag 23. Februar ! Barnhagen Gedichte II 10 A.
Wilbbad 24. Februar Kerner Kerner I 188 f.
Bilddab 1. März Kerner Kerner 1 190.
Wildbad 4. März | Kemer Kemmer 1 100 - 192
20. Mãrʒ Mayer Mayer I 173B.
€. 4. Miy N Kölle Zagb. 40B.
Wildbad 4. März Kerner Kerner 12005. (Bim Tagb.40).
€. 27. März
©. 1. oder 2. pri | Kerner Tagb. 414J.
Wildbad 1.5. April ! Kerner Kerner I 204-206 (vgl.
Zagb. 41 unter 4. April).
12. April Karl Mayer Mayer I 177 f.
€. 16. Mai Kölle Tagb. 47 B.
Wilbbad 18. Mat ‚Kerner Kerner I 212—214.
[nad 24. Mat] Karl Mayer Mayer 1188 J.
Wſildbad] 80. Mai Kerner Kemer I 218 f.
Wfttdbab Juni) Kerner Kerner I 221.
€. 9. Juni ‚Helmina von Chezy | Tagb. 58 B.
Wildbad 11. Juli Kerner Kerner I 226.
Wildbad] is Juu. ẽ 22. Juli Kerner ‚Kerner 1297 (B Im Tagb. 55).
E. 24. Juli Kerner Tagb. 55 B.
Wildbad 4. Auguit Kerner Kemer 127.
©. 6. Auguft Heinrich söflin 1. Tags. 57.B, Anm. 2 A,
B 2. Kerner 1229 A.
7. Auguft ! Karl Mayer ‚Mayer I 187 A.
€. 19. Auguft ! Kemer Tagb. 58 B,
€. 29. Auguſt Kölle Tags. 60 J, Anm. 1 A.
Wildbad 39. Auguit Kerner Kerner I 232—234 (B im
€. 4. September Tagb. 61).
Enzwelhingen 4. September. Kerner ‚Kerner I 234 f. (B im Tayb.
€. 7. September el).
€. 12. September ‚Xerner Tagb. 62 B.
Enzwelhingen 20. September ‚Kerner Kerner 1 289— 241.
€. 26. September Karl Mayer Tagb. 68 I.
Wildbad [28. Dftober) (am Kemer Kerner 1244 1. (Bim Tagb. 60).
ierag, 6,5, Sinn und |
Jubh). ©. 30. Oftober
Enzweihingen 2. November Kerner Kerner I AL f.
Wildbad [November]. N Kemmer ‚Kerner I 45—47 (B im
€. 11. November b Taab. 69).
€. 13. November Karl Mayer Tagb. 70 J.
6. 26. November Ferdinand Wedherlin Tagb. 71 B.
€. 27. November Kerner Taab. 71 J.
Wildber November [nach 28) Kemer "Kerner I 250-264.
ũberſicht über Uhlands Briefwechſel. 113
PEN | Schreiber Fundſtãtte
1811
6. 1. Dezember derdinand Atedherlin | Tagb. 71 B.
©. 9. Degember | Immanuel Belle 1. Zap. 72 I, 2. Mayer I
17. Dezember. E. 24. Dezember Karl Mayer | Mayer I 212 f. A (B im
Lasb. 78).
€. 4. Dezember nölle Tags. 78 B.
Gnzweihingen. E 24. Dezember Kerner Tagb. 73 I.
Prag 28. Dezember. Varnhagen Augeburger Allgem. Zeitung
€. 31. Dezember } Wodenausg. 1867 Nr. 31
S. A1f. (B im Tagb. 74).
Dßne Tan Johann driedrich von Gotta | Gedichte II 11.
1812
Gmzweihingen 1. Januar. | Kerner und feine Braut | Kerner 1 268 (B im Tagb. 74).
€. 6. Zanuar | Ritele Ehmann
16. Januar | Bughändfer Braum in | Tagb. 75 J.
Karlsruhe J
Gmyweihingen 18./20. Januar Kerner Kerner 1 272-274.
€. [vor 21. Januar] Immanuel Belter Mayer I 214 f. A.
Heim 2, Februar. Kerner Kerner 1275 f.(Bim Tagb. 76).
. 6. Februar
©. 18. Februar!) Kerner "agb. 77 B.
Welgheim 22. Februar Kerner ‚Kerner I 380—282.
©. 9. Mi Immanuel Delter Tagb. 79 B.
€. 19. März Kerner Tagb. 80 B.
€. 19. März h Fouque Tagb. 80 J.
€. 19. März | Graf Otto Heinrid) von | Tagb. 80 B.
Loeben
E. 4. April douquo Tagb. 81 B, Anm. 2 J.
€. 7. April | Rermer Tasb. 82 4.
8. April, @. 11. April Karl Mayer Mayer I 218 A, 239 J (B im
N Tagb. 82).
Gmmeibtagen 17, Bpel | Kerner !sterner I 280-392 (B im
’ €. 20. April?) ’ Tasb. 82). ‘
Welzheim 21. April Kerner "Kerner 1292 j.
©. 3. Wpril Röle Tagb. 88 d.
€. 12. Mai ! Kouqud Tagb. 84 J.
Welzheim 11. Mat Kerner "Rerner I 297.
€. 16. Mat SHelmina von Chezh Tagb. 85 J.
6.3. Mai \ Varnhagen Tagb. 85 J.
4) Die Tagb. 77 unter Februar 18 erwähnten Briefe von Fouqu, Löben :c.
find nicht an Uhland ſelbſt gerichtet.
?) Der im Tagb. 82 unter April 20 vermerfte Brief von Roſa [Maria Varn⸗
hagen) ift wohl an Kerner, nicht an Uhland gerichtet.
Wärtt. Bierteljahröp. 1. Lanbeigeih. R.F. X. 8
41& Krauf
ale) Sgreiber Fumbitätte
1812
6.27. Mai Kerner Zagb. 86 B.
im 4. Zuni. E. 9. Juni Kerner „Kerner I 301-308 (B im
Welzheim 4. J EN q
(Juni). €. 8. Juni Kemer Kerner 1299 (B im Zagb.87).
Welzheim Ende Juni) Kerner Kernet 1 269 (mo irrtümlich
Januar).
€. 4. Null Fouque ‚ Tagb. 88 J Anın. 1 A.
Heilbronn 17. Juli Karl Mayer Maver 1350 A.
Welgheim 20. Juli. Kerner I stemer1813.(Bim Tagb 89).
&. 25. Juli '
Welzheim 26. Juli. E. 80. Juli Kerner | werner 13141. (Bim Tagb. %).
eilbeim 6. Auguft Kerner | Sterner I 317 f.
14. Auguft Karl Mayer Mayer 1 252 J.
E. 16. Auguft Augufte Mayer Tagb. 91 J.
Schweſter Karl Mayere)
6. 20. Auguit Kerner Tagb. 91 B.
6. 97. Auguit Karl Mayer Tagb. FB.
6. 8. September Karl Mayer Tagb. 92 B.
13. September Karl Maver Mayer I 260 A.
E. 22. September Fouque Tage. 93 J.
27. September. Karl Maver Mayer 1265A(B im Tagb.94).
E. 29. September \
Welzheim 2. Oftober. Kerner Kerner 1323 5. (B im Tagb.94).
€. 10. Oftober
Welzheim Oftober Kerner Kerner 1 328 j.
Enzweihingen] 24. Oktober. Kerner Kerner 1329 (B im Tagb. 9).
€. 31. Oftober J
Enzweihingen 30. [Ottober] Kerner Kemer I 832.
(npelßingen 81. Oftober. Kerner Kerner 13321. (Bim Zagb.97).
E 5. November
Ottober oder November] Kerner ‚Kerner 1263 f. (io irrtümlich
(denn Auguſt Mayer wurde 1811 vermutet wird).
September 1812 In Moskau
Leutnant) \
Weizpeim 26. Noveniber. Kemer Kemer 1 389-344 (B im
@. 8. Dezember Tagb. 98).
5. Degember douque Tagb. 140 Anm. 3 A.
E. 22. Deyember Fougue Tay6.102 B (vieleicht iſt der am
2. Dezember empfangene
‚Brief mit bem am 5. Te:
zember gefchrichenen iben:
td).
Welzbeim 22. Dezember Kerner Kerner 1 347-349.
1818
€. %. Januar Kemmer Tagb. 105 B.
“22, Januar Guſtav Schwab Taab. 105 B.
Üerficht über Uhlands Briefwechſel. 415
Geſchrieben
Gfefalten) Schreiber
1818
Welzheim 24. Januar Kemer ı Kerner I 854.
Welzheim 29. Januar Kerner Kerner I 856.
Weljheim 15. Februar. Kerner | Rerner I 858.
"Subroigeburg] (Grasburg) \
25. Februar Kerner Kerner I 8595,
©.4 Ri Guflav Schwab Tagb. 107 I.
6.12. Mär; GSuftav Schwab | Tagb. 107 J.
Welahein 20. Win, Kemer — SE One icnümug
6%. Mai j Mutter jüsen 88 A („Ich danfe Dir“
ıc. — B im Tagb. 112).
€. 26. Mai Guſtav Schwab Tagb. 112 B.
Welzheim 27. Mai Kerner Kerner I 882,
€. 12. Juni Kemer Tagb. 118 B.
Welzheim 21. Juni Kerner Kerner 1 883 f.
Heidenheim Juni ober Ans Karl Mayer Mayer II 6 A.
fang Zul) \
Welzheim 11. Juli Kerner Kerner I 864 f.
Oeidenheim] 18. Juli Karl Mayer Mayer II 6A.
Welzheim 19. Juli Kerner Kerner I 866 f.
€. 9. Auguſt Vater Tagb. 116 J.
(Welgheim 13. Auguft] Kerner | Kerner 1 866 f.
3. Dezember h Mutter | Tagb. 121f. Anm. 5.
€. 30. Tegember Mutter '1. eben 89 A, 2, Tagb.
121 J.
1814
E. 20. Januar " David Affur (Afjing) Tagb. 123 B.
Welzhelm 7. Februar | Kerner xemer I 376—379 (B m
©. 10. Februar Tagb. 126).
(Sesruar ?) ' Kerner | Kemer I 8801.
Heilbronn 9. Mir Karl Mayer ‚Mayer Il 21 A.
Tübingen 12. März Mutter | Tags. 1245. Anm. 8.
Stuttgart 11. Mai Karl Rofer Leben 97 f. (B im Tagb. 129).
©. 39. Mai | Rart Friedrich Piſtorius, Tagb. 194 B.
' Scnealicheitt im Zuftigz:
minifterium
©. 2. Juni Vater Tagb. 184 J.
Heidelberg 8. Jumi. €. 0. Sue Otto Heinrich von! Kerner 882884 (pemeinfam
Loeben (Iſidorus Orlen:' an Kemmer und I. —
talie). im Tagb. 186).
welzbeim 9. Juni j Kerner I Kerner I 884.
(Juni) \ Karl Mayer | Mayer II 28f. A.
@. 4. Juli R Bater Tagb. 137 J.
116 Krauß
Elcpalten) Aunbflätte
1814
2. Zul. 6. 8. Juli Karl Mayer Mayer 1135 A (B im Tagb.
).
€. 9. Auguft Vater Tagb. 140 J.
€. 13. Auguſt douquo Tagb. 140 B, Anm. 3 J.
€. 11. Oftober Karl Mayer Tagb. 146 II.
€. 81. Oftober Vater Tagb. 147 4.
November.) E. 29. November Kerner Kerner I 897 f. (B im Tagb.
149; doch ift bie Jbentität
j beider Briefe nicht ganz
| figer).
Behpelm 18. Tegember. ; Kerner und fein Rifele ferner I 399 j. (B im Tags.
. 14. Dezember 150).
1815
€. 2. Januar Karl Rofer
Tübingen 17. Januar. Mutter
€. 19. Januar
1. Februar Karl Mayer
3. Februar Kerner
€. 6. Februar Eltern
€. 21. Februar Johann Friedrich von
Cotta
nad) 22. Februar] Mutter
E. 5. März Johann Georg Seegemund
€. 9. März Jodhann Friebrih von
Cotta
6. %. Mir Johann Friedrich von
Eotta
Welzheim 2. April. E. 7. April , Kerner
€. 7. April Abgeorbneter Hofrat Faber
€. 2. April Feuquc
Heilbronn 24 April. Karl Mayer
€. 27. April
E. N. April Eltern
16. Jull Rarl Mayer
4. Auguſt Karl Mayer
10. Auguſt Karl Mayer
12. Auguft Karl Mayer
Tagb. 152 9.
| Tapb. 158. Anm. 2,
|
| Mayer II 29 A (ebemba eine:
‚Stelle aus einem weiteren,
nicht genauer datierten
Brief Mayers aus bieler
Zeit).
| Rermer I 407.
| £agb. 185 B.
Tagb. 186 1.
I Leben 104 j. A.
Tagb. 157 B.
‚ Tagb. 157 J.
Tagb. 188 J.
ferner 1409 (B im Tage,
169; bod) ift die Joemtität
beiber Briefe nicht ganz
‚. fd).
Tagb. 159 B.
‚ Tagb. 160 B.
Mayer IT 3234 (1 ine
aab. 161).
Tagb. 161 B.
Mayer II 39 A.
Mayer II 42 J.
‚Mayer IT 44f. A.
: Mayer II 45 J.
Überficht über Uhlands Briefwechſel.
Gejchrieben
chalten)
Schreiber
117
Fundſtãtte
Schloß Nennhauſen in ber |
Marf Auguit)
[Ende Auguf)
31. Dezember
E. 8. Januar
aildorf 8. Naar.
“. 12. Januar
39. Januar
E. 30. Januar
lFebruar]
mar
©. 26. Min
€. 8. Min
Yaildorj 9. April
(Saildori] 14. April
Frantfurt 19. Mai.
€. 33. Mai
«. 12. Juni
25. Juni
E. 2. Juli
Tübingen 3. Auguit
Valldorf 9, September.
@. 11. September
Walldorf 19. September
3%. September
Yaildorf 8. Oftober
wailberf 10. Ofteber
14. Dftober
[Rannpeim.]
€. 8. November
waildorf 7. Revember
6. Tegember
alldorf 15. Dezember
6. 18. Dezember
1815
Guſtav Schwab
Karl Mayer
Fouque
1816
Mutter
Kerner
Rarl Mayer
Bater
Eltern
Karl Mayer
Karl Mayer
Johann Peter von Horn:
thal
Kemer
Kerner
Varnhagen
Graf Otto Heinrich von
Loeben
Eltern
Vater
Mutter
Keruer
Kerner
Karl Deayer
Kemer
Kerner
' Karl Mayer
Varnhagen
Kerner
Rarl Mayer
Kerner
Rüdert
Karl — Guſtav Schwab
75 J (gemeinfam an U,
re und Auguft Köf:
in)
Mayer 11 51 B.
Tagb. 176 B.
| Tagb. 177 9.
Kerner I 416 f. (B im Tagb.
ı 1m.
Mayer II 64 A.
Zagb. 178 B.
Tagb. 178 Anm. 3 A.
Mayer II 68 A.
Tagb. 182 J.
Zagb. 182 B.
Kerner J 421 f.
Kerner I 428.
! Tagb. 188B, Anm. Lund 2A.
!
Tagb. 188 B.
Tag. 188 4.
| Tagb. 190 7.
Leben 117—120.
Kerner I 432 (B im Tagb.
195).
Kerner I 488 f. fegin!
durch W. V. f. 2. 1(1878)
217 Anm. 2).
Mayer II 52 A (2 Briefe
vom jelben Tag).
Kerner I 487.
| Kerner 1497 f.
Mayer 56 5. A.
Tagb. 197 B, Anm. 2 J.
1 a v. f. x. —
A, 2. Kerner I
| Mayer 16 J, Py A.
jxerner I 441.
Tagb. 199 f. Anm. 7.
217f.
f
118 Krauß
an Schreiber Zunbfätte
1817
[Januar.] €. 24. Januar Karl Mayer Mage, 1 73.3 (B im Tagb.
19. Zlanuar]. Kerner W. B. j. 2. 1(1878) 219 A
€. 21. Januar (B im Zagb.
Salfdorf 27. Febrmar | Kerner Kerner I 442 f.
10. März | Karl Mayer Mayer II 74 4.
Gaildorf 21. März i Kerner 1.8.2. f.2.1 (1878) 218,
| 2. Kerner 1 446 1.
E. 22. Mir, Vater Tagb. 206 I.
€. 8. Min Kerner Tagb. 207 B.
E. 2. April Jakob Friedrich Weishaar | Tagb. 307 B.
€. 2. April Abgeordneter Bolley | Tagb. 207 B.
E. 20. April Aögeorbneer Bofrat.aaf Tagb. 208 B.
ſronn
E. 20. April enden Tagb. 208 B.
€. 21. April Abgeorbneter Dr. 8. H. Tagb. 208 1.
Feber
lOeidelberg.) E. 2. Mai Buchhändler Winter Tagb. 209 B.
[5. Mai oder bald darauf) Frledrich Rüdert Zaab· 209 j. Anm. 3 A.
€. 9. Mai Friedrich Rüdert | Tage. 210 Anın. 3,
Gaildorf 15. Juni. Kerner I ®. D. f. L. 1 (1878) 218
€. 17. Juni \ 43. —X 450 bis
| 432 (B im Tags, 213).
4 Jull Kemer ®. B. 2. 1 (1878) 219 A.
6. 4. Auguft Buchhändfer Reimer Tagb. 217 B, Anm. 2 J.
in Berlin j
€. 29. Auguft Wilhelm von Schüg | Tagb. 219 B.
Gaildorf 8. September Kerner 1. W. B. f.2.1(1878) 2191.
2. Kerner I 461 1.
27. September i Kerner W. B. f. 2. I (1878) -220.
E. 7. Oftober
E. 4. November
Tibingen 13. Dgembe,
€. 16. Degember
E. 20. Dezember
24. Dezember
Gaildorf [25. Dezember]
(am Chrifttag).
€. 30. Dezember
Karlsruhe 7. Januar. |
20. Januar
Tübingen 23. Januar
Gaildorf 27. Februar
Buchhandler Winter
in Heibelderg.
Vater
Vater
Eltern
Karl Mayer
Kerner
1818
Barnhagen
Vater
Kerner
Tagb. 21).
Tagt. 292 f. 4.
geben 185 f. (B im Tagk.
22).
Tagb. 396 1.
| Mayer II 78 A.
1.2.8. f.2. 1(1878) 220 j.,
2. Kerner I 466 — 467
(B im Tagb. 226).
! Tagb. 227 Anm. 24.
| Leben 189 f.
1. W. B. LEI „usıey za
ı 2. Kemer I
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 419
Aundjtätte
1818
Gaildorf 26. April?) Kerner Kerner I 471 Ann. 1.
Gauldorf 10. Juni Kerner 1. W. B. .8. 1 aaıg
221 f., 2. Nerner I 47;
ı bis 476.
Karloruhe 14. Juni Varnhagen Tagb. 234 Anm. 1 A.
€. 8. Juli Later Tagb. 41 B.
E. 20. Auguft Eltern | Tagb. 243 B.
[September] Karl Mayer Mayer II 79 4.
6. 3. Oftober Vater Tagb. 45 d.
€. 10. Oftober Vater Tagb. 46 B.
6. 15. Oftober Schweſter Luiſe Meyer Tagb. 247 4.
(„Warnungsbrief von ber
Schwefter*) !
6. 31. Dftober Buchhändler Winter : Zagb. 248 .
€. 12. November Vater Tagb. 249 J.
€. 19. November?) Bater | Xags. 249 J.
6. 15. Dezember ; Buchhändler Reimer |Tagb. 252 B.
E. 19. Dezember Johann driedrich von Cotta Tagb. 252 i. 4.
6. 2. Dezember Eltern Tagb. 253 B.
1819
€. 5. Januar ! Eltern Tagb. 264 B.
©. 14. Januar Geh. Kirchentat Paulus Tagb. 55 J.
. ' in Heidelberg
©. 14. Jannar R. 3. W. Schmid, Tagb. 255 1.
Spnditus der Stadt
. Frankfurt
€. 24. Januar "2 Barnhagen Zagb. 255 B, Am. 2A
Weinsberg 3. Februar Kerner ‚Kerner 1 481.
E. 7. Zebrua Johann Friedrich von Gotta | Tags. 387 3.
€. 9. Februar ‚ Brofeffor Miville in Bafel | Tagb. 357 J.
6. 11. Februar ı Geh. Kirhenrat Paulus Tagb. 257 J.
in Heibelberg \
[Stuttgart] E 15. Februar | Schaufpielerin Mat. Brede Zagb. 257 mit Anm. 2.
Rarlsrube 4. Mär; J Varnhagen Tagb. 259 Anm. 1A.
letungem © 22, März | Shaufpieer Ferinan 'Tapb. 200 mit Mm. 24.
' air f
') Zum 11. Mai 1818 vermerkt das Tagb. 235: „Brief von Meyers aus
Rainz“, d. 5. wohl nit an Uhland ſelbſt, jendern an feine Eltern. Dasfelbe gilt
von dem am 11. Jull 1818 in Tübingen eingetroffenen Brief ber Luiſe Meyer
(Tagb. 239).
?) Zagb. 250 zum 8. Dezember 1818: „Angetroffene Antwort von Bafel“,
& h. von Brofeffor Miville, bezw. Bürgermeiter' Wieland, aber nicht an Uhland jelbit,
fonbern an Profeffor Bahnmaier in Tübingen.
120 Krauß
en Sqreiber Funbflätte
1819
E. 7. Min Ildefons von Arr Tagb. 261 B.
4. Mai ! Barnhagen | agb. 283 Anm. 2 A.
Weinsberg 14. Mi |; Kerner Kerner J 483, "
Karleruge X. Mai. | Varnhagen Tagb. 266B, 264 f. Anın.2 A.
@. 23. Mai
29. Mai ! Mutter Tab. 30 f Anm. 3A.
€. 4. Juni ı Johann Friedrich von Cotta ; Tagb. 267 B.
Mailand 13. Juni Immanuel Belter Tagb. 289 Anm. 9.
€. 4. Juni Vater Tags. 269 9.
€. 35. Juni | Vater Zugb. 269 B.
€. 35. Juni Abolf Ludwig Follen | Tagb. 209 B.
€. 27. Juni „Briefe von Tübingen | Tagb. 270 B.
[Üater?] und Neuenbürg
| wegen der Wahlen“ :
G. 1. Juli Wagtigt von der auf: Tagb. 271 B.
; mich gefallenen Repräfen-
; tantenwahl für das Amt !
i Tübingen“ J
Weinsberg 27. Juli Kemer 113. 3.1%. 10870) 298 A.
'erner I
wweinsberg 14. Anguft Kerner I. ®.®.1.8 una: MFA,
2. Kerner 1488 f.
|
G. 21. Auguft | _ „Nadriht von der Tagb. 277 B.
Schweſter giücklicher Ente
bindung“
11. September \ Rarl Mayer Maycr TI 80 A.
23. September ! Karl Mayer | Mayer II 80 A.
Weinsberg 1. Oftober Kerner 1. W. B. .8.1 — 23,
' 2. Kerner 1 492 f.
Ende Oftober ober Anfang! Vater Leben 165 A (. E6 war für
November] uns“ ıc.).
4. 21. Dezember I „Ghrifttindvonden@itern“ Tagb. 287 B.
! (wohl mit Brief) |
@. 28. Dezember „Bote von Tübingen mit; Tags. 287 B.
! ber Nachricht, bad ich Heute |
! zum Abgeorbneten ber
Stadt gewählt worden”
(mit Brief ber Eltern?)
1820
@. [22. Januar oder kurz Eltern Tagb. 2389 B, Anm. 9 A.
vorher] ,
24. Januar Bater Tayb. 290 (Anm. 9 von
€. 289 A).
ppisbaufen 12. April. Laßberg Laßb. 46 (B im Tagb. 294).
E. %0. April
Eppiehauſen 13. Npril Laßberg Laßb. 6 j.
Überfit über Uhlands Briefwechſel. 421
—c Schreiber Funbftätte
Weinsberg 17. Mai Kerner Kerner I 504.
[Xarlorube] 10. Juni Barnhagen Gebichte II 75J.
Heiligenberg 39. Juli Laßberg Laßb. 9-11.
6. 3. Auguft (in Zürich) Schwager Karl Rofer | Tagb. 308 J.
‚Heifigenberg 23. September. Laßberg Laßb. 11—14 (B im Tagb.
6. 0. September 312).
@. 7. Oftober Tiger In Bafel Tagb. 818 B.
E. 7. Oftober Xaver Schnyder von | Tagb. 313 B.
Wartenfee, Komponiſt
#4. November Kerner Tagb. 314 B.
9.3. November Profeſſor Bencde in Tagb. 315 J.
Göttingen
1821
Sppiehaufen 16. Februar Laßberg Laßb. 15—18.
(März oder April) ! Kerner Kemer I 814 f.
Eppisgaufen %. Juni Laßberg vaßb. 19-22.
Heiulgenberg 16. Auguſt Laßberg Laßb. DM.
Baden im Aargau Ladberg Lab. 27-29.
21. September
1823
4. Mai] ‚Heinrich Heine Leben 826 J.
Gppispaufen 4. Mai Laßberg Laßb. 32—34.
Eppiohauſen 10. Juni Laßberg Lapb. 84 f.
Heillgenberg 31. Juli Laßberg Laßb. 36 f.
#pplshaufen 11. Oftober Laßberg 1. Leben 198—200, 2. Laßb
38-42.
1824
Sppispaufen 23. Juni} Laßberg Laßb. 4548
Eppiöhaufen 9. Deztmber Laßberg Laßb. 49 f.
1825
Konſtanz 6. April Laßberg Laßb. 50—52.
Konftanz 30. Mai Laßberg Laßb. 807.
Ronflanz 9. Oftober Laßberg Laßb. 58.
Konftanz 14. Dezember Labberg Laßb. 6064.
xonſtanz 22. Dezember Laßberg Laßb. 64 f.
1826
Heiligenberg 20.26. Mai Laßberg Laßb. 69
Heiligenberg 29. Juni, voll⸗ Laßberg 1. Leben 208 f. (wo irrtüm⸗
endet Konftanz 4. Juli
ld 25. Mai), 2) Laßb.
70.
122 Krauß
Gejchrieben
—*** Schrelber Fundſtãtte
1826
Sppispaufen 18. Zuli | Labberg Laßb. 78-75.
Sigmaringen 5./6. September Laßberg 1. geben a f. A, 2. Laßb.
| e
Konſtanz 4. Ottober Laßberg Labb. 78-80.
Berlin 8. Oftober Karl Lachmann Germania XII (1867) 241.
Tübingen 28. Oftober | Auszug aus einem ZTüs | Srankf. Zeitung 1897 Nr. 192,
‚ binger Stabtratsprotofol | 1. Morgenbl.
| (Sfand zugefandt). |
26. Degeniber \ Barnhagen Leben 214 J.
[Degember] Profeſſor Diez in Bonn. | Leben 217 J.
1827
Ex villa feria prima post Laßberg Laßb. 82-90.
purifieationem [4. Februar], '
esplieit 5. debener |
Gppiehaufen die einerum Laßberg Laßb. 90—92.
[28. Februar] j B
Berlin 7. März Karl Lachmann | Germania XII (1867) 242.
Berlin 15. Juni “ar Lachmann Germania XII (1867) 81.
Berlin 20. Oftober | Karl Lachmann Germania XII (1867) 244.
1828
Graz 13. Auguft | Graf Auersperg Neue Serie Preſſe vom 9. April
(Anaftafius Grün) 1887.
Gppisgaufen 2. Dezember Laßberg Laßð 100 110.
1829
Eppishaufen 31. März/2. April Laßberg Laßb. 113—115.
Epriehauſen 14. April Laßber⸗ Laßb. 116121.
Kafiel 22. Aprii ! Jakob Grimm | Germania XII (1867) 115.
Eppiehaufen 38. Mai Laßberg deßb. 14129.
Eppishauſen 13. Juni Laßberg Laßb. 120 182
Eppishauſen 21. Juni | Laßberg Laßb. 182 j.
Gppishaufen 14. Auguft | Laũberg Labb. 137—140.
Gppishaufen 9. September Laßberg Laßb. 143—146.
Eppishauſen 12. Oktober Laßberg Laßb. 148 f.
Eppishauſen 28. November Laßberg 1. Leben 228 f. 2. Laßb.
17 149-152.
1880
Sppishaufen 29. Januar | Laßberg Laßb. 152—156.
Eppishauſen 27. Februar Laßberg Laßb. 155 — 157.
Sppispaufen %. Mäyz Lapberg | 8afb. 161166.
Gppishaufen 11. Mai Laßberg Laßb. 167—171.
Gppispaufen 29. Mai Laßberg Laßb. 171 174
Überfiht über Uhlands Briefwechſel. 125
Schreiber
Stuttgart 25. Juli Karl Mayer
[Stuttgart] 31. Juli Karl Mayer
ppiehaufen 6. Auguft Laßberg
2. Oftober Lahberg
Eppishaufen 27. Dezember Lapberg
1881
16. Januar Karl Mayer
Eprispaufen 2. Februar Labberg
Fppispaufen 19. Februar Laßberg
Gppiehaufen 11. März Laßberg
Eppishauſen 5. April Laßberg
6. Mai Karl Mayer
Gppishaufen 12. Mai Laßberg
5. Juni Karl Mayer
22. Juni Karl Mayer
24. Juli Laßberg
Berlin 16. Auguſt Karl Lachmaun
19. September Kerner
Eppishaufen 25. September | Laßberg
Gypiohauſen 13. Ottober Laßberg
1882
Gppishaufen 26. Januar Laßberg
Januar oder Anfang Februar] Karl Mayer
18. März Karl Mayer
Waiblingen 7. Juni Karl Mayer
[vor 14. Juli]
Waiblingen 4. Auguft |
[Auguft]
[Beffelsuren] 9. Auguft
Karl Mayer
Karl Mayer
Friedrich Hebbel
4. September Karl Mayer
1883
Ferdinand Wolf
Hofrat Welder
Wien 26. Auguft
[Arelburg) 23. November
Profeffor von Rotteck
Fundfſtätte
Mayer IT 104 5.
Mayer II 106 j. A.
Laßb. 174— 176.
Laßb. 178 Mm. B.
Laßb. 178-180,
| Mayer 11.107 A.
Laßb. 184—189.
| gaßb. 192-194.
| gaß6. 196-198.
Laßb. W128.
Mayer 11 109 A.
Laßb. 205— 207.
Mayer 11 109 A.
Mayer 11 109 |. A.
Laßb. 210 j. B (der Brief ger
langte nicht in Uhlands
Hände, vergl. ©. 212).
"Germania XII (1867) 244.
Deuiſche Dichtung IL(1887)60.
Laßb. 210f.
gaßb. 213-215.
Laßb. 216-219.
Mayer II 113 J.
Mayer II 121 f. A.
Mayer IL 193 A.
| £eben 297 B.
| Nayer II 125 j.
Mayer II 1285. A.
1. Biographie Friedrich
Fr von Emil Kuh I
B, 2. Friedrich
— Briefe. Bon R.
M. Werner herausgegeben.
i Nadhlefe (Berlin 1900)
} 11862 DB.
!
Mayer II 180 A.
eben 250 A.
Gedichte II 198 B.
[Stuttgart] 15. Dezember | Brodhanfche Buchhandlung | Gedichte IT 193 B.
124 Krauß
ann Schreiber Sundfätte
1884
Eppishaufen 28. April Laßberg Laßb. 221—228.
17. Rai Karl Mayer | Raver II 187 A.
5. Oftober Karl Mayer Mayer II 144 j. A.
Waiblingen 15. November Karl Mayer I Mayer IT 146 f.
[Paris] 24. Dezember Abelbert Keller "Anzelger f. deutſches Alter:
tum:c, XIII. (1887)292B.
1885 .
3. Februar Karl Mayer Mayer IT 150 A.
(Paris) 9. Febtuar Adcibert Keller ‚Angeiger XIII (1887) 294 B.
ſum 10. Februar) Karl Mayer | Mayer II 180 f. A.
3. Iumi Karl Mayer Mayer II 181 f.
22. September Karl Mayer Mayer IT 152 f. A.
1886
+ppishaufen 10. März Laßberg Laßb. 227.
Heidelberg 4. Juli Friedrich Hebbel 1. Fr: EHEN Hebbels ven
2. Deut:
Baden (im Kanten Yargau) '
21. Auguft
Weinsberg 22. September
ppiehaufen 9. November
Berlin 2. Jamıar !
(um 20. März]
Wien] 7. Juni
München 18. Auguit
Auguft
— — u I)
57 A, 8. Bamberg 1 1861.
vaßberg 1. Laßb. 229—288, 2. Leben
Ti. A.
Kerner Kerner IE 111 j.
Laßberg Laßb. 285—237.
1887
Karl Lahmann Wermania XII (1867) 246.
Karl Mayer Mayer II 154 B.
Ferdinand Wolf Teutige Pißtung III (188778)
jehann Andreas Schmeller 1. Germania SI 1867) 38 i.,
u u n
Erbprinz Friedrich Wilhelm · wilvbod Berichte 86 A.
"von Hohenzoll. Hechingen
Laßberg vaßb. 235—237.
Sppishaufen 9. November
Münden 234. November
Nürnberg 18. Januar |
München 6. Februar
Friedrich Sebbel 1. Biographie Hebbels ven
Kuh 1 310 J, 2. Deutihe
Dichtung II (1887) 58 J,
3. Bamberg I 188 f.
1888
Albrecht Dürer-Berein in! Anhai han De —E
Nürnberg ine
len
für1. m Fe XIV.
Friedrich Hebbel . . Bamberg I 140f.
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 125
Geſchrieben 3
Giehalten) Schreiber Fundſtãtte
1888
Sppishaufen 21. Februar | Laßberg 1. u 237—239, 2. Leben:
! f-
20. Juli | Emma Upland Leben 272 B.
26. Juli | Emma Uhland Leben 275 B.
Meersburg 20. Auguft | Laßberg Laßb. 289.
Heilbronn 7. September | Karl Mayer Mayer II 161. A.
1889
Meersburg 9. Oktober Laßberg Laßb. 241 j.
Kaſſel 8. Dezember
Kaſſel 31. Dezember
Kaſſel 18. Januar
Hamburg 17. Februar
Meersburg 5. Juli
Stuttgart 30. April
4. Auguſt
Meersburg 28. Oftober
Waiblingen 24. Oftober
6. Juni
Meersburg 27. Zulı
21. November
Waiblingen 12. Februar
Meersburg 3. Juni
Meereburg 18. Oftober
Berlin 4. November
Stuttgart 27. April
[&ent) 18. Auguft
Stuttgart 28. September
Wilhelm Grimm
Zatob Grimm
180
Wilhelm Grimm
| Friedrich Hebbel
vaßberg
1841
Paul Pfiger
Karl Mayer
Laßberg
Karl Mayer
1842
! Franz Pfeiffer
Laßberg
| Karl Mayer
1848
Karl Mayer
Laßberg
Laßberg
Karl Lahmann
184
Pant Pfizer
Paul Pfizer
|
Dr. Johann Wilhelm Wolf !
Voſſiſche Ztg. 1901 Sonn:
1. Germania XII (1867) 875 .,
2. Beben
1. Germania XI1 (1867) 115 f.,
2. Leben aan I
Germania XII (1867) 376 j.
1. Biographie Hebbels von
Kusı "os x 2. Deuts
ſche Dichtung II usen 58,
"8. Bamberg I 142.
Laßb. 242 f.
Voſſiſche Ztg. 1901 Sonntags:
a at g Senntg
Mayer II 182 A.
Lapb. 244.
Mayer II 184 f.
Laßb. 299 B.
Laßb. 245 j.
Mayer II 187 5. A.
Mayer II 188 f. A.
Supb. 46-249.
Saph. 250202. .
‚1. Germania XII (1867) 245,.
2. Leben 314 1.
Voſſiſche Ztg. 1901 Sonn:
se hr 80.
Gedichte II 199 A.
tagebeil. Nr. 30.
126
Geſchrieben
Elchalten
Meersburg 3. Februar
[Nürnberg] 5. September
Frantfurt Ofteber?)
Mergentheim] 20. Januar
Berlin 18, Juli
Bremen 24. Juli
Stuttgart 17. September
Stuttgart 15. März
Zübingen 20.21. Mär;
E. 31. März
Tübingen 2. April
Weinsberg 29. Juli
Wien 1. Auguft
(Wien) 1. Januar
Rottenburg] 16. Januar.
€. 19. Januar
8. Mai. €. 19, Mai
Münjter) 14/19. März
Waſſeralfingen 18. Mai
7. Mai
dranffurt 8, Dezember
Kaiſerliche Akademie ber
El
Attuar 5. Hofmeifter, Bor: ,
Krauf
Schreiber
1845
Laßberg Laßb. 32 j.
Dr. Joachim Meyer, X er f. deutſches Alter:
—E N XIII (1887) 296 B.
Oberbibliothekar Böhmer "Leben 330 A.
1847
Eduard Mörite Harıy Maync, Eduard Mörite
400 B.
Jatob Grimm j* Germania XII (1867) 116,
Leben 338.
Hermann Meier |Eeben 340f.
Baul Pfizer Voſſiſche Ztg. 1901 Sonntage:
Beil, Wr. 31.
1848
Paul Pfizer ‚Leben 350.
Tübinger Stabtrat lang, Mi Kesenisaftsberigt
Shwäb. Säillen
—S ori 1897/98
“XV
Emma Uplando Leben 858 n.
Emma Upfand — 354356.
Kerner 1. 8 218 10870) 2m,
\ 2. Kerner II Bi6f.
1 Anh. 3. Rechenſchaftebericht
des Schwib. Stille:
vereins für 1.pril 1897/98
XVII.
Kaiſerlice Atademle der
4 Biſſenſchaften
1849
Anh. 3. Fechenſchafteberichi
iſſenſchaften des Schwäb. Schiller:
yereine fü. Aprit i *
Oben Kıx J.
fand des NRottenburger
Märzvereine
Karl Mayer Bayer II 213 B.')
1850
Rechtsanwalt... | Leben 408 B.
Karl Mayer Mayer II 226 A.
Karl Mayer Mayer II 227 A.
Dr. Mappes Leben 414. A.
1) Karl Mayer bat auch ſonſt viele (nicht genau datlerbare) Brieje an Ubland
nach Franffurt 1848/49 gefanbt.
Überficht über Uhlands Briefwechſel. 427
Geſchrieben z
—*8 Schreiber Fundſtãtte
1851
Baiferalfingen 3. Auguſt. Karl Mayer Mayer II 2805. A.
©. 97. Auguft
Hannover 16. Dezember Karl Göbele Leben 418—420.
1868
Meersburg 27.28. März (ex- Laßberg Laßb. 256 j.
plicit 4 April)
[Straßburg] 18. Juli | Ardhivar Schneegane | Leben 423 B.
[®ien) 8. Auguf Kalferlice Atademie der | And. .Rechenſchaftsbericht
\ Wiſſenſchaften Schwaãb. Schiller:
Hannoder 16. September. |
Münden 38. November.
€. 30. November
Potedam 5. Dezember
Meereburg 9. Herbſtmonats
(September)
8, November
Stuttgart 3. Mi '
rien 31. September
8. November \
E. 5. April
Darmſtadt 10. April |
Rien 30. Juni ’
8.7. Degember
18. September I
233. Oftober
Karl Gödele
Franz Dingelftebt
Werander von Humboldt
1854
Laßberg
1866
Franz Pfeiffer
1857
Franz Pfeifjer
Friedrich Hebbel
1858
Franz Pfeiffer
1860
Vräfident Jaup
Wiener Männer: Gefangs
verein
Unermittelt
1861
Franz Pfeiffer
Franz Pfeifier
I bes
| vereingfür1.April1897/98
XIX ı.
Leben 429.
Leben 432 (Berle).
Leben 485488 (3wei Briefe
vom felben Tag).
1. 2aüb. 259 f., 2. Leben
443445 (wo irrtũmlich
November ftatt September.
Laßb. 317 B.
| Leben 452.
1. Biographie 3. Hebbels von
au 115725., 2. Deutfche
Dichtung II (1887) 59,
ı 8. Bamberg I 142.
Laßb. 328 B.
ı Geheimerat Dr. Böah in! Lehen 466 B.
. Berlin
| Leben 466 f.
Anh. 3. Rehenjcaitsbericht
bes Chmäb. Gäiller:
vereinsfür1.Aprit1897/98
xxiũ
Euphorion IV (1897) 165 B.
rabb. 887 B.
Laßb. 888 n.
4138 Krauß, Überſicht über Uhlands Briefwechſel.
Geſchrieben &
Cefatten) Schreiber ' Zunbflätte
1862 -
€. 26. April‘) „Ein Schwabenfind“ aus | Leben 474 A.
Oberſchwaben
E. Ende Oftober Wilhelm Wadernagel Leben 4775. J.
Aubang.
Aus dem Briefwechlel der Fran Emma Uhland?).
1. Briefe von ihr.
| Datum | Empfänger Zaurndnaue
— mn
28. November 1820 : Rite Mayer Maver II 86.
(Karl Mayers Frau)
Stuttgart
[Tübingen] , 9. Februar [1832] Karl Mayer Mayer II 113 j A.
[Tübingen] 21. September 1892 Rite Mayer Mayer II 180 A.
[Tübingen] | 17. Juni 1834 Karl Mayer Mayer II 137 f.
[Frankfurt] | 15. Oftober 1848 Karl Mayer Mayer II 308 fi.
Sranffurt 2. Dezember 1848 Karl Mayer Mayer II 206 f.
Frankfurt 6. Dezember 1848 Karl Mayer Mayer II 207 f.
Frankfurt 3. Januar 1849 Rarl Mayer Mayer Il 08— 21V.
Frantfurt : 10. Mai 1849 Karl Mayer Bayer II AL f.
Tübingen 12. März 1862 Karl Mayer Mayer II 253.
Tübingen " (14. Ming 1862) ' Karl Mayer Mayer II 254.
(Tübingen) , 31. Oftober 1865 Ftauz Pfeiffer Laßb. S. VIII B.
2. Briefe an fie.
Ort Datum Schreiber | Fundſtãtte
ublande Mutter Geedichte IT 184 f. A.
(an Emilie Büger
als Braut) |
Neupaujen ' [vor 14. März 1862] Kartl Mayer Mayer II 254 B.
ad. | .
[Wien] | 8. November 1866 ‚rang Pielifer Lab. S. VIILf.
! 6. Dezember 1865 | rang Pfeiffer Lab. S. VIA.
| 8. November 1867 Franz Pielfier | Laß. ©. XII A.
[küsingen] 28. zebruar 1890
') Uplands 75. Geburtstag „Aus allen Gegenden Deutſchlands kamen Tele
gramme und Glückwünſche“ (Leben 474).
) Ihr Briefwechfel mit dem Gatten ift in ben Hauptverzeiniffen nachzujehen.
Yerein für Kun und Altertum in Alm und Oberſchwaben.
Marx Btlo, Pater und Sohn, Sıhreiner und
Diplomat.
Bon E. v. Loeffler, Generalmajor a. D.
I. Marg Otto, der Schreiner.
Der Name des Meifters, welcher die prächtigen Thüren am
Münſter zu Ulm angefertigt hat, war längft in Vergeffenheit geraten.
Vor AU Jahren konnte mir niemand darüber Auskunft geben und
meine jahrzehntelangen Nahforfhungen führten zu feinem Ergebnis. Der
Stil diefer maffiv eihenen Thüren gehört der Ulmifchen Renaiffance an
und ließ auf den Anfang des 17. Jahrhunderts ſchließen. Somit paſſen
diefe Thüren nicht zu dem gotifchen Bau des Münfters. Doc ſcheute
fi jeder Münfterbaumeifter, diefe reichgeſchnitzten Thüren durch einfach
gotiſche zu erfegen.
Bor 20 Jahren wurden mehrere diefer Thüren, welde did mit
Ölfirnis und Staub überzogen waren, einer gründlichen Reinigung und
Reftaurierung unterzogen. Bei biefer Gelegenheit entvedte ich ganz oben
über der mittleren Säule des Auffages ber Thüre rechts am Hauptportal
(id) mußte mich hierzu einer hohen Leiter bedienen) einen Meinen Schild,
auf dem zwiſchen der Jahreszahl 1620 ein Bildhauerzeihen und darüber
die lateiniſchen Buchftaben M. O. eingefänitten find. Auch an ber
Heinen Nebenpforte auf der Weftfeite, ſowie an ein paar anderen Thüren,
tamen bei der Reinigung diefe Buchftaben zum Vorfchein. In dem
Vortrag über „Ulmifhe Renaiffance”, der 1882 im Drud erjdien, be
merkte ih auf Seite 30, daß biefelben vielleiht Mare Dtto bedeuten.
Auf diefe Vermutung kam ich deshalb, weil ich weder in den Kirchen:
büchern, noch in fonftigen Quellen einen anderen Schreiner oder Bilb-
Württ. Bierteljahrap. f. Landesgeid. R.F. ZI. 9
130 Verein für Kunft und Altertum in Um und Oberſchwaben.
bauer, auf welden bie Anfangsbuchftaben M. O. gepaßt hätten, finden
konnte ’).
Erft im Frühjahr 1900 erhielt ich die Beftätigung meiner ſchon
20 Jahre früher ausgefprohenen Vermutung durch eine auf Grund von
Akten gemachten Angabe in einem auf der Ulmer Stabtbibliothef befind-
lihen Manuffript von Jakob Neubronner?).
Diefe Angabe lautet wörtlid:
„Marr Dtto, Schreiner
Anno 1617 bie 3 Kirchenthüren, die Heine Thüre,
item bie erfte beim vothen Löwen?) gemadht um 146 Gulden,
item wegen ber großen Thüre beim Tauf, desgleihen der Safriftei
u. die Schnedenthüre bei der Neidhardt'ſchen Kapelle — 160
Gulden;
item wegen der 3 Thüren beim Delberg 180 Gulden *).”
Die zuerft genannten 3 Thüren find die auf ber MWeitfeite ge:
fegenen beiden großen Thüren des Kauptportals unter dem Thurme,
ſowie das Heine fogenannte Ruttel- oder Ruttler-Thürle (auf der Schmal-
feite des nördlichen Seitenfchiffes).
An bdiefen 3 Thüren Hat der Meifter eine große Anzabl befondere ſchöner
mannlicher und weibliher Köpfe, Masten und Fragen angebracht, benen jebenfalls
eine tiefere ſymboliſche Bebeutung zu Grunde liegt.
Tas prachtvolle Hauptportal, das duch einen Mittelpfeiler, mit ber großen
ſteinernen Chriftusflatues), getragen wird, hat über jedem der beiden Eingänge einen
hohen, mit Dreipaß verzierten Spipbogen. Tiefe beiden Spibbögen werden von einem
großen Spipbogen überwölst und eingefaßt, in beffen Feld in 8 Reihen übereinander
Steinffulpturen ben Engelftur;, bie Schöpfung, ben Sündenfall und ganz oben Kain
und Abel darftellen.
4) Schreiner und Bildhauer Bifbeten zu jener Zeit ein und biefelbe Zunft. So
war 3. B. ber ältere Georg Syrlin (Sürfen auch Seirlin) — Bater und Sohn hatten ben
gleichen Vornamen — ein gelernter Schreiner, machte fid aber als Bildhauer durch feine
Figuren in Holz und Stein, wie aud burd andere Kunftarbeiten, 3. ®. die Kanzel
und das Saframenthäuschen im Münfter, jehr berühmt. Tas prächtige Chorgeftühl
im Münfter zu Um, in den Kirchen zu Geislingen, Ochſenhauſen zc. hat Bater und
Sohn gemeinjhaitli angefertigt.
”) Jakob Neubronner (17311811) war zulept „Hauspfleger in Ulm“ und ein
äuferft emfiger Sammler gedrudter und ungebrudter, alter und neuer Schriften, bie
Gelehrten · und Kunſigeſchichte Ulms betreffend. Durch den Stadtbibliothefar, H. Prä-
zeptor Müller, wurde id auf bie betreffende Angabe aufmerkfam gemacht.
) Die Wirtfgaft zum roten Löwen war zu jener Zeit in dem Echaus von
Hafen» und Kramgaffe (Hafengafie Nr. 2).
9) Nach dem heutigen Silberwert waren 100 Ulmer Gulden = 870 Mf.
®) Tiefelße wird dem älteren Syrlin zugefchrieben, obgleich fi) an ber Eonſole
ein Schild mit ber Jahreszahl 1429 befindet.
Loeffler, Marz Otte, Bater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 431
Die beiden Thüren bes Hauptportals find genau in gleicher Weife
ausgefüßtt: fie Haben fehr Breite Lijenen, mit einem Paar nach unten fi verjüngenden
fanelierten Säulen, über denfelben als Träger für den Arditrav einen flott gefchnittenen
Kopf mit Früchten und Blumen befränzt (auf den inneren Liſenen find es fehr ſchöne
weiblie, auf ben äußeren männliche Geſichter mit Vollbärten). Der Fries bat eine
feingejcnigte, prächtige Ornamentif mit Blattwerk, Engelsföpfhen und ragen.
Derfelbe if} unterbrochen durch 3 Konfolen, von benen bie mittlere als Träger
für das ſehr Fräftig profilierte und ſchön verzierte Gefims bient, während bie beiden
Ccitentonfolen über das Gefims emporragen (bie innere iſt mit einem weiblichen, bie
äußere mit einem männlichen Kopf gelgmüdt) und bie Bilafter für einen Aufſab
tragen, der über ber Thüre und halb fo hoch wie biefe angebracht if.
Tiefer Aufjag Hat in der Mitte eine nach unten ſich verjüngende, eigenartig
zuſammengeſebte und reich verzierte Säule, melde ben Architrav bes Aufſahes füpt
und bie mittlere Verfröpfung bes Geſimſes trägt, auf der fid bie ſchon oben erwähnte
Ronfole mit dem Schild für bie Jahreszahl und die Anfangebucftaben des Meifters
befindet. Diefe Konfole iſt birnförmig und bildet gleihfam die Stüge für den flachen
feinernen Bogen bes Portals, zwiſchen welchem und bem Gefims bes Aufſabes ein
pratvoller „Kranz“ (im Sinne der Ulmer Schreinerbegeihnung) eingefügt ift*).
Ter über ben Thüren angebradite Aufſatz bildet gleichſam eine zweite niebere
Tbüre mit 3 Flügeln, wobei bie fon genannte mittlere Säule die Schlagleifte vor
ſtellt). Die Thürfüllungen zwifhen biejer Säule und ben reicverzierten Pilaftern,
welde unter dem Architrav Meine, vortrefflih gefhnigte Köpfchen haben, bilden je bie
Hälfte eines Portals mit gebrüdtem Bogen.
Die Lifenen find außerorbentlic) reich verziert; der Fries hat nur Meine einfache
Konfelen, zwiſchen welden die am Gejims angebrachten Roſetten mit Tropfen fichte
bar find.
Der Kranz hat auf beiden Seiten eine Urne und zwiſchen biefer und ber mehr:
genannten Konfole eine wundervolle Verzierung, die aus flilifierten Ranfen, Blättern,
Blumen und Fülhörnern mit Früchten befteht.
Im ganzen find an beiden Thüren 38 Köpfe, Menſchen- und Tiermasfen.
Simtlihe Säulen®), Pilafter, Konfolen und viele andere Teile ber Thüren find
außerdem mit teichgefchnigten originellen Fruͤchteſchnüren, voluten- und ſchnedenartigen
Renaiffanceverzierungen unb Ormamenten verſchiedener Art bebedt,
Troß biefer Fülle und Mannigfaltigfeit machen biefe Türen feinen unrubigen,
fondern einen fehr wohlgefälligen Eindruck, hauptſächlich dadurch, daß in ber Mitte ber
Tpürfülung, außer einem Meinen Obelisfen, gar feine Verzierung angebracht Hit.
Ganz befonbere ſchön ift das Nebenportal ber Weitfeite, bad Ruttelthürle, aus
gefüßrt‘). Die Füllung der ſchmalen Thüre im Rundbogen zeigt einen [hönen archi ⸗
*) Bei ben Kleiderſchtänken ber ulmiſchen Spätrenalffance wird ber Fries und
eine über dem Gefims befindliche Schnigerei als „Kranz“ bezeichnet; gewöhnlich gift
diefe Bezeihnung nur für bie Schniherei allein.
®) Diefer Aufjap it einem fog. Ulmer „Fußnetfaiten“ ähnlich. Es waren bies
niebere zweithürige Weißzeugfchränfe, welche am Fußende (ulmiſch „Gußnet*) ber zwei:
ſchlafrigen Bettlade ſtanden.
*) Die Saulen find nicht freiſtehend, ſondern ungefähr auf 7, ihres Durchmeſſers
„„eingeblinbet“, d. 5. abgefhnitten und angelehnt.
) Das andere Nebenportal der Weitfeite — ber 7. Eingang ins Münfter —
432 Berein für Kun und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
tettoniſchen Aufbau mit 2 nach unten fi verjüngenden, geſchuppten Rilaftern, melde
mit einer in ber Mitte ſtark hervortretenben Konfole ben Architrav tragen, auf befien
Mitte eine Une mit einer ftilffierten Lilie fleht, über welcher eine aus ber Umrahmung
Mark herrortretende Konſole — als Träger für ben Hauptarchitrav, ber zugleich dae
teichverzierte Gefims bildet — angebracht ifl. Diefer Architrav wirb außerbem durch
eine nad) oben ſich verjüngende Säule an ken beiden Lifenen geftügt. Die Lifenen
haben vertiefte, bie Säulen erhabene reihe Verzierungen: auch bie fräftigen Konfolen
" unter ben Säulen, mit ſchneckenförmigen Boluten auf beiden Seiten, find auf gleihe
Weiſe gefjmüdt.
Die Säulen haben Forintbifhe Kapitäfe und reihen nicht bis zum Archittav,
ſondern tragen ein befonbers charakteriſtiſches Zwiſchenglied, das benfelben fügt. Auf
dem Gefims ift ein fehr geihidt in bie fpätgotiiche, feinerne Einfaſſung eingepakter
hoher Kranz, eine prädtig verzierte Kartufche, in deren Mitte eine hervortretende Konz
jole mit einem reizenden männlichen Köpfchen ſich befindet. Die feftonartigen Ber:
sierungen zu beiben Seiten ber Konſole beſtehen aus einer großen Rilifierten Blume,
ber Hälfte eines weiblichen Gefihtes, einem Leoparbenfopf und einer rate. Zu beiden
Selten ber Kartuſche in der Verlängerung ber Säulen erhebt ſich ein ganz eigenartiger
Obelist.
Zu der Ede zu beiden Seiten des Rundbogens der Thürfüllung iſt zwiſchen
lattverzlerungen ein geihnigter Schild, rechts mit dem Ulmer Stabtwappen, Its
mit dem befannten Münftermonogramm. Gin Meiner Schild, ähnlich dem am
Hauptportal, mit ber Jahreszahl 1620 ift unter ber Konſole bes Kranzes angebradit.
Die „Heine Thüre“ und die beim roten Löwen find bie beiben Ein—
gänge auf ber Norbfeite. Sie find einfacher, aber im beiten ulmiſchen Renaiffanceftilc
gehalten, namentlich ift bies bei ber Meinen Thüre gegen Weften ber Fall. Die Füllung
bitbet ein Portal, das nad unten fi verjüngenbe Filafter mit joniſchen Kapitälen bat,
au bem Fries befinden ſich 5 oben abgerunbete Triglyphen; barüber it ein dutch
brochener tunbbogiger Giebel.
Die fhlanfen Säulen an ben Lifenen find mäßig verfüngt und haben doriſche
Kapitile. Der Säulenſchaft hat auf '/s ber Höhe eine Gurte und bis dahin erbabene
Vlattverzierungen, ber übrige Teil iſt fauneliert. Der Fries über dem Architrav bat
eine befonders ſchöne Schnitzerei. Lie beftebt in einem Ornament mit Blattwerf und
Trauben, fowie in 3 Masken. Auf dem Gefims ift in ber Mitte eine Konſole in
einer mit einem Eierſtab eingefaßten Rabme, gleihfam als mittlere Stütze für das
Spigbogengiebelfeld, welches in Stein ausgeführt die Darſtellung ber Geburt Ebrifi
zeigt. Die Nahme fleht in einer Kartufce, welhe in einer Bolute auslaufend mit
Ranken, Blättern und Trauben verziert ifl. Auf beiben Seiten Befindet ſich ein ein:
facher, fpigiger Obelisf. Architrav und Gejims haben ſchöne Profile und entfpredenbe
Berfröpfung.
Die erſte Thüre beim roten Löwen ift zunächſt bem nördlichen Seitens
turme, alfo bas nordöſtliche Portal des Münſters. Es bat in der Mitte eincır
Steinpfeiter, der als Stüge für die in dem Spihbogen in Etein gehauene Reidener
geſchichte des Heilands bient. Der Eingang hat zwei ganz gleige Türen. Die Fül:
fung ber beiden Thüren ift rechtwinklig, unten mit 2 Konfolen, zwiſchen welden ſich
üt erit zu Eude des 19, Jahrhunderts an Stelle der alten Mesnerwohnung erbaut
worden. Diefer Eingang bat eine Thüre im gotljgen Stile erhalten.
Soeiiler, Marz Dtto, Vater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 433
2 tingliche, ſehr Fräftige „Diamantfteine*, mit einem ovalen barüber, befinden. Auf
dem oben verfröpften Rechted ift ein durchbrochener Giebel mit einer Urne auf beiden
Seiten. Die Sifenen zu beiden Seiten ber Thüre Haben nad) unten ſich verjüngende
Filafter, welche auf kraͤftig hervortretenden Konſolen aufftehen. Die Pilaſter find auf
balber Höhe buch 2 Gurten unterbrochen, bie untere Hälfte ift f—huppenartig, bie
obere mit Blattwerk verziert. Der Fries über dem Hauptarchitrav Bat ſehr feine
Tlangenornamente und in ber Mitte ein Engelsföpfpen. Tas Gefims wird von zwei
aeihwungenen Konfolen getragen. Ueber bemfelben befindet fi ein Aufſatz, einer
guadratförmigen Thüre ähnlich. Die Füllung bildet ein rundes Medaillon mit redts
winfliger, reichverzierter Stabumrahmung, außen mit einfachen Renaiffance-Ornamenten.
3u beiden Seiten find 2 Konfolen (eine kleinere unten, eine größere darüber), welche
auf einem mit einer Frage gezierten Poftamente, das ſich über einer geſchwungenen
4beblen) Konfole‘) befindet, aufftehen. Der Fries über bem zweiten Architrav hat
7 feine Konfolen als Träger für das kräftig hervortretende zweite Geſims mit dem
„Rang“, der zwiſchen 2 merkwürdig geftalteten Urnen kartuſchartige Flachornamente
und in der Mitte eine große erhabene Früchteſchnur zeigt.
Die große Thüre „beim Lauf“, b. 5. beim Taufftein und bie 3 Thüren
‚beim Delberg“?) find bie beiden ſüdlichen Eingänge ins Münfter. Sie erhielten
viel reichete Verzierungen unb Schnibereien als die Thüren ber Norbfeite. Ale die
ſchen genannten Motive und noch weitere famen bei ihnen zur Anwendung.
Die Thüre beim Tauf?) wurde fpäter als „Brautthor“ bezeichnet; es fteht
zunãchſt des ſũdlichen Seitenturmes, Der Eingang beftcht aus 2 Portalen mit gleichfeitigen
Epigbogen, welche auf einem Mittelpfeiler ruhen. Innerhalb des Spibbogens iſt eine ges
Kmeeifte Füllung mit verzierten „Nafen“. Die beiben Thüren biefer Portale unters
ſqeiden fih nur dadurch voneinander, daß auf der Thüre rechts das Ulmer Wappen
und auf ber lints das Münftermonogramm in einer veichverzierten Kartuſche aufgefeht
und in die genannte Schweifung ſehr ſinnreich eingepaßt ift. Die Thürfülungen
gleihen einem zwiſchen 2 Pilaſtern ftehenden römiſchen Triumphbogen, auf bem eine
Kenfole als mittlerer Träger bes Architravs angebracht if. Peterer wird burd bie
an den Lifenen ftehenden Säulen geftügt, welche auf */s ber Höhe reihe erbabene
Squidereien haben; im übrigen aber Fanneliert unb nicht verjüngt find. Die Baſis
derielßen ruht auf fehr Feäftigen Konfolen, bie Kapitäle find im Korinthiſchen Stile
gebalten. An ber äußeren Seite ber Lifenen find im Profil bargeftellte bodsbärtige
Fragen mit langen Stielen im Mund, an welchen bie Früchteſchnüre hängen. Der über
den Tbüren befindliche Aufjag iſt außerordentlich reich und ſchön geihnigt, hat im ber
Mitte einen Obelisf und zu beiden Seiten übereinander geſetzte Konſole mit feinen
birtigen Köpfen. Tas Hauptgefims ift ſehr reich gefhnigt, ebenfo das des Aufſatzes,
an welchem Rofetten mit Tropfen angebracht find. Dieſelben ſtehen zwiſchen ben
feinen Konfolen, welde fi am Fries als Träger für das Gefims befinden. Die fon
beihriebene Kartufce mit dem Ulmer Wappenſchild, beziehungsweie dem Münſier-
) Tiefe Art von Konfolen, welche bei ber ulmiſchen Renaiſſance häufig vor:
temmt, giebt bem betreffenden Gegenftand ein fehr Teichtes Anfehen.
9) Er ſtand mitten auf bem ſüdlichen Münfterpfat in ber Nähe des Haupt:
tamnes. 1516 erbaut, wurde er 1806 auf Anordnung ber bayeriihen Regierung ab»
tragen.
®) Ter im Innern bes Münfters, zunächſt diefer Thüre ftebende Funftvolle Tauf:
Nein foll ein Werk bes älteren Sytlin fein.
134 Verein für Kunſt und Altertum in Um und Oberſchwaben.
monogramm, ift mit dem Kranz bes Auffahes verbunden). Über biefen beiden Rortaleır
wölbt ſich ein großer Spihbogen, in welchem ſich in 2 Reiben eine im altertümlichiten
Etil gehaltene Steinffulptur, das jüngite Gericht darſtellend, befindet.
Das fühweftlihe Portal (am Olberg) bat biefelhe lichte Weite wie das
Hauptportal bes großen Turmes auf ber Weftfeite. Wie ſchon emwähnt, bat bieler
Gingang 8 Thüren, von denen bie beiden äußeren ſich unter Meineren, auf zwei Mittels
pfeilern rubenden Spigbogen befinden, über welden ſich ein großer gebrüdter Spitz⸗
bogen wölbt. In biefen 3 Bögen find bie aus dem 14. Jahrhundert ftammenden
Steinftulpturen, welche die Legende der Maria, den Kindermorb in Bethlehem, Jeſus
im Tempel x. zum Vorwurf baben unb fürzlich reftanriert wurden, zufammengeitellt.
Diefe 8 Thüren haben eine tunbbogige Füllung, besgleichen bie Auffäße ber
beiden Seitenthüren. Der Auffap der mittleren Thüre hat in der Mitte eine nad-
unten ſich verjüngende Pannelierte Säule, als Träger für ben wagrechten Ihürfturz,
zu beiden Ceiten biefer Säule iſt je ein Obelisk, der in einem Rundbogen fteht.
Diefe Thüre bat an ben Lifenen reichverzierte, nah unten ſich verjüngenbe,
langgeftredte Pitafter und in ber Füllung Meine Säulen zu beiden Seiten bes Bogens;
bie beiden Ceitenthüren haben an ben Lifenen aufeinanbergefeßte Konfolen und in
der Füllung gerade ſchmale Bilafter, melde den Rundbogen tragen.
Der Fries der Mittelthüre zeigt ein fehr ſchönes und feingeſchnittenes Remaiffancer
ornament, und ber ber Seitenthüren 2 längliche ftarfe „Tiamantfteine”. Kleinere
auabratförmige Tiamantfteine find unter den Bögen bes Auffapes an ben beiden
Seitentpüren angebradt.
Befonders bemerfenswert an biefen beiden Auffägen it nod, daß auf 2 Paar
Meinen Konfolen der Bogen (der Füung) aufcuht und ſich zwiſchen biefen Konſol ⸗
paaren eine mufcelartige Vertiefung mit einer kleinen Urne befindet. Über ber äußeren
Konſole fteht eine größere Urne,
Überall jind erhaben geſchnitzte Verzierungen in ganz genialer Weife angebradt,
ſogar an ben Seitenthüren zeigen bie inneren Ränder der Fülungsbögen bie feiniten
Schnihzereien.
An dieſer dreifachen Thüre, deren nach Innen gekehrte Seite, wie bei allen
andern Thüren, ganz glatt iſt und keinerlei Schnitzereien bat, iſt mit ſehr großen
arabiſchen Ziffern bie Jahreszahl 1618 eingefehnitten.
Die beiden Tbüren im Innern bes Münfters an der Safriftei
und die „Schnedentbüre bei der Neidbarbfhen Kapelle“, b. b. bie Thüre
am ber Wenbeltreppe, welche auf den nördlichen Zeitenturm führt, find fehr einfach
gehalten.
Die Thüre an der Sakriſtei hat auf jeder Seite eine verzierte, ſich nach
unten verjüngende Cäule. Dieſe Cäulen ſtehen auf barod ausgebauchten Konſolen
und haben desgleihen korintbiſche Kapitäle. Die Thürfüllung iſt rundbogig mit einer
vertieften großen Mufcel. Auf bem Geſums fteht ein einfaches Flachornament. Im
gleicher Weife find bie wenigen Verzierungen ber Thücfühung behandelt.
Tas Heine Pförthen an ber Schnedentreppe ift noch einfacher als bie Sakriftei⸗
thüre gehalten. Tie Liſenen fehlen. Tie verfröpite Thürfüllung zeigt nur einen
flachen Rundbogen, mit der Jahreszahl 1617 auf dem Fries. Der Kranz auj dem
) Das gegenwärtig in Lieferungen erſcheinende Werk von K. E. O. ritig,
„Denfmäfer Deutfcher Remaiffance“, enthält eine vortreffliche Abbildung (Lichtdruch bes
Braufthores und ber norböftlichen Pinjterthüre.
Loeijler, Mary Dtto, Vater und Sohn, Schreiner unb Tiplomat. 435
ihmalen Geſims bat in der Mitte einen Wappenfhilb mit dem Monogramm bes
Münfteramtes, welcher in einem Kreis mit ſchmalem Rand fleht, der zu beiden Zeiten
mit einem ſehr einfachen Fiachornament verziert if.
Diefe fämtlihen von Marr Dito dem Schreiner — jet würde
man fagen dem Kunftfehreiner — bergeftellten Thüren zeugen von deſſen
großer Kunftfertigfeit und bemunderungsmwürbiger Phantafie. Jeder
einzelnen Thüre hat er einen befonderen Charafter gegeben und doch
tritt die Zufammenftimmung überall hervor. Die Architektur hat bie
tiptigften und ſchönſten Verhältniffe und die Verzierungen find ebel und
vornehm gehalten ').
Es ift mir mehr als mwahrfheinlih, daß Marr Dtto auch die
Schreiner: und Bilbhauerarbeiten in dem Neubronnerihen Haus, dem
heutigen Gemerbemufeum (Taubengaffe Nr. 2), namentli die prachtvollen
Thüren und die Kaffettendede in der ſchönen Stube des zweiten Stods,
angefertigt hat.
Diefes Haus, das urfprünglih der Patrizierfamilie Ehinger ges
hörte, hat Samuel Kiehel, Kaufmann zu Ulm in den erften Jahren des
17. Jahrhunderts erworben”). Er ließ es von 1602—1605 umbauen
und neu einrichten. Auf die von ihm gemachte große Reife beziehen fi
die vier Figuren auf den beiden Thüren der fhönen Stube.
Aud die Thüren in dem Haufe, das Kiechel 1616 hinter feinem
Wohnhauſe in der Langenftrage (dem jegigen Rornbedichen Haufe Nr. 23)
anbauen ließ, ſowie die Thüren — namentlich die größere auf der
1) Lübke, der den Namen bes Meifters noch nicht willen konnte, ſchreibt in ber
Geichichte der Deutſchen Renaiffance* über die Münftertüren: „Die Ornamentit ift
bier nicht bloß von herrlicher Grfindung, fondern and; meiſterhaft in ber Aus
führung. Auch bie Thürflügel bes weillichen Hauptportales, ſowie eines zweiten
Seitenportales und mehrerer Meinen Pforten im Innern bes Münſters find reich
gelgnigt,
£. Thierer bringt in feinem Werk „Deutihe Renaiffance*, auf Blatt 34—89
Abbildungen biefer Thüren und bemerkt hiezu: „Die Thüren des Ulmer Münfters,
ſowohl am Haupt und Seitenportafe, al auch Im Innern, geben Zeugniß von einer
eminenten Geſchiclichteit und großen Mannigfaltigkeit ber Erfindung.” An einer
andern Stelle freibt er: „Die Gewandtheit, mit welcher fie ber Meifter in die gegebene
dorm ber Thüröffnung zu componieren wußte, verdient beneidet zu werben“,
”) Samuel Riedel (16563—1619) machte von 1585—1589 eine Reife nad
Syrien, Ägypten, Paläſtina, Konftantinopel 2c. und beſchrieb dieſelbe in einem 545 Folio:
feiten umfaffenden Wert.
Ten 10. Oftober 1615 heiratete jeine Tochter den Patrizier Marr Philipp
Befferer. Die „Gaftung* mar in dem Haus von ©. Riedel im „Zaubengäßlein“.
Der Chroniſt ſchreibt darüber: „Nie war in Um eine jo koſtbare Mahlzeit und jo viel
Adeliche bei einer Hochzeit gewefen.“
136 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Nordfeite — an ber den 16. September 1621 vollendeten Dreifaltig-
feit- oder Spitalkirche, dürften wohl von Dtto angefertigt worden fein,
da die techniſche Behandlung diefelbe ift und ſich aud die ganz gleichen
Motive nachweiſen laflen wie an den Thüren des Münftere. Bis jekt
konnte jedoch weder ein Bilbhauerzeihen, nod; ein Monogramm des
Meifters an den genannten Arbeiten entdedt werben.
Marr Dtto ift nicht allein für die fogenannte Schreiner-Architektur
des 17. Jahrhunderts, jondern fogar noch für die jegigen Schreiner in
Ulm, welche fih mit der Wieberherftelung, beziehungsmeife auch Neu:
anfertigung von altertümlihen Möbeln befaffen, vorbildlich geworben.
Er war in Ulm den 16. Dezember 1570 geboren und verheiratete
fih den 8. Mai 1593 mit Jungfrau Urfula Held, einer Ulmer Bürgers
tochter. Seine Eltern waren Marcus Otto!) und Maria Hebwig ge:
borene Benz („Topuliert“ am 12. Oktober 1565). —
„Der ehrenhafte und vorgeadhte Burger und Schreiner
der Reihsfreyen Stadt Ulm," Marr Otto, ftarb den 16. März
1623 und hinterließ den am 20. Oftober 1600 geborenen Sohn gleichen
Namens.
I. Marg Otto, der Diplomat.
Der junge Marr Dtto kam fehr früh in das Gymnafium zu Ulm
und hat „nad; feinem fähigen Ingenio und ſchönen Gaben, den Cursum
Classicum wohl und mit großem Lob, aud fonderbarer Lieb feiner
Herrn praeceptorum absolvirt, auch feinen Fleiß öffentlich mit etlichen
Exereitiis Academicis bezeuget, bis er nachgehends im 19. Jahre feines
Alters nad) Strassburg fam“. Dort hörte er zunächft philologiiche und
philoſophiſche Kollegien. Es wurde von ihm gerühmt, daß er fi in
der lateiniſchen Sprache ſehr vervollkommnet und einen folden „zierlichen
Stylum befommen habe, aljo daß es ein Luft fei, fein felbft Latine auf:
gelegt Curriculum Vitae zu leſen“. Mit der griehifhen Sprade
babe er fi jo wohl bekanntgemacht, „daß er auch können publice in
folder peroriren“. Im Jahr 1620 wurde er zum Magister Philo-
sophiae ernannt und hat unter 18 „Competitoribus den erften Locum
erhalten”.
Nach Erlangung diefer Ehre ift er in dent „Studio Philosophico,
Politico, Historico eifrig fortgefahren” und hat 1621 mit dem Studium
Juris begonnen und „jo fleißig traftiert, ſowohl für ſich ſelbſt, ala auch
in Collegiis Explicatoriis und Disputatoriis, daß er mit großem Lob
) Marcus Otto iſt der Sohn von Sebaflian Otto, dem Stammbater ber in
Württemberg weitverzweigten unb jebr angeſehenen Familie Dite.
Loeifler, Mary Otto, Vater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 487
disputiert de Mutuo et de Thesauris“. 1623 fehrte er von
Straßburg nah Ulm zurüd und erhielt bei feinem Abgang ein „ſtattlich
Testimonium“, mit dem Bemerfen, daß er „aud) andere informiren“ könne.
Kurz nad) feiner Rückkehr nad Ulm farb, wie ſchon oben bemerkt
den 16. März 1623), fein Vater, der troß feiner großen Geſchidlichkeit
fein Vermögen hinterlaffen hatte. Um für feine Mutter und ſich die
nötigen Mittel zum Lebensunterhalt zu beſchaffen, nahm er in Ulm eine
Hofmeifterftelle an und bezog nah Jahresfrift mit feinem Zögling noch
einmal die Univerfität Straßburg, wo er i. J. 1624 feine „Studia
eifrig fortgefegt, solenniter disputirt und von löblihem Collegio Juris
Consultorum die Erlaubniß befommen privatim Collegia Juridica zu
halten“.
Bas er auch zu großen Nugen vieler jungen Leute „löblich präftirt“.
Nebenbei beſuchte er noch verſchiedene Univerfitäten, zunächſt
Tübingen, dann Baſel, Freiburg, hierauf Ingolſtadt, Wien, Prag,
Wittenberg, Leipzig, Jena, Erfurt und Molsheim, wofelbft er „auf alle
Weis und Weg feine Erudition und Experientz befördert und ver
mehrt hat“. ö
Nunmehr beabfihtigte Marcus Dtto, ober wie er ſich meiftens
nennt, „Marz Dtt“, fi „auf die Praxin zu begeben“, nachdem er
i. 3. 1629 „die gewöhnlihe Examina pro Gradu ausgeftanden“, d. h.
alfo das juriftiihe Doftorseramen gemacht, auch feine „Disputationem
Inauguralem de Repressaliis“ gehalten hatte. Er fand eine ſehr
günftige Gelegenheit, fi in Speyer bei einem vornehmen Advokaten und
Profurator des Kaiferlihen Kammergerichts in die abvofatifhe Praris
einzuarbeiten; doch blieb er nur brei Monate in diefer Stellung und
war dann ein Jahr in Wien, da ihm von der Stabt Offenburg ein
Prozeß, welchen diefe gegen den Lanbvogt der Ortenau (Landſchaft zwiſchen
dem Rhein und dem Schwarzwald) führte, übertragen wurde. Dabei
fand er am faiferlihen Hof in Wien Gelegenheit, feiner Vaterſtadt
Ulm fomwohl, als aud der Stadt Straßburg „eriprießlide
Dienfte zu leiften“').
Wohl infolge diefer Dienfte wurde er im November 1630 in bie
ſtadtiſche Verwaltung von Straßburg berufen und zunächſt als Extra
ordinarius für das Archiv angeftellt. Den 27. Januar 1631 nahın er „ben
6Gradum Doctoris I. U.“ an. 1632 wurde er Geheimer Sefretarius,
ſowie Adjunft des Stabtfchreibers, 1633 Neferendar beim Großen Rat
und bald „mit wihtigen biplomatifchen Miffionen beauftragt”.
) Siehe W. Wiegand, Allgemeine Deutſche Biographie, 55. Band ©. 787.
138 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Von 1635—1636 führte er die Unterhandlungen ber Stabt mit
dem Markgrafen Wilhelm von Baden, dem Kurfürften von Sachſen und
dem Landgrafen von Heflen.
Wie in Ulm, fo handelte es ſich au in Straßburg darum, ob die
rReichsſtadt dem Prager Frieden beitreten foll. Straßburg wurde um dieſe
Zeit von dem Taiferlihen General Gallas hart bebrängt. In Ulm war
den 19. Juli 1635 der Abſchluß des Friedens feierlichſt verkündet
worden, infolgedeſſen „alles Kaiferifche Volk, welches die Stabt feit der
Nördlinger Schlacht blofirt hatte“, alsbald die Ulmer Herrſchaft räumte.
Auch den Strafburgern erſchien eine „Neutralität um jeden Preis
als der einzige Nettungsweg aus ihrer von den Franzofen, Schweden
und den Kaiferlihen bebrohten, in der That ſehr erponirten, politiſchen
Lage”. Auf dem Reichstag in Regensburg i. J. 1641 hatte Marr Dtto,
der zu diefer Miffion am 30. November 1640 zum Rat und Advofaten
von Straßburg ernannt worden war, für die Stabt gewirkt und ſcheint
dabei ala Diplomat fi die befondere Zufriedenheit der
ſtädtiſchen Regierung erworben zu haben.
Es geht dies fehon daraus hervor, daß er am 15. März 1645 als
Abgefandter der Stadt zu den Friedenstraktaten nad Dsnabrüd und
Münfter gefhidt wurde, von wo er erft den 31. Januar 1649 nad
Straßburg zurüdtehrtet).
Die Berichte, deren Dr. Marr Otto wöchentlich einen, oftmals auch
zwei, an die regierenden Herren in Straßburg erftattet hat, find bis zum
Schluß des Jahres 1647 vollftändig erhalten. Der Direktor des
Straßburger Archivs, Herr Profeffor Dr. Wilhelm Wiegand, ſchreibt
darüber: „Sie find rein fachlich gehalten und informieren vortrefflich
über den Verlauf der einzelnen großen Streitfragen, welde ben Kongreß
bewegten. Im Vordergrund flehen bie Gravamina, die Reichsſtände,
die religiöfen Fragen, die Amneftie, die Reftitution zc., die Verhandlungen
der Fatholifhen und evangeliihen Stände. Befonderes Intereſſe erregen
noch heute die Mitteilungen über die Forderung der Kronen Frankreich
und Schweden, vor allem über die satisfactio Gallica. Vom erften
Augenblid ab, wo die Vorſchläge Frankreichs bekannt werben, vom Df-
tober 1645 ab, zeigen fi) der Straßburger Rat wie fein Geſandter von
untilgbarem Mißtrauen gegen die Abſichten diefer Macht erfüllt, das ſich
am beften in dem oft ausgeſprochenen Worte verbidtet: Francum
amicum habeas non vicinum.“
*) Ulm ſchidte den Dr. Sebaſtian Otte, geb. 1607, geft. 1678, als Abgefanbten
nad Münfter, Ssnabrüd und Nürnberg.
Loeffler, Marz Dtto, Vater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 439
&o laut und nachdrücklich die Straßburger auch ihre Reichs—
angehörigfeit betonen, für die fie bei den ſchwediſchen Geſandten vor
allem Rüdhalt fuchen, jo wagen fie doch niemals, die Freundſchaft
Frankreich, diefes gefährlichen Nachbars, geradezu zu verſcherzen. Nur
einmal erteilt Dr. Marr Dtto dem franzöfiihen Botſchafter, dem Grafen
v’Xvaur, den Haren und ftolzen Beſcheid: „Wir feyen Teutſche und
reden Teutfd“').
Bei feiner Rüdkehr nad) Straßburg wurde ihm eine faiferlihe _
Kommiſſion als Subbelegatus anvertraut.
Im Jahre 1652 ging er wieder als Gefandter nad Regensburg,
„wo ihm viele Ehrenftelen am faiferlihen Hofe und dem Kammer:
gericht zu Speier angetragen wurden, die er aber mit vieler Beſcheiden⸗
beit von fi) abgelehnt hat“.
Auch auf dem Reichstage 1653, der die Ausführung der Beftim-
mungen bes Weſtfäliſchen Friedens für das Reich regeln follte, der aber
nur die Prozeßordnung des Reichskammergerichts erledigte, hat Dito noch
einmal bie Stadt Straßburg vertreten.
Wie groß der Einfluß unferes Ulmer Sandsmannes in Straßburg
war, dürfte der Umftand bezeugen, daß ber dortige Biihof Franz Egon
von Fürftenberg denfelben i. 3. 1664 bei dem Rate beſchuldigte:
„Dtto habe die Unterthanen des Schwarzwaldthales Harmersbach
zur Auflehnung gegen die bifhöflihe Herrſchaft bemogen, fie mit dem
Gewicht feiner juriftiihen Ratſchläge unterftügt.”
Den 12. Dezember 1637 verheiratete fih Marz Dito U. J. D. mit
Margarethe, der am 14. Mai 1619 geborenen Tochter des Johann Georg
Saladin, Apothekers und Beifigers E. E. Großen Rats in Straßburg,
und feiner Frau Magdalena geborenen Ringler. Die Großeltern väter:
licherſeits waren Philipp Saladin, Philosophiae und Medicinae Doctor,
Stadt-Phyfikus zu Heilbronn), und Anna geborene Haug, und mütter-
licherſeits Karl Ringler, Apothefer und E. E. Großen Rats Verwandten in
Straßburg, und Margaretha geborene Kirchhoffer. Die „Frau Doktor
Dttin“, wie man fie bieß, entftammte demnach einer fehr angefehenen
Familie. Die Ehe war eine außerordentlich glüdliche. Der Herr Doktor
hat feiner Frau „allezeit ein gutes Zeugniß“ gegeben und fonberli in
feinem wohl verfaßten und felbft aufgejegten Lebenslauf hinterlaffen:
„daß er mit feiner Cheliebften in die 37 Jahr alfo in ehelicher Einigkeit
) Tas Gelüfte Frankreichs nach dem ſchönen Elſaß und dem Rheine zeigte ſich
igon damals fehr deutlich.
3) Unter den „neuen Geſchlechtern“ von Heilbronn werben neben ben
Martini auf die Salabini aufgezäßlt. Türr, Chronit von Heilbronn ©. 31.
140 Verein für Kunfl und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
und Verträglichkeit, liebreih und anmuthig gelebt, jei von ihr fo gar
nicht beleidigt ober beſchwert worden, daß ihm bebünfet, es feien bie
Jahre nur einzelne Tage geweien und man wohl feiner Grabſchrift ein-
verleiben möge, daß er mit feinem Eheweib bis an fein Ende fein Leben
zugebracht ohne Streit, Unwill und Beſchwerden. Dann fie ihm mit
Geſchicklichkeit in der Haushaltung, mit Ehrerbietung, Freundlichkeit, ſorg⸗
fältig-liebreiher Pfleg in gefunden und Eranfen Tagen, zu Haus und
draußen in der Fremde, bis an fein leßtes Ende, mit Sanftmuth, klugem
liebreihen Geipräh, Fröhlichleit des Gemüths, höchſt vergnüget, daß aljo
fie beide in Lieb und Treu, in Fried und Ruhe, in hohen Ehren und
bei großem Gut, der Freube des Ehftandes vor vielen andern wohl ge—
noffen.“
Diefes große Gut, d. 5. Vermögen, erlaubte ihm denn aud, fi
eine „anfehnlihe“ Bibliothek anzulegen und „bei guter Leibeskonftitution
und beftändiger Gefundheit” das Leben zu genießen und fi und feine
Nebenmenſchen zu erfreuen. — „Bei gravitätijcher Leibögeftalt“ hat er
bis in fein hohes Alter fein gutes Gehör und fein ſcharfes Gefiht be—
halten. Er fonnte noch bis zu feinem Ende „bei Tag und Nacht die
kleinſte Schrift ohne Brille oder andere Hilfsmittel leſen. Am meiften
aber war fich zu verwundern, daß berjelbe auch in feinem hohen Alter
bis zur legten Zeit fein gut Gebächtniß, ſcharf Judicium und herrlichen
Verftand, feine vortreffliden Gemütsgaben alfo behalten, daß er nad
feiner Erudition und Experientz, feine hohe Amtsftelle und was ihm
Obrigkeitlich anvertraut oder wo er bei geheimen Rath ober in orbent-
lichen Gerichten gewejen, mit großer Dexterität wohl vertreten, ver-
walten und ausrichten können.”
Doch „des Lebens ungemifchte Freude ward feinem Irdiſchen zu
teil”. Das mußte unfer lieber Landsmann noch am Abend feines Lebens
erfahren. Nach der Erzählung bes Straßburger Chroniften Reiffeiffen
wurden im Winter 1671—1672 überall in der Stadt Straßburg Schmäh:-
briefe verbreitet, welche den Ammeifter Dietrih und Marz Otto angriffen.
Näheres über den Inhalt diefer „Pasquille“ ift nicht befannt, fie follen
beide des Verrats von Straßburg bezihtigt worden fein. (?!) Als Ber:
faffer diefer Schriften wurde der Profurator Georg Obrecht ermittelt
und gerichtet.
Wie fehr mußte ein folder Undank ben rechtlich gefinnten Mann
tränfen, der Straßburg fo treue Dienfte geleiftet und für die Reichsſtadt
jo viel erreicht hat!
Marr Dtto flarb nad) nur fiebentägiger Krankheit den 5. November
1674, alfo 74 Jahre 2 Wochen und 2 Tage alt. Er wurde am 8. No:
2oeiiler, Marr Dtto, Vater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 444
vember „nach gehaltener Leichenprebigt und Abdankung“ zu St. Thomä
auf dem Gottesader, zu St. Gallen genannt, begraben ').
Nicht allein die zahlreiche Zeichenbegleitung, fondern auch die vielen
georudten Leichengedichte und Nachrufe in lateinifher und beutfcher
Sprache zeugen davon, daß, wie der Vater als Schreiner in Ulm, fo
der Sohn als Diplomat in Straßburg ganz Hervorragendes geleiftet hat.
Der damalige Rektor der Univerfität, Dr. med. und ordentlicher
Profeſſor Johann Albert Sebizius in Straßburg, hielt eine lange latei—⸗
nifhe Gedächtnisrede, melde von den Academiae Typographus, Joſias
Staedel, gebrudt wurde.
17 Profefforen, Paftoren und Prägeptoren widmeten Marr Dito
je ein Iateinifches oder deutſches Gedicht; desgleihen 15 gute Gönner
und Freunde und 18 „Mit trauernde Freunde”. Ein Pflegefohn, David
Raw (Rau) von Ulm der Rechten Befliffener, verfaßte ebenfalls in Verſen
eine „legte Ehrenſchrift“'. Endlich haben der „hochbetrübten hinterlaffenen
Wohl Edlen Frau Wittib und gefamter hochanſehnlichen Freundihaft aus
ſchuldigſter Obfervang und betrübtem Gemüthe ihre Höchſtſchuldigſte
Vitleids-Bezeugung“ in einem Gedicht dargebracht „die geſamten fich
allhier in Straßburg aufhaltende Studiosi von Ulm und Ihro Magni-
ficenz höchſtſeligen Andenkens Landsleuth”*).
Aus zwei von biefen über 50 Gedichten follen einige Strophen
angeführt werben.
Yon M. Martino Klein D. W.
Was Adam hat verihulbt,
muß man auch Bier beffagen
Indem Herr Otto heut
zu Grabe wird getragen.
Der Welt berühmte Mann,
fo Straßburg Hat gebient,
Daß fie im ganzen Reich
in Reter Freiheit grünt,
Mag! Straßburg! Mage fehr!
daß biefer Herr entfeelet,
Der billig in bie Zahl
der Frieden⸗Freund gezühlet,
Den Frieden bracht Er her,
den Frieden Gr aud) liebt,
%) Die Leichenpredigt, gehalten von „M. Johann Theobald Heinrici, Pfarrer und
Eamonico zu St. Tboma in Straßburg“, umfaßt 27 Trudfeiten in Folio.
*) Bon ber faiferfichen Umiverfitäts: und Lanbesbibliothet in Straßburg find
mir neben andern anf Mare Otto ſich beziehenden Werfen, auch diefe Trudfagen mit
großer Bereitwilligfeit überfenbet worden.
4142 Verein für Kun und Altertum in Um und Oberſchwaben.
Daß Er ben Frieden macht
und felber Frieden übt.
Tod gönn' Ihm biefe Ruh,
Er ift von uns geſchieden,
Von ung da Unfried if
zum hohen Himmels:Frieden.
Er lebt, fein Ruhm Iebt auch
Sei une noch auf ber Belt,
Sein Seele lebet wohl,
im ewgen Himmelgelt.
Das ſehr fange Gedicht von David Ram enthält folgende Stropben:
Nun bift du wieber [os
von beiner Leibes Höhlen,
Die nichts, als irdiſch war,
in die Du zu befehlen
Am Donau⸗Fluſſe kamſt
und magteft deſſen Etrand
Veglüdet, weil Du ibn
erwäßlt zum Vaterland.
Kaum bat gemelbter Fluß
Ti) an das Land gefeget,
Und Herzlich fih mit Dir
als jeiner Freud ergöget,
Du liegeft fon damals
Tein groß Gemüthe ſeh'n,
Ta Tu mit jedermann
anfingeft umgugeh'n;
So ſchidt bie Donau Ti
gleich ihrem treuen Bruber
Tem Rhein zu und verfdafft
Tir eine neue Muter,
Die Tic bereit aufnahm,
bie ihren milden Schoß
Darbote, bie Did macht
zum Mann, und alfo groß,
Das Deine Mutter erft
Dir nimmer konnte geben;
Du fiengft in Ehren an
auch bald barauf zu ſchweben,
68 freute ſich ohn Maß
bie Donau, als fie hört,
Und aud) zum öftern ſah,
wie Di ber Rhein geehrt.
w x ⁊c
Der gebrudten Leichenpredigt des „witzigen Politicus ober Gtaatsmannes”
D. Marr Otto ift fein ſehr ſchön in Kupfer geftochenes Bildnis beigefügt. Unter dem»
ſelben ſteht ein Iateinifcher Vers, der in der Überfegung befagt:
Loeffler, Marz Otte, Vater und Sohn, Schreiner und Diplomat. 143
AU die Würde der Stirn, bie lautere Rebe ber Lippen
Und was bas bligenbe Aug’ zeuget von männlicher Kraft,
AU das gälte Dir nichts vor dem geiftigen Weien des Mannes;
Strahlt doch das innere vicht heller als äußerer Glanz.
Hier ift ber Themis gemeihtes Haus und ber Tempel ber Peithe,
‚frömmigfeit wählte und Zreu hier ſich den bleibenden Gik.
Segen frömte von ihm auf Straßburgs Fluren in Fülle,
Aber die Baterftabt Ulm danket ihm Ehre und Ruhm.
Frau Margaretha Ottin überlebte ihren Mann um nicht ganz
vier Jahre. Ihr früher Tod fol dur den ausgeftandenen Schreden bei
den Kriegsunruhen im Sommer 1678 (Krieg zwiſchen Frankreich und
dem Deutfchen Reich) veranlagt worden fein.
Die Frau Doktorin hatte fih im Monat Juli 1678 mit einigen
Freunden und Verwandten zu einer Sauerbrunnenkur in das Petersthal,
eines der damals jehr beliebten Bäder am ſüdlichen Fuß des Kniebis,
begeben. Einige „ausftreifende Partheien” der Kaiferlihen zogen durch
das Thal, plünderten in mehreren Orten und ftellten aud den „Sauer:
bronnen Gäften” nad, zu deren „Unmillen, Beſchwerlichkeit, Angft und
Schreden“. Da es nicht möglich war, „dur die feindlichen franzöſiſchen
Völker”, welche die Rheinbrüde bei „Kayl“ (Kehl) und eine weiter oben
von ihnen geihlagene Schiffbrüde beſetzt hatten, nad Straßburg zu ge:
langen, fo flüchteten fih die Kurgäfte nad) Oberfich (Stadt am Fuß
bes Kniebis). Dort hatten fie weiteren Unmut und Verdruß auszuftehen
„megen Mangel an bequemer Pfleg und Lebensmittel, auch dafelbft
graffirender anftedender Seuch“. Endlich gelang es der Frau Doktorin
famt ben „übrigen Perfonen“, mit „großer Gefahr, etwas Unfoften und
Beſchwerlichkeit, aber doch glüdlih und wohl” nad; Straßburg zu kommen.
Hierbei hat fi diefelbe no „tapfer und mannlich erzeigt und andere
getroft zu fein aufgemuntert“, aber 8 Tage nad) ihrer „Heimkunft“
mußte fie fih infolge „einer heftigen hitzigen Krankheit” zu Bett legen
und ftarb den 28. Auguſt 1678.
Magifter Heinrici, der Pfarrer zu St. Thomä, hielt „der feelig
verftorbenen Matronen“, gleichwie 1674 ihrem Manne, bie Leichenpredigt,
welche 25 Foliofeiten umfaßt. Merkwürbig ift, mas der gelehrte Herr
„von ihrem Wandel und Konverfation” unter anderem fagte:
„In gemeiner Konverfation war fie zwar etwas frei in Reben, daß man aud)
an ibr etwas zu vertragen, aber fie war ſonſt ein feharffinnig und wohl beredtes
Weib, bie nicht nur von gemeinen, fondern auch wichtigen Sachen alfo wiſſen zu
ſprechen, ba man ihre nicht gemeine Gemüthsgaben wohl wahrnehmen fönnen.
Ein gravitätifhes, und nad) guten Qualitäten mannliches Weib, fo ſich wobl
wiffen in acht zu nehmen, und two fie hinkommen, geehrt worden, aber mit folder
4144 Verein für Kumf und Altertum in Um unb Oberſchwaben.
Moderation und Anmut, mit ſolchen Geberden, Worten und Werken, gegen boben
und niebrigen, Reid und Armen, daß man fie ſehr angenehm gehalten, und ſich viel
um ihre Kunbſchaft, Freundſchaft und Gunſt beworben, wie fie auch dazu geneigt war,
dem Nächten freundlich zu begegnen, in Freub und Leib fleikig zu dienen. Unb ann
deffen, baß man zu ihr ein gut Vertrauen gehabt, fie angenehm und ihre Freundſchaft
für eine Ehre gehalten (dagegen fie fi aud willfährig und dienſthaft erzeiget) wohl
ein nicht geringes Zeugnis fein, daß fie in ihrem Iebigen und ehlichen Stand bei
300 Kinder aus ber Tauf gehoben.“
Der gedrudten Leichenpredigt find 7 Trauergebichte beigefügt, von
denen zwei Trauerfonette noch mitgeteilt werben follen.
„So liegt ber andere Teil
bes großen Otto bier,
Der bie babero noch
uns übrig it geblieben!
Gelehrte Weiber, Ihr
bie ehmals viel geichrichen,
Schreibt über dieſes Grab!
Hier Tiegt der Weiber Bier!
Sept taufend Schriften auf,
was Ihr für Lob gebühr.
Schreibt: daß Ahr kluger Geift
ben klügſten Geiſt getrieben,
Taß Er Sie wert geſchätzt
bis in fein Grab zu Tieben,
‚Hier biefer Lobſpruch gebt
den höchſten Titeln für,
Schreibt: als dies gleiche Paar
ſich kinderlos gelegt,
Daß ſie den Helicon
zum Erben eingeſetzt
(So kann ein groß Geſchlecht,
und Nam unfterblid bleiben!)
Tod endlich jo geſtebt's,
warn Ihr Ihr Lob vollführt,
Daß Eurer Schrift zwar Lob,
doch Deren mehr gebührt
Die e8 verdient, daß man
von Ihrem Lob fell ſchreiben“.
M. Job. Caſpar Kuhn.
P.L.C.
Der Inhalt des andern Sonetts iſt noch merkwürbiger, ber Verfaſſer iit eben»
fals ein Magier. Der gelehrte Herr
Ichann Hofmann
6. 8. p. L.
tät ſich alſo vernchmen:
Yoeiiler, Marz Dite, Bater und Sohn, Schreiner und Tiplemat. 445
Trauer: Sonnet.
Der große Salabin,
ber Bölfer vieler Zungen,
Biel Land und Königreich,
befiegt mit Heeresmadt,
Erworben Flip und Ship,
woran Er nur gedacht,
Beil Krieg und Sieg’ allzeit
Ihm iR nad Wunſch gelungen.
Eh aber Gr zuleht
mit Not und Tod gerungen,
Hat Er die Herrligfeit
der Welt und Geld verladt,
So daß man rufen mußt’:
Er brädt von Macht und Pracht
Und reihem Reihthum, ben Er hier
mit Müb erziwungen
Nichte mehr barvon, als ben
Sterbfüttel, ben er hieß
‚Hertragen vor bem Sarg
auf einem fangen Spieß.
Frau Salabinin (bie
ſich fonft Frau Ottin nennet)
Bringt zwar von Ihrem Gut
nichts mehrers auch darvon;
Doch if Sie glůdlich, daß
den Tugend: Ehren Lobn
Ihr jeberman, wie Sie
verbienet zuerfennet,
Am 2. Dezember 1652 und am 19. Dftober 1673 haben beide
Ehegatten in einem Testamento reciproco, die „anfehnlihe Bibliothek”
der Univerfität Straßburg und ein Stipendium von 20000 Thaler „für
Studierende und Profeßionsvermandte” vermadt. Es hieß
„Stipendium Ottonianum“!).
Marr Otto fagt in der Stiftungsurfunde, wie auch in feinem
„Curriculo vitae“, daß er dieſe Stiftung „in Mangel der Kinder“ ge:
macht habe, um auch nad} feinem Tode „mit feinem Hab und Gut der
lieben Kirhen, Schulen und gemeinen Weſens Befte zu befördern“.
Die Stiftungsurfunde vom 19. Oftober 1673 it mit großer Sorgfalt verfaßt
und enthält außer ber weitläufigen Einleitung und ber „Fundatio“ nod 4 Haupte
abſchnitte. Diefelden Handeln:
’) Sen früher hatte Otto „jamt jeiner gelichteften Hausehre ber Hrifllichen
Gemeinde zu St. Thomae ein fein Denfmal gegeben, fo nod) zum Gebraud) des Heifigen
Abendmahls vorhanden“ (Seite 26 ber Leichenpredigt des Dr. Marr Otto).
Birtt. Bierteljahrsp. f. Landesgeſch. R.F. XI. 10
146 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Titulus I.
Bon der Beltellung und Verrichtung ber Herren Pfleger, er umfaht 39 Buntte.
Titulus II.
Von des Protocolliften Amt,
Titulus II.
Bon des Schaffners Amtepflihten und
Titulus IV.
Son Punkten und Artikeln, barzu fi die Stipendiaten zu obligieren haben.
Diefer Abſchnitt umfaßt 7 Punkte, von denen ber erfle wörtlich lautet:
„Daß Sie Ihr gebett morgens und Abendts, auch dazwiſchen zu Gott dem
geber alles guthen, inbrünftig Verrichten ſich ber wahren Gottesforcht, und eines Chrifte
chen Wandels befleißigen, bie Heplige Schrift Ihre einzige regul und Richtſchnut in
allen Dingen ſeyn Iaffen, ſich aller laſter, Vornehmlich aber ber Gottes läferung, bes
Bolljauffens, Ehebruchs, Duellivens, ber Hurerey nächtliche Schiwermereyen, bes penna-
lisirens!) unb bößer Geſellſchaften, bei Verluſt des Stipendii enthalten:
Hiengegen eines nüchternen chriſtlichen und Gott wohlgefäligen Lebens an-
nehmen, ben Studiis undt Vorgefchriebenen Methodo gemäß cum industrie abwarthen,
zeit und gelbt wohl anlegen, auff andern Academien auch Ihre zeit mit faulentzen,
müffig geben, courtoifiren, ſpielen unb andern unziemlichen Hänblen nicht zubringen,
fonbern die zu ihrem Vorhaben bienliche Lectiones emfig beſuchen, in disputstionibus
et declmationibus fi unterbeffen exerciren, und was Sie Jährlich profitirt Haben,
dur Specimina bemonfteiren“.
Ein Stipendium betrug jährlih 28— 100 Reichsthaler und war nicht nur für
die „höberen Fakultäten“ beftimmt, fonbern fonnte aud an Gymnafiften vergeben
werben; ja fogar an ſolche Subjecta, welche zu andern Wiffenfhaften Luft hatten „alk
ber Mathesi, Musica, studio Linguarum Orientalium, fortification, euerwerden,
Waßertünſten, Architectura, Astronomia und bergleihen*. Jeber Stipendiat mußte
einen Revers unterzeichnen, welcher bie Verpflichtung enthielt, daß, wenn er es mit
Hilfe bes Allerhöchſten fo weit gebradt, um ein „offleium publicum“ mit Nuten vers
ſehen zu können, er fi in feiner anderen Herrſchaft Dienften einfaffe und begebe, ſo
Tang die Stadt Straßburg feiner von Nöthen bat.
Die Angehörigen der Familie des Stiftes waren von biefem Punkt bes Re—
verfes befreit. In Bezug auf dieſelben beſtimmte er nur: „Wann aber einer von
meiner famifie ſich präfentiren unb wie redht Iegitimiren folte, fo doch ſchwehrlich ge:
ſchehen wird, ſolle derſelbe allen Gompetitoren, obſchon dieße Ihme in qualitäten über:
legen wären, bey dießer meiner Stifitung fo lang präferirt werben, biß er fid ber:
felben entweder durch fein bößes comportement ſelbſten unwürdig macht ober das
benefleium fünfi Jahr lang genoßen hat.”
Durch das biplomatifhe Geihid von Dr. Marr Otto ift Straß:
burg ala „Reichsfreie Stadt” dem Deutſchen Reiche erhalten worden,
doch mitten im Frieden fam fie i. 3. 1681 dur Verrat und einen
plöglihen Handſtreich in den Beſitz von Frankreich.
1) Diefes „pennalifieren“, d. h. Mißhandeln der neuangefommenen Studenten
(Fücfe) war jhon i. 3. 1662 durch ein Reichegefek förmlich aufgehoben.
Loeffler, Marz Dtto, Pater und Sopn, Schreiner und Diplomat. 447
Im Artifel III der „Kapitulation“ vom 30. September 1681
wurden dem Thomasftift „feine Gerechtſame gemwährleiftet“, worunter
auch das Stipendium Ottonianum begriffen war. Erſt die franzöfifche
Revolution hatte die hauptſächlichſte Schädigung des Stiftungsfapitals
zur Folge, fo daß gegenwärtig bie Jahreseinnahme aus verſchiedenen
Rertpapieren, fowie aus einem verpadhteten Grundftüd nur noch in runder
Summe 1000 Mark beträgt.
Zurzeit find fieben Stubierende aller Fakultäten im Genuß von
Stipendien von 75250 Marl. Das Stipendium wird jet noch von
dem St. Thomasftift verwaltet).
Den 27. September 1870 ift Straßburg für das Deutfche Reich
aurüderobert worden. Die Belagerung hatte 30 Tage gedauert. Der
Stadt hatten freilich Leiden dabei nicht erfpart werben können. 450 Häufer
waren vollftändig zerftört, 10000 Menſchen ohne Obdach, faft 2000 tot
ober verwundet. Mufeum und Gemäldefaommlung, Stabthaus und Theater,
die neue Kirche, das Gymnafium, bie Rommanbantur und leider auch
die Bibliothet mit 20000 Bänden maren ein Raub der Flammen
.?)
Auch die Bibliothek von Marr Otto ift mitverbrannt.
„Ex flammis orior“ lautet der Wahlfpruc der fürftlich Hohenlohe
hen Familie, und fo ift aud in Straßburg eine neue deutſche Kaifer-
lie Univerfitätee und Landesbibliothek, großartig und prachtvoll, er:
fanden. Ihr verdanke ich einen weſentlichen Teil ber Quellen über ben
Diplomaten Marr Otto aus Ulm.
) Nach dem heutigen Silberwert find 20000 Reichsthaler, welche Dtto 1673
geftiftet hat, gleich 112000 Mk.; wobei zu bemerfen if, daß ber Gebrauchswert ober
die Kauffcaft damals viel Höher war, als heutigen Tags.
9) Geſchichte des beutfchefrangdfifhen Kriege von 187071 von Graf Helmuth
von Moltke, Generalfelbmarfhall, S. 186.
hiſtoriſcher Yerein für das Würtlenbergiſche Franken.
3ur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel
Crailsheim hie zum Jahre 1810.')
Bon Stabtpfarrer Dr. Schmid in Bradenheim.
Betanntlich gehörte das Kapitel Crailsheim zur Markgrafſchaft Brandenburg—
Ansbach. Mit berfelben kam es, als ber legte Markgraf, ber Regierung müde, 1791
abtrat, an Preußen. Auf Grund bes Wiener Vertrags vom 15. Dezember 1805 wurbe
von Preußen bas Fürftentum Ansbach an die Krone Bayern am 27. Mai 1806 über:
geben, von welcher das Amt Crailsheim nebſt anderem Befig dur Staatsvertrag vom
18. Mai 1810 an Württemberg abgetreten wurde.
Außer dem Amt Crailsheim hatte Brandenburg: Ansbach Im heutigen Württem:
berg noch weiteren Beſit, Greglingen und Umgebung, das zum Kapitel Uffenheim ge:
hörte, Auch dieſes Gebiet teilte natürlich mit Crailsheim bie geſeblichen Vorſchrifien
und die allgemeinen Schulverhättniffe.
I. Die Volksſchulen des Kapitels und ihre Gründung.
Eine allgemeine Verordnung bezüglich der Aufrihtung von Volls
ſchulen in der Darkgrafihaft Brandenburg-Ansbach ift mir nicht befannt.
Die von Dfiander und Brenz verfaßte Brandenburg-Nürnberger Kirchen:
ordnung von 1533, in welder fid) die Reformation in der Markgraf:
ſchaft abſchloß, enthält Leinen Abſchnitt über die Schule. Dagegen ift
in mehrfacher Hinfiht ein Gutachten darakteriftiih, das die vor:
nehmften Geiftlihen, vor allem die Superintendenten der Mark:
grafihaft, darunter von Crailsheim Georg Widmann 1552—59, erftattet
jaben.
’ Diefem Gutachten, das ſich auf Grund von Artikeln bezüglich der Lehre und
der chriftlichen Zeremonien auf den Katechismus, die Kapitelöverfaffung und die Che:
*) Nach Alten des Kapitels Crailsheim, jegt im K. Staatsardiv in Stuttgart,
iowie nad Aften bes Konfiftoriums und bes Generalfommiffariats des Retzatkreiſes in
Ansbach, jept beim K. Konfifterium in Stuttgart.
SHmid, Zur Geſchichte des Volkeſchulweſens im Kapitel Graitspeim. 149
vrdnung bezieht, find einige Wünſche angefügt von ber heiligen Taufe, von ber Er:
toımmuntfation unb „von Schulen: weil aud an Schuelen, der Jugend gottfeliglid zu
erziehen unb allermeinflih an Seel, Leyb, Guet und Narung, Im geiſtlichen und welt:
lien regiment zu gueten feer viel gelegen; und fie doch jetzund feer abnehmen; achten
wir, daß nicht allahn Inn Stetten; fonbern auch in flattlichen Torfiern Schuelen an:
gerichtet, und vermög deß fürflliden Mandats ernflih barüber gehalten werben foll,
alſo daß auf ben Dorffern, da kayn ſonderer Schulmeifter zu erhalten, Caplan und
Kirchner die Schuel Inn Deutſcher und Lateinifher Sprach, fo viel müglich verjehen, und
bie Pfarrherrn fleyßig barauf ſehen und Jr beftes darbei dhuen; benen auch bie Schuels
mapfter underthenig, unb mit Irem Wiſſen, Rat und Willen follen aufgenommen unb
geurlaubet werben, in weldem allem bebe Amptleutt und Superintenbenten hochſtes
Feyß ſich bearbeyten jollen, daß auch inn ettlihen Cloſtern Rattlihe Schuelen wie in
Sachjen geſchehen angerichtet unb bie Gtifft in collegia Doctorum et discentium ver-
wanbelt und nicht furnemlic uff bie vergeblichen Geremonien, bayde dem ministerio,
und ben Armen zu merklichem Nachthahl gerichtet, ſondern vielmehr ben Pfarren ein:
geleybt; und für eine Kirchen gerechnet werben“.
Die Klage diefes Gutachtens über die Abnahme der Schulen, die
belanntlich auch von Luther und Brenz erhoben wird, iſt, wie gerade aus
den Außerungen bes letzteren hervorgeht, daraus zu verftehen, daß bie
vorreformatorifhen, ausfchließlih in Städten befinblihen Schulen vor
lem für den Dienft der Kirche, zur Ausbildung von Klerikern ober
wenigftens von Sängern für den Gottesdienft, berechnet waren und im
Zufammenhang mit dem Stoß, den bie katholiſche Kirche durch die Ne
formation erlitten hatte, zurüdgegangen waren. Dem Schulmefen in der
Warkgrafſchaft fol nun ein neuer Aufſchwung gegeben werden, und zwar
nit bloß im Intereſſe des geiftlihen, fondern auch bes weltlichen
Standes, der ja durch die Reformation dem erfteren ebenbürtig gemacht
worden war. Den Prinzipien der Reformation gemäß, wonach jeder
Chriſt nicht bloß die Bibel Iefen fönnen, fondern überhaupt geiftig fo
weit geförbert fein foll, daß er ſich felbft für feinen Glauben entſcheiden
tan, folen die Schulen nicht wie bisher bloß Privilegien der Städte
fein, fondern aud den Dörfern zu teil werben. Allerdings ift die Idee
der deutſchen Schule bei den Verfaffern des Gutachtens noch nicht völlig
durchgedrungen; daß die Schulen in deutſcher und lateiniſcher Sprache,
foviel möglih, aud auf Dörfern verfehen werben follen, ift doch wohl
aus einem Nachwirken der mittelalterlihen Anſchauung zu erklären, daß
eigentlich Latein in die Schule gehört. Den Unterricht follen, wo fein
Schulmeiſter zu erhalten ift — meil die Ausdehnung des Schulmefens
auf die Dörfer etwas Neues if, find weder genügend Perfonen zum
Schulhalten, noch genügend Mittel zu deren Befoldung vorhanden —,
die Raplane und Kirchner übernehmen. Jedenfalls ift die Schulaufficht
Sade des Pfarrers, doch haben ben Anſchauungen der Reformation
150 Oinoriſcher Verein für tas Württ, Franken.
gemäß auch die weltlichen Beamten zum Beften der Schule mitzuwirken.
Die Bemerkungen des Gutachtens über das höhere Schulmefen kommen
für unferen Zwed nit in Betradt.
Aus dem Jahr 1562 ift ein Vifitationsrezeßanden Spezial vor⸗
handen, in welchem das Schulweſen, allerdings wohl nicht des ganzen
Kapitels, fondern nur des Amts Crailsheim zur Sprade fommt. Nach
einer Bemerkung über die Schulen der Stadt Crailsheim wird gefagt:
„Item das gut were, das zwuo Schulen uffm Land In ftattlihen Dörfern
bergeftalt einzurichten fein folten, das der Unterthanen Kinder in ben
Heinen Weilern darauf hingewieſen würden und ſolche Schulen den
Kirchnern zu befehlen und derwegen um geſchickte zu fehen, welche die
Kinder aufs wenigfte deutſch leſen und fchreiben lernten und von ben
Gotteshäufern hiezu was gegeben werden follt.” Als darauf der Spezial
vorfhlug, daß die zwei Schulen auf dem Land des Amts Crailsheim am
beften in Onolzheim und Tiefenbady aufgerichtet werden, erwiderte Das
KRonfiftorium, es befinde jegt im Handel allerlei Ungelegenheiten, fo daß
damit noch zurzeit in Ruhe geftanden werben müfle. „Nachdem es an
nahe gelegenen Drten, in Stetten und Fleden angerichte Schuhlen Hat,
werben die Eltern ihre Rinder wohl dafelbfthin zu verfchaffen, oder aud
mit ihrem Pfarrer, etlihe Knaben mit der Lernung anzunehmen, zu
handeln wiflen; wo es aud Kirchner hat, melde die Kinder beutfch leſen
und ſchreiben lehren fünnten, möchte dafjelb auch um gebührlich Dua-
tembergeld verordnet werden.“ Hier hat ſich alſo die Idee der deutſchen
Schule durchgeſetzt; freilich für die Aufrichtung von Schulen auf den
Törfern geſchieht nit allzuviel: es wird alles der Initiative der Eltern
überlaffen. Wenn übrigens, was doch wohl anzunehmen ift, die benach—
barten Schulen, wohin die Eltern des Amts Crailsheim ihre Kinder
ſchicken ſollen, brandenburgihe Schulen find, jo würde feftftehen, daß
mwenigftens bie andern zum Kapitel Crailsheim gehörigen Amter befier
mit Schulen ausgerüftet waren. Bemerkenswert ift auch, daß, wo nod
keine Schule vorhanden ift, in erfter Linie nicht der Mesner, fondern der
Pfarrer fih des Unterrichts anzunehmen bat.
Was ift nun bezügli der Entftehung der Schulen an den
einzelnen Orten des Kapitels zu finden? Leider ift das Aften-
material vor 1655 fehr ſpärlich, jo daß fih nur ein Tüdenhaftes Bild
von der Entftehung der Schulen ergiebt.
Eine vorreformatorifhe Schule war in Crailsheim, natürlich,
wie im Mittelalter nicht anders zu erwarten, eine Zateinfhule, an
der drei Lehrer wirkten, der Rektor, der Kantor und der Infimus. Die
felbe beftand nad) der Oberamtsbeſchreibung S. 236 ſchon 1416, infofern
Schmid, Zur Geſchichte des Volkeſchulweſens im Kapitel Crallshelm. 454
in biefem Jahr „Hans Schulmeifter zu Er.“ einen Ader zu Altenmünfter
verkaufte; allein in der betreffenden Urkunde des Staatsarchivs ift zu
leſen: „Hans Schalmeifter, Bürger zu Crailsheim.” Jedenfalls beſtand
die Schule aber ſchon 1438, in welchem Jahr der Schulmeifter ben
Pfarrer nah Rom begleitete. Wohl unter dem Einfluß der Reformation,
die ja in Grailsheim an Meifter Adam Weiß einen Fraftvollen Vertreter
gefunden hatte, wurde eine befondere deutſche Schule gegründet. Die:
ſelbe wurde 1562 von dem dazu unfähigen Mesner gehalten; auf Grund
eines Viſitationsrezeſſes wurde aber für Beſſerung geforgt.
Eine lateiniſch-deutſche Schule beftand 1543 in Blaufelden
und faft ſcheint es, als ſei diefe Schule erft um biefe Zeit dort gegründet
worden, alio reformatorifhen Urfprungs. Nämlich 1543 berichtete ber
Kaſtner von Bemberg an den Markgrafen: feinem Sohne fei auf fein
und ber Gemeinde Begehren „ein Mein Pfrünblein“, wohl die Kaplanei,
zugeſtellt worden, damit er bie Kinder deutfch lerne Iefen und fchreiben;
weil aber feine Mißgönner einen lateinifhen Schulmeiſter begehrten,
habe jein Sohn mit Begünftigung der ganzen Gemeinde und Bewilligung
des Pfarrers einen lateinifhen Schulmeifter gefeht, der im Beiſein des
KRaftners und Pfarrers vom Superintendenten als lateinifcher Schulmeifter
und Kaplan eraminiert und ordiniert worden und bis jegt 30 junge
Knaben in der Schule habe, die er deutſch und lateinifch Lehre; fein Sohn
babe dieſem faft bie ganze Befoldung überlaſſen, feit zwei Jahren aber
einen andern Dienft angenommen. Dem Kaplan, der von da an nur
den lateinifhen Unterricht in täglich zwei Stunden erteilte, ftand jeden:
falls jeit 1572 ein Unterfhulmeifter und Mesner zur Seite, der bie
übrige Schule zu verfehen hatte. Übrigens wurden auch zu Unterjchul:
meiftern ober, wie man bald fagte, zu Schulmeiftern meift beſſer gebildete
Leute genommen. 1582 bewarb fih um bie Stelle ein geweſener Schul:
meifter und Mesner in Leutershaufen, der in Wittenberg fudiert hatte;
daß Schulmeifter Daniel Müller, der die Stelle von ca. 1600--1635
befleidete, lateiniſch fonnte, erfieht man ſchon daraus, daß feine Schreiben
mit richtig angemendeten lateinifhen Redewendungen geipidt voll find.
Erft infolge der Not des 30 jährigen Kriegs konnten die von Blaufelden
feinen „qualificierten” Schulmeifter mehr befommen, fondern mußten fi
mit einem Bauern oder Handwerker begnügen. 1656 fchrieben fie an
den Delan, fie haben früher eine „annehmlihe* Schule gehabt, daß
nicht allein von eingepfarrten, fondern aud von fremden Orten Kinder
zu ihnen hereinbeförbert worden, aljo daß bazumalen die Jugend bei
ihnen fo hoch fommen, daß, wo einer auf eine hohe Schule ober fonft
iu einem Beamten gefommen, er wohl beförbert geweſen; es fei zwar,
152 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franfen.
wie. fie gehört haben, ein fürftlicher Befehl ergangen, man folle allerorten
wegen ber Schulen vifitieren, um fie, wo das nicht der Fall fei, wieder
mit einer qualifizierten Perfon zu erfegen; ihnen fei aber nichts davon
mitgeteilt worden. Auch der Kaplan erteilte feit der Nörblinger Schlacht
kein Lateiniſch mehr, fondern befchränkte fih auf den religiöfen Unter:
richt der älteren Kinder; es fam nun aud nicht mehr wie früher vor,
daß der Kaplan auf eine Pfarrftelle befördert wurde; wohl aber wurde
der Schulmeifter von Blaufelden im Fall der Vakatur Kaplan. 1797
wurde die Kaplanei, weil man fie in Ansbad irrtümlich für eine Pfarr-
ſtelle hielt — fo fchreibt mwenigftens der damalige Pfarrer von Blau—
felden —, aufgehoben und dem Pfarrer die Auflage gemacht, zur Unter:
ftügung des Lehrers wöchentlich neun Stunden Unterricht für die älteren
Schüler zu erteilen.
Auch einige andere ältere Schulen, von denen wir im Reformationg-
zeitalter erfahren, find urſprünglich lateiniſche Schulen. Nämlich
in einem Schreiben des Dekans von 1577, durch weldes in Sachen der
KRonkorbienformel fämtliche Rapitelspfarrer na Crailsheim geladen werden,
beißt es: beide Schulmeifter zu Gerabronn und Mihelbad
(a. d. 9.) bleiben zu Haus. Zum Unterſchreiben der Konforbienformel
wurde 1589 außer ben Pfarrern des Kapitel und den drei lateinifchen
Schulmeiſtern von Crailsheim aud der Schulmeifter von Gerabronn,
Friederikus Heller, vorgeladen. In diefem Zufammenhang kann es gewiß
fi nur um lateiniſche Schulmeifter, ftubierte Theologen, handeln. Übri-
gens verwandelten ſich auch diefe Schulen mit der Zeit in reine deutſche
Säulen. 1655, als in Gerabronn Eſajas Rüder Schulmeifter war, und
zwar feit 1620 mit fechsjähriger Unterbrehung infolge ber nad) der
Nördlinger Schlaht hereingebrochenen Drangfale, wird von dort berichtet:
„vor biefem hat man aud) die rutimenta grammatica, das Declinieren
und Conjugieren, auch ben Syntar tociert, aljo dann das Amt Gera:
bronn bei dem fürftlihen Gymnafio zu Heilsbronn zwei Stellen gehabt,
aber anigo werben die Bauernkinder zu folder Information nicht mehr
übergeben, obſchon der Schulmeifter fuffizient dazu.“ In Michelbach
jedoch ift 1655 nur ein Leinenweber Schulmeifter, der fhon 23 Jahre
am Drt if. Auch in Schmalfelden waren vor dem 30 jährigen Krieg
wiederholt lateinifche Schulmeifter. Bon dem erften Schulmeifter bort,
der in den Akten vorkommt, Kilian Schmidt, 1552—69, wird zwar von
Zateinkenntniffen nichts erwähnt, aber 1602 wird die Schule dem Kaplan
befohlen und 1655 wird von Schulmeifter Peter Kuch, der 79 Jahre
Jahre alt und 49 Jahre in Schmalfelden ift, berichtet, er habe bie Uni:
verfität Wittenberg befucht, wie er denn vor Antritt feines Dienftes
Schmid, Zur Geſchichte des Volkeſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 4153
präceptoriert und peregriniert habe; ob er 1655 von feinem Latein noch
Gebrauch machte, ift eine andere Frage; jedenfals ift die Schule in der
Folgezeit eine rein beutfche.
Aber wie fand es denn mit ber Einführung rein deutſcher
Säulen? In ber Oberamtsbefhreibung von Crailsheim finden fi
folgende Notizen: in Tiefenbad ift nad den Kirchenbüchern 1569
Andreas Wunder Schulmeifter; 1570 gab Hans Wagner fein Haus zu
einem Schulhaus an die Gemeinde (S. 454). In Waldthann
beftand eine Schule jedenfalls fon 1571 (S. 485), In Mariä:
tappel murde 1590 das Schulhaus gebaut und eine Schule gegründet
(S. 378). In Roßfeld erſcheint in den Kirchenbüchern ein Schulmeifter
Leonhard Gnadenmaier (S. 420). In Weftgartshaufen wurde nah
den Delanatsatten die Schule von Hans Schmelzle, des Pfarrers zu
Wallhauſen Sohn, 1600 begonnen (S. 502). In Triensbach erſcheint
ein Schulmeifter ſchon 1549, berfelbe konnte aber nicht fehreiben und
leſen (S. 465).
Lebtere Notiz findet eine Grgänzung, reſp. Berichtigung — benn ein Schul:
meiſter, der nicht ſchreiben und leſen fann, fit doch eigentlid, fein Schulmeifter — durd)
die Atten des Staatsarchivs. Die Schule wurde In Triensbad in Wirklihfeit und
zwar noch lange Zeit durch ben Pfarrer gehalten, da die Mesner, Bauersfeute, nicht
f&reiben fonnten. Es wurde zwar ber Verſuch gemadt, einen befonderen Schulmeliter
zu bekommen. Nämlich am 18. April 1672 ſchrieb ber Pfarrer an ben Defan, auf
das Schreiben bes lebzteren babe er fogleih mit dem Schultheißen und mit ber Ge:
meine verbanbelt in ber Hoffnung, etwas augzurichten. „Aber ba fegten und hielten
fie zuſammen wie bie equi Tuyopaxodvieg, bis endlich bie Sad) auf eine Steuer vom
Herm Amtmann geſtellt wurde.“ Darauf babe er ſich fofort an ben Amtmann von
Zobenbaufen gewendet und von demſelben aud) 5 fl. zur Steuer erlangt. Cr habe ber
Gemeinde nun vorgefhlagen, fie jolle bazu nod 15 fl, 4 Klafter Holz und von
jedem Haus einen Laib Brot geben; aber fie habe daraufhin alles zurüdgenommen.
Erſt 1616 wurbe ber bisherige Mesner Keufer mit Beroilligung bes Amtsfhreibers
von Lobenhaufen, weil dem Pfarrer wegen Alters das Schulhalten zu beſchwerlich ge:
worben war, ald Echulmeifter angenommen. Von da an läßt fi eine fortlaufende
Reihe von Schulmeiſtern, anfangs allerdings ber dürftigſten Art, nachweiſen.
In den Alten des Konfiftoriums und des Staatsardivs finden ſich
noch folgende Daten über das Vorkommen von Volksſchulen. In
Gründelhardt ift 1634 ein Mesner und Schulmeifter Schmehlin,
der allerdings im felben Jahr, als er ſich bei der Plünderung aus
feinem Haus retten wollte, einen unglüdlihen Sprung that und daran
farb. Übrigens beftand die Schule hier ſchon in ziemlich früherer
Zeit. Nämlih im Jahre 1655 berichtete der Pfarrer, während jegt
der Schulmeifter vom Delan und Kaftner in Crailsheim angenommen
werde, fei die Annahme früher, als die Pfarrei dem Junker von Bell:
154 Oiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
berg gehörte, durch ben Pfarrer und die Gemeinde erfolgt; die Vell-
berger farben aber ſchon 1592 aus. Die von Wiefenbad baten
ca. 1630, daß ihrem jegigen fleißigen Schulmeifter wie bem vorigen,
welcher der erfte Schulmeifter geweſen fei, der Zollbienft übertragen
werde, da er fi fonft nicht betragen könnte und fie fi) mit einem
Mesner begnügen müßten; „ihre Kinder müßten fonft wie das unver-
nünftige Vieh aufwachſen.“ An den übrigen im Kapitelsverband ftehen-
den Drten, Altenmünfter, Elltihshaufen, Ingersheim,
Leufershaufen, Roth am See, Wallhaufen, werden die Schulen
zum erfien Mal in dem Bericht erwähnt, welden ber Spezial von
Crailsheim 1655 über fämtlihe Schulmeifter des Kapitels, ihre Tienft=
zeit, ihre Annahme, ihr Einfommen, ihre Nebenbefhäftigung u. ſ. w. an
das Konſiſtorium zu erftatten hatte. Jedoch verfah der damalige Schul:
meifter von Altenmünfter feinen Dienft am Drt ſchon 21 Jahre, der-
jenige von Elrihshaufen 19 Jahre, die von Ingersheim und Leukers—
haufen je 14 Jahre. Auch von den andern Schulen wird man annehmen
dürfen, daß fie einen längeren Beftand hinter fi haben. Unmittelbar
nah dem 30 jährigen Krieg dachte man wohl nur an die Wiederauf:
richtung vorher ſchon beftandener Schulen, nit an Neugründungen.
Gerade auch bie Schulaften legen Zeugnis bavon ab, welder Jammer durch
den Krieg über die Gegend bereingebrochen iſt. Kaplan Biber von Blaufelden berichtet
1637, er föume ſich in diefer teuren Zeit mit feiner Beſoidung nicht mehr fortbringen;
er habe den ganzen Winter oft flüchtig fein müffen und habe dabel alles eingebünt;
wenn ibm gute Leute nicht auf Borg, doch unter ber Bedingung des Wicdererfates
bei der nächſten Ernte, geholfen hätten, fo hätte er mit ben einigen Hungers flerben
müſſen; auch jei ee won ben Fürſtenbergſchen Soldaten, welde 6 Wochen im Ort ein:
quartiert geweſen, bermaßen ſpoliiert worben, daß er ben Schaden mit 50 fl. nit
wieder gut machen könnte; bie Bauern felen entlaufen, fo daß er das Quartier habe
geben müſſen; da ber Schuldienſt wegen des Tode bes Schulmeiiters vaciere, da er
Bisher zugleich Habe mit dem Schulmeiſter in der Schule laborieren müffen, da ber
Kinder jebt in ber Pfarrei wenige, weil viele gefterben und mit den Ihrigen fort:
gerogen feien, fo bitte er auch um Übertragung des Schuldienites. 1656 ſchreibt ber
Pfarrer von Blaufelden, die auswärtigen Kinder bleiben mit feiner Bewilligung wegen
„des Ungeziefers der Wölf“ von ber Schule weg. Der Schulmeifter von Schmalfeloen
ſchreibt obne Datum: er babe biefes Jahr weber au Geld noch an Garden und Laiben
etwas empjangen, weil bie Leute teil geitorben und verdorben jind, teil® jih auf bie
großen Kriegsfoften berufen; „wann aber bald barauf bie franzöſiſche Armee bei und
vorübergangen und 5 Reyimenter 5 ganze Tag in unierem Dorf logiert, bin ich neben
andern Nachbarn um Getreide, Futter und Hausgeräte gekommen, alſo daR ich nichts
wie auch die Meinigen davongebracht, als wie wir gegangen find.“
So dürfen wir wohl bezüglich der Entftehung ber Volksſchulen in
unferem Gebiet zufammenfafjend jagen: auch hier verdankt die Volks—
fhule der Reformation ihr Dafein; während die Gründung
SHmid, Zur Geſchichte des Voltefgulwefens im Kapitel Crailshein. 155;
der Schulen um die Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt,
hat fie zu Anfang des 17. Jahrhunderts in ben größeren Dörfern
ihren Abſchluß erreicht; doch finden ſich Spuren, daß aud ſchon vor
der Anftellung befonderer Schulmeifter Unterricht von ben
Bfarrern erteilt wurde.
Aus fpäterer. Zeit ift noch folgendes anzufügen: In Crailsheim
find jedenfalls 1706 zwei beutihe Schulen und zwar bezogen damals
beide Schulmeifter denjelben Gehalt. Zwiſchen beiden beftand feine Ge-
ſchãftsteilung, fondern jeder hatte eine einklaffige Schule und die Ein-
wohner hatten die freie Wahl, welchem von beiden fie ihre Kinder ſchicken
wollten. 1808 wurde durch bie Kriegs und Domänenfammer in Ans-
bad als Konfiftorium (ein köſtlicher Titel, für das Staatskirchenweſen
jener Zeit höchſt bezeichnend!) eine Neuorganifation eingeleitet. Der da:
mit beauftragte Konfiftorialrat ſchlug nah einer Unterfuhung des Zi—
ſtands der Schulen vor, die Volksſchule ſolle dreiflaffig gemacht werben,
und zwar follen die Kinder beiderlei Geſchlechts vom 6.—8. Jahr von
einem Schuldienfterpeftanten unterrichtet werben, vom 8. Jahr an follen
die Kinder, nad) Geſchlechtern getrennt, von zwei ftändigen Lehrern Unter-
richt erhalten. Die Studienfeftion im Minifterium des Innern war da—
mit einverftanden.
Eine neue Schule wurde 1729 in Weipertshofen errichtet, weil
& im Winter eine reine Unmöglicleit war, daß die Eltern ihre Kinder
in die 1'/e Stunden entfernte Schule des Mutterorts Weftgartshaufen
ſchickten.
Nadh der Meinung des Pfarrers von Weſtgartshauſen handelte es ſich dabei
allerdings nur um die „Wiederaufrichtung“ ber Schule, denn 1578 fei der Gemeinde
Weipertöbofen von der Hertſchaft erlaubt worden, für einen Mesner, der „vermutlich“
zugleich die Schule gehalten, ein Haus zu bauen; in ber Folgezeit jei es aber nicht
mebr möglich gerwefen, einen beitändigen Mesner oder Schulmeiſtet zu erhalten. Dafür,
daß diefer Mesner von 1578 zugleich bie Schule gehalten babe, fehlt jebenfalls jeglicher
Beweis. Vielmehr wurde vor 1729 nur je und je von ben Einwohnern ein Winter:
ihulmeifter angeftelt; aber die Unterhaltung besielben war ſchwierig, da z. ®. 1721
mır 4 Familien Schultinder batten und bie andern Familien nichts beiiteuern wollten.
Ter Pfarrer von Weftgartsbaufen machte dazu bie Bemerkung: „Die Leute hieſigen
Dris find gar faumfelig und wenden manchmal mehr Sorgfalt auf ihre Rinder als
ihre Kinder.” Es ſchidten deshalb die Leute ihre Rinder nad) Rechenberg, worüber
der Schulmeiſter von Weſtgartshauſen ebenfo wie zuvor" über bie Winterfhule klagte,
weil ihm dadurch bie Einfünfte geſchmälert wurden, So wurde denn vom Konfiftorium
1729 ver Schufverband zwiſchen Weſtgartshauſen und Weipertshofen gelöit, ber Schul
meifter bes erſteren Orts für bie Abtrennung von Weipertöbojen entſchädigt, für den
S@ulmeifter am legteren Ort eine neue Befolbung geihöpft, auch ein neues Schulhaus
bafelbft erbaut. Demgemäß wäre auch bie Notiz in der Oberamtebeſchreibung ©. 498.
au verfteben: eine Schule muß ſchon vor 1681 beitanden haben.
156 Hiſtoriſcher Verein für bas Württ. Franken.
In gewiſſer Beziehung zum Kapitel Crailsheim ftand auch die
Säule zu Beimbad, dem Filialort von Lendfiebel; die Schule war
zwar Hohenloheſchen Patronats, aber durch Vertrag von 1589 hatte die
Herrſchaft Hohenlohe der Herrſchaft Brandenburg das jus visitationis
in ber Kapelle zu Beimbach eingeräumt, das aber nicht regelmäßig aus-
geübt wurde; eine eimaige Viſitation der Kirche erftredte fi natürlich
auch einigermaßen auf die Schule. Wann die Schule in Beimbad) ge
gründet wurde, ift nicht befannt. Vom Ende bes 18. Jahrhunderts an
ſtand fie förmlich im Kapitelsverband.
1729 kam zu den bisherigen Schulen auch diejenige in dem in
biefem Jahr in brandenburgichen Befig übergegangenen Goldbach,
von beren Gründung nichts befannt ift.
Neben den bisher genannten eigentlihen Schulen kamen ba unb dort fogenannte
Winterſchulen auf, deren Gründung bei der großen Rarzellierung ber Gemeinden
unb bem bemgemäh vielfach weiten Schulweg ber Kinder fehr begreiflih if. Meiſt
wehrte ſich ber Schulmeifter des Mutterorts gegen dieſe Winterfchulen, da ifm durch
diefelben bie Einnahmen gefmälert wurben; in ber Regel wurde bann angeorbnet,
daß die Bemohner ber Filialien dem eigentlichen Lehrer das Schulgelb und bie Ge:
Süßren weiterbejahlen und daneben für ben Unterhalt ihres eigenen Winterſchul-
meiſters forgen mußten. Dies trug natürlich) nicht dazu bei, ben Beſtand dieſet Winter-
ſchulen zu fihern. Einige Beiipiele folder Winterſchulen: 1715 ließen ſich 4 Kinder
von Lindlein, Pfarrei Schmalfelden, von einem abgebankten Solbaten efenbiglih in-
formieren. Auf die Nachricht, dar bie nad Schmalfelden eingepfarrten Leute von
Külberbach ohne Grlaubnis eine Winterſchule eingerichtet Haben und daß biefelbe vom
Oohenloheſchen Amtsvogt zu Schrogberg vifitiert werde, das auch den Schulmeifter an-
nehme und bimittiere, wird ber Defan vom Konfiftorium in Anebach 1720 angewiejen,
gegen das Borgehen bes Amtsvogts zu proteflieren mit bem annexo, daß, ob man
ſchon wegen ber Entlegenheit des Orts dergleichen Nebenſchulen nicht mißgönne, die
Veftellung berfelben dem episcopo zufomme. 1744 wirb von Sigisweiler berichtet,
daß dasfelbe „iederzeit“ einen eigenen Winterſchulmeiſter gehabt, aber jeit einigen Jabren
fommen fie propter meliorem informationem nad Schmalfelben. Ebenſo treffen
wir eine Winterihule gemeinfam für Lenteröieiler und Grpfersweiler (1730), Pfarrei
Blaufelden; in Seibothenberg (1730), Piarrei Michelbach a. d. H., in Kottmanneweiler
(1782), Pfarrei Blaufelden; in Oberweiler (1782), Piarrei Michelbach; in Unterweiler
(1782), Pfarrei Gerabronn. Bon biefen Winterfulen haben fi bis 1808 nur er:
Halten die von Engelhardshauſen, Pfarrei Wiejenbach, die bis 1689 zurüdreicht, bie
von Blaubach (jeit 1726) und die von Erpfersweiler, beide letzteren zur Pfarrei Blaus
felden gehörig.
Etwas anderes iſt es mit ben fogenannten Nebenjhulen, bie au Orten
auffamen, wo ſchon Schulen waren unb bie barum möglichſt unterdrüdt mwurben.
In Crailsheim begann 1757 ein Bürger und Melber Weth, der fi mit feinem Hand:
wert nicht mehr fortbrahte, eine Schule, indem er, nach bem Bericht ber ordentlichen
Lehrer, mittels Umherſchieichen in den Häufern und Berleumben ber Lehrer teils ſchul-
pflichtige teile jüngere Kinder am ſich zog; ein Mittel, Schüler an ſich zu ziehen, jei
aud) ba, daß er feine Frau in den Fäden Waren auf Borg entnehmen Iaffe und dies
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens Im Kapitel Crailsheim. 457
dann durch Erteilung bes Unterrichts an ben Kindern abverbiene; aud babe er durch
iein Laufen in das Filial Benerlbach „ben dortigen Landmann“ gewonnen, baf feiner
wie ehemals feine Kinder in die Stadiſchulen ſchike. As dem Weth vom Defanatamt
fein Schulbalten gelegt wurde, bat er um bie Grlaubnis, bie minderiährigen Kinder
bie zum 7. Jahr in feinen Unterricht nehmen zu bürfen, was beiden deutſchen Schule
meiftern nur zum Nuhen gereichen würde, da ihnen auf diefe Weife bie Kinder, bie
iönen vorher doch nicht geſchiet würden, zugerichtet werden. Diefe Bitte wurde don
dem Defanatamt, dem Oberamt, ber Etabtvogtet, dem Bürgermeilter und Rat ges
nehmigt, doch fe, daß daraus ein Recht werde, daß ben deutfhen Schulmeiftern fein
Abbruch entitebe, daß es nie mehr als 20 Kinder jeien und dieſe nicht über das
7. Jabr behalten werben. Da aber diefe Bedingungen nicht eingehalten wurden, baten
die deutſchen Echufmeifter 1762, daß dem Weth die Erlaubnis, Schule zu halten, ent:
zogen werde. In Blaufelden entitand 1761 für einige Zeit eine Nebenſchule durch
den kaſſierten Schulmeiſter Seidenſchwanz. der ſich auf diefe Weife eine Einnahme ver:
ihaffen mollte, während der eigentlihe Schulmeiſter fih beflagte, daß ihm „bie ge:
hübrenden utilis zu merfliher Schwächung feiner Kompetenz entzogen werden“.
Einen beträgtlihen Zuwachs von Schulen befam das Kapitel ba
dur, daß nad der 1791 erfolgten Abtretung der Markgraffhaft an
Preußen letzteres die benachbarten ritterfchaftlihen Herren wie aud) das
bälifhe Amt Honhardt feiner Oberhoheit unterwarf. So kamen folgende
Schulen zum Kapitel: Amlishagen, Gröningen mit ben Winter:
ſchulen in Bölgenthal und Bronnholzheim, Hengftfeld, Honhardt
mit den Filialjhulen Hellmannshofen und Oberfpeltah, Jagftheim,
Michelbach a, d. L, Rehenberg, Sattelborf, Shainbad und
die Filialſchule Horunberg. Über die Anfänge diefer Schulen fteht
nichts in unfern Alten; dagegen |. bezüglich der Schule in Honhardt, die
bis auf die Reformationszeit zurüdreiht, die Oberamtsbefchreibung von
Crailsheim S. 315, bezüglich derjenigen in Jagftheim, die jedenfalls zu
Anfang des 30jährigen Kriegs beftand, ebenda S. 329.
So zählte denn das Kapitel Crailsheim im Jahr 1808 39 Schul⸗
orte.
U. Aus dem Leben und Treiben der Schulmeifter des Kapitels,
Verfolgen wir das Leben eines ansbachſchen Schulmeifters von
der Zeit, da er einen Schuldienft zu erhalten wünfchte, bis dahin, wo
er das Schulfcepter wieder aus der Hand legte.
Um die zur Erlangung des Dienftes nötige Vorbil dun g braudte
er fi, zumal nad) dem infolge des ZOjährigen Kriegs eingetretenen Sturz
bes Bildungsniveaus, nicht beſonders zu bemühen. Unter den 20 Schul:
meiftern, die in dem 1655 an das Konfiftorium erftatteten Bericht
vorlommen (ber Bericht über den Schulmeifter in Crailsheim felbft
fehlt), find es nur drei, bie eine Vorbildung für ihren Beruf genoffen
158 Oiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Haben. Der ſchon erwähnte Ejajas Rüder in Gerabronn, der von Jugend
auf zur Schule und Schreiberei erhalten worben und vor Antritt bes
Dienfts Schreiber bei einem geheimen Hofrat geweſen war, Peter Kuch
von Schmalfelden, der auf der Schule in Heilsbronn geweien war und
nachher eine Zeit lang für ſich fludiert hatte, und Wolf Meyer in
Wieſenbach, der fein Handwerk gelernt, fondern ſich meift zur Schule in
feiner Heimat bei Baireuth gehalten Hatte, dann zwei Jahre Famulus
bei einem Feldprediger gewefen war. Dagegen alle übrigen Schulmeifter
des Kapitels waren Handwerker oder nur Taglöhner, die zur Verbeſſe—
tung ihres Einfommens das Schulhalten übernommen hatten; bei einem
unter ihnen, dem Schulmeifter Konrad Heyd von Tiefenbach, der vorher
Weißgerber in Crailsheim gewefen war, heißt e8 ausbrüdlih: weil ihm
durch das Kriegsweſen der Verlag entzogen worden, ift er gezwungen
worden, um den Schulbienft zu bitten.
Tas abenteuerlihite Leben unter dieſen Schulmeijtern batte ein anderer ge:
borener Grailsheimer, der Schulmeifter Johannes Wagner in Gründelhardt, Hinter ſich:
„er Äf in feiner Jugend im Crailsheim in bie lateiniſche Schule gegangen, und teil
fein Bater arm war, bat er ihn gen Nedarfulm getban, alla er ven einem furnehmen
Wirt in bie Rechenſchule gefgidt worden, beifer ſchreiben und reinen zu Iernen, der
ihn nachmals für einen Kelerjungen gebraugt; barnach ift er gen Wien in Öftreidh
tommen und in furnehmen Wirtigaften 10 Jahr für einen Kellner aufgewartet; aler
bann in Krieg (er bat bem römifchen Kaifer laut feines Abſchieds für einen Furrier
dem Obriſten Fernberger 108 Monat und 4 Monat unter dem Grafen Martmilian
von Wallenſtein gedient) und nad} feiner Heimfunft bat er jeinem Bater helfen arbeiten
und Graben machen, bis ihm vor 8 Jahren ber Schuldienſt hier ift anvertraut worbe
ex Hat ein altes, nunmehr betagte® Weib, fo vorher ein Korporal unter ben Kaifer:
uchen gehabt“; übrigens giebt ihm ber Pfarrer ein gutes Zeugnis; auf bie Frage bes
Berichts, ob der Schulmeiiter ein chriſtliches ober ſträfliches Leben führe, antwortet der
ſelbe: „er bat feine Poſtill und Katehiemuspredigten, fo id ihm gegeben, darinnen
Yiefet er fleißig, im gemeinen Leben iſt er nicht zantiſch noch Heberhaftig, im Ubrrichten,
Vöuten, Schlagen und anderen Kirhenbienften fertig und rigtig, und wann er etwan
von einem Bauern, bem er eine Supplifation ftelt, für feine Mühewaltung ein Trünfs
lein Wein befommt, gehet er ſtill heim und legt fi in fein Bett und weil er im ber
Fremde und langwierigen Krieg etwas erfahren, wirb er bemütig und diekret, tefpeftiert
feinen Pfarrer, alfo daß ich ihm wohl leiden may.“ Übrigens ift dies ber einzige
Schulmeiſter damals im Kapitel, der Soldat geweſen war; fonft ſcheint es im ber
Martgraffgaft nicht fo fehr felten gewefen zu fein, daß gebiente Soldaten nachher
Schulmeiſter wurden; wenigitens lautet eine ‚stage bes Berichtsformulars von” 1655,
ob ber Betrefiende ſich einmal zu Kriegsdienften anfgehalten.
Es iſt fein Wunder, baß die Kenntuiffe dieſer Schulmeiſter, ihrer Vorbildung
entfpredjend, mannigfach zu wünfchen übrig ließen. &o ſchreibt der Schulmeiſter von
Altenmänfter, ein Schneider, deſſen Handſchrift überhaupt trotz jeiner 21jährigen Dienft:
zeit ſehr ungelent if, „Rabbrot* (= Laib Brot), „Mitengie* (= Necibentia). Der
Säulmeifter von Clrihefaufen, ebenfalls ein gelernter Schneider, beantwortet bie
Frage bes Berichts, ob er feinem Amt wohl vorſtehe und feine Rage fowohl des
Schmid, Zur Geſchichte des Voltsfhulwefens im Kapitel Grailsheim. 159
Yiarcherrn als ber Gemeinde über ihn zu führen, mit einem Ja, „daß mid, hoffentlich
teiwegen weber Herr Pfahrer nod bie Gemeinde einige Klage Über mich zu jchwehren
wirbt haben“. Der Schulmeifter von Triensbach, ein Schuhmacher, nad) bem Bericht
des Pfarrers „ein Bauersferl moribus, habitu, incessu* bringt feine Schüler jo weit,
daß fie ein Evangelium und Briefe Iefen und einen Namen befjer als er ſchreiben
finnen; weil er ſelbſt in feiner Jugend verfiumt worden, fann er im Katechismus
aur das wörtliche Herfagen lehren; die Schüler jagen benfelben wie ein Papagei fein
ap. Bon dem Schulmeijter Bufd in Weſtgartohauſen berichtet ber Pfarrer, bericibe
tbue jein Beftes, nur fei er etwas ſchlecht im Schreiben, body thue Bier der Pfarrer
das Seinige, bamit bie Leute zufrieben feien.
Aud) in der Folgezeit war der unmittelbare Übergang vom
Handwerk oder Bauerngeihäft zum Schuldienft auf dem Dorf
noch fehr lang die Regel. Ein folder war bis ins legte Viertel bes
18. Jahrhunderts nicht ausgeſchloſſen, falls der Betreffende nur eben bie
Kenntniffe befaß, die er feinen Schülern beizubringen hatte.
Nur wenige Beifpiele von vielen fein angeführt. 1729 wurde vom Konſiſtorium
auf defanatamtlichen Bericht bem Bürger und Maler Johann Konrad Schmid in
Eroilöheim der neugegründete Dienjt in Weipertshofen überlaffen. 1785 wurbe vom
Konfiftorium der Zimmergefell Joh. Georg Schumm zum Schulmeifter in Triensbach
tonfituiert. 1748 wurde vom Konfiftorium Joh. Jakob Kern zum Schulmeiſter in
Altenmänfter ernannt, welcher fi; beim „Deganab“ (= Defanat) um ben „verganten“
(= vafanten) Schuldient beworben hatte; als die Gemeinde nad) einiger Zeit gegen
denfelben proteftierte, weil er nicht fingen, buchſtabieren und ſchreiben fönne, berichtete
der Defan, an biefen Klagen fei nur ber ‘farrer von Altenmünfter ſchuldig, ber gegen
Kern gehäffig fei unb bem darauf durch Konſiſtorialbefehl bei 12 fl. Strafe befoplen
wurde, Keen in Rube zu laſſen; Kern wurbe bann aber bo abgeſchafft und reichte
eine dorderung auf Grfag für ben Verbienft ein, der ihm durch fein Schulhalten in
Altenmünfter entgangen fei: er hätte inzwiſchen in Tiefenbach 12 fl. mit Zehntzählen
und 6 fl. mit Holzmachen verbienen können. Noch 1777 wird vom Konfiftorium dem
Detanat auf eine diesbezügliche Bittfehrift die Verordnung gegeben, ben Druder und
Robelfteer Zimmermann in ber Eottonfabrigue in Crailsheim auf einen deutſchen
Säulbient zu eraminieren; 1778 bittet bann berfelbe, ber im Eramen bie gehörige
apscit6 zu einem Schulmeiſter gezeigt, um ben Schuldienft zu Angersheim wegen ber
Nähe der Stadt unb barin findenber Druderarheit, welder Dienft ihm aud übertragen
wurde; bis 1765 waren, von einem einzigen abgefeben, nur Gemeinbeleute und Köbler
auf dem Schuldienſt in Ingersheim geweſen. Es war eine feltene Ausnahme, wenn
Leute mit befferer Vorblidung ſich auf ein Dorf verirrten. Friedrich W.
Biber, der auf ber Trivialfgpule zu Crailsheim und auf dem Gymnaſium zu Rothen:
burg war, auch fubiert hatte, Bat 1668 um bie Schuiſtelle zu Blaufelden, wo fein
Sater in ärgfter SKriegegeit, auch mit Leib: unb Lebensgefäßrligfeit und öfterer gänz:
lider Ausplünderung Pfarrer geweſen war; er wolle eben ſehen, wie er ein fold
ſchweres Gelait (= Geläute) und unerfahrenes Uhrwerk, welches die höchſte Beſchwerung,
richten und verrichten möchte; er Hoffe auf fpätere Beförderung auf eine Pfarrei ober
auch nur Dorfbiafonatftele, er wurde Schulmeifter und 1682 Diafonus in Blaufelden.
1686 ſchrieb Hans Caspar Baumgärtner an ben Delan: er fei vor 22 Jahren in
Anstah examiniert und babei eines gewiſſen beneficii vertröftet worben; während
einer M/sjährigen Speranz feien ihm aber immer wieber andere mehr aus Gunft ale
160 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Kunft vorgezogen worden, fo Habe er auf feiner Eltern Wunſch ber Trivialſchule
valebiziert und, da gerabe fein Dienft im Land vakant gewefen fei, ben Dienft in
Gröningen angenommen; um fi au verbeffern, Bitte er nunmehr um ben Dienft in
Schmalfelden, den er auch dann erhielt. Nach der Oberamtsbefhreibung von Erails
beim ©. 485 wurde 1726 M. Joh. Leonhard Bürflin von ber Pfarrei Kammerſtadt
auf die Schulſtelle in Waldtfann removiert; in ben Aften führt Bürklin allerdinge
ben Magiftertitel nicht, auch ift von feinem früheren geifllihen Amt nichts erwähnt.
Nur in der Stadt Crailsheim wurbe immer barauf gefehen, daß der Schule
meifter auf feinen Beruf vorgebildet war. Das Konfiftorium in Ansbach forberte
1699 den Defan von Crailsheim zum Bericht auf, warum er, wie es heiße, eine un
fühige, übelberüchtigte Perfon zum bortigen deutſchen Schulbienft aufgenommen babe.
Der Dekan berichtete darauf, das Betreffende fei niht nur von feinen früheren Schul:
itellen im Brandenburgſchen wohlempfohlen gewefen, ſoudern ſei au bei ber im
Defanatbaus und auf dem Rathaus mit ihm vorgenommenen Probe im Leien,
Schreiben und Rechnen fo beitanden, baß beide Teile fontentiert gemweien feien. 1726
murbe ber beutihe Schuldienſt in Crailsbeim ſogat mit einem Präzeptor, namens
Wilhelmi, befegt, der in Jena fubiert hatte, in Regensburg und Dinfelsbühl Anz
formator gewefen war und Violine, Klavier, Franzöfifh, Rechnen, Latein, Griechiſch
und Hebräifh verſtand; 1727 bat derfelbe, weil fein Predigen gar barnieberliene, um
ein liberam exereitium coneionandi im Xezirt, das ihm vom Konfiftorium mit der
Auflage gewährt wurde, fein Konzept allezeit vorher bem Defan vorzulegen. 1761
wurbe dem M. Joh. Adam Gottfried in Gerabronn auf feine Bitte bie Ausſicht er:
Öffnet, Nachfolger von Wilhelmi zu werben; berfelbe Hatte zu feiner Empfehlung zwei
ſelbſtverfaßte Bücher eingefchidt, das eine mit dem Titel l’Allemand devenu Francois,
eine Sammlung feanzöfifher Redensarten, das andere ein vernünftiger, grünblicher
und furzer Unterricht in der natürlichen und in ber geoffenbarten Religion unb in ber
chriſtlichen Sittlichteit; er Fam dann allerdings doch nicht nach Crailsheim. Es iſt ber
greiflich, daß dleſe deutſchen Schulmeiſter zum Unterſchled von ihren Kollegen auf dem
Dorf gern den Titel Prägeptor führten, wie fie unter Umſtänden auch in der Latein-
ſchule audhalfen
Seit etwa 1720 kam es auf, daß ſolche, die ein Schulamt wollten,
bei einem Schulmeiſter vorher in die Lehre gingen. Namentlich
handelte es ſich dabei um Schulmeiſtersſöhne, die ihrem Vater die beim
Schulhalten üblichen Kunſtgriffe. abſahen. Viele lernten daneben noch
ein Handwerk, wie z. B. die 1800 im Kapitel angeſtellten Schulmeiſter,
von denen ausdrücklich erwähnt wird, daß ſie alle bei einem Schulmeiſter
gelernt haben, zum großen Teil eine Profeſſion können. Wenn einer
fein Handwerk gelernt hat, hebt er es zu feiner befonberen Empfehlung
immer gefliffentlich hervor, daß er fi „pur einzig auf das Schulmefen
appliciert habe“. Ums Jahr 1740 findet fi die erfte Spur davon, daß
die Lehrlinge nah ihrer Ausbildung auf Grund eines vom Defan mit
ihnen vorgenommenen Gramens in bie beim Konfiftorium geführte Lifte
der „Schulerpeftanten” aufgenommen wurden. Doch bot dies feine
Garantie dafür, daß fie nun nach beftimmter Zeit eine Schulftelle er-
hielten; unter Umftänden mußte ein Erpeftant gegen einen Ungelernten,
Schmid, Zur Geihichte des Volfefgulmeiens im Kapitel Crailoheim. 161
der ich günftiger Beziehungen erfreute, zurüdtreten. Weil die Schul:
erpektanten aud in den für fie gegebenen Stellungen, als Winterſchul⸗
meifter, als Stellvertreter für einen alten, interimiftifh an Stelle eines
geftorbenen Schulmeifters, nicht immer Verwendung fanden, übten fie vor
ihrer ſtändigen Anftellung vielfach ihr Handwerk aus, wurden Lakaien,
Schreiber oder gingen au zum Militär. 3. B. bat 1742 um ben
Schuldienſt in Gründelhardt ein Schulmeifterfohn Reiner, den fein Vater
„mit großen Koften im Schulhalten hatte informieren laſſen“, feit zwei
Jahren ift er Lafai bei einem Hofrat in Ansbah; „weil er bei heran-
nahenden Jahren ift und auch fehon wegen feiner erlernenden Schneider
profeffion in der Fremde vieles erfahren hat, möchte er fih mit einem
Stüdlein Brot verjehen wiſſen.“ 1788 bat Schulmeifter Schlichting in
Elrihshaufen um Adjunftion feines beim fürftlihen Jägerbataillon in
Holland ftehenden Sohnes, welcher die Schulmeifterei und Schneiderei
erlernt hatte.
Wie ging es bei der Anftellung ber Schulmeifter zu? Ent:
ſprechend der Übung bei „qualificierten“ Schulmeiftern wurde im 16. Jahr-
hundert auch bei Anftelung von deutſchen Echulmeiftern, jedenfalls in
äinzelnen Fällen, die Genehmigung feitens bes Konfiftoriums für nötig
gehalten. Als in Blaufelden 1579 ein armer, aber tüchtiger Krämer bes
Drts, Heinrid Strauß, fih um die Stelle des Mesners und deutſchen
Schulmeiſters bewarb, wurde im Gegenfag zum Pfarrer, der bei dem
bisherigen Brauch der Annahme des Mesners durch Pfarrer und Ge:
meinde bleiben wollte, vom Kaftner von Gerabronn erklärt, es fei die
Bewilligung des Markgrafen nötig, der dem Mesner als Gehilfen des
Raplans in der Schule 15 fl. gebe; es traf denn auch wirklich das Kon-
filtum in Ansbach nah Befragung der verorbneten Eraminatores bie
Entfheidung. Als jedoch 1582 bei einer abermaligen Neubejegung ber
Schulſtelle Pfarrer und Kaftner zwei Bewerber nad Ansbach ſchickten,
wurde von dort der Beſcheid erteilt: fie folen die Wahl felber treffen,
da man in Ansbach nicht eigentlich wiffen könne, was eines Schulmeifters
Verrichtung in Blaufelden fei. In Ansbach war man damals alfo offen-
bar gefonnen, die Anftellung gewöhnlicher Schulmeifter den unteren Be:
hörden zu überlaffen. - Übrigens blieb das Konfiftorium wenigftens die
Inſtanz, an die man ſich in fehwierigeren Fällen wandte; fo wurde 1590
der Schulmeifter Johann Egenteler von Blaufelden, der wegen feines
Unfleißes in der Schule und wegen Beleidigung des Kaplans vom Dekan
und Senior zurechtgewieſen worden war und fi) nicht gebefiert hatte,
and Konfiftorium geſchickt, „damit er ben größeren Ernſt ſehe“.
Damit, daß das Konfiftorium feine Mitwirkung bei der
Dorit. Bierteljabräp. f. Randeögeib. R.. XI. 1
162 Hiſtoriſcher Berein für das Württ. Franken.
Befegung deutſcher Sähulftellen für unnötig erklärte, blieb
biefelbe aber feineswegs den einzelnen Gemeinden überlaffen.
Es war nad) den Berichten von 1655 vielmehr Übung, daß es dazu bie
Mitwirfung des Dekans braudte. Der Dekan eraminierte den
Bewerber um den Schuldienft bes betr. Drts; dann wies er ihn an den
Raftner, den Auffichtsbeamten über die falarierenden Kaſſen. Dem leg:
teren fam aber nichts zu, als die Kenntnisnahme von ber Perſon des zu
Ermennenden; die Abforberung eines Gelübbes dur den Kaftner wurde
vielmehr vom Konfiftorium wiederholt für unzuläffig erklärt. Nach der
Vorſtellung beim Kaftner folgte die Konfirmation und Verpflichtung durch
den Dekan, worauf der neue Schulmeifter der Gemeinde vorgeftellt wurde.
Nicht ganz klar ift das Recht der Gemeinde bei der Schulmeiftersannahme.
Es heißt 1655 bei einer Anzahl von Gemeinden: Pfarrer und Gemeinde
ſchicken den Bewerber an den Dekan; bei anderen Gemeinden wird ge
fagt, daß die Ernennung dur den Dekan im Beifein des Pfarrers und
zweier Gemeinbeleute erfolge; in Triensbah wird ber zu Ernennenbe
vom Pfarrer dem Dekan und Kaftner vorgebradt, aber der Gemeinde
nicht ‚obtrudiert; bei andern Gemeinden ift von der Mitwirkung von
Pfarrer und Gemeinde überhaupt nicht die Rede. Jedoch ift es wahr:
ſcheinlich, daß allgemein der Bewerber zuerft mit Pfarrer und Gemeinde
ins Reine kommen mußte, ehe die Sache an den Dekan gelangte.
Mit der einmaligen Annahme war es jedoch nicht gethan, fondern
der Schulmeifter mußte jährlih aufs neue um feinen Dienft
anhalten oder, wie der Ausdrud lautete, die Schlüffel auflegen. Diefer
Ausdrud, der den Zufammenhang des Schuldienfts mit der Mesnerei
deutlich zeigt, rührt davon her, daß der Mesner urfprünglich jährlich den
Kirchenſchlüſſel als Symbol feines Amts vor der Gemeindebehörde auf
den Tiſch legen und ſich denfelben neu übergeben lafjen mußte. Gegen
diefes Verlangen des jährlichen Anhaltens um den Dienft ſchritt das
Konfiftorium vom Anfang des 17. Jahrhunderts an ein.
Seine Gründe geben aus einem Ausfhreiben vom 18. März 1613 hervor, in
welchem dem Mißverſtändnis der Gemeinden, als ob ihnen mit dem Verbot des jahr⸗
tigen Anhaltens um den Dienſt an ihrem Recht ber Annahme und Abſchaffung der
Schulmeifter überhaupt etwas genemmen werben folle, entgegengetreten wird; nämlich
weil bie Schulmeifter und Mesner dem ministerio anhängig und bei ihrer Verrichtung
in den Kirchen bei Altar und Taufflein mithaben, fol ziifhen ihnen unb den gemeinen
Küh: und Schweinehirten, Flurern, Bütteln und dergleichen, welde alle Jahre aufs
neue um ihren Dienft anhalten müffen, ein Unterſchied gemacht und allein dieſe de-
formitet, in der Ceremoni des Schlüffelauflegens abgefellt werben; wo eine Gemeinde
das Recht Hat, einen Schulmeiter mit Gutachten und in Gegenwart des Pfarrers
und Borwiffen des Defans vermöge fürflicher Verordnung anzunehmen und abzufgaffen,
bleibt dieſes unberührt. Übrigens ließen ſich die Gemeinden das Recht bes Echlüfiel-
Sgmid, Zur Geſchichte des Volkoſchulweſens im Kapitel Crallsheim. 168
auflegens nicht ohne weiteres nehmen. Schulmeifter Müller in Blaufelden ſchreibt
1626, ex Babe feit 26 Jahren jührlih um ben Meenerbient — bier handelt es ſich
alfo nur um dieſen — anhalten müffen; ber Pfarrer Habe Ihm aber gejagt, es werde
dies nicht mehr gern gefehen. 1658 fragte Schulmeifter Leonhard Stümpfih von
Trienebadh beim Defan an, ob es wahr fei, daß er befohlen habe, bie Schulmeifter
auf dem Land follen nicht ale Jahr bei den Bauern um ben Dienſt bitten; bie Bauern
wollen ihn zwar, wenn es fo fei, zum Dorf binausihafien, aber er gehe gern, ba es
ein ſchlechter Dienft fei, bei beim er ohne feine Schuhmacherei nicht beſtehen könnte.
In Gürihehaufen mußte 1658 im Auftrag des Dekans der Pfarrer dem Schultheißen
mb Bauernmeifter zu Gemüt führen, daß bie jährliche Annahme eines Schulmeifters
nichts für eine Pfarrgemeinde fe. Ja nod 1672 fünden bie von Tiefendad ihrem
Equlmeiſter wegen feiner Verweigerung bes Schlüſſelaufnehmens anläßlich ber An:
nahme des Gänfehirten ohne Vorwiſſen bes Dekans und Kaftners den Dienft auf.
Das Ronfiftorium fuhte nun aber im 17. Jahrhundert
überhaupt es durdhzufegen, daß es bei der Annahme der Schul:
meifter ein entfheidendes Wort mitzufprehen hatte. In
einem Schreiben bes Konfiftoriums von 1699 an Bürgermeifter und Rat
in Crailsheim werben außer der Konfiftorialorbnung noch die fürftlichen
Ausihreiben von 1601, 1610, 1611, 1613, 1623, 1663 und 1686
aufgeführt, durch welche angeorbnet worden fei, daß alle und jede Schul-
bebienten zum Konfiftorium geftellt werben.
Doch haben jebenjalls bie erften unter den angeführten Ausjchreiben Feine all-
gemeine Anordnung enthalten. Nämlich 1617 wurbe vom Dekan verlangt, er folle bei
der nächften Bafatur, „ba man von Herrſchaft wegen ber erfepung mechtig fein kann,
& um gewiffer Urſachen willen ins F. Conſiſtorium für biegmal berichten“; wahr:
ſqeinlich wollte das Konfiftorium einen befimmten, ihm empfohlenen Mann unters
Sringen. 1663 wurde der Defan zum Bericht bei Vakaturen aufgefordert, damit das
Konfitorium — unbeſchadet ber Rechte ber Gemeinden — zuweilen ein tüchtiges
Subjekt, beren viele bei ihm angemeldet und refommanbiert werben, hinweiſen könne
und jo bie Schulen beffer verforgt werben. ine allgemeine Anordnung, aber aller-
dinge auch ſchon mit Bezugnahme auf frühere allgemeine Vorſchriften erging 1686:
da man wahrnehmen mußte, „wie unziemlih und ben alten löblichen Verorbnungen
Amwiber es bißhero mit Erſez⸗ und Beftellung ber Landſchuldienſte bergeftalt zugegangen,
dab man mehrmalen ein unb andere, unverfehens Herfommene, undefannte ober font
untügtige und ſchlecht beſchaffene Perfonen barzu eingeſchoben, fo aber ber Jugend
und der Gemeine beften zum öftern nachteilig abgeloffen“, fo follen alle Defanatämter
dei der Erledigung von Dienften mit über 20 fl. Gefamteinfommen dem Konfiftorium,
teineswegs aber einem Mitglied desſelben allein, Bericht erſtatten und weitere Ber:
erenung abwarten.
Noch im Anfang des 18. Jahrhunderts hatte das Konſi—
korium feine Abfiht bezüglich der Ernennung von Schul:
meiftern nicht völlig erreicht. So hatte 1716 das Konfiftorium
auf das Gerücht vom Tod des Schulmeifters von Onolzheim einen Nach:
folger ernannt; der Dekan berichtete daraufhin aber, auch von feiner
Seite habe ſchon einer die Ernennung erhalten; das Konfiftorium er
164 Hiforifcher Verein für das Württ. Franken.
widert, vermöge fürftlihen Befehls müſſen ale Schuldiener künftig vom
KRonfiftorium entweder angenommen ober konfirmiert werden; es molle
übrigens den vom Dekan angenommen „zu Erhaltung des Defanatsrefpelts“
Eonfirmieren. 1717 erging wieder mit ber Begründung, daß von Pfarrer
und Gemeinde oft untüchtige und fremde Perfonen angenommen werden,
ſchlechthin die Weifung an die Delane, feinen Schulmeifter ohne Por:
wiſſen des Konfiftoriums anzunehmen oder abzufhaffen, in Fällen, da
der Pfarrer nebft der Gemeinde ein gegründetes Recht zur Schulmeifters
beftelung Hat, fol von ihnen die Denomination angehört, das Subjekt
aber mit feinen Teftimonien und übrigen Qualitäten beſchrieben und
weitere Verorbnung abgewartet werden. Von 1720 an hatte das
Ronfiftorium es durchgeſetzt, daß Feine Ernennung ohne
feine entfheidende Mitwirkung zu ftande kam.
Von da an mar es nichts Ungemwöhnliches, dab das Konfiftorium
den Gemeinden ohne weiteres einen Schulmeifter fhidte. Vom Er:
nennungsrecht ber Gemeinden hört man jegt überhaupt nichts mehr.
Übrigens ging es auch bei biefen Ernennungen durd das Konſiſtorium Feines:
wegs immer nad) Verdienſt, fondern nicht felten nad) Gunſt; nicht in allen Fällen
durch Schuld des Konfifteriume, ſondern öfters aud weil es einem Win von oben
folgen mußte. 3. B. wurde 1721 dem bei einem Hofrat in Ansbah in Tienit
ſtehenden 3. Ehr. Heß auf Interceffion feines Herrn der Schuldienſt in Ellrichshauſen
„ad interim, bis er anberwärtig promoviert werben fann“, übertragen. Als derjelbe
dort 1747 ftarb, wo er troß flehentlicher Bitten um Erfülung bes Verſprechens feiner
Beförderung verblieben war, weil er, wie er fagt, „beim Konfiftorium wegen alu:
großen Anlaufs Balder in Vergefienheit gefommen“, wurbe vom Konfiſtorium
3.4. Säligting, Lakai bei einem Geheimerat, Bräutigam einer Schulmeiſterswitwe,
bie bei einem Hof: und Kenfitorialrat diente, nad Ellrichehauſen ernannt, und zwar
auf Befehl des Geheimen Hofrats, ber burd eine birefte Bittf—hrift der Braut beim
Marfgrafen erwirkt worden war. Die Gemeinde wandte fih ans Konfiftorium mit der
inftänbigen Bitte, mit einem Lafaien verfhont zu werden, „als welche lüderliche War
fich insgemein wenig um die Jugend befimmert, jonbern nur dem diſch- und Bogel:
fang nachgeht und bei alledem ben Borgefegten troßet, weil fie ſich auf den vormaligen
Herm wie der Bod auf feine Hörner verläßt“. Cs war vergeblid, doch gelang «6
Sqhichting, durch fein Verhalten die Vorurteile der Gemeinde zu überminben. In
andern Fällen gab übrigens das Konfiftorium auch nach, wenn die Gemeinde ſich gegen
einen ihr zugefandten Schulmeiſter wehrte, wie überhaupt in Ansbach nicht gerabt
nach unumföglichen Grunblägen regiert worden zu fein ſcheint.
Doch war es auch nad wie vor nicht ausgeichloffen, daß eine Ge
meinde, ohne daß fie fi auf ein ihr zuftehendes Ernennungsrecht berufen
hätte, ſich felbft einen Schulmeifter wählte, zu dem fie ein befonderes Zu:
trauen hatte. Für benjelben wurde dann nicht nur von Pfarrer und
Gemeinde eine Bittfehrift eingereicht, fondern namentlich mußte der Dekan
über die mit demfelben angeftelte Prüfung berichten, auch eine Probe
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Crailoheim. 165
feiner Schrift einfenden. Meift wurde die Angelegenheit aber auch noch
perfönlih in Ansbach betrieben, wie überhaupt das Laufen dorthin, um
irgend einen Vorteil zu erlangen, fehr üblich geweſen zu fein ſcheint.
3. 3. legte 1796 ber Sohn des verftorbenen Schulmeifters Koch von
Blaufelden, um Nachfolger feines Vaters zu werben, den 11 Stunden
betragenden Weg nad Ansbach 13mal zurüd und machte zur Beftreitung
feiner Koften 36 fl. Schulden; aud wurden in biefer Sache 14 Bitt-
ſchriften, teils von dem Bewerber jelbft, teild von feiner Mutter, feinem
Großvater, der Gemeinde, übergeben.
Eine eigentümlihe Einrichtung des Konfiftoriums waren die Er:
peltanzdefrete d. h. Verfiherungen, die einem Bewerber auf
eine beftimmte Stelle im Fall ihrer Erledigung erteilt wur:
den. Diefelben mögen aufgefommen fein einerfeits im Intereſſe des
Konſiſtoriums, das dadurch den Anlauf einigermaßen verringerte, anderer:
feits im Intereſſe der Bewerber, die dadurch mwenigftens einige Sicher:
heit bezüglich ihrer Anftellung erhielten.
Zuerft fträubte fi zwar das Konfiftorium noch etwas gegen ſolche
förmlihen Expeltanzdekrete. So wurde 1725 die Bitte um ein ſolches
trog bdefanatamtliher Fürſprache für den Betreffenden abgelehnt, meil
man folde zu erteilen „gewiſſer Urſachen halber bishero billiges Be:
denfen gehabt”; doc follte der Dekan dem Bittfteller die mündliche Ver:
fiherung geben, daß, „wenn der alte Schulmeifter fterben oder fonft eine
Anderung vorgehen würde, er vor allen andern auf die vom Dekanat
beihehende Anzeige und Erinnerung biefes Verjprechens dahin promoviert
werden ſolle.“ Indeſſen wurde die Erteilung von ſchriftlichen Erpeftanz:
defreten bald üblich, und zwar in fehr großem Umfang. Auch nachdem
1739 der Markgraf, der auch perfönlih um ſolche Dekrete angegangen
wurde und ſich durch den häufigen Anlauf infommobiert fühlte, die Aus:
fertigung von folden eine Zeit lang aufgehoben Hatte, fing die Sache
bald wieder an. Es mag zu jener Zeit wenig Vafaturen gegeben haben,
ohne daß über den Dienft zum voraus Verfügung getroffen war. So:
bald ein Schulmeifter nur frank wurde, fing das Saufen um ein Erpel-
tanzdefret auf jeine Stelle an. Wie entfittlihend die Seelenmwärterei,
die auf folche Weife gezüchtet wurde, wirken konnte, zeigt bie 1759 dem
Ronfiftorium vorgelegte Bittichrift eines Georg Jakob Schülin, geweſenen
Apothekers, nunmehrigen Schuldienftbefliffenen, der 1749 ein Erpektanz⸗
defret auf Blaufelden erhalten hatte; ba er erfahren; daß Schulmeifter
Kagenberger von Blaufelden ſchon ein baarjahr (sic!) außer Stand, nicht
nur dem Schuldienft vorzuftehen, ber durch einen fremben verfehen wird,
fondern auch das Zollamt von ſich gegeben, fo bitte er, daß „der alt
166 Hifteriiger Berein für das Bürtt. Franfen.
Ragenberger pro eiviliter mortuo und fo gut als natürlich geftsrben
und der casus vacaturae vor eriftierend angejehen werde“; er wurde
aber doch abgewiejen. Es ſcheint, als habe das Konfiftorium zu Zeiten
bie Überficht über die von ihm erteilten Erpektanzdefrete verloren. So
wenigftens wird ein Erlaß von 1757 aufzufallen fein, wonach alle
Expeltanzdekrete auf Delanate, Pfarreien, Rektorate, Präzeptorate, Schul⸗
und Mesnerbienfte originaliter dem Konſiſtorium eingeſchickt werden follen,
baß fie bei demfelben bis zur Erledigung des „in Erpeftanz habenben“
Dienftes aufbewahrt werden, um alsdann ſonach auf eines jeden Geſchick
und Capacität zu dem Dienft das Augenmerk haben zu fönnen“; ein
Grpeltanzbefret, das verſchwiegen wird, iſt eo ipso nichtig. Wie es
&eint, ließ man gern, wenn ein neuer Markgraf zur Regierung kam,
derartige Defrete erneuern. Übrigens war man aud mit einem
Erpeltanzdefret feineswegs völlig gefihert. Damit mußte der
Erpeftivierte natürlich rechnen, daß der Schulmeifter, an deſſen Stelle er
treten folte, vielleicht feinen Dienft noch recht lange verſah; aber auf
das Konfiftorium hielt fi nicht unter allen Umftänden an diefe Dekrete
gebunden.
Nur ein Beiſpiel. Im Mai 1765 Hatte der Delan beim Konfifterium ein
Grpeftamgbefret auf Ingeroheim erbeten und erhalten für einen vor 6 Monaten aus
ben Kloſter Comburg entwichenen Kapuziner Ellner, einen, nad bem Zeugnis bes
Detans, neidjldten, fleißigen, auch mit ben für einen Schulmeiſter notwendigen Kenute
niſſen ausgerüfteten Mann, der in der ganzen Stabt wohl gelitten war, bem «8 aber
armſelig ging, weil ihn, einen gefernten Schreiner, fein Meiſter in der Werfiatt auf:
nehmen wollte, aus Furcht, er möchte mit ber Zeit Meiiter werden, wozu ihm aber
das Geld fehlte. AS c6 fih aber im November 1765 um befinitive Übertragung des
Squldienſis an Ellner handelte, ber ſich inzwiſchen durch den Kantor in Crailsheim
noch beſonders batte vorbereiten Tafjen und überdies zur Vermeidung alles Anitores
feinen Schwager, einen Graifegeimer Buchbindersfohn, einen von Perſon eleuden, aber
im Singen, Leſen, Schreiben trefflich erfahrenen Menſchen, mitnehmen wolte, fing bie
Gemeinde, die nad Ausfage des Dekans verhegt wurde, fi gegen Ellner zu wehren
an; Hauptgrund war, Eliner habe als Trofelyt und gemefener Laienbruder nicht bie
nötigen Gaben, um bie wöchentlichen Betitunden, bie im Ingeröheim in Abmejenbeit
eines Pfarrers dem Schulmeifter oblagen, mit Singen und Leſen zu verfehen. So
befam denn ein anderer ben Dienft, ber Dekan aber wurde mit Vorſchlãgen beauftragt,
auf melde Art Eliner auf einem Schuldienit in einer Pfarrgemeinde untergebracht
werben fünnte. Der Dekan erflärte, da in allen Dörfern bes Kapitels außer Ingere:
beim Orgeln feien, während Ellner das Orgelſchlagen nicht verftehe, könne man ibn
nur nah Ellners eigenem Vorſchlag aufs neue nad Ingersheim für ben Fall einer
Veränderung dert defretieren, Ellner jührte ſelbſt noch in einer Bittfcprift and, jeine
Grpeftang fei bie Beranlaffung für ihn geweſen, ji) zu verheiraten; feine Ablebnung
möchte daber eine unglüdlige Ebe verurfaben, um fo mehr, da die aus dem Vermögen
feiner Frau aufgerwandten großen Koften, Bürger und Meiſter zu werden, allein zu
Ingeraheim wegen ber Nähe der Stadt einen Nuden gebabt hätten. Gr befam num
SHmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Graifegeim. 467
ein neues Erpektanzdekret auf Ingersbeim; wurde aber auch bei der nächſten Vakatur
nicht Schulmeiſter dort; der Grund if aus den Akten nicht erfichtlic.
Nachdem Brandenburg: Ansbady 1792 an Preußen übergegangen war,
hörten diefe Erpektanzdekrete auf. Zu gleicher Zeit trat eine
andere Veränderung ein. An Stelle des Eramens vor dem Dekan —
auch die perſönlich in Ansbach Erſcheinenden wurden dort nicht geprüft,
fondern wiefen fih durd ein Defanatszeugnis aus — trat für die
Bewerber um einen Dienft eine Prüfung vor einer Schuldepu:
tation in Ansbach, und zwar fo, daß auch ſolche Schulmeifter, die
einen beiferen Dienft wünfchten, fih biefer Prüfung unterziehen mußten. ,
Bei diefer Prüfung in Ansbach wurde es gründlier genommen. Als
+ 3. Schulmeifter Mahl von Gerabronn, 44 Jahre alt, 1796 fih
um den Schuldienft in Blaufelden bewarb, erhielt er den Auftrag, ſich
zu Iegitimieren, daß er in Ansbach geprüft fei oder, wenn bies nicht
geihehen, fi) zum Eramen dafelbft zu ftellen. Er berief fi) darauf,
daß er vom Dekan 1784 geprüft worden fei; die Reife nah Ansbach
würde ihn mehr koſten, als der Schuldienft in Blaufelden beffer jei; zu
dem fei er jegt unpäßlich; er fam ſchließlich doch, beftand aber ſchlecht:
er fonnte nicht einmal die Hauptftüide des Katechismus herfagen, geſchweige
daß er aus dem Verftand etwas Befriebigendes aus ber Religion hätte
zu fagen gewußt.
Was die Ernennung der Schulmeifter betrifft, jo ging biefe
mit dem Übergang der Grafihaft an Preußen dem Konz
fiforium verloren. Von da an hatte das Konfiftorium, d. h. der
Preußiſche II. Senat, fpäter die Preußifche Kriegs: und Domänenkammer
nur einen Vorſchlagsbericht zu machen, auf Grund deſſen die Ernennung
durch das Landesdireftorium im Namen des Königs von Preußen erfolgte,
Nahdem das Fürftentum 1806 an Bayern übergegangen mar,
wurden die Befugniffe des Konfiftoriums zuerft von der Bayeriſchen
Kriegs- und Domänenfammer, dann vom Generalfommifjariat des Repat:
treijes ausgeübt, während die oberfte Behörde, von der die Schulmeifters-
ernennungen im Namen des Königs ausgingen, bie Stubienfeltion im
Ninifterium des Innern war.
Befondere Kollaturverhäftniffe waren in Grünbelpardt, Leukershauſen
und Grailsheim.
Gründelharbt fand unter dem Kondominat von Brandenburg und Hall.
In deren Rezetz bezüglich des Dorfs von 1678 lautete $ 11: „Wegen des Schul-
meilers zu Grünbdelharbt wird beſchloſſen, ba mit des Pfarrers allda Rat und Cuts
befinden berfelbe von der Gemeinde wie bisher angenommen und nachmals um bie
Ronfitmation bei beiden Herrſchaften oder deren Beamten fih anzumelden wiſſe; beffen
Licentierung aber nicht bei der Gemeinde ftehen, fonbern das jährliche Schtüffelauflegen
168 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
aufgehebt und ba bie Gemeinde fid feines Dienſtes halber etwas wider ihn zu ber
ſchweren, ſolches bei beiden Herrſchaften angebracht und mit deren Willen, Wiſſen und
Verorbnung gleich bei des Pfarrers Perſon verglichen, er entweder behalten ober ab-
geſchafft werben fol“. Demgemaͤß blieb die Wahl des Schulmeiſters, auch nachdem
das Konſiſtorium dieſelbe an ben übrigen Orten an ſich gezogen hatte, der Gemeinde
daſelbſt. Der Erwählte wurde vom Dekan in Crailsyeim geprüft, von bemielben an
ben weltlichen Beamten gefhidt und ifm dann vom Defan das Handgelübbe abge
nommen, worüber ein Prototol aufgenommen und an das Konfiltorium eingeſchickt
wurde. Der Schulmeiſter mußte dann auch nod in Hal vom Defan geprüft werben;
doch wurte ihm weder vom Delan in Hall nod vom weltlihen Beamten in Vellberg
ein Gelübde abgenommen.
In Leufershaufen war von 1691 an lange Zeit bei jeder Neubejegung
Streit zwilhen Ansbach und Dinkelebühl. Brandenburg führte für fein Ernennungs-
recht Hauptfächli an, baf 1655 ber Pfarrer von Reufersbaufen berichtet habe, bie Be-
fegung der Stelle ftehe beim Dekan in Crailsheim; über Rechte von Dinkelsbühl feien
weder beim Dekanat noch beim Konfiftorium Aften. Dinkelsbühl erwiderte auf dieſe
Begründung dem Defan in Crailsheim: „wir fehen Euer Hochwürden für viel er:
leuchtetet an, al daß fie fih mit Behaupt: und Defenbierung folder ſchwacher argu-
menta proflituieren“; «8 berief ſich feinerfeits auf das ihm unfraglich zuflehende
Vatronat ber Pfarrſtelle, aus dem auch das Recht ber Ernennung des Mesners und
Schulmeiſters fließe, fomwie baranf, daß das Schulhaus Dinfelsbüler Bejig war.
Sowohl 1691 als 1705 wußte Brandenburg feinen Kandidaten troß bed Vrotefts von
Dinkelebühl durchzuſeten; weil Dinkelsbühl aber 1705 drohte, bie Sache an den Bilder
zu Würzburg und Herzog zu Sranfen als den Lehensherrn ber Pfarrei Leukershaufen
zu bringen, das Schulhaus am fi zu ziehen und dem Schulmeifter dic Befolbung
feitene ber Dinfelsbühler Untertanen, die ?7s ber Einwohnerſchaft ausmadten, zu
Iperren, fo machte das, Konfiftorium dem Fürften ben Vorſchlag, daß in einem Er-
Tebigungsfall ber Pfarrer in Leufershaufen es dem Spitalmeifter In Dinkelsbühl durch
ein Privatihreiben ohne Erwähnung des Rechts ber Stadt Dinkelsbühl mittellen und
darauf das Epital ein taugliches Subjekt an ben Dekan in Grailspeim nominteren
ſolle, von welchem er nach Befindung feiner Kapazität im Namen bes Konſiſtoriums
fonfirmiert und nad; abgelegtem Handgelübde in feine Verrichtungen eingewiefen werben
ſolle, fo da ber Schuimeiſter ganz unter brandenburgiſcher Kircheniurisdiktion fche;
der Dinkelsbühler Magiftrat habe fo nur den Vorteil, baß er ein tüchtiges Lanbeafind
an einen ſchlechten Ort bringen könne. Diefer Vorſchlag wurde vom Markgrafen autz
geheipen. Bei der Bakatur 1731 flug aber der Detan dem Konſiſtorium vor, bie
Stelle fo bald als möglich zu befegen, „um allen attentatis derer von Dinfelebühl
zuvorzukommen“. Tas Konjiitorium ernannte benn auch den vom Dekau Vorgeſchlagenen
und beauftragte den Detan, demfelben, „fals feine Schwierigfeiten fi ereignen“, bie
nebörige Amtsinftruftion zu erteilen. Allein diesmal widerfepten ſich bie Dinkelsbühler
erfolgreich gegen den ansbagifgen Kanbibaten, einen Buchbinder von Crailsheim,
Schwiegerſohn des Pfarrers von Leukershauſen, gegen den fie vor allem einwandten:
es ſei nichts, wenn ber Schwiegerſohn des Farrers Schulmeifter fei; bei wem man
ſich alebann über denfelben beklagen felle? So fiel der Tient dem Dinfelebühler
Bürger und Tuhmader Klett zu, ber fein Gramen in Crailsheim beſtand. Die
folgenden Gruennungen gingen aber doch, mit welchem Recht iſt nicht erſichtlich, ein-
feitig von Ansbady aus, wie denn auch nad dem Bericht des Dekans von 1808 dem
Kenfiorium in Ansbad die Nomination zuitand.
Sqhmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 469
Der Siadt Crailsheim gelang es lange Zeit, ihre Selbſtändigkeit bei ber
Emennung von Schulmeiſtern fih zu wahren. 1699 berief fh der Dekan auf $ 45
der alten, von ben Markgrafen beflätigten Privilegien ber Stabt vom 25. Januar 1607:
Rem ein Rat zu Grailsheim Hat vor Alter je und allemegen und noch, unverhinbert
der Amtleut, der gemeinen Stadt Diener und Knecht, fo fie befolden, aud die Schul:
weißer, Mesner, Flurer und Hirten angenommen, gebingt und geurlaubet. Die An:
nahme geſchehe demgemäß nach einer Probe im Dekanat und auf bem Rathaus durch
den Defan, ben Bürgermeifter und ben Rat, aud werde ber Stadtvogt beigezogen.
Das Konfiftorium erwiberte barauf, man wolle ihren Stabtprivilegien fein Hindernis
oder Abkürzung thunz dagegen weil in benfelben das Konſiſtorium nicht erflubiert,
font aber den Verordnungen gemäß alle und jede Schulbeamte zum Konfiftorium ge:
felt werden, blelbe man des Verfebens, daß es aud bei der Stadt Crailsheim jo
geſchehe. Tod ſcheint Crailsheim ſich nicht ohme weiteres gefügt zu haben: 1727
werben auf bie Bitte einer Schulmeiſterewitwe unn Unterflügung vom Konfiftorium
5 fl. für dieſe verwilligt, aber wit ber Vemerfung, die Stadt ſolle beſſer für biefelbe
forgen, ba fie ihren Mann ohne Vorwiffen bes Konſiſtoriums abgefeht Habe. Jeden ⸗
falls wußte ſich Crailsheim ein Vorſchlagsrecht in Grlebigungsfällen zu wahren. 1795
wird von Grailshelm aus bem Konfiftorium geſchrieben, man fet bereit, ben erledigten
Schuldienſt dem Joh. Friebr. Andr. Haug zu übertragen, der vom Defanat und
Stadtrat ſchon 1788 bie Erpeftanz erhalten habe unter ber Bedingung, inzwilden bie
beiden deutſchen Frägeptoren in Kraufpeits: und ähnlichen Fallen unentgelttih zu
unterflügen und ber Mufit zum öffentlichen Kirchengebrauch fih beftens zu appligieren.
Ebenſo beißt es Im Bericht von 1802: Detan und Stadt find bereit, die Stelle dem
Squllehret Ludw. Friedt. Ch. Haugk zu Onolzheim zu übertragen, der dom König
die Berbefferung feines Dienfts zugefant erhalten Hat und bereit in Ansbach eraminiert
iR; berfelße wurde ernannt, vom Dekan verpflichtet und das Protofoll barüber dem
Konfitorium eingefandt. Nah bem Schulbericht des Defans von 1808 hat dagegen
dae Konfiftorium für beide Stellen in Crailsheim das Ernennungsrecht, ohne ba
dabei etwas von einer Mitwirkung ber Stabt erwähnt wäre.
Bei benjenigen Schulen, welche urfprünglih nicht zu Brandenburg —Ausbach
gehörten, fonbern erft von 1782 an den Defanat Crailsheim unterftelt wurden, bauerten
die früheren Ernennungsrecte feitens ber jeweiligen ritterfhaftligen
Herren, je nachdem mit ober chne Vorfchlagsreht ber Gemeinden fort; in dem
haltiigen Honhardt famt Filialien Hatte bie Gemeinde das ausſchließliche Wahlrecht.
Bar ein Schulmeifterglüdlich ernannt, fo gab es unter Umftänden gleich
beim Aufzug Schwierigkeiten. Nämlich der Aufzug wurde — abgefehen von
dem Fall eines Stellentauſchs auf Wunſch der Betreffenden — auf Koften der
Gemeinde bewerkftelligt, und zwar fo, daß die Gemeinde auf Anweifung des
Kaſtners, den der neue Schulmeifter darum zu begrüßen hatte, bie nötigen Fuhr⸗
werke zu ftellen hatte. Gegen diefe Auflage wehrten fih die Gemeinden nicht felten.
3. 8. will die Gemeinde Altenmünfter einen in einer Diszipfinarunterfuhung
iquldig beiundenen Schulmeifter lieber behalten, um nicht ſchon wieder bie Aufzugs—
tollen für einem neuen bezahlen zu müffen; das Konſiſtorium ging aber nicht bacauf
tin. 1760 wurde vom Kaftner dem Schulmeiſter Jakob Schülin in Ansbach geſchrieben,
die von Blaufelden haben nie einen Schulmeifter aus folder Entfernung unentgeltlich
abgeholt; von Amts wegen lonne baher ber Gemeinde zur Abſchidung der augefuchten
drei Wagen und einer Halbchaiſe feine Jumutung geſchehen; es fei ihm ſelbſt zu über:
170 Hifterifher Verein für das Württ. Franlen.
faffeu, ob et bie Gemeinde bittlich angehen ober hertſchaftlichen Bejehl darüber aus-
wirken wolle. Als 1732 für dem Aufzug des Schulmeiſters Kuhn von Egenhauſen
nad Triensbad), gegen ben von der lehiern Gemeinde unter anderem eingewendet
wurde, daß ihm fein „Jagdhütgen und peruquen mit einem fangen Zopf“ zu tragen
zuflebe, in der Gemeinde mır 7 fl. 30 fr. zufammenfamen, erffärte bas Konfiflorium,
das Kuhn auf dem ihm beſtimmten Dienft in Triensbach auf alle Säle Haben mollte,
biesmal, damit ber Herrſchaft fein Präjubiz zuwachſe, Tieber die Aufzugsfoften zum
Zeil übernehmen zu wollen. Dagegen mußte der Schulmeliter Albrecht von Benzen-
dorf, den 1795 die Gemeinde Goldbach wegen des weiten Wegs nicht führen, ſondern
ihm nur einen Teil ber Koſten zahlen wollte, das übrige aus eigenem Beutel zulegen;
da er nur Schulden hatte und niemand mehr ihm etwas lieh, bat er In Anbetracht
dieſer außerorbentlid traurigen Umflände um einen Beitrag zu den Aufzunsfoften aus
einem pium corpus, wa® aber nicht gewährt wurde; zur Ermöglihung feines Umzugs
wurde ihm dann ein Quartal feiner Befoldung vorausbezaßlt.
Was war die Arbeit des Schulmeifters? Neben dem Dienft
in der Schule (f. darüber Abſchnitt III) lag allen Schulmeiftern, abgefehen
von Crailsheim, die Verrihtung der Mesnereigefhäfte ob, wie ja
an allen Orten deutlich nachweisbar die Schule aus der Mesnerei hervor:
gewachſen ift. Als Mesnereifunftion wird, weil es in diefem Stüd
bäufig Streitigfeiten zwiſchen Pfarrer und Mesner gab, öfters das An:
Heiden des Pfarrers in der Safriftei vor ben Gottesdienften erwähnt,
3. B. berichtet 1747 Pfarrer Supf von Mariäfappel, der überhaupt ein
ſchwieriger Kamerad war, er laſſe fi von feinem Schulmeifter Ruff
nicht mehr in der Kirche anfleiden, weil berfelbe, wohl wiſſend, wie
Tabakrauch den Pfarrer ärgere, studio rauche, ehe er in die Kirche gehe.
Eine weitere, von den Schulmeiftern läftig empfundene Pfliht war es,
daß fie vor dem Gottesdienft das zu fingende Lieb beim Pfarrer fi
fagen laſſen ſollten; um nicht ins Pfarrhaus zu müflen, wählte unter
Umftänden der Schulmeifter das Lied felber, bis ihm das gelegt wurde.
In Weftgartshaufen gab 1618 das Verlangen des Pfarrers, Schulmeifter
Joh. Leonhardt Schmidt folle das Kommunifantenregifter ſchreiben, die
biblia alle Sonn: und Feiertage aus dem Pfarrhaus Holen, die Leftion
aufſchlagen und fie nad) dem Gottesbienft wieder in das Pfarrhaus tragen,
dem Echulmeifter Anlaß zu einer Anfrage beim Defanat, ob er dazu
verpflichtet fei, bei welcher Gelegenheit er fi aud über die läſſige
Führung der Kirchenregiſter durch den Pfarrer beklagte mit der Bitte,
der Dekan möge den Pfarrer von dieſer Klage nichts merken laſſen.
Aus Anlaß der Mesnerspflicht, das Läuten zu verjehen, fchrieb z. B.
Schulmeiſter Müller von Blaufelden 1697 ans Konfiftorium, er fei vor
10 Jahren dur die vielfältigen ftarfen Tonnerwetter und Nadhtleiten
(sie!) von einer 36 zentnerihten Gloden am Leib ſchadhaft und hoch—
gebrechlich worden. Die Schulmeifter von Weftgartshaufen und Michel -
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Graifshein. A471
bad a. d. 9. berichten öfters, daß fie um des ſchweren Geläuts willen
eine Magd halten müffen, woburd ihr Einfommen gefchmälert werde.
Vielleiht auch in ihrer Eigenihaft als Mesner wird es 1630 den Schul=
meiftern an Orten, wo feine Rathäufer find, zur Auflage gemacht, herr-
ſchaftliche Mandate über nichtgeiftlihe Saden, z. B. über Wildbahn,
Feftfegung der Taglöhne und ähnliches, außerhalb der Kirche abzulefen,
fatt daß dies wie bisher durch den Pfarrer auf der Kanzel geſchah.
Aber nicht bloß als Gehilfe, fondern auch als Stellvertreter
des Pfarrers fungiert der Lehrer an ſolchen Orten, an benen fein
Pfarrer feinen Wohnfig Hat. So hat in Angersheim der Schulmeiſter
die fonntäglichen Kinderlehren und die wöchentlichen Betftunden zu halten,
während bie Leute zu den Prebigtgottesdienften nach Crailsheim gingen.
Es murde in derartigen Fällen fireng darüber gewacht, dab der Schul:
meifter nicht in pfarrherrlihe Rechte eingreife. Über den erften Schul:
meifter von Weipertshofen klagte 1730 der Pfarrer der Muttergemeinde
Beftgartshaufen, berfelbe Habe wiederholt am Sonntag vormittag, da bie
Leute fonft ben ordentlichen Gottesbienft befucht, ihnen eine Predigt über
das Evangelium vorgelefen, auch öffentliche Kinderlehren ſowohl für Alte
ala Junge gehalten und darinnen mit Erzählung allerhand Hiftorien den
Katechismus erpligiert. Vom Konfiftorium murde darauf dem Schulmeifter
bedeutet, daß er mit feinem Predigtlefen die Weipertshofer von den
ordentlichen Gottesdienften nicht abziehen, auch bei Haltung der Kinder-
lehre nicht weiter, als ihm gebührt, gehen folle; 1731 wurde noch meiter
angeordnet, daß, entgegen den Bitten der Gemeinde, die Sonntagnad)-
mittagsfinderlehren vom Schulmeifter in Weipertshofen nur von Michaelis
bis Dftern gehalten werben dürfen, während die Kinder in der übrigen
Zeit nach Weftgartshaufen gehen müflen; auch follten diefe Kinderlehren
in Weipertshofen nicht in der Kirche, fondern in der Schule ftattfinden.
Bemerkenswert hieran ift, daß diefe Kinderlehren offenbar nur in dem
von wenigen erläuternden Fragen unterbrodenen Nezitieren des Katechis:
mus beftanden; der Schulmeifter hatte biefelben, wohl unter dem Einfluß
des Pietismus, zu beleben gefucht. Auch in Tiefenbah, das bis 1718
Filial von Crailsheim war, hielt der Schulmeifter Kinderlehren und befam
dafür Ye Klafter Holz. Aber auh an Orten, wo ein Pfarrer mar,
hielt der Schulmeifter bei Verhinderung des Pfarrers die Kinderlehre.
Es ſcheint jogar vorgefommen zu fein, daß die fogenannte Sechswochen-
finderlehre von Dftern bis Pfingiten, die zur Vorbereitung auf den erften
Empfang des heiligen Abendmahls diente, an den Schulmeifter gehängt
wurde; durch einen Konfiftorialerlaß von 1694 murbe dies außer in
Krankheit: und Notfällen verboten.
172 Hiftoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Natürlich war der Schulmeifter auch Kantor (abgefehen von
Crailsheim, wo das Kantorat mit der lateinifhen Schule verknüpft war),
und zwar wurde auf die Befähigung zu diefem Dienft ſehr gejehen. Der
neu anzunehmende Schulmeifter mußte fi vor allem über feine Befähi-
gung zum Gingen in der Kirche (unter Umftänden auch im Wirtshaus),
jei es vor einzelnen Deputierten, fei e8 vor ber ganzen Gemeinde, aus:
weiſen; gutes Singen ließ öfters über andere Mängel hinwegſehen, z. B.
wurbe 1720 in Gründelharbt ein Bewerber wegen feines Singens ein-
ftimmig gewählt, obgleih er im Schreiben und Rechnen ziemlich ſchlecht
beſchlagen war. Eigentümlic berührt es, wenn wiederholt berichtet wird,
daß der Schulmeijter durch das Singen in der Kirche einen Leibſchaden
bekommen habe, fogar einen doppelten; die Rraftanftrengung, die das
Singen erforberte, wird allerdings erflärlih, wenn man bedenkt, daß noch
feine Orgeln vorhanden waren. In Blaufelden hatte der Schulmeifter
als Kantor auch „den Chor mit ben Schülern zu regieren.“
Auch bei den Taufen, Hochzeiten und Leichen hatte der Schulmeiſter
teils als Meener teils als Kantor mitzuwirken, Yın eingepenbiten inſtruiert baräber
ein Bericht des Schulmeifters von Tiefenbach aus dem Jahr 1756, in dem allerbinge
auqh noch ber Otganiſtendienſt Hereinfpielt. Wei der Kindstaufe Hat der Schulmeifter
die Orgel zu fehlagen umd dabei zu fingen, Bei ber Hochzeit hat er, nachdem das
Hochzeitoladen Hinter ihm liegt, am Hochzeitstag nicht nur zu läuten, zu fingen und
die Orgel zu fhlagen, fondern er muß 1. vor der Kirche Ins Wirtöpaus gehen und
die Hocgeitgäfte aufichreiben, 2. beim Fortgehen in bie Kirche ordnen, wie fie gehen
ſollen, 3. wenn bie Kirche aus if, foll er wieder ins Wirtshaus gehen und zu Tiſch
Seten, 4. wenn es Nacht if, ſoll cr wieder ins Wirtshaus gehen und allda aufpafien,
His bie Hochzeitsgäſte abgegeijen haben, dann abdanfen, bie Zeche ausrufen (damit
alles weiß, wieviel der Veranſtalter ber Hochzeit darauf gehen Iaffen fann) und nad)
dem Tiſch beten; für dieſe Berrichtungen I—5 Hat der Schulmeifter früher den Rodentag
gehabt, b. h. er durfte amı zweiten Hochzeitstag mitſchmauſen; da ihm derielbe aber
1748 genommen worben ift, kam er nicht mehr ins Wirtshaus; es haben num die
Spielleute zu und nad Tiſch gebetet, auch die Zeche ausgeſchrien und abgebanft, dabei
aber allerhand wüßte Zoten und Poſſen eingeführt, daß ſich fremde Leute barüber ge:
ärgert; einige laſſen mum wieder ben Schulmeiſter kommen und bezahlen ihm beſonders
dafür. Eine Ergänzung bezüglich ber Leihen bildet ein Schreiben desſelben Schule
meifters aud von 1756: ein Bauer hat fein Kind bearaben laſſen, welchem gefungen
wurde: 1. Mit Fried und Freud fahr ich dahin, 2. Mein junges Leben hat ein End,
3. Nun laßt uns den Leib begraben, 4. Ach Gott, wie it mein Herz berrübt, 5. Hier
lieg ich armes Würmelein. Zuſammen 37 Verfe; weil er niemalen feinem Schüler
etwas giebt, iſt auch Peiner mitgegangen; des Schulmeifters Weib hat zu Grab geläuter
und fein Bub das Kreuz getragen; für alles hat er noch feinen Kreuzer befommen.
Da der Schulmeifter Organift war, kam verhältnismäßig ſpät
auf. Allerdings in Crailsheim war ſchon 1630 ein Organift und deutfcher
Schulmeiſter Michael Stödel; fpäter — wann, ift unbefannt — wurde
das DOrganiften: und Schulamt getrennt; jedenfalls feit 1720 ift das
Sämid, Zur Geſchichte des Volfefgulieiens im Kapitel Crailsheim. 473
Organiftenamt im Befig der Faberſchen Familie, die”es mindeftens durch
vier Generationen hindurch innehatte (1720 —A4, 1744—55, 1755 bie
1806, 1806— . . . .). Daß allmählih aud Orgeln auf den Dörfern
Eingang fanden, zeigt der 1689 vom Konfiftorium dem Defanatamt
erteilte Auftrag zur Beriterftattung bei Vakaturen, da auf Befehl ber
vormundfhaftlihen Regierung dem Wachebleicher I. Ad. Richter für
einen feinen Schuldienft auf dem Lande, doch ohne Orgel, geforgt werben
müfe. Das Konfiftorium fah die Einführung der Orgeln auf den
Dörfern feinesmegs gern. 1696 ließ es den folgenden Erlaß ausgehen:
Demnach man beim Konfiftorium ſchon eine geraume Zeit jehr mißfällig
wahrnehmen müflen, mas geftalten auf dem Land jetzo fat jedes Dorf
nad einer Orgel trachtet, dadurch aber nicht nur viel Geld, welches body
weit beſſer und nützlicher auf die Schulmeifter und deren fchlechte Be—
foldungen oder aud) zur Verbefjerung ber Kirchen und berfelben an vielen
Drten ſehr fhadhaften Kirhhofmauern anzumenden fein möchte, unnötig
md zu einiger armen Kontribuenten nicht geringer Beſchwerung ver-
fplittert, fondern auch den Heiligen, wann an dergleichen Werfen ohnab:
lällig etwas zu fliden ober zu reparieren, neue Ausgaben aufgebürbet,
ja fogar bei den Gottesdienften, weil der Echulmeifter auf der Drgel
und unter dem Schlagen das Geſang nicht fo viel denn bei feinem Pult
dirigieren und beobachten fan, fait mehr Unordnung und Übellaut als
Wohlſtand eingeführt wird, wird angeordnet, daß auf dem Land feine
Drgel ohne Anzeige beim Konfiitorium und nah Befinden, wie folde
ohne des Heiligen ober anderer eingepfarrter armer Leute Schaden zu
erhalten bewilligt worden, erfauft werben dürfe. Doch ſcheint das Kon-
forium bald gegen die Orgeln milder geftimmt worben zu fein. Wenigſtens
murde 1698 ein Privilegium zur Herftelung von Orgeln im Fürftentum
an Benedikt Eßmann in Ansbah erteilt und 1705 wurde noch ein
weiter privilegierter Orgelmacher aufgeftellt in dem Ansbacher Leo, bis:
berigen kurmainziſchen und bambergifchen Orgelmacher.
Was bie Einführung der Orgeln im Defanat Crailsheim beteifft, fo wurde in
Slaufelden eine ſolche 1697 angefchafft, worauf Schulmeiſter Müller, den man ſchon
längft vergeblich abauicjaifen ſich bemüßt Hatte, erflärte, gutwillig zu weichen, ba er
die Orgel nicht ſchlagen fönne; er farb übrigens 1699 in Vlaufelden im Dienft.
Rah dem Tode von Schulmeiſter Feyeradend in Weſtgartehauſen 1707 bat ber
Fiarrer den Dekan, er möge ihm behilflich fein, daß fie wieder einen feinen Mann
und anfländigen Schulmeiſter überfommen können, weil man bei dieſer Mutation
datnach trachtet, nach Möglihfeit eine Orgel in die biefige Kirche zu verfchaffen; dem
neuen Sqhulmeiſtet wird 1717 feine Addition wegen Orgelſchlagens von 10 auf 15 fl.
erhöht, dazu Hat er wegen ber Orgel 1'/, Viertel Wieſen. In Tiefenbach ift feit 1709
eine Orgel, bie 1780 feit etlichen Jahren unbrauchbar iſt und zu deren Reparatur
niemand etwas geben will, daher if auch dem Schulmeiſter der Ornelader genommen
174 Hiforifger Verein für das Württ. Franken.
worden; noch 1742 iR die Orgel in unbraugbarem Zufland und der Schulmeifter
tlagt, die Gemeinde wolle nichts auf die Orgel wenden, damit man ihm ben Orgelader
nicht zu geben braucht; 1758 ſcheint bie Orgel wieber in Orbnung geweſen zu fein,
doch Magen nun bie Tiefenbacher, ihres Hirten Blafen laute fait ſchöner als des
Schulmeiiters miferabliges Orgelſchlagen, worauf ber Schulmeiſter zu feiner Ber
teidigung ſich bereit erklärt, fih einem Eramen zu unterziegen. In Schmalfelden ift
1719 eine alte Orgel, bie erneuert werben muß. Nad) einem Bericht des Pfarrers in
Triensbach fpielte dort bis 1746 ber Sohn bes 1735 zum Schuimeiſter ernannten
Zimmergefellen Schumm die Orgel, der aber mit Lift zum Soldaten gemacht worben
feiz der Vater „fann aus Unwiffengeit ber Noten bie Orgel nicht wohl und anmutig
fpielen, da dod wegen bes ſchönen Gottesdienfts und fünftigen Pfarrwitwenſtübleins
‚ein neues commodes Schulhaus mehrerenteil de propriis anno 1728 qutmütig erbauet,
welches font nicht geſchehen wäre; ſcheinet alfo, als wenn mein Geld fait vergeblich,
angewendet“. 1745 wurde vom Konſiſtorium das Spielen ber gefifteten Orgel in
Mariätappel dem Sohn bes dortigen Schulmeiſters übertragen, bie Gemeinde fol ihn
dafür belopmen, auch wird ihm bie Aueficht auf den Dienft nad bem Tode feines
Vaters eröffnet. 1753 berichtet Pfarrer Engelhardt von Altenmünſter u. a. über
Schulmeiſter Dolch, derfelbe habe ohne fein Vorwiſſen mit Hilfe ber Gemeinde eine
große, unſchicliche Orgel aufftellen laffen, durd welche die Symmetrie in der Kirche
verberbt, bie ſchönſte Reihe Kirchenſtühle gegenüber ber Kanzel ruiniert und das Licht
beeintrachtigt werde, fo daß ber Pfarrer im Winter auf bem Altar nicht leſen könne;
ber Schulmeifter Habe zur Aufftelung der Orgel feine Erlaubnis vom Konfiſtorium
gehabt, auch nicht zur Erhebung von 15 fl. Organiſſenbeſoldung aus ber Gemeindefaiie.
1765 war Jugershelm bie einzige Gemeinde ohne Orgel.
Die bisher gefchilderten Verrichtungen konnten natürlih einen
Mann noch fange nicht beſchäftigen, vollends nicht in den Zeiten, in
welchen nod feine Sommerjhule war. Was hatten die Schulmeifter
fonft für Nebenbefhäftigungen? Sehr felten treffen wir im Kapitel bie
in Württemberg bis ins 18. Jahrhundert herein jehr häufige Verbindung
des Schuldienftes mit einem öffentlihen Amt, meift dem Gerichtsfehreiber-
amt; mochte das oft von der Schule abziehen, es hatte doch den Vorteil,
daß der Schulmeifter eine Refpektsperfon im Ort war und daß er eine
beſſere Vorbildung brauchte, was beides auch wieder der Schule zu gut
kam. In älterer Zeit ſcheint im Ansbachſchen eine Verbindung der
Säule mit einem Amt noch eher vorgefommen zu fein.
In Blaufelden berichtet 1623 Schulmeifter Müller, dort feit 1600, feine Bor:
gänger feien auch Dorf» und Gerichtsſchreiber geweſen und haben Geburts: und Lehr:
brieje, Marktrechte, Vormundſchafts- und Heiligenrehnungen zu machen gehabt unb
dataus jährlich über 40 fl. verdient; 1626 berichtet er, während der alte Schultheiß
ibm bie Heifigenrechnungen abgenommen Babe, fo der jehige die Gemeinderechnungen.
1691 erinnerte der Pfarrer von Blaufelden daran, daß dem Schulmeifter das jehr
hinderfame Schultheißenamt abgenommen werde; dasſelbe Amt wurde 1691 aud dem
Schulmeifter von Schmaljelden vom Konfiftorlum abgefprochen, doch ohne daß derſelbe
fofort Folge geleiftet hätte. Jedenfalls von 1749—82 waren die Schulmeiſter von
Blaufelden Bolleinnehmer, was einen jährlichen Nebenverdienit von 100—150 fl. aus
Schmid, Zur Geſchichte bes Vollkoſchulweſens im Kapitel Craileheim. 475
maqhte. Auch in Wiefendad war c. 1700 Schul- und Zoldienft vereinigt. 1760 war
in Goldbad ber Schulmeifter zum großen Schaben der Schule Schultheiß und Wirt.
In Michelbach a. H. verſah 1787 der Schulmeiſter die Heiligenabminiftration beim
Kafenamt Werded für 60 fl. und die Zollerhebung mit einer Einnahme von 10—12 jl.
Ter Schulmeiſter von Roth am See war 1787 Zolleinnehmer, vor 1797 wurde im
aber biefer Dienft abgenommen, wodurch er vieles von feinem Ginfommen verlor.
1797 bejorgte der Schulmeifter von Gründelhardt die Umgelbserpebung.
Abgeſehen von diefen Fällen trieben die Schulmeifter meift
ihr Handwerk oder das Bauerngefhäft um, wenn fie nicht genötigt
waren, im Taglohn zu arbeiten. Im Berihtsformular von 1655 lautete
die 6. Frage: ob und was er für ein Handwerk kann und foldhes neben
feinem Schuldienft ohne Verabſäumung der Schule treibt. Mande ant-
worteten, fie haben ihr Handwerk aufgegeben; die meiften trieben es
aber weiter. Der eine ift Schneider, mas überhaupt ein bei den Schul:
meiftern bes Kapitels ſehr häufig vorfommendes Handwerk ift, der andere
Schuhmacher, ein britter Zeineweber, derjenige von Roßfeld ein Büchfen-
mager u. |. mw. Die Frage nad) der Verfäumung der Schule infolge des
dandwerks wird überall verneinend beantwortet; nur der Pfarrer von
Triensbach berichtete, daß er den Schulmeifter meift über feinem Schuh:
macherhandwerk antreffe, die Knaben und Mägblein ftehen um ihn ber
und fagen ihre Lektionen ber; an ähnlichen Berichten fehlt es auch
fpäter nicht.
Daß ber Betrieb eines Handwerks für einen Schulmeiſter als etwas Normales
angefepen wurde, geht 3. B. aud aus folgendem hervor: in Ellrichehauſen follte 1658
der Pfarrer im Auftrag des Defans die Gemeinde zur Aufbefferung für den Schul:
meiſter bewegen, bamit berfelbe nicht Nahrung halber aufbrechen müffe, was der Herr
ſeeſt nicht wohlgefalle, bei ben Nachbarn eine ſchlechte Ehre fei, aud vor Gott nicht
verantwortet werben könne; bie Bauern beſchloſſen aber einmütig, dem Schulmeifter
nicht mehr als von alter zu geben, obwohl fie mit bemfelben zufrieden wären, wenn
er nur nicht mehr Bejoldung verlangen würbe; nachbem jept dat Schulhaus erbaut
fei, fönne ein Handwerker meben feinem Handwerk die Schule verſehen und durch
beides ſich gut ermähten. Daß das Handwerk den Schulmeiſter über Waſſer Hielt,
wird 5. B. durch den Schulmeiter Klett in Leukershauſen 1747 bezeugt: er iſt zwar im
großer Armut unb mit Schulben beladen gekommen, doch weil er fleihig I mit Wol-
timmen, Kartätſchen umb Spinnen, befindet er fi in befferem Stand; feine in
Leulershauſen befindliche Tochter ift mit Waſchen, Nähen und Spinnen fleigig. Um
dem Schulbienũ zu Ingerepeim bewirbt ſich 1765 einer, ber baneben in Crailsheim
ſdreinern will und 1778 einer, ber in Grailsheim Drudarbeit in der Gottonfabrif
im finden gebeuft. 1797 wirb vom Dekanat und von bem Verwalteramt Goldbach
bejüglich eines Geſuchs des Schulmeiſters von Goldbach um eine Zulage an das Kon-
fihorlum berichtet, dieſes Geſuch fei nicht unbegründet; Bei der gegenwärtigen exceſſiven
Teurung könne ein Mann, ber nod alte Schulden zu zahlen Hat unb nicht wie ber
vorige Schulmeliter eine Profeffion treibt, auch bei ber größten Sparfamfeit mit Weib
und zwei Rindern vom Schuldienft in Goldbach nicht ieben. Aus einem Bericht des
Telans vom Jahr 1800 über fämtliche Schufmeifter geht nicht mit Sicherheit hervor,
176 Hiſtoriſchet Verein für das Württ. Franken,
ob diejenigen unter ihnen, welde gelernte Handwerker finb, und es find bies nicht
wenige, ihr Gewerbe noch ausüben; man meint aber einen Ton bes Bebauerns heraus⸗
zuhören, wenn der Schulmeifter von Ellichshauſen erklärt, er könne feine Büttnere-
profeffion nicht treiben, 1. well bie Sommerſchule gut eingeführt {ft und bie beſte Zeit
wegnimmt, 2, weil er nicht Meifter if umb 3, wenn man eine Profeffion das ganze
Jahr nit treiben Tann, erhält man feine Kundſchaft. Nur einer trieb 1800 jedenfalls
eu Handwerk, der Schulmeifter im Fillal Engelyarbshaufen; es wäre allerdings für
ihm fonft nicht möglich geweien, auszufommen, ba er alt Schulmeifter nichts ale 32 fr.
für ein Kind von ber Winterfhule Hatte und von der Sommerfhule eine geringe
Grasnupung; der Dekan gab ihm 1808 das Zeugnis, er verfiehe feine Eſſe und jeinen
Ambos weit beifer, als ein gutes Schulbuch. Im Bericht von 1808 heißt c8 von dem
Schulmeifter im Filial Helmannehofen: er ſucht duch Fleig und Übung das, was
ihm ale Handwerker abgeht, zu erfegen; nach bemfelßen Bericht befhäftigt fi ber
jährige Chulfandidat Junder, ber an Steile feines alten Vaters die Schule in
Maufelden verfieht, in ben Nebenflunden mit Büchereinbinden und Kladiermachen,
weldes er für fi) gelernt hat; es war dies jedenfalls befier, als wenn vom Schuls
meifter in Hengftfeld zu berichten war, daß feine Neigung zum Schulhalten bei weitem
nicht fo far fei, als bie zu andern Gefhäften, bie bie Sache ber Mläger und Beflagten
betreffen.
Diejenigen Schulmeifter waren jedoch noch gut daran, melde fi
mit einem Handwerk ernähren fonnten. Andere waren, da die Bewirt-
ſchaftung der Schulgüter nehft dem baren Gehalt allein meift zum Unter:
halt nicht ausreichte, falls fie Daneben nicht noch eigene Güter hatten,
zum Taglöhnen ober zur Verrihtung anderer geringer
Dienftleiftungen gezwungen, und zwar dies nicht bloß in der älteren
Zeit. c. 1650 ift von dem Schulmeifter in Gründelharbt erwähnt, daß
er dem Pfarrer Garben einführt und driſcht. 1655 beißt es von dem
Schulmeifter an demfelben Ort: fein Handwerk ift im Sommer das See:
graben und Graben in den Wiefen machen, im Winter die Schule. Der
von Dnolzheim hat 1655 die Pflicht, den Dorfgraben auszufhlagen, er
war alfo eine Art Dorfknecht, wie er fi denn mit dem Dorflnecht-aud
in die Läutgarben zu teilen hatte; ca. 1720 fchrieb das Konfiftorium ans
Kaftenamt und an das Defanatamt: wenn auch dem Schulmeifter nicht
die Läutgarben allein überlaffen werden können, folle man die Gemeinde
durch Zuſpruch dahin disponieren, daß fie den Schulmeifter mwenigftens
von dem onere, den Graben zu machen, befreie. 1754 bat Schufmeifter
Offner von Waldthann um einen befferen Dienft, da er fih in Wald:
thann fo kümmerlich ernähren müffe, daß er und fein Weib den ganzen
Sommer über das Taglohn gearbeitet, nur eben damit fie das I. trodene
Brot erſchwingen Fönnen. 1782 ſchreibt Schulmeifter Ruffner von
Mariälappel, er Habe früher im Taglohn gearbeitet, und 1800 jagt
Schulmeifter Wurzer von Ingersheim, fein Vorgänger habe das Feld
der Gemeinde gehütet, nur um etwas Getreide zu befommen.
SHmid, Zur Geſchichte des Vollsſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 4177
Aber war denn die Befoldung der Schulmeifter fo überaus gering?
Che wir darauf antworten, zunächſt ein Wort über die Beftandteile
der Befoldung. Für die ganze Zeit bie 1810 fegte ſich Die Befoldung
zuſammen aus der Gelbbefoldung, den Güterftüden, den Läutlaiben und
utgarben, dem Trögel, den Accidentien und dem Schulgeld.
Die Zahl der Läutlaibe und Läutgarben, deren Namen ſchon
auf den Zufammenhang dieſes Beſoldungsteils mit dem Mesnereidienft
binweift, war ein für allemal feftgefegt; ihre Abgabe haftete an bes
Rimmten Häufern und Grundftüden. Daß dieſe Bejoldungsleiftung viele
Biderwärtigfeiten mit ſich brachte, läßt ſich denken. Es mag ja ein ver:
einzelter Fall geweſen fein, daß die Frau des Schulmeifters in Alten:
münfter 1754, als fie die Läutgarben auf dem Feld einfammelte, von
dem herrſchaftlichen Zehntfammler, einem Schneider, ebenfo wie ihr
dazugefommener Mann mit argen Schimpfmorten regaliert wurbe, meil
fie nad) der allgemeinen Sitte die Garben nehmen wollte, ehe der Ader
ausgezehntet war, daß bei der Verhandlung darüber vor dem Stadtvogt
von Crailsheim diefer den Schulmeifter duzte, beſchimpfte und dem Zehnt-
fammler erlaubte, den Schulmeifter niederzufhlagen, wenn ihm derfelbe
ein unfhönes Wort gebe. Aber es lag in der Natur der Sade, daß
die Leute diefe Abgabe nicht gern fahen, zumal in einem Jahr mit ge
ringer Ernte. 1800 fohreibt der Schullehrer von Leufershaufen: bei
den Raturalien fieht man ſich genötigt, zu bemerken, daß bei deren Er:
bebung der Schullehrer nicht felten die erniebrigendfte Behandlung und
Außerung von den Landleuten erfahren und erbulden muß und ihm die
ſelben oft elendiglich verfümmert werben. Und mas mag der Schulmeifter
manchmal für Brotlaibe erhalten haben, auch wenn nicht gerade Kriegs:
zeit war wie 1712, in welden Jahr Schulmeifter Jakobi von Mariä-
tappel berichtete: Die Leute behelfen ſich fo genau, daß fie alles ins Mehl
mahlen laſſen, Kugel (Samen der Widen ꝛc.), Ratten (Rattenfraut,
Rüden), Treffts (Treipe), ja auch die Kleien, daß das Brot oft fo ſchwer
wird, daß es einer nicht genießen fann.
Keine angenehmere Befolbungsleiftung mag der Trögel, aud bie
grünen Eier genannt, geweſen fein, darin beftehend, daß der Schulmeifter
um bie Ofterzeit, in einigen Gemeinden außerdem noch im Herbft, in den
einelnen Käufern herumging und in jedem eine Schüſſel vol Mehl, ein
Etid Brot, einige Eier, auch Fleiſch, Flachs und ähnliches in Empfang
nahm. Der ben Trögel einfammelnde Schulmeifter mag oft Gegenftand
des Hohns gemejen fein, wie folder 3. B. dem Schulmeifter von Weit:
gartshaufen ca. 1733 in einem Epottgebicht wiberfuhr:
Württ Bierteljahrsh. f. Landeigeih. R.F. XI. 12
178 Hiſtoriſcher Verein jür dae Württ. Franken.
Ihr Weiber, traget num herbei
Schön Mehl zu einem Haberbrei,
Ein Stüd Fleifh, Brot und zwölf Eier!
Bleibt nur nicht auf der alten Leier!
Bringt, daß man kann zufrieden fein,
Mein Sad ift heuer nicht jo Hein!
Die Accidentien find die Gebühren, welhe dem Schulmeifter
bei kirchlichen Kafualfälen zulamen. Die Höhe derfelben ift natürlich
verſchieden. 1730 betrugen biefe Gebühren in Altenmünſter von einer
Prebigtleihe 30 kr., von einer Lefeleihe 20 fr., von einer Hochzeit, wenn
man in der Fremde (d. h. außerhalb des Dorfs) nicht ladet, 30 fr.,
wenn man in der Fremde ladet, 45 kr., bei einer Kindstaufe von Vater
und Gevatter je 5 fr., von einer Privatlommımion 5 fr. Während die
Leute vielfady an den Gebühren abzubrechen ſuchten und aus jedem Rad):
geben des Schulmeifters einen Präzedenzfal zu machen geneigt waren,
fo waren auf der andern Eeite die Schulmeifter vielfah darauf aus,
die Accidentien zu fteigern, morüber dann wieder von feiten der Ge:
meinden geklagt wurde.
So wurden in dieſer Sache die Behörden vielfah in Anſpruch genommen.
Gine allgemeine Anordnung feitens des Konſiſtoriums erihien 1716, dahingehend, daß
Pfarrer und Schulmeifter in der Forderung ibrer Gebühren bei den Türftigen fi
nicht hart zeigen umb auch den Schein des Geizes vermeiden follen. 1734 erließ das
Konfiftorium ein Hochzeit, Kindtaufen- und Leichenreglement mit ber Tendenz,
das Gebührenweſen einzufchränfen, 3. 8. fol bei Hochzeiten fein Schnupftuch und feine
Vrautfuppe mehr gebracht werden, überhaupt fol dem Aufwand bei dieſen Anläfien
geſteuert werben, infofern Kindsſchenken und Leichentrunfe verboten wurden. Die Auf-
nahme diefer Ordnung erfehen wir z. 8. aus dem Bericht des Pfarramts Waldthann:
Die Regierung muß zur Entfgädigung für den Ausfall den Pfarrern und Scul-
meiftern viele Additionen geben oder es wird mander Schulmeifter ſich entſchuldigt
halten, wann er wie ber biefige (bev ein abgefegter Pfarrer war) ſchändlicherweiſe aufs
Vetteln geht oder fein Weib aufs Betteln fhidt; wie übel es dann mit ber Schul:
jugend ſtehen werde, kann man am handgreiflichſten Hier in Waldthann fehen, wenn
man nur diejenige Jugend, bie Zeit meines Hierfeins aufgewachſen if, ehe der Schul-
meifter fo viel aufs Betten gegangen if, gegen diejenigen eraminieren wirb, bie auf⸗
gewachſen find, feitem er fo viel und lang aufs Betten fi begeben. Das Reglement
wurde 1734 für das Land wieder aufgeboden.
Das Schulgeld war fehr verſchieden: 1655 betrug es im Quartal
in Gründelhardt 3 Bagen, in Crailsheim 12 Kreuzer, in Ingersheim 15,
in Blaufelden 8, in Michelbach a. d.9.7 fr. 2 Pfg., in Schmalfelden 0.
Wie wurde es gehandhabt, wenn die Kinder nicht das ganze Vierteljahr
aushielten? Bon Roth am See wird 1655 beridtet, daß die Eltern
von dem vierteljährlihen Schulgeld fo viel Kreuzer abzichen, fo viel
Wochen die Kinder ausbleiben. Die Dinfelsbühler Unterthanen von
Schmid, Zur Geſchichte bes Volfsihulmejens Im Kapitel Crailsheim. 479
Leukershauſen beklagten fi 1696 in Dinkelsbühl, daß der Schulmeifter
das Schulgeld für das ganze Duartal verlange, aud wenn ein Kind nad)
3—14tägigem Schulbeſuch wegen Schnee, Wind und Regen nicht mehr
in die Schule gehen könne. Umgekehrt beflagen fih die Schulmeifter,
daß die Eltern jeden Anlaß benügen, ihr Kind aus der Schule zu be
halten und demgemäß den Lehrer um feinen Lohn zu verkürzen, z. B. wenn
in der Woche ein Feiertag fei, fo laſſen manche Eltern ihr Kind bie
ganze Woche nicht in die Schule. Sehr häufig ift auch die Klage über
den ſchlechten Eingang bes Schulgelds, daß cs den Sommer fiber tropfen
weiſe einfomme, fo daß man nichts rechtes damit anfangen könne, ja daß
& jahrelang rüdjtändig fei. 1704 traf das Konfiltorium die Anordnung,
dab das Schulgeld für alle, auch für diejenigen, welde nicht fommen,
bezahlt werben müſſe ohne jeglichen Abzug, dab der Defan ſich jährlich
an Dftern eine Lifte der mit dem Schulgeld noch Rückſtändigen vorlegen
laſſen, diefelbe den weltlihen Amtern mitteilen und wenn feine Hilfe
geſchehe, dem Konfiftorium Bericht erftatten ſolle. Co finden fih denn
in den Akten häufig Anordnungen des Konfiftoriums an das Defanatamt
und das Kaftenamt, einem Schulmeifter zur Erlangung des ausftehenden
Schulgelds behilflich zu fein. Bezüglih des Schulgeld der Armen
wurde durch fürftliches Ausfchreiben 1714 angeordnet, daß für fie auf
genugfame Beſcheinung ihres Unvermögens das benötigte Schulgeld aus
den Heiligen oder Gotteshausgefällen gereicht, aber den Schulmeiftern
fein Übermaß hierinnen geftattet fein fol, fondern felbige nad Beſinden
ihres fonft habenden zureihenlichen Einfommens dergleichen arme finder
auch wohl unentgeltlich zun Unterricht anzunehmen verbunden fein follen.
Es war damit eine für die Schulmeifter und für die Armen dankens—
werte Erleichterung geihaffen, von der häufig Gebrauch gemacht wurde.
Nur gab es wiederholt aus dem Grund Schwierigkeiten, daß der Heilige
nicht mehr für arme Schiller auszahlen durfte, als im Etat auögefegt
war; wenn die Zahl der Armen größer war ald angenommen worden,
mußte der Schulmeifter petitionieren, daß die Mehrfoften auf einen
‚anderen Heiligen übernommen werden; wieberholt mußte er z. B. in
Ingersheim aud einfach verzichten, was bei feiner ohnedem kläglichen
Befoldung von ihm als ftarfe Zumutung empfunden werden mußte. Daß
es mit dem Schulgeld noch lange nicht in Ordnung war, zeigt die Klage
des Schulmeifters von Leufershaufen vom Jahr 1800, daß mandje das
Schulgeld 2, 3 Jahre ſchuldig bleiben oder es 5, 6, 10 kreuzerweiſe be:
zahlen.
Wie hoc belief fi nun die Schulmeiftersbefoldung?
Aus dem Jahr 1655 feien folgende Befoldungen angeführt: Ingersheim
4180 Hitorifcher Verein für das Württ, Franken.
22 fl. vom Heiligen, 13 von der Gemeinde, 20 Dinfelgarben, die mit
dem Mesner in Crailsheim zu teilen waren, bazu das Schulgeld von
25—30 Kindern je 15 fr., für Hinausfingen der Leihen 20—24 fr.
Altenmünfter: Geld "/a fl. für Uhrrichten; 24 halb Winter: Halb Sommer-
garben, 24 Laibe Brot, 3 Fuder Herbftfutter, Schulgeld von 8 Kindern
à 15 fr. Roth am See: 40 Laibe, 40 Garben, I Wieslein, Schulgeld.
Triensbach: 2 Wiefen (= 3 fl. W kr.), 4 Klafter Holz, widerruflich
und felbft zu führen (= 1 fl. 4 fr.), vom Amt Lobenhaufen, wohin er
mit dem Pfarrer alle 14 Tage gehen muß, "/z Malter Dinkel (= 48 kr.);
von jedem Bauern zu Triensbah, Erkenbrechtshauſen und Lobenhaufen
eine Dinkelgarbe, zufammen 46 (= 2 fl. 24 fr.), 13 Garben zu Triens-
bad und Erfenbredtshaufen (= 45 kr.), Uhrrichten 1 fl., darf 2 Kühe,
1 Schwein, 4 Schafe auf die Weide treiben, muß aber jährlih 2 fl. ins
Schulhaus verbauen, jomit Reft 6 fl. 21 fr. Am beften mag die Bes
foldung in Schmalfelden und Gerabronn geweſen fein, am erfteren Ort
41 fl, 100 Laibe, 100 Garben, 3 Viertel Äder, 3 Tagwert Wieſen;
am legteren 59/2 fl., 1 Malter Läutkorn, 3 Tagwerk Wiefen, 2'/; Morgen
der.
Schon für jene Zeiten war die Befoldung an der Mehrzahl der
Orte eine Färgliche. Sie mag überall da genügend geweſen fein, wo
der Schulmeifter das für den Hausbedarf nötige Brot, fei es durch die
Erhebung von Läutgarben und Läutlaiben, fei e8 duch die Bebauung
ber eigenen Ader, erhielt, namentlich wo ihm aud) das Schulholz geliefert
murde. Wo er aber Frucht und Holz Faufen mußte, war er übel daran.
Aber das Schlimme war, daß die VBefoldungen auch in der folgenden
Zeit, abgefehen allenfals von der Einführung einer Orgelbefoldung, jo
gut wie feine Erhöhung erfuhren. Wo eine Notlage eintrat,
verwies die Behörde den Betreffenden einfah auf den Weg des Bettelns.
1679 ſchrieb Schulmeifter Ftiedr. Weligang Biber an das Konfiftorium: Durch
eine Vrucheperation fein ihm 30 fl. Unfoften erwachſen, die er nicht bezahlen fönne;
er habe deshalb ben Defan gebeten, es möge ihm ein Kapitel, wenn es in anberen
Defanaten nicht geſchehen könne, einige Vorſteliung vor ben Kirchthüren zugelaffen
werden, damit er don Warmberzigen einige Beiſteuer erlange; ba der Dekan bie ohne
Bewilligung des Konfitoriums nicht erlauben wole, fo wende er fi an dieſes; wenn
feiner Witte nicht Folge gefeiftet werden lönne, fo möge ifm aus jedem Defanat und
Kapitel einige Beiſteuer gereicht werben. Darauf fam der Beſcheld: man läßt in Ber
herzigung vermelter, fonderbar bewegender Urſachen von Konfiftoriuns wegen geiceben,
daß dem bürftigen Supplifanten zum Beſten cine gutthätige Beiſteuer vermittelit Aus«
fegung ber Schüffeln vor den Kirchenthüren im Kapitel Crailsheim erfammelt werde.
1631 erließ das Kouſiſtorium auf den Defanatebericht wegen bes Schulmeifter Schleichers
zu Weitgartebaufen elendem Hauszuſtand bie Verfügung, durch eine ſchriftliche Rekom-
manbation ober wie es am beften fuglich geſchehen kann, dahin zu thin, bak ihm,
Schmid, Zur Geſchichte bes Volkeſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 481
Scleichet, auf den Notjall mit einiger milden Veifteuer von andern chriſtlichen und
guttbätigen Peuten an Hand negangen werben möge.
So waren die Befoldungen 1720 noch ziemlich diefelben
wie 1655, und die Kärglichkeit derfelben machte fih nun vielfach fühl:
bar. Im genannten Jahr giebt der Schulmeifter zu Altenmünfter feine
Gefamtbefoldung einschließlich aller Naturalien an auf 19 fl. 51 Fr.
3’a Pfg. und bemerkt dazu: mit diefem wenigen muß ein Schulmeifter
hier leben; wenn ich nicht Taglohn ſchaffe und das Weberhandwerk mir
wiewohl eine ſehr Heine Beihilf gebe, fo hätte ich mich ſamt den Meini-
gen nicht erhalten Fönnen. In Gründelharbt berechnet fih die Befoldung
1112 auf 81 fl. 45 fr., dafür beläuft fie fi in Leufershaufen nad
Abzug der nötigen Ausgaben für Holz und Beltellung der Felder nur
auf 33 fl. Die Befoldungsfonfignation ergiebt in Mariälappel 1712
52. fl. 17° kr., in Roßfeld 1719 70 fl. 52 fr., in Waldthann 1720
39 fl. 9 kr. und dabei war weder Haus no Holz noch Güter, in
Ziefenbah 1720 74 fl., in Blaufelden 1712 85 fl. Die höchſte Befol-
dung ift diejenige in Schmalfelden, wo fie 1720 169 fl. betrug. Ver—
gleiht man diefe Beſoldungen ımit denjenigen württembergiſcher Schul:
meifter (beifpielsweife feien die Befoldungen einer Anzahl Dorfihulmeifter
der Amter Bradenheim und Güglingen im Jahr 1722 angeführt: Clee
bronn 132 fl., Dürrenzimmern 123, Haufen a. 3. 105, Haberſchlacht 80,
Meimsheim 98, Nordheim 247, Kleingartach 156, Niederhofen 158,
Eibensbach 38, Pfaffenhofen 193, Ochſenbach 78, Häfnerhaslah 42,
Leonbronn 64, Weiler 45), jo fpringt in die Augen, daß diejenigen im
Kapitel Crailsheim im allgemeinen ziemlich ſchlechter waren.
Es wurde nun allerdings für Verbeſſerung des Schulmeifterein-
tommens geforgt, aber feineswegs in burchgreifender und genügender
Weile. Bedürftige Schullehrer murben mit der fogenannten Legatengnabe
bedacht, d. b. einer Zulage von 5—10 fl. jährlich, die vom Konfiftorium
auf Grund einer von Zeit zu Zeit zu erneuernden Bittſchrift bei Wohle
verhalten verliehen wurde. So hat der Schulmeifter von Ellrichshauſen
1730 5 fl. 2egatengeld, um das er immer wieder anhalten muß; das:
ſelbe eingeſchloſſen berechnet ſich feine Befoldung, die in den gleichen
Leitungen wie 1655 befteht, auf 75 fl. 2 kr. Wie unfier diefe Zus
fagen waren, gebt aus einem Erlaß bes Konfiftoriums von 1735 hervor,
daß, weil die Zahl der Teilnehmer an der Konfiftoriallegatengnade fi
durd arme Etudenten und Profelyten vermehrt habe, den Pfartern und
Stulmeiftern an dem ihnen fonft abgereichten quanto etwas becourtiert
werden müfje. Diefe Maßregel wiederholte ſich öfters, fo daß z. B.
1737 und 38 je nur die Hälfte des fonft gereichten Betrags ausbezahlt
182 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
wurde. In einer Verteilungsliſte ohne Datum laufen aus dem Kapitel
Crailsheim 7 Pfarrer, 3 Pfarrwitwen, 1 Pfarrtochter, 8 Schulmeifter,
3 Schulmeiſterswitwen, 1 Schulmeiftersfohn und 1 Konvertit. Die Ge
ſuche um eine Legatengnade gehen durch das ganze 18. Jahrhundert
hindurch.
Eine weitere Beſoldungsverbeſſerung, die freilich ziemlich unwürdig
war, wurde 1739 durch fürſtlichen Spezialbefehl angeordnet; nämlich es
ſollte auf einige Jahre durch Ausſetzen der Schüſſeln in den Kirchen
eine allgemeine Kollekte veranſtaltet werden, aus deren Ertrag,
wenn ein Kapital von 2000 fl. beiſammen iſt, den dürftigen Schul:
meiftern etwas zugelegt werben follte. 1741 wurde ben Defanat für
jeden bebürftigen Schulmeifter im Kapitel fein Anteil an den bisherigen
Kollekten zugeſandt; die Bitte des Defans vom jelben Jahr um Eins
ftellung der Kollefte wurde vom Konfiftorium abgelehnt. Wie lange fie
dauerte, ift aus den Akten nicht zu erkennen; jedenfalls beitand fie noch
1756, denn in diefem Jahr finden ſich Vorichläge des Defans, betreffend
die Verteilung der in diefem Jahr angefallenen Landfchulmeiftersfollefte.
Danebenher geht die Bermilligung von Zulagen teils von der
Herrſchaft, teils aus den verfdiedenen Heiligen, und zwar
beftanden dieſe Zulagen nicht bloß in Geld, fondern nicht felten in Holz
zur Heizung des Schullofals. Diefe Zulagen aus den Heiligen wurden,
wenn der Heilige des Orts fein Geld hatte, auf irgend einen andern
vermöglichen Heiligen angewieſen. Die Gefuhe an das Konfiftorium
oder an die Regierung um folde Zulagen find zahllos; mande Schul=
meifter famen Jahr für Jahr, manchmal wurden fie abgemiefen, manch—
mal glüdte es ihnen aud. Übrigens waren bieje Zulagen meift wider
tuflider Art; wenn der betreffende Heilige, auf den fie angewieſen
waren, erihöpft war, hörten fie einfach auf. Unter Unftänden ver:
mendeten fi) für den betreffenden Schulmeifter die Regierung beim Konz
fütorium, indem fie dasfelbe erſuchte, ihn auf eine einträglidere Schul—
ftelle zu befördern; allein das Konfiftorium fonnte dem oft jahrelang
nicht entſprechen.
Nur Ein Beifpiel von Liefer Zulagenwirtſchaft: 1786 einpfahl der Regierungerat
ben Fulialſchulmeiſter Zimmermann von Ingeroheim um feine auf das bewenlidjite
vorgeftelten Umilände willen dem Konfiitorium zur Beförderung auf eine eintränlihere
Schulſtelle, maßen man ihm die gebetene Zulage (15 fl. ans ber Heiligenadminiftration
in Crailsheim) auf 3 Jahre verwilligt, aber ſahr wünſchen muß, daß der weniı ver»
mögliche Ingerspeimer Heilige von biefer beſchwerlichen Ausgabe in Bälde befreit werde;
1788 ergeht ein abermalige® Erjudyen des Regierungorats an das Konſiſtorium, den
Zimmermann zu befördern, da man bie Abbition (nun 21 fl.) ans dem Heiligen nicht
weiter reichen laſſen Fönne; unterm 10, Dezember 1788 beripten Kaſtenamt und anb-
S hmid, Zur Geſchichte des Bolfefgulwefens im Kapitel Crailheim. 183
kitigenabminiftration, Zimmermann ſei alerbings ein bebauernstwürbiger, armer und
mit vielen Kindern belafteter Mann, aber es fel unmöglid, biefe neuerbings verwilligte
Abdition auezuzahlen, da ber Ingersheimer unb die übrigen Landhelligen des Kaflen-
amts fo ſeht erhauriert felen, daß ber Rechnungsfteller fon 1500 fl. aus bem eigenen
Bermögen Habe vorittcden müffen; man möge biefe Zulage aus einem anderen Heiligen
im Yanb ober aus ben vermöglichen Stabtpflegen ber Stadt Erailehelm anwelfen;
1790 reichte Zimmermann nadeinander 2 Bittfehriften ber flehentlichſten Art ein: feine
Sqchuldherten Haben feine Additions- und Befolbungsbüchlein auf 40 fl. ſchon ſeit einem
Jahr in Händen, er habe nur 10 fl. und feinen Nebenverbienft: es fam darauf ber
veſcheid, er folle ſich gedulden, bis man bei Gelegenheit auf ihn reflektieren wolle;
1794 wirb von der K. preuß. Regierung zu Ansbach 1. Senat bie Witte von Zimmer:
mann um 2 Rlafter Holz abgewieſen, ba der Wald zu ſchenen ſei und er ſchon 27 fl.
Wobirion bekomme, doch fei er im Hinblid auf feinen guten Ruf und jeine Mitleib
verbienende Lage dem Konfiftorium zu einer befferen Verforgung empfohlen worben;
aber es bauerte noch 2 Jahre, bis dieſer Empfehlung entſprechen wurde,
Die verwilligten Zulagen galten in der Regel nur für bie Lebeng-
dauer des Betreffenden; wenn derſelbe ftarb, jo ging ein Nennen um
die freimerdende Zulage an. So bittet Schulmeifter Baumgärtner von
Elrihshaufen 1803, daß die von dem verftorbenen Schufmeifter Albrecht
in Goldbah aus dem Ellrihshaufer Heiligen bisher genofjene jährliche
Zulage von 14 fl. 30 fr. und die ber verwitweten Sculmeifterin
Stadtmüller von Goldbach vermilligten, nun aber heimgefallenen 6 fl.
aus dem Ellrihshaufer Gotteshaus nebft 3 Klafter Holz zur Heizung der
Schulſtube ihm verwilligt werben; auf einem empfehlenden Bericht der
Gotteshausadminiftration an das Konfiftorium werden ihm bie 14 fl. 30 Er.
genehmigt, das übrige nicht, 1805 bittet Baumgärtner um 14 fl. 30 kr.,
welche der frühere Schulmeifter von Onolzheim aus dem Ellrihshaufer Gottes⸗
haus früher als Addition gehaht habe; die Bitte wurde aber abgemiefen.
on 1796 an beriefen fih die Schulmeifter öfters auf eine in
Ausfiht geftelte allgemeine Aufbeſſerung, aber es f&heint, ala ob biejelbe
nicht zu ftande gefommen fei; jedenfalls wird nod 1803 eine Bitte um
eine Unterftügung mit dem Beſcheid abgefertigt: beruht, weil eine
Generalverbefferung im Werk ift. Um die Wende des 18. Jahrhunderts
findet ſich eine neue Kaffe, aus der Unterftügungen bewilligt werden,
die Schulfondstaffe, bezüglich welcher aber dahingeftellt bleiben muß,
ob es ſich bier nicht einfach um einen anderen Namen für bie frühere
Legatengnade handelt. Auch ift jegt üblich, um eine Zulage aus den
Bafaturgefällen der Pfarrftelle des Orts zu bitten. Bon 1804
an finden ſich Bitten um Unterftügung aus dem neueingeridhteten Schul:
verbefierungsfonds, die aber abgemiefen werden, wenn das Ein—
tommen des Bittftelers den zur Norm für Pfarrſchulen angenommenen
Betrag von 120 fl. überfteigt.
4184 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franfen,
Wie hoch beliefen fid am Ende des 18. Jahrhunderts die
Einfommensbeträge einfchließli der verwilligten Zulagen? In den
Akten find 2 Zufammenftellungen, von 1787 und von 1800; beide be
ziehen fih auf das Reineinkommen, alfo abzüglich der Koften für das
Schulholz, für Taglöhne zur Veftelung der Grundftüde und ähnliches ;
die Anfchläge von 1800 fehen mwefentlih höher aus, aber dies fommt
zum geringften Teil auf Rechnung einer Befoldungserhöhung, fondern es
rührt daher, daß die Wohnung mit 10—25 fl. eingerechnet ift, und
namentlich daher, daß infolge der Teuerung die Anfchläge der Brotlaibe
und Garben, die vielfach einen großen Teil der Bejoldung ausmachten,
ſehr hoch waren. Die Zahlen der Zufammenftellung von 1800 find ein=
geflammert. Demgemäß betrug die Befoldung in Crailsheim bei ber’
eriten oder älteren deutſchen Schule 130 fl., bei der zweiten 112 (193),
Filialſchule Ingersheim 63 (96), Altenmünfter 32 (139), Beimbach (198),
Blaufelden 166 (308), Elrihshaufen 125 (146), Gerabronn 143 (215),
Goldbah 111 (176), Gröningen (245 ausfhließlih der Wohnung),
Gründelhardt 88 (114), Hengftfeld (154), Honhardt (280), Filialſchule
Hellmannshofen (72), Filialfhule Oberfpeltah (95), Jagftheim (197),
Reufershaufen 70 (157), Mariäfappel 110 (139), Michelbach a. d. H. 81
(897), Michelbach a. d. 2. (179), Onolzheim 60 (167), Rechenberg (181),
Robfeld 97 (159), Roth am See 91 (150 ausfchließlih der Wohnung),
Satteldorf (140), Schainbach (78), Schmalfelden 137, Tiefenbah 76
(133), Triensbach 65 (97), Waldthann 124 (139), Wallhaufen 72 (85),
Weftgartshaufen 63 (101), Weipertshofen 45 (80), Wiefenbad 150 (260).
Bei den geſchilderten Befoldungsverhältniffen ift es zu begreifen,
daß in den Akten, namentli von Beginn des 18. Jahrhunderts an, viele
Notſchreie zu hören find.
Erbeiternd ift bie Art, wie ber Stabtorganift zu Crailsheim in feiner Befoldungs:
Tonfignation von 1798 bie Unzulänglichteit feines Einkommens darthut. Ex tehnet vor:
Einnahmen:
1. Befoldung (125 fl. aus der Schulpflege, 15 fl. aus dem Stabtärar) 140 fl. — Mr.
2. Addition (12 fl. vom Kaften, 10 von ber Schufpilege, 10 vom Spital) 32, — „
3. Aecidentien von Hochzeiten und Taufen 2 2 22a one. On.
4. Deputate (1 fl. 30 fr. vom Kapitul, 45 fr. die Frau, 2 fl. vom
Gottesfahten) 2 2 0 0 m — 4,1.
5. Martiniweingelb 22 2 Pa
6. Fiſchgelb.. 1.18,
7. Getreide (vom Spital 18 fl, von Kaften 16.30, von der Schul:
pflege BO) 2 nn 40 —
8. Holzz.. 18,30,
9. Grundſtückeee. — —
zuſammen 268 fl. 08 fr.
Schmid, Zur Geſchichte bes Volksſchulweſens im Kapitel Graifspeim 485
Ausgaben:
Frabſtũc, Mittags und Nacteffen für mid, meine Frau und 7 Kinder
ab .. DE een 6s fl. 45 kr.
KU ER RE EEE 18,0,
Liter und Seife. . . . » . vr . 20,—
Kıeibung verſchiedener Art für mid) und meine Familie a 100 —5
Für Arzt, Medizin, Aderlaſſen und Barbiern . 22220. „u.
Für die mn oo .. „-.
An Neujahhe ”
Inszemiin 2 on —
zuſammen
In andern Fällen ſind die Berichte wahrhaft herzzerbrechend.
Der Dekan berichtete mach dem Tod des Schulmeiſters Löſch von Ingerspeim
1778: Tie jungen Eheleute lebten von dem miferabten Ingersheim fo fünımerlid, daß
fie niemalen fi) fatt effen fonnten, und jept, ba der Mann geftorben, Hat bie Witwe
mit ihren Waifen feinen Pfennig Geld, feinen Unterhalt und nicht einmal einen Biffen
Brot im Haus. 1796 bewarben ſich mm deu erledigten Schuldienft in Blaufelben
M Perſonen, die ihr Geſuch faft alle mit großer Not begründeten; in einer biefer
Bittigriften ſteht z. B. um deſto mehr ergehet mein, meiner Gattin und brei Kinder
weinende Stimme, bei ohnehin jegiger und in allen Stüden hart brüdenber Teurung
und bod nicht ganz und völlig verſchmachten zu laffen, fonbern mich unb bie armen
Meinigen, welde mid, täglich, ja Mäylid ums Brot bitten, aber ſolches ihnen mit
Tränen oft ımd öfters verfagen muß, mit dem vafanten Schulbdienft Blaufelden boch
einmal zu beglüdichigen. In Vittfhriften von Bewerbern um die Schulftelle in Alten«
münfter im Jahr 1808 finden ſich folgende Stellen: ein Schulmeifter ſchreibt: ber
armutsvolle Zuftand, darin ich mich mit ben arınen Meinigen jept befinde, iſt fo groß,
daß es einen Stein erbarmen möchte, fintemal id} alles das wenige verfaufen müffen,
den Höchft bebürftigen Unterhalt für Zrau und Kinder zu erlangen; gleichwohl aud)
bis auf diefe Stunde bei Waſſer und Brot faum nod das wenige Leben davon zu
dringen; ba nun der Winter herbeilommt und id; feinen Stecen Holz habe, ob ich
ſchon 1805 ein fönigl. Defret zu 8 Klaftern Holz bekommen, aber nichts erhalte u. |. w.;
ein Kandidat fazt: jümmerli und elend {ft jener mein Zuftand beſonders auch des⸗
wegen, weil ich in tiefer Armut, Geihäftee und Verdienſiloſigkeit meine ſchönſten
Lebenstage feufzenb hinbringen muß. Im einen wahren Abgrund von Jammer läßt
die Bittſchrijt des Schulmeiſterſohns von Golbbad, ber ſelbſt Schulmeiſter in Ingers-
heim war, vom Jahr 1796 bliden: nad bdiefer num ſchon fo fehr oft feblgeſchlagenen
Hoffnung, mit ber meln Vater und bie Seinigen fi mun bald 18 Jahre getröftet,
wo wir fämtlide diefe Bieher verfloffene Zeit immer tm äußerflen Elend ſchwebien,
den bitterficn Hunger erbuldeten, daß mein Vater oft zu matt war, nur eine Betftunde
zu halten; der Mangel bes I. Brots brachte e8 jo weit mit uns, baf wir entweber
Betten oder den Bauern bie Hirfpe hüten müffen, wenn wir nicht verfungern wollten;
gegenwärtig aber fieht es noch viel erbirmlicer bei uns aus, weil wir weder Gelb,
Brot noch Holy haben, auch fein Bett, darin man fih doch mandmal ſchmachtend er:
holen Könnte, wir müffen auf Stroh liegen, wenn wir ruhen und ſchlafen wollen und
mit alten zerriffenen Kleidungsftüden müffen wir uns zubeden, aud find meine Eltern
fo ſehr von Kieidungoſtüden entblögt, daß fie, wie auch noch elliche von meinen Ge:
jqhwiſtern, welge nod nicht im ſiande find, etwas zu verdienen, keinem öffentlichen
186 Hiftorifer Verein für das Württ. Franken.
Gottesdienſt, viel weniger dem 5. Abendmahl mehr beizuwohnen vermögen, wo man
in Betracht einer fo fhauervollen Lage nicht wie ein Menſch nod EHrif, fondern wie
ein Tier Ichen muß; auch if} mein Vater außer mir mit ſechs Iebendigen Kindern ber
laden und 12 find in ber Ewigkeit, alle von einer Frau, welche ſchon viele Jahre krank
und elend auf ben Füßen if, einen ſchon 8 Jahre lang kranken Sohn von 14 Jahren,
num follen wir alle von einem fo geringen Schuldienft Ichen, ber, wenn man auch
alles genau zuſammenrechnet, feine volle 60 fl. beträgt, und dennoch muß cr ſich das
ganze Jahr einzig und allein auf diefen Tienſt verwenden. Doch genug von folden
Schilderungen des Echulmeifterelenbe, fo leicht e8 auch wäre, fie noch zu vermehren.
Daß es ſich dabei nicht um bloße Stilübungen, fondern um wirf-
li vorhandene Notlagen handelt, wurde auch von der Behörde
anerfannt.
Nach der Befegung von Ingersheim 1765 ſchrieb der Dekan ans Konſiſtorium:
es iſt nur gar zu gerwiß, daß cin Menſch, ter fonft feine Hantlerung verſteht und
font nichts als bie Schule Hat, ſich in Ingersheim unmöglich näfren Tann; daher
auch das Laufen, das Betteln und Euppligieren bald angehen wird. 1795 beginnt
ber II. Senat ber Regierung als Konfitortum feinen Vorſchlagebericht über den Schul-
bienft von Goldbah mit den Worten: ber Ertrag bes Tienftes kann weber ale
Belohnung alter würbizer Diener nod als vorzüglice Ermunterung geſchicter junger
Männer angefehen werden, gleichwohl aber einigen fi) in ben traurigften öfonomifhen
Umftänden befindlichen Erpektanten Grleidterung ihres beflagenswürbigen Zuſtands
gervägren. Anlaßlich der Befegung des Schuldienſtes in Blaufelden 1796 Außerte fi
das Konſiſtorium: es Haben ſich fo viele Bewerber gefunten, daß eine Auswahl ſchwer
zu treffen wäre, wenn nicht ein Zeil ſich ſchon fo oft vergebens gemeldet und fo aufe
fallendes Elend für fi anzuführen Hätte, baß ſchon um bes willen auf fie vornehmlich
Růdſicht zu nehmen if, weil fie fpäterhin kaum mehr zu reiten fein möchten; nachdem
das Konfiftorlum feinen Verſchlag über die Befepung der Stelle gemacht Hatte, fügt
es hinzu, ber Sodn des verſtorbenen Schutmeiſters in Blaufelden, für den bejonders
zahlreiche Fürbitten eingelegt worden waren, müffe auf fpätere Verforgung vertröflet
werben, „weldes Iegtere auch dem am Rande ber Verzweiflung ſchwankeuden Schul
meifter Turtur von Hohenberg, der fh gleichfalls um den Tienft zu Blaufelden fo
dringend gemelbet, zu einigem Troſt gereichen könnte, ba er nun auf feinem nur 65 fl.
betragenben höchſt beſchwerlichen Dienſt, nachdem er mehrere Jahre hindurch al das
Seinige zugefeßt, mit Frau und 2 Kindern nad; Erlöſung ſchmachtet, ſeht nute Zeuge
niffe für ſich Hat und im Eramine ziemlich gut beſtanden if.“
Wie ftand es mit der fittlihen Führung der Schulmeifter?
Es kann fih hier natürlich nicht darum handeln, eine Skandalchronik zus
fammenzutragen; die NAften miürden dazu allerdings manchen Stoff
liefern, wie denn auch die Verfegungen und Abfegungen, die zur Strafe
für ſchlechte Aufführung erfolgten, fehr zahlreich waren. Es handelt fi)
vielmehr darum, ein allgemeines Urteil über die Lebensführung der
Schulmeiſter in und außer Dienft zu gewinnen. Tabei ift allerdings zu
beachten, daß in den Aften naturgemäß die Schulmeiſter mit ſchlechter
Aufführung einen breiteren Raum einnahmen als die, welche pflichtgetren
in aller Stille ihren Beruf erfüllten. Auch dadurch darf man fih nicht
SHmid, Zur Geſchichte des Bolfsjhuliwefens im Kapitel Graifsgeim. 187
beeinfluffen laſſen, daß die Pfarrer ſehr häufig darüber Hagen, wie ſauer
ihnen die Schulmeifter das Leben machen; zweifellos gingen die Pfarrer
öfters in ihrem Arger über den Schulmeifter zu weit. So wendet ſich
denn aud das Konfiftorium in einem Erlaß von 1722 an beide Teile,
indem es angefichts der Thatjache, daß „teils Geiftlihe und Schulmeifter
auf dem Land fich nicht miteinander vertragen, diefe jenen ihren gebühren:
den Refpeft nicht geben und daher nicht zu geringer Ärgernis ihrer Ge:
meinden öfters Zänfereien und Verdrießlichkeiten zwifchen ihnen vorgehen”,
einerfeit8 die Schulmeifter zu mehrerem Reſpekt gegen die Pfarrer er—
mahnt, andererjeits den Geiitlihen einfhärft, ſich nicht felbft Satisfaktion
zu verſchaffen, jondern an den Dekan zu berichten, der die Sache
ſchlichten, eventuell an das Konfiftorium berichten folle. Aber es ſcheint
bei aller Vorſicht in der Bildung eines Urteils doch gefagt werden zu
müſſen, daß um die Mitte des 18. Jahıhunderts und unmittelbar nach
derjelben die Aufführung der Schulmeifter in und außer Dienft im al-
gemeinen zu winjhen übrig ließ, es läßt ſich ja auch mohl begreifen,
daß die Not, melde in fo vielen Schulhäufern herrſchte, fein günftiger
Nährboden für die Sittlichfeit war. Während auf dem Fragebogen von
1655 die Frage: ob der Schulmeifter und wie er einen chriftlichen
Bandel führe, von den Schulmeiftern vielfach in treuherziger Weife be—
antwortet wurde: wie ich mein Leben führe, das wird mein Herr Pfarrer
zu beantworten haben, hoffentlich chriſtlich, und während dies in der Regel
vom Pfarrer beftätigt wurde, finden ſich in der zmeiten Hälfte des
18. Jahrhunderts aud in Berichten von weltlichen Beamten, von Kaft-
nern, Wendungen wie die: es ift einer der wenigen pflichttreuen Schul:
meifter. Es ſcheint der damaligen allgemeinen Stimmung entſprochen zu
haben, wenn der Pfarrer von Weitgartshaufen in das dem Defanatamt
vorzulegende Zeugnis über feinen Schulmeifter, wonddh er fi „bei
jeinen Verrichtungen in der Kirche und im Schulhalten, aud in feinem
Leben und Wandel bisher alfo aufgeführt, daß man feine befondere
Klage wider ihn vorbringen kann“, einen Bogen einlegt, in dem er mit
Namensunterſchrift ſchreibt: de ludimagiſtris in pagis et vieis eorumque
pluribus valet illud Epimenidis effatum Tit. 1 12: Kofre; zei Yeiorzı,
zur Brpix, yartöpe; äpyai. Patientia itaque pastori cuidam opus est,
si contentiones cum jisdem evitare velit. Dagegen ift in den Schul:
tabellen von 1808 das Zeugnis über den Mandel in den weitaus meiſten
Fälen ein günſtiges. Es heißt ja wohl ‚von dem einen: könnte mohl
ausfommen, wenn das unmäßige Trinfen nicht wäre und mehr Ordnung
im Haus; bei einem andern: führt feit einigen Jahren einen ordentlichen
Haushalt; bei einem dritten: lebt farg in einer mißvergnügten Ehe; in
188 Hiſteriſchet Verein für das Württ. Franken.
anderen Fällen ift das Zeugnis vorfichtig gefaßt: ift feinem öffentlichen
Lafter ergeben, ober: Lebenswandel bisher unärgerlich; aber bei den
meiften wird gejagt: führt einen guten, anftändigen Lebenswandel; ja bei
einigen heißt es: führt einen mufterhaften, eremplarifhen Wandel, Pfarrer
kann nichts ala Rühmliches von ihm fagen.
Wie wurden die alten Schulmeifter verforgt? Die
Penfionierung, die gewöhnlich für eine Einrichtung erft des 19. Jahr:
hunderts gehalten wird, war im Kapitel, freilih nur in feltenen Fällen,
ſchon in der älteften Zeit üblich, fam aber dann ab. 162% bat der
G1jährige Schulmeifter Müller in Blaufelden um Dienftenthebung gemäß
der neulich ergangenen Verordnung, wonach Perſonen, welche ſich in
Kirchen: und Schulgefhäften viel gebrauchen laffen, fonderlih was über
50 Jahre alt ift, ihres Dienftes erledigt werben; fo habe auch der ge:
weſene Schufmeifter von Gerabronn ein Gnadengeld für fih und die
Seinigen aus dem Heiligen von Schmalfelden erhalten; wenn das nicht
fein könne, fo bitte er um eine befjere Stadtmesnerei, etwa zu Crailsheim
oder Heilsbronn.
1726 ſchrieb Schulmeifter Joh. CHriftopp Hill von Grailspem ans Konſiſtorium,
er ſei nach 18jäpriger Schulthätigkeit Ieptpin wegen Abnahme feiner Kräfte aus dem
Sgyuldient entlaffen und ihm babei vom Rathaͤus cine jährliche Fntihävigung von
34 fl. verwilligt worden, da er aber mit biefer Summe nicht leben fünne, kitte er um
eine Zulage aus den für arme Geiſtliche und Schulmeiſter geordneten Stiftungegeldern;
das Konfiftorium ermiderte, dieſe Gelder gehen nicht nur hart Heraus, fondern langen
aud nirgends mehr zu; bis man Mittel machen fönne, folle das Defanat dom Suppli:
fanten aus ben daſigen piis cassis ad interim nod ein Gulden 5 oder 6 zuwege zu
bringen trachten. Auch folden, vie wider Willen aus dem Schulbienft entlaffen wurden,
wurde ſcheints eine kleine Peufion gereicht; fo lich das Konſiſtorium 1735 dem
Schulmeiſter Cuhn von Trienebach, dent wegen feines zanffüchtizen Naturells der Dienſt
gefünbigt worden, ber aber das Schulhaus nicht verlaffen wollte, eröfinen, er habe bei
Verluſt der noch anzuhoflenden Beförderung und der aus ber Legatenfaffe geuießen-
den Penfion das Schuihaus zu räumen.
Meift aber gefhah die Verforgung der alten Schulmeifter auf
andere Weiſe. Nämlich fie ließen fih, wenn fie den Dienft nit mehr
verjehen konnten, eine jüngere Kraft „adjungieren“ oder „ſub—
ftituieren”. Der Inftanzengang war dabei ber, daß der alte Schul:
meifter mit einer Hußerung des Pfarrers fih an den Dekan wandte, der
den zu Mbjungierenden in den zum Schuldienft nötigen Fertigkeiten
prüfte und darüber ans Konfiftorium berichtete. Ohne das Konſiſtorium
ift eine folde Adjunktion jedenfalls von 1720 an nicht mehr möglich.
3. 8. wollten in Waldtbann 1722 Schulmeifter und Pfarrer eine Ad-
junftion ohne Anfrage in Ansbach haben, weil fie fürdteten, der Be:
treffende möchte als ein Fremder, er war ein Thüringer, verworfen oder
Sqchmid, Zur Gefichte des Volkoſchulweſens im Kapitel Graileheim. 189
ihm mindeftens Diffikultäten gemacht werben; ber Dekan berichtete aber
doh ans. Konfiftorium, das, obmohl es fonft fehr auf die Landes:
angehörigfeit der Schulmeifter ſah, diesmal nichts einzumenden hatte; daß
die Thätigkeit des Defans in einem jolhen Fall keine unentgeltliche war,
geht aus einer Wendung in bem bei diefem Anlaß vom Pfarrer an den
Dekan geichriebenen Brief hervor: für Eurer Ercellenz (dies mar die
tegelmäßige Anrede an den Delan) Mühewaltung habe dem Menfchen
(d. 5. dem in Ausfiht genommenen Subftituten) zu einem Dufaten
Anleitung gegeben; follten aber dero Gebühren ein mehreres ausmaden,
werbe ich fernere Anleitung geben.
Was der Adjunftion eine befondere Bedeutung gab, war, daß fie
meiſt cum spe succedendi geſchah.
Eine folhe Anwartidaft auf den Dienft wurde nur in denjenigen Zeiten nicht
erteilt, in denen feine Erpeftangdefrete gegeben wurben. Tod wurde z. B. dem Sub:
fituten des Schulmeiſters von Ellrichehauſen, es war beiien Sohn, 1721 eröffnet,
man wolle, wenn er ſich, wie ſich's gebührt, aufführe, bei ſich ereignenden Fall auf
ihn jebennodh auf ein oder andere Art reflexion machen; als der Vater 1721 farb,
mußte der Schm aber bod dem von feinem Herrn dem Konfiftorium empfohlenen
Lafaien Heh weichen, doch follte der Witwe zur Konfolation bedeutet werben, daß,
wenn mit dem Heben eine Veränderung jid ergeben würde, ihr Sohn zu felhem
Squldienſt unfehldar angenommen würde.
Bei ſolchen Adjunftionen cum spe succedendi fuchte der Schul:
meifter womöglid einen Sohn oder eine Tochter zuverforgen. Tie
Abſicht, die Schulſtelle als Mittel zu benügen, um für die Tochter einen
Mann zu befommen, wurde der Natürlichkeit jener Zeit entſprechend ganz
often ausgeiproden. Allerdings als 1716 Schulmeifter Jakobi von
Mariäkappel geradezu um ein Defret bat, daß derjenige, welder feine
Tochter heirate, feine Stelle nad) feinem Tod erhulte, würdigte das
Konfiftorium diefe Unverfrorenheit feiner Antwort, aber als fi dann
ein Bewerber für die Tochter fand, der die nötigen Schulmeiftersquali-
täten bejaß, hatte die Aojunftion des Betreffenden unter der Verficherung,
daß bei Wohlverhalten nad) dem Tod des Schulmeiſters auf ihn Bedacht
genommen werben folle, feinen Anftand. Meift war in einem ſolchen
Fall die Verlobung mit der Schulmeifterstochter nur eine bebingte, d. h.
nur gültig für den Fall, daß der Vetreffende mit der Ausſicht auf die
Nachfolge fubftituiert wurde. Die Gehaltsverhältnifie der cum spe
succedendi Adjungierten waren verfchieden.
1752 ſchreibt der Schulmeiſter von Goldbach in ſelner Bitte um Abjunftion
des Schultandidaten Stabtmüller, ber feine Tochter heiraten will, berfelbe wolle von
feinem Ginfommen nichts verlangen, ſondern ſich von feiner Schneiderei ernähren,
1731 will in Altenmünfter, ale Schulmeifter Vogel wegen Gebrechlichteit feinen Tienſt
nicht mehr verjehen, wegen feines geringen Einkommens aber feinen Subftituten Halten
190 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Kranken.
Tann, ber Heiligenbauer Hegel, der mit Vogel in feinerlei Berwandiſchaftsverhaͤltnis
ſteht, die Sublevation gratis übernehmen gegen ein Erpektanzdekret; 1732 fordert ber
selbe aber doch die Halbe Befoldung. 1705 ſchloß Schulmeifter Kern in Tiefenbach
mit feinem ihm ſubſtituierten Schwiegerſohn Rummetſch einen Vertrag. wonach er
demſelben gegen Verrichtung aller Obliegenheiten, abgeſehen derjenigen, welche der
Schulmeiſter jelbſt zu thun willens uud im ſtand if, neben Kon und Wohnung
die Hälfte bes Schulgelds und der Necidentien giebt, bod muß ber Subſtitut aud am
Squlpolz die Hälfte bezahlen.
Neben der Adjunktion war no ein anderer Modus der Erleichte-
zung alter Schulmeifter üblich, nämlich die förmlidhe Abtretung des
Dienftes an einen andern unter gewiſſen Vorbehalten. Cs mar dies
für den alten Schulmeifter eine größere Entlaftung, namentlih wenn, wie
der Terminus lautete, feine „Baufälligkeit” zugenommen hatte, anderers
feits bot es auch für den jungen Schulmeiiter eine größere Sicherheit,
wie denn dieſe Abtretung häufig an den zuvor Abjungierten geihab,
obmohl dies nicht immer der Fall war. Die Abtretung fam auf diejelbe
Weiſe wie die Adjunktion zu fand. Das Konliftorium verlangte aber
in einem folhen Fal die Vorlage eines feiner Ratififation unterliegenden
Vertrags darüber, in welcher Weife die Einkünfte zwiſchen dem alten und
dem neuen Schulmeifter geteilt werden. Meiftens behielt ſich der alte
Schulmeifter auf feine Lebenszeit außer der Wohnung im Schulhaus die
Hälfte der Befoldung vor, nach feinem Tod follte no "ix der Befoldung
feiner Witwe auf Lebenszeit gereicht werden; häufig war die Klauſel auf:
genommen, daß, falls der neue Schulmeifter vor dem alten fterbe, der
Dienft wieder an den legteren zurüdfalle.
Die Motive, bie für die Behörde bei der Einwilligung in jolde Abtretungen
beftimmend gewefen fein mögen, gehen am beiten aus dem Begleitſchreiben det Defans
von 1796 zu einer Bitte um Abtretung bes Elrihehaufer Schuldienſtes an ben
Schwiegerſohn des feitherigen Schulmeifters Hervor: bisher haben die Schulmeifler auf
geringen Dienſten ohne ſonderliche Schwierigkeit dieſe Gnade erhalten um des Beften
der Schulen willen; denn ein alter Schulmeiſter auf einem geringen Dienft kann ſich
feinen Zofaten halten; abfegen kann man ihn nicht, weil das rühmliche Alter Feine
Strafe, fondern Wohlthat und Gnade; aljo wird ſich der Greis fortſchleppen und bie
Schule wird barunter 6-8 Jahre leiden; wird ihm erlaubt, feinen Dienft einem
andern mit ber Konbition ber Verſorgung eines Kinds abzutreten, fo kann er einen
Menfhen befommen, ber etwas Bermögen hat, ber aud mit allem vorliebnehmen
wird, weil er ber Familie einverleibt wird und bie Schule wird ſchadlos gehalten
werben; nicht zu gebenfen, daß es eine billige Gnade fein wird, wenn einem ſolchen
Greifen, der zu Feiner befferen Beförderung Hat gelangen können und beffen faute und
mühfelige Arbeit gewiß nicht Halb belohnt worden if, am Abend feiner Wallfahrt ein
ſolches erfreuliche Äquivalent abgereicht werden möchte.
Aber freilih, die Sache hatte auch eine andere Ceite: nicht nur
waren für einen folden, der nicht der einzige Sohn eines Schulmeifters
war und nit Schwiegerjohn eines Echulmeifters werden wollte, die Ge—
Schmid, Zur Geſchichte bes Volksſchulweſens im Kapitel Graitsgelm. 191
legenheiten der Anftelung infolge der Adjunktionen und Abtretungen
ziemlich verringert, fondern es mußten nunmehr von der ohnedies geringen
Sculbefoldung zwei Familien leben, und zwar dauerte dies oft 10 bis "
20 Jahre. So fingen denn oft unmittelbar nad) der Abtretung ber alte
und der neue Schulmeifter an, jeder für ſich durch vielfaches Petitionieren
allerlei Zulagen herauszufchlagen. Die Unzulänglidfeit des Einkommens
für zwei Familien machte ſich um fo fühlbarer, als allmählich Grundſatz
wurde, daß dad Konfiftorium im Interefje der älteren Schulmeifter, die
auf Beförderung auf einen befjeren Dienft hofften, die Erlaubnis zur
Abtretung nur für Schuldienfte mit geringem Gehalt gab. So bat
Schulmeifter Junker von Blaufelden von 1803 an jährlih um Erlaubnis
zur Abtretung feines Dienftes an feinen Sohn, die aber regelmäßig ver
fagt wurde, weil Blaufelden zu den einträglicheren Dienften gehöre.
Andererjeits wurde 1804 die Bitte des Schulmeifters in Leufershaufen
um Abtretung feines Schuldienftes an feinen Enkel abgewiefen, weil der
Ertrag der Stelle fo gering fei, daß er nicht unter zwei geteilt werben
fönne; 1805 wurde aber doch die Abtretung bes Dienftes an feinen
Abjährigen Sohn erlaubt, aber unter ber Bedingung, daß der alte
Schulmeiſter fi verpflichte, das Konfiitorium nicht mit Bitten um Zulagen
oder Unterftügungen zu beftürmen. Erwähnenswert ift no, daß 1806
vom Konfiftorium dem Stadtorganiften in Crailsheim erflärt wurde, daß
Dienftabtretungen und befonders ſolche, welche unter der erklärten Motive
der Verſorgung einer Tochter gefucht werben, durchaus nicht ftattfinden;
die Etelle wurde aber doch dem Sohn des bisherigen Organiften ver:
lieben.
Wie fand es mit der Fürforge für Schulmeifterwitwen?
Die Regel war, daß ihnen nad dem Tob ihres Mannes der halbjährige
Nachſitz verwilligt wurde, während deffen fie die Einkünfte der Echule
weiterbezogen unter der Verpflihtung, die Schule auf ihre Koften durch
einen Lokaten, einen Hilfslehrer, verjehen zu laſſen. In ben Zeiten, in
melden es ſommers feine Schule und alfo auch fein Schulgeld gab,
wurde, wenn ber ganze Nachſitz in die Sommerſchule gefallen wäre, ber
jelbe vielfah um ein Vierteljahr verlängert.
Außer dem Nachſitz gab es aber noch manche Vergünftigungen für
die Witwen; doch fheint es dabei auf gute Empfehlungen angefommen
zu fein; jo ift jedenfalls eine Bemerkung im Brief des Pfarrers von
Blaufelden an den Defan nah dem Tod des Schulmeifters Supf im
Jahr 1782 zu verftehen: sub rosa, follte wohl der Witwe nicht geraten
und geholfen werden können? an anfehnlichen Touceurs follte es nicht
fehlen, wofür ich faviere. Wie für die Schulmeifter, jo waren aud für
192 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
die Schulmeifterswitwen Beiträge aus der Legatenfafle, auch aus den
Heiligen zu erlangen. Außerdem follte 1735 auf fürftlihen Befehl ana-
log ber feit 1702 beftehenden Pfarrwitwenkaſſe eine Schulmeifterswitwen-
kaſſe gegründet werben, doch weigerten fich die meiften Schulmeifter, etwas
zu berfelben beizutragen, fo daß das Konfiftorium ben Defanen auftrug,
den Schulmeiftern zu bedeuten, daß bei An- und Einrichtung der Kaſſe
lediglich derjenigen Schulmeifter hinterlaffende Witwen und Waifen fi
daran eines Anteils zu gaubieren haben ſollen, weldye nad; Proportion ihres
Einkommens ſich zu einen jährlichen freiwilligen Beitrag verftehen; damit
aber die fürftlihe Sutention um fo fügliher und ohne weitere ohnehin
unſtatthafte Einwendung errichtet werben möge, fo wird bei künftig fi
ereignenden Veränderungen mit den Schuldienften jedesmalen bei Erteilung
des decreti zum Behuf der Anrichtung der Witwenkaſſe ein dem Schul
dienft proportioniertes Quantum von 1, 1'/.—2 fl. von dem defignierten
Schulmeiſter abgefordert werden. Bon mehreren Schulmeiftern des
Kapitels wird nun berichtet, daß fie jährlih 30 fr. zu diefer Kaffe zu
liefern verfprohen haben. Doch muß noch 1739 die Einrichtung einer
Schulmeiſterswitwenkaſſe, die bis dahin unterblieben war, vom Kon:
fiftorium eingeſchärft werden; dagegen findet fih ein Schriftſtück
vom Jahr 1753, wonad die Vorſchläge des Defans, betreffend die Ber:
teilung der Schulmeifterswitwenfteuer genehmigt worden. Wie fchon
erwähnt, wurde öfters, wo der Schuldienft noch zu Lebzeiten des Schul:
meifters einem Cohn ober Schwiegerfohn übertragen worden mar, bie
Zahlung einer jährlihen Summe an die Witwe ausbedungen. In andern
Fällen wurde beim Tod eines Schulmeifters darum nachgeſucht, daß „zur
Gonfolierung der Witwe” der Dienſt dem Sohn übertragen werde. So
wurde aus diefem Grund 5. B. der Sohn des F Schulmeiſters Müler
in Blaufelden 1699 zwar nicht in Blaufelden felbft, aber in Untermichel⸗
bad angeftelt. Ja es fommt vor, daß der Dienft der Witwe felbit
überlaffen wird, nicht damit fie ihn felbft verfieht, jondern damit fie ihn
verjehen läßt und den Nuten davon hat. 1787 berichten Bürgermeifter
und Rat von Crailsheim über Schulmeifter Cranz dafelbft, daß er ſchon
mit 14 Jahren auf frühzeitiges Abfterben feines Vaters zur Ronfolation
feiner mit vielen Kindern beladenen Mutter diefer im Schuldieuft adjun-
giert wurde und ihr darin bis zu ihrem Tod hilfreiche Hand leiftete.
Allerdings 1795 wird das Gefud der Schulmeiſterswitwe Stabtmüller in
Goldbach, daß fie um ihrer Bedrängnis willen den ohnedies geringen
Schuldienst zur Unterftügung und Erziehung ihrer Kinder auf fernere
Zeiten behalten dürfe, als unftatthaft abgewiefen. In andern Fällen,
in denen die Vitte um Überlaſſung des Schuldienſtes an die Witwe vor-
Schmid, Zur Geſchichte des Volkoſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 198
getragen wird, wird offen ausgeſprochen, daß fie fi einen Mann zur
Verſehung des Dienftes ſuchen wolle.
1742 berichtet der Tefan am das Konfiftorium, bie Witwe des Schufimeifters
Fürft in Ingersheim bitte, der Dienſt möge fo lang nicht vergeben werden, bis ſich
eine anſtändige Perfon gefunden, welche eine Heirat mit ihr nicht ausfhlage; bie Ger
meinde unterflügte dieſe Witte und führte aud zur Yegründung an, der verflorbene
Säulmcifter Habe cin Gütlein gefaujt, welches nur mit Schaben verfauft werben
tennte; bagegen ein Bewerber um bie Etelle, der die Witwe damit abzufinden bereit
iR, daß er ihr 10 fl. jährlich glebt und ihren Sohn im Schulweſen unterrichtet, führt
aus, auf eine Heirat fönne die Witte nicht hoffen, weil ihr Gutlein durch den Todes:
jal emerviert fei und alſo ein lediger Menfch mit Geld fich nicht leicht finden werbe,
welchet eine Witwe mit 3 Kindern heirate, eine Marlage ohne Geld fei aber für fie
mit rättich. Bon ganz merfwürdiger Art iR folgender Fal: 1749 richtete eine Schuls
Iegrersteittwe von Lepengütingen bireft an ben Martgrafen eine Bittfehrift des Inhalte,
ie fei vom Markgrafen bei ihres Mannes Tod eines anderweitigen Schulbienftes bei
einem fünjtigen Anſtand verfihert worden, fie habe fih nun mit dem Schulmeiſters-
ſohn Schlichting verlobt und flehe den Markyrafen demnach um den bermalen vafanten
Sgubienft zu Elltichchauſen an; auf Befehl des Geheimen Hoftats an das Kon ⸗
Äorium (Schlichting war Lakai bei einem Geheimerat, feine Braut Magd bei einem
Hofe und Ronfiftorialrat) wurde dem Schulmeiſter Schlihting die Stelle in Ellichs-
bauen trog des fehärfitien Proteſts der Gemeinde übertragen. Noch 1800 famen jolhe
Geſuche von Witwen vor, welche ſich auf den Tienf wieder verheiraten wollten. Ein
derartiges Geſuch ber Schulmeijtertwittwe Rudershauſer von Altenmünfter im Jahr 1800
wurde zuerft abgefchlagen; als fie dann ben emeritierten Schulmeifter Haugf gefunden
Satte, der fie heicaten wollte, und als derſelbe benigemäß „aus Gründen bes Mitleids
und Grbarmens für bie verlaffene Rudershaufer Familie“ um den Dienſt bat, wurde
ihm derſelbe übertragen; doch bemerkte ber betrefiende Referent im Konfifterium auss
drüdtich, im Anfellungedefret fole auf feine Heiratserklärung fein Bezug genommen
werden; als Schulmeiſter Haugf daun um Nachlaß der Auftelungsfporteln bat, da er
nur aus Mitleid mit ber armen Familie um die Stelle gebeten habe, wurbe ihm bers
ſelbe gewährt; übrigens ſcheinen weber Hangt mod bie Witwe mit ber Heirat ihr
Glüd gemacht zu haben, wenigftens geht bald nach der Heirat das mit Äußerfter Ber
drãngnis motivierte übliche Bitten um allerlei Zulagen an.
II. Aus dem Betrieb des Schulunterrichts.
Was zunädft die Stätten bes Schulunterrihts, die Schulhäuſer,
anbelangt, fo findet ſich darüber nur eine Anzahl einzelner Notizen und
Diejenigen Nachrichten, welche bie ausführlichſten find, die über das Schul:
haus in Triensbach, erweden fein günftiges Vorurteil.
1621 berichtete ber Pfarrer an den Dekan, er habe nach dem Tob des bleherigen
Mesners bie Kirchenſchlüſſel und bie Verrichtung bes Mesneramts dem Schwager bes
dioberigen Mesners, welher ihm wie fonft feiner im Singen Peiftand leiſten könne,
bio auf Ratififation durch dem Defan, Erbauung eines Schulhauſes und Annahme
eines beſonderen Mesners übergeben; er habe gemeint, die Bauern, welche jährlich eine
fo große Summe verzehren und im jüngft vergangenen Neujabr wicberum bei 50 il.
Sortt. Bierteljahröp. f. Landedgeſch. R. 5. XI. 13
194 Hiſtoriſcher Verein jür da6 Württ, Franken.
verfoffen, follen ein Schulhaus, weil fie Holy genug Haben, erbauen, aber fie find ſolch
grobe, Hartnädige, unverflänbige Leut, bergleihen in vielen Meilen nicht zu finden.
16% ift nod fein Schulhaus vorhanden, Schulmeliter Georg Trump wohnt mit
14 andern Perfonen, die 3 Familien angehören, in Einer Stube und mu; dafür 5 fl.
Hauszins zahlen; es kommen beshalb nicht über bie 30 Schüler und aud dieſe kann
er wegen Enge des Raums nicht rede üben im Schreiben, Beten und Singen. 1627
wurbe das erſte Schulhaus „oder Strohhütte“ gebaut; ber Schufmeifter follte dasjelbe
aber nicht unentgeltlich bewohnen bürfen, fondern bie Gemeinde forberte von ihm, vom
Amtsſchreiber zu Lobenhanſen dazu angeflifte, 2 fl. Hauszine; Schulmeiſter Trump
berichtete darüber 1640, er habe dagegen protefliert, ba er vorher viel Hauszins habe
zahlen müffen und auch 8%, fl. ins Schulhaus hineingebaut Habe; aber weil nun das
Dad) böfe fei, wollen fie e8 nur unter ber Bedingung fliden, daß er 2 fl. Hauszins
gebe; er bitte bamit verfchont zu werben, ba er in ber böfen Zeit das Seinige eine
gebüßt habe und es auch etliche Schulmeiſter im Kapitel gebe, bie keinen Hauszins
zahlen. Nach bem Bericht von 1655 Hatte der Schulmeifter bie Auflage, jäprlih 2 fl.
ins Schulhaus zu verbauen. Damit ſcheint es aber nicht allzu genau genommen
worden zu fein, icbenfalls fiel ba6 Haus 1690 „wegen Mangel ber Erhaltung” ein;
im felben Jahr wurde es „abermal gar liederlich mit 100 fl. erbaut, fo daß es ben
damalen Schulmeifter, Friedrich Krafft Plank, einen Tuchtnappen und Soldaten von
Sindringen, ber 1727 zu feiner Tochter Kantorin nad) Kirchberg jog, kaum ausgehalten.”
1731 war ein neues Schulhaus nötig unb zwar erbaute ber Pfarrer, wie er wieberholt
berichtet, dasfelbe mehrenteils de propriis in der Hoffnung, einen frommen, tüchtigen
Syulmeifter in fein neues Schuihaus zu befommen. Diele Hoffnung ging freilich,
mit in Erfüllung; der Pfarrer kiagt Häufig Über ben neuen Sculmeiter als über
einen Peruquenhans, ber bie Schule unfleißtg Halte, in ben Wirtshäufern herumlaufe
und ble Kinder mit unanſtändigen Worten und Gäjlägen zur Ungeit traftiere; ber
Schulmeiſter umgefehrt beſchwerte ſich barüber, daß faſt feine Prebigt verbracht werde,
darin nicht feiner gedacht und all fein Thun und Laſſen aufs ärgſte ausgelegt werde.
As diefer Schulmeifter 1735 Taffiert unb ein neuer an feine Stele gefommen war,
findet ſich der Pfarrer wieder veranlapt, zu Mlagen, es feine, als habe er das Gelb,
das er wegen bes ſchönen Gottesbienftes und fünftigen Pfarrwitwenftübleins in das
Sqchulbaus Hineingeftedt, fa vergeblich angewendet, weil der Schulmeifter aus Un:
wiſfenheit der Noten bie Orgel nicht wohl und anmutig fplelen Yönne.
In Atenmünfter wurbe 1652 das erfte Schulhaus erbaut, in Onolzheim 1658.
1653 erging ein Erlaß bes Konfifloriums, daß zur Muferbauung der im SOjäprigen
Krieg auf bie 20 verwüfteten, verbrannten und ruinterten Kirchen, auch Pfarr und
Säulßäufer tm Fürſtentum eine Kollelte gefammelt werben fole, ba weber ber Fürt
noch bie geſchwächten Heiligen bie Baufoften übernehmen können. Nach ben Berichten
von 1665 gehörte das Schulhaus in Reufershaufen dem Spital in Dinteldbühl; tn
Waldthann war nod Fein Schulhaus, wie bort auch noch 1720 ber Schulmeifter im
eigenen Haufe wohnte. 1657 wurbe in Ellrichshauſen das erſte Schulhaus gebaut;
bie Neidenfelsſchen Unterthanen beſchwerten ſich babel, daß der Bau mit Gewalt, auch
unter Bebrohung mit der Grfommunifation ins Wert geſebt werbe, worauf ihre Vor.
münder an ben Pfarrer fchrieben, fie wollen ihre Umerthanen nicht von freiwilligen
Beiſteuern abhalten, aber fie bitten, „mit angefangener unveranhvortliger Erfommunis
tatlon bie armen Untertanen nicht länger zu beſchweren“; baraufpin erflärte ber
Piarrer biefe Bewerben für lügneriſch; bie Neidenfelsſchen Untertanen Haben zu dem
auf hetrrſchaftlichen Befehl unternommenen Bau zuerft Beifteuer verfproden, feien aber
Sämid, Zur Geſchichte bes Volkeſchulweſens im Kapitel Cralleheim. 495
jet wiberfpenflig; nicht der Pfarrer, fondern „fie ſelbſt erfommunigieren fi mit ihrer
beharrlichen Boshelt“. Auch biefes Schulhaus war nicht dauerhaft; 1705 ſchrieb ber
Pfarter an ben Delan, das Schulhaus werde je länger je mehr baufällig, fo baf ber
Schulmeiſter nähften Winter nicht darin wohnen, geſchweige Schule halten könne; ber
Herr Oberamtmann habe fon zweimal einen Neubau befohlen, aber das werde micht
Teipeftiert; ber Dekan möge beim Amtsſchreiber intercebieren, bamit berfelbe bem Befehl
des Oberamtmanns gemäß mit bem Bau beginne. uf die Bitte wegen Erbauung
eines Schulhauſes in Tiefenbach (nach ber Oberamtsbeſchreibung ©. 454 hanbelte e6
Th um ein neues an Stelle des bisherigen) wurde 1691 vom Konſiſtorium bewilligt,
daß im der Stabt Crailsheim mit oberamtliher Genehmigung eine Hausfollekte, auf
den Dörfern eine Kollefte mit Auffegung der Schüffeln vor ben Kirchthüren veranftaltet
werde; bie Zimmermannsregmung bei bem Schulpausbau belief fid auf 86 fl., bie
Raurersrechnung auf 46 fl. In eipertöhofen wurbe bei der Errichtung der Schul:
Aelle 1729 auch ein Schulhaus erbaut, und zwar meinte ber Pfarrer, basielbe werde
am beten bloß aus Weſtgartshauſener Helligengeldern erbaut, damit bie aus vers
fbiebener Herrſchaften Untertfanen unb aus zweieriei Religionsverwanbten beflehende
Gemeinde feinen Anſpruch an ben Schulmeifter machen fönne; ſchon 1578 war ber
Gemeinde dort erlaubt worden, ein Mesnerhaus zu bauen. 1751 wurbe in Marlä-
tappel ein Schulhaus gebaut, wo nad ber Oberamtsbeſchreibung ſchon 1590 das erfie
Sqhulhaus erftellt worben war. Vom Hof, Regierungs- und Juſtizrat wurbe auf den
Berlät des Raftenamts und ber Zanbheiligenabminiftration Crailsheim 1782 „zur Res
folution angefügt, ba man zur Erweiterung ber Schulſtube in Ingersheim bie Er-
faubnis erteilen wolle“. In Blaufelden wurbe 1780 an Stelle des „auf ben Einſturz
geſtandenen Schulhauſes“ ein neues aufgerichtet; während bisher Kaplan und Schul:
meifter eine gemelnfame „Unterweifungefiube“ gehabt hatten, befam nun jeder eine
beſondere Schulftube.
Daß auch um die Wende bes 18. Jahrhunderts die Schulckumlichfeiten noch
viel zu wũnſchen übrig ließen, zeigt ber Bericht eines Bewerbers um bie 1801 erlebigte
Echniſtelle in Goldbach; er ſchreibt von feinem Schulhaus, das allerbings nicht im
Kapitel Crailsheim war, es fei „ſehr durchſichtig; regnet es, fo kann id im Zimmer
nicht bleiben; Hat es geregnet, fo kann ich nicht zum Haus hinaus, fondern muß zum
heimlichen Gemad auf einer Leiter Hinunterfteigen unb darüber noch Spott leiden“.
Über die Sgulgäufer im Kapitel, wenige ausgenommen, Haben wir in den Schultabellen
von 1808 kurze Notizen. Das ſchlechteſte Zeugnis befommt Roth am See: das Schuls
Haus fönnte nicht ſchiechter fein; bie Schulftube iſt 18° lang, 14° Breit (bei 109 Schülern
{m Binter und 50-60 im Sommer); höchſt nachteilig für den Unterricht und bie
Sehmbheit, da die Hälfte der Rinder chen muß. Nicht viel beffer kommt Ingershelm
weg: bie Wohnung ift fehr ſchlecht, auf bie Filialtirche gebaut mit einer Hohen Stiege
von 19 Treppen; überhaupt ift es gar feine Wohnung für einen Lehrer. Bon Jagſt⸗
beim Heißt es: das Schulhaus iſt ein altes baufälliges Gebäude, zwar vor einigen
Jahren repariert, aber finfter und für bie vielen Kinder zu eng; von Hellmannshofen:
dee Schulhaus iſt ſchlecht und zuglei bie Wohnung des Biehfirten; von Gerabronn:
das Echuthaus wird jährlich Baufälliger, bie Schulftube iR Klein und finſter; von Golds
bad: wird immer ſchlechter; von Hengſtfeld: Schulftube groß und hell, Schulmeifter
Hat aber für fi) nicht viel Gelaß, fängt an, fehr baufällig zu werden; von Sqhainbach:
E4ulwohnung ein altes, erbärmliches Haus; von Dberfpeltadh: alt und fehr enge;
von Onolzheim: wenn alle fommen, iſt das Haus fehr eng und Mein; von Satteldorf.
alt, zu wenig Raum; von Wallpaufen: alt, ohne beſondere Schuiſtube, bie ganze
196 Hiforifher Verein für das Württ. Franken.
Stube iſt durch einen Verſchlag für Lehrer und Kinder abgeteilt; von Tiefenbach: eine
nene Schulſtube erbaut, Schulmeifter hat eine Bettftatt in derſelben, ißt in berfelben
und feine Frau Hält ſich während der Schule drinnen auf, cbwohl eine befondere
Wohnſtube vorhanden, nad; dem Verbot des Pfarrers wirb nicht gefrant. Andere
Sculhäufer, wie diejenigen in Rechenberg, Roffeld, Waldihann, Michelbach a. d. 2.
(die Bemerlung: oft fanden bie Kinder den Schulmeifter mit einer Pfeife Tabat im
Bett, weißt aud) hier darauf Hin, daß der Schulmeifter in der Schulſtube ſchlief). Hon⸗
bardt, Gröningen, Grünbelharbt, Ellrichchauſen (1806 neuerbaut), Amlisgagen und
Atenmünfter werden als qut und hinreichend geräumig bezeichnet; doch muß auch bet
folgen Eulen, die fonit ein gutes Zeugnis befommen, hie und da eine Einfcpränfung
gemacht werben; bei Mariäfappel: Schulhaus in gutem Stand, Schulſtube Hein; ebenſo
bei Horubern. Blaufelden Sefommt das Lob: Schulhaus fehr nut, und Leukershauſen:
recht gut eingerichtet, es giebt nicht jo viele, bie fo bequem wären als das hieñige.
Eine anſchnliche Reparatur, für welhe bie Koſteuvoranſchläge ſchon eingereicht find, ere
wartet Michelbach a. d. H.
Während welder Zeit im Jahr wurde die Schule ge-
halten? Die öfters gemachte Bemerkung, daß mande Schulen im An:
fang des 17. Jahrhunderts auf einer höheren Stufe als fpäter ftanden,
wieberholt ſich auch hier. In Blaufelden klagt 1604 Schulmeifter Müller,
daß der Kaplan, der vor allem Lehrer war, manchmal und zumal im
Sommer in 8 Tagen nie in die Schule komme, fo daß alles an ihm
hänge; es muß damals überhaupt in Blaufelden eine fattlihe Schule
gewejen fein, im Winter 1603/04 waren es 108 Schüler. 1656 war
dort die Sommerſchule abgelommen, wenn damals aud noch die Pflicht,
ſolche zu halten, für den Lehrer beftand; nämlich als der Pfarrer von
einigen Leuten der Gemeinde interpelliert wurde, warum er den Beginn
der Schule erft an Martini ftatt an Michaelis verfündigt habe, antwortete
er, das Schulhaus ftehe das ganze Jahr offen, der Schulmeifter müfle
das ganze Jahr Schule Halten. 1691 fuchte ein Pfarrer in Blaufelden
es dahin zu bringen, daß die Schule „wie anderer Orten” das ganze
Jahr gehalten werde; zu dieſem Eifer hatte ihn offenbar die Leftüre von
Luthers Schriften gebracht; werigftens jagt er: das Werk, chriſtliche
Schulen aufzurichten, zu veformieren und zu erhalten, ift ein fo hohes
und wichtiges Thun, daß man unferes feligen Kirchenvaters Lutheri aus:
gegangene Erinnerung und Erklärung ohne Erftaunen und Entfegen nicht
Iefen kann. In Onolzheim ſuchte man 1650 mwenigftens einen Erjag für
die Sommerfhule; nämli in dem vom Kaftner aufgeftellten Anftellungs-
vertrag mit dem Schulmeifter fteht: Der Schulmeifter fol von Oftern
bis Michaelis alle Sonn: und Feiertage feine ſchon gewöhnlichen Schüler
eine Stund nad) verrichteter Mittagsfirchen bei fih in der Schule haben,
mit ihnen ihre gewöhnlichen lectiones wiederholen, aud) die da jhreiben
lernen, darinnen mit allem Fleiß üben, damit fie nicht, was fie im
Schmid, Zur Geſchichte des Volkoſchulweſens im Kapitel Crailsgeim. 197
Winter gelernt, im Sommer vergeflen; allein es ift fehr die Frage, ob
diefe Sommerfonntagsfhule nicht bloß auf dem Papier ftand. Auch
denen von Schmalfelden ift e8 1694, wie dem Pfarrer von Blaufelden,
darım zu thun, daß bei ihnen wie in andern benachbarten Orten eine
befländige Schule ſowohl winters als ſommers eingerichtet werde. Auf
eine diesbezügliche Bitte wurde vom Konfiftorium entfpredhende Verord-
aung gegeben; aber es wurde doch nichts aus der Sade, die Eltern
wollten nicht und ebenfomenig der Schulmeifter, ber meinte, e8 fei genug,
daß bis Pfingiten, und zwar wenigftens vormittags Schule gehalten
werde. Wenn alfo aud an einigen Orten 1691 ein Anlauf zur Belle
rung genommen wurde, fo war es doch jedenfalls nad dem Dreißig:
jährigen Krieg und noch lange die Regel, daß, etwa mit Aus—
nahme von Crailsheim, nur im Winter Schule gehalten wurde.
Daran änderte aud nichts, daß das Konfiftorium 1699 gelegentlich in
einem Erlaß fagte: die faulen Landſchulmeiſter haben, wo es nur immer
thunlich, im Sommer ſowohl als im Winter Schule zu halten. Jeden—
falls 1704 begnügte fi) der Hofrat mit der Forderung der Abhaltung
der Schule von Michaelis bis Oftern. Etwas weiter geht das Aus:
ihreiben vom 26. Dftober 1714, wonad die Bauersleute ihre Kinder
wenigftens von Michaelis bis Oftern in die ordentliche Schule und, damit
fie das im Winter Gelernte im Sommer nicht wieder vergeffen, auch im
Sommer einige Stunden in der Woche dahin ſchicken follen. So bemühte
fih denn der Dekan in Crailsheim, eine Fortfegung der Winterfehule zu
Stand zu bringen. Schon 1713 Hatte das Konfiftorium auf den Vor:
ichlag des Defans verfügt, daß bie I. Jugend, wo es nötig, durch Pfarrer
und Schulmeifter im Chriftentum befjer unterrichtet und felbige zu dieſem
Ende nur bis zur Erntezeit in die Schule geſchicket, in gewiſſe Classes
eingeteilt und nur jede davon täglich eine Stunde im Chriftentum, Lefen
und Schreiben unterritet werde. 1721 kann der Dekan als Erfolg
feiner Bemühungen ausfpredhen, er habe ſchon etlihe Sommerſchulen im
Kapitel angelegt, jo daß fi die Bauern felbft über ihrer Kinder pro-
fectus freuen; es ift ihm deshalb lieb, wenn ein Schulmeifter fein Hand:
werfer ift, weil er fi darum eher zur Sommerſchule verftehen wird.
1731 fam vom Hofrat an die Oberämter und Ämter, da man von Herr:
daft wegen geneigt fei, allerorten Sommerfchulen aufzurichten, der Auf:
trag, zu berichten, ob deshalb und wo mit benachbarten Orten Anftände
zu beforgen, ob die Schulmeifter bisher einigen Genuß davon gehabt, ob
die Gemeinden fi) dagegen gefegt und wie den angebrachten Gravamini-
bu» abgeholfen worden. Mit diefen Beftrebungen um Einrihtung von
Sommerſchulen hing es jedenfalls zufammen, daß 1736 der Defan vom
198 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken,
Konfiftorium veranlaßt wurde, in Blaufelden eine Sommerſchule anzu—
ordnen, für deren Abhaltung dem Schulmeifter eine Belohnung aus dem
Heiligen zu reihen if. Das Konfiftorium ſuchte von nun an mit
allem Ernft die Sommerſchulen durdzuführen. 1781 wurde,
ehe die Bitte des Schulmeifters Zimmermann in Ingersheim um eine
Legatengnade gewährt wurde, Bericht darüber eingefordert, ob er die
Sommerſchule orbentlich gehalten babe, mas bejaht wurde; 1781 werben
auch Sommerſchulen in Goldbach, Onolzheim und Altenmünfter erwähnt.
Aber freilih, fogar 1808 find die Sommerfhulen noch nit
überall eingeführt, und wo fie find, fieht es vielfah ſehr
dürftig mit ihnen aus.
In Rechenberg, wo wie an ben meiften Orten winters an 5 Tagen (Sametage
ift feine Schule) je 6 Stunden Säule if, it feine Sommerſchule, „weil die Anzahl
ber Kinder zu gering ift und fie zu gerftreut wohnen“ (winlers find es etliche 30 Kinder).
In Mariãkappel konnte bisher bie Sommerſchule „mit aller M—he nicht zu fand ge—
bracht werben; fie wirb aud nicht in Gang fommen, wenn nicht Strafe darauf geieht
wird.“ Im andern Orten befteht ein Meiner Anfap von einer Sommerſchule. In
Leufershaufen ſchläft die Sommerſchule nad und nad ganz ein; alles Treiben und
Mahnen iſt umfonft. In Michelbach a. d. 2, Gröningen, Hornberg gehen wenigftene
bie Kleinen bis Pfinaſten in bie Schule, während bie größeren in biefer Zeit die Sechs-
wogentinberlegre beim Pfarter haben; in Schainbach kommen während biefer Zeit alle,
aber täglich nur 1 Stunde. In Waupaufen it Sommerſchule wenigftens von Oſtern
bis Johannis; in Tieiendad, wo wie gewöhnlich die Winterfgule an Oſtern aufhört,
von Pingften bis Jatobi; in Michelbach a. b. H. von Walpurgis bis zur Ernte. An
den meiften übrigen Orten if Sommierſchule von Oftern 6i6 unzefäht Jafobi oder,
was etwa daeſelbe iſt, bis zur Ernte; in Altenmünfter iſt blefe Schule wöchentlich am
4 Tagen, anfänglid von 12—2, fpäter von 12—1 Ußr; in Ellrichehauſen IR jie am
5 Tagen von 1%—2 Uhr, aber «6 kommen nur bie Kleinen; in Beimbach an 3 Tagen
von 12—8 Uhr, in Blaufelden an 6 Taren von 12—3 Uhr, in Gerabronn an 5 Tagen
von 8-11 ubr; von 12—2 Uhr iR bie Schule in Gründelhardt, Oberfpeltah und
Waldthann an 3 Tagen, in Honhardt, Onolzheim, Hellmannshofen, Weftgartöbanfen,
pertöhofen und Iugersheim an 4 Zayen. Nur wenige Orte haben über Jufobi
hinaus Säule: in Amlispagen if fie von Walpurgis bis Migaelis; in Jagſtheim
von Quafimodogeniti bis Jafobi und von Bartholomai bis Midaelis; in Roth am
See von Oſtern bis Micpaelis, bie Erntezeit ausgenommen; in Satteldorf it Winters
ſchule von Ende September bis Pfingften, bie Sommerſchule von Pfingſien bis Michaelis;
aud an biefen Orten if bie Schule meift von 12-2 Uhr an einigen Tagen in der
Woche. In Grailsheim find es im Winter und Sommer 30 Wochenſtunden.
Es wäre nun aber ein großer Jrrtum, zu meinen, während ber
angegebenen Zeit feien die Schulkinder alle gefommen. Davon war ja
natürlich in ber älteren Zeit, als der Schulbeſuch ein abfolut freiwilliger
war, feine Rede. Auch diejenigen, die kamen, hielten es für ihr Recht,
zu fommen und megzubleiben, wann fie wollten, was natürlid für den
Unterrit nicht förberlih war. Es mag an vielen Orten ähnlid,
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 199
geweſen fein wie in Blaufelden, von wo der Schulmeifter 1693 berich⸗
tete, mandje fommen erft um oder nad) Weihnachten, auch erft an Licht
meß, und er fol fie innerhalb 8 oder 14 Tage, bis man wieder in ben
Ader fährt, ganz „gelährt” und fertig machen. Der erfte uns befannte Erlaß,
der die allgemeine Schulpflicht anordnete, datiert vom Jahr 1704.
Ex lautet: „Ben Gottes Gnaden Wir Wilhelm Friebrih Marfgraf zu Brandens
burg, in Preußen, zu Magdeburg, Stettin, Pommern, ber Kaffuben und Wenden, auch
in Schlefien, zu Croſſen, Herzog Burggraf zu Nürnberg, Fürft zu Halberftabt, Minden
und Gamin, Graf zu Hobenzollern. Es Hat bie leidig Erfahrung bezeugt, daß bei
Kirchen: und Schulvffitationen, auch andern ſolchen fich ergebenden Gelegenheiten,
Eltern und Kinder, auch beren Gefind und Ehhalten in dem Chriſtentum ſchlecht ger
gründet, und foldergeftalten ungeſchict befunden worben, daß einige ſolcher Leute mit
großer Müh zu einem beffern und zuläuglichen Unterricht zu bringen und zum Teil
die heilfame Lehr bes wahren Chriftentums und alleinfeligmagenden evangelifhen
Glaubene Augsburgifcher Ronfeffion von felbigen ber Urſachen ſchwer zu faſſen geweien,
meil die Kinder, ſonderlich in ben Dörfern, Weilern und einzelnen Orten wenig und
zum Teil gar nicht zur Schul gehalten, fonbern roh erzogen und mehr zum Hüten
des Anfpanns und amberer Hausarbeit auch in Ihrer zarten Jugend angewieſen,
meiſtens aber nur von Martini bis Oftern in bie Schulen geikidt, zu Haus aber
obnedem nicht ſaitſam zum Gebet und Übung ber Gottesfurcht, auch andern Kriftlichen
Tugenden adflringiert werben, daß alfo bie Sünden umd Beradtung des wahren
Ghriftentume, auch Gottes Heiligen Worts deſto mehr einreigen und anderen chriſtlichen
Gemütern Ärgernis gegeben wird. Gleichwie wir nun ſolchem Unweſen von landes⸗
fürftigen Hohen Obrigfeits und fomplirenden Kirchenrechten wegen länger nicht nach⸗
zuiehen gemeinet fein, fondern wollen, dab in unfern Landen und Fürſtentum die
Jugend in chriſtlicher Lehre unb Lebenswandel wohl unterrichtet und fonberfic auch
zum Gebrauch der h. Kommunion tüchtig gemacht, mie nicht weniger unſern Geifte
lien deren ohne bem obhabenbe ſchwere Verrichtungen und Ämter erleichtert werben
moͤchten; Als eryehet hiemit an alle unfere Ober- und ınter, auch Burgermeifter in
Städten und Marktfleden, auch Gerichte und Gemeinden unfer gnäbigfter und ernft«
tiger Befehl, daß ein jeder unferer Diener, Burger und Untertanen, auch Schuß
verwandte und fonft Fugethane deren Kinder und Gefinde fleißig und eifrig gu
Sieden und Schulen, dann auch ſonderlich zu andächtigem Gebet Halten, zugleld die
Privatübung des Gottesdinftes unabläffig befördern, vor ſich aber jenen mit guten
Eremplis vorgehen und ſich auch fonft unferer Kirgenorbnung und berenthalb im
Druc ergangenen Ausfhreiben gemäß bezeigen follen: ale wir zu jebermänniglid)
unferer getreuen Diener und I. Unterthanen bas gnäbigfle und woßlgemeinte Bers
trauen fegen, es werbe fih ein jeder bie Verforgung feiner Seelen beftens ans
gelegen fein laſſen als aud ein jcher Chrift umd Hausvater zu tum ſchuidig
und banebenft verbunden iſt, vor feiner Kinder und anderer ihm Untergebenen fo
zeit- ale ewige Wohlfahrt ſorgfältig und wachſam zu fein. Mobei wir abfonber-
li) benen Landleuten zum Velten flatuieren und verorbnen, daß jeder eingepfartte
Gemeinbemann zu Jacilitierung dieſes heilſamen und gotimohlgefäfligen Werke
angehalten werben folle, feine Kinder, worunter wir ohnedem diejenigen, fo
unter ben Vormundſchaften Reden ober fonft jemand zum Auferziehen anvertraut
worben find, verftanben willen wollen, wenigftens von Michaelis bis Oftern in
die Säulen gehen und felbige Leſen, auch dns Cchreiben erlernen zu Iaffen, in»
00 Hiforifcher Verein für das Württ. Franken.
gleichem die Schulmeifter des Schulgeldes halber, wie es ohnedem billig und jeder
Arbeiter feines Lohns wegen zu vergnügen if, zu befriedigen. Welde unfere Bere
ordnung wir auch hiemit und in Kraft dies dahin ertenbieren, daß, da einige ein
gepfarrte Gemeinbsleute dem zuwider Handelt und bie Kinder nicht wenigikn von
Michaelis bis Oſtern zur Schule ſchicken würden, ſelbige nicht allein zur Bezahlung
bee von gebachtem Michaelis bis Oftern fällig werbenden Schulgelds nichts defe
minder angehalten, fendern auch font befindenden Dingen nad abgefrafet, ja bei
weiter bezeigendem Ungehorfam bie Cache an unfern Hofrat berichtet werben fall
Wehwegen neben unfern Obers und Beamten auch unfere Defane, Pfarrer und Rapline
genane Obſicht zu tragen und hierüber pflichtmäßtg zu Kalten, auch fein anderes coni-
vendo ober auf eine andere Weife nachzuſehen, noch an beren eifrigen Bermahnungen
und Ameifungen zu qhriſtlichem Leben und Wandel was ermangeln zu laſſen. Welde
unfere Verordnung und Mandat nicht allein von ben effenen Kanzeln abzulejen, fen:
dern auch fonft gehörig zu publicieren. Hievon beſchiehet unfer gnäbigiter Wile und
Meinung. Signatum unter bievorgedrudtem Unferem Fürſtl. Kanzlei-Secret.«Inſiegel.
Onolzbach ben 7. Ofteber 1704.“
1714 wurde diefer Erlaß eingeſchärft und zugleih zur Kontrole
über die Befolgung des Erlaſſes angeordnet, daß „die Schulkinder ale
Quartal in eine ordentliche Beſchreibung gebracht, dabei auch diejenigen
bemerkt werben, welche nicht in die Schule geſchickt werden; dieſe Kon
fignation fol den Defanaten und Ämtern eingeliefert und diejenigen,
melde auf vorgängige Unterfuhung nachläſſig befunden werben, follen
zur verdienten Korreftion unnachläffig gezogen werden; ben Eltern und
Vorgeſetzten ift anzufügen, daß ihre Kinder und Anbefohlenen nicht eher
zum Gebraud) des h. Abendmahls gelaffen, auch zu feinem Handwerk an:
genommen werben, bis ſolche durch den erforderlichen Unterricht eine zu
lãngliche Erkenntnis vorher erlangt und ihrer Tüchtigfeit wegen genuglam
Zeugnis werden erhalten haben“. Aber ein Ausjchreiben von 1743 zeigt,
daß diefe Ausſchreiben von 1704 und 1714 feine große Wirkung hatten;
& heißt nämlich in demfelben, daß „hauptjäghlic Teils ber Landleute ihre
Kinder und Gefinde reſp. weder in bie unentbehrlichen Kinderlehren noch
aud zur gebührlichen Zeit in die Schule ſchicken, vielmehr felbige auch
in den Wintermonaten durch übermäßiges Anhalten zu den häusliden
Arbeiten daran verhindern, wodurch eine fo große Unwiſſenheit bei der
Jugend einreißt, daß die wenigften Kinder auch nur die nötigften Articul
des chriſtlichen Glaubens erlernen, warn ſich diefelben das erſte Ral
zum 5. Abendmahl und der dabei nötigen Vorbereitung anmelden“. Die
Thatſache des ſchlechten Schulbeſuchs wird aud) durch eine Anzahl Notizen
aus den einzelnen Schulorten beftätigt. Sehr häufig wird darüber geflat,
daß die Schule wohl an Michaelis verfündigt wird, dafı die Kinder aber
erſt von Martini an nad und nach kommen. In den Akten in
mehrere folde Verzeihniffe, wie die Schule allmählich zuſammenlan.
Schmid, Zur Geſchichte des Vollkoſchulweſens im Kapitel Cralloheim. 204
3. 3. follte 1715 in Weftgartshaufen die Schule am 15. Dftober beginnen,
die erften in der Zahl von 9 famen am 12. November, am 19. waren
es 28, am 20. 32, am 26. 41, die Höchſtzahl, die erreicht murde, war
51. Manche kamen auch erft an Weihnachten, ja an Lichtmeß. Wie die
Schule allmählich zufammenkam, fo hörte fie auch allmählich wieder auf;
wenn bie legten gegen Lichtmeß kamen, blieben die erften dahein. So
wird ſehr häufig berichtet, daß von Lichtmeß an die Schule abnimmt, wie
denn auch trog den Erlaß von 1704 an manden Orten, z. B. 1730 in
Elrihshaufen üblich war, den Schulmeifter von Lichtmeß an wochenweiſe
zu bezahlen. Aber nicht bloß, daß die Kinder ungleich kamen, manche
blieben auch ganz aus, 3. B. in Triensbach kamen 1731 26 und 18 fehlten,
in Mariälappel famen 1743 33 und A blieben aus. Es wurde zwar
dann und wann gegen die Säumigen eingefchritten; 3. ®. bie Beſchwerde
einiger Goldbacher 1797 über Nichtzulaffung ihrer Kinder zum h. Abend:
mahl wurde vom Konfiftorium abgewiefen, weil fie aller Warnungen un:
geachtet ihre Kinder nicht in die Sommerfchule gefchict haben. Aber
noch 1808 war ein allgemeiner geregelter Schulbefuh in
feiner Weife erzielt. Bon Gründelharbt heißt es, daß im Winter
duch zu fpätes Kommen A—6 Wochen verloren gehen; von Mariälappel:
bie alten Klagen über fehr nachläffigen Beſuch beftehen fort, mehrere
Kinder kommen kaum etliche Wochen; in Onolzheim: wenn alle fommen,
ift das Haus ſehr eng. Aber vor allem ift die Zahl derer, welche im
Sommer kommen, ziemlich Heiner als derer, welche im Winter bie Schule
beſuchen; die Zahlen der Sommer: und der Winterſchüler find in Crails—
heim in der erften Schule 63—7V. 90, in der zweiten Schule 62. 95,
in Amlishagen 22. 50, in Beimbah 39. 50, Ellrichshauſen 54. 74,
Gerabronn 60. 90, Gröningen 45. 120 u. |. m.
In weldem Alter befudte man die Schule? 1759
richtete Melber Weth in Crailsheim an ben Dekan die Bitte, daß er die
Kinder bis zum fiebenten Jahr in Unterricht nehmen bürfe, da wenige
Eltern ihre Kinder vor dieſer Zeit in die gewöhnliche Schule ſchicken,
die Schulmeifter alfo von biefer Einrichtung feinen Schaden, fondern nur
Nugen Hätten, infofern er ihnen diefe Kinder zurichten würde. Es mar
alfo in der Stadt die Regel, die Kinder vom 7. Jahr an in die Schule zu
ſchiden; vorheriger Schulbefuh war eine Ausnahme. Auf dem Land
dagegen kam es vor, daß Kinder mit 10 Jahren nod nicht in ber,
Säule waren. Der Austritt aus der Schule richtete fi nach dem Ge:
muß des 5. Abendmahls; zwar follten die Kinder nad) ber eriten Kom—
munion nod ein Jahr in die Schule gehen; fie taten dies aber meift
nicht. Wann wurden die Kinder zum Abendmahl zugelaffen? 1716
22 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
rügte das Konfiftorium, daß teils Geiftlihe auch die incapabelften Kinder,
wenn fie nur 11—12 Jahre alt, nad ihrer Eltern Willen zur 5. Kom=
munion abmittieren. 1719 wird, damit die Kinder nicht vorzeitig ber
Schule entzogen werben, vom Konfiftorium angeordnet, daß bie Kinder,
zumal auf dem Land, vor dem 12. ober 13. Jahr zur Kommunion nicht
angenommen werben. Aber aud) dieſe Verordnung wurde offenbar nicht
allgemein durchgeführt; in Schmalfelden z. ®. wird 1744 darüber geflagt,
daß die Eltern die Kinder fo früh zum h. Abendmahl gehen laſſen und
die Schule hernach wenig mehr beſucht werde, da doch im 12. und
13. Jahr der befte Verftand zum Chriftentum und zur Erudition fommt.
Übrigens war damit, daß die Kinder im 7. Jahr ober aud) fpäter vie
Schule zu befuchen anfingen, noch keineswegs gefagt, daß fie nun bis zur
Kommunion Jahr für Jahr in die Schule gingen. c. 1720 Hagten bie
beiden Schulmeifter in Crailsheim, daß manche Eltern ihre Kinder, wenn
fie nur wenig lefen und den Katechismus taliter qualiter einmal durch⸗
gebracht, alsbald aus der Schule behalten, bishin, daß fie zum 5. Abend⸗
mahl zu gehen willens, fie basfelbe Vierteljahr vorher oder wohl auch
nur bis zu den Kinderlehren wieder geloffen kommen, oft ungefdidter
als zuvor.
Aus dem Ausfhreiben von 1704 geht hervor, daß der Haupt:
zweck ber Schule war, die Kinder für das Chriftentum zu er—
ziehen. Auf welche Weife wurde diejes Biel zu erreihen gefuht? Der
erfte und hauptfädliäfte Unterrihtsgegenftand ift ber
Religionsunterricht, der aber lange Zeit vor allem im Memo—
tieren beftand. Daher ift es eine ſchwerwiegende Anklage gegen einen
Schulmeifter, wenn gefagt wird, er laffe nicht alle Kinder auffagen. Um-
gefehrt wird es 1760 einem Schulmeifter an erſter Stelle in feinem
Zeugnis nachgerühmt, die Kinder haben bei ihm fchon in ber früheften
Jugend die ſchönſten und herrlichſten Sprüche zur 5. Schrift ala unum-
ſtößlichen Beweis unferer chriſtlichen Glaubenslehre auswendig gelernt,
auch den Katechismus, Bußpfalmen, geiſtreiche Gebete jamt ſchönen Liedern
bergeftalt gefaßt u. |. w.
In der älteren Zeit ſcheint es ſich bei dieſem Fad In ber Hauptſache um das
mechaniſche Eintrichtern des Memorierftofis und fobann das enblofe Wiederholen des
Gelernten gehandelt zu haben. So jind nad) dem typus lectionum in der Organiftens
ſchule in Crailsheim ca. 1680 unter den 6 täglichen Stunden 2 Memorierftunden, und
"in 2 weiteren Stunden haben, wäbrend bie Größeren ſchreiben, bie Kleineren wieder
Memorieren; „iſt aber nod Zeit übrig, fo müffen ſowohl bie superiores als bie in-
feriores noch einmal und fo oft fie fönnen auffagen“; und fo ging es Tag für Tag!
Später wurbe aber offenbar doch darauf geſehen, daß das zu Memorierende wenigftens
einigermaßen erflärt wurde. In einem 1713 an ben Dekan eingellejerten Manufftipt,
Schmid, Zur Geſchichte des Volkeſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 203
wein trener Unterricht, wie ein Echulmeifter fein Amt In der Schule und Kirche wie
aud außer biefen beiden mit gutem Gewiſſen und ohne Ärgernis verwalten fol famt
einer leiten und nüglidjen Lehrart“, fagt der Verfaſſer, Schulmeiſter Plant in Triens⸗
bad: bezügli des Katechismus, der Pialmen, Sprüche und Reimgebetlein wird
empfohlen, durch Fragen und Antworten auf Verſtändnis zu bringen, man kann auch
ben Kindern bie Bilber bes Katechismus fein einfältig erflären und alfo auslegen, daß
ber Verſtand der Worte burd folge Bilder ihnen infiliert wird. Etwa von ber
Mitte bes 18. Jahrhunderts am ſcheint namentlich auch die Behandlungswelſe üblic-
geweſen zu fein, daß die Sprüche als dieta probantia für die Glaubenslehren eingeprägt
wurden. Am ausführlicften verbreitet fi) darüber 1775 ber oilenbar etwas ratior
naliſtiſch gefärbte Kaplan von Blaufelden: mein Geſchäft beiteht vorzüglid darin, daß
ich mit den Kindern katechiſiere; ber Anfang der Leftion wirb alfo gemacht mit Lefung.
ber 6. Schrijt; jedes Kind Nieft 12 Bere, bie Bibel wird cursorie durchgeleſen; nach
Leſung ber Schrift ſagt ein jebes Kind früh feine Leltion aus dem Katechismo; hiebei
verhöre ich fie felbit, alsdanu katechiſiere ich mit innen, ohne Lehrbuch, frage aus dem
Verſtand und nad; ber Ordnung bes Heil; jede Frage wird 6—Tınal beantwortet;
bie Beweiſe der Fragen werben aufgeſchlagen und hergelefen, der Grund bes Beweiſes
ihnen nad) ber Faplichfeit gezeigt; Ich ſuche babei ihr Gewiſſen zu rühren und ihrer:
Willen durch liebreiche Ermahnungen zum Guten zu lenken; diefe Bewelsfprüge mülfen
fie nad) ber Ordnung bes Heils auswendig lernen; nachmittags wieberhofen fie nach
Leſung der Bibel ihren A⸗V. C. Spruch aus dem Kategismus, alsdann ſagen fie ihre
aujgegebenen Beweisfprüce ber, fie werben gefrant, was jeder Spruch beweile, in
welches Haupiftüd er gehöre und dann wirb wieder fatedifiert. — Wie weit brachten
es bie Kinder in biefem Fach? 1694 wird von Blaufelden berichtet: bie beiten ingenia,
fo es im Leſen am weiteſten bringen, können endlich, wenn fie zum erfienmal zum
$. Abendmahl zugelaffen werden, in ber Pfingitfinderlehre neben ihrem Katechismus,
jedoch night in ben größten Fragen ohne Fehler, die 7 Yuhpfalmen und teils ex parte,
bie wenigiten ex toto, die Sprüd) aus dem Spruchbüchle in rezitieren.
Ga. 1740 ſchrieb eine Schülerin, Katherina Hornbergerin in Blaufelden, auf:
bie Rialmen, die ich gelernt habe: Ri. 18. 15. 28. 25. 27. 34. 42. 46. 56. 57. 70.
91. 103. 112. 117. 119. 125—28. 189. Tie Lieder, bie id fan: Wir danken bir,
Here Jeſu Ehrif, dad; Gott der Bater wohn ung bel; Alein zu bir, Bert Jeſu
Chriſt; Ad Gott, mid armen Sünder, Nimm ven uns, Herr, bu trener Gott; Jefu,
der du meine Seele Haft durch; Will es gleich bisweilen feinen; Gehalt ung Herr
bei deinem Wort; Wer nur ben I. Gott läßt walten; Chriſt, der bu bift der heile
Tag; Hinter it der Sonuenſchein; Der I. Sonnen Licht und Pradt; Wenn meln
Stündlein vorhanden ift; Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. Tie Böther (= Gebete),
die ich fann: Früh, wann id aus dem Schlaj erwach; Hilf, Helfer, aus Angit und Not;
Steh auf, mein Seel, es iſt jegt Zeit; Jeſu, iaß mic meine Jugend bringen; Aller Not,
wo ich bin, liegt mir mein; So geh ich Hin umb feg mid) ſalafen; Ach Herr, fei du
der Wächter mein; Am jüngften Tag wird wieberum; O Here Gott, in meiner Not;
Herr Jeju Eprift, in beine Händ; Meine Sind betrüben mid; Ad) Gott, made nur
ein End mit mir; O Jeſu, Gottes Lämmelein, der du; Mich, Jeſu theures Blut, von;
Gebenetheie mich Gott, der Bater; O Gott, durch beine Güt führ mid; Ad Gott,
mein Later, mid) bewahr.
Der Memorierunterricht forderte zu jeiner Unterftügung den Unter:
riht im Leſen; nämlich für diejenigen, melde nit lefen Eonnten,
204 Oiſtoriſchet Verein für das Württ. Franken.
mußte natürlih das zu memorierende Stüd fo lang vorgefagt werden,
bis fie e8 auswendig fonnten; felbftverftändlich ging das Beftreben darauf,
diefes Vorſagen entbehrlich zu machen. Es ift ja klar, daß das feines:
wegs der einzige Grund für das Lefenlernen war; aber in den Akten
tritt do diefer Zufammenhang zwiſchen Memorieren und Leſen öfters
hervor. Über die Art, wie der Leſeunterricht getrieben wurde, orientiert
wieder am beften der „Treue Unterricht“ von Schulmeifter Plank in
Triensbach: „Das Lefenlernen beginnt mit dem A-B-C, und zwar müſſen
die Kinder gewöhnt werden, jeden Buchſtaben wohl, hell, rein, deutlich
und vernehmlich auszuſprechen; anfangs gebe man ihnen nur fünf oder
ſechs Buchftaben vor und bilde ihnen folhe fleißig ein, bis das ganze
UB:C gelernt, hernach laſſe man fie dasſelbe vor: und rückwärts herz
fagen und daraus bald da und dort einen Buchſtaben fragen und darauf
zeigen. Von dem A-B.C fommt man zum Buchjftabieren und da muß
man wohl zujehen, daß die Confonantes, fo zufammengehören, nicht ge:
trennt und die Vofales fürnehmlich in der legten Syllaben deutlih und
rein ausgeſprochen werben. Sol nun ein Kind mit Nugen zum Leſen
ſchreiten, ſo muß es zuvor fertig buchftabieren können, und da fol man
dein Kind eine oder die andere Syllabe vorfagen und ihm ambefehlen zu
fagen, was für Buchftaben dazu gehören; wenn es allzeit richtig ant-
wortet, fanıı man mit Leſen anfangen.“ Das Lefen wurde ausſchließlich
an religiöfen Büchern getrieben; neben den Evangelien wurden nament:
lic) die Palmen und Sirach, der Katechismus und das Geſangbuch ge:
lefen. Im 18. Jahrhundert wurde daneben aud) Gewicht auf das Brief:
leſen gelegt, offenbar aus dem Grund, damit die Kinder im Lefen ver:
ſchiedener Handfriften Übung bekommen. Übrigens mußten auch bie
vorgerüdkteren Leſer immer wieder buchftabieren; z. B. in Weipertshofen
buchftabieren 1808 bie oberften Leſer in jeder Lefeftunde je einen Vers
in der Bibel und lefen dann 6—10 Perfe.
Das dritte Fach war das Schreiben. In dem Berichtöformular
von 1655 wird gefragt, ob der Schulmeifter in Unterrichtung Lejens,
Schreibens und des Katehismi befonderft feinem Amt mit Befcheidenheit
vorfteht. Aber wiederholt fieht es faft aus, als ob das Schreiben eigent:
lich nicht zur Schule gehöre; fo Heißt es in mehreren Stunbenplänen:
über ſolche Arbeit (Memorieren und Lefen) verläuft die Zeit bis 10 Uhr,
da dann die Schule mit einem Gebet und Lied befchlofien und darauf
eine Schreibftunde gehalten wird. Vielleicht ift diefe Redewendung aber
aud) daraus zu erklären, daß beim Memorieren und Lejen fämtlihe
Kinder bei einander waren, nad) diefen beiden Fächern aber die jüngeren
Kinder entlaffen wurden und nur bie, weldhe ſchon Iefen konnten, zurüde
Sqhmid, Zur Geſchichte bes Volkeſchulweſens im Kapitel Crailsheim. 205
blieben, weil nur folde im Schreiben unterrichtet wurden. Über den
Unterricht im Schreiben fagt Schulmeifter Plant von Triensbach in
feinem „Treuen Unterricht”: „Der Lehrer hat ben Kindern au einer
Ichwarzen Tafel mit Kreide und nachher in einer Vorſchrift die Buch—
Raben und deren Züge auch mit Führung der Hand zu zeigen; man
- zeige ihnen auch, wie fie die Feder faflen follen.“ Die Vorſchriften waren
Blätter zum Verteilen an die einzelnen Kinder, auf welden der Schul:
meifter eine Muſterſchrift geicrieben hatte. 1741 gab das Konfiftorium
gebrudte Vorſchriften aus, nad benen die Lehrer unterrichten, die mög—
lichſt auch von den Eltern ftatt der von den Schulmeiftern vielfach ſchlecht
verfertigten gefauft werben follten, das Stüd zu 7i / fr. im Verlag des
Waifenhaufes in Ansbach. Schon frühe wurde übrigens da und dort
über das bloße Abſchreiben hinausgegangen. 3. 8. ließ 1720 der Schul-
meifter in Tiefenbah feine Schüler auch auswendig ſchreiben, um zu
ſehen, ob fie nicht fremde Buchſtaben in die Wörter gebracht, da dann
die, welche die wenigften Fehler gehabt, an die oherfte Stelle kommen;
aber die Gemeinde wehrte ſich dagegen als gegen eine unnüge Neuerung
mit der Begründung, „man braude feine Ganceliften”. In Crailsheim
war es nad dem Leftionsplan von 1742 üblih, daß am Donnerstag
nad der Schule von 10—11 Uhr die Großen auswendig fehrieben, um
„bamit zu ftehen“; an ben übrigen Tagen hatten fie einfach ihre Vor—
ſchriften aufzumeifen.
Endlih wurde von alters her in den Schulen auch das Singen
getrieben. Allerdings als eigentlihes Schulfach wird es nirgends in den
Stundenplänen erwähnt; aber es war tiblih, daß zum Anfang und zum
Schluß der Schule ein geiftlihes Lied geſungen wurde. Jedenfalls hielten
die Gemeinden im Interefje des Kirhengejangs darauf, daß die Kinder
fingen lernten. Diefer Zufammenhang mit dem Kirchengeſang tritt aud)
im „Treuen Unterriät“ von Schulmeifter Planf hervor: „Ein Schul
meifter hat darauf zu fehen, daß er zuvörderft die gewöhnlichen deutſchen
Lieber mit den discipuli alſo ererziere, daß er hernach in der Kirche
nicht ftoden oder gar ftillfehweigen muß.“ Umgekehrt heißt e8 1680 bei
der Eule des Organiften in Crailsheim, der mit dem, den lateinifchen
Lehrern obliegenden Kirchengeſang nichts zu thun hatte: „Wenn es nun zu
end fommen, fo wird ein oder das ander geiſtlich Gefang, fo anders
Kinder, die fingen können, der Zeit vorhanden, mit ihnen geſungen.“
Erſt allmählich fand das Rechnen in der Schule Eingang. Zwar
in einzelnen befjeren Schulen war es ſchon im 16. und 17. Jahrhundert
üblih. 1575 wird ein Schulmeifter Graffer nad) Crailsheim empfohlen,
welcher der Jugend mit Handſchriften und Rechnen vorzuftehen vermag;
206 Oiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
freilid war das Rechnen, das in ber deutſchen Schule dort getrieben
wurbe, offenbar ziemlich einfach; nemlih in dem typus lectionum in
der Organiftenfhule ca. 1680 ift für das Rechnen feine Zeit ausgefegt,
nur wird der Schulſchluß am Vor: und Nachmittag in folgender Weile
gemadt: es wird ein ober mehrere geiftlihe Lieder gefungen, darauf
werden die preces recitiert und dann finitis precibus bas Einmaleins
von ihnen allen clara voce hercitiert et sic finitur.
In Blaufelden konnte Schulmeifter Müller im Anfang des 17. Jahrhunderts
im Rechnen unterrichten, aber nad einer Notiz um bie Zeit von 1640 handelt es ſich
nur um fafultariven Unterricht darin; cs iſt nämlich in einer Einfommensbefgreibung
unter ben Accibentien angegeben: 1 fl. Rechengeld von einem Knaben im Vierteljahr,
deren in vielen Jahren gar wenig; fo mans umfonit thut, finden ſich allegeit genug.
Daß denen von Blaufelden am Rechnen gelegen war, zeigt der Umitand, daß fie 1656
‚einen qualifizierten Schufmeifter wünſchten, der u. a. auch in ber Rechenkunſt beſchlagen
ft. So wurbe auch in Schmalfelden und Gerabronn frühe ſchon Rechenunterricht erteilt,
dagegen in ben meiften Dörfern war berfelbe nicht üblich. Im „Treuen Unterricht”
des Schulmeiſters Plank fteht: fo aud ein Schulmeifter die Rechenkunſt verftünde,
tönnte er fih feine Mühe à part von denjenigen, bie es Iernen wollen, bezahlen laſſen.
Die Tiefenbacper, bie ſich ca. 1720 genen das Auswenbigichreiben in ber Schule weßrten,
«rflärten aud das Treiben bes Einmaleins für unnötig, ba bie Weiber fo wohl wüßten,
wieviel fie Eier für einen Bagen geben follten. Bon 1720 an wird öfters von einem
Schulmeiſter gefagt, er Fönne rechnen, aber es fragt fih, wieweit er biefe Kunft in ber
‚Säule ausübte. 1758 erwähnt Schulmeifter Eranz von Cralloheim, daß mande
„Kinder der umliegenden brandenburgſchen Oriſchaften, Tiefenbach, Goldbach, Ingere«
Heim, Beuersbad, zu ihm zum Rechnen fommen, offenbar meil fie e8 in ihren Dorfz
ſchulen nicht ober nicht genügend lernten. Cine Probe der Rechenkunſt jener Zeit
Haben wir auf dem Zettel, auf dem 1740 eine Schülerin von Blaufelden ihren
Memorierftoff auffcrieb: es find 3 Abbditionen je mit zwei 11ftelligen Summanden.
1808 wurbe von mandjen Dorfſchulen berichtet, daß Rechnen in ihnen getrieben werde;
‚bei den meiften wird es allerdings nicht erwähnt und zwar fann man bier jedenfalls
nicht in allen Fällen fagen, dieſes argumentum e silentio fel nicht beweisfräftig;
3. 8. wird von Weftgartshaufen und Weipertshofen ein ausführliger Stundenplan
mitgeteilt und in biefem fommt das Rechnen nicht vor. Jebenfalls konnte 1803 ber
halliſche Schufmeifter von Hummelsweller, über den nad Ansbach berichtet wird, weil
Hummelsweiler in das in K. Preußiſchem Patronat ſiehende Honharbt eingepiarrt
war, nicht rechnen; bei feiner Befolbung mit nur 48 fl. fonnte man das aud nicht
von ihm erwarten; hoffentlich konnte er bafür um fo befier leſen, ba er in ber Kapelle,
in der er auch wohnte, am Sonntag und Freitag einen Lefegottesbienft zu halten hatte.
Übrigens wurde in ben Schullehreröprüfungen in Ansbach, bie vom Iegten Jahrzehnt
des 18. Jahrhunderts an obfigat waren, Rechnen verlangt; 1796 löſt z. B. ein Kandidat
eine Dreifagaufgabe.
Gegen das Ende des 18. Jahrhunderts fand im Zufammenhang
mit den damaligen Neuerungen auf dem Gebiet der Pädagogik aud im
Kapitel Crailsheim der Unterriht eine Ermeiterung. Der Religions-
aunterriht wurde durch die biblifhe Geſchichte erweitert. In dem
Schmid, Zur Geſchichte bes Vollkeſchulweſens im Kapitel Graitsheim. 207
Zeugnis, das der Schulmeiftersfohn von Blaufelden bei der Konfiftorial-
prüfung 1796 erhielt, fteht: was die Hauptſache, nämlich feine Religions-
fenntniffe, betrifft, jo ließ er fi zwar nicht ganz ſchwach finden, indem
er gute Bekanntſchaft mit dem Meinen Katechismus Lutheri, den Haupt:
wahrheiten der Religion und auch der Religionsgeſchichte zeigte,
nur wäre zu wünſchen geweſen, daß er auch in ben Beweisftellen der
h. Schrift bewanderter gefunden worden wäre, worin es ihm bloß an
der Übung gefehlt zu haben ſcheint, indem er doch durch Erinnern auf
verichiebene derjelben gebracht werben fonnte (zur Entſchuldigung bes
Kandidaten führte der Vifitator in feinem Begleitſchreiben an, er babe
„außerlih“ vernommen, daß der alte Schulmeifter Bibel und Geſangbuch
oft lange verfegt gehabt habe). 1799 bat der um das Schulweſen ſich
ſehr bemühende Pfarrverwefer Froben von Goldbach beim Konfiftorium
um die Erlaubnis, die größten Kinder am Mittwoch und Freitag von
10—11 Uhr im Seilerfen Katehismus und in ber Religionsgejchichte
zu unterrihten; „zu letzterer giebt zwar die in Seilers Katechismus be
findliche Grundlage der bibliſchen Gedichte eine, in unwichtigeren patri-
archaliſchen Begebenheiten zu weitläufige und in den wichtigeren Ereigniffen
fpäterer und neuerer Zeit viel zu dürftige Anleitung; allein die weit
folivere Religionsgeſchichte im Hannoverſchen Katechismus, Roſenmüllers
Religionsgeſchichte für Kinder und Fedderſens Leben Jeſu für Kinder
geben reichlichen Stoff zu fruchtbarer Ergänzung jener Seilerſchen Grund-
Inge, die als Leitfaden doch befler als gar nichts ift”. 1808 wird in
Dnolzheim und Blaufelden das Leſen der bibliſchen Gedichte nah dem
Seilerſchen Katechismus erwähnt; in Mariälappel läßt der Pfarrer
wöchentlid 3—Amal ein Stüd aus Seilers Leſebuch oder deſſen biblifcher
Religion leſen umd fragt es dann ab; in Weftgartshaufen wird bie
biblifche Geſchichte vom Lehrer wenigftens als Stoff für das Diktat ver-
wendet.
Weiter kam in die Schule Realunterricht herein ala Unter:
richt von allerlei Wiffenswertem. Worin berfelbe beftand, er:
fahren wir wieder von Pfarrverweier Froben in Goldbach, der 1799
am Dienstag und Donnerstag von 12—3 Uhr neben einer Revifion des
in der Schule Geſchriebenen und Austeilung felbftgemachter kalligraphi-
ſcher Borfchriften, womöglich aud einer Anleitung zum Kopfrechnen,
Unterricht aus ben nügliften Teilen des ſo brauchbaren, fo reichhaltigen
und für folhe Kinder fo gut berechneten Seilerfchen Leſebuchs für ben
Bürger und Landmann erteilen will; „dies würde mir aud; Gelegenheit
geben, bald Rochows Kinderfreund nach der Schleziihen Ausgabe, bald
Beders Not: und Hilfsbüchlein, bald Fauft und Schmerler Gefundheits-
208 Hifterifgjer Verein für das Mürtt. Franfen.
lehren zu gebrauchen, bald die neueren Publifanda von Rettung Ver—
unglüdter oder Gebiffener an Kindern zu erklären und zur Befolgung
zu empfehlen und wohl aud Landkarten, befonders die Vetteriſche nebft
Fiſchers Beichreibung vom Fürftentum Ansbach zu nügliher Erheiterung
der Kinder anzuwenden.“ AÄhnlich mag ber Unterricht geweſen fein, den
Froben ala Pfarrer von Weftgartshaufen nah den Echultabellen von
1808 winter ben 12= und 13jährigen Kindern I—1!/e Stunden lang
nad dem Wochengottesbienft auf feinem Arbeitszimmer erteilte. 1808
berichtete auch der Pfarrer von Blaufelden, falls in feinem Religions-
unterricht, den er nad dem im Seilerihen Katechismus befindlichen
einen Lehrgebäude erteile, no Zeit übrig bleibe, werde aus Faufts
Geſundheitskatechismus, Schlez, Volksfreund, dem Not: und Hilfsbirchlein,
Seilers Leſebuch, Rochows Kinderfreund, Schule der Erfahrung etwas
gelefen; übrigens benügte auch der dortige Schulmeifter das Handbuch
der gemeinnügigften Kenntniffe für die Volksſchule. Die genannten Bücher
werben aud vom Schulmeifter in Gröningen „mit zwedmäßiger Aus-
wahl“ gebraudt. Das find allerdings bie einzigen Beifpiele diefer Art.
Angefügt ſei noch, daß bei Gerabronn berichtet wird: eine Meine Baum
ſchule hat den vom Pfarrer beabfichtigten Zwed erreicht.
Wie ftand es mit der Einteilung der Schüler in Klafien?
Eine ſolche ftellte ſich namentlich durch den Unterriht im Memorieren
und Lefen von felber ein. Im typus lectionum der Organiſtenſchule
von Crailsheim ca. 1680 find 2 Klaffen genannt, die superiores und
inferiores; ähnlich wird auch fonft zwifchen älteren und Heineren Kindern
unterſchieden. Meift ift es aber eine größere Anzahl von Klafien. In
dem Bericht des Schulmeifters Joh. Jak. Reiner 1743, wie die Schul
allhier zu Gründelhardt gehalten und mie viel Serien darin gemacht
werben, beißt es einfah, daß die Kinder in gewiſſe Klaſſen abgeteilt
werben und eine jede der Klaſſen ihre befonderen Lektionen hat.
Nah tem Vericht von Schmalfelden 1744 werden bie Kinder eingeteilt in
Teſtamentum-⸗ und Briejtefer, Sirachleſer, Pfalmlefer, Katechisnmisleſer, Alphabets
buchſtabierer; in Crailsheim werben 1740 unterfchieden ſolche, die in ber Fibel, im
Neuen Teitament, im Pfalter, in den Evangelien leien und ſolche, bie buchſtabieren.
Aber allem nad) waren diefe verſchiedenen Klaſſen immer mit einander in der Schule;
nur während bes Schreibens wurden meiſt bie Nichtſchreiber entlaſſen. Einige Notizen
beuten an, daß bie Kunft, verſchiedene Klaſſen zu gleicher Zeit zu beſchäftigen, micht
gauz unbefannt war. In der Organiftenichule in Crailsheim war es ca. 1680 üblich,
daß, während bie superiores ihre scripta erpebierten, die inferiores anjtatt bejien
eine Leftion aufſagten. Schulmeiiter Reiner von Grünbelhardt bebt es 1748, fait
möchte man fagen, als etwas befonders Bemerfenswertes hervor, daß jede Klaſſe ihre
beſondere Lektion bat, da eim Kind laut lieſt und bie übrigen in der Stille mitleſen,
weiches bei denen, je buchſtabieren, ebenfs gehalten wird.
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Graifegeim. 209
Aber die Regel war doch offenbar, daß diejenigen, mit welchen
der Lehrer fich nicht gerade beſchäftigte, müſſig gingen. Won Beimbach
wird 1808 als neuefte Einrichtung berichtet, daß diejenigen Kinder, welche
bisher während ber Erteilung bes Unterrichts an anderen Klaffen un:
beiäftigt waren, jetzt befchäftigt werben. Wo die Schülerzahl gar zu
groß war, wurde Trennung nah dem Alter eingeführt; in Blaufelden,
mo es 1808 im Winter 133, im Sommer 100 Schüler waren, kamen
die Kinder von 11—13 Jahren laut Refkript von 1802 von 8-11 Uhr,
die Kinder von 5—10 Jahren von 12—3 Uhr.
Bei den geſchilderten Verhältniffen war die Einrichtung des
Stundenplans höchſt einfah: in ber Winterſchule, die meift an
5 Tagen, den Samstag ausgenommen, von 8-11 und von 12—3 Uhr
gehalten wurbe, war, vormittags wie nahmittags an einem Tag wie am
andern, in der 1. Stunde Buchftabieren und Lefen, in der 2. Memorieren,
in der 3. Schreiben. Nah dieſem Schema find alle Stundenpläne im
17. und 18. Jahrhundert gemadt; viel Abwechslung gab es alfo im
Schulleben niht. In der Organiſtenſchule in Crailsheim war 1680 bie
einzige Abwechslung, daß am Mittwoch, in der 1. Stunde das Evangelium,
am Samstag die Epiftel oder umgekehrt gelefen wurde. Nicht viel er:
göslicher if der Stundenplan in Crailsheim 1742: in ber 1. Sektion
werben von den Großen vormittags Briefe, nachmittags Druchſchriften
gelefen, die Kleinen bleiben aber beftändig bei ihrer Drudleftion; in der
2. Lektion wird von den Großen am Montag und Donnerstag Katechismus,
am Dienstag Sprüde, am Mittwoch Palmen, am Freitag das Evan-
gelium, am Samstag das Einmaleins und ein jchönes Lieb memoriert,
die Kleinen aber bleiben alle Tage bei ihrem Katechismus; bie 3. Lektion,
im Schreiben beftehend, wird nur am Donnerstag vormittag variiert,
indem ba nicht wie fonft Vorſchriften aufgewiefen werben, fondern zur
Lokation auswendig geſchrieben wird.
Derfelde Stundenplan iſt aud noch 1808 3. B. in Weipertöhofen. In Weite
gartshaufen iſt er ein wenig variiert, auch geht eine Stunde von 7—8 voraus, bie
freilich, es Handelt ſich ja um ben Winter, meift weggefallen fein mag; dieſer Stunden:
plan, an welchem, wie ber Pfarrer fagt, bie vom Schulmeiſter alljährlich befolgte
Methode In ihrer uralten Einjörmigkeit am fichtbarften wir, lautet: von 7—8 wirb
gefungen, gebetet, Schrljten korrigiert, vorgeſchrieben; von 8-9 wird buchſtabiert und
gelefen, Wochenkirchtage ausgenommen; von I—10 wird am Montag ein aufgegebenes
Lieb recitiert umb gefragt, was von ber Sonntagsprebigt iſt gemerft worden, am
Tienstag und Donnerstag wirb ber alte Ansbacher Katehismus recitiert und zugleich
ein Lied miteinander repetiert, em Mittwoch und Freitag wird burchgängig buchſtabiert
und ber Katechlomus recitiert; von 10—11 werden Briefe gelefen und geſchrieben, ben
größten Schreibenden aber eine bibliſche Geſchichte biftiert; von 12—1 Uhr wirb buche
ftabiert und dazu am Montag ein Lieb, am Dienstag Zeiler, am Donnerstag das
Württ. Bierteljahrsh. f. Landesgeih. R.F. XI. 14
210 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Regiſter im Gefangbug(l), am Freitag das fonntäglihe Evangelium gelejen; von
1—2 werden Schriften forrigiert und vorgeſchrieben, von 2—3 Sprüche recitiert, ge—
fungen und gebetet, am Freitag Bußpfalmen recitiert. .
Gegenüber diefer vom Pfarrer am Schufmeifter in Weftgartshaufen
gerügten alten Methode kam gegen das Ende des 18. Jahrhunderts
eine neue Methode auf. Der Ausdruck „Methode“ war jetzt das
Schlagwort geworden. Man verftand darunter, daß an Stelle des meda-
niſchen Eintrihterns des Unterrichtsſtoffs ein mehr dem Verſtändnis der
Kinder angepaßter Schulbetrieb gefegt wurde, der nicht nur auf Übung
bes Gedächtnifjes, fondern au auf die Bildung des Verſtands, des Ge
müts und Willens gerichtet war. Diefe neue Unterrichtsweiſe, deren
Urfprung aus der zeitgenöffiihen Bewegung in der Pädagogik nicht be:
ſonders hervorgehoben zu werden braucht, wurde im Kapitel vor allem
durch die Geiftlihen vertreten. Wiederholt wird in den Schultabellen
von 1808 erwähnt, daß der Drtspfarrer dem Schullehrer Bücher giebt,
bamit er fi in der Methode vervollfommne. Allerdings waren nicht
alle Pfarrer über die Vorzüglichleit der neuen Methode einig.
Der von Wieſenbach berichtete, fein 74jähriger Schullebrer unterrichte mad der
alten Methode, die auch er ſelbſt für bie richtige halte; übrigens wurde auch in biefer
Säule das Bücjlein „Beifpiele über allerlei Unglüdejile mit einem Anhang über
Sijtpflanzen“ gebraucht. Manche Pfarrer ſcheinen ſich auch mir ber Frage nach ber
Methode noch nicht beſchäftigt zu haben. In der Rubrit Methode ſchreibt einer einjad:
bebandelt die Kinder mit Liebe und Gruft. Gin anderer: Lehrart: mit ben Kleinen
wird das Namenbuch gelefen und der 5. Katechismus; mit ben Großen wird bie Bikel
und befonders das Neue Teftament gelefen; der 5. Katechismus wird auswendig gelernt
und die Sprüche in demfelben; aud wird bie bibliſche Geſchichte in Seiler gelelen;
vor⸗ und nachmittags wirb nad ber Schule gejhrieben und Briefe gelefen. Auper
ben Geiſtlichen bemühte ſich um eine zeitgemäße Umgeftaltung des Schulweſens Frei⸗
herr Franz von Crailsheim zu Rügland, welder aus ber, auf fein Betreiben ein
gerichteten, vom Dekan als vorzüglich gerühmten Schulbibliothet zu Nügland neue
gute Bücher bei fümtlihen Schullehtern feines Patronats umlaufen ließ. Tiefe &
ftrebungen um Verbefferung ber Methode batten 1808 allerdings nod nicht viel Cr:
feige erzielt. So wird vom Schulmeiiter zu Altenmünfter berichtet: er bat fein Gerüb!
für Methode, fondern unterrichtet nad, jeinem gewohnten Medanismus; ift bie arm
felige mechaniſche Form einmal durchlaufen, fo weis er die Schüler nicht weiter zu
beidjäftigen, fonbern fie müfien bie Zeit ojt mit unnügen Dingen ausjülen. Hbnlis
Heißt es von mehreren, daß fie obne Methode nach dem allgemeinen Brauch ber Schul:
meifter unterrichten. Übrigens gefteht ſelbſt ber eifrigfte Verfechter der neuen Methett
im Kapitel, der wiederholt genannte Pfarren Froben von Weitgartsbaujen, zu, bag ein
tüchtiger Lehrer auch mit der alten Methode gute Erfolge erreihen Tann; er ſagt vem
Schulmeiſter in Weipertshofen: diefe uralte, traurige Methode wird doch durch fein
beitindiges Durchfragen des Gelefenen, woran es in ber Weitgartshaufer Schule ver
züglich fehlen mag, viel wirfiamer für bie Bildung der Kinder, denn jeine Schüler
find zum Denken fo viel aufgelegter, daß man ſich aus Ihrem Kreis in bie Mitte der
Reitgartshaufer Kinder wie von Atben nad Böotien verfept glauben möchte. Einige
Schmid, Zur Geſchichte des Vollksſchulweſens im Kapitel Gralfspeim. 211
Schulmeiſter befommen wenigftens das Lob, daß fie ihre Methode zu verbeffern ſuchen
und einigen wird auch nachgerühmt, baß fie „die richtige Methode” haben.
Noh ein Wort über die Schulbücher. Welhe Bücher im
Brandenburg⸗Ansbachſchen eingeführt waren, zeigt ein Verlagsverzeichnis
des Buchdruders Lenz in Ansbach vom Jahr 1650, dem wie ſchon 1605
dem Buchdrucker Paulus Beheim, die ausſchließliche Erlaubnis zum
Drud der in den Kirchen und Schulen bes Fürftentums gebraudten
Bücher erteilt worden war; es war von ihm gebrudt: Hofkirchengeſang⸗
büchlein famt ber Betflundenordnung, Lälii Gebetbüchlein, Geſangbüchlein,
Kali großer Katechismus, Unterricht für die Einfältigen auf dem Land,
Brandenburgfcher Katechismus, lateinischer Katechismus, das deutſche
Evangelium, Sirachs Haus: und Zuchtbüchlein, Albrechts biblifches Namen:
büdjlein, Grußbeutels Namenbücjlein, gemeine Blättertafel, lateiniſches
Namenbüchlein, Pfalter Davids. Das Privileg des ausſchließlichen Druds
der Schulbücher wurde auch fpäter, z. B. 1704, erneuert aus Anlaß der
Klage, daß nit nur die Buchbinder fremde Bücher auf den Märkten
verkaufen, fondern auch einige Pfarrer bamit Handel treiben. Melde
Bücher um die Wende bes 18. Jahrhunderts in Gebraud famen, geht
aus dem angeführten Schreiben des Pfarrverweiers Froben in Goldbach
hervor. Eine Frage für fi ift allerdings, wie weit diefe Bücher in
den Händen der Schüler waren. Als folde, die von den Schülern ges
braucht wurden, werden wiederholt bezeichnet: Geſangbuch, Evangelien:
büdjlein, Pfalter, Sirach, Katehismus, ABC-Büclein; bezüglich der
zwei legteren war 1808 eine ziemliche Konfufion, indem an einigen Orten
3 verfchiedene Katechismen nebeneinander benügt wurden, ebenfo war
neben dem Albrechtihen ABC-Buch ein neu in Ansbach herausgefommenes
im Gebraud. In Crailsheim wurden armen Kindern, welhe die Schul:
bücher nicht ſelbſt bezahlen konnten, jedenfals fhon im Anfang des
18. Jahrhunderts diefelben aus öffentlichen Mitteln angefhafft. Dagegen
wird 1808 z. B. in Beimbach, Elrihshaufen, Jagftheim geflagt, daß es
an Büchern in den Händen der Schüler mangle.
Von Shulprüfungen ift in den Akten nichts zu leſen. Es
ſcheint, als ob der Pfarrer, welcher der nächſte Vorgeſetzte des Schul:
meifters war, feine eigentlihen Schulprüfungen vornahm; ſondern eben
bei feinen Schulbefugen nad) dem Stand der Schule fah. Auch der
Dekan hielt, wie es fcheint, anläßlich der Kirchenvifitation Feine befondere
Schulprüfung. In Beimbady und Gründelhardt, von denen Vifitations:
akten bis in die Zeit von 1750—60 vorhanden find, befchränfte ſich der
Dekan bei ber Vifitation darauf, daB er nad) dem Gottesdienft ben
Katechismus nit nur von den Schultindern abfragte, fondern auch von
212 Hiſtoriſcher Berein für das Württ, Franken.
der erwachſenen Jugend, indem er, aud bei ben ledigen Burſchen auf
der Emporkirche, von einem zum andern ging; nachher wurbe ber Pfarrer
u. a. gefragt, ob die Leute ihre Kinder fleißig in die Schule ſchicken
und ob die brandenburgiſchen Geſang- und Schulbücher gefauft werben.
Übrigens wird gelegentlich erwähnt, daß im 18. Jahrhundert jährlid
Schriften von allen Kindern an den Dekan gefchidt werben müffen. Als
das Kapitel bayerifch wurde, wird neben dem Dekan, dur den nad
wie vor alle Berichte und Stellenbewerbungen gehen, ein Diſtriktsſchul⸗
infpeftor in Michelbach a. d. 9. und in Roßfeld erwähnt; die letzteren
hatten die Aufgabe, für die Bildung der Lehrer zu forgen, doch ift von
ihrer Thätigkeit in den Akten nichts zu finden. Auch if eine Lofal-
ſchulinſpektion vorhanden, beftehend aus Pfarrer, Gemeindevorfteher und
einem weiteren Mitglied; daß biefelbe eine nennenswerte Thätigfeit ent:
faltet hätte, ift micht erfichtlih. Cs find dies Einrichtungen, die auf
Grund der im erften Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Bayern er-
folgten gefeßgeberifhen Bemühungen um die Verbefferung des Bolfs:
ſchulweſens getroffen worden find, aber freilich in biefen wie in andern
Stüden entiprad der Erfolg im Kapitel Crailsheim fo wenig wie im
übrigen Bayern den Abfichten der Gejeggebung.
Als das Kapitel 1810 württembergiſch wurde, ftand es
auf dem Gebiet des Volksſchulweſens trog der da und dort ſich regenden
Anfäge der Beflerung zweifellos unter dem Niveau des würt—
tembergifhen Volksſchulweſens, obwohl das letztere, das aller-
dings von der Reformation an verhältnismäßig hochſtehend gewejen war,
fi an den pädagogiihen Fortſchritten am Ende des 18. Jahrhunderts
teineswegs lebhaft beteiligt hatte. So fanden alfo die in Württemberg
im Anfang des 19. Jahrhunderts herrſchenden Beftrebungen um bie
Hebung bes Volksſchulweſens, die ihren geſetzgeberiſchen Ausdrud in ber
Generalverorbnung von 1810 fanden, namentlih aud in den new
gewonnenen Gebietsteilen des bisherigen Kapitels Crailsheim ein reiches
Feld der Bethätigung.
Sonthkeim— Sıhwaikheim.
In der alten Oberamtsbejchreibung Heilbronn (S. 331) ift gefagt,
daß Albrecht von Ebersberg 1293 „das Dorf Zweilheim (mas bem
jegigen Sontheim entſprechen ſoll)“ dem Deutſchordenshaus in Heilbronn
verfauft habe. Als Duelle wird das Lagerbuch der Kommende von 1766,
in dem die Urkunde mitgeteilt wurde, angeführt, und zur Erflärung ber
feltfamen Thatſache vermutet, daß ehemals das Dorf Zweigheim, die
Burg allein Sontheim geheißen habe.
Es liegt hier ein nicht unintereffantes Beiſpiel von Legendenbildung
vo. Zum Glüd find noch die Quellen der Sage nachzuweiſen.
Zunãchſt ſpricht Thon die Perſönlichkeit des Schenkenden dagegen.
Sein Stammfig ift die Burg Ebersberg im DA. Badnang, die 13%8
in württembergiihen Beſitz überging (OA. Beſchr. Badnang). In deren
Nähe ift auch der allobiale Beſitz dieſes edelfreien Geſchlechts zu ſuchen,
zu dem nad) der Urkunde von 1293 das dorf Sweikhein, daz unser
vriez eigen ist, gehört. Die jpärlihen Nachrichten find in der Oberamts-
beſchreibung Badnang (S. 172 ff.) zufanmengeftelt. Won ben dort ges
nannten Befigungen werben biehergehören: Nibelgau (abgegangen an
der Stelle der Meuſchenmühle, Gem. Alfdorf DA. Welzheim), Aichftrut,
Wighartsreute (jet Schafhof) und Gläferfeld (abg. bei Welzheim), ferner
Schadburg (bei Kaifersberg desfelben OA.s); in allen diefen Orten be:
jagen die Ebersberger die Vogtei über lordifhe Güter. Weißbuch und
Redlingsberg DA. Schorndorf liegen gleichfalls nahe genug, um den dort
1343 veräußerten Befig als Reft alten Stammguts amfehen zu dürfen.
Mit Bittenfeld OA. Waiblingen, wo Albrecht von Ebersberg 1282 den
Zehnten an Stift Badnang überließ, kommen wir fehr nahe an Schwaif-
heim besfelben Oberamts. Dort Hatte allerdings in der fpäteren Zeit,
ſoweit fi) nachweiſen läßt, der Deutſchorden feinen Befig. Ein Lagerbuch
von ca. 1350 zeigt Württemberg ala Grundheren des größeren Teils
von Schwailheim. Es liegt nichts ber Annahme im Wege, dab Württem⸗
berg auch hier wie in Ebersberg felbft Befignachfolger des alten Abels-
geſchlechts war, obgleich nicht nachzuweiſen ift, wie und wann ber Über-
gang erfolgte.
214 Hiftorifcher Verein für das Württ. Franken.
Es fcheint, daß die Schenkung Albrechts von Ebersberg an den
Deutſchorden 1293 nicht vollzogen wurde. Dafür fpricht der Zuſtand
der Urfunde. Es hängen daran nur 2 Siegel, das des Ausftellers und
das feines Schwiegerjohns Ludwig von Staufened. Für die Siegel der
im Tert noch weiter als Siegler genannten Herren von Weinsberg und
des Bruberfohnes des Ausftellers, Wolf von Ebersberg, endli der
Stadt Heilbronn, ift nit einmal eine Vorbereitung durch Einfchnitte im
Pergament getroffen. Auch der unterhalb des Tertes vorhandene leere
Raum für etwa 3'/ Zeilen, der urſprünglich möglicherweiſe für eine
Zeugenreihe beftimmt war, Tann in diefem Sinn verwertet werden; zu
jener Zeit war es bei fo großen Schenkungen oder Verfäufen im al:
gemeinen noch üblich, in der Urkunde Zeugen zu benennen.
Die Hypothefe, daß der Ort Sweikhein das jegige Sontheim fei,
geht auf einen Heilbronner Deutihordensardivar des 16. Jahrhunderts
zurüd, ber bei der Ordnung und Regeftierung feiner Beftände die ver:
einzelte Urkunde vorfand und auf ben in ber zweiten Silbe gleichlautenden
Namen von Sontheim bezog, das feinem Haufe gehörte. Es mag fein,
daß ſchon damals die audy jegt vermißte Urkunde über den Erwerb von
Sontheiin verſchwunden war, wodurd feine Annahme natürlich gefügt
werben mußte. So ſchrieb er denn ohne Gewiſſensbiſſe auf den Rüden
der Urkunde: Wie das dorff Suntheim an ordenn kommen ao. 1293
auf Laurencii. Noch einen Meinen Schritt weiter ging ein Nachfolger
im 17. Jahrhundert, der eine deutſche Überfegung mit der Überſchrijt
verjah: Copia beschreibung, wie dass dorf Zweikheimb, anizo Sondt-
heimb genant, zue dem hochlöbl. orden unnd hauss Heilbronn
gekommen. Es ift ein ganz natürliher Abſchluß der Entwicklung, wenn
zulegt bie unter ſolchen Umftänden befonders merfwitrdige Urkunde in
dem Lagerbuch der Kommende von 1766 Aufnahme fand und von dort
aus bie faljhe Nachricht fogar in die alte Oberamtsbeſchreibung über:
gegangen ift.
G. Mehring.
Säldganer Altertumsprrein.
Des Tranzöfifcen Marſchalls Jean Baptifte Budes
Strafen v. Gusbriant Sieg und Tod zu Roffweila.D.,
im Jahr 1643.
Von Stabtpfarrer Adolf Brinzinger in Oberndorf a. N.
In der herrlichen gotifchen Kathedrale Notre Tame zu Paris fah
der Verfaſſer vorlegten Sommer in ber fiebenten Kapelle des Chor-
umgangs lints das Grabmal des franzöſiſchen Marſchalls Jean Baptifte
Budes, Grafen von Guebriant. Er hat im 30jährigen Krieg im Jahre
1643 die damalige Reichsſtadt Rottweil zweimal belagert und zulegt er:
obert, wurde aber daſelbſt ſchwer verwundet und ftarb im bortigen Do—
minifanerklofter. Seine Leihe wurde nad) der Schlacht bei Tuttlingen
von den Franzofen nach Paris gebracht und auf Befehl Ludwigs XIV.
und ber Regentin-Mutter Anna von Öfterreih in Notre Dame mit Fönig-
lichen Ehren beigejegt. In unfern württembergiſchen Geſchichtswerken
wird Guebriant nur kurz erwähnt. Wir möchten deswegen auf Grund
ber uns zugänglich geweſenen Literatur!) im folgenden behandeln:
’) Lütteratur: a) Franzöſiſche Werke: 1. Jean Le Laboureur, Conseiller
et Aumönier du Roy, Prieur de Juvigne, Histoire du Maröschal de Gué-
briant. Paris, Lamy, 1886, 730 pages, avec ’Histoire Genealogique
de la Maison des Budes. Paris 1656, et avec l’Oraison funebre par Ni-
colas Grillie, Eveque et Comte d’Uzez, Paris 1657, 28 pages. Alle brei Teile
nd zufammengebunben In einem Folioband. Als zweite Ausgabe in unveränderten
Abdrud erſchien l’Histoire du Mar&schal et Genealogie, Paris 1657, avec l’Oraison
funebre, Paris 1656. 1 Folioband. 2. Louis Laguille, Histoire de la Pro-
vince d’Alsace. Strasbourg 1727, Doulssecker, Tome II, 2 et 3. 3. A.Chöruel
Histoire de France pendant la Minorite de Louis XIV, Paris, Hachette 1879.
Tome premier. b) Deutfe Werke: 1. Barthold, F. W., Xohann von Werth,
Berfin 1826. 2, Derfelbe, Geſchichte des großen deutſchen Kriege, Stuttgart 1842,
3 Rudgaber, Heinrich, Geſchichte von Rottweil, II. ®b. 2. Abt, Rottweil 1838.
4. 0. Martens, Karl, Gedichte württ. kriegeriſcher Freigniffe v. 15 v. Chr. bis 1815,
Stuttgart 1847. 5. Heilmann, Johann, Kriegsgefgichte von Bayern 1506—1651,
2. 8b. 2. Abt. Münden, Gotta 1868. 6. Derfelbe, Felbzüge der Bayeın 1643 bis
1645 unter Franz v. Mercy. Leipzig und Meißen 1851, Göd'ſche Buchhandlung.
216 Sülchgauer Altertumsverein.
1. Seine Lebensfligge. 2. Die zweimalige Belagerung der Stadt Rott:
weil unter feinem Oberbefehl. 3. Seine Verwundung, die Einnahme der
Stadt und feinen Tod dafelbft. A. Die Niederlage feiner Armee bei
Tuttlingen. 5. Seine Beifegung und fein Grabmal in Paris.
1. Lebensftizze des Marſchalls Guöbriant.
Jean Baptifte Budes, Comte de Guebriant, ift geboren am 2. Fe:
bruar 1602 im Schloß Pleffis Budes, in der Bretagne, Arrondifjement
Saint Brieuc. Sein Vater war Charles Budes, Seigneur und Baron
du Hirel, du Pleſſis-Budes und de Gusbriant, Baron de Sace, Cheva:
lier de P’Ordre du Roi. Er erhielt von feiner Mutter Beatrir de Ro:
mille die Herrſchaft Gusbriant in der Bretagne, welche diefelbe von Fran;
de Felle erworben hatte. Sein Sohn, der nachmalige Marſchall, führte
den Namen Guebriant als Hauptnamen, und nannte und fchrieb fich Jean
Baptifte Budes, Comte de Guebriant. Deffen Vater vermählte ſich am
7. Dftober 1591 mit Anna Budes von Duatre Baur, Tochter des Jean
Budes, Seigneur von Duatre Baur, Eſpinac und Bienaffis und feiner
Gemahlin Marie du Houlle. Dieſer Ehe entfproßten 7 Kinder, von
denen vier frühe ftarben. Jean Baptifte war der zweitgeborene Sohn und
hatte zu Geſchwiſtern einen Bruder Nves und eine Schweſter Renee.
Sein Vater war ein tapferer Edelmann aus altem bretoniſchem Adel.
Er ftarb am 26. Januar 1619. Deshalb übernahm fein Onkel und
Taufpate Chevalier Year Budes, Seigneur de la Courbe und Gouver:
neur von Vendome die Erziehung des jungen Jean Baptifte, in Verein
mit deffen Mutter Anna, einer feingebildeten Dame, welche 4 Spraden
verftand: Franzöfiih, Latein, Italieniſch und Spaniſch, und ihren Sohn
unabläffig zu eifrigem Studium anfpornte. Jean Baptift kam zuerft an
das berühmte College La Flèche bei Anjou (welches Heinrich IV. ae
gründet hat), um daſelbſt am Gymnafiun der Jefuiten zu flubieren,
fpäter nach Paris. Seine Lehrer rühmten feinen lebhaften Geift, feinen
Fleiß, feine Gewandtheit im mündlichen und fchriftlihen Ausdrud, fowie
feine Kenntnifje in der lateinifhen Sprade. Als Louis XIII. einmal
La Fleche befuchte, mußte der junge Guebriant eine Anfprahe an ihn
7. Dr. Franz v. Löher, Tie luſtige Schlacht von Tuttlingen, Baherland 3. Jahr:
gang 1892, Münden, Oldenbourg S. 39 ff. und S. 68 ff. 8. Marimilian Freiber
vom Holg, Generalfelbzeugmeiiter Georg Friebrih vom Holtz, ein Lebenebild ans
dem 17. Jahrhundert (1597— 1666). Stuttgart, Kohlhammer 1891. 156 Seiten.
As Manuffript gedrudt. 9. Geijelhart, Frofefor, Programm bes K. Gymnaftume
in Rottweil: „Zur Geſchichte der Reichsſtadt Rottweil im 3Ojährinen Kriege” Rott
weil, Rothſchild 1899.
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Grafen v. Guöbrlant Siegec. 247
Halten. Als er fpäter an den Hof zu Paris fam, erinnerte ſich der
König, dem man ein vorzügliches Perfonengedähtnis nachrühmte, os
fort des ehemaligen Gymnaſialſchülers von La Flöhe. Der junge Graf
wollte Offizier werden; er diente langſam von unten herauf, zuleßt aber
gelang es ihm durd feine Tüchtigkeit und Beharrlichkeit den Marſchall-
Rab zu erringen. Den erften Waffendienft lernte er in Holland, dann
trat er in ben Dienft des franzöfifhen Königs, war bei der Eroberung
von Alez, diente 1630—1632 mit feinem Freund und nachmaligen
Schwager Marquis du Bec im Regiment Piemont in Oberitalien und
erhielt bei Vigon einen Musketenſchuß durch den Mund. Da dieſe
Wunde niemals vollftändig heilte, war er feit jener Zeit gezwungen, ein
Plafter an der rechten Wange zu tragen‘). Man fieht dieſes Pflafter
deutlich auf dem Porträt Guebriants bei Laboureur. Es iſt biefes ein
Kupferſtich?) des Robert Nanteuil (geb. 1630 in Reims, geft. 1678 in
Paris), welcher viele berühmte Perfönlichkeiten arı Hof Ludwigs XIV.
gemalt und in Kupfer geſtochen hat, darunter das Bild des Königs etwa
20mal. Guebriant wurde dann Kapitän bei der Garde des Königs und
vermählte fih im Jahre 1632 mit Renee du VBec-Erespin, Tochter des
Rene du Ber, Marquis de Vardes und der Helene d'O, Witwe des
Baron von Maineville. Ihr Großonfel Philipp du Bec war nadein-
ander Biſchof von Nantes und Saint Malo, Erzbiſchof von Rheims, erfter
Pair von Franfreih, Kommandeur des HI. Geiftordens und Kardinal.
Er liegt gleichfalls in Notre Dame, in der St. Michaelskapelle beim Chor
begraben?). Guebriants hochbegabte Gemahlin hatte ſowohl am Hofe
Louis' XII. wie Louis’ XIV. einen hervorragenden Einfluß, unterftüßte
ihren Gemahl gegen verſchiedene Intriguen und wurde von Kardinal
Mazarin mit mehreren biplomatifhen Aufträgen betraut. Sie wurde
im Gefolge der Prinzeffin Maria Gonzaga nad Polen gefchidt, ferner
nah Breifah, um diefe Feftung in die Gewalt der Hofpartei zu bringen,
und war Ehrendame der Königin Anna. Sie ftarb nad) ihrem Gemahl,
am 2. September 1659 zu Perigueur. Ihre Che mit Marſchall Gue-
briant war finderlos. Durch die Nichte des Marſchalls, Rense Budes,
erhielt das Haus Guebriant feine Nachkommenſchaft. Das Wappen des
Marſchalls ift bei Laboureur abgebildet: auf bem Kupferftih des Nan-
teuil, ferner auf dem Titelblatt der Genealogie und am Schluſſe der-
ſelben. Dieſes Wappen ift geteilt und vjermal gefpalten : in der obern
#) Le Laboureur €. 11.
2) Dasfelbe Bild des Marſchalls ift im Kupferftichfabinett in Stuttgart im
Bande ber Werke von Nanteuil.
®) Le Laboureur ©. 725.
218 Sũlchgauer Altertumsverein.
Reihe in 4 Feldern find die Wappen von Couvran, Buffon, Chateau
briand und Villain. In der untern Reihe find in 4 Feldern die Wappen
von Epinay, Montmorency, Alt:Venbome und Beauvau; in einem Mittel:
ſchild ift das Wappen von Budes. Letzteres ift das Hauptwappen. Die
andern Wappen find Wappen von abeligen Familien, welche durch Hei-
rat mit dem Kaufe Budes in Verbindung traten. (Familles alliees &
la Maison des Budes nad; Zaboureur.) Das Stammſchloß des Mar:
ſchalls fol heute noch beftehen bei Saint Pol de Leon, Departement
Finiftöre in der Bretagne. Als Kapitän der Föniglihen Garde war
Guebriant in der Umgebung des Königs Louis XIII., den er auf feinen
Reifen in Frankreich und Lothringen begleitete. Im Jahre 1635 beauf-
tragte ihn der König, mit Kapitän de Savignac gemeinſchaftlich 12 Kom—
pagnien Garden zum Kardinal la Valette nach Deutichland zu führen.
Es begann jet die militäriſche Laufbahn Gusbriants in Deutichland im
Heere des Herzogs Bernhard von Weimar, unter deſſen Oberbefehl er
am Oberrhein mit großer Tapferkeit franzöſiſche Hilfstruppen tommanbierte.
Kardinal Richelieu beherrichte feit dem Tode Guſtav Adolfs
(6. Sept. 1634) die europäiſche Politif und ſuchte, der alten Überliefe
rung Heinrichs IV. folgend, Franfreih zur erften Großmacht emporzu
heben buch die Schwächung des Haufes Habsburg in feinen beiden
Linien, in Spanien und Deutſchland. Durch den Vertrag von St. Ger:
main vom 17. Dft. 1635 gewann er Herzog Bernhard für Franfreih
durch Verwilligung von 4 Mill. jährliher Subfidiengelder, Ausjegung
eines jährlichen Gehalts und durch das Verſprechen der Landgrafichaft
Elfaß und der Ballei Hagenau. Er jollte ein Heer von 12000 Mann
deutfcher Fußvölter nnd 6000 Reitern nebft nötiger Artillerie unter fran:
zöſiſcher Hoheit unterhalten. Als Herzog Bernhard zu Neuenburg am
Rhein, erft 35 Jahre alt, am 18. Juli 1639 ftarb, vermadhte er feinem
Liebling Guebriant fein Schlachtroß, einen großen mutigen Rappen, ben
Guebriant fpäter auf feinen Feldzügen ritt, feinen Degen und feine
Handpiftolen‘). Durch Dekret Ludwigs XII. von St. Germain 1. April
1637 erhielt Guebriant die Ernennung zum Maréchal de Camp?), d. $.
zum Brigadegeneral. Bernhard von Weimar hinterließ eine Armee von
4000 Reitern und 3000 Fußgängern unter 4 tüchtigen Offizieren: dem
Grafen von Naffau, Jean Louis Erlach, Reinhold Rofen und Cberit
Ohem (Erlach und R. Roſen find die zwei berühmteften Weimaraner).
Erlach aus Bern war Generalleutnant bei Bernhard von Weimar, wurde
) So nad Laboureut a. a. D. S. 125. Nach Röfe, Herzog Bernhard v. Wei.
mar IL, 826 vermachte er ihm nur fein Schlachtroß
3) Sabeureur ©. 28,
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Graien v. Guöbtiant Sieg. 219
1638 Gouverneur der von leßterem eroberten Feftung Breiſach und nach
deren Übergabe an Frankreich verblieb er in diefer Stellung. Reinhold
von Rofen, zuerft in ſchwediſchem Dienfte, ging mit feinen zwei Brüdern
Voldemar und Jean zu Bernhard von Weimar ins Elſaß, wurde bei
Breifah am Auge verwundet, 1648 Generalleutnant der Armee des
franzöſiſchen Königs und Herr zu Bollweiler und Schloß Dittweiler,
wo er am 15. April 1652 ſtarb'). Er beſaß auch feit 1645 einige
Jahre lang die Graffchaft Hohenberg als franzöſiſche Schenkung *). Durch
den Vertrag von Breifach 9. Dftober 1639 gewann Richelieu die Weis
marfche Armee für Frankreich und den Oberbefegl über diefelbe erhielt
Guebriant, eine ſchwierige Milfion, die er aber mit großem Geſchick zu
löfen verftand. Er überwand die Kabalen der Schweden, melde das
Weimarſche Heer aufzulöfen oder mit Schweden zu vereinigen fuchten,
ließ die Truppen den Eid der Treue für Frankreich ſchwören, und er-
tang in Deutichland an deren Spitze eine Reihe glorreicher Erfolge und
neue Alliierte. Er gewann für Frankreich Elſaß, die Feſtung Breiſach
und die Städte Sädingen, Waldshut, Nheinfelden und Laufenburg.
Durch feine Vermittlung erneuerte 1640°) die Landgräfin vou Heffen,
Amalie Elifabeth, einen Alianzvertrag mit Franfreih. Ende 1640 führte
er feine Truppen zum ſchwediſchen General Johannes Baner, bedrohte
mit ihm Regensburg im Januar 1641, ſchlug die Kaiferlihen am 29. Juni
1641 bei Wolfenbüttel und unterftügte nah Baners Tod deſſen Nach:
folger Torftenion am Niederrhein, fhlug bei Kempen am 17. Januar
1642 den faiferlihen General Lamboi und nahm ihn gefangen.
Deswegen erhält er durch Dekret Ludwigs XIII., datiert Narbonne
22. März 1642, die Ernennung zur höchſten militäriihen Charge, zum
Marſchall von Frankreich“). Er eroberte fodann Neuß, Kempen und
Düren und drang bis nad) Thüringen vor, um dort im Dezember 1642
mit Torftenfon den Feldzugsplan für das folgende Jahr zu beraten.
Da ftarb Richelieu am 4. Dezember 1642. Sein Nachfolger Mazarin
ſetzte feine Politit fort und beantragte, Verftärtungen an Guebriant zu
ſchicken, damit er den Krieg in das Herz von Deutſchland tragen Fünne?)-
Wie bei Herzog Bernhard, Richelieu und Louis XIII., fo ftand Guebriant
aud bei Mazarin in hohem Anjeben und genoß deſſen volles Vertrauen.
) Laguille, Histoire d’Alsace 2, III ©. 6 fi.
2) Stãlin, Wintt. Bih. 1899, S. 17.
) Cheruel a. a. O. ©. IV und Batthold, Geſchichte bes großen deutſchen
Kriegs ©. 241 und 242.
+) Laboureur S. 485.
>) Cheruel S.LV und 20.
220 Sülcgauer Altertumsverein.
Am 17. Dezember 1642 vereinbarte Guebriant mit Torftenfon in Butt:
ftädt (in Sadfen-Weimar), daß die Schweden nad ber Oberpfalz, die
franzöfifhen Truppen nad Heilbronn vorrüden folen. Er führte nun
fein Heer über den Main, wurde aber von dem tapfern General Franz
Mercy durch die bayerifd-lothringifchen Truppen nach dem Breisgau und
Ende Auguft nad Unterelfaß zurüdgebrängt. Am 25. Juli 1643 hatte
er vergeblich Rottweil zu erftürmen verſucht. Dies gelang ihm fodann
im Winter hernach, am 19. November 1643, er ftarb aber daſelbſt an
feinen Wunden, 24. November 1643, und wurde fpäter in Paris bei-
gefegt. Dies if in Kürze die Lebensgefchichte des Marſchall Guebriant,
der, wie Mezger (Jahrbücher für Schweizer Geſchichte 1884, 155) fagt,
„einer ber wenigen edlen Charaktere unter den Helden des 30jährigen
Krieges war“. Die zweimalige Belagerung von Rottweil unter feinem
Oberbefehl, feinen Sieg und feine Verwundung und feinen Tob bafelbft,
Towie die Niederlage feiner Armee bei Tuttlingen und feine Beifegung
und fein Grabmal in Paris werden wir im folgenden ausführlicher zu
ſchildern verſuchen.
2. Die zweimalige Belagerung von Rottweil unter Guébriauts Oberbefehl.
Das Jahr 1643 war für die Stabt Rottweil das unheilvollfte im
ganzen 3Ojährigen Krieg. Das franzöſiſch-ſchwediſche Heer unter Guebriant
wurde von General Franz Mercy von Bayern abgebrängt und z0g nedar:
aufwärts bis Sulz, von da in das Kinzigthal (28. Februar 1643),
und dehnte feine Quartiere bis nach Laufenburg am Rhein aus. Während
er bier im Quartier lag, ftarh Ludwig XII. von Frankreih (14. Mai
1643). Sein Sohn und Nachfolger, Ludwig XIV., war erit 5 Jahre
alt. Seine Mutter Anna von Öfterrei) führte die Vormundſchaft und
Kardinal Mazarin leitete die Staatsgeihäfte. Er wünſchte eifrig die
Fortfegung des Kriege. Am 18. Juni brach Guebriant aus feinem
Quartier auf, zog über Waldshut und Engen ber Donau zu, wurde aber
duch Mercy nad) Salmansweiler und der Gegend am Bodenſee ge-
drängt, kehrte über Stodad) und Tuttlingen zurüd und beichloß, Rott-
weil zu erobern, um von dort aus feine Armee zu verproviantieren und
nad Württemberg zu ziehen. Am 22. Juli erhielten die Rottweiler Kunde
von feinem Anmarſch und der dortige Stadtkommandant Hauptmann Flet-
finger vom Mercyihen Negiment erhielt auf feine Bitte von Mercy am
23. Juli morgens 5 Uhr Succurs, fo daß jest die Garnifon aus 3 Com:
pagnien zu Fuß und 60 Dragonern beftand. Kaum war der Succurs
angelangt, als an demfelben Tag, dem 23. Juli, 3 Oberfte der feind-
Drinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Grafen v. Guébriant Sieg ꝛc. 221
lichen Armee: Rofen, Götz und Charvafel mit 3 Kavallerieregimentern
von Überlingen her vor Rottweil erſchienen. Sie plünderten und
morbeten in den Dörfern unterwegs, und fingen fogleih an, die Stabt
Rottweil zu beftürmen, ohne jeboch etwas auszurichten (nah Rudgaber II, 2
6.273). Tags darauf, am 24. Juli, fam Guebriant felbft mit feiner
Armee, beftehend aus 15 Kavallerie und 13 Infanterieregimentern,
welde allerbings fehr ſchwach waren, denn es gab damals Reiterregi-
menter mit nur 40-50 Mann, und nfanterieregimenter mit nur
200 Mann. Die franzöfifche Armee lagerte teils im Nedarthal in der
Altftabt und in Gölleborf, teils auf der Hochebene bis gegen Dietingen.
Guebriant felbft nahm fein Hauptquartier in Rottenmünfter. Samstag
den 25. Juli ließ er die Stadt Rottweil im Namen des Königs von
Frankreich durch einen Trompeter zur Übergabe auffordern, aber ver:
gebens. Der fommandierende Hauptmann Flettinger ließ in Überein-
fimmung mit dem Magiftrat und der Bürgerfchaft dem Marſchall er-
Hören: „man fey eher bereit zu fterben, als dem Feind im geringften
zu Willen zu werden“. Darauf ließ Guebriant das Bombardement gegen
bie Stabt mit 375 Kanonenkugeln eröffnen. Das Haus der Johanniter
tommende wurde zerflört und in die Mauern der Hochbrückenvorſtadt
eine Breſche gefhoffen. In der folgenden Naht vom 25. auf 26. Juli
morgens 1 Uhr, ließ er auf 3 Seiten — vor der Hochbrüde, bei St. Johann
und in der Auvorftadt — die Stadt beftürmen. Es gelang ihm aber
nicht, die Stadt zu erobern. Die Rottweiler räumten nur die Auvorftadt,
und ſchlugen den Sturm mit großer Tapferkeit ab. Die Feinde verloren
dabei 900 Mann, nad einer andern Angabe nur 50 Mann, und Prinz
Friedrich von Württemberg bei der Weimarſchen Armee, ein Bruder des
Herzog Eberhard III., erhielt eine Wunde. Der Verfuh, am mittleren
Author Petarden anzufchrauben, wurde verhindert. Inzwiſchen erhielt
Guébriant die Kunde vom Anmarſch der bayeriihen Avantgarde unter
Johann von Werth. Deshalb gab er noch am 28. Juli (nad) Heilmann,
Feldzüge, ©. 15) die Belagerung Rottweild auf und marfdierte Sulz
zu, wurde aber vom nachrüdenden Feinde gezwungen, in die Markgraf:
ihaft Baden und dann ins Elfaß ſich zurüdziehen. So war die erfte
Belagerung Rottweil im Jahre 1643 glücklich abgeſchlagen. (Nach Rott-
mweiler Ratsprotofollen von 1643; Rudgaber, Heinrich, Geſchichte von
Rottweil 1838, II, 2 ©. 272 ff.; v. Martens, Karl, Kriegeriihe Er—
eigniffe in Württemberg, Stuttgart 1847; Profeffor Geifelhart, Gym-
nafialprogramın über Geſchichte Rottweild im 30jährigen Krieg, Rottweil,
Rothſchild, S. 62).
Die allgemeine Kriegslage in Süddeutſchland hatte fi im Laufe
222 Süldgauer Altertunsverein.
des Jahres 1643 derart geftaltet, daß das bayerifch-kaiferlihe Heer unter
feinen Führern, Feldmarfhal Mercy und General der Kavallerie Johann
von Werth, alles Land auf dem rechten Rheinufer, Baden, Schwaben
und Franken, mit Ausnahme weniger fefter Pläge beſetzt hielt. Ihnen
gegenüber, im Sundgau und im Elfaß, ftand die franzöſiſch-weimariſche
Armee unter dem Marfchal Guebriant und General Rangau!). Auf
wiederholt dringende Bitten um Verſtärkungen ſchickte Mazarin endlich
diefelben an Guebriant im Herbft 1643. Die Hilfstruppen des Herzogs
von Enghien (Prinzen Conde) vereinigten fih am 21. Dftober 1643 bei
Babern unter dem Befehl des Grafen Rankau, dem Enghien deren
Führung übertragen hatte, mit dem Gorps Guebriants. Am 22. Dft.
bielt Herzog Enghien große Revue bei Dachſtein (etwa 4 Meilen von
Straßburg) über biefe vereinigte Armee, welche jegt etwa 1700 Mann
(10 000 Fußgänger und 7000 Reiter) ftart war). Enghien hatte aud
der Königin ſchönes Regiment zu Fuß und zu Pferd gebracht, fowie
wallonifches, fpanifches, irländiſches und ſchottiſches Fußvolk. Die Schweizer
und andere franzöfiiche Garden gingen aber zurüd, weil fie ſich vor:
behalten hatten, daß man fie nicht nad) Deutſchland führe. Die Neiterei
des Heeres war hauptſächlich deutſch und weimariſch. Den Oberbefehl
über dieje fämtlichen vereinigten Truppen erhielt Guebriant, da Enghien
nah Deutihland zu ziehen feine Luft Hatte. Mit großen Koften hatte
man biefelben glänzend ausgerüftet, und es befand fi) dabei die Blüte
der franzöfiien Offiziere, bewegt von ftolzen Hoffnungen. Guebriant
dachte ſchon an nichts weniger, ald auf Münden zu gehen und von dort
den Kranz der Aheinlande auf der Spige eines fiegreihen Tegens zurüds
zutragen. In den Sälen des Dachſteiner Schlofjes gab er amı 24. Dftober
dem vielgefeierten Herzog Enghien, dem Sieger von Rocroir und Eroberer
der Feftung Thionville, ein glänzendes Gaftmahl. Die Tafel prangte
von jeltenen Weinen und köſtlichen Gerichten, welche man mit unglaub:
lihem Aufwande aus dem Elfaß und Breisgau, aus Lothringen und der
Schweiz zufammengefudt hatte. Das Ehrengeriht für den Prinzen war
ein Auerhahn „nad deutſcher Art zubereitet“, in Paftete und mit feinen
eigenen Federn bededt. Da jagen all die hodgemuten Helden und
ſchwelgten und toafteten bei Trompetenfhall und Kanonendonner?).
Obenan ſaß Enghien, mit hohem Wefen, ald wäre er der Sieger der
Welt, zur Rechten Guebriant, ftrahlend vor Wonne, zur Linken Graf
) A. Pfiſter, Württ. Vierteljabrehefte 1879, 145: „Die Schlachten bei Herbite
bauſen und Alerbeim 1643“,
») Gheruel a. a. O. S. 245.
>) v. Yüher, Bayernland 1893, 40 (Schlacht bei Tuttlingen).
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Grafen v. Guebriant Sieg ꝛc. 223
Rangau !), prahleriſch, hochfahrend, feine Worte fchallten über den Tiſch.
Dann folgten an beiden Seiten der Tafel in glänzender Reihe all die
berühmten Herren und Marihälle: die Marquis v. Noirmoutier?),
v. Vitryꝰ), du Bec‘), v. Montaufier?), die Grafen v. Maugiron ®) und
v. Montmeby, die Herrn v. Sirot”), v. Pontis, v. Rocque-Servieres*),
Herzog Friedrih von Württemberg, Dietrich de Groot, Sohn bes Hugo
Grotius, und viele andere. Das andere Enbe der Tafel aber nahmen
ein die Weimaraner, altbewährte Haudegen und ſchlaue Kriegshäupter: die
Rofen, Taupadel, Ohm, Schönbed, Klug, Nothhaft, Kohlhaß, Tiffel
und andere. Dieſe Generale und Oberfte aus Bernhards von Weimar
Schule wußten es, was es heiße, in Deutſchland zu kriegen, und fie ver:
lachten die Franzofen, „welche allein klug fein wollten, aber nicht kapabel
wären, einen klugen Rat auszubenfen; im Kriegsrat führten fie immer
nur die Rede im Munde, man müfje den Feind aus dem Lande fchlagen,
und wenn es zur Sache komme, fo habe niemand eine Courage”. Die
Beimaraner waren insbefondere ben Franzojen gram, weil durd deren
Ungeihid und Ränke das tapfere und ſchöne Heer Herzog Bernhards
longfam zu Grunde ging, aber fie konnten nicht mehr loskommen von
den Frangofen, von denen fie fein und jchmeihelnd, gleih faum ge—
zähmten Bären, behandelt, aber zu falſchen Zweden gebraucht wurden.
Rod immer aber betrachteten fie fi als bloße Verbündete Frankreichs,
und fie haften insbejondere den Rantzau, weil dieſer fi) mit Leib und
Seele in franzöfiihe Dienfte begeben. Enghien eilte nad Paris und
’) Joſias Rantzau aus altem ſchleswig -holſteiniſchem Geſchlecht, geb. 18. Okober
1609, diente beim daniſchen, kaiſerlichen und ſchwediſchen Heer, 1635 bei Frankreich,
ein tapferer Haudegen mit 60 Wunden, gefangen bei Tuttlingen 1643, 1645 Marſchali
von Frankreich, farb 14. September 1650 als Gouverneur von Dünkirchen. Gr verlor
in verfepiebenen Schlachten ein Auge, eine Hand, ein Obr, einen Fuß, und erhielt
außerdem nod viele Wunden. Sein Bild, von Alaur gemalt, if in ber Maricall:
galerie zu Verfailles.
%) Marquis Louis de la Tremouile, jpäter Marquis de Noirmoutier, wurde
Marigall de Camp 1643, Generalleutnant 1650, ſtarb 1666.
”) Nicolas de l' Hoſpital, Duc de Vitry, Marſchall von Frankreich, ſtarb 63 Jahre
alt 1866.
*) du Ber, Bruber der Frau Marſchall Gusbriant.
®) Eharle6 de Sainte Maure, Marquis be Montaufier, Marſchall de Kamp
1643 5. Januar, Generalleutnant 1650 12. September; ftarb 17. Mat 1690.
) Frangois de Maugiron, wurde Marſchall de Camp 1647.
?) Glaube d’Eltouf ober Letouf de Pradines, Yaron von Sirot erhielt letztere
Bürde 1. Juni 1648 und ſtarb 8. April 1652.
®) Jaques de Borelli de Rogue Servidres erhielt gleichtalls biefe Charge am
14. Juli 1646, ſiehe Chéruel a. a. O. 246.
24 Saulchgauer Altertumsverein.
übergab den Oberbefehl über ſämtliche vereinigte Truppen an Guebriant ').
Es wurde befchloffen, den Rhein zu überfchreiten und in Deutichland
Winterquartiere zu nehmen. Guebriant und Rantzau gingen am 2. Ro=
vember 1643 bei Ottenheim*) über den Rhein mit Proviant für 10 Tage
und zogen durch das Kinzigthal gegen den oberen Nedar, ohne Oppofition
bes Feindes, aber mit großen Schwierigfeiten wegen des Regens umd
Schnee und ſchlechter Wege. Die Artillerie und Bagage ließen fie in
Freiburg und St. Peter, wo Erlach franzöfiiher Kommandant war, um
fie fpäter nachkommen zu laffen. Sie rüdten in 3 Heerhaufen am 5.,
6. und 7. November?) vor die Reichsſtadt. Am 5. November kam zuerft
Generalmajor Rofen, welder die Vorhut führte, mit etwa 1000 Reitern.
Er verſuchte fogleih bie Stadt zu berennen, aber ohne Erfolg‘). Am
Samstag 7. November rüdte Guebriant an’). Er nahm bas Haupt:
quartier wiederum in Rottenmünfter. Die Situation war ſchwierig. Die
Armee litt unter der ftrengen Kälte der Jahreszeit und an Mangel von
Proviant. Rottweil erſchien als ſtrategiſch vorteilhafter Plag, hatte viele
Lebensmittel und Munition‘) und bot günftige Winterquartiere. Auch
betrachtete es Guebriant für feine Perfon als Chrenpuntt, die Stabt zu
erobern. Das kaiſerlich bayerifche Heer fürdhtete man, werbe bald heran-
ziehen. Mercy hatte zuerft Guebriant, ruhig betrachtend, im Elſaß gegen-
übergeftanden; als er aber deſſen Abficht, nach Deutſchland vorzudringen,
erfahren hatte, war er über den Rhein zurückgegangen und hatte bie
Sciffbrüde dem Herzog Karl von Lothringen nach Speyer geſchickt. Erſt
nahm er auf den Höhen des Schwarzwalds, dann bei Pforzheim fefte
Stellung, um dem Feind den Heilbronner Weg in die Oberpfalz abzu:
ſchneiden?). Der ſchwediſche General Torftenfon, der eine Zeit lang
Böhmen bedroht und Schweden verwüftet hatte, war im November ab:
gezogen, um Dänemark zu befämpfen, wurde aber von General Gallas
verfolgt, um ihm den Rüdzug nach Deutſchland zu verfchließen. General
Hapfeld dagegen eilte den Bayern zu Hilfe, auch hörte man, daß Herzog
) Cheruel a. a. D. S. 6.
%) v. Martens 441 fagt: „bei Ottenbeim*, ebenfo Heilmann, Felbzüge ©. 19.
Strategifch ift dies wohl ber geeignetfte Punkt. Laboureur ©. 696: bei Benfelbt,
Laguille ©. 363: bei Rheinau, Cheruel S. 47: bei Obenheim.
) v. Martens 441; nad) Geifelbart S. 62 am 4, 5., 6. November.
*) Rudgaber II, 2 ©. 275.
®) Laboureur, S. 698, Brief Guebriants vom 8. November 1643,
®) Pufendorf, de rebus Suevieis 15, 520: „obsidium suscipitur saevum inter
gelu et nullo eirca commeatu ant pabnlo; in urbe Rottweil insignis annonae copia
congesta erat“.
?) Küher, Baverland S. 42.
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Bubes Grafen v. Guöbriant Sieg ec. 225
Karl von Lothringen gleichfalls heranziehe, um feine Truppen mit Mercy
zu vereinigen. Für die Führung der franzöſiſch-weimarſchen Armee war
deshalb große Klugheit erfordert. Es wäre verwegen gemefen, in Gegen=
wart eines an Streitkräften überlegenen Feindes noch weiter vorzu-
dringen!). Der vorfihtige Gu&briant war deswegen entfchloffen, Rottweil,
„meldes den Eintritt nad Schwaben und Württemberg eröffnete”, wie
Mazarin ſchrieb (Lettres de Mazarin 1, 490), zu belagern und zu er:
obern; aber er fonnte nicht beginnen, ehe feine Artillerie angekommen
war. Während er fie nun ermartete, beauftragte er am 7. November
früh den Generalmajor?) Rofen, mwelder die Avantgarde ber Armee
hatte, mit 4 Reiterregimentern (Rojen, Guebriant, Ohm und toll Rofen,
feinem Coufin) mit beiläufig 1200 Pferden zur Dedung ber Belagerung
von Rottweil gegen Balingen zu rüden, um Erkundigungen über die
Bayern einzuziehen und fie zu verhindern, von biefer Seite aus etwas
gegen bie Belagerer zu unternehmen, dann follte er wieder nach Rottweil
zurüdmarfchieren. Gegen 6 ober 7 Uhr verließ Rofen Rottweil und
tam gegen Mittag 1 Uhr in Balingen an, fand aber die Stabt ſchon
mit bayerifhen Dragonern befegt; er nahm deswegen Duartier im be
nachbarten Dorf Geislingen, wo er mittags gegen 3 oder 4 Uhr ankam.
7 Tage war er ununterbroden auf dem Marſch gewefen, er wollte fih
einmal wieder Ruhe gönnen, ließ abfatteln und ale Dragoner zu Ruhe
gehen. Nur 72 Mann unter dem Befehl eines Rittmeifters ftellte er
als Vorhut an den Balinger Weg. Seine Sorglofigfeit brachte ihm
Unglüd. Oberſt Spord, der befte Schüler des fühnen Neitergenerals
Johann von Werth, war mit 530 Reitern von Mercy beauftragt worden,
fich vorfichtig Rottweil zu nähern und Kundſchaft einzuziehen. Am
6. November nachts 2 Uhr brach er von Weilderftabt auf, war ſchon die
andere Naht in Horb und marfdierte gegen Balingen. Bon einem
Bauersmann erfuhr er, daß feindliche Reiter ſchon in der Nähe feien,
bei Rofenfeld fing er einen ihrer Quartiermeifter auf, der ihm Rofens
ruhiges Quartier entveden mußte. Er ritt fofort nach Geislingen, zuerft
allein, und refognoszierte Ort und Gelegenheit. Dann ließ er ruhig
füttern, damit Mann und Roß auch gehörig Kräfte hätten zur nächtlichen
Arbeit. Um Mitternaht rüdte er möglichſt lautlos heran, und bejegte
mit 200 Mann die Wege aus dem Dorfe und ftürmte dann plöglich
hinein mit fehredlihem Getöfe und Büchſenknall, dem zurüdgaloppierenden
Nittmeifter auf den Ferfen. Rofens Reiter lagen im tiefen Schlaf. Im
1) Eheruel ©. 47.
2) „Generalmajor“ (Rofen) nennt ihm Guößriant jelbit in einem Schreiben vom
8. November 1643 bei Laboureur 698,
Württ. Bierteljahrdh. f. Landesgeid. R.F. XI. 15
226 Sulchgauer Altertumsverein.
Nu loderten im ganzen Dorfe die Flammen auf, verwirrt ftürzten die
Soldaten aus den Käufern und wurden niebergemadht ober gefangen,
überall herrſchten Getümmel und Entfegen, das Feuer verzehrte Mann
und Rob, Waffen und Fahnen, in einer Stunde waren die 4 Reiter:
tegimenter, bie beften des Heeres, vernichtet. Roſen irrte zu Fuß umber
und rettete fi auf das nahegelegene Schloß. Nur 300 Reiter ohne
Pferde flüchteten mit ihm, faft alle Offiziere gingen verloren. Unter dem
Schein der Flammen fprengten die tapfern Sporckſchen Reiter von
dannen, 8 Fahnen, 800 Pferde und 200 Gefangene waren ihre Eieges:
beute. Das war für Roſen der härtefte Schlag feines Lebens. Hohn
und Spott und bittere Anklagen ftürmten in Rottweil auf ihn herein,
als er dorthin zurückkam. Guebriant Elagte bitter über ihn in Paris,
Mazarin fuchte ihn zu tröften). Dieſes fühne Reiterftüd Epords in
Geislingen war für die Franzofen der erfte Akt des Trauerfpiels bei
der Belagerung von Rottweil, der zweite folgte mit dem Verluſte
Guebriants, der dritte bei Tuttlingen. In trauriger Weife eröffnete
biefe große Schlappe Rofens den Feldzug in Deutſchland, und zeigte die
große Gefahr der Disziplinlofigfeit und Sorglofigfeit der Weimarfchen
Armee.
Am 6. November umfhloß die Armee Guebriants die Stadt Rott:
weil und beganın am 7. November die Belagerung. Nrtillerie und
Gepäd kamen erit 4 Tage fpäter nah von Freiburg, unter großen
Mühen. Gucebriant hielt Kriegerat, ob man Rottweil belagern und
erobern folle, oder nit. Die Anſichten waren geteilt, wie und der ba-
bei anweſende Montaufier berichtet (in einem ſehr interefianten Bericht
über die Schlacht bei Tuttlingen, datiert Tübingen 1. Dezember 1643,
mo er als Gefangener vermeilte; bei Laboureur Seite 714— 717).
Montaufier, Roque Servieres und Oberſt Ohem waren gegen die Be
lagerung, denn die Jahreszeit fei ſchlecht, bie Soldaten, befonders bie
nenangemworbenen, werden ausreißen, den Bayern werbe Zeit gegeben, ſich
zu fammeln und mit dem Herzog von Lothringen, vielleiht auch mit
Hapfeld fih zu vereinigen, dann hätten die Franzofen 3 Armeen auf dem
Naden, die an Zahl ftärker feien und fie hindern würden, Quartiere zu
nehmen. Es fei vorteilhafter, vorzurüden, ſich Feiner gut verprovian:
*) Brief Guebriants an Etlach bei Laboureur a. a. O. 698, batiert au Camp
pres Rottweil 6 henres du soir 8 November 1648; ferner v. Löhet, Yayerlarıb 1892,
41. Guebriant korreſpondierte nad Paris über Freiburg durch Erlach und über Met
durch Artillerieoffizier Saint Aubin, welher an ben Staatsiefretär Grafen Brienne in
Varis berichtete (Ch6ruel a. a. D. 258; Mölanges de Clairembault, Manujfript der
Biblioth. Nation. in Paris: Briefe von Aubin t. 398, 1561).
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Bude Grajen v. Guöbriant Siegac. 227
tierter Pläge zu bemädtigen, den Bayern dadurch Mißtrauen einzuflößen
und fie zu zwingen, in aller Eile über bie Donau zu gehen, um ihr
eigenes Land zu fügen. Guebriant und Rantzau waren aber für den
Angriff auf Rottweil. Es fei der einzige günftige Rückhalt diesfeits
des Schwarzwalds, im Falle des Bebürfniffes, als Brotmagazin jehr ge:
eignet und für die Kriegsmunition, ſowie für die Vermundeten, Kranken,
Gepäd und Geſchütz. Breiſach fei weit entfernt, die Wege ſchlecht, um
dorther Proviant zu beziehen, Artillerie und Bagage fünnen erft in einigen
Tagen von dort eintreffen, von ihnen ſich zu entfernen jei ſehr gefährlich, um
nit von den Feinden eingefchloffen zu werben. Deswegen machten fie
den Vorſchlag, die Zeit zum Angriff auf Rottweil zu verwenden, ftatt
gar nichts zu thun; ferner fei der Play gut, die Einwohner, an Zahl
Rärfer als die Garnifon, würden wohl aus Furt, übel behandelt zu
werben, zur Übergabe ſchreiten. Guébriants weife Vorſchläge fiegten.
Ban entichloß ſich zur Belagerung und eröffnete die Laufgräben auf ver:
ſchiedenen Seiten. Die ganze Belagerungsarmee betrug etwa 16000 Mann
(eine jüngere Handſchrift Hat 20000 Mann). In der Stadt befand fih
der bayeriſche Oberftleutnant Jobſt Hettlah vom Goldſchen Regiment!)
mit wenigen Compagnien Infanterie und 2 Compagnien Dragoner, näms
ih 60 Pferde des Hauptmanns Flettinger und 8U Pferde des Hauptmann
Brion. Doch nahmen die Einwohner thätigen tapferen Anteil an der
Verteidigung ihrer Stadt”). Guebriant befahl 4 Angriffe, von denen
Rangau zwei übernahm; einen hievon follte Noirmoutier, den andern
Graf Maugiron befehligen. Die zwei weiteren Angriffe übernahm Gué—
briant ſelbſt: einer follte fommandiert werden von Montaufier mit ben
franzöfifhen Regimentern, der andere von Generalmajor Schönbed mit
den deutſchen Soldaten. Wegen Erkrankung Schönbeds unterblieb fein
Angriff, ebenfo der von Montaufier wegen der ſich erhebenden Schwierig⸗
feiten®).
Marquis Noirmoutier führte feinen Angriff aus und verſuchte
mehrere Minen zu legen, die Belagerten verhinderten es. Montaufier
gelang es, vorzubringen und Breſche zu legen. Zuerſt wurden brei Schan=
zen aufgeworfen und dann Minen gelegt, die Rottweiler machten mehrere
glüdtihe Ausfäle am 8., 9., 10. November. Am 11. November ver-
trieben Hauptmann Brion und Hauptmann Danneder mit 200 Mann
300 Feinde, töteten viele und nahmen 24 gefangen, darunter 1 Oberft-
*) In den Natsprotofollen Hettlage, ſonſt auch „Hettlach“ genannt,
3) Heilmann, Feldzüge ©. 21.
*) Montaufiere Bericht bei Laboureur 714 ff.
228 Sülchgauer Altertumsverein.
leutnant, 2 Majore und 5 Kapitäne. Am 12. November wurde auf dem
Rathaus eidlich gelobt, daß man fi) nicht ergeben wolle. Die Hod=
brüdenvorftabt und untere Au wurben angezündet, um bie Verteidigung
zu erleichtern. Am 13. November errichtete der Feind 3 neue Bat
terien: eine dem Prebigerturm gegenüber, eine in unb bie britte
über der Hochbrüdenvorftabt, und beſchoß die Stabt mit Feuerkugeln
und Granaten, insbeonbere das Zeugha . Am 14. November ließ
Guebriant durch einen Trompeter zur Übergabe auffordern mit einem
Schreiben an den Bürgermeifter und gemeine Bürgerfhaft der Stabt
Rottweil, datiert Rottenmünfter 11. November 1643, und verlangte inner-
halb einer Stunde Refolution‘). Aber die Stadt verweigerte die Über-
gabe. Es erfolgte jegt neue Beichießung gegen das Rumpferbad (beim
„Prediger“, oder beim untern Dominifanerbrunnen) mit 520 Schüffen, und
es brannten in der Nacht 6 Käufer und 6 Scheunen ab. In gleich heftiger
Weiſe donnerten aber aud die Gefüge der Belagerten von den Wällen
der Stabt und fügten dem Feind großen Schaben zu. Am 15. Nov.
forderte Guebriant abermals zur Übergabe auf, welche abermals zurüd-
gewiefen wurde mit der kurzen Erklärung: „Man wiſſe no von keiner
Noth, die Stadt zu übergeben, und werde biefelbe in Kaiferliher Devo-
tion erhalten“ *). Deswegen folgte am 16. Nov. neues Bombardement
beim Rumpferbad, wo eine Breſche gelegt, aber fofort von innen wieder
zugebaut wurde. An diefem Tag richtete Konrad Widerhold, Komman-
dant des Hohentwiel, an Guebriant ein Schreiben, in welchem er fein
Bedauern ausdrüdt, daß er feine Zeit fo unfrudtbar mit ber Belagerung
Rottweils verbringen müſſe und teilt ihm mit: „Er habe gehört, daß bie
Stadt ſich nicht fange würde halten fönnen, wenn fie beim „Gerbhaus“
(Gerberei) angegriffen und bafelbft Breſche gelegt, oder wenn nad) einem
unterirdifhen Ausgang gefehen würde, der vom hohen Graben bis zu
einer Brunnenftube auf der Höhe, */ı Stunden weit führe.” (Schreiben
Widerholds im Kgl. Haus: und Staatsarhiv Stuttgart.) Am 17. Nov.
errichtete Guebriant in dem oberhalb der Hochbrücke gelegenen Garten
des Franz Ripp eine Batterie und ließ den runden Turm befchießen,
der auch Mehljad genannt wurde. Tiefer Turm ftand an der Sübmeft:
ede der Stadt, oberhalb vom fogenannten „Wagdenhals", dem großen
Wachtturm bei der hohen Brücke. Die Belagerten aber antworteten vom
Mehlſack herab mit lebhaften Feuer?).
') Tas Original, von Gusbriant unterzeichnet, if Im Stuttgarter K. Staate-
archiv, eine Abſchrift hieven im Nottweiler Stadtarchiv.
2) Rudgaber 2. 279.
>) Weifelpart, Programm S. 63 und 64.
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Craien v. Guébriant Sieg. 229
3. Die Berwuudung Gusbriauts, die Einnahme der Stadt uud fein
Tod dajelbft.
Marſchall Guébriant fehrieb am 17. November früh eigenhändig
den Befehl zur Erftürmung von Rottweil. Dann ging er zu der Ber
lagerungsmannſchaft und beſichtigte die Laufgräben und den Bau ber
Batterie gegenüber dem Mebljad, ermunterte die Soldaten bei ihrer Ar:
beit und ging zum Mittageffen. Nachmittags follte Montaufier den Sturm
auf die Stadt unternehmen. Nach dem Efjen eilte Guebriant abermals
zu der Batterie beim Mehljad. Er verweilte fo lange, daß die Belagerten
unaufhörlich aus zwei Meinen Feldgefhügen herabſchoßen und als er fi
aurüdziehen wollte, zerſchmetterte ihm eine Falkonetkugel die fogenannte
Nuß des Ellenbogens am rechten Arm (un fauconneau à la noix de
conde). Sogleich eilte fein Schwager bu Bec herbei, welcher bei der-
jelben Batterie war, flug feinen linken Arm unter und führte den ver:
wundeten Marſchall an den Eingang der Laufgräben bis zum Thore der
Vorftadt, etwa hundert Schritte weit. Die Soldaten trugen foeben Fa—
ſchinen herbei, fahen das Blut aus der Wunde fließen und erſchraken.
Guebriant ermunterte fie zur Arbeit und ſprach, wie Laboureur berichtet:
„Kameraden, meine Verwundung ift unbedeutend, aber ich fürdhte, daß fie
mic) hindern wird, bei der Aftion anweſend zu fein. Ich zweifle nicht,
daß ihr euch tapfer zeigen werdet, wie immer, und biefen Pla nehmen
werbet, ber von nur wenigen Soldaten verteidigt wird. Ich werde mir
Bericht erftatten lafjen und den Dienft belohnen, den ihr dem König
bei diefer ſchönen Gelegenheit ermeifen werdet.” Als ihn nun feine
Kräfte verließen, brachten die Soldaten eine Sturmleiter herbei, um ihn
darauf zu fegen, und trugen ihn auf ihren Piken in fein Quartier nah
Rottenmünſter. Seinem Gardelapitän Gauville befahl er, den Chirurgen
des Herrn v. Vitry zu ſuchen, und mahnte ihn, als er feine Schritte be-
ſchleunigte, langſam zu gehen, damit die Soldaten nicht erfchredt würden.
In Rottenmünfter angelommen, wollte er ohne Unterftügung die Treppe
in fein Wohnzimmer hinaufſteigen. Man fegte ihn auf einen Stuhl und
er bat feinen Schwager, ihm den geſchickteſten Feldgeiftlihen (Aumönier)
der Armee zu holen, er bradhte ihm den Aumonier des Herrn v. Vitry,
dem er fpäter feine Beichte ablegte. Er fiel nun in die Hände unge
ſchikter Chirurgen, welche ihm feinen Arm abnahmen aber zu nahe bei
der Wunde, ftatt vier Finger höher. Generalmajor Reinhold Rofen und
andere Offiziere eilten herbei und maren fehr beftürzt, er tröftete fie,
verfiherte feine Ergebung in den göttlihen Willen und daß er fie immer
geliebt habe, ermahnte fie zur Einigkeit und zum Ausharren in Dienfte
230 Sülchgauer Altertumsverein.
des Könige. Hernach bat er den Marquis du Ber, er folle feiner
Schwefter, der Gemahlin des Marſchalls, feine Verehrung melden; fie jolle
fi) tröften mit der Hoffnung auf ein baldiges Wieberfehen, und jolle,
da Gott ihm feine Kinder gejchenft, ihre Neffen gut erziehen. Seinen
legten Willen lege er in feine Hände. Er folle feinen Freunden banken,
dem Grafen von Rocheguion, Sohn des Herrn v. Liancourt, feinem intimen
Freunde, als Präfent eines feiner Pferde und feinen Degen, den Einwoh-
nern von Chateaurvillain 4—5 Pferde und einem Kavalier des Grafen
von Oldenburg 2 Pferde, welhe man für die Artillerie habe verwenden
müffen, übergeben; für feine Seele und die feiner Frau folle man zwei
wöchentlihe Meſſen im Schloß von Guebriant ftiften. Er legte dann
feine Beichte ab, ließ fi in feinem Zimmer die Meffe lefen und die Kom—
munion reihen?). Am 18. November ließ er die Beſchießung der Stabt
unter dem berbefehl des Rantzau eifrig fortfegen, beim runden Turm
wurde Breſche gelegt und bis 12 Uhr die Stadtmauer von der Gerberei
des Weißgerbers Renner bis zum runden Turm faft ganz niedergerifien.
Jetzt entfank dem Kommandanten Hettlach der Mut und trog energiſcher
Einſprache des Stadtihultheiß Nenner und der Bürgerſchaft ſchloß er noch
in derſelben Nacht mit dem verwundeten Marſchall eine Kapitulation mit
12 Accorbpunkten ab, welde von der Bürgerihaft angenommen und am
19. November früh 5 Uhr an Guebriant überfandt wurden, worauf ber
Feind in Rottweil einzog. Guebriant ließ die Stabt von der Garde des
Königs befegen, welche abgelöft werben follte vom Regiment des Herzogs
Friedrich von Württemberg, der ein Bruder des Herzogs Eberhard war.
Ihm übertrug er das Amt eines Gouverneurs von Rottweil. Die Beſatzung
und Bürgerſchaft wurden aber ungerecht mißhanbelt, die abziehenden Sol:
daten ausgeplündert und mit Ausnahme von 40 Mann dem feindlichen
Heere einverleibt, auch viele Bürger geplündert, das Leibregiment Gue:
briants in der mittleren Au einquartiert?). Guebriant ließ die Breſchen
reparieren, die Laufgräben ausfüllen, die Befeftigungen wieder herftellen,
die Getreivemühlen ausbefiern und eine Pulvermühle, auch in der Stadt
ein Magazin errihten‘). So war die Reichsſtadt Rottweil jett „franz
zöſiſch-ſchwediſch geworden. Nach der Einnahme von Rottweil zog Rantzau
am 20. November mit der Hauptmaffe des franzöſiſch-weimariſchen Heeres
mit Genehmigung Guebriants in die Gegend von Möhringen bei Tutt-
*) Nach Laboureur 703 fi. Nach Saboureur 129 ſoll er fein Schlachtroß dem
König von frankreich vermacht und ihm gebeten haben, ihm das Gnadenbrot reichen
zu laffen.
) Seifelhart 64 und 66.
®) Laboureur 707.
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Grafen v. Guöbriant Siege. 231
fingen, um dort Duartiere zu nehmen. Wie wenn er das fommende Un-
glũck geahnt hätte, mahnte Guebriant die Offiziere zur Einigfeit.
Am 21. November ließ fi) Guebriant von Rottenmünfter nad
Rottweil in das Klofter der Dominikaner verbringen. Aber feine Wunde
verfchlimmerte fi; am 24. November, dem fiebenten Tag feiner Vermun-
dung, nahmen die Chirurgen ihm den Verband ab und fahen, daß ein
Anochenfplitter in der Wunde und bereit# der Brand eingetreten war.
Sein Beichtvater fpendete ihm die legte Ölung und betete mit ihm die
Sterbegebete. Gu&briant verficherte, daß er allezeit dem göttlichen Willen
fi unterworfen habe und gerne fterbe, verlangte die legte Abfolution,
ſprach noch die Worte: Jeſus — Maria und verfchied ala ein tapferer
Soldat und guter Chrift. Bei feinen Soldaten war er zwar wegen feiner
Strenge gefürchtet; aber andererſeits ebenfojehr beliebt megen feiner
Freundlichkeit und väterlichen Fürforge, herablaffend gegen feine Offiziere,
feinem Baterlande und König im Tienft treu bis in den Tod. Er ſtarb
im Alter von 41 Jahren und 9°/s Monaten am 24. November 1643,
nachmittags 2 Uhr (nad) v. Martens und Heilmann abends 6 Uhr) im
Tominifanerflofter. Seine Gemahlin war hodherfreut über die Freuden-
botfhaft der Eroberung von Rottweil. Da erfolgte die Hiobspoft von
feiner Vermundung. König Louis XIV. befahl den Chirurgen Alencé
und Bertreau, mit Rotrou, dem Sekretär des Marſchalls, mit der Poft
von Paris nach Rottweil zu reifen. Da brachte ein Kourier dem Hof
die Nachricht feines Todes und der Niederlage bei Tuttlingen. Der König,
feine Mutter und Mazarin waren tief bewegt. Die Königin-Mutter
Anna ließ der Frau Marſchall fagen, „da fie und der Staat einen
großen Verluſt erlitten hätten und daß ganz Frankreich mit ihr weinen
müffe”. Marquis du Bec traf Vorbereitungen, die Leiche Guebriants
nah Paris zu bringen ').
4. Die Niederlage der Armee Gu6briants bei Tuttlingen,
Der Tod Guebriants, „der allein” — wie Montaufier?) jagt —
„bebeutender war als die Hälfte der Armee“, hatte verhängnisvolle Folgen.
Die Generale gerieten in Uneinigfeit wegen bes ferneren Operations:
plans. Überall fehlte jet die Umſicht und der Geift Guebriants. Sein
militärifches Anfehen, das er ſich durch glorreiche Erfolge errungen hatte,
feine Geſchicklichkeit und unbeftrittene Erfahrung hatten ihm eine große
Autorität verliehen. Die weimarſchen Chefs waren gewöhnt, ihn zu re:
*) Laboureur 719.
”) Laboureur 715.
232 Sülchgauer Altertumsverein.
fpektieren und ihm zu gehorchen. Rankau, der an Guebriants Stelle
als ältefter General das Oberkommando erhielt, bejaß nicht die gleichen
Eigenihaften. Die Weimaraner weigerten fich ihm zu gehorchen. Man hielt
nun Rriegsrat, wo, wie Montaufier fagt „man feinen Plan mehr hatte, der
nicht jeden Augenblid geändert wurde”. Man disputierte über die Duar-
tiere. Marquis Montaufier und Oberft Ohem wollten, daß man nad)
Stühlingen, Blumberg und Fürftenberg marfchiere, wohin die Feinde nur
ſchwer gelangen könnten, und man Proviant aus der nahen Schweiz be
ziehen fönnte. Rantzau und Rofen aber wollten, daß man in Tuttlingen
das Hauptquartier mit der Artillerie nehmen und fi nicht zu fehr von
einander trennen follte. Noirmoutier mar ſchon feit mehreren Tagen krank
und nicht bei diefer Beratung, Taupadel war in Rottweil als Kranker
zurüdgeblieben, Roquefervieres verwundet, Sirot und Maugiron wollten
nit gegen ihren General ſtimmen und fo fiegte Rantzau mit feinem Vor⸗
flag‘).
Das Hauptquartier fam, wie Montaufier?) berichtet, nah Tutt:
lingen unter Rangau und Montaufier mit 4 Kompagnien Garde und
Regiment de Cloue; Rofen mit der Avantgarde fam nah Mühlheim mit
6 Regimentern der Kavallerie und Dragoner, außerdem hatte: er noch
2 Reiter und 3 Imfanterieregimenter weiter rüdwärts ftehen. Nach
dv. Martens?) kam die Vorhut unter General Rofen mit 10 Reiter: und
2 Imfanterieregimentern nah Mühlheim und Umgegend, das Haupt:
quartier, ſämtliche Gefhüge und 2 Regimenter Fußvolf nah Tuttlingen,
General Rangau felbft mit 8000 Mann nad Möhringen und an der
Donau hinauf bis nad) Geifingen. Heilmann (Feldzüge der Bayern
1643—45) zählt 6 Reiter: und 2 Dragonerregimenter in Mühlheim
unter Rofen, in Tuttlingen 4 Rompagnien Garden und 1 Infanterie
regiment, 2 Reiter: und 3 Infanterieregimenter in ben benachbarten Ort:
ſchaften, das Regiment Rangau und 7 Infanterieregimenter in Möhringen,
5 Imfanterieregimenter in Geifingen und Umgegend, und die übrige
Mannſchaft an der Donau aufwärts bis Donaueſchingen. In diefen
Duartieren hofften die Truppen, der vorgerüdten Jahreszeit wegen, einer
behaglichen Ruhe fi) Hingeben zu dürfen. Ihre Sorglofigkeit follte
ihnen zum Verberben ausſchlagen! Den Bayern, Lothringern und Kaifer:
lien gelang es, ſich zu vereinigen, die franzöſiſch-weimarſche Armee bei
Tuttlingen zu überfallen und beinahe vollftändig zu vernichten. Während
) Montaufier, Relation bei Laboureur 715.
*) Montaufier, Relation bei Laboureut S. 715.
®) v. Martens ©. 445.
Brinzinger, Des franz. Marihals Budes Grafen v. Guöbtiant Sieg. 233
der Belagerung von Rottweil hatte fi nämlich beim bayeriſchen Heer
folgendes zugetragen. In der Nacht vom 12. auf den 13. November
1643 war der Herzog von Xothringen bei Vaihingen angelangt, am
14. bei Herrenberg, am 16. geihah die Vereinigung der Bayern und
Lothringer bei Rottenburg, worauf die vereinigte Armee bei Rottenburg
und Tübingen über den Nedar ging und am 18. November, an weldem
Tage Rottweil fiel, bei Balingen anlangte. Das kaiſerliche Corps unter
Hatzfeld ftand am 15. bei Heilbronn. Als man nun im bayerifden
Hauptquartier zu Balingen durch Kundſchafter erfahren hatte, daß der
Feind durd das Spaichinger Thal gegen Tuttlingen marſchiert jei, um
in deſſen Umgegend Erholungsquartiere zu beziehen, wurde daſelbſt Kriegsrat
gehalten, welchem außer dem Feldmarſchall Mercy, Herzog Karl von
Lothringen und dem für feine Perfon im Hauptquartier erſchienenen
faiferlihen Feldmarſchall Grafen von Hatzfeld alle übrigen Generale und
DOberften, worunter beſonders der bayeriſche Generalquartiermeifter Oberft
vom Holg zu erwähnen ift, beimohnten. Man beſchloß nad Sigmaringen
zu marjdieren und fi des dortigen Donauübergangs zu bemächtigen.
Am 22. November brach die Armee in Balingen auf und zog über
Ehingen nah Straßberg, wo man übernadhtete und am 23. bie Sig:
maringen marſchierte. Dafelbft erhielt man ſichere Nachricht, daß der
Feind ganz forglos in feinen Duartieren liege und höchſtens noch einige
Tage dort verweilen werde. Deshalb wurde jegt beichloffen, denſelben
zu überfallen oder in offenem Feld zu lagen. Unfere nun folgende
Dorftellung des Tuttlinger Überfals durch Heilmann gründet fih auf
einen offiziellen Bericht, der im bayeriſchen Reichsarchiv niedergelegt ift!).
Nachdem am 23. November fämtlihe Truppen, mit Ausnahme des
Hatzfeldſchen Corps, bei Sigmaringen in Bereitidaft fanden, gingen fie
noch denfelben Tag bei diefem Drt an das rechte Donauufer. Das
Gepäd wurde donauabwärts nad) Riedlingen gefhidt, um durch dasſelbe
im Marie nicht aufgehalten zu werden. Am fpäten Abend erreichte
die Armee Meßkirch. Weiter zu marfdieren, war nieht wohl mehr
*) Diefer Bericht ift betitelt: „Summarische Relation deß Verlauffe, wangeftalt
bur& die Chur-Bayriſche und bazue zum suceurs coniungirte Kayſerliche Hazfelt —
wie auch Dchl. Lothringiſche Waffen am 24. und 25. November biß 1648. Jahre, bie
frangößifge und guebrianische armeen zu und umb Tuttlingen zertrent, teil ers
ſchlagen, und in bie Flucht gebracht, auf folgents Rothweil wieber erobert worden.“
Abgebrudt bei Hellmann, deidzüge ©. 61-73. Auch cine franzöifche Überfepung
dieſer Relation ift vorhanden, abgebrudt bei Heilmann, Feldzüge ©. 77-85. Nadı
dieſer Relation iſt auch bie Schlacht bei Tuttlingen geſchildert bei Marimilian Freiberr
vom Hol in ber Schrift: „Generalfeldzeugmeifter Georg Friedrich vom Holtz“. Stutt:
gart, Kohlhammer 1891, S. 91—96.
234 Sulch gauer Altertumsverein,
möglich, da die Truppen ſchon faſt 5 Meilen unter den ungünſtigſten
Bodenverhältniffen zurüdgelegt und die Kolonnen fi außerordentlich ver-
längert hatten, auch mußte verabredeterweife das Corps des Hatzfeld
abgewartet werden. Die Armee lagerte in Schlachtordnung in 3 Treffen,
die Reiterei auf den Flügeln, das Fußvolf in der Mitte, das Geihüg
hinter der Front.
Nachdem das Hatzfeldſche Corps eingetroffen war, „jo zu foldem
End Tag und Nacht marſchiert“, und die ausgeſchickten Detachements zu
mwieverholtenmalen die vollftändige Sorglofigfeit des Gegners berichteten,
wurde in einem Kriegsrat, in welchem befonders ber lokalkundige bayerifche
Generalquartiermeifter Oberft vom Holt das Wort führte, beichloffen,
„ben geraden Weg nad Tuttlingen auf des Feindes Gauptquartier zu
gehen, ſich gleich feines Alarmplages und feiner Artillerie vor der Stabt
(auf dem Leichenader zwiſchen der Stadt und dem Honberg) zu impatro:
nieren und auch befagter Stadt Tuttlingen zu bemächtigen, damit dadurch
des Feindes auswendig logierende Völker in Confufion gebracht und befto
leiter auch geſchlagen werden konnten“ (Mercy, Bericht an Marimilian
von Bayern vom 25. November).
Am 24. mit Tagesanbruh brad die Armee, welche zufammen
etwa 20000 Mann ftarf war (nad) v. Martens 445), gegen Tuttlingen
auf. Die Vorhut — 1100 Reiter, das Dragonerregiment Wolf und
600 Musketiere unter Oberft Johann Uri Gold führte der General
der Kavallerie Johann v. Werth, der Meifter im Auffchlagen ber
Quartiere. Der Weg war ſchwierig, durd Wälder mit engen Thälern
und Päffen. „Beim Dorf Neuhaufen ob Ed hatte man ziemlich lange
warten müſſen, bis das meifte Volk famt den Stüden durch folden erften
Paß — damit man nicht zu weit voneinander komme — herbei gelangt.
Auch an einem andern Drt, nicht weit von Tuttlingen, hat fi) der Enge
halber ziemliche Hindernis gefunden, daher man erft um 3 Uhr nach—
mittags bei Tuttlingen, und zwar dem Feinde unbemerft anfam, wozu
nit wenig half, daß damals, und eben ‘wie man zur Aktion ſchreiten
folte, es zu fehneien anfing, dadurch die Luft did umd dunfel worden,
dahero man nicht weit von ſich fehen und defto weniger von ferne be=
merft werben können“ (Summar. Relation).
Gegen Mittag hatte die Armee nad Überwindung manchfacher
Hinderniffe, welche fi dem Marche eines ganzen Heeres auf einer und
derjelben Straße entgegenftelen, Neuhaufen ob Ed erreicht. Die Soldaten
waren vol Mutes und Kampfbegierde. In derfelben Stunde lag
Guebriant in Rottweil am Sterben, als feine Armee rettungslos das
Verderben umringte. Er fol im Sieber ausgerufen haben: „Oh mein
Brinzinger, Des iranz. Marſchalls Bubes Grafen v. Guöbriant Stenz. 235
armes Heer! Man vernichtet es! Meine Stiefel, meine Waffen, mein
Pferd! Alles ift verloren, wenn ich nit da bin!“ („Ah, ma pauvre
armee, l’on la defait, mes bottes, mes armes, mon cheval, tout
est perdu, si je n’y suis!“)).
Als man in Neuhaufen erfahren, daß ber ganze feindliche Geihüg:
part nur ſchwach bewacht auf dem Leichenader ftehe, beſchloß man mit
der Avantgarde auf des Feindes Stüde Ioszugehen. Sofort jagte der
bayeriſche Dragoneroberft Wolf, „ber ſich bei diefer Dccafion über die
maßen tapfer gehalten“, unterftügt von dem faiferlihen Oberft Epp in
ben Kirchhof, hieb die Wache nieder und eroberte ſämtliche Geſchütze.
Die übrige Reiterei der Avantgarde, die mittlerweile gleichfalls ein-
getroffen, umringte den Leichenader, ebenjo wurde das Hauptquartier
Zuttlingen durch die Reiterei jo behend umrennt, daß niemand heraus:
kommen fonnte. Generalfeldmarſchall Mercy ließ inzwischen durch General:
quartiermeifter Georg Friedrich vom Holy Schloß Honburg durch Reiterei
berennen und darauf durch das Fußvolk des Oberft Gold offupieren,
was gleichfalls, wie bei den Stüden, ohne Verluft einigen Mannes ge:
ſchah; die Offiziere und Soldaten wurden gefangen (Sum. Relation).
In Tuttlingen hielt Rangau mit Graf Montefiore im Abler ein
Gaftınahl, auf dem Markt legten 3 Markedenter ihre Koftbarkeiten aus.
Erſt als der Geſchützpark bereits genommen war, bemerkte ınan in Tutt-
lingen die Gefahr. Oberſt Wolf hatte etliche eroberte franzöfiiche
Kanonen auf die Stadt richten und feuern laffen, „in Meinung, dadurch
des Feindes Volk, als wenn's ihre Lofungsgefhüge wären, aller Orten
her vor Tuttlingen, nach ihrem Allarmplag zu bringen und nacheinander
iu ſchlagen“.
Während diefer günftigen Erfolge der Vorhut war das Hauptheer
ebenfalls herangerüdt. Ein Teil der Reiterei ging unter General Hatz⸗
feld durch die Donau auf das linke Ufer, um die in Tuttlingen liegenden
Feinde auch von diefer Seite von den Ihrigen zu tremmen, und die Stadt
von allen Seiten zu umſchließen; zugleih wurde aber aud gegen Mühl:
heim und Möhringen Front gemadt, und ſich in Bereitſchaft geſetzt, die
aus biefen Orten zur Unterflügung ihrer Genoſſen in Tuttlingen etwa
beranrüdenden Truppen davon abzuhalten. Die Beſchießung von Tutt:
lingen aus den eroberten Geſchützen hatte die Befagung ſchnell aus den
Häufern auf ihre Sammelpläge gebracht, aber vergebens ſuchte fie ſich
dem Feinde im freien entgegenzuftellen; ſtets wieder zurüdgebrängt,
in die Straßen der Stadt eingefeilt, ihrer Geſchütze und Puldermägen,
) Saboureur ©. 71.
236 Sülchgauer Altertumsverein.
fowie der Ausficht auf Hilfe von Außen beraubt, blieb ihr faum eine
andere Wahl übrig, als die Waffen zu ſtrecken, fie verzögerte aber dieſen
äußerften Schritt, immer noch auf Verbeſſerung ihrer Lage hoffend. Da
erſchien endlich gegen Abend General Rofen, der von Mühlheim mit
feinen Truppen aufgebrochen war, um fid) mit feinen Freunden in Tutt-
lingen zu vereinigen, er zeigte ſich unterhalb der Stabt, ftieß aber auf
die Neiterei des Generals Hatzfeld und zog fich eiligft wieder zurüd.
Der bayeriſche Generalwachtmeiſter Cafpar v. Mercy (ein Bruber des
Generals Franz v. Mercy) verfolgte ihn mit einigen Esfabronen, konnte
ihm aber nicht mehr einholen, dagegen gelang es ihm, 3 Bataillone Fuß:
volf bei Mühlheim teils gefangen zu nehmen, teils zu zerftreuen.
Johann v. Werth rüdte, fobald die Einſchließung von Tuttlingen
gefihert war, mit 2000 Reitern auf dem rechten Donauufer gegen
Möhringen. Die franzöfiihe Reiterei, welche hier aufgeftellt war, zeigte
anfangs die Abſicht, Widerftand zu leiften, ergriff aber dann, das Fuß:
volk feinem Schidjal überlaffend, die Flucht, auf welcher viele gefangen
und zufammengehauen wurben. Oberſt Epp vernidhtete das Fußregiment
Mazarin, „fo der durchgegangenen Reiterei den Weg verlegen wollen“.
In Möhringen lagen nod) 7 Infanterieregimenter, die fih auf Hatzfelds
Aufforderung nit ergaben. Sie blieben die Nacht über durch Johann
v. Werth mit zwei bayerifhen Küraffierregimentern Andreas Kolb von
Neindorf und Lapierre und durch das Faiferlihe Regiment Epp unter
Generalwachtmeifter Cajpar Mercy eingeſchloſſen). Dberft Spord mußte
mit 1000 Reitern dem fliehenden Feind nachhauen. Der Reft der Armee
blieb bei Tuttlingen aufgeftelt. Am Morgen des 25. traf auch General
Franz v. Mercy vor Möhringen ein. Der Ort wurde aus den eroberten
Geſchützen beſchoſſen und die Befagung, welcher jeder Rückzug abgeſchnitten
mar, mußte fih ergeben. Oberſt Spord erreichte zehn feindliche Reiter: -
regimenter, zerftäubte fie jämtlid und eroberte 8 Standarten. Die Feinde
verliefen fih nah allen Richtungen. Rofen war der Einzige, der in
Drdnung zurüdwih. Er zog über Rottweil, mo er Guebriants Leihe
and den kranken General Taupadel mit fi nahm, und eilte durd das
Kinzigthal dem Rhein zu.
Am 25. morgens mußten fi) die im Hauptquartier befinblihen
Truppen auf Gnade und Ungnabe ergeben. Es war ein glänzender
Sieg. Die Kriegsgeſchichte dürfte kaum einen kühner projektierten, beſſer
unternommenen und fühner ansgeführten Überfall aufzuweiſen haben.
') &o nach Heilmann, Rriegsgefh. v. Bayern IL, 659, und Bartheid, Johann
v. Bertb S. 136.
Brinzinger, Des franz. Marſchalls Budes Grafen v. Guöbriant Siege. 237
& Generale, 9 Oberfte, 12 Stabsoffiziere, 240 Subalternoffiziere, gegen
7000 Mann, 10 Geſchütze und der größte Teil des Gepäds wurben den
Siegern zu teil. Außerdem hatte der Feind beiläufig 4000 Tote und
Berwunbete. Der Berluft auf Seite der Verbündeten war fehr gering.
General Rangau, der fi früher gerühmt Hatte, „er denke ſich den Hals—
tragen in bayeriſchem Blut zu waſchen“, mußte beſchämt feinen Degen
dem bayerifhen General Mercy übergeben, desgleihen Montaufier, Sirot,
Maugiron, Noirmoutier, Ohem, Schönbed, Klug. Die gefangenen Offiziere
wurden nah Münden, Tübingen, Homburg und Frankfurt gefchidt.
„Die franzöfiigen Generalsfrauen“ (d. 5. Offiziersfrauen) wurden durch
Oberſt Trudmüller in Wagen nah Schaffhaufen geleitet‘). „Bei diefer
Haupt-Action haben fi Ihrer Durchlaucht von Lothringen heroiſch, die
beiden Generalfeldmarfchälle (Hasfeld und Franz Mercy), der General
der Cavalleria, Freiherr v. Wörth, die 3 General:Wachtmeifter, als Johann
Freiherr v. Saradezli, Cafpar Freiherr v. Mercy und Johann Freiherr
v. Ruiſchenberg, wie auch alle Oberſte und Offiziere bei den Armeen
vortrefflih und fehr tapfer erwieſen. Und hat nicht wenig zu folhem
glüdlihen Erfolg des Generalquartiermeifters und Obriften vom Holg
Vorfiätigfeit, in Durchführung der Armada, weil ihme die Landes-Ge—
legenheit am beften befannt geweſen, geholfen. Dann der Feind in ber
Opinion geftanden, daß man ihme von Mößkirch her durch die Waldungen
nicht zufommen können. So bat man auch insgemein, wie vornehme
Perfonen, fo auf 20 und mehr Jahr dem Krieg beywohnen, fagen, an
den Reutern und Soldaten durchgehends Feine ſolche Begierde vermerdt,
als dißmalen mit ſonderm contento gejehen worden“). In Münden,
Wien und ganz Deutfland herrſchte wegen der Schlacht von Tuttlingen
großer Jubel, in Paris große Trauer.
Am Donnerstag 26. November, den Tag nad der Belegung von
Tuttlingen, wurden 2000 Mann faiferliher Truppen nad) Rottweil
vorausgeſchidt, um diefe Stadt einzuſchließen. Am 27. folgten die übrigen
Truppen nad. In Rottweil führte Herzog Friedrih von Württemberg
den Oberbefehl über die etwa 2000 Mann ſtarke Beſatzung, die aus
Franzoſen, Irländern, Schottländern und Deutſchen beftand, und an
Proviant und an Pulver Mangel litt. Nach kurzer Belagerung und
Beſchießung der Stabt erfolgte deren Übergabe am 2. Dezember. Der
Herzog zog ab um 12 Uhr mittags. Troß wiederholter Abwehr wurden
die abziehenden Offiziere geplündert, die Soldaten unter die bayerifhen
) Heilmann, Kriegsgeſchichte IL, 659, und Heilmann, Feldzüge, Relation
©. 67 fi.
238 Sülchgauer Altertumsverein.
und faiferlihen Regimenter geftedt. Die Belagerer hatten an Toten
nur einen Hauptmann und einige Soldaten verloren. eneralquartier-
meifter vom Holg und einige Soldaten wurden verwundet. Mercy, Hat-
feld, Lothringen zogen ab in die Winterquartiere. Der bayeriſche Oberſt
Royer bejegte Rottweil mit 200 Mann!). Neihe Beute an Geld,
Silbergeſchirr und Pferden fiel den Siegern zu. Zurenne wurde jegt
berufen, um bie Rheingrenze zu fügen. Den berühmten Heere des
Herzog Bernhard von Weimar waren Geislingen, Tuttlingen und Rott:
weil verberbli geworben. Es beftanden nur noch 2 Regimenter Fuß:
volk und die Reiterei, welche Roſen gerettet hatte, der num die ſchmerz⸗
liche Aufgabe erhielt, Guebriants Leiche nah Frankreich zu überführen.
4. Beifchung und Grabmal Gn6briants in Paris.
Marquis du Ber, Guebriants Schwager, ließ die Eingeweide des
verftorbenen Marſchalls in der Dominikanerkirche beifegen, feinen Leichnam
nahm er mit fi in einer Karoſſe. Sie zerbrach in den Bergen, man
verbrannte fie und bradte den Toten in einen Sad eingenäht auf
einem Maultier nah Breifah, esfortiert vom Regiment Guebriant unter
Kommando des Herrn v. Aniſy. Gouverneur Erlach empfing die Leiche
mit militärifhen Ehren in Breiſach mit der Garnifon unter Waffen, und
mit Salutfhüffen. Sie wurde dann in einem Zinnfarg in der Kirche der
Rapuziner aufgebahrt, und unter Begleitung von 200 Reitern über
Nibaupierre nach Lothringen gebracht. Der Gouverneur der Provinz,
Herr v. Ferte:Santerre, empfing fie bei la Frontiere und gab ihr das
Ehrengeleite bis Nancy, wo man feierlihe Erequien hielt, ebenfo in
Toul und den andern Städten der Champagne bis Paris, wo der
Leihenzug am 24. Dezember ankam. Außerhalb Porte Saint Denis, in
der Kirche St. Lazare, wurde ein Katafalf errichtet und die Leihe in
einer Seitenfapelle aufbewahrt, vom 24. Dezember 1643 bis 7. Juni 1644,
dem Tag der Beifegung in Notre Dame. Das Gerz des Marſchalls ließ
feine Gemahlin in der Kapelle des Incurables beifegen.
Aus Franfreih war Guébriant fortgezogen als einfacher Kapitän,
wurde dann während feines militäriihen Wirkens in Deutfhland zum
Marſchall de Camp, Gouverneur von Auronne, Chevalier des Drdres bu
Roi, Generalleutnant der Armee und zulegt zum Marſchall von Frank:
reich ernannt. Sein Begräbnis ſollte auf Wunſch des Hofes wie das
eines föniglihen Prinzen begangen werden. Herr v. Saintot, Ober:
zeremonienmeifter von Frankreich, ſollte alles anordnen. Man wollte es
) Nach Heilmann, Felbzüge 68, und v. Martens 449.
Brinzinger, Des franz, Marſchalls Budes Grafen v. Guebriant Siegac. 239
zuerſt in St. Denis halten, wo zwei berühmte Bretagner und Ahnen des
Marſchalls begraben waren: Bertram du Guesclin, Gonnetable von
Franfreih und Wilhelm du Chatel. Aber man zog Notre Dame vor,
nicht ohne einigen Widerſpruch des Domkapitels. Königin-Mutter Anna
wünfchte aber ausbrüdlih das Begräbnis in Notre Dame und ließ
1600U Livres für die Leichenfeier und ein Grabmal dafelbft anweiſen.
Die öffentlihe Trauer Frankreihs um den für das Vaterland Gefallenen
follte durch die Teilnahme der 3 Stände und aller Klaffen der Bevölke—
rung, der Prinzen von Geblüt, Vertreter der Kirche, Herzöge, Pairs,
der Offiziere der Krone, der Gefandten, des Parlaments, der Univerfität,
der Schöffen und Innungen von Paris zum Ausdrud kommen. Am
Abend des 7. Juni 1644 wurde die Leiche von St. Lazare mit 7 Pferden,
unter Begleitung von 60 Karoſſen und 50 Pagen mit Fadeln nad
Rotre Dame überführt. Ganz Paris nahm Anteil. Am folgenden Tag
vormittags, am 8. Juni, war ſodann die öffentliche pompöfe Leichenfeier
in Notre Dame. Im Chor ftand der Katafalk mit dem Sarg bes
Marſchalls, geihmüct mit der Grafenkrone, dem Wappen, dem Marjchall:
ftab und den Waffen Gusbriants, mit 800 Wachekerzen beleuchtet. Auf
der Tribüne war der Sängerchor, im Chor die geladenen Ehrengäfte des
Hofs und der Stadt, die Verwandten und die Dienerſchaft des Haufes
Guebriant. Der Erzbiihof von Paris, Jean Francois de Gondi, cele-
brierte das feierlihe Requiem, dem auch Mazarin in Kardinalstracht
und mit dem Hermelin befleivet, anwohnte. Nah dem Evangelium be:
ftieg Nikolas, Graf und Biſchof von Ufez, die Kanzel und hielt bie
Leichenrede über den Tert!) 2. Könige 3, 31. 38: „Le Roi David dit
a Joab et tout le peuple, qui était avec lui: Dechirez vos vetiments,
et vous revetez de douleur, et pleurez sur les funerailles de
Abner. Ignorez vous qu’un Prince et un tr&s grand est aujour-
d’hui mort en Israel.“ Abends am 8. Juni wurde fodann der Sarg
in der 7. Chorfapelle links in Anmefenheit der nächſten Verwandten
Guebriants beigefeßt. An der Wand diefer Kapelle gegenüber dem
Altar fteht das Grabdenkmal: ein Sarkophag aus Stein und oben ift
ein Medaillon mit dem Doppelbild des Marſchalls und feiner Gemahlin
in weißem Marmor, zwei edle Köpfe, offenbar nach Porträts gearbeitet,
als Reliefs ausgeführt. 2 Grabfchriften waren vorgeſchlagen, bie
Laboureur anführt: eine von Baron de S. Gilles, die andere vom Vater
des Biographen Guebriants, einem Advokaten des Parlaments?). Die
*) Oraison funebre bei Laboureur ©. 1.
?) Laboureur 125.
240 Sülchgauer Altertumsverein.
jetzige Grabſchrift iſt nach letzterer bearbeitet. Dieſelbe ſteht auf einer
Tafel von ſchwarzem Marmor links neben den Medaillonbildern und
lautet: Piis et heroicis manibus Joannis | B. de Budes comitis de
Guöbriant Polemarchi | Qui ex antiquae Brittaniae | Minoris gente
editus | Per omnes militiae | Gradus ad rei Bellicae | Apicem solo
virtutis | suffragio erectus Germaniam | implevit rerum gestarum |
gloria et post multas victorias | in obsidione Rothweilise | urbis
lethaliter vulneratus | capta urbe magno exereitus | desiderio et
reip. damno | vivis sublatus est | Die XXIV. Novembris 1643 |
aetatis XLII. Delphino Filio Moderatorem destinaverat Ludovicus
justus Galliae rex, | demum regio funere elatus | frequenti ordinum
Concursu | in hac orbis galliei principe basilica | honorifice con-
ditus est.“ Ludwig XII. hatte, wie Laboureur fagt, beabfichtigt,
Guebriant zum militärifhen Erzieher des Dauphin (Ludwig XIV.) zu
ernennen unb ihn aus Deutſchland nad Paris abzuberufen. Der Tod
des Königs und Guebriant? machten die Ausführung diejes Plans zur
Unmöglichkeit. In der Marſchallgalerie zu Verſailles ift das Portrait
Guebriants. Der berühmte Nanteuil hat fein Bild geflohen in dem oben=
erwähnten Kupferſtich mit dem Pflafter an der rechten Wange. Joſeph
Wannenmacher, Maler von Tomerdingen, hat im Jahre 1775 an ber
flachen Dede des Schiffs der Dominikanerkirche in Rottweil ein großes
figurenreiches Freskobild gemalt, welches die Belagerung und Beftürmung
von Rottweil durch Guebriant, ſowie deſſen Verwundung darftellt. Die
Inſchrift dafelbft lautet: „Josephus Wannenmacher, Academico
Romano Pittore de Tomertinga invenit et fecit 1755“!). Bon ber
Belagerung Rottweils eriftiert ein Stih von 1650 (39 — 50 Format).
4) Joſeph Wannenmacher, geb. in Tomerdingen OA. Blaubeuren 18. September
1722, malte Apoftelbilder in Scharenitetten ON. Blaubeuren 1767-88, in Gmünd
1750 ein Plafondgemälde, Himmelfahrt Mariä, in ber St. Leonharbsfapelle auf bem
Kirchhof, und in Deggingen OA. Geislingen in ber Ave Mariafapelle ein Freskobilb.
(Baul Keppler, Württembergs kirchliche Kunſtaltertümer. Rottenburg 1888, ©. 38.
114. 130. 300.)
Eine Gefangennahme Graf Eberhards des
Erlauchten von Würffemberg.
Bon Eugen Schneider.
Unter ben ſchwäbiſchen Grafen, die fi den Bemühungen des Königs
Rudolf von Habsburg um Wiederherftellung des Reichsguts widerſetzten,
ſteht Eberhard der Erlauchte von Württemberg obenan. Belannt ift
fein Kampf mit dem König, der zur Belagerung Stuttgarts führte (1286).
Aber auch vorher ſchon ift er heftig mit ihm zufammengeftoßen‘). Als
der König, der im Juli 1281 in Nürnberg Hof hielt, dorthin einen
Reichstag einberufen hatte, erfuhr er, daf die Grafen Eberhard von Habe:
ding, Egeno von Freiburg und Eberhard von Württemberg den Land:
frieden geftört haben?). Der Vorwurf gegen ben letzteren bezog fi
darauf, daß von feiner Burg Ehrenftein bei Ulm aus Raubzüge unter-
nommen wurden, die namentlich die Reichsſtadt Ulm und das benachbarte
Kloſter Söflingen fhädigten?). Die Ulmer halfen fih dadurch, daß fie
die Burg überrumpelten und durch den Bruder ihres Stabtfchreibers Kraft
bejegen ließen‘).
Inzwiſchen war Graf Eberhard von Württemberg beim Reichstag
in Nürnberg eingetroffen, wahrſcheinlich auf beſondere Ladung bes Königs.
Am 5. und am 24. Auguft erſcheint er bei Reihshandlungen desfelben
anwejend?). Es ift anzunehmen, daß auch fein Verhalten zur Sprache
kam und daß er, offenbar in Begleitung königlicher Abgefandter, von
Nürnberg aus die Heimreife über Um zur Schlichtung des Streits an-
*) Gin folder Bufammenftoß ift vermutet bei Chr. Fr. v. Stälin 3, 49 Anm. 3
Näheres bei Böhmer-Reblih, Reg. imp. 1392 u. 1896e.
) Ebenda 13608.
®) Nach einem Zeugenverhör von 1302 (Auszug in Ulmiſches Urk. Buch 1, 166,
künftig tm Wirt. Urk. Buch 8, 297 ff.).
4) uUlmiſches Urt. Buch 1, 167.
s) Böhmer-Rebli 1862, 1377, 1879.
Bürtt. Bierteljahreh. f. Landesgeid. R.. XI. 16
242 Schneider, Eine Gefangennahme Graf Eberhards d. Erfaucht. v. Württ.
trat!). Hier wurde er, da er nicht nachgeben wollte, auf Befehl des
Königs feftgehalten und mußte fidh entſchließen, die ihm entriflene Burg
Ehrenftein mit Zugehör an das Klofter Söflingen zu verkaufen. Sonft,
fo fürchtete er, verliere er vollends ganz die Gnade des Königs und fege
fih der Belagerung und Wegnahme feiner Güter aus”). Der Ulmer
Stabtammann Dito und der Stadtſchreiber Kraft, der den Kaufvertrag
aufgefeßt hatte, ftellten fi) mit dem Grafen beim König ein, deſſen Hof-
lager nad) Gmünd verlegt worden war. Im dortigen Franzisfanerklofter
erflärte Graf Eberhard vor dem König feierlich feine Einwilligung zu
dem Verfauf?). Vorbehalten wurden ihm nur die mit ber Burg ver-
bunden geweſenen Mannlehen in Ulm. Es find das die Befigungen, auf
denen fpäter zum Teil das Ulmer Münfter errichtet worden ii‘). Gleich
zeitig verzichtete Graf Ulrich von Helfenftein auf feine etwaigen Rechte.
Die Kaufſumme von 240 Mark Silbers, zu der der König felbft 10 bei-
fteuerte, wurde von dem Klofter der Stadt Ulm übergeben und von diefer
dem Markgrafen Heinrih von Burgau ausbezahlt, dem Eberhard dieſe
Summe und vielleicht noch mehr ſchuldig war?).
Später hat der Graf den Verſuch gemacht, wenigftens den mit ber
Burg verbundenen Kirchenſatz der Kapelle zu Ehrenftein für fih in An-
ſpruch zu nehmen; fein Vertreter ſtellte den ganzen Verkauf als ungültig,
weil erzwungen, dar; aber das Konſtanzer geiftlihe Gericht wies feine
Anfprüde zurüd®).
') Da Eberhard in ber erflen Hälfte bes September in Gmünd bie Burg an
Söflingen abtrat, nachdem er in Um feſtgehalten worden war (Ulmifces urt Buch
1, 167), mn& bie lehtere Thatfache zwifchen ben Aufenthalt in Nürnberg und Gmünd fallen.
2) Chenba,
®) Ebenda 165. Eberhard war bamals 16*/, Jahr alt. Da bie Zeugen 1902
feine damalige Münbigfeit behaupteten, fo find als Münbigfeitsalter 12 Jahre anzu:
nehmen (Schröder, Lehrbuch ber deutſchen Rectögefejichte *, 696).
+) Nach dem Friedensvertrag von 1891 April 8.
®) ulmiſches Urt. Buch 1, 167.
©) Zeugenverhör und Urteil von 1802 im K. Gtaatsarhiv.
Mitfeilungen aus Bürgern und Beiffihriften.
Von Dr. G. Mehring.
Eine wertvolle Unterfuhung über „Das mittelenropäifhe Laudſchaftsbild nah
feiner geſchichtlichen Entwillung“ veröffentticht Robert Grabmann im 7. Jahrgang
ber Geographifien Zeitferift 1901, ©. 361 fi. und 435 ff. Für ben Unfunbigen if
ee von eigentümlicher Schwierigkeit, fi ein ausreichendes Bild von ber Landſchaft zu
machen, wie fie in beſtimmten Abſchnitten ber Geſchichte ſich barzeftellt Hat. Es genügt
mit, ſich die verfchiebenen offenfundigen Veränderungen durch bie mobernen Straßen:
und Bahnbauten und ähnliche Neuerungen einfad; wegzubenfen; fobald gefagt werben
fell, was vorher an ber Stelle deſſen war, was jegt neu iſt ober in hiſtoriſcher Zeit
geworben iſt, beginnt bie Schwierigkeit. Hier bietet Grabmanns Arbeit willfommene
Hilfe. Er befiniert zumäcift bie Aufgabe bahin, daß es fi Im weſentlichen babel um
eine Geſchichte ber wechſelnden Bodenbededung, bes Pflanzenkleides ber Erbe, handle.
Dann geht er baran, bie Urlandſchaft vor uns wieber aufzubauen und Legt fih bie
Frage vor: „Welchen Anblid würbe bie mitteleuropäiſche Landſchaft heute barbieten,
wenn ber Menſch nie feinen Fuß auf europälfcen Boben geſetzt Hätte?“ Darauf Tautet
die aus naturwiſſenſchaftlichen Thatſachen ſich ergebende Antwort: bas Bild eines us
fammenhängenden Urwalbs, ber nur von wenigen Lüden durchbrochen wäre, an ben
fahlen Häuptern ber Hochgebirge, ben Dünen, Helden, Salgwiefen und Mooren des
Norhfeeftrandes, fonft etwa an Feldabftürzen; „an fonnigen Steilhängen unb vieleicht
bei ſehr großer Trodenheit auch auf ebenem Gelände wie etwa ben Heiden Sübbayerns
ober gewiſſen Lößhügeln Mitteldeutſchlands Hat man ſich den Baumwuchs etwas lichter
zu benfen, ſonſt überall bichten, gefcloffenen Urwald.“ Im Gegenfah zu biefem aus
naturwiſſenſchaftlichen Thatſachen gewonnenen Ergebnis ſieht, was ſich auf hiftoriſch⸗
archãologiſchem Wege ergiebt. Bon ber älteſten Beſiedelung bis auf bie Zeit ber Römer
iR es Immer berfelbe geographiſche Bereich, auf bem bie Menſchen fi) anfäffig machen.
Neben ftart bevölferten Gebieten liegen gänzlich und zu allen Zeiten unbewohnte Lands
daten. Diefe find’s, in benen dichter Urwalb jebe Anfiebelung für ben mit mangels
haften Werkzeugen ausgerüfteten urzeitlichen Menfchen unmögli macht. Jene Können
denmach nicht durch Robung aus ehemaligem Urwald entſtanden fein: ſchon bie erften
Vefiebler Mitteleuropas müffen beftimmte Gebiete bereits in walbfreiem Zuftande vors
gehunben Haben.
Die Löfung bes Widerſpruchs bieten wieder naturwiſſenſchaftliche Thatſachen. Die
geologifche Formation bes Gebiets, auf bem bie Befiebelungen ftattgefunden Haben, iſt
„ber LOB, der buch feine Verbreitung alten Steppenboben anzeigt“, auf ihm finden
#4 auch bie für bie Steppe charakteriſtiſchen Tiere und Pflanzen. „Die erfte Bevölkerung
Ui Mehring
Mitteleuropas Hat fich bafelbft niedergelafien zu einer Zeit, als bie alten Steppenbegirfe
minbeftene noch fehr walbarm waren; fie hat biefe Begirfe Bald fo dicht befept, ba
auch unter bem fpäter wieber feuchter werbenben Klima ber Walbwuchs daſelbſt niemals
überfanbnehmen fonnte, währenb bie eigentlichen Walbgebiete von Anfang an unbewoßnt
blieben. Indem jede nachfolgende Bevölferung ſich ber walbfreien Bezirke bemächtigte
und fie allein befiebelte, Tonnte es gefchehen, baß bie Züge der alten Diluviaffteppen-
landſchaft auch unter dem fpäteren entſchledenen Waldklima bis zum Beginn des Mittels
alters erhalten blieben. Die vorrömiſchen Bewohner Mitteleuropas waren zwar nicht
im ſtande, große Flächen Urwaldes zu roden, wohl aber Fonnten fie ba, wo fie bem
Waldwuchſe gleihfam noch zuvorgefommen waren, beffen Einbringen in ihr Weide
und Aderland bauernd verhindern. Wie ber Augenſchein noch in ber Gegenwart ehrt,
genügt bazu fon ein regelmäßiges Beweiden bes Landes. Wie man fi num aber
aud) zu biefer Theorie ſtelen mag, bie nachgewieſene Beziehung zwiſchen ber Topographie
der biluviafen Steppenlandfhaft unb ber älteren Befiebelungsgefiichte Bleibt eine uns
vwiberlegliche Thatfache, und bamit if der Sa eriiefen, ben id als Kernpunkt meiner
Ausführungen hinftellen möchte: Der Gegenfag zwiſchen Waldgebieten und ofiener
Landſchaft, wie er bie ganze ältere Befiedelungegefchichte Mitteleuropas durchzieht und
no bie in bie Gegenwart fortwirft, { tief in ber Natur begründet und darf daher
au} eine tiefe, Bisher nicht genügend gewürdigte geographiſche Bebeutung In Anfprud
nehmen.”
Bon biefer Grumblage aus wirb nun bie ben einzelnen Perioden ber Geſchichte
eigentiimliche Landſchaft kurz ſtizziert. Grabmann unterſcheidet bie vorrömiſche Periode,
bie feine Walbrobung Pennt, in ber aber bereits nicht nur Weidewirtſchaft, fonbern auch
Aderbau getrieben wird. In ber römiſchen Periode zeigt fich bie Bevölkerung durchaus
feßhaft, der Aderbau ift vermutlich in Form ber fogen. wilden Feldgraswirtſchaft ger
trieben, als Weideland bie Allmenbe abgegrenzt unb in ben lichten Eichenwäldern vor
zugswelfe bie Schweinemaft gepflegt worden; Wieſen fehlen. Die Römer legen Strafen
burd; das unmegfame Urwalbgebiet, aber mit Vorliebe auf ben Höhen, bie Thalſohle
bleibt noch unzugängli. In ben Wäldern war Nadelholz viel weniger verbreitet ale
Heutzutage, ihm gehörte das Gebirge, Alpen, Schweizer Jura, Schwarzwald, Wasgen:
walb u. ſ. w. Die Eiche gebieh vorzugsweiſe in bem zahlreichen lichten Felbgehölzen,
teine® Saubhofggebiet in u.a. bas ſchwabiſche Unterland. Es folgt bie Periode ber
großen Robungen von Chlodwig c. 500 bis zum Untergang ber Hoßenflaufen im
18. Jahrhundert, Die Übervöfferung, bie früher zu Wanderungen getrieben hatte,
zwingt jeßt dazu, dem Urwald neues Land abzugewinnen; fo entftehen Zweignieder-⸗
laſſungen ber vorhandenen Dorfichaften. Großes haben in ber Erſchließung ber Wald-
gebiete auch bie Klöfter ber Benebiftiner, Prämonſtratenſer und Ciſtercienſer geleiftet.
Im 11. Jahrhundert begannen bie größeren Robungen im Schwarzwalb. Cine Periode
des Stilftande fept mit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein umb dauert Bis gegen
bie Mitte des 18. Hatte man früher ben Wald haupifächlich als Gelegenheit zur
Schweinemaſt gefhät, fo findet fi jet eine Immer höhere Wertung bes Holgertrage.
Mit dem 14. Jahrhundert begann man auch mit Saat und Pflanzung von Waldbäumen,
um ben Wald zu vermehren ober zu erneuern. Sonſt herrichte im land» wie im forit:
wirtfhaftlichen Betrieb ein auffallender Stillſtand. Mit dem Beginn ber neuen Zeit
um bie Mitte des 18. Jahrhunderts tritt überall erfreulicher Fortfhritt ein. Durb
innere Kolontfation werden Moorfläen urbar gemacht, im Wald tritt bie geregelte
moberne Forftwirtſchaft in Geltung, burd bie Bude unb Fichte als bie eigentlichen
Waldbäume gepflegt werben, woburd bie lichtbebürftige Cie zurüdgebrängt wirt. Ir
Mitteilungen aus Büchern und Zeitſchriften. 245
der Landwirtſchaft werben zahlreiche Neuerungen eingeführt, Einfhränfung ber Vieh⸗
weide umter gleichzeitigem Anbau von Futtergewächſen u. a, dann bie Kultur ber
Kartoffeln und Zuderrüben tm großen, rationeller Fruchtwechſel an Stelle ber her:
gebrachten Dreifelderwirtſchaft umter gleichzeitiger Zufammenlegung ber Güter, Die
Form ber Gieblungen (Meigen) giebt bem Kulturland ein fehr verſchledenes Gepräge.
Bon ben urdeutſchen Haufendörfern mit Gemarmeinteilung und ſchmalen ftrelfenförmigen
Adern in Gemenglage unterfeiden fid bie im Waldland angelegten Weiler, „Rets mit
Meineren Markungen und meift unregelmäßtg blodförmiger Geftalt ber Grundflüde oder
die feit karolingiſcher Zeit entftandenen Waldhufendörfer mit weit auselnanbergerüdten,
längs ber Straße im Thal reihenwelſe angeorbneten Gehöften, an bie fi je der ges
jamte Grumbbefig In ſchmalen Streifen rüdwärts anſchließt, fo Im Schwarzwald, Oben:
wald und Speffart ober in ben bößmifchen Randgebirgen.“ Zum Schluß äußert ber
Verjaffer ben Wunſch, daß durch Verwilderungsverſuche im großen feitgeftellt werden
möchte, „was aus ben einzelnen Walbformen, aus unfern Wiefen, Weiden und Heiden
nad) Befeitigung bes menſchlichen Ginfluffes zulegt wird,“ damit ficher geſagt werben
fann, „was bie gefamte mitteleuropätfche Landſchaft wäre ohne ben Menden und was
er durch feine Arbeit hinzugethan unb weggenommen hat.“
Die Artifel der Banern 16% behandelt Alfred Götze in ber Hiſtoriſchen Viertel:
iabroſchrift 4, 1901, S. 1 ff. Die Artikel find befonbers wichtig als einzige Duelle
über bie Bewegung, die don feiten ber Bauern flammt. Es werben drei Abſchnitte
unterfchieben: bie Artifel der Frühzeit, alle aus Schwarzwald, Algku und dem Gebiet
bes fpäteren Seehaufens flammend, rein agrariſch, ohne religiöfe Forderungen, auf
„das alte Recht“, nicht auf „das göttliche Recht“ ſich berufenb; zu dieſer Gruppe
würden aud bie Ochfenhäufer Artifel gehören, wenn fie erhalten wären, und bie Ober⸗
borfer. Ale biefe Artifel find noch beftlmmt, ald Grundlage für friebliche Verhandlungen
zu bienen, wenn auch ſchließlich die Bauern felbft nicht mehr auf eine ambere ale
friegerifehe Antwort rechnen. Die Rappersweiler Artitel bes Geehaufens gehen über
die urfprünglide Grenze hinaus und äußern bereit auch religiöfe Wünfche, „do auch
fie werben noch von ber rechtlichen Seite aufgefaßt“.
Eine zweite Gruppe bilden bie Beſchwerden bes Baltringer Haufens; von ben
über 300 Beihwerbebriefen find 26 erhalten, 2 bem Inhalt nach befannt. Sie ent-
balten agrarifche, rechtliche und kirchliche Wünfche meift regellos durcheinander. Sachlich
das wertvollſte iſt ber über bie Leibeigenſchaft handelnde Teil. Zwar wird auch über
die Frondienſte geffagt, aber brüdender werben bie Abgaben empfunden, mehr nod bie
Leibzinfe als bie Mealabgaben. Geklagt wird auch über bie Beſchränkung ber Allmenbe
durch die Herten. Für politiſche Beſchwerden ift in biefen rein agrariſchen Artikeln fein
Raum; vereinzelt findet ſich bie Forderung ber freien Brebigt bes lauteren Evangeliums,
Häufig bie Berufung auf das göttliche Recht. Noch fleht überal bie Zuverfiht auf
friebliche Bellegung bes Streits voran: „Das iſt die Einwirkung bes göttlichen Rechte,
beifen Höhepumft wir und auf umferem Wege von ben Metifeln ber Frühzeit über bie
bes Seehaufens zu benen ber Baltringer Dörfer gemähert haben. Wir erreichen ihn
in ben 12 Artikeln.“ Es ift irreführend, von einem Verfaffer ber 12 Artikel zu reden;
«6 Sanbelt fih nur um Rebaftion. Sachlich Mit fih ihr Inhaft faR ganz aus den
Baltringer unb Rappersweiler Artifeln zuſammenſtellen. Die Memminger Cingabe
aus ber Woche nad) dem 24. Februar 1525, deren Übereinftimmung mit den 12 Artikeln
bie Forſchung fon mehrfach befhäftigt Hat, ift nad Goöbes einleuchtender Bewveiss
fügrung von ben 12 Artifeln abhängig und nicht umgeleprt, wie Baumann angenommen
246 Mehring
batte. Die 12 Artikel müſſen alſo vor dem 8. März 1525 entſtanden fein, urſprünglich
als Privatarbeit eines ober mehrerer Männer. Die Einleitung ſtammt jebenfalls vom
einem Andern als bie Artikel. Für jene verfucht Göte als Verfaſſer Schappeler zu
erweiſen, zuglei mit bem Nachweis, daß bie Artikel nicht von ihm ftammen können.
Daß Loger bie 12 Artikel abgefaßt, IR für Götze ſicher; er verweift dafür auf bie merf-
würbige Übereinflimmung ber Citiermetfobe Lohers mit ber in ben 12 Artifeln, ohne
ben Beweis durchführen zu wollen. Göße beidäftigt fich weiter mit ben Schriften
Melanchthons und Luthers gegen bie 12 Artifel und mit deren bäuerlichen Benügern,
bie oft feinerlet Berftänbnis für das göttliche Recht befagen. So fälſchen bie 12 Artikel
bie rein agrarifhen Tendenzen einer örtlich begrenzten Bauernbewegung und führen
ihre Benüßer bazu, ihre weltlichen und egoiſtiſchen Abfichten in einem umwahren ibeafen
Lichte zu fehen; fo wird ihre Erhebung anſpruchsvoller, ihr Sturz härter.” — Das 1. Heft
von Jahrg. 1902 derſelben Zeitfhrift bringt von Götze eine kritiſche Neuausgabe ber
zwölf Artikel,
In ber Zeitſchrift für die Gefchichte bes Oberrheins, N. F. 8b. XVII Heft 1
©. 37 ff. bringt Guſtav Boſſert Beiträge zur badiſch-pfälziſchen Reformationsgefdichte.
Der Aufſatz, ber manderlei Beziehungen auch zu Württemberg giebt, enthält Nachrichten
über folgende aus Württemberg ſtammende Theslogen: Wernher von Goldberg,
einen Reutlinger Patrizierfohn, Pfarrer an St. Martin zu Speier 1507 ff. früßzeitig
ein Anhänger Luthers, Berfaffer einer Flugſchrift „an alle Stende Teutſcher nation”
über feine perfönlihen Schidfale, feine Vertreibung von feiner Pfarrei auf Betreiber
ber Ehorerrn von St. Wido 1628 (©. 48, 68 ih. Jerner: of. Gailing von Fler
feld (S. 54 fj.), Martin Germanus aus Cleebronn DW. Bradenheim, 1592 Pfarrer
in Fürfelb DOM. Heilbronn (S. 81), Anton Eiſenhut, früher Pfarrer zu Weiler
OA. Bradenheim, 1525 zu Eppingen, am 25. Mai besfelben Jahre zu Bruchſal wegen
Teilnahme am Bauernfeieg enthauptet (S. 82), Joachim Stahl aus Heilbronn, 1540
Pfarrer in Nedarbiſchofsheim (S. 88), Dionyſius Melander oder Schwarzmann, ein
Dominifaner aus Ulm, in Pforzheim und fonft in ber Pfalz und in Schwaben Pre-
diger des Evangeliums, 1535 Hofprediger des Landgrafen Philipp von Heffen in Kaffet
(S. 84), Wendel Kreb von Heilbronn, Prebiger bes Stifis Mosbach, 1585 in Heil:
bronn (S. 85). — Boffert teilt in ben „Beiträgen zur bayeriſchen Kirhengefchichte”
2b. 8 H. 2 S. 72 ff. nach Grailsheimer Akten zwei Briefe von Paulus Eber am ben
Markgrafen Georg Friedrich von Ansbah mit. Es handelt fih um ben Erfah bes
am 8. Oft. 1564 geftorbenen Crailsheimer Pfarrers M. Matthias Gunberam. ber
ſchlug den aus Graifsheim ſtammenden Joh. Bapt. Lechele vor, ber aber erſt 1566,
nechdem inzwiſchen Job. Ering, früher Pfarrer in Kiingen, 2 Jahre lang die Stelle
innegebabt Hatte, nad) Grailaheim ging.
Eine Epifobe aus ber Geſchichte ber Reformation in Augeburg, Die Reife bes
Ulmiſcheu Selretärs Aitinger nad Heflen und Sachſen Aug.— Sept. 1594 ſchildert
Wolfart (Beitr. zur baheriſchen Kirchengeſchichte 7, 1901, ©. 125 ff.: Beiträge zur
Augsburger Reformationsgefhichte I). Die Reife galt der Aufnahme des eben er
evangelifch geworbenen Augsburg in ben Schmallaldiſchen Bund.
Aus Aufzeichnungen bes ſchweizeriſchen Hiftorifers Pupilofer teilt Dr. Johannes
Meyer in ben Thurgauifhen Beiträgen zur vaterlänbifgen Geſchichte Heft 41, 1901
S. 56 fi. mit: „Im Jahre 1880 am 3. Februar fror der Bodenſee fo feft zu, baß man
Bon und aus Handfehriften. 247
Suflpartien zwiſchen beiden Ufern unternahm. . . . Da es geboten erſcheint, fo feltene
Creigniffe zu benutzen, fo wanderten Hr. v. Lafberg, Hr. Oberamtmann Scherb, meine
Frau und ic (Bupitofer) von Uttweil zu Fuß über ben Bobenfee nad; Immenſtaad;
dort ließ ber Freiherr für bie Rückehr einen Schlitten mit 4 Bauern beipannen und
jo famen wir glüdlich wieder an das ſchweizeriſche Ufer. Bon bem Freiherrn befam
der Dichter Guſtas Schwab Nachricht, bag er mit 4 Mappen über bie Eisfläche bes
Bodenfees zurüd nach Uttweil gefahren fel. Schwab fepte fi; Hin und bichtete bie
Romanze: „Der Spud auf dem Bobenfee.” Gr meinte, bie vier Rappen, von benen
man fpaßte, wären wirfli) Pferde gewefen, und fang nun dies Lied zum Preife ber
heidenmütigen Wandrer. Nachher verbroß es ihm aber, zu vernehmen, daß das Vier:
geſpann nicht aus Pferden beftanden habe unb er nahm bie Romanze nicht in bie
Sammlung feiner Gebidte auf. Im feinem „Vobenfee* hat Schwab (wie Meyer an
mertt) das Gebidht mitgeteilt und dazu bie Bemerkung gemacht: gwiſchen Uthoyl und
Immenftaab war ber See fo überfroren, baß ſich eine Gefellihaft auf einem Schlitten
bin und her ziehen ließ, jebodh nur von Schuſters Rappen und nicht, wie bie Sage
Sinzugefabelt Hat, mit Roffen. — Derfelbe Aufſatz, „Beiträge zu Pupikofers Lebens:
befcireibung“ betitelt, enthält noch weitere Intereffante Mittellungen über „Gäfe auf
Eppishaufen®, dem Schloß bes Freiherrn von Laßberg, barımter Uhland (S. 61 ff)
und Karl Heinrich Imhoff, geboren zu Öhringen am 27. Sept. 1778, Karlefhüler,
fpäter geswungen, fi mit Miniaturmalerei fein Brot zu verbienen, geftorben am
U. Dez. 1843 zu Hauptweil bei Biſchofszell im Thurgau (S. 62 f.).
Don und aus Kandfıhriften.
Bon ber Ulmer Chronik bes Hand Sepp ift bis jetzt nur eine Handſchrift ber
fannt, Cod. germ. 2185 in Münden (Heyd, Bibliogr. Nr. 6181). Diefelde geht von
ber Urzeit bis 1610, ift aber am Schluß unvollftänbig; nad; einem Hinweis bei ©. 95
war auch noch das Jahr 1615 behandelt. Es find 132 Seiten in Folio, angebunden
an eine Hanbfchrift ber Metamorphosis arcium bes Johann Ernſt von "Pflummern,
bie mit Cod. hist. F. 168 unb 681 ber K. Lanbesbibliothet zu Stuttgart übereinzu«
ſtimmen ſcheint. Hans Sepp nennt ſich als Verfaffer in einem Reim auf bie Einigung
zwifgen Württemberg und Ulm 1607 (©. 100) und bei ber Erzählung kriegeriſcher
Wafregein ber Stabt im Jahre 1610 (S. 181) bezeihmet er fi als „Hans Sepp,
Neſtler und Burger” zu Um. Die Hanbfrift war früher im Befig bes Wengen:
tloſters. Cine zweite Handſchrift biefer Chronik iſt ber Cod. Gissensis 552 ber Groß ⸗
Herzogl. Univerfitätsbisliothet Giehen, 200 unpaginierte Blätter. Der Iehte Eintrag
der erflen Hand if vom 8. November 1619, dann folgt bis 1629 eine zweite Hand).
Eine dritte Hand ſchreibt im Anſchluß daran Notizen über bie Teurung in Ulm 1622
und von 1626 bis 85 und 1683 Bis 1646 einige Lokalnachrichten. Am Schluß bes
Rober iR von einer Hand bes 17. Jahrhunderts bie ſog. Reimchronik das Jörg Braun
von 1600 eingetragen (Heyb, Bibliographie Nr. 6147— 6194, gebrudt Sei Abrian
a.a. O. S. 110-1%0). Darauf folgt ein Verzeichnis ber öfter, Kirchen und Kapellen
) Bon biefer ſtammt auch ber berbe Schwank: „Des Herren Fudhers Schlaff:
ttunch 1639“, den Adrian, Mitteilungen aus dandſchriften und feltenen Drudwerken
1846, &. 311 ff. mitteilt, ebenfo bie 2 Pasquille, bie Adrian a. a. O. ©. 318 ff. urlb
327 fi. abbrudt und von benen ber zweite auch in Cod. Germ. 2185 ©. 116 ff. fteht.
248 Mehring, Bon und aus Handſchriften.
in Ulm, ferner eine Life von Bürgern und Geſchlechtern, bie „alle von anno 1488 bis
auf anno 1548 innerhalb 60 jahren aus ber flatt fommen“, ein Verzeichnis von Dör—
fern und Gütern, bie von 1488 bis 1549 aus ber Bürger und Geſchlechter Hand ger
tommen und verfauft worben, endlich chronikaliſche Notigen von 1499—1622.
Der Münchner Cod. germ. 3080, ebenfalls eine Ulmer Chronit (Heyd 6178),
fanı von Barth. Gunbelfinger deshalb nicht ftammen, weil beffen Chronik gelegentlich
ſelbſt als Quelle darin citiert if. Außerdem werben genannt Chroniken von Ric. Gred,
+ 1542, Seb. Fiſcher, Meldior Grünlen; benupt ift au Hans Sepp. Die Hands
ſchrift beginnt mit zwei gereimten Lobſprüchen auf Ulm, ber erfle am Anfang unvoll-
fündig, ber zweite von Joh. Schmid, Weber und Meifterfänger zu Ulm a. 1598 ge
macht als Tert zu einem Bilb ber Stadt, „wie fie von mitternacht in profpect gewejen“.
Weiter enthält die Chronik, bie mit bem 12, Febr. 1610 aufhört, aber erft Ende bes
Jahrhunderts verfaßt iſt und gelegentlich; fpätere Ereigniffe ſchildert, Reime auf bie Ein-
weihung ber Kirche zur hl. Dreifaltigkeit 1621 von D. Konrad Diettichs und einen
langen Spruch auf dasſelbe Ereignis mit Beſchteibung ber Kirche von Joh. Konr. Merk
Ulmensis, praeceptor sextae classis Gimnasii Ulmensis. Am Schluß ber Hands
schrift noch eine Aufzählung ber bei ber Tagung ber Union vom 7.—21. Mai 1609
in Schwabiſch Hal anweſenden Fürften und Abgefanbten, 975 Perfonen und 929 Pferde;
dazu macht ber Ehronift bie Bemerfung: „Das laß mir ein menge volf6 fein in einem
fo geringen ort gegen andern fürnemmen*.
Hans Sepp, ein reimfroher Mann, macht gern bei befondern Creigniffen etliche
Verfe, die an ber betreffenden Stelle feiner Chronik ohne weitere Einleitung zu ſtehen
pflegen; einen Spruch aus Anlaß ber Erelution gegen Donauwörth, ber wahrſcheinlich
von ihm ftammt, dringen die „Geſchichtlichen Lieber und Sprüde irttemberge“.
So madt er au (S. 126 bes cod. germ. 2135) auf ben Bundestag in Hal einen
Spruch von 58 Zeilen, ben er am 10. Juni 1610 „an einem Vormittag“ verfertigt
haben will. Dazu fügt er (S. 127) zwei Strophen, bie vielleicht nicht von ihm ftammen:
Luthers häuflein: Freu dich bu Heine herd in Gott,
- Haft ein guotes groiffen in ber not,
wags froölich auf Gott und fein wort,
fo bleibſt du felig bie und dort.
Pabſtiſcher hauf: in feind, der ein 688 gwiſſen hat,
wie ein has bei ber trummel flat,
fein gwiſſen thuet ihm allzeit nagen:
ein follicher feind iſt guet ſchlagen.
Dr. ©. Mehring
Beſprechung und Erwiderung.
Briefe amd Alten zur Gefhichte des 16. Jahrhuuderts. Vierter Band.
1
Bei ber Bearbeitung bes Briefwechſels des Herzogs Chriſtoph von Wirtemberg
tam ich ſchon vom Anfang meiner Arbeit an fehr viel in Berührung mit einem groß ans
gelegten Wert, das von ber Münchner Hiftorifgen Kommiſſion herausgegeben wurbe,
nämlich ben „Briefen und Akten zur Gefchichte bes 16. Jahrhunderts“ von Auguft von
Teufel. Tür den erfien Banb meines Werkes kamen zunächft bie brei von Druffel
felbit bearbeiteten Bände, welde bis 1552 reichen, in Betracht. Cs if Mar, daß bas
reihe Material, bas bier 3. B. für 1552 allein 1'/, Bände füllt, für mich eine wichtige
Stüße war; ambererfeits konnte es nicht ausbleiben, daß fi mir beim Nachprüfen ber
Zerte manche Berbefferungen, bann auch durch neues Material abweichende Auffafjungen
gaben. In gewiffem Grabe wird bas ja immer bei neuen Spezialforfhungen ber
Fal fein; um zu zeigen, daß ich mir trobbem ber genoffenen Unterügung bewußt
$lieb, fagte id} in meiner Vorrebe (©. V): „baß id} Band I—IH ber „Briefe und
Atten zur Geſchichte bes 16. Jahrhunderts“ von A. v. Druffel ſehr viel zu verdanken
babe, ift felbfterflänblid); ich führe es nur deswegen ausbrüdlih an, um nicht durch
die manmigfachen Ergänzungen und Berbefferungen, bie ich naturgemäß zu geben in
der Lage bin, ben Anſchein zu erweden, als ob ich mir befien nidt bewußt wäre“.
So kam ich an ben vierten Banb besielben Werkes, ben Prof. Karl Branbi „ergänzt
und bearbeitet“ hat®) unb ber bie Jahre 1558— 1555 umfaßt, mit dem einzigen Vorurteil
beran, das einem Werke der Münchner Hift. Kommiffion gegenüber erlaubt ift, nämlich,
DaB es gut fel. Auch einzelne Fehler, bie id) bald entbedte, änderten zunächſt nichts
am biefer Meinung. Doch bie Fehler mehrten ſich, ich wurde aufmerkfamer und begann,
ein paar bei Druffel IV viel benüßte Aftenbüfheln foftematifh zu prüfen. Das Res
fultat war überrafcend. Faſt fein Aktenftüd ohne grobe, ſchwere Fehler. Dieſes Re:
fuftat beflätigte fi bei weiteren Prüfungen in Münden und Wien, unb bald war
mir Mat, daß in biefem Werke ein großartige Sfanbal vorliege. Ich verſuchte zunächſt,
einige Zeitfchriften aufmerkſam zu machen, indem ich bie Ergebniffe ber Nachprüfung
einer Attenbũſchel vorlegte; man erflärte mir, daß man durch bie Rüdficht auf bie
) Da mir ber Aufſatz von Götz erft furz vor bem Abſchluß bes vorliegenden
Heftes zuging, muß id ben zweiten Tell meiner Erwiderung für bas nädfte Heft
verfchieben. Ernf.
9) Eine Aufklärung über den Anteil an ben Fehlern des Buches ſcheint mir
nötig und wohl aud; möglid) zu fein. Die Huperungen Brandis über fein Verhältnis
zu dem Budje vermag ich nicht in Übereinftimmung zu bringen.
250 Beſprechung und Erwiderung.
früheren Rezenfenten, bie das Buch glänzend befprochen hatten, gebunden ſei. In
meinem eigenen Werk auf Schritt und Tritt Druffel IV zu Forrigieren, hatte ich feine
Luft, und fo beſchloß id benm, zwar an einzelnen Stellen das „fehlerhaft bei Druffel*
ftehen zu Taffen, im übrigen aber das Urteil über Druffel IV, das fi mir in mehr
jähriger Arbeit ergeben hatte, kurz und bünbig in ber Vorrebe meines zweiten Bandes
zum Ausbrud zu bringen.
Gegen biefes Urtell wendet fi num im 1. Heft des Jahrgangs 1902 der Göt-
tingiſchen gel. Anzeigen Herr Privatdogent Dr. Walter Göb in Münden, Um ben
Ton feiner Ausführungen zu erflären, ſchide ih voran, baß Herr Göh ben 5. Band
besfelben Werkes, deſſen 4. Banb ich angegriffen babe, herausgegeben und daß er auch
ſchon zu dem 4. Bande felbft ein paar Meine Beiträge geliefert hat. Auch bie Habilis
tationsfchrift bes Herm Götz über bie bayeriſche Politit von 15501560 fügt fi
jaſt ausſchlleßlich auf bie in Druffel IV ebierten Stüde und ſteht ober vielmehr fällt
mit biefem Bude. Endlich hat Herr Götz bemjelben Buche in ben Monatoblättern
der Deutfehen Zeitihrift f. Geihichtsroiffenfgaft (N. F. II &. 296) eine fehr ferund«
liche Befprehung gewibmet. Er hat demnach allen Grund, entrüftet zu fein, wenn
dieſem für ihn fo wichtigen Werfe jeber wiſſenſchaftliche Wert abgeſprochen wird.
Ich Habe num“ bie Abficht, bie Polemik des Herrn Göt in allen ihren Einzele
Beiten zu prüfen. Den Ausgangepunft muß dabei bie ©. 47—54 gegebene Bes
fpregjung ber fowohl in Druffel IV als auch in Briefmechfel IL verwerteten Aftenftüde
bifden. Lernen wir hier bie Art und Weiſe fennen, wie Herr Gög mit ben Akten bes
16. Jahrhunderts umgeht, fo wird das zugleid, einen Mahflab zur Beurteilung feiner
übrigen Behauptungen abgeben. Ich bemerke nur noch, baß fich faſt bei allen biejen
Streitpunften mit unbebingter Sicherheit entſcheiden läßt, wer im Recht if; höchſtens
in einem oder zwei Fällen find vielleicht zwei Auffaffungen möglih. Es wäre traurig
beftellt um bie beutfche Geſchichte, wenn wir nicht einmal bie Aften bes 16. Jahrhunderte
figer zu deuten wüßten. — Beginnen wir alfo mit der Prüfung!
Briefwehfel IInr. 21 = Druffel IV nr. 19. Der erfle Abſchnitt diefer
Anfteuftion berichtet Äußerungen bes Herzogs von Braunſchweig über das Succeffions:
projeft. Nachdem wegen ber Haltung von Köln, Mainz und Brandenburg Beforgnifie
geäußert find, wirb bei Truffel fortgefahren: hg. Moritz churfürst, der wurde ge-
wisslich bei kai. mt. lieb und laid laiden, dieweil er auch sonst nit weitters
wuste dan diesen rucken. Bon Kurfürft Morig, ber fi 1552 gegen ben Kaifer er=
hoben hat und ber au nad bem Paſſauer Vertrag fortgefegt gegen biefen intriguiert,
ſoll Anfang 1558 gefagt fein, daß er ganz gewiß mit bem Kaiſer, feinem einzigen
Rüchalt, Liebe und Leib teilen werde? Man follte meinen, dies müßte ſchon bei ber
Korreltur auffallen; benn wenn es fih um das Succeffionsprojeft handelt, find kai.
mt. und ku. mt., wie ganz beutlid in ber Vorlage fieht, ſchroffe Gegenfüge. Unb
was fagt Herr Götz: „Das könnte ein Verfehen Drufiels fein; fachlich betrachtet iſt
freitie ziemlich gleihgüftig, ob bie oder jene Lebart bie richtige I!“ (©. 47). Weiters
Hin wimmelt ber Tert Druffels von Leſefehlern, bie feinerlet Anhalt in der Vorlage
haben: 3. 11 lies sämlichs ftatt sämliche; 3. 18 fült bie Form zweipfelte bem
Herausgeber zur Laſt. ©. 18, 3. 3/5 giebt überhaupt feinen Ginn, weil in monat
fristen ftatt in monazfristen, ain grossen lauf ftatt ain grosser lauf, zu gen ftatt
zugehn gebrudt ift. 3.17 führt das faljche ee, an fi ein Meiner Fehler, zu völliger
Veränderung bes Sinnes; ber Sag, in ben es eingefügt wirb, verliert feine Bebeutung
umb wird ein wertlofer Nebenfag, und bie nachher aufgegäßlten Punkte follen vor der
Zufammentunft, ftatt bei biefer erfebigt werben. 3.25 lies thetlichs ftatt schetliche
Beſprechung und Erwiderung. 251
und jelöfverflänbfi auch gegn ſtatt jegn. Endlich ©. 14 Ziff. 16 lies den grafen
von Holoch (plur.) flatt dem grafen v. H. Daß bei einem folden Stüd auch ber
2agerort falſch angegeben iſt, flimmt zum übrigen; eine Büfchel „Bayer. Miffiven 6 b*
giebt e8 überhaupt nicht in Gtuttgart, und in Bayer. Mifl. IL, wo fi bas Sony.
befindet, find bie Stüde nicht numeriert; woher num bie Nummer 227
Briefwechſel II nr. 21n.6 — Druffel IV or. 28, Es ift bezeichnend,
daß Gör feinen Anlaß findet, nach bem einzigen von mir im Wortlaut angeführten
Sat an bem Auszug bei Druffel eine Ausftellung zu machen. Der Brief, der Heidels
Berg Jan. 26 batiert if, fol alfo am 27. Jan. in Brüffel präfentiert fein? Frübeftene
in vier Tagen wird ihn bie Poft beförbert haben; in ber That trägt bas Dr. ben
Bröfentationsvermerk: 27. Febr., nit Januar, wie aus meiner Note zu entnehmen
war. Das ift nicht unwichtig, weil man gerabe Anfang 1563 mit bem Datum der
Briefe an ben Kaifer fehr willfürlich verfahren if. Im Terte Druffels iſt ſchon ber
Satz „Gegen neue Unruben . . .“ nicht ganz richtig; völlig falſch ift aber ber Say
„Übrigens ift der Zwieſpalt in ber Religion der Grund allen Mißtrauens“, wie ebens
falls ber Tert meiner Note zeigt; ſchon das „Übrigens“ ift ganz falſch; nirgends ift
gefagt, daß ber Zwiefpalt in der Religion ber Grund allen Mißtrauens if; flatt
auch nur einen Verſuch zu machen, ben Sinn bes mit „in bedrachtung“ beginnenden
Sapes richtig zu erfaffen, wird ein Nebenfägchen aus bem Zufammenhang Losgeriffen
und unter völliger Berdrehung des Sinns felbftänbig gemadit.
Briefwegfel II ar. 41 = Druffel IV nr. 87. Göp giebt zu, daß bei
Zruffel IV ein Mißverftändnis entſtehen kön ne. Nun bitte ich, bie von mir ©. 44
3.7 im Wortlaut gegebene Stelle zu vergleichen. Chriſtoph fagt: er würde hoffen,
baß ber Markoraf bie Sache auf Bayern ꝛc. kommen ließe, wenn ihn nicht das
Scheitern ber Verhandlung, welde ber Katfer mit bem Markgrafen führen lieh, beforgt
magen würde. Ms Inhalt biefer vom Kaifer ſchon geführten Verhandlung wird ars
gegeben, baf fi der Markgraf mit einer beftimmten Gelbfumme und einem Jahrgeld
begnügen folle, und es wirb ferner bemerkt, ber Markgraf habe bie ganz abgeſchlagen
unb an feinen Verträgen feftgehalten, laut Bödlins Bericht, ber an ben Verhandlungen
beteiligt war. — Giebt es einen größeren Unfinn, als die Wiedergabe biefer Stelle bei
‚Druffel IV: „Ihre und Pfalz Vermittelung follte doch dem Markgrafen annehmbar
fein, es fei benn, baß ber Kalfer den Markgrafen durch eine beftimmte Summe nebit
Jahrgelb befriebigte . . ."? Bei welder Deutung biefer Stelle glaubt Götz den rich⸗
tigen Sinn zu erfennen?
Briefwechſel IInr. 47n.4 — Druffel IV ©. 70n.3.3 ff. An letz⸗
terer Stelle ift geſegt: „Wald darauf fand der erfte Vermittlungsverfud zu Heidelberg
fatt, wo ber Bf. Wirzburg am 7., ber Markgraf am 10, Febr... . . eintrafen; bie
Ose. Bayern und BWirtemberg wolten ebenfalls teilnehmen, erhielten aber noch eben
vor ber Abreife bie Nachricht, daß ber Markgraf Heidelberg bereits wieder vers
Taffen Habe, ohne daß man zu irgenb einem wirklichen Ergebnis gefommen wäre.“ Die
Auslegung von Gotz ©. 48, daß Druffel Hier gar nicht motwenbig Würzburg und ben
Markgrafen in Heidelberg zufammentreffen Iaffe, ift lächerlich; fie fbeitert ſchon an bem
„ebenfalle*. Dann bitte id) noch Briefw. nr. 58 zu leſen, wo Mar und deutlich nefant
iſt, daß ber Markgraf eine Verhandlung nicht abwartete; wenn ihm ber Kurfürjt eim
Schreiben zur Anbahnung ber fünftigen Vermittlung (im März) vorlegte, fo iſt das
doch fein Vermittlungsverfud; ein folder hat nicht ftattgefunden. — ©. 49 n. 1 ber
mübt fi) Göb, ein eigenes Feines Berfehen zu Teugnen; vieleicht lächelt er felbft Über
ben Verſuch, bie „enbgiltige Cinfabung an Herzog Albreht* vom 26. Febr. — an
252 Beſprechung und Grwiberung.
‚eben biefem Tage brach ber Herzog von Münden auf — bei Druffel IV, 51 für das
Ausfhreiben ber Heidelberger Zufammentunft auszugeben, von welchem bei Göß, bayer.
Politit S. 66, irrtümlich die Rebe ifl.
Briefwechfel Il nr. 100 — Drufiel IV S. Mn. 1. Göb giebt zu, daß
ber Druffelſche Auszug die Hauptfache wegläßt; daß biefelbe ſchon einige Seiten vorher
+(S. 87) in einem wirtbg. Votum enthalten ift, Hat um fo weniger Bebeutung, als fie
in dem ebenda (6. Umfrage) gefaßten Beſchluß fehlt.
Briefwechſel II nr. 108 n. 1 und 2 — Druffel IV nr. 98. Göp giebt
zu, baß biefe Nummer drei Fehler enthalte, ſagt aber nicht, welche meiner Ausflellungen
er als ſolche anerkennt; «8 ſcheint ihm fachlich ganz belanglos zu fein, wenn bie
Worte: [missverstand und irrung] zwischen etlichen stiften und grafen in West-
phalen bei Druffel wiebergegeben werben: „Befürdtungen etlier Stifter und
Städte in Weilfalen.“ Wo beginnen benn eigentlid die ſachlichen Fehler nach ber
Auffaffung des Herm Götz?
Briefwedfel II nr. 197 n.8 — Druffel IV or. 140 n. 4. Um eine
Stelle des Heidenheimer Abſchiede, wo von dem Einbringen frember Nationen in
Deutſchland die Rebe if, auf das Niveau ber Druffelichen Ideen herabzuziehen, fagt
Brandi, biefe Stelle feine ihm „vielmehr auf bie in ben Heidelberger Verhandlungen
fo oft errähnten Befürchtungen Triers vor Franfreih zu gehen“. Nun bilben aber
diefe Befürdtungen Trier erft im Jahr 1564 einen Gegenftand ber Verhandlungen
im Heidelberger Verein, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß Brandi
biefe gemeint Hat. Göß zitiert nun alle Gtellen, wo franzdfiihe Truppen und beral.
erwähnt werben, gleichgültig ob Trier dabei genannt wirb ober nicht; biefe Stellen ge:
nügen nit, um biefe „fo oft erwähnten Befürchtungen“ in das Jahr 1553 zu verlegen.
Briefwechſel II nr. 223 — Drufiel IV, 172. Mit großer Beftimmtheit jagt
Götz: „Ich beftreite Ernft an dieſer Stelle jedes Recht, Drufiels Auszug fehlerhaft zu
nennen," Es gilt bie Probe. Herzog Albrecht (reist an Chriflopp: und sind noch
der hoffnung, die kön. mt. werden sich mit iren oberlanden auch in dise ver-
stendnus begeben, darumb wir dann der kon. wirde zu Behaim bei unserm
reitundem(!) poten, den wir zu der kon. mt. mit den vertragsbriefen jungst ab-
gefertigt, vertreulich zugeschriben; was uns der ort... . zukumbt, blaibt E. L
unverhalten. Herzog Albrecht jagt: er Hoffe noch, daß fih König Ferdinand mit feinen
Dberlanden in den Verein begebe, und er habe beshalb dem Boten, ben er mit bem
(toiztbg.) Vertrag an Ferdinand ſchiate, einen vertraulichen Brief an den böhmiſchen
König (Marimiltan) mitgegeben. Aus biefem Brief des Bayernderzoge an König
Marimilian wirb bei Druffel IV!) eine vertraufiche Mittellung Marimilians an ben
Bayernherzog. Der Brief an Marimilien if die Folge von Albrechts Hoffnumg auf
den Eintritt bes Könige; bei Druffel IV if bie Mitteilung von Marimilian der Grund
für die Hoffnung Albredits. — Cs ift nicht leicht möglich, einen Sat mehr zu ver⸗
drehen, als es Bier gefehehen ift; Here Göß freilich Hat ben Unterſchied nicht einmal
bemerft. Beifügen will id; wenigftens, daß bei nr. 172 und 173 (diefe iſt ganz minder:
wertig) auch „Or.“ unb „Cone.“ verwechſelt find.
Briefwechſel II nr. 388 — Druffel IV nr. 302, des Könige Beitrittsr
erflärung zum Heidelberger Bund. Das ift bem Druffelſchen Auszug nicht anzuſehen,
Hier fagt ber König wohl, er fel entihloffen, dem Heidelberger Verein beizutreten, es
it aber nicht erfigtlih, warn ber König wirklich eintreten will, ob vielleiht noch
1) Bgl. bie Stelle: Hofft nad; vertrauliche Mitteilung des Kgs. zu Böhmen...
Beſprechung und Erwiderung. 253-
weitere Berhanblungen vorher nötig find; ber bei Druffel IV übergangene Gap:
schreiben auch solches deiner lieb als obristem haubtman ... hiemit zue ift bie
Duinteffeng des ganzen Briefes, die eigentliche, förmliche Beitrittserflärung, und € ges
hort ſchon bie Sachkunde des Herrn Göt bazu, um dies für „ganz bebeutungslofe,
formelhafte Wendungen“ zu erklären.
Briefwechſel IInr. 458 n. 1 = Druffel IV, 316. Den Druffelſchen Tert
wird jeber Unbefangene fo verftehen, daß ber Geſandte die Oblination zu übergeben
mb ben Kriegsrat anzuzeigen bat. In Wirflicfeit hat ber Gefandte bie Obligation
in Empfang zu nehmen und nicht bloß ben Mriegsrat, fonbern auch zwei Rittmeifter
unb vier Hauptleute zu benennen. Und bann ift bei Druffel IV gerade das Inter:
fantefte weggelaffen, nämlid bie Frage, mit weichen Ländern ber König in bie
Einung kommt.
Briefwedfel IInr.466 n.1= Druffel IV, 382 n.2. Niemand wirb aus
ber Iegteren Stelle entnehmen, daß das Schreiben vom 31. Dez. mur in einem „alle
gemeineren” Sinne als Antwort auf das pfalziſche Schreiben vom 16. Dez. zu nehmen.
ſei; dieſe Ausrebe iR kindiſch.
Bruiefwechſel II nr. 486 Druffel IV, ©. 867 n.2. Mein Ausdruck, miß ⸗
verftänblich”, den Götz nicht gelten laſſen will, iſt für Druffels Auszug wohl zu milbe;
was Druffel mit „fie meinten“ einführt, find in Wirklichkeit Reben Chriſtophs; dieſe
Banbeln davon, daß ſich ber Markgraf „dahin begebe*, nämlich auf die franzöſiſche Seite;
Draffels Ausdrud „ber Markgraf ziehe herauf“ ift gänzlich falſch.
Briefwechſel II nr. 502 n. 1= Druffel IV nr. 882. — Göß beflätigt nur
meine Vermutung, bag das Schreiben bei Druffel mit gewohnter Nachläſſigteit wiebers
gegeben iR. Wie man fo etwas bruden Iaffen fan, eine Werbung bes AL. von ber
Tann bei bem Landſchreibet Senfenjhmibt! Im übrigen hatte ich keinerlei Anlaß, mid
näher um biejes Schreiben zu fünmern, ba für mid mur bie Sache in Betracht fam,
daß Landgraf Ppilipp ben pfalziſchen Wunſch an Sachſen weitergab.
Briefwechſel II nr. 654 n. 1 = Druffel IV, 441. Ber Irrtum Druffels
kommt nicht von bem noch lüdenhaften Material, fondern von dem ſchlechten Auszug
Druffels; das Aftenftüd jelbſt läßt feinen Zweifel darüber, daß es ſich Hier nicht um
ben Blan bes Fürftentages handeln fann. Wieviel ſich Druffel in ber Verwechslung
von Zufammentünften leiftet, geht daraus hervor, daß er im Jahre 1655 bie zweite
Raumburger Berfammlung um Pfingften biefes Jahres mit derjenigen im März zur
ſammenwirjt, obgleich ſchon Schwabe (Meues Archiv f. ſächſ. Geſchichte X. S. 232) längſt
ben Unterſchied fennt.
Briefwechſel II nr. 700 = Truffel IV, 456. Hier fpielt Göy einen Haupt⸗
trumpf aus. Gr findet beim Vergleich zwei Abweichungen von lächerlicher Gering⸗
fügigteit; er glaubt, daß fie ber Grund für meinen Tadel find und konſtatiert mit
Freuden, daß biefelben nur baher rühren, baß Drufiel das Original, ich aber das
Konzept berüßt habe. „IA Habe das Original verglichen, Druffels Tert it fehler
106. Nur fachte, Herr Göb, ich habe das Original in Münden auch vergligen:
Druffels Tert ift nit fehlerlos. Schon bie Änderung under die ainigung ftatt
under der ainigung ift zwar fein grober Fehler, aber grundloſe Willfür. Am Anfang
des poeiten Abfchnittes laßt Druffel Chriſtoph fagen, er Hoffe, nötigenfalls in 10-12
Tagen „mit Lömwenfein* 700750 Pferde 2c. zufammenzubringen; das Kann nur heißen:
zufemmen mit Löwenflein, bem Befehlehaber bes Heidelberger Bereinsfriegevolts, hofft
Ehrifoph, die beſtimmte Zahl zu bekommen. Nun heißt es aber im Original wie im
Konzept: Chriftoph Hoffe in 10—12 Tagen bie Zahl. wie ich dem von Lowenstein
254 Beſprechung und Erwiberung.
und kriegsräten geschriben, beifammen zu haben, b. 5. biejenige Truppenzahl, bie
er in einem Schreiben vom gleichen Tage an Löwenftein und bie Kriegsräte (Briefe
wechſel II nr. 698) erwäßnt; „mit Löwenftein* iſt ein ſchwerer, fachlicher Fehler. Bel
ber Angabe ber Truppenzahl fehlt Hinter den 15000 Bauern „famt 40 Stüden auf
Rädern“; auch das fleht im Original. Und nun, Herr Götz, wollen Sie fi) node
‚einmal ins Münchner Archiv verfügen und dann die Frage beantworten, bie Sie ©. 58
‚oben mir vorlegen.
Briefwegfel II nr. 733 = Druffel IV, 471. Ich möchte Herrn Götz barauf
aufmerffam machen, baß nicht nur ber letzte, fonbern auch ber vorlegte Abſatz bes
Schreibens bei Druffel völlig falſch iſt; dgl. dazu noch das falſche Datum am Anfang,
auf das z. B. Herr Göp felbft eben jet Hereingefallen ift.
Briefwegfel II nr. 805 n. 1 = Druffel IV, 502 mit n. 1. Hier gebe ih
die Möglicfeit, wenn auch nit bie Wahrſcheinlichteit ber Götziſchen Auffaſſung zu.
Die Verwegslung eines Seffionsftreites zwiſchen Bayern und Neuburg mit einem
ſolchen zwiſchen Bayern und Salzburg Tiegt fo fehr auf einer Linie mit ben vielen fonftigen
Fehlern bes Buches, baß fie nicht ohne weiteres abzumelfen iſt; auch das Regifter (S. 772)
verwendet bie Stelle nur in erfterem Sinne.
Che ich weitergehe, möchte ich noch eine Nummer vorführen, bei welcher ſchon
Prof. Brandi, wie jet auch Göß, beftritten hat, daß fie fehlerhaft fe. Ich kann alle
mit einem Schlage zwei Gegner treffen‘). Es Handelt fi um
Briefwechſel II nr. 14 = Druffel IV or. 18. — Die Abſchrift beginnt:
Hochgeborner f., freuntlicher lieber vetter! E. l. schreiben von dato den 4. dir
monatz ist mir erst gestern umb den mittag von dem postmeister zu Cantetatt
zugeschickt worden; sovil nun die antwort, wir beede der kei. mt. gegeben, be-
trifft, hoff ich zugleich E. l., ir. mt. werde deren zefriden sein.
So ist in teutschmeisterischen sachen ferners nit gehandelt dann wie E. L
aus beiligenden copiis zu sehen, mit 126, und wiewol mir von ir mt. laut der
-copei das schreiben noch nit zukomen, so hat doch mein gesandter in der kei. canzlei
solhes in vertrauen zuwegen gebracht und mir an gestern neben beiverwarten
‚zeitungen zugeschickt.
Es hat auch Wilhelm Becklin mir geschriben, das von ir mt. er zu mir
mit bevelh abgevertigt seie, wie E. 1. aus beiligender copei seines schreibens
vernemen werden; was nun sein werbung sein würdet, soll E. 1. unverhalten
‚bleiben.
Daraus wird bei Drufiel IV, ſachlich völlig falſch, der Sap gebraut: „Wegen
bes Deutihmeifters it Bödlin an ihm abgefertigt.“ Der Herausgeber hat im zweiten
Sag etwas vom Deutjchmeifter, im britten von ber Sendung Bödlins gelefen und
wirft beides zufammen, freilih auf eigene Verantwortung. — ©. 8 Handelt ber erfle
Abſchnitt von der perſöniichen Zufammentunft. Den Bebenfen Bayerns (3. 8—5) Relt
Chriſtoph ben Sat gegenüber: aber mich sehe solhes in alwege noch fur notwendig
und gut an; man möchte auch stattlich davon reden, wie da dem jetzigen neu
‚gluntzesten feur im reich bei zeit furkommen möchte werden; dann warlich,
vetter, geet es an, werden E. l., Pfalz, ich und andere nit ruehig darbei sitzen
werden (!) — b. 5. Ghriftop Hält feinerfeits bie Zufammenfunft für nötig; hiebei
%) Dasfelbe gilt von bem, was oben zu Briefwehiel nr. 21 = Druffel ar. 19
und Briefwechſel ar. 700 — Druffel nr. 456 gefagt iſt; für beibe Hat auch Brandi das
Prüblfat „fehlerhaft“ beftritten.
Beiprehung und Erwiberung. 255
fonnte auch davon gerebet werben, wie dem neuen glimmenben feuer im Reich vors
gebeugt werben Könne; benn wenn es ausbricht, werben fie nicht ruhig fipen Können,
fondern — iſt zu ergänzen — auch bavon ergriffen werben, wenn fie jet nichts da⸗
gegen thun. — Wenn bei Drufjel IV diefer Sap wiebergegeben iſt: „aber es iſt er-
forberlich, auf das Ausbrechen bes glimmenben Feuers ein Aufichen zu haben, können
nicht ruhig figen, müffen ſich beſprechen“, jo mag das wohl in ben Worten an bie
Borlage anflingen, im übrigen aber ift zu fagen: quot verba, tot scandala. — Weiter
unten heißt e8, der Kalfer Habe W. Nothaft zum Bifchof von Würzburg geſchiat mit
mandat und bevelh sambt vilen persuasionibus, den vertrag zu halten. Bei
Druffel IV Heißt es: Des Kaiſers durch Nothaft überbrachten Rat, ben Bertrag
zu halten.
Enblid füge ich noch für bie erften vierzig Nummern Druffels eine Heine Über:
At bei:
mr. 3: Der Gap „der Deutſchmeiſter dürfte ſich ...“, und der Schlußſat:
„Regt ber Gefanbte . . .* find völlig falſch; das zweite Schreiben ungenügend; daß
Albrecht um Freundſchaft bitte, iſt Juſab des Herausgebere.
nr. 4: Ungenauigfeiten.
ar. 6: Ungenügend; „und fein Gutdünken“ ift falſch.
mr. 12: Das zweite Schreiben if} größtenteils völlig ſinnlos.
ar. 13: Mehrere ſchwere Fehler (f. oben).
ar. 16: Fehierhafi; mr. 18: ein Fehler, viele Flüchtigkeiten
nr. 19: Mehrere Fehler, viele Ungenauigfeiten (f. oben).
nr. 23: Ungenügend und fehlerhaft (. oben).
ar. 26: Gin Febler, Ungenauigfeiten.
ar. 31:' Sehlerhaft; mr. 35: fehlerhaft; nr. 37: fehlerhaft (f. oben).
ar. 40: „ehlerhaft.
Unter biefen vierzig Nummern Habe ih alfo vierzehn nahgeprüft‘); feine einzige
entforicht den befcheibenften Anfprücen an eine moderne Edition; bafür if an zahle
reichen Siellen ber Sinn ber Vorlage ganz unb gar unfenntlich; die geoben, ſachüchen
Fehler betragen in biefen vierzehn Nummern etwa 27, bie Zahl ber Ungenauigkeiten,
Naläffigfeiten und wilfürlihen Zeptveränberungen ift überhaupt nicht anzugeben.
Unb mum behaupte ich, daß dieſes Verhältnis das ganze Bud) hindurch anhält. Ich
babe hunderte von Stüden nachgeprũft, in Stuttgart, in Münden und in Wien, und
teineswegs Slo5 Etüde, bie ſich auf Wirtemberg hezichen: überall iſt bie Acheitswelfe
biefelbe. Zwar wird im Jahr 1555 die Zahl ber Stüde, bie id Fontrollieren konnte,
fleiner; aber gerabe fie find beſonders ſchiecht, bie Fehler bier ganz beſonders verhänge
nisvel. So ergiebt fi mir in fortgefegter Arbeit immer aufe neue das Urteil, das
ih nad gewiffenhafter Prüfung ausgeſprochen habe: es wäre befler, wenn ber Band
Truftel-Branbi nicht eridienen wäre, denn er ift nicht bloß wifienihaftli wertlos,
fonbern bireft ſchadlich
Und nım, Herr Privatbozent Dr. W. Gög, wende ih mid an Eie. Wieviele
Fehler und offenfunbige Jertümer Haben Zie auf wenige Seiten zuiemmengebrängt!
SZie wagen bie Behauptung c6 fei fadlih belangloß, ob Ri. Moriz im Befannten
Eircit um bie Eucreffion ais entſchiedener Anhänger des Kaiſers ober des Könige bes
2) Eoweit bie Febler night {hen im Vorangehenden aufgezeigt find, wirb man
fie leit durch Bergleigng ber einzelnen Etüde mit ben entjprehenben Nummern
ven Brierwedjel II erfennen; wo nicht, bitte ich eventuell mm birefte Anfrage.
256 Beiprehung und Erwiderung.
zeichnet wird oder wenn weſtfäliſche Grafen in Stäbte verwandelt werben. Sie bes
ſtreiten jedes Recht, von Fehlern zu reden (S. 50), wo in Wirklichkeit völliger Unfinn
vorliegt; unter ftarfen Vorwürfen gegen mich behaupten Sie (©. 52), das Original
eines Stüdes in Münden entfpreche ganz und gar der Druffelſchen Wiedergabe, und
Ihre Behauptung erweift fi) ale völlige Unwahrheit. An wievielen großen und Heinen
Fehlern find Sie Fritiflos vorbeigegangen! Falfce Daten, falfpe Gäge, ja ganze
falſche Stüde find Ihrem prüfenden Auge entgangen; Sie find zufrieden, wenn nur
ein paar Hauptworte bes Auszugs an bie Vorlage anflingen. Unb nun bebenten Sie,
es handelt fi um Stüde, bie ich als fehlerhaft bezeichnet habe, jo daß doppelte Bors
fiht Ihre Pflicht war; bedenken Sie, daß ich Ihnen den Wortlaut vieler der firittigen
Stellen feinerzeit zugeſchidt habe. Ich kann mir nicht benfen, wie jemand feine geringe
Fähigkeit, Akten bes 16. Jahrhunderts zu verfiehen, beſſer darthun könnte ald Sie
durch Ihre jehige Leiftung.
Zulet bitte ich nur noch, mit biefer Fähigkeit den Ton zu vergleichen, ben
Herr Göß für angemeffen findet.
Tübingen. Viktor Ernſt.
Anweifungen zum Denkmalſchutz,
in&befondere bei Funden von Altertümern und Grabungen nad ſolchen.
Im Intereffe der vaterländiſchen Altertumsfunde iſt es von hohem Werte, daß
alles, was fi auf bie Bor- und Jrül — **— unferes Landes bezieht, gelammelt, erz
halten und fünftiger Gefehlechterm überliefert wich.
Diefe Fürforge Hat ſich zumägit auf die über dem Boben befinblichen Denkmäler
zu eritteden, ais da find Krabhügel, Erb: und Steinmwälle, Gebäuberefte.
Die Grabhügel, melde vorzugeweiſe in Wäldern, vereinzelt aber duch auf Feldern
vorfommen, find runde Aufwürfe aus Stein oder Erde; die erftere Art ift nieberer,
während bie leptere oft zu getvaltiger Höhe anfteigt. Bei den Girabhügeln zeigen fi
Häufig 1. fogenannte Trigtergru Ben (Vearbellen), runde, felten vieredige Vertiefungen,
welhe den Menfchen als Wohnftätten bienten, 2. jogenannte Hodäder, hodgemwölbte
Aderbeete. Erd: und Steinmwälle finden ji gewöhnlich auf Höhen, um dem bes
treffenden, als Bufluchteftätte dienenden Plage an ben Stellen, wo er nicht ſchon von
Natır durg feinen Stellabfal gefhünt it, mehr Sicherheit zu geben. Häufig umziehen
jelge Wäle mit Gräsen in parallelen Streifen ben ganzen Umfang eines Berges von
oben nad) unten und werben bann Ningwälle genannt. Gebäuberefte (Mauern),
welche aus dem Boden hervorragen, gehören, von den mittelalterlihen Burgreiten ab⸗
eieben, gewöhnlich ber Mömerzeit an, fei c6, baß fie von Mahtürmen (oder
Kate Ten), ober von bäuerlichen Nieberlafiungen ſtammen. Aeußerlich kenntlich werben
Maucrreite zuweilen baburc, dah in trodenen Sommern da® über den Mauern wachſende
Gras u. j. w. magerer ſteht und früher dürr wird,
Wenn e& nun nicht zu vermeiden iR, dah manche der genannten Denkmäler der
fortfehreitenden Kultur zum Opfer jallen, fo it um fo mehr zu wünfdhen, daß vor deren
Berfhwinden Aufnahmen und Einzeichnungen in bie Xlurfarten, joweit dies nicht ſchon
früher geſchehen ift, gemacht werden. Bel Abtragung von Grabhügeln ift genau auf
bie Anlage berfelben, bie Art der Beſtattung (cb Sfelett: oder Brandgrab). und bie
Beigaben zu achten. “
Beſonders wichtig ift, daß Altertumsfunben, welde neu im Boden gemacht werben,
die nötige Aufmerffamkeit zugewendet wird, daß der Fundpiab genau feftgeftellt, wos
möglich in die Zlurkarte eingezeichnet, auf bie Möglichfeit weiterer ‚kunde geachtet und
das Gefundene vor Zerftörung mb Berfcfeuderung geichligt wird. Jıı Iepterer Bes
siehung find die Gigentümer der Funde namentlid) darauf aufmerffam ju machen, daß
geeignete Stüde von der Direktion der Altertumsfammlung in Etuttgart beffer bezahlt
werden al6 von Händlern. Die int Boben ruhenden Altertumsgegenflände werben bei
Grabungen gefunden, entweber bei der jelbbeitellung ober bei der Anlage von Strafen
und Kanälen, ober bei Aufführung von Gebäuben (Ausheben des Grumbes). Lei biefen
Grabungen fann man auf alte gepflafterte Atege oder Mauerreite flogen, weiche gewöhnlic
der Römerzeit angehören; das häufigfte aber if, daf alte Gräber anyefcpnitten werden,
indem man enttoeber auf ben Grund von ſchon eingeebneten (raßhigeln Nößt, ober auf
ges, welche nad Art ber jeßinen im den yewachenen Voden eingetleft find.
olche Gräber gehören der römifchen oder der nachrömiſchen (alemanniich-fräntifden) Zeit
an. Beim Herausnehmen ber den Toten mitzegebenen Oegenftände find auch bie fleinften,
unfeinbarften Stüde zu beachten; ver Inhalt der einzelnen Gräber ift ſcharf auseinander
aubalten. ‘ir die anthropologiiche Torfchung ift es wünjchenewert, vaß neben ben Bei:
gaben der Beſtatteten auch Refte des Efelettes (namentlich Schädel) nefammelt werben.
_ a beachten iſt noch, daß man im Aaffer fewie im Toriboden (am Vobenſet und
im Oberland) zumeilen auf Piablbauten itöht, fenntli an einzelnen im Wailer oder
Torf ftedenden eihenen Pfählen. Tiefe Niederlafiungen gehören der Steinzeit an; fie
enthalten Geräte aus Stein, Horn, Bein. Solbe Neinzeitliche Junde werden häufig
auch in Höhlen gemacht; bei deren Ausgrabung ſind forgrältin die einzelnen Schichten
zu unterſcheiben, in welchen fich die Gegenſtande finden.
Cine iehrreiche Abbildung der Zumbaeneuftände der Bor: und Frühzeit giebt bie
Wandkarte von Tröltfch „Altertümer aus unjerer Heimat”,
Unter allen Umſtänden ift zu wünſchen, daR von Altertumeiunden jeglicher Art
der Direktion der K. Altertumsammlung alsbald Nachricht geneben wird, und daß zur
vorläufigen Beurteilung, wenn möglich, ienteich einzelne Kumditirde eingeiandt werden.
Entichieden bavor zu warnen ift, daß Grabungen obne ſachtundige Leitung vorgenommen
werden. (Nad) der amtlichen Veröffentlichung.)
Beraktiousausihuk der Mürtt. Jierteljahrshefte für Jandesgefhicte:
Direltot Dr.v. Stälin. Direlter Dr.v. Heyd. Oberflubienrat Dr. Paulus. Ober:
flubienrat Dr. v. Hartmann, Rebafteur — ſämtlich in Stuttgart.
Bedahlisusauusfuu bei dem Yerein für Kunk uud Altertum in Mm m Gbrrfäwahen:
Profeſſor Dr. Knapp, Rebafteur. Profeffor Dr. Ziegler. Archivar Profeſſor
Müller — jümtlih in Um.
Rebahliouseusfäuk bei dem Sifsrifäen Yerein für das Württ, Sranken:
Regtsanwalt Ude, Profeffor Dr. Kolb in Hal. Dr. Weller in Öbringen,
Redalteur.
Bedaktisusausfäuf bei dem Sülägener Altertumsserein:
Domfapitular Stiegele in Rottenburg, Rebakteur. Profeffor Nägele in Tübingen.
Dr. Red, Direktor bes Wilpelmöflifts in Tübingen.
2
Be Württembergifche
4 Dierteljahrshefte
für
Tandesgeſchichte.
Ueue Folge.
Ir Verbindung mit dem Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberfchwaben,
ken Württ. Geſchichts · und Altertumsverein, dem Hiſtoriſchen Verein für das
Württ. Franken und dem Slilchganer Altertumsverein
herausgegeben von der -
Württembergifchen Kommiffon für Landesgefdichte. -
XI. Iahrgang.
1902.
Keft UI und IV.
Stuttgart.
Drau von W. Kohlhammer
1902.
Inbhalt.
Zur Geſchichte ber kirchlichen Verhältniſſe der ehemaligen Reicheſtadt Schwäb.
Gmünd und des von ihr abhängigen Gebiets. Urkundliche Mittellungen
von Dr. B. Klaus, Rektor des Realgymnajiums in Gmünd . .
Die Reihsftädtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein zur Zeit Raifer
Ludwig des Bayern. Mit einem Anhang ungebrudter Urkunden zur Ger
Fichte der ſchwäbiſchen Städte zur Zeit Ludwig bes Bayern. Bon Dr.
- 3 Knöpjler in Münden . .
Das Zollbud der Deutſchen in Barcelona (1425-140) und bee dentſche Handel
mit Katalonien bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. Schluß. IL 3. Die
Hanbelswege. III. Spätere Geſchichte des beutihen Handels mit Katar
lonien und ragen. Bon Proſeſſor Dr. K. Häbler, Bibnothetar in
Dresden oe
Yerein für Kun uud Altertum in Mm und Oberfämaben,
Ein Gefehrtenkongreß in Uhn aus ber voradhtunbvierziger Zelt. Zugleich ein
Beitrag zur beutſchen Seigetngeäie Bon Dr. 8. Hirzel, Retor
des Gymnaſiums in Um . . . nn
BWürttembergifche Geſchichtslitteratur dem Jahr 1901. (Mit Nachträgen zu der
von 1899 und 1900.) Bufanmengeftellt von Theodor Schön in Stuttgart
Beſprechung und Grwiterumg. Briefe und Aften zur Geſchichte bes 16. Jahr:
Bunderts. II. Bon Privatdozent Dr. Ern ſi in Tübingen. . . . -
Re . . . . · · · · · · · · · · · . .
Mitteilungen der Württ. Rommifhen für Sandesgefhiäte. 1002.
Seite
257
1038/64170
Württembergiſche
Pierteljahrshefte
für
Tandeggefchichte.
Dene Folge.
In Verbindung mit dem Verein für Aunf und Altertum in Alın und Oberfdmaben,
dem Württ. Geſchichts- und Altertumsvperein, dem Hiſtoriſchen Verein für das
Wärtt. Franken und dem Sülchgauer Altertumsnerein
herausgegeben von der
Württembergifchen Kommiſſion für Landesgefhichte,
XI. Iahrgang.
1902.
Stuttgart.
Drak von W. Kohlhammer.
1902.
DD
801
Wk
w6 -
NS:
v\
m3/t
Inhzabt.
Seite
Tas Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1428—1440) und ber deutſche Handel
mit Katalonien bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderte. Schluß. II. 8. Die
Hanbelswege. II. Spätere Geſchichte des beutſchen Handels mit Katar
lonien und Aragon. Bon Vrofeſſor Dr. K. Häbler, Bibliothefar in
Tresen ... .. 1.852
Zur Geſchichte ber Ravensburger Wefeljgaft. Von Vrofeſſor Dr. a. S quit⸗
in Breslau (Rom) . . . 36
Die Anfänge bes Pietismus und Separatiomus” in Württemberg. on hr.
Kolb, Dekan in Ludwigsburg. (Schluß) III. Der Übergang zur Tor
leranz von 1715 ab. Anhang: Weitere Verbreitung bes Separatismus 48
Überficht Über Uplande Briefwechſel. Bon Arhivaffeffor Dr. Rubolf Krauß in
Stuttgart . . ...%
Eine Gefangennahme Sof Eberhardẽ des Etlauchten von Württemberg, Bon
Arhivrat Dr. Schneider. . . 241
Zur Geſchichte der kirchlichen Verhältniſſe der ehemaligen gRelcheſtadi Schwab
Gmünd und des von ihr abhängigen Gebiets. Urkundliche Mittellungen
von Dr. B. Klaus, Rektor bes Realgymnafiums in Gmünd . . 237
Die Reihsfäbtefteuer in Schwaben, Eljag und am Oberrhein zur Zeit Ralfer
Ludwig des Bayern. Mit einem Anhang ungebrudter Urkunden zur Ger
ſchichte ber ſchwäbiſchen Städte zur aut — des Bayım. Bon Dr.
I. Rnöpfler in Münden . . . B 2387
Verein für Sunk uud Altertem in Alu und Oberfäwahen.
Mary Otto, Bater und Sohn, Schreiner und Diplomat. Bon G. v. Loeiiler,
Generalmajor a. D. in Um... . 129
Ein Gelebrtenfongreß in Ulm aus ber voragtunbsierziger Belt. Zugleich "a
Beitrag zur deutſchen WBW Von Dr. K. Hirzel, Rektor
des Gymnaſiums in Um . . . .. 2418
Hißsrifger Yerein für das Württ. Iranken.
Zur Geſchichte des Boltefgulmefens im Kapitel Crailsheim Bis zum dir 1810.
Von Stabtpfarrer Dr. Ehmid in Bradenheim . . . . 148
Sontheim ⸗ Schwaitheim. Bon Dr. ©. Mehring in Stuttgart . . . . . 218
IV Inhalt.
Sũlqauer Itertumsnerein.
Des ftanzöſiſchen Marihalls Jean Baptiſte Budes Grafen v. Gusbriant Sieg
und Tod zu Rottweil a. N, im Jahr 1648. Bon Sindwſme Abolf
Brinzinger in Oberndorf a. N. . . ..
Mitteilungen aus Büchern und Zeitfhriiten. Bon Archivſetretär Dr. mehrins
Von und aus Handſchriften. Von Demſelben
Beſprechung und Erwiderung. Briefe und Aften zur Geisiäte des 16. Jahr.
hunderts. T. II. Bon Privatdozent Dr. Ernft in Tübingen . . 249.
BWürttembergifhe Geſchichtslitieratur vom Jahr 1901. (Mit Nachträgen zu ber
von 1899 und 1900.) Zufammengeftellt von Theodor Schön in Stuttgart
Roller nee
Witteiluugen der Württ. Kommifhen für Sandesgefhiäte. 1902,
412
Zur Geſchichte der kirchlichen Berhältniffe der ehe-
maligen Reichsftadft Schwäb. Gmünd und des bon
ihr abhängigen Gebiets,
urtundliche Mitteilungen von Dr. B. Klaus, Rektor des Realghmnaſiums in Gmünd,
Vorbemerkung.
Die folgenden Mitteilungen ftügen ſich durchweg auf urkunbliches
Material. Dasjelbe befindet fi teils in Gmünd teils in Stuttgart.
Von dem erfteren ift ein Teil auf dem Rathaus, ein anderer im Archiv
bes Spitald und ein dritter in dem der Kirchen: und Schulpflege,
mehrere auch in dem bes Kameralamts. Bezüglid ber in Stuttgart
befindlichen Urkunden find 2 Klaffen zu unterfceiden: 1. diejenigen,
melde im Jahre 1880 aus Gmünd in das Staatsarchiv gebracht worden
find — wenn feine andere Duelle genannt ift, liegen immer dieſe zu
Grunde —, 2. diejenigen, welche ſchon vorher dort waren (biefe bes
zeichnen wir mit „Staatsardiv").
Ich fühle mid verpflichtet, allen den Behörden, in deren Ber:
waltung ſich diefes Urfundenmaterial fteht, meinen verbindlichſten Dank
auszusprechen für die große Bereitwilligfeit, mit der fie mir entgegen-
gelommen find, alfo vor allem der Direltion und ben Beamten bes
R. Staatsarchivs in Stuttgart, dem Stabtjhultheißenamt Gmünd, fowie
den Verwaltungen des K. Rameralamts, bes Spitals und ber Kirchen
und Schulpflege dajelbft.
Die kirchlichen Verhältniſſe im Lichte der älteſten Urkunden.
Nicht foweit in die Vergangenheit zurüd, als bie Denkmäler von
Stein, die Gotteshäufer, reihen die fehriftlihen Aufzeichnungen, melde
uns von einem kirchlichen Leben in Gmünd Kunde geben. Aber merk:
mwürdigerweife gehört zu ihnen die ältefte Urkunde des Gmünder Ardivs,
Württ. Bierteljahrsh. f. Sandesgeih. R.F. XI. 17
258 Klaus
welche fi auf dem Rathaufe in Gmünd befindet, infofern in derſelben
der Name eines Geiftlihen angeführt ift. Bei der Wichtigkeit, welche
diefem ehrwürbigen Pergamentblätthen, an dem ſchon das Einhorn auf
dem Siegel der Stabt ausgeprägt if, zulommt, wird es gerechtfertigt
fein, wenn wir diefelbe im Wortlaut mitteilen, fomeit wir biefelbe zu
entziffern vermögen. Sie lautet alfo:
In nomine domini amen. Ego Heinricus pavo praesentibus
recognosco et notum esse cupio universis praesentem litteram
inspecturis, quod ego vendidi meam liberam proprietatem scilicet
bona mea sita in Burgoldes (®urghol;) Hospitali in Gamundia
pro sexaginta quingne libris Hallensium nulla condicione penitus
intermixta. Idem vero Hospitale talem mihi fecit gratiam,
quod si de iis nihil in pecunia et in rebus permanserit, quod
dabunt mihi praebendam aut cui eam dare decrevero pro sexa-
ginta libris Hallensium, annuatim solvit sex libras Hallensium
aut decem maltra siligis et quinque maltra avenae et duas
libras Hallensium, quodcunque inter ista duo duxero eligendum.
Huius rei testes sunt Diemarus miles de Ukingen, Heinricus et
Johannes fratres de Rinderbach, Bertoldus Vener, Ebelinus,
Waltherus cancer, Heinricus aquila, Fredericus sacerdos dietus
rana. In huius rei evidentius testimonium praesentes fecimus
sigillo eivium de Gamundia communiri. Datum anno dni 1277
tertio nonas Februarias.
In diefer Urkunde vom 3. Februar 1277 ift alfo ein Priefter
Friedrich angeführt, der den Beinamen „Froſch“ hat. (Es ift, nebenbei
bemerkt, nicht ohne Intereſſe, daß in damaliger Zeit viele Perfonennamen
aus dem Tierreich gejhöpft wurden. In dieſem einzigen Schriftftüd
find es nicht weniger al 4 Perfonen, welche den Namen eines Tieres
tragen: ein Pfau, ein Krebs, ein Adler und ein Froſch.)
Abgefehen von dieſer einen Urkunde ift die frühefte Zeit, in welche
bie uns vorliegenden Schriftftüde bezüglich des kirchlichen Lebens in
Gmünd einen Blick geftatten, das 14. Jahrhundert.
Im Jahre 1300 verleiht eine Rommiffion von Kardinälen, um den
Beſuch und die Verehrung der St. Johannisfirhe zu heben, je 40 Tage
Ablaß von den auferlegten Bußen,allen denen, welche ihre Sünden auf:
richtig bereuen und beichten, ſowie an den Feften des bl. Johannes des
Täufers und Evangeliften, der Erfindung und Erhöhung des hl. Kreuzes,
der Geburt, Beihneidung, Erſcheinung, Auferftehung und Himmelfahrt
des Herrn, an Pfingften, am Feſte der hl. Apoftel Petrus und Paulus,
der Geburt, Verkündigung, Reinigung und Himmelfahrt Mariä, an Aller:
Zur Geſchichte der Firchl. Berhältniffe ber ehemal. Reiheftatt Schw. Gmünd ce. 259
heiligen, an ber Kirchweih und während der Oktaven dieſer Fefte die
Kirche andächtig befuchen, oder ben hl. Fronleichnam Chrifti begleiten,
wenn er zu ben Kranken getragen wirb, ober zum Bau und Unterhalt
der Kirche, zu den Lichtern, zur Ausſchmückung oder andern Bebürfniffen
derfelben Hilfreiche Hand reihen. (Staatsardiv.)
Im April 1317 wird ein folder Ablafbrief auch für die Pfarr-
firhe zum Hl. Kreuz ausgeftellt, damit fie wie ihre Tochter, die Kirche
des bl. Zohannes, gebührend geehrt werde. Je 40 Tage Ablak von ben
auferlegten Bußen wird henjenigen verliehen, welche ihre Sünden auf:
titig bereuen und beichten und der Andacht, der Wallfahrt und des
Gebetes wegen die genannten Kirchen an folgenden Feften beſuchen, am
Feſte der Geburt Chrifti, der Beſchneidung, Erſcheinung, am Palm:
fonntag, Charfreitag, am Felt der Auferftehung und Himmelfahrt, an
Pfingſten, an allen Feſten der feligen Jungfrau Maria, der Apoftel und
Evangeliften, am Feſte des HI. Erzengel Michael, des HI. Laurentius,
Martinus, Nikolaus, der hl. Maria Magdalena, Katharina, Margareta,
Barbara, Agatha, der elftaufend Jungfrauen, au den Seiten derjenigen
Heiligen, deren Reliquien in den genannten Kirchen find und deren
Namen in diefen Kirchen in befonderen Ehren gehalten werben, am Feſte
der Kirchweih oder in ben Oktaven der genannten Feſte, oder welche auf
dem Kirchhof herumgehen, oder ihr Begräbnis dafelbft wählen, oder den
Leib des Herrn und das hl. ÖL begleiten, wenn es zu den Kranken ge:
tragen wird, oder den Meffen, Predigten, Gottesdienften, Leihenbegäng-
niffen, Begräbniffen in den genannten Kirchen oder auf ihren Kirchhöfen
andãchtig anwohnen, oder beim Läuten der Abendglode mit gebogenen
Knien 3 Ave Maria andächtig fprehen, oder zum Ban, zu den Lichtern,
Verzierungen und andern Bebürfniffen der genannten Kirchen hilfreiche
Hand reihen, welche der Meſſe und Predigt des Pfarrers der Pfarr:
fire anbächtig beimohnen, oder dem Pfarrer felbft gültig und mit wahrer
Reue beiten oder die kirchlichen Sakramente von ihm empfangen, welche
für das Wohlergehen des Pfarrers, des Meifters Konrad, Kanonikers in
Lord, des Sifrid genannten Bophinger, der Elifabeth feiner Gemahlin,
der Grete, ihrer Tochter und der Adelheid, der Schweiter der Elifabeth,
der Benedikta Wuftrietin, ihrer Söhne und Töchter (ohne Zweifel Wohl:
thãter der Pfarrkirche), folange fie leben, befonbers beten und nach ihrem
Tode für das Seelenheil derfelben und aller Abgeftorbenen ein Vater:
unfer famt dem englifhen Gruße andächtig ſprechen. (Staatsardiv.)
1345 wird berfelbe Ablaß denen verſprochen, welche die Pfarrkirche
zum hl. Kreuz, die in ihr errichteten oder noch zu errichtenden Altäre,
das Spital der Armen und Kranken und alle unter ber Pfarrkirche
260 Rlaue
ftehenden Kapellen an ben Feſten ihrer Patrone und an den in der
vorigen Urkunde genannten Feften des Herrn und der Jungfrau Maria,
am Fefte des HI. Erzengele Michael, der Geburt und Enthauptung des
bl. Johannes des Täufers, der hl. Petrus und Paulus und aller andern
hl. Apoftel und Evangeliften, Allerheiligen, Kirchweih, am Feſte des
hl. Stephanus, Laurentius, Georgius, Martinus, Nikolaus, Gregorius,
der Hl. Maria Magdalena, Katharina, Margareta und bei den Seiten,
melde eine Oftav haben, auch während diefer andächtig befuchen oder
ähnliche gute Werke verriten, wie fie oben genannt find unb für die
lebenden und verftorbenen Wohlthäter der Kirchen, Kapellen und des
Spital beten, die Kranken im Spital befuchen, tröften und ihnen fromme
Almofen geben. (Staatsardiv.)
Aus den mitgeteilten Dokumenten dürfen wir wohl den Schluß
ziehen, daß im 14. Jahrhundert ein reges Firchliches Leben in Gmünd
herrſchte. Die Urkunde vom Jahre 1317 ift auch infofern von Wichtig-
teit, als fie geeignet ift, ein Licht auf die Baugeſchichte der beiden
Hauptkirchen Gmünds, der zum hl. Kreuz und der des hi. Johannes zu
werfen. Legtere wird nämlid in dieſer Urfunde eine Tochter der erfteren
genannt. Man hat bis jegt immer geglaubt, die Johanniskirche fei das
ältefte kirchliche Baudenkmal Gmünds. Nun wurde aber dur Grabungen
nachgewieſen, daß an Stelle der gotiſchen Kreuzkirche früher ein roma—
niſches Gotteshaus ftand. Wenn die Johanniskiche eine Tochter der
Kreuzkirche genannt wird, fo bürfte wenigftens der jegige gotifhe Bau—
ftil der Iegteren fein Hindernis fein, anzunehmen, daß diejelbe älter ift,
als die Johanniskirche. Der Bau des Chors der Kreuzkirche (im jetzigen
gotifhen Stil) wurde nämlich erft 1351 begonnen, wie eine in der Vor:
halle des nördlichen Hauptportals ftehende Inſchrift befagt.
In die Zeit des 14. Jahrhunderts verfegt uns aud ein Verzeichnis
von „Dotationes und fundationes etweldher geiftliher beneficiorum
ober ewigen Mefien zu Gmünd“. Diefes Verzeichnis führt zuerft die
Dotation unferer lieben Frauen Altars in der Pfarrkirche zum hl. Kreuz
auf, und fagt: Diefes beneficium oder Kaplanei hat geftiftet Herr Meifter
Konrad von Gmünd, Kanonikus zu Lorch auf eine ewige Meß No. 1326.
Ferner: Sanctae Catharinae Altar in der Pfarrkirche zum hl. Kreuz
hat fundiert Waltherus Kurg der Senior genannt auf eine ewige Meß
Ao. 1327. Unferer lieben Frauen Altar und Frühmeß in St. Johannis
Kapell hat fundiert Johann von Rinderbah der Vater; der Jüngere
deſſen Sohn hat es der Stadt übergeben No. 1354. Stae Catharinae
bei den Siehen hat fundiert Pfaff Johannes der Büchel ein Kaplan zu
Gmünd. Sti Leonardi des oberen Altar im Chor in Sti Leonardi
Zur Geſchichte ber kitchl. Verhältniſſe ber ehemal. Reichsſtadt Schw. Gmünd:c. 261
Kapelle vor der Stadt hat die Stadt aus dem gefallenen Opfer geftiftet
und Herr Bifhof Marquard von Randegg Fonfirmiert Ao. 1354.
Sti Andreae Altar in der Pfarrkirche haben geftiftet Heinrich der Rauhe
und Conrad der Rauhe genannt Methling Ao. 1409. Beneficium
Sti Viti in capella Sti Viti in coemeterio von Rinderbach Ao. 1419.
Stae Helenae Altar in ber Pfarrfirhe 1400. Sti Christophori und
Sti Sebastiani; auf dieſen Altar hat Anna Schönin eine ewige Meß
geftiftet 1409. Sti Jacobi in ber Pfarrfirhe 1410. Stae Barbarae
Dorotheae, Agnes und Annae Altar in der Pfarrkirche 1436.
Zu einem Schluffe bezüglich der hinter dem 14. Jahrhundert zurüd-
liegenden Zeit werden wir durch eine lateinifhe Urkunde aus dem
Jahre 1349 geführt. Am 28. Januar dieſes Jahres wird zu Avignon
unter dem ®ontififate Clemens bes VI. eine Appellation des Kapitels
von Augsburg gegen Engelhard von Rechberg, Konftanzer Diöcefe, ver-
handelt. Diefer Engelhard macht Anfpruh auf die Bejegung einer
Präbende in Lord. Da beißt es in der genannten Urkunde: Seit
60 Jahren und länger find in der Diöcefe Augsburg die zwei räumlich ge:
trennten Kirchen in Gmünd und in Lord. In der Kirche zu Lord ift
eine Präbenbe, und die Kirche in Gmünd ijt eine Pertinenz ber Präbende
in Lord. Diefe Präbende mit ihren Pertinenzien gehört feit mehr als
4) Jahren zum Kapitel der Diöcefe Augsburg. Nun hat fih Engelhard
an den Erzbifhof Gerlah von Mainz gewandt, der als Schiedsrichter
den Pfarrer Dietmar in Degenfeld heftelte. Diefer entichied zu Gunften
Engelharbs. Das päpftlihe Gericht aber ftellte den status quo ante
wieber ber.
Nah dem Wortlaut diefer Urkunde kann wohl Fein Zweifel darüber
fein, daß die Kirchen in Lorh und Gmünd einft in einem gemiffen Zu:
ſammenhang geftanden fein müffen, und daß wir in Lord) vieleicht die
Mutterkirche von Gmünd zu fuhen haben. Möglicherweife verfah ur:
iprünglich der Pfarrer von Lorch auch die Kirhe in Gmünd und fo
wurde letztere eine Pertinenz feiner Präbende (vgl. 3. B. Sägmüller, Die
Entwidlung des Ardipresbyterats und Defanats bis zum Ende des
Karolingerreihs, Tübingen 1898, ©. 78, ber ausführt, daß oft als
Zeihen der früheren Zufammengehörigfeit, beziehungsweiſe Einheit ein
fo oder anbers geartetes Verhältnis zwilchen der Ecclesia matrix und
der Ecclesia filia geblieben fei).
Es fhlmmert wohl eine Tradition buch, wenn es in einer im Privatbefig be:
findlichen geſchtiebenen Chronif Heißt: „Tie erfte Kiche Gmünds war eine Fillalfiche
bes Kloſters Lord, und Fam alle Sonns und Fefltage ein Priefter aus biefem Klofler
nach Gmünd, um den Gotteodienit zu halten.“ Daß bie Tradition an das Kofler
262 Klaus
anfnüpft, barf nicht wunbernehmen, wenn man bebenft, daß basfelbe ſchon in ver—
Hältnismäßig früher Zeit im Gmünder Gebiet und in beffen Nähe Befigungen erwarb.
Die ebengenannte Chronif fagt, das Kloſter Lorch habe ein Kaflenhaus in Gmünd
aehabt, das von dem Kaufmann Michael Debler gekauft worden fei. Beim Umbau
habe man vorn in ber Ede bei ber ehemaligen Einfuhr einen eichenen Bug gefunden,
auf bem eine Abtsinful und ein Stab eingefchnitten gewefen jel.
Aler Wahrfgeinlicfeit nach bezieht ſich ſchon eine Urfunde vom Jahre 116%
auf eine Schenfung an das Klofter, bie in der Nähe Gmünde vorfam. Abt Kraft
beurfunbet, dah Cano de Utinkofen an bas Alofter 2 Leibeigene geſchentt Habe. Das
Wirtbg. Urtundenbuch (3b. II S. 189 f.) meint zwar, es fei Uttenhofen OA. Hall ger
meint. Allein, da bie Zeugen Iauter Gmünder Bürger find — Reinboldus, Waltherus,
Gebuinus, Arnoldus et Arnoldus, During et Sigifridus frater eius, et Hainrieus
et Otto fratres, Burchardus, et Burchardus, Eggihardus, Burchardus, Conradus
et Adelbertus — fo liegt es viel näßer, an einen Ort biefes Namens pwiſchen
Gmünd und Lord zu denfen, ber fpäter Eutigkefen genannt wurde und mit ber
Zeit abging. Die urfprüngliche Forın des Namens finden wir in einer Urkunde vom
Freitag nach St. Erhards Tag (13. Yan.) 1386, Taut welcher Adelheid Wibmännin ar
Sifeid Rat von Waldfee, Bürger zu Gmünt, einen Garten in ber Utinfofer Gaffe
verfauit. Der oben genannte Cuno de Utinkofen übergab 2 leibeigene Töchter eines
gewiffen Razin, Habwig und Hilbeburg, feinem Herrn dem Herzog Friderich mit der
Vedingung, bad er fie und ihre Nachtommen bem Kofler Lord) zumeile. Herzog
Feideri trug dem Manigolb von Laichingen (ON. Münfingen) und dem Gumbert
von Epelte (Speltach CA. Crailsheim) auf, die Schenkung an feiner Statt auszu—⸗
führen mit der Befimnung, daß jeder männliche und weibliche Nachtomme ber beider
Sgweſtern jährlich 2 Denare als Abgabe an das Kloſter Lord) entrichten müffe.
Am 15. März 1271 verabreden Abt Ulrich, der Konvent von Lord und Konrad
von Gerenberg, Domherr“ der Kirche zu Lord, den Zehuten von Adern und Wieſen
bei der Stadt Gmünd in Zufunft gemeinfam einfammeln und alles zu gleichen Teilen
untereinander teilen zu wollen. (Wirtb. Urfds. Bd. VII ©. 192.)
Die Kirche in Lorch ift alem nad) fehr alt. Nah G. Boſſert (Württb.
Kirhengefhihte vom Calwer Verlagsverein S. 4) ift es wahrſcheinlich,
daß ſchon zur Römerzeit in Lorch eine Chriftengemeinde war. Wenn
nun die Kirhe in Gmünd eine Pertinenz der Präbende in Lorch war,
fo ift es ganz natürlich, daß das Patronat über biefelbe mit der Zeit
an das aufblühende Klojter Lorch überging. Diefes überließ dann 1297
das Patronat über die ecclesia parochialis cum capella Sti Johannis
in Gmünd dem Domkapitel zu Augsburg, und von biefem fam es 1544
an den Rat von Gmünd.
Tie Aktenſtücke hierüber find uns in einem alten Anniverfarium
der Stadtpfarrei Gmünd erhalten, in welches verſchiedene Pfarrer mander-
lei Einträge gemadt haben. Das erfte vom 13. Auguft 1297 lautet
folgendermaßen: Quomodo ius patronatus parochiae Gamundiensis
per abbatem in Lorch ad decanım et capitulum Augustense
devenerit et postea ad Senatum Gamundiensem. Viris bonorabilibus
Zur Geſchichte der lirchl Verhältniſſe der chemal. Reichsſtadt Schw. Gmünd. 263
R. praeposito, R. decano totique capitulo Augustensi divina per-
missione abbas et conventus monasterii Lorch sinceram in domino
caritatem, cum in officiis caritatis illis teneamur obnoxii, a quibus
cognoscimus beneficia recepisse. Dignum quippe est, ut a qua
matre honoris benedictionem accepimus, illi reverentiam omni-
modam impendamus, aequitate suadente et iure mandante cogimur
omnibus intendere, quae illorum respiciunt commodum et honorem.
Quapropter diligenti tractatu praemisso ad diem statutum omnibus
quorum intererat convocatis omnium unanimi consensu accedentes
ecelesiam parochialem in Gamundia cum capella Sti Johannis et
omnibus suis pertinentiis, cuius patronatus nobis competit, vobis
pia liberalitate concedinus et donamus et ius in vos transferimus,
quod nobis competere videbatur. In quorum evidentiam praesentes
vobis damus nostris sigillis roboratas. Datum et actum Augustae
anno domini 1297 Idus Augusti. (Eine Abſchrift ift aud im Epital-
archiv.)
Das andere Aktenſtück hat folgenden Wortlaut: Insuper sciendum,
quod anno domini 1544 dominus egregius Doctor Marcus Avun-
enlus parochus Gamundianus et praedicator in summo Augustanus
a reverendissimo domino et principe Ottone Cardinale et Episcopo
Augustano erat vocatus ut a suffragiis sibi esset. Magistratus et
senatus Gamundianus cum decano et capitulo Augustano con-
cordaverunt ex parte iuris patronatus et decimarum parochi
Gamundiensis, pro quibus solverunt decano et capitulo quingentos
florenos. Praefuit tum decanatui incorruptus venerandus et nobilis
Philippus de Rechberg ex Hohenrechberg de progenie illorum ex
Staufeneck. Et sic omne ius parochiae et decimarum, quod eis
antea competere videbatur, in magistratum et senatum Gamun-
diensem translatum est, cuius parochiae vices loco doctoris Marci
saffraganei primo commiserunt Jacobo Spindlero (ex cive Johanne
Spindlero et matre Margaretha plömin ex Göppingen nato), qui
strenue suo functis officio eundem postea anno domini 1551
resignante d. Marco suffraganeo confirmationis titulo insignarunt,
qui parochiae usque ad annum domini 1558 feliciter praefuit, obiit
tandem anno 1565 die 29 mensis Junii, in cimiterio Sti Leonhardi
prope crucifixi imaginem sepultus, cuius anima Deo vivat ac in
novissimo die cum sanctis dei omnibus resurrectionem justorum
percipiat Amen.
Iste parochus Iacobus Spindlerus domum parochialem paene
a fundamentis ex integro renovavit, pieturis ac rithmis exornavit
264 Klaus
ad incunditatem, utilitatem ac voluptatem alterius subsequentis;
proinde ora pro eius anima unum Miserere cum Collecta: Inclina
domine et Fidelium animae.
Für die einftige Firhlihe Bedeutung Lords ſpricht auch der Um—
ftand, daß ſich dafelbft ein Kanonifat befand. Wir haben in Meifter
Konrad von Gmünd einen Canonicus in Lord kennengelernt. Vielleicht
bezieht ſich auf ihm die Angabe im oben citierten Anniverfarium: Magister
Cunrad praepositus in Furndo ac canonicus in Lorch. Dann wäre
er auch Propft in Faurndau geweſen.
Ferner ift es gewiß merfwürdig, daß in Lord) 4 plebani waren.
Das fagt uns ein gefchriebenes Buch in der Regiftratur der Stadtpfarrei
Gmünd, auf deſſen erfter Seite fteht: Comparatus est hic liber per
Capitulum in Lorch Anno 1520, quo quidem utatur Decanus ad
utilitatem capituli eiusdem.
(Wir wollen es deshalb kurz das Lorcher Buch nennen.) Es teilt
uns auch unter dem Jahre 1523 die Namen diejer plebani mit: D. Bene-
dictus Stainer, eustos, M. Petrus Stirm, D. Michael Hirtzer, D. Se-
bastian Diettell.
Endlich war Lord) aud) ein Dekanat und Gmünd gehörte ins Kapitel
Lorh. Aber nur ein Teil der Befigungen Gmünds gehörte mit der
Stadt ins Kapitel Lord, der andere in das Kapitel Iggingen. (Die
beiden Kapitel feinen im Jahre 1592 vereinigt worden zu fein, worauf
eine Notiz im Lorcher Buch Hinweift, wo es heißt: Subsidium chari-
tativum a duobus capitulis in unum redactis prima vice in capitulo
post Galli proxime futuro solvendum reverendissimo prineipi
Episcopo Augustano Joanni Ottoni a Gemingen 1592. Es werben
dann die Namen von folgenden, zum vereinigten Kapitel gehörigen Orten
angegeben: Gmünd, Mögglingen, Weiler, Heuchlingen, Iggingen, Zimmer:
bad), Bettringen, Spraitbah, Wetzgau, Leinzel, Lautern, Bargau, Wäfcen-
beuren, Alfdorf, Straßdorf.)
Der Dekan mußte aber nicht in dem Orte fein, von weldem das
Kapitel den Namen hat, fondern es konnte der Pfarrer eines jeden zum
Kapitel gehörigen Orts zum Dekan gewählt werden. Nach den im Lorcher
Bud enthaltenen Statuten des Kapitels Lord mußte der zu wählende
ein Pfarrer fein, es ſcheint aber, daß es früher auch anbere Geiſtliche
fein fonnten. Am Alerheiligenabend (= 31. Dftober) 1348 verkauft
Bruder Johannes von Ellwangen, zu den Zeiten Prior, und der Konvent
des Predigerkfofters zu Gmünd an Pfaff Konrad den Argenhaß, Dekan
zu Lord, ein Haus zu Gmünd, das vorher Rembold dem Taler, und
eines, das vorher dent Roginger gehört hatte, um 40 Pfund Haller
Zur Geſchichte ber lirchl. Verhältniſſe ber ehemaf. Reichefiadt Schw. Gmünd xc. 265
(Heller). Als Zeugen find auf der Urkunde genannt Johann der Jüngere
von Rinderbach, zu den Zeiten Bürgermeifter, Konrad im Steinhaus
und Johann der Vetzer, Richter und Bürger zu Gmünd. Konrad Argen-
Haß war ohne Zweifel Inhaber einer Pfründe in Gmünd, für welde er
die obengenannten Häufer kaufte, da außen auf der Urkunde fteht: „Sant
Selenenmeß von der Huß (= Häufer) wegen.“ In den Gmünder Anni-
verfarien werden verſchiedene Geiftlihe angeführt, die einft Dekane in
Lorch waren, fo 1449 Iohannes Byndter, quondam decanus in Lorch
et capellanus in hospitali Gmünd, ohne Jahreszahl Udalricus quon-
dam decanus in Lorch, Iohannes Renwart, Hans Hammerstetter,
7 1474, Dekan und Pfarrer in Gmünd, nah ihm Michel Fiſcher, eben-
fals Dekan und Pfarrer in Gmünd, 1521 ftirbt M. Ioh. Bernecker,
gewejener Dekan, und in bemjelben Jahr wird Stabtpfarrer Thomas
Klin in Gmünd zum Delan von Lorch gewählt.
(Zwifhen Lorh und Gmünd herrſchte, wie es ſcheint, überhaupt
immer ein veger geiftlicher Verkehr. Manche Gmünder gehörten aud
dem Klofter Lord an. Theodor Schön führt in einem Auffag „Zur
Kunſtgeſchichte des Klofterd Lord“ — Archiv für chriſtliche Kunſt 1898
Ar. 1 — aus dem im K. Staatsarhiv iu Stuttgart befindlichen roten
Buch des Klofters Lorch verichiedenes Material für fein Thema an.
Darin wird auch erwähnt ein frater Augustinus Sartoris de Gamundia,
monachus professus, presbyter et tunc temporis custos monasterii
im Jahre 1484; aus demſelben Jahre Anshelm von Hordom, Sohn
des Melchior von Hordom, Komventherr zu Lord. 1485 bezieht Michael
von Renningen, Konventherr zu Lorch, ein Zeibgeding von ber Stadt Gmünd.)
Die Präfentationsurfunde des ebengenannten Dekans Köllin hat
uns das Lorder Buch aud erhalten. Diefelbe lautet: Reverendo in
Christo patri ac domino Christoforo Episcopo Augustensi aut eius
in spiritualibus vicario generali Camerarius totumque capitulum
rurale in Lorch Augustensis diovecesis reverentiam debitam ac
eondignam orationibus cum devotis. Ad decanatum praefati
Capituli per obitum venerabilis ac periti magistri Iohannis Berneck
novissimi decani vacantem venerabilem et egregium virum magi-
strum Thomam Köllin, sacrae paginae bacalaureum formatum
plebanum in Gmünd, quem litterarum seientia ac morum honestas
commendat, a nobis rite ac legitime electum vestrae paternitati
duximus praesentandum, cum et pro eo humiliter supplicantes, ut
ipsum auctoritate ordinaria pro vero decano dieti capituli instituere,
eonfirmare ar. investire dignemini . .. Datum et actum in Lorch
15. Oetobris anno 1521.
266 Klaus
Im Jahr 1488, als der Pfarrer von Straßborf Dekan von Lord
war (es ift wohl Johannes Bad, der nah einer Urkunde vom Freitag
vor Laetare (24. März) 1503 als Pfarrer und Dekan zu Straßdorf
dem Gmünder Rat 400 rhein. Gulden zur Aufbewahrung übergiebt),
befam derfelbe Streit mit den Raplänen in Gmünd, der nad) dem Lorcher
Bud im Auftrag des Biſchofs Friebrih durch Konrad Fröhlih, in
utroque iure licentiatus officialis curiae Augustensis, als Gtell-
vertreter des Generalvifars Heinrich von Lichtenau in folgender Weile
entſchieden wurde. Der Dekan in Straßdorf darf die Rapläne in Gmünd
nit zu einem Kapitel außerhalb der Stabt Gmünd berufen, ſondern
wenn ber Delan das Kapitel, bei welchem er bie Diöcefan-Statuten
jährlich) zweimal vorlefen muß, nit in Gmünd halten will, fo fol er
zu den Raplänen in Gmünd auf deren Koften fommen, um ihnen bie
Statuten vorzulefen oder Aufträge mitzuteilen, oder er fol den Pfarrer
von Gmünd oder einen andern beauftragen, bies in feinem Namen zu
thun. Wenn aber der Dekan das Kapitel jelbft oder durch einen andern
halten mil, dann müſſen ale Kapläne demfelben anwohnen. Da die
Rapläne beim Kapitel feine Stimme haben, jo dürfen fie dem Dekan
und dem Kapitel nichts beitragen für die Beftätigung des Dekans oder
zu andern Laften, welche das Kapitel betreffen. Bon ben Abgaben an
den Biſchof müſſen fie "/s zahlen. (Driginalurkunde barüber im Spital
archiv.)
Das Kapitel Lorch ſcheint nach dem Lorcher Buch urſprünglich
19 fratres umfaßt zu haben, nämlich 11 plebani, 1 in Gmünd, 4 in
Lorch, 1 in Straßdorf, 1 in Urbach, 1 in Plüderhaufen, 1 in Stainen-
berg, 1 in Welgen (Welzheim), 1 in Wedsheim (Wetzgau) und 8 capellani,
1 in Beuren (Mäfcenbeuren), 1 in Alfdorf, 2 in Plüderhaufen, 2 in
Weltzen, 1 in Hüppels(Haubers)bronn, 1 in Stainenberg. Im Jahre 1518
und 1523 wird nad) dem Lorcher Buch vom Kapitel Lorch für den Bifchof
in Augsburg eine Steuer eingezogen. Ba werben außer den genannten
aud 23 Kapläne der Fraternität in Gmünd aufgeführt.
Auch die lateiniſch abgefaßten Statuten des Lorcher Kapitels, bie
zum erftenmal am 20. November 1490 von Heinrid) von Lichtenau,
Generalvifar des Bifchofs Friedrich von Augsburg, und mit einigen Zu:
fägen zum zweitenmal im Jahre 1522 beftätigt wurden, liegen uns noch
vor. (Die Urkunde über die erfte Beftätigung, lateiniſch, ift im Spital
archiv.) Die wichtigften Beftimmungen derfelben find folgende: Um bie
dem Kapitel erwachſenden Ausgaben zu beftreiten, wird feftgefegt, wieviel
jede zum Kapitel gehörige geiftlihe Stelle beizutragen hat. Jeder neu:
inveftirte Pfarrer muß dem Kapitel 2 Pfund Heller, dem Dekan 1 Pfund
Zur Geſchichte ber kirchl. Verhaäͤltniſſe ber ehemal. Reicheſtadt Schw. Gmünd rc. 267
Pfeffer und 1 Paar Handſchuhe, und dem Kamerer ebenfalls 1 Paar
Handſchuhe, jeder neu eintretende Kaplan dem Kapitel 1 Pfund Heller,
dem Defan und Kamerer je 1 Paar Handſchuhe geben. Nach dem Tode
eines Pfarrers in den größeren Pfarreien Gmind und Urbach müſſen
für den Dekan, Kamerer und Pedellen 5, in den Heineren 4 Pfund
Heller bezahlt werden, nah dem Tode eines Kaplans 2 Pfund. Dekan
und Ramerer müffen dafür forgen, daß von biefem Geld durch einige
benachbarte Amtsbrüber der fogenannte 7te und I0fte gehalten wird.
Bei dem Jahrtag für die verftorbenen Kapitelsbrüber müſſen alle Kapi:
tularen in Lorch erſcheinen. Der Gottesdienft beginnt inn Sommer um
7 Uhr, im Winter um 8 Uhr. Nach Beendigung desfelben follen fie im
Haufe eines Pfarrers in Lord eine Erfriihung befommen, für melde
Defan und Kamerer zu forgen haben. Et raro, heißt es, in tabernis
ad evitanda scandala. Jeder Kapitular muß außerdem für einen ver:
ſtorbenen Amtsbruder 5 Meſſen lefen. Bei Gelegenheit des Jahrtags
in Lord müffen Dekan und Kamerer über Einnahmen und Ausgaben
Rechnung ablegen. Wenn ein Dekan oder Kamerer ftirbt oder aus dem
Kapitel megzieht, fo wird eine Neuwahl vorgenommen. Wahlberechtigt
find ale Pfarrer und Kapläne des Kapitels. Gewählt werben kaun zum
Dekan nur einer aus den Pfartern, zum Kamerer nur einer aus ben
Raplänen. Der Kamerer muß dem Delan den Eid der Treue leiften,
der Defan muß vom Bifhof beftätigt werden. Der Dekan muß auch
dem Kapitel jährlich zweimal die im Jahre 1517 veröffentlichten Didcefan-
ſtatuten vorlefen. Diefe enthalten Vorſchriften darüber, wie die Geift-
lichen leben, ſich Hleiden, bei dem verfchiedenen Anforderungen ihres
Amtes fi) benehmen, ihre Pflichten gegenüber dem Volk erfüllen follen.
In legterer Beziehung wird unter anderem gefagt, fie folen dafür forgen,
daß jedes erwachſene Mitglied der Pfarrgemeinde das Vaterunfer, den
engliihen Gruß, den Glauben und die 10 Gebote auswendig lerne.
Bezüglich des engliſchen Grußes ift zu bemerken, daß der legte Teil
desfelben, fo wie er jegt in der katholiſchen Kirche gebetet wird, damals
noch nicht üblih war. Derfelbe lautete: „Gegrüffet feyeft Maria, vol
gnaden, der Herr mit dir. Du biit gefegnet under den weyben, und
gefegnet ift die frucht deines leibs Jeſus chriſtus Amen !).“
*) Man hat auch ſchen einen kirchlichen Zuſammenhaug zwiihen Gmünd und
Eimwangen bebauptet Lich ſelbſt Hatte früher biefe Vermutung, Beilage des Ctaate:
anzeigers jür Württemberg 1200 Nr. 15—16), allein nach dem Ausgeführten ift dafür
weht feine Wahrſcheinlichteit verbanden, aud wenn in einer Urfunbe aus dem 12. Jahr:
bundert (Wirtb. Urfob. Bo. VI, Nachtrag ©. 485) unter den aufgeführten Orten
Gemunden zu feien iit, und bies ſich nicht auf Abtsgmünd, jenbern auf Gmünd ber
268 Klaus
Kehren wir von Lord wieder nad Gmünd zurüd, um in ber
Sammlung der älteften Zeugniffe für das dortige kirchliche Leben fort:
zufahren. In einer Urkunde des Staatsarchivs (Dokumentenfammlung
des Dominik. Frauenklofters Gottesjell) vom Mittwoch vor St. Mauritius:
tag (= 21. Sept.) 1328, laut welder Sophie von Thalheim, Bürgerin
zu Gmünd, ihren Teil an einem Hofe zu Linda an Meifter Konrad von
Gmünd, Chorheren zu Lord, verkauft, werden als Zeugen genannt
Johannes von Brenz, Pfarrer zu Gmünd, und Pfaff Ulrich der Brenzer.
Legterer wird in einer Urkunde vom Donnerstag nad) dem Oberſtentag
(= 7. Yan.) 1323 (in der gen. Samml.), laut welcher Konrad im Stein-
haus einen feiner Landjaflen zu Muthlangen anweift, dem vorhin ge—
nannten Meifter Konrad von Gmünd, Chorheren zu Lord), einen gewiſſen
Zins zu bezahlen, neben Eber dem Väner, Durink dem Schäger, Walther,
Meifter Konrads Bruder, auch als Zeuge genannt und als Schueler
Meifter Konrads bezeichnet. Es fam nämlich häufig vor, daf die Kan—
didaten des geiſtlichen Standes bei einem Geiftlihen den praftiihen
Kirchendienſt lernten.
Über den eben genannten Meifter Konrad von Gmänb habe id in
einem Lagerbuch des Klofters von 1685 (im Kameralamt) die Kopie
einer intereffanten lateinifhen Urkunde vom 11. Dezember 1324 gefunden.
Meifter Konrad von Gmünd, der Kirchen in Lord und Faurndau
Canonicus, weift dem Klofter Lorch zum Heil feiner Seele und zum
Danf für jo viele vom Klofter empfangene Wohlthaten fein Vogteirecht
(advocatia) über gewiſſe Güter und Leute in Bettringen zu, weldes er
von dem Ritter (armiger) Berchtold von Bettringen erfauft hat. Zu:
glei vermadt er dem Klofter gewiſſe Bücher, die dasjelbe nad feinem
Tode befommen fol, und zwar: „Decretum glossatum, decretales
glossatas, lecturam sive apparatum domini Innocentii papae quarti,
librum institutionum glossatum, librum sextum cum glossa Archi-
diaconi, et alium sextum cum glossa Johannis Andreae“. Zeugen
ziehen würde. ferner find bie älteſten Heiligen von Ellwangen Sulpicius und
Servilianus; man barf deshalb wegen der Weitöfichen in Ellwangen und Gmünd
nicht auf einen alten Zuſammenhang ſchliehen, da bie Verehrung bes hi. Vitus erit
nad) der Gründung von Neu-Gorvey nad Deutfhland fam. iuch wirb deswegen
nicht anzunehmen fein, daß das Weitefirlein in Gmünd älter geweſen ſei, al bie
Johannistirche.
Ob eine Urkunde vem 16. September 782 (Wirtb. Urkdb. Bd. VI, Nachtag
©. 429), (mut welchet König Karl dem Kloſſer St. Denis auf Bitten des Abis dolierab
unter anderen Zellen im Herzogtum Alamannien auch bie von Ergamundias beftätigt,
üb auf Gmünd bezieht, iſt zweiſelhaft. Außerdem wird bie Echtheit berielben auch
angefochten.
Zur Geſchichte der kirchl. Berhältniffe ber ehemal. Reiheftadt Schw. Gmünd x. 269
find: Eberhard der Väner, Turing der Schäger, Walter fein Bruder,
Balter Ruchpoll, Ulrich Brenzer.
Am Freitag vor Pfingften (30. Mai) 1354 wurde zwifchen dem
Biſchof Marquard von Randed und dem Domkapitel zu Augsburg einerfeits
und Schultheiß, Bürgermeifter und Rat von Gmünd andererfeitd (Kopie
der Urkunde im Archiv des biſch. Ordinariats in Rottenburg) ein Überein-
fommen getroffen „um al bie Pfründen und Meſſen, die bisher zu
Gmünd in ihrer Pfarr und in ihren Kapellen gemacht find ober hienach
darin gemacht werden“. Wenn ein Altar oder eine Meſſe ledig wird,
fol der Rat einen Monat darnad einen Pfaffen wählen und benfelben
gen Augsburg dem Dekan und feinem Kapitel ankünden. Dem follen
diefe den Altar und bie Meſſe leihen, außer wenn fie eine Rechtsfadhe
gegen ihn hätten. Dann joll der Rat einen andern wählen. Der Bes
Rätigte muß ſchwören, daß er dem Pfarrer gehorfam und der Pfarr
(Pfarrei) getreu fein wolle. Er muß an den 4 Hochzeiten (Feſten)
unferes Herrn, an den 4 unferer Frau, zu unferes Heren Leichnam, zu
St. Johann Baptift, zu des hl. Kreuzes (Feft), zu allen Heiligen, zu den
Kirchweihen bei der Mette fein in feinem Chorrödlein und dafelbft fingen
und lefen, dazu ale Samstag in der Veſper und morgens beim Fron⸗
amt, und wenn volle Amt find, fol er auch in der Vefper und im
Fronamt fein. Wenn der Pfarrer ihn mahnt es fei zu Kreuzgängen,
Vigilien, oder in der Pfarr Not zu Toten oder Lebenden, foll er allezeit
in feinem Chorrödlein kommen. Wenn aber ein Pfaff, der zu Gmünd
gepfrünbet ift, dieſe Artifel übertreten oder fi) unpfäfflich halten würde,
fo hat der Dekan und das Kapitel zu Augsburg die Gewalt, ihn abzu-
fegen. In diefem Fall bat der Rat nad einem Monat einen andern
zu wählen, verfäumt er das, fo fällt das Wahlrecht dem Domtapitel zu
Augsburg zu. Geld und Gut, womit die Pfründen zu Gmünd geftiftet
find, fol fteuerfrei und in der Bürger Schirm und Frieden fein.
In einer Urkunde des Spitalerhivs vom Mittmoh nah dem
Dbroften (= 10. Januar) 1381 Heißt es: Wir Mernher von Neu:
haufen Pfarrer zu Gmünd, Pfaff Albrecht und Pfaff Konrad, beide
genannt Dichfel, und darnach die Kapläne gemeinlich der Stadt zu Gmünd
verjehen (bekennen) öffentlih mit diefem Brief, daß wir wegen bes
fünftigen Nutzens der Pfarr und zur Förderung des Gottesdienftes uns
und unfere Nachkommen dazu verbinden mit mohlbedahtem Mut, daß
wir Heinrich des Schnütlingers fel. Jahrzeit begehen ſollen jährlich auf
den nächſten Sonntag nah dem Obroſten (Epiph.) des abends mit
einer Vigili und an dem Montag mit einer Seelmeffe nad der Pfarr
Gewohnheit, es wär denn ob Singen verichlagen (d. h. das Interdikt
270 Klaus
verhängt), und fo jollen wir es unverzüglih darnach, jo es wieder offen
wird (wenn das Interdift aufgehoben wird), begehen in den nächſten
8 Tagen ungefähr. Thun die Priefter das nicht, jo joll das Geld, das
fie für den Jahrtag beziehen, den armen Sieden im Spital zufallen.
Gefiegelt ift der Brief von Pfarrer Wernher und Pfaff Heinrich.
Am Freitag nah Mittfaften 1387 (22. März) nimmt derfelbe Pfarrer
Wernher eine Stiftung einer Frau Schubigin entgegen. Die Urkunde hier
über (Spitalardiv) ift deshalb von befonderem Intereſſe, weil in ihr die
Priefterbruderfhaft genannt wird. Sie beginnt mit den Worten: Wir
Wernher von Neuhaufen, Pfarrer zu Gmünd, Pfaff Ulrich Wal und
Pfaff Heinrich Gläfer der Bruderſchaft Pfleger und darnach die Rapläne
gemeiniglich der jeßtgenannten Bruderſchaft. Erfüllen fie den Willen
der Stifterin nicht, jo fol das Stiftungsgeld dem Prior und Konvent
der Auguftiner verfallen fein. Es hängt an der Urkunde das Siegel der
Bruderſchaft, das des Pfarrers Wernher und der Pfaffen Ulrich und
Heinrih).
1390 nimmt Wernder mit den Kaplänen Pfaff Clas Wölflin und
Pfaff Clas Köplin als Pflegern der Bruderſchaft für dieſe eine Seel-
gerätftiftung von Agnes Berlerin, an Georgenabend (= 22. April) 1393
mit Pfaff Syfrid Rot und Pfaff Georg Hänin als Pflegern der Bruder:
ſchaft und den Kaplänen berfelben eine folhe von Pfaff Johannes
Argenhaß, Pfarrer zu Giengen, entgegen. Am freitag vor unferer
lieben Frauentag Kerzweihin, den man zu latein nennet purificatio
(= 2. Febr.), des nächſten Jahres macht Johannes Rummel eine Stif-
tung an Pfarrer Wernher, Pfaff Heinrich Bopf und Pfaff Georg Hänin
Pfleger und gemeiniglich die Kaplan der Bruderſchaft. (Spitalardiv.)
Nah einer Urkunde des Spitalarhivs von St. Gertrudentag
(= 17. März) 1400 ift in diefem Jahr der ebengenannte frühere Pfarrer
von Gingen, Johannes Argenhaß, Pfarrer zu Gmünd und Pfleger der
%) Die Priefterbruderihaft finden wir fon 14 Jahre früber erwähnt (Staais -
archiv, Kopien von Kauf: und Tauſchbriefen des Teminifanerffoftere). Am Mittwoch
nad dem Oberflentag (= 13. Januar) 1373 vermacht Meier Walther im Stein-
Haus von Gmünd, Chorherr bes Ctift6 zu Hangge in Würzburg, dem Prediger-
Hofer zu Gmünd eine Hube in Pfahlbronn. Davon fol jührlih ein Pfund Heller
gegeben werben „dem Pfarrer und aller Pfafipeit gemeinlih, die zu Gmünd ge:
pfrünbet find und bie ihr Bruberfhaft mit einander gemeinlich Halten“. Die follen
zum Heil ber Seelen jeiner Borfahren alle Jabre in der St. Johanniskirche zu Gmünd
an dem Freitagabend vor Weihnachten, fo „Tempvaft“ Heißt, die Bigili mit Noten
fingen und am Samstag bed Morgens bie Meß, und follen ihr gemeines Bigifigelb
mit einander teilen nach ihrer Gewohnheit. Zeugen find Jobannes ber Veber und
Jobannes von Kinderbad der Jüngere genannt von Leined.
Zur Geichichte der kirchl. Verhältniſſe ber ehemal. Reicheftadt Schw. Gmünd ıc. 271
Bruderſchaft Pfaff Ulrich Wale und Georg Hänin, nad einer ſolchen
vom Valentinstag (14. Febr.) 1404 ift Konrab der Stricher Pfarrer zu
Gmünd, Pfleger der Bruderſchaft Pfaff Claus Wölflin und Peter
Betringer. Stricher hat nad) einer Urkunde vom Bernhardstag (— 20. Aug)
1410 jene Stelle in diefem Jahr no inne, während Pfaff Nikolaus
Köplin und Georg Hänin Bruberfchaftspfleger find. An Bernhardstag
(= %. Aug.) 1412 werden neben Pfarrer Konrad dem Streicher Pfaff
Ulrich Vüſſel und Nikolaus Üglin als Pfleger genannt. In 2 Urkunden
von 1420 vom Fronleihnamsteg und St. Dswaldstag (= 28. Febr.)
werden die Pfleger nicht mehr mit Namen angeführt, ſondern es heißt
bloß: IH Konrad Strider, zu den Zeiten Pfarrer zu Gmünd und wir
die Kaplan gemeiniglih der Bruderſchaft daſelbſt. (Spitalarhiv.)
Ebenſo nimmt in einer Urkunde des Archivs der Kirchen: und
E hulpflege vom Gutentag nad; Invocavit (= 24. Febr.) 1455 Johannes
Hammerftetter, in den 7 freien Künften ein Meifter und zu den Zeiten
Pfarrer zu Gmünd, und mit famt ihm die Bruderſchaft gemeinlich der
Prieſterſchaft in der Pfarrkirche dafelbft eine Seelgerätftiftung von dem
Bürger Claus Arnold entgegen.
Die eben angeführten Urkunden geben uns aud einigermaßen
darüber Aufſchluß, wie lange die genannten Pfarrer ihr Amt inne
hatten. Während dies bei Argenhaß nur kurze Zeit ber Fall ift, wohl
weil er wahrſcheinlich erft in vorgerüdteren Jahren von feiner früheren
Pfarrei Gingen nah Gmünd kam, befleiven Konrad der Strier und
Wernher von Neuhaufen ihre Stelle verhältnismäßig ziemlich lange.
Haben wir in leßterem wohl einen Adeligen, fo finden wir 1431 nad) einer
Urkunde vom Donnerstag nad Dculi (8. März), laut welcher Peter Bopff
ein Seelgerät (Stiftung zum Heil der Seele) in die Prieſterbruderſchaft
fliftet, wieder einen ſolchen als Pfarrer von Gmünd, Johann von Wefter:
nad, zugleich Domherr zu Augsburg. Derjelbe kam aber in Streit mit
dem Gmünder Rat und ſuchte deshalb eine andere Stelle. Am Guten-
tag in ber Faften vor dem Sonntag Lätare (= 9. März) 1439 bes
kennt er als Probft zu Stuttgart, daß er wegen ber Zweiung, Späne
und Mißhelung, die er mit Bürgermeifter und Rat zu Gmünd gehabt
babe, gütlid) vereint, gerichtet und geſchlichtet ſei. Zeugen find Jos von
Brögenhofen, genannt Veger und Jörg Taler, genannt Bürger. (Staats-
ardjiv.) Auch unter den Kaplänen ift vieleicht der Adel vertreten. In
einem Notariatsinftrument vom 18. November 1471, ausgeftellt von dem
Rotar Zohannes Baldung, in welchem dem Gmiünder Nat dur Ren:
wart von Wöllwarth im Auftrag des Grafen Eberhard von Württemberg
und des Grafen Jos Niklaus von Zollern auf Grund eines Faiferlihen
272 Rians
Mandats eine Zahlungsaufforderung an den Juden Salomon von Schaff:
haufen, ſeßhaft in Gmünd, übergeben wird, ift als Zeuge genannt
Johannes von Bad, Kaplan zu Gmünd. (Bei legterem könnte allerdings
auch bloß die Heimat bezeichnet fein.)
Das Wichtigſte aber, mas wir aus den angeführten Urkunden er:
fehen, ift das, daß in Gmünd eine Priefterbruberfchaft beftand. Daß
aud die Priefter fi zu einer Bruberfchaft zufammenthun, kann nicht
auffallen, wenn wir an die große Verbreitung der Bruderfchaften im
Mittelalter denken, und zwar nit bloß in größeren Städten, fondern
auch in Heineren Orten. So verfauft die Witwe Barbara Ochsner in
Oberböbingen am Montag nad; Pfingften (6. Juni) 1541 an die Pfleger
des fogenannten Reichenalmofens in Gmünd ein Grundftüd, das jährlich
9 Schilling an die St. Ulrichsbruderſchaft in Heubach zinft. Die Gmünder
Prieſterbruderſchaft befam viele Stiftungen und ſcheint mit der Zeit ver:
möglich geworben zu fein. Im Jahre 1507 3. 8. verfauft fie ein Güt:
fein zu Iggingen, das ihr jährlich gültet A Malter Korn, halb Dinkel
und halb Haber, 10 Schilling Heller an Geld, 100 Eier, 2 Herbfthühner
und 1 Faſtnachthuhn um 210 rhein. Gulden an Kaſpar Gebelin den
Schneider zu Iggingen. In der älteren Zeit wird eine fraternitas
major und minor unterſchieden; worin aber der Unterſchied beftand, ift
nicht Mar. Eine Abſchrift ihrer Statuten liegt vor und es ift barin
gejagt, daß biefelben zum erftenmal am 18. November 1443 von dem
Bischof Ludwig von Turin als Legat des Konzils von Bafel für Deutich:
land und zum zweitenmal 1478 von dem Weihbiſchof Johann Graf von
Werdenberg beftätigt worden feiern. Die Bruderfhaft hat eine eigene
Kaffe, in melde die eintretenden Mitglieder einen Beitrag zahlen, und
aus welcher diefelben für das Anmohnen bei den gemeinfamen Gottes:
dienften Präfenzgelder erhalten, während die fehlenden oder zu fpät
fommenden geftraft werben. Auch der rector scholarum hat entweber
felbft bei dieſen Gottesbienften zu erfcheinen oder feinen Cantor ober
einen von feinen Chorſchülern zu jhiden. Die Bruderſchaft wählt ihre
Verwalter oder Pfleger (procuratores), unterftügt ihre Mitglieder zu
Lebzeiten in Fällen der Not und wendet ihnen nad ihrem Tob ihr
Gebet zu. Ihre Statuten haben im Lauf der Zeit verſchiedene Zufäge
erhalten. Daß biefelben das erftemal durch das Konzil von Bajel be—
ftätigt werben, hat vielleicht darin feinen Grund, daß im Jahre 1438
Bürgermeifter Johannes Härer und der Rat von Gmünd in Gegenwart
der Kapläne Nikolaus Üglin und Georgius Zöllnhart eine Deputation
wählen, welde an das Konzil geſchidt werben fol, um gewiſſe Streitig-
keiten mit den Pfarrer Konrad Seybold zum Austrag zu bringen.
Zur Geſchichte ber kirchl. Verhaltniſſe der ehemal. Reijeftabt Schw. Gmünd ıc. 273
Welcher Art diefe Streitigkeiten waren, ift nicht gefagt. Diefer Konrad
Seybold wurde fpäter Biſchof von Chur (Württ. Gefhichtsquellen
11, 39).
Wir haben oben verſchiedene Mefftiftungen angeführt. Bon einigen
find auch noch die Stiftungsurkunden vorhanden, die ein mannigfaches
Interefje bieten, fo 3. ®. die der Meſſe des St. Mariä-Magdalenä—
Altars in der Pfarrliche aus dem Jahre 1409. Die Stiftung wird
gemacht mit Genehmigung des Biſchofs Eberhard, des Burggrafen Ulrich,
Dombdefans, und des Kapitels zu Augsburg, ohne deren Willen niemand
in der Pfarrfiche zu Gmünd etwas Neues ftiften fol,‘ Der Rat zu
Gmünd hat für diefe Stiftung einen ehrbaren Pfaffen zu wählen und
dem Kapitel in Augsburg zu präfentieren. Wird der gewählte etwa
nit beftätigt, fo hat der Rat einen andern zu wählen. Der Priefter,
dem die Meß verliehen wird, hat vor allem dem Pfarrer gehorfam zu
fein und wie jeder Kaplan der Pfarrei an ben A Hochzeiten (Feſten)
unferes Herrn, an den 4 unferer Frau, an Fronleihnam, am Feſte des
hl. Kreuzes, an Allerheiligen und am Kirchweihtage in der Pfarrkirche
bei der Mette in feinem Chorrödlein zu fingen und zu lefen, ebenfo alle
Samstage bei der Veſper, des Morgens am Sonntag beim Fronamt
(Hodamt) und bei allen vollen Ämtern. Er fol auch gehorfam fein,
wenn ber Pfarrer ihn mahnt zum Kreuzgang, zu Bigilien oder in Pfarr:
nöten zu Lebenbigen ober Toten zu gehen. Wenn er dem nicht nach—
tommt oder fonft „unpfäfflich“ lebt, jo hat das Kapitel in Augsburg
das Recht, ihm abzufegen oder fonft zu ftrafen (ganz ähnlich wie in dem
mit Biſchof Marquard von Randed 1354 gefhloffenen Vertrag, von bem
oben die Rebe war). Eine zweite Urkunde bezieht fih auf die Stiftung
der Meffe auf dem Altar der bl. Barbara, Dorothea, Agnes und
Anna in der Pfarrfiche vom Jahre 1436, als Peter Biſchof!), der
Trudfäß Heinrich Dompropft und Gottfried Harfcher Domdekan in Auges:
burg waren. Der Inhalt der Urkunde ift fo ziemlich derfelbe wie bei
der erften, nur wird bei dem gewählten Priefter noch befonders hervor
') Bon dem ebengenannten Bifhof Peter liegt auch eine lateiniſch gefäriebene
Ablakurfunbe vom 13. April 1444 vor. Da an ber St. Johannisfiche in Gmünd,
heißt es, bie Einrichtung getroffen fei, daß im berfelben breimal in ber Woche zu Ehren
ber unbefledten Gottesmutter eine feierliche Meffe gefungen werbe, fo verleihe er, bamit
die Gläubigen fi um fo eifriger dazu einfinden, denen, welche ihre Sünden wahrhaft
bereuen, fo oft fie ber genannten Deffe anwohnen, einen Ablaß von 10 Tagen. —
Ten gleichen Ablaß verleiht er 1450 benen, welche dem Salve Regina anwohnen, das
nad einer Stiftung ber Witwe Anna Sträßerin alle Samstag in ber Johannisfirhe
gefungen wird.
Birtt. Bierteljapräg. f. Landesgeih. ⁊. J. XI. 18
N
274 Klaus
gehoben, daß er nicht fpielen, daß er Keufchheit halten und unverleumbet
fein fol mit Frauen.
Die Meßſtiftungen waren, wie wir gejeben haben, im 14. und zu Anfang bes
15. Jabrhunderts am zahlreichſten, aber aud gegen Ende bes letzteren fommen noch
folge vor. 1470 fiften Konrad Üglin, Kirchberr von Böbmenfirh, Jörg von Horfom
und Hans Liebermann unter Biſchof Johann von Augeburg eine ewige Meb in
St. Joſen Kapelle.
Wie dieſe Stiftungen Zeugnis ablegen von dem kirchlichen Sinn der Gmünder,
fo weiſen fie auch auf eine gewiſſe Wohlhabenheit hin.
Die Pfleger der Benefizien fehen es wie die der Klöfter und Wohl:
thätigfeitsanftalten als ihre Pfliht an, die Einkünfte der Benefizien zu
vermehren und diefe auf liegenden Gütern fiherzuftellen. Sie ver-
wenden beshalb Schenkungen, die den Benefizien gemacht werden, gerne
dazu, Käufer, Grundftüde oder aus folden fließende Zinfe zu kaufen.
Die Pfleger „ber Gottesgab und Meſſe in unfer Frauen Chor zu Gmünd, bie
Herr Ulrich Hünerbübel felig geftiftet bat, da Pfaff Sifrid Röt jept Kaplan if“, Hans
in Hof und Hans Marpach faufen am Freitag vor St. Bartholomäustag (= 17. Aug.)
1386 um 544 fl. von Bürgermeifter, Rat, Zunftmeifter uno allen Bürgern gemeinlich
reich und arm ber Stabt Gmünd für die Meffe eine jührlihe Gült von 36 fl. umd
1 Ort vom Kaufhaus und ben Steuern und Nupungen ber Stabt. 6 fl. und 1 Ort
follen die Pfleger nach dem Willen bes Rats verwenden, wenn bie Mei Mangel bat
an Büchern, Kelchen, Meßgewändern und fonftigen Dingen, bem Kaplan folen mins
beitens 30 fl. verbleiben. Bürgen find: Eberhard Vener, zu den Zeiten Bürgermeifter,
Walıper Kurz, Stättmeifter, Hans Alwich, Wölflin Schneider, Hans Wegſchaider und
Konrad Feierabend, Bürger zu Gmünd. (Spitalachiv.)
So verkauft Adelheid, Albrecht Träcfele Toter, an St. Laurenzenabend (9. Aua.)
1399 „an die Früßmefje in bem Chor in Ct. Johanns Pfarrkirche hie zu Gmünd“, bie Herr
Johannes Kauffmann innehat, ein Gütlein in Bettringen, wofür fie von Bürgermeifer
und Rat zu Gmünd 50 rheinifhe Gulben erhält von Herrn Konrad Alwichs Tel.
wegen, Werder genannt, geweſenen Defans zu Iggingen, der das in feiner guten
Meinung um feiner Seele Heil willen an einen folden Gottesbienft gefiftet bat.
Bürgen find ibr Vater Albrecht Dräcfel, Hans im Hof und Hermann Feierabend,
Zeugen Hans Alwich und Hans Schöffelin, 2 Richter und Bürger zu Gmünd. (Die
Johanniotirche diente während det Ausbaus der Kreuztirche als Pfarrkirche.)
So kaufen jerner am Samstag vor St. Johannestag zur Sonnwende (= 9. Juni)
1431 die Pfleger St. Veits, Konrad Sontbeimer und Bartholme Truchmayr, von Haing
Schoch Bürger zu Gmünd verſchiedene Güter, welche berfelbe zu Schönbart befitt, um
19 rbeiniſche Gulden. Die Brüder Schochs, Peter und Ulrich, find Bürgen, Sifrid
Mangold und Albrecht Rütter Zeugen. Bon bem ebengenannten Ulrich Schoh, dem
Bruder Haingens, faufen am Mittwoch nad) dem weißen Sonntag 1485 (9. März) andere
Pfleger ber St. Veitskirche, Jos Gußregen und Hans Hüter, weitere zu Schönhart gelegene
Güter für ihren Heiligen um 21 rbeiniſche Gulden. Als Zeugen hängen ihr Siegel
an die Kaufsurfunde der oben erwähnte Albrecht Rütter und Paul von Rinberbad.
An St. Jörgenabend 1489 (22. Apr.) verkauft ber Mehger Hans Mad ein Gut am
Galgenberg an Konrad Göringer und Peter Ratgeb als Pfleger ber gemeinen Viehweibe,
aus welchem 11 Schilling Heller Zins gehen an die Frühmeß, die Pfaff Wölfflin innehat,
Zur Geſchichte der kirchl. Berhältniffe ber ehemal. Reichsſtadt Schw. Gmünd x. 275
und 10 Schilling Heler an das Frauenkloſter Gotteszell. — Bartholme Truchmayr und
Hans Mairböfer als Pfleger des St. Eatharinen Gotteshaufes zu ben Sonderſiechen
kaufen an Et. Urfulatag (21. Oft) 1446 von ber Witwe Anna Stöbenhaberin um
520 Gulden ein Gütlein zu Pfersbah und ?/, bes großen und Meinen Zehntens ba:
felhR, der vorher ein Lehen bes Herrn Konrab von Weinsberg, des hl. Reiches Erb⸗
Tümmerer, geweſen if. Bürgen find Konrad Wuſtentied und Konrad Wölfflin, Zeugen
Henri Kaiſer und Hans Eſchach. — Heinrich Eſchach verfauft an St. Auzientag
(= 183. Dez.) 1456 an Seig Mangold einen Baumgarten, aus dem ben Prebigern
jährlich 4 Schilling Heller Zins gehen. — An ©t. Luzientag (= 13. De) 1456 ver:
fauft Jakob Adelmann, Bürger zu Gmünd, an Hans Plebger und Hans Häring als
Vileger der fädtifhen Kuhweide (auch „Kühpfleger” genannt) jeine Halde vor bem
Baldftetter Thor, aus der jührlih auf St. Jobanns des Täufers Tag (= 4. Juni)
„an ber Kaißer Meß auf dem Fronaltar in unfer Frauen Münfter“ ein rheinifcher
Gulden geht. Bürgen find Sei Stolz und Konrad Od, Zeugen Ludwig Härer und
Matthis von Sontheim, — Jörg Bulling ber Wed vertauft am Samstag vor Lichte
meß (1. Febr.) 1478 an Jakob Stabtin 8 Gulden jährlichen Zinjes aus feinem
Haufe, aus dem aud „den Armen im Siechenfpital in der vorberen Stuben“ jährlich
2 Pfund Heller gehen. — Die Pfleger des Sonderfiehenhaufes bei ber Ct. Katberinen
Rapell faufen am Aftermontag nad St. Bonifagiustag (= 12. Juni) 1486 von Laur
Vogt in Pierobach einen Wald und einen Ader, bie an ber Frühmer Gut zu Alchdorf
(= Mfdorf) ſtoßen, und aus benen jährlich 3 Piennig Zins umferer lieben Frau gen
Lord geben. — Auf Gutentag (= Montag) nad Et. Martinstag (= 12. Nov.) 1487
verkauft Jos Löblin an Leonhard Be "/, rheiniihen Gulden und einen Heller jähr:
lien Zins aus feinem Haufe, aus dem ber Friefterbruderihaft jährlih ein Pfund
Wacqhe und ein Pfennig zu Weihrauch geht. Diefelbe Bruderfhait bekommt jährlich
ein Piund Heller Zins aus einem Haus, das 1491 Martin Weihgeber verfauft. —
Auf Gutentag nad dem Palmtag 1495 (13. Aprit) verfauft Wilhelm Hulwec an
Her Hans Kirfeneffer, Pfarrer zu Lautern, um 20 Pfund Heller württembergifder
Währung ein Pfund Heller jührfihen Zins aus feinem Haus, aus bem ben Barfüßern
jabrlich 10 Schilling Heller Zins gehen. — 1503 verfauft Leonhard Fetzer fein Haus
an bie Pfleger des St. Katharinen-Gotteshauſes vor ber Stadt. Es gehen baraus
10 Schilling jährlich in den Spital, — 1514 verfauft Hans Junfher ein Haus, aus
dem ben armen Leuten zu St. Katharina jährlich 6 Schiling und 5 Heller zufallen. —
ie in Gmünd war es aud) in den von ihm abhängigen Ortfdaften. 1518 verfauft
Hans Laumann von Lautern ein Lehengut in Unterböbingen, aus bem unferer lieben
Frau zu Pautern viertbalb Gulden, ein Pfund und ein Schilling Heller jährfidjen
Zinfes zufallen, an den Maler Valentin Schopf zu Gmünd. (Bon einem Maler biefes
Namens war bis jept nichts befannt. Es jcheim ein vermöglicher Mann geweſen zu
fein. Im Jahr 1452 verfauft er mit feinem Bruder Martin verſchiedene Höfe und
Befigungen an bie Stabt Gmünd, unter anderem eine Schmiede in Jggingen mit ber
Geredtigfeit, daß fein anberer Grundherr in Iggingen eine weitere Schmiebflatt er:
richten barj, eine Wiefe zu Unterböbingen, von ber umferer Frauen Pfarrfirhe zu
Lautern 1 Pfund und 1 Schilling Heller jührlid bezieht.) — 1524 verfauft Kafpar
Scherb ein Berggut aus ben dem „Reihen Armufen“ (aus Reichenalmoſen genannt)
jährlih ein Gulden und ein Ort (eine Scheidemünze) zufällt. — 1543 verfauft Hans
Rab ein Haus, von bem bie St. Niklauspfründe jährlich einen Schilling Zins bezicht.
— 1561 verkauft der Wafſenſchmied Jörg Kapenftein am bie St, Chriftofs-Frühmeſſe
im ber Pfarrfirhe 12 Schilling Heller jührlihen Zins auf fein Haus, aus bem auch
276 Klaus
bie Prieſterbruderſchaft 13 Schilling und die Ct. Leonharbspflege 15 Behmifch bezieht. —
1606 verkauft Hans App einen Ader, von bem bie Prieſterbruderſchaft jührlich driithalb
Gulden Zins bekommt. — 1609 faufen bie Pfleger der St. Leonharbspfründe, welde
der Priefter Melhior Benner beamtet, um 27%/, Gulden von ber Stabt einen jährlichen
Zins von 1 Gulden und 1 Ort. — 1618 faufen bie Pfleger ber vacierenden St. Peters⸗
pfrünbe von dem Weißgerber Hans Mefferfgmibt 2 Gulden und 2 Ort jahmichen
Zins aus einer Wiefe. — 1618 faufen die Pfleger der St. Ratharinenpfrünbe, welche
gegenwärtig Herr Wolfgang Cyber innehat, einen jührlihen Zins von 2 Gulden von
ber Stabt. — Die Gebrüber Fuchs verkaufen 1662 ein Haus, aus dem ben armen
Leuten im Spital zum hl. Geift jährlich 5 Batzen und 2 Kreuzer zufommen. — 1693
verfauft ber Goldſchmied Kafpar Sched ein Haus, von bem bie Pfleger ber vacierenden
Pfründe jahrlich 1 Gulden Zins beziehen. — Noch im 18. Jahrhundert finden wir
derartige Vermerfe in den Kaufverträgen. 1729 verfauft die Witwe Maria Zauffertin
ein Haus, aus bem jährlich den Pflegern St, Catharinae 2 Gulden 30 Kreuzer Zins
zuflleßen von 50 Gufden Kapital, im folgenden Jahre bie Witwe Sufanna Baurin eines,
von welchem die St. Leonardi-Pilegihaft jährlich 45 Kreuzer befommt von 15 Gulden
Kapital. 1746 wird ein Haus des verftorhenen Perüdenmacers Job. Mich. Weinmann
verfauft, das jahrlich an unferer lieben Frauen Stabtpfarrficenpflege 5 Gulden zinit
von 100 Gulden Kapital, und 1767 eines von dem Goldf—mieb Joh. Mid. Bed,
welches an bie St. Leonardi-Fflege jährlich 3 Gulben bezahlt von 75 Gulden Kapital.
Aber die Kirchen find nicht immer in der Lage zu kaufen, in
Zeiten der Not müffen fie auch verkaufen.
So thun dies an Allerheiligen abend (= 31. Oft.) 1401 Claus von Hortheim
und Hermann feicrabend, Fileger umferer Frauen Baus zu Gmünd, Walther im
Steinhaus, bei den Zeiten Stättmeifter, und Wölflin Gewantſchneider, ale 4 Bürger
zu Gmünd. Auf den Rat bes Bürgermeifters, des Rats und ber Zunftmeifter der
Stabt Gmünd verkaufen fie zu befferer Förderung unferer Frauen Baus an bie
St. Veitsmeſſe in Ct. Beitsfapelle, wo Piaff Hug derzeit Kaplan ift, 5 Gulden, alles
gute und recht geroogene ungariſche unb böhmiſche Gulben, gut von Golb unb ſchwer
im Gewicht, jährlicher Gült „aus unferer Frauen Bettnapf“ und aus allen andern
unferer Frauen guten Gülten, Zinfen und Gefällen. Diefe 5 Gulden bezahlen bie
Pileger unferer Grauen jährlich) auf den weißen Sonntag an bie St. Beitspflege, worür
diefe 75 Gulden zum Bau ber Pfarrkirche vorftredt; fie Fönnen biefen Zins, wenn jie
einmal dazu in der Lage find, um diefelbe Kapitalſumme wieber zurüdfaufen. — Mit
ber Zeit ſcheint der Nat zur Förderung des Baues ber Pfarrtirche auf das ganz
moberne Mittel ber Lotterie verfallen zu fein. Am Cyriafustag (9. Mai) 1480 bezeugen
namlich Schultheiß und Gericht in Puͤeningen, daß ein gewiſſer Johannes Better, auf
ben unter bem weifen Bürgermeifter und Rat von Gmünd „ein Gewinn aus dem Hafen
gefallen iſt“, der Sohn Hans Better aus Plieningen ſei.
Auch ein Abla wird zu biefem Zweck am 19. November 1500 allen benen
verliehen, welche etwas zum Bau ber Pfarrkirche beitragen und am ben Seiten von
Mariä Reinigung und Zerfiinbigung, der Hl. Mutter Anna und Johannes des Täufırs
von ber erſten Bis zur zweiten Veſper bie Pfarrkirche andächtig beſuchen. Wenn fie
ihre Sünden aufrichtig bereuen und beidten, werben ihnen 100 Tage von den aufs
erlegten Bußen nachgelaſſen. — Der gleiche Ablaß zu dem gleihen Zwed wirb im
Sabre 1502 verlieben, wie denen, welche eiwas zu dem Almofen geben, das täglich an
die Armen in Gmünd verteilt wurde.
Zur Geſchichte der kirchl. Verhältniffe der ehemal. Reiheftadt Schw. Gmünd ze. 277
Manche milde Herzen fteuerten zum Bau ber Parrfirhe aud ein größeres
<erflein bei.
So vermacht an Margaretentag (= 10. Juni) 1510 Dorothea, geborene von
Rammingen, Wilhelm von Rechbergs Witwe, „zur Förderung bes ſchweren Baus, fo
vor Augen if, an und in des HI. Kreuz Pfarrkirche“ mit Zuftimmung ihrer Söhne
Wilhelm und Jörg von Rechberg zu Schramberg, fowie ber Bormünder derjenigen
ibrer Kinder, welde noch nicht zw ihren vogtbaren Jahren gefommen find, Walther
von Hitnheims, Vogts zu Geislingen und Zeit von Rechbergs zu Falkenſtein das
Haus, das fie in Gmünd befigt').
Frommen Stiftungen begegnen wir im 14. und 15. Jahrhundert
auch in mehreren Ortſchaften in der Nähe von Gmünd. So macht im
Jahre 1302 Frau Ita von Weinsberg, die Gemahlin weiland des Herrn
Konrad Schenk von Limpurg, dem Hl. Michael zu Spreitbach eine
Schenkung. 1425 botiert das Klofter Gotteszell mit Genehmigung des
Bifhofs Peter von Augsburg und unter Zuftimmung des Pfarrers
Wilhelm Wanner von Spreitbah eine ewige Pfründe in die Kapelle
von Tanheim bei Spreitbah. Im Fundationsbuch des Kloſters Gotteszell
(im 8. Rameralamt befindli) wird 1431 Pfaff Hans Wid, den man
nennt von Felmen, Kirchherr zu Werheim (Wetzgau) und Kaplan unferer
lieben Frauen zu Thanheimb genannt. (In einer Urkunde vom St. Luzien⸗
tag = 13. Dez. 1472 (Dofumentenfammlung des Dominikan.:Fr.:Klofters
Gotteszell im Staatsarchiv) wird als dortiger Kaplan Georg Edhardt
genannt.) 1466 nimmt Andreas Krummbein, Pfarrer zu Leinzell, eine
Stiftung zu einem ewigen Jahrtag entgegen mit ber Beftimmung, daß,
wenn berfelbe einmal in Leinzell nicht mehr jollte gehalten werben, die
Einkünfte desfelben der Kirche und dem Heiligen zu Eſchach zufallen
jolen. Diefer Krumbein ift ein Gmünder. In einem Lagerbuch des
Klofters Lorch von 1685 (im Kameralamt) findet fi die Kopie einer
Urkunde, laut welcher Pfaff Endris Krumbein von Gmünd einige Güter
in Ugftetten an das Klofter Lorch verfauft 1474. Zeugen find Wolfgang
von Zillenhart und Eberhard von Urbach. Diefe Stiftungen mweilen auf
ein ziemlihes Alter der betreffenden Kirchen hin.
Ziemlich weit zurüdreihen muß aud die ewige Meß in der Kapelle
des hl. Jakob zu Bargau, da im Jahre 1469 der Generalvifar bes
Biihofs Johann von Augsburg, Georgius von Gopfeld, dem Pfarrer in
) Ta gerabe von ber Pfarrkirche die Rede ift, dürfen wir vieleicht bier anfügen,
daß der Mesner berfelben aud bie Johanniskirche beforgen mußte. Nach dem alten
Gidbuch muB er unter anderem ſchwören, daß er unferer Frauen und ©t. Johann ihre
Gaierd, Kelche, Mehgersänber, Bücher, Wade, DI und all ihr fonftiges Gut gefteulid)
aufgeben wolle. in zweiter Mesner war für St. Leonhard und St. Margareten
beftelt; lebterer foll auch, wenn ber Totengräber eine Leiche begräbt, zu bem Grabe
aeben und fehen, ob er dasſelbe fo tief made, als vorgefärieben if.
278 Klang
Heubach mitteilt, daß er nad) der freiwilligen Refignation bes letzten
Inhabers diefer Pfründe Kafpar Diemer ben von Heinrih von Rechberg
präfentierten Priefter Johannes Schmid beftätigt habe').
Zu den älteren Kirchen gehört ferner die in Weiler (in den Bergen).
Bei biefer find wir aud in der Lage, nachzuweiſen, wie Gmünd, bezw.
der Spital in Gmünd, das Patronat über diefelbe befam. In den
Jahren 1575 ff. führte nämlih Ulrich von Rechberg zu Hohenrechberg
und Heuchlingen, fürftlih Brandenburgifher Amtmann zu Lobenhaufen,
einen Prozeß gegen die Stadt Gmünd wegen ber Novalzehnten in Weiler.
Als kaiſerliche Unterfuhungstommifläre fungierten Joh. Philipp Gölger
von Markgrafen-Baden, artium magister und Syndikus des Stifts
Somburg, Alerander Hienlein, der Rechten Doktor in Schwäbiſch Hall
und Michael Sattler, Stadtſchreiber zu Schorndorf. Als weiteres Mit:
glied (Adjunctus) wurde von Gmünd vorgefhlagen Paulus Sedel,
liberalium artium magister und Burger zu Schwäbiſch Hall, von Red:
bergicher Seite Johannes Lang, Pfarrer zu Straßdorf. Unter ben
Prozeßalten befinden fih in einem „Attestationes“ betitelten Bande
mehrere Kopien alter Kaufbriefe, welche auf die Kirche in Weiler Bezug
haben. Die Überſchrift der äfteften lautet: „Raufbrief Ulrichs von Red:
berg von Grimingen über den Kirchenſatz und Vogtei zu Weiler und zu
der Holzfirhen Anno 1358. Der ebengenannte Ulrich und feine Söhne
Johannes und Wilhelm thun in diefen Briefen Fund, daß fie zu faufen
gegeben haben dem ehrfamen Peter dem Eberwein genannt, Burger zu
Hal, und Reinbold dem Jüngeren Eberwein feinem Bruder, Burger zu
Gmünd, das Gut zu Hertlinsweiler (Filial von Weiler), das Sifrid der
Holzapfel baut, und das alle Jahr gültet 2 Malter Roggen, 2 Malter
Haber, 10 Schilling Heller, 100 Eier, 10 Käſe und A Hühner, dazu die
Kirhenfäge, die Widemhöfe und die Vogtei zu Weiler und zu der Holz
5 Das Prüfentationsreht der Herren von Rechberg in Bargau dauert bis 1544.
Am Montag nad Lichtmeß (4. Febr) bes nen. Jahres, nicht 1654, wie bie Oberamte:
beſchreibung fagt, verfauft Wolf von Rechberg bas Schloß und Dorf Bargau famt dem
Kirenfap an Gmünd um 32000 fl. Nach der Stabtrechnung von 1544 wurde bem
Defan von Grundsheim, ben Pfarrern von Vöhmenfich und Weißenftein, ſowie dem
Vogt von Weißenftein je ein filbernes Becherlein, gefertigt von dem Golbigmied Hans
Plebger, verehrt, weil fie ſich bei dem Kauf um Gmünd beſonders verdient machten. —
Singepfarrt war Bargau früher nach Heubad. Am 13. März 1550 quittiert der Abt
Ambrofius von Königsbronn, unter beffen Patronat Heubad gehörte, den Empfang
von 100 fl., welche vargau bezahlte, um einen jährlichen Zins von 5 fl. abzulöfen,
den es dem Pfarrer von Heubad) entrichten mußte, weil durd Errichtung einer eigenen
Pfarrei in Bargau das Einkemmen des Pfarrers von Heubach geſchmälert werden war.
Unter Heinrich von Kechberg, ſagt Abt Ambrofins, fei mit Genehmigung jeiner Bor-
fahren eine eigene Pfarrfirhe und ein Pfarrverweſen in Bargau geiliftet worden.
Zur Geſchichte ber kirchl. Verhältniſſe ber ehemal. Reiheflabt Schw. Gmünd. 279
fire (in Unterbettringen) mit allen Gütern, die dazu gehören und im
einzelnen aufgeführt werben. Gegeben ift der Brief am Aftermontag
nad) dem Dberftentag (= 9. Januar) im Jahre 1358. Bürgen find
Konrad von Ahelfingen vom Horn, Heinrih von Rechberg-Heuchlingen,
Ulrid) der Hug, Ulrich von Hohenahelfingen, Johann von Holg, Ausleute
(auswärtige), fodann folgende Gmünder Bürger: Konrad im Steinhaus,
Johann von Rinderbad der ältere, Johann der Burgerthaler, Johann
der Vetzer und Berchtold Berkelin. Im Jahre 1366 verkauft Walter
Eberwein von Gmünd, Bürger zu Hal, die ebengenannten Güter an
Pfaff Eberhard von Grünberg, Kirchherr zu Lauchheim und Heinrich den
Ruchen von Gmünd um 831 Pfund guter Heller. Bürgen find Haintz
von Rinderbach, Johann der Thalerbeg genannt, Johann der Beger,
Hans von Rinderbach, genannt von Leined, Berchtold vom Klebzagel,
Johannes von Horkheim, Eberhart der Vener, Peter fein Bruder und
Nillaus Eberwein, ein Bruder Walters. 1408 verkauft fie Konrad von
Lauhheim, Bürger zu Gmünd, an Hermann Feierabend den älteren,
Bürger zu Gmünd. Bürgen find Wilhelm von Rechberg-Grüningen,
Nitter, Michael von Lauhheim, Kirchherr zu Weiler, ein Bruder Konrads,
Peter Stöbenhaber, Matthäus Thaler, genannt Burger, und Peter von
Nenningen. Eine lateinifhe Urkunde von 1413 giebt uns Kunde, daß
Hermann Feierabend gefonnen ift, das Patronatsrecht über die Kirche in
Weiler dem Spital zu Gmünd zu übergeben unter der Vorausfegung,
daß ber apoftolifhe Stuhl diefe Kirche mit allen ihren Zehnten und
Einfünften dem Spital inforporiert. Diefe Urkunde wurde ausgefertigt
zu Waldftetten bei Gmünd (das zur Konftanzer Diöcefe gehörte) durch
den geſchworenen Notar der Konftanzer Diöcefe Jodokus von Pfullendorf,
magister in artibus, im Hauſe des Pfarrers von Waldftetten, Albert
Hailer, in Anwefenheit der beiden Gmünder Priefter Johannes Gernoldt
und Sifrid Röt am 7. Auguft des genannten Jahres. Papft Johann XXIII.
beftätigte dieſe Inkorporation dur ein von Bologna datiertes Schreiben
vom 11. März im 4. Jahre feines Pontififats (1414), das an den Propft
des Kloſters Adelberg (Konftanzer Diöcefe) gerichtet ift.
Alte Urkunden liegen auch vor über die Kirche zu Demwangen (im
beutigen Oberamt Aalen). Am Gutentag zu ausgehender Pfingſtwoche
(23. Mai) 1345 verlaufen Heinrich von Rechberg von Heuchlingen, Syfrid
der Kirchherr zu Tenwangen, Friedrich der Pfarrer dajelbft und die Heiligen-
pfleger an Konrad von Thalheim ein Gütlein zu Durrbach. (Spitalardjiv.)
— Am Freitag vor dem Elifabethentag 1362 (18. Nov.) verkaufen Konrad im
Steinhaus und feine Söhne ihre Lehengüter zu Tenwangen famt Vogtei und
Kirchenſatz an Johann von Rinderbach den älteren, Johann den Burger:
230 Klaus
Taler und Heinrich den Ruchen, Bürger zu Gmünd. Bürgen find Johann
von Rinderbach, genannt von Leined, der ältefte Wolf, Walther der
Kurtze, Zohann Bettenhart, Johann der Tremel, Eberhard der jüngere
Vener, Peter der Ruhe und Eberhard der Wolf, Bürger zu Gmünd. —
In demfelben Jahre am 11. Auguft teilt ein anderer Konrad im Stein=
haus, jedenfalls ein Verwandter des vorigen, Canonicus collegii in
Onolzbach, Diöcefe Würzburg, dem Bifchof Marquard von Augsburg mit,
daß er vor feinem Dekan in Onolzbach auf die Pfarrei Tenwangen, auf
welche er inveftiert geweſen fei, freiwillig verzichtet habe. (Spitalardiv.)
An Margaretentag (= 10. Juni) 1384 ſchenkt Hans von Sei:
berg genannt Iſenſund unferer I. Frau zu Demangen eine Wiefe zu
Bernhardsdorf. Am Sonntag nad unferes Herrn Leichnamstag
(= 12. Juni) thut Greth von Talheim fund, daß fie an die Heiligen:
pfleger unferer I. Frau zu Tenwangen das jog. Hunnenlehen um 18 Pfund
Aalener Währung und Eberhard von Tredbah ihr Sohn eine Hofftatt
zu Dewangen und eine Halde um A Pfund Nalener Währung an dies
ſelben zuerſt verkauft, nachher aber geſchenkt haben mit der Beftimmung,
daß 8 Tage vor oder nad Allerheiligen ein Jahrtag für ihre Vor-
fahren und nad) ihren Tode auch für fie und ihre Nachkommen gehalten
wird. Der Pfarrer und der andere Priefter folen am Abend vor dem
felben eine Vigil fingen oder fprehen und darnach über das Grab
gehen mit dem Gebet, Weihrauh und Weihbronnen. Morgens ſoll
dann jeder der beiden Geiftlihen eine Seelmefje fingen oder fprechen
und dann wieder über das Grab gehen. Dafür follen dem Pfarrer
10 Sciling nah Gmünder Währung aus der Heiligenpflege be
zahlt werden; derſelbe fol au der Xorfahren und Nachkommen am
Sonntag auf der Kanzel gedenken. Sollte das nicht geſchehen, dann
fält das Vermächtnis an den Hl. Michael in Abtsgmünd. Der Brief ift
befiegelt von Ritter Konrad von Rechberg von Heuclingen zu Rhoden
geſeſſen und Heinrih dem Nuting feinem Diener. Am Gutentag nad
St. Walpurgentag (2. Mai) 1401 verkauft Hans Bed von Abtsgmünd ver:
fchiedene Güter an den Heiligen zu Tenwangen um 21 Gulden, 1405
Konrad Shi, Bürger zu Gmünd, einen Hof bei Dewangen um 34 rheinifche
Gulden, 1411 Uri Vener und Elſa Eberhard Veners von Tregbach
fel. Hausfrau mehrere Grundftüde. 1417 bezeugen Pfaff Michael Bulling,
Kirhherr zu Tenwangen, und die Heiligenpfleger dafelbft, daß Kong
Fulherr von Tenwangen dem Heiligen 16 Gulden geſchenkt hat zur
Bezahlung einer Wiefe, die von den Brüdern Haing und Ulrich Baldung
in Aalen gefauft worden war. 1423 verkauft Pfaff Johannes Schöffel,
Bürger zu Gmünd, fein Gut zu den Hütten um 231 rheiniſche Gulden
Zur Geſchichte ber kitchl Verhältniſſe ber ehemal. Reichoſtadt Schw. Gmünd x. 281
an den Heiligen zu Tenwangen, 1476 Ulricus Lügenbrunner, St. Bricius—
kaplan zu Neubronn mit Genehmigung Jörg Adelmanns als Lehensheren
und Patrons feiner Kaplanei eine derfelben gehörige Wiefe an ben
Pfarrer Joh. Schloffer und die Heiligenpfleger zu Tenwangen.
Wie die Kirhen in Weiler und Demwangen fo gehört auch die zu
Lautern zu den älteren im Gebiete der Reichsſtadt. Am Samstag nad
St. Natthistag (3. März) 1397 verkauft Hans Holfterlin, Bürger zu Gmünd,
einen Ader an bie Frühmeß unferer lieben Frau zu Lautern. Zeugen
find Hans Hug und Sifrid Häberling. Die Pfarrei Lautern wurde durch
Papſt Martin V. dem Spital in Gmünd inforporiert und infolgedefjen
ein ftändiger Vikar als Pfarrer borthin geſetzt. In Jahre 1420 am
17. September beftimmte Biſchof Anfelm von Augsburg im Verein mit
Johann Alwid als Vertreter der Stadt Gmünd und den beiden Pflegern
des Spitals Sifried Mangold und Nikolaus Horkom aus den Einkünften
der Pfarrkirche zn Lautern die Congrua für den damaligen Vikar Peter
Fetzbrey. (Spitalardiv.)
Die Kirche zu Lautern hatte eine eigentümlihe Stiftung. Auf Jubilate
417. Apr.) 1524 verkauft Hans Fuder dafelbft eine Wiefe an die Pfleger
der „Elenden Kerzen“, unter denen auch Pfarrer Balthafar Brenneifen
fi befindet. Das war eine Stiftung für arme kranke Pilger, die zur
fieben Frau von Lautern wallfahrteten, um fi die Gefunbheit zu er=
fliehen. (Spitalarhiv.) Für diejelben wurden Kerzen gebrannt beim
Dpferftod in der Kirche, weil fie zu arm waren, eine folde zu opfern, und
in der Elendenherberge, bamit fie bei Nacht eine Beleuchtung hatten.
Am 27. März 1414 quittiert Antonius episcopus Senensis, päpft:
liher Thesaurarius zu Bonn, über 82!/s Goldgulden Annaten für die
mit dein Spital zu Gmünd vereinigten Kirchen des bl. Michael in Weiler,
der jel. Jungfrau Maria in Tenmwangen und Lautern an die provisores
bes Spitals. Am 22. September 1420 thut dies Theodoricus Vogel,
Sollator, des Papftes Martin V. in der Provinz Mainz, für diefelben
Kirhen von Worms aus. Er anerkennt, daß Bürgermeifter, Rat und
Gemeinde Gmünd, fowie provisor et administrator des Spitals ihm
durch Nikolaus Notel aus dem Predigerorben 120 rheiniſche Goldgulden
ale Annaten überfhidt haben. Unter demfelben Datum befcheinigt
Bogel ebenfalls von Worms aus der Priorin und dem Konvent bes
Aloſters Gotteszell, daß ihm derſelbe Notel für die Kirchen in Zimmer:
bad und Spreitbah die Annaten im Betrag von 50 rhein. Goldgulden
überbrat habe. (Die lat. Urkunden im Spitalardiv.)
Kehren wir wieder zu den kirchlichen Verhältniffen Gmünds zurüd,
jo betrachtet es Biſchof Johann von Augsburg als eine ganz befondere
2382 Klaus
Aufgabe feiner Hirtenforge, den kirchlichen Sinn der Gmünder zu erhalten
und zu fördern. Mit größtem Eifer, fchreibt er im Jahre 1474, jei er
auf alles bedacht, was geeignet fei, das Heil der Seelen zu fördern.
Um daher die Gläubigen durch geiftlihe Geſchenke zu Werfen der Liebe
und Frömmigkeit anzufpornen, habe er durch Vermittlung einiger Kardi—
näle die Vergünftigung erlangt, daß allen denen, welde ihre Simben
wahrhaft bereuen und beiten und am Altare bes hl. Wolfgang und
Cyriakus in der Pfarrkirche ihre Gebete verrichten, ein Ablaß verliehen
werdet).
Intereffant ift aus der Zeit des Bilhofs Johann aud die Be
handlung einer Cheftreitigeit. Ein gemiffer Heinrich Aſchäch genannt
Fifcher, Bürger zu Gmünd, und jeine Hausfrau waren, wie es in einer
Urkunde vom Freitag nach St. Gallen-Tag (19. Dt.) 1464 heißt, „Ipannig“
geworben (— es war zu einem gefpannten Verhältnis zwiſchen ihnen ge—
tommen). Da wandten fi beide nad) Augsburg. Bon hier erging zu
nächſt die Weifung, die Sache auf gütlihem Wege abzumahen. Zu
diefem Zwecke trat nun ein Schiedsgericht zufammen und zwar ber
Pfarrer, der Schulmeifter (gelegentli aud ein Beweis für das Alter
der ftädtifhen Schule!), etliche des Rats und jonft noch einige Bürger
von Gmünd. Dem „Ipannigen“ Ehepaar wurden nun Weifungen ge
geben, wie es fi künftig verhalten fole, und es wurde eine verbriefte
und verfiegelte Urkunde darüber aufgenommen. Nach einiger Zeit be=
tlagte ſich Aſchäch bei dem Rat von Gmünd, er habe fi an die Ent:
ſcheidung des Schiedsgerihts gehalten, feine Hausfrau aber nicht. Allein
der Rat ſcheint ſich davon nicht überzeugt, ſondern das Gegenteil ge
glaubt zu haben. Denn er drohte ihm, wenn er fi nit ruhig ver:
halte, ihn gefänglid einzuziehen. Deshalb floh Aſchäch aus der Stadt
in das Rechbergiſche und wandte fi) wieder nah Augsburg. Bon hier
N Die Gmünder beſchränken ſich nicht darauf, in ihrer Pfarrkirche zu Beten,
fie machen auch Wallſahrten zum Teil in außerordentlich weite Gegenden. Am Same:
tag nad dem bi. Pfingfttag (8. Juni) 1476 befennt Clara Füchſin, genannt Zimmer:
hãnſin, Burthard Rofenfrang des Schuhmachers Burgers zu Gmünd ehliche Hausfrau,
daß fie ins Gefängnis gefommen fei, weil fie in ber Zeit, da ibr Mann „zu dem
beiligen Himmelfürſten dem fernen St. Jakob geweſen if“, einen Teil ihrer Habe
unnüg vertban und ſich unlöblid gebalten hat, nicht fo, wie es einer ehrbaren frommen
Hausfrau geziemt. Sollte bamit wohl etwas anderes gemeint fein, als bie Wallfahrt
nad San Jago de Compostela in Spanien? — Der fromme Eifer der Gmünber if
fe groß, daß von Laien, nidt von Geitlihen, das erite officium in der Johannis-
tirche gefungen wird, und ber Kardinal Raimund, der bas erjahren hat, — er It
apostolicae sedis de latere legatus — erteilt im Jahre 1502 von Um aus einen
Ablak von 100 Tagen allen denen, welche ihre Sunden aufrichtig bereuen unb beichten,
fo ojt fie dieſem Gefang audächtig anwohnen.
Zur Geſchichte der kirchl. Verhättmiffe der ehemal. Reicheſtadt Schw. Gmünd ac. 283
aus wurde jegt verlangt, er müfle feiner Hausfrau ihre Morgengabe
herausgeben. Durch Vermittlung Veits von Rechberg wurde ihm nun
von Gmünd ein zweites Schiedsgericht bemilligt, beftehend aus Syfrid
vom Holg, dem Vitenkaplan und einigen anderen geiftlihen und welt:
lihen Verordneten. Vor dieſem Gericht erklärte Aſchäch, er wolle auf
fein Bürgerrecht verzichten und die Nachfteuer bezahlen, nur folle man
ihm fein Vermögen herausgeben. Das Gericht verwies ihn aber auf die
Augsburger Entſcheidung. Aſchäch erwiderte, die Chorrichter zu Augsburg
haben fein Recht, über fein Vermögen zu verfügen, das fi in Gmünd,
einer freien Taiferlihen Neichsftadt, befinde. Der Rat aber ließ den
widerfpenftigen Menſchen in Haft legen und Urfehde ſchwören (d. h. nad
überftandener Haft das Verſprechen fünftiger Beſſerung ablegen). Nun
verflagte Aſchäch die Stadt Gmünd bei der Reichsſtadt Hall, daß fie
ihm fein Vermögen vorenthalte. (Nach geſchworener Urfehde durfte einer,
der ſich nicht beruhigen wollte, gegen die Stabt bei einer Reichsſtadt im
Umkreis von 6 Meilen Klage erheben.) Allein die Vertreter Gmünds
ihmwuren, daß fie das Vermögen Aſchächs nicht innehaben, fondern daß
es im Befige feiner Hausfrau jei, und fo wurde Gmünd freigeſprochen.
¶ Im dem oben genannten Jahre 1469 am Freitag nad Peter und
Paul (= 7. Juli) beantwortet der Generalvifar Georg von Gotzfeld
aud eine Anfrage der Gmünder, ob es ihnen erlaubt fei, einen ver—
urteilten Menfchen auf dem Kirchhof zu begraben, er habe das nicht auf
eigene Verantwortung nehmen können und deshalb es dem Biſchof vor-
getragen. Leßterer lege num feine diesbezüglichen Rechte auf jederzeitigen
Widerruf in die Hand des Delans oder des Pfarrers von Gmünd. Bei
diefer Beratung feien geweſen Herr Dito von Schannberg, Herr Friedrich
von Rebwig u. a. —) Handelte es fih in dem Falle Aſchäch um einen
Streit in der Ehe, fo erzählt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1482
einen ſolchen vor Abſchluß einer Ehe. Cine Elifabeth Sek aus Aalen
Hagt gegen einen Lorenz Liebermann von Gmünd, daß er ihr die Ehe
verſprochen habe, fie aber nicht heiraten wolle. Der Beklagte wird in
Augsburg freigefprodhen, weil die Setz feine Beweife für ihre Behaup-
tung beibringen fann.
Da das Firdliche Faſtengebot jehr ftreng war, jo jucht im gleichen
Jahre der Pfarrer Johann Hammerftetter bei Biihof Johann um die
Erlaubnis nah, daß man an Fafttagen auch Milchipeifen genießen dürfe,
da infolge der Fehden benachbarter Fürften die Gegend durch Brand und
Verwuſtung ſchwer gelitten habe und deshalb viele in ſolche Armut ge—
fommen jeien, daß es ihnen fehmer falle, Fifche, ÖL und andere Faften-
fpeifen zu faufen. Die Vergünftigung wird durch Vermittlung bes
284 Klaus
KRardinallegaten Markus für Gmünd und die dazu gehörigen Ortſchaften
gewährt, aber mit der Einfhränfung, daß während ber A0tägigen Faften
nur Butter gebraucht werben darf (nicht auch Milh, Käfe 2c.). Überdies
werden die Gläubiger ermahnt, wenn fie von diefer Vergünftigung Ge-
brauch machen wollen, fih an den Pfarrer zu wenden, daß er ihnen
dafür andere Werke der Frömmigkeit auferlege, z. B. Almoſen, befonders
auch Gaben zum Unterhalt der Pfarrkirche. Die genannte Einſchränkung
wurde dann 1499 unter Bifchof Friedrich aufgehoben mit der Begrün—
dung, daß es in Gmünd viele Arbeiter gebe, welche durch ihre Arbeit
und ihre Kunft ihren Lebensunterhalt verdienen (es ift wohl die Gold-
fchmiedefunft gemeint, „operarii victum labore et arte quaerentes“),
fodann viele Arme, enbli daß die Stadt in einer mwaldigen Gegend
gelegen ſei und wenig von durchziehenden Handelsleuten beſucht werde,
fo daß es ſchwer oder nur mit großen Koften möglich fei, Fiſche und
ſonſtiges, was zur Beobachtung des Faftengebots erforderlich fei, fich zu
verjhaffen. Der Pfarrer folle dann die Gläubigen zu andern frommen
Werken anhalten, namentlich zu Beiträgen für den Bau der Pfarrkirche.
Diefe war nämlich 2 Jahre zuvor von einem ſchweren Schaden betroffen
worden, indem am Charfreitag abends zwiſchen 9 und 10 Uhr, vor
unferer lieben Frau Verkündung, zwei Türme, melde zwiſchen dem
Chor und Langmünfter fanden, einftürzten. Biſchof Friedrich richtet
deshalb unter dem 13. Juni 1497 an ben gefamten Klerus der Diöcefe
Augsburg ein Schreiben, daß die Kirche infolge dieſes Unglüds an ben
Dächern, Seiten, Mauern, Gemölben und Altären einen faft unerfeglichen
Schaden erlitten habe. Die Kräfte der Stadt Gmünd allein feien zur
Wiederherftellung des Baues nicht ausreichend, wenn nicht das Almofen
der Chriftgläubigen zu Hilfe komme. Die Geiftlihen der Diöcefe werden
deshalb ermahnt, die Sammler, welde mit dem vom Biſchof ausgeftellten
Empfehlungsbrief in den Gemeinden erfcheinen werben, gut aufzunehmen
und fie der Milbthätigfeit des Volkes zu empfehlen').
*) In ähnlicher Weife wurden durch Papſt Julius II. zur Wieberherftellung der
durch Feuer zerftörten Kirche in Konflanz Ablaöbriefe ausgefellt. Einen foldhen er-
warben am 24. März 1518 Nifolaus Köllin in Gmünd und feine Frau. Bedingung
zur Gewinnung bes Ablaſſes ift Reue über bie Sünden und Beihte derfelben, Beſuch
Seftimmter Kirchen und ein Almofen für die Kirche In Konftan. (Spitalarhiv.)
Unter Bifhof Friedrich wurbe aud am Sonntag Deuli (26. Febr.) 1497 durch die Kur-
fürften, Fürften und Stinbe des Schwäbiſchen Bundes ein Tag zwiſchen dem Biſchei,
deffen Domfapitel und ber Stabt Mugsburg „etliher Irrungen und Mipverflände
Balber“ in Gmünd abgehalten. Der Gmünder Rat ſchreibt nimlid am 29. April 1585
an den Biſchof von Augeburg, er werde nad) ben Protofollen unb Aften über biefe
Verſammlung, welche ber Bifhof wünfdhe, fehen.
Zur Geſchichte ber lirchl. Verhältniffe ber ehemal. Reichsſtadt Schw. Gmünd ec. 285
Die Geiftlihen verwalten ihre Pfründen nicht immer felbft. So
übergiebt Jeremias Egen, Chorherr im Domftift zu Eihftätt, feine Pfründe
St. Sebaftian in der Pfarrkirche zu Gmünd im Jahre 1501 dem Thomas
Schwinkreiß und erteilt ihm die Vollmacht, deren Einkünfte einzuziehen.
Was das Leben ber Geiftlihen betrifft, fo fieht der Rat ftreng darauf,
daß fie in ihrem Wandel unfträflich find. Er will im Jahre 1447 den
Kaplan Johannes Baldung und deffen Mutter aus der Stabt mweifen.
Biſchof Peter von Augsburg fucht zu vermitteln. Balbung habe ihn
verſprochen, binnen Jahresfrift fih um eine andere Pfründe umzuſehen.
Danıı fehreibt der Biſchof meiter: „Wir fprechen aud von ber Frau
wegen, die dem Baldung ein Kind geben wollte, daß diefelbe Frau die
Wahl haben fol, daß fie dasſelbe Kind, wenn fie mil, dem Baldung
geben mag, ber fol es dann fürbaß verjorgen, will fie aber das nicht
thun, fo ſoll ihr der Baldung geben 6 Gulden rheiniſch, und fie fol
das Kind dann felbft verſorgen ). — Der Rat ift auch darauf bedacht, feine
Rechte gegenüber der Geiſtlichkeit ſtreng zu wahren. Als ber Pfarrer
und die Kapläne der Bruberjhaft 1504 ein Haus faufen, müffen fie
verſprechen, jährlich für Steuer und Wachgeld einen rheinifhen Gulden
zu zahlen, und wenn fie in biefes Haus eigenen Wein legen würden,
denfelben zu verumgelten, wie die Wirte. Wollen fie in diefem Haufe
miteinander eſſen ober Zeh haben, fo dürfen fie aus ihren Käufern
höchſtens etwa 1, 2 oder 3 Maß Wein in dasfelbe bringen, fie ſollen
denfelben bei den Wirten holen lafjen. Wenn fie das Haus wieder ver-
faufen mürben, fo dürfen fie es nur einem eingefeflenen Bürger zu
kaufen geben. — Auch kirchliche Angelegenheiten müſſen vor den Rat
gebracht werden. So wendet fi Prior und Konvent bes Predigerordens
an benjelben in folgender Angelegenheit. Peter Oppolts Mutter habe
in ihrem Gotteshaufe eine ewige Frühmeffe geftiftet. Infolgedeſſen
müffen fie ihre Kirche zur Sommerzeit ſchon um 2 Uhr morgens öffnen.
Tas bringe verſchiedene Mißſtände mit fih. Es kommen wenige Leute.
Berner fagen fie: „ES wird uns dieſer ſchweren Läuf halber in
unſerem Gotteshaufe Schmachheit bewiefen, Unfauberfeit dahin getragen,
die Altartücher, Leuchter, Weihkeſſel, das ÖL aus den Ampeln entfremdet
und andere Unzucht und Schmach und Unehr in der Kirche begangen.”
Sie hätten deshalb mit der Verwandtſchaft der Stifterin geſprochen, ob
fie nicht diefe Frühmeffe auf eine fpätere Zeit verlegen dürfen. Die
*) Andererfeite fügt der Rat auch feine Geiftlicen. Am Montag vor St. Micels-
tag (27. Sept.) 1484 bekennt Wallpurga Hänin, daß fie Ins Gefängnis gefommen
fei, weil fie ihren Ehemann Ottmar Buriſch aufgefordert Habe, den Kaplan Hans Ebner
in einen Bad) zu werfen. Das habe derſelbe dann auch bei Nacht und Nebel gethan.
286 Klaus, Zur Geſchichte ber Hrchl. Verhältniſſe von Gmünd.
Verwandtſchaft habe nichts dagegen, und jo bitten fie nun aud den Rat
um feine Genehmigung.
Das Schriftftüd trägt fein Datum, aber bas angeführte Citat ſcheint auf bie
Neformationgzeit zu weiſen. Die Namen ber Verwandten find angegeben: Kafpar und
Konrad Günblin, Brüder, und Hans Büceler, Spitalmeifter. Bon anderer Hanb it
beigeſchrieben, daß Konrad Günblin 1542 Pfleger der Kinder Melcher Scheurers ger
weſen fei. Ein Johannes Scheurer, alter Bürgermeifter, madt 1517 eine Stiftung
mit feinem Zehnten zu Wetzgau. Bon den Erträgniffen biefer Stiftung fol ein ber
Rlınmter Teil zu Almofen verwendet werben, ein anderer Teil fol ber Stadt zufallen,
wieber ein anderer foll ben Pflegern ber Pfarrkirche, ben Barfüßern umb ber Priefters
bruderſchaft, den beiben lehteren mit ber Berpflihtung zu einem ewigen Jahrtag
gegeben werben. Ein Kaſpar Günblin (aber jedenfalls ein anderer, als ber oben ge=
nannte) wird neben einem Peter Günblin in einer Urfunde von 1472 genannt.
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elfah und am
Bberrhein pur Zeit Raifer Tudivig des Bayern.
Nit einem Anhange ungebrudter Urkunden zur Gefchichte der ſchwäbiſchen
Stäbte zur Zeit Ludwig des Bayern.
Bon Dr. I. Kuspfler, Münden.
Seit Rudolf von Habsburg und befonbers feit dem 14. Jahrhundert
Hoffen die Einfünfte der deutſchen Könige hauptfächlich aus den fid immer
mädtiger entfaltenden Reichsſtädten, während es Fürften und den übrigen
Großen bes Reiches mehr und mehr gelang, fih von den Leiftungen
gegen Reich und Krone zu emanzipieren.
. Sehr Mar treten diefe Verhältniffe unter der Regierung Ludwig
des Bayern hervor, der, wie auch in anderen Dingen, hier bei den Städten
eine ſehr ergiebige Duelle und ftets Hilfreiche Unterftügung fand. Und
gerade für die ſturmbewegte, reihe Gelbmittel zu politifchen wie Friege-
tiſchen Zweden erfordernde Regierungszeit dieſes Kaifers waren dieſe
Uuellen von größter Bedeutung und verbienen darum wohl eine eingehen-
dere Betrachtung.
Bon den beigegebenen Urkunden bezieht ſich ein Teil auf das reiche:
ädtifhe Steuerwefen, die übrigen Urkunden bürften für die Gedichte
der Beziehungen Ludwig des Bayern zu Schwaben feine unwillfommene
Beigabe bilden.
Von allen fteuerleiftenden Faktoren des Neiches waren zur Zeit
Ludwig des Bayern unzweifelhaft die Städte die bedeutfamften. Für
uns fommt bier zunächft die ſtädtiſche Neichsfteuer, stiura imperialis,
Dede, Reiche-Stabtfteuer, welche dem Kaifer von jeder einzelnen Reiche:
ſtadt alljährlich eine beflimmte Summe gewährleiftete, in Betracht.
Wenn wir uns im folgenden auf die Betrachtung der Steuerver-
hälmiffe in den ſchwäbiſchen, elfäffifchen und oberrheiniſchen Gebieten be:
ihränten, jo findet dies feinen Grund darin, daß ja gerade hier die Haupt:
maſſe der Reichsſtädte lag und bier die ausgebildetſten Verhältnifle fi
finden.
288 Knöpfler
Die Entwidlung der Reichsſtädteſteuer bis anf Ludwig den Bayern.
Die Eitteratur über das Steuerweſen ber Städte im Mittelalter ift, abgeſehen
von furzen Bemerkungen in Werken, welche ſich ber Betrachtung ber Städte, Reiche-
und Rechts geſchichte widmen, ſehr Mein. Als erſte ſpeziell bie ſtädtiſchen Steuerver-
hältniſſe behandelnde Arbeit begegnen uns bie „Assertiones iuris publici de Steura
imperiali ordinaris eivitatum imperüi“') bes Herm. &. Engelbredt, mehr lkompila-
toriſchen als kritiſchen Inhalts. Bahnbrechend für biefes Gebiet waren bie Forſchungen
Karl Zeumers2), die neuerdings die erwünſchte Vervollſtändigung erhielten durch das
von Jakob Schwalm®) im bayerifhen Reichsarchiv aufgefundene, äußerft wertvolle
Eingangsverzeihnis ber Reichsftäbteiteuern, das wahrfdeinlid vom Jahre 1241 ftammt.
Im Anfluffe an dieſe erwähnten Arbeiten geben wir die einfeitenben Bemerkungen.
Die Stäbtefteuer, welhe uns vor dem 12. Jahrhundert nur
einzeln, erft feit der Mitte des 13. Jahrhunderts allgemeiner begegnet,
entwidelt ſich, zugleih mit dem Herauswachſen der Städte aus der länd-
lichen Verfafjung, aus der alten, allgemein erhobenen Bede, einer Kopf»
fteuer. In ihrer Grundform ift die Stäbtefteuer alfo eine Befteuerung
des einzelnen Bürgers. Bald gilt es als ein Vorzug größerer Stäbte,
von dieſer Steuerpflicht enthoben zu werben. Die Mehrzahl der Städte
bleibt indes fteuerpflichtig und auch die von der Steuer befreiten Städte
tehren zur allgemeinen Steuerpflicht zurüd, die fih nun zu einer bie
Stadt als Steuergemeinde umfafjenden entwidelt. Die birefte Einzel:
befteuerung hört auf, die Stadt als ſolche hat eine gewiſſe Steuer jährlich)
zu entrichten.
War früher die Steuer an feine beftimmte Höhe noch Zahlungs:
termin gebunden, fo werden allmählich auch dieſe Momente und zwar
auffallenberweife in den königlichen Städten zulegt firiert. Von Einfluß
auf die Beftimmung der Höhe der Steuer waren gewiß jene ben Städten
fo unbequemen Verpfändungen der Steuer, welche dem Pfandinhaber die
Hand zu großen Erpreflungen boten. Durch königliche Privilegien ward
die Höhe der jährlichen Steuer geregelt. Dieſe Firierung hinderte indes
die Könige nicht, in einzelnen Fällen die Steuer zu erhöhen ober zu
mindern.
Die Beftenerung erftredite ſich nun nicht nur auf Föniglihe Städte,
fondern auch die Fönigliche Wogtei, 3. B. in Biſchofſtädten, gab das Recht
) Griphiswaldiae, 1751, Edit. 1. IL.
2) Die deutſchen Städtefteuern im 12. und 18. Jahrhundert in „G. Schmollers
ſtaats· und ſozialwiſfenſchaftlichen Forſchungen? I, 2,
°) Bol. „Ein unbefanntes Gingangeverzeihnis von Steuern ber königlichen
Städte aus ber Zeit Kaifer Friedribs IT.“ Im N, Arhiv 8. 23, p. 517—53 und
Karl Zeumer „Zur Geſchichte der Reicsfteuern im früheren Mittelalter“, in Sybels
HR. Zeitſchr. N. F. 45, p. 2445.
Die Reicheftäbtefteuer in Schwaben, Elfaß und am Oberrhein 1. 289
zur Erhebung einer Bede, die, wie das erwähnte Eingangsverzeichnis be=
ftätigt, bier in der mit dem Biſchofe zur Hälfte geteilten Stabtfteuer
beftand. Solche Städte wanbelten fih im Laufe der Zeit häufig zu
Reichsſtädten um, fo Augsburg, Konſtanz u. a. m. und hatten jo die
ganze Steuer an das Reich abzuliefern. Andere Städte wiederum mußten
ſich von der Steuerpflicht dauernd zu befreien und treten fomit in die
Reihe der fogen. Freiftädte, 3. B. Baſel. Gerade dieſe Steuerfreiheit
der Freiftäbte ift eines der weſentlichſten Unterfcheidungsmerfmale von
Reichsſtädten ).
Schon bald ſcheint eine Zentraliſation der Steuern zur königlichen
Kammer eingetreten zu fein. Zur Zeit Konrad IV. iſt fie, wie das er-
wähnte Cingangsverzeihnis zeigt, gänzlich durchgeführt, um nad dem
Interregnum einer ftarfen Dezentralifation Plag zu machen.
Die Zeiten des Interregnums wirkten überhaupt zerrüttenb auf bie
Steuerverhältnifje und felbft aller Arbeit Rudolfs I. gelang es nicht, hier
wieder vollftändige Ordnung zu jchaffen.
Eine genaue Firierung der Steuerhöhe ift vor Konrad IV. kaum
anzunehmen. Seit Konrab tritt im allgemeinen eine Erhöhung ber
Steuern auf.
Was die Art und Weife der Eintreibung der Steuern betrifft, ſo
möchte ih, im Gegenfag zu Zeumer?), annehmen, daß ſchon für die erfte
Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landvögte damit betraut waren. Zeu—
mer beruft fi) auf das Beilpiel von Zürih, wo „Herr Schenk“ (Konrad
von Winterftetten), der 1240 Landvogt in Schwaben war, direkt durch
föniglihen Befehl zur Einhebung der Steuern ermädtigt wird. Er
tommt zu dem Schlufe, daß es zur Erhebung, bei einer amtlichen Be-
fugnis bes Vogtes, eines ſolchen Befehles nicht bedurft hätte. Diefer
Einwand ſcheint indes durch die Thatſache befeitigt, daß ja felbft noch
unter Ludwig dem Bayern, wo ja ohne Zweifel die Drganifation ber
Vogteien zur Steuererhebung benügt wurde, fi nicht felten gerade in
Schwaben folde fpezielle Aufträge an die Vögte finden. Im Verlauf
dieſer Abhandlung haben wir noch Gelegenheit mit einzelnen Beifpielen
darauf zurüdzulommen.
%) Herm. Engelbrecht, 1. c. p. 29, erkennt felgen Unterſchied nicht an. „Illam
etenim, ... . steuram impeı m ordinariam Imperator ab omnibus omnino eivi-
tatibus imperii, nullo discrimine utrum liberae, an mere imperialis dicantur, exi-
gere potest, nisi exemtionem legitime adquisitam probent“ heißt es ba. — Gr
iegt fi) Hier in bireften Gegenfaß zu Ludewig, De dispari civitatum nexu unb eh:
mann, Chronicon Spirense, p. 299, bie ſchon richtig den Unterſchied zwiſchen Freiftadt
und Reiheftabt in ber Steuerfreibeit erſterer erbiidten.
2) Hiſt. Zeitfär. 1. c. 40/1.
Württ. Bierteljahröh. f. Landesgeih. R. J. XI. 19
290 Knöpfler
Wir haben bisher ſtets von den ordentlichen Stadtſteuern geſprochen.
Neben biefen wurden au Ertrafteuern, wie Heerfteuern, Steuern zur
Abhaltung von Reichstagen ꝛc. erhoben, zu deren Bewilligung die Städte
öfter zu Stäbtetagen berufen wurben.
Mit dem fi fletig mehr entfaltenden Übergang von ber Natural:
zur Geldwirtſchaft, der fi ja an das Aufblühen von Handel und Ge:
werbe in den Städten Enüpft, und dem damit fteigenden Werte des Geldes,
eines neuen Machtmittels, wandten auch die beutichen Könige ftets mehr
ihr Augenmerk den Steuerverhältniffen zu. So bemerken wir ſchon unter
Albrecht I. und Heinrih VII. eine allgemeine Erhöhung ber Steuerfäge
und eine firenge Regelung und Durchführung der Gejamtverwaltung ber
Steuern.
Die Weiterausbildung der Steuerverhältniffe in den Städten unter
Ludwig zu zeigen, ift Aufgabe der folgenden Zeilen.
L Art und Höhe der Steuer in den Reichsſtädten.
Unter Ludwig dem Bayern ift die Reichsſteuer der Städte eine
fait durchweg der Zeit der Zahlung und aud der Höhe nad firierte
Jahresſteuer.
Zum großen Teile finden wir unter Ludwig ſchon Normalſätze für
Jahresſteuern, die ſich in einigen Fällen bis an das Ende des Keichee
unverändert erhielten. Als Bezeihnung für die Jahresfteuer finden wir
die Ausdrüde: ftiur, gewonlich ftuir, ſtewr, Reichsſtewr, ſtwr und vorde-
rung, steura, stüra consueta, steura et exactio, consueta stura et
solita servicia, collecta. Der am häufigften wieberfehrende Name iſt
für, stüra. — Sehr felten findet fi) die alte Benennung „Bee“. —
Noch unbekannt ift der ſpezielle Name „Stadtfteuer“. — Häufig jedoch
finden fi) Zufäge, welche die jährliche Wiederkehr und Leiftungspflicht
ausbrüden.
Neben dieſen ordentlihen Jahresfteuern der Städte finden wir
auch unter Ludwig dem Bayern außergewöhnliche Leiftungen, die der
Kaifer 3. B. zur Beftreitung der Koften einer Heerfahrt (Heeresiteuer),
eines Reichstages oder diplomatiſcher Gefandtichaften, die ja gerade unter
Ludwig dem Bayern, befonders in den Verhandlungen mit der Kuric,
eine fo große Rolle fpielten, verlangte.
Unfere Darftellung wird fi zunächſt nur mit der steura imperialis
ordinaria befhäftigen und nur gelegentlich follen die befonderen Steuern
geftreift werden. An der Hand des urkundlichen Materials unterfuchen
mir zunächſt die Veränderungen der Steuerbeträge in ben einzelnen
Die Reichsftäbteftener in Schwaben, Clfaß und am Oberrhein x. 291
Etäbten des von und betrachteten Gebietes des Deutfhen Neiches, unter
Berücdfihtigung der Verhältniffe in den biſchöflichen Städten, um einen
Schluß auf die allgemeine Regel der Vefteuerung ziehen zu Fönnen.
Die Städte, von denen und zu dieſer Unterfuhung Augsburg, Zürich,
Um und Eßlingen die meiften urkundlichen Nachrichten bieten, laſſen wir
in alphabetifcher Reihe folgen. Zur Vergleihung ziehen wir gelegent-
lid) die entfprechenden Daten des erwähnten Eingangsverzeichniffes von
1241 heran.
1. Augsburg: Von allen Stäbten liegt uns über Yugsburgs Gteuerver:
Hältniffe das reichhaltigfte Urfunbenmaterial vor.
Wie Zeumer nachweiſt, finden wir zur Zeit Rudolf I. von Habsburg, da Auge
burg noch Biſchofſtadt war, eine Teilung der Eteuer zwiſchen bem kaiſerlichen Vogte
und dem Biſchofe. Die Steuer betrug [don damals 400 Pf. Augsburger Pfennige.
Während bier im Anfange ganz entgegengefeßt ben Basler Verhältniſſen ber Taiferliche
Zogt die Steuer erhoben und ber Bifhof nur ben Anfprud; auf bie Hälfte berjelben
$at, fiel mit dem Übergange Augsburgs zur Reichsſtadt bie Stabtfteuer ganz an ben
dnig und wurde fo zur eigetlichen deichsſteuer Wir finden diefelbe gleich Bei Lud
wige Regierungsantritt auf 400 Pfd. Piennige feftgefeht‘). Tas Verſprechen, bie
Steuer nicht zu erhöhen, hat Ludwig ftets eingehalten. Als Kalfer beftätigt er der
Stadt von Gremona aus 1829 dieſes Reät?).
Außer biefer Reichöftener zahlten bie Augsburger auch einigemale befonbere
Steuern, fo 1380 eine Hoffteuer von 1000 Pfd. Pfennige). Auch bie 1889 allgemein
den Reichsftäbten auferlegte Ertraſteuer entrichtete bie Stabt in einer Höhe von
1600 Bid. Hellem +).
Sie ſcheint ſtets eine pünftliche und willige Steuerzahlerin geweſen zu jein.
Ter Ralfer ftellt ihr felbft darüber in ber Ieptgenannten Urkunde das beſte Zeugnis
aus, „Und bechennen au, daz bie vorgenanten unfer burger zu Auſpurg mit allen
den bienften unb fadjen ber wir von bes richs wegen an fi gemütet haben, zu allen
älten getan habent gehorſamichtich nad) unferm willen. . . .*
2. Dinkelsbühl: Aus einer Quittung von 1324®) erfahren wir, daß bie
1241 40 Mark = 80 Bid. Heller betragende Steuer auf 150 Pfd. erhöht worden war.
) Mayer, Urf.®. v. Augsburg I, 195, d. d. 30. Juli 1315. Nah Schönberg,
Tie Finanzverhältniffe Baſels, p. 125 betrug im Jahre 1886 ber Wert eines Pfundes
Tiennige (Basler Gewichtes) in heutiger Währung 6 Franke 50, 1342 15 Franks 95
und 1344 etwa 12 Franks 95.
”) Lüng, 1. c. 18, 92.
”) Zapr.Ber. d. 5. Ber. f. Schwaben u. Neuburg, 17, p. dB, d. d. 29. Nov.
1390 — „. . . gevert habent 1000 pfunt Aufpurcher, die fi uns geſchenchet und geben
baben zu unferm Hof, ben wir zu franchenfurt habent werden. ..“ — Es darf wohl
auj den Unterſchleb ziwifhen dem Hier erſcheinenben „Ichenfen“ und dem fenft üblichen
„zu geben ſchulbig find* hingewieſen werben unb auf eine mehr oder minber beftehenbe
ãteiwilligkeit In ber Leiitung ſolcher Ertraſteuern aufmerfam gemacht werben.
*) Mayer 1. c. 344 d.d. 22. Aug. — „vorderung und bet“ wird biefe Steuer
Hier genannt.
) Öfele, Rer. Boic. ©. €. I, 748, d. d. 4. Oftober,
292 Knöpfler
8. Donauwörth: 1831 erſcheint Hier bie Steuer mir 400 Pib. Hellert).
4. Ehlingen: Die Entwillung ber Steuerverfäftmiffe Chlingens behanbelt
Theod. Schön), der aber mebft argen Verftößen gegen bie Ehronologie mehrere uns
richtige Auffaffungen biefer Verhältniſſe bringt, bie hier berichtigt werben mögen.
Gleich die erfte Angabe Schöns, daß nämlich bie Ehlinger Steuer erſt 1315
genannt werde, ift bahin richtigzuftellen, daß ſchon 1274 biefelbe befannt iR”). Das
Verzeihnis von 1241 nennt 120 Matt als Meihefteuer‘). 1815 ſtellt Ludwig ber
Bayer dieſelbe auf 1000 Pf. Heller feft).
Obwohl nun die Stabt in ber Ieptgenannten Urkunde vom Kaifer auf über
10 Jahre von ber Steuer befreit wurbe, weift biefer doch ſchon 1328 den alten Gegner
Ehlingens, Graf Eberhard von Württemberg, mit 2000 Pfb. Heller, alfo bem Betrage
zweier Jahresfteuern, auf bie Eplinger Steuer‘). Doch wird 1880 bie Steuer durch
Ludwig auf 800 Pib. jährlich dauernd herabgeſebt und ber Stadt erlaubt, dieſelbe in
Kriegszeiten für ſich felbft verwenden zu dürfen”).
Auf bie Beitverhältniffe bei ben Steuernadläffen durch ben Kaiſer kommen wir
noch an anderer Stelle zu ſprechen.
5. Feuchtwangen: 1828 begmabet ber König bie Stadt, daß fie jährlich
nicht mehr als 100 Pfb. Heller fteuern müffe, bie Hälfte im Mat, die andere Hälfte
im Herbſte zahlbar®). 1881 giebt Ludwig über bieje Gmabe ber Stadt eine kaiſerliche
Veflätigung®). 1241 Hatte bie Steuer 40 Pfb. Heller betragen,
6. Shwäb. Gmünd: Hier betrug 1241 bie Steuer 160 Mark, alfo etwa
320 Pb. Heller. Unter Karl IV. finden wir biefelbe nur noch auf 270 Pid. ftehen 1).
Innerhalb diefer Grenzen wird baher bie Steuerhöhe Gmünds gelegen fein unter Lub:
wig bem Bayern.
7. Gundelfingen. Die Etewer wird zum Jahre 1323 ausbrüdlih mit
632 Pfd. Heller genannt !').
2) Öfete, 1. e. I, 764 — d. d. 21. Oftober und N. Hift. Abhandl. d. Atad. I.
585; d. d. 15. Dezember.
) M. 3.0. ©. 17, p. 234 f. — Unglaublic, ſcheint es, bier ganz nebenbei
gefagt, wie folgende Stelle zum Drude kommen konnte. „Die erſte Nachticht (sc. über
bie Eßl. Steuer) ſtammt aus dem Jahre 1315. — Am 27. Oftober besfelben er-
ließ Raifer Heinrich VII. der Stadt Elingen die Reihefteuer, ... . — Aud wurde
in biefem Jahre bie Ehlinger Reichsſteuer auf 1000 Pib. Heller feftgefegt. Als indes
am 24. Auguft 1318 der Kaiſer geftorben war, kehrte ſich fein Nachfolger Ludwig ber
Bayer in biefe Verfügung feines Vorgängers niht . .. * —!
®) Reg. Imp. VI, Kr. 264, d. d. 23. Nov. 1274.
MN. Arch. 28, 526.
>) Württ. Geſch.Quell. IV, I, 209, d. d. 27. Oft, und Böhmer, Acta imp.
sel. 483.
*) Württ. Gefh.Quell. 1. c. p. 250, d. d. 12. Juli.
7) 1. 0, 290, d. d. 1. April.
*) Reg. Boic, VI, 95, d. d. 10. Mai
*) Jacobs, Geſch. von Feuchtwangen, 189.
"%) Reg. Karol, Rr. 3238,
9) Sfele, ec. I, 147; „. .. bie Steror zu Gundolfingen, ber bo ift 600 Bib
und 32 Pid. Heller... .*
Die Reichsſtädteſteuet in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ıc. 293
8. Hagenau: 1241 betrug bier die Steuer 200 Marl. Indem Lubwig am
4 März 1815 der Stabt auf 2 Jahre die Steuer erläßt, erflärt er zugleich, von ihr
über bie gewöhnliche Höhe der Steuer nichte zu verlangen‘). Ebenfo verſpricht er 1881
über bie Jahresſteuer feine Anweifung auf bie Stabt zu geben®). Aus einer Urkunde
von 1840 erfahren wir, baß bie Jahresfteuer 250 Pib. Heller betrug®).
9. Hall: Die Steuer wird 1316 in einer bisher ungebrudten Urkunde auf
600 Bf. Heller feſtgeſetzt ). Diefelbe wirb außerdem nur zum Jahre 1842, unb zwar
im Verein mit ber Eplingens, Reutlingens und Weile genannt, indem am 18. Mär; 1342
auf biefe Steuern an Graf Uri von Württemberg eine Pfandſchaft von 2301 Pfd.
‚Seller verwiefen wirb).
10. Heilbronn: Am 4. März 1816 wirb bie Stadt auf 4 Jahre von ber
Steuer befreit umb dieſe für bie folgenden Jahre auf 600 Bid. Heller feftgefegt, zu
deren Auftreibung ber Stabt bie bortigen Yuben auf 6 Jahre verpjänbet werben®).
Im Jahre 1890 beftätigt Ludwig biefen Steuerbetrag als Kaifer”).
11. Kaufbeuren: 1325 beftätigt der Kaifer bie Vorausbezahlung ber Steuer
auf 6 Jahre. Ein Betrag wird nicht genannt®). 1241 betrug bie Steuer 90 Mark,
unter Karl IV. 200 Pfd. Heller®).
12. Konſtanz: Über bie Steuerverhältniſſe in dieſer wichtigen Stabt find
2 Steuernachläſſe Ludwig bes Bayern vom 81. Dezember 1830 und 20, Yuguft 1384
die einzigen Nacrihten!”). Die Etabt, welche ſhon 1192 von Kaifer Heinrich VI.
von jeglicher Steuer an ben Biſchof enthoben worden wart), bafür aber Meichsfteuer
zablte, ſcheint ſich der Leitung biefer an Ludwig bis zu feiner Rüdfehr vom Römerzug
überhaupt entzogen zu haben.
13. Neuenburg: 1241 betrug hier bie Steuer 100 Mark und bürfte bieje
Höbe auch unter Ludwig bem Bayern gehabt haben. Wenn 1831 ber Katjer dem
Uri) von Rappoltftein zur Dedung von 400 Mark Silbers die Jahresſteuern von
Kelmar, Schleitſtadt, Breifad, Neuenburg und Mühlhauſen anweit, können wir als
Betrag biefer wohl jene 400 Mark annähernd annehmen.
14. Nörblingen: 1824 wirb die Steuer Nörblingens für 200 Pfd. Heller
an ben Burggraf Friebrich von Nirenberg verpfänbet, bürfte alſo damals 200 Pib. bes
tragen haben‘?), für bie kurze Zeit von 2 Jahren eine ſehr beträchtliche Erhöhung.
IN. Archiv, 23, 677.
) Winkelmann, 1. c. IL, 833; d. d. 21. April,
®) Reg. Ludw. Nr. 3082; d. d. 1. Auguſt. — In diefem inne fit aud)
3. Schwalms Angabe (N. Ar. 28, 584) zu Forrigieren.
+) Anhang, Urkunde Nr. 2, d. d. 29. September.
*) Württ. Geſch. Quell. IV, 862. — Die unrichtigen Angaben über biejes Re:
aeit bei Th. Schön, M. I. Ä. ©. 17, 239, gehen auf die Angaben Sattlers, Würt-
temberg unter Grafen, zurüc.
*) Lünig, Reichsarchiv 13, 884. — Der Kaifer ſpricht hier, wie es ſcheint, von
der Steuer ber Stabt old „magna sus debitorum onera“.
?) Ebenba, 13, 885, d. d. 5. Januar.
) Begistrat. Ludw. XXV. 1. c. H. 8. fol. 114, b.
) Wegelin, Hiſt. Bericht von der Landvogtei Schwaben II, 73.
) Nach gütiger Mitteilung bes General-Landes:Arhives in Karlsruhe.
4) Bgl. Hugo, Mebiatifierung d. d. Reichsſtädte, 47.
in) Beg. Ludw. Rr. 754; d. d. 12, Oftober.
294 Kuöpfler
1826 werben 300 Pfd. Heller als Reichsſteuer genannt‘). 1281 Betrug bier bie Steuer
184 Pid?.
15. Reutlingen: ine genaue Angabe über bie Höhe ber Steuer biefes
1296 urkundlich als Reichsſtadt (civitas) genannten Ortes?) fehlt uns. — Annäbernde
Schlüffe laſſen fi aus einer Anweilung von 1000 Pfb. Heller auf bie Steuern von
Reutlingen und Rottweil ziehen). Da wir nimli willen, bag Rottweild Steuer da⸗
mals 500 Bid. Heller betrug®), Fönnen wir mit großer Wahrſcheinlichteit bie Reutlingens
ebenjalls auf 500 Pfd. Heller annehmen.
16. Rottweil: Seit 1285 liegt auf ber Stewer Rottweils ein Piand von
56 Mark, welches Rudolf I. dem Grafen Albrecht von Hohenberg gegeben bat®). Tiefe
Summe bleibt ben Hohenbergern unter Albrecht I und Heinrich VII. weiter verpjänber
und auch Ludwig bejtätigt 1330 dieſe Pfandſchaft). 1341 wird biefelbe ber Stadt
von dem Hohenbergern nachgelaſſen, gegen Übernahme der Bezaplung ihrer Schulden
im Betrage von 2000 Pib. Heller®). 1836 wies Kaiier Ludwig ber Bayer Heinrich
von Reiſchach mit 600, friebrih von Lochen mit 500 Pid. Heller auf den nicht
den Hobenbergern verpfänbeten Teil ber Reicheſteuer an, mit ber Beichränkung,
daß bie Stadt jahrlich nicht mehr als 500 Pfb. Heller im ganzen Steuer zu zahlen
Habe). Diefe Summe bürfte bie Yahresitener unter Ludwigs ganzer Regierungs:
zeit geweſen fein.
17. Sylettitadt: Über bie Höhe der Reichiteuer dieſer Stadt legt und
feine birefte Mitteilung vor. Wir erfahren nur von ciner Anweiſung von 1000 Pid.
‚Heller im Jahre 1323) auf Stadt: und Judenſteuer. Im Jahre 1241 betrug bie
Jahresſteuer 150 Mark'"), aljo etwa 375 Pfd. Heller. Unter Ludwig bürfte indes bie
Steuer kaum unter 500 Rib. bettagen Haben nach obiger Anmweijung.
*) Ibid. Nr. 894, p. 53, d. d. 12. September.
3) Reg. Imperii, VI. Rt. 1881.
%) Die ſtädtiſche Entwidlung Reutlingens war wohl allerbings, wie ber öfter
icon im früheren Jahren begegnende Ausbrud „eives Reutl.“ beweiſt (vgl. W. Urf.B. 6,
8321 2c.), bereits im Jahr 1267 vollendet geweſen. — Im Jahr 1273 jührte bie
Stadt ja ſchon ein eigenes Siegel.
9) Dfele, R. B. ©. 5. I, 744; d. d. 12. Juli 1323.
5) Monumenta Hohenbergica, 322 d. d. 19. Mai 1836.
) 2. Schmid, Mon. Hohenberg. S. 76; d. d. ca. 22. September.
?) Ebenda, ©. 141 j., 173 und 272; d. d. 23. November 1299, 5. Mat 1310
und 28. Auguſt 1330.
®) Ebenda, p. 861; d. d. 2, Mir.
*) Ibid, p. 322 und Rottweiler Urk.B. I (= Württ. Geſch.Quell. IH), p. 73;
d.d. 19. Mai 1836.— „... das fi dieſelben zit niht mehr ſtiur geben fullen, dannc
ale far 500 phunt Heer... .“
10) Lang, Beiträge zur Geſch. Ludwig d. B. in „Neue Hifl. Abhandl. ber fur»
bayer, Afab. I, 492. —-DBgl. auch Winkelmann, 1. c. IL, 350.
') 3. Schwalm, J. c. p. 523. — 60 M. = 150 Pb. Heller nad Winkel:
mann, L. c. IL, 851. — Der Wert ber rauhen Mark ſchwankt unter Ludwig zwiſchen
22%, Pib. Heller. Die feine Mark variiert im 14. Jahrhundert zwiſchen 4 und
5'% fl, alfo ungefähr ebenfoviel Pfund Heller. Vgl. Schönberg, Die Zinanzverhältniffe
Baſels, 105, Anmert.
Tie Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ıc. 295
18. Schongau: Diefes ift altes ſtaufiſches Hausgut. 1241 erſcheinen hier
30 Mark Steuer. 1331 beitimmte Ludwig, daß bie Steuer Schongaus nie mehr als
30 Pfb. Augsburger Pfennige betragen ſolle). Es wäre dies alfo eine bebeutende,
fat die Hälfte beiragende Herabfegung ber Steuer‘).
19. Speier: Dieſes zahlte als Freiſtadt feine Reichsſteuer. Lie von früheren
Königen ausgefprochene Gteuerfreigeit beftätigt Fubroig am 4. Januar 1815).
%. Ulm: Diefe Stadt ſcheint fih von der ziefpältigen Königewahl bie nad)
der Schlacht bei Mühldorf der Eteuerleiftung überhaupt entzogen zu haben, welder
Schluß fih aus dem Fehlen ber fonft zahlreichen Steuerquittungen Ulms gerade von
1314—1324 ergiebt.
In dem Steuereingangsverzeichniffe von 1241 eriheint bei Ulm eine Steuer«
iumme von 80 Mark‘). Die erite Nachricht über die Steuer unter Ludwig ſtammt
von 1328, jeboh ohne Angabe bed Steuerbetrages®). Tie Steuerfumme war eine
der großen Bedeutung ber Stabt angemeffen hohe unb wurbe, ſoweit unjere Nadrichten
reichen, mur von ber Zurichs und Eplingens übertroffen. 1338 wird die Steuer mit
TO Pfd. Heller jahrlich genannt, welche Höhe fie auch während Ludwigs ganzer Re:
gierung beibehlelt ). Als am 4. Februar 1331 bie Stadt mit allen Rechten unb
Nutzen, aljo auch dem Steuergenuß an Graf Berthold von Neiffen verpfinbet worden
war?), ſcheint fie fi durch Zahlung des Pfandfgilings bald aus biefer Lage befreit
zu haben, wie die zahlreichen Steuerurfunden der folgenden Jahre zeigen. Nachdem
üh fo bie Stabt der ganzen Pfandſchaft entledigt, verpfändet ber Kaifer bie Reiche:
iteuer nochmals für 3000 Mark, 1834 an obgenannten Grafen"). Nach Berthoids
Tode fam bie Steuer an bes Kalfere Sohn, Herzog Stephan.
Auf Grund ber zahlreichen Urkunden wird e6 uns gerade über biefe Steuer
möglich, in anderem Zufammenhange, ein Hares Bild zu ſchaffen.
21. Weil die Stadt: Am 12. Juli 1323 giebt Ludwig der Bayer bem Grafen
von Würtemberg 400 Pfd. Seller auf bie Steuern von Weil und Gmünd®). Da bie
’) Lori, Geſch. d. Lechrains IL, 49; d. d. 21. April.
N 1 Mark Silber ſein = 4.12 fl.; 1. — 1 Fid. Heller; 1 Pfd. Piennige
; nad A. Nugliſch, Das Finanzwefen d. Deutſch. Reiches unter Karl IV. (Düifert.
Straiburg 1899), p. 21.
) Hilgard, Urkunden zur Geſchichte ber Stadt Speier p. 227 Nr. 285,6. Die
Gewohnheit, von ber Etadt feine Steuern zu fordern, ift fo feſtgewurzelt, daß fie gar
nicht eigens erwähnt wird. Doch Haben jedenfalls barauf bie Worte: „Wir globen
den felben burgern, daz wir niemer kain lantfaut gefegen in ir gegen, berfelbe Tantfaut
iwere danne vor ben burgern zu den beifigen, ze Haltene unverbrochenlich denfelben
Surgern von Spire ir vrihelt, hantveſten, reht unbe gnabe die ji hant von bebeſten,
feifern, ... .* Bezug, da bie Freiſtadt als ſolche vom Landvogt unabhängig war und
von ihm auch nicht mit Etenern belegt werden burfte.
N. Arch. 23, 525.
*) Urf.2. v. Ulm, II, 1, 50; d. d. 31. Ottober.
N Le. 124; d. d. 28. Nov. 1338,
le. 102. — Die Löſung füllt wohl nad Juni 1332, da zu biefer Zeit ber
Kaiſer Berthold noch befonders die Steuer verleiht.
) Ibid. 150; d. d. 24. Nov.
®) Registratura Ludoviei [Tom. Privil.] XXV. fol. 1038. — H.S. im fgl.
Bayer, allg. Reichsarchiv.
296 Knöpiler
Steuer Gmünds zwiſchen 320 und 270 Pib. Hellern ſchwankt, können wir mit großer
Wahrſcheinlichteit die Steuer Wells auf 80-130 Pfb. feitjegen.
2. Weißenburg im Elſaß: Aus einer Steuerverpfändungsurfunbde vom
14. Juni 1843 erfahren wir, daß bie Jahresfteuer 500 Pfd. Heller betrug).
23. Wimpfen: In Anbetracht ber Kriegslaften, welde dieſe Stadt zu tragen
Hatte, wirb bie jährliche Reichsſteuer 1828 auf alle Zeit auf 200 Pfb. Heller feitgefept?).
1241 betrug biefelde 40 Marl. Es war fomit eine Erhöhung um 120 Pb. etwa
eingetreten ®).
A. Zürich: Am 27. Februar 1891 vereinigt fi Ludwig mit ber Stabt Züri
wegen Zahlung ber Reichöftener. Diefe wird auf 2500 Bid. Heller feſtgeſetzt). Wir
haben bier bie höchſt bemeffene Steuer aller Reichsſtädte unter Ludwig bem Bayern vor
uns. Die Steuer ſcheint bie ganze Regierungszeit Ludwigs ſich gleich erhalten zu Haben.
Wenn 1337 2000 fl. als Steuerſchuld genannt werben®) und Zeumer darin bie jühr-
liche Steuerfumme fieht, hätten wir es mit einer Verminderung ber Steuer um 500 Pfd.
zu tHun‘). Der Wortlaut ber Urkunde?) hindert uns inbes nicht, jene 500 Pfd. ale
ſchon bezahlt ober als ber Stabt gefhulbete Summe vom Kaiſer nachgelaſſen anzufehen.
Bar es ja ſchon an und für ſich eine Gnabe für eine Stabt, ihre Steuer ftatt in
Pfunden Heller in ben minberwertigen Gulden zahlen zu bürfen.
Zur Überfiht folgt hier eine tabelariihe Zufammenftellung der
Reichsſtädteſteuern unter Ludwig mit Vergleihung der Steuerfäge ver:
ſchiedener Jahre.
Stadt i Steuer Steuer anderer Jahre Steuer unter Ludwig b.
— J — ebr
Augeburg . . || Befrelt 200 Pfd. fi. | 1276 138 | —
400 Fi 1301 1341
2. Dinkelsbühl. . | 40 Mark — — 150 Pid. Hell. 1324 1274
- 80 Pfb. 9. !
3. Donauwörth. . || 60 Mart _ — | 400 ®fb. Hell. 1881 | 1220-8
4. Ehlingen. . . || 120 Mark _ — [1000 Pfd. Hell. 1315 _
(+ 152.) 800 Pd. Hell. 1330
5. Feuchtwangen . || 20 Mark _ _ 100 Pid. Hell. 1323 1307
6. Schw. Gmünd . || 160 Mart 270 Pib. H. Karl IV.|270—800 Pi. H. 1314 1347 —
7. Gundelfingen — — — 632 Pfd. Hell. 1323 _
8. Hagenau . 200 Mark _ — 1.250 Bid. Hell. 1340 116
9. Hal. — 600 Bid. H. |Rartıv.| 600 Po. Hei. 1816 _
*) Winfelmann, Acta imperi inedita II, 891: „... . bie 500 pfunt Heller,
bie ung bie ftat und bie Burger zu Wiggenburg ierlichen uf fand Martinstag ſchuldig
fint ze geben... .“
%) Reg. Ludw. Nr. 539; d. d. 26. Jebruar.
9) 1 Pfb. Heller ift etwa Y, Gewichtomark.
4) Winfeimann, 1. c. IL, 832.
6) Gbenda, II, 365; d. d. 16. Muguit. Conf. et. N. Arch. 38, 1. c.
®) 1 Fiund Heller iſt ungefähr 1 fl.
7)... day ung die wifen Iute . . . ze Zurich an ben zwein tuſent gulbinen,
die fi uns ſchulbig find, geben und verriht Habent . . .“
Die Reicheſtädteſteuet in Schwaben, Eljaß und am Oberrhein u. 297
N teuer |. Steuer ımter Ludwig d. ®. | Reichaftabt
Stabt ! 184 Steuer anderer Jahre asr feit
- J = - BEER DR. „SUR EEE
10. Heilbronn . .| — 1600 Bid. H. Karl IV. 600 Mo. Heil | 1816-80 | Bor 1250
1L Reuenburg . . |; 100 Mart _ 100 Mark (9) 1331 _
12. Nördlingen . . _ s.| 1281 |200 Rd. Heu.(2)| 1324 121001.
5 I d. 9. |Rarl IV. 300 Bio ge 1826 2161233)
13. Reutlingen . . | _ — 1500 Bid. Heu.()| 1828 1267
u. Rottweil. . . | 60 Mart 9. Karl IV.| 500 Pid. He. | 1886 | 1299 (m)
15. Sqhletitadt . .) 150 Mart _ — 1500 Bid. Heil.()| 1828 | 1257
16. Schongau 30 Mat _ — 30 Pid. Het. | 1881 _
Um... 80 Mat — — | 760 Pb. dell. 1388 | 1974 m
18 Belt d. Etadt |100 Pie. 6. — — 80.180 Bj. d. () 1988 1276
1. Beißenburg i. €. 45 — — | 500 Bid. Hell. | 1848 -
M. Bimpfen. . . | 40 Mart _ — | 200 pid. Hei. | 1328 _
A. ih... - — 200 Mart | 1284 | 2500 Rfd. Hell.) 1831 WBor 1262
! ! 2500 ft. (2) | 1837
Aus dem Vorausgeihidten erjehen wir, daß unter Ludwig bie
Steuer der Reichsſtädte durchaus firiert ift und während feiner Regie
rung in den meiften Fällen bei den einzelnen Stäbten feiner Veränderung
in der Höhe unterworfen if. Die höchſte Reichsſteuer finden wir er:
wähnt bei Züri) mit 2500 Pfd. Heller.
Die früher in den Biſchofsſtädten übliche Teilung der Reichsſteuer
zwiſchen Biſchof und König (teip. Vogt) kommt unter Ludwig nicht mehr
in Betracht, da einesteils Biſchofsſtädte der Föniglichen Vogtei ſich ent:
zogen hatten, wie 3. B. Baſel, welches zur Freiftabt fich entwidelt hatte,
anbererfeits zu Reichsſtädten geworben waren, 5. B. Augsburg. Konftanz
war ſchon lange Reichsſtadt, Speier hingegen Freiftabt geworben.
Nicht zu überſehen if jedenfals das Mangeln jeglicher Nachricht
über die Steuer bei einzelnen Reichsſtädten, fo z. B. in Lindau. Es
kann wohl angenommen werben, daß vereinzelte Stabtfteuern fih von
früher ber in Händen eines Pfandherrn befanden und unter Ludwig
des Bayern blieben. Sehr hervorzuheben ift ferner die Thatſache, daß
die meiften Steuerangaben erft nach der Schlacht bei Mühldorf, als fi
die meiften Städte Schwabens und bes Elſaſſes dem fiegreihen König
Ludwig anfchloffen, vorfinden.
Gründe zur Herabjegung von Reichsſteuern, welche Fälle jedoch ſehr
ſpärlich find, findet der König meift in treu geleifteten Kriegadienften.
So erhielt das treue Eßlingen, das ſich bald nad Ludwigs Wahl diefem
angeſchloſſen hatte, fpäter aber von Friebrih gezwungen worben war,
fih ihm zuzuwenden, bald nach 1322, als der Friede Hergeftelt war, in
einer Herabſetzung feiner bisherigen Reichsftener von 1000 Pfd. Hellern
298 Knöpfler
auf 800 Pfd. durch Ludwig d. B. den Lohn für feine treu geleifteten
Dienfte').
Diefelben Gründe beftimmen ben König, 1323 der Stadt Wimpfen
die Steuer auf 200 Pfd. Heller Herabzufegen?).
Ludwig fann nicht ganz von dem Vorwurfe freigefproden werben,
daß er ſich gegebenenfalls um die Höhe der Steuer wenig gefümmert
habe. Dies trifft jedoch meift nur bei Anweiſungen und anſcheinend
großer Leere der Kaſſen zu.
So giebt 3. B. der König dem Grafen Eberhard von Württemberg
von der Steuer Ehlingens, die nah ben obigen Ausführungen damals
(1323) nur noch 800 Pf. Heller betrug, die Summe von 2000 Mt.
= 5500 Pfd. Heller, alfo ein Mehr von 4700 Pfd. und zwar, wie die
Notiz des Negifters befagt, in einem Jahre zahlbar, allerdings mit dem
vorfichtigen Zufage, das, mas er dort nicht bekommen könne, anderswo
zu holen ®).
Ähnlich ift es bei Reutlingen, wo 1200 Pfd. auf die etwa 500 Pfd.
betragende Reichsſteuer angemiefen werben‘), und bei Ulm, wo Ludwig
an die Grafen Johann und Ulrih von Helfenftein 3000 Pfd. auf die
Reichsſteuer verſchreibt ꝰ).
Der Umſtand, daß zwei der obigen Mehrforderungen vom ſelben
Tage (12. Juli 1323) datieren, laſſen uns eine große Geldnot da—
mals zu Hofe erkennen. Durch große Verſprechungen an die Großen vor
ber Schlacht bei Mühldorf Hatte ſich Ludwig den Sieg, aber auch viele,
ftets drängende Gläubiger erworben. Und die zahlreichen Urkunden, zum
großen Teil auf Bitte des Kaiſers geleiftete Worausbezahlungen der
Reichsſteuern der Städte‘) auf mehrere Jahre, zeigen uns, wie gerade
die nunmehr dem König zugefallenen Reichsſtädte den Preis diefer Ver:
ſprechungen zu zahlen hatten.
Neben folhen Mehrleiftungen finden ſich allerdings auch Fälle, dab
Ludwig einzelne Städte privilegiert, außer der jährlichen Reichafteuer nicht
1) Württ, Geſch. Quellen VI (Urf.B. v. Ehlingen), I, 290; d.d. 1. April 13%.
— Benn bie Steuer bier als „stiura consneta® bezeichnet witd, jo fann dies nur
den Sinn haben, daß fie von biefem Tage ab als consueta anzujehen iſt.
9) Lünig, R. 9. 14, 644; d. d. 26. Febr.
”) Öfele, 1. c. I, 744; d. d. 12. Juli 1328. „Item dominus Rex dedit Co-
miti Eberhardo de Wirtemberg de Steura in Esslingen duo milia marearum super
festum Beati Martini proximi venturam et obinde per annum recipiendas per
ipsum et ai ibidem habere non potuerint de aliis Steuris recipere debet.“
) L. c. 1, 744; d. d. 12. Juli 1993,
%) urt.B. v. Ulm, IT, I, 58; d.d. 1824 unb 14. Febr. 1326,
) gl. z. B. Öfele, 1. c. I, 745.
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elfah und am Oberrhein ꝛc. 299
weiter zu Gelbleiftungen verpflichtet werben zu können oder die Steuer
nit verpfändet zu befommen. So heißt es in einer Urkunde für Augs-
burg von 1329°), „... quibus (sc. denariis) solutis ab omni alia
exactione seu steura liberos esse volumus et immunes“ — unb in
einer für Heilbronn von 1330): „.. . inhibentes omnino, ne quis-
quam vos, cuiuscunque conditionis et status existat ratione steure
alieuius ultra premissum pecunie summam, aliquo modo impetat
vel impugnet.“
Ebenſo fol Hagenau außer der Steuer durch Feine Geldforderungen
beläftigt werden. „Wir tun in och die genade, daz wir furbaz dheinen
man, ſwer der ſei, dhein iarlich gult oder dhein gult verſchaffen ober
geben, uszer iren gewonlichen ftiuren ze Hagenowe, die fi uns und dem
richs iarlich ſchuldig fint ze geben. °)“
Auch denen, welde die Steuer einzuziehen haben (Wögte oder andere
Bevollmächtigte) wird Häufig ausdrücklich verboten, über den feftgejegten
Betrag der Steuer die Stadt zu benötigen‘).
Daß indes folhe Verfprehungen nicht immer dem Herrſcher und
jeinen Beamten zur Richtſchnur ihres Handelns diente, liegt in den Ver
hältniffen der Zeit und könnte dur mehr als ein Beifpiel gezeigt
werben.
II. Termin der Steuerzahlung. — Vorausbezahlung der Steuer.
Von nicht zu überfehender Bedeutung ift der Termin für die Ab:
lieferung der Jahresfteuer. Unter Ludwig dem Bayern beſteht ſchon für
jede Stabtfteuer ein beftimmter Termin. In den weitaus überwiegenden
Fällen haben die Städte die Jahresfteuer an einem Jahrestermin ganz
zu entrichten, nur in wenigen Stäbten finden wir noch eine Verteilung
der ganzen Summe auf 2 Termine im Sabre.
As Hauptzahlungstermin ift unter Ludwig ſchon allgemein Martini
(11. November) üblih. Diefer Zeitpunkt im Herbfte war für die Er:
bebung einer Steuer denfbar günftigft, da zu diefer Zeit der damals doch
noch zum großen Teile von der Landwirtſchaft abhängige Stäbtebemohner
im Befige der Ernte des Sommers und Herbftes und dadurch am eheften
in der Lage war, von feinem Gelde etwas zu entbehren. Daß fich dieſer
') günig, 1. c. 18, 92; d.d. 24. Oft.
*) Ebenba, 18, 885; d. d. 5. Jan.
*) ®infelmann, 1. c. II, p. 383; d. d. 21. April 1831.
)Bgl. 3 ©. das Privil, f Feuchtwangen, ap. Reg. Boic. VI, 95; d. d.
10. Mai 1323,
300 Rnöpfler
Termin in der Praris bewährte, zeigt ſchon das Beſtreben, die teilmeife
noch an anderen Zahlungsterminen fälligen Steuern mit der Zeit eben:
falls auf Martini zu erheben.
&o finden wir noch 1322 die Hagenauer Reichsſteuer auf Weih-
nachten fällig‘). 1333 werden die Steuern der eljäfliihen Städte Kol:
mar, Schlettftadt, Ehenheim, Mülhaufen und Roßheim auf Martini er-
hoben). Erſt 1340 finden wir aud für Hagenau Martini als Zah-
Iungstermin der Steuer urkundlich vor?). Auf Weihnachten fällig finden
wir noch die Steuer von Dinkelsbühl (1324). Weihnachten ſcheint
überhaupt neben Martini der beliebtefte Termin zur Steuererhebung ges
wejen zu jein.
Nachdem ſchon 1279 in Augsburg als Zahlungstermin für die
Stadtſteuer Martini feftgefegt war?), finden wir als folden 1315 Mi-
chaelis (26. September)‘), aber ſchon 1324 wieder Martini”). Anz
ſcheinend haben wir es hier mit einem außergewöhnlichen Termine zu
thun, der aber nicht einzig in feiner Art ift. Der ſchon erwähnte oft:
malige Geldmangel bei Hofe machte ſolche Nichteinhaltungen des feft-
gejegten, gebräudlihen Termins mitunter zur Notwendigkeit. Der
Micaelistermin, anſcheinend dauernd, findet fih 1325 bei Kaufbeuren °).
Eine andere Erhebungszeit ift Markus (25. April), welder Termin
uns bei Ulm 1323 begegnet). Dod wurde auch Bier fpäteftens 1335
Martini als Steuertag üblich !9).
Züri zahlte feine Steuer auf Mariä Lichtmeß (2. Februar) '').
Diefer Termin bleibt hier während der ganzen Regierungszeit Ludwigs.
In den erften Jahren der Regierung Ludwigs find, wie zu fehen,
die Steuerzahlungstermine im allgemeinen noch ziemlich verfchieden.
Hauptfählich find die Städtefteuern Herbftfteuern, aber auch ſolche, welche
im Frühjahr fälig find, fehlen nicht.
Schon die obigen Beifpiele laſſen uns zu dem Schlufie fommen,
wie Ludwigs Veftreben auf eine möglichſt einheitliche Regelung diejer
’) Scöpflin, Afat. Dipl, II, 129 4. d. 24. Deʒ.
*) Schoepflin, Hift. Zar. Bad. V, 415; d. d. 30.
®) Reg. Sub. Nr. 8082; d. d. 1. Yun. 1340.
+) Öfele, 1. c. I, 748; d. d. 4. Oft. 1324.
*) Mayer, Urt.B. von Augeb. I, 91.
°) Esenda I, 195; d. d. 30. Juli 1315.
?) Gbenba I, 286; d. d. 16. Sept. 1824.
®) Regiftrat, Ludw. 1. c. Sol. 114b; H. 8.
9) Diele, 1. c. I, 745; d. d. 31. Oft.
*) Uef.B, v. Ulm, II, I, 123; d. d. 26. Juli.
") Winkelmann, I. c. II, 382; d. d. 27. Sebr. 1331.
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Eiſaß und am Oberrhein ıc. 301
Verhältniffe Hinausging. Und man kann annehmen, daß in den dreißiger
Jahren des 14. Jahrhunderts bis auf wenige Ausnahmen, wie Zürich c.
Martini als der allgemeine Ablieferungstag der Reichsſtädteſteuer anzus
ſehen if. Mit diefem Tage begann alfo aud immer das neue
Steuerjahr.
Von den früher häufiger beftehenden Verteilungen der Steuer einer
Stadt auf zwei Termine im Jahre finden wir unter Ludwig nur noch
Feuchtwangen als Beifpiel, wo 50 Pfd. Heller „zu dem Mayen“ und
ebenfoviel „zu dem Herbſt“ bezahlt wurden‘). Diefer Brauch ſcheint
urfprünglid) aus dem Bebürfnis entflanden zu fein, Heineren Gemeinden
die Aufbringung der Steuer dur Verteilung zu erleichtern.
Die Feſtſetzung folder Termine follte nun einerfeits den Städten
die Gewähr geben, außer biefer Zeit nicht mit Gelbforderungen durch den
König beläftigt zu werben, andererſeits dem Könige für eine beftimmte
Zeit von einer Stadt eine gewiſſe Geldeinnahme fihern. Doch waren
gerade damals die Verhältniffe in dem deutſchen Landen nicht darnach,
daß mir an eine ftrenge Einhaltung dieſer Feftfegungen denken dürfen.
König und Städte hielten fo ziemlich gleichen Schritt in der Nichtbeach-
tung der eingegangenen Verpflichtungen, indem jener des öfteren bie
Steuer vor dem gefeglihen Termine, fogar für mehrere Jahre von den
Stäbten einzog, diefe aber wiederum häufig nicht große Eile und Pünkt-
lichfeit mit der Bezahlung der Steuer befundeten.
Daß Vorausbezahlungen der Steuer auf ein ober mehrere Jahre
von den Stäbten freiwillig geleiftet wurden, ift faum anzunehmen. Meift
bedurfte es dazu von Seiten des Königs einer bejonderen Aufforderung,
die nun in einer Bitte oder gegebenenfalls felbft unter Androhung einer
Zwangsvollſtreckung geſchehen konnte.
So gebietet der Kaiſer am 2. Juli 1331 der Stadt Zürich, die
erſt Lichtmeß 1332 fällige Steuer fehon jetzt an Berthold von Neiffen
auszubezahlen?. .
Mehr die Form der Bitte klingt aus einer Urkunde, worin Graf
Berthold von Neiffen als Landvogt der Stadt Augsburg im Namen des
Kaiſers den Empfang von 2 Jahresfteuern beftätigt. — Hier heißt es
ausbrüdlih: „ . . . Das fi unferem vorgenannten Herren (dem Kaiſer)
buch fin bet zwu ftiur für gebienet habent, der fi uns an finer flat
gar und gentzlich beriht und gevert hand... .“°).
’) Meg. Boica, VI, 95; d. d. 10. Mai 1323,
ij Wintelmann, 1. c. I, 384; d. d. 2. Juli 1831. „... day ir im bin
ſelben immer gewonlichen ftiure tego geben fullen an fürzog, ...“
) Chr. Mayer, Urf.B. v. Augeb. I, 293; d. d. 10. Oft. 1332,
302 Knöpiler
Im allgemeinen ſcheint fih bei der Erhebung der gewöhnlichen
Jahresſteuer überhaupt nicht immer die größte Bereitwilligfeit bei den
Städten vorgefunden zu haben und mir treffen nicht felten vor dem Zah:
lungstermin Mahnungen von Seite des Kaifers oder bes Lanbvogtes
und anderer zur Steuererhebung befugter Perfonen an die Stäbte.
Solche Vorausbezahlungen der Steuer auf mehrere Jahre gehören
indes immer zu den Ausnahmen. Sie find, wie fchon hervorgehoben,
meift dringenden Gelobebürfniffen entfprungen und treten 5. B. gerade
nah der Schlacht bei Mühldorf häufig auf. Bisweilen ſcheint fi der
Kaiſer durch Erlaß einer Jahresſteuer eine Vorausbezahlung erfauft haben
zu müſſen. So ſchenkt er Donauwörth, welches 3 Jahresfteuern voraus
erlegte, die 4. Steuer, „pro suis usibus reservandam“!), dasjelbe
treffen wir bei Lauingen?®).
Was die Höhe diefer Vorausbezahlungen betrifft, fo findet ſich unter
Ludwig die höchſte Anzahl von Jahresſteuern, die auf einmal bezahlt
wurden, bei Dinkelsbühl, das 1324 9 Steuern erlegte’). Die fo bezahlte
Summe betrug 1440 Pfd. Heller, eine für die Meine Stadt wahrlich
nicht unbedeutende Summe. Im felben Jahre zahlt Ulm dem König
8 Jahresfteuern voraus, eine Summe von 3200 Pfd. Heller*). Kauf:
beuren erlegt 1325 6 Zahresfteuern‘). Fälle wo gleih 9--6 Jahres:
feuern voraus erlegt werben, gehören indes zu ben Ausnahmen. Meift
befchränft fi die Vorausleiftung auf 2—A Jahre.
Es muß hier erwähnt werben, daß ber Termin der Steuererhebung
allgemein, ein terminus a quo ift und die Steuer immer für das von
diefem Termin ab beginnende Steuerjaht erlegt werden muß.
Es drängt fih mm die Frage auf, ob der Raifer auch während
diefer Jahre, für welche er die Steuer ſchon erhoben hat, feine weiteren
Forderungen an Steuer an folde Städte fellte.
Wir können im allgemeinen hier dem Kaiſer große Gerechtigkeit
zuſchreiben. Schon in den Duittungen über den Empfang folder vor:
ausbezahlter Steuern wird das häufig ausgeiprochen. So verſpricht Graf
Berthold von Neiffen, als er für den NKaifer die Augsburger Steuer
1332 erhebt: „... . Wir gehaiffen in auch by unferen guten trimen, daz
in das weder unfer herr noch nieman anders mit deinen ſachen über
varen füllen, fi fien aljo die driw jar, die unverſcheidnlich nah an
1) Öfele, 1. c. I, 745; d. d. 9. Oft. 1328,
) Ebenba, 1. c.; d. d. 13. Oft. 1323,
®) Ebenda, I, 748; d. d. 4. Oft. 1324.
*) Registratura Ludov. 1. e. Fol. 110, a; H. 8.
) Gbenda, Fol. 114, b.
Tie Reiheftibteiteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ıc. 303
ander gand aller gewonlicher ftiur, bie fi dem ryche dienen fullen, fry
und [08 und ledig“ ').
Bei 2 Regiftereinträgen über Steuervorausbezahlungen der Städte
Donauwörth und Sauingen von 1323 heißt es übereinftimmend: „... ner
ante plenam collationem dietarum quatuor steurarum ipse Rex
steuras vel petitiones ab eis debet petere quoquomodo“ ?).
Nicht immer gelang es dem Kaifer, die Steuer zur beftimmten Zeit
ober gar für mehrere Jahre zum voraus zu beheben, mande Stäbte
zeigten ſich fehr fäumig in der Zahlung ihrer Abgaben.
Sole Steuerrüdftände finden ihre Entſchuldigung zum Teil in der
bebeutenden Höhe der Steuern, z. B. bei Zürich, oder in Mißjahren, Kriegs:
zeiten, Feuersbrünſten ꝛc. — Und Ludwig als kaiſerlicher Gönner und
Freund der Städte Hat oft in Anerkennung folder Gründe folchen
Städten Teilzahlungen und Stundungen der Steuer bemillig.. — So
finden wir 1344 eine ganze Jahresfteuer Augsburgs rüdfländig. „... Die
ir uns und dem ride uf fand Martinstag, der iezu hin ift ſchuldig
belibent“ ®).
In Züri beglaubigt der Kaifer 1346 feinen Landvogt Eberhard
von Nellenburg und feinen Schreiber Leonhard von Münden, „ze tai:
Dingen und ze enden mit ben weifen lüten . . dem rat ... ze Zürich
umb die verfaezzen ſtuir und umb alle ander ſache ...“). Solde
NRüdftände werben jedoch meift im laufenden Steuerjahr noch eingezogen.
Zur leichteren Leiftung befonders hoher Stabtfteuern bewilligt der
Kaiſer auch Teilzahlungen. Das befte Beifpiel hiefür bietet uns Zürich,
das ja die höchſte Stäbtefteuer zahlte. Im Jahre 1331 zahlte diefe
Stadt auf ihren gewöhnlichen Termin (2. Februar) von der 2500 Pd.
Heller betragenden Steuer nur 700 Pfd., worüber der Kaifer am
28. Februar quittiert®), Schon am 19. März weilt er die Bürger an,
den Reft der Steuer, 1800 Pf. („. . . die wir mit iud haben... .”),
feinem Heimlihen dem Grafen Berthold von Neiffen zu erlegen‘). 1334
ift die Stadt noch am 18. Juli mit 1400 Pfund im Rüdftande?). 1337
*) Mayer, Urt.B. v. Augob. I, 293; d. d. 10. Ott. 1332,
») Öfele, 1. c. I, p. 745; d. d. 9. und 13. ft. 1328,
") Mayer, 1. c. I, 384; d. d. 22. Nov. — Wohl als Praeteritum, nit ale
Futurum if diefes „hin“ aufzufaſſen.
) Binfelmann, 1. e. II, 407; d. d. 21. Toy.
®) Archiv f. ſchweizet. Geſch. I, 105; d. d.
*) Winfelmann, 1. c. IL, 388; d. d. 19, .
?) Ebenba, II, 350; d. d. 18. Juli. .
Sehr.
304 Knöpfler
bat die Stabt von der Steuer, die inzwiſchen in Gulden zahlbar war,
im Auguft erft 600 fl. bezahlt’).
Für folde Teilzahlungen fegt der Kaifer au einen Termin (ad
quem). 3. B. weift Ludwig die Züricher 1339 an, feinem Wirte in
Münden, Johann Ligfalg 400 fl. zu bezahlen: „. . . der ir uns an den
tufent guldin, die ir ung gelten folt, noch ſchuldig belibt und di ir uns
geben ſult uf unfer frowentag der erern, als fi ze himel empfangen
wart *?).
Was die Termine der Steuerbefreiungen betrifft, jo kann geſagt
werben, daß wir wenig Beifpiele haben, mo dieſelben vom Kaiſer nicht
eingehalten wurden.
Am 16. September 1324 hatte Ludwig die Stadt Augsburg wegen
ihrer großen Dienfte von aller Steuer auf 6 Jahre losgefagt ). 1330
erhebt Peter von KHohened, der Landvogt in Schwaben, eine Jahresfteuer
von der Stadt und Kaiſer Ludwig erflärt ausbrüdlich, daß dies die Steuer
für jenes Jahr fein fol, das nach den 6 feuerfreien Jahren anhebt.
(m... und daz jar fol an gen ze hant nah ber frigunge und nad) den
jaren, die fi iedzu von uns gefriget find und die brief fagen, die fi von
uns bant“ ).
Erhebt der Kaifer trogdem vor ber feftgejegten Abgabefrift eine
Steuer, jo giebt er felbft in feinen Urkunden dazu die bewegenden Gründe
an, bie wmeift in den fchlechten finanziellen Berhältniffen der königlichen
Rammer gipfeln. 1332 ſchickte er feinen Heimlichen, Graf Berthold von
Neiffen, nach Augsburg, um mit den Bürgern ſchon jegt wegen der Zah—
fung der Steuer zu unterhandeln, „... do wir fi ze rechter not Hin
haben müzzen, und da von fie er mit in tüdingt oder auf wie manich
jar fi in der ftewer für berichten, derjelben ftewr fagen wir fi ledig und
108 mit difem gegenmartigen brief“ °).
III. Die königliche Verwaltung der Steuer der Reichsſtädte.
Die fortgefegten Kämpfe, von denen bie ganze Regierungszeit Lud⸗
wigs des Bayern erfüllt war, ließen die angebahnten Reformbeitrebungen
auf dem Gebiete der Finanzverwaltung des Reichs nicht zur ruhigen
Weiterentwidlung gelangen; auch die von Rudolf I. begonnenen Revin-
') Esenba, II, 365; d. d. 16. Aug. 1837.
») Ebenda. II, 374; d. d. 23. Juni.
®) Mayer, I. c. I, 236.
“) Gbenda, I, 257; d. d. 26. April 1830,
®) Mayer, 1. c. I, 292; d. d. 20. Sept.
Die Reiheftäbtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ıc. 305
bifationen des Reichögutes hören infolge der großen Finanznot bei Hofe
faſt gänzlich auf.
Deſſenungeachtet können wir in gemiflem Sinne doch aud unter
Ludwig, deilen Erfolge ja gerade auf dem Gebiete der inneren Politif
die glücklichſten waren, von einer Ordnung in der Verwaltung der Reichs-
einfünfte ſprechen, obwohl auch hier duch die ungeheure Summen ver-
ſchlingende auswärtige Politif zunächſt eine ziemlich ftarfe Dezentralis
fation der Einkünfte bedingt war. Kredit und Borgwirtſchaft, begründet
in dem anhaltenden Übergang von der Natural: zur Geldwirtſchaft, find
noch immer die Grundzüge der Reichsfinanzgebarung.
Unfere Aufgabe ift es bier, diefe Verhältniffe bezüglich der Ver:
waltung der Reichsftäbtefteuern zu unterſuchen.
Im allgemeinen bafieren hier die Zuftände auf der von König Ru—
dolf I. geſchaffenen Grundlage.
Als Zentrale für die gefamte Finanzverwaltung befteht die kaiſer⸗
liche Kammer, in welche alle regelmäßigen und außerorbentlihen Ein:
nahmen des Reichs fließen.
Der Mangel faft aller Nachrichten läßt uns über die Thätigfeit an
diefer Steuerzentrale nur äußerft wenig Schlüffe ziehen.
Wohl dürfen wir ſchon unter Ludwig bier ala oberfte Beamte,
Kämmerer oder Rammermeifter, wie fie fpäter unter Karl IV, uns be-
gegnen, annehmen, obwohl uns von ſolchen weder über Name, noch ihre
Thätigfeit eine Nachricht vorliegt. Wir werden fier auch nicht irren,
wenn wir den föniglichen Schreibern, die ja, wie wir noch weiter fehen
werden, auch in anderer Beziehung zu Steuergeſchäften herangezogen wur:
den, einen Anteil an den Steuervermaltungsgefchäften an der königlichen
Kammer zuſchreiben.
Wie Verzeihniffe ſchon aus früherer Zeit zeigen), wurben hier an
der Zentrale Steuereingangsliften zur Kontrolle der die Steuer abliefern-
den Stellen angelegt. Neben dieſen Verzeihniffen gab es hier wohl auch
Aufzeichnungen über die Schulden des Königs refp. des Reichs an Fürften,
Städte, Bürger und Juden, auf Grund deren von Zeit zu Zeit dem
König Referate und Vorſchläge zur teilmeifen Begleihung diefer Schul:
den, die ja meift weder durch Anweiſungen auf Steuern oder Verpfän—
dungen geſchah, vorgebracht fein werden.
Gerade in dieſen Geſchäften wird die Hauptaufgabe der an der
föniglien Kammer beftellten Beamten beftanden haben. Überhaupt
ſcheint der Geihäftsgang hier nicht fo einfach geweſen zu fein, als es
m Bgl. Verzeichnis von 1241; N. Arch. 28, p. 517, 538.
Bürtt. Bierteljahräh. f. Landesgeih. R. 3. XI. 20
306 Knöpfler
bei einer flüchtigen Betrachtung des Steuerweſens anfangs den Anſchein
haben mag. Größere Klarheit in dieſe Verhältniſſe zu bringen bleibt einer
ſpäteren Zeit überlaſſen, wo neues Urkunden- und Aftenmaterial der Auf:
erftehung aus dem Grab der Archive, befonders ber Heineren entgegenfieht.
An der Zentrale wurde auch über rüdftändige Steuern Buch ge:
führt und gerade der Umſtand, daß der Kaifer häufig zu Verhandlungen
über ſolche „verfeffene” Steuern feine „Schreiber“ in die Städte bele:
giert, weift unbedingt auf eine Anteilnahme diefer an der Steuerverwal-
tung bin, denn naturgemäß wird man zu ſolchen Unterhandlungen
Männer gewählt haben, die über diefe Verhältniffe möglichft eingehend
unterrichtet waren. Ya mir ftehen nicht an, die Vermutung auszufprechen,
daß geradezu eigene „Schreiber“ für den ausfchließlihen Dienft an der
königlichen Kammer für Steuergefhäfte in Verwendung ftanden.
Wir treten nun an die nicht minder ſchwer mit Sicherheit zu be:
antwortende Frage heran: „Wer war mit der bireften Erhebung ber
Neichsftäbtefteuern betraut.”
Die häufig wiederkehrenden Urkunden über Steuerverpfändungen
und :anmeifungen ftehen in feinem Verhältnis zu ben geringen Nad):
richten über die regelmäßige Erhebung der Steuer, jo daß ein fiheres
Urteil darüber zu fällen mit einigen Schwierigkeiten verbunden ift.
Schon H. Engelbrecht) beantwortet die Frage: „Quaestionen,
an hanc steuram Praefecti Imperatoris in civitatibus imperii olim
nomine Augusti exegerint“, mit den Worten: „qua (in re, scil.) regu-
lam negandam esse censemus.“ Im weiteren aber zeigt er fi aller-
dings als Gegner der ſchon von Knipſchild'), Heider“) und anderen
vertretenen Anficht, melde den Landvögten bei der Erhebung der Stadt:
fteuer den Haupteinfluß und die oberfte Befugnis einräumt.
Von jeher ſcheint den Landvögten bezüglich ber Steuerverhältnifie
in den ihnen zur Verwaltung überwiefenen Reichsteilen ein großer Ein-
fluß zugefommen zu fein. Ja, gehen wir einigen Stabtfteuern auf den
Grund, fo finden wir fie aus urfprünglichen ogteifteuern entftehen, jo
3 B. in Augsburg, Baſel, Zürih, Konftanz u. a. O.
In den Urkunden Kaifer Ludwigs merden die zur Erhebung ber
Steuer Befugten oder fpeziel dazu Defignierten zunächft allgemein als ofti-
ciati‘), amptleute®) bezeichnet, worunter einfach „Beamte“ zu verftehen
) Le. p. 2.
:) Knipfchild, De civitatibus imperii p. 1064.
3) Heider, Reichs-Vogthey, Apologie I, 379-390.
MR. Arch. 23,677; Lünig, 1. c. 13, 885.
3) Gengler, Stadtrechte des Mittelalters, 416. Maver, 1. e. I, 236.
Tie Reiheftädteiteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ꝛc. 307
find. Gerade nun unter diefen Beamten nehmen aber die Landvögte
eime der vornehmften Stellungen ein und fie ftanden zu den Städten in
nãchſten Beziehungen. Betrachten wir zunächſt die Thätigfeit diefer auf
dem Gebiete der Finanzwirtſchaft.
Die Landvögte waren vom Kaifer auf unbeftimmte Zeit ernannte,
ganz von ihm abhängige Statthalter für einen beftinmten Teil des Reiches.
Zu den älteften Vogteien des Reiches gehören die Schwabens und des
Elſaſſes. In der faft regelmäßig wiederkehrenden Neubefegung der Land:
vogteien beim Regierungsantritt eines neuen Königs erkennen wir bie
Stellung der Landvögte als Vertrauensperfonen des Herrſchers. Ihm
lag die militärifhe und abminiftrative Verwaltung des ihm zugemiefenen
Bezirkes ob, worin er meift von den ihm beigegebenen Untervögten unter-
ſtützt wurde. Von befonderer Bedeutung find feine VBefugniffe in der
Finanzverwaltung‘). In dieſer Beziehung find ihm auch die meiften
Neihsftäbte, mit Ausnahme weniger erimierter, welche im direkten Ver—
kehr mit dem königlichen Hofe ftanden, unterftelt. Was war natürlicher,
als daß er von den Städten als vom König dazu fpeziel befugter Be—
amter bie Reichsſteuer einzog und dieſe an die Föniglihe Kammer ab-
Tieferte ?
An direften Nachrichten über die Steuererhebung dur den Vogt
findet fid in den Urkunden Ludwigs allerdings wenig, wohl aus dem
Grunde, weil diefe Art der Erhebung einer Erwähnung in den Urkunden
als felbftverftändlich nicht mehr bedurfte.
Bir erwähnen bier eine Urkunde, bie ſich auf bie Steuer Augsburgs bezieht und
wo es heißt: „Wir... . veriehen ... daz wir... . Iedig gefait Haben und och fagen
mit biefem brief ber gewönlichen fliur, die fi uns und bem rid geben füllen, ein jar,
wan fi biefelben ftiur den veften man Peter von Hobenede unfern Tieben getruwen
landvogt verricht Hant*?). Ein amberes Beifpiel giebt uns eine Verpfändungsurkunde
Kaifer Ludwigs an Graf Ulrid von Württemberg, worin er bemfelben, nach Abrech-
mung beffen, was er von ber Stadtſteuer und Judenſteuer in feiner Saubvogtei einger
genommen bat, noch 2801 Pfb. Keller auf die Stabtfteuer anweiit”), Häufig beaufs
tragte auch ber Landvogt feine Unterlandvögte mit ber Einziehung ber Steuer. Am
3. Juli 1846 ermahnt Herzog Stephan von Bayern, als Landvogt im Elſaß die Stadt
Kolmar, ihre Steuer an „feine Landvögte“ (b. h. aljo feine Untervögte), bie Grafen von
Öttingen, zu bezahlen. (Ungebr. Urf. des Kolmarer Stadtarchive). Am 17. Febr. 1942
forbert der Unterlandvogt im Elſaß, Heinrich Holgrieder von Kolmar, bie Steuer im
Ramen des Kaiſers umb bes Landvogtes, Herzog Stephans. (Regeft in bem Jahres:
Gericht des bifhöflihen Gymnaſiums zu Straßburg, 1898—1894, p. 41, Nr. 9; d.d.
24. Oft. 1341.)
” *) Bol. dazu W. Küfter, Beiträge zur Finanzgeſchichte bes Deutſchen Reihe nad
dem Interregnum (Differt. Leipzig 1883) p. 73 ff.
*) Mayer, 1. c. I, 257; d.d. 26. April 1330,
®) Böhmer, Acta imp. sel. 539.
308 Knöpiter
Daß wir über die regelmäßige Erhebung der Stadtſteuer durch den
Sundvogt im allgemeinen fchlecht unterrichtet find, findet feinen Grund
aud noch einerſeits in der Thatſache der ſchon erwähnten, unter Lud⸗
wig ftarf hervortretenden Dezentralifation der Reichseinnahmen überhaupt,
andererfeits in dem Umftande, daß zur regelmäßigen Erhebung der Steuern
beveutend weniger fhriftlihe Dokumente nötig waren, als zu außer-
ordentlichen Fällen, wo etwa ein durch ein eigenes Defret vom König
beftimmter Beamter dieſes Geſchäft zu beforgen hatte.
Wenn num felbft an die Vögte ſpezielle Aufträge des Königs, diefe
oder jene Steuer zu beheben, vorfommen, hindert ung dies feineswegs,
die Steuererhebung als eine amtlihe Befugnis des Vogtes anzufehen.
Bedürfen doch die feftftehendften Ordnungen bei den Verhältniffen, wie
fie im Mittelalter lagen, in einzelnen Fällen einer befonderen königlichen
Begründung und Anordnung. Übrigens handelt es fi) hier meift um
folhe Städte, welche in bireftem Verkehr mit der Kaiferlihen Kammer
fanden, wie z. ®. Züri, wo ja die vogteilihe Gewalt überhaupt jehr
beſchränkt war (der Vogt fonnte nur auf 2 Jahre eingefegt werden), oder
ſolche, welche von der vogteilihen Gewalt überhaupt erimiert, aljo der:
felben foordiniert waren, und wo es thatſächlich eines jolden ausdrück-
lihen Befehles oder einer Vollmacht bedurfte).
Der Vogt hatte über die von ihm behobenen Steuern und Gefälle
der königlichen Kammer Rehenfchaftsberiht zu erftatten. Leider hat
ſich bisher gerade für Ludwigs Zeit fein einziges derartiges Dokument.
vorgefunden. Erft zum Jahr 1360 wird ein folher Steuerausweis er=
wähnt?).’
Über die Bezahlung der Steuer ftellte der Kaifer den Stäbten
Duittungen aus. Diefe bilden für ung das hauptſächlichſte Material zur
KRonftatierung der vogteilihen Rechte zur Erhebung der ſtädtiſchen Reiche:
feuer. — Auch die Vögte ſelbſt geben den Städten folhe Beſcheinigungen °).
') Bgl. Winkelmann, 1. c. II, 407; d.d. 21. Dezember 1346,
9) Anmerkungen über bie Geſchichte ber Neicjeftäbte, befonbers in Schwaben, pag. 64
Um 1775. „Unter bie kaiſerlichen Gefälle find infonberheit zu zählen die Urbar Städt
oder Reichsſteuer, welche ber Landvogt nahmens Tayferliher Majeftät bei ben Städten
nemeiniglid) eingezogen, ber kayſerlichen Kammer derrechnet unb bagegen biefelbe all:
jährlich befcheint ober fatferliche Cameral ober Kammerſcheine bavor aus geliefert Bat.
Wie die Verzeihniffe von 1360 ſowohl von ben Städten in Ober: als Niederſchwaben
und berfelben jährliche Steuern, fo bamals der Graf Ranbvogt von Helffenftein bezogen,
des mehreren ausweilen.“ Trop alles Nachforſchens nad biefen Dokumenten liegen
ſich dieſelben night auffinden.
) Bgl. Württ. Gejh.Tuell. IV,L Nr. 600 und 600 d. d. 7. April 1330 u.
3. Juli 1831. Im dieſem Sinne find wohl diefe Tuittungen aufzunehmen unb nicht
io, daß Uri von Württemberg bie Steuer für ſich ſelbſt als Rianbigaftepreis er:
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ac. 309
Die Vergütung für die zu leiftenden Dienfte empfingen die Land:
vögte meiftens durch Anmeifung auf Steuern ober andere Reichgeinnahmen.
So übergab Graf Berthold von Neiffen, als er 1332 von der Stabt
Augsburg für 2 Jahre die Reichsſteuer erhob, diefe auf Befehl des
Kaifers dem Landvogte Peter von Hohenegg '). 1346 giebt diefe Stabt
dem Landvogte Otto dem Greiffen ebenfalls auf Taiferlide Anorbnung
390 Pfd. Heller von ihrer gewöhnlichen Steuer?).
Häufig ſcheinen indes die Landvögte in Verſuchung gelommen zu
fein, zur Schabloshaltung für ausftändige Entſchädigungen ſchon vor dem
feftgefegten Termine von den Städten Steuer zu verlangen, wie bie Ver:
merke in vielen Urkunden des Kaifers zeigen, woburd allen Amtleuten,
alfo auch den Vögten verboten wird, vor ber geſetzlichen Abgabefrift von
einer Stadt irgendwelde Steuer zu verlangen.
Des Vogtes Thätigkeit beſchränkte fih indes nicht allein auf die
Erhebung der Steuer, er hatte auch die Stadt, der, wie noch anderwärts
zu erörtern fein wird, die Aufbringung der Steuerfumme ganz jelbft über-
laſſen war, zu überwachen, daß die Befteuerung einerfeits auf alle Steuer:
pflihtigen ausgebehnt werde, andererſeits Fein Übergriff durch zu hohe
Forderungen an einzelne Bürger gefchehe. — Er war der Vermittelnde
bei den häufig vorfommenden Verpfändungen ber Steuer an Gläubiger
des Kaiſers, er hatte die Verhandlungen über Steuerrüdftände mit den
Städten zu führen und ‚anderes mehr?).
Wir gelangen zu dem Refultate, daß unter ber Regierung Ludwigs
die Landvögte als erfte, zur Erhebung und Verwaltung der Reichsftäbte-
fteuer befugte Beamte anzufehen find.
Neben dieſen regelmäßigen Steuererhebungen durch den Landvogt
finden wir auch Beifpiele, wo ein befonderer königlicher Bevollmädhtigter
mit diefem Geſchäfte betraut ift. Diefe Fälle beſchränken fich jedoch meift
auf Steuerrücftände, wohl auch Steuerverweigerungen, und zwar meift
dei Stäbten, deren Stellung zur Landvogtei ald eine mehr ober weniger
toordinierte bezeichnet werben kann. Beiſpiele diefer Art werben es be
weifen. Welche Sorgfalt und Aufmerkjamkeit man diefen Steuergeſchäften
zuwandte, bemeift der Umftand, daß ein Mann wie Graf Berthold von
Boben Habe, wie Th. Schön (M. J.O. G. 17, 285) meint, da ſich ja feine Berpfändungs-
urtunde vorfindet. — Graf Ulrich von Württemberg war feit 2. April 1330 Landvogt
in Niederſchwaben.
*) Mayer, 1. c. L, 298.
%) Ebenba, I, 397; d. d. 28. Oft.
®) Bol. Anhang Urt. Nr. 25, d. d. 14. Sept. 1340, (Hall) und Winkelmann,
Acta imp. ined. II, 407; d. d. 21. Dez. 1846 (Zürich).
310 Knöpfler
Neiffen, der vertrauteſte Ratgeher des Kaiſers, der ihm 1331 das Recht
zugeſtanden hatte, Beamte ein- und abzuſetzen und ihre Rechnungen zu
hören, mit ſolchen Steuererhebungen betraut wurde.
Wir können vielleicht nicht mit Unrecht dieſen Mann als Kaiſer
Ludwigs oberſten Finanzminiſter bezeichnen. Über feine Steuerverwal-
tungsthätigleit giebt uns eine Urkunde Ludwigs an Zuürich Zeugnis, in
welcher es heißt: „Wir haben zu iuch gefendet den edeln man Berchtold
grafen ze Greiſpach, ze Marftetten, genant von Nyifen, unſern lieben
heimlicher, der iuch brief antwortet: und Bitten iuch und wellen ez od,
daz ir im 1800 phund Haller, die wir mit iuch haben, antwortende von
unfern wegen, ber mir iuch ledig fagent, ob ir im fi gebent ... .").
Ebenfo delegiert der Kaifer denſelben im nächſten Jahre nad Augs-
burg wegen Ausbezahlung der Reichsſteuer?). Am 10. Oktober quittiert
der Graf der Stadt über die Steuer, „der fi uns an finer ftat gar
und gentzlich beriht und gemert hand“ ?). Auch 1334 gebietet Ludwig
diefer Stadt, dem Grafen Berthold die Steuer auszubezahlen oder dem,
welchem diefer fie nach eigenem Gutdünfen anmweift, außzufolgen“). Und
Berthold weift in der That die dem Kaifer von der Stadt fchuldige
Summe von 1600 Pfd. Heller an mehrere Gläubiger des Kaiſers an?).
Wir gelangen zu den Zeugniffen, wo faiferlihe Schreiber mit der
Erhebung der Stäbtefteuer in einzelnen Fällen betraut waren. 1336
fandte Ludwig der Bayer feinen Schreiber Rudolf nah Züri, um mit
den Bürgern die Zahlung der Reichsſteuer zu vereinbaren. Sie erlegen
diefem die Steuer, die er auf des Kaiſers Befehl weiter dem Grafen
Hartmann ausfolgt °).
Daneben finden wir num aud) Fälle, wo zwei oder mehrere Bevoll-
mädhtigte, ja ganze Kommiffionen mit einer Stadt wegen Zahlung ihrer
Steuer zu unterhandeln haben. 1346 beglaubigt Ludwig bei der Stadt
Züri feinen Landvogt Eberhard von Nellenburg und feinen Schreiber
Leonhard von Münden zur Verhandlung und Einziehung der rüdjtändigen
Steuer’). Nah Schwäbiſch Hall fendet der Kaifer 1340 feinen Land:
vogt Ulrih von Württemberg, Bruder Heinrich von Zipplingen, Burf:
hard den Sturmfeder und den Nürnberger Schultheißen Conrad den Großen.
') Winfelmann, L c. II, 333; d. d. 19. Mir.
?) Mayer, 1. c. I, 292; d. d. 20, Sept. 1382.
3) Ebenda, I, 293.
) Gbenda, I, 308.
») Ebenda, I. e.
9 Winkelmann, 1. c. II, 856; d. d. 16. April.
*) Ebenda, IL, 407.
Die Reiceftäbteftener in Schwaben, Etſaß und am Oberrhein x. 311
„mit in ze reben, ze taybingen und ze enden umb follih handelung
und anfprad, die wir hing iu haben“ ').
Alle diefe Fälle zeigen, daß es ſich Hier um außerorbentlihe Fälle
handelt, wo bei der Erhebung der Steuer fi etwa Schwierigkeiten er-
geben. Bezeichnenderweiſe finden mir bei ſolchen Steuererhebungstom-
miffionen flets den Vogt als erften genannt, ein weiteres fiheres Zeichen,
dab ihm Die Hauptthätigfeit bei ber Steuererhebung zufam.
Wir haben bisher die verſchiedenſten Perfonen bei der Steuerein-
ziehung thätig gefehen und müflen zum Schluß jener häufigen Fälle ge
denken, wo der Kaifer bei feiner Anmefenheit in Städten ſelbſt die Steuer
erhob, wenigftens unmittelbar durch feine Anweſenheit für die Bezahlung
derfelben Anlaß gab. Gerade diefe Art der Steuereintreibung ſcheint mir bis-
ber in ber Litteratur über das mittelalterliche Finanzweſen noch zu wenig
berührt worden zu fein und ift doch bei der Häufigkeit der Fälle keineswegs
unberüdfichtigt zu laſſen. In Augsburg ließ der König 1324 bei feiner
Anmwefenheit die Steuer auf 8 Jahre erheben®), 1336 für 2 Jahre?). —
In Konſtanz geben ihm 1334 die Bürger die Steuer für 3 Jahre*).
An Drt und Stelle disponiert der Kaiſer auch über Steueranwei-
ſungen, Stenernadjläffe c. So erteilt er, als er 1330 in Eßlingen weilte,
dieſer Stadt eine Steuerfreiheit von 5 Jahren und fegt die Höhe der
Steuer in Zukunft feft?). An der Hand der Regeften und des Stinerars
Raifer Ludwigs ließen ſich noch viele ſolche Fälle anführen.
Im allgemeinen fünnen wir hier zum Schluß wohl bie Anſicht aus⸗
ſprechen, daß der augenblidlihe Bedarf und der faft ftets herrichende
angel an Geld*) die beftimmenden Momente für die Erhebung der
Steuer bildeten. Troß der häufigen Verpfändungen und Anmeifungen
läßt ſich jedoch deutlich die Regel in der gewöhnlichen Erhebung erfennen,
einer amtlichen Befugnis des Landvogtes. Überhaupt ſcheint die Thätig-
feit dieſes hauptfählid auf dem Gebiete der Finanzverwaltung gelegen
zu fein,
) Anhang urt. 25. — Original im Kgl. württ. Staatsarhiv. — Unter „An:
istuch® haben wir jedenfalls Steuer zu verftehen; d. d. 14. Sept. 1340.
*) Registratura Ludor. ]. c. fol. 110a; H. 8.
®) Mayer, 1. c. I. 312; d. d. 20. Min.
%) 3.6.0.0. 40,93; d. d. 20. Aug. 1384.
*) Württ. Geih.Quell. IV,I, 290; d. d. 1. April,
©) Bie groß biefer Mangel an Geld ojt bei Hufe war, zeigt fid 1340. — Bon
ter Reichsſteuer Augsburge batte Ludwig d. B. 400 F ler dem Ritter von
Vopfingen angewieſen nahm aber biefe Anweiſung jpäter 5: mit der Begründung,
„wann wir ber ze dijen Ziten ze nötigen ſachen bedorfiten" —. Mayer, J. c. I, 361:
d.d. 3. De.
312 Knöpfler
IV. Die ſtädtiſche Stenerberwaltung.
Zeumer zeigt in feiner Arbeit, wie zu Anfang bes 13. Jahrhunderts
die fäbtifhe Steuerverwaltung allgemein aus den Händen ber Mini-
fterialen in die der Stabt übergeht. Damit war der Stadt die Auf:
bringung der Steuer jelbft überlaffen, fie entwidelt fi zur ſelbſtändigen
Steuergemeinde. Es ift bie Zeit, da die Entwidlung der Autonomie
der ftädtiihen Magiftrate einen gewiflen Abſchluß erfährt und bald ſehen
wir die Steuerverwaltung der Stabt als eines der hauptjädlichften Ge
ichäfte des Rates erſcheinen. Von dieſem geht im allgemeinen die
Regelung der Verwaltung aus, doch finden wir nicht felten hiebei auch
ein Eingreifen des Königs. Eine fehr eifrige Thätigkeit in dieſer Be
ziehung entfaltete Ludwig, wovon uns zahlreiche Urkunden Zeugnis geben.
Nicht felten mögen folche königliche Verordnungen auf ausbrüd:
lichen Wunſch der Stadt ſelbſt ergangen fein, bem ber Herrſcher mit um
fo größerer Bereitwilligleit nachkam, als fih in diefen Fällen meift feine
Intereſſen mit denen der Stabt bedten. Dem König war an möglichfter
Nutzbarmachung und Verſtärkung der Steuerfräfte alles gelegen, die
Stadt ſuchte eine möglichſt allgemeine Steuerpfliht durchzuführen und
namentlidy den immer mehr wachſenden Befit der Kirche und der Geiſt⸗
lichkeit in den Steuerbereich einzuziehen. Wie die Städte befonders in
den legteren Beftrebungen kräftig von Kaifer Ludwig unterftügt wurden,
wird noch an anderer Stelle zu unterfuchen fein.
Die Art und Weife der Steuererhebung in den Stäbten für die
von uns ins Auge gefaßte Zeit dürfte ſich im mefentlihen wenig von
der zu Ende des 13. Jahrhunderts üblichen, über welche uns ja das
Augsburger Stadtbuch diefer Zeit die reichften Aufihlüffe giebt, unter:
ſcheiden. Wir fönnen daher von einer eingehenden Darftellung diejer
Geſchäfte abjehen, zumal K. Zeumer in feinem Auflage über bie Städte:
fteuern dies an dem Beifpiele Augsburg des näheren ausgeführt hat,
und beſchränken uns daher auf fpezielle, erft für die Zeit Ludwigs zu:
treffende Einrichtungen einzugehen.
Die Eigenſchaft der Stadt als felbftändiger Steuergemeinde brachte
es mit fi, daß es biefer ganz und gar überlaffen war, zu beftimmen,
wann und mie oft und in welcher Höhe die Steuer zu erheben jei').
Ein indirefter Einfluß auf die Steuererhebung konnte wohl eintreten,
wenn der Kaifer zu einem nicht vorhergefehenen Termine, ober in einer
) J. W. v. Zröftfb, Anmerkungen und Abbanbfungen. p. 89. „ .... wann
oder welches Jares wir uf ung ain Stuire ſezzen ...“ beißt es in einem Abſchnitt
der Statuten ber Stadt Nördlingen aus dem 14. Jabrbundert.
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ꝛc. 313
außergewöhnlichen Höhe die Steuer von der Stadt forderte. Zumeift
trifft man nun allerdings eine jedes Jahr wiederkehrende Stabtumlage.
Do können Umftände, wie Mikjahre, Kriegsnot, Feuerſchaden zc. ein
oder mehrere Jahre die Steuer ausfallen laffen, die dann, wenn ber
Kaiſer nicht eine Steuerbefreiung eintreten läßt, aus ben etwa vor-
handenen Überſchuſſen (Steuerfond) oder den Erträgniffen von indirekten
Steuern, als Ungeld (Nccife), Zoll und Mauten beftritten wird. Daß
ſolche Steuerüberfhüffe vorhanden fein konnten, d. h., daß die Steuer
in manden Jahren in höherem Betrage, als fie abzuführen war, in ber
Stabt erhoben wurde, erfahren wir aus ben Augsburger Stabtbau-
rechnungen aus ber erften Hälfte bes 14. Jahrhunderts '). — 1330 verfah
3. B. die Stadt Augsburg Gefandte an den Kaifer mit Geld, das aus
den Steuererträgniffen genommen war. Der Eintrag zum 3. Juni 1330
lautet: „Item Swiftingerio misso ad Imperatorem ad Renum 1 lib.
hall., quos recepimus de illis denariis, quos recepimus de stiur-
maistris“ ?).
Im allgemeinen gilt wohl die Regel, daß zur Dedung der Reiche:
feuer die direkte Stadtſteuer, zur Aufbringung der Bebüirfniffe des fäbti-
ſchen Haushaltes (Befeftigung der Stadt, Straßenbau 2c.) bie indirekten
Steuern (Acciſe, Ungeld, Zoll) unter normalen Verhältniffen auch unter
Ludwig verwendet wurden. Obwohl nun diefe fäbtifche Umlage in ber
Reichsſteuer zunächſt ihren Grund hat, wird doch wiederum biefelbe nicht
jelten in fleuerfreien Jahren: (4. B. bei Vorausbezahlung auf mehrere
Jahre an den Kaifer oder Befreiung von der Steuer durch den Kaifer)
für die eigenen VBebürfniffe nach Notwendigkeit erhoben worden fein.
Die Höhe der von Fall zu Fall zu erhebenden Steuer ſchwankt
und ift abhängig von den vorhandenen ſtädtiſchen Geldüberſchüſſen (Fond)
und den, eventuell über die regelmäßige Höhe der Steuer gehenden
Forderungen bes Kaiſers.
Die jebesmalige Steuererhebung ift bedingt dur einen Beſchluß
des Rates, ber zugleich den Steuerfag, die von jedem Pfunde des Ver-
mögen® zu erhebenden Prozente beftimmt. Der Rat jet aus feiner
Mitte „ftiurmayfter“ *) oder „anleger der fture” *) ein, denen urſprünglich
das fehr beſchwerliche Geſchäft der Einfhägung der einzelnen Bürger
oblag. Mancherorts oder vielleiht überhaupt allgemein lag dem Rate
%) Diefe ſind gebrudt in der Zeitſchrift des Hiſtoriſchen Vereins für Schwaben
und Neuburg V, p. 1ff.
)Lep. 171.
) J. Fr. v. Tröftfd, 1. c. 89,
+) Chr. Mayer, 1. c. I, 199.
314 Rnödpfler
auch die Pflicht ob, übergebührliche Forderungen der Steuer zu ver:
hindern. Dies befagt ein Privileg Ludwigs des Bayern für Hagenau?).
Zur Unterftügung des Rates und auch zu feiner Kontrolle hatte, wie
mir ſchon erwähnt, ebenfo der Landvogt als Vertreter des Kaiſers dieſe
Befugnis. Die Einfhägung ift im allgemeinen unter Ludwig eine
Selbſteinſchätzung, eiblid) ober ohne Eib?). In den meiften Fällen ge:
ſchieht diefe Angabe des fteuerbaren Vermögens unter eidlicher Bekräf:
tigung. In Nördlingen konnten diejenigen, welde unter 2 Pfb. Heller
Steuer gaben, von den Steuermeiftern diefes Eides enthoben mwerben?).
Diefer Eid konnte von einem Bürger im Verhinderungsfalle eines Mit:
bürgers, ober als eidliche Beihilfe (Eideshelfer) auch für einen anderen
geleiftet werben‘).
Diefe Steuererhebungsart hatte ihre Vorteile, gewiß aber auch ihre
Schattenfeiten. Letztere nah Möglichkeit zu verhüten, war man durch
verſchiedene Mafregeln beftrebt. Diefe liefen einerjeits darauf hinaus,
ein Berfäumen bes von dem Rate feftgejeßten Endtermins der Steuer:
leiftung, andererſeits unrictige Vermögensangaben Bintanzubalten.
Um jedermann bei Vermeidung eigenen Schadens zur genauen Angabe
des Wertes feiner fteuerpflichtigen Güter zu zwingen, ſtand in manchen
Städten dem Rate das Recht zu, jederzeit jolde Güter um die angegebene
Schätzungsſumme anzufaufen. „Waer auch ieman der mit gevaerde
ſtiwren wolt, daz die ftimermaifter dühte die habent wol gemalt, daz fi
das gut hauffen ald ers verftimren wil, unz an den rat und ſwaz der
rat dar mit tut, daz fol ftaent beliben“, jagt ein Ratsdekret aus Auge:
burg von 1294, in einer Abſchrift aus dem Jahre 1324°).
Nah dem Nördlinger Statutenbuhe aus dem 14. Jahrhundert
büßt jeder Steuergeber eine Überjchreitung der gefeglihen Beftimmungen
über die Steuereinziehung mit dem dritten Teile defjen, mas er unter
Eid als fein Vermögen angegeben hat. Solche, welche während ber
Steuererhebung ortsabweiend find, haben in den nächſten & Tagen
nad) ihrer Rückkunft die Steuer zu erlegen. Im Verfäumungsfalle unter:
liegen auch fie der obigen Strafe®).
*) Schoepflin, Alsat. dipl. II, 144; d. v. 6. März 1382.
*) v. Tröltſch, 1. c.89; „... wir uf uns ain Stuire ſezzen und nemen wellen
tz ſi Mit dem ayde oder ane ayde ...“.
%) Ebenda.
+) Ebenda; „... wer auch ſiner rund ainen ober mer von ber Stuir wegen
in ben ayde nemen wil, der mag daz wol tun ...“
>) Chr. Mayer, Das Ztadtbud von Augsburg, 314.
qj v. Tröltſch, 1. c. 89.
Die Reipsfläbteileuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein x. 345
Im Falle von Steuerverweigerungen greift meift der Landvogt
ein, der mit dem Steuermeifter die Pfändung bes Steuermeigernden
vornimmt ?).
Die Höhe der Steuerleiftung des einzelnen war mitunter fogar ber
Mapftab für geritlihe Geldſtrafen. So beftimmt das ſchon erwähnte
Statutenbuh von Nördlingen, daß von den Handwerkern, welde bei
einem öffentlich von der Stadt ausgerufenen „Ußzog“, aljo einer Friege:
riſchen Unternehmung ber Stadt, ihrer Pflicht nicht nachkommen, jene,
melde 1 Pfd. Heller oder mehr zu Steuer geben, einer Strafe von
3 Bid. Heller, jene, welche unter 1 Pfd. fteuern, einer ſolchen von
1 Pfd. Heller verfallen find ?).
Zur Ausführung diefer Steuergefhäfte waren natürlich auch ſchrift⸗
lie Dokumente, wie Steuerbrief, Duittungen notwendig, von denen uns
jedoch aus ber Zeit Ludwigs des Bayern nichts erhalten ift.
Wir wenden uns von ben Steuerzahlern und zerhebern zu den
Stenerobjeften.
Die urſprünglichſten Steuerobjefte waren aud in ben Stäbten
Grund und Boden, überhaupt Immobilien. Die wachſende Bedeutung
des Geldes aber hatte als natürliche Folge auch eine Vefteuerung ber
Mobilien, des Kapitales herbeigeführt. Die Befteuerung bildet fih zu
einer „nah dem Kapitalmerte des Vermögens“ ?) ſich richtenden aus.
Die Faffionspflicht eines Familienoberhauptes erftredt ſich nicht
nur auf feine eigenen Güter, jondern aud die der ganzen Familie und
des Hausgefindes, ſowie feiner Mündel und alles Gut, das ſich in jeiner
Obhut befindet.
Darüber beſtimmt das Augsburger Stadtbuch in der Abſchrift von 1824: „Tie
itırermaifter fülen auch in dem man in ben ait geben ob fin wirtinne {ft gütes habe
an ir gewant unb an iriu chleinobe, bat fie danne gute daz fol er ftluren, wil er bay
nidt fun fo fol ez fein wirtinne ſtiuren. Gi fülen aud indem man in ben alt geben,
eb er iſt enpholhens gutez habe, hant fi danne gute daz fol er ſtiwren uf ben ait, wil
er baz nibt tun fo fol er erzaigen wer bie chint fin ober waz baz enpholhen gute fei
und eg bie ſtiwren uf den ait. Swelch man auch gülte hat die man im gaelten fol,
ie fi gerwife oder ungewis, bie fol er ſtiwren als hoh ji im iſt. — Si fülen auch in
ven ait geben allen wirten daz fi iriu gehiufinde nennen bie gute baben und ir
dainen verſwigen unb auch ehalten die mer gutes haben banne ein phunt“ *).
?) Ten Augsburgern gewährt 5. B. im Juli 1340 der Kaiſer: „mer in gelten
set vebefich gült, des ji brief habent, oder des man in an laugen iſt, daz ji bi barumbe
mit irem vogt ober mit ires vogtes boten gephenben mügen ...“ Gengler, Codex
juris municip. I, 82.
) Esenda 105.
) 4. Zeumer, Deutſche Städteſteuern, 88.
*) Chr. Mayer, Tas Augsburger Stadtbuch, 314.
316 Knöpiler
Von einer Einkommenfteuer ift auch unter Ludwig noch nicht
bie Rebe.
Wir leiten bier über zu dem widtigften Punkte diefes Kapitels,
der Steuerpflicht.
Bezügli der Steuerverpflihtung haben wir zwiſchen einer perfön:
lichen und örtlichen Begrenzung berfelben zu fcheiden. Zur Abgabe der
Steuer waren zunächſt alle Bürger einer Stabt verpflichtet. Außerhalb
dieſer Pflicht ftanden auf Grund alter Privilegien die Geiſtlichkeit, bie
Juden, melde ja ihre eigene Reichsſteuer zu zahlen hatten und die Mini-
fterialen ausmwärtiger Herren ober bes Biſchofes, die ja fein Bürgerrecht
bejaßen.
Steuerpflicht und Bürgerrecht find zwei von alters her unzertrenn-
lie Begriffe, fo daß eines durch das andere notwendig bedingt war.
Dies bezeugen aud für Kaifer Ludwigs Zeit mande Beifpiele.
Die allgemeine Pflicht der Bürger, zu feuern, ſpricht ein 1318 von Sailer
Ludwig der Stabt Heilbronn gegebenes Privileg aus, worin alle Bürger, „utriusque
sexus“ zum Steuer geben verpflichtet werben, „ne libertatio vel exemptio unius
universitatis pregravatio censestur“ !). Bemerfenswert find weiter zwei bisher un:
befannte Urfunden von Ehlingen, 1817 erlaubt die Stadt Fhlingen dem Kefter Fürften«
feld in feinen Zehenten Güter für 800 Pfd. anzufaufen, nimmt biefe für 100 Pb. an
bie Steuer und gibt bem Klofter das Bürgerrecht). 1337 nimmt biefelbe Stabt das
Domkapitel von Konſtanz ins Bürgerrecht auf, wofür es jährlih 15 fl. Steuer zu
zahlen hat®).
Die Allgemeinheit ber Steuerleiftung ſpricht das Augsburger Stabtbud aus,
wo ben Steuermeiftern aufgetragen wird, „baz fie bie ſtiwer ein gewinnen ame gevaerde
von maenechliche, er fi arme ober riche und baz fi ber nieman niht lagen noch wiber
geben“ ).
Über den Beginn ber Verpflichtung eines Bürgers, Steuer zu zahlen, unter:
richten ums bie Statuten ber Stäbte Nörblingen und Dinkelsbühl aus bem 14. Jabr-
hundert. Hier Heißt es in beiden gleih: „Wir han aud) gefegzet, ſwer huſſelichen dri
vierzehen tage oder mehr hie figet, der fol und muoz ſwern biu ſtiure unbe bienen als
ander burger“®). Hier bebingt alfo erft eine ſechswöchentliche Dauer des Aufenthaltes
als Hausbefiger in ber Stabt eine Steuerpflicht.
Insbeſondere verpflichtete auch der Handel in den Stäbten zur
Leiftung der Steuer. Eine Heranziehung der Hanbelsleute, von denen
eine große Zahl gar nicht ortsanfäffig, fondern nur vorübergehend in
der Stadt weilten und nicht im Beſitze des vollen Bürgerrechtes fanden,
') Zünig, B. A. 13, 884; b. b. 19. Oftober 1318.
2) Pfaffs, hs, Regeſten zur Geſchichte Württembergs, III. Abt. fol. 74, b;
d. d. 9, October 1317 und fol. 76, a; d. d. 6. jjebruar 1327. H. 8. ber öffentlichen
Bibliothet zu Stuttgart.
+) Chr. Mayer, 1. c. 818.
») Gengler, Die Stadtrechte des Mittelalters, 52 und Tröltſch, 1. c. 90.
Die Reichoſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein x. 817
entſprach, da diefe in ber Stadt ihren Erwerb und Nugen fanden, durd:
aus den Forderungen der Gerechtigkeit. Nicht felten kam es indes vor,
daß eine Stadt bie bei ihr Handel treibenden Kaufleute einer anderen
Stadt von der Steuer freifprahen gegen Erteilung des gleichen Rechtes
an ihre eigenen Kaufleute. Gewöhnlich wurde ſolchen auswärtigen Handels:
Teuten für eine beftimmte Zeit das Bürgerrecht ber Stadt, in welcher fie
ihr Geſchäft betrieben, erteilt, wornit fie natürlich auch in die Pflicht, an
der Steueraufbringung teilzunehmen, traten.
Die allgemeine Steuerpflicht für Kaufleute beftimmt der Artikel VIII
des Augsburger Stabtbudes: „Man fol auch wizen, daz ein ieglic man
da hie ze Auſpruch figet und kaufet und verfaufet, der fol dienen als
ein ander burger mit ftiure . . .”
Bei Ausübung von Handelsgeſchäften waren jelbft fonft von ber
Steuer Erimierte, beſonders die Minifterialen frember Herren zur Ab-
gabe ber Steuer verpflichtet. Darüber jagt das Augsburger Stabtbud) :
„Sat aber er (sc. ein Minifteriale) lipgedinge von dem felben hove
und hat geſchaeftes oder veilen marcht in dem houſe ober vor dem
houfe, er fißze in ber ftat oder vor der flat, der fol ftiuren als ein
ander burger“). Mit diefen Beſtimmungen hängt e8 auch zufammen,
daß einzelne deutſche Stäbte fogar Kaufleuten aus Stalien, wie aus
Florenz oder Venedig, für die Dauer ihres Aufenthaltes oder beftimmte
Zeit das Bürgerrecht erteilen, da biefe ja durch Beteiligung an der
Steverzahlung zugleih in alle bürgerlichen Verbindlichkeiten und Rechte
eintreten. Mitunter befreit jedoch der Kaifer, der, wie auch andere Ver—
ordnungen zeigen, eifrig bemüht war, die Handelsbeziehungen zwifchen
Italien und den deutſchen Städten zu heben, folde Kaufleute von der
Steuer, fo 3. B. 3 florentiner Kaufherren von der Steuer in Nörblingen,
melde Stadt ihnen für die Dauer von 2 Jahren Bürgerrecht zugeftanden
hatte).
Der Steuerpfliht waren in der Regel auch jene unterworfen,
melde zwar auswärts wohnten und nicht anfäflige Bürger waren, aber
in dem Bereich der Stadt Grumbbefig Hatten. Befreiungen von ber
Steuer in folden Fällen fonnten in der Regel nur vom Kaifer ausgehen.
1316 befreite Ludwig die Augsburger Bürger für ihre Güter in Neu-
burg, Landsberg, Aichach und Dachau von der Steuer bajelbft?).
Bezüglich der drtlichen Begrenzung der Steuerpflicht gilt im all-
gemeinen ber Grundfag, daß alle innerhalb des Bereichs der Stadt ge:
) Chr. Mayer, 1. c. 76.
2) Dfele, 1. c. I, 742; d. d. 29. November 1822,
) Mayer, Urf.E. von Augsburg, I, 19.
318 Knöpfler
legenen Güter derſelben ſteuerpflichtig ſind. Dabei zeigt ſich allerorts
das Beſtreben, das Gebiet der Steuerpflicht nach Möglichkeit zu erweitern.
Darin wurden die Städte aus guten Gründen von Ludwig thatkräftig
unterſtützt.
Vor allem galt es, die außer der Stadtmauer, aber noch innerhalb
des Stadtgebietes (innerhalb der Pfähle, Palliſaden) wohnenden Bürger,
die ja den Schutz der Stadt ebenſo genoſſen, zur Steuer heranzuziehen.
Solche Beſtrebungen richteten ſich ganz beſonders gegen die ſogenannten
Auf und Pfahlbürger, die ſich vielfach der allgemeinen Bedepflicht zu
entziehen fuchten!).
Das auf alle Bewohner bes Stabtgebietes ſich erfiredende Recht der Beiteuerung
ſcheint unter Ludwig vielfach durchbrochen geweſen zu fein, wenigſtens finden jich nicht
ſelten Urfunben dieſes Kaifers, worin biefe allgemeine Pflicht erſt wieber zum gefeb:
lichen Ausdrud kommt. 1339 erlaubt der Kaifer der Stadt Ravensburg, „dag alle
Füt gemainli wie die genannt find bie in iren Gttern”) und in irem Bann gut
Yigen Habent mit in Bet und Stiwr tragen und geben fullen, als fi bie von alter
und lange ber gegeben und getragen babent“ ®),
In Weißenburg i. €. hatten aud alle Vorwerke und Landgüter im Gebiete der
Stadt gleiche Steuer wie die in der Stadt ſelbſt wohnenden Bürger zu entrichten *).
Derfelbe Grundſatz galt in Wimpfen und wohl auch in ben meiften übrigen Reihe:
näbten®). Beſonders gegen bie unter ber Stadtmauer fi anfiebeinten Pfahlbürger,
deren Anfieblung in ben Stäbten Ludwig überhaupt nad Möglichkeit zu verhindern
fuchte, richtete fi das Privileg bes Kaifers für die Stadt Bopfingen, welches be—
ftimmte, „daz niemand feinen Bau bauen noch tun fol vor irer Statt, wer er ſey, es
wäre bann als vil, baz er gleiche Bürben mit ben in ber Etatt tragen unb leiben
wollte, es jey an Steuren, an Wachten und an anderen Sachen“). Eine ſolche Aus-
dehnung ber Steuerpflicht ſcheint neu oder wenigftens noch nicht allgemein anerkannt
gewejen zu fein, denn biefe Gnade bes flets auf das Wohl feiner Städte bedachten
Kaifers follte folange Gültigkeit haben, bis es ſich zeige, „ob es ber Statt ſchädlich
fey ober nicht“.
Der ſchon viel früher allgemein übliche Grundfag, res cum onere
suo transit, hatte aud unter Ludwig fi feine volle Gültigleit be
wahrt. — 1338 gibt der Kaifer der Stadt Lindau bie Freiheit, von
den Gütern, die außerhalb der Stadt liegen, zuvor aber der Stadt ge:
dient und gefteuert haben, auch fernerhin, fie mögen gehören wem fie
2) Bl. z. 2. Lünig, RA. 18, 884 d. d. 19. Dft. 1318, 3 Heilbronn :| und
ebenda 13, 209, d. d. 28. Nov. 1331.
*) Gin ſchwabiſcher Ausbrud für Gehege, Gebiet, Grenzen.
®) Anhang, Urkunde 24; d. d. 5. Juli 1339. Original im kgl. württemb.
Staatsarchiv.
+) Lünig, R.A. 14, 614; d. d. 26. März 1316.
®) Georgiſch, Regeſta II, 492; d. d. 2. Febr. 1346.
%) Lünig, RA. 13, 245; d. d. 28. Nov. 1831.
Tie Reihejtäbteitener in Schwaben, Elijah und am Oberrhein ıc, 319
wollen, die Steuer, wie fie die Bürger in der Stabt bezahlen, zu er:
beben!).
In einem befonderen Verhältniffe zur Steuer ftand ber altprivi:
legierte Stand der Geiftlichfeit. Diefes Verhältnis gab häufig Anlaß zu
heftigen Streitigkeiten zwiſchen Klerus und Stadt, in melden meiftens
der Raifer zu intervenieren hatte. Bon alters her waren alle kirchlichen
Güter von der Steuer befreit. Erſt fpäter hatte fi, nachdem königliche
Verordnungen ergangen waren, welche beftimmten, daß alle künftighin
von der Geiftlichkeit zu erwerbenden Güter der Steuerpflicht unterworfen
bleiben ſollten, Beſitz in den Händen der Kirche angefammelt, der aud)
an der Leiftung der Stabt-Reichefteuer ſich zu beteiligen hatte. Der
Kampf Ludwigs mit dem Papfttume und dem großenteild mit biejem
serbündeten Klerus machte fi natürlich auch auf diefem Gebiete recht
deutlich bemerkbar. Ludwig, der große Freund und Gönner deutſchen
Bürgertums trat auch hier ftets unerſchrocken zu Gunften der Städte ein
und fuchte den Befig der toten Hand auch dem allgemeinen Wohle nugbar
zu machen. An vielen Drten wurden ganz gegen das althergebradhte
Privileg der geiftlihen Güter zu feiner Zeit, auf Grund der von ihm
den Städten gegebenen Privilegien von allen geiftliden Gütern, die
innerhalb der Stabtmarken gelegen waren, Steuer gefordert. Die Steuer
zu zahlen gebietet der Kaifer 5. B. 1332 dem Kloſter „zu der Mindren
Dwe“ in Ravensburg, das mit der Stadt wegen ber Zahlung der Steuer
in Streit geraten war und ſpricht dabei von diefer Einrichtung und Be:
ſtimmung, „als Sitte und gewonlich ift und herchomen“).
Bor allem fuchte Ludwig auch im Intereſſe der Städte das An—
wachſen bes kirchlichen Grunbbefiges überhaupt Bintanzuhalten. Ja
in einzelnen Städten verbot er fogar, daß Geiftliche liegendes Gut, das
ſteuerbar ift, erwerben, fo 3. B. 1330 in Ehlingen?).
Häufig begegnet und das Verbot des Kaiſers, aus ſteuerbarem
Befig geiftliche Stiftungen, Vermächtniſſe zu machen. 1347 giebt er den
Bürgern von Heilbronn bekannt, daß es ihnen unterfagt fei, aus ihren
Gütern innerhalb der Gemarkung der Stadt, die ja fleuerbar feien,
Schenkungen an Geiftlihe zu machen, um zu verhindern, „... daz die
Gut, die in der Marc) gelegen fint und von Alter her geftüret habent,
ſtürfry werben“ *).
*) Urkunden bei Sind, Über bie Lindauer Geſchlechter, fol. 249; d. d. 26. Nor.
1338. HS. ber inbauer Stabtbistiothet.
®) Anhang, Urkunde 11, d.d.8. Juni 1882, Original im kgl. wwürtt. Stantsardiv.
*) ®. Geſch Ou. IV, I, 289, d. d. 1. Apru 1830.
) ünig, R.A. 18, 887; d. d. 28. Mirz 1947.
320 Ruöpiler
Aber au die Städte jelbft trafen Anordnungen, nad melden es
feinem Bürger geftattet war, liegenbes, fteuerbares Gut durch Stiftungen
ober irgend eine andere Weife in geiftlihen Befig kommen zu Iaffen.
Solche Verbote erließ z. B. 1315 der Rat von Augsburg‘), 1318 bie
Stadt Aalen, diefe unter Androhung einer Strafe von 100 Pfd. Heller?).
Falls aber ſchon eine ſolche Übertragung weltlicher, ſteuerpflichtiger Güter
erfolgt ift, fucht der Kaiſer ftets dem Grundfage, res cum onere suo
transit, Geltung zu verſchaffen. Auch ſolche Güter, die früher fleuer-
pflichtig, in den Befig der Kirche gelangt, nunmehr der Steuerleiftung
entzogen worden waren, ſucht er wieder berfelben zuzumenden. 1345
verordnet Ludwig für die Geiftlihfeit in Eßlingen, daß bei Übergang
eines ſteuerbaren Gutes an dieſelbe, „diefelben chlofter und pfaffen bi der:
felben ſturr beliben und furbaz feiner freyung miezzen, noch baruf
ſprechen, ez fi danne, daz fi ez mit ber vorgenanten burger willen haben
und niezzen“). Die letere Klauſel zeigt, daß fi in einzelnen Fällen
wohl aud die Stadt mit Klöftern, Domtapiteln und anderen geiftlidhen
Korporationen wegen bes Steuerbeitrages vereinigt hat.
Die Steuerfreiheit nahm jedoch der Klerus nit nur für ſich,
jondern aud für feine Dienftleute, feine Minifterialen in Anſpruch.
Beſonders trifft dies in Stäbten zu, bie Bifhofsiige und zugleich Reichoftädte
find, fo 3. B. in Augeburg und Konſtanz. Nod mehr als an anderen Orten erhoben
fih Hier wegen Beſteuerungsanſprüchen Streitigfeiten zwiſchen Biſchof und Stadt.
Die biſchöflichen Minifterialen waren eben bem Bifchofe fteuerpflichtig. Bezüglich biefer
Verhältniffe beſtimmt das Augsburger Stadtbuch in ber Rebaltion von 184: „Ey
fülen auch unfers Herren gefinde dez bifhofes oder unferer herren vom choere oder
anberer pfafheit ba man geſchaefſtes hin verfiht ſtiwren ober fi fülen fein mit reht
ledick waerden. — Dem reht if alfo: ſwer ein ampt bat von unferm herren dem
bifcpofe oder von unfern berren vom choere ober won andren dloeftern ober fuft ir
geſinde it und niht anders geſchaeftes hat in ber flat da von er ſich begat*) war
fine® amptes ober ſines bienftes, maf ber daz bereben der fol ane ſtiwer fin“ ®). —
Jene aber, bie ein Geſchäft, Handel treiben, follen zur Steuer berangegogen werben.
1339 brach zwiſchen ber Stabt Augsburg und bem Biſchofe wegen ber Steuer heftiger
Streit aus. — Kaiſer Ludwig legte biefen bei und beflimmte, daß bie Bürger Eigen:
leute des Biſchefes nicht mit Etenern oder fonft mit Abgaben weiter belaiten follen,
ber Biſchof aber fie als „hinder den Burgern gefeggen lüte beſteuern bürfe wie es
ibm unb feinem Gotteshaufe nütlid fei* ©).
3) Genaler, Cod. jur. municip. I, 81; d. d. 4. Juli 1315.
*) Piaffs Hi. Regeiten z. G. Württemb. III, Sol. 31; H.S. ber öffentl, Biblio—
thel zu Stuttgart.
) Württ. Geſch.Qu. IV, I, 405; d. d. 18. April 1345.
+) = fein Einfommen, feinen Unterhalt findet.
®) Chr. Mayer, Tas Stadtbuch v. Augsburg, 314.
°) Gengler, Cod. jur. munieip. I, 82. d. d. 20. Auguft 1339.
Die Neihefäbtefleuer in Schwaben, Elfaß und am Oberrhein zc. 321
Alle diefe Ausführungen zeigen uns, wie es Ludwigs umermüb:
liches Beftreben war, die ſtädtiſchen Steuerkräfte immer mehr ertrags:
fähig zu machen, ohne dabei die Städte zu fehr zu belaften, fondern
ihnen bei der Auftreibung der Steuer die nachdrücklichſte Unterftügung
angebeihen laffen. Zu letzterem gehörte befonders das unter Ludwig
jaſt völlige Aufhören der vielen Eremptionen von der Steuer, wie fie
35 B. beſonders von Heinrich VII. in reihem Maße erteilt wurben!).
Nur in ganz wenigen Fällen erimierte Ludwig von der Reichsſteuer.
Mitunter unterftügt der Kaifer felbft durch ganz außerordentlide Mittel
die Städte bei der Aufbringung der Reichsſteuer. — Den Heilbronnern,
bie ſtark durch den Krieg mit den öfterreihiihen Herzogen zu leiden
hatten, verpfändete Ludwig zur leichteren Bezahlung ihrer Schulden, wohl
insbefondere aud der rüdftändigen Steuern, die Juden bafelbft auf
6 Jahre, um aus ihnen 4000 Pf. Heller Herauszupreflen *). Ein wahr:
haft draftiihes Beiſpiel für die Rechtloſigkeit und ſchmähliche Behand-
lung der Juden jener Zeit.
V. Die Berwendung der Reichsſtener — (Stener-Anweifungen, — Ber:
Pfändungen, — Nachlah).
Die ſchon unter Heinrich VII. beftehende, noch von den Zeiten des
Interregnums herftammende Finanznot des Reiches konnte ſich unter der
Regierung Ludwigs, die ja als eine für das Reich äußerft Geldaufwand
erfordernde bezeichnet werben muß, keineswegs beſſern. In der That
fehen wir unter diefem Kaiſer diefe Zuftände ſich bedeutend verſchlechtern.
Unter ſolchen Umftänden ift es wohl erflärlih, daß ein großer, wenn
nicht der größte Teil der Reichseinnahmen gar nicht an die Reichsfinanz-
zentrale, die Föniglihe Kammer gelangte, jondern gleih an Ort und
Stelle zur Befriedigung der zahlreichen Gläubiger des Kaifers und des
Reichs feine Verwendung fand. Zu den in folder Weile verwendeten
Reihseinnahmen zählten, nit in letzter Linie, die Reichsſtädteſteuern.
Die Nutzbarmachung der ftäbtifchen Reichsſteuern konnte in ver-
ſchiedener Weife erfolgen, indem fie entweder 1. in die Fönigliche Kammer
eingeliefert und dort wie bie übrigen Reichseinnahmen zur Dedung des
königlichen Hofhaltes oder für befondere Anläffe, wie Hof: und Reichs-
tage, zu benen übrigens auch häufig eigene Hof: ober Reichstagsfteuern
den Städten auferlegt wurden, in Vermendung kamen,
3) Verglelche dazu K. Zeumer, 1. e. 111.
?) Lünig, R.A. 13, 884. d. d. 9. März 1316.
Sortt. Biertellaräg. f. Sanbeigeih. R.. XI. 21
322 Knöpfler
2. in ihrem ganzen ober einem Teilbetrage eines oder mehrerer
Jahre einem Gläubiger des Kaifers angemwiefen, oder
3. für eine beftimmte Sunme auf unbeftunmte Zeit bis zur
Miebereinlöfung verpfändet wurden,
4. fann man au in dem Nachlaß der Steuer an die Stadt dur
den Kaiſer eine Art der Verwendung erbliden, da dieſe einer Anmeifung
an die Stadt felbft gleichfam.
Was die erfte Art der Verwendung anbelangt, find wir durch den
Mangel an fhriftlien Überlieferungen (Steuereingangäverzeichniffe, önig:
liche Rechnungsbücher, Reichsausgabe-Regiſter 2c.), darüber fehr ſchlecht
unterrichtet. Doch ſteht es außer Zweifel, daß dieſe Form der Steuer:
verwendung auch unter Ludwig üblich war, ja die gewöhnliche und zu:
nähft von der Steuerverwaltung vorgejehene.
Von einer Trennung des Ausgabeetats für das Reich und dem der
föniglihen Familie kann auch unter diefen Kaifer noch nicht geſprochen
werben. Selbft eine Scheidung zwiſchen der Finanzverwaltung des
Neiches und der des Herzogtums Bayern ſcheint damals nicht beftanden
zu haben.
Trotz der Häufigkeit der ſich vorfindenden Anweiſungs- und Ber:
pfändungsurfunden über die Reicsftäbtefteuern, von welchen fi ja ſicher
durch mannigfahe Umſtände ein noch größerer Teil unferer Kenntnis
entzieht, haben wir dod in diefer erfigenannten Wermwendungsart die
regelmäßige Verwertung der Steuer zu erbliden.
Die zweite Art der Verwendung ift die Anweiſung. In der Regel
beſchränkt ſich dieſe auf die Höhe einer, höchſtens zweier Jahresfteuern.
Für eine Anweiſung von gleihen Beträgen auf die jährlihe Steuer
durch mehrere Jahre hindurch ift der Ausdrud „jährliche gülte“ üblich‘).
Bei Beträgen, die über die Höhe einer oder zweier Jahresfteuern gehen,
tritt gewöhnlich ſchon Verpfändung ein. In den weitaus meiften Fällen
folder Anweifungen handelt es fih um Summen, die unter dem Betrage
der Jahresfteuer einer Stadt lauten.
Die Anweifung erfolgt in der Regel von Seite des Kaifers direft
an bie betreffende Stadt, bei welcher der angewieſene Teil die ver:
ſprochene Summe alsbald oder bis zum angegebenen Termine erheben
kann. Gleichzeitig muß wohl auch eine Verftändigung an den Landvogt
gelangen, dem ja die Kontrolle über die ftädtifchen Steuern obliegt. In
den meiften Fällen kommt aber der angewiejene Betrag nicht erft durch
die Hände des Vogtes in die des Empfängers, fondern wird direft dem:
') Dal. z. 8. Winfeimann, 1. c. II, 338.
Die Reicsftäbteiteuer in Schwaben, Elfaß und am Oberrhein ꝛc. 323
ielben von der Stadt ausgefolgt. Daneben fommt es doch wohl vor,
daß der Kaiſer dem Vogt oder den jeweilig zur Erhebung der Steuer Be:
fiimmten anweift, diefe oder jene Summe einer beftimmten Stabtfteuer
einem genannten Gläubiger auszubezahlen. So überweift 1336 ber
Schreiber des Kaifers, Rudolf, auf defien Befehl, nachdem er mit der
Stadt Zürich wegen ber Steuer unterhandelt hatte, diefe an den Grafen
Hartmann). -
Häufig werden auf eine einzige Reicheftener mehrere Anweifungen
erteilt?). Umgelehrt aber findet man aud eine Anmweifung, beſonders
bei größeren Beträgen, auf mehrere Stäbtefteuern ausgedehnt ?).
Diefe Anmeifungen haben allerdings nicht felten die beftimmte
Summe der Jahresftener nicht unerheblich überſchritten. So weiſt Lud⸗
wig der Bayer 1323 dem Johann von Bernhuſen auf die Steuer
der Stabt Reutlingen, die ja noch unter Karl IV. nur AUO Pfd. Heller
betrug*), die Summe von 1200 Pd. Hellern an, „super festum Martini
proxime venturum et obinde per annum recipiendas per ipsum?).
€ ergiebt dies eine ums breifade erhöhte Jahresfteuer. Im felben
Jahre verfhafft der König dem Grafen Eberhard von Württemberg an
der Reichsſteuer von Ehlingen, die damals 1000 Pfd. Heller betrug, in
inem Jahre 2000 Mt. Silbers °).
Gegen ſolche Mehrforderungen waren mande Städte durch Faifer:
lie Privilegien geſchützt. So befagt eine Urkunde für Hagenau von
1331: „Wir tund in och die genade, daz wir furbaz dheinen man, ſwer
der fi, dhein iarlich gült oder dhein gult verſchaffen oder geben uszer
iren gewonlichen ftiuren zu Hagenove, die fi uns und dem rich iarlich
ſchuldig fint ze Gebende””). Ob fi der Kaiſer ftets an ſolche Privi-
legien gehalten, ift nicht zu ermitteln.
Häufig werben auch die dur den Hofhalt des Kaifers auf Reifen
durd das Reich verurfachten Auslagen diveft durch Anmweifungen an
Städteſteuern den „Wirten“ des Kaiſers beglichen“). Selbft die Hof-
Haltungstoften der nicht mit Fürftentümern ausgeftatteten Söhne des
') Gbenda, II, 856; d. d. 16. April 1986.
*) Mayer, Urt.B. d. Aunsbg. I, 897; d. d. 29. Oft. u. 21. Nov. 1946. .
*) Württ, Geſch Ouell IV, 1, 362. d. d. 18. März 1842 und Ofele, 1. e. I,
744; d. d. 17. Quli 1828.
*) Reg. Karl IV, Nr. 3238,
®) Diele, L c. I, 744; d. d. 12. Juli 1828.
*) Ebenba, I, 744; d. d. 12. Xuli 1328,
’) Binfelmann, 1. c. II, 338; d. d. 21. April 1931
*) Bat. Öfele, 1. 0. I, 745; d. d. 12, Oft. 1928, Umer Urt.Bud II, I, 125;
d. d. 7. März 1845 und Winkelmann, 1. c. II, 374; d. d. 28. Juni 1339.
324 Knöpfler
KRaifers finden in Anweiſungen auf Städtefteuern ihre Bezahlung. Co
wird der Hofhalt Herzog Stephans von Bayern in den Jahren 1345
bis 1347 meift durch die Ulmer Reichsſteuer gedeckt ).
Zum großen Teile erfolgt auf diefem Wege auch die Befoldung
der Landvögte?) und kaiſerlichen Schreiber®).
Die nit unbeträhtlihen Koften für die häufigen Gejandtichaften
Ludwigs nad) Avignon wurden meift auf dem Wege ber Anweifung auf
Reichsſteuern aufgebracht. Dabei fonnten folhe Anweifungen aud bie
Form von Bitten des Kaifers um PVorausbezahlung der Steuer auf ein
ober mehrere Jahre annehmen. So gab 3. B. bei der wichtigen Gefandt:
ſchaft 1336 nah Avignon Augsburg auf Faiferlihe Anweifung dem
oberften Schreiber Ludwigs, Ulrich dem Hofmaier, eine Jahresfteuer, ob:
wohl diejelbe erft in 3 Jahren fällig geweſen wäre, zu diefem Zmwede*).
1340 wies der Kaijer demfelben nad der Rückkehr von einer Gefandt:
ſchaft nad Frankreih für die gehabten Auslagen auf biefelbe Steuer
720 Pf. Heller an ?).
Auch geleiftete Kriegsdienfte werden durch ſolche Steueranweifungen
vergütet. 1331 3. B. empfiehlt der Kaifer dem Ulrich von Rappoltftein,
als Tienftgeld und Schadenerfag für die bei der Belagerung Colmars
zur Verfügung geftellten Hengfte, die Summe von 400 Mi. Silbers bei
den nächſten Jabresfteuern der Städte Kolmar, Schlettftadt, Breiſach,
Neuenburg und Mülhaufen aufzutreiben ®).
Richt umerwähnt können wir bier laffen, melden beredten Ausprud
die große Finanznot des Reiches damals in manchen Urkunden Lubwigs
findet. Welche Leere in den Föniglihen Kaſſen berrichte, dürfte wohl
daraus bervorgehen, daß ein vom Kaifer in Augsburg erworbenes Ro
jpäter durch die Anweifung einer Summe von 41 Pfd. und 60 Pfennigen
auf die dortige Neichsftener dem Konrad Kloher und Leopold dem
Ebargen bezahlt werden fonnte?).
%) Urf.8. d. Ulm, II, I, 125.
?) Raver, 1. e. I, 397; d. d. 13. Oft. 1346.
°) Ebenta, I. 392; d. d. 27. Oft. 1945; 381; d.d. 4. Nov. 1348; 369; d. d.
& Nov. 1341.
) Edenda I, 315; d. d. 3. Oft. 1336; bie Angabe Glaeſchröders, Markwart
von Randed · (Munchn. Dinert. 1888) p. 36, daß Ulrih 3 Jabreöfteuern erhalten
babe, in unrichtig. da er nut 400 Pid. Piennige, alfo eine Jahresſteuer befam, dic
aber ern in R Jahdren füllin geweiſen wäre. Am 20. März 1836 hatte nämlich die
Stadt ihre Zteuer ſchen auf 2 Sabre vorausbezahlt. (Ebenda, 312.)
9) Etenda, I, 360; d. d. 15. Rev. 1340.
9 Kuppeitteiniihet Urt.®. I, 311; d. d. 29. April 1331.
Mayer, . e. I, 373; d. d. 19. Juni 1342,
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein :c. 335
Mitunter ift der Kaifer auch genötigt, direft Geld bei anderen
aufzunehmen zur Dedung bringender Schulden. Oder er erſucht einen
andern, eine Schuld für ihn zu bezahlen, welche ihm derzeit zu zahlen
unmöglid iſt. Der neue Gläubiger wird dann meift fpäter durch An:
weiſung auf eine Reichaſteuer entſchädigt. 1336 weift Kaifer Ludwig
dem Grafen Ulrich von Württemberg 600 Mt. Silbers auf die Reichs:
fteuer von Eßlingen an, da diefer dem Grafen Burkhard von Hohenberg
die gleihe Summe, welde der Kaifer dem Hohenberger ſchuldete, bezahlt
Hatte). Selbſt Fälle, daß eine ſchon ergangene Anmweifung auf eine
Steuer wieder zurüdgezogen wird und der Kaifer die etwa barüber aus:
geftellten Briefe ald ungültig erklärt, fehlen nicht ?).
Des weiteren verweilen wir auf bie biefem Abjage beigegebene
Tabelle über Anweilungen, Berpfändungen und Nachläſſe der Städte:
feuern.
Die bequemfte, den Städten aber läftigfte und unvorteilhaftefte
Art der Verwendung der Steuer fand ber Kaifer in ber Verpfändung
derielben.
Wie jedes Pfandgefchäft, ftellte eine folde Steuerverpfändung das
Pfandobjekt, die Steuer alfo in das volftändig freie Berfügen bes
Pfandinhabers. Daß dies zu großen Bedrückungen und Unannehmlich:
teiten für die Stadt führte, braucht nicht erft erwähnt zu werben. Es
war in ber That eine ſchwere Laft für eine Stadt, wenn die Steuer
verpfändet wurde. Manche der Reichsſtädte ließen fi) daher von ben
Kaifern Privilegien geben, daß ihre Steuer niemals zu Pfand oder Lehen
gegeben werben bürfe. Solches erlangte z. B. Hagenau 1315 bald nad
Ludwigs Regierungsantritt?). Schon Knipfchild berichtet, „iam circa
medium seculi XIV. quam plurimas civitates Suevicas eiusmodi
privilegiis contra oppignorationes munitas esse“ *).
Über Umfang und Häufigkeit der Steuerverpfändungen durch Ludwig
den Bayern vergleiche man die beigegebene Tabelle. Man erfieht daraus,
daß die Zahl der Fälle feineswegs fo groß ift, als man auf den erften
Schein anzunehmen gewillt wäre. Aus Schwaben, Elfaß und den
Gegenden bes Dberrheins find uns nur 5 Steuerverpfändungen aus der
%) 8. Schmid, Monnmenta Hohenbergica, Nr. 377; d. d. 8. Zunt 1336.
®) Mayer, I. c. I, 861; d. d. 3. Dez. 1840.
*) Binteimamn, II, 289; d. d. 4. März 1815; „... hec premissis graciis
graciam adicimus specialem, quod nec stinram apredictis civibus solvendam seu
Indeorum stiuras inibi commorentium alicui de cetero in toto wel in parte non
obligabimus titulo feodali.“
+) Knipfhilb, 1. c. und Engelbrecht, 1. c. 45.
6 Rnöpfler
aanzen Regierungtzeit Ludwigs des Bayern befannt, Weißenburg i. E.,
Bunntürgen. Ufenburg, Donauwörth und Ulm. Diejer Umftand läßt
as xRederumn Ludwigs jtüdtefreundliche Gefinnung erfennen.
Alerdinas kann andererſeits nicht überjehen werden, daß die unter
Rn Lund Abreht I. jo eifrig begonnenen Revindilationsbeftrebungen
Tu werpiündeten Neicsitädteiteuern, wie verpfändetem Reichsgut über:
Auri unter Kaiſer Ludwig gänzlich zum Stillſtand fommen und diejer
wuutg N genötigt febt, verpiändete Städtefteuern durch neue Pfand:
stuber von den früberen löien zu lañen, fo 5 8. 1331 in Offenburg,
1.325 in Gundelfingen.
Vor freiwilligen Verzichten auf Frandicaiten von Reichsftädtefteuern
iſt ung mur eim einziger Fal aus unierer Zeit befannt. 1331 verzichtet
Graf Ulrih von Württemberg auf die ibm 1330 vom Kaifer gegebene
Prandſchaft des Geriöres, der Juden und der Steuer zu Reutlingen ').
Wan kana alo bezäci:h der Verpfündung der Stäbtefteuer von
einer Verkhleuderung des Nertsgutes durch Sudwig nicht fpredhen.
ng und Qerzinung beiomderer Dienfte wird den Städten
⁊ au? eia oder mehrere Jubre zum eigenen Gebraude
— —E Fer Ergeitree Rebe in biefen Steuernach⸗
tadt, wenn er fchreibt:
has. yuibus eadem praestanda
zr aber bier niemals von einer
oa, da feige Fe ſtets auf eine beftimmte Reihe
zumen, ſondera am eberten den Bergleid) der Steuer:
Pig UML,
Weiches wur aun der Veweaarund fir Sudwig, den Städten bie
i Agemernen beitebt Dieier meift in ſchon ge:
Stedt für Kaiſer und
entte der Städte, welche
* Gerade zu Beginn der
ums. we u re Acncetdte icon bald feine haupt:
ge UN Ader wir minehe Steuernadläffe für Kriegs:
dens. — Se werden gleih 1315 Hagenau
* 4 &uieet) und Elingen auf die Dauer
za Kunınger 1&ñ II, 178; d. d. 10. Februar.
f ‚E20 Auli. „Quapropter volumus
—— Yu us dilectos fldeles nostron eiven
Die Reicheſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein x. 627
des Krieges mit Graf Eberhard von Württemberg und darnach nod)
10 Jahre!) von der Steuer befreit.
Augsburg, das an der Grenze Schwabens und Bayerns im Dienfte
des Reiches befonders viel Kriegsnöten ausgefegt war, befreite Ludwig
dreimal von der Steuer, 1315—19*), 1322—24°) und 1326—30 °).
Es hatte alfo innerhalb 15 Jahren nur fünfmal bie Steuer zu er=
legen. Dieſe Jahre waren allerdings für Augsburg die unruhigften, da
& ſtark in die Kämpfe Ludwigs gegen bie öfterreiifchen Herzoge mit:
verwidelt war. — Auch nad) der großen Entſcheidung bei Mühldorf 1322
juchte der König einzelne der wieder auf feine Seite getretenen Stäbte
durch die Gnade des Steuernadhlaffes fefter an feine Sache zu binden,
fo 3. B. Hagenau, das er auf 3 Jahre der Reichsſteuer enthob®).
Auch ſolche Städte, die bald nad ber Doppelmahl von 1314
ſchwankten, welchem der Erkorenen fie ſich anſchließen follten, fuchte
Ludwig durch dasſelbe Mittel ſich zu gewinnen. So entband er die
Stadt Schwäbiſch Hall 1316 vorläufig auf ein Jahr von der Steuer
und wenn ihm die Stadt nach Ablauf dieſes Jahres gehuldigt hätte,
ſollte fie abermals 2 weitere Jahre ſteuerfrei fein ®).
Einen weiteren Anlaß zu ſolchen Steuernadläffen bildete auch bie
freiwillige oder auf Bitte des Kaifers bin geleiftete Vorausbezahlung ber
Steuer auf mehrere Jahre. 1323 erläßt der König den Städten Donau:
wörth und Zauingen, da fie ihm die Reichsſteuer auf 3 Jahre voraus-
bezahlt hatten, die Steuer bes folgenden Jahres, „pro suis usibus
reservandam“ ?).
Was die Dauer folder Steuernachläſſe betrifft, finden wir bie
größte Zahl fteuerfreier Jahre Ehlingen 1315 bewilligt, mit über
10 Jahren, welde Zahl ſich allerdings, nachdem fi) die Stadt mit den
Grafen von Württemberg ausgeföhnt hatte, auf eine Fleinere Anzahl
et que in antea impendere poterunt gratiora abhine usque ad festum beati
Michaelis... .. ab omni stiura seu exaccione nobis imperii nomine debita et
consueta liberamus ac ex nunc liberos esse dieimus et volumus absolutos“.
4) Württ. Geſch Quellen IV, 1. c. 209; d. d. 37. OMt. „.... umb bie groge
Soft, ſchaden und arbeit, die fi an libe und an gute von unfern und bes riches vienden
füntlid) geliben hant*.
*) Bgl. Anm. 3,
®) Mayer, 1. c. I, 231; d. d. 18. Dez. 1922,
*) Ebenba, I, 236; d. d. 16. Sept. 1324.
®) Schöpflin, Alsat. diplom. II, 129; d. d. 24. De;. 1322.
%) Anhang, urtunde 2; d. d. 29. Sept. 1816. Original im fgl. württemb.
Staatsarhiv.
m Öfele, 1. c. I, 745; d. d. 9. u. 18. Oft. 1828.
328 Rnöpfler
reduziert zu haben fcheint. Außerdem find uns 2 Steuernadläffe für
die Dauer von 6, Memmingen und Augsburg, einer für 5 Jahre,
Eßlingen einer für 4, vier zu je 3 und alle übrigen auf zwei ober ein
Jahr befannt.
Diefe Steuernadläfle mußten ebenfo wie Steuerverpfändungen und
:anmeifungen dem Landvogte als Verwalter der Steuer angezeigt werden.
Den Städten zum Schuge findet ſich in den meiften diefer Steuernachlaß-
urkunden der Zufag, daß die Vögte und Amtleute angemwiefen feien, fich
an die Befreiung zu halten und es ihnen nicht erlaubt fei, vor Ablauf
der gefegten Frift irgend etwas von der Stadt zu verlangen‘). Ja es
wird fogar mitunter erwähnt, daß es des Kaiſers Wille fei, daß aus
diefer Gnade der Stadt fpäter nicht Unannehmlickeiten erwachſen, indem
nah Ablauf der Befreiungsfrift etwa feine zur Steuererhebung Bevoll:
mädtigten die Steuer über das gefeglihe Maß von ihr forderten ?).
Der Raifer jelbft Hält ſich ſtets an den von ihm bewilligten Termin
der Steuerbefreiung.
Das einzige mir befannte Beiſpiel, daß Lubwig feine Zufage nicht gehalten
hätte, trifft bei der 1315 Eßlingen auf bie Tauer bes Krieges mit dem Grafen von
Württemberg und hernach 10 Jahre erteilten Steuerbefteiung zu, indem ber Kaiſer
ſchon nad) 8 Jahren von einer Steuer fpridt. — Th. Schön) ficht darin eine will:
fürliche Maßregel des Kaiſers. WIN man aber biefen Fall genau beurteilen, fo bari
nicht überfehen werben, daß biefer Steuernachlaß unter ganz befonderen Umſtänden
und Bedingungen erteilt wurde. Nachbem fid Graf Eberhard mit bem Kaiſer und
*) Bgl. Württ, Geſch.Qu. IV, I, 291; d. d. 1. April 1880 und Mayer, Le. I,
236; d. d. 16. Sept. 1324.
IN. Archiv, W, 677; d. d. 4. Mir 1315.
9) N.38.6. 17, 84; 1. c.
Zufammenftellung der Anweilungen, Be
| Gewohnliche
Jahresſteuer
Anweifung:
fumme
abt Pfandbjumme
Weißenburg i. €.
| 500 90. 5. [5000 Sit. 9. — — —
280 Pib. 9. _ 1300 Kid. H. _ 18. Jan. 131
da | v ® _ I StR. [4 Rän is
L auf 2 Jahre
" . „ = _ StR. 1%. 24. 1%
N auf 3 Jahre
B . B — 250 Bid. H. _ 1. Aug 13
” " ” — 200 Bid. . — 15. Mai 14
j
Sälettftabt. . . .; 150 Marl S. — 1000 pid. H. — 1928
„ i B — 200 pid. $. — 10.18
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elfaß und am Oberrhein ıc. 329
ber Stabt Ehlingen ausgeſöhnt hat, war ein Teil biefer Bedingungen weggefallen, ba
biefe Steuerfrelheit ber folgenden 10 Jahre nach dem Kriege, der ja unabſehbare Zeit
dauern konnte, jedenfalls ale Schabenerfag für bie Kriegsunfoften ber Stabt von
vudwig vorgefehen war. Allerdings meldet uns feine Urkunde, daß Ludwig feine Zur
jage abgeändert habe, bo ift das einftige Vorhandenſein einer ſolchen wohl wahr
iseinlih. ¶ Thatſachlich ſcheint bie Stadt in den Jahren 181528, in welch lepterem
ft ber Kaifer dem Grafen von Württemberg 2000 Pf. Silber auf bie Steuer Eßlingens
anwies), von ber Steuer befreit geweſen zu fein.
Eine annähernde Vorftellung von der allgemeinen Verwendung ber
Steuern der Reichsſtädte durch Ludwig den Bayern und der Wechſel in
den Arten ihrer Verwendung, bieten uns die Rubrifen Augsburg, Ulm
uund Züri in der beigegebenen Tabelle, auf welche wir hier vermeifen.
Nicht in allen Fällen ſcheint indes dem Kaifer die freie Verfügung
über einzelne Städtefteuern zugeftanden zu fein, fondern Veränderungen
in derfelben, wie Verpfändungen und Steuernadläffe an die Stadt felbft,
der Zuſtimmung der Kurfürften unterworfen geweſen zu fein. Dies war
in den Privilegien mander Städte und ihrer befonderen Stellung zu
König und Rei) begründet. Zu dieſen Städten zählten 5. B. Eßlingen
und Augsburg. In ber Iegtermähnten Steuerbefreiungsurfunde für
Eölingen von 1315 verfpricht der König der Stadt, ihr darüber Urkunden
der zu ihm haltenden Kurfürften zu verfchaffen®). 1316 erteilt Erzbifchof
Balduin von Trier feine Zuftimmung zu der vom Kaifer ausgeſprochenen
Steuerbefreiung Augsburgs auf 4 Jahre. Ebenſolche erteilen der Stadt
Erzbiichof Peter von Mainz und König Johann von Böhmen).
) Württ. Gefh.Du. IV, I, 250; d. d. 12. Juli 1928.
*) Bürtt. Geich. Ou. 1. c. 209.
®) Mayer, 1. c.;.d. d. 8, 9. März und 9. April 1816.
Werdungen uud Radläffe der Steuern.
Tatum ımd Di
I —S Pfandinhaber Anmerkung Belege
14. Juni 1848 | Wfalggraf Rudolf b. Rhein | Die Stat ſoll jähtlich nur | Winkelmann 1. c. IL, 891.
fit zur Ginlöfung 500 Rfb. bezahlen
— Biſchof Emicho von Speier — Ebenda II, 575.
_ Stabt Hagenau _ N. Archiv 28, 677.
„ _ Schoöͤpflin, Als. dipl. II,
129.
— Graf Berthold v. Neiffen — Reg. Lubw. Nr. 3082.
— Dietm. Bogener v. Hagenau — Winkelmann II, 388.
— Graf Ludwig u. Friedrich — N. Abhandl. d. kur⸗bair.
von Dettingen Atod. I, 4
— Hans von Friedingen — Winkelmann II, 350.
330
Rnöpfler
Zufammenftelung der Auweifungen, Ber
Stübte
| Gemöhnlige
Iahresfteuer
Anweifungs-
Pfandſumme
Etſaß. Städte allgem,
Offenburg (u.Gengen-
bh)... ...
Reutlingen .
Reutlingen u.Rottweil
Schw. Hall
Gundelfingen .
Gmünd .
Augeburg .
|
Augsburg .
1600 Pfb. 9. (9)
600 Rib. S.
.|270-800%fb.5.
400 Pfb. Pig.
400 Bid. Pig.
Nörhlingen. . . +
— 400 Matt ©. _ 29. Aprit1331
_ 3100 Bfb. $. — 80. Ott. 1333
— 2000 Mart ©. — 16. Mai 1336
800 Mart ©. _ _ _
7 1200 pid. 9. — 12. Juli 1323
— 1000 Pib. 9. — 12. Juli 1923
_ — StR. 39. Sept. 1311
auf 2 Jahre
— (U) _ 18. März 134:
632 Rfb. 5. |632 Kid. jäprl, _ _ —
— No Bio. 9. — 18. Ritz 134
— i — 12. Des. 1342
— — Sn. 3%. Juli 1315
auf 4 Jahre
_ _ StR. 13. Te. 13%
auf 2 Jahre
— — SR. 116. Sept. 13%
auf 4 Jahre
— 400 Pfd. H. — 8. Oft. 13%
_ 7% Pi. Pig. — 15. Rov. 134C
— s0 pPfo. 9. — 8. Nov. 1341
_ GO RD. Pig. u. _ 19. Zuni 13%:
60 Big.
_ 820 Pib. 9. _ 4. Nov. 1943
— 400 Bi. H. — 22. Rov. 13%
_ " s _ 27. Ch. 1365
_ ” u 14. Nov. 134:
— 300 Pfd. H. — 23. Oft. 1346
_ 100 Bid. 9. _ 21. Nor. 134
— 400 Fib. H. — 12. Oft. 182
Die Reichefläbtefleuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein x. 334
windungen und Nadläffe der Steuern.
datum und Dauer
ker Berpfändung
Pfandinhaber Anmerkung Belege
Rappoltft. Urf.B. I, 311.
In 2 jährlichen gleichen
Naten zu erheben
_ ulrich von Rappolıftein
_ MartgrafRubolf v. Baden 939 —————
Bad. V, 415.
— Pfalzgraf Rubolf und „ Wintelmann II, 358.
Rupprecht 5. Rhein
15. Degember 1831 | Graf Ludwig u. Friedrich | Aus der Pfandſchaft Mart-| N. Abhandl. I, 536.
bie zur Ginlöfung dv. Dettingen graf Rudolfs von Baben
auszuldjen
_ Zohann v. Pernhuſen _ Reg. Ludw. Nr. 591.
1330 Graf Ufeid v. Würtemberg | 10. Febr. 1881 verzichtet der | Oberamtebefehr. von Reut-
Graf auf biefe Pfandſchaft lingen II, 178.
_ ‚Hermann v. Halbenberg _ Reg. Ludw. Nr. 592.
_ Stadt Hal — Anhang, Urt. 2,
— Graf uUlrich v. Würtemberg — Württ. Geſch.Qu. IV, 362.
rRot ſoll bie Pfandſchaft von | Urk.B. v. Ulm II, I, 55.
Nübger Langenmantel aus
Augsburg erft einlöfen
— ®. Geſch.Qu. IV, I, 36%
— Pfaff, Höfchr. Meg. III,
fol. 125b.
Dezembet 1825 | Heintich Rot von Um
Ss zur @intöfung
— Graf ulrich v. Würtemberg
— Stabt Augeburg (1 Bid, Pfennige | Mayer, urk.BB v. Augssg.
=2 Bf. &.) 1,195,
_ Ebenba I, 281.
_ n — Ebenda I, 286.
— Meiſter Ulrich d. Hofmeier — ec. 1, 315.
_ Kaiferl. Schreiber Wernher _ 1. e. I, 869.
von Nivenberg
— Konrad b. Klocher und JAls Kaufpreis für 1 Pferd 1. e. I, 378.
Leopold dem Shargen
_ kaiſerl. Schreiber Meifter _ lc. 1, 881.
Dtto v. Rayn
_ ulrich v. Nyffnach
Meifier Ulrich v. Augsburg
BWolf v. d. Schönleiten
_ Dito ber Griffe
_ Heinrich ber Hoppinger
_ „hospiti Regis in Nuren-| Zabfsar in 2 Jahren Öfele 1. c. I, 745.
berg et in Werdea“
332
Rnöpfler
Zufammenftellung der Anweilungen, Ber
Gewoͤhnliche Anwelfungs:
Stäbte Zapresfleuer Pfandfumme fumme
Nördlingen . 200 Pe. 9. _ 200 Bid. H. _ 12. Of. 134
„ 300 Bid. 9. _ 300 Bit. 6. _ 12. Sept. 130
" " — — 11. Mai 18%
Donauwörth . 400 Bid. 9. _ — zen. |9. om. 138
auf 1 Jahr
B „ 2600 Pib. 9. — - =
|
Glengen. _ 3000 fl. _ _ _
Loningen _ — — StR. lis ot. 13
auf 1 Jaht
Eslingen iooo Pb. $. — — StR. 27. ot. 181:
|
I
” | P — 2000 Mart S. 12. Juli 13%
» . 800 Pf. 9. _ _ 1. Aprıl 13%
” j „ _ 600 Marl S. 8. Juni 13%
— — 400 Bio. 9- — 31. Ian. 134
” nebft Reute|
lingen, Halu Bell — — 2301 Pi. H. _ 18. Min; 134
Um . ‚| 0 pid. 6. — 1500 pid. 9. _ 1324
” .' ” — 8000 Fid. H. _ 114. Febt. 132
!
” | B — 150 Rio. H. — 20. Ott 199
J 3 100 pio. 6. — 24. Nov. 132
” J 10000 pid. 9. - _ _
„ n 750 Pb. H. — 15. Mai 14
" ” _ ” — 3. Juli 13%
” ” _ » _ 1365 ()
Konſtanz — — — StR. 81. Dez. 183
auf 1 Jahr
_ — — StR. 20. aug. 1%
auf 3 Jabre
Kempten — — 1 Jahresſteuer — 6. Tg. 18
Rottweil — Die jãhrliche _ _ —
Steuer
Die Reichsftäbtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ꝛc.
333
pändunge: Nadläfle der Steuern.
Datum und Tauer
der Berpfändung Vfandinhaber Anmertung
Vurgotat — von
Nürnberg
Stadt Donauwörth
21. Oftober 1331 | Graf Ludwig ber Aeltere
bis zur Einlsſung
1343
9. Februar 1881
bis zur Einlöfung
28. Aug. 1330
i6 zur Cinföfung
von Dettingen
Graf Ufrid) d. Helfenflein
Stabt Lauingen
Stabt Eplingen
Graf Eberhard v.Würtemb.
Stabt Eplingen
Graf ulrich d.
ürtemberg
Graf Johann und Ulrich
d. Helfenftein
Kunzelmann
Graf Berthold v. Neiffen
Grafin Agnes von Neiffen
‚Herzog Stephan in Baiern
Stabt Konftanz
Rudolf v. Hofentann
Graf Rudolf I. von
Hohemberg
Reg. Ludw. Nr. 74.
Dfele 1. 0. I, 754.
Ad 1829 jgeint biefer ie| Reg. Sub. Mob. 1, 276.
Steuer befellen zu haben
Vermehrg. b,früher. Pfand»
fumme um Bid. 9.
Auf Burg und Stabt
Auf bie Dauer des Kriege
mitbem Örafenv. Bürtem-
berg und 10 Jahre Hernad)
Urt.2.v. Ulm 1,c. 62 gibt
irrtümlich 100 Pib. an
Gintöfung erfolgt im
ſelben Jahre
Bis zu des Kaifers Tode
bezieht er bie Steuer Ulms
Beſtãtig. ber von Rubolf I.
1285 vollgog. Berpfänbung
Öfele I, 746.
Ofele 1, 764.
Reg. Boica, VII, 386.
Dfele I, 745.
®. Geſch.Qu. IV, I, 209.
Dfele I, 744.
W. Geſch.Qu. IV, I, 209.
Monum. Hohenberg.
Nr. 9
®. Geſch. Du 7 ©. 29.
Ebenda 862.
urtb. v. Um II, I, 58.
Reit, gubm, H.s. l. ce.
{. 104, b.
Ulm. ut.®. 1. 0. 62.
Ebenda 102.
Ehbenba 123.
Eoenda 124.
1. c. 124/5.
Nach gütiger Mitteilung
des Babije. General:
Landeearchives
Diele I, 742.
Monum. Hohenberg.
p. 173 u. 141.
ru Oz x — wm mr — Sm
or. Fe
2. nr —
7 ger Built -
tee Br Fur. stm”
NM urtasnie 6
Lreney
tt,
Die Reicheftäbtefteuer in Schwaben, Clfaß und am Oberrhein ıc. 335
Yindungen und Nachläfle der Steuern.
Totum und Tauer
ter Berpfänbung
Pfandinhaber Aumerkung Belege
— Hermann v. Haldenberg — Ofele 1, 744.
1. Januar 1881| Graf Rudolf I. von | Vermehrung ber Pfand- | Mon. Hohenberg. p.277.
Hoßenberg jumme
— Heinrich von Reiſchach — Ibidem p. 322.
— Friedrich von Lochen —
— Graf Berthold v. Graiſchach — Wiukelmann II, 334.
— Stadt Zürich Ebenda II, 866.
— Joh. Ligfalg aus Münden — Ebenda II, 374.
- Stabt Zürich _ Reg. Zube, Nr. 8128,
Ludovicum Romanorum Regem Illustrem hortabimur, monebimus et pro viribus
inducemus, ut libertates, donaciones et gratias, quas . . prudentibus viris . .
Consulibus et . . Civibus in Heilebrunnen concessit pariter et indulsit prout in
litteris ipsius domini . . Regis confectis super hoc plenius continetur in omnibus
suis articulis illibatas teneat et observet — presentium testimonio litterarum
nostri sigilli robore signatarım — Datum Nurenberg, Anno Domini 1816 feria
Tertia ante diem beati Gregorii pape. —
Das Siegel des Erzbilhofs If zerbraden. — W.St.A.
2. Ludwig emthebt bie Stabt Hall, wenn fie ihm in Jahresfriſt gehuldigt, auf
2 Jahre der Steuer und verfept ihr auf 1 Jahr die Juden, Zölle, Ungelb und Schult:
beisenamt. Sie fol in Zufunft 600 Pfb. Helfer Steuer zahlen. Er nimmt bie Stabt
mieder zu Gnaden auf.
Tat. in dem Dorfe Thüngental 29. Sept. 1316.
Wir Lubowig . . . . Veriehen offenlid) an diſem brief und tun chunt allen den
die in fehent oder hoerent leſen, das wir ben beſcheiden Ruten . . Purgern und ber
tat gemeinlich zu Halle ſolich gnade habn getan, daz fi fuln fihen gerumeclich, lediclich
und vrilich, vor uns von fant Martinstag der mu neheft chumt uber ein Jar und fuln
uns dan hulden als ein Romiſchen Chünige und ſwan fie uns gebülden, fo fuln fie
dar nach vri fin und Iebig vor aller fture und bienft zwei iar und fuln ber Jare eins
haben und niezzen bie Juden bi In, zölle, ungelt und Schulthaizze ampt ze flüre und
ie hilfe. — Und nad den vorgenannten Jaren ſuln wir ven In und ber flat nemen
ale Jar vurbaz Sechſhundert phunt Haller zu füre. — Wir geben in auch merer
ten vorgeſchtiben Pürgern und ber Stat Alle bie vrihait und bie reht, die fi und die
Rat ven unfern vorfarn, keyſern und Chünigen Han gehabt von gewonhait und von
gnaden. — Wer auch, daz bie vorgenanten purger und bie ftat in ben genanten Jaren
thain crieg ober arbeit anngienge, fo füln In beholfen fien Graue Ludowig von Otingen,
Andreas von Brüncche, Chunrab von Winfperg und ber Humel von Liechtemberg bar:
du friberich ber Schenche von Limpurg war fie ber bedürfen mit ir ſelbes choft, die wir
in haben befcheiben zu ſchirme und ze hilfe. — Wir verichen auch, ſwaz bie vorgenan-
336 Knöpfler
ten pürger unb bie flat wider uns hant getan, daz wir daz gar und genplih Ban ab:
gelaggen. — Daz in baz flete unb unzerbroche blibe zu urchunde haben wir bifem brier
mit unferm Cheiſerlichen Inſigel verfigelt — Der geben if in dem Dorfe Thüngentat
bi ber flat zu Halle an fant Micelstag ba man zalt von Criſtes gebürt bru zehen
Hundert Jar dar nah in bem Sechſzehenden Jare. In bem anberen jar unjers
Riches. —
MS. mit ReversS. — W.St.A.
3. Ludwig erlaubt den Bürgern von Hall, da fie von feinen Feinben bedrängt
wurben, ohne in feine Ungnade zu fallen, fi zu weigern, vor Würzburger Gerichten
zu Recht zu flehen.
Dat. Monaci 11. Jebr. 1318.
Ludoviens dei gratia Rom. Rex... . Universis sscri Imperii fidelibus
presentes litteras inspecturis gratiam suam et omne bonum. — Cum prudentes
viri, Cives Hallenses fideles nostri dilecti ex hostilibus insultibus ab adversariis
nostris et Imperii Rebellibus eisdem incumhentibus non solum rerum, sed et per-
sonarum dampna cottidians et discrimina patiantur, nec ut expediret extra oppi-
dum ipsorum suis profectibus intendere valeant ut deberent meta qui inconstantes
esdere poterit repugnante premissis civibus ex auctoritate Regia tenore presen-
tium indulgemus, quod si a Iudicibus Herbipolensis citati vel evocati fuerint seu
ab aliis Indicibus quibuscumque causa premissa eos tamquam legitima defensante
impunes possint et valeant non parere — Processus vero quoscumque summarunı
seu proscriptorum in eosdem prolatos vel proferendos obinde quod Consistorüis
ad que vocati vel eitati fuerint cam hec absentia non in contumsciam valeat
retorqueri se non presentaverint decernimus nullos et irritos ipso facto. —
Datum Monaci III° Idus Februarii Anno domini M°CCC°XVIII®, Regni vero nostri
Anno Qnarto.
Siegel abgefallen. W.St.A. — Regeft gebr. bei Böhmer, Reg. Ludow. Nr. 294.
4. Ludwig geflattet der Stadt Heilbronn, Übelthäter an Leib und Leben zu
ftrafen.
Dat. Nurenberg, 4. Auguft 1322.
Bir Ludowich .... Verichen und tun chunt allen ben bi difen brief anfehent
oder hörent leſen — Wan wir von lag wegen ber weilen Laüte .. Dez Schulthaizze
der Purgermeifter . . Dez Rates und ber Purger gemeinlihen ze Haylprunne unferer
lieben getrewen haben vernomen und verftanden, daz ir Stat und diu gegent bie bei
ir iſt gelegen grözlichen fein beſwaert unb überlaben mit rauben, mit übeltaetigen und
vertanen Laüten und day fi und daz Lant daz fein ze ſchaden chomen und täglichen
nod mereren [haben nemen und wan wir folhen gebreften wellen geminnert werben
als unferen chunichlichen eren wolgeztmet, daz wir benfelben unſern Rurgern von Haple
prunne von unferm Chnnichlichem gewalt verleihen und verlihen haben, daz fi von
vertanen Laüten in irer Etat, bie ben Rat bo felben ober ben mereren tail bundet auf
ben Myde, baz ir ſterben pezzer fei banne ir leben, mügen verderben und abelalb tun,
als aber irr Mat ober ber merer tail dez Rates ſprichet auf den Aytt, daz fi ſterben
jüllen, oder daz fi mügen turen ober in haltnuzze haben nad; bez rats willen und
heie — ud) verleihen wir den ſelben Purgern ze Heilprunne, daz fi dheinen
der ſchadelich waer dem Reiche, bem Lande ober irer Stat ez waer mit raub, mit
Prande oder fivie daz waer, viengen ober im gebangen würde geantwurtt und waer
day wol bay dem dhein chlage volgte, daz fi den auch mügen verberben als ir Rat ober
fein ber merer taife dinfet und ſprichet auf ben Aptt, baz er ſterben fülle und verberben
Die Reichsſtädteſteuet in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ıc. 337
— Und fiver wider bifen unfern genaben tut, ober hernach taet, ber ſchol daz wiſſen,
dag er unrecht tut und vallet in bie ungnade unfer und bez Riches birer Dinge. —
Tar uber ze urchunde geben wir in diſen brief verfigelten mit unferm Inſigel, ber
geben ift zu Nurenderg an Sant Bartholomeitag, bo man zalt von Chriſtes geburbe
breugehen Hundert Jar darnach in bem Zwai und zweingigeftem Jar In dem Achten:
bem Jare unſers Riches.
M.S. jedoch ohne bie beiden Seitenadler. W.St.A.
5. Ludwig befätigt der Stadt Hall alle Privilegien und Freiheiten,
Dat. in Castello 6. Jänner 1328.
Nos Ludovicus . Ad universorum noticiam volumus pervenire — Quod
prudentibus viris, Civibus in Hallis, fAdelibus nostris dileetis omnia sus privilegia
libertates et gracias ipsis a Romanorum Imperstoribus et Regibus Ilustribus
traditas sen conoessas aicnt ipsis rite et rationabiliter sunt tradite seu concesse
ratifleamus, approbamus et presentis scripti patrocinio confirmamus. — In cuius
nostre ratificationis, approbationis et confirmationis testimonium presentes litteras
eonseribi et nostre majestatis sigillo inssimus communiri. — Datum in Castello
VII. Idus Januarii Anno Domini Millesimo Trecentesimo Vicesimo tertio, Regni
vero nostri Anno Nono. —
Älteres MS. ohne Seitenabler. W.St.A.
6. König Ludwig zeigt Engelhart von Weineberg an, baß er feinen Bettern
Rudolf und Rupprecht von der Pialg erlaubt Habe, von ihm bie Stadt Gmund
zu Idfen.
Dat. Pavia, 25. Augufl 1329.
Bir Lubwig . . . embleten unferm und bez Richs lieben getrewen Engelhart
von Winfperg unfer huld und alles güt. Wir tun Dir chunt daz wir den Eben
fürfen unfern lieben Vettern, Rubolfen und Ruprechten Pfalenggraven bi bem Rein
umb herdogen in baiern unfer gunf und lieb erzaiget Haben von unfern chaiſerlichen
gnaben umb wellen und Baben in vollen unb vreyen gewalt gegeben von Dir ze Löfen
an unfrer flat bie burch unb Stat ze Gemünden und lant bez Richs umb als vil fi
dir ſtand ze pfanb unb bo fi bewiſen madjft mit rechter ziticher raitung und mit
unfern unb umfrer vorvaren bez Riches Briefen. Si füln auch niht löſen umb bheinen
ſchaden, bu mügeft fi denne bez recht und veblich bewiſen. Da von wellen unb gebieten
wir Dir veftihlich unfern Hulben baz bu baz alles gehorfam feift an alle widereb und
f dar an nit imeft und tüſt, fwaz unfer brief fag ben fi bar über inne habend.
— Der brief ift gegeben ze Pavia an Sand Bartholomeustag bo man man zalt von
Hrifte geburt dreuzehen Hundert Jar darnach in dem Neun und zwaingigftem Jar. —
In dem fünftzehenben jar unſers Richs und in dem anbern bes Cheifertumbs.
Das Siegel war auf ber Nüdfelte aufgebrüdt. B.St.a. Signat.: Kaften
wi 2348.
7. König Ludwig verpfänbet feinen Vettern Vfalzgrafen Rudolf und Rupprecht
für 6000 Mark Silbers bie Stäbte Gmünd, Sinsheim, Anweiler, bie Burgen Drifele,
Gutenburg, Falkenberg, Wefelburg unb die Dörfer Hafelbad und Püchel.
Dat. 22. Januar 1830. Trient.
Bir Ludowich ... Veriehen und tun hunt allen ben bie biefen brief anfehent
ober Hörent Iefen, daz wir von Cheiſerlichen gnaben unfern lieben vetern und fürften
Rübelfen und Rüprechten pfallenpgrafen bei Reyn und Herkogen in Beyern umb bie
dienſt bie fi uns getan habent unb noch tün füllen und umb ſchaden ben fi von uns
und bem Reiche genomen habent verjeget haben in rechtes pfanbezweis unfer und bes
Wertt. Bierteljahrh. f. Landeigeih. R.F. XI. P>}
338 Knöpiler
Reiches ftet, Pürge, Güt, Lande und Laüte die hernach geſchriben ftent, bez erſten Ger
münbe, pur und Stat und bie zenten unb waz barzu gehöret, befüht und unbefüht,
Suneſheime bie flat und waz ..... „Driuels bie Burch und fwag . . „, Anweiler
bie Stat und ſwaz .... Gütenburd bie Burch und fwaz ..... ., Waldenberch bie
Burch und ſwaz ...., Wefelburg bie Burch und ſwaz . . . .. Hafelba day dorf
und ſwaz .... und Pühel das Dorf und ſwaz ..., umb Sechs Tufent Mard
lötige® Silbers Steagpurger gewigts mit ber beſcheidenheit, daz fi biefelben Stet,
Vürge, Dörfer, Güt,, Lande und Laüte inne haben füllen und niezzen mit allen rehten
und nügen bie bo von gehörent al® lange biz wir ober unfer nachchomen Römiſch
Cheiſer ober Ghünig di felben Stet, . . . (ut supra) und ſwaz barzu gehöret wiber von
in lebigen und löfen umb bie vorgenanten Sechs Tuſent Mark Silbers gar umb gengs
lichen an geverbe. Und ſwaz bie vorgenanten Siet, .... noch niht ledig ift und
pfanbes ftet daz mügen und füllen fi in unferr flat un von unferm gewalt ben wir in
mit bifem brief geben Iebigen und löſen umb bay gelt unb gut baz fi ſtent und bar
umb fi verfeget fint. — Und fullen baz felb gelb bar umb fi löſent auf allen vorge:
ſchriben pfanden haben in aller ber weiz, als bie egenanten Sechstauſent Mark Silbers.
— Bir fullen auch ber vorgenanten Stet, .... eines an daz ander umb bein ſunder
gelt niht Löfen noch ledigen Sunber füllen wir bie pjant aliu mit einander ledigen
und löfen umb bie Sedstaufend Mark Silbers und umb alles daz fi barauf jlahent
und bay fi uns mit güter chuntſchaft beweifent umb fi gelöfet Habent ſwaz ber pfant
niht Tebig fint ze bifen zeiten. Und wellen unb gebieten allen ben bi bie vorgenanten
Stet, .... inne Babent, daz fie unfern egenanten Vetern Rubolfen und Ruprehten
aljo fürbas umbertaenig unb wartent fein al® lang waz wir wir oder unfer made
chomen an ben Reihe fi umb baz vorgenant Gut Alle Iedigen und erlöfen in der weiz
als vorgeſchriben ftet. — Unb barüber ze urchunde geben wir in bifen brief mit unfern
Gheiferlichen Infigel verfigelten, der geben if} ge Trent an bem Montag nad Sant
Agneſentack, do man zalt von Chriſtes gebürbe dreugehen hundert Jar darnach in dem
dreizigeftem Jar. In dem Sechtzehendem Jar unſers Reis un in bem britten be;
Cheiſertums.
MS. an mooögrüner 8.8eh. B.St.A. Signatur: Kaſten rot 2346. Bgl. Reg.
Ludw. Nr. 1077. — Hier werden nad) Bachmann, Betrachtungen über bas Elſaß,
288 unb Johannis, Miscella hist. Palat. 75 noch Eberbach, Mosbadh, Rycaftel, Ger:
mersheim genannt. Die Namen Wegenburg, Haffelah und Bohel find offenbar Lefer
fehler. Gin handſchriftliches pfälziiches Chartular nennt nicht Nycaftel, dagegen richtig
Hafelbah und Büchel. — Vgl. auch Z.G.Ob.Rh. 22, 179.
8. Raifer Lubroig befatigt der Stabt Wangen ihre Privilegien.
Dat. Maemmingen, 1. September 1830.
Ludovicus dei gratia Romanorum Imperator semper Augustus Universis
sacri Romani Imperii fidelibus presentes litteras inspecturis gratiam suam et
omne bonum. — Imperialis excellentie dignitas tuno vere laudis titulis subli-
matur et eminenti decore prefulget cam humilium suorum devociones clementer
attendit et ens de sua liberalitate confirmatque a suis predecessoribus iuste sibe
collata videntur cum in observandis beneficiis non minus quam in largiendis laus
Imperatores dignitati accrescat. — Venientes igitur adnostre majestatis presen-
tiam cives oppidi in Wangen fideles nostri dilecti nobis humiliter supplioarunt
Quatenus ipsis omnia Privilegia, gratias, libertates et emunitates ipsis ac oppido
predieto in Wangen hincretro a dive memorie Romanorum Imperatoribus et
Regibus indulta et concesea sive indultas et concessas de solita nostra benivo-
Die Reiefläbtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ac. 339
lentia dignaremur approbare, sanctificare et clemencius confirmare. — Nos vero
ipeorum supplicationibus et devotis petitionibus obzelum sinceram quem nobis
et sscro Romano Imperio gessisse et gerere dinoscuntur, gratiosius minuentes
Ipsis et oppido in Wangen omnia et singula Privilegia, iurs, libertates, gratias
et emunitates prout eis rite et rationalibiter a prefatis nostris predecessoribus
Romanorum Imperatoribus et Regibus tradita sunt et conoessa sen tradite et
coneesse demnata nobis benivolencia et auctoritste nostra Imperiali approbamus,
eertificamus et tenore presentium confirmamus. — De speciali si quidem gratia
nostra predictis civibus forum septimanale, quod alias ex concessione Rudolfi
Romanorum Regis predecessoris et avi nostri in sexta feria habere et paragete
conserverunt in oppido predicto Wangen transponimus et transmutamus per eos
sdhinc in antea omni Ebdomeda feria Quarta habendum, peragendum et cele-
brandum suis eisdem libertstibus et vitibus huiusgue seratis auctoritate nostra
Imperiali habere et servare libere valeant atque possint. — Nulli ergo omnino
hominum liceat hanc nostre approbacionis, Batificationis, Confirmationis seu voce
eoncessionis paginum infringere aut ei ausu aliquo temerario contraire sicut in-
dignacionem nostram voluerit evitare. — In cuius rei testimonium presentes con-
seribi et Sigillo nostre majestatis iussimus communiri — Datum in Maemmingen
die besti Egidii Anno Domini M. Trecentesimo Tricesimo-Regni vero nostri
anno sextodecimo Imperii vero Tercio.
W.St.A. An rotgelber S.Sch. das zerbrochene M.S. mit Bev.S. — Regeſt bei
Böhmer, Reg. Ludw. Nr. 1210.
9. vudwig thut den Bürgern von Wangen bie Gnabe, baf jene Perſonen,
welche in ihrem Gerichte als ſchuldige gefangen werben, mit breien überwunden werben
mögen. Wird aber jemand gefangen um Sache bie nicht veblich if, fo ſoll ber mit ſieben
überführt werben.
Dat. Maemmingen, 1. Sept. 1330,
Bir Lubowig ... . Beriehen offenbar an biefem brief und tun chunt allen ben
die im fehent ober horent leſen bay wir unfern Lieben getrewen ben burgern ge Wangen von
beſundern genaden irn Binoft alfo fegen und bezzern über ir alt gewohnheit ge Halten
von unferm Eheiferlihen gewalt ſwo in dem Gericht ze Wangen ieman ez fei man ober
Deyb geuangen wirt umb inzicht oder ſchulde ba wore hanttag und offenbar gewifheit
iR day man ben ober bie mit brien bie bar zu geboren und Gut find nad bes Ge
richtes gewonheit überwinden und berechten mugen und fullen und mit bheinen mer
Mo aver ieman genangen wurb umb ſach bie niht redlich waer noch more ſchulde noch
ofſenbar hanttag erſchinen fo mugent fi baz felbe mit fibenne tün unb berechten mit bifen
anfern befunbern genaben. Und bar uber geben wir in bifen brief mit unferm Eheyfer:
Tigem Inſigel verfigelten zu einem offenen urchund ber geben Ift ze Maemmingen an
jand Gilgentag Da man zalt von Chriſtes gebürd driutzehenhundert Jar bar nad) in
dem breizigften Jar In dem Sechtzehenden Jar unfers Richs und in dem dritten bea
Gheifertume,
An grüner 3.Schn. das zerbrochene M.S. mit Rev. 8. W.St.A. — Regeft fiehe
bei Böhmer, Reg. Ludw. Nr. 1211.
10. Ludwig erlaubt den Bürgern von Biberach, daß bort einer bei ber Klage
‚gegen einen ſchädlichen Mann bie eiblie Hilfe eines Mitbürgers in Anſpruch nehmen
bar
Dat. Munichen, 20. Jänner 1831.
Bir Lubowig .... Berriehen offenbar am bifem brief, daz wir angeichen
30 Knöpfler
haben bie gepreften, bie unfer Stat ze Bibrach und bem Iambe ba felben ba von uf
geſten möhten und wellen fwelher Burger Mag uf einen ſchedlichen man, ime, ber
Stat, Sand ober Luten und bie Flag ziuhet an einen finen mitburger, daz ber felbe
dar am es gezogen wirt, ime finer Mag helfen fol mit bem ehde, ober ſich mit dem
eyde enbflahen daz er nicht gehört habe für war ober inne nicht gewizzen fi, bag er ein
ſchedlich man fi bem Lande ober ber Stat — Und fmenne ber lager ald manigen ge ⸗
haben mad als ber Stat recht if, ben biu Flag kunt unb gewizzen iſt ober gehort Haben
für bt warheit, baz ber uf dem man Magt hat, bem lande unb der Stat, ein ſchedlich
man geweſen if fo fol man bem klager richten gegen dem gevangen, als der Stat
recht if. — Und baruber zu einem urchunde geben wir in biefen brief verfigelten mit
unferm Chayſerlichen Infigel, der geben ift zu Munichen an fant Gebaftianstag, do
man zalt von Chriſtes geburt briugehenhundert Jar, darnach in dem aine und breigigften
Zar in bem Sibenzehenden Jar unfers Richs und In dem britten bez Cheyſertums.
Diefe Urkunde ſcheint Tängere Zeit in Näffe, vielleicht fogar in ber Erbe oder
im Dünger gelegen zu fein, wie große bunfle Flecke zeigen.
W.St.A. An totgelber Haniiänur das M.S. mit Rev.S. burd die Näffe ſtark
dunkel gefächt.
11. Ludwig ſchlichtet die Streitigkeiten zwifhen bem Minoritenflofter unb ben
Bürgern zu Ravensburg.
Dat. Ravensburg 8. Juni 1332,
Wir Ludwig von Gottes Gnaben ... . Veriehen offentlih an bifem brieff und
tun fund allen ben, bie In anfehent ober hoerent leſen, daß wir bie Erbarn gaiſtlichen
Lute, den Abbte und das Gonuente bes Gottshaus ze ber Minbren Owe und bie wyſen
Lute ben Amman, ben Rat und bie purger gemainlichen zu Ravenspurg, unfer liebe
Getriwe, umb aller ſtöſſe, uff löffe und brüche die fie miteinander gehöbt habent, mit
ananber gütfichen und lieplichen verricht unb veraint Haben, als hernach geſchtiben Rät:
Zum Erflen mahle, daz alle Ihr aigen Lute, frowen und Mann, bie zu fletem purger
Rechte mu empfangen find, purger beliben find, frilichen und Iebiglihen und das bie
obgenannten ber Abbt und das Conuente bes obgenanten Gottöhaus in ber Minbren
owe, zue Jr libr unb zu Jr gut, bey leben mod; Tode bhein Recht gehaben fonnb noch
dheine fejlechte forberunge — Wür fagen auch und heizzen daz bie purger von Rauend:
purg, die mu find oder nad) fomment, feinen bes Gottshus mann, ber nu nicht Ir
fäter purger iR, noch daher empfangen if, ewiglich nimmermehr ze purger emphahen
fond, wäre day fain Ir aigen Mann in bie Statt Fime und ba empfangen würbe, fo
fond die vorgenanten ber Abbte und das Gonuent bes obgenanten Gotshus zu ber
Mindern Owe inrenthalb Jaresfrifte fiet er empfangen wirb, wider forbern und fond
In bie purger wiber ußer geben am allen Verzug. — Er belib ben mit Jr Wille,
gunft und fonderficem werlob. Wir fartend aud; und gebietenb, das bie obgenante
ber Abbte und das Conuente von ber Mindren owe von dem Gut das fie hand in
ber Statt zu Rauenspurg Inrethalb der Muren für fond geben, ale Gitte und ge»
wonlich ift und herchomen aber von allem gute, das fi habent ober immer gewinnent
ußerhalb ber Rinfmauer, das fol ewiglichen Iebig und frei fin, das Sie daurn den
purgern bhein Steuer geben fonb, noch bheine® Rechten noch Dienftes immer baran
zeihen ober haben fond. Wir gebieten aud zu bem jüngften male und wellen das bie
purger zu Ravenfpurg die gaiftlihen Leute bie jege oder hernach in ben Dilche (7) ger
nanten Gottöhus ber Mindren owe Gott dienent an feinem Ihr Guet das ußerhalben
ber Rinkmure gelegen if mit feinen Sachen befümmrent, befrenfgent an aller gange,
oder am Falner ſchlacht büwe, an verliehen, an emphahen ober an keinem nuze, ber
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein 2c. 341
daurn komen fol ober mag irrent mod, fein gefeßt, fein gebott ober Orbnunge nu ober
bernad) wiber bifen ſchalde und Verrichtunge tund wan das Sy frünblid in alle Ir
Nottburfit an geförbe Bey ſtandent — Wär aber baf Sie ain geleg ain gebott wiber
diſer Richtunge tetenb ober einen brieff vor Jemann erwerbent ber wider bife Richtunge
wäre, ber ſoll fein Krafft Haben und ſoll In an allen Sachen unſchädlich fin und bier
felben Richtunge befläten wir In mit bifem unſerm gegenwertigen Briefe und zu einer
mehrer Sicherheit gebieten wir ben obgenanten von Rauendpurg veftiglih bi unfern
hulben, daß fy im bie obgenante Richtunge In Peiner weiſ uberfarent. Unb barüber zu
Urdumbe geben wir In bifen brief verfigelten mit unferm Beyferlihen Inſigel, ber
geben ift zu Ravenfpurg ber Mittwoden vor bem Pfingftage, bo man zahlt von
Chriſtes geburt dreyzehen hundert Jar darnach in bem zway und breiffigften Jare, in
dem achtzehenden Jare unfers Riches und in bem fünften bes Kayſertumbes.
Nach einer Abſchrift des W.St.A. aus bem 18. Idt.
12. Kalfer Ludwig befiehlt feinem Landvogt, bie Burger von Ravensburg an ⸗
zuhalten, bie Freiheiten bes Kloſters zu ber Mindren Au nicht zu verleßen, bei einer
Strafe von 20 Mt. Silbers.
Dat. Münden, 14. Oftober 1832.
Wir Ludwig... . geben dem veften Dane Johannſen trucfägzen zu Walbtburg
unferm lieben Landtvogt ober wer nach Ihme Landtvogt wirbt, unſer Hulde und alles
gut. Uns haben Kunbt getan bie gaiſtlichen Leut ber Abbt unb ber Conuent bes
Gottshauſes zu ber Meinern Owe, bey Ravenspurg, baß In die Burger ze Ravensburg
die Teydinge und bie gefäze, bie wir zwiſchen In gemacht und georbnet Haben, unb
baz fi auch belderſeits Ir Brieff am ein anber geben habent berfelben thaybing und
brief taglich überfaren und wan ba fiver wider ums iſt wollen wir und gepieten bir
veftiglich by unfern und bes Reichs hulden, daz durch die Vorgenanten Burger, dem
Abt und dem Eonuent bie Thepbing bi wir gemacht haben mit bhelner ſache uber»
iaren, daz bu ſy als durch pfenbeft umb zwanzig Mark filbers und daz bir bi alfo
verfihern und vergewiflern, daz bir bie hernach in Vierzehen tagen Unverzogentfich von
In habeſt, teteft bu daz nicht umb daz bu bi 20 Mark filbers nicht ven in nemeft
unb mit bheiner ſachen baran fäumig wäreſt, folt bu wizzen, wa uns ba Kunbt würbt
getan, daz wir birfelben 20 Mark filbers dan King die gewarthet wollen fein, baum
la bi bir emphoßlen fein, alfo baz wir bi nimmer gern darumbe fürnbern wollen. —
Zu Urchunt diſes Briefe, der geben ift ze Münden an bem Mittwoche vor Galli, da
man zahlt von Chriſtes geburt dreyzehen bundert Jar, darnach im zwei und dreyßigſtem
Jat, in bem achtzehenben are unfers Richs und in bem fünfiten des Kayfertumbe.
Nach einer Papierabſchrift aus dem 18. Idt. im W.St.A.
18. Kaifer Ludwigs Konſensbrief Über den Verkauf des Grafen Nikolaus von
Löwenftein feines Dorfes zu Bödingen an bie Stadt Heilbronn und kaiſerliche Belch-
rung ber Stabt mit biefem Dorfe.
Dat. Nüremberg 22. Mat 1388.
Bir Ludovig .. . Veriehen ofienli$ an bifem brief, daz mit unferm guten
gun und willen ber Ebel man Nyclaus Graf ze Lowenſtein, unfer lieber befunber
Tiener, bay Dorf zu Bödingen mit Luten mit guten, mit Bol mit walb mit Wafler
mit Weide mit Wifmat und mit allem bem fo bar zu gehöret Es fi vogetye ober
ſwies genant fi, beſucht und umbejucht, baz bes vorgenannten Graf Niclaus geweſen
if und von uns und bem Riche lehen ift — ben erbern wiſen Iuten dem Burgermaifter
dem Scultheiffen, dem Rat und den Burgern gemeinlid zu Heilprunnen unfern lichen
342 Rnöpfler
getrumen verföffet Hat reht und rebelich unb daz felbe Dorf Hat er un uf gegeben in
unfer Sant unb haben wir es in verlichen und verfihens in ze vehten Iehen mit diſem
brief und wellen niht, bay fi ieman baran Binder ober irre In feinen weg — Und
bes ze eime urkunde geben wir Im bifen brief verfigelten mit unferm keyſerlichen
Inſigel der geben iſt ze Nurenberg am bem Pfingeflabent, ba man zalt von Erifles
geburt druzehenhundert Jar unb bru unb briffig Jar, In bem Nünzehenden tar unjere
Richs und in bem fehften bes keyſertumes.
W.St.A. — An grünsroter 8.Schn. das M.S. mit Rev.S.
14. Kaiſer Ludwig erlaubt Graf Nikolaus zu Löwenſtein, fein Dorf Affolterach
zur Stabt zu erheben und giebt biefer einen Wochenmarkt mit Weinsberger Recht.
Dat. (Menge) 4. Juli 1338.
Bir Ludovig . . . Beriehen offenlihen an bifem brief daz wir burd der
genemen Dienft willen bie uns und bem Ride getan hat ber edel man Nyclaus Graf
ze Leonftein unfer lieber getrewer unb buch beſunder gnabe und ouch liebe bie wir zu
im haben unb von finer vlizzigen bet Haben wir ime ein ſolich gnade getan und tum
ims ouch mit difem Srief unb vreyen im day borf zu Affolterad von unfern fepfer-
lichen gewalt alfo daz er ein Stat bar uz maden unb bowen fol, unb mit Müren
und mit greben veften als (od; zu ergänzen: „einer“) Stat gewonheit ift und fol
fih da wider niemand fegen. Mer tun mir ime umb berfelben Stat genaben von
umferm gewalt und geben it einen wochen mardjt ewiclich zu haben unb ze halten an
dem Dinftag. — Wer ouch daz in ber vorgenanten Stat einer Hing bem andern icht ze
ſprechen hiet ber obgenanten Stat und item mardt und allen (Loch zu erg. „ber“)
bie bar inne find und den die ben Marcht ſuchend, alle diu reht, ern, dreyunge und
alt gut gewonheit bie unfer und bez Richs Stat Winjperg hat und von alter her Hat
draht. Und wellen niht, daz iemand ba wider fi bi unfern hulden. Und bar uber ze
einem urchunbe geben wir ime biefen brief mit unferm keyſerlichen Inſigel verfigelten,
Der geben iſt ze (Unleferlich, zu erg. „Menge*) an fant Uiricheiag, Do man zalt von
SHriftes geburt driuzehen Hundert tar, Darnach in bem (Unleferlid; zu erg. „dritten
und drizzigſtem far”) In bem Niunzehendem tar unfers Richs und in bem Gehften dez
teyfertums.
Diefe Urkunde if in fehr ſchlechtem Zuftanbe, durch Näffe Hervorgerufene Flecken
machen die Sqhrift teilweiſe unleferlig. — Den Ausftellungsort ergänge Ih aus dem
Itinerar Ludw. d. B. — Das Siegel, das an grüner S.Schn. hing, ift abgefallen. —
B.H.A. Signatur: 8. 112, 2.6, Nr. 12.
15. Kalſer Ludwig verſpricht Albrecht und Hartmann, ben Bödinger Gebrübern,
baß ihnen, trog bes Verkaufes bes Dorfes Bödingen burd Graf Nikolaus von
Löwenftein am bie Stabt Heilbronn, bod alle ihre Rechte und Gewohnheiten, bie fie
von alters her in bem genannten Dorfe haben, verbleiben follen.
Dat. Örengäme, 18. November 1839.
Wir Ludovig ... . Veriehen offenlih an bifem brief, Swie bay fei, daz bie
Burger gemeinechlic ze Heilbrunnen unſer lieb getreve daz dorf ze Böchingen gechauffet
Habent von bem Eblen man Nyclaufen ze Leonftein, So haben wir doch Albrecht und
Hartmannen ben Bödingern gebrubern bie genab getan daz wir mellen, daz fi alle bie
reht unb gewonheit haben, bie fi von alten in bem vorgenanten Dorf ze Bödingen gehabt
Habent und als fi aud von irem vorbern an fi homen find. — Und wellen nibt, daz
fie ieman mit bheinerlei ſachen an iren teten und gewonheiten irre noch beſwär. —
Dar uber ze Urchunde geben wir in difen brief verfigelten mit unferm Inſigel ber
Die Reigsfläbtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ꝛc. 343
geben iſt ze Örengäve an bem Samphtag nad Martini ba man zalt von Friflus ger
burt Driugehenhundert far, darnach in bem britten und dreizzigſten dar, In bem
Nivenzehenden iar unſers Richs und in bem fechften bes keyſertums.
W.St.A. An grüner 8.Schn. das M.S. mit Bev.S.
16. Die Stabt Nürnberg gelobt ben Bürgern von Gmünd, bie von Kaiſer
Ludwig ausgeſprochene Zollfreiheit zwiſchen beiden Städten ihrerfeits ſtets einzuhalten.
Dat. (Nürnberg), 4. März 1984.
Ich Cunrat Pfindinch der Schultheizze, wir . . die Burger vom Rat und
bi Gemein der Stat ze Nurnberch verliehen offenlih an bifem brif allen ben bi in
fehent ober horent leſen daz uns bi Erſam weifen lude .. ber Burgermeifter . . .
ber Schultheizze.. bi Burger vom Rat... unb bi gemain ber Stat ze Gemunbe
fanden ainen guten offen brif verfigelten mit bez durchliuhtigſiem unfers gnebigen
herren Cheyſer Ludovigs von Rom infigel ber unbe von wortte ze wortte alſo —
Wir Ludowig .. Onbleten ben wiſen liuten . . dem Burgermeifter . . dem Sqult
heiggen . . bem Rat und ben Burgern gemeingli ze Gemunde unfern liben getrewen
unfer hulde und allez gut. — Bann wir unfern liben Burgern ze Nurnberd bi gnade
haben getan daz fi zolfrey farent und fein fullent in allem Reiche wellen wir daz ir
auch keynen zol von in nement noch od fi von iud und wollent niht, bay ir daz
anander uberfarent und wollen ech day ez alſo zwiſchen iuch ftet befeibe unb unzer⸗
brochen ze urkunde dis briefes Der geben ze Effelingen bez bunrftages nach Bartolomey
in bem Neunzehenden Jar unfers Reychs und In bem Sehſten bez keyſertums. — Da
wir nu den brife gelafen und bar an erfunden, baz unfer vorgenanter herre ber
Cheyſer ben Erbern linden... bem Burgermeifter. dem Schultheizgzen und ben
Burgern gemeinglih ze Gemunde und aud uns geboten hat, baz fi von ums unb
auch wir von in furbaz bheinen zol nemen fullen wann er uns begnabe und gefreyt
hat daz wir in allem Reych zolfrey fein füllen umb auch unfer gut zolfrey faren fol,
daz fahn wir am daz gebot unfers vorgenanten herren dez Cheyſer unb aud bi gabe
di er ben vorgemanten Burgern von Gemunbe getan hat und aud uns und auch
ſunderlich friuntſchaft bi wir zu den felben Burgern haben und befennen, bay wir ben
felben burgern von Gemünbe bi vorgenanten Cheyſerlichen gnade furbas gern ftet
halten wollen ewiglich ann geuerde Alſo beſcheidenllch, baz weder wir bel in noch fi
bei uns furbaz ewiglich von dhein unfer beiber guten dheinen zol geben fullen weber
wenig noch vil ane argelifte als wir auch daz ir offen brif Haben mit ir an hangendem
infigel. — Unb daz bifin vorgeſchriben freyunge und gnade alfo ewiglich zwiſchen uns
beiber ſeit ſtet und veſte beleibe und ungerbroden daz gebn wir ben vorbenanten
Burgern ze Gemunbe bifen brif verfigelten mit unfer Stat infigel baz bar an hanget.
Der geben ift an bem freitage vor Mitterrvaften bo man zalt von gotes geburt driu ⸗
zenhundert far unb im dem Vierden unb breigpigeftem Jar.
W.StA. — An grünstotsgelber S.Schn. das ſehr ſchön erhaltene Siegel von
Nürnberg in rotem Wade.
17. Die Stabt Lindau zeigt ber Stadt Leutfich an, daß fie vom Kaifer das
Recht habe, feiner ihrer Bürger bürfe vor einen andern Richter als ben der Stadt
citiert werben,
Dat, Lindow, 19. Februar 1336.
Bir... ber Amman.. ber Rat und .. bie burger ber Stat ze Lindow
fünben und vergehen offenlid allen ben bie bifen genenwertigen brief anfehent leſent
alber hörent lefen, daz wir gemainlich und unſer Stat bie gnabe bie frihait und bie
tet habin von unferm gnebigen lieben herren bem hochwirdigen fürſten kayſer Lubes
344 Rnöpfler
wigen von Rome und von anderen finen vorbem . . Römifhen Layfern und ..
tüngen, bie uns mit ir offenen briven umb Inſigeln verſchriben unb beftät fint alfo
daz enhain offen Richter noch .. Herzog noch Graue noch Fainer ber gwalt von
gerihte wegen bat unfer enfainen der hie ze Lindow burger iR in fainer flaft welt»
lichet ſache bur niht beklagen mal war vor unferm Richter und in unſer Gtat ze
Lindow ben uns ain . . Romiſcher Kayfer als ain Römiſcher künig ze Rihter gejept
und geben hat und bar zu baz enkains weltlichen . . Rihlers aht von Fainen flahte
gerichte wegen in unfer egnanten Stat gan fol noch fie berüren. Difiu reht ald ba
vor am bifen brief ift beſchaiden habin wir mit rehter urtail dike behebt vor... Iantı
richtern unb vor ir lantgerift und. . der offenbriue und Inſigel wir nod vor inen
dar über inne habin und durch bette umjer guter fründe ber erberen Iute der burger
gemainlic der Stat ze Lükilch war ouch bie nad und und nad unjer Statte irü reht
Bant, fo haben wir inen offenlich bifü reht mit diſem brieue für fünde gemacht ale
vor {f beſcheiden und gebin inen das und aller dirre Ringe ze wwarem und offenen
urfünde barüber biefen brief mit unfer Stat Inſigel Befigelten. Der geben ift ze
Lindow bo von chriſtes geburtlichem tag ergan warent thufent Jar briuhunbert Jar
und briffig Jar darnach in dem Sechſten Jar an bem nehften zinftag vor Mathyastag
des zwelfboten.
W.St.A. 8. abgefallen.
18. Graf Uri von Württemberg verſpricht dem Kaiſer gegen Einantwortung
der Stadt Weil bie Stabt Donauwörth herauszugeben.
Dat. Frifingen, 1. Auguft 1386.
Ich Ulrich Grave von Wirtenberg vergehe für mich und min Erben und tun
funt allen ben bie bifen brief anfehent ober Höret leſen ſwenn ber durchluhtig min
gmebiger herre feyfer Ludwig von Rome mir oder minen erben Wile bie flat ingit
und geantwurtet mit allen rehten und nüßzen fo bar zu gehört und das fi ums ger
Huldet und gefworn hant unfer pfant ze finne umb fehle tufent pfunde haller und als
als vil mehr geltes als bie brief fagent bie ih und min Erben haben von minem vor ⸗
genanten herren keyſer Lubwig von Mome uber Werbe bie ftat bie ic in finem und
des riches bienft gehabet und getan han bas ih im und finen Erben danne Werbe
die ſelbe Stat ledig und loſe lazze und das id und min Erben danne nihtzit mer
dar uf ze fprechen haben. — Ich geheizze auch bi guten trewen bay ich bar zu raten
unb helfen fol als verre ih mag bas min vorgenant herre .. ber keyſer bie eger
ſchriben Stat Wile mir und minen Erben in gefepge und In geantwurten müge für
bie Stat ze Werbe in alle wife als vorgefchriben ſtat ane geuerbe. — Geſchehe auch
das id} gen ber genanten herre ber Fepfer des Trieges annemen unb fol fid weder
mit den Steten noch mit benfelben nimmer niht behainen fride weber rihtunge noch
Suone han noch nemen er neme mid bar in und mir vor des felben krieges ein
ganges ende undeinen ganpen uztrage an alle geuerbe. Das ze urkunde ift min
Inſigel gehentet an bifen brief ber geben iſt zu Friſingen an Donnerftag nad, fant
Jacobestag do man zalt von Chriſtes geburt drugehenhundert Jare und in dem Sehft
und briggigefiem Jare.
An der Urkunde das Siegel Ulriche.
B.R.A. Württemberg, Königreich, fasc. I.
19. Ludwig verordnet, daß zu Bopfingen feiner für den Fall feines Todes
feinem Herrn das Kleid, das er Montags auf der Straße und zur Kirche trug, ver:
magen fol.
Die Reichsſtädteſteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein ꝛc. 345
Dat. Dinchelsbüchel, 18. Juni 1386.
Bir Lubowig ..... . veriehen offenlih und tun chunt allen ben bie bifen brief
anſehent ober hörent leſen, bay wir ben weiſen Laüten . . dem Rat unb den Purgern
gemeinlich ze Bopfingen unjern liben getrimen biu genab getan haben und tun auch
von unferm kaiſerlichem gemalt mit bijem brief, daz fi fürbas nimmermer weber bem
Ride noch nieman anders ſwen fian ſwelher unber in flirbet, ber fol dem Herren bem
ex angehört von ahygenſchaft geben baz gewant, ale er an dem Montag ze Stra und
se Ehirhen get. — Und wellen auch nicht daz in ieman bis unfer genab überuar bei
unſern hulden. — Unb baruber ze urchund geben wir in bifen brief verfigelten mit
unferm Kahſerlichen Imfigel ber geben if ge Dindelsbügel an Dinſtag vor fand Jor
hanstag ze Sunewenten Nah Kriftus geburt briugehen hundert iar darnach in bem
Seäften und breiggigiflem jar. — In dem zwei und zweinzigiftem jar unfer Reiches
Und in dem Ninnten bes Keyſertumes.
An grün, gelb, roter S.Sch. bas verlegte M.S. W.St.A.
20. Der Rat von Um macht ein Gefep über folde, bie bie Berfaffung ber
Stabt ändern wollen. Im alle bes Tobes Ludwig bes Bayern geloben fie, ihrem
Bogte Berthold von Neiffen gehorfam zu fein.
Dat. (Ulm) 4. Juli 1836.
Wir ber Amman, ber Rat und aller bie Gemeinde der Burger hie ze Ulme
arme unb ride urfunben und vergehen alle offenlid und auch aimmutehlid an bifem
brief das wir alle ainmuteclich für kunftig kriege, ſtbzze ſchaden unb arbeit unfer und
der Stat und ouch von ber aide und gelubebe wegen und nivliches hin fint beſchehen uber
ain fommen fien unb ze rat mworben mit gunftwillen und Rat unb oud von finem
baiffen bes allerdurchluhtigſten und unſers gar genabigen herren fayfer Lude⸗
miges von Rome unb unſers genabigen und hochgeborn lieben herren Graven
Vertfoldes von Grayfpah nnd Marftetten genant von Nyffen aljo und mit
ſelchet beſcheidenheit — Swelch purger hie je Ulme ber fi arme oder Riche behain ufs
werjunge anberunge ober flogge furbas Bi ze Ulme machet und gelubebe unb aide
under bem gebigenbe bie ſchaffet ane willen und gunft unfers vorgenanten herren des
keyſers unb bes von Nyfien unb ouch bes Rates biejelben fint ausgeworfen von unfers
berren des keyſers unb unſers Herren von Nyfien hulden und fol man über bes lip
der baz tut rihten als uber ainen ber an baz Riche geraten hat und als uber ainen
achtet und fehabelihen man und fwaz er gutes hat, baz ift dem kayſer halbes ſwaz das
if die zwei tail des halben gutes aigenlich verfallen ober finem vogt ber danne unfer
degt ift und daz brittaif bes halben gutes hie ze Ulme an bem bumwe ber Gemainde
umb dag ander halb teil des Gutes finen lise Erben werben ob bie ba fint. — Iſt
aber, daz libe erben ba niht einſt fo fol bas gut ſwaz das ift bie zweiteil verfallen und
merden unferm herren bem feyfer ober finem vogt und uber bay brittell bes Gutes
alles fol werben ber Gemeinde an bem bume bie ze Ulme fiver ouch ber ift ber purger
bie ze Ulme iſt, ber fi arme ober ride ber fuft der Stabt und der Gemeinde bie ze
Ume ſchaden wurbe oder wurbet gein ſwen bay ift es fien herren, Ritter oder knechte
die felben ober ber felbe fulen in der felben poene und ſchulben fin als oud vor von
den anderen flat geſchtiben. — Wir fien ouch ze rate worben und uber ain fomen,
daz dehain purger hie ze Ulme no ji arme oder Riche von beheinem nebenpurger es
fien frowen oder man ober Juden daz bie purger unb bie Stat antriffet feinen rat ⸗
ihag nemen hainlich noch offenlich noch deheinen finen erhaltenen haiffen enpfahen
noch von dehainem uz man baz ben purgern und ber fat ze ſchaden komen mad) und
weich purger daz wäre ber daz uber füre ber fol umd müze die ſtunt als vil geben al6
346 Knöpfler
im ze rat ſchatz iſt worden fines gutes geben unb fol baz aber diu zwei teil unferm
herren bem Keyfer ober finem vogt werben unb baz britteil der Gemainde an dem
buwe Bie ze Ulme unb Jar und tach vor ber Stat fin mit wibe unb mit finben bie
denne in finem Brote fint. — Man fol aud ben ber ber ſache dehain uber wert mit
niht überfomen warn mit ben erbarn mannen bie bes rats jede fint ober hernach bes
rates werbent, daz ift mit zwaigen Richtern unb mit ainem NRatgeben und fulen oud
die fiveren ze ben Bailigen gelert aibe daz er bie fache begangen habe und über varn
und fi daz wares wilfen ane alle gevarbe und fmelder ber If er fi bes Rates ober u
wenbich des rates bie ze Ulme ber innan wirt ober vernimt von beheinem purger baz
er ber ſache behaine begangen oder übervarn Habe und fi daz bevaren mügen bie fulen
es furbas an den Rat bringen bar umbe day er jur fome und gemeldet werbe. So
fol ouch man wiſſen an bifem brief daz wir einmüteclich ze Rate worben fien und
über aine komen, ſwenne unjer Herre ber keyſer enift ba Got lange vor fi baz wir danne
gein unfern e genanten herren von Nyffen ob der dannoch Iebet in allen gelubeben
imer und bünben fulen fin als er aud fin vormals brief von uns hat. — Ware ouch
daz umfer herre ber keyſer abegienge ba in Got lange vor beſchirme fo fulen wir an
dehainen Herren houptun noch vallen wan einmüteclih mit gemeinem Rat und ver»
ainten ober bez mereren taile® bes Mates und mit gunft unb willen ouch mit finem
Rat unſers vorgenanten herren von Nyfien. — Es fol ouch unfer behainer ber iete bes
Rates iſt ober ber her nach bes Mate wirt dehaines herren Rat ſweren warn mit gunft
und willen unſers herren von Nyffen und des Rates hie ze Ulme ober des mereren
tailes des Rates. — Diſe fache ale und da fint geſchriben und an bifem brief gefus
paret haben wir alle arme und Riche getrumeclid und ouch ainmuteclich gefworn ge ben
heiligen flate und ware ze habende ane alle gevarbe und des zu urfunbe der war»
heit dirre vorgeſchtiben fache haben wir nad) Rat unfers herren von Nyffen bifen brief
geueftent mit Imfigel unfers Herren von Nyffen und mit der Stat gemainem Imfigel.
— Man fol ouch wiſſen bay wir in den bunden und gelubeben und aiben fin fulen
von jego ſant Micdelestage dem nähften und von dannan uber fünf jar bu nahſten
nad ain ander ez fi benme daz wir ez furgeren ober langeren nad Rat und millen
unferer vorgenanten herren bes keyſers und unſers herren von Nyfien und unfers Rates
ober des mertaile® bes Rates. — Dig beſchach und bifiu geſetzete wurden verſchriben in
dem Jar do man zalt von Ehrifte® geburbe driuzehen Hundert jar und darnach in dem
Sehfien und briggigeftem Jar an fant Ufriches tag des haifigen Bifgof.
Daran hängt das ſchildförmige Siegel der Stabt Ulm unb das Reiterfiegel
Bertholbs von Neiffen.
BR.A. — Signatur: Ulm, Reichöftabt, Fasz. L
21. Ludwig betätigt ben Verfauf ber Rechte an dem ſogen. Scheinbuchwalde
bes Grafen Rubolf von Tübingen an bie Bürger von Reutlingen.
Dat.: Rotwile, 11. debruar 1887.
Wir Ludowig . . . Veriehen offenlicen an bifem brief unb tun chunt allen den
ble in anfehent ober hörent Iefen Daz biu gewarſam bie der Edelman Graf Rubdolff
falig von Tumingen den man nennet ben Schärer gen unfern lieben Burgen ze Rüt ⸗
lingen uffer bem walbe ven man haizzet ben Schainbud ben er und fin Erben von bem
Riche zelehen habent verchouffet Hat, unfer guter gumft umb wille if als er in bes fin
brief bariuber geben hat unb beftäten in benfelben brief von unferm kaiſerlichen gewalt
mit allen ben fluffen, artifeln und gebingben bie er in batan under finem Inſigel
verfegriben Hat mit bifem unferm brief ben wir in dariuber geben ze urdgunbe ver:
figelten mit unferm kaiſerlichen Infigel. — Der geben iſt ze Rotwile bes Dunfitages
Die Reichsſtädteſteuer In Schwaben, Elfaß und am Oberrhein x. 347
vor fant Balentinstag. Nah Kriftes geburt briuzehenhundert iare barnad in bem
Sibenden und drizzigſtem iare In bem vier und zweinzigftem iare unfers Richs und In
dem Aielften bes kaiſertumes.
W.St.A. — An grünsroter S,Schn. das M.S. mit Rev. 8.
2. Ludwig thut ben Bürgern von Reutlingen bie Gnabe, daß fie in Klagen
über ihr @igentum nit an das Landgericht in Rottweil gezogen werben, fonbern nur
vor bem Schultheiſſen zu Reutlingen verflagt werben könnten.
Dat. Nürnberg, 22. März 1887.
Wir Lubowig ... Beriehen offenlichen an bifem Brief baz wir ben wiſen
Lüten, . . dem Meifter, .. dem Schultheizzen, . bem Rat unb ben Burgern gemein-
lich ze Räutlingen unfern liben getreven burd ber Dienft willen, bie fi uns und bem
Rice bisher triwlich getan habent und auch noch taglich tuenb diu beſunder genab
getan Haben und tun aud von umferm Taiferlien gemalt mit bifem Srief, dag wir
nicht wellen daz fi fürbas ieman geladen ober ziehen müg noch fü, uf daz Lantges
richte je Rotwil ober uf dhain anber Lantgerichte von bheinerley anfprade noch lag
wegen bie man gehaben möcht hing in ober hing iren guten ſwo fi biu habent uf bem Land,
ober in ben Steten Beſunderlichen wellen wir fwer hintz In icht ze ſprechen, ze vorbern ober ze
lagen Hab, day die ein recht von in nemen vor dem Schultheiggen in unſrer und bes
Riches vorgenanten Stat ze Raütlingen und anderfwo nindert Und wollen und gebieten
allen unfern und bes Riches getrewen Pflegen, Lanbudgten, Bögten, Grauen, Breyen,
Riitern, knechten, Eblen und unebeln unb andern ſwi bie genant fint, baz fi ben vors
genanten umfern Burgen ze Rautlingen bie unfer genab faet halten und in bie mit
dhainen ſachen überuarn bei unfern und bes Riches Hulden. — Und bar über ze ur—
Hünd geben wir in bifen brief mit unjerm kaiſerlichen Inſigel verfigelten ber geben
iR ze Nürnberg an Vreptag vor dem Suntag Judica Nach kriſtus geburt briugehen
hundert far darnach in bem fiben und breiggigiftem iar. In dem brey und zweinzigiftem
tar unſers Riches und in dem zehenden bes feifertums,
W.St.A. An grüner S.Schn. das M.S. mit Rev.S.
33. Ludwig gebietet ben Bürgern von Hall, zu verhindern, daß in ihrem Ge:
biet Burgen, bie von Reichs wegen gebrochen wurben, wieder aufgebaut würden, und
wentuell bie Hilfe ber Stäbte des Landfriedens in Anfprud zu nehmen.
Dat. Frandenfurt, 11. März 1939.
Wir Ludowig . . . Enbieten ben wifen Iuten, . . dem Schultheizg bem Burgers
maifter . . bem Rat und . . ben Burgern gemeinlihen ze Halle unfern lieben getrewen
unjer hulde und alles gut. — Wir wellen und gebieten iuvefticlihen bi unfern hulden
Ob iemand dhein vefte umb uveh in urrer gebiet ober gewaitſam bowen, ober wider-
machen wolt, bie von untat ober von Rowbs wegen zerbroden wer, baz ir baz von
unfern wegen wenbent unb werenb unb nicht geftattenb baz Fein furgant bar an ges
ſchehe mer och bay ir unferr Stet, bie in iwrer gefellefhaft zu Swaben find bar zu
beborftend bie fult ir von unfern wegen manen, baz fi iw bar zu beholfen fin mit allen
ſachen — Geben ze Franchenfurt an Dornftag vor Judica In bem funf und zweinzigeftem
Jar unfers Richs und in dem zwelften bez keyſertumes.
W.StA. 38. in rotem Wachs aufgedrüct. — Vgl, Ställn, Württembergiſche
Geſchichte M 214.
24. Ludwig erlaubt den Ravensburgern, daß alle, welche in ihrem Gemeinder
gebiet wohnen, mit den Stabtbürgern Steuer tragen follen.
348 Knöpfler
Dat. Ulme, 5. Juli 1889.
Wir Lubowig von gotes guaben Romiſcher keyſer ze allen ziten merer bez Richs
Veriehen offenliden an difem brief Daz wir ben wifen Zuten . . bem Amman .. bem
Not und . . den Burgern gemainlihen ze Rauenfpurg unfern lieben getriven bie gnade
getan Baben, daz wir wellen daz alle Lut gemainlich wie bi genant find bie in irem
Eitern und in irem Bann gut ligen Habent nıit in Bet und Etiiwr tragen und geben
fullen als fi bie von alter und lange Ber gegeben und getragen habent. Unb bar uber
ze urchunde geben wir in diſen Brief mit umferm keyſerlichen Infigel verfigelten der
geben IR ze Ulme an Montag nah fant Ulrichstag, Nah Chriſtes geburt driuzehen
Hundert far darnah in bem Niunben breiggigeflem iar — Im dem funf und zweingigefttm
tar unfers Richs und in dem zwelften bez keyſertumes.
W.St.A. An grünsroter S,Schn. das gang zerbrodene M.S.
25. Ludwig ber Bayer ſchict feinen Landvogt nebft brei anderen nad) Hall, da:
mit dieſe wegen der rüdflänbigen Steuer verhandeln. Was diefe vereinbaren will ſowohl
ber Kaijer als ſoll bie Stabt flets feſt einhalten.
Dat. Wimpfen, 14. Sept. 1840.
Bir Ludowig von gotes .. . Enbieten ben wifen Iuten . . ben Burgermeiftern
dem Rat und ben Burgern gemeinlihen ze Hal unfern leben getreven unfer Hulb und
alles gut. — Bir ſenden zu tu mit vollem gewalt unfern lieben Oheim und Lantvogt
Graf Ulrichen von Wirtemberg, unfern lieben Heimlicher, Bruber Heinrichen von Zipplingen
Ehomitür der Hüfer ze Ulm und ze Werbe, Burfarden ben Sturmueber und Chun:
raden ben Grozzen unfern Schultheizzen ze Nürnberg mit iu ze reden, ze taybingen
unb ze enden umb ſollich handelung und anſprach, bie wir hing iu haben. — Unb wie
di felben vier ober ir ettlich bi biefen brief zeigent ben wir ben ſelben gemalt geben,
ob fi all da bel niht gefein mohten, mit in teben, tebbingen unb enden das geheiggen wir
ſtet ze Halten unb ze haben bei unfern gnaben. — ud) wellen und gebieten wir iu
veſtichlichen und ernſtlichen bi allen ben rehtten, freiheiten und gnaben, bie ir von une
unb bem Rich habt was bie vorgenanten Vier oder ir ettlich bie bifen brief zaigten inch
von umfern wegen haizzen ober mit iu ſchaffen ober orbnen das ir das tüt und volls
fürt und fein gehörg feit Zetent ir des niht, fo wiggt, das Ir ſwerlich wider unfer und
des riches hulde gefürt. Und wolten auch bes Bing in als vrer und als vaſt gemarten,
das es in ze fwer wurbe. Geben ze Wimpfen an Dornftac nad unferr frowen tag als
fi geborn warb. Nach Kriftes geburb driuzehenhundert iar barnad in bem viertzigiſtem
iar. In dem ſechs und zweingigiftem far unfers Riches und in dem breizehendem des
Teyfertumes.
W.St.A. An der Urkunde das Sekretſiegel Ludwig des Bayern in rotem Wachs.
27. Ludwig verleift ben Zol zu Hal den Bürgern diefer Stabt zur Auebeffe-
rung ihrer Brüde.
Dat. Ume, 13. Dezember 1948.
Bir Ludwig ... Veriehen offenligen mit bifem brief, daz bie wien Lute . .
Die Burger gemeinli ze Halle unfer lieb getreve ben zol ben wir in vormals gelazzen
haben und geben ir brugge ze bezzern furbas haben füllent und innemen zu ber felben
ir bruggen als fange bis wir in bem felben zol wiberrüffen. — Unb bar uber ze ur:
hunde, fo geben wir in bifen brief verfigelten mit unferm Inſigel ber geben ift ge Ulme
an Sant Luciustag Nach kriſtus geburt driuzehenhundert Jare darnach In dem driu
und viergigftem iare — In dem drigzigften Jare unfers Riche und in dem fechtzehn:
dem des Keifertumes.
W.SL.A. Das Sefretfiegel In rotem Wachs war ehedem aufgebrüdt.
Die Reihsfläbtefteuer in Schwaben, Elſaß und am Oberrhein xc. 349
38. Ludwig verpfändet feinem Sohne Stephan bie Judenſtener zu Ulm zur
Vermehrung feiner Pfandſchaft auf bie Stadt Ulm.
Dat, Nürnberg, 21. Junt 1345.
Bir Lubowig . . . bechennen offenlichen mit diſem brief, daz wir bie gewon—⸗
ide Stiür, bie und bie Juben ze Ulme, unfer lleb kamerknecht Järlichen von bes
Reichs wegen ſchuldig find ze geben, unferm lieben Sun und fürften Stephan pfaleps
grafen bei Rein und herhogen in Bayren ein geantwurt und verſezzt haben zu einer
merumge ber pfantfdaft, bie wir im vormals uf Ulm verfegzt unb verfdriben haben.
Ufo, daz er die jelben Stiür ein memen und nienen fol, nadh ber brief fag, die er
von uns über ander pfantfhaft inne Bat, ze einem urchunde bit Briefe, ber begen
(Schreibfehler) iſt ze Nürnberg an Fritag vor fand Zohannestag ze Sunnenwende Nach
Kriftus gebürbe driutzehen Hundert far, bar nad) in dem fümf und vierkigften far. —
In dem ainen und breiggigfen dar unſers Reichs und in bem achtzehenden bes
feifertums.
B.B.A. Signat.: Juden in Bayern, fasc. I. — Siegel abgefallen.
29. Ludwig beflätigt, baß Friedrich der Haller feinen Antheil am Zolle zu
Ravensburg mit kaiſerlicher Zuſtimmung feiner Ehefrau Anna übertragen habe.
Dat. Nürenberg, 18. Jult 1845.
Wir Lubowig . . . Bechennen offenlichen mit bifem brief, das Fridrich ber
Haller burger ze Ravenfpurg unfer lieber getriwer Annen feiner Elichen Hauffawen
Einen tail des Zolles ze Ravenspurg ber von uns und bem Reihe ze Lehen gat,
mit unferm willen und mit unfer hant vermacht und verſchriben hat in aller der weiſe
und mit allen ben Rehten, nützen, bienften unb vaellen, ale er in bißher braht und
genoggen hat. — Urchunde diſs briefs ber geben iſt ze Nütenberg an Sampztag nad
Viti Nach Criſtes gebürt driuzehenhundert iare darnach in bem fümf und vierzigſten
iare. — In dem einen unb breiggigfien lare unfers Reichs und in dem Achtzehenden
des keyſertums.
W.St.A. Daran das SS. in rotem Wache.
30. Ludwig thut ben Bürgern von Hall bie Gmabe, daß folde, welche einen
Todtſchlag vollführen, nicht mehr wie bisher mit Leib und Gut verfallen, fonbern ihre
Tat mit 10 Pfb. und 5 Sällling Hellern büßen Können. Wer gegen biefes Gebot
handelt, verfält einer Strafe von 5 Pfd., die Halb bem Kaiſer, Halb den Bürgern zu:
tommen follen.
Dat. Münden, 19. Juni 1847.
Wir Lubowig . . . Beriehen offenlichen mit diſem brief und tun funt allen ben
die in anfehent ober hörent Iefen — war ben wiſen Luten dem burgermeifter, bem
tat und burgern gemainlich ze Halle unfern leben getrewen gar wider und ſwäre
geweſen if} wer ainen tobflag täte baz ber libes und gutes veruallen folt fin haben
wir ir vlizzig beit angefehen und Haben in das abgenomen von unferm kaiſerlichem
gewalt und haben in bie gemabe getan und tun od; mit bifem brief baz wir wellen
wer ainen tobflag tut in ber Stat ze Halle daz er den bezzern fol unb bügzen mit
zehen pfunden und funf ſchillingen hallern. — Och Haben wir in bie genade getan,
mas fi irs gutes fürent in bie Stat ze Halle und wider barus wie bas genant iſt,
das fi da von bheinen jol nicht geben fullent in dhaine wife. — Ta von gebieten wir
allen Lantuogten und Amptluten, bie ieg fint unb bie noch werbent wie bie genant
fint veſteclich und ernſtlichen und allen andern unfern und bes Richs getrewen daz
fi im bie oßgenanten unſer genabe mit bhainerley ſache nicht brechent noch uberfarent
im dhaine wife. — wer es barluber täte, ber fol veruallen fin fünf phunt gelbes bie
350 Rnöpfler
Halbe geullen fullent in unfer famer und das anber halbtaile ben obgenanten unfern
burgern ze Halle und fullent in unfer unb bes Richs ungenade barzu od) geuallen
fin. — Daruber ze urchunde geben wir in bifen brief verfigelten mit unferm kaiſerlichen
Zufigel der geben in ze Münden des Dinflages nach Sant Biti Mebeflitag do man
zalt von kriſtus geburt bringehenpumbert Jare darnach in bem fiben und viergigftem
Jare In dem driu und brigigitem iare unſers Kids and in dem zwaingigftem des
Kaiſertumes.
W.St.A. An grüner 8.Sehn. das MS. mit Rev.S.
31. Ludwig verorbnet, daß zu Gmünd, ber welcher einen andern einen Merchen ⸗
fopn“ Heißt mit 4 Pfd. Heller beftraft werden foll und bag Binterlaffene „harnafche”
den Erben verbleiben follen.
Dat. Gemunde, 28. Juli 1347.
Wir Lubowig . . . bechennen und tün funt offenlid mit bifem brief das wir
durch fleizzige bet der waiſen Lüte... ber Burger gemeinlichen ze Gemünbe unfer
lieben getrewen von unferm Feiferlihen gemalt fegen Swer ben anbern einen Merhen-
fun!) Balgget daz ber. . dem Vogt unb . . dem Geriht nur mit ber cleinen
beggerung ber 4 pfunb Haller if, furbas ewiclich veruallen und ſchulbig iſt und nihtes
mer — Auch ſetzen wir von unferm keiſerlichen gewalt durch befunber gunft bie wir
zu in haben, Swelh burger in irer Gtat er fei arm ober reich nad feinem tobe
Harnafepe Tat, fiie das genant {f, bay das feinen finden beleiben und geteilt werben
fol als ander aigen gut. — Umb das ze urfunb geben wic in mit unferm keiſerlichen
Infigel verfigelten bifen brief ber geben {ft zu Gemunbe an Mentag vor fant Jacobe:
tag — Nach kriſtes geburt drin zehen Hundert iar und in bem fiben unb viertzigſtem
dar — In bem driu und breiggigften lare unfers Reihe und in bem zwainzigfiem bes
kaiſertums.
W.St.A. — An grün⸗roter S.Schn. mit Rev. 8.
I. Regefien:
1. Bunbesdrief Graf Heinrihs von Werbenberg, Lanbvogts in Oberſchwaben
und ber Stabt Ulm mit Kalfer Ludwig.
Dat. Ulm, 10. April 1328.
BH.A. Signatur: K. 1, L. 3, Nr. 191. Daran das 8. des Grafen 9.
2. Die Stadt Ulm verbünbet fi mit Graf Berthold von Reiffen, Hauptmann
in Oberbaiern und Kaifer Ludwig.
Dat. Augsburg, 14. October 1831.
B.H.A. Signatur: K.1, L. 4, Nr. 185. Daran das 8. Ulms.
3. Entſcheidungebrief Kaljer Ludwigs zwiſchen dem Gommenthur und Gonvent
des Deutſchen Haufee zu Heilbronn und ben Bürgern bafelbft, die „Wendung“ bes
Nekars und bie Abwenbung bes Schadens betreffend, her ber deutſchen Ordens Mühle
dadurch entftehen konnte.
Eſſelingen, 27. Aug. 1838.
W.H.A. An grünstoter 8.Schn. das zerbrochene M.8.
4) Merhenfun, ein Schimpfname; vgl. Schmeller-Frommann, Bahr. Wörters
buch I, 1 660.
Die Reiheftäbtefteuer in Schwaben, Elfaß und am Oberrhein ıc. 31
4. Kaiſer Lubwig empfiehlt bem Heinrich von Kinderbach genannt von Schönegk
das Wafler Remfe, das am ber Stabt Gmünb vorbei fließt und ben Waltſteterbach
bei Gmünd, von Reichs wegen.
Dat. Münden, 27. April 1889.
W.St.A. Taran bas 8.8. in rotem Wade.
5. Kaiſer Ludwig entjheidet in Sachen Engelharts von Weinsberg gegen
Konrad, Johann und Gebur Fuir (eurer) und Eberharts Kinder, Bürger zu Hells
bronn. Die ledteren follen noch 8 Jahre lang das Dorf Nedargartach inne haben,
mad Wlauf biefer Jahre aber fällt basfelbe an Engelhart von Weinsberg. Diefer fol
auch „durante usa fruotu‘ (der eurer), jährlich von jeder Hube, Hofftatt oder Selbe
ein Huhn erhalten.
Dat. Spyr, 24. Nov. 1889.
W.St.A. Daran das Bruftbildfiegel bes Kalfers, mit Rev. 8,
6. Ludwig Beflätigt die von Graf ulrich von Württemberg, feinem Lanbuogt,
- Bruber Heinrich von Zipplingen und Dietri von Hantfhuhshelm mit ben Bürgern
von Hal gefhloffenen Verträge und fünbigt für Überfcreitung berfelben frenge
Strafen an.
Dat, ze Vilshofen, 26. Januar 1841.
W.St.A. — Daran das MS. mit Bev.ß.
7. Graf Eberhart und Ulrih von Württemberg verfprehen dem Kaifer gegen
iebermann zu dienen, au nad Jtalien. Entzieht ihnen aber ber Kaifer bie Land-
vogtei in Schwaben, fo haben fie nicht mehr Pflichten, als jeder andere Mann.
Dat. Münden, 81. Juli 1844.
B.H.A. Signatur: K.41, L. 4, Nr. 228. Daran
8. Der Bevollmächtigte bes Erzbiſchofs von Trier, Bruder Johann von Dachen⸗
bauſen, Beihtvater der Grafen von Württemberg ſpricht bie Bürger von Heilbronn
vom Interbicte los.
Dat. Ezzelingen, 1. Jänner 1850,
. absolvitur civitas, rectores ecclesise cum toto populo suo Sculteti,
magistri civiam, oonsilierii, scabini ab B suspensionis et inter-
dieti aliisque penis et sententiis quibuscumque ..... . quas inciderunt retione
processum contra quondam dominum Ludovicam ie bawaria morumque fauto-
rum per sedem apostolicam olim promulgatorum . . . .*
WStA. — Daran das ovale Siegel Bruber Joh. mit dem rotwachſenen,
ichtedigen Rev.S.
Das Zollbuch der Peuffchen in Barrelona (1425
bis 1440) und der deulſche Kandel mit Katalonien
biz pım Ausgang des 16. Jahrhunderts.
Von Konrad Häbler.
Dokumente.
I
1415. November 8. K. Ferdinand von Aragon erteilt genannten Kaufleuten von
Nürnberg und Freiburg i. Schw. ſicheres Geleit in feinen Landen.
Guidaticum frederici gunsperg, Johannis Fridringer et querandam alleram de imperio
alamanie.
Nos fferdinandus dei gra. Rex Aragonum Sicilie ete. Ad quorundam inter-
cessus perhumiles super istis volentes erga vos devotos nros ffredericum gunsperg
Johannem fridringer, Sebolt Schurstab, Henricum Lochner habitatores ville vul-
gariter nuncnpate Nurumberch in imperio alamanie constitute volentes graciosius
nos babere Tenore presentis in nra bona fide regia de certa scientia et consulte
guidamus et assecuramus vos diotos et quemlibet vestrum necnon nuncios proca-
ratores institores factores negociorum gestores et omnes eciam personas pro
quibus negocia geritis ac geretis et eorum bona et eciam omnia et aingula merci-
monia siue oomercia merces itque bona vestra et vestrum cuiuslibet et illo-
ram ac cuiuslibet eorundem cuiusris regionis civitatis ville vel loci aut nationis
tam nostre videlicet quam extere ac status seu condicionis existant que aive vos
seu vestrum aut illorum quemgungue veniendo stando redeundo mercando trac-
tando praticando emendo vendendo mittendo recipiendo sen negociando ut prinei-
pales nuncios procuratores factores negociorum gestores seu institores vel alio
quolibet nomine atque vice habere tenere administrare mittere recipere seu regere
aut narigare nunc sire de cetero in futuram contigerit quoquomodo in omnibus
et singulis regnis et terris nostris tam citra quam ultra guam eciam ultra mare
ita ut vos seu aliquis vestrum aut ipei vel aliqua bona vestra et cuiuslibet vestrum
aut sua quorismodo racione seu causa quantumlibet opinatis vel inopinatis cogi-
tatis rel incogitatis aliqualiter vel pensatis quas sic pro intellectis et expressatis
babere censemus et volumus non possitis aut posaint marchari arrestari emparari
sea piguorari aut capi seu retineri execntari occapari molestari affligi vel agra-
viari signanter pretextu marcharum aut repressalium guarumcunque censualibus
tamen et vivloriis dotibus uxorum ac vestris comandis exceptis aut marchari
calpa crimine vel debitis alienis misi pro lesdis per aligeos vestre magioais nobis
Das Zolbud der Deutſchen in Barcelona (1425 fj.). Dofumente. 353
aut lezdariis nostre dictionis debitis Et eciam nisi in eisdem fueritis aut faerint
principaliter vel fideiussorio nomine obligati vel obnoxü nec eciam in hijs casibus
nisi in quantum ius et justicia constitucionis et viatici Cathalonie et observantia
Curie nostre regie hoc permittant. Sic quod durantibus guidatico et assecura-
mento huinsmodi, quod durare volumns et tenere ad beneplacitum Regie dignitatis
quousque videlicet extiterint revocata, et post revocationem eorum per sex menses
inde continue sequentes, que revocatio ubi fiat, vobis seu vestrum alicui tunc
habeat intimari personaliter, aut saltem per civitatem barchinone valentie aut
maiorice aut aliqua earum voce preconis, vos dominus ffredericus gunsperg
Johannes fridringer Sebold schurstab et henricus lochner habitatores ville iamdicte
de Nurumberch ac vestri nuncii procuratores institores factores negociorum ge-
stores atque famuli vestri et cuiuslibet vestrum predietorum cum omnibus et
singulis comerciis mercibus rebus et bonis vestris et ipsorum possitis et possint
comuniter vel divisum ad et per omnia et singula nostra regna et terras tam
eitra quam ultra quam intra mare emendo vendendo negociando mercando con-
tractando et alio modo quocunque accedere et venire incedere atque ire habitare
stare et esse morari et ibidem emere vendere negociari contratare quandoqunque
per vos personaliter vel per factores nuneios procuratores aut negociorum gestores
vestros aut illorum pro quibus negotia geritis aeu geretis ut prefertur cum om-
nibus et singulis subditis et vassallis nostris seu aliis quibuscungue personis
caiusvis nacionis legis secte aut condicionis existant, ac inde recedere exire tota-
liter salve et libere pariter et secure tam per mare quam per terram quam eciam
per quamlibet aquam dulcem, vobis tamen nobis solventibus lezdas et alia jura
nobis solvi assueta. Et in predictis omnibus et singulis uti et gaudere possitis
et valeatis sicut et prout in nostra bona fide guidati et assecurati juxta nostri
presentis guidatici seriem et tenorem non obstantibus quibuscungue franquesiis
libertatibus aut foris pragmaticis sanctionibus aut edictis statutis ordinationibus
provisionibus seu privilegiis inhibicionibns prohibicionibus et vetamentis per
nostros predecessores Aragonum reges aut nos quomodocungue et quandocunque
ae sub quaqungue verborum forma, eciam in favorem pariagii, quod pariagium
quo ad hec recepta solenni informacione fuisse contra nostram rem publicam
nostre dictionis evidentissimum fuit repertum, indultis vel editis sive factis aut
per nos quovismodo indulgendis edendis eciam seu fiendis aut aliis vetantibus
sen inhibentibus exteros inibi esse morari exire contrahere vel mercari aut alios
quoslibet actus peragere exercere vel facere cum subditis et vassallis nostris vel
aliquibus ipsorum aut aliis personis cuiusvis extranee nacionis in Regnis seu
terris nostris seu aliqua parte eorum, que nos cum presenti de certa scientis
aullatenus locum habere volumus et jubemus eciam que in se verba quantumlibet
forcia vel derogatoris continerent, que pro expressis adiectisque volumus hie
habere. Quare cum hac eadem mandamus dicta scientia et expresse pro prima
gracia et eciam jussu omnibus Gubernatori nostro generali elusque vicegerentibus
admiratis viceadmiratis Capitaneis Algutzeriis vicariis baiulis atque justiciis
omnibus Calmedinis judicibus necnon universis aliis et singulis offlciis et sub-
ditis nostris presentibus et futuris sub ire et indignationis nostre incursu ac
pena Quinque milium florenorum auri de Aragon a quolibet eorum contrafaciente
irremissibiliter habendoram nostroque applicandorum Erario, quatenus nostrum
guidaticam et assecnramentum huiusmodi vobis dietis ffrederico gunsperg, Jo-
banni fridringer, Sebolt scurstab, Henrico lochner et cuilibet vestrum ac vestris
Württ. Bierteljahräp. 1. Londeepeic. 3. 3. XI. 23
354 Häbler
supradictis ut superius continetur omnimode teneant et observent tenerique et
observari plenarie faciant per quoscungue. Et non contrafaciatis seu aliquem
contrafacere permittatis quavis ratione seu causs. In cuius rei testimoniam
presentem facere vobis iussimus nostro sigillo pendente munitam. Datum per-
piniani vij. die Novembris Anno a nativitate domini Millesimo ccce’. Quinto-
decimo. Regnique nostri Quarto. Et propter Indispositionem persone nostre
signafur manu nostri primogeniti. A. primogenitus. — Dominus Rex mandavit
mihi paulo nicholai &c.
Similis alia carte de verbo ad verbum fuit expedita sub eiusdem date
jussu atque mandamento pro Johanne Scndin, Nicholao rehiff, Henzelino rehiff
fratribus et petro malchce ville friburgo in vallandia.
[Archivo General de la Corona de Aragon. — Registrum 2895. fol. 149 ff.)
u.
1424. Auguſt 10. Alfons V. ernennt den Rafael Zerrer zum Konful sc. der Deutſchen.
Translat de la comissio dels alamanys. Dat. bareinone 19. die augusti anno a nativitate
demini millesimo quadringentesimo vicesimo quarte Rognique mestri wono. Rex Alfonsus.
Nos Alfonsus dei gratia Rex Aragonum Sicilie Valentie Maiorice Sardinie
et Corsice Comes barchinone dux Athenarum et Neopatrie et eciam comes Rossi-
lionis et Ceritanie Confidentes de fide sufficientie et animi probitate vestri fidelis
nostri Raffaelis ferrarij mercatoris civis Barchinone qui nobis in multis arduis
et vigentibus negotiis decus et honorem nostre dignitatis concernentibus nobis
multum curiose multumque utiliter, prout jugiter propriis oculis vidimus, servistis
et servire etiam cotidie laudabiliter non cessatis, tenore presentium revocatis
de certa scientia et ex causa quibusvis aliis comissionibus sive ad beneplacitum
sive ad vitam cuicunque factis de officiis protectoris consulatusque et colectoris
subscriptis, comittimus sive comendamus vobis irrevocabiliter quamdiu vixeritis
in omnibus regnis prineipatu atque terris nostris officia protectoris et consulatus
omnium et singulorum Alamanorum et Savoyenchs [et] quorumeunque alioram
districtualium imperatoris Alamanie et ducis de Savoya nunc et de cetero [in]
dietione nostra mercancium sive negoeiari et mercari facientium quovis modo.
Item et collectam illoram quatuor denariorrum monete Barchinonensis de
terno qui de cetero exhigentur pro qualibet libra denariorum valoris rerum
mercium et aliorum bonorum que pretacti Alamani et alii iamdicti sive factores
Negociorum gestores procuratoresve sive institores eoram intus dietam nostram
dietionem mittent utique seu portabunt aut extrahent aut mitti portarique sive
extrahi facient quomodolibet ab eadem, prout per quedam capitula super huius-
modi per nos facta ordinatum extitit et promisimus. Vos ergo dictus Raphael
sitis quamdiu vixeritis protector simulque consul predictorum Alamanorum et
aliorum superius expressoram dietumque ius colligatis sive faciatis colligi et
levari per vestrum aut vestros substitutos quos ad hec duxeritis semel et pluries
eligendos qui de eo quod ex ipso iure receperint teneantur vobis dumtaxat et
nulli alteri respondere. Necnon inter eosdem alamannos et alios predictos iusti-
tiam quotiens ad vos pro eorum litibus mercantilibus confugium habuerint, prout
per alios consules in nostra regia dominatione degentes est fieri solitum, mini-
stretis assumpto semper in hiis pro notario seu scriba fideli nostro Anthonio de
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425 fi). Dokumente, 355
"Tonte seu eins substituto cui scribaniam predictam eo quia multum utiliter in
huiusmodi laboravit dieimus ad eius vite curriculum huius tenore commitendam,
manuteneatisque jura et regaliss nostras, deffendatis etiam [at]que servetis,
et omnia et singuls alia faciatis, que ad predicta et quodlibet eorum fuerint
atilia necessaria et utique opportuna eciam cum omni iuredictione vobis atque
dictis vestris substitutis pro exeguntione oontentorum superius, quam nos dele-
gamus vobis et eis hnius serie cum omni plenitudine opportuna. Et habeati
is ab memoratis Alamanis et aliis preexpressis pro salario et labore
regiminis officiorum et consulatus et proteetoris iam dietorum jura comoda et
salaria dari in nostra dictione pro similibus consueta. Necnon quamdiu vixeritis
pro honore collecte juris dietoram quatuor denariorum pro libra, eirca quod
multum provide multumque studiose et laudabiliter et ad nostrum evidens como-
dum et usque inclusive ad finalem conclusionem eiusdem laborastis, unum dena-
rum integre ex dietis quatuor denariis, qui pro dieto in dieta nostra dietione
dum vixeritis exhigentur, sicque nobis remaneant ex dictis quatuor denariis tres
denarii quitij, reliquum quartum denarium sit proprium vestri et illius ao illorum
qui jam laboraverunt super dicta colleotione et procuratione dieti juris inter vos
et ipsos ad vestri arbitrium prout merita et labores noveritis cuiuscunque divi-
denda. Quod quidem quartum denarium possitis penes vos de quatuor in quatuor
menses anni cuiuslibet quamdiu vixeritis de tota universali pecunia, que ex iam-
aieto iure processit seu provenerit, non expectata nostri Thesaurarii exequutoria
et alia quacungue cessante exceptione [et] obstaculo retinere et aplicare perpetuo
vestri et aliorum qui supra utilitate predictorum. Nos enim mandamus de certa
scientia et expresse Gubernatori generali in dictis nostris regnis principatu atque
terris necnon sub pena duorum mille florenorum auri Gerentibus vices eius in
dieta nostra dietione, vicariis, baiulis, curiis, iustitiis, supramitariis, calmedinis,
merinis ceterisque officialibus et subditis nostris presentibus et futuris ad quos
spectet et locatenentibus officialium predietorum, quatenus vos dietum Raphaelem
et nullum alium pro protectore et consule et collectore sive pro dictam collectam
habente sen tenente habeant et teneant, quamdiu vixeritis, ut prefertur; et sub
ttali sive effectuali exequutione omnium et singulorum superius et inferius con-
tentorum assistant vobis et dietis vestris substitutis auxilio consilio et favore
tociens quociens inde fuerint requisiti, illique eorundem, ad quos spectet, vobis
ac dictis vestris subsitutis jammemoratis protectoris et consulatus offciis pareant
et attendant et alias rependeri faciant de salariis et juribus antedictis.
Preteres iubemus sub dicta pena memoratis Alamanis et aliia preexpressis
ac factoribus institoribus et procuratoribus eorundem et ceteris pro eis in dieta
nostra dietione negociantibus et mercantibus sive ependentibus nunc vel de cetero
quovis modo et aliis, qui ad solutionem dicti juris quatuor denariorum modo
alguno tenentur, quod vobis dicto Raphaeli ac dietis vestris substitutis, quos
possitia semel et pluries ad vestri libitum variare, et nulli alteri ependeant sive
ependeri faciant de dicto jure quatuor denariorum et aliis quibus supra plene
integre et complete et contra non faciant aliqua ratione. Vos vero teneamini
tummodo de dietis tribus denariis proventuris ex dicto jure quatuor denariorum
predictorum qui ad manus vestras seu dietorum vestrorum substitutorum per-
venerint anno quolibet reddere legale computum nostro Racionali magistro et
restituere racionem reliqua vobis aut cui voluerimus indilate. Cui quidem racio-
aali magistro mandamus expresse quo tempore vestri raciocinii vobis ponetis
356 Häbler
in dats expensas si quas extraordinarie pro deffensione et conservatione feceritis
aut dieti vestri substituti fecerint dicti juris et reste pro illis et eciam de eis
que nobis tradideritis ex dieto jure cautelas debitas et diete nostre curie oppor-
tunas, dictas extraordinarias expensas ea que nobis tradideritis ut prefertur in
vestro recipiat computo et admittat omni difficultate cessante et qualibet alia
repugnancia quietante.
In euius rei testimonium presentem fieri iussimus et aigilli nostri appen-
sione muniri. Datum barchinone Deeima die augusti anno a nativitate domini
Millesimo quadringentesimo vicesimo quarto. Regnique nostri nono. Bex Al-
fonsus. J
Barcelona, Archivo del Real Patrimonio. — Libre del dret &c.
IL
Tabellariſche Ueberſicht über die Einträge im Libre del dret des Alamanyı 6
Baboienchs 1425— 1440.
(Am Ende der Urfunden befindet fi ein Gloffar der kataloniſchen Bezeichnungen.)
m —
Datum] Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1425
marg || Barth. Anthonj |8 ql de li 8.10.— |—ı1|
4. Savoyench
» |Vohan de Colonya 24 pits de cuyaca 2.1.— |—42
11. || Jacme Carman |15 bales de paper 107.——. |1.15.8.
16. » 116 parels de many-
— de de
15 p: le devant-)
b s 115. —.—. | 1.18.4.
16 parels de arnes
de cama e da cuxa
” ” !95 sachs de pastell 2.18. —.
” » 5 saxs de canem —.10.2.
(5 ql)
20. Pohan de Colunya!24 bales de merceria) 332.—.—. 1.7.8. ||pagua per la quarı
en que ha: part, com les i
147 dotz. de barets de) quarts sien sens qı
es ciutada ').
123 dotz. de correces
d’infant f
'28 grosses d’anel- \
| leces |
25. Pohan de Colunya'7 tonels en quehavia:| vgl).
|’ detz de capells ,
je agulla \
[8 dotz. 7 capells del f
f feltre
2 dotz. streps
Pu » 12 caxes de pints 6. . . ——«6. val..
i
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 fi.) Dofumente, 357
8.
. ” 8 caxes de pints vgl).
cn ” 4 costals en que
l havia:
1140 dotz. de correces
i 125 dotz. de sperons
I 125 massos de pater-
j nostres de bruffol]
Aug... Johan Guarli | caxa de merceris 52.10.—. |—.17.4
% (210 @)
" ” 115 ® de saffra 172.—.—. | 1.8.9. |paga per la meytad
| que la otra meytad
| jura que era d’en
Johan de Lobeca.
vol.).
13. Johan de Colunya 2 costals:
y 12 dotz. de sperons
120 mill de pater-
nostren de bruffoli
112 capells de vebres
» | Johan Aymar |76 sachs de pastell !
32.12.—. | —.2.9. vgl.)
de Savoya |11balesdecanyaması? 317.—.—. | 5.5.8.
5 balons de ser
Spt.
5. Vohan de Colunya]13 balons: diverses) 288.16. —. 1.8.7. vol.q.
merceries
- Johan Closi |10 bales teles
s Johan Gali 10 bales fustans
“| » 120 bales teles
» | Jo Y
han oyana 4 miles dugnlla N} 21. |.
Sor.
% | Johan Guarli |10 bales füstans
«Johan de Colanyal2 dotz. datxes
| 1 retavla vl).
I | Johan Guarli |2 bales:
| 1025 marg eruns
” ” 4 bales teles h
5 » 5 bales fustans i
” 3 cots de fustans
Johan Closi |5 bales costanga
8% | Johan Guarli [15 bales teles ara de 80 A p.
bala .
. r 9 bales fustans
13. | Johan Closi |6 bales costanga a raꝰ de30 @ p. bala.
” ” 2 bales costanga
” 5 bales teles
358 Häbler
Datum| Kaufherr ‘Ware Wert Zoll Bemerkungen
148
Dee.
18. Johan Closi [17 bales teles
” » 6 bales teles
» n 16 bales teles
” 4 barills de fill de
lauto
2 bales teles
”
” Johan Werner |6 bales teles vgl’).
Enero|| Johan Closi |6 bales teles
[3 2 bales de fil
15. || Johan Guarli |6 bales fustans
” Johan Folch |60 bales de fustans| de 4. de marg fins |
& Christoffol |100 bales teles dita jornada.
Spadeli per la 28 bales fulla de n
compania de leuto (40 ql.) !
Joushompie | rassa e no rassa
2 bales de fil blanch|
2 bales de barrets
7 barrilet de pater-,
nostres de bruffol
vgl).
Febr. |Johan de Colunya 1 bala saffra orta
4. 0 ®)
6. | Johan Folch per 1677 X saffra lestat |
la compania de |9' arrobes nou de
Joushompis xarch
9. || Joban Guarli 6 bales fustans
14 bales de retts co-} 120.
muns !
10. || Werner de la |1 bala saffra d'orta 170.—.—.
Sgleya (180 ®)
25 Sonzas2quarts| 59.4.4.
saffra balaguer |
» Johan de Colunyali bala saffra lestat: 115.12.—. | -.9.8. |vgL').
(muß heißen: 1.3 —
vg.
1 bala safra orta | 119-—.—. |—.11.11.|ugt9.
(143 m
19 @ boto de coral —, 7.11. vgl").
Mars
1. Johan Closi |4 bales fustans ! 2.1.4.
» Werner de la |6 bales teles 3.6.—.
Sgleya
4 Johan Folch |4 quarattels de pol-
vora de bombarda 108.15.—. | 1.16.8.
(21 gl. 2% arrobes))
14 quarattels de sal-
mitre (l4ql.2arr)| 51.6.-. —.17. 1.
8 Anrich de 8 bales teles cane-| 160.—.—. | 2.11.8.
Costanga jades \ !
Das Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425 fi). Tofumente. 369
tum) Kaufherr Ware Wert Zol | Bemerkungen
106 | |
larc |
& | Johan Closi |6 bales teles erues | 11.—.—. | 2.16.8. |(für1. 19.4) oder wahr:
\ ſcheinucher Wert:
170 @.
| Werner de ia 4 bales teles 110.—.—.
| Sgleya I4 bales falla de lautol 100.—. —.
! (a2 ql) |
» 1 costal d’indi golfi 20.—.—.
| (a
a.)
| 146 ® boto de coral
- | Johan Closi |8 bales d’indi_golf]
(20 arr. 10 ®
10 onzas)
\ 2 bales coto yenda 41.7.—.
\ (14 arr. 6 @)
N I10 ® de fideus —. ⸗.4.
16. Johan de Colunya 14 arr. coto venda 42.8.4. -
s Johan Folch |12 bales de cuyraces
de conils eruns
(9 dotzenes)
I 13 dotz. de lops * 7.——. | 1.8.4
2.
»®
(für 1. 18. 4.)
4.16.8.
2.11.8.
vgl‘).
ls de raboses
\ 5 & talladures de
| coral
. ‚Johan de Colunya|5 tonells d’srenchs 16.10. -.
blanchs
dixeo lo dit Joha que
eran los 5 tonells de
h
un alamany.
2. ” 12 bales saffra d’orta
(77 & 6 onz.) vol.h.
| 'e lestat (166% 6 onz.))
. Werner de la 2 bales nou de xarch
| Sgleya (14 ar. 14 ®)
». | Johan Closi |5 bales teles
. | Werner de la |6 bales teles
Sgleya 3 bales teles
1 bota de realgar
(1 ql. 2 arr.)
7. \ Johan Folch |18 bales 7 peces de
J tuetans
70 bales teles
!10 balons fulla de
' leuto (20 ql.)
\ 1 barill de bruffol
16 arr. fill blanch
1222 marg cruns
| 17 balons fulla de ferro
| (12 ql.)
|6's dotz. de raboses
\ "/ dotz. de lops
cervals
1 costal de non de)
xarch (7 arr.) !
360 Häbler
— — — — — — —
Datum| Kaufherr Ware Wert | Zoll | Bemerkungen
14286
Abril | Werner de la 1100 ® saffra lestat | 125. —.—. (für 2.1.8).
4 Sgleya |2 caxes de flor del 120.—.—.
macis (340 ®)
P Jobann Folch |1 caxa flor de macis 198. —.—.
Ws arr.)
8. |Johan deColunya|2 caxes de pintes 12.—.—. vgl‘).
. grision J
Johan Gusrli |10 bales fil de bur- 60. -. -.
gunya giot
9 Johan Folch [14 bales fustans 454. -. -. | 7.114
10. Pohan de Colunya 2 bales de mercerial 78.8. -. —6.7. vgl.j.
1. » [2 balons de diverses] 81.16.6. |—.6.10. | vgl).
merceries
» || Ciwart Bogner 84 @ 1 onz. boto de] 208.—.—. | 8.5.9.
coral de divers |
sorts
20. || Werner de la |3 bales saffra bala- 488.—.—. \
Sgleya guer (860 ®) 10.5.4.
108 ® 6 onz. enfira | 14..—.—. j
d’orta
22. || Girart Bogner |18 & 10 ouz. boto del 10.—.—. | 2.14.8. | (für 1. 14. 8).
coral de div. sorts |
Mayo | Johan Aymar !18 balons de cayros| 100.—.—. | 1.18.4. |
2 Savoyench de agig f |
11. | Johan Folch 5 bales teles
‚1 bala fustans N 186. —.— (8.2. —
6 caxes vidre de 8.—— — 12.—.
miralls
17. \Johan de Colunya 4 costals de div. 2.8. 7.9. 01).
merceries Y
25. | Werner de la 4 bales teles 190.—.—. | 2.3.4
Sgleya | | '
Junio |Odam Burguret 2 cests de pater- | \
1. Savoyench nostres ' ,
1 cest d’agua
| 1 cest correges de | .—.—. —.18 |
ı cayro | j
N s reors de barber h
H 3 stesores
4. [Johan deColungal bala saffra d’ortal 386.—.—. ' 6.8.8. |
\ (180 ®) |
1 fogot: 2 MR 6one| 181.—.—. | 2.3.8. |
boio de coral h
» | Christoforo 1 caxa: 2 barals de |
Spadeli , vidra hon ha | B
j stellats e meta el u __ "ga "
ooexigues de al-j
mesch e un torra-,
let deperlamenuda
Das Zollbuch der Deutihen in Barcelona (1435 ff.). Dokumente, 361
mm — — — — — ⸗0 ——
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
u
Juno Johan Folch 12 Ban ri
6 | 180 ® saffra orta|
\ 180.8 saffra lestatli 9. | 98.2.
1. ” 2 bales teles 4.—.— 2.1.4.
18. ‚Joban de Colonia|12 grosses de cordes]
de bridell
8 grosses de cordes
de cabaca
3. Johan Guarli |2 bales teles 80.—.—. 1.6.8.
8. , Joushompis |8 costals d’indigolf | 109.5. —. 1.14.56.
| (16 arr. 18 ®)
a Pr 12 bales d’indi baga-ı
I R dell Al em. 178)
t de paterno-|
* de coral de
H divers sorts (52 a
10 oz.)
1. ” 14 bales d’indi golff
5. vgl).
*
|
350.—.—. | 65.16.8.
(26 arr. 2 1.——. |2114
145 & coto per stiba!
! ” l4 bales teles 18.—.-. | 228
15. \. Johan Guarli [4/r bales saffra 1118.5.-. |18.12.9.
d’orta (630 #)
» Johan Closi 112 g 202.2 quartei 166.1.1. | 2.16.4.
N saffra d’orta
19. ‚Johan de Colonia1 bala saffra d’orta)
| (88 ®)
%. | Joushompie |2 baler fustans 82.—.—. |1—8.
218 ® 9 oz. saffra | 369.6.—. | 5.19.9.
N d’orta
® 13 ® saffra lestat 1.—.—. |—54
10 massos de boto de
ogl.
coral (77 ® 4 oz.)
160 ® coto per stiba
%. | Joban Guarli 4 costals d’indigolf
(6. 71 @) N
24 ® coto per stiba|
Joushompis 6 caxes de vidre del 40.—.—. \—.18.4.
mirals
851.—.—. |5.17.—.
47. ——. |2.9—.
© | Johan Closi |8 bales teles 9.-.-. |1.10.—.
8%. | Johan Guarli |1 bala:
88 @ eafira
16 arr. 24 @ 4 oz. nou
de xarch.
ı 10 ® coto per stiba|
9%. | Joushompis |4 bales teles
Sept. Nohan de Colonia 5 tonells & 2 bales)
2 | de merceries e de!
barrets
dgl.t),
362 Häbler
Datum! Kanfherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
T
1426
Sept. || Johan Guarli |1 bala grossa = Angabe der Ware jeht
2. 2 bales
3. Joushompis |1 bala barrets negres
(64 dotz.)
170 millers d’agulla)
de cap.
|2 peoes teles
10. ” |3 bales teles erues
1. | ” |2 bales teles crues
12. | ” 1 bala barrets
(9 dotz.)
27. » I4 bales fustans
28. ” [2 bales fustans
1 bala teles
Oct.
15. » 10 bales petites de)
tetzarie stanyada|
e fill de ferro
» » I8 bales fustans
» | Joban Carli |4 bales teles
18. || Johan Blanch |2 bales merceria:
188 ®% 6 oz. sedes de
porehs
4 dotz. barrets 8.14.9. 187.
n
166 dorz. ganivets
& altres merceries,
Nov. || Francesch Bati 6 bales canemacerial 91.18.—. |1.10.6.
5. Savoyench
11. |Johan de Colonia!2 caxes de pintes ogl..
12. Joushompis 60 ql. de pansa
116 ql. de figua
14. | Johan Guarli |l bala teles
1 „ fustans
18. » 10 bales fustans
2 „ teles
80. || Francesch Bati ‚900 ® saffra lestat en 4 costals.
Dec.
. | Johan Guarli |4 bales teles
” Joushompis |1 bala de fill
6. * 4 bales fustans
9 ” 7 bales fustans
18 teles } 538. —.—. | 9.2.8.
1 bala Al blanch cort
18. || Marmot Mori |1 bala & 2 balons 495.—.—. |9.5.—. ||”) a pes de Cervera.
saffra lestat
(466 @*) !
5 tonels coto blau
” ” 4 come de panın | 8-7. —84.
Das Zolbud der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Defumente. 363.
hatum! Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
T
1426
Dec. \, Pere Cortolo ' |1 bala saffra lestat| *) a pes de Cervera.
16. (120 &*)
| ʒ bales bordats
tans
\ 1 bala vintens
- Joushompis |5 bales canemag de)
“ vilatge
= | » 18 bales fustans
4 „ teles
80. 8 „ teles
2 „ fustans
31. „Johan de Colonia|4 bales saffra orta *) a pes de Barchinona.
n (924 &*) dgl‘).
—8 115 A saffra orta per un alamany e no
seu.
1427 |
Jan. | Johan Guarli 210 @ saffra bala-] 282.—.—. | 4.7.6. '
2; guer
J 1250 ® saffra lestat 8.16.8.
7. | Pere Cartolo [100 & saffra 1.16.8. ||a pes de Cervera.
15. | Johan Guarli |9 bales d’indi golf]
0 (5_carr. 66 Rı 287..—.—. |4.15.8.
| 160 eoto p.
21 Pere de Savoya |54 ® agullas 18. —.b. —.
3. | Johan Guarli |16 bales fustans 576. . 19.12.—.
Febr. Johan de Colonia7 caxes pintes 80.10.—. | -.2.7. vgl).
16. | (18600)
18. , Johan Guarli |1 bals fustans 86. —. -. —112—.
2 Joushompis 18 1 oz. saffre|
\ 272.19.-. 4. i1.2.
72 # coto p. stiba
= u Aurich de |24 @ 10 oz. saffra, !
Costanga d’orta } 2.—— |14-. |
1 180 ® coto
120 raboses —80.—.
21. || Johan Guarli 360 saffra dorta |} 877.4.—
16 ® coto u
3% | Anrichde 5 ® 11 oz. boto dei 67. 10. -.
Costanga coraldediverssorte
= Johan de Colonia 489 $ saffra d’orta
N 20& coto p. she | 7907. |8. —6.
"| Johan Blanch 70 dotz. guanivets
1
vgl).
. 8 dotz. barrais negres
verme
18 grossen de fernen) | 114
leves & altres
merceries 1
Joushompis 23 bales fustans
| 630 millers dagulla,
i !
15.
364 Häbler
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll l Bemerkungen
107 . 1
Jan. '
15. || Johan Guarli 6 bales fustans
» » ð bales Costanga
26. | Girard Bogner 68 Ant Geapellsde 12.8.8. |—.41.
poll.
|
April |
17. || Johan Blanch |10 massos de pater-
nostres de bruffol'
1 dotz. capells 19.5.—.
5 barrets:
„ cadenats
25. |Nohan de Colonial10 tonells: fulla de
leuto, filldebalesta,|
sperons,guanivets,|! 185.—.—. |-.15.5. vgl.ij.
calderons e altres
merceries
26. Joushompis |3 bales fustans 12.—-.
li ar. 2 ® d’indii 120.1.4.
bagadell \
Pr Johan Guarli |11'/, arr. fill blanch| 857.10.—. —. 18. 2.
de alamanya
T. Pere Cortolo |12 balescanamacerial 160. -. -. |2.10.—.
Savoyench de burch ample
102 & saffra mer-| 142.16.—. | 2.7.7. |;
eader I
2. | Johan Closi |2bales capellspelosos]
» | Johan Guarli |10 ql. 1 arr. verdet.
» Joushompis |8 bales fustans
3. || Johan Guarli |2 bales aaffra d’orta
(410 m
140 tt. coto per stiba
6. || Johan Blanch |4 costals merceria: !
|6'/, grossesguanivets!
24 carratels de tiso-)
res de retingot
24 millerets agulla J
de cap. 12.—.—. |117.4
[82 massos paterno-;
stres de bruffol
111 millerets nater- |
nostres de vidre
18. || Marmet Morer |102 ® saffra mer-|
cader ıe2a (are |
4 @ coto per stiba
» Johan de Linda 1 fogot merceria
25. | Joushompis 21 bales teles
Das Zolbuh Per Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente, 365
%tamı Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
un!
Juli Johan de Colonia,8 botes merceria:
4 140'/, dotz. sperons
\ 4 » grillons
n 121 „ tee dei 47.——. |1.—.7. |vgLH.
sedagos & altres|
merceries diverses]
1. Joushompis '9.ql. 6® indi paga-
' dell i ! 48.—— | 7.18.
110 & coto per stiba|
2. ‘Johan de Linda |b caxes miralls 8. |1.2—.
au. |
2 Jousbompis [16 ql, 2 arr. indigolf]
! 72 ® coto per sea} 260. —.—. | 4.6.8.
R Tornat Franch 1 caxa petit:
i 15 dotz. pintes
9 aller agulla de
19 — tisores del) 78.4.—. 16.—.
\ Tolosa
j |60 massos paterno-|
stres de braffol
9%. | Johan Blanch |2 costals:
| 12 massos |
stres de bruffol
\ 10 marchs tisores de
\ retingot
12 — tisores de
Tolosa
66.5.—. —.18.5,
Sp
2 Johan Closi |5 gl. 18 @ indigolf | 92.—.—. |1.10.8.
. Anrich de |7 bales teles
. Constanga |1 bala barrets de 210.—.—. 8. 11. -.
’ feltre
1 bala tiretes mn
’ Joushompis |2 bales fustans 1.4. —.
Vet.
2. Francesch Ortoff|13 @ 7 oz. 1 quart| 186.11.—. | 8.1.6.
boto de coral
3. Pau Franch |100 parells castavells
[88 parells streps
= Jonshompis |14 bales füstans
6
Johan de Colonia 262 ®& fil de Flandes
} 10.——. |—.18.4. vgl..
ses obra
—E
Johan de Linda |1 caxa miralls
| Johan Closi 24 ql. indigolf
1 carregua de pansa
13. Joushompis 657, ® 8 oz. safira | 850.—.—. | 14.3.4. ||a pes de Cervera.
lestat
*
366 Häbler
Datum! Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1
1427
Oct. Pohan de Colonia|105 dotæ. barrets
18. | 50,8 Al blanch
165 res de re-
finger - 820.—.—. | 8.8.4. ||ogl.).
| 31 peces teles de Li!
H de barbari
Nor. |
21. Joushompis |8 bales fustans
26. ” 4 „ fustans
Dec.
2. P} 1289 A saffra
Johan Guarli 9 bales fustans
3. Pohan de Colonia|2 bales saffra
” Marmet Morer |2 bales diverses
merceries
4 Joushompis |10 bales teles
7. Johan Guarli |1 bala saffra d’orta
9. ; Joushompis 14 bales teles
Hl 12 „ teles
11. Johan Closi |2 bales vidres de
j miralls
20. | Francesch Blasi 2 bales saffra
de Jeneva
» | Marmet Morer |2 bales saffra
de Jeneva
22. | Joushompis [10 bales teles
2. | ” 4 „ fustans
4 „ teles un
6 „ saffra lestat| 1180.—.—. 116.16.—.
1428
Jan.
3. |Johan de Colonia 857 @ saffra d’orta| 4.11.8. vgl‘).
” Joushompis 40 tt. saffra d’orta
5. |Johan de Rafons 47 ® saffra d’orta
7. Angeli 193 A eoto
Turumbech
12. Johan Closi |12 bales fustans
n 1 bala teles
H 3 caxes de vidra
14. |Anagni de Boys [72 falcons
20. | Johan Closi |6 bales teles
| 7 „ fustans
” Arigo 30 ® sedes de porchs|
; @Alamanya 24 ferren aleves
26.
| Jonshompis 4 bales teles
B 116 „ teles
4
2 , fustans
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente. 367
Dar, Kaufherr Ware Wert Zeil Bemerkungen
J—
Joushompis 4 bales fustans
. Gaspar de Vat &/54 ® boto de coral
‚Christoph Spedelij6 arr coto per stiba|
Johan Guarli |2'/, bales saffra
B Anrich de |6#6.oz. coral florete|
' "Costanga 17 fl de coral passa
foret
12 bales coto
16. ‚Johan de Colonia/2 bales barrets
\ 1 bala teles
Mirt Gaspar de Vat |4 bales teles
2. 2 „ fustans
3 » ® , indi ell
6 ar. TR 6 =) 186.6.-. |2.12.2.
118. —.
8.17.—.
11.8.8.
R
esE
14. —.
_.10.—.
1.6. 10. |ogt.).
2.6.8.
12.—.
| 149 ® polc d’indi
u 6 arr. nou de xarch|
= | Gaspar de Vat |1 bala coto tint (80)
per Johan Boset!32 ® sal armanisch!
* de Jeneva 3 6 oz. momia eil 45,
\ ' nirrons d’indis
27 ® nou de xarch ,
h '10 ® coto
18. , Johan Closi |6 bales: }
21 aludes coto vend:
3 ,„ indigolf
| ’ (WM ard5R |
H 2 sachs flor de macis
— 1.118
(10 arr.)
N 3 @ 5 oz. boto de
‚ coral
!1 aluda saffra lestat|
. (108 ®)
Apr ‘15 # coto per stiba
®. , Joushompis 8 bales indigolf 1]
(15 ql.)
40 ® coto per stiball
Johan Closi 10 caxes de miralls| &0.—.—. |1.—.—.
15. Joushompis '28 bales teles
5.2.8.
235.—— |411.8
FE
5 „ _ fustans
3 „ fulla de leuto
rasa (3 ql) .
1%. Johan Guarli 24 bales fustans 82.——. 18.14.—.
19. Johan Closi 10 bales: j
30 arr. 7% 8 oz. indil f
baguadell
'147 ® 9 oz. gruell ,
de baguadell 608.3.10. 10. 1. 10.
86 arr. H ®1 oz.
in ol
100 Werte per stiba
891.—.—. 14. 17. -.
368 Häbler
Datum| Kaufherr Ware Wert Zell Bemerkungen |
1428
Mai
27. ||Guillen Gosoffre|1 fardell:5@safa 6. -. -. —. 2.-
28. Pohan de Colonia] bales saffra 1017. 12.6. 4.4.9. |vgL').
(681 s oz.)
Juni
Johan Guarli |16 bales indigolf
(27 ql. 2 art) |
1 mas coral pasa floret;
(16 @ 1%, oz.) 676.6.9. |11.10.6.
1 mas coral floret
(16, @ 2'/ oz.)
B 1188 @ coto per stiba|
9. 12 bales saffra (348 @)
” 10. eoto per atiaj| 59.10. | 9.9.6.
17. Spondeli 110 bales fustans
8 „ teles 4.—.— |7.18.—.
4 „ leuto(6gl.)
21. Joushompis [200 soguesperallana| 30.—.—. |—.10.—.
Juli !
3 ” 180 V safra lestat )
| 4 mmassos coral pasa !
il floret (61 @*) 685.12.6. 11.8.6. |”) 2 raho des f.
143 ® 11.oz. 2 quart!
coral floret e pasa
floret e negrant®) *) a raho de 9 #.
5b. Johan Spedeli |14 bales fustans 42.——. [7.1.—
8 bales & 1 fogot:
6 a indigolf a
1 bala coto venda
(1.0.4 ®) 188.4. | 2.44
148 A coto per stiba|
21. || Johan Spedeli 10 bales fustans
per Johan Uter |1 bala capells de 12.——. |s—e
ipeces de fustans
” Johan Spedeli |2 bales fustans 6. —. 12.
Sept.
2. getan Uter 6 soaal indigif
je Alamanya | (10 ql.)
10 ® coto per 9 197.8. | 8.5.8
150 ® coto
2. Agumi [318 ® aaffra 314.—.—. | 5.4.8.
ort Joushi bales fü
1 joushompis 4 bales fustans
pi 2, telos in. -. |... |
26. „ 4» saffra bala-| 1010.—.—. | 11.7.8. ı
guer (1025 ®)
Nov.
5. |Johan de Colonia 2 caxes pintes ogl.).
6. || Joushompis 359 ® saffra
Tas Zollbuch der Deutihen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente. 369
sum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
I _
T
148
Nor. ' |
\0. Johan de Colonia|8 bales saffra 941.15.6. |4.18.—. |ngl.'). J
(626 &*) | *) a pes de Barchinona.
» Joushompis |12 bales füstans | 482.—.—. | 8.4.—.
13. Johan Guarli 1 bala saffra (200@), 317.16.6. | 5.5.11.
1. Joushompis 16 bales aafra lestat| 1010.—.—. 16. 18.4.
(1086 @*) *) a pes de Barchinona.
a ” 3 batcs Antane |} 1180.-.—. 110.18.4.
, ” 16 bales fustans
1 8 „ teles de co} 265.—..—. | 4.8.4.
stanga
®. Gaspar de Vat |15 bales fustans
1 bala Costanga
1 „ draps —— 821.——. |10.7.—.
1 „ capells
®. Johan de Colonia|] bala & 2 balons | 759.—.-. | 3.8.8.
saffra d’orta val..
(606 8%) *) a pes de Barchinona.
„ Simon de Colonya,2 fogots saffra 145.—.—. | 2.8.4
a7 ®)
Dee.
7. , Joushompis |12 bales teles & 410.—.—. | 6.16.8.
! fastans
B ” 8 bales teles 210.—.—. |3.10.—.
11. ! Conrad Spedeli 410 # saffra d’orta
i N aaa —R 896... |9.18.—
I Gaspar de Vat |1 sach nou de xarch|
& Jacobo Botilio] (115 ®) @.10.—. |1.—2.
| 10 Ente
» 1 Johan Guarli [200 aaffra q
| 16.8 cota wer stibal] 271-10.—. | 4.10.6.
2. Johan de Colonyall bala saffra lestat | 240.—.—. |1.—.—. vgl.qj.
j (240 8°) *) a pes de Barchinona.
2. | Joushompis |6 bales teles 3.2.8.
a. | » [6 bales saffra 1085. —.—. | 17.1.8.
(900 &*) Yo
2
In
% Jomahompis [41 bales teles
- Johan Ronoff II fogot saffra mer-)
eader (82 ®)
» ' Jacme Brunet |1 fogot: 40 & saffra)
mercader
Mur .
l2 Gaspar de Vat |2 bales coto (220 ®)
1 al. non de xarch
- Basqui Materma 1 fogot saffra d’Urgel|
(40 @) ! 0
Arıır, Bierteliahräp. f. Bandetgeis. P.A. XI.
370 Häbler
Datum] Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1499
März |
14. |Nohan de Colonya,l bala ooto 148) 17.—.—. | —.1.5. |vgl.t).
» Johan Guarli 1 bala coto (108 @))
78 @ 6 oz. coral dei} 878.16.—. | 4.18.7. |(sic!)
divers sorts
15. || Gaspar de Vat 1 bala non de xarch 7.—.—. |15.—.
(6 al.)
» | Jonshompis 12 bales pells de
oonills
600 battes d’orta 87.—.— [10.9.—. |
140 & coto per stiba) i
1. || Gaspar de Vat 4 bales drap de Lli
! erun
» || Thomas de la 275 ® saffra lestat
compania de |8 bales fustans
Gaspar de Vat
» | Joushompis |800 ® saffra lestat
| » 1 bala draps pintats
"Johan de Colonya|165 ® saffra lestat a Tab de I diner ı
ı ibra.
0 Joushompis |20 bales teles
1 bala fustans
7 bales leuto
Pu | » 1460 ® saffra
11. || Bartholomeu de l fogot:
Saroya 4 ® saffra
1 dotz. rasors
14 coltells de gabater|
1 mill de agullas
” Johan Guarli |156 ® coto
68 ® boto de coral
18. |Johan de Colonya 5 tonels merceris
» |Bartholomen de | fogot:
Savoya [192 ® saffra
6.16.—.
Mai
3. Joushompis '40 bales teles
|1 bala canemag
| Gaspar de Vat 2 balons indi bagua-
” er ‚ dell (6 arr. 5 ®)
}
Juni | |
7. || Johan Guarli B baloa:
ra h
‚15 @ indi ! 48.4.8. | 7.144 |
10 arr. 10 eoto |
‘ Joushompis 5 bales teles — 2
Be jeuto (80 a 81.10.—. |417.2.
” ”
300 ® saffra d’orta | 460. -. -. |7.10.—.
Tas Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1435 ff.). Dofumente. 371
Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
16. | Joushompis 28 bales teles
22
!
!
=
&
=
©
„ || Gaspar de Vat 1320 ® coto
. 2 arr. nou de xaroh|
- | Joushompis |606 ® saffra orta e
l lestat
Gaspar de Vat 45 ® coto exida per terra a raho
' libra.
> 1 Johan Guarli |1 bala coto de 2.8 per libra
1
168 & boto de coral
2. | Joushompis |8 balons fill de ferro| entrada per mar.
| 24 bales bordats e
@altres sorts
m
ar de Vat |l arr. coto venda exida per terra.
Gar 150 & saffra lestat ?
®. Wohan de Colonyal19 caps de diverses] entrada per mar. vyl.').
merceries
Ost.
3 Joushompis |15balestelesdiverses entrada per mar.
» |Nohan de Colonya’177 ® saffra vgl‘).
Nor,
3. | Joushompis 1234 ® 6 or. saffral 210.—.—. | 8.10.83. |exida per terra a raho
B lestat e mercader| de 1582 3 la libra.
|! » 1877 # saffra bala-| 570.—.—. |9.10.—.
guer e orta
s ‚Johan deColonyalb81 ® 6 oz. saffral 481.11.6. | 2.—.1. ſvgl.).
lestat e mercader|
2. ” 2 bales:
| 1865 # saffra lestat el 285.15.—. | 1.1.4. vgl).
mercader exida per terra a raho
de 14 4 per libra.
140
Jan
4 Johan de Colonya/9 caps de merceria | 311.12.—. |1.6.-. entrada.
un alamany ha la mey-
tad e ell es ciutada.
Johan Franch |156 ® saffra
” Johan Riff |90 ® saffra
s P} 1480 ® saffra .
» |Johan de Colonya|957 & saffra orta | 880.—.—. | 8.7.11.
l£ Johan Franch |2 bales pels deconils| 8.10.—. |—.2.10.
l 1160 ® saffra orta | 910.10.—. | 15.8.6.
Häbler
I
Datum
140
März
14. | Jacobo Boyalo 810 ® saffra orta e| 68. —.—.
| lestat
22. Pohan de Colonyail fogot:
! TI ® saffra lestatı 64.7. —.
» || Johan Franch 1027 ® 6 oz. saffra
orta 986.2. —.
136 ® boto de coral
April R
28. Gaspar de Vat | balonet saffra 3.18. —.
lestat (43 ®)
. » '608 @ saffra orta el 276.6.—.
contrafet
Mai h
31. Pere Chrestia |3 costals:
:4ql. 2 ® 6 oz. noul 178.15.—.
B | de xarch
» Gaspar de Vat 607 orta e con-| 507.12.—.
| trafet
Juni
13. Pero Chrestia |4 bales: 298 @ saffra 270. —.—.
j lestat
» Gaspar de Vat 1839 ® orta e lestat| 807.—.—.
Juli |
4. ı Johan Franch 187 #6 oz. boto del 448.10. —.
j coral
2. » 1620 ® saflra orta | 55L.——.
Aug. !
30. ilohan de Colonyal4 carregues teles e
merceria, 8...
[6 tonells fil de me
balesta
Sept.
18. | Johan Franch |15 bales gu de —— s28..
2 „ fl de ferro m
X 12 bales: 322 @ 602.) 267. -. —.
| saffra lestat
Pohan de Colonya 2 bales: 522 ® 6oz.| 318.8.—.
saffra lestat
Nov. ||
28. | Johan Franch |2 bales: 367 @ 4oz.| 239.—.—.
saffra lestat
» Vohan de Colonya/i bala: 233 @ 8 oz. 141.8.—.
1 ' saffra lestat
Dee. :
4. ı Pere Spedeli 5 caps:
22 arr. pansa
, 2 „ figues 7.10.—.
j 3 dotz. pans de figua
|
10.16. —.
— 6. 4.
18.9.4. ı
l
—.7.10.
4.11.10.
2.19.4.
8.9.2.
4.10. —.
5.2.4.
7.9.2.
9.3.8. |
vsl.
exida per terra.
vsl..
6. 10.4.
4.9. -.
1.6.2.
3.19.8.
'—.1.9. |
_.1.6. |
'exida per terra.
vgl!)
exida per terra.
dgl‘).
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 fi).
Dotumente. 373
tum; Kaufherr Ware Wert Zeil Bemerkungen
10
Dee. |
4 || Johan Franch |470 @ saffra orta e| 399.10.—. | 6.13.2.
lestat
» Johan de Colonyal470 ® saffra orta e| 470.—.—. | 1.19.2. vgl..
lestat
16. | Johan Franch [2 bales:
210 ® saffra lestat | 188.15.—. | 3.1.8. jexida per terra.
®. | Johan Riff 4 arr. non de xarch —. 10. —. ||desgt.
» | Johan Franch 460 ® saffra orta e| 391.—.—. | 6.10.4. |
lestat
%. | Joushompis |470 & saffra orta e| 398.10.—. | 6.13.2. |
contrafet
» | Francesch Bati |860 ® orta 897.—.—. | 6.12.4.
11
In.
9%. | Jacobo Boyalo |753 & saffra orta 11...
» | Johan Franch |200 ® saffra lestat 2.1.8. |exida per terra.
» | Gaspar de Vat 447 ® saffra 6.14.1.
» | Johan Franch |460 ® saffra orta e 7.18.4.
eontrafet
Wehr. |
1. || Anthoni Glisa |1 gl. aguarich
d’Emte vn ö i
» | Johan Franch |640 ® saffra ortae 360.—.—. |6.—.—.
lestat |
3. Pere Spedeli |1 fogot:
81/, peces Costanga : N
| 102 massos paterno- 20.—.—. | —.6.8. |
stres de brufol In
9. |Vohan de Colonya}250 ® saffra orta | 250 —.—. |1.—. 10. |ugt.').
10, | Johan Franch |2 balons: 200 w 129.12.—. | 2.3.2. |
| saffra lestat
33. || P} [6 bales teles diverses
» ‚Johan de Colonyal500 ® saffra orta vgl).
14. |! Johan Franch |8 bales fustans
”| Gaspar de Vat |l caxa ensens exida per terra.
16, |Johan de Colonyal246 vaffra orta |vst..
Marz |
2 | Jonshompis |1 bala: 160 ® saffra
! balaguer
9 P 116 bales pells de exida per mar.
conils
“| ” 112 bales teles diverses!
» | Conrad Spedeli |4 bales pells de conils
April |
4 Johan de Colonya2 caxes pintes gorfio! vgl).
6. | Gaspar de Vat |22balestelesdiverses
374 Häbler
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
11
April
7. Joushompis |37 bales teles diversoe|
mM. ” ‚6 bales pella de conils exrida per mar.
Mai J
14. | » 14 bales fastans
21 ,„ teles
2. | Gaspar de Vat 4 bales:
68 g saffra lestat
160 ® coto faldeta A
12 arr. nou de xarcl 8. —. „8.9.
13000 pells de conils ee. va
4 fuines
3%. Joushompis |6 ql. indigolf 14.10.—. | 2.8.2.
ns 800 ® aafira
\ ” 9 arr. non de zarehll 458... | 7ILE
» |Nohan de Colonya|7 barrils fill de balesta|
|
2 tunele donren | 881.—.—. |2.12.7. |vgtH.
2 bales teles 1
» | Joushompis |90 A boto de coral| 890.—.—. [6.10.—.
Juli | !
15. | Conrat Spedeli '32 ® 6 ox. saffra
! balaguer 4.—.—. |—14.8.
2 arr. nous nostades
23. |Johan de Colonyal4 caxes pintes 1.——. | -.1.5. |entrada vgl‘).
Aug.
22. Joushompis |18 balons fil de ferro 1.15.4.
» n '1 bala teles .—.—. |-.10.—.|jentrada per mar ab
! berganti d’en Sen
j
| balen 2 peoes teles 1.12. |ab lo berganti @
” ” | Johan Tomas.
” » 80 balons fill de ferro 300.—.—. |5.—.—.
edeleutoe merceria|
» | Gaspar de Vat 4 bales merceria 4.—.—. |—.16.—.||entrada per
| berganti d’en —
Tomas.
” Joushompis ;20 bales teles .||vengudes per terra.
3. R [62 bales teles .|entrada per mar.
18. |Johan de Colonya 7 tonels au de balasta| |
4 tonels merceria .——. 1.5.4 vgl.
! j
2 bales barrets
1 bala teles I
Oet.
des (450 ®) !
18. || Gaspar de Vat 3 costals nous nosta- 40.—.—. — 18. 4. |
Das Zollbuc ber Deutſchen in Barcelona (1425 ff.).
Dofumente. 375
Datum! Kaufherr Ware Wert 2ou Bemerkungen
usı |
Nor.
4 Joushompis |1 bala indi (6 ar) 2. —.—. |—.7.4
4)
%. Pohan de Colonia,3 balons: 432.8.-. |1.16.—. vgl‘).
[888 @ 9 oz. saffre
balaguer
%. || Gaspar de Vat |10 bales teles 390.—.—. |5.10.—. entrada per mar ab la
barcha d’en Valenti.
Joushompis |19 bales teles
| a en 1a. \16.148.
Dec. |,
11. || Conrad Spedeli |21 costals e 1 ql.
\ figua e panses 28. 18.6. —. 8.7.
|7 pans de figua
» ı Joushompis |818 ® saffra 38.—.—. |5.8.—.
15. ‘ Gaspar de Vat |7 arr. non de xarch] __ |_
\ al as. -. —. — 16.4. |exida.
3. | Johan Roman |665 ® saffra lestat | 585.15.—. | 9.15.2.
3. || Gaspar de Vat 2 bales grosses €
1 balo:
1659 ® saffra lestat | 726.14.—. | 12.2.2. |exida.
’ » 1 bala non dexzarch 28.—.-—. |—.9.4
use
Jan. |
3. | Joushompis |4fogots: 709 &saffra) 18.1.2.
» „Johan de Colonia]470 ® saffra lestat 2.8.10. ogl..
4 | n 1480 ® saffra orta e 3.1.3. desgl.
! lestat
7. || Conrat Spadeli |8 bales Costances 6.1.—
kustans a
» | Gaspar de Vat 4 balons: 460 ® 11.17.8.
saffra orta
“ Johan Biff |8 balons: 360 u
saffra orta
8. wer de Var je Dale apa entrada per tar.
» Johan Turnbech [860 A saffra orta
F Joushompis |800 ® saffra orta e|
| lestat
Febr. j
16. P} !2 fogots saffra lestat! i exida.
(195 @) _.
558 coral de diverslf 40. -. , 7.6.8.
sorts
17. ı
21. |Johan de Colonia|7 tonels merceria
h
Marmet Morell 1158 & saffra lestat
2 bales teles
Gaspar de Vat |4 bales coto faldeta|
1.18.17.
vgl.) entrada per mar
ablanau d’en Maries,
376 Häbler
Datum| Kaufherr Ware Wert Zoll i Bemerkungen
1482
Febr.
28. | Conrat Spadeli ‚9 caps merceria:
6 tonells launa
—*
10 ql. fill de leuto
8 ql. fulla rasa de 150.—.—. |2.10.—. |entrada.
leuto
1860 ®& sedes de porch \
” 6 bales pells de conils
» Joushompis |850 ® saffra
exida.
vgl,
1. || Conrat Spadeli |6 bales pells de conils|
» |Vohan de Colonial4 bales: 490 & saffra)
orta e lestat
26. | Joushompis |7 bales pells de conils
6 ql. indigolf
n || Gaspar de Vat |1 balo: 1 ql. non de
xarch
27. Joushompis |80 ® saffra lestat
” ” 199'/, bales teles entrada per mar ab|
6 bales fustans nau de Umes.
2 bales merceria
1 corterolla de fil
d’aur
April
2. ” 20 bales coses entrada ab la barch
12 „ teles d’en Baseli.
\ 8 „ fustans
| » 7 bales teles } 6.5. entrada per mar ab
5 , fustans | 5. berganti de Jaha
h Thomas.
83. | Gaspar de Vat |16 bales Costances 8&—.—. |ab lo berganti de
| Johan Tomas.
ii » 1 bala nou de zarch
(8 arr. 18 8) } 8.——. 1.128 |@ich).
N [68 ® saffra lestat
Conrat Spadeli |5 bales fustans f Y
"| sachs plens de sozef 168. —.—. |2. 16. —. |ablabarchad'en Base
\ 15 bales pells de conils.
” ” B arr. Ban de zaren] 9 118.
19. P 1 bala Costances —.11.—.||entrada per mar ab!
| barcha d’en March
» , Joushompis |1 bala: 175 @aaffral 806.—.—. | 6.2.—.
Mai
”.| » 2 Dale tee am.) | 5.9. |Peharehad'enBas
* *
beles Fustans I} 16.9. —. |ablagaleradeNarbon:
»
„|! » sıo A saffra lestat | 929.—.— 15.9.8.
Tas Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente. 377
— —ñ ñ —
Datum) Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
| .
182 |
Jani
19. | Joushompis |4 balons fill de ferro entrada ab la nau de
| 4 „ fulladelauto 8.14.6, | Nandeu Sabnira.
\ 14 bales teles 44 6.
8 „ fustans
’ 5 bales merceria _
| ” 4 „ lento. } 8. ln
Juli
9%. Gonzalo de Xeral4 cargues de Li del 38.15.—. |—.11.8. |ab la nau d'en Roig.
| Nissart Lexandria
10. | Joushompis [11 costals indi golfi 281.10.—. |8.17.—.
| e baguadell (19 ql.)
15. IGonzalo de Xerall pont de pebre 81.10.— — 10.6.
Niseart
16. | Pere Spedeli 2 costals:
, 6 arr. indi bagundelll‘ 38.4.—. |—.12.8.
2 arr. sal petra
2%. "Johan de Spla |7costalsnoudexarch| 49.10.—. |—. 16.6.
‚per Gaspar de Vat
A Joushompis |11 carratels de sucre 228.—.—. | 3.14.4,
I (5 carr. 3 arr.)
» : Pere Spadeli 2 carr. de sucre de 82. —.—. 1.7.4.
H una cuyta
» | Jonshompis 40 ® boto de corall 170.-.—. |2.16.—.
N de divers sorts
Ang. |
l |9 bales merceria entrada per mar ab la
i ” 1 baln teles as. | 20 Ian an Pe Faleo.
u. » 10 bales teles —. |ab_1o berganti d’en
n 6 „ fustans l 710. | zohan Tomas
. 180 costals anynes .
” 1 costal indi — 200.-.—. | 3.6.8. |exida per mar.
dell 4J
®. | Conrat Spedeli |1 costal indi 27.—.—. |—.9.—. |desgl.
Sept.
16. |Mattheu d’Estany|26 caps merceria | 576.—.—. | 2.7.11. vgl).
per Johan de
Colonya
19. | Gaspar de Vat |2balescapellspelososl 30.-.—. |—.10.—.
Okt,
21. Johan de Colonya/6 caxes vidre h dgl.) entrada per mar
2 barils falla de ferro ab la nau d’en Sal-
ancl PER dor.
Ltoneltetzarianegreii 49 —.— 11.14.11. || Yador,
1 tonel sochs
11 tonels merceria
» [9 bales falla de ferro) 22 (sie!) vergl.‘) entrada
” balons fulladelento 788. —— 6.1. | mar
* 115 bales teles 465.—.—. | 1.18.7. ||vergl.') entrada per mar
a raho de 7 drs per
| libra.
378 Hißter
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1482
Okt.
21. Joushompis |1 bala merceria —.11.4. ||ab lo leny d’en Sigas
1, teles —.10.—.
27. | Enrich Barber |1 fogot:
alamany 58 ® naffra mereader
1.8.10.
Nov.
6. |Johan Guitardet 108 safframercader| 2.10.10.
16. | Pere Chrestia ‚800 ® saffra lestat*) 7.—.3. |*) net a pes de Cerverz
Pohan de Colonia 800 saffra lestat 2.1.4. |vglt.
”
27. | Pere Chrestia '922 ® aaffra lestat*)
» |Vohan de Colonya 922 A saffra lestat
7.15.—. |*) a pes de Correra.
2.6.8.°) |ogt.9.
5. || Gaspar de Vat |16 bales teles } 9.9.4, |entrada per mar ab |
3 bales fustans * nau d’en Molins.
P3 ” 120 bales teles e (800.—.—.) |10.—.—.||ab la galera de mosse
fustans Goterris.
20. » '2 carratels eonſits de 8.—.—. —. 2.8.
sucre
2. Joushompis 2 fogots:
256 M safframercnder 327. -.—. |5.9.—.
1488
Jan.
3. || Gaspar de Vat 7 ® saffra lestat —8.—.
” 1240 ® saffra orta 41.6.4. |
n
» |Gabriel Carman 4 costals canem
17 balonet de garich
8. || Pere Chrestia |8 ql. indigolf
per Joushompis
20. | Gaspar de Vat |246 ® saffra lestat
” Pere Chrestis |420 ® saffra orta
3. » 1 bala teles
„|entrada per mar ab
nau d’en Salvador.
*) vgl
entrada por mar.
» |Vohan de Colonia 240 ® saffra orta e
lestat
» P (15 balons de covre
(12 ql. 52 @)
» | Pere Chrestia 210 ® saffra
Febr. |
9 ” ı21 carr. coto
Pohan de Colonyal240 A saffra orta e
lestat
” 14 costals anynes
Pere Chrestia |630 ® saffra orta e
lestat
Pere Spadeli |3 costals indi golf
| (12arr. 1386 oz.)
10 R indi baguadell)
s
Das Zolbud der Deutſchen in Barcefona (1425 ff.). Dokumente. 379
Datum] Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1488
Febr. |
11. || Pere Chrestia |8fogots: 450 # saffra|
latat 2.—.-. 12.
| 34 ® boto de coral|
i de divers sorte
| ” 2 bales pells de conils exida per mar ab la
ı 1 bala indi baguadellll 12.—.—. |—.4.—. | nau d’en Almenara.
i (7 ar.)
13. | Gaspar de Vat 186 carregues coto (76. —. —.)
soria
6 carratels sucre de
una cnyta
| 14 carratels de confital} 710.—.—. II. -. -.
i de sucre
| 3 botes de malvesia)
» || Pere Chrestia |8 bales:
per Joushompis [4 ql. indi golf*) 9 Far Faho de 10 & per
| nun] 8.9. —.18.10. lb 0608 6 er
188 dotz. pells de conils|
März ı
%7. | Johan Franch |6 bales: de conil
1700 pells de le
| —— km 1-84
u G Vi balı ꝛells
1. 'sspar de Vat bbalescapı osoe|) 84.—.— 1.8.—
„ merceria En
6 Joushompis |8 Dan hal de 8.—.-. } 3.2.8 9 Ber mar ab Ia barcha
Il leuto 8. ’en io)
i 13 bales de teles**) "a raho de 80 & per
27. | Johan Franch |4 —X golf
16 ql. ine -. |-
18 dotz. — bi. 1. 2
Hai,
13. |Johan de Colonya|6 bales merseria } 60°. —.—. |2.10.9. vnl.
8 .9.
*
18. || Johan Franch 210 ® saffra lestat | 257.15.—. | 4.5.11.
| » 120 ® saffra 158. —.—. |[2.11.—. exida per mar ab la
! galera de Malor-
quines.
2. | Gaspar de Vat |I bala non de xarch|
| a Ä
1 raboses 8.—.—. — 10. —.exida per terra.
" 10 ® girofle
" 13 ® gingebre
Juni |
12. | Johan Franch |1 caxa flor de macis| 69. —.—. 1.3.2. en la dita galera.
Juli
1. „ 180 bales anynes 168.5.—. |2.16.8.
exida per mar.
Datum; Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
380
bier
1488
Juli
18.
| Joushompis
i
Johan de Colonya
n
*
poban de Colonia.89 Ri oz. boto de‘
|Frederich Hompia|
| Gaspar de Vat
Johan de Colonya
Joushompis
»
Gaspar de Vat
Joushompis
Johan de Colonia)
Johan Franch
!
‚Johan Turumbech,
Joushompis
Gaspar de Vat
Joushompis
”
‚Johan de Colonya|
”
!
‚Johan de Colonya
Johan Franch |
61 ® 6 oz. saffra
lestat
68 A 4 oz. coral
l
!
|
|
cor:
4 ql. 8 arr. coto
faldeta
2 costalsnou dexarch
(16 arr.)
2 bales teles }
11 earratels merceria
25 costals anynes
1 bala nou de xarch|
8 balons capells de)
feltre
18 bales: 860 ® saffra]
lestat
1860 ® saffra lestat
1425 @ 6 oz. saffre
lestat
194 ® 6 oz. saffra|
lestat
2 balons: 260 ® saffra|
lestat
19 bales fustans
2 bales teles
300 ® saffra lestat
4 balons: 830 g
saffra lestat
120 ® saffra lestat
104 ® saffra lestat
30 ® saffra orta
5 bales grosses:
1 bala barrets
2 bales teles
1 bala saya
1 bala fill
2 tonells merceria
720 ® saffra lestat
14 bales teles
38.15.—.
12.——.
43.—.—.
116.—.—.
.—.—.
80.—.—.
867.4. —.
432. —.—.
485.14. —.
233.8. —.
124. 16.
45.10. —.
48. —.—.
887.8. —.
1.2.8.
48.—.
—.16.4.
— 11.11.)
1.17.6. |
1.16.1.
1.18.8.
—.18.4. |
1.6.8.
6.2.4. |
116.—.
vgl).
de exida ab la galera
de Florentins.
vgl.‘).
exida per mar ab lanau
d’en Antoni Tinta.
venguts per mar ab la
nau d’en Mauri.
vgl.hj.
7.5.2.
19.5. |
3.7. ||
f
j
i
2.1.4. |
|
14.15.11.
7.10. —.
v
j
ı
ogl.h.
exida per terra.
\ entrada per mar.
exida per terra.
vgl‘).
(sich) valı)
entrada per mar ab
ia galera d’en Luis
Sirvet.
ab la nau d’en Boti-
ferrer.
Das Zolbud der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente. 381
Datum! Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
—
u
Jan. |
®. _ Pere Spedeli |2 tonels meroeria 7.——. 1.8.4. |lentrada per nfür abla
' galera de Flandes.
Febr. ı
H. ' Pere Chrestis |90 A saffra lestat
‚per Joushompis
„ "Johan de Colonyal330 & saffra orta I
”ı » 1940 ® saffra vgl).
» 84 ® saffra lestat
4. Pere Chrestia |720 ® saffra orta
J 1290 ® saffra orta e
lestat
> „Johan de Colonya 1210 @ aaffra orte
= | Gaspar de Vat |89 ® saffra lestat
1690 ® saffra orta
*
1. , Joushompis 600 ® saffra orta e|
\ lestat
” 60 ® saffra lestat
"Johan de Colonya|350 ® saffra
März ,
1 Jonshompis |31 bales teles N
\ 2 bnles fustane || 7.-
2 bales fill de ale-|| u
manya
. Pere Chrestia |8 bales teles (240. —.—.) 4. -. —. |jab lo leny d’en Fal-
per Joushompis |10 balcs pels de coner.
con!
Palo afra Tat 897.4. | 6.184
[860 ®)
|
- „ 190 ® saffra orte | 221.11.—. 18. 18. 10.
lestat f
. » 10 bales anynes 42.10.—. |-—.14.6. |exida per mar ab la
nau d’en Pere Falco.
2. Gaspar de Vat |4 balons: 496 @
saffra lestat 62.—.—. | 10.7.6.
' 38") *) fehlt.
April
1. Joushompis |1 bala pels deconil) 19.—.—. |-.4.—. |exida per mar ab la
nau d’en Pere Falco.
2. Phelipe Turum- |24 ® saffra lestat 89.4.—. — 10.-.
bech, alamany
9% Joushompis '80 ® saffra lestat |
7 bales pells de cenils 12.—.
» Gaspar de Vat |165 @ saffra lestat 8.8.8.
1. ı Joushompis |10 balons fill de ferro|
o mereeris
!4 bales 6 peces teles h
1.13.4. |entrada per mar.
'8 bales fulla de leuto
4 balons fill de ferro
„9.8. ab la nau d’en Conill.
382 Häbler
Datum _Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
7
1484 |
April j
24. #Conrat Spedeli |2 balons: 50 ® saffra| ’ R
ai Mi 7.10.— |1.4.10. |
” ” 4 ql. indi golf 5.—-. — 17. -.
8 Joushompis bl;
he ſoushompi 1 caxa: 2 ql. macis| — exida per mar ab I:
al. Inch } no.—.—. |1168. ein Ber er
| er.
7. |Nohan de Colonya|8 botes diversa 38.—.—. | 1.8.7. |vgl.') entrada per ma
merceria | ab la nau d’en Guar
rigue de Flandes.
19. Joushompis [16 ql. indi 209.2.—. 3.9.8. exida per mar ab L
nau d’en Phelip.
2. ” 16 fogots ferro 81.—— |-.17.—.lentrada per mar abl
nau d’en Pere Falco
— [8 bales teles erues vengudes ab 1a darch
quetornen a7 bales! B. 12. -. d’en Juliol.
2 peces |
| » 8 bales teles 'entrada per mar ab
12 bales fill de ferro jene. | nau d’en Conill.
4 bales leuto 1
Juni h |
15. || Gaspar de Vat |10 bales indi golf 248.15. —. 4.1.4. jexida per mar ab L
(16 ql. 1 art.) nau d’en Doy.
» » |60 A saffra lestat 78.—.—. 1.5.4. ab la dita nau.
2. | Joushompis |9 bales 6 peces teles 4.15.—. |entrada per mar ab|
| leny d’en Noffre Us
thala.
Juli f
16. | Joushompis [136 & boto de ooral exida per terra.
Ang. | |
8. | D 16 bales teles
16 bales fustans
| [2 bales All 12.9. —. |entrada per mar.
f 1 bala merceria
1 bala fill de ferro
‚Sept. ı
9. | Gaspar de Vat |15 bales capells 200.—.-. | 3.6.8. |entrada per mar ab]
pelosos nau d’en Johan dı
Buch.
10. Joushompis |8 bales teles 240.—.— |4.—.—. ab la nau d’en Jobs
del Buch.
18. ı Gaspar de Vat |10 bales Costances ab lo berganti de
\ [4 bales fustans 17 yohan Ventura
16. „ Joushompie |1 bala teles (&.—.—) |-.10. —.!ablo berganti d’Aigu
f mortes.
Tas Zollbud ber Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente. 383
Datum Kaufherr ‘Ware Wert Zoll Bemerkungen
134 h
Det. | !
1. Joushompis |7 bales teles ab lo berganti d’en
i Ib bales fustans | 15. | "pacr
5. ‚ Gaspar de Vat 4 bales fustans ! ab lo berganti d’en
\ 1 bala All 2.10 Ltr
9. || Joushompis |1 bala: 188 @ coto 12... |—4.—. exida per mar ab la
i blanch faldeta d’en Johan
ı Boet.
“äh ” 1 tonel fill de leuto
| 1 canastre maeis } 8.—.-. 1.7.8. |lentrada per mar.
2 bales teles
” ” 2 hal Autans }020.—.-) }22.—
Eu » 1800 ® saffra lestat 6.6.8. |exida per terra.
10 ql. pansa —.2.8. |exida per mar ab lo
berganti d’en Alert.
„ Johan de Colonya!800 ® saffra lestat | 875.—.-. | 1.11.8. vgl.d.
3%. | 18 tonels sochs vgl.') entrada per mar
” Bine 1 18 1-12 | enandrenPignen
de Flandes.
Nor.
2. ' Joushompis 268 ® saffra lestat 4.17.8. |exida per terra.
» Johan de Colonya 265 £ saffra halaguer 1.8.8. vgl.j.
» (Johan Turnbech 1265 & saffra balaguer 8.14.10.
%. | Joushompis |15 bales fustans”*) 8.16. —. ||entrada per mar ab lo
- leny d’en Punes de
N} Sent Faliu. — **) a
! raho de30 & per bala.
>, Gaspar de Vat 2 bales fustans 1.2. -. |ab lo dit leny.
Dee. |
3 Jonshompis |4 fogois: 4208 92.—— |8.—8.
saffra lestat
» Johan de Colonya|80 ® saffra balaguer|
! Joh. Turnbech
22. „Johan de Colonia
”
”
Joushompis
31.
LU
Gaspar de Vat
1120 X saffra lestat
41 ® boto de coral
1 bala: 80 ® saffra
balaguer
180 ® saffra balaguer
1 fogot: 120 ® saffra|
leẽtat
‚4 bales teles
2 bales fustans
15 balons } fulla
‚10 barils Netanyada
3 tonels merceria
1406 ® saffra orta
12 balons: 248 ®
saffra lestat
} ars. -. -. 4. 12. -
exida per terra fins a
Sent Felin per se
toller en la nau d’en
Conill.
exida per terra.
vgl‘).
(sic!) exida per terra.
ab la barcha d’en
Grandos.
vgl.) ab la galera d’en
Luis Sirvet.
384
De Laut herr Ware Wert Zoll Bemerkungen
Jatum
1455
Jan.
8
21.
27.
Febr.
9.
10.
18.
März
9
April
1.
8
Johan de Colonya/860 ® saffra orta
lestat
Johan de Colonya|865 ® saffra orta e
lestat
Joushompis |2 tonels leuto (25 ql.
» ‚474 W saffra
» 12 bales indi golf
Johan de Colonia 11 carratels
Gaspar de Vat 480 ® saffra orta
balaguer
Pere Argent |493 ® saffra orta
balaguer
Joushompis :5 bales 5 peces teles|
» 600 V saffra orta e
lestat
Joushompis |620 ® saffra orta
2a
1 bala indi baguadell
5 bales pells del
conils
Johan Turnbech 476 @ 11 oz. safraı)
orta®)
Pi 1 fogot: 127 R saffra|
lestat
s 120 & saffra orte‘)
18 @ coto
Joushompis [141 ® 10 oz. saffraı
lestat j
! (sochs, capells &.)
10 caxes vidre de
miralls
Joushompis 30 bales merceria
[24 bales teles (tornen
les bales a 19'/,)
‚9 bales fustans*)
Conrat Spedeli 1 fogot: !
‚12 dotz. pells de
conils
il arr. arrog
17 stoig de barber
Johan Turnbech 1 tonel:
9 dotz. studelas de
| terra, taces de vidra
‚1'/ dotz. culleres
2 dotz. pintes em-)
poletes de vidra,
pochas
8 f coto per stiba |
985.9. —.
938. 18.—.
688. —.—.
8.3.—.
15.2.—.
16.11.8.
16.18. —.
2.9.6.
16.3. —.
2.17. —.
15.6. 10.
2.16.—.
2. -. 10.
12. 15.4.
4.1.4.
15.2. 10.
2.14.-.
3.16. 2.
2.16.4.
—.12.8.
118. 18. 10. |
Üab_lo berganti da
Serria.
Iogt.n.
vgl’).
ab la nau d’en Sak
vador.
*) a raho de 12 # pa
quintal.
*) a pes de Barchinona
*) a pes de Barchinons
exida per terra.
vgl.).
ed la nau d’en coril
*) per tal como no sol
complides a rabo &
27 @ per bala.
Das Zolbud der Deutfhen in Barcelona (1425 fi). Tofumente. 385
atam|) Kaufherr Ware
Wert
Zoll
Bemerkungen
April
8% Joushompis |20 bales teles cruc
tornen 17 bales
peces*)
. » [8 bales pells de eonils
1. | ” 25 bales teles crues,
gi "tornen a 22 bales
e 5 peces
16. || » 7 bales pells de conils
8%! » 140 bales teles crues,
j tornen a 35 balesı
e 4 peces
„ 181 balespellsdeconils|
17. » 2 bales:
j 258 ® saffra lestat
19. 1 fogot:
| ” |155 @ saffra lestat
%. Gaspar de Vat 1 bala, 1 aluda:
f 2 arr. 13 ® coto|
tint
12 fogots: I1 6 oz.
J boto de eoral
1 alada nou de xareh
(1 arr.
\1 fogot: 6 boto de)
! | eoral semblant dell
altre
2 aludes:
128 ® faldeta
‚6 @, coto filat blanch
N '5 ® coto per stiba
\ 1 aluda:
22 & saffra lestat
= ‚Johan Turnbech 8 carratels:
Scarregues lql.sucre
de dos ouytes*)
n 160 ®& coto per
j stiba **)
1 oostal:
1 ql. nou de
xarch ***)
1 aluda:
13 ® coto faldeta
12 ® coto per stiba!
- ” 40 A sucre de dos|
I cuytes*)
21. Joushompis |87 bales teles (tornen)
. | a59bales 4 peces),
Seru. Bierteljaprsg, f. Bandetzeig. 2.5. XI
79. -. -
820. —.—.
197. 12.6.
148. 17.4.
190. 6.8.
5.16.—.
7.18.86.
—.6.10.
10.2.6.
—6.—.
15. 18.8.
1.6.4.
6.9.8.
3.5.—
2.9.7.
8.8.5.
‚ab la barcha castellana
de Martin de la
Penya.
*) a raho de 27 @ per
bala.
ab la barcha d’en Boet.
exida per mar.
entrada, ab la nau d’en
Gomic.
exida ab lo leny d’en
'ardona.
*) a raho de 40 A la
“) — de 0.1.6.
*) a raho de 86. 8.
*) a raho de 14 @ el
quintal.
ab la galera Veneciana.
*) a rabo de 27 ®.
3
Juli
10.
16.
Gaapar de Vat
Joushompis
INohan de Colonia
Conrat Spadeli
Gaspar de Vat
Gaspar de Vat
|| Joushompis
| Johan
. de P. Aytanti
|Guillem Marques,
Pere Spadeli
14 : h
122 arr. coto faldeta ;
arr. coto tint }
arr. datiles !
bale:
1 arr.
14 ar.
1 bala:
8 arr. 18 @ coto
venda
124, arr. datiles
8 barrila petits:
1 ® ayguaros
5 ® saffra lestat*)
2 bales merceria
14 arr. 13 @ ooto
12 costals:
7 arr. 18 @ coto
faldeta
8 arr. datils
[5 dotz. pells de
raboses
8 arr. 18 A coto
venda }
24 ® boto de corali
de divers sorts
128 bales:
11 bales füstans*)
13 bales teles**)
(tornen a 12 bales,
ecen)
4 bales merceria
5 bales canamas
2 balons stoparols
[6 bales stopa de
canenı
1 bala fil d’enpelomar
I2 sachs de pols de
cortar la terra
137 sachs de pastell
‚50 fays de canem
125 dotz. fulles de
tavla
2 carratels de tartar|
16 ql. stopa de cala-
fatar
6 draps
1 bala:
155 coto faldeta
| 57.14. —.
9.7.—.
65.—.—.
80.—.—.
22.10.—.
—.19.3.
—. 3. 1.
148. —.—.
|
*
(8.15. —)
170. —.
100.—.—.
3.——
16.10. —.
12.2.
3.16. —.
1.18.4.
12.
—5.6.
*) a raho de 30 2 |
libra.
\0gt.") ab lo lesat de
" "Caldenar.
exida per terra.
vengudes de Genovaa
la nau d’en Berne!
*) a raho de 30 8.
**) a raho de 27 #.
part de ago es des
voyenchs.
ab la nau d’en Bernet
ab la nau del dit Gui
lem.
ex per mar en la di
nau,
exida per terra.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1485 fi). Dokumente. INT
sam Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
* ne
435
Sept.
22. Joushompis |21 bales teles (havi entrada ab la nau d’en
de crues de Quen- 9.2.6, Pere Vidal.
manguen 10 peces) u
. 1 bala fil de ferro
Det.
3. ” 21 costals anynes 1.11.—. | ab la nau d'en Maryuan
de Nice,
! ” 162 & 9 oz. saffral 24.2.6. 4.1.4. ||*) a raho de 0 4 per
i lestat®) | : Mbra,
Dec. \
” ” 7* *) a raho de WA
' . '306 A saffra lestat *)' ) a raho de BU A yer
NR opera) N 0.12. TE jipen
i **) a rabo de 18 diners
per lihrn.
- Johan de Colonia 8 fogot 3 eken
per Johan Blanch 376 aelra lostat”) "wie ”
18Meotopersibaer | 58.7.—. 2.7.1.
19. . 1 fogot: . .
en en) 100.10. — 484. ') a peu de Baschitumn.
&. Joushompis 3 bakes: ’
450 5 saffra lesiat | 35.——. W118
21 E oote per sibal a MALB,
a . 4 fogıne:
77: 0 fra este (351L18.—
15a m il uis— 1.17,
ME ww per mibe B
» Leonard Grp 2 lu: VE ufn W.iU.—. 1.102
ketat \
Sept.
1. - Los ruiee Suguans
we nun deslar reg-
mdr u mu +
a2 pagw wi u
ce
$ te fortane® “u iu om Kur-
tm Var ru” nt u.
Kids Su ur ν u a nur
Spoon
Dee.
2. Comm de Buis Ir 5 ruf vn” ur sr Kurs
ig om J ae
= JIuocbe de has Ar Sl mufin ıme Par E
iEmm ke u
1436
Jan
9. She de mar E mfn Tu ” z
388
Häbler
Febr.
10.
15. | Joushompis 36balespellsdeconils
Nicholau de 254 ® saffra
Y Paloma
|. Leonard Grip |188 ® saffra
Joushompis |2 bales:
ı 2 ql. leuto negre
|
| 4 bales teles
!
| Jonshompis |480 f saffra orta
lestat
IJohan de Colonya 253 R orta
Nicholau de |240 ® saffra orta
j Paloma
2 peces)
1 bala fustans
Wohan de Colonya;8 bales teles
ı verses merceries
(8330 dotz)*)
April
3.
|| Gaspar de Vat 120 ® saffra orta
J 22 bales teles crue
L, komm a 10 es
A fustans
'5 bales merceria
6 corterols fil d’or
39 ® de atzur
” 7. ® saffra®ı
111, ® coto per stiba,
» 27 @ saffra orte
Joushompis |1 bala fil de narda
2 levadors de plom
I g bales Constances
Johan de Colonya 370 ® saffra lestat
| Gaspar de Vat 2 bales: 240 # saffra|
Joushompis 18 bales teles crues!
, (de ——
——— lestat*),
1208 cotoper sübasell}
1 u 729 & saffra 1280. 10. —.
n Nort 119 ® saffra orta 8.—.—
Leonart Grip |1 fogot:
alamany |68 A saffra lestat 88.10. —.
| Gaspar de Vat 1890 X saffra orta | 781.5.—
e
'82 caps entre tonels]
e carratels de ea W.—.—.
A)
j 10.10.—.
47.5. —.
l
I
1.13.2.
2.11.8.
6. b. —.
3.2.6.
1.7.9.
— 3.6.
j
—. 15.9.
8. 8. —.
6.107.
8. 16.6.
21. 6.10.
—.12.8.
13.—.5.
*) a raho de 30 6.
**) a raho de 18 diners
dgL.‘)
ab la barcha d’en Ar
nau Juliol e Per
Pont de Acda.
|ab 1a galera de Per
pinya.
vgl.)
*) a raho de 18 dre.
|vengud de Genora al
4 | ie mau den Per
"Vidal.
*) a raho de 30 8.
Das Zollbud der Deutſchen in Barcelona (1425 fi.). Tofumente. 389
Yatum] Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1486
April
1& | Joushompis |8 bales:
635 dotz pells de, (84. -. —.)
conils
1200 de raboses,) 206.—.—. | 3.19.8.
148 ® 8 oz. boto de'
coral de tots sorts
Mai
ll. Nohan Franch de 22 bales: exida per mar ab la
la companya de 2192 dotz. pells de barcha d’en Bunge
Joushompis | conils 7... | xaa | Coma.
187 dotz. pells de ra- 74 + —- “4
boses F
u 62 bales teles crues 24.19.6. |*) a raho de 9 8 per
(tornen a 55'/,)*) bala.
| ab la galera de Vene-
cians.
». ” 16 bales teles crues, *) pagua per les teles
| (tornen a 13'/)*) 8.1.6. ab la dita raho e
4 bales fustans per les fustans a
| raho de 10 8. ab
Pr „ 1 fogot: una nau de Nigarts.
192 f8 saffra balaguer*))
97 @ boto de coral Br ge
floret e pasa floret ) “
» | Enrich Cubri 120 ® aaffra orta 3.15. —. |
%. |Gabriel Carman |34 ql. canem vert |
b 160 ql. fays de stopa|
29 bales de ger 3.19. —. ‚ab una nau de Nigarts.
2 sachs aguarich ! |
». » 180 ® saffra orta 17.
®. | Gaspar de Vat |1 costal: \
| 5 ar non de zarch
/oto de coral
1 | de divers sorts*) ı 3.6.4. ||*) a raho de 90 2.
hai 88 & nou de xarch ,
1. |Joushompis per |1 fogot: \
Gaspar de Vat 24 f& saffra lestat 32.8.—. ,-.10.10.
» Johan de Colonya|120 X saffra orta 2340.—.—. 1.-.—. |vgl.')
” Pr 120 —— a i
4 costals de arrog -_-. ilo-
10 costals de comi |} 9. |1.—
» | Joushompis 120 ® saffra orta | 0.—.—. 14.—.—. |
| Per si mateix f \
% | ” 16 bales: } |
\ 148 dotz anynes 9.4— 11. -.|
» "Joushompis e Jo-12 bales teles erues 1
‚hanFranch per ell (tornen a 8 e " 6.17. 8. entrada por mar.
} peces)
'2 bales fustans
390 Häbler
Datum! Kaufherr Ware Wert Bemerkungen
* nn
Juli
. Johan Franch per|10 bales anynes 831.10.—. |—.10.6. |exida per mar ab |
| Joushompis nau d’en Anthoi
| Marti
6 » 6 bales teles *) 2.14. —. jjentrada per mar.
Ka 9 4.
12. Pi '3 bales teles crues]. ab la barcha di
(tornen a 2 bales 2.14.4 | Bento Gun i
7 peces) Bu Copliura.
es fustans
19. |Johan deColonya/180 ® saffra orte 20.—— 4. -.-.
24. |Mattheu d’Estany2 tonels capells de
felır u
2 tonels merceria
1 baril retingot 1.1.—. |pegus ab ia qur
2 barils fill de dalesta part.
1 _balon barrets
blanchs
» | Joushom is per 120 ® saffra 240. -. -. |4.--.—.
Gaspar de Vat
Ang.
2. || Johan Franch |7 costals:
per Joushompis 67 dotz.pelle deany- 19.10.—. |—.6.6. |exida per mar ab
nes nau d’en Gonsalı
Graus Castella.
3. || Gaspar de Vat ‚6 bales:
9 ql. nous nostades
dels quals hy ha-)
* Ad den Guil-|
jol los 5 res-
ana del dit Gas. 32. —— |54-—.
ar foren estima-)
des per m. @.—.-) j
[66 ® boto de coral*) |) a raho dep.
18. I: ohan Eranch perd ker fustans negres h
Joushompis les teles crues] | yengut b
per mar al
Gy + balee 5.12.8. | neu Wen Rodn
4 bald fIl.de ferro FG Ramo de Niga
‚6 bales merceris —
17. Joushompis 1275 ® saffra orta e 487.10.-. 7. 15. 10.
contrafet N
20. |Johan Franch per|10 bales teles crues per mar ab les galer
Joushompis (tornen a 9 bales)| 6.187. Florentins.
1 _bala fustans “ " /*) los bordats son
12 bales bordats*) un home de avin}
» » 6 boto de corall 28.—.—. |-.7.8. |exida per terra.
floret
Sept.
12. |Johan Franch per 8 bales teles*) 1.7.—. |entrada per terra.
Joushompis
|) a raho de 9 8.
Das Zolibud; ber Deutſchen in Barcelona (1425 fi.).
Dokumente. 391
Datum) Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
7 F
1456 | h
Sept. |
12. : Joushompis |1 selana | ab la nau d’en Pere
| Materma de Genova,
ver. Is
18. Uoban de Colonyall bala bordats 9. -. — —. 1.7. vet) ') exida per mar
| la galera d’en
ı Yais Sirvent.
Nor.
2. » 1 fogot:
167 ® 9 oz. saffra 24.2.6. |1.—.4. vgl.)
f lestat
15. » 13 bales capells pe- —.6.8. |bito. *) a raho de 20 4.
losos (80 dotz.)*)
> east ir
Joushompis les teles crues! Vene-
galen tea auea 28.0.0. |ab 1a gulera de Vene
jeces)
r 18 — All blanch
17. 1 P 3 aludes:
' 1210 ® saffra lestat 2.19.4.
23. | Jacobo Buxello |820 ® saffra lestat 5.6.8,
24. | Gabriel Carman 26 balons acer de; 1.
\ Nigarts
» ' Gaspar de Vat 1195 ® saffra lestat 8.5. —
Dee. |
3. » 60 ® naffra orta 1.18. —
> Harn 16. bat
11 arr. ii!
5 ar. 14 ® pebre 1 0.—.—. |-.168
10. jjchan de Colonya 520 # saffra orta | 1170.—.—. | 4.17.6. KORAN Po
!Nohan de Colonya/256 fX saffra lestat*) a raho de 24 4.
” en nome de 36 # coto per erhal} 808.4. — 1.5.8. ||ugl').
Johan Blanch |
17. | Jacobo de Bals |1 fogot: |
126 @ 6 oz. saffra — 8.8.
lestat
Pi ” 24 ® saffra orta — 16. —.
22. || Gaspar de Vat 1 carregua: im 2--
114 arr. 6 @ gingebrel
24. || Johan Franch |1060 ® saffra orta e 1952.—.-. 32.10.8.
per Joushompis | contrafet N |
1487 '
Jan. |
12. ‚Johan de Colonya 2 bales burch 27.10.—. —.2.3. |ogl.') exida per terra.
r Johan Blanch)
März
21. || Pere Chrestia 10 bales: I
ab la companya 704 dotz. 4 pells de 8... —19. |
ı| de Joushompi conils h
392 Häbler
ml mm — m —t ——
Datum Kaufherr Ware Zoll Bemerkungen
T
1487 | ! |
April H
2. Joushompis 12 bales teles crues entrada ab la nau
| (tornen a 10 bales! 7.12. _| vench de Pisa.
4 peces) b
6 bales fustans
” » 11 carratels All del 182.10.—. ,3.—.1
ı leuto e cobre de
| Flandes
Mai
16. ” 13 bales: exida per mar ab
\ 14 — pells de 45.—.— |—.15.—.| lenyd’en Pere Lu
conils | gues.
28. ” '25 bales teles (tornen! 9.19. —. |entrada per mar.
a 22 bales 1 pega)|
Juni \ |
1. 14 bales de roge ! ab les galeres d
!11 carratels de covre | 97]. _,_. 4.10.4 Casasaia e Jo
2 canastes il d’amidal| — | H1M.E girvet.
‚6 pecesteles d’Olanda| n
6 » 160 hales telen, erucs ab In galera de Flor
! u # bu! 23.9.6. ! tin.
14 bales füstans !
21. ” '27 bales: 50 dotz. | exidı b
' pelle de anynes FASER a 3
6 "bales: 80 dotz. 85. —. —. 1.8.8. ı leny d’en Pere Alm
aludes | '
” | Pr 5 balons anynes 2.-.—. |—8—. |
Juli | |
2. | » I7 bales teles orues | N |
| (tornen a 6 bales, f
! 3 peces) ab la galera de Ver
16 bales All de ferro 6. 18. 6. ians
1bala fulla de Berberi 229. 10. ..
6 bales merceria |
Nov. | | j
12. Johan de Colonya/2 bales bordats l
3 bales nexiu 1% 180.—.—. |—.12.6. vgl.) exida per ma
1 bala fustans f
18. | Pere Chrestia |2 fogots:
|de la companya [256 f saffra lestat*)| 808.2.—. | 5.18.8. |*) a raho de 284.
de Joushompis f
Pohan de Colonya/2 bales:
e per ell Pere 256 ® saffra lestat | 358.4.—. | 1.9.10. vgl.
Chrestia
28. Joushompis 168 sache de —A
|2 bales Constances ' J
1 bala fl de ferro | 476.—.—. | 10.9.2, ven P
|14 corteroles de Al ”
dor
Tas Zollbud der Deutichen in Barcelona (1435 ji.) Dotumente. 398
Dıtam| Kaufherr were | Wert ZU Bemerkungen
: m...
Fr ! |
Dec. "
| 2 Gaspar de Vat 126 costale: !
62 ql. datiles 76.10.—. 1.5.6. aba naud'en Ventura,
6. Thomas Alert |1 aluda: i
per en Richard [56 ® coto flat 10.148. | —.8.7.
! Barber
| | Savoyench
; M. | Pere Chrestia 1270 @saffrabalagueri 821.6.—. b. 7. -.
| 9 | Gaspar de Vat |2 oeates
|, Johan de Coloı hehe U | in,
” 0 boto de coral*)] 90.—.—. | —.7.8. |”) a raho de 80 ir.
31. |Johan de Colonyaj2 baloı . ygl.'). ———
per ———
as
Im.
ll. Gaspar de Vat 24 ® boto de coral | 72.-.—. a raho de 60 4 per
lihra,
17. ” 10 ® nous nostades) 10.—.—. entrada per mar.
Marz
1. . ” 139 balons leuto e fill
’ | de leuto j Dh dev
4 bales tetxaria 7 ab la galera 'ene-
|2 bales teles (que! B1L.—— | 8411. cians.
tornen a 6 peces)
| ı1 fogot drap de lana 1
14 | Pere Chrestia |1 bala sarzils |
4 corteroles de Alld’or, 20. ⸗. ⸗. —.8.4. |jab la nau d’en Ventura.
Ani, | ;
2 bales tel .
a rer ' "ogt.‘) ab ia galera den
1 dala sayos 4. ———
| 1 carratel mereeria met de Flanden,
16. | Pere Chrestia '1 balo: !
20 ® 11 oz grana
3 bales aluden 12, elle per mar ab In
—— — 6 — -. 1.2. -. M
5 bales anynes
2. » 2 bales teles crues
de que mancaven —.16.2. entrada per mar.
dues peces
29. | Gaspar de Vat 5 pont de ginge hr B.—.—. 4.3.4 entrada per mar,
» : Pere Chrestia 10 eostala: side mar ah In
per Jousbompis 27 qL datiks W12—. -.10.2 tarcıs diem Johan
! br la Mar.
Ps Phelip 14 bakms acer 53.16.—. 02,5, 7, Tan Vom Aıta hab Ar
Bonromeny 18 balons cları 7... MT yanentzum ann wm
! ar in wayının Al
Auın Ar warıya,
394 Hibler
Datum| Kanfherr Ware Wert Zol Bemerkungen
1488
Mai
1. Phelip 82 balons acer 106.18.—. | 1.15.2. |besgl, entrada per ma
Bonromeny f
21. a Girard, 8 eostals brazil
le (4 al.)
1 vote dh — 72.—.—. |1.4.—. |entrada per mar.
1 fogot pebre lonch|
80. || Pere Chrestia |8 halcs cahemag de
entrada per mar ı
12 bales All e falal 8 _._. | 824 In nau d’en Mathe
2 corterols de Al d’or Angelo.
1 drap de lana
Juni | Pere Chrestia 163 ® 4 oz. 2 quaris 168.14.—. | 2.16.2.
“ ||per Joushompis | boto de coral
8. || Gaspar de Vat |2 Sngtale: esta
68 A saffra \72 * exida per terra.
| 3 omas 6.4.-
8. Pohan de Colonya|2 bales fustans vgl.) exida per
2 bales teles N 890.--.—. | 1.6.8. Consignat a Valene
10 bales canemaces ab la galiota d'e
Aloy.
P ” [8 bales teles 80.—.—. | —.6.8. |vgl.) que tremes lo
R dia en Valencia.
2 bales teles dal!) que tremes €
” ” 12 bales bordate h 9... 7.6 | yaicncin.
» ” 12, halons fülla de RE wat.) exida
l4 bales teles consignata lene
” » 13 bales teles entrada per mar ab
5 bales capells galera de Venecian
— [8 bales capells vgl.) entrada perterr
76 ® guardapuls e 40. —. —. val.ij.
” ” atzur sotil ala en
manya
2 bales teles de
” ” ar vo 2 ana gem
I balasayesctäpeces)] jera de
2 parells bancalls | —X
El ll
J 1 le ia
de divers sorte |? 894.4.2. |1.12.10.
! 1 carratel merceria |
! 1 bala All spinalt
| (862
1 bala capells de
feltre
I Pere Chı | canelobı
9. | Pere Chrestia |1 tonel canelobres .
per Joushompis |1 bala All de Narda) 80.16.1. }| 1.3.7. |* dos diners per I
1 tonel fill de balesta
(sie!)
Tas Zollbud der Deutſchen in’Barcelona (1425 ff.). Dofumente, 395
Datum] Kaufherr . Ware Wert Zoll Bemerkungen
use |
"Be | pere Chrestin |72 baten tel
19. ’ere est 7: les teles ernos
| (tornen a 54 bales)) 25. 19,8, |entrada por mar ab la
j [8 balons fulla de leute] galera co Florentins.
Juli
1. || Johan de Dril |1 fogot merceris 4.16.5. —.1.8. exida per mar.
2. Johan de Colonya|6 vaps merceria 268.4. 1. 2.4.8.*) jentrada per mar ab la
„a d’en Ramon
10 de 2 drs. per
I rn, perquehihhavia
la meytad alamany.
- Pi 2 bales bordats 100.18.1. | —.8.5. ||exida per mar, wie oben.
= | Pere Chrestia |2 —7 — |
per Joushompis |50 saffra lestat
187 @ 8 oz. boto det 464. 14. 2. 7. 14. 10.
\ coral
„| » [6 balons fill de leuto] (80. —.—.) entrada per mar ab la
14 bales teles crues| 2.15.1. || galera de Florentins.
\ (que tornen a 8t/,))
Aug. ||
7. ! Jousbompis |19 bales anynes 1.4.10. exida per terra.
16. || Pere Falco 120 bales canamag | 160.—.-—. | 2.18.4. ||entrada per mar.
4. | Felip Bonromey |9 bales ageı |
ı Felip ee eterro) 89: |--18.—.|entrada per terra.
Det.
21. “ Pere Chrestia |21 bales teles (que) entrada
per mar ab la
per Joushompis Fe bi = 8.11.8. galera de Florentins,
19. : Gaspar de Vat |8 balons comi 80.—.—. |-—.10.—.jexida per mar.
= Nicholas Labort 7 #6 oz. saffrallestati 8.16. — —.83.—. exida per terra.
Nor.
7. Mattheud’Estany|23 caps de merceria 502.10. - 4.8.9. |entrada per mar ab la
ralera d’en Ramon
j | dEzpla.
a raho de 2 drs. per
| libra ... ia meytad
Dee. | | alamany.
9. Joushompis |3 aludes: }
n 150 X saffra lestat
j 188 @ 6 oz. boto del} 252.—.—. |4.4.—. |exida per terra.
coral
31. ” ——
saffra lestat j .
rn lestat || a88.—.—. ! 7.4.4. | exida per terra.
\ I
1489 |
Jan. |
9%. Joushompis 2 fogots: ‚ exida per terra.
'40 fi saffra lestat*)[265.—.- .(sic!) 4.5. —.
*) a raho de 25 8 per
|| libra.
396 Häbler
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1439
Jan.
14. Joushompis 4 balons:
1168 ® boto de corall 662.6.—. |10.17.4. exida per terra.
de divers sorta
22. || Gaspar de Vat |7 bales:
1287 ®& saffra lestat*)) exida per terra.
188 ® boto de corali *) a raho de 25 3 pei
de divers sorts libra.
185 g coto tint |
160 ® nous de xarch|
» 1 balo: |
21 ® saffra lestat 8.6.— |—.8.8. wie zuver.
Joushompis |12 bales: ' h
1900 dotz. pells de | 189.17.—. . 2.6.6. |exida per terra.
i conils
70 bales teles crues
” ” entrada per mar ab la
(tornen a 60 bales \ ii
3 peces) Io 18.—.| galera de Venecians
[8 bales fustans , .
13. || Gaspar de Vat [283 ® saffra lestat | 349.15. —. | 5.16.8. |exida per terra.
18. » 6 ® saffra lestat*) | 6.10.—. — 2.6. |desgl. *) @ rabo de
25 4 per libra.
a 3 bales far
4. les fustans ida terra.
” 12 bales teles (tornen] 2.10.—.) a raho de 30 8.
& 1’bala 7 peces*) |
9. |Johan de Colonya| 165 ® saffra lestat *) \ ||a2ärs. ... In meytad
19.@ boto decorales | 8... | 217.8 | lamany.
*) a raho de 304 per
libra.
*) a raho deb 108.
10. || Gaspar de Vat |10 bales teles*) 6.—. —. ||entrada per mar ab Ia
H galora de Venecians.
\ *) a raho de 109 per
bala.
Mai
6. || Joushompis |4 bales:
‚416 pells de conile | 17.-.—. | —.5.8. ||exida per terra
Juni | j \
8. | Jonshompis '20 bales anynes
5 bales aludes 78.10.-. | 1.62 |
5 bales lana
\ entrada per mar; pe?
tant com la mer
9. Johan deColonya 17 caps merceria | 426.—.—. |3.11.—. || ge Barchinons e m
| | paguc, e l’altre mer-
| tad era de alamanf
Das Zollbuch ber Deutihen in Barcelona (1425 fi). Dofimente, 397
tum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
19
Juni
M Jonshompis !10 bales fustans
168 bales teles
127 balons leuto
10 bales fill de ferro|} 2088. —.—. |84. 12,8,
R |2_bales merceria
\ 17 bales „alla e fill
de leut
I - | Our de Vat 2 —
AAd ® saffra lestat) 833.16.—. |B.14. 10. *) a raho de 26 f.
Ang.
5 Joushompis 35 balons anynes | 60.—.—. |1.—. —. | exida per terra,
Det. ! \ ’
& Johan de Colonya 5 caps merceria ' entrada per mar; «
(24 telen nme un α
mie oben, zrgut Ar
Vlanden ah Ram
D d’en Martin Keutit.
D. Jousbompis 20 sachs alum 3—-. 18.4. entradaper mar al, uns
man iurtsllann,
8 Gasper de Var 4 foguts: esida per terra.
KH safralestate U.—.—. 10.10.—. *, 0 ru de yeor
ostrafet d’orta” Lura.
> Msthen d’Eetaur 2 baksı: F
dl 1.0, An por vera, el dırt
DE an mund rn
“ Natther TErtaar | bein:
2, 9% dem.
‚irre Mu. N
DE ut Freier
Kerı Sam. Ti
wr..
a ger ven
Made par wat mr 1
rame 0-1 Kamm
2 Cr un
Hause
til por a u
Da Pe
398 Häbler
Datum| Kanfherr Wert Zoll Bemerkungen
140
Jan.
9. | Jonshompis Il bales pells de | 81.—.—. |—.10.4. |exida per mar ab
conils (1100 dote.)] galera de Florentin.
35. |Johan deColonyalß hal:
2 bales bordats exida per mar, al dre
8 bales briango BE See ee 2 ur
18. 14 bales briango exida per mar ab |
” 2 balen bordala || 87180. |-1a0 ı Falefe aren Bernie
i per Valencia, pagu
al dret de 2 Ars. pc
libra,
Febr.
8. » [4 bales bordats e |exida per mar per Va
burchs 101.18.—. |-.17.-..| lencia; al dret d
|8bales teles d’Olanda 2 drs.
11 Joushompie |2 bales:
135 ® 6 or. saffral 186.2.—. | 3.1.10. |exida per terra.
lestat
18. ” 4 bales:
168 ® 6 oz. boto del 592.—.—. | 9.17.4. |desgt.
coral de divers) | !
sorts \
18, ” 14 bales: i .
‚1512 dotz. polls del 47.10.—. |--. 15. 10.|jbeegt.
conils
„Pohan de Colonya 1 costal pansa 5. jex per terra, al dre
12 pans de figua +5. || de 2 dre. per libra
2 bales burch exida per mar a Va
” ” 2 bales remillo —48 | jencia-
März
3. Joushompis 29 bales: exida per mar ab li
nau d’en Pere Mar
tines.
} 117.4 ||ah 1a barcha de Franca
*) que feta gratis pa
gua al dretper1128.
b. Bl bales teles quo atraa⸗
aa nalen et totablesgalere
1'/s pega) .necians.
20 bales fustans | Eve
3 bales fill de ferro|
2 bales tetxaria de
leuto
\ 1 caxa: 27 corteroles| r
\ de fl dor e dar-) (204. —. —. H
1 ı gent i
|| caxa d’anr batut '
= Johan de Colonyal99 tonels fill de da- 89.2.6. —. 14. 10. entrada per mar ab le:
N lesta “maus Flamengur«;
B '
pagua al dret de
2 drs. per libra.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dofumente. 399
— — — — — — — ——
tan Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
— —
14
März
6. |Mattheu d’Estany|7 tonels entrada per mar ab les
dela companya de]3 caxes } merceria| 360.—.—. |8.—.—. | dites naus Flamen-
Pe de Colonyall canasta gues, pagua &c. wie
oben.
Gaspar de Vat \44 bales teles crues®)| 18. —. —.jentrada per mar ab les
h galeresdeVenecians;
' *) a raho de 8 4 per
N bala.
| » 1 bala:
| 180 ® saffra lestat | 180.—.-—. | 2.3.4. |exida per terra.
4. |ohan de Colonyali bala bordats R R
H 2 bales briango @.10.11. | —.8.3. |@lda per mar; pagua
2 bales remillo ei Ts.
7. | Gaspar de Vat Bbales pells de conils| —.1.4. |exida per mar ab les
H galeres deVenecians.
= | Jonshompis |28 bales pells & ,
conils (4000 dotz. .
\ 197 & 6 oz. saffra N 186. —.—. deesl
lestat J
Z. !Matthen d’Estany]3 bales: " exida per terra.
delacompanyadel415 ® saffra lestat*)| 448. —. —. ||”) a raho de 24 8 per
‘Johan de Colonya ibra; pagua 2 drs,
. m I2 bales merceria | 80.—.—. |—.18.4. |entrada per terra; pa-
gua wie oben.
10. Jonshompis |16corterols defil d’or| ıtrada peı ib la
\ ala rom 2 une‘ ! 101. ar ab Bischaine.
@. "Johan de Col dat: exida per mar; pagua
ohan de nal re } 46.16.—. | —.7.9. | 22 drs. wie oben.
uni |
3. , Johan Franch |& bales:
per Joushompis |440 ® saffra lestat | 374.—.—. | 6.4.8. |exida per terra.
Juli
1. Matthend’Estany1 bota merceria 61.5.—. — 10. 2. entrada per mar ab la
te la companya de) nau de Bischains;
‚Johan de Colonya pagua a 2 drs. wie
- oben.
IM. „ 50 ® 2 or. boto del 210.18.—. | 1.16.2. |exida per terra; pa-
| coral gua wie oben.
>! Gaspar de Vat |8 bales:
l2 arr. grana paradis|
4 ql. 2 arr. indi ba-) 115..——. | 1.19.4.
guadell
exida per terra.
®. . Johan Franch |2 fogots:
per Jonshompis [90 # 3 oz. coral dei 361.5. —.
divers sorts
ü
400 Häbler
Datum| Kaufherr Ware wer | za Bemerkungen
ı
- _
10 | , 1
Aug. ||
1. ‚| Gaspar de Vat |40 bales teles crues, 18.6.8. |entrada per mar ablı
sam .mo eren com- galera de Florentins
2. | Johan Franch |19 bales teles ernes j
; per Jonshompis (am, umen J 16) ' entrada per mar able
ı 8 bales fill de ferro| Na... , GreroadeVenedan
! 17 bales reseta e fülla| 147 N
l de barberi gran
f 17 balons fill de leuto; j
16. | » [64 bales anynes 185.—.—. | 2.11.8. |exida per mar ab |
! ‚galera de Florentins
29. | Gaspar de Vat |12 bales fustans I entrada per mar ab]
BR 6 bales teles 1600.) |. —. |" galera'de Florentin
pt |
8. || Johan Franch |& bales teles (que; ı 1.12.5. |exida per terra.
‚per Joushompis | tornen a 3 bales H
! 6 peces) | H
Oct. ' N
. || Gaspar de Vat ii wie J
V
2 han pelle de | __ |] _,_ jentrada per mar ab
| 9 Das flla de Into nau d’en Ventura.
19. | Pi 2 ze EP %2.—.—. |1.10. jexida per terra.
27. |Mattheu d’Estany/4 balı ide per tt
de la companya de600 gs yafıra lestatꝰ) 80.—— 6.6. —. —8 a 2fdrs, mie —
Johan de Colonya bat " ‘jarahode 214 lalibra
28. | Jonshompis |10 bales covre I
| PR 7 Halen All de leute | (16. — 8. 19,5, |@trada per mar ab |
ID bales teles ‚19.5. | mau de Bischains.
Nov. | ' |
5 | ” 8 bales fustans wie zuvor.
| 5 bales teles ! "
'1 carratel —* 391.—.— 610.4.
stres de leutilla !
21. 1 bala:
i 50 MR boto de coral 170.—.—. | 2.16.8. |exida per terra
Dee.
| » 2 balons: !
1240 ® saffra lestat 195.12.—. | 8.5.—. deogl.
! g
16. ! Pere Chrestia |1 balo:
"per Joushompis 150 ® saffra lestat 120.—.—. 12.—.—. |deögl.
2. » 2 balons: |
1800 @saffra balaguer 242.—.—. deesl.
'Mattheu d’Estany|l bala:
‚de lacompanya de 160 # saffra lestat *)
Johan de Colonya
Thomas Albert per 8 fardells boto de co-
en Johan d’Alant: ral de divers sorts
exida per terra, pagu
& 2 dre. (wie oben
! *)arahode20£ lalibra
exida per terra.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1495 fi]. Tefument. 401
IV.
1449, Juli 28. E. Maria von Aragon ſpricht das Schlußzurteil in einem Prozeß
deutſcher Kaufleute gegen die Steuerpächter.
Nercaterum Catalonie Alsmannorum ot allorum adrersus arrendatores marcarım regnorum
Arage et Francorum.
In Christi eiusque gloriosissime matris virginis Mariae celsioribus nomi-
nibus humiliter imploratis pateat universis. Nos Maria dei gratia Regina Ara-
gonum &c. visis in primis duabus praecipue supplicationibus barchinone coram
nostra excellenti magestate oblatis pro parte mercatorum Cathalanorum Alaman-
norum et aliorum in processu contentorum et signanter magne societatis vulgariter
diete de Jousompis, in effectu post narrata concludentibus scilicet cum novi
arrendatores et collectores Marcharum regnorum Aragonie et ffrancorum jus sen
vectigal quinque denariorum pro libra de rebus et mereibus que transvehuntur
per dalfinatum ad portus de boch et de Arles et post demum absque ingressu
seu transitu regni ffrancie in Cathaloniam seu regnum Aragonie colligerent seu
colligi facerent indebiter et iniuste: Tum quoniam terra Dalfinalis ac dicti portus
non erant de dominio seu regno ffrancie quinymo erant dietiones et dominia per
se in omnibus et per omnia distincta et suis limitibus separata et nullo modo
dieto regno subiecta, Tum quis consequenter non erant in dietis capitulis super
dietis Marchis inhitis comprehensa, concludebatur igitur quod nos dietos arren-
datores seu collectores dignaremur constringere ne omnimodo dietum jus exhi-
gerent de et pro dietis mereibus modo supradicto in Cathaloniam vel Regnum
Arragonie asportatis seu asportandis et antedictis mercatoribus restitui facere-
mus pignora que fuerint dicta de causa capta ac omne id et quidquid fuerit a
quoguam pro dietis exactum et alias prout in dietis supplicationibus ad quos nos
referimus lacius sunt contenta. Visa eciam supplicatione pro parte dietorum
arrendatorum seu collectorum coram nostra excellentia oblata fori declinatoria
contendente dietam causam ad Conservatores dicti juris Marcharum in Civitate
Barchinone residentes remitti — visis et quam plurimis et multiplicatis auppli-
ationibus pro parte dietorum mercatorum in effectu contendentibus antedictis
racionibus fori declinatoriam sibi locum non vendicare — Visis duabus litteris
quarum alia in valgari alia vero verbis latinis Dustrissimi Dalfini primogeniti
dieti serenissimi Regis franchorum ad nos directis in effectu contendentibus
quatenus dictos Arrendatores seu collectores a dicta exactione compesceremus
dicendo illa feri in maximum dampnum rei publice totius dieti Dalfinstus quem
dicebat nullo modo subiectum dicto regno ffranchorum sed attestabatur distinc-
tum et per se separatum ut in eisdem litteris continetur quarum ultime date sunt
in villa Montilli duodecima junii anno a nativitate domini millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo septimo — Visis eciam tribus certificatoriis litteris prima
Guillermi teyrene in legibus licentiati judieisque curie de Romanis datis Romanis
rienne dioecesis die xxvij mensis septembris anno domini Millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo sexto, alia vero Geraldi cabassi legum doctoris judicis
maioris comitatus Valentinensis data Valencie xxvij mensis septembris anno
Millesimo ccce quadragesimo sexto, alia vero Radulfi domini de Cangonet, Guber-
natoris Dalfinatus date (ranopoli septimo januarii anno millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo septimo, onınium offieialium dicti dalfinatus, in quibus om-
Bürtt. Bierteljahreh. f. Landesgeih. N. 5. XI. 26
402 Häßler
nibus videbatur contendenter fides afferri quod dalfinatus est dicio seu patria
per se distincta et suis limitibus omnino a dieto regno franchorum separata et
que omnino suis consnetudinibus et moribus gubernatur nec per viem appella-
cionis aut quemvis alium recursum super iudiciis inhibi agitatis poterat serenia-
simus Rex ffranchorum adiri et causae ibidem suum ultimum sorciuntur finem,
adicientes dietam patriam dalfinatus suum habere magnum parlamentum supre-
mum a cuius determinatione non poterat resiliri — Et tandem eciam litters
habet insertam clausulam testamenti vmberti domini dieti Dalfinatus contenden-
tem quod dietus umbertus legavit dietum Dalfinstum primogenito recolende
memorie Regis philippi sub diversis conditionibus inter ceteras quod non possit
uniri regno ffranchorum nisi in casu in quo prefatum regnum imperio uniretur
et quod primogenitus dieti Franchorum regis qui pro tempore foret arma deferret
dalfinatus et alia ut in dictis certilicatoriis litteris ad quas nos referimus hec
sunt lacius contenta — Visis eciam diversis rejuisitionibus protestationibus ac
cominationibus conservatoribus quam arrendatoribus juris marcharum barchinone
residentibus factis per petram Georgii secretarium illustrissimi dalfini duodecima
mensis octobris anno domini millesimo cece. quadragesimo septimo contendentibus
quatenus dicti arrendatores seu collectores modo predieto compescerentur et se
abstineant cum dieta patria dalfinalis allodialis esset et in capitulis dictarum
marcharum nullo modo comprehensa in quibus eciam intersertam vidimus quan-
dam promissionem serenissimi ffranchorum regis data in parlamento Tholose
oetavo mensis augusti anno domini millesino ccce. quadragesimo septimo decla-
randam quandam aliam provisionem que dicebatur emanasse a serenitate dicti
ffranchorum regis data in Montepessulano septima octobris anno domini Mille-
simo ccce. quadragesimo quarto per importunitatem aut inadvertentiam obtentam
extitisse et dietum illustrissimum ffranchorum regem declarasse intentionis pre-
fati illustrissimi ffranchoram regis nullatenus fuisse huiusmodi ius seu vectigal
quinque denariorum pro libra levari debere ullo modo de rebus et mereibus que
transvehebantur a dieta patria in dominia domini nostri Regis aragonum Et
econtra de dominiis serenissimi domini nostri aragonum regis in patriam dalfi-
natus queque nullo modo intrant regnum ffranchorum. Et si alique summe pecu-
niarum ea occasione fuerint ab aliquibus mercatoribus exacte et solute aut pro
ipsis solvendis pignora capta ab aliquibus subditis suis in dictis marchis ius
habere pretendentibus eas voluit et iussit eisdem mercatoribus restitui, subditis
dieto illustrissimo ffranchorum regi intimavit provisionem in eadem hec vel illa
minime de sue beneplacito voluntatis procedere vel processisse et cetera ut in
dietis requisitionibus et provisionibus hec sunt lacius contente — Visis respon-
sionibus tam per dietos conservatores quam arrendatores seu collectores propter
aiotis requisitionibus ac protestationibns factis — Visa eciam ultima provisione
prefati illustrissimi dalfini data Valencie supra Rodanum tercia mensik julii Anno
expressis consentit de noro et sibi placet, dictum jus sen vectigal de prefatis
rebus et mereibus, que per dalfinatum et portus predictos absque ingressu dieti
regni ffranchorum modo antedicto transvehuntur colligi et levari nedum pro
tempore futuro sed eciam et in preteritum retrotrahi ut in dicta littera lacius
eontinetur — Visis inguam capitulis tam primis quam in additionibus supradictis
marchis inhitis — Visis eciam litteris citatoriis usque ad sententiam diffinitivam
inclusive ad predictos arrendatores sen collectores a magestate nostra destinatis,
Tas Zollbuch der Deutichen in Barcelona (1425 fi). Tofumente. 403
et eisdem presentatis — visa inquam declaratione super prefata fori declinatoria
per nos in processu facta, per quam providimus et pronunciavimus causam pre-
dietam nobis fore retinendam ac coram nobis tractandam et terminandam et
dictis conservatoribus non fore sen extitisse remittendam, que quidem declaratio
in rem transivit judieatam — visis pluribus aliis cedulis in multitudine oopiosa
in processu pro parte dietoram mercatorum oblatis et signanter supplicationibus
vitimo post dietam deelarationem oblatis in quibus in effeotu supplicabatur ad
merite cause procedi pronunciarique et declarari nt supra in prioribus suppli-
eationibus dietum est, partemgue adversam in omnibns expensis eisdem eondemp-
nari — visis eoiam aliis hinc inde cedulatis et supplicatis et aliis videndis nil
dieti contingentibus ommittendo, facta quidem relacione in coneilio nostro in
quo sderant plures juris utriusque doctores per fideles nostros petrum toste et
franciscum eolomerii doctorem et Gasparem vilana utriusque juris dootores die-
que presenti ad audiendam sententiam utrique partium assignata quam ad maio-
rem cautelam de presenti assignamus:
Sacrosanctis dei quatuor evangeliis coram nobis positis et reverenter
inspectis deum habentes pre oeulis ut nostrum de vultu dei prodeat iudicium et
oeuli mentis nostre in hiis et aliis cernere valeant equitatem, ad nostram itaque
sententiam in hiis soriptis ferendam progredimur in hunc qui sequitur modum:
Cam igitur per merita dieti processus magestati nostre constet et sig-
manter per litteras serenissimi regis ffranchorum et illustrissimi dalfini et per
requisiciones et protestaciones per secretarium dieti illustrissimi dalfini factas
et predictas litteras offlcialium diete terre dalfinatus et per capitula dietarum
marcharım quod dicta terra dalfinatus non est de regno et dominio ffrancie nec
est comprebensa in capitulis dietarum marcharum. Et per consequens dictum
jus marcharum quinque denariorum pro libra non posse nec debere exhigi seu
levari de mereibus atque rebus que transeunt per terram dalfinalem et portum
de boch et de Arles, et transducuntur ad Regnum aragonie absque transitu regni
ffranchorum. Ideirco per hanc nostram diffinitivam sententiam pronuntiamus
sententiamus et declaramus dietum ius marcharum dietorum quinque denariorum
pro libra non posse nec debere colligi exhigi seu levari de dictis mercibus atque
rebus que per dictam terram dalfinalem et per dictos portus de boch et de
Arles transeuntes transvehuntur ad dietum regnum Aragonum absque transitu
regni ffrancie. Et merito omnia pignora capta et exequtata a dictis mercatori-
bus et aliis quibuscungue seu ab ipsis exacta sen per ipsos soluta debere eis-
dem pignoratis et ex equitate restitui et cum presenti integraliter restitui pro-
nuntiamus et mandamus. Et cum hac eadem pronunciamus et declaramus can-
cellandas fore sicuti cum presenti cancellamus annullamus et abolemus omnes
et quascungne juris formas cautiones securitates et obligationes super hiis pre-
stitas per dictos mercatores tam cum fideiussoribus pignoribus quam simpliciter
vel in viam sequestri quam aliter in posse dictorum conservatorum vel eorum
locatenentium vel dictorum collectorum seu arrendatorum et aliorum quorum-
unque officielium. Et in predictis dietos arrendatores dicti juris marcharum
cum hac eadem sententia condempnamus et dictos mercatores et alios quoscungue
a solutione dieti iuris modo predicto absolvimus. Et dictis arrendatoribus impo-
nimus silentiam sempiternum, Et eosdem arrendatores cum hac eadem sententia
in expensis condempnando earum taxatione nobis imposterum reservata. Et
cam hac eadem sentencia pronunciamus et declaramus inhibendum fore sicuti
394 Häbler
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1488
Mai
. Phelip |82 balons acer 108.18.—. | 1.15.2. desgl, entrada per maı
Bonromeny
a.|, Bien An 8 —* —
le ael al.
—XR mager} 72.—.—. |1.4.—. |entrada per mar.
1 fogot pebre lonch
30. || Pere Chrestia |8 hales cahemag de
entrada per mar 4
12 bales All e fallall 195 _ _, 8.2. 4. la nau d’en Mathe
de leuto W’Angelo.
12 corterols de fl d’or)
1 drap de lana
Juni || Pere Chrestin 158 ® 4 oz. 2quarte| 188.14.—. | 2.16.2.
per Joushompis | boto de coral
3. || Gaspar de Vat |2 costals: J
8 ne Icatat } 372.4.6. |6,4.—. |exida per terra
8. Pohan de Colonya 2 bales fustans vgl.) exida per ma.
[2 bales teles 1.6.8. | consignat.a Valend
110 bales canemaces ab la galiota d’e
Aloy.
n ” 8 bales teles vgl.!) que tremes lo d
dia en Valencia.
» » 2 bales teles val.!) que tremes e
I2 bales bordats Valencia.
” ” 12, balons fülle de vgl.) exide —*
I4 bales teles onsignate
” ” 3 bales teles entrada per mar ab]
l 16 bales capells galera de Venecian
— 8 De capells vgL.') entrada perterr
176 # guardapuls e vgl).
” ” atzur sotil d’Ala- &
| manya
”ı ” ⸗ — — vgl. entrada per m
' 1 bala sayes(14peces) ab la galera de
\ 12 parells bancalle Flandes.
1 cobertor de lit
| 1 hala MI de Nadal 994.4.2. |1.12.10.
1 carratel merceria
1 bala All spinalt
i (362 |
| 1 bala capells de
f feltre
I Pere Chr 1 canelobı
9. | Pere Chrestia [1 tonel canelobres | .
per Jonshompis |1 bala fill de —— 80.16.1. ;| 1.3.7. |j® fe giners per ib
i 1 tonel All de balesta’ *
Das Zollbuch der Deutfchen In Barcelona (1425 #.). Dofumente. 395
Datum| Kaufherr , Ware Wert 2ou Bemerkungen
1488
Ye Pere Chrestia |72 bales tel
19. | Pere ia [72 bales teles ernes
entrada per mar ab la
(tornen a 54 bales) 25.12.8. b
\ o balons fulla deleuto]) (80.—.—.) ‚galera de Florentins.
Juli
1. | Johan de Dril |1 fogot merceria 4.16.5. exida per mar.
24. ‚Johan de Colonya,6 vaps merceria 288. 4.1. 2.4.8.*) |entrada per mar ab la
! jera d’en Ramon
| "’Expla.
f I*) a raho de 2 dr. per
libra, perquehi havia
la meytad alamany.
exida per mar, wie oben.
2 bales bordats 100. 18.1.
n
= | Pere Chrestia |2 fogots: \
per Joushompis |60 eaffra lestat
187 ® 8 oz. boto der 484.14.2. |7.14.10. |
\ co!
j
|6 balons fill de leuto] (80.—.—.) ıtradı b
71.710 baden delen eruen 5 ee aan
J (que tornen a Bi/,)
Aug.
7. Joushompis |19 bales anynes 1.4.10. | exida per terra.
16. | Pere Falco [120 bales canamag | 180.-.-. | 2.13.4. \entrada per mar.
ı i
m. ! Felip Bonromey — erro 80. —.—. |-.18.—.|entrada per terra.
Oct.
21. ' Pere Chrestia |21 bales teles (que) entrada
per mar ab la
| per Jonshompis run 210 ui 8.11. Galera’de Florentins,
19. | Gaspar de Vat |8 balons comi 80.—.—. — 10. —.exida per mar.
= Nicholas Labort |7 @Goz.saffralestat| 8.16.—. |-.8.—. jezida per terra.
Nov.
7.” |Mattheud’Estanyi28 caps de merceria| 502.10.—. | 4.3.9. |entrada per mar ab la
| ı gulera d’en Ramon
J | d’Ezpla.
i a raho de 2 drs. per
| libra ... ia meytad
Dee. ı! , alamany.
9. | Joushompis |8 aludes:
\ 150 ® saffra lestat i
h 183 ® 6 oz. boto delt 252.—.—. 14.4.—. |exida per terra.
coral n
31. \ » 2 balons:
BOB aafirn lestat || 489... . 7.4.4. |exida per terra.
1489 ı f |
h
Jan. J
9. | Jonshompis 2 fogots: exida per terra.
| 240 & saffra lestat*)]265.—.—.(sic!) 4.5.—. |*) a raho de 25 8 per
' ; libra.
396 Hi
Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
j
14. | Jonshompis \4 balons: i
168 A boto de corali 652.6.—. |10.17.4. jexida per terra.
de divers sorts !
22. || Gaspar de Vat |7 balea:
1237 ® saffra lestat°)] iexida per terra.
188 ® boto de coral, 1%), a rabo de 25 4 pe
de divers sorts 7.5.—. | libra.
135 ® coto tint !
160 & nous de xarch) ;
Febr. \ |
17. » 1 balo: ; \
1 ® saffra lestat | 26.6.—. — 8.8. wie zuvor.
März ' | |
12. | Joushompis |12 bales: f | |
1900 dotz. pells de : 189.17.—. | 2.6.6. lexida per terra.
! conils | |
! 70 bales teles crues \ ‚trada bi
” | ” ent per mar al
f (tornen a 60 bales| J | ii
8 peces) I 18. — galera de Venecians
8 bales fustans —
18. || Gaspar de Vat 1288 MR anffra lestat | sas. ib. -. | 5.16.8. |exida per vr ’
. 6 ‚ffra lestatꝰ 6.10.—. — 2.6. |beöal. *) a raho d
18 ” sofa Iostat“) 25 8 per libra.
April
4. ” [3 bales fustans ‚exida per terra.
2 bales teles (tornen| 2.10.—.|*) a raho de 30 £.
& 1 bala 7 peces®)
9. |Johan de Colonya; 165 RX saffra lestat*) u la2drs..... la meyta
119 @ boto de oral | 49: —.— | 217.8 | amany.
19 —8 de so 3 pe
|**) a raho de5 & 104
10. || Gaspar de Vat |10 bales teles*) 6.—. —. \entrada per mar ab
|. galera de Venecian:
| *) a raho de 10.8 pe
| bala.
Mai | |
6. | Joushompis 14 bales:
| 416 pells de eonils | 17.-.—. | —.5.8. exida per terra.
Juni !
. | Joushompis 20 bales anynes |
| 5 bales aludes N 78.10.-. | 1.6.2.
i 5 bales lana
ı \ f entrada per mar; pe
J tant com la meyta
9. Johan de Colonya 17 caps merceria | 426.—.—. |3.11.—. | $raseuqui es ciutad
de Barchiuona e n
pague, e l’altre mes
tad era de alaman
Tas Zolbucd ber Deutjchen im Barcelona (1425 ji... Tolumente, 397
Datum Kaufkerr Ware Wert Zoll Bemerkungen
19 |
Juni i
14. | Jonshompis [10 bales fustans
168 bales teles
27 balons leuto
n 10 bales fill de ferro|) 2088. -. -. 84. 12. 8.
|2 bales merceria
| 17 bales falle e Al
de leuto
16. | Gaspar de Vat |2 costals:
j 1275 ® saffra lestat*)| 383.16.—. |5.14. 10. |*) a raho do 25 4.
Aug. ||
&. | Jousbompis |85 balons anynes &.—.—. |[1.—. —. |exida por terra.
de |
A
6. Johan de Colonya|5 caps merceria entrada per mar; u
: (Pr teles } 16.5.6. 1—.10.2 |" zen. Der Ira.
! wie oben, vengut de
| Flandon ab la nau
' d’en Martin Bentlt.
%. | Joushompis 20 sachs alum 8.——. 1.8.4. ||entradaper mar alı una
nau cantellana.
%. | Gaspar de Vat 4 fogots: exida por terra.
i |
450 & saffra lestat.el 880.—.—. 110.10. —.|*) a raho de 28 4 per
" contrafet d’orta*)) | | !bra,
» Mathen d’Estany!2 bales: ! !
dela companya de;270 ® saffra contrafet! 8.7.6, xida per terra, al dret
Johan de Colonyal drortar) , de 2 drs. por Ihr,
. Bratthen — dEstanyıı bala: 1.
per la dita com-'unes cuyraces — u wie zuvor.
any 10 M conftes \ ıza—. |--.2.10.
Nor. .
2. | Joushompis '45 sache alam | ntrada ger mar, vv
| 4 bales All de ferro! 28.—.—. 3.16.4 t ah a nan den
1 ala canamıs | \ Warn hanı, Cr
| ' stella.
14. | Gaspar de Vat 6 eostals: ride per terra.
TOR da ir 2 16.10.10. ie
| fet d’orts
7. | Jousbompis 3 bales grosses teles . emtrada per mar, aha
' erues | une den kamım
\ 1 bala: emnestres de 10.—.—. 2.13.4. AYaple am de
' a | Vianden,
ı 1 bala falla de fer,
Dee.
11." Johan Franck 22 baka via d Als ,
per Deebrmpi ya 15 Min — ————
9 baden hil de fern 11%
B 1 eis mer ria
1 kaia asena
Bemurmrit.r
‘
zii. I
398
— — — m —— — —
Bäbler
Datum Kaufherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
140
Jan.
9. || Joushompis |11 bales pells de —.10.4. exida per mar ab I:
| conils (1100 dotz.) ‚galera de Florentins
15. |Johan de Colonya)& bales:
1 bales bordats _.19.2, |exide per mar, al dre
) 18 bales briango “ ” 2 dra. ei
18. 4 bales briango exida per mar i
5 2 bales bordats } 97.18.6. |—149. era den Bernie]
per Valencia, pagu:
| al dret de 2 drs. pe
libra.
Febr.
8. u 4 bales bordats e exida per mar per Va
burchs 101.18.—. |—.17.--.|| lencis; al dret d
g bales teles d’Olanda, drs.
11. || Joushompis )2 balea:
186 ® 6 oz. saffral 186.2.—. | 8.1.10. |exida per terra.
lestat
18. u [4 bales:
15% ® 6 oz. boto del 592.—.—. | 9.17.4. |besyl.
coral de divers
sorts
18. " 14 bales:
1512 ‚gotz. pells del 47.10.—. —. 16. 10.|desgl.
con;
» |Nohan de Colonya|l costal pansa } ».——. — 6.—. |ex,per terra, al dre
12 pans de figus ne de 2 drs. per libre
2 bales burch exida per mar a Va
” 5 2 bales zomilo I [48 |eneie
März
3. Joushompis |29 bales: exida per mar ab |
108 dotz. anynes nau d’en Pere Mar
165 dotz. roisos tines.
12 Dales peile de } 117.4. |opin Dscha de Franc
conil que feta gratia pa
— A aldretper1126
5. P [61 bales teles (que| entrada
per mar, ver
73 balesı gutes ab lesgalere
[20 bales fustans Venecians.
[8 bales fill de ferro
2 bales tetxaria de] 33.18.—.|
leuto |
1 caxa: 27 corteroles
de fill d’or e d’ar-
gent
| 1 caxa d’aur batut
» Johan de Colonya| —2 tonels fill de bda- 89.2.6. —. 14. 10. |entrada Penn mar ab le
jesta naus mengue:
pagua al dret d
2 drs. per libra.
i
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente, 399
— — — — — — — —
Datum! Kaufherr ‘Ware Wert Zoll Bemerkungen
—
140
März
5. [Mattheu d’Estany|7 tonels entrada per mar ab les
delacompanyade3 caxes }mercerial 360.—.—. |8.—.—. | dites naus Flamen-
Johan de Colonyall canasta gues, pagus &c. wie
oben.
= Gaspar de Vat |44 bales teles crues*)| 18. —. —. |entrada per mar ab les
| galeresdeVenecians;
*) a raho de 8 8 per
\ bala.
i 1 bale:
| 180 ® saffra lestat | 180.—.-—. | 2.3.4. |exida per terra.
April
4. |Johan de Colonyaj1 bala bordats en J
[8 bales brianco ! @.10.11. | —.8.3. |Clda per mar; pagua
\ !2 bales remillo
7. ! Gaspar de Vat |8 bales pells de conils| —.1.4. |exida per mar ab les
\ galeresdeVenecians.
- Joushompis 128 balcs pells « )
\ conils (4000 dotz.) 5. —. ||deögl.
| 6 oz. saffra } 1. | 3.5 ®
. lestat \
2%. !Mattheu d’Estany|3 balese: gxida per terra.
delacompanyadei415 & saffra lestat*)| 448.—.—. | 4.3.—. |”) a raho de 24 8 ger
‚Johan de Colonya) | ibra; pagus 2 drs.
. Pr 2 bales merceria 8... |—.18.4. |entrada per terra; pa-
gua wie oben.
In 1 Joushompis |16 corterols del d’or ‚ada
" m) entr: er mar, ab la
\ 1 balagrossa de cane-I} 101... | 1.188. | nn a Bischains.
| mag de 18 peoes jan
®. |Johan de Col rdate exida per mar; pagua
kind onyall Aa } 46.16.—. | —7.9. | 82 ärs. wie oben.
mi |
3. Johan Franch |5 bales:
per Joushompis [440 ® saffra lestat | 37.—.—. | 6.4.8. |exida per terra.
attheu d’Estany|1 bota merceria 61.5.—. —. 10.2. |ientrada per mar ab la
la companya de man de Bischaina;
INohan de Colonyaı pagua a 2 drs. wie
N F oben.
4 ” 50 ® 2 oz. boto de] 210.13.—. | 1.15.2. |exida per terra; pa-
N | ecoral gua wie oben.
» | Gaspar de Vat |8 bales: |
\ 2 arr. grana paradis| | exida per terra.
4 ql. 2 arr. indi ba- 115.—.—. | 1.19.4.
' guadell
2. | Johan Franch 2 fogots:
per Joushompis |90 ® 3 oz. coral del 361.5. —.
divers sorts
400 Häbler
Datum| Kanfherr Ware Wert Zoll Bemerkungen
1 ! F
140 " | j
Aug.
1. || Gaspar de Vat 40 bales teles erues, : 18.6.8. |jentrada per mar ab!
ı com no eren com-) ! galera de Florentin:
| plides | j
2. | Johan Franch |19 bales teles crues | !
per Joushompis (une tornen a 16 entrada per mar ab Ir
1 ales 3 peces) h galeres deVenecian:
8 bales fill de ferro| N...
17 bales reseta e falla| 147 _,_. !
de barberi a
17 balons fill de leuto! |
16. ” 164 bales anynes 155. —. —. 2.11.8. exida per mar ab |
galera de Florentin:
29. || Gaspar de Vat 12 bales fustans 150...) |o.—. _. |entrada per mar ab
6 bales teles u "| galera de Florentin:
Sept. !
. || Johan Franch 4 bales teles (que' | 1.12.56. |lexida per terra.
per Joushompis | tornen a 3 bales!
6 peces)
Oct. !
3. || Gaspar de Vat |11 bales: ,
else il 0 |] _._ Jentrada per mar ab
19 bales falle de leutoj — | man d’en Ventura.
19. ” 2 costals nous de, 80.—.—. |1.10.—. |iexida per terra.
xarch (2ql. 100 8),
27. |Mattheu d’Estanyi4 bales: \ | exida per terra;; pagn
deiacompanya dei600 ® saffra lstat*) 6%0.—.—. | 5.5.—. |“ a 2’ärs. (mie oben
Johan deal jonya! *)arahode21£ lalibrı
28. | Joushompis 10 bales oorre me hen! (106. — entrada per mar ab
2 bales teles , nau de Bischains.
Nor. ' |
5. | ” 8 bales fostane wie zuvor.
J les teles | FG
N 1 carratel * 391.—.—. | 6.10.4
| stres de leutilla
21. | 11 bala:
j 150 ® boto de coral 170.—.—. | 2.16.8. |exida per terra.
Dec. |
2. „ 2 balons: |
1240 ® saffra lestat 196.19.—. | 8.5.—. desgl.
16. | Pere Chrestia |1 balo:
| per Joushompis |150 ® saffra lestat 120.—.—. |2.—.—. ||desgt.
m. | » 12 balons:
j 1800 X saffra balaguer 242.—.—. |4.—.8. |besgl.
» Mattheu d’Estanyl bala: exida per terra, pagu
‚de la companya de|150 ® saffra lestat *) 2.10.—. | a 2 dre. (wie oben
‚Johan de Colonya| *)arahode20£ lalibra
| Thomas Albert pı er 8 fardells boto de co- 2.2.2. exida per terra.
”
en Johan d’. Alan! ral de divers sorts
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1435 fi]. Dotumente. 401
IV.
1449, Juli 38. R. Marla von Aragon ſpricht das Schluurteil in einem Prozeß
deutſcher Kaufleute gegen bie Steuerpächter.
Nercatorum Catalonio Alsmannoram et allerum adıorsus arrendatere:
Aragoniae et Francers:
In Christi eiusque gloriosissime matris virginis Mariae celsioribus nomi-
nibus bumiliter imploratis pateat universis. Nos Maria dei gratia Regina Ara-
gonum &c. visis in primis dnabns praecipue supplicationibus barchinone coram
nostra excellenti magestate oblatis pro parte mercatorum Cathalanorum Alaman-
norum et aliorum in processu contentorum et signanter magne societatis vulgariter
diete de Jonsompie, in effectu post narrata concludentibus scilicet cum novi
arrendatores et collectores Marcharum regnorum Aragonie et ffrancorum jus seu
vectigal quinque denariorum pro libra de rebus et mercibus que transvehuntur
per dalfinatum ad portus de boch et de Arles et post demum absque ingressu
sen transitu regni ffraneie in Cathaloniam seu regnum Aragonie colligerent seu
colligi facerent indebiter et iniuste: Tum quoniam terra Dalfinalis ac dicti portus
non erant de dominio seu regno ffrancie quinymo erant dictiones et dominia per
se in omnibus et per omnia distincta et suis limitibus separata et nullo modo
dieto regno subiecta, Tum quia consequenter non erant in dictis capitulis super
dietis Marchis inhitis comprehensa, concludebatur igitur quod nos dictos arren-
datores seu collectores dignaremur constringere ne omnimodo dietum jus exhi-
gerent de et pro dietis mercibus modo supradicto in Cathaloniam vel Regnum
Arragonie asportatis seu asportandis et antedictis mercatoribus restitui facere-
mus pignora que fuerint dieta de causa capta ac omne id et quidquid fuerit a
quoquam pro dictis exactum et alias prout in dictis supplicationibus ad quos nos
referimus Iacius sunt contenta. Visa eciam supplicatione pro parte dictorum
arrendatorum seu collectorum coram nostra excellentia oblata fori declinatorie
eontendente dictam causam ad Conservatores dieti juris Marcharum in Civitate
Barchinone residentes remitti — visis et quam plurimis et multiplicatis suppli-
eationibus pro parte dietorum mercatorum in effectu contendentibus antedictis
racionibus fori declinstoriam sibi locum non vendicare — Visis duabus litteris
quarum alia in vulgari alia vero verbis latinis Ilustrissimi Dalfini primogeniti
dieti serenissimi Regis franchorum ad nos directis in effectu contendentibus
quatenus dietos Arrendatores seu collectores a dicta exactione compesceremus
dicendo illa fieri in maximum dampnum rei publice totius dicti Dalfinatus quem
dieebat nullo modo subiectum dicto regno ffranchorum sed attestabatur distinc-
tum et per se separatum ut in eisdem litteris continetur quarum ultime date sunt
in villa Montilli duodecima junii anno a nativitate domini millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo septimo — Visis eciam tribus certificaterüis litteris prima
Guillermi teyrene in legibus licentiati judieisque curie de Romanis datis Romanis
vienne dioecesis die xxvij mensis septembris anno domini Millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo sexto, alia vero Geraldi cabassi legum doctoris judicis
maioris comitatus Valentinensis data Valencie xxvij mensis septembris anno
Millesimo ceee quadragesimo sexto, alia vero Radulfi domini de Cangonet, Guber-
natoris Dalfinatus date Granopoli septimo januarii anno millesimo quadringen-
tesimo quadragesimo septino, omnium officialium dieti delfinatus, in quibus om-
Bürtt. Vierteljahrsh. f. Landeigeig. R. 5. RT 26
402 Häbßler
nibus videbatur contendenter fides afferri quod dalfinatus est dicio seu patria
per se distincta et suis limitibus omnino a dicto regno franchorum separata et
que omnino suis consuetudinibus et moribus gubernatur nec per viem appella-
cionis aut quemvis alium recursum super iudiciis inhibi agitatis poterat serenia-
simus Bex ffranchorum adiri et causse ibidem suum ultimum sorciuntur finem,
adicientes dietam patriam dalfinatus suum habere magnum parlamentum supre-
mum a cuius determinatione non poterat resiliri — Et tandem eciam litters
habet insertam clausulam testamenti vmberti domini dieti Dalfinatus contenden-
tem quod dietus umbertus legavit dietum Dalfinstum primogenito recolende
memorie Regis philippi sub diversis conditionibus inter ceteras quod non possit
uniri regno ffranchorum nisi in casu in quo prefatum regnum imperio uniretur
et quod primogenitus dieti Franchorum regis qui pro tempore foret arma deferret
dalfinatus et alia ut in dictis certificatoriis litteris ad quas nos referimus hec
sunt lacius contenta — Visis eciam diversis rejuisitionibus protestationibus ac
cominationibus conservatoribus quam arrendatoribus iuris marcharum barchinone
residentibus factis per petrum Georgi secretarium illustrissimi dalfini duodecima
mensis octobris anno domini millesimo cecc. quadragesimo septimo contendentibus
quatenus dieti arrendatores seu collectores modo predieto compesterentar et se
abstineant cum dicta patria dalfinalis allodialis esset et in capitulis dietarum
marcharam nullo modo comprehensa in quibus eciam intersertam vidimus quan-
dem promissionem serenissimi ffranchorum regis data in parlamento Tholose
oetavo mensis augusti anno domini millesimo cece. quadragesimo septimo decla-
randam quandam aliam provisionem que dicebatur emanasse a serenitate dicti
ffranchorum regis data in Montepessulano septima oetobris anno domini Mille-
simo ecee. quadragesimo quarto per importunitatem aut inadvertentiam obtentam
extitisse et dietum illustrissimum ffranchorum regem declarasse intentionis pre-
fati illustrissimi ffranchorum regis nullatenus fuisse huiusmodi ius seu vectigal
quinque denariorum pro libra levari debere ullo modo de rebus et mereibus que
transvehebantur a dieta patria in dominia domini nostri Regis aragonum Et
econtra de dominiis serenissimi domini nostri aragonum regis in patriam dalfi-
natus quegue nullo modo intrant regnum ffranchorum. Et si alique summe pecu-
niarum ea occasione fuerint ab aliquibus mercatoribus exacte et solute aut pro
ipsis solvendis pignora capta ab aliquibus subditis suis in dictis marchis ius
habere pretendentibus eas voluit et iussit eisdem mercatoribus restitui, subditis
dieto illustrissimo ffranchorum regi intimavit provisionem in eadem hec vel illa
minime de sue beneplacito voluntatis procedere vel processisse et cetera ut in
dietis requisitionibus et provisionibus hec sunt lacius contenta — Visis respon-
sionibns tam per dietos conservatores quam arrendatores seu collectores propter
dictis requisitionibus ac protestationibus factis — Visa eciam ultima provisione
prefati illustrissimi dalfini data Valencie supra Rodannm tereia mensis julii Anno
expressis consentit de novo et sibi placet, dietum jus sen vectigal de prefatis
rebus et mercibus, que per dalfinatum et portus predictos absque ingressu dieti
regni ffranchorum modo antedicto transvehuntur colligi et levari nedum pro
tempore futuro sed eciam et in preteritum retrotrahi ut in dieta littera lacius
eontinetur — Visis inquam capitulis tam primis quam in additionibus supradictis
marchis inhitis — Visis eciam litteris eitatoriis usque ad sententiam diffinitivam
inclusive ad predietos arrendatores seu collectores a magestate nostra destinatis,
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 fi... Tofumente. 403
et eisdem presentstis — visa inquam declaratione super prefata fori declinatoria
per nos in processu facts, per quam providimus et pronunciarimus causam pre-
dietam nobis fore retinendam ac coram nobis tractandam et terminandam et
dictis conservatoribus non fore sen extitisse remittendam, que quidem declaratio
in rem transivit judieatam — visis pluribus aliis cedulis in multitudine oopiosa
in processu pro parte dietoram mercatorum oblatis et signanter supplicationibus *
vitimo post dietam deelarationem oblatis in quibus in effectu supplicabatur ad
merita cause procedi pronuncisrique et declarari ut supra in prioribus suppli-
cationibus diotum est, partemgue adversam in omnibus expensis eisdem condemp-
nari — visis eciam alüis hinc inde cedulatis et supplicatis et aliis videndis nil
dieti contingentibus ommittendo, facte quidem relacione in concilio nostro in
quo aderant plures juris utriusque doctores per fideles nostros petrum toste et
franciscum eolomerii doctorem et Gasparem vilana utriusque juris dootores die
que presenti ad audiendam sententiam utrique pertium assignats quam ad maio-
rem cautelam de presenti assignamus:
Sacrosanctis dei quatuor evangeliis coram nobis positis et reverenter
inspeotis deum habentes pre oenlis ut nostrum de vultu dei prodeat indieium et
oculi mentis nostre in hiis et aliis cernere valeant equitstem, ad nostram itaque
sententiam in hiis scriptie ferendam progredimur in hunc qui sequitur modum:
Cum igitar per merite dieti processus magestati nostre constet et sig-
nanter per litteras serenissimi regis ffranchorum et illustrissimi dalfini et per
requisiciones et protestaciones per secretarium dicti illustrissimi dalfini factas
et predictas litteras offlcilium diote terre dalfinatus et per capitula dietarum
marcharıım quod dicte terra dalinatus non est de regno et, dominio ffrancie nec.
est comprebenss in capitulis dietarum marcharum. Et per consequens dietum
jus marcharum quinque denariorum pro libra non posse nec debere exhigi seu
levari de mercibus atque rebus que transeunt per terram dalfinalem et portum
de boch et de Arles, et transducuntur ad Regnum aragonie absque transitu regni
franchorum. Ideirco per hanc nostram difänitivam sententiam pronuntiamus
sententiamus et declaramus dietum ins marcharum dietorum quingue denariorum
Pro libra non posse nec debere colligi exhigi sen levari de dietia mercibus atque
rebus que per dictam terram dalfinalem et per dictos portus de boch et de
Arles transeuntes transvehuntur ad dietum regnum Aragonum absque transitu
regni france. Et merito omnia pignora capts et exequtata a dietis mercatori-
bus et aliis quibuscungne seu ab ipais exacta seu per ipsos soluta debere eis-
dem pignoratis et ex equitate restitui et cum presenti integraliter restitui pro-
muntiamus et mandamus. Et cum hac eadem pronunciamus et declaramus can-
cellandas fore sicuti cum presenti cancellamus annullamus et abolemus omnes
et quascunque juris formas cautiones securitates et obligationes super hiis pre-
stites per dietos mercatores tam cum fideiussoribus pignoribus quam simplieiter
vel in viam sequestri quam aliter in posse dietorum conservatorum vel eorum
locatenentium vel dietoram collectorum seu errendatorum et aliorum quorum-
<unque officialium. Et in predictis dictos arrendatores dieti juris marcharum
cum hac eadem sententia condempnamus et dietos mercatores et alios quoscungue
a solutione dieti juris modo predicto absolvimus. Et dictis arrendatoribus impo-
nimus silentium sempiternum, Et eosdem arrendatores cum hac eadem sententia
im expensis condempnando earum taxatione nobis imposterum reservata. Et
<um hac eadem sentencia pronunciamus et declaramus inhibendum fore sicuti
404 Häbler
cum presenti inhibemus conservatoribus juris marcharum et eorum locatenentibus
ne de predictis tamquam in dictis capitulis marcharum non eomprehensis nee
ad eorum cognitionem pertinentibus modo aliquo se intromittant.
Lata fuit hec sententia per nos et de nostro mandato lecta et publicata
per fidelem secretarium dieti domini Regis et prothonotarium nostrum Bartholo-
® meum sellent notarium infrascriptum in quadam camera paramenti Castri reg;
ville perpiniani in qua Regium seu nostrum celebratur consilium, die videlicet hunc
ad ipsam audiendam sententiam partibus assignate intitulata vicesima octava mensis
Julii Anno a nativitate domini Millesimo quadringentesimo quadragesimo nono,
Regnique dieti domini Regis Sieilie citra farum Anno quinto decimo aliorum vero
regnorum tricesimo quarto, presentibus instantibus et dietam sententiam ferri
humiliter supplicantibus ffrederico ompiss mercatore alamanno factore et nego-
tiorum gestore ac Armando nigri procuratore dicte societatis de Jousompis Tea-
tonicorum et alioram mercatorum Cathalanorum pro una parte, pro parte vero alters
nemine comparente. Ac eciam presentibus pro testibus Errolo de veniis procaratore
regio comitatus Rossellionis et Ceritanie, Raymundo gilabert et francisco gasala
Regie curie negociorum promotoribus militibus, francisco castilionis et Anthonio
de mesa legum doctoribns Consiliariis regiis, antico martini scriptore porcionis
domus diete domine Regine. Johanne de bruscha procuratore pauperum et mise-
rabilium personarum in curia regia et plerisque aliis in multitudine oopiosa.
Pe. ortige ffe. Signum + Marie regine que hanc sententiam tulimus
eidemque sigillum Regium apponi jussimus impendenti. La Reyna.
Signum mei bartholomei sellent dicti serenissimi domini regis secretarir
eiusque auctoritate per totam ipsius terram et ditionem notarii publici. Qui pre-
lationi diete sententie interfui eamque de mandato dicte serenissime domine
Regine legi et publicavi et in hanc publicam formam redigens scribi feci et
elausi cum rasis et correctis in lineis. ... Bartholomeo sellent ex sententis
lata in consilio.
Archivo General de la Corona de Aragon. — Registrum 2852. — fol. 168
verso &c.
V.
1472—73. Zpätere Ginträge im Libre del dret.
Roohudes fetes per om Johan sallent collector del dret dels alamanys appellat dret regal
del primer dia do janer del any 1472 Ans per tet lo mes de deombre apres soguent em
le qual temps se oncl ım any complit, om lo’ qual any lo senyor Bey tench 1a ciutat
asitiada axi per mar com por terra.
Jan. Joban 3 bales: ab la nau d’en
8. strosach mer- 377 millers agulles de cap Patanti
caderalamany de tota sort. . . . . 36 scuts 20 gros
15 ® sedes de prch »- . 4 „ 2 „
4 dotz. bonets dobles . . 8 „ — »
48 dotz. ganivets de boemia
e dues scarcelles. . . 10 „ 15 „
Sa. 69 scuts , que a raho de 25 gros per
scut ® a 20 4 barchnes. per easen seat segons
„pache lo general valen 69 10 4 que a
raho de 4drx p. ® munta lo dret 2362 3.
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 fl). Dokumente. 405
Nor. Johan 2 balons: ex per lo ha-
16. strosach mer- 276 @ 1 oz. boto de coral laner d’en
caderalamany sortit. » - . . . . 715®12810 3 Bertholomeu
8 aludes: Gras
3 ooto blau . . . . BEIBE—.
1 miller de parternostres de
gayeta dauratse . . .! 8 scuts
1 pell de fusina . . . .
sums tot: 739 A 1885 5
al dret: 2 R687 5.
1473
Jan. Joh. Strosach 4 bales: ab lo balaner
a. 47 dotz. agulles de cap. . 40 scuts ', de Forbi
4 dotz. bonets doble . . 20 „
200 diners de compte, qui
valen de barchnes a raho
de 22 Bau... ER WACH
17 pesses e "5, tela de or-
land. 2 2.22..238,18,8,
21 dotzenes bonets dobles
EMS. By Andy
1miller deplomes descriure — „ 4»
suma de gro: 2586 9. 24R8#
lo libre gros = 186 @ gros = en Barchi-
nona252 81686 5. munta lo dret 48381 9.
Febr. Joh. Strosach 2 balons leutoras qui pesen entrada ab lo
8 2 gl. !, a raho de 10 balaner d’en
" scuts quintal 25 scut, Gras
e nolit 14 4 munta a
raho de 22 @ scut . . 844
al dre. — „9,5 d.
Mai Joushompis 8 bales tela de Alamanya
6 costen ab les messions
338 @ 2 8 6 5 barch-
nes a raho de 4dines® 5R 1288 3.
8. Johan 8 bales: entrada ab la
Strosach 6500 (jehlt) de totes sorts galeaga de flo-
90000 agulles de cap rentins
10 dotz. spalmados
6 scarcelles
10 peces de teleles d’alanıa-
nya blanques
32 peces teles negres
406
Mai la gran com-
29. panya de om-
31. hallar aleman.
Juni
19.
24. Joh. Strosach
27.
pis
ompis
ompis
Häbler
24 peces fustanes
4 dotz. bonete dobles.
costa tot 907 R 1086 9
e per messions
11 @ 10 8 sums tt 3198 —6 3
aldret5R6AAJ.
10 bales:
80 peces tela de alamanya
crues, ab les messions .
1 bala burch dobla . . .
1 bala dobla de bordat
1 bala masto dobla . .
1 bala grossa ramille . .
1 bala setzena canamassaria
entrada
2168 18 —
39,
49,
9, 6, —
18 „
3.
costa tot. 389 @ 4 aldret:
18 berrils canquilarie e
merceria, costen ab les
mession. . 2...
al dret:
2 bales:
829 ® 1 oz. 3 quarts co-
rals de tota sort. . .
55 A coto per stiba.
1 bala: 210 M coto blau .
1 balonet: 3 flassades car-
dades blanquee . .
sw 9R82.
entrada ab ia
galeaga de
160 @ — 4 — Florentins
2,18, 4
exida ab la
galeaga de
689 ® 15 843 Florentins
An 2n6,
4,12,2,
5» 18,—,
tot. 739 ® 10 8. al dret:
1 eostal:
102 oz. (sie) boto de coral
de tots sorts .
67 ® coto blau
4 ® coto per stiba .
128 8869.
RBB —
16,17, —,
non
tot 291 ® 108 al dret:
2 bales fustanes de alama-
nya en que ha 48 pesses
5 bales teles alemanes stre-
tes e crues, en que ha
50 pesses que costan
116 florins de ri a raho
del2ß6 Mori. .
per les messions:
aRıTR 29.
entrada ab la
galeaga de
Florentins de
retorn de Va-
lencia
BA 84 —
72, 10 —
2 uno
tot. 180 & 18 8 — munte lo
det 22000
3a -pio.
Tas Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Tofumente. 407
Aug. Joh. Strosach 3 bales: entrada ab les
2 aleman 83 dotz. bonets dobles e galeages de
senas. 44 ® 16 8 gros. Venecians
1 drap negre, tira a 26 al-
2 4 @ 16 4 gros
"suma 498 1 118 arabode 4® 88 per libra
gros: 218 A — per port e messions: 18 a.
10 8 munta tot: 231 @ 10 8 dret:3R 1782 3.
9. Joushompis 1 bala: exida ab una
67 A boto coral de tote nau bizcaina
BE. ERBE 75
18 ® coto per stibe. 2. 1, By
73 ® coto blan .. 17, 6, 9,
suma:1858@1384 Jdret: 38 18115.
Oct. Joh. Strosach 1 costal: exida per
9% 165 ® 5 oz. boto de coral terra
de tots sorts . . . . HTR 5810 5
10 W eoto de stiba . . . Inn,
suma:448 8 5810 Jdret: 7M 96 5.
. Valter ynger 9 bales: entrada ab la
102 pesses tela de alemanya galera de
ab les messions . . . 883 128 — florentins
75 pesses teles tintes en
cdlors per gipons . . 210. — „ —
18 pesses aynots. . . . My, .—
40 miges pesses teles dor-
landa.. 2... 20, ,.—
7 timbres 11 marcs gibilins M.-,-
400 arminis. . 222: 20. -à —
4000 pells de Iatises .. BB. -. -
1 capsa de cordes de aut 2 ,--, —
1 caxa: 70 ® coral exint
demar 2222. Mu -n—
suma 1260 ® 12 8 dret: 20816810 5.
Dec. Enrich alle 2 carratells de pinyons. . 4M 68 — 5 exida ah la
3. äret: —. 1, 5 „ galera de
fiorentins.
vi.
1475, April 21. Louis XI erjegt den Humpiß und ben Mötteli den Schaden, ben
fie bei Wivero durd feine Untertanen erlitten haben.
a
Loys par la grace de Dien Roy de france a nos amez et feaulz les ge-
aeraux Conseillers sur le fait et gouuernement de toutes nos finances salut et
408 Häbler
dileetion. De la partie de nos chiers et bien amez Jossempys et autres de sa
compagnie de la Ville de Rauesport en Alemaigne nous a est6 expose que puis
aucun temps en ga ils auoient charg6 et fait charger certains biens denrees, Et
marchandises es galleasses appell6es ferrandines, lesquelles galleasses depuis
auoient est6 prinses par aucuus gens de guerre nos subgez estans sur Ia mer,
qui aussi en icelles auoient prins lesdiz biens denrées et marchandises appar-
tenans audit Jossempys et ses compaignons. Auecques ce nous ont fait re-
monstrer que la dite Ville de Rauesport dont: ils sont habitans est l’une des
Villes de la grant ligue d’Alemaigne qui sont nos amis, confederez et alier.
En nous requerant qu’il nous pleust les faire payer restituer desdiz biens, den-
res et marchandises on de la valeur dicelles, quilz ont estims et estiment a la
somme de deux mil trois cens soixante et dixhuit escus. Et combien que la
prinse d’icelles galleasses et marchandises ait este faicte sans nostre sceu et
consentement, parquoy et pour autres causes qui plus a plain ont este veues en
nostre Conseil ne soyons tenuz de faire aucune restitution des choses estans en
icelles galleasses, mesmement qu’elles venoient des pays de nos ennemis et
d’autres a nous rebelles et desobeissans, et y auoient port& et aussi en rap-
portoient aucunes choses prejudieiables et dommageables a nons et a nostre
Royaume, aussy que desdites marchandises n’est riens venuz en nos mains ne
a nostre proffit. Ce neant moins par la singuliere amonr que nous auons =
ceulx de ladite grant ligue d’Alemaigne comme a nos bons amis, confederez et
aliez dont les aucuns, et mesmement ceulx de la Communite de Berne en ont
eseript pour ceste matiere, pour consideration de la grant amour et affection
qu’ils ont monstr6 et monstrent par effect, desirans aussi leur monstrer la faueur
en laquelle pour contemplacion d’eulx nous voulons a tous les habitans des lieux,
Villes et pays de ladite ligue, Nous sommes liberallement condescendnz & faire
restituer lesdiz Jossempys et ceulx de ladite compaignie de ladite somme de
deux mil trois cens soixante et dixhuit escus, a quoy comme dit est, ils ont
estimez lesdiz biens, denrses et marchandises qu'ils auoient esdites galleasses
lors quelles furent prinses. Et pour ladite restitution auons ordonn& leur faire
paier sur nos finances Ja somme de sept cens trois liures tournois par chascun
an, jusques a ce qu’ils soient entierement payez de la dite somme de deux mil
trois cens soixante et dixhuit escuz.
Si voulons, vous mandons et enjoignons expressement que par nostre ame
et feal Conseiller Jehan Brigonnet Receueur general de nosdites finances ou
autre qui pour le temps auenir sera, vous sur icelles nos finances faites payer,
bailler et deliurer audit Jossempys et a ses Compaiguons, ou & son procureur
souffisamment fond& pour luy ladite somme de sept cens trois liures tournois
par chascun an, a commancer le premier an au premier jour d’Octobre prouchain
venant, et leur continuez semblable somme d’an en an jusques a ce qu’ilz soient
entierement payez de ladite somme de deux mil trois cens soixante et dixhuit
escus. Et par rapportant ces presentes signees de nostre main ou vidimus
@icelles fait soulz scel royal auecques quictance ou recongnoissance sur c&
souffissante du dit Jossempys, nous voulons ladite somme de sept cens trois liures
tournois par chascun an, ou ce qui en aura este pay& estre allou6 es comtes et
rabatu de la recepte dudit Jehan Brigonnet, ou d’autre qui sera nostre Receueur
general au temps auenir par nos amez et feaulx gens de nos Comptes ausquels
nous mandons ainsi le faire sans diffieulte. Et en oultre voulons et decernons
Das Zolsuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff). Dofument. 409
que le vidimus de cesdites presentes faiot sous scel Royal vaille estat et röolle
audit Brigonnet ou antre nostre Receueur general present et auenir pour les
sommes qui auront est& paydes a la canse dessusdite, sans ce que besoing luy
seit d’en auoir de nous autre röolle ou acquict pourueu que par chascun an il
wera tenu de escripre ou faire eseripre au doz de ces dites presentes les paye-
mens qui auront este sur ce faiz. Et que au dernier payement et parfournis-
sement de Indite somme ledit Jossompys, ou son procureur ou Commis sera
tenu rendre et bailler a nostre dit Receuenr general ce present original, pour
le rendre et apporter sur son compte en nostre dite Chambre des comptes. Car
ainsi nous plaist il et voulons estre fait, nonobstant que les dites sommes ne
seient enrotul6es chascun an es röulles de nostre dit Receneur general et quels-
conques restrinotions, mandemens ou deffenses a ce contraires. Donn& a Paris
le vingt et vniesme jour d’Auril l’an de grace mil quatre cens soixante quinze,
&& de nostre regne le quatorziesme apres pasques. Ainsi sign6 Loys.
Par le Roy, vous l’Enesque d’Eureux et plusieurs autres presens.
" Le Gouz.
b.
Loys par la Grace de Dieu Roy de France, a nos amez et feaulx les
generaulx Conseillers sur le faict et gouuernement de toutes nos finances salut
et dilection. De la partie de nos chiers et bien amez Joffroy Mathelin et autres
de la compaignie de la Ville de saint Gille en Alemaigne nous a est6 expos6,
que puis aucun temps en ga ile auoient charg6 ou faict chargier certains biens,
denrees et: marchandises es galleasses appellees ferrandines, lesquelles galleasses
de puis auoient est& prises par aucuns gens de guerre nos subjetz estans sur
la mer, qui aussi icelles auoient prins desdiz biens, denr6es et marchandises
appartenans audit Joffroy et ses compaignons. Aneoques ce nous ont fait re-
monstrer que ladite Ville de saint Gille dont ils sont habitans est l’wne des
Villes de la grant ligue d’Alemaigne, et de la Communit& de Berne qui sont nos
amis, confederez et aliez, en nous reguerant qu’il nous pleust les faire payer et
restituer des diz biens denrees et marchandises ou de la valleur dicelles qu’ils
ont estim& et estiment a la somme de mil six escus. Et combien que la prinse
d'icelles galleasses et marchandises ait est faite sans nostre sceu et consente-
ment parquoy et pour autres causes qui plus aplain ont est& veues en nostre
Conseil ne soyons tenus de faire aucnne restitution des choses estans en icelles
galleasses, mesmement qu’elles venoient des pays de nos ennemis et d’autres a
nous rebelles et desobeissans. et y auoient porte et aussi en rapportoient aucunes
choses prejudiciables et dommageables a nons et a nostre Royaume, aussi que
desdites marchandises n’est riens venu entre nos mains ne a nostre proffit. Ce
neantmoins ponr la singuliere amour que nous auons a ceulx de la dite grande
igue d’Alemaigne comme a nos bons amis, confederez et aliez, dont les auenns
et mesmement ceulx de ladite Communit& de Berne nous ont escript pour cette
matiere. Poor consideration de la grant amour qu’ils nous ont monstr& et mon-
atrent par effect, desirans aussi leur monstrer la faueur en laquelle pour con-
templation d’eulx nous voulons auoir a tous les habitans des lieux Villes et
pays de ladite ligue. Nous sommes liberallement condescenduz a faire restituer
lesdiz Joffroy Mathelin et ceulx de ladite compaignie de ladite somme de mil
six escas, a quoy comme dit est ont estim6 lesdiz biens, denr&es et marchandises
qu'ilz auoient esdites galleasses, lors qu’elles furent prinses. Et pour ladite
440 Häbler
restitution auons ordonn6 leur faire payer sur nos finances la somme de demx
cens quatre vingtz dix et sept liures tournois par chascun an, jusques a oe
qu’ils soient entierement payes de ladite somme de mil six escus. Si voulons,
Vous mandons et enjoignons expressement que par nostre am6 et feal Conseiller
Jehan Brigonnet Receueur general de nosdites finances ou autre qui pour le
temps auenir sera vous sur icelles nos finances faites payer, bailler et deliurer
audit Joffroy Mathelin et ses compaignons, ou a son procureur souffsament
fonds poor luy ladite somme de deux cens quatre vingte dix et sept liures par
chacun an, a commancer le premier an au premier jour d’Octobre prouchain
venant, et continuer d’an en an jusques a ce qu’ils soient entierement payex de
ladite somme de mil six escus. Et par rapportant ces presentes signöes de
nostre main, ou vidimus d’icelles fait soulz scel Royal auecgues quietance
ou recongnoissance sur ce souffisante audit Joffroy Mathelin, nous voulons ladite
somme de deux cens quatre vingtz dixsept liures tournois par chascun an, on ce
qui en aura est6 pay6, estre allou& escomptes et rabattu de la recepte dudit
Jehane Brigonnet ou d’autre qui sera nostre Beceuenr general au temps auenier
par nos amez et feaux gens de nos Comptes, ausquels nons mandons ainsi le
faire sans aucune diffculte. Et en oultre voulons et decernons que le vidimus
de cesdites presentes faict sonlz scel Royal vaille estat et roolle andit Brigonnet
ou autre nostre Receuenr general present et auenir pour les sommes qui auront
est6 paybes a la cause dessusdite, sans que besoing luy soit d’en auoir de nous
autre röolle ou acquit, pourueu que par chascun an il sera tenu descripre ou
faire escripre au dos de cesdites presentes les payemens qui auront estö sur oe
faiz et que au derrenier payement et parfournissement de ladite somme ledit
Joffroy ou son procureur ou Commis sera tenu rendre et bailler a nostre dit
Receueur general pour le rendre et rapporter sur son compte en nostre dite
Chambre des comptes. Car ainsi nous plaist il et voulons estre fait, nonobstant
que les dites sommes ne soient enrotul6es chascun an es roolles de nostre dit
Receueur general et quelsconques restrinctions, mandemens ou deffenses a ce
contraires. Donn& a Paris le vingt uniesme jour d’Auril Yan de grace mil
quatre cens soixante et quinze, et de nostre regne le quatorziesme apres pasques.
Ainsi sign& Loys.
Par le Roy, vous l’Enesgue d’Eureux et plusieurs autres presens.
Le Gouz.
VI.
1475, Mai 21. Louis XI ordnet bie Aufbringung des Geldes an, welches als Ente
ſchadigung an bie Humpiß und Mötteli zu bezahlen war.
Loys par le Grace de Dien Roy de France, a nos amez et feaulx les
generaulx Conseillers par nous ordonnez sur le fait et gouuernement de toutes
nos finances salut et dilection. Comme puis n’aguieres par nos lettres pattentes
a vous adressans, et pour les causes dedans contenues vous eussions mandé
faire payer par nostre am6 et feal Conseiller et Beceueur general de nos finan-
ces Jehan Brigonnet des deniers de nos dites finances a commancer da premier
jour d’Octobre prochainement venant aux personnes cy apres declardes les som-
mes de deniers qui s’ensuiuent. C'est assauoir a nos chiers et bien amez Jos-
sompys et antres de sa compaignie de la Ville de Rauesport en Alemaigne la
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1496 ff). Dokumente. 411
somme de sept cens trois liures tournois par chascun an jusques a ce qu’ils
soient entierement payes de la somme de deux mil trois cens soixante et dix’)
escuz qu’ils dient auoir perdue en marchandises, qu’ils auoient es galleasses
nomme6es ferrandines, a Joffroy Mathelin et autres de sa compaignie de la Ville
de saint Gille an dit pays d’Allemaigne la somme de deux cens quatre vingz dix
sept liures tournois par chascun an jusques a ce qu’ilz soient entierement payez
de la somme de mil six escuz qu’ilz dient semblablement auoir perdue esdites
galleasses. Et a Conrart Hannequis et Pierre Scheffre marchans bourgeois de
la Cit6 de Mayance au dit pays d’Alemaigne la somme de huit cens liures tour-
nois par chascnn an, jusques a ce qu’ilz soient aussi entierement payez de Ia
somme de deux mil quatre cens vint cing escus trois solz tournoie a quoy ils
ont estime la valleur de certains livres qu’ils dient anoir perduz en nostre
Royaume au moyen de Vaubenage a nons aduenu par la mort de Hermen de
Statboene leur seruiteur et commis de par eulx pour les vendre en ce dit
Boyaume. Lesquelles sommes montent ensemble par chascun an a la somme de
dix huit cens liures tournois. Et pour ce que a l’occasion des grans charges
qui de jour en jour nous. seuruiennent au fait de nosdites finances doubtans
que les sommes ainsi par nous donndes et ordonnees aus dessus diz Alemans ne
leur fussent entierement payees voulans les relener et preseruer de dommage
auons cejourd’hui decerné et ordonne decernons et ordonnons par ces presentes
que ladite somme de dixhuit cens liures tournois se prendra doresnausnt par
chascun an et jusques a fin de paye des sommes ainsi a eux deues et sur
le prouft reuenu et emolument des deniers qui pourront venir ens a cause de
certains p6ages et treuz par nous ordonnez estre mis sus ceste presente année
sur certains marchandises allans et venans par nos pays de Berry, Niuernois,
Bourbonnois, Lyonnois et autres lieux pour le payement et soulde de certaines
gens de guerre estans en garnison en la Ville de Besize pour la tuition et deffense
des pays de par dela, la valeur et reuenu desquels treuz et peages pourra bien
monter et valoir, ainsi qu’on espere, a satisfaire et fournir a la soulde desdiz
gens de guerre, et au payemant de la dite somme de dixhuit cens liures tournois
par chascan an ainsi ordonns ausdiz Alemans de recompense jusques a pleine
satisfaction de leurs pertes, sans qu’il soit besoing faire mettre sus aucun peage
ou treu nonueau pour l’indampnit& et desdommagement desdiz marchans Alemans
ainsi que auons ordonne et deliber6 faire par nos lettres patentes adressans a nos
amez et feaulx Conseillers le sieur de la Barde nostre Chambellan Bailly de
Mascon et seneschal de Lyon et Michiel Gaillart l’vn de vous generaulx. Si vous
mandons et expressement enjoignons que s’il aduenoit que la valleur desdiz
peages et treuz ne peust entierement satisfaire tant a la paye et soulde de
nosdiz gens de guerre estans a la Charit& comme dit est et ala dite somme de
dixhuit cens liures tournois par nous ainsi donnee et ordonnée ans dessusdiz
Alemans, vons en ce cas par les Esleuz dudit pays ou autres que verrez estre
a faire faictes mettre sus, asseoir et imposer oultre et par dessus le payement
de nos gens de guerre, et autres charges que y pourrions ordonner ce que ledit
peage et treu nouucau pourroit moins monter que le paiement et soulde desdiz
gens de guerre estans a la dite Charit6 et lesdiz dixhuit cents liures tournois
') Nota qu'il y a ici erreur: il faut 2878 escus comme il est prouv& par
les pieces precedentes.
412 Häbler
<hascun an pour la recompense desdiz marchans Allemans le plus justement et
egallement que faire se pourra, le fort portant le foible. Et a ce faire et souffrir
faictes par lesdiz Esleuz contraindre tous ceulx qu’il appartiendra par toutes
voies et maniöres deues et en tel cas requises et accoustumdes. Et pour ce
que de ces presentes on pourra auoir a faire en plusieurs et diuers lieux pour
en faire les assiectes, nous voulons que au vidimus verifi6 de nous soubz scel
Royal, foy soit adjonstee comme a ce presept original. Donne a l’Abbaye de la
Vieteire le vingt vniesme jour de May l’an de grace mil quatre cens soixante
et quinze et de nostre regne le quatorziesme.
VII.
149%. Aus. dem Reiſeberichte des Hieronymnd Monetarins.
(f. 116 recto) De honore nobis exibito.
Erant autem inter ceteros mercatores alemanos Georius Raesp ex Auguste,
Erhardus Wigandt franck dietus ex mergeten opido franconico, Wolfgangus
ferber ex Ulma. Similiter frater Johannes de ordine francisci quem doctor
Stahel bene noscit. Item Nicolaus amicus suus et Leonardus qui habet fratrem
in domo teutonicorum Nuremberge. Qui inenarrabiles nobis honores exibuerunt.
Invitati ad eorum domos ex solo auro et argento et bibimus et comedimus; more
<athelanorum astiterunt continuo musici cum diversis generibus instrumentorum,
ut recresremur &c.
(fo. 122 verso) De domo mercatoram.
Negotistio et mercantia totius hispaniae ante annos 50 maxima erat in
barcilona sicut nunc negotiatio germaniae altae maxime est in nuremberga. Sed
propter seditiones et intestinum bellum barcilone mercator se ad valenciam recepit,
Ubi nunc caput est. Ibique hodie edificant praeclarissimum domum quam loyam
vocant. Ubi conveniunt mercatores et sua negotia tractant. Est domus alta ex
secto lapide et columpnis nobilibus fabrefacta, cuius latitudo est passuum 32 et
longitudo 62. Et est consumata usque ad testudinem que eito etiam fiet......
Almani autem mercatores hainricus Sporer et Conradus humpiss ambo ex Rafes-
purg et familiares eorum tantum nobis praestiterunt honorem eundo et redeundo,
ad singule nos invitando &c.
(fo. 123 verso) De fructibus hispanie.
Valentinus ut dixi ager fertilissimus est, fertque plurimos fructus quae
exportantur in alias regiones. Ex quibus maximum proventum habent. Nomi-
narunt mihi mercatores almani qnamplura quae non omnia possum recensere.
Inter cetera copiosissime naseitur zuccaram canne. quod in quadam domo vidi
coquere innumerabili copia. O quod formas vidi in quas fundunt zuccarum, et
massas piramidales faciunt. Erat labor meximus cum multis familiaribus. Vidi-
mus clarifacere, coquere, quod subtilius erat, excerpere, zuocarum candi conficere.
Erat nobis praeclarım spectaculum. YVidimus etiam cannas quomodo nascuntur,
et comedimus succum ex cannis extrahendo. Dixit mihi patronus offieinae homo
nobilis et fidedignus, quod in locis Valencie, ubi nascitur, fiant annuatim circa
000 kargi (decem milia centenarii Nurembergenses).
Nascıtur etiam et conficitur seta in maxima copia et bona. Et habent
Auplieia arbusta quorum foliis cibantur vermes sete. Primum arbustum est morus,
qui fert moros et fractus, cuius folüis in italia vermes cibant, ut florentiae, venetiis,
Das Zollbuch der Deutſchen in Barcelona (1425 ff). Dotumente. 413
bononie. Alia est arbos similis moro, sed non fert fructum. Et habet folia ut
populus viridia et duleis. Ex illo abant suos vermes. Vidimus officinas infinitas
in Valencia ubi setam conficiunt.
Naseitur etiam hic in copia grana qua tinguntur nobilissimi panni. Et
est scutex parvus et folia habet parva crispa et tota spinoss. Et grana eius
in novembre apparent viridia et in mayo dum sint matura fusca et subrubea
sunt. Et habent formam granorum Juniperi. Et vendunt libram pro uno ducato
et plus, quod diu oportet colligere antequam pauperes libram comportent, sicut
in polonia fit: cum Kerme et cotro et Kermesin.
Habet item oleum et duleissimum in maxima copia. Numguam vidi maiores
baccas olivarum et adeo dulces.
Habundat item in lana mirabiliter qua ad Januam et venities vehitur.
Et etiam in civitate valencie et toto regno nobiles pannos confleinnt.
Habet item nobilissimum vinum in morfedra, quod olim saguntum voca-
batar. Et tempore glorie Romanorum in flore erat et quasi ad mare erat pro-
longata nunc ut alia cecidit et minor facta est. Educitur etiam ex villa alakant
maxima copia vini nobilissimi ad angliam et Germaniam bassam.
Similiter integre naves cum uvis passis exsiccatis et optime a saracenis
preparatis per totam europam sparguntur, ad Angliam franciam almaniam, yta-
liam, &e.
Habet etiam ficus, risum, mel, quod dulcissimum ferunt apes ex floribus
rorismarini, item ceram.
Item pelles de corio mutonum &e. qui adeo bene tinguntur variis colo-
ribas et praeparantur cum succo aranciarum et aliis, ut nihil superins.
Habet item spartum quod est genus vinnis [lies viminis) et lunceum ex
quo cordas maximas faciunt sicut vidimus in portu maris alakant. Et integras
naves plenas ad alias regiones mittunt.
Ante omnia habet quoddam genus luti et argille quod alibi non reperitur.
Ex quo tam magnas ollas conficiunt ut vasa vini crederes. In quorum aliquas
3 aut 4 amphore, apud nos: aymer, ingrediuntur.
Item scutelle disci Aale et multa id genus adeo subtiliter finguntur, colo-
rantur, ut auro argentoque decorata crederes, quae omnia integris navibus plena
ad Venecias, florenciam, Sibiliam, portugalum, avinionem, lugdunum &e. empta
transferuntur. Et sunt isti figuli homines bene habundantes. Quid plura? mira-
bilis in terris dominus.
Omitto erocum, qui in bona quantitate naseitur. Similiter anisum, feni-
culum, poma eitri &c. que omnia-non sufficio recensere. Item eiminnm in ma-
xima copis, quod ex alakant ad flandriam mittunt. Similiter cartamus quem
vulgo safflar vocant. Crocus pluestris pro tingendis pannis Similiter rubes
tincta ......
(fo. 180 recto) Dixit mihi quidam mercator fldedignus Jodocus Schedler
Almanus ex oppido Kempten qui mercantiam nomine societatis ex rafenspurg ad
multos annos exercuit, nobisque magnum honorem exhibuit, ille inguam dixit
quod multis annis in praefato loco satis parvo ad 70 some amigdalorum na-
scuntur et ad flandriam, angliam et alia loca vehuntur.
(Mscpt. der Kgl. Hof- u. Staats-Bibliothek München.)
414
A.
acer (aud atzur (P), cer), Stahl.
acie, fig?
agarich vral. aguarich.
agua (aygua), Wafler (9).
aguarich (agarich), Baumſchwamm.
agulla, es, Nabel. — de cap, Stednabel.
aleve (ferro), Riegel.
allana, sogues per (?) vrgl. sogues.
almesch, Moſchus.
alna, Elle.
aluda, Schaffell, Sad von Fell.
alum, Alaun.
amida (fil d’), Garn von Ymuiben ?
ample, [weit] burch — [Eigenname?].
anellet, ces, Ring.
anyna, es, Lamm, Lammfell.
arench, Hering.
argent (fl d’), Silberdraht.
armoniach (sal), Ammoniaf.
arnes, Harnifd.
arroba (rrova), Gewicht von 30 Pfund.
arrog, Reis.
atzur, blauer Farbſtoff? ſiehe auch acer.
aur (= or), Gold.
ayguaros Roienlitör.
aynots, von Hennegau, Hainaults.
B.
bagadell [fein] Drogue, beſ. als Qualität
ober Probutt bes Inbig.
bala, es, Ballen.
baladi lieicht) Drogue?,
balaguer, von Balaguer, Qualität des
Safran.
balesta (fl de), Armbrufl(fehne).
batonet | gaften die. Gormen.
bancalls, Deden für Bänfe xc.
baral, aß.
barbari, Barbaresfenlänber.
barber, Barbier.
barberi vrgl. barbari.
barra de ferro, Stabeijen.
barret, Hut.
barilet .
barril Fa.
batut, getrieben.
Häbler
berberi, vrgl. barbari.
blanch, blanques, weiß.
blau, blau; ob wirflid in Verbindung mit
Baummolle bie Farbe, ober nicht viel:
mehr eine Qualität zu verftehen, bleibt
fraglich
bombarda, Geſchũtz.
bordat, geflidter Stoff.
bota, Faß.
boto de coral, Knopf⸗, Perl⸗Korallen.
brazil, Farbholz.
briango, Gewebe (von Briangon ?).
bridell, Zügel.
bruffol, braun (Bucebaum?).
burch, Gewebe (von Burg?).
©. (für g vrgl. aud) 8.)
cabaca, Spaten.
gabater, Schuſter.
eadenat, Kette.
calafatar, falfatern (ein Schiff).
ealderon, Kochkeſſel.
cama, Unterſchentel.
cahamag, Hanfwaren, Hanftuch.
canasta, Korb.
canejad, von Hanf gemacht.
eanelobres, Kanbelaber.
canem, Hanf.
canemaceris, Hanfwaren.
canguilaria, Meſſingwaren.
canyamas == cañamaq.
canyella, Zimt,
cap, Stüd.
— agulla de, Stednabel.
capell, Hut.
cardat, geftempelt.
carratel, Fähgen.
carregua, Laft (= 3 quintal).
cascavell, Schelle.
cavet, Gewahrfam.
caxa, caxes, Kifte.
eayro, Würfel,
ger = ucer.
cerval, lop — Luce.
cest, Kifte.
eiutada, Bürger.
elavo, Nagel.
cobertor, Dede.
Das Zollbud der Deutſchen in Barcelona (1425 ff.).
coexigues, Kıffen ?
cofin, Korb.
coltell, Meffer.
comi, Kreuztümmel.
compte, diner de — Bargelb.
oonfits, Eonfituren,
conil, Kaninchen, Hafe.
contrafet, nachgeahmt (Qualität d. Safran).
eoral, Koralle
oorallet, Pfeffer.
cordes, Leine, Strid, Seil.
eorreces, Harnifd).
correge, es, Riemen.
ort, kurz?
cortar, fchneiben.
corterola, Rolle (für Garn).
costal, Sad.
costanga, Gewebe von Konſtanz.
eot, Wetzſtein.
eoto, Baumwolle
coure, Kupfer.
erun, roh, ungebleicht.
euller, Löffel.
cuxa, Oberſchentkel.
euyaca, Pelʒiade (?).
enyaraces = correces.
enyro, Leber.
enyta, Sub (vom Buder).
datil, Dattel.
datze').
daurat, vergoldet.
devantbrassos, Armſchienen.
ästellat, beftiliert,
dotzen, Dutzend.
drap, Tuch, — de Li, von Lille.
empolet, poliert.
enpelomar, fil d', Hanfzwirn.
ensens, Weihrauch.
entrada, Einfuhr.
estany, Zinn.
exida, Ausfuhr.
falcon, Zalte,
faldeta, Gewand.
) Bebentung nicht zu ermitteln.
Dokumente.
415
j fardell, Bündel, Pad, Sad.
fays').
feltre, Filz.
ferro, Eifen.
fideus, Nudeln?
Agua, Zeige.
Al, All, Garn, Faden, Draht.
Alat, neiponnen.
flassada, wollene Dede.
for, Blüte (Drogue).
flor de maeis, Muskatblüte.
floret, rot (Qualität ber Korallen).
fogot, Fa.
formatge, Käfe.
fuina, Marder.
fulla, Blech, Blatt.
fusina = fuina.
fusten, Barchent.
@.
ganivet, Meſſer.
garich, vrgl. aguarico.
gayeta, Gagat.
gengibre, Jugwer.
gibilin, franz. zibeline, Zobelpelz.
giot).
gipon, Wams.
girofle, Gerirznäglein.
golf (Golf), Qualität des Indig.
gorfio, Johannisbrot (9).
grana, voter Farbftoff (Eochenilfe).
— paradis, Parobiesförner.
grillons, Fußfcellen.
grision, von Graubünden ?
grosso, groß.
grosso, Gros (von 12 Tugend).
gruell, grobfömig (2).
guanivet, vrgl. ganivet.
guardapuls, Staubfhüßer (am Bagın).
L
indi, Indig.
infant, sind.
L. (im Aulaut oft verdoppelt.)
lacha, Lad.
lana, Wolle,
416
latisses [Tierfelle].
lsuna, Bled.
laut
— = leuto.
leny, Fahrzeug.
lestat, gereinigt.
lesut, Fahrzeng.
lentilla, DMejfingware.
leutora !).
leuto (lauto, lauto), Meſſing.
levador, Träger (?)
li, Flachs.
Li, drap de — Lille, Tuch von —
libra, Pfund (Gewigt = 16 onzas).
— Pumd (Münze = 20 sueldos).
lit, Bett.
lonch, lang.
lop, Wolf.
mM.
macis, Musfatblüte.
-malvesia, Malvafier.
manyopes, Stahlhandſchuh.
marc, Marf (Gewicht von 8 Unzen).
marg, Wiefel,
march = mare.
mas — masso.
masso, Maß (Raummai).
masto [Gewebe].
menudo, flein.
merceria, vermifchte Waren.
mession, Unfoften.
miller, Taufend.
mirall, Spiegel.
momia d’indie [Droguen].
N.
narda, fil de, von Oudenarde.
nebres, von Nevers (?).
negrant, ſchwaͤrzlich (Roralle).
negro, ſchwarz.
nexiu').
nirrons d’india, Myrrhen (2).
nolit, Fracht.
nostad(es), nou(s) — Musfatnur.
nou, Nuß,
Bedeutung nicht zu ermitteln,
Häbler
©.
onza, Unze, Lot (= "hs Pfund).
or, Geld.
orta [Gatten], Qualität bes Safran: Ort:
fafran.
P.
pan, Brot, de figua, Feigenbrot.
pansa, Rofinen, getrocknete Trauben.
paper, Papier.
paradis, vrgl. grana paradie.
parel(l), Baar.
parges, Lederriemen.
passa floret, geängend —, tief — tet,
Qualität der Korallen.
pastel, Paſtell, Waid.
paternostres, Perlen.
pebre, Pieffer.
pell, el, Haut.
peloso, von Fell (Hüte), raub.
perla, Perle (echte).
pes, Bewicht.
petit, Hein.
pez (peces), Stüd.
pint, Kamm.
pintat, gemalt, bebrudt.
pinyon, Pinienfern.
pit‘),
plen, voll.
plom, Blei, — de seriure, Bleiſtift.
pocha, Mein, wenig.
pole = pols (?).
pols, Staub.
polvora, Pulver — de bombarda, Schleb-
pulver.
pont, Gewicht.
porch, Schwein.
Q.
quarratel vrgl. carratel.
quart, Quart (= '/, Loth.
quenmanguen, Gemmingen (?}.
quintal, Zentner (== 120 Pfund).
BR.
rabos, Jude.
raho, 4, im Verhältnis von.
rasor, Schabmeffer.
Tas Zollbuch ber Deutſchen in Barcelona (1425 ff.). Dokumente.
rassa, geglättet.
realgar, Arſenit.
reor, Schabmejler.
reseta [Eifenware].
regnad, zugeteilt.
retavla, Altarblatt (?).
retingot (Ortsname ?).
rett, Nep.
roba, Ware.
roge, Rötel.
roiso [Zierfel].
rrova = arroba.
8.
sabater (gabater), Schuſter.
sach, Sad.
saffra, Safran.
sal, Salz.
—— Salpeter.
sarzil, Wollenſtoff.
saxr = sachs.
saya, Kittel.
scarcella, Lederbalſe, Ranzen.
serinre, ſchreiben.
seudela, Napf.
sedes (de porch), Borſten.
selana, Gewebe aus Seeland (?).
seno, tinfad.
ser, Wache.
setzens, ſechzehn Stück?
soch(s), Hoiſchuhe.
sogue(s), Leine Tan.
sort, Sorte.
sotil, fein.
soze, Soda.
spalmado').
') Bebeutung nicht zu ermitteln.
BWürtt. Bierteljahräg. f. Landeigefä. R.F. ZI.
417
speron, Sporn.
spinalt, gedreht.
stanyada, mit Meffing überzogen.
stesores (= tisores), Schere.
stiba, Verpaduny.
stoig, Futleral.
stopa, Werg.
stoparol, Schiffsnagel.
strep(s), Steigbügel.
sucre, Zuder,
T.
taga, Taſſe.
talladura, Schnitzware.
tartar, Tartaricum,
taula, Tafel.
tela, Gewebe, Leinwand.
tetxaria, Dachplatten.
timbre, Zimmer, 60 Stüd Felle.
tint, gefärbt.
tiret, Gürtel.
tisores, Schere.
tonel, Tonne,
tranchador, großes Meffer.
V.
venda, zum Verkauf, Qualität der Baum:
wolle.
verdet, Grünſpan.
vergnat, Gewebe von Auvergne (P).
vermell, tot.
vert, grün, roh.
vidre, Glas.
vilatge, Dorf, Qualität des Hanf.
vinten [Gewebe].
x.
xarch, [aus dem Drient?].
Ierein für Kunk und Altertum in Mm und Oberſchwaben.
Ein Gelehrtenkongref in Ulm aus der voracht-
undbierziger Zeit.
Zugleich ein Beitrag zur deutihen Gelehrtengeſchichte.
Ein Vortrag.
Einer Anregung unferes Herm Schriftführers folgend, auch einmal
etwas zu ber Unterhaltung an unfern Abenden beizutragen, wage ich es,
nit ohne Schüchternheit, Ihnen Mitteilungen zu machen in diefem Verein
für Kunft und Altertum über einen Gegenftand, ber weber auf hohe
Altertümlichleit noch auf ein befonders Fünftlerifches Intereſſe Anſpruch
bat. Wo man gewohnt ift, über den jtolzen Bau bes Münfters, feine
Geſchichte, feine Kunftihäge oder über die Wafjerbauten und bie Ring:
wälle in den Thälern und auf den Höhen umferer Alb, die vor Jahr:
taufenden angelegt mwurben, ober auch über die alten Geſchlechter und
Zünfte der ehemaligen Reichsſtadt Aufklärung und Belehrung zu erhalten,
da wird man bem Berichte über eine Verfammlung von Gelehrten und
Lehrern, die vor kaum ſechzig Jahren in den Mauern unferer Stadt fi
abgefpielt hat, nur eine ganz beſchränkte Beredhtigung zuerfennen und nur
ein geteiltes Intereffe widmen. Der Umftand jedoch, daß alle die Teil:
nehmer diefer Verfammlung längft unter dem Rafen ruhen und daß doch
andererfeits die babei hervortretenden Perfönlicfeiten den Älteren unter
uns mande Anknüpfungspunfte einer vertrauteren Erinnerung bieten, daß
manche lokalgeſchichtlich nicht uninterefjanten Zuftände und Begebniffe ſich
in die Sache verflechten, daß enblih wie die Gegenfäge von einft und
jest, fo auch die Beziehungen zu den allgemeinen Bewegungen der Zeit
zu Beobadhtungen Anlaß geben, die mir nicht ganz ohne Wert zu fein
‘einen, all das erfüllt mich mit der Hoffnung, der Gegenftand werde
Ihrer Aufmerkſamkeit auf eine Furze oder lange Stunde, in ber Sie
nichts Befjeres zu thun wiffen, nicht ganz unwert erſcheinen.
Es handelt fi um bie fünfte VBerfammlung deutſcher
Philologen und Schulmänner, welde in ben Tagen vom 28. Sep:
tember bis 1. Dftober bes Jahres 1842 hier ftattgefunden hat.
Hirzel, Ein Gelehrtenkongreß in Ulm aus ber voradtunbvierziger Zeit. 419
Die Duellen, die mir hiefür zu Gebote ftehen, find freilich im weſent⸗
lien, da fie gedrudt find, jedermann zugänglich, aber doch heutzutage
taum je gelefen ober gar verarbeitet. Es find die Protokolle ber Ver:
handlungen nad) der allgemeinen und inneren, bie Berichte ber biefigen
Sofalblätter, der Nublingſchen Schnellpoft und des Ebnerſchen Intelligenz
blattes, nad) der lokalen und mehr äußerlihen Seite. Doch geftattet mir
auch die zu meiner Verfügung ftehende Privatkorrefpondenz des Präfidenten
der Verfammlung, des damaligen Rektors Mofer am biefigen Gymnafium,
Ergänzungen in einzelnen Punkten, die manches Intereſſante barbieten.
Geftatten Sie mir, einige einleitende Worte vorauszufgiden über
dieſe Berfammlungen und ihre Bedeutung und Entftehung überhaupt.
Belannt und anerkannt ift der Wert, welchen, in Ermanglung eines
feften Bandes politiſcher Einheit, diefe Vereinsverfammlungen von Gelehrten
und jonftigen Berufs: oder Vereinsgenofien in ber bundestäglichen Zeit
für die Wedung und Pflege nationalen und idealen Sinns gehabt haben.
Man ift heutzutage nur allzufehr geneigt, gegenüber ber entſcheidenden
Macht der Schwerter und der Kanonen diefe geiftigen Gemalten zu unter:
ſchãtzen. Was die Gemeinfhaft des Zollverein, die aber lange Zeit eine
ſehr unvollftändige geblieben ift, dem materiellen, da8 haben — neben
manden andern Faktoren — diefe Verfanmlungen dem idealen Gefamt-
leben unferes Volkes mit geleiftet. Eine urkundliche Geſchichte derjelben
ober einer einzelnen unter ihnen in ihrer ganzen Entwidlung gäbe, meine
ic, einen nicht zu verachtenden Beitrag zur Kenntnis unſerer nationalen
Gefamtentwidlung. Eine ber älteften diefer Verfammlungen — nicht
die ältefte, da bie Naturforſcher ſchon im Jahr 1822 vorangegangen
find, während Juriften erft im Jahre 1860 das Bebürfnis dazu fühlten —
if die Verfammlung oder, wie fie fi) anfangs und eine Reihe von Jahren
hindurch nannte, der Verein deutſcher Philologen und Schulmänner. Es
war im Jahr 1837 am 20. September, bei der Säfularfeier der Georgia-
Augufta:Univerfität in Göttingen, wenige Wochen vor dem Berfaflungs-
bruch des neuen Königs von Hannover, des Oheims der jüngft verftorbenen
Königin von England, daß eine Anzahl der dort verfammelten Gelehrten,
Philologen, Hiftorifer, Schulmänner fih zu einem Verein ‚auf Grund
beftimmter Statuten zufammenfgloffen, unter anderem auch dazu — und
das ift eigentlich die einzige Lebensäußerung diefes Vereins geblieben —,
fi) an jeweils zu beſtimmenden Orten in ein: oder zweijährigen Friften
zu gegenfeitigen Beiprehungen und Mitteilungen zu verfammeln. Die
Vereinsform freilich mit der in ihr liegenden ftrengen Geſchloſſenheit und
Gebundenheit ift nie thatfächlih verwirklicht worden, da bis auf ben
heutigen Tag faft alle mwefentlihen Merkmale eines Vereins fehlen, fo
420 Verein für Kun und Mtertum in Um und Oberſchwaben.
daß bald aud der Name aufgegeben wurde; und die Statuten, obwohl
fie wiederholt 1850 in Berlin, 1862 in Augsburg, 1868 in Mürzburg,
und nod auf manden andern Verfammlungen in mehr beiläufiger Weife,
den Gegenftand befonberer Beratung und Revifion gebilbet haben und
einen gemiflen Refler ber jeweils herrſchenden Grundanſchauungen darftellen,
wie denn die Göttinger Gründungsftatuten ein merfbarer Verſuch find,
zwiſchen den beiden Hauptricgtungen der Altertumswiſſenſchaft der damaligen
Zeit, der grammatiſch-formalen Hermannſchen und der hiftorifh:realen Bödh:
ſchen zu vermitteln, find wohl nur Wenigen der vielen Zehntaufende von
Teilnehmern je aud nur befannt geworden. Auch die wiederholt genom:
menen Anläufe zu gemeinfamen Aktionen nad außen mit wifienfchaft:
lichen oder ſchulorganiſatoriſchen Zweden find regelmäßig im Sande ver:
laufen. Bezeichnend für diefes unpraftifhe Wefen ift auch die paifive
und neutrale Haltung, welche die Verfammlung gegenüber dem gegenwärtig
herrſchenden ſog. Schulftreite einnimmt, der ja feineswegs bloß ein Schul:
ftreit, noch weniger eine Schulreform, fondern eine Bildungsrevolution be:
zeichnet. Immerhin ift es ein bemerfenswertes Zeichen von dem ftarfen,
an Illuſionen fo reihen Idealismus jener Zeit, daß man anfangs meinen
tonnte, ohne Gemeinfamteit konkreter Ziele und beftimmter praktiſcher
Intereſſen laſſe fi, vollends in einer Zeit loderfter politiſcher Einheit
und ſchwach pulfierenden Verkehrs, ein beruflicher Zufammenhang in der
engen Vereinsform über die Grenzen ber Staaten hinaus und über das
ganze weite Gebiet des deutichen Volkes hin aufredterhalten. Trotzdem
iſt es nicht ohne Intereffe, die Namen ber Unterzeichner jener Gründungs:
akte zu muftern. Wir erbliden unter ihnen als Sterne erfter Größe am
Himmel der deutſchen Geiſteswiſſenſchaften die Brüder Jakob und Wilhelm
Grimm, Karl Lachmann, Friedrich Gottlieb Welder, Dtfried Müller, Friedrich
Dahlmann, Friedrich Thierſch; diefer Iegtere ift der eigentlihe Gründer des
Vereins und das Band zwiſchen der afademifchen und gymnafialen Seite
desjelben; auch Kohlrauſch, Schneidewin, Ahrens, Ewald, Göttling find ſelbſt
über die eigentlichen Fachkreiſe hinaus noch unvergefjene Namen; Friedrich
Ritſchl, der leidenſchaftliche, reichbegabte, ehrgeizige, ſchloß als der Füngften
einer fi an, der Bruder des Theologen, und war anfangs einer ber
eifrigften Teilnehmer der Verfammlung, auf der vierten gar der jugend:
liche Präfivent, hat aber in jpäteren Jahren in jeiner fchroffen Art fih
in feinen Borlefungen aud wohl einmal abipredhend über diejes ganze
Weſen geäußert. Dagegen finden fi die anerfannten Führer der damaligen
Hauptſchulen philologifher Wiſſenſchaft, der Sachſe Gottfried Hermann
aus Leipzig und der geborene Süddeutſche Auguft Böckh aus Berlin nicht
unter den 27 Unterzeichnern. Die meiften find Norddeutſche, doch nur 6 aus
Hirzel, Ein Gelehrtenkongreß in Ulm aus ber vorachtundvierziger Zeit. 421
Preußen. Bon Vertretern bes eigentlihen Süddeutſchlands ift Thierſch
aus Bayern der einzige, der aber von Geburt fein Süddeutſcher war.
Ein Württemberger ift nicht darunter. Daß die Nordweftdeutihen vor:
ſchlagen, erklärt fi zur Genüge aus der geographifchen Lage Göttingen.
Nun fcheint es in hohem Grabe beachtenswert, daß bei der Ausführung
dieſes hauptfählid von Norddeutihen geborenen Gedankens, obwohl doch
zweifellos die führende Rolle in der philologiſchen, ber hiſtoriſchen, ber
Sprahmwiffenichaft, in gewiſſem Sinne aud des gymnafialen Schulweſens
dem Norden unferes deutihen Baterlandes zuerfennt werden muß, Nord:
deutfchland und insbejondere Preußen lange Jahre zurüdtreten. In den 10
erften Jahren ihres Beftehens hat die Verfammlung nur ein einzigesmal
eine preußiſche Stadt, die feine eigentliche norbdeutfche ift, Bonn, zu ihrem
Eige gewählt. Im erften Vierteljahrhundert aber haben von den 22
Verfammlungen — Imal fiel fie aus: im Hungerjahr 1853 und in den
Revolutionsjahren 1848 und 49 — nur 3 in preußifchen Städten getagt,
die Ate 1841 in Bonn, dann 1850 die 11te, bie erfte nad) der Bändigung
der Revolution, in Berlin, und 1857 bie 17te in Breslau; 3 weitere
in andern norddeutſchen Städten: in Göttingen 1852 die 13te, in Hamburg
1855 die 15te, in Braunſchweig 1860 die 19te. Alle andern find von
den ſüd- und mitteldeutfhen Stäbten der Mittel: und Kleinſtaaten
aufgenommen worden; eine gar von der Schweiz, die 10te in Bafel
1847, und eine von Defterreih, die 18te, 1858 in Wien. Diefer
Umſtand ift gewiß fein zufälliger, ſondern hat, meine id, feine tieferen
geihichtlihen Gründe. Das Werben und Wachen diefer Vereinigungen
fällt in die legten Dreißiger und PVierziger Jahre, in die Zeit, da der
hannoverifche Verfaflungsbruh, von dem gerade ein Teil der Gründer
perſönlich ſchwer betroffen wurde — die beiden Grimm, Dahlmann,
Ewald — weiterhin der Kölner Bifchofsftreit, der Thronwechfel in Preußen,
der Kampf um die Verfaſſung, die frohen Erwartungen und die getäufchten
Hoffnungen des neuen Regiments eine ftarfe Erregung und wachſende
Gärung gerade in den Mittelpunften des preußiſchen Bildungslebens
hervorriefen und dieſe Pläge nicht als die geigneten Stätten erſcheinen
ließen für Kundgebungen und Verhandlungen, denen doch ein nationaler
Hintergrund nicht fehlte und die zu ihrem Gelingen eine gewiffe Harmonie
ibealerer Stimmung vorausfegten.
Als fünfte in der Reihe der gaftlihen Städte nach Nürnberg 1838,
Mannheim 1839, Gotha 1840 und Bonn 1841, erſcheint im Jahre 1842
Um, das im Vorjahre auf der Bonner Verſammlung, trogdem Württem-
berg auf dieſer nur durch den einen Tübinger Walz vertreten war, ohne
die fonft gewöhnliche Konkurrenz zum Sige der 5. Verfammlung war
422 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
erforen worden. Außer bem Umftand, daß nach ber Regel der Abwechs-
lung zwiſchen den einzelnen Staaten num allerdings an Württemberg bie
Neihe war, nachdem Hannover, Bayern, Baden, Sachſen und ſchließlich
aud Preußen vorangegangen waren, ift dieſe Wahl ohne Zweifel auch
dadurch beftimmt worden, daß an dem Rektor Georg Heinrich Mofer das
Gymnafium Um einen Mann befaß, der — obmohl den bisherigen
Berfammlungen ziemlich fremd und nur an einer, der Mannheimer, wohl
megen ber Nähe feines geliebten Heidelberg beteiligt — doch durch feine
Verbindung mit einigen angefehenen Gelehrten, feine geachtete Stellung
in ben Kreifen der philologifhen Wiſſenſchaft und feine humane Perfön-
licfeit damals vielleicht als ber geeignetfte Repräfentant philologiſcher
Wiſſenſchaft und gymnafialen Schulmwefens in unferem Lande erfcheinen
durfte. Nach dem jegt regelmäßigen Gerfommen, das fi damals erft
zu bilden begann, wonach in einer Univerfitätsftabt zwar — bisher
war Bonn bie einzige gewefen — einem ber orbentlihen Profeſſoren der
Philologie, in einer Nihtuniverfitätsftabt aber dem Rektor bes dortigen
Gymnafiums bie Leitung der Verhandlungen übertragen wurde, war denn
auch ſchon in Bonn der Rektor Mofer zum Präfidenten, neben ihm der
Tübinger Chriftien Walz, ein nicht berühmter, aber wie Mofer aner:
kannter Gelehrter, zum Vizepräfidenten der Ulmer Verfammlung beftimmt
worden.
Ehe ich auf den Verlauf der Verfammlung an den genannten Tagen
vom 28. Eeptember bis 1. Dftober des erwähnten Jahres 1842 eingehe,
möchte ich eine kurze Umfchau halten über das lofale, das landes- und
das zeitgefchichtlihe Milieu, in das fie ſich hineingeftellt ſah.
Diefelben Tage, welche die Philologen und Schulmänner nah Um
führten, legten für unfere Stadt den Grund zu einem neuen Verhältnis,
das ihr Leben auf lange Zeit hinaus weſentlich beftimmen follte und
gerade für die Gegenwart fi) befonders folgenreich zeigt. Am 29. Sep:
tember erſchien der Erzherzog Johann von Defterreidh, der jpätere Reichs:
verwejer, deſſen Popularität durch feinen, infolge anfänglich unrichtiger
Wiedergabe mehr als billig berühmt gewordenen Toaft vom 20. Sep:
tember d. 3. im Kgl. preußiſchen Schloſſe in Brühl aufs höchſte geitiegen
war, auf einer Feftungsbaureife von Mainz und Raftatt her über Reut:
lingen in Ulm, um in Begleitung des Kgl. W. Feftungsbauinfpeftors,
preußifhen Majors von Prittwig, das Terrain auch in Ulm einer Be:
fihtigung zu unterziehen. Wenige Tage nachher erſchien auch der öfter:
reichiſche Militärbevolmädtigte im Lande, der den damals ſchon berühmten,
fpäter nod zu größerem Ruhme beftimmten Namen Radetzky trug, zu
demfelben Zwecke; am 12. Dftober wurde die Einwohnerſchaft vom Be—
Hirzel, Ein Gelehrtenfongreb in Ulm aus ber vorachtundvierziger Zeit. 423
ginne bes Feftungsbaues amtlich in Kenntnis gefegt, und am 18. Dftober,
dem Sahrestag ber Leipziger Schlacht, nimmt der Feftungsbau, eingeleitet
von dem Donner der ftäbtiihen Kanonen auf dem Michelsberg, feinen
Anfang. Im weiteren Umkreis des Landes hatte eben das Geburtsfeft König
Wilhelms I., das auf den Tag vor Beginn der Verhandlungen fiel —
es war das erfte nach dem 25 jährigen Regierungsjubiläum — die üblichen
Kumdgebungen hervorgerufen und durch bie damit verbundene Grunbftein:
legung ber Jubiläumsfäule in Stuttgart eine beſondere Weihe erhalten.
Erweitert wurde der Kreis des dabei anwejenden Publitums und feftlicher
gefaltet die Feier duch die Teilnahme der faft gleichzeitig mit dem Ulmer
Vhilologentage abgehaltenen Verfammlung beutfcher Land: und Forftwirte
in Stuttgart. Einen noch bebeutungsvolleren zeitgeſchichtlichen Hinter:
grund aber gaben der Stimmung dieſer Tage die nur drei Wochen zuvor
begangenen Feierlichkeiten des Kölner Dombaufeftes und der ſich an
ſchließenden militäriihen Schauftellungen, die in dem Feſtmahle bes
Brühler Königsfchlofies ihren Abſchluß und dur die Toafte der an:
wejenden Fürftlichleiten, des Königs von Preußen, den ſchon erwähnten
des Erzherzogs Johann, und einen zweifachen des Königs von Württem:
berg, alle in nationalpolitifhem Sinne gehalten, einen vielbeiprohenen
Höhepunkt fanden. Nehmen mir dazu, daß im mafferermen Sommer
diefes weinreichen Jahres die erfte deutſche Induftrieausftellung in Mainz
fattfand, bei ber auch fieben Ulmer Firmen mit ihren Erzeugniffen in
die Schranken bes lauteren Wettbewerbs traten: Pfeifenköpfen, ſchwarzem
und gelbem Zunder, Malzdörrblechen, Glasgemälben u. a., daß der Sep:
tember besfelben Jahres bie Eröffnung ber Regensburger Walhalla, der
18. Oktober bie Grunbfteinlegung ber Kelheimer Befreiungshalle brachten,
fo können wir mit Rüdfiht auf die einfacheren Verhältniffe jener älteren
Zeit wohl als ein reichbewegtes das Leben am Rhein und an der Donau
bezeichnen, in das nun bie Männer des Schreibtifches und bes Katheders
hineintreten follten.
Freilich, ſchwach ift das Echo, das dieſes Leben in der Verfammlung
wachruft, ſchwächer als es wohl Heutzutage der Fall wäre. Außer einem
merfbaren Anflug des damals ſchon ſtark erlahmenden Philhellenismus,
der wohl durch die Anweſenheit und den Vortrag eines Vertreters ber
Univerfitätsftabt Athen angeregt wurde, finde ich nur eine deutliche Spur
eines folhen Echos in dem Veſchluß der Verfammlung, den durchreifenden
Erzherzog Johann durch eine Deputation zu begrüßen, eine Huldigung,
die infolge ber Kürze des Aufenthalts des Hohen Herrn zu ber bloßen
Mitteilung ber guten Abſicht abgeſchwächt werden mußte, aljo ein neues
Beiſpiel Hinzufügt zu den vielen andern Beifpielen der „getäuſchten
424 Verein für Kunſt und Altertum in Um und Oberfäjwaben.
Konigs⸗“ oder hier vielmehr Erzherzogs:,nähe”, von denen ich auch fonft
no Spuren in meinen Akten gefunden habe.
Wenn ih mid nun den Vorbereitungen für das Feſt zumende, fo
ift die damals, wie es ſcheint noch notwendige, unter allen Umſtänden
mwünfchensmwerte, geraume Zeit vorher zu fihernde Erlaubnis Sr. Majeftät
des Königs und der Kgl. Staatsregierung und die Zuftimmung ber Ge:
meinbebehörden auf feine Schwierigkeiten geftoßen. Es war das bamals
keineswegs felbftverftändlih und konnte nicht immer mit Sicherheit vor:
ausgeſetzt werben, da die Angft vor den Demagogen und ber Revolution
ſich auch auf diefe harmloſen Vereinigungen erftredte, zumal auf diefe,
welche von mehreren der Göttinger Sieben war mitbegründet worden.
Der König bewilligte nad einem Schreiben von Walz an Mofer einen
Beitrag von 600 fl., die Gemeinde nad der Schlußrede Mofers außer
dem Feftmahl, bei dem damals die Teilnehmer als Gäfte behandelt
wurden, aud noch weitere materielle Mittel, über deren Höhe ich feine
Aufzeihnung gefunden habe. Zur Vorbereitung des Äußeren, namentlich
der Feſtlichkeiten, wurde ein in 5 Seftionen gegliedertes Feftlomite nieder:
geſetzt, an deſſen Spige als Chrendireftoren die Herren Oberamtmann
v. Haas und Oberbürgermeifter Wolbach ftanden, deſſen eigentlicher
geihäftsführender Vorftand aber Profeffor Hafler war. Eine befondere
Mitgliebsfarte wurde von dem Komitemitglied, Zeihenlehrer Mauch,
entworfen. Sie zeigt auf der Vorderſeite in einfaher Rankenverzierung
den Tert, auf der Nüdfeite einen Plan der Stadt Ulm, der auch heute
noch zur Illuſtration des Unterfchieds von einft und jegt nicht ohne
Intereſſe ift. Das weitere Publitum anzuregen und zu animieren, fiel
den Begrüßungsartifeln der Lokalpreſſe zu, die diefer Aufgabe auch mit
gutem Willen gerecht geworden find. Eine gewiſſe Schwierigkeit ſcheint
die Lofalfrage gemacht zu haben. Urfprünglid war zum Feltraum das
Theater in Ausfiht genommen worden. Nun läßt fi ein Artikel
vom 22. Juli d. 3. im Intelligenzblatt folgendermaßen vernehmen:
„Wie verlautet, jo follen die Verfammlungen der Philologen im Theater
abgehalten werben. Wir wollen uns auf feine weiteren Grörterungen
einlaffen; wir wollen das Urteil darüber einem jedem felbft überlafien,
wir erlauben uns nur die Frage zu ftellen: was wird man in aller
Welt dazu fagen, wenn in Ulm die Vorlefungen und Bez
fprehungen der Philologen bei Licht abgehalten werben
müffen?” Das führt denn auf eine Reihe von Vorſchlägen, wie dem
Mangel eines geeigneten Saales für feftliche Zwede in Um abzuhelfen
fei, Vorſchläge, auf die wir heute mit dem behaglichen Gefühl der Sät-
tigung zurückſchauen dürfen. Intereffanter noch und beutliher find bie
Hirzel, Ein Gelehrtenkongreß in Ulm aus ber vorachtunbvierziger Zeit. 425
ängftlihen Skrupel, welche der gelehrte Oberbibliothefar Gerlach aus
Bafel in einem Schreiben an Mofer geltendmaht: „Erlauben Sie
mir die Anfrage, ob wirklich das Theater zum Verfammlungsort der
Philologen beftimmt worden ift, während nach einer früheren Mit:
teilung dorther das Münfter beftimmt war. Ich möchte gegen dieje
Verfügung meinen beſcheidenen Zweifel erheben, infofern denn doc
unfer Zeitalter noch nit zu einer vorurteilsfreien Veurteilung bes
Theaters fi erhoben zu haben ſcheint.“ 32 Jahre ſpäter fonnte
man fich freilich über diefe Zweifel erhaben fehen, ald im Jahre 1874
die Verhandlungen der 29ften von 351 Mitgliedern, darunter vielen
fatholifchen Prieftern, bejuchten Verfammlung in Innsbrud im wohl:
beleuchteten Theater fi abipielten, ohne daß ihre Würde unter ber
Erinnerung an die Leihtfertigleiten der Thalia oder gar der Terpfichore
notgelitten hätte. Jene Bedenken aber waren damals doch durchſchlagend.
Es murde der Baumftarfihe Saal gewählt und zu dem Zwecke nicht
bloß mit Kränzen und württembergiſchen Farben — andere erlaubte gab es
ſcheints nicht — geziert, fondern auch mit einer Galerie ausgeftattet, um
auch Fernerftehenden den Einblid in die Myfterien der Verhandlungen zu
ermöglichen, wovon ſehr ausgiebiger Gebrauch gemacht wurde.
Das Verkehrsmittel, deſſen fih die Fremden bedienen mußten, um
nah Ulm zu fommen, war nod) das der alten Zeit, der Poftwagen, und
ih finde in den Lofalblättern jener Wochen wiederholt die Empfehlung
der Augsburger Omnibusfahrt, die morgens um 6 Uhr von Ulm abgeht
und ihre Billette im Gafthof zur Sonne verjchleißt. Doch wirft der
Gifenbahnverfehr jeinen Schatten fchon voraus. Die Tagesprefje bringt
mande Neuigkeiten, au von Unglüdsfällen, die ſich auf ihn beziehen.
Württemberg aber ift von ihm noch frei. Indeſſen bringt das In—
telligenzblatt vom 12. Auguft das beflagte Steigen der Mietpreiie in
Zufammenhang nicht bloß mit dem bevorftehenden Feftungsbau, fondern
aud mit der in Ausſicht geftelten Eifenbahn, welde von Stuttgart über
Um an den Bodenfee führen fol, und die Schnellpoft vom 18. Oktober
berichtet von der Erklärung des Oberinfpeftors der K. K. Staatseifen-
bahnen, wonach die projektierten Bahnen nad Heilbronn und Ulm (ohne
Zweifel von Stuttgart aus) feine größeren Hinderniffe zu überwinden
haben werden, als diejenigen, welche die öſterreichiſche Regierung nad
Prag und Trieft zu bauen unternehme. Noch interejjanter für die lebende
Generation ift die offenbar unbegründete Mitteilung des Intelligenzblattes,
aud vom 18. Dftober, wonach man willen will, „daß mit dem Bau einer
Eijendahn auch in Württemberg es nun feine Richtigkeit haben toll; bie
Linie fol aber nicht im Unter, fondern im Oberland zwifchen Friedrichs:
426 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
bafen und Ulm begonnen werben, um das Oberland und die Schweiz
mit ber K. Bayer.:Württ. Donaudampfidiffahrt in direkte
Verbindung zu ſetzen, da man gegründete Hoffnung hegen zu bürfen
glaubt, daß die K. Regierung alles thun will, die Hinderniſſe, welche feither
der Realifierung des W. Dampfidiffahrtöprojeftes im Wege fanden, zu
befeitigen.“ Mit diefen Erwartungen bin ich geneigt, eine Anzeige ber
buchhändleriſchen Firmen Ebner und Wohler vom 25. Dftober in Zu:
fammenhang zu bringen, die dem Publikum eine Schrift anbietet: Einige
Betrachtungen über die bayeriſch-württ. Donaudampfſchiffahrt, mit Hin:
blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft — foftet 9 Er.
Ich kehre zu unferen Gäften zurüd. Die Beſuchsziffer bleibt mit
der Zahl 154 zwar Hinter der vorjährigen in Bonn — 262 — um
mehr als 100, Hinter der in Gotha — 210 — um faſt 60 zurüd,
fommt aber der Mannheimer — 156 — und der nädftjährigen Kaſſeler
— 159 — nahezu glei, übertrifft dagegen die der erften Verfammlung
in dem viel günftiger gelegenen Nürnberg — 81 — um faft das Doppelte.
Mit den Ziffern der heutigen Verfammlungen — Münden 1891 — 584 —;
Köln 1895 gar 1019, das bisherige Marimum; das entlegene Bremen
1899 — 549 —; ſchon 1874 das ebenfalls entlegene Innsbrud 350 —
fann fie ſich freilich” nicht meſſen. Das Gros, faft genau vier Fünftel,
ftelt mit 123 Beſuchern Württemberg, wodurch die Verſammlung von
vorneherein einen ftarf landſchaftlichen Charakter erhielt, davon find 22 aus
Ulm; 17 kamen aus Bayern, meift aus der Nachbarſchaft: Dillingen, Neu
burg, Augsburg, Kempten, Memmingen; es bleibt, wie man fieht, nur
ein Eleiner Reſt für die aus weiterer Ferne Kommenden, während heut
zutage bie Iegteren doch im ganzen überwiegen. Meift find es Gymna-
fial: und Lateinlehrer, auch nicht wenige Geiftlihe von beiden Konfeffionen,
auch diefe befonders Württemberger. Akademiker zähle ih nur 5: 2 aus
Tübingen, Walz und Ewald; 2 aus Bafel, Gerlah und Viſcher;
1 aus Athen, Schinas. Die bayerifhen und badiſchen Nachbaruniverſi—
täten Münden, Erlangen, Würzburg, Freiburg, auch Mofers zweite
Heimat Heidelberg fallen ganz aus. Bon befannten oder jpäter befannt
gewordenen Namen aus unferer heimatlihen Schulgeſchichte dürfen wohl
in biefen der Landesgefchichte gewibmeten Blättern angeführt werben,
außer den Präfidenten Mofer und Walz die Ulmer: Nagel, der Mit:
begründer des Württ. Realſchulweſens, Haßler, der jpätere Landeskonſer⸗
vator, Schwarz, Ehrhart, Chr. Ziegler, der Philologe, Landerer, der
fpätere Ulmer Dekan; aus dem übrigen Lande: die Blaubeurer Reuß,
Bohnenberger, Schmoller; der Biberacher Krafft; der Reutlinger Schniger
die Tübinger Pahl und Schaaf; die Eßlinger Pfaff und Schmid, der
Hirzel, Ein Gelehrtenkongrehß in Ulm aus ber vorahtunbvierziger Zeit. 427
fpätere Nachfolger Mofers im Ulmer Rektorat; der Nürtinger Hirzel,
der fpätere Nachfolger Walzens auf dem Tübinger Lehrftuhl; die Stutt
garter Guftav Pfizer, der Dichter, Pauly, der Begründer der Realencyklos
päbie, Friſch, der Herausgeber Keplers, Dfianber, Heigelin, Haakh, Cleß,
Mezger; der Lubwigsburger Deffner; die Maulbronner, die mit Hauber,
Bäumlein, Braun vollzählig erſchienen, wie die Blaubeurer; bie Heil-
bronner Kapff, der damalige, und Findh, der nächfte Rektor; der Ell—
manger Bucher, der fpätere Schwiegervater Mittnachts; der Schönthaler
Eyth, der Bater des Agrikulturtechnikers; die Rottweiler Wolff, der
Paläftinaforfher, und Leonhard, der fpätere Ellmanger Rektor; ber
pätere Ulmer Schultes war noch in Leutkirch; Dr. Kerler, Pfarrer in
Ohmden, Vater des Antiquars und des Würzburger Bibliothefars. Dieſe
und andere fallen meift noch in den Kreis der perfönlichen Erinnerungen
von uns Älteren. Bon Nichtwürttembergern, die damals eines größeren
Rufes genoffen ober jpäter noch genießen follten, ift außer dem ſchon erwähnten
Basler Gerlah, den befannten Gegner ber Niebuhrſchen Geſchichtsfor—
ſchung, und feinem Landsmann Viſcher, dem früheren Göttinger Ewald,
dem Orientaliften, den fein Schidjal als einen der Göttinger Sieben nah
Tübingen geführt hatte, und Ludwig Wiefe, dem einzigen Berliner der
Verfammlung, dem fpäter jo einflußreichen Dezernenten im preußiſchen
Unterritsminifterium, eigentlich niemand zu nennen. Immerhin verliehen
der Neugriehe Schinas, Staatsrat und Univerfitätsprofefjor in Athen,
und fein Landsmann Arhimandrit Kampanis aus Andros, in geringes
rem Grabe au der Ungar Peregriny aus Peft der Verfammlung
einen gewifjen erotifhen Reiz. Auch ein Vertreter fürftlihen Standes
in der Perfon des Fürften Ludwig von Hohenlohe-Bartenftein nahm
vorübergehend, in der 2. öffentligen Sigung, an der Verfammlung teil,
ließ fi aber nicht in die Mitgliederlifte einzeichnen. Von den erwarteten,
aber nicht erfhienenen Notabilitäten der Wiſſenſchaft wurden am ſchmerz⸗
lichſten vermißt Thierſch, der insbefondere in Württemberg wegen feiner
günftigen Beurteilung der dortigen Schuleinritungen viele Sympathien
befaß, aber durch Krankheit ſich abgehalten fah, vor allem aber der alte
Georg Friedrih Creuzer, damals freilich ſchon nach Überſchreitung des
Siebzigften in hohen Jahren und mehr noch als ein Patriarch, denn als
ein Fürft angejehen im Reiche der Wiſſenſchaft, aber Mofers Lehrer und
hochverehrter älterer Freund, der num nicht erihien zum Schmerze Mofers,
zum Arger Walzens, dem dieſer in feinen Briefen an Mofer ungeſchminkt
Ausdrud giebt, da er den Grund Ereuzers, einen Umzug in eine neue
Wohnung, nit als ftihhaltig anerkennen wil. Es waren diefem nämlich
wie feiner Zeit Jacobs in Mannheim, Gottfried Hermann in Gotha,
428 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Schlegel in Bonn, große Ehren zugedacht, wie fie — ſchreibt Walz; —
„im Leben eines Philologen felten vorkommen.“ Diefe Ehrung, wie fie
auf jeder Verfanmlung einem oder einigen der Häupter zuerkannt wurbe,
folte in einer Adreſſe und einer Ehrenmünze beftehen und ift auch ver-
abreicht worden; auffallendermeife ift in den Protofollen davon nichts er=
mwähnt, während von einer durch Mofer auszufertigenden Adreſſe an
Thierſch berichtet wird').
Ein allgemeines zeitgefchichtliches Intereſſe mit einem gewiſſen poli⸗
tiſchen Hintergrund bietet die Stellungnahme noch einer meiteren mir
fonft nicht befannten Perfönlichkeit zur Verfammlung Schon im Bor:
jahre auf dem Bonner Tage hatte ein Franzofe aus Lille, damals wohn:
Haft in Bonn, Baron de Roisin, in franzöfiicher Sprache einen Vortrag
gehalten sur la cooperation actuelle et efficace que la philologie
allemande accorde à la philologie frangaise dans la restauration des
litteratures provengales et romanes et sur l’opportunite de’faire mieux
connaitre en France les travaux critiques et philologiques de l’Alle-
magne, in dem er unter warmer Anerkennung befien, was die beutfche
Wiſſenſchaft der franzöſiſchen namentlich auf dem bezeichneten Gebiete der
romanifchen Philologie geleiftet hat, und unter Hervorhebung der Namen
einer Reihe von deutſchen Gelehrten, insbefondere der damals fämtlich noch
Lebenden: Immanuel Bekkers, Ludwig Uhlands, Chriftian Friedr. Diezens,
A. W. Schlegels, mit der feinem Volke eigentümlihen Verve und Rhe—
torit einer näheren Verbindung der deutfchen und franzöfifhen Philologie
das Wort redet. Der höfliche, aber fühle und kurze Dank, mit dem da—
mals Friedr. Ritſchl, jelbit ein großer Freund und Kenner franzöſiſcher
Wiſſenſchaft, diefe Worte entgegennahm, wird uns begreiflih, wenn wir
bedenken, daß es das Jahr 1841 war, in dem diefe Worte geſprochen
wurden, furz nad der großen Krifis im Orient, bie faft zu einem euro:
päifhen Kriege geführt hätte, genau 11 Monate nah dem Sturz
bes friegerifchen, beutfchfeindlichen Minifteriums Thiers in Frankreich,
ein halb Jahr nad der Genehmigung der Vefeftigung von Paris dur
4) Tuch die Güte des Herrn Hauptmanns Geiger in Neu-Ulm wird mir nad
träglich Kenntnis gegeben von einer Münze, bie einen Beitandteil der anſehnlichen
Altertumsfammlung diefes Herrn bildet. Aus Bronze gefertigt zeigt fie in trefflicher
Ausführung auf ber Bilbfeite den hoch und ſcharf mobellierten Kopf ®. G. Niebubre,
auf ber Sqhriftſeite eine lateiniſche Inſchrift mit den Schlußworten: .... pie su-
spieiunt philologi Ulmae congregati MDCCCH. Der Stempel iſt von Helfricht im
Gotha. 8 ergiebt ſich daraus, daß auf ber Ulmer Philologenverſammlung auch dem
berühmten Geſchichtsforſcher eine Ehrung zwar nicht beſchloſſen — bas fit ſchon in
Bonn 1841 geihehen — aber doch gewibmet wurde. Much hierüber ſchweigt das
Protokoll,
Hirzel, Ein Gelehrtenfongrek In Ulm aus ber vorachtundvierziger Zeit. 429
die franzöfiihen Kammern, ba die Tagesblätter von Zeit zu Zeit Kunde
braten vom Beginn und Fortgang der Parifer Befeftigungsarbeiten.
Trog des Grundfages, allem politiihen Streit fih fernzuhalten, mochte
die Verfammlung in der Rheinſtadt dem Geifte des Bederichen Rhein—
liedes fih auch im diefer Stunde nicht ganz entziehen können. Diefer
felbe Baron de Roisin erinnert nun in einem Briefe an Mofer aus
Lille vom 7. September an dieſe Beſtrebungen; J’ai pris l’engagement
officieux, ſchreibt er fogar, de solliciter instamment messieurs les sa-
vants frangais de venir fraterniser avec leurs confröres d’Outre-
Rhin (sic!) en assistant & l’un ou & l’autre de leurs congres.
Nombre de savants et de societ&s savantes du nord de la France
ont r&pondu avec empressement à cet appel. Je suis maintenant
en instance aupres des sociétés du centre et du midi et ne doute
pas du succes de mes demarches. Weiterhin bedauert er, daß
die weite Entfernung Ulms die Teilnahme franzöfifcher Gelehrter ver-
biete und bittet, bei der Beftimmung bes nächſten Verfammlungsorts,
wofür er fogar einen ganz beftimmten, auf Darmftabt oder noch
lieber eine rheiniſche Stadt gerichteten Vorſchlag macht, die Inter—
eſſen der franzöfifhen Gelehrten zu berüdfihtigen. Je ne doute pas,
ſchließt er, que l’assemblee d’Ulm n’apprenne avec interöt les
dispositions sympathiques des savants frangais. Le premier
pas est toujours important. Une fois que les savants de France
auront apprecie sur le sol germain la science et l’hospitalite
germanique, ils continueront de s’y rendre ou du moins les recits
attrayants des premiers visiteurs ameneront de nouveaux pelerins.
Sie jehen, welch weittragende internationale Perfpeftive fi) damit eröffnet,
die an ähnliche auch von Frankreich ausgehende Beftrebungen der Gegenwart
erinnert. Aud die Haltung der Ulmer Verſammlung gegenüber dieſem em-
pressement, dem freilich die Grundlage fiherer und breiter Auftorifie-
rung gefehlt zu haben ſcheint, war eine recht fühle, indem fie ſich darauf
beſchränkte, den Wunſch der Franzoſen erft nad) der getroffenen Wahl
Kaſſels entgegenzunehmen und durch den ſchon gefaßten Beſchluß jener
Wahl für erledigt zu erklären.
Wenn ih nun endlih an den Verlauf der Verfammlung felber
fomme, jo wird es zwedmäßig fein, dabei nicht einfach chronologiſch zu
verfahren, ſondern die innere und die äußere Seite, den Verlauf der
Zerhandlungen und den der gefelligen und feftlihen Unterhaltungen zu
trennen. Ich ſpreche zuerft von den Verhandlungen. Bei der Eröff:
nung hat — abweichend von dem jegt und feit langem herrihenden Ge:
brauhe — eine Begrüßung weder durch ftaatlihe noch durch ſtädtiſche
430 Verein für Kunf und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Behörden ftattgefunden. Die mürttembergifhe Schulverwaltung hat
überhaupt gar feine Notiz von ber Verfammlung genommen; auch
perſönlich war fein Vertreter anweſend. Überhaupt finde ich irgend
eine offizielle Anteilnahme der regierenden Kreife an diefen Verfamm:-
lungen zum erften Male 1847 in dem ſchweizeriſchen und republi-
kaniſchen Bajel. Dagegen wurde 1845 in Darmſtadt die 8. Ber:
fammlung durch ein Gebet eröffnet. Erſetzt wurde biefer Mangel
offizieller Bewilllommnung durch ein Iateinifches Begrüßungsgedict
des Profeſſors Schwarz in fapphiihen Strophen, das auffallender-
weife nicht in der erften öffentlichen, fondern in der nichtöffent:
lichen, vorbereitenden Situng vorgetragen wurde. In dem etwas
ſchwulſtigen und nicht immer leicht verſtändlichen Stil der römiſchen
Dpenpoefie wird darin ber unvergänglide Wert der Altertumsftudien
unter dem Bilde eines mächtig aufftrebenden, reiche Früchte tragenden
Baumes gepriefen, wobei uns heutzutage namentlich die Verfiherung in:
tereffiert, daß weder die Arthiebe der Machthaber noch die Gemalthätig:
keiten ber Scepterträger ihm werben Schaben bringen fönnen. Zu ben
Begrüßungen, mit denen die Verfammlung geehrt wurde, gehört auch bie
Überreihung einer Anzahl von Feſtſchriften: 1. eines Verzeichniſſes der
widtigften Werke der Stabtbibliothef, von Stabtbibliothefar Neubronner,
der übrigens unter ben Teilnehmern an ber Verfammlung nit einge:
tragen ift; 2. eines Gymnafialprogramms von Profeflor Schwarz „Ad-
monitiones quaedam scholasticae“; 3. Betrachtungen über Vergäng-
licpfeit und Unvergänglicteit der Schulfrüchte von demfelben Verfafler;
4. Verſuch einer Geſchichte des gelehrten Unterrichtsweiens in Württem:
berg von Karl Pfaff:Ehlingen; 5. Theofrits erftes Idyll metriſch über:
fegt von Gymnafialdivektor Weißgerber-Offenburg. Dazu treten noch
eine Reihe von Zufendungen als Feltgrüße von auswärts, unter denen
id nur bie befannte Schrift von Klumpp über das Turnen erwähnen
will, die von der Berfammlung zwar der Gymnafialbibliothef überwiejen
wurden, fi aber nicht in ihr vorfinden. Im Ganzen überwiegt bei
diefen Feſtſchriften die pädagogiſch-ſchulmänniſche Seite über bie willen:
ſchaftlich⸗philologiſche.
Bezüglich der inneren Organiſation erhob ſich in der vorbereitenden
Sigung vom 28. Sept., die nad einer kurzen Begrüßung durch Mofer
unter der Leitung von Walz verlief, über den Antrag Bäumleins, Set:
tionsfigungen in ben Abendflunden — andere meinten in ber Frühe —
abzuhalten, ein lebhafter Streit. Gegen diefen von Schmid, Eyth, Deffner
und anderen unter Betonung ber Wichtigfeit pädagogiſcher Fragen — es
war dabei an eine pädagogiſche Seltion gedacht — unterftügten Vor—
Hirzel, Ein Gelehrtenkongreß in Ulm aue ber vorachtundvierziger Zeit. 481
ſchlag erhob ſich flarfer Widerfpruch, geführt von dem Tübinger Pahl
und dem Basler Gerlah. Die heitere Bemerkung, die Pahlſchen Geift
atmet, daß der Menſch nicht von gelehrten Sigungen allein lebe, ſcheint
durchgeſchlagen zu haben; menigftens erhielt eine aufgelegte Lifte nur
13 Unterfehriften. In kurzer Zeit aber verſchaffte fih die innere Kraft
diefes Vorſchlags doch den Sieg; ſchon in Ulm felber, fofern ber letzte
Verhandlungsgegenftand der 3. öffentlihen Sigung eine fehr lebhafte,
aber offenbar auch fehr mangelhaft protofollierte Debatte über die hamil-
tonijhe Methode und ihre Anwendung auf die alten Sprachen war,
welche ſich viel beſſer für eine pädagogifche Sektion geeignet hätte. Drei
Jahre naher wurde dann auf ber 8. Verfammlung in Darmftadt bie
erfte Sektion, die pädagogiſche, eingerichtet, die feitdem eine Hauptachſe
der Verfammlung geblieben ift, an die fih im Laufe der Jahre und
Jahrzehnte noch zahlreiche andere angeſchloſſen haben, jo daß bie Ber:
fammlungen heute mit einem Apparat von 9I—12 Seltionen zu arbeiten
haben, worunter freilih bie innere Einheit des Geiftes ſchließlich not:
leiden muß.
Die Vorträge der 3 öffentlichen Sigungen auch nur zu fligzieren,
Tiegt nit in der Möglichkeit des mir zugemefjenen Raumes, wohl aud
nicht in dem Wunfche meiner Zuhörer, jedenfalls nicht in dem meinen.
Denn nachdem ich fie, wenigftens zu einem guten Teile, durchgelefen habe,
kann ich dem befannten Spruche Schillers hier feine Anwendung geftatten,
daß, wenn die Könige bauen, die Kärrner zu thun haben. Doc geftatten
Sie mir vielleiät, nach der Pflicht des Chroniften, wenigftens die Redner
und ihre Gegenftände zu nennen und an ben einen oder andern eine
kurze Bemerkung anzufnüpfen.
Der Vorfig wurde meift von Walz geführt; nur bei ber Eröff-
nung und beim Schluß und einigemale in fürzeren Zwiſchenakten erſcheint
Mofer als der wirflihe Leiter der Verhandlungen. Auch an der
Debatte hat er fi, im Unterſchiede von Walz, nie beteiligt. In der
erften öffentliden Sigung am 29. September hielt Mofer die Er:
öffnungsrede über einen Gegenftand, an ben die Eröffnungsreden
dieſer Verfammlungen auch fonft manchmal anklingen, über ben angeb-
lichen Verfall des philologiichen Studiums. Den ironifhen Anlauf, den
er nimmt mit dem Hinweis, daß er von einem gelehrten Freunde in
ſcherzhafter Weife aufgefordert wurde, einen Aöyos exrreigioc, eine Leichen
rede auf die Altertumswiſſenſchaft zu halten, vermag er nicht durchzu⸗
führen, vielmehr bleibt die Rebe, obwohl fie in der allgemeinen Tendenz
an Schillers berühmte akademiſche Antrittsrede erinnert, infolge einer
gewiſſen Trodenheit des Tones, beim Lefen wenigftens, ohne durchſchlagende
432 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberfäwaben.
Wirkung. Vielleicht eben deswegen rief fie no in berfelben Sitzung
nad dem 6. Vortrage ein Echo hervor in der Erwiderung des rebege:
wandteren, fhmwungvolleren Profefiors Kreufer aus Köln, der einerfeits
Mofers Befürchtungen abſchwächte, andererfeits einem Handinhandgehen
mit dem Fortichritt des Beitgeiftes das Wort redete und zum Schlufie
vielleiht mit einem Gedanken an den neuen König von Preußen an die
rypropes Aacv, an bie Führer der Völker appelliert, denen die ed!e
Pflicht des Schuges der geiftigen Intereſſen obliege.
ALS zweiter Rebner folgte Profefior Woher aus Ehingen mit einer
auf vorher verteilte gedrudte Tabellen gegründeten Ausführung über
Phonologie, in der er in etwas dilettantifher Art ohne die ſichere Grund:
lage erafter hiſtoriſcher Sprachkenntnis und ohne are Methode, aber an
der Hand einer umfafjenden Materialienfammlung den Einfluß eupho—
niſcher Rüdfihten in der Bildung der Sprachformen nachzuweiſen fuchte
und — mie er am Schluffe fagt — „von dem Syſtem der NRaturbe-
laufhung die einfachſte Löfung vieler Rätfel des Sprachlebens erwartete.“
Nach einer kurzen Debatte über diefen Vortrag, die von Schwarz und
Bucher geführt wurde, folgte mit dem 3. Vortrage über die Einwirkung
der Zenfur auf die Entwidlung der römiſchen Staateverfaflung der
Basler Gerlad, der in dieſem Amte im Gegenfag zum Volkstribunat
das mäßigende, ausgleichende, weiterhin dann fonfervative Element im
römiſchen Staatsleben nachzuweiſen ſuchte. Eine Debatte rief dieſer Vor:
trag nicht hervor. Als A. und als 5. folgten zwei päbagogiiche Vorträge,
einer von Eyth:Schönthal über die Anwendung der mobifizierten hamilto-
nifhen Methode auf die Elementarftufe des Lateinunterricts, der au
Neformbeftrebungen der Gegenwart erinnert, und einer von Dr. Ruthart:
Breslau?), ebenfalls über eine neue Methode des Spradhunterrichts,
welche beide — insbefondere der erftere — im Protokoll nur in ganz
fnappen Zügen fizziert find. Da aber gerade über diefen eine Debatte
gewünfcht wurde, fo beſchloß man eine folde an den Schluß des 3. Tages
anzufegen und damit num doch in weniger angemefjener Form eine Art
pädagogifcher Sektion zu ſchaffen. Auf das vorher erwähnte Kreuferfche
Intermezzo, die Ermiderung auf Moiers Eröffnungsrede, folgte als 6. und
legter Vortrag diefes Tages der von Dr. Ziegler aus Ulm über Theofrit,
in weldem auf Grund eigener Handicriftenkollationen in Rom, Florenz
und Mailand neue Grundfäge für die Herftellung eines gereinigten Tertes
dieſes litterariſch und ſprachlich gleich wichtigen Dichters entwidelt wurden.
4) Diefen mir bisher nicht befannten Rutbart finde ich nachträglich erwähnt kei
Bild. Schrader, Erfahrungen und Bekenntniſſe, ©. 65.
Hirzel, Ein Gelehrtenfongeeß in Ulm aus ber voraditumbvierziger Zeit. 433
Diefer Vortrag gab dem zweiten Rebner, dem Ehinger Wocher, Gelegen-
heit, wieber auf fein phonologiſches Stedenpferd zu figen und feine
Affimilationsprinzipien auf die Geftaltung bes theokritiſchen Tertes anzu
wenden.
Die Verhandlungen bes zweiten Tages, des 30. September, brachten
zuerft einen fehr breitipurig angelegten Vortrag bes rebeluftigen Kölner
Kreufer, der jhon die vorjährige Bonner Verfammlung mit zwei Vor:
trägen beglüden wollte, mit einem aber auf die Seite geſchoben wurde
und nun in Ulm fi mit zweien entſchädigte, von denen der eine Haupt—
vortrag eine Fortfegung des in Bonn gehaltenen war. Es giebt zu allen
Zeiten fol rebegierigen DVerfammlungstiger. Diefer Vortrag, der den
ſehr unbeftimmten Titel führte: „Über einen Mangel der heutigen Kritik“
und in der Ausdehnung, die er im gebrudten Protokoll einnimmt —
115 Seiten Groß-Quart — auch entfernt nicht geiprochen fein kann, ob»
wohl der Redner, zum Schreden Walzens, ſchon zum voraus 2 Stunden
für fi beanſpruchte, fcheint auf den Nachweis binzuzielen — in extenso
gelefen hab ich ihn nicht — daß die altgriechiſche Sprache ſchon in früher
byzantiniſcher Zeit eine tote Gelehrteniprache geworden und die neugrie-
chiſche Volksſprache nicht aus der alten Litteraturfprache entftanden fei.
Nebner fchließt mit einem warmen Appell an bie Zukunft des neugrie
chiſchen Volkes, der rednerifh um fo wirkſamer fein mußte, da eben
während biejes Vortrags ber Vertreter der Univerfität Athen in die Ver
jammlung eingeführt wurde und ber nun folgenden Debatte anmohnte,
in ber bie Anſichten Kreufers namentlih von feiten des Tübinger Walz
ſtarken Widerſpruch fanden. Es folgt der kurze 2. Vortrag diefes Tages
von Walz über den Zufammenhang zwifchen Agypten und Griechenland,
der ben Fulturbildenden Einfluß von Agypten auf Griechenland fehr ſtark
betont, aber nun feinerjeits bei Kreufer eine in ganz urbanen Formen
gehaltene, aber doch entſchiedene Oppofition fand. Den 3. und Schluß
vortrag diefes Tages hielt der Stuttgarter Cleß über bie Verbreitung
griechiſcher Bildung im Orient feit Alerander d. Gr., der fein weiteres
Echo in der Verfammlung fand. Den Abſchluß des Tages bildeten die
Verhandlungen über den Ort der nächſten Tagung, mozu nad) Tangem
Reden über Braunfchweig, Leipzig, Dresden, Weimar, Bremen, Bafel und
Wien ſchließlich Kaffel gewählt wurde. Bemerkenswert ift, daß ber
Herzog von Sachſen-Koburg-Gotha, Ernft I., der Vater des fpäter fo
populär gemworbenen Ernfts II., ſchon nach 3 Jahren die Verfammlung,
die ſchon ihre dritte Tagung in Gotha gehalten hatte, zum zweitenmale
wieder zu ſich einladen ließ.
Den dritten Tag, den 1. Dftober, eröffnete nad einigen kurzen
Wirt. Bierteljahreh. f. Landesgeſch. R. F. XI.
434 Verein für Kunſt und Altertum in Um umb Oberſchwaben.
Verhandlungen über Kundgebungen des Danfes an Stadt und Einwohner:
ſchaft der Reutlinger Schniger mit eineın Vortrag über die Anwendung
der grammatifchen Theorien Beders auf das Lateinifche, über den bas
Protokoll außer diefem Titel, da der Vortrag nicht nachträglich eingefandt
wurde, nichts enthält. Dasſelbe gilt vom 2. Vortrag des Konrektors
Dr. Pfaff aus Ehlingen, der — wie es ſcheint mit Pfaffſchem Humor —
aus der oben erwähnten Feſtſchrift über die ältere Geſchichte des mwürt-
tembergifhen Schulwefens Mitteilungen machte. Als Dritter trat auf
Haßler von Ulm mit einer kurzen Mitteilung über bie ältefte öffentliche,
d. h. dem öffentlichen Gebrauch zugängliche Bücherfammlung Deutichlands,
als welche er die Neidhardſche Sammlung in Ulm bezeichnete, welde
freilich durd) eine unverantwortlihe Nachläffigkeit der Nachkommen aller
Wahrſcheinlichkeit nach unmieberbringlid verloren gegangen fe. Den
legten eigentlihen Vortrag dieſes Tages und damit der Verfammlung
überhaupt hielt Staatsrat Schinas aus Athen über den jegigen Zuftand
bes öffentlihen Unterrichts in Griechenland. Er ift wohl der einzige
von allen, der eine weitere Verbreitung fand, da er furz darauf in der
Beilage der Allgemeinen Zeitung abgebrudt wurde. Seine große Aus-
führlichkeit erklärt und rechtfertigt fih aus dem Intereſſe, das der Redner
bei der Berfammlung für feinen Gegenftand aus politiihen und wiſſen⸗
ſchaftlichen Gründen zugleich vorausfegen durfte. Hatte er ihr ja doch
ein befonderes Begrüßungsihreiben der Univerfität Athen gebracht, welches
diefe durch eine Adreſſe erwiderte, von der ich eine Abjehrift in Moſers
Papieren gefunden habe. Den Schluß bilbete die ſchon erwähnte Debatte
über Lehrmethoden, die unter anderem auch begründet wurde mit ber
intereflanten Bemerfung, daß gerade Ulm der geeignetfte Play dafür jei,
da die Gegenfäge hier in Theorie und Praris fo ftarf ins Licht getreten
feien, wie fonft wohl nirgends. Worauf fi) das bezieht, weiß ich nicht;
ich vermute, auf eine „Reform“ſchrift von Schwarz, die au in Mojers
Korrefpondenz mehrfach unliebfame Erwähnung findet. Das fürmlide
Schlußwort, verbunden mit allfeitiger Dankfagung, ſprach in erwunſchter
Kürze und mit wirkfamerer Rhetorif als die Begrüßungsworte ber Prä:
ſident Mofer. Ein leichter philhelenifcher Zug leuchtet aud) aus ihm hervor.
Eine überfihtlide Zufammenftellung ergiebt, daß von den 12 Vor:
trägen, bie ich zähle, wobei von den beiden mehr repräfentativen Reden
Mofers und dem Kreuferfchen Intermezzo abgefehen ift, dagegen bie
beiden jehr kurzen Auslaffungen von Pfaff und Haßler eingerechnet find,
8 von Württembergern, 4 von Nichtwürttembergern gehalten wurden,
und zwar 6 über philologiſch-wiſſenſchaftliche, 6 über pädagogiſch-ſchul⸗
männifche und über eine bibliothefariihe Frage.
Hirzel, Gin Gelehrtentongreß in Ulm aus der voratundviergiger Zeit. 485
Sie haben mich durch das Gebiet der inneren Verhandlungen, das
mandem vielleicht als eine dürre Steppe erſcheinen mag, begleitet. Ich
lade Sie nun ein, mir zulegt noch durch das heitere Gefilde der gefell-
ſchaftlichen Anregungen und Genüffe zu folgen, welde bie feitesfundige
Stadt Ulm ihren Gäften geboten hat. Wir werden Hierüber, wie auch
über ben äußeren Verlauf der Verhandlungen unterrichtet durch ein be
fonderes Tagblatt, das die Verfammlung felber ausgegeben hat in 6 Num-
mern, hier „Programme“ genannt, wie fie auch jegt noch auf derartigen
Berfammlungen üblich find. Gefpeift haben die Herren am Tage der
vorbereitenden Sigung gemeinfam im Baumftart um 48 fr. und dazu
den Schoppen Wein getrunfen um 12 fr. Dabei ftellte fih auch unter
den Tifchrednern der Kölner Kreufer in die erſte Reihe, indem er ben
Begrüßungstoaft ſprach. Sonft mag hervorgehoben werben ein zugleich
philologiſch und humoriſtiſch angehauchter von Walz auf die Stadt Ulm,
die klaſſiſche Stadt und die klaſſiſchen Einwohner, welche über die Myfte:
rien der Ceres, die weit und breit berühmten, doch aud den Kultus
des Bachus in Ehren zu halten wiffe, wie Figura zeige; ein weiterer,
von Hafler auf Ewald als den einzig Anweſenden von den Gründern
des Vereins geiprohener und mit befonderem Jubel aufgenommener, hat
eine merfbare politiihe Spige, indem er ihn als den Mann pries, der
nit die Farbe wechsle und ftetS unter den antesignani ftehe. Am
Abend des Tages von 6—8 Uhr wurde den Teilnehmern von einem
mufifalifhen Verein, der den vornehmen Namen der Singafademie führte,
eine Aufführung des Händelihen Judas Makkabäus unter ber Leitung
Dieffenbadhers im Münfter geboten — anfangs war auch hiefür bas
Theater in Ausfiht genommen worden — die des andern Tages in einer
redaktionellen Auslaffung der Schnellpoft und weiterhin auch in einem
„Eingefendet” überſchwänglich gepriefen wird, unter Hervorhebung ber
Chöre und des herrlichen Gefanges einer Dame mit dem Anfangsbuche
ftaben W. (Weihenmajer, nad Angabe alter Ulmer), die neben einem
Sänger M—| (Mammel, ebenfo) auch im Smtelligenzblatt ihr Lob er-
Hält. Der folgende Tag, Donnerstag 29. September, hielt zur Mittags:
afel die Gäfte im Greifen und im Kronprinzen getrennt, abermals um
3 fr. das Couvert und 12 fr. den Schoppen Wein, vereinigte fie aber
ends zu einer mufifalifchen Unterhaltung des Liederfranzes — fo nennt
die Geſellſchaft, nicht Liedertafel, die damals noch nicht beftand —
den gedrängt vollen Sälen der Wilhelmshöhe, mo wiederum ber be:
2 Rreufer aus Köln die Philologen mit galanter Redefunft vertrat.
Hauptfefttag aber war der Freitag, 30. September, an weldem bie
: von ber Stadtgemeinde im Hotel Hirſch mit einem Feitmahl ges
436 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
ehrt wurden, zu dem auch die hohen Zivil: uud Militärbehörden geladen
waren. Leider kann ich der Pflicht des gewiſſenhaften Chroniften, die
Speifenfolge mitzuteilen, nicht nachkommen, da ich fie nirgends verzeihnet
fand: heutzutage würden die Tagesblätter fi das nicht entgehen laffen.
Aber über die Getränke ſchweigt die Geſchichte nit ganz; wenigſtens
bemüht ſich der kluge Walz ſchon 14 Tage vorher aus der Ferne —
wohl nod ohne Kunde davon, daß bie Stabt hier als Wirtin auftreten
will — durch den Präfidenten auf den Vorftand des Feſtkomites einzu:
wirken, daß der Wirt ein ordentlihes Quantum Eßlinger Champagner
mit franzöfifcher Etikette parat halte. Man fieht, fo ganz unpraktiſch
find diefe ſchulmänniſchen Vertreter des Volkes der Denker doch nicht,
und der patriotifch:fosmopolitifhe Gedanke des Dichters ift auch ihnen
niht fremd von „dem echten beutfhen Mann, ber feinen Franzen
leiden mag, doch ihre Weine gerne trinkt“ — aud wenn fie nicht echt
find. Frohes Aufiehen erregte ein mwohlgelungener, überaus warmer
Toaft des Basler Gerlach, der freilih von Geburt und Erziehung fein
ſchweizeriſcher Republikaner, fondern ein Thüringer war, auf den König
von Württemberg, der ganz deutliche politifhe Spigen hat und trogbem
(oder vielleicht deswegen? Haßler war der Redakteur des Protokolle)
gewürbigt wurde, fogar in das Protokoll der Verhandlungen aufgenommen
zu werben. Er fpridt darin von dem Fürften, der mit jugendlicher Be—
geifterung jeine deutſchen Waffenbrüder zum Siege gegen fremde Unter:
drüder führte, der als Mann mit fehonender Milde die aufbraufende
Jugend beurteilte, welche mit Teder Hand den Riejenbau des deutſchen
Reiches vollenden wollte, ehe jeine Zeit gefommen war; er fpricht weiter:
hin von der altſchwäbiſchen Treue und Biederkeit, welche gleich fern von
zügellofer Neuerungsfuht wie von ftumpfem Sklavenſinn diefen Lande
eine Freiheit gerettet hat, welche andere Völker Deutſchlands erft erwarten.
Unmittelbar vom Mahle weg wurden die Tifhgenoffen durch den in den
Saal eintretenden Feftzug der Fiiherzunft zu dem mit Spannung er-
warteten Filherftechen entführt, das 6 Jahre zuvor, a. 1836, anläßlich
eines allgemeinen Liederfeftes bei ſchlechtem Wetter zum letztenmale ftatt:
gefunden hatte und auf welches das Publikum ſchon mehrere Tage zuvor
durch hiſtoriſche Artikel der Schnellpoft vorbereitet worden war. Die
Rampfesmweile, bei welcher bie Sieger der einzelnen Paare wiederum
paarweife jo lange gegeneinander ftritten, bis ſchließlich einer als letzter
Sieger, als „Fiſcher-König“ übrigblieb, erinnert nach diefer Seite an
die Praris bei den olympifhen Spielen und enthält fo eine wohl unbes
mußte klaſſiſche Reminiscenz. Vom ſchönſten Wetter begünftigt verlief
das Spiel zu großer Befriedigung der Zuſchauer, namentlic der Gäfte,
Hirzel, Ein Gelehrtenkongreß in Ulm aus ber voradtundvierziger Zeit. 437
die es als befondere Aufmerkfamfeit werden empfunden haben, daß als
apartes Paar mit wechjelndem Glüde der Humanismus und der Realis-
mus gegeneinander fämpften. Wer den endgültigen Sieg errang, ver
ſchweigt abermals bie unzuverläfiige Chronik. Ich vermute, es werden
— mie bei der neueften Schulreforin — beide ins Wafler gefallen fein.
Zum leßtenmale vereinigten fi die Fremden am folgenden Tage zum
gemeinſamen Mahle im Baumſtark (ohne Angabe des Preifes) und abends
gab ihnen das Mujeum Gelegenheit, die Loyalität der Württemberger bei
dem durch fie verfpäteten Königsballe kennen zu lernen.
Frage ih zum Schluffe noch, m. H., ob und wie diefe bewegten
Tage die Gäfte, dauernd oder vorübergehend, in mehr als bloß gefellige
Beziehung zur Stadt Ulm, ihren Einrichtungen, ihren Bewohnern gebracht,
ob fie etwa gar dauernde Spuren hinterlaſſen haben, fo ift zuerft bie
edle Gaſtfreundſchaft zu rühmen, die nicht bloß offiziel von Gemeinde
und Vereinen geübt, fondern auh — nad dem Tagblatt der Verfamm:
fung zu ſchließen — von den Familien der Stadt einem großen Teile
der Bäfte erwieſen wurde. Weiterhin zeigt fhon eine flüchtige Mufterung
des Anzeigeteiles der Tagesblätter, daß auch die geſchäftliche Seite bes
Lebens von der Verfammlung nicht unberührt geblieben ift. Ob zwar
für das Anerbieten von Feftlaugenbregeln von David Seit an einem
gemeinen Freitag die Philologen verantwortlich zu machen find, das wage
ich nicht zu entfcheiden. Kein Zweifel aber ift, daß zahlreiche buchhänd⸗
Terifche Anzeigen auf fie teils als Fremde teils als Gelehrte und Schul:
männer berechnet find. Wurde es ja mehrmals geradezu ausgeſprochen.
Auch eine humoriftifhe, wenn nicht fatirifche Annonce glaube ih auf fie
beziehen zu dürfen; wenn ich fie nicht verftehe, fo ift vieleicht einer der
Herren Zuhörer oder fonft jemand im ftande, darüber Aufklärung zu
geben. Es heißt da in der Schnellpoft vom 28. September... Logen:
figung: Die Doftoren und Freunde der Stlogie, fowie die achtbaren
Beamten und Bürger bes Ulmiſchen Reichs ladet zu einer Separatfigung
auf Hohentwiel freundlich ein Zg. aus K., Dr. der Stlogie. Ernithafter
und beachtenswerter find bie förmlichen, offiziellen Kundgebungen ber
Berfammlung felbft. Am legten Sigungstage beantragte wiederum ber
unermüdliche Kreufer: „in Erinnerung und Anerkennung der von den Be:
Hörden und Einwohnern Ulms erfahrenen, nirgends, ſelbſt nicht an ben
gaftlihen Ufern des Rheines übertroffenen Gaftfreundlichkeit und Humanität,
die zu ehren niemand größere Verpflichtung hat, als eben die Humaniften,
eine Deputation abzufenden, um den Vertretern bes Staats und der
Gemeinde, Regierungsrat — fo heißt er jetzt, vielleicht feit Königs Ge—
burtatag — Haas und Oberbürgermeifter Wolbah den Danf der Ver:
438 Verein für Kumit und Altertum in Um und Oberſchwaben.
fammlung auszubrüden“. Diefe, aus dem Bafeler Gerlah und dem
Ungarn Peregriny, alfo zwei Nichtveutfchen, beftehend, entledigte ſich ſo—
fort ihres Auftrags und kehrte nad) kurzer Friſt, mit den „ZJubiläums-
müngen“ der Stadt beſchenkt, zurüd. In derſelben Sitzung wurde auf
Antrag desfelben Kreufer beſchloſſen, aus freiwilligen Beiträgen den Mit-
gliebern der Ulmer Fifherzunft zum Danke für das Volfsfeft des vorher:
gehenden Tages ein Andenken zu Hinterlafien. Eine fofort veranftaltete
Kollekte warf mehr als 100 fl. ab, wofür eine golbene Dentmünze ge
ſchlagen wurde. Sie kann noch gefehen werben in der Sammlung
unferes Vereines, wo fie an ben bort ausgeftellten Willfommspofal der Fiſcher⸗
zunft als einzige goldene Münze neben vielen filbernen aus früherer und
teilweife auch noch fpäterer Zeit angehängt ift. Bronzene Nachbildungen
murben an Stadt und Stiftung gegeben. Der Avers zeigt in einfacher,
etwas trodener Ausführung die Werkzeuge des Fiſcherſtechens, zwei ge—
kreuzte Fiicherfpeere mit einer Eule, dem Eymbole der Wiſſenſchaft,
über ber Kreuzung und einem lateinifchen Spruche in der oberen Run-
dung „tendimus ultra“ (immer voran), der gleihermaßen für die
Wiffenfhaft wie für die mit der Filcherei verbundene Schiffahrt paßt;
der Revers trägt eine einfache Widmung in deutfher Sprade. Für das
einem Vortrag von heutzutage faft unentbehrlide Skioptikon bildet fie
leiber fein geeignetes Objekt, und photographiſche Reproduktionen, für
welche beifpielsweife das Paar Bäumlein-Pahl einen intereflanten Gegen-
ftand abgegeben hätte, waren in dieſer Zeit noch nicht möglid.
Bon allen Einrihtungen unferer Stadt ift num noch eine, melde
ihrer eigenen inneren Natur nad, wie nad} der Stellung ber ihr dienenden
Perſonen die nächfte Verwandtichaft zu ber Verſammlung zeigt, und fo
darf ich wohl zuallerlegt mich mit der Stellung hefehäftigen, die fie zu
ihr eingenommen bat. Dieje Einrichtung ift das Gymnaſium. Eine
förmlihe und offizielle Stellung hat dieſes überhaupt bei der ganzen
Sache nicht gehabt; denn am Tage der Ankunft der Gäfte haben nach
dein allgemeinen Brauch jener Zeit die Ferien begonnen. Nichtsbeftos
weniger nahmen jämtlihe Lehrer des Gymnafiums und faft fämtliche des
mit diefem damals noch organifch verbundenen „Realinftituts“ als ein-
geſchriebene Mitglieder an der Verſammlung teil, einige in bervorragender
Stellung: Mofer als Präfident, Haßler als Vorftand des Feſtkomitees
und Rebner, Schwarz als Sekretär, Feſtdichter und Feftichriftenverfaffer.
Bon einem biefer Teilnehmer ftammt nun zweifellos ein furzes Aufjäg-
hen der Schnellpoft, das am Tage der Ankunft der Fremden erſchien
und über bie geringe Teilnahme des Publitums bei den öffentlichen
Prüfungen und dem feierlihen Schlußakte Klage führte und am andern
Hirzel, Ein Gelehrtenfongreß in Ulm aus der vorahtundvierziger Zeit. 439
Tage fofort eine Erwiberung fand in artiger Form, mit der Entſchuldigung,
daß der Samstag als Tag des Wochenmarkts dem dur dringende Ges
ſchäfte in Anfprud genommenen Publitum nicht geftattete, in größerer
Zahl zu erſcheinen. Diefe freundliche Polemik fteht gewiß in feinem be
mußten Zufammenbang mit ber Verfammlung. Sie bildet aber einen
nicht unintereffanten Rahmen für das folgende Feftweien, das ſich nad
dem Geſetz des Kontraftes von ihr un fo leuchtenber abhebt; und fo
darf zwar vielleicht der trodene Chronift, nicht aber der denkende Betrachter
der Geſchichte an ihr vorübergehen. Eine Erwähnung findet die Ver
jammlung in ben Jahresberichten ber Anftalt nicht, weder in dem bes
eben abgelaufenen noch in dem des folgenden Schuljahrs. Begreiflich,
da fie ja nidt den Charakter einer amtlichen Veranftaltung trug.
Dagegen hat fie dem Gymnaſium neben dem ihm übermwiefenen, aber
— mie gejagt — nicht vorhandenen Vorrat an Feſtſchriften ein an:
ſprechenderes Andenken hinterlaſſen in einer Gipsbüfte des würdigen Friedrich
Jacobs, welche dem Vereine — wohl unter dem Eindrud der Mannheimer
Ehrung Jacobs’ — von einem Gothaer Verlagsbuchhändler zum Geſchenke
gemacht worden war, von ihm aber — ber ja wirklich damit nichts
anzufangen vermochte — dem Ulmer Gyınnafium überwiefen wurde.
Tas anſpruchsloſe Werk, das den Gelehrten fhon in hohen Jahren
barftellt, mit ber ſtark vorfpringenden Unterlippe in feineswegs klaſſiſchen
Zügen, aber anfprehend durch den lebenswahren Ausbrud feines milden
und wohlmollenden Wefens, befindet fih an nicht günftiger Stelle in der
Bibliothef des Gymnafiums und verdiente wohl vom Staube gereinigt
und etwas aufgefriiht an einen anfehnlicheren Platz geftelt zu werben,
wo es ein wirkungsvollerer Zeuge und eine lebendigere Erinnerung wäre
an die Tage, durch welche das Lob Ulms als eines Mittelpunktes geiftiger
Interefjen und eines Glanzpunftes heiterer Feftesfreube in weite Fernen
innerhalb und felbft außerhalb des beutfchen Volfsgebiets getragen wurde.
Ich bin zu Ende. Möge es mir gelungen fein, Sie mit ber Über:
zeugung zu durchdringen, daß auch biejes Mleinere Leben in Arbeit und
Genuß auf den mittleren Höhen unferes Volfstums fi dem Zufammen:
hang mit der Gefamtentwidlung nicht entziehen kann noch will, daß es
von ihr beeinflußt ift und in feiner Art unmerkbar, aber fiher auch auf
fie zurückwirkt!
Karl Hirzel.
Württembergifge Geſchichtslitteralur vom Fahre 1901.
(Sit Uachträgen zu der von 1899 und 1900.)
Zufammengefiellt von Th. Schön.
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fegen. Schwäb. Kronif Nr. 307, 7. — Gr., Herzog Karls Feuerſegen. Ebendaſ.
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Tagblatt Nr. 259, 1; Nr. 260, 1-2. — E. Vanberftetten, Graf Alegander von
Württemberg. Schwäs. Kronit Nr. 514, 11. — Prinz Herrmann von Sachſen⸗
Weimar. Staatsanz. 1632— 1683; Schwäb. Kronit Nr. 407, 5; Nr. 414, 5
(Braun); Nr. 426, 5; Blätter für das Armenweſen 54—149; Neues Tagblatt
Württembergifhe Geſchichtslitteratur 1901. 441
Mr. 204, 1; F. R., Aus dem Leben des Prinzen Herrmann von Sachſen ⸗Weimar.
Ebendaſ. Nr. 209, 1—2; zum Gebähtnis S. H. des Prinzen . Hermann zu
Sachſen · Weimar· Eiſenach, Herzog zu Sachſen. Stuttgart, 3. Fink.
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buch VI, 2: Der abgeftorbene württ. Abel von G. A. Sayler. Nürnberg. —
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patrone. Didcef.Arhiv von Schwaben 19, 87—88.
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Die Einwanderung umb Anfiebefung der Schwaben um das Jahr 300 im Hegau,
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Raifer Friebrihe IT. Hifer. Bjefhr. 4, 161. — F. Fehling, Kaifer Friedrich II.
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442 Württembergifche
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Schmahl und Spemann, Gef. des 2. württ, Feld»Art.:Reg. Nr. 20, Prinzregent
uitpolb von Bayern. Stuttgart. — Rang: und Quartierlifte des XII. (fgl.
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Geſchichtslitteratur 1901. 443
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9. Filer, Schmwäb. Wörterbuh, 1.8. Lieferung. Tübingen, H. Laupp. —
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Zu den Rennwegen. Ebendaſ. 166. — Ebenderſ., Mitteilungen ber Flurnamen⸗
ſtelle VII. Ebendaſ. 483-484. — P. Bed, Kalabrien in Schwaben. Kfuges
Zeitſchrijt für die Wortforſchung 1900, 4. Heft, 272—273. — Ebenberf., Knopf-
Schwören. Euphorion 1900, 585—586. — I. Faftenrarh, Provengalijd) ſprechende
Dörfer Schwabene, Der Zeitgeift Nr. 32, 38.
tunſtgeſchichte. P. Bed, Nachtrag zu den Kunſtbeziehungen zwiſchen Schwaben
und Vorariberg. Didcel.Arhio von Schwaben 19, 15—16. — Bed, Schwab. aus
Heiligenberger Rehnungsbüchern. Ebendaſ. 10-12, 28-31. — M. Bad, Über
Bauordnungen der Karolinger. Archiv für chriſtl. Kunſt 19, 12—14. — Th. After
tütter, Der Fußbodenjhmud in der chriſtl. Kirche (in Schwaben). Ebendaf. 9—10.
Muſit und Theater. Kaftrat für bie herzogl. Hoffapelle 1671. Didceſ. Archiv von
Schwaben 19, 32.
titteraturgefhigte. K. Steiff, Geihigtl. Lieber und Sprüde Württemberg.
2. %eferung. Stuttgart, W. Kohlhammer. — N. Holder, 2. Nachtrag zur Geld.
444 Württembergiſche
ber jhwäb. Dialektdichtung. Alemannia N. 3. 2, 216-227. — P. Bed, Pasquill
gegen bie Verfaffer des „greymüthigen“ Ruef, Sauter, Dannenmaier. Diöceſ. Archiv
von Schwaben 19, 65. — R. Krauß, Bon ber gegenwärtigen Lage ber fhmäb.
Voefie. 6) Von ber Zukunft ber ſchwäb. Poeſie. Deutſche Zeitfchrift Heft 18.
Neht und Verwaltung. MR. Maag, Das Habeburglihe Urbar, Band 2, 11.
Quellen zur Schweizergeſchichte, herausgegeben von ber allg. Geſch.-Forſch.
Geſellſch. der Schweiz, Band 15, 1. Bafel, A. Gehring 1899. — Th. Knapp,
Die Grumbherrfhaft im ſüdweſtl. Deutſchland vom 16. bis zur Bauernbefreiung
des 19. Jahrh. Zeitſchrift der Saviguy-Stiftung für Redtegefih. 22%. — Der:
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Beiträge zur Mechtöpflege und Kriminaliſtit Oberſchwabens. Alemannia N. F.
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Schwarzwald. Aus dem Schwarzwald 9, 64—67, 92—93, 110-113, 125—127,
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Bereinsmwefen. Groamann, Das Feuerlöihweien im Kar. Württemberg. Stutts
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Ahalm. Th. Schön, Die Burgvögte und Burgherren von Achalm. Reutlinger Gefch.s
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Bermaringen. E. Egerer, Einf umb jeht, Geſchichten und Geſchichten des alt:
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Besingen. Die Betzinger Tracht. Schwäb. Kron. Nr. 172.
Biberach. D. Koch, Der Abendmahleftreit in ber Reichsſtadt Biberach. Blätter f.
württ. Kirchengeſch. N. F. 5, 33—54. Weiter, Ct. Michael-Diöceſe. Archiv von
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Bappen, Mitteilungen bes ZabergäuBereins 2, 69-72. — Kulturgeſchichtliche
Rundſchau auf dem Vönnigheimer Burgturm. Ebendaſ. 2, 93-98. änficht
der Stabt Bönnigheim aus ber Mitte des 17. Jahrb. ebendaſ. 2, AM. —
Regtsaltertümer zu Vönniggeim. Ebendaſ. 2, 8540, 52—54.
Botenheim. Siehe Eleebronn. .
Bradenheim. Atbradenheim, Mitt. bes Zabergäu-Bereins 2, 55—56. Die Grab»
infhriften auf dem Kirchhof zu Bradenheim nad bem Stand von 1831, ebendaf.
2, 9—104.
Brenzthal. J. Emendörfer, Tas mittlere Brenzthal. Schwäb. Albblätter 18,
195— 206.
Suchhorn. P. Bed, Überrumpelungsverfud ber Reichsſtadt Buchern. Tidcef-Arhiv
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Blätter 18, 285—288.
Quffen. E. Miller, Vom Buſſen. Schwäb. Albblätter 12, 193—196.
446 Württembergife
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ausſtattung aus d. Jahre 1669. Archiv f. chriſtl. Kunft 19, 7-8, 14—15, 21 -28
31—32, 38—40. — Derſ., Beſchreibung der Stiftefiche in Comburg. Ebendaſ.
78—80, 80-88, 95—96.
Dettingen a. Alb. Flachgräber in D. a. A. Schwäb. Kronif Nr. 525, 6.
Dornfetten. W. K., Renovation ber Stabtfirhe in D. Aus bem Schwarzwald
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Ebingen. Urnenfunde in Ebingen. Schwäb. Kronit Nr. 346, 5; Neues Tagblatt
Nr. 174, 8,
€glosheim. Krauß, Eeſchichte der Gemeinde Eglosheim. Schwäb. Kronif Nr. 884, 5.
Einkorn. Mayer, Aus Kapelle und Kirche auf dem Einkorn. Archiv f. chriſtl.
Kunft 71-72.
Emerfeld. Alternzof auf ber Markung E. Schwäb. Kronif Nr. 511, 6.
Chlingen. A. Diehl, D. Dreptweins Chlingifge Chronik. Vibliothet des Litterar.
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ber Reichoſtadt Chlingen. Württ. Jahrb. f. Statiſtit u. Landeskunde Heft 1. —
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Kronit 487, 6. Siehe Reutlingen. — A. Diehl, Die wirtſch. Verhältniſſe der
Reichsſtadt Ehlingen im 14. Jahrh. Chlingen, O. Bechtle.
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uf. m) Archiv f. chriſtl. Kunft 19, 19—20, 46—48, 60-63.
Eybach. Huttanz in E. Schwäb. Kron. Nr. 250, 13,
Falkenſtein bei Heidenheim. Die Ziegelei auf ber flaatl. Domäne Falkenſtein bei
Heidenheim. Schwäß. Kron. Nr. 114, 6.
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Frunded, 25. Schön, Die Fee Frundec. Aus dem Schwarzwald 9, 1-5, 21-2,
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Schwãb. Kronit Nr. 444, 7.
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Siehe Herbredtingen.
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milians 11. 1576 bis zum Anfang bes 17. Jahrh. Württ. Vierteliahröheſte 10,
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gäu:Bereins, 2, 9—14, 17—24, 25—34, 41-52, 57— 70, 118—122, 129144.
Hagenfich. 2. Barth, Zur Geſchichte bes Hagenſchieß. Aus bem Schwarzwald
9, 127—131, 168—171, 185—187, 210—212, 226—230.
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— Sgilberung ber großen Brände. Schwäb. Kronik Nr. 362, 5. — Frühere
Singerfefte in Hal, Schwäb. Kronif Nr. 293, 5,
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Kohlhammer.
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— Römifhe Inſchrift in H. 0. 2. Neues Tagbl. Nr. 135, 9.
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Hirfau. P. Wehfäder, Hirfauer Entdecungen. Württ. Gefhichts: und Altertumss
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Ebenderſ., Zur Baugefgicte und Topographie von Hirſau. Württ. Jahrb. f.
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bes K. Landesfonfervatoriums beranftaltete Unterfuhung röm. Gebäuberefte. Fund⸗
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auf ber Römernlederlaſſung Burgfeld bei Köngen. Neues Zagblatt Nr. 71, 9.
Lalchingen. R. Stahl, Schwäb. Albblätter 13, 417—422, — F. Wintterlin, Weis-
tum über ben Fronhof des Kloſters Blaubeuren zu Laichingen. Württ. Viertel:
jahröhefte 10, 325—328,
Sangenau. ©. S. Zu den Sfelettfunben in der Bocſteinhöhle bei Langenau. Funds
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Lauffen. 2. uhl, Bom Krieg und Kriegsgefchrei vor 200 Jahren in Laufien. Mitt.
des Zabergäu-ßereins 2, 87—88.
Lengenlod. R., Das Kirhlein in Lengenloch. Aus dem Schwarzwald 9, 26—28.
Ligtened. F. X. Singer, Schloß Litened im Trichtenbachthälchen Schwäb. Alb-
blätter 13, 197—128.
Lichtenſtein. Vom Lichtenſtein. Schwäb. Albblätter 13, 241-250. — Zu Hauffe
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Ludwigsburg. Die Ludwigsburger Fürftenhügel Ludwigsburger Geſch.Blätter,
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jahr 1848. Schwäb. Kronif Nr. 111, 7. — E. Belſchner, Amtl, Atenftüde aus
der Zeit der Gründung Lubroigeburgs. Ludwigsburger Gefch.Blätter, 2. Heft.
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von Juſtizrat Th. W. Gerden. Cbendaf. — Erbe, Ludwigsburger Namen. Ebendaſ.
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Marchthal. RP. Bed, Beiträge zur Rechtspflege und Kriminaliftit Oberſchwabens
aus vergangenen Jahrhunderten unter beionderer Berüdfihtigung des Reihefifts
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Mörfingen fiehe Upflamör.
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Nedarfulm F. I. Mauder, Geſchichte Nedarſulms. Waldfer, E. Liebel
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Nupdorf DOM. Vaihingen. F. X. Mayer, Die Wandgemälde ber Gottesaderfiche in
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Oberland. Häbler, Bayr. Schwaben u. Neuburg u. feine Nachbargebiete. Stuttgart,
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SHrifl. Kunſtbi. 8T—94. — Derf,, Die Wirkungszeit der Bamberg» Ohringer
Säule. Ebendaſ. 148-150. — Ebenderf., Die Bamberg» Öbringer Bilbhauer«
ſchule vor dem Einbringen ber franzöf. Kunft. Ebendaſ. 147148,
Dfterdingen. G. Boffert, Das Ende bes Beguinenflofters in Ofterbingen, Reutl.
Geſch. Blatter 12, 78. — E. Schneider, Das Ende bes Beguinenflofters in Ofter⸗
bingen. Gbenbaf. 96.
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Aus dem Schwarzwald 9, 168.
Pfullingen. €. Eiſenlohr, Funde in Pfullingen. Meutlinger Geſch.-Blatter 12, 63.
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Ravensburg. Hafner, Zunftwefen und Gewerbe in Ravensburg bis zu Ende bes
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Württ. Bierteljaßrsp. f. Landesgeid. R. F. XI. 29
450 BWürttembergifche
48—55, 71-77, 89-91. — 5. Votteler, Franzöſ. Emigranten in Reutlingen
und andern Orten des heutigen Württemberg. Ebendaſ. 11-12, 28-81. —
Mesger, Zu „Franz. Emigranten in Reutlingen.“ Ebendaſ. 95. — ©. Hochſtetter,
Reutlingen und Umgebung nebft Uracher, Reutlinger und Tübinger Alb. 2. Aufl
Reutlingen, €. Zr. Palm. -- €. Fehleiſen und 3. Häder, Chronik von Reutlingen.
Reutlingen, ©. Bofinger. — Schöll, Mitt. aus dem Reutlinger Taufbuch von
1576 und Traus und Zotenbuh vom Jahre 1623. Reutlinger Gefd.-Blätter
Nr. 181,7. — €. Neftle, Die Reutlinger Handſchriften des Augsburger Glaubens:
Befenntniffee. Ebendaſ 88-85. — C. Schneider, Zur Entftehungezef. ber
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fire in Reutlingen. Schwäb. Kronif Nr. 545, 5. — Gr, Zur Würdigung ber
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Reutlinger Gejh.Blätter 12, 81-82. — F. Botteler, Der neue Marktbrunnen
in Reutlingen. Ebendaſ. 78-80. — Th. Schön, Schultheater in ben Reiche:
ſtadten Reutlingen, Heilbronn, Eßlingen u. a. unterländ. Orten. Didcef.Archiv
von Schwaben 19, 5—8.
Reutlingenborf. M., Oberſchwäb. Schwedenhöhlen. Schwäb. Kronif Nr. 578, 6.
Riedlingen. E. Müller, Schwäb. Albblätter 18, 108-106. — Derfelbe, Rieblinger
Faſtnachtsgebrãuche. Ebendaſ. 105—108.
Rottenburg. Ausgrabung im röm. Militärbad in Rottenburg. Schwäb. Kronik
Nr. 639, 6; Deutſches Volfeblatt 1. BI. Nr. 260, 4. — Parabeis, Einige Licht:
ſchimmer aus hiſtor. Erdboden. Reutlinger Gejh.Blätter 12, 94. — P. Bed,
Nacträge zur Veſchreibung des ON. Rottenburg. Didceſ. Archiv von Schwaben
19, 46—48, 96. — Reiter, St. Theodorich. Tidcef.Arhiv von Schwaben 19, 8—9.
Salzfetten. Siehe Eutingen.
Schorndorf. T., Die Weiber von Schorndorf. Schwäb. Merkut Nr. 190. 1;
Neues Tagblatt Nr. 68, 1.
Stahled. ©. Boffert, Tas Bruberhaus in Stahled. Reutlinger Gef. Blätter 12, 80.
Stetten i. B. Fundſtücke. Schwäb. Kronif Nr. 142, 5; 184, 8.
Stromberg. Allerlei Gedanken über bie Strombergfagen. Mitt. bes Zabergäus
Vereins 2, 18-16. — Strombergfagen. Ebendaſ. 2, 75—80, 127—18
Stuttgart. Kalfer Joſeph II. am Stuttgarter Hofe. Neues Tagblatt Nr. 259, 10;
Schwäb. Merkur Nr. 102, 1—2; Nr. 504, 2; Nr. 510,1. — ©. Sch. Bom
urfprüngl. Neſenbachbett in ber Innern Stabt. Neues Tagblatt Nr. 86, 17. —
Won, Die Rüftfammer im Stuttgarter Neuen Bau. Ebendaſ. Rr. 64, 25. —
€. Lotter, Die Armefünder-Kapelle im alten Rathaufe. Ebenbaf. Nr. 300, 9. —
Die Hiftor. Gegenflände vom alten Rathaus. Ebendaſ. Nr. 377, 2. — Bilder
aus Alt-Stuttgart. Ebendaſ. Nr. 285, 2-3. — Aus Alt-Stuttgart. (Das Haus
Bohmisreuteweg Nr. 30.) Ebenbaf. Nr. 158,2. — €. Sch., Alte Vollszäplungen
in Stuttgart. Schwäb. Kronif Nr. 498, 5. — O., Über bie Belohnung ber
Gemeinderäte. Neues Tagblatt Nr. 252,3. — W. Blutregen in Stuttgart 1642.
Ebendaf. Nr. 85, 2. — ®., Jubiläum des Feuerſees. Ebendaf. Nr. 14, 1. —
Zum Feuerſee ⸗ Jubilaum (Feuerfee 1701 enſtanden). Ebendaſ. Nr. 16, 3. —
D. Sch., Die erften Esfimos in Stuttgart. (22. Oft. 1825). Ebendaſ. Rr. 31,
1-2. — Zubifiumhefte der Johanniskirche. Stuttgart, Holand und Joſenbans.
— Stuttgarts Vevölferungsverhältniffe einft und jet. Neues Tagblatt Rr. 8, 1.
— €. Schneider, Stuttgart im Bauernkrieg. W. Bieh. 10, 400-416. —
Gefgichtslitteratue 1901. 451
€. v. Löffler, Das Fer zur Grinnerung an ben ruff. Felbzug von 1812, gefeiert
zu Stuttgart den 23, Mai 1830. Befondere Beilage bes Staatsanz. 65-82. -—
Die Geiftlichen ber chem. kathol. Hoffapelle zu Stuttgart. Didcef.Arhiv von
Schwaben 19, 118—117. — V., Ein Befud im Bibelhaufe In Stuttgart. Er:
innerungen. Stuttgart, priv. württ. Bibelanftalt. — J. Merz, Die St. Johannes-
tirche in Stuttgart. Chriſtl. Kunſtblatt 49-58. — €. K., Die neue kathol.
Rirhe zur heil. Eltſabeth in Stuttgart. Staatsanz. 2020. — Die neue Elifas
bethenfirdje in Gtuttgart. Schwäb. Kronif Nr. 58, 5. — Die neue St. Elija-⸗
bethtirche in Stuttgart. Archiv für chriſtl. Kunft 19, 25-27. — K. Grundty,
Niezt und Stuttgart. Schwäb. Kron. Nr. 568, 5-6. — R. Krauß, Zur Theater:
geſchichte II. Neues Tagblatt Nr. 100, Nr. 101 und Nr. 15 je S. 1. —
I Giefel, Clife Bürger, geb. Hahn, giebt Gaftrolen am X. Hoftheater und am
. Schaufplelhaufe in Stuttgart. Befonbere Beilage des Staatsanz. 98-95. —
R. Krauß, Zur Stuttgarter Theatergeſchichte. Bemerfenswerte Erftaufführungen
wu Anfang bes 19. Jahrh. Neues Tagblatt Nr. 125, 1. — Vom Stuttgarter
Hoftheater im 18. Jahrh. Ebendaſ. Nr. 112, 2. — Geſchichte der Apothefen
Stuttgart. Südd. Apotheferzeitung 1897, Nr. 64-97. — Feſtſchrift zum
do jaht. Jubilaum bes Stuttgarter Gewerbevereine. Stuttgart, Stähle und Friedel.
— D. Schanzenbach, Feſtſchrift zum Jubiläum ber Schügengilbe. Zur Geſch.
ber Stuttgarter Schügengilde. Stuttgart. — D. Sch.. Das Jublläum ber
Stuttgarter Schügengilbe. Schwäb. Kronit Nr. 251, 5. — 9. Rlaiber, Die
Etuttgarter Schügenfefte im 16. Jahrh. Befondere Beilage bes Staatsanz.
88— #4. — Won., Stuttgarter Schühenweſen und Schügenfefte in alter unb
neuer Zeit. Neues Tagblatt Nr, 122, Nr. 124 und Nr. 125, je ©. 9.
Sulz R. Schöpfer, Sulz a.N. Solbad und Luftturort. Sul, I. Boſch.
Thalheim DM. Heilbronn. Dunder, Die Gegenteformation in Thalheim a. Schohach
1628—1649. Beſondere Beilage bes Staatsanz. 163-174.
Thannheim DA. Leutfich. Koh und Braun, In 3 Grabhügeln bei Thannheim
gemachte Entdedungen. Schwäb. Kronif Nr. 577, 9; Neues Tagblatt Nr. 291, 8.
Tripstrilt. 9. H., Der Volkeſpott von ber Pelzmühle in Tripstrill auf ber Wande ⸗
tung burd Zeiten und Lande. Mitt. bes Zabergäu:Bereins 1, 17—24.
Tübingen. Die frühgeſchichtl. Altertümer im Oberamt Tübingen nad bem heutigen
Stande. Tübinger Blätter 4, 60-57. — Ein Gedicht über Tübingen aus bem
Jahre 1554. Ebendaſ. 16—18. -— Inſchrift in einer Mauer bes ehem. Sauters
ſchen Haufes. Ebendaſ. 24. — P. Eberhardt, Eine Storchengeſchichte aus dem
Collegium illustre. Ebendaſ. 831—82. — Regeften aus ben äftern Urkunden bes
Spitalarhivs Tübingen. Ebendaſ. 4, 35—40. — Tübingen und Umgebung im
Kartenblatte. Ebenbaf. 4, 42—49. — Th. Schön, Tübinger vor 850 und 400
Jahren in Königsberg und Straßburg. Ebendaſ. 58. — H. Fiſcher, Grabfleine
im botan. Garten in Tübingen. Schwäb. Kronit Nr. 858, 5. — Ehr. Kolb,
Das Paradies und die Univ. Tübingen. Blätter für württ. Kirchengeſch. N. F.
5, 81—88. — Gloßner, Die Tübinger kathol. theol. Schule I, II und II.
Gorres Jahrbuch für Philoſ. 16. — Funk, Tübinger Univerfität. Weber und
Belte, Kirchenlerikon 12, 122—126. — Ih. Schön, Über Studentenkoſttiſche in
Tübingen vor 322 Jahren. Tübinger Blätter 4, 18-19. — 2. Lange, Inbuftrie
und Gewerbe ber Univ.Stadt Tübingen. Ebendaſ. 4, 1-12. — Alte Tübinger
Töpferei. Ebenbaf. 24.
452 Württembergiſche
überkingen. Speiß Tar In dem herrſchaftlichen Bad Überfingen Pro Anno 1760.
Schwãb. Mlbblätter 13, 883-334.
Ulm. Ulm unter Kaiſer Karl IV. Ulmer Sonntagblatt 2-8, 6-7, 10-11, 14—15,
18—19, 33—24, 26-27, 80-31, 34—85, 88-89, 4244, 46-47, 5051,
5455, 58-59, 62-68, 66-67, 70-71, 7475, 78-79, 82-83, 86-87,
90-91, 94-95, 98—899, 102—108, 106—107, 110—111, 114—115, 118—119,
122-128, 126-137, 190—181, 134—135, 188—189, 150—151, 154—155,
158—159, 162—163, 166-167, 170-171, 174—175, 178—179, 182—188,
186—187, 190—191, 194—195, 198—199, 202—208, 06—207. — Müller,
Geſch. des Schwörhaufes in Ulm. Schwäb. Kronif Nr. 178. — A. Schilling,
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1. Oktober 1842. Ebendaf. Nr. 121, 8. — Ch. Schön, Gef. bes Theaters im
Um 4 unb 5. Diöcef.Arhiv von Schwaben 19, 65—71, 32—87, 185—140,
167—170, 181—187. — Knapp, Gotthold Ephraim Leffings Fauft auf ber Bühne
ber Reichsſtabt Ulm. Befondere Beilage des Staatsanz. 211—215. — Deutſch-
lands Münzweien ımter Kaifer Rudolf I. Ulm. Ulmer Gonmtagsblatt 20,
181—182, 185—136, 139—140. — Desgl. unter Kaiſer Marimilien IL Um.
Ebendaſ. 68, 72. — Desgl. unter Kalfer Marimilten IL Ulm. Ebendaſ.
151—152. — Desgl. unter Kaifer Ferdinand I. Ulm. Ebendaſ. 19-20, 37— 2.
Desgl. unter Kaiſer Ferbinand IL Um. Ebendaſ. 156, 159—160, 163—164,
176—177, 179—180, 184, 186, 198—199, 203—204, 207-208. — €. Nüb:
ling, Ums Handel im Mittelalter. Kleine Ausgabe. Ulm 1900. Der, Ums
Handel und Gewerbe im Mittelalter. Teil 5. Ulms Kaufhaus im Mittelalter.
Um 1900.
Unterrieringen. R. Schäfer, Die Frauenfirhe bei Unterrieringen. Neues Tag ⸗
blatt Nr. 196, 1—2.
Upflamdt. Ausgrabungen auf ben Marfungen Upflamdr und Mörfingen. Reuct
Tagblatt Nr. 21, 3.
Urad. Mop und €. Groß, Bilder aus Urach umb ſeiner näcften Umgebung.
Schwãb. Aubblätter 13, 41285. — Reiter, St. Amandus (sKichen in Urach
und Belhingen). Didcef.Arhiv von Schwaben 19, 180-181. -— Wunder, Die
Grabdenkmale ber Uracher Amandusfiche und Verwandtes. Reutlinger Gef.
Blätter 12, 510, 2—27, 33—42, 495.
Urfpring. €. Schübelin, Kloſter Urſpring. Schwäb. Albblätter 18, 331—882
VBollmaringen. Weiter, Einige Notizen aus bem catalogus mortuorum von
Vollmaringen. Reutlinger Gefd.Blätter 12, 93. — Derfelbe, Abgaben ber Jubens
familien in Bolmaringen. @bendaf. 98. — S. Eutingen.
Baldfee. I. Mahler, Aus Oberfhmwaben. Die Seeftabt Walbſee. Schwäb. Alb:
Blätter 13, 153—160.
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1273. — E. Schneider, Kampf des Klofters Weingarten um feine Selbſtändig-
teit. Württ, Gefh.- und Altertumsverein. Rechenſchaftsbericht 29-81. — Die
Reichsabtel Weingarten O. ©. B. im frangdfifgen Überfall. Nad dem Tagebuch
Geſchichtslitteratur 1901. 463
des P. Joachim Kramer in Weingarten. Didcef.Arhiv von Schwaben 19, 23—26,
58—60, 88—92, 170-172, 187—191. 5
Weißenau. Busl, Weißenau. Weger und Welte, Kirchenlexiton 12, 1295—1300.
- = Beltingen. ©. Eutingen.
—Wiblingen. A. Nägele, Die Geſch. des Kloſters Wiblingen. Stimmen und Mitt.
aus dem Benebiftiner- und Zifterzienfer-Orben 22, 147—155. — Saupp, Dent-
— mürbiges aus ber Geſch. bes Kloſters Wiblingen. Didcef.Arhiv von Schwaben
19, 17—21, 129—132, 172—176. — P. Lindner, Album Wiblingense. Didcef.-
Archiv von Schwaben 19, 1—4, 87—42, 73—77, 107—112, 188—167.
ildbad. W. Jofenhans, Wildbad. Stuttgart. — IH. Weizfäder, Wildbad im württ.
Schwarzwald. Stuttgart, Holland und Joſenhans
—. lfegg. Alteſte Karte von Amerika im Schloffe Wolfegg. Staatsanz. 1971;
Schwãb. Kronit Nr. 507, 6.
-ergäu. Holder, Namhafte Sprößlinge ber Zabergäugegend. Mitt. bes Zaber-
. gäusBereins 1, 85—42; 2, 7—8. — Derfelbe, Etwas über bie Namen ber Haupt:
- srtlichfeiten unferer Gegend, Ebendaſ. 1, 29-80. — Derfelbe, Die Beficbelung
es Zabergäus nad; ber Geſchichtsauffaſſung des 16. Jahrh. Ebendaſ. 1, 25—28.
- Derfelbe, Gefelliges Leben und Vereinsthätigfeit im Zabergäu. Ebendaſ. 1,
-8, 13—16.
3. Biographifhes und Familiengeſchichtliches.
“af, Friede. Siehe Schiller.
to. Siehe Pfizer.
an, Heine, Lehrer in Weilheim, wo er, fein Vater und Großvater annähernd
“ahre bie Schulfelle innehatten. Neues Tagblatt Nr. 280, 3.
_n dv. Adelmannsfelden, Bernhard. F. X. Thurnhof, B. A. v. A.
rg 4. Br, Herder.
Joſeph Konrad, Hiflorifer. TH. Schön, Stummrelpe ber Famille Vöth
3—15.
thus. G. Boffert, Nachtrag zu Albers Biographie. Reutl. Geh.
12, 80.
m. R. Ch. Zingeler, Hans Amman, Bürger und Bildhauer zu Ulm.
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ttus. P. Bed, Nochmals Markus Asfahl. Dibeeſ. Arch. v. Schwaben
:, Oberftleutnant. Schwäb. Kronik Nr. 186, 8.
Goth. geneal. Taſchenb. d. adl. Häufer 5854.
Bad, Familie. Deutſcher Herold 32, 212—220.
‚ön. Reutl. Gefh.Blätter 48-55.
eſuit. A. ©. Sonntagsbeilage z. Deutfhen Voltksblatt 178—179.
Geſch.Vlatter 12, 87.
br, O. Wächter, Dr. Joh. Albr. Bengel in feinen gelegentl. Außer
ttgart, 3. F. Steinfopf. — B. Zur Charakteriſtit Bengels. Kirchl.
217—218, 225—226. — G. Noch etwas zu Bengels Eharafterifiif.
-295. — H., Notiz über Bengeld Prebigten. Kirchl. Anzeiger 10,
teftle, Zu Bengels Regel. Ebendaſ. 238—239.
464 BWürttembergtige
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Beringer. Reutl, Geih.Blätter 12, 68.
v. Berlihingen, Göt. K. Siegl, Ein auf Göt v. Berligingen bezügl Schrift
ſtück im Egerer Stabtarhiv. Mitt. des Vereins für Gef. ber Deutſchen in
Böhmen 89, 210-212; Schwäb. Merkur Nr. 18, 1.
Biderb. Reutl. Gejd.Blätter 12, 87.
Biberman. Reutl. Gejd.Blätter 12, 88.
Binder. Siehe Strauß.
Binder, Osfar, Sanltätsrat, Schwäb. Kron. Nr. 521, 6. — Neues Tagebl. Ar. 260, 2.
Siehe Geiler.
Blenflin. Reutl. Geſch.VBlätter, 12, 70—71.
Blumer Reutl. Gefh.Blätter 12, 69.
Bonbörfer. Reutl. Gejd.Blätter 18, 17—20.
Bonhöffer. Gen. Handbuch bürgeri. Familien 8, 29—89.
Böpinger. Reutl. Gef. Blätter 12, 89.
Bradenhofer. Reutl. Gejd.Blätter 12, 20—21.
dv. Brand, freier. Goth. geneal. Taſchenb. d. freih. Häufer 73—74.
v. Branbenftein. Goth. geneal. Taſchenb. d. abl. Häufer 187—139.
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Staatsanz. 143—148.
Breät, Theedor, Stabtpfarrer. Schwäb. Kronik Nr. 438, 5; Kirchl. Anzeiger 10,
314—315,
v. Breitenftein. Reutl. Geſch.Blätter 12, 21.
Brenz, Johannes. J. Gmelin, Johannes Brenz unb bie Reformation im Herzogtum
Württemberg. Deutſches Proteftantenbl. Ne. 26. — Günther, Brenzens Anfgau
ungen vom Gottesdienſt. Monatoſchrift f. Gottesbienft u. kirchl. Kunft, hetaus ·
gegeben von Dr. Spitta u. Dr. Smend, Nr. 2 u. 8. — €. Hoffmann, Unge
brudte Briefe von Johannes Brenz. Blätter f. württ. Kirchengeſchichte R. F.
5, 190-192.
Breuning. Reutl. Gefd.Blätter 12, 21.
Briegel. Reutl. Gejd.Blätter 12, 3122.
Brobdbed. Reutl. Gefh.Blätter 12, 71.
Brudmann, Peter. Schwäb. Kronif Pr. 500, 5. Neues Tagblatt Nr. 28, 2
Brügel. Reutl. Geſch.Blätter 12, 86.
v. Brunner. Reutl. Geſch. Blätter 12, 72.
Brunmart. Reutl. Gefh.Blätter 12, 70.
v. Buchau. Reutl. Geid.Blätter 12, 72,
Bupf. Reutl. Gefg.Blätter 12, 72-73.
Bur. Reutl. Gejd.Blätter 12, 87.
Burgermeifter. Reutl. Gefh-Bl. 12, 78.
Buting. Reutl Geid.Blätter 12, 88.
v. Buttlar. Goth. geneal. Taſchenb. d. abl. Häufer 177.
Gaib. Reutl. Gejh-Blätter 19, 78.
v. Ealw, Grafen. Kindler v. Knoblod, Oberbad. Geſchlechterbuch 2. 239.
v. Calw. Reutl. Gef.Blätter 12, 73.
Gamerer. Reutl. Gej.Blätter 12, 73—77, 89-91.
Geſchichtslitteratur 1901. 465
Ganz, Wilhelmine, Hausmutter bes Mutterhaufes ber evang. Kranfenpflegerinnen in
Großz ⸗ Heppach. Blätter f. b. Armenweien 54, 28.
Elavel, Ftz. Xav. Eiche Sailer.
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Eommerell. Neues Tagblatt Nr. 128, 2.
de Eoray. Th. Schön, Zur Geſchichte des im DA. Reutlingen anfäffigen Abels.
Reutl. Geid.Blätter 12, 98.
v. Danf, Oberfinangrat. Schwäb. Kronit Nr. 120, 5, Nr. 125, 7. — Neues
. Tagblatt Nr. 61, 2.
Denzel. Schmid, Prälat v. Denzel, ber Begründer des württ. evang. Volkeſchul⸗
weſens im 19. Jahrh. Neue Blätter aus Süddeutſchland 188—184.
Depay. K. Th. Zingeler, Meifter Hans Depay, Maler zu Mieblingen. Mitt. bes
Bereins f. Geld. u. Altert. in Hohenzollern 84, 48.
Dillmann. C. Dillmann, Der Schulmeifter von Illingen. Stuttgart, J. B. Mepler.
Elben, Otto. Schairer, Schwäb. Kronit Nr. 117, 5-6,
Enslin, Ghriftopg. TH. Schön, Hauptprebiger Chriſtoph Enslin in Reutlingen.
Reutlinger Gejd.Blätter 12, 1-5.
Entringer, Hans. Hindurch mit Freuden. Tübinger Blätter 4, 21.
v. Enzberg, Reihöfreihere Nicolaus. Neues Tagblatt Nr. 114, 2.
Epe. Reutlinger Gejg.Blätter 12, 67.
dv. Faber du Faur, Dtto, Major. Schwäb. Kronit Nr. 874, 5. — Bellage zu
Nr. 186 ber Wiener Abenbpoft 6. — Weimarer Ztg. Nr. 192, 1 81,2. —
Nat.Ztg., Beilage zu Nr. 458, 2.
v. Falkenſtein. Both. geneal. Taſchenb. b, ab. Häuſer 289800.
v. diſchbach, Hoffammer und D.Forftrat. Neues Tagblatt Nr. 278, 8.
v. Fortenbach, Landgerihtsbireftor. Staatsanz. 579. — Schwäb. Kronit Nr. 144, 5.
v. Fricker, Wilh., Direftor. Staatsanz. 1108. — Schwäb. Aronif Nr. 261, 5.
dry, Reutlinger Gefh.Blätter 12, 4950.
Fugger. A. Schulte, Neuaufbau der Fugger-⸗Geſchichte. Mündener Ag. Zig.,
Beilage Nr. 118.
v. FZugger-Kirgberg-Weißenhorn. Staatsanz. 1699, 1711. — Neues Tagblatt
Mr. 217, 8.
v. Gaisberg. Das Wappen ber Freiherren v. Galeberg, Wellers Archiv f. Stamm»
unb Wappenkunde 2, 90.
Garbitius. G. Körbler, Matthias Garbitius Illyricus. Arbeiten ber ſüdſlaviſchen
Aabemie ber Wiffenfhaften Bd. 146.
Gaupp. Geneal. Handbuch bürgerl. Familien 1900, 7, 76—180.
Gaupp, Lubwig, Rechtslehrer. Staatsanz. 1295. — Schwäb. Kronit Nr. 812. —
Neues Tagblatt Pr. 168, 2.
Gerok, Karl. R. Krauß, K. G., Das neunzehnte Jahrhundert in Bilbniffen.
65. Lieferung.
Geßler, Theodor, Direftor. Schwäb. Kronif Nr. 455, 5. — Rreufer, Th. Gehler
und Oetar Binder. Med. Korr.Blatt 71, 727—780.
Gloͤtner. Reutlinger Gefd.Blätter 12, 87.
Gmelin, Dtto, Landgerichtsrat. Schwäb. Kronif Nr. 607, 5. — Neues Tagblatt
Nr. 107, 8.
Golthar. K. Schön, Reutlinger Geſch.Blätter 12, 87.
dv. Gomaringen. Siehe v. Sturmfeber.
456 Wurttembergiſche
Gönner, Kommerzienrat. Staatsanz. 1845.
v. Grävenig. Goth. geneal. Taſchenb. d. ab. Häufer 318-320.
Grimm v. Grimmenftein. Th. Schön, Monatsblatt bes Adlers 5, 5758.
Haas. TH. Schön, Gin alter Grabftein in Reutlingen. Reutlinger Gefb.Blätter
12, 62—63.
Häfer, Karl, Hofmuſikus. Neues Tagblatt Nr. 142, 2.
Hafner. Reutlinger Gefd.Blätter 12, 59.
Hartmann, Reihe: und Landtagsabgeordneter. Schwäb. Kronif Nr. 272, 7.
Hartmann. Reutlinger Gefd.Blätter 12, 22,
Hartter, R., Stadtyfarrer. Aus dem Schwarzwald 9, 79.
Haybt, Leonhard. Wölferharakterifiit vom Neresheimer Benchiftiner-Diöcef.Ardiv
von Schwaben 19, 9.
Hegel. K. Schlegel, Leben und Grinnerungen. Lelpzig 1900. — v. Hegel, Karl,
Profefior, Neues Tagblatt Pr. 288,2. — Wiener Abendpof Nr. 281,4. — 8. diſcher
Hegels Leben, Werke und Lehre.
v. Heinemann, Otto, Profeſſor. Schwäb. Kronikt. Nr. 84, 7, Nr. 98, 8. — Staate:
any. 365.
dv. Helfenfein, Gräfin Marg., geb. v. Edelshelm. M. Hechfellner, Geſchichte bes
Schloffes Thaur. Innebrud, Wagner.
Helfferih, Mar, Kommerzienrat. Schwäb. Merkur Nr. 397, 8.
Herdegen, Hermann, Forflrat a. D. Staatsanz. 2308.
Herrlinger, Albert, Detan. Kirchl. Anzeiger 10, 280-291.
Herwarth v. Bittenfelb, Goth. geneal. Taſchenb. d. ad. Häufer 376-379.
Herwegps Grab Im der Schweiz. Schwäb. Merkur Nr. 505, 3.
Hiffer v. Gärtringen. K. sch. 9. dv. G. Genealogie ber Freiherrn H. v. ©.
Berlin.
Hofer. Zur Erinnerung an Bildhauer Hofer. Schwäb. Kronit Nr. 281, 5.
v. Hohenderg, Gräfin Gertrud. Th. Schön, Mitt. des Vereins f. Geſch. u. Aitert.
in Hohenzollern 34, 1-82.
v. Hohenberg, Freißerren. TH. Schön, Monateblatt bes Adlers 5, 3234, 39-43,
46—47, 52—54, 56-57, 59—62, 63.
v. Hohenlohe. R. Weller, Hohenloh. utk Buch Bd. I, 18111850. Stuttgart,
B. Kohlhammer. — Wb., Die Hohenlohe. Neues Tagblatt Nr. 157 und Nr. 158,
je ©. 1. — Ahnentafel bes Fürften Johannes v. Hohenlohe-Bartenftein. Monats:
blatt bes Adlers 5, 3-9. — F. Hüttner, Das Lehenbuch bes Würzburger Bifchofs
Gottfrib v. Hohenlohe 18171322, Forfhungen zur Geſch. Bayerns 9, 69—116.
— Fürft Chlobwig zu Hohenloge-Sgilingsfürt, Staatsanz. 1284. — Fürflin
Henriette zu Hohenlohe-Bartenftein und Jagſtberg. Neues Tagblatt Nr. 186, 3
und Berliner Lolalanz. Nr. 373, 8 Beiblatt, 1. — Prinzeffin Helene zu Hohenlohe
Östringen, Neues Tagblatt Nr. 120, 9. — O. R., Zum Wappen bes ehemaligen
Reichskanzlers Fürften zu Hohenlohe-Schilingefürft, Prinzen v. Ratibor und Eorory.
Wappenſammler 1, 1900, 185. — Das hohenloh. Miltair. Leipziger neuefte
Nachrichten Nr. 237, 2. Beilage, 1.
Hromaba, ., Kammerfänger. Staatsanz. 1188. — Schwäb. Kronit Nr. 286, 5. —
9, Neues Tagblatt Nr. 144, 1. — Gartenlaube, 2. Beilage zu Nr. 28, 8; ©. Richter,
Neuer Theater: Almanach 13, 146-147.
Huber. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 70.
Huber, Eugen, Philofoph. Schwäb Kronit Nr. 428, 5. — r., Kirchl. An. 10,328.
Geſchichtolitteratur 1901. 457
Huber, Thereſe. Schwäb. Kronik Nr. 250, 9.
Hüetlin. Reutlinger Gefh.Blätter 19, 21.
Hummelberger, Michel. J. Neff, Analeften zur Geſchichte bes deutſchen Humanis»
mus (Briefwechſel bes Ravensburger Humaniften Michel Hummelberger 1487—1527).
Programm Donaueſchingen 1899/1900.
Hunbbiß. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 168—175.
v. Hunderfingen. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 176.
Hundfuß. Kindler v. Knoblod, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 176.
v. Hurmingen, Hurningen. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 182,
v. Hürnheim v. Tuttenftern. H. Suffann, Alemannia, N. F. 2, 97—128.
Zäger, Jat. Ludw. IH. Jäger, Jak. Ludw. Jäger. Ein Lebensbild. Bafel 1898.
Zäger, Andr,, Kunflihreiner von Um. K. Th. Zingeler. Mitt, bes Vereins für
Geſch. u. Altert. in Hohenzollern 34, 4143,
Jaegerv. Konzenderg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 202—203.
Icher v. Bieringen. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 192.
Jfflinger v. Granegg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 188
bie 198,
v. Illingen, genannt v. Jfingen. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechter⸗
buch 2, 201.
Innenhaber. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 197.
v. Jienburg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 201.
Zienmann, Johann ©. Voffert, Blätter f. württ. Kichengeid. N. 3. 5, 141-158.
v. Jonh, Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 301.
v. Juftingen. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 3, 219-220.
Kaib. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 288. Siehe auch Caib.
Kalchreuter. Rieber, Famlliengeſchichtliches II. Belondere Beilage bes Staatsanz.
119—12%0.
v. Kaltenthal. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 239.
KRanoisty v. Langendorf. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 240.
Karder. Reutl, Geſch.Vlatier 12, 87.
Kepler. R., Keplerteffel und altulmifde Made. Schwäb. Kronit Nr. 283, 5. —
Tycho Brahe (u. Johannes Kepler). Wiener Ztg. Nr. 246, 8-5.
Kerner, Jufinus. A. Keßler, Juſtinus Kerner und bie Seherin von Prevorft.
Neues Tagblatt Nr. 222, 226, 227 je S. 1—2. — Derf., ein Abſchiedsblick auf
das Kernerhaus. Ebendaf. Nr. 189, 1—3.
Klemm. Th. Schön, Klemmiana, Klemms Arhiv Nr. 8, 301—302. — Maier, Nah:
richten aus Kirchenbüchern. Ebenbaf. 808. — Stifteprebiger Gottlieb Friedr. v. Klemm,
Ebendaf. 286294. — M. Matthäus Klemm, Pfarrer in Gomaringen. Ebenbaf.
279—282.
Klunzinger, Karl, Hiſtoriter. 9. Holder. Mitt. bes Zabergäu-Vereins 1, 9—14.
Knapp. Nieder, Familiengeſchichtliches. II. Veſondere Beilage des Siaatéam.
118—119,
Kobolt, Heinrich. Th. Schön, Heinrich Kobolt von Um, Lelbarzt bes lebten Hoch-
meiſters bes deutſchen Ordens in Preußen. Meb. Korr.Blatt 71, 717—719.
v.Rönigsegg. Bed, Zu Cisbeth v. Königsegg, geb. Argon. Didcef.Ardio von
Schwaben 19, 82.
Künkelin, Vürgermeifterin. DO. Dambach, Schorndorf und bie Bürgermeifterin
Künkelin im Jahre 1688. Schwäb. Albblätter 13, 515—528.
458 Wurtteubergiſche
Laccorn, Apothefer. Südd. Apoth. Ztg. 40, 2.
Laublin. Maier, Gedenkblätter zum 100jährigen Jublläum ber Papierfabrit Gebr. Laiblin
in Pfullingen. Stuttgart, Greiner u. Pfeiffer.
Laidolf. Th Schön, Zur Geſchichte bes im Oberamt Reutlingen angefeflenen Adele.
Reutlinger Gefd.Blätter 12, 98,
Laubenberger, Chriſtoph. ©. Boffert. Reutlinger Gejh.Blätter 12, 80.
Lempp, Oberförfter. Staatsanz. 1865. — Schwäb. Kronif Nr. 475, 6.
Liätenflein, Karl. P. Bed, Sqhwäb. Biographien 81. Dr. Karl Lictenftein aus
Zeil, hervorrag. kath. Weltgeiftliher, 1816—66. Dicef.Arhiv von Schwaben
19, 83-36.
dv. Liebermeifter, Profeffor. R. M., Schwäb. Kronit Nr. 551, 6. — %, Zum
Tobe von Profeffor Liebermeifter. Deutſches Volkeblatt Nr. 273, 1. Blatt, & —
H. Bierorbt, Carl v. Liebermeifter. Med. Korr.Blatt 71, 767—769. — Ebenbaf.
720, 731— 733. — Neues Tagblatt Nr. 277, 2,
v. Lorey, Profeffor. Staatsanz. 2327. — Schwäb. Kronit Nr. 608, 6. — Neues
Tagblatt Nr. 304, 2.
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Maier. Reutlinger Gefh.Blätter 12, 69-70.
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be Montlong. P. Bed, Geſchlecht. Diöcef.Arhiv von Schwaben 19, 80.
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Müller, Wilhelmine, geb. Maiſch, aus Neipperg, eine vergeffene Dichterin, 1767—1807.
Mitt. d. ZabergäusBereins 2, 8186.
Müllin. Reutlinger Gefh.Blätter 12, 67.
Multſcher. Effinger, Meifter Hans Multſcher von Um. Acchiv f. chriſtl. Kunft
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Mundmaiger. Reutlinger Gejd.Bfätter 12, 59.
Mürdter, Friebrich, Profeſſor. Schwäb. Kronik Nr. 527, 5. — Neues Tagblatt
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Nägelli, Reutlinger Geld. Blätter 12, 88.
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und Staatsmann 1529—1551. Befondere Beilage bes Gtaatsanz. 27—30. —
Dürr, Ergänzungen bazu. Ebendaf. 91—93.
Neuffer. 2. Ölenhainz, Neuffer-Olenhainziſches. Beſondere Beilage des Staatsanz.
122—125.
v.Neupaufen. Th. Schön, Die legten Ausläufer der abeligen Geſchlechtet v. Neuhaufen
und dv. Sachſenhelm in Schwaben. Deutſcher Herold 323, 218—215.
Not. Reutlinger Gejd.Blätter 12, 59.
Notter, Friedrich. R. Kr, Schwäb. Kronil Mr. 185, d.
v. Obernid, General, Schwäb. Kronif Nr. 488, 6. — Neues Tagblatt Nr. 220, 2. —
General v. D. unb bie württ. Felddiviſion. Schwäb. Merfur Nr. 465, 2. —
€. v. Schmid, General v. D. und bie Württemberger. Neues Tagblatt Nr. 230,
1-2, Rr. 31, 1, Nr. 236, 1, Nr. 288, 1. — 2 Brlefe vom General v. D.
Ebendbaſ. Nr. 288, 1.
Oqelin, Joh, Arzt. Grab des Dr. Joh. Oechslin, bes erſten Arztes in Göppingen.
Staatsanz. 1675. — Neues Tagblatt Nr. 206, 8.
Ölenpainz. Siehe Neuffer.
v. Ölfgläger. Oberflubienrat. ©. S. Schwäb. Kronit Nr. 677,7. — Staatsanz.
2221. — Neues Tagblatt Nr. 291, 2.
v. d. Ofen. Goth. geneal. Taſchenb. b. ad. Häufer 685—686.
Ötinger, Friebrich Chriftof. J. Herzog, Friedrich Chriſtof Ötinger, ein Lebens und
Eharafterbifb. Calw, Verlagsbuchhandlung.
Otli. Reutlinger Geſch.vlatter 12, 87.
v. Öttingen, Gräfin Anna, geb. Landgräfin v. Leuchtenberg. O. Erhard, Nörd⸗
lingen, Bed.
v. Ottweiler, Graf Adolf. Feldzugebriefe aus dem Jahre 1812, zuſammengeſtellt
von einem höheren Offizier. Mitt. bes hiſtor. Vereins für die Saargegend
8, 168—220.
Velargus, Wilhelm, Erzgiehßer. Schwäb. Kronik Nr. 480, 7.
Bliger, Paul. R. Krauß, Erinnerungsblätter zu Paul Pfigers 100. Geburtstag.
Särwäb. Kronif Nr. 418, 9. — Derf. Paul Pfizer und das Jahr 1848. - Neues
Tagblatt Wr. 218, 1-2, Pr. 214, 1, Nr. 215, 1. — Derl, Paul R iger ale
württ. Lanbtagsabgeorbneter. Nedar:Ztg. 12.16. Sept. 1901. — Derf., Paul
460 BWürttembergüihe
Pflger und Otto Abel, Beilage zur Münchener allg. Ztg. Nr. 209. — Zum Ge
dächtnis von Paul Pfizer. Tübinger Blätter 4, 15—16. — R. Krauß, Paul
Pfizers Zukunft vom 26. Oktober 1901. — Derf., Paul Pfizer in feinem Bers
Hältnie zu Preußen. Magdeburger Fig, Blätter für Handel, Gewerbe und fogiales
Leben Ar. 86—37.
d. Pfleiderer, Direltor. Schwäb. Kronif Nr. 120, 5. — Staatsanz. 465. — Neues
Tagblatt Nr. 69, 2.
v. Pfullingen. 3. Schindler, Wolfgang Bifhof v. Regensburg. Weber und Belte.
Kirgeuleriton 13, 1735—1741.
Raach. TH. Schön, Die Familie Raach, eine alte Reutlinger Lehrerfamile. Reut-
linger Geih.Blätter 12, 60—62.
NRapeberger, Matthäus. K. F.. Zur Grinnerung an Matthäus Rabeberger aus
Wangen. Dr. med., Leibarzt des Kurfürften Joh. Friedt. v. Sachſen. Schwäh.
Merkur 604, 1.
Reichel, Matthias, Kunſiſchreiner zu Ulm. K. Th. Zingeler, Mitt. d. Vereins f.
Geſch. u. Altert. in Hohenzollern 34, 40.
Reihmann. B. Driefelmann und 2. Hofer, Hotel Reihmann in Mailand. Reues
Tagblatt Nr. 18, 2.
Reinhard. Goethe und bie Famille Reinhard. Neues Tagblatt Nr. 206, 1.
Reuß. A. H., Ältere Mitglieder der Familie Reuß im Gebiet bes Strom und
Heuchelbergs und beren Rachbarſchaft, Mitt. bes Zabergäu-Bereins 1, 6164.
v. Riebmüller, Franz Xaver, Maler, Schwäb. Kronik Nr. 505, 5.
Rieger, Phil. Friedr. Findd, Das Vermächtnis eines Gefangenen. Randaloſſen
Phil. Friedr. Rieger zu feinem Neuen Teftament. Evang. Kircenblatt
249252, 257—260, 265—269.
Niler. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 59.
Rittler, 3.8. P. Bed, Shrwäb. Biogt. 9. J. ©. Rittler ©. S. 8, ichtet
Reichepralat v. Weingarten (1737—1804). Diöcef.Arhio von Schwaben 19,9.
REICH, Jakob Friedrich, aus Dürrenzimmern, 1748 —1841, Ober, Mititärfchriftfteler.
Mitt. des ZabergäurBereins 2, 87—94.
Rud. Reutlinger Gefg.Blätter 12, 67.
Ruf. Meutlinger Gefd.Blätter 12, 59.
Nuß. Reutlinger Geid.Blätter 12, 59.
v. Sachſenheim. Siehe v. Neuhauſen.
Safft, Adoif, Fabritdirettot. Schwäb. Kron. Nr. 285, 5. — Neues Taabl. Nr. 149,3
Saggroub. Reutlinger Gefdj.Blätter 12, 68-69.
Sailer. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 68.
Sailer, Seh. P. Bed, Analekten aus Schwaben. Cine oberſchwäb. litterar. Fehde
(Seb. Sailer contra Fr. Xav. Clavel). Diöceſ. Archiv von Schwaben 19, 49-58.
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9.
v. Sarmey, D. Zur Erinnerung an Staatöminifter Dr. v. Sarwey. Schwäb. Krenit
Nr. 151 und Nr. 158 je ©. 9-10.
Schaffenlitzel. Reutl. Geſch.Blätter 12, 59.
Scäauffele, Konrad. Schwäb. Kronik Nr. 47, 5; Staatsanz. 187; Neues Tagkleit
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E Hiller als Menſch, Neues Tagblatt Nr. 158, I—10, Nr. 174, 9, Nr. 190, 10
bis 11, Nr. 287, 9—10, Nr. 288, 9-10, Nr. 288, 9—10, Nr. 298, 13—14,
Nr. 299, 9-10. — D. Güntter, Schilers Stellung zum Publikum. Schwäb.
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Schillers Zeitfchr. f. vergleichende Litteraturgeſchichte 14, 325—8329. — I. Scherr,
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Sqhillers Leben und Werke. 15. Aufl, Bb. 1, 2, Stuttgart. — P. Welzfäder,
Ein neues Schillerbilb. Schwäb. Kronif Nr. 516, 5. — Derfelbe, Schiller:
bifber und ein ſchwäbiſches Dichtermufeum. Anhang zum V. Rechenſchaftobericht bes
Sqwabiſchen Scillervereins. — I. Burggraf, Schillers Frauengeflalten, 2. Aufl,
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Schilling, Ich. Boffert, Ein Blaufelder Volksrednet. Schwäb. Kronik Nr. 401, 5.
Säliäter, ©. Heint. Geograph. Schwäb. Kronif Nr. 158, 5.
Schmalned. Meutlinger Geſch. Blätter 13, 5960.
Schmid, Dean. Schwäb. Kronif Nr. 105, 6; Neues Tagblatt Nr. 58, 2.
Säönbein, Chrifian Friedr, Chemiter. Sübd. Apoth.Btg. 89, 697.
E Hopp. Reutlinger Gefg.Blätter 12, 71.
Schopper. Reutlinger Gefh.Blätter 12, 21.
Säubart, Chr. Fr. Daniel. R. Krauß, Schubart als Stuttgarter Theaterbireftor.
BWürtt. Bierteljahrshefte 10, 252—279. — Württ. Geſchichts⸗ und Altertumsverein.
Rechenſchaftsbericht 27—29. — Derfelbe, Schubart und Goethe. Frankfurter Zeitung
10. Febr. 1901. — Derſelbe, Neue Briefe von Schubart I und II Euphorion 77 bis
102. 285—300. — Ein unbefannter Brief bes Dichters Chr. Zr. Dantel Schubart.
Aperg den 80. Juli 1785. Schwäb. Merkur Nr. 474, 2.
Säle, Garteninfpeftor. Schwäb. Kronit Nr. 83, 5.
Sqchultheiß, Forſtrat. Schwäb. Kronit Nr. 31, 6. — Neues Tagblatt Nr. 16, 8;
Staatsanzeiger 115.
Schũz, Theodor. NR. Schmid, Zur Erinnerung an Th. Sch. Schwäb. Kronif Nr. 122, 9,
Sqchwab, Guſtav. N., Zum Bildnis Guſtav Schwabe. Schwäb. Albblätter 13, 21—22.
— Zur Erinnerung an ©. Schw. Schwäb. Kronif Nr. 87, b.
462 Wurttembergiſche
Schwägerli. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 88.
Schwarz, Pfarrer. Schwäb. Kronit Nr. 168, 5. — Staatsanzeiger 685. — Neues
Tagblatt Nr. 86, 2,
Schwend, Gertrub, geb. Baronin v. Urkull. Schwäb. Kronit Nr. 31, 6. — Neues
Tagblatt Nr. 16, 2.
Sedler. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 87—88.
Seig, J. A. Mufikdireftor. Schwäb. Kronif Nr. 342, 5, Nr. 346, 5.
Seybold, David Ehriftoph, aus Bradenheim. Mitt. bes Zabergäuvereine 2, 1, 1-8,
111—112.
Seyffer, A. H. Gebrüder Seyffer, brei wadere Söhne Lauffens. Mitt. des Zaber
gãu⸗ Vereins 1, 57—62.
Sigerer. Genealog. Handb. bürgerl. Familien 8, 488.
Spät. Reutlinger Geih.Blätter 12, 88.
v. Speibel, Forſtdirektor. Dorrer, Staatsanzeiger 513; Schwäb. Kronif Nr. 136;
Nr. 136, 7; Neues Tagblatt Nr. 68 und 71, je S. 1.
Spenlin, Johannes. TH. Schön, J. Sp. von Rottenburg, ber erfte akademiſch ge
bifbete württ. Leibarzt. Med. Korr.Blatt 71, 161163.
v. Stabton, Graf Emerih. Wiener Abenbpoft Nr. 177, 8.
Stainbreher. Reutlinger Geſch.Blätter 12, 58.
Stapf. Geneal. Handb. d. bürgerl. Familien 8. 445458.
Steinmayer, ©. Fr., Orgelfabrifant. Gewerbeblatt aus Württemberg 58, 84.
Steintweg, Georg Friebr., Kfofterprofeffor. A. H., Mitt. bes Zabergäu-Bereins 2,
103, 104.
Stier, Jakob. W., Räuberromantif in Württemberg. Neues Tagblatt Nr. 56, 1.
Stiger, Reutlinger Gejd.Blätter 12, 67.
v. Storr, Karl, Präſident. Neues Tanblatt Nr. 299, 1
Strauß, David Friede. S. B., Binder und Strauß in Weinsberg. Schwäb. Kronit
Nr. 884, 9-10.
Streigerin, Magd. TH. Schön, Die Ärztin Magd. Streicherin aus Ulm. Med.
KRorr.Blatt. 71, 5254.
Strelig, Reutlinger Geſch.Blätter 12, 59.
Strölin, Karl, Refter. Schwäb. Kronit Nr. 259, 5; Staatsanzeiger 1087; Neues
Tagblatt Nr, 132, 3; €. G., Zur Erinnerung für Rektor Strölin. Schwäb. Kronil
Nr. 270, 5—6.
Sturmfeder. Schmid, Beziehungen zwiſchen ben vormaligen Rittergeſchlechtern
dv. Sturmfeber und v. Gomaringen, Reutlinger Gejd.Blätter 12, 91—9. —
Freiherr Karl v. Sturmfeber, k. k. öfter. Kimmerer und Generalmajor. Neues
Tagblatt Nr. 118, 2.
v. Sudow. €. M., Bon der deutſchen Armee vor 100 Jahren. Schwäb. Kronit
Nr. 59, 9-10, Nr. 61, 56, Nr. 68, 9-10.
Syrlin. N. Bauer, Sprlin oder Virgil? Meifterin oder Sibylle? Chriſtl. Kunf
Blatt 166—189, 177—181.
v. Taube, Gräfin. Blätter für das Armenweien 54, 126.
Thurn u. Taris. 2. M. Rhende, Die Wappen ber Fürften Thurn u. Tarie.
Bappenfammler 1, 1900, 21—23.
Toud v. Beringen. Reutlinger Gef. Blätter 12, 19—20.
v. Lröltfg, Freiherr, Major. Staatsanzelger 1271. — Sqhwäb. Kronit Nr. 306, 6.
v. Trott zu Solz. Goth. geneal. Taſchenb. ber adeligen Häufer 844845.
Gefdjichtstitteratur 1901. 468
Truchſeß v. Waldburg. Gräfin Kaveria v. Attems, geb. Gräfin von Waldburg ⸗
Wurzach. Staatsanzeiger 1108. — Weber, Otto Truchſeß v. Walbburg. Wetzer
u. ®elte, Kirhenlerifon 19, 114-118. — W. Telten, Gebhard Trugjfeß v. Walb-
burg. Gbenbafelöft 105—114.
Tfgerning, Genealog. Handbud) bürger!. Familien 8, 469-494.
Tubing. Reutlinger Gei.Blätter 12, 87.
Tukkel. Reutlinger Gefc.Blätter 12, 71.
Upland, Ludwig. Mendheim, Job. Ludwig Uhland, Lelpzig. — I. Hartmann,
Beiträge zu einem Gharafterbilb Uhlande. Württ. Gefhichts: und Altertumsverein.
Regenihaftsberiht 14-17. — E. &it, Uplande Ernſt v. Schwaben. Schwäb.
Kronit Nr. 86, 5. — K. Weitbredt, Lubwig Uhland. Schwäb. Kronif Nr. 160,
9. — Hermann Allmers (und Uhland). Ebendaſ. 206, 18. — R. Krauß, Ludwig
Uhland und Paul Pfizer. Sonntagsbeilage Nr. 3181 zur Voffiihen Zeitung
Nr. 337, 849, 2, 861. — Votteler, Zu Ludwig Uhlands perfönlicher Beziehung
zu Reutlingen. Reutlinger Geſch. Biãtter 12, 16. — Cinige Sqhweſter Uplanbe,
Luiſe, verehelihte Stabtpfarrer Mayer in Pfullingen. Schwäb. Kronif Nr. 565, 6.
Vederli. Reutlinger Gefd.Blätter 13, 50.
Beefenmeyer, Guſtav, Profeffor. Staatsanzeiger 1981. — Schwäb. Kronif Nr. 496, 6.
— Neues Tagblatt Nr. 249, 2. — E. Neftle, Profeſſor V. in Ulm. Schwäb.
Kronit Nr. 497, 6.
Behe, Michael, O. Pr., geb. aus Biberach bei Wimpfen. Weper u. Welte, Kirchen:
Ieriton 12, 645646.
Bergerius, Peter Paul. Knöpfler, Peter Paul Vergerius. Weper u. Welte,
Kirchenlerikon 13, 769776.
VBeringen, Grafen. Siehe Geſchichte bes württ. Fürftenhaufes.
v. Bicari, Hermann. Schmitt in Weyer u. Welte, Kirchenlerikon 12, 880—895.
Bifher, Friedrich. Ein Brief Friedrichs Bilher (vom 28. März 1876). Neues
Tagblatt Nr. 4, 1.
Viſcher, Lubwig Friebe. E. Schott, Zur Biographie bes erſten deutſchen Robinſon ⸗
überfegers bes M. Ludw. Friedt. Viſcher in Calw. Befonbere Beilage des Staats ⸗
anzeigers 184-187; Aus dem Schwarzwald 9, 176—178, 119; Schwäb.
Kronit Nr. 141, 6.
Bolmar. Nieder, Familiengeſchichtliches I, Beſondere Beilage des Staatsanzeigers
117-118.
Baafer, Georg, Rechtsanwalt. Staatsanzeiger 1178. — Schwäb. Kronif Nr. 281, 7.
Bagner, Adam. K. Th. Zingeler, Bildhauer Adam Wagner aus Heilbronn. Mitt.
bes Vereins für Geſch. u. Altert. in Hohenzollern 84, 39.
v. Batter, Karl, Generalfieut. Staatsanzeiger 478; Schwäb. Kron. Nr. 116, 5;
Neues Tagblatt Nr. 60, 8.
Weber, Mathilde. Schwäb. Kronit Nr. 288, 5. — Ctaatsanzeiger 1188—1189. —
Neues Tagblatt Nr. 146, 1. — Königöberger Hartungfhe Zeitung. Abenbausgabe
Nr. 318, 1. — Für unfere lieben rauen. Unterhaltungsblatt. Beilage ber
Königsberger allgemeinen Zeitung Nr. 28, 2.
Wechßler, Eduard. Etaatsanzeiger 2093. — R. Kr, Schwäb. Kronit Nr. 541,5. —
Neues Tagblatt Nr. 274, 3.
Belfen. F. Schmidt, Die Anfänge des Welfiſchen Geſchlechts. Hannover, Schaper;
H. Witte, Zur neueſten Literatur über ben Urfprung des Welfengeſchlechts. Ober:
thein. Zeitſchrift 690-706.
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Widmann, Joh. Th. Schön, Die beiden Arzte Joh. Widmann, Meb. Korr.Blatt 71,
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Bieland. C. Obſer, Zu Wielands Überfielung nad Weimar. Euphorion 8, 69 bis
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bei ber Geburt des legten Prinzen des Hauſes Habeburg. Med. Korr. Blatt 71,
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Ziegler, Gregorius Thomas, Biſchof von Linz. Hiptmair in Weher u. Welic,
Kichenlexifon 12, 16891960.
v. Bieten. Goth. gem. Taſchenb. b. ab. Käufer 966967.
Zimmermann. Reutlinger Gefd.Blätter 12, 68.
Beſprechung und Erwiderung.
Briefe und Akten zur Geſchichte des 16. Jahrhunderts. Vierter Band.
11.)
Ehe ih in meiner Erwiberung fortfahre, weife ich barauf Bin, daß ber von
8. Gög mit fo großem Eifer und mit fo wenig Geſchid verteibigte Band „Druffel IV“
inzwiſchen aud von anderer Seite her einen ſchweren Angriff erfahren hat. Im
%. Band des Archivs für öfterreihiie Geſchichte veröffentlicht Guftav Turba, ber
Herausgeber ber Venetianiſchen Depeſchen vom NKaiferhofe, „Beiträge zur Geſchichte
der Haboburger“, beren dritter bie deutſche Reiche und Hauspolitit ber Jahre 1553
bis 1568 behandelt. Turba hat für feine Arbeit Hauptfächli bie Beitände des Wiener
Archivs beigezogen und aus zahlreichen, bisher unbefannten Aftenftüden neue Aufs
ihlüfje gebracht. Dabei hatte er Gelegenheit, viele ber bei Druffel IV benügten Stüde
an ber Hanb ber Vorlagen nachzuprüfen. Das Mefultat biefer Brüfung flimmt mit
bem meinigen überein. ©. 287 ff. giebt Turba ein Stüd von ganz hervorragender
Wichtigkeit, die kaiſerliche Revofation ber Verträge von Paffau und Met, das auch bei
Druffel IV nr. 348 fleht; aber, wie Turba fagt, „in kurzem unbraudbarem
Auszuge voller Fehler und Ungenauigkeiten“. Der Tert if, wie ebenfalls
Zurba fagt, leicht Teferlih. Turba wagt es fogar, von „eraffen Beifpielen“ von
Fehlern zu reben. Zu einem anderen, bei Druffel IV nr. 692 gebrudten Stüde, das
enjalls von größter Witigfeit {f, giebt Turba 16 (l) Tertforrefturen, wieder mit ber
Bemerfung: „bie Leſung bot feine Schwierigkeiten“. (©. 313.) Weiterhin finden fid Ber
merfungen tole „von Branbi fälſchlich gedeutet“, „ungenügender Auszug“, „bie Rublifation
bei Branbi iſt hier unbraudbar* und ähnliche, und zu all bem noch das allgemeine
Urteil: „leiber mußte ih aud bei anderen Stüden in Brandis Bei
trägen ähnliche Erfahrungen von ber Fehlerhaftigkeit bes Tertes
und der Auszüge machen, wann id bie Originale zur Hand nahm“.
¶S. 287) Schon vorher Hat Prof. Brandenburg in ber Hiflorifhen Zeitſchrift (87 ©. 485)
erklärt, daß aud er bei Nachprüfung vieler Auszüge gerade des 4. Druffelſchen Bandes
eine erhebliche Anzahl ret ſchlechter barunter gefunden Habe unb daß zu⸗
weilen nicht einmal die Datierungen zuverläffig fein. Ich ſelbſt Habe ſchon in meinem
seiten Bande, bann oben ©. 249 jf. zahlreiche Fehler des Buches nachgewiefen unb
imzwiſchen aud noch In ber Hiſt. Vierteljahrsfrift (S. 810 ff) die ffandaldfe Be-
bandlung ber Reichstagsalten von 1555 durch einige Proben illuſtriert. Ich meine
nun, wenn brei Hiftorifer,*) bie von verfchiebenen Seiten ans an das Buch heran:
getreten find, ſich unabhängig voneinander über die Fehlerhaftigfeit des Tertes und
der Auszüge zu beffagen haben, fo Können noch fo viele andere, bie biefe Fehler nicht
ſehen oder nicht fehen wollen, hiegegen nicht auffommen. Ein von ber Beichaffenheit
ber Terte unabhängiger wiſſenſchaftlicher Wert aber ift bei einer folden Ebition gar
nicht benfbar.
Bgl. oben ©. 249 ff.
) Man tönnte außerdem noch auf Buſchbell, Hift. Jahrbuch 1900 ©. 414,
befonders ©. 482 ff., verwelſen, wenn auch hier das Angriffsobjeft ein anderes If.
Sorit. Bierteljahrdh. f. Lanbeigeih. R.#. XI. 30
466 Beſprechung und Erwiderung.
Trobdem muß Ich die Verteidigung des Buches durch W. Göt noch weiterhin
auf ihren Wert prüfen. Nachdem Göt ©. 47—53 einzelne meiner Vorwürfe mit ber
früher gekennzeichneten Art ber Aftenberügung durchgenommen hat, geht er S. 53 i.
dazu weiter, bie Fehler, bie er In den bei Druffel IV mit mir konkurrierenden Akten
anerfennen will, aufzuzähfen. Es find ungefähr 15, darunter aber Dinge, bie id nie:
mals als Fehler bezeichnen würde. 3. 8. „Ernſt nr. 26 fehlt bei Druffel und hätte
vielleicht von ihm beachtet werben follen, als er die betr. Abteilung des Stuttg. Ardirs
burcfah“. Druffel Hat bie betr. Archivabteilung überhaupt nicht bemüßt und es ih
ihm um fo weniger ein Vorwurf daraus zu machen, als aud Kugler, Stälin und
andere fie überfehen Haben. Indem Götz „felbft die Quisquillen unter ben Fehlern”
aufzäptt, ſucht er den Eindruck peinlichſter Genauigkeit hervorzurufen. Ich weile nur
darauf bin, daß dieſelbe Fehlerzahl, die Göp im ganzen Buch gefunden bat, ſowohl
von Turba wie von mir wicderholt in einer einzigen Nummer nachgewieſen worden if.
Und wie läderlih nimmt ſich Herr Gög mit feinen „Quisquifien“ aus neben ben
„craſſen Beifpielen“ von maffiven Fehlern, bie andere aufzäplen! Auch Bier, wo er
anfdjeinenb Fehler zugiebt, fieht er bod nirgenbs bie eigentlichen Fehler. Dafür nur
Ein Belſpiel. BDruffel IV or. 198 giebt einen Bericht Bödlins an den Kaifer über
eine Werbung bei Ghriftoph, beffen Eintritt in ben egeriſchen Bund betrefiend. Göß
fagt nun: „nr. 198 hat im Erzerpt eine — nichts Weſentliches betreffende — Ungenauig ⸗
feit, bie Ernft nr. 265 verbeffert”. In Wirkiichteit Hat der Tert bei Druffel IV mins
beftens vier Fehler.
1. „Der Hz. von Wirtbg. bebanft fi für des Kaifers Werbung.“ Dieſer
Sag ſtammt vom Herausgeber, fteht auch nicht dem Sinne nad) in der Vorlage. Tas
Bezeichnendſte in Chriſtophs Antwort, nämlid der Rat, den egeriſchen Bund bie zum
kommenden Reichstag zu verſchleben, wirb in Dr. IV ganz weggelaflen.
2. Gegenüber den Reben über ben Heibelberger Bund verweiit Chrilloph auf
den Bericht der Einungsgenoffen an den Kaifer: E. mt. seiend irer pundnus mit
grund bericht, ſchreibt Bödlin, d. h. biefer Bericht fei wahr, zuverläffig, begränber.
Truffel IV macht daraus: ber Kaiſer ſei falfch berichtet! Unyenau it auch, man wolle
„das meifte Bolf beurlauben“; es ift nur von „Beſtellten“ bie Rebe.
3. Der Beginn bes 3. Abfages bei Drufjel IV „der Hg. bemerkte auch“ iſt ein
freier, ſachlich falſcher Zufab des Herausgebers; es handelt fih hier gar nicht mebr
um Bemerkungen GHriftepgs, fondern um anderweitige Beobachtungen Bödlins.
4. Ungenau ift aud im P. ©. „obwohl Hz. Chr. es Ieugnet“; es muß vielmehr
heißen „obwohl Chr. bie Beurlaubung in Ausficht ftelt”. Der Gegenfag iſt fo viel
ſchärſer.
Inden Götz auf dieſe Weiſe Druffel IV von feinen Fehlern reinzuwaſchen ſucht,
geht er allmählich von der Verteidigung zum Angriff über und zählt (S. 55) 27 File
auf, in welchen meine Erzerpte denjenigen Truffels ſtark nachſtehen, „ſei es nun, dak
Druffel mehr vom originalen Wortlaut oder einen trefienderen Auszug giebt, oder dab
man bei Ernft notwendige Grläuterungen vermißt“. Wenn ih Stücke, die Tr. IV
im Wortlaut Hat, in weniger wichtigen Zäen nur in Auszug gebe, fo ift das werer
für mid) ein Vorwurf, noch beweiſt es das geringfte für den wiſfenſchaftlichen Wert
von Dr. IV. Ebenfo Fönnen Grläuterungen, die in dem mannigfaltigen Stoff ven
Tr. IV notwendig find, bei mir überflüffig fein, weil ji bier die Erklärung aus dem
Zufammenbang ergiebt. Cine jo mechaniſche Vergleichung iR alfo ſchon im Prinzip
wertlos. Noch viel ſchlechter in die Ausführung. Denn von den 27 Nummern,
bie &ög bei Druffel IV beffer gefunden baben will als bei mir, find
Beſprechung und Erwiberung. 467
6— fage ſechs — alfo mehr als ein Fünftel, bei Druffel IV mit
feinem einzigen Wort erwähnt! Es find bie Nummern); 10%. 5; 94 A. 2,
215, 395, 448, 623. Und nun wieber zur Prüfung ber übrigen 21 Stüde, bie wirklich,
da find. Wie fhabe, daß es nicht eine Inſtanz giebt, vor ber ſich in münbliher Bere
banbfung in wenigen Minuten biefe Art von wilfenfhaftliger Vergleigung genügend
brandmarken ließe!
1. Briefwegfel nr. 3 = Druffel IV nr. 3, Es ift das erſte Stüd in
Dr. IV, welches ich als fehlerhaft bezeichnet habe. Die Aufmerkſamkeit bes Herrn
Sög hätte alfo wenigftens fo lange anhalten follen. Trotzdem weiſt er meinen Vorwurf
urüd, da er nur eine „Duisquilie* darin entdect hat. Obwohl id nun fon oben
4S. %5) bemerkt habe, daß das Stüd zivei total falſche Säge enthalte, iſt dem Stüde
noch ein weiterer Verteidiger erflanden in ber Perfon des Herrn Dr. Trefftz, ber es
in der Hiſt. Bierteljahrefhrift (S. 314) für durchaus genügend erflärt. Dagegen ift
zu fagen: 1. Der Sap (3. 2 f.) „der Deutſchmeiſter dürfte ſich wie ber Hp. an das
Kammergericht wenden“ fagt genau das Gegenteil von bem, mas in ber Vorlage fteht.
‚Hier ſchreibt nämlich der Bayernherzog über Chriſtophs Streit mit bem Deutſchmeiſter.
e& werbe wohl nun ber Kaiſer gnedigist dahin gedacht sein, wie, auch des aufge-
wendten unchostens halb, die sachen hin- und beigelegt werden muge; ermelter
herr Teutschmeister wirdet auch unsers erachtens, sonderlich in bedenkung die-
weil E. 1. die sachen an dem kai. camergericht auch anhengig gemacht, selbs
denen wegen nachtrachten. Der Hauptgedanke, daß ber Kalſer auf Beilegung ber
dacht fein werbe, {ft in Druffel IV unterſchlagen. Die Vermutung, daß nun aud) der
Deutfgmeifter diefem Weg gütlider Beilegumg nachtrachten werbe, ift abgeändert
in bie Behauptung, ber Deutfchmeifter werbe fih an das Rammergericht wenben.
2. Ebenſo faiſch ift der feßte Sap: „Regt ber Geſandte von Jülich wieder bie Sonders
Seratung mit Pfalz und ihm an, fo iſt abzuraten.“ Der allerdings etwas fompligierte
Sag ber Vorlage lautet ſachlich durchaus Mar und verftändlih: „verner betreffend
gedachts unsers freundlichen, lieben vettern des churf., E. 1., des herzogen von
Gulchs und unser personlichen zusamenkonft, wiewol der gulchisch gsandt unter
anderm angebracht, das dieselb nochmaln furzenemen sein sollte, E. 1. auch, im
fall da wir andere dessen einig, ir di zusambkunft auch gefallen lassen, setzen
wir in kainen zweifl, E. l. habe sich zu erinnern, aus was ursachen wir dieselb
diser zeit nicht ratsam oder in ainich weg furzenemen sein geacht (wie auch
ermelter pfalzgraf churf. der mainung noch), sonder bedenken, wie die sachen
allenthalben geschaffen und aus obvermelten ursachen, es muesse one daz zu
ainer merern gemainen zusamenkonft und in kurz raichen und komen“. — ®enn
man übergaupt anfangen wi, den Druffclichen Say hienach zu korrigieren, fo ift zu
fagen: Nirgends iſt von einer fünftigen Anregung Jülichs bie Rebe, fondern nur
von dem, was ber Geſandte angebramt hat. „Tie Sonberberatung mit Pfalz und
hm“ int ungenau; es handelt fih um perjönlihe Zufammenfunft der vier ausdrüdlich
genannten Fürflen. Der Hinweis Albrecht auf feine frühere Äußerung und auf bie
Übereinftimmung mit Pfalz durfte nicht weggelaffen werben zc.
*) Bei ben Beiden erfigenannten Nummern hat Gög wahrſchelulich andere
Screiben gleichen Datums von bemfelben Asfender und Empfänger, aber mit ganz
verihiedenem Inhalt zur Verzleihung herangezogen, bie bei mir an anderer Stelle
benũht find. (Zu 10 A. 5 wohl Druffel IV, 17 n. 1; zu 94 9. 2 entweber Dr. IV,
99 n. 3 ober 106 n. 3; vgl. dazu bei mic nr. 28, nr. 120 ober nr. 129 n. 1.)
468 Beſprechung und Erwiberung.
Briefwechſel Ilar. 5 = Dr. IV, 3 (3weites Ctüd). Hz. Albrecht ſchreibt
eigenh. an Chriftoph: nachdeme mir an hent allerlei zeitungen von einem vertreu-
lichen ort zukumen, daraus E. l. werden vil selzamer bossen vernemen, auch
was wir auf kunftigs jar für frid haben werden, hab ich nit underlassen wollen,
E. 1. vertreulich anzuzeigen. Dr. IV fagt nur „überfenbet Zeitungen“, was gan)
wertlos iſt; die Charakterifierung biefer Zeitungen wirb weggelaffen. Den weiterem
@ag: mit ganz freuntlichem bitt, wo E. 1. dergleichen auch was grüntlichs zu-
keme, mich dessen iederzeit freuntlich zu verstendigen giebt Dr. wieber: „Sitte
um Gegenleiftungen unb Freundſchaft⸗. „Gegenleiftungen“ if} ungenau; baß Aibreht
um Freundſchaft bitte, if Bufag bes Herausgebers. Das wichtigſte an bem Briefe
find die gefanbten Zeitungen ſelbſt über bie Lage vor Meb, über bie Pläne bes Kaifers
gegen Markgraf Albrecht und Kf. Moriz. Diefe Zeitungen fehlen in Tr. IV gänzlich,
ebenfo die Antwort Chriſtophe, daß er biefen Zeitungen Glauben ſchenke. Infolge
beffen ift die Nummer bei Dr. IV vier Zeilen groß und bat, wie gezeigt, Febler.
Bei mir nimmt fie mehr als eine Seite ein. Trotz alledem ſoll fie bei Dr. IV befler
fein? In Wirklichteit ft gerade hier beſonders deutlich, wie in Dr. IV die Schlappigkeit
der Edition und bie Seichtigfeit ber Hitorifhen Auffaffung zufammenfängen.
Briefwegfel Il nr. 6 = Dr. IV nr. 4 (eres Stüd). Dr. hat feine
Note, keinen Buchſtaben im Wortlaut, nur zwei völlig aus dem Zufammenhang ge
tiffene Säge; läßt verfhiebenes weg, was nicht unwichtig if. Und trog alledem fol
«8 mit feinen vier Zeilen beffer jein, als meine 21 Zeilen?
Briefwegfel Il nr. 8 = Dr. IV nr. 4 (weites Stüd). Wieder hat
Dr. IV feine Note, nichts im Wortlaut, Täßt verfchiebenes weg und hat babei neh
Ungenauigfeiten. Nach Dr. IV bittet 3. B. Chr. um „Mitteilung der baheriſchen Befejlüffe”.
Darunter wirde man Gutfehliegungen des 536. von Bayern verftehen. In Wirklichkeit
bittet Chr. um die antwort, so die stend des baierischen krais entschliessen
werden, d. $. um bie Antwort bes bayerifjen Kreifes an bie fräntiſchen Kreisftände.
Briefwechſel IIlnr. 9 M 2 = Dr. IV, 16, Dr. hat eine Halbe Zeile,
ich 9 Im Wortlaut, ben ganzen ſachlichen Inhalt bes Briefe. Im ber Adreſſe beißt
Liechtenſtein „bayr. Ranmerrat”; dies fehlt bei Tr., deshalb iſt Ihm aud bie Korrektur
von Achacins — fo ſchreibt Chr. — In Euflah — fo Heißt der Mann thatfählih —
entgangen. Die Motivierung Chrs. (dan uns ain treulich mitlaiden were etc.)
burfte nicht wengelafjen werben, weil Chr. hier ben Schein erweden will, daß cı
nur um Albrechts Stellung zu feiner Landſchaft zu thun fe. Falſch if, unvermerter
mit „unvermerkt“ wicberzugeben; falſch ift aud, daß ber Zettel ein Konzept vom
15. Januar trage (vielmehr vom 16.).
Briefwechfet II nr. 12 = Dr. IV nr. 12 (erfles Stüd). Dr. IV Hat
17 Zeifen, ich anderthalb Seiten; dort vier Zeilen, bel mir mehr als eine Seite im
Wortlaut; dort Feine Note, bei mir fünf. Gin flörender Fehler if in ber vorlepten
Zeile Dre.: die flatt dis. Dazu kommt, dag Dre. Auszug überhaupt ſchlecht it.
Der Bayernhz. weift nocheinmal auf feine Bedenken gegen eine Zufammenfunft Hin,
erflärt für nötig, jedenfalls dem Kalſer darüber zu freien. Dann fließt er: eo
nun E. J. dessen mit uns ainig, sich auch aines gemainen schreibens an die kai.
mt. mit Pfalz und Gilch vergleichen und uberschicken, seien wir dasselb ze
fertigen und darauf alsbald uns mit E. l. tag und malstat halber zu vergleichen
truntlich urbitig. Tiefer Cap enthält die Pointe des ganzen Briefe, {ft wightiger ale
alles andere, weil hier Albrecht deutlich zeigt, daB er troß aller Bedenken umgeflimmt
ift. Und biefer Sag wirb in Dr. IV mit feinem Wort erwähnt!
Beiprehung und Erwiberung. 469
BriefwehfelIInr. 14 = Dr. IV, 18. Mit einem energiſchen „troß „fehler:
daft!“ weit Göt jeden Vorwurf gegen dieſe Nummer zurüd‘; id) Habe ſhon oben (©. 254)
gezeigt, daß fie zwei dölig falle Säge und einen weiteren groben Fehler enthält,
Briefwedfel IInr. 19 = Dr. IV 18. Der Abbrud bei Dr. hat manche
Fehler. 3. 13 iſt zu leſen: noch eim sölchen bund... zu trachten. Wenn Dr. IV
noch einen brudt, jo kommt man nicht fo leicht barauf, ba das noch ſchwäbiſche
dorm für nach it. 3.20: so sihet mich gleich ift völlig finnfos für: so iret mich
gleich. Auch der Abfepnitt: das dan hz. Moriz .. . enthält drei, zwar nicht fin
förende, aber burdy nichts gerechtjertigte Abweichungen von ber Vorlage.
Briefmegfel IIlnr. 23 9. 1 — Pr. IV, 31. Der Auszug bei Druffel
in wieder zu kutz; falſch iſt, baß der erfte Teil des gem. Pfgs. ganz bezahlt fei; Chr.
jagt nur, daß er ben erflen Teil erfegt Habe; ob bie vier genannten nur mit dent
‚weiten ober auch mit bem erflen Zeil rüdfändig find, if aus der Stelle gar nicht
zu entnehmen. Falſch it auch „Markgf. Baden“; biebei benft niemand an bie Bor:
mundſchaft in Baden-Baden; im Tert fleht ausbrüdii: die jungen marggrafen zu
Baden. — Der Schluß des Schreibens iſt bei mir nr. 34 n. 2 benüßt, allerdings im
Auszug, nicht im Wortlaut.
Briefwechſel II nr. 31 = Tr. IV, 25. Taß Dr. IV cinige Stellen
im Wortlaut Hat, die id) nur im Auszug gebe, trägt zur Entfpeibung unferes Streites
nichts bei; faiſch iſt dafür bei Tr. IV das Datum ©. I9 oben, falfd it auch im
Schlußſatz das „bemnächft”.
Ich muß aufgören; ich Habe mir vorgenommen, nur bie erften zehm von ben
21 „befferen“ Stüden bes Herrn Götz vorzuführen; in ben wenigen Seifen (S. 55
3. 4-8) Gabe ich Göp ungefähr 25 Fehlet, teilweiſe alergröbfler Art, nachgewieſen;
das zeigt, wie dicht Hier bie Fehler ſihen; auch bie übrigen 11 Etüde enthalten noch
zahlreiche grobe fehler, auf deren Nachweis ich wohl verzichten ann. Dabei handelt
«6 fid) diedmal großenteils um Nummern, bie id) in Briefwechſel II nicht ausbrüdtic)
als fehlerhaft bezeichnet Habe. Bel feinem biefer Stüce fann davon die Rede fein,
daß es beſſer if, ale das meinige; kaum eines fommt ber Wiedergabe in Briefwechſel II
nur annähernd geld.)
Gegen bie Bemerkungen, bie öp auf diefe Glanzleiſtung folgen Lüßt (S. 55— 58),
erbebe ih zunädft einen prinzipielen Ciuwand. Der entfceidende Mahflas für den
Bert einer Edition liegt in dem Verhältnis des Dargebotenen zu der Vorlage. Daß
bie Auszüge fachlich faiſch und daß bie Abbrüde fehlerhaft find, das find die Borwürfe,
die ih umd andere gegen Dr. erheben; niemals ift mir eingefallen, meine Abweihung
in allerlei Gbitionsfragen gegen Dr. IV verwerten zu wollen. Und wie ſteht es nun
bei mir? Jeder meiner Bände verarbeitet 4—5000 Aftenitüde;' der Dienſt einer
Landesfonmiffion verlangt raſche Arbeit, einzelne Fehler find bei peinlichiter Sorgfalt
nicht zu vermeiden. Aber obwohl Göb fid) rühnt (S. 47), daß er alle Stüde, wo
Tr. und ich bie gleichen Archivalien benügten, nahgeprüft und auch Driginalterte im
Münchner und Dresbner Arhiv mit ben gebrudten Stüden verglichen habe, madt
er mir bo infeiner ganzen, langen Regenfion nit eineinzigesmal
den Vorwurf, baß ih meine Vorlage im Abbrudoberim Auszug falſch
wiebergegeben habe. Freilich, bei der Art, wie ſich Göß mit feiner Aftenbenügung
bloßſtellt, tann ich auf dieſes ftille Kompliment von feiner Seite nicht ſonderlich ſtolz
) NB. Tas find die Stüde, bie nach Göb beffer find als bei mir. Wie dann
kiejenigen find, bie er für gleid) gut erflärt, Täft ſich hieraus zur Genüge entnehmen.
470 Beſprechung und Erwiderung.
fein. Weil dk eigentliche Fehler nicht gefunden Hat, werben bafür allerlei Abwei-
ungen in Ebitionsfragen und fonflige leinigfeiten, in benen ſonſi, wie ein anberer
Regenfent fagt, ber Grunbfag gilt: in dubiis libertas, mit hödhft wichtiger Miene und
großer Entrüftung vorgetragen; weil mit ber Sache nicht zu machen if, ſucht Göb
durch ben Tom zu wirfen, und gebanfenlofe Leute wirb es ja Immer geben, auf melde
er bamit Eindrud macht. Ob und welde Schreiben ich im Tert oder in ben Roten
gebe, ſteht völlig bei mir; meine Noten find ohnedies häufig zu groß geworben; ob ih
in einem Briefivechfel Protofole gebe, Tiegt ebenfalls in meiner Hand; wenn ih fie
aus Zroedmäßigfeitegründen zurüdftelle ober gar nicht gebe, fo Tann mir fein vernünf-
tiger Menſch daraus einen Vorwurf machen. Über bie Nüblichteit und Rotwenbigfeit
von Anmerfungen ann ınan im einzelnen Fall immer zweifelhaft fein; im übrigen
Habe ich ſtets alle Schwierigfeiten aufgefucht und, wenn «8 moͤglich war, gelöf. Heiter
find auch bie Bemerfungen von Götz ©. 56 unten. Hat ſich Götz überhaupt überzeugt,
ob die für Dr. night lesbaren Stellen lesbar find? Wenn night, wie fonnte er dann
mir einen Vorwurf daraus machen, baß id) fie nicht ergänge? Tamit komme id glüds
lid) zu meinen „bireften Fehlern® (S. 57). 1. „Rabauer” Vertrag: es iſt bie in ben
wirtbg. Aften bauernb übliche Form, die fi aud in ber Litteratur bis in bie Gegen»
wart erhalten Hat (3 B. Seeger, Felonieprozeh gegen Hy. Ulrich); id) werbe fie fefhalten.
2. „or. 198 if falf datiert”. Gewiß nicht! Daß ber Badarader Tag, von bem
das Stüd ſtammt, fon im Mal war, wußte id genau; benn er fommt bei mir etwa
zehnmal vor! Weil mid, aber diefer Tag nichts weiter anging, habe ih bas für ben
Heidelberger Verein wichtige Stüd mit bem Heibenheimer Abfchieb vom 6. Iumi zu:
fammengenommen. Aber nicht ſtillſchweigend, ſondern id Habe biefe Einreihung in
einer Note von faft 6 Zeilen motiviert a) bamit, baß biefer Anſchlag am 11. Juni
den bayr. Gefandten in Frankfurt übergeben wurbe, b) bamit, daß er ſachlich mit dem
Heibenheimer Abſchied zuiammengehört. Hat Göp wirklich diefe Note überſehen —
3. „nr. 832 wird als Reihstagsinftruftion bezeichnet, während es nur ein probiforifcher
Auftcag ÄR*. Die Überjgrift ber Nummer „Inſtruktion Cbre. . . .“ entſpricht genau
der Vorlage; daß fie nur provfforiid war, fagt fie ja felöft; wo foll denn ba ein Fehler
fein? Es if geradezu laͤcherlich! Und wenn id den Hg. von Preußen ber Vorlage
entfprechenb „Markgraf Albrecht d. A.” nenne, fo iR auch das fein Fehler, um fo
weniger, als id ihm im Regifter unter Preußen aufführe. Selbſt bei ben Regiſter⸗
fehlen Liegt teilweife ber Irrtum auf feiten des Herrn Götz (Wefelin nicht 769, bei
Juͤlich iſt doch auf Heidelberger Verein verwieſen 2c.!) unb al bie Gbitionsfehler, bie
mir Gög nadweift, bleiben nur übrig: Ich Babe ben Ort „Berngried“ nicht nachgewieſen;
id} habe eine bayr. Dame, der Vorlage entſprechend, Schwarzenburg genannt, während
fie nad Göß „Schwarzenberg“ heißt; enbli habe id; „Benroth* ſtatt „Benrath" und
„Wendlingen“ ftatt „Wembing“ fiehen laſſen — alles ber Vorlage entjpregend! Tas
find die „bireften Fehler“ In einer Edition von 834 Nummern! Bei allen biefen
Dingen ift nur der Ton intereffant, in welchem Göß fie vorträgt.
Der Ton, ober deutlicher gejagt, bie Herrſchaft der Phrafe, kennzeichnet aud die
folgenden Ausführungen des Heren Göt (S. 59 ff.), in welden er meiner Auffaffung.
der Jahre 1888 f. bie mir doch zur Genüge befannte Meinung von Pruffel IV gegens
überftelt. Hiegegen wenbe id ein:
1. Daß mit ber Aktenmißhandlung, bie für Dr. IV feffteht und bie jept von
Sp auf bie Spige getrieben wird, fo diffigile Fragen wie fall. Gucceffioneprojeft und
ähnliche Tinge erforfcht werden können, iſt ausgeſchloſſen. Wo ſämtliche Faktoren, die
zur Verwendung gelangen, falſch find, kann auch das Reſultat nicht richtig fein.
Beſprechung und Erwiderung. 41
2. Gegen die Methode, mit weldjer biefes Reſultat gewonnen if, Habe ih ſchon
in meiner Vorrede S. V Einſpruch erhoben. Cs ift leicht, faſt jebe einzelne Stelle,
aus welcher die Angft vor ben kaiſerlichen Praktiten fpridht, wegzudeuten und fie ale
ati, diplomatiſche Phraſe, Höflicpfeit oder Ähnliches zu erflären. Nur Tommt man
dabei niemals aus dem Subjeftivismus heraus. Es ift z. B. eine einfache Sache, mit
ben Berichten des Zafins fertig zu werben, wenn man fie für fi allein nimmt.
Glaubt aber Götz aud mit den Berichten ber Taiferlihen Räte, welche ih Württ.
Vierteljahrshefte X S. 15 zufammengeftellt Habe, ebenfo umfpringen zu fönnen ? Ober
wie erflärt benn Göb die Thatſache, daß ſchließlich im Drange ber Not unter ben
Fürfen ber Gedanke entſteht, auf einer allgemeinen Fürftenverfammlung, bie vom Erz«
biſchef von Mainz als Kanzler bes Reichs berufen wirb und bei ber ber König
präfibiert, über bie allgemeinen Reichsbeſchwerden, über die beſchwerlichen welſchen
Traftifen 2c. zu beraten, und daß biefer Gedanke nicht bloß bei Wirtbg., fondern auch
bei Pfalz und zulegt bei Bayern Anflang findet? Da macht es fi) Göt freilich eins
jach: er ift (S. 65) der Meinung, es handle fi nur um einen Heidelberger Bundestag!
Ehe ich zum Schluſſe eile, will ih nur noch Cine Bemerfung einfügen. Götz
liebt «6, gelegentlidh ben Streit über ben wiſſenſchaftlichen Wert der beiden Editionen
in einen Streit über ben ſachlichen Wert ihres Inhalts zu verwandeln. Es verſteht
fi, daß eine Edition wie die Druffelfe, bie von allen Selten das für bie Reider
geichichte Wichtige zuſammenſucht, für biefe mehr wichtige Stüde bietet als ber ger
jchloſſene Briefwechjel eines einzelnen Fürſten. Diefer bat trogdem daneben feinen
felßitänbigen Wert, um fo mehr, als id mid; bemüht Habe, meine Arbeit fo gut als
möglich, für bie Reihsgefgighte fruchtbar zu machen und überall auf ben Zufammen:
bang mit biefer und auf etwaige Anfüge zu neuer Auffaffung hinzumelfen. Der Dars
Rellung bes Herrn Götz, bag dem Druffelſchen Werke gegenüber nur eine bürftige
Nadleſe übrig bleibe, ftelle ich das reifere Urtell des Biographen des Kurfürften Moriz,
€. Brandenburg, entgegen, ber in ber Hiſt. Zeitſcht. (87, 485) fagt: „Io viel if
figer, daß bie beiden vorliegenden Bände nicht nur für bie würitembergiſche Spezial-
geſchichte, ſondern auch für bie allgemeine Geſchichte höchſt wertvolles und von feinem
Forſchet zu überfehenbes Material darbieten.“
Doch nun zum Schluſſe! Über den wiſſenſchaftlichen Wert ber Göbiſchen Ar-
beitsweife brauche ich fein weiteres Wort zu verlieren, das Buch felbft und bie Ber:
teibigung buch Hertn Göß find einander wert. Tie Sache hat aber aud noch eine
andere Seite. Man überblide nocheinmal meine jegigen und meine früheren Ausführungen.
In Dr. IV werben die allerſchlechteſten Stüde mit Eifer verteidigt, bie gröbflen Fehler
mit teilwelfe vecht zweifelhaften Mitteln beftritten; bann wirb eine Vergleichung ber
fonfurrierenden Stüde vorgenommen und babei werben felbft folde Stüde in Dr. IV
für beffer erflärt, bie mit feinem einzigen Wort barin erwähnt find! Auf ber anderen
Seite jührt Göp nicht einen einzigen Fall an, wo id meine Vorlage falſch wieder⸗
gegeben Habe; flatt deſſen werben völlig inbifferente Dinge als Fehler und Mängel
vorgetragen, alles im Tone vollſter Entrüftung, obwohl ſich Götz ber Nichtigkelt feiner
Anlagen bewußt fein mußte. Wer bie Arbeit bes Herrn Gög mit Aufmerkſamkeit lief,
fan fi bem Ginbrud nicht entziehen, daß es ſich bier nicht um eine objektive Regenfion,
fondern um eine 6Bsartige, ber Göttinger Gelehrten Anzeigen unwürdige Tenbenzfrift
handelt, deren Motive jebo Bier nicht zu unterfuhen find.
Tübingen. Bittor Ernſt.
Megifter.
4.
Aalen 320. 445.
Abbinsvoorde 42.
Abel, Jakob Friedr. 62. 453. 461.
Dtte, b. X. 100. 102. 106.
Otto, d. 3. 453. 460.
Achalm 445,
Adermann, Heine. 453.
Adelberg 445.
Adelmann v. Abelmaunsfelden, Bernhard
453.
Adrian 247.
Affalterad) 342.
Agumi 368.
Ahrens 420.
aichach 317.
Aicfent 218.
Aigues mortes 6.
Aitinger, ulmiſcher Sekretär 246.
Alber, Mattbäus 458.
Albert, Thomas 400.
Albtecht I, K. 290. 294. 326,
Albrecht, Joſ. Konr. 458.
Schuimeiſter 170. 188.
Albinger 443.
Alence, Chirurg 231.
Alert, Thomas 393.
Aleranber, Graf v. W. 440.
Al 217.
Alicante 27.
Alle, Enrich |. Haller.
Allmers, Herm. 463.
Alfons V. v. Aragon 8 j. 354.
Altenburg, j. Canntatt 446.
Altenmüniter 154—210.
Altenfteig 75.
Amalie Eliſabeth, Landgräf. von Heſſen 219.
Amlishagen 157. 196. 198. 201.
Amman, Hans, von Ulm 458.
Andenteute, Konrad v. 25.
Andler, Iſat, Theolog 65.
| Angeli 366.
| Anifg, von 238.
Anna, Königin-Mutter, Frankreich 289.
von Öfterreih 215. 220.
Ansbach, Fürftentum 148.
Anton, Guſtav 102.
Antoni, Barth. 356.
Antwerpen 37. 39.
Anweiler 337.
Aragon, Ferdinand v. 352 ii.
Argent Pere 384.
Arigo d’Alamanyı 366.
Arndt, Theologe 47.
Artaria, Ph, Mannheim 107.
Art, Zldefons, von 120.
Asfahl, Markus 458.
Afing, f. Afiur.
Affur, David 115.
Afterritter, Th. 448.
Athen, 428.
Attıms, v., Gräfin 463.
| Anerbad, Berthold 106. 108. 109.
Auersperg ſ. Grün, Anaft.
| Augsburg 30-86. 246-881.
Aulber, Defan 76,
Avafes, Juan ſes Avas 9.
d’Avau, Graf 139.
Avignon 17. 324.
Ayınar, Joh. 357. 360.
Aptanti, Johan de, P. 386.
Regiſter.
B.
Bad, M. 440. 442. 448. 444. 458.
Badnang 213.
Baberin, bie 50. 52.
Bailly de Mascon 411.
Bafmeifter, Theod. 65.
Bala, Gonrat de 387.
Zacobo be 387. 891.
Baldinger, v. 458,
Balduin, Erzbiſchof von Trier 329. 334.
Balingen 225. 238.
Baltringen 245.
Bamberg, Felir 81.
Baner, General 219.
Barbaraen 42.
Barber, Enrid 378.
Richard 393.
Barcelona 1-35. 352 fi.
Barbili 44,
Bartens, A. 444.
Barth 447.
Bartholomen be Savoya 870.
Baſel 289. 291. 297. 306. 421. 430.
Bahler 442.
Pati, Francesch 362. 373.
Bauer, Theol. 69.
9. 446.
Bauernfrieg 245 f.
Baumbach, v. 458.
Baumgärtner, Schulmeiſter 183.
Hans Gafpar 159.
Bäumlein 427. 430. 438.
Baur, Joh., Separatift 76.
Beter, Separauiit 77.
Bayer, die 34.
Konrad 33.
Bazing, familie 458.
Bebenhaufen 445.
ec, Marquis du 217. 223. 229.
231. 238.
Philipp du, Erzbiſchof 217.
Renee du Bec-Greapin 217.
Bet 458.
Bed, 6. 450.
Kafpar, Jefuit 458.
P. 440-450. 453. 457 f. 460.
Beder, Fietit 61.
2
u.
413
Vebaim, Yaul 32,
Veheim, Paulus, Buchdruder 211.
Beihingen 445.
Zeilftein 75.
Beinbach 156. 184. 198. 201. 200.
211.
Velfer, Immanuel 86. 87. 90. 112. 113.
120. 428.
Bellermann, L. 461.
Belſchner, 6. 441.
Belfen 445.
Bendel 453.
Benede, Prof. 96, 121.
Vengel, Joh. Albrecht 453.
Separatift 75.
Bentele, Fidelis 454.
Venzenderf 170,
Berg, fh. Güntter Heine. v. 454.
Bergen ep Zoom 39.
Beringer 454.
Berllchingen, Göp, v. 454.
Berlin 421.
Bermaringer 445.
Bern 18. 22. 23. 408 j.
Bernhard von Weimar 218.
238. 323,
Vertandoro, Johan Peris 97.
Berthold v. Neiffen 302. 303. 304. 309.
310
Vertrean, Chirurg 231.
Beſize 411.
Beiſeret, Marr Philipp 185.
Begingen 445.
Beuersbad 206.
Beyer, Konrad 31.
Beyttenmiller, Theodor 108.
Biber, 7 ., Schulmeifter 159,
Ariebr. Wolfgang 180.
Pfarrer, von Blanfelden 159.
Kaplan 154.
Biberach 339 j. 445.
Biderb 454.
Liebermann 44.
219. 223.
Bieringen 445,
Binder, Stubienbirefter 462.
3. 445.
Dsfar, Sanitätsrat 444. 454 f.
Bitienfeid 75. 218.
474
Big 445.
Vigfeld 77.
Bizlanıd, Zone 24.
Blaubach b. Blaufelden 156.
Blaubeuren 71. 445.
Blaufelben 151 f. 154. 157. 159. 161
bis 178. 184—209.
Bland, Johann 362. 363. 364. 365.
391.
Blarer, Hans 15.
Blaſi, Frances de Jeneva 366.
Blenklin 454.
Blumberg 232.
Bluwer 454.
Bochi, Henricus 2.
Bödh, Auguft 103. 108. 127. 420.
Bödingen 341 f.
Bobelshaufen 445.
Bodenſee (geiroren) 247.
Bogener, Dietmar 329.
Bogner, Ciwart 360.
Girard 360. 364.
Johann 364.
Böhme, Jakob 50.
Böhmer 100. 103. 126,
Bopnenberger 426, 443. 445.
Bolley, Abgeorbneter 92. 118.
Bollweiler 219.
Bona, Rarbinal 52.
Bondorf 73.
Bonbörfer 454.
Bonhöffer 454.
Bonn 421.
Bönnigpeim 445.
Bonromey, Phelip 393-395.
Bopfingen 318. 344.
Ritter von 311.
Boſchulte, 2. 458.
Bofet, Johan de Jeneva 367.
Boſſert, D. G. 62. 443. 449. 450. 463.
457. 460. 461. 464.
Böffinger 454.
Botenheim 445. 446.
Bourignon, Mabame be 50. 52.
Boys, Anagni be 366.
Bradenheim 445.
Bradenhofer 454.
Brand, th. v. 454.
Regifer.
Brandenheim, v. 454.
Brandi, Karl, Prof. 249. 252. 24.
Braun 427.
Jorg MT.
Matthäus 454.
Buchhändler 87. 113.
Braunfgrwcig 421.
Eliſabethe Chriſtine v. 57.
Brechi Th. Stabtpfarrer 454.
Brede, Schauſpielerin 94. 119.
Breiſach 219. 238. 293. 324.
Breitenjtein, v. 44.
Bremen 67.
Brenz 148 j. 454.
Brenzthal, das 445.
Bredlau 18 f. 421.
Breuning 454.
Brigonnet, Zohan 408. 410.
Briegel 454.
Brinzinger, Stabtpfarrer 215 fi.
Brion, Hauptmann 227.
Brobbed 454.
Brodhag, Buchhandlung 99. 123.
Brudmann, Peter 464.
Brügel 454.
Brügge 37—40.
Brunet, Jaime 369.
Brunner, v. 454.
Brunwart 454.
Buchau, v. 454.
Buchel 337. 888.
Bucher, Ellwangen 427.
Buchhorn 445.
Zul, Heinrig 31.
Paichalis 27.
Qudlin, Theobalb 24. 27.
Bubes, Anna 216.
Charles 216.
Jean Baptifte ſ. Gusbriant.
Jean, Chevalier 216.
Bünzwangen ON. Göppingen 76.
Bupf 454.
Bur 454.
Burgermeifter 454.
BurgfeldenPfeffingen 445.
Burggraf, 3. 461.
Burguret, Odam 360.
Bürklin, Joh. Leonhard 160.
Regifter.
Buſch, Schufmeifter 159.
Buſſen 445.
Qual 452, 453.
Buting 454.
Buttlar, v. 454.
Yuttftäbt 220.
Buzello, Jacobo 391.
€.
Cabaſſus, Geraldus 12.
Caib 454.
Calw 43 fi. 59. 62. 71. 446.
Grafen v. 454.
Gamerer 454.
Gangonnet, Rabulfus de 12.
Sannfatt 446.
Eanz 455.
Capmany 7. 28.
Catli, Johann 362.
Carman, Gabriel 378. 389,
Earman, Jacme 356.
Cartell 461.
Cartellieri, U. 442.
Eartolo, Pere 363. 864.
Senturione, Luigi 15 f.
Gervera 28 f.
Servera 31. 88.
Chamiſſo 85. 111.
Charvafel, Oberft 221.
bu Ehatel, Wilhelm 239.
Chateaur villain 230.
Chezy, Helminaro. 112 j.
Chreſtia, Pere 872. 891 f.
Shriftopp, Herzog 249 ff. 440.
Cladel, Franz Xaver 465. 460.
Gleebronn 446.
Elemm, Alb. Otto Agricola 455.
Ge 427. 483.
Stofi, Joh. 367. 869. 361. 364. 365.
Colletiers, die 88.
Golmar 324.
Golonia, Johan be 4. 7. 8 15. 356 ff.
Gomburg 446.
Commerell 455.
Conill 5. 6.
Conrad, Schulthelß von Nürnberg 310 f.
Conſtanz, Aurich de 363. 365.
475
Eonz, Iſtael Gottlieb, Pfarrer 77.
Corſo, Giuliano 17 f.
Cotta, Georg v. 81. 100. 102 fi. 106.
108.
Joh. Friedt. v. 81. 90, 99—9. 110.
118. 116. 119.
Coullon, Jacques 28.
Graifsheim 148 ff. 169. 172. 180. 184 ff.
188. 197 j. 202 fi. 46.
Freiherr Franz v. 210.
Cranz, Schulmeifter 192. 206.
Greglingen 148.
Greuzer, Theologe 427.
Cubri, Enrich 889.
Cyprian, Theologe in Gotha 67.
D.
Dachau 317.
Dachenhauſen, Johann v. 851.
Dachſtein bei Straßburg 222.
Tablmann 420.
| Dambad, D. 457.
Tan, v. 455.
Danneder, Hauptmann 227.
Dannenmaier 444.
Darmftabt 430.
Daffov, Theologe 53.
Datt 66.
Daut, Marimillan 50.
Dedere 42.
Definer 427. 430.
St. Denis 239.
Dentendorf 58.
Denzel, Prälat v. 455.
Depay, Hans, Maler 455.
Dettingen a. Ab. 446.
Degel 445. 448.
Dieffenbacher 485.
Diehl, A. 446.
Dietingen 221.
Dietrich, Ammeifter 140.
Dietriche, D. Konrad 248.
Diez, Prof. 97. 122,
Chr. Friebr. 428,
Dr., Bruchſal 104.
Dillmann, €. 466.
Dingelftebt, Franz 187.
476
Dinfelsbühl 168. 291. 296. 300. 302.
316. 845.
Dittweiler 219.
Döffingen 68.
Donaudampfſchiffahrt 426.
Donauefdingen 232.
Donauwörth 248. 292. 296. 302 j. 326 f.
332 f. 344.
Dorla, Agofino 88, 41.
Benebetto 17 f.
Giovanni 38. 41.
Dornis, Baron 104.
Dornftetten 446.
Doſch, Schulmeifter 174.
Dreytwein 446.
Drifels (Trifels) 337.
Dril 39.
Drufiel, Auguft v. 249 fi., 465 fi.
Dunder 445. 448. 451.
Düren 219. J
Dürr 459.
Dürrmenz 71.
Duvernoy, Dr., Abgeordneter 104.
®.
Eber, Paulus 246.
Eberbach 338.
Eberhardt, Ad. 445.
Eberhard von Habsburg, Graf 241.
Graf dv. Württ. 292. 298. 323. 397 1.
333. 351.
der Grlaudte, Graf 1 i.
Ludwig, Herzog 68.
Eberhardt, P. 451.
Ebersberg, Burg 213.
Albrecht von 218,
Wolf von 214.
Ehingen 233. 446.
Ebner, Kunſthandlung, Stuttgart 108.
Buchhandlung, Ulm 426.
Edarb, 3. 441.
Edart, Pfarrer 75.
Edelmann, 9. 445.
Egenhaufen 170.
Ggeno von Freiburg, Graf A.
Egenteler, Zohann, Schulmeifter 161.
Edelhaaf, ©. 441.
Regiſter.
Egerer, E. 445.
Eglosheim 446.
Ehemann 442.
Ehzenheim 300.
Ehinger v. Konftanz 21. 22.
Ulmer Geſchlecht 185.
Walther 1.
Ehmann, Rifele 111. 113.
Ehningen bei Böblingen 74.
EHrenftein bei Um 241 5.
Ehrhart, Theologe 426.
Eintorn 446.
Eipperlen, Jaf, Separatiit 74.
Eifenhut, Anton 246.
Eiſenlohr, €. 449.
Delan 97.
Elben, Otto 108. 455.
Separatiſt 77.
Ellner, Schuferfpeftant 166.
Ellrichchauſen 154. 158. 161. 163 1. 1751.
181 ff. 189-201. 211.
Elſaß 218.
Ementörfer, X. 445.
Emerfeld 446.
Emicho, Biſchof 329.
Engeibrecht Herm. 289. 306.
Engelhardshauſen 176.
Engelhardt, Pfarrer 174.
Engen 220.
Enghien, Herzog von 222 j.
Enrich 407.
Enstin, Chriſtoph 455.
Entringer, Hans 455.
Enyberg, Nitolaus v. 455.
Epp, Oberft 235 f.
Eppishaufen 247.
Eps 455.
Erbe 448.
Erhard, O. 459.
Erhardt 442,
Ering. Joh. Pfarrer 246.
Getenbregtshaufen 180.
Erlad, Jean Louis, General 218. 24.
Ernſt 1, Herzog von Sachſen-Kobutg-
Gotha 438,
I. 488.
Ernft, Johann von Pflummern 247.
B. 249 fi., 440 ff., 466 fi.
Regifter. 477
Erpfersweiler, DW, Gerabronn 156.
GHlair, Schauſpieler 94. 119.
Eblingen 59. 292. 296 fi. 311. 316. 819.
323—333. 446.
Ehmann, Benebikt, Orgelmacher 178.
d’Eftany, Mattheu 377.
Eutingen 446.
Ewald 420. 426. 427. 435.
Eybach 446.
Eyth 427. 430. 432.
T
Taber, Familie in Crailsheim 173.
du Faur, Otto v. 455.
Hofrat 116.
Stifteprediger 78.
Fabricius 57.
‚Falco, Pere 395.
zaltenberg 837.
Falfenftein 455.
Tomäne 446.
Faftenrath 443.
Fehleifen, €. 450.
ehling, F. 441.
de Zelle, Franz 216.
Ferber, Heinrich 26.
Wolfgang 26. 412.
Fernandez, Alfonfo 24.
Fernberger, Obrift 188.
Ferter, Pere 25.
Raphael 9. 354.
Ferte-Santerre, Herr v. 288.
Feugtwangen 292. 296. 301.
Feger, Dr. R. 9. 118.
Rechtskonſulent 105.
Feuerlein, Karl 107 f.
Profurator 91.
Feurer von Heilbronn 351.
Feyerabend, Schulmeifter 173.
Findh 427. 460.
Fiſchbach, v. 455. 458.
Fiſcher, 9. 443. 451.
Joh. Georg 101.
Seh. 248.
Brälat 77.
Zlettinger, Haupturann 220. 221. 227.
Foren; 317.
Floris, Peter 31.
Folch, Johann 858 ff.
dollen, Ab. Ludw. 120.
Fortenbach, v. 455.
Fouqus 84. 85. 87 ff. 111. 118 ff.
Frans, E. 445.
Frand, Johann 871 ff.
Bau 365.
Tornat 365.
Francigena, Ludovicus 27.
Frand 26.
Frande, A. 9. 6öf.
Frankfurt 237. 347.
Franfedy, v., General 442.
Freifigrath, Ferdinand 100.
Freudenſtadt 446.
gelder, V. v., Direltor 455.
Friedingen, Hans von 829,
Fridringer, Job. 862 ff.
Friebrid) IL, Raifer 441.
Yurggraf von Nürnberg 298. 333.
‚Herzog von Württemberg 228. 230, 237.
Peinz von Württemberg (1643) 221.
| Griebrichspafen 425 f.
Seife, Joh. Dav., Präfat 88 f. 64. TI.
Scäulmann 497.
Froben, Pfarrer 207. 208. 210. 211.
Fromm 442.
Frommann 65. 67. 78.
Frommern bei Balingen 77.
Srunded 446.
Fry (Franchuso), Heinrih 18.
Try 456.
Fuss, Buchhändler 109.
Fugger, bie 27. 82-84. 455.
Fugger-Kirberg:Weißenhorn, v. 455.
Fuir, ſ. Feurer.
Funk 440 f. 451.
Fürſt, Schulmeiſter 193.
Fürfenberg 232.
Franz Egon von, Viſchof 139.
Fürftenfelb, Kloſter 316.
| Gailing, Johann 246.
Gaillart, Michael 411.
Galsberg, v. 66. 455.
4718
Gali, Johan 357.
Galienus, Nitrenfe 25.
Galinbes, Ochoa de 88. 42.
Gallas, General 138. 224.
Gangloff, Karl 87.
Garbitius, Matthias 4ö5.
Garthener, Hannus 18.
Gärtringen bei Herrenberg 74.
Gaupp 455.
Gaus 47.
Gaupille, Kapitän 229.
Geiger, Hauptmann, Neu-Ulm 428.
Geilenkirchen 37.
Geifingen 232.
Geislingen 130. 446.
bei Balingen 225. 226. 238.
Genf 3.
Gengenbad 330.
Genua 7. 15. 18.
Georg Friedrich von Ansbach 246.
Georgüi, Petrus 18.
Gerabronn 152. 167. 180. 184. 188. 195.
198. 201. 206. 208.
Gerber 446.
Gerlach 425 fi. 431. 492. 497.
©t. Germain, Vertrag von 218.
German 447.
Germanus, Martin 246.
Germersheim 338.
Gerof, Karl 455.
Gerwig, R. 444.
Gehler, Theod., Direltor 455.
Giefel, 3. 442 f. 447. 451. 458. 461.
Giengen a. Br. 332. 446.
Gießen 47.
Gilles, Baron be ©. 239.
Girarb de Onbacha 39.
Glaſerfeld 218.
Glödner 455.
Gloßner 451.
melin, Ferd., Prof. 97. 98,
Hermann 83. 85.
3. 454.
Otto 57. 455.
in Calw 44.
Gmünd, Schw. 242. 292. 296. 330. 337.
343. 350 f. 46.
Gnadenmaier, Leonbarb 153.
Regifer.
Godfen bei Nedarfulm 77.
Göbele, Karl 105. 197.
Sol, Joh. Ulr., Oberſt 234. 235.
Goldbach 156. 170. 175. 183—88. 192.
195. 198. 201. 206 j. 211.
Goldberg, Wernher von 46.
Goͤlledorf 221.
Golthar 455.
Gomaringen 446.
v. 455.
Gondi, Jean François be, Erzbiſchof 239.
Gönner 456.
Gonzalo be Xera Niffart 377.
Gonzaga, Marla, Prinzeffin 217.
Göppingen 43. 76. 447.
Goſoffre Guillen 368.
Gotha 421.
Gottfried, Joh. Adam, Magiſter 160.
Göttingen 419 f.
Göttling 420.
ög, Dr. ®. 249—256. 465 ii.
Oberſt 221.
Göge, A. 441.
Afreb 245 f.
Göginger, Mar Wilg., Prof. 106.
Grabmann 243—245. 442.
Graiſchach, Berthold, Graf v. 335.
Granaba 17.
Gras, Berthomeu 19.
Graſſer, Schulmeifter 205.
Graus, Gonzalo 6.
Grävenig, v. 59. 456.
Gred, Nit. 248.
Greif, Otto ber Greifi, Landvogt 300
Srimm, Brüder 420.
Jatob 98. 103. 108. 122. 125 j.
Wilh. 13.
Grimm dv. Grimmenfiein 456.
Griß, Johann 387 f.
Gröningen 157. 184. 196. 198. 201. Ar.
root, Dietrich be 293.
Grosmann 444.
Groß, Konrad, Schultheißz in Nürnberz
348.
Großbottwar 45. 62.
Sroßgartah 447.
Groihe, H. 448.
Grotius, Hugo 228.
Regifter.
Srün, Anaſtaſius 122.
Grunbach 76.
Grünbelharbt 153. 158. 161. 167 f. 172. |
175 j. 178. 184. 196. 198. 201. 208.
211.
Grünlen, Melchior 248.
Grunstky, K. 451.
Guaran, Bento 6.
Guarli, Johan 357. 361. 362. 363. 364 fi.
Guarrigue be Flandes 8.
Gusbriant, Rarfhall 215—U0.
Gueſchin, Bertram bu 239.
Guitardet, Johan 378.
Gültlingen 75. 447.
unbelfingen 292. 296. 326. 330.
Gundelfinger, Barth. 248.
Gunderam, Matthias, Pfarrer 246.
Gunsberg, Friedr. 352—54.
Günter 441.
Günther 454.
Güntter 6. 461.
Gußmann, X. 442.
Guſtav Adolf von Schweben 218. 441.
Sutenburg 337.
Haalh 118. 427.
Haas 4%. 456.
Häberlin, D., Konf.Rat 56.
Haberſchlacht 47.
Häbler, 8. 1. 352, 444.
Hafner 449. 456.
Hagenau 218. 293. 296. 299. 300. 314.
323. 325—28,
Hagenfchieh 447.
Halbenberg, Herm. v. 331. 335.
Hider, 3. 450.
Hal, Schwäb. 168. 248. 293. 296. 310.
327. 330 -37. 347—50. 447.
Haller, Anna 349,
Haller, Friedrid der Haller von Ravenss
Burg 349.
Oeinrich von Nürnberg 20 f.
3. 42.
Kaufhaus in Nürnberg 22,
Hamburg 421.
Hamiltonſche Methode 431.
479
Hamm, Pfarrer 75.
Hampe, X. 41.
‚Händel, Dr., Hofprebiger 57.
Hanbelsansbrüde, altſpaniſche 414417.
Handſchuhsheim, Dietrich v. 351.
Hannequis, Konrad 411.
Hächtefeld 447.
Hirlin, Dr, Samuel Benjamin 88. 110 f.
Hartmann, Andreas 68,
Jul. 80—82. 443. 444. 456. 468.
Reis: und Landtagsabgeorbneter 456.
Hartter, R., Stabtpfarter 456.
Hafelbad) 837.
Haͤſer, K., Hofmufifus 456.
Haffert 443.
Haßler 105. 424. 426. 434. 435 f. 438.
Habzfeld, General 224. 226. 233 j. 236
bis 238.
Hauff 458.
Haug, Friedrich 83. 110.
Joh. Friedr. Andr. 169.
Haugt, Schulmeifter 169. 193.
Haupt, Moriz, Prof. 105.
Haufen, ob Lonthal 447.
an ber Zaber 447.
Haydt, Leonhard 456.
Hebbel, Friedrich 99. 100. 107. 123—2.
127.
Heberle 447.
Hedinger 65. 67. 69. 76. 440 f. 448.
‚Hegel 456.
Heidelberg 252. 422.
‚Helbeloff 101.
Heidenheim 447.
Heigelin 427.
‚Heilbronn 214. 220. 233. 293. 297. 316.
319. 321. 336. 841 j. 350 j. 447.
Heiligkreuzthal 447.
Heilmann 232 f.
Heimsheim 75.
Heine, Hein. 121.
Heinemann, Otto v., Prof. 456.
Heinrich VIL, 8. 290, 294. 321.
IV. von Frankreich 216. 218.
von Burgau, Markgraf 242.
von Konftang, Kaufperr 358,
der Hoppinger 331.
Heinrici, Joh. Theobalb, Pfarrer 141. 148.
480
Held, Urfula, Ulm 136.
Helfenftein, Johann, Graf v. 298. 308.
333.
Gräfin Marz. v. 456.
Ulrid) v. 298. 333.
‚Helfferih, Mar 456.
‚Heller, Friebericus, Gerabronn 152.
‚Hellmannshofen 176. 184. 195. 198.
‚Helm, 8. 458,
Helmholtz, Anna v. 458.
Hengftfelb 157. 184. 195.
Herbrechtingen 447.
Herbegen, Hermann, Forſtrat 466.
‚Herrmann, Prinz, v. Sadhfen-Weimar 440 f.
Wettfried 420. 427.
Hermen be Statboene 411.
Herrenberg 62. 73 f. 233.
‚Herrlinger, Alb. 456.
‚Hertenftein, Jalob von 27.
Herwarth von Bittenfelb 456.
Herwegh 456.
‚Herzog, 3. 459.
Heß, Schulmeifter 164-89.
Hettlach, Jobſt, Oberfleutnant 227. 230.
Heuberg 47.
Heyd, Konrad, Schulmeiſter 158,
®. v. 16. 36.
Heympheim 447.
Heel 190.
Hieronymus Monetarius 412.
Hilbrighaufen 73 f.
Hill, Joh. Chriſtoph, Schulmeifter 188.
Hiller von Gärtringen, K. Frhr. v. 456.
Hinderhofen, Johann 38. 40.
Hirfan 71. 447.
Hirzel 418 ff. 427. 439. 452.
Sochſtberg, OA. Nedarfulm 447.
Hodfletter, Andr. Ad., Prälat 54. 60. 65.
67. 68.
Augufin, Präfat 77.
Ghriftian, Präfat 62. 67.
G. 450.
Katharine, Separatiftin 77.
Höchſtetter von Augsburg 39.
Hofen a. 8. 47.
Hofer, Bildhauer 456.
Seffmann, €. 454.
Tbeolog 68.
Regiſter.
Hofmann, H. X 108.
Johann, Magifter 144.
‚Hofmeifter, 3. 104. 126.
Hohenberg, Graffhaft 186. 219.
Albrecht, Graf v. 29%.
Burkhard, Graf v. 325.
Rubolf I, Graf v. 333. 335.
Gräfin Gertrud v. 456.
Freiherren v. 456.
Hohened, Peter v. Laudvogt 304. 309.
Hohenheim 447.
Hohenlohe, v., Geflecht 456.
Hohenlohe · Bartenſtein, Fürft Ludwig 427.
Henriette, Fürſtin v. 456.
Hohenlohe · Ohringen, Helene, Prinzeffin
456.
Hohenlohe, Chlodwig, Fürſt v. 466
Gottfried v. 456.
Hohentann, Rudolf v. 338.
Hohenftaufen 76.
Hohengollern-Hechingen, Friedt. Wilh., Erbr
prinz 124.
Holder 443. 453.
Holg, Georg Friedt. v., Generalfeldzeug-
meifter 233. 234. 235. 237 f.
Holzrieder, Heinrich 307.
Homburg 237.
Hompis, f. Humpis.
Honburg, Schloß 235.
Honhardt 157. 169. 184. 196. 198. 206.
Horb 226. 47.
Hornberg a. d. Jart 75. 175. 196. 198.
Homberger, Katharina 203.
Hornthal, Joh. Peter v. 117.
Hörwart, Ehriftoph 32.
Hofer, Frau 9.
Hoymann, Wilh. 87.
Hremaba, Sänger 456.
Huber 456.
Eugen, Philoſoph 456.
Thereſe 457.
Hübfer 449.
Hüetlin 457.
Humboldt, Aler. v. 106. 127.
Hummelberger, Michel 457.
Hummelsweiler 206.
Hunderfingen 448.
v. 457.
Regiſter.
Humpis, bie 4-27. 36 fi. 361 fi. 401 ff.
408. 410. 457.
Eonrad 26. 412.
Friedrich oder zrid 13. 15. 16. 37. 40,
Joſſe 3741.
Joft Ztal 18. 25. 37.
Onoferius 25.
Hunbfuß 457.
Hürnpeim von Zuttenftein, v. 457.
Hurmingen, v. 457.
‚Hüttner, F. 456.
Hyrus, Hartmann 15.
3.
Jacobs, Friedt., Philologe 427. 439.
iger, Andr., von Ulm 457.
Chr. F., Dichter 108.
G. €., Maler 106.
Jat. Ludw. 457.
Kanzler 45. 48 fi. 58 j. 61. 61 fi.
von Konzenberg 457.
Jagſtheim 157. 184. 195. 198. 211.
Jahn, Otto 81.
Jakobi, Schulmeiſter 177. 189.
Jaup, Präfident 127.
Icher von Bieringen 457.
Jeniſch, Matthäus 33.
Nilinger v. Granegg 457.
Aingen 448.
lingen, v. 457.
Imhof, bie, Nürnberg 29. 31. 34.
Enbres 33.
Franz 31.
Gabriel 34.
‚Hans 32.
Rarl v., Schr. 20.
Konrad, 29. 31.
Wilwolt 31—33. 154. 159. 166. 171.
174. —76.
Imboff, K. Heine. 247.
Ingers heim 154. 159. 166. 171.
176. 178. 179. 182. 184 ji.
195. 198. 206.
Innenhaber 457.
Inmocenz IV. 441.
Johann, König von Böhmen 329.
Johann, Etzherzog 422. 428,
Bürtt. Blerteljahröh. f. Landesgeſch N. F. XI.
174.
193.
481
Johann be Linda 364 j.
Johannes, ein Franzisfaner 412,
Johannisweiler 448,
John 447.
Jofenhans, V. 453.
Joſeph II. 450.
Jonebumpie, ſ. Humpis.
Iſenburg 457.
Iſenburg- Büdingen, Kaſimir, Graf von
Ienmann, Joh. 457.
Iſidorus Orientalis, ſ. Loeben.
fingen, v. 457.
Jeny 24. 457.
Ittner, Staatsrat 96.
Zuben, Rechtloſigkeit 321.
Juliol, Arnau 6.
Junker, Schufmeifter 176. 191.
Jushumpis, ſ. Humpis.
Juſtingen 457.
R.
Kaib 457.
Kalchbrunner, Separatiſt 71.
Kalchreuter 457.
Kallee 448.
Kaltenthal, v. 457.
Kaltenweſten 76.
Rammermeifter, Katharina 31.
Kampanis, Arhimandrit 427.
Kanofsky v. Langenborf 457.
Kapf OM. Gaildorf 448.
Kapfi 427. 446.
Katcher 457.
Karl IV. 305.
I. v. England 51.
VII v. ‚rankreich 11. 18.
Alerander, Herzog 64.
Herzog 440. 442. 444.
Herzog v. Lothringen 224. 225. 226.
233. 237 238,
Kaſſel 429.
Kabenberger, Schulmeiſter 165.
Raufbeuren 293,
Kaufmann, Alerander 104.
Kayfer, Dr., Separatift 72, 73.
Reidel, F. 452.
3
482.
Keller, Adalbert 100. 124.
Kempen 219.
Kempten 27. 332. 413.
Kepler 457.
Rerler, Dr., 427. 458.
Kern, Schulmeiſter 159. 190.
Kerner, Zuftinus 79—126. 457.
Ritefe 87. 116.
Theobald 81.
Kepler, A. 440.
Keufer, Schulmeifter 158.
Kiedel, Samuel, Ulm 186.
Kiefer, Hofrat 9.
Kildel, Separatift 76.
aillerthal 448.
Killinger, Karl von 109.
Kinderbadh, Heinrich v. 31.
Kirchheim u. T. 71. 76.
Kißlegg 448.
Klaiber, J. 451.
Klein, Martin, Magifter 141.
Separatift 75.
Kleinbottwar 75.
Klemm 457.
Klett, Schulmeifter 168. 175.
Klocher, Konrad 324. 331.
Klug 223. 237.
Klumpp 480.
Munzinger, K. 457.
Knapp, Th. 444 ff.
Ulm 452. 457.
Knoll, Propft 61.
Kobolt, Heinz. 457.
Koh, Schulmeifter 165.
D. 445.
Kohler, Jobſt 15. 16.
Kohlhaß 223.
Kohlrauſch 420.
Kofatfehef, Dr. 104.
Kolb, Andreas, von Reinborf, Oberft 236.
Chriſtoph 43. 442. 451.
Kölle 82. 86. 109. 112f.
Kolmar 293. 307.
Koln 36.
Komburg 448.
Köngen 448.
Königsegg, Elsbeth v. 457.
Kontad IV. 289.
Regifer.
Konftanz 15. 242. 289. 293. 297. 306.
311. 3%. 332 f.
Körbler, ©. 455.
Korefi, Berlin 9.
Köflin, Heinrich 110. 112.
Kottmannsweiler DA, Gerabronn 156.
Krafft, Philologe 426.
Kraft, Stadtſchreiber 241 f.
Kramer, P. Joahim 453.
Krauß, 3. 444.
R. 79. 440. 444. 446. 451. 458-8.
Kretz, Wenbel 246.
Kreufer 432. 433. 435. 438. 465.
Kud, Peter, Schulmeifter 152 f. 158.
Kugel, Separatift 74.
Kuhn, Schulmeifter 170. 188.
Joh. Kafpar, Magifter 144.
Kulpis, Direktor, von 56.
Künkelin, Bürgermeifterin 457.
Kunzelmann 833.
J.
Labort, Nicholas 395.
Laboureur 217. 239,
Laccorn 458.
Lachmann 97. 102. 122 fi.
2a dloche, Collöge 216. 217.
Laiblin, Papierfabrif 458.
Laichingen 448.
Laidolf 458,
Lälins, Katechismus besfelben 211.
Lamboi, General 219.
Landerer, Ulm 426.
Landsberg 317.
Lanbvögte 307 ff.
Lange, 2. 451.
Laugenau 448.
Lanz 6. 211.
Lapierre, Oberſt 236.
Laßberg 80 f. 96. 98—127. 247.
Freifrau von 106.
Laubenberger 458.
Lauftuburg 219. 220.
Lauffen 448.
Louingen 308. 327. 338.
Laurmann, Th. 441.
gende, die 50.
Regifer.
vechele, Joh. Bapt. Pfarrer 46.
Lehengũtingen 193.
vLeiningen, von 45. 66. 74.
Leipzig Theol. Fafultät 67.
gemann, Ulri 17.
Lempp, Oberförfter 458.
Lenderinchufen, Johann van 86. 37.
Vengenlch 448.
Eentersweller OA. Gerabronn 156.
2eo, Orgelmacher 173.
Leonardus von Nürnberg 412,
Leonberg 45. 62.
Leonhard von Münden, Schreiber 303.310.
Leonhard 427.
Leopold ber Charge 324. 331.
Yeufershaufen 154. 167 f. 175. 177. 179.
184. 191. 194. 196. 198.
Leuteröhaufen 161.
Leutfich 343.
Yeverton, Scipio 29,
Leyſer, Hermann 102,
Liancourt, Herr von 230.
Lihtened 448.
Lihtenftein 448.
8. 458.
Liebermeifter, v., Prof. 458.
&gfals, Johann 304. 836.
Mindau 297. 318 f. 343.
Linderfoven 41.
Uindner, P. 453.
Liomin 445.
Liſſabon 3.
Liſt, Friedrich 96.
Lobenhaufen 180.
Lochen, Friedt. v. 294. 335.
Lochner, Heinrich 352.
Loeben, Graf, Otto Heinrich, von 88. 113.
115. 117.
öffler, €. v., General 129. 451.
Lommelin |. Lommelino.
Lemmeline, Ambrogio 38. 41.
Lomellino, Anfaldo 38. 41.
Ditebono 38. 41.
Zoningen 332,
Lorey, v., Prof. 458.
2öfh, Schulmeifter 185.
Lotter, X. 440. 450.
vreder 46.
483
Louis XI. von Franfreid; 407. 410.
XII. 216 ff.
Löwenftein, Nifolaus, Graf v. 341 f.
Lübed 67.
Lübke 135.
Lucian, bie 38,
Sud, v. 458,
Ludwig der Bayer 289—803.
XI. von Frankreich 11. 2 f.
XII. 219. 220. 240.
XIV. 51. 215. 220. 231. 240.
Ludwigsburg 71. 448.
Lühe, von der 2, Minifter 88. 89. 91.
458.
Luitpold von Bayern 442.
Luneville, Friede von 442,
Lüning, Prof. 107.
Lupman 458.
Luſtnau 77.
Luther 246.
Lüthi 441.
Luts 42,
Lug von Lutzelhard 458
Lützow 458.
Luzern 18. 25. 27.
&yon 3. 29. 31.
Mag, M. 44.
Magenheim, v. 458.
Mahl, Schulmeifter 167.
Mahler, 3. 452.
Maier 458.
Majer, Ehr., Separatift 76,
Maierlin 458,
Maiger von Wafened 458.
Mainz 411. 428.
Malchce Petro 354.
Mallorca 8. 9. 10.
Mammel 485.
Mannheim 421.
Mappes, Dr., Frankf. 108. 126.
Marbad 62. 68, 448.
Marchthal 448.
Maria von Aragonien 11. 401.
Marlüberg 448,
Maridfappel 153. 170. 174. 176 5. 184.
189. 195 f. 198. 201. 207.
484
Mark, feine und rauhe 294.
Marques, Guillem. 5. 386.
Marfeille 8.
Martens, Karl Chriſtoph v. 453.
Martini, Heilbronner Gefhleht 139.
Maßmann, H. 5. 106.
Materma, Basqui 369.
Bere 7.
Mathelin, Jofftoy 409 f.
Mattheu, b’Etany 399.
Matthiſon 458.
Mauch, Zeienlehrer, Ulm 424.
x. 47.
Maucher, F. 3. 49.
Maugiron, Graf v. 223. 227. 232. 237.
Maulbronn 448. \
Maurer von Conftant, in Schaffhaufen 102.
Marimifian II. 925. 446.
Mayer 446.
Auguft 88.
Augufte 114.
3. x. 448. 449.
Frig 105.
9. 458.
Hofrat 88.
Karl 80. 82—128.
Rife 188.
Mayerin, bie, von Calw 44.
Mayer, Separatiftiin 72.
Mazarin, Kardinal 217. 219. 220. 222.
225 f. 31. 239.
Meder, Lorenz 28.
Mehring, Dr. ©. 214. 243. 248.
Meier, Hermann 103. 126.
Meißner, Piarrer T5.
Melanchthon 246.
Melander, Dionyſius 246.
Memmingen 328.
Menbheim 463.
Merd, Joh. Konr. 248.
Mercy, Gafpar v. 236 f.
Franz, Feldmarjhall 220. 222. 24 |.
233—238.
Mergelitetten 448.
Mergentheim 26. 449.
Mergeten j. Mergentheim 412.
Verhenfun, Merchenſohn, Schimpfname
350.
Regifter.
: Mer, 3. 81.
Meffinger 458.
Meßtirch 283.
; Mettler, Ab. 448.
Metzger 450.
Mesingen 77.
Mepler, Buchhandlung 55.
Meuſchenmuhle bei Alfterf 213.
Meyer, Dr. Joachim 108. 126.
Dr. Johannes 246 f.
Meyer, Ludwig 108.
uhlands Schwager 93.
Life, Uhlands Schwerter 95. 119.
Wolf, Schulmeiſter 158.
Meyger 427.
Michelbach a. d. H. bei Gerabronn 152.
156. 171. 175. 178, 184. 198. 212.
a. d. 2. 157. 184. 196. 198.
Michiel, Francesco 38. 41.
Miller, €. 440. 445,
Mittermaier, Prof. 104.
Miville, Bafel 93. 119.
Mödmühl 449.
Mögling, Feldſcheer 72.
Mohl, Morig 458.
Rob. v. 458.
Mohr u. Zimmer, Buchhandlung 84. 110.
Möhringen bei Tuttlingen 230. 232. 235.
236.
Moelner, Heinrich 37.
Monetarius, Hieronymus 412.
! Mönshelm 75.
Montaufier 223. 226. 227. 229. 331.
232. 237.
Montefiore, Graf 235.
Montlong, be 458.
Montmedv, Graf v. 223.
Meorer, Marmet 364 ff.
Morfi, Maler 82.
Mori, Marmot 362.
Möride, Rob. 458.
Eduard 126. 458.
Meriz, Kuriürſt 250. 355.
' Mörfingen 449. 452.
Moebach 338.
Mefer, Johann Jalob 458.
Rektor in Um 419 ff. 438.
Möftich 297.
Regifter.
Mötteli, Zamilie 10. 14.
17. 22. 23. 24. 33. 407. 410,
Elaus 11.
Georg 17.
Hans 10. 17.
Lintfried 17.
Rudolf 17.
Mögingen DA, Nagold 74.
Mübfdorf 295—302. 327.
Mülhaufen i. E. 298. 300. 324.
Müplhaufen, v. 459.
Mühlheim bei Tuttlingen 232, 235. 236.
Müllendoff, Prof. 105.
Müller, Bibliothefar, Um 130. 452.
D., Konzler in Tübingen 56 f.
Daniel, Schulmeifter in Blaufelden 151.
163. 170. 173. 188. 192. 196. 206.
Dr. Grnſt 81. 450. 461.
©. a. 458.
9. 448.
Michael, Liederdichter 66.
Dtftieb 420.
Veter, Separatift 75.
Wilhelmine 459.
Belfgang 105. 107.
Miüllin 459.
Wultſcher. Hans, von Ulm 459.
Ründen 222. 237. 350.
Ründmayer 459.
Wuntprat 10. 15.
Rünfingen 449.
Münfter 138. 449.
Münzer, Hieronymus 15. 25 fi.
Mürdter 459.
Wurrharbt 48. 76.
Rage, 3. Fr. 469.
Prof., Ulm 426.
Nägele, A. 448. 453.
& 47.
Nägelli 459.
Näher, 3. 441.
Nantes 38,
Nanteuil 217. 240.
Narbonne 6.
Naſſau, Graf von 218.
Nedargartach 351.
Nedarfulm 449.
Neiffen, Agnes, Gräfin v. 338,
Berthold, Graf v. 329. 333. 345. 350.
Nellenburg, Eberhard v., Landvogt303. 310.
Nelingen, Gregor v. 459.
! Neresheim 449.
Neftle 26. 448. 450. 453. 463.
W. 440.
Neubronner, Ulmer Geſchlecht 185.
Antiquar 102.
Bibliothekar, Ulm 430.
Jatob 180.
Neuburg in Bayern 317.
Neuenburg 218. 293. 297. 324
Neuenftadt 77.
Neuenftein 449.
Neuffen, Berthold, Graf v. j. Neitien.
Neuffer 469.
Neubaufen ob Ed 234. 285.
Neuhauſen a. F. 449.
Neubaufen OA. Urach 449.
Neubaufen, v. 459.
Neuß 219.
Nicholau de Paloma 388.
' Nicolaus v. Nürnberg 412.
Niebuhr, B. ©. 428.
Niederftogingen 449.
Nigro, Armando 18.
Nihent, Theologe 53.
Nikolas, Graf v., Biſchof 239.
Nivenberg, Werner v. 331.
Niya 5. 26.
Noirmoutier, d., Marquis 223. 227.232.
237.
Nördlingen 36. 298. 297. 314—17. 3W.
332.
Nort 388.
Not 459.
Nothhaft 223,
Notter, Friedt. 80. 81. 82. 459.
Nübling, E. 452.
Nufringen bei Herrenberg 74.
Nürnberg 15. 28—80. 34 f. 241 f. 343.
347. 412. 421.
Nupdorf OA. Vaihingen 449.
Nycaitel 338.
Nyffnach, Ulrich v. 831.
486
Oberdiſchingen 461.
Oberkirch, am Kniebis 143,
Oberland 449.
Obernig, v., General 459.
Oberſpeitach 184. 195. 198.
Oberweiler bei Gerabronn 156.
Obrecht, Georg 140.
Obfer, €. 464.
Ochfenburg 449.
Ochſenhauſen 180. 245.
Ödsle, Prägeptor 99.
Ocholin, Joh. Arzt 459.
Offenburg 137. 326. 380.
Dfiner, Schulmeiſter 176,
Diterbingen 449.
Obem (Chm), Oberft 218. 223—26. 232.
2337.
Ohringen 449.
Oldenburg, Graf v. 280.
Ölenfainz, 2. 459.
Stfläger, €. ©. v. 459.
Onoizbach 200.
Onolzheim bei Crailsheim 150. 163. 169
176. 183 f. 194—98. 201 207.
Orelli, Kaſpar 101.
Oringen (Örengäwe) 842,
Ortenau, bie 137.
Drtoff, Franz 365.
Oſiander 54. 56. 148. 427.
Oonabrũck 138.
Oſten, v. b. 459.
Ditenhelm 224.
Dinger, Fr. Chr. 459.
Det 459.
Öttingen, Anna v., Gräfin 459.
Dettingen, Friedrich, Graf v. 329. 881.
Lutwig, d. Ältere, Graf v. 388.
gubroig, Graf v. 329. 331.
Otto, Familie 196. Anm.
Stabtammann 242,
der Griffe 331.
Margarethe 139. 148 fi.
Maria Hedivig 136.
Marcus, jen. 136.
Marr, jun., Diplomat 186 ff.
Marr (Marcus), der Schreiner 199 ff.
Regifter.
Otto, Sebaftian 136 Anın.
Sebaſtian, Dr. jur. 188 Anm.
Ottweiler, Abolf v., Graf 459.
Oyhof 449.
»
VPahl 431. 438.
Palleste, €. 461.
Palmart, Lambert 24.
Paradeis 443.
Baret, Fr. 442.
Paris 215. 216. 238.
* Batanti, En 19.
Paule, Sire 42.
Baulus, Heidelberg 93. 94. 119.
Pauly, Philologe 427.
Felargus, Wilhelm, Erzgieher 459.
Penna, Martin de la 6.
Pere be Savoya 363.
Beregring, Phllologe 427. 438.
Peris, Johann be Bertanboro 4.
Pernhuſen, Johann v. 331.
Berpignan 6.
Peter, Erzbiſchof von Mainz 329.
Feteröthal, Bab 143.
Pfaff, Philologe, Eplingen 426. 430. 434.
Pfeiffer, Franz 81. 102. 105-109. 125.
127 f.
Pfnging, Conrad, von Nürnberg 349.
Fühler, A. 442,
Pfizer, Guftan 108,
Paul 102. 104. 125 j. 459. 463.
Theologe 427.
Pfleiderer, v., Direktor 460.
Pforbten, von ber, Minifter 106.
Pforzdeim 294.
pfrondorf DM, Nagold 449.
Pfullingen, v., Wolfgang,
Regensburg 460.
Philipp von Helfen 246.
Pierfen, Henry Hugh 108.
Pigues be Flandes 8.
Viforius, Karl Friedtich 115.
Plant, Friedrich Krafit, Schulmeliter 194.
203 —06.
Biſchof von
"Pont, Bere 6.
Poiret 50 f. 54.
Regifter.
Vontis, v. 223.
Preſcher 447.
VPreßburg 40.
Prittwig in Ulm 422,
Vũchel, Dorf, f. Büchel.
Funes, En 6.
Bupifofer 246 f.
Raach 460.
Rabepfy 422.
Rafons, Johann be 366.
Ramon d’Ezpla 8.
Rodrigo 5.
Ranpau, Jofias, Graf, General 222— 24.
2327. 230. 292. 335. 237.
Rapp, Separatift 65. 74. 78.
Rappersmweil 45.
Rappoltfiein, Ultich v. 298. 324. 881.
Raefp, Georius 412.
Rajp, Georg 26.
Ragmann, Frietrid 91.
Rapeberger, Matthäus, Leibarzt 460.
Rauchbar, Theologe 61.
Ravensburg 10. 14 f. 36. 318 f. 340 f. |
347. 349. 408. 410. 412. 449. !
Ravenftein 449.
Raw (Rau), David von Ulm 141. 142.
Rayn, Meiſter Otto v. R. 331.
Real, be 88. 41.
Rechenberg 157. 181. 196, 198. 213.
Redlingebern 213.
Regensburg 138. 189.
Rehiff, Hanzelin 854.
Nicolaus 354.
Reigel, Matthias, aus Ulm 460.
Reihmann, Hotelbefiger in Mailand 460.
Reiffeifen, Ehronift 140.
Reimer, Berlin 93. 94. 118. 119.
Reinbed, Hofrat 100. 101.
Reiner, Schulmeifter 161.
305. Jaf. 208.
Reinhardt, Familie 460.
Reiſchach, Heinrich v. 294. 335.
Reiter 441. 44547. 450. 452.
Rem, Lufas 27. 20.
Rems 351.
487
Rene, Herzog von Savoyen 27.
Renner, Stabtjhultheig von Rottweil 280.
BWeißgerber, Rottweil 230.
Renz, Wilhelm 34.
Reuchlin, Prof. 65. 67,
Neuß, Familie 460.
Prof, Blaubeuren 426.
Reuthemer, Leonharb 13.
Reutlingen 294. 297 f. 323. 326. 330.
333 f. 346. 449.
Reutlingenborf 450.
Reutter, Separatift 72.
Rhegius, Urbanus 53.
„ Rheinfelden 219.
Rhende, 2, M. 462.
Nigelien, Rarbinal 218 f.
Richter, 3. Ab Schulmeifter 173.
Nieber 440. 487.
Riebtingen 238. 450.
iebmüller, Franz Zaver, Maler 460.
Rieger, Vhil. Srlebr. 460.
Kit, Job. 371 fl.
Rihm 441.
Riler 460.
Kingler, Karl, Straßburg 199.
"Margaretha 189.
Ripp, Franz, von Rottweil 228.
Ritſchl, Friedrich 420. 428.
Kittler, 3. 8. 460.
Rocheguion, Graf von 330.
Rod, Separatift 71. 76.
Rocque · Servidres, v. 223. 226. 282.
Roder, Ch. 441.
Roermonde 86.
Röhricht, O. 442.
Roeynd, Ewart (Evert) 36 j. 40.
Noing 40.
Roinus, Herandus 40.
Rolfin, Baron be, aus Lille 428 f.
Roman, Zohan 373.
Romills, Beatrir de 216.
Ronoff, Zohan 369,
Rooden 42,
Röſch, Jakob Friedt. Oberft 460.
Roſen, General 218—238.
von, Zean 219.
Woldemar 219.
Rofenfeld 225.
488
Rofer, Karl 85. 105. 110, 115 f. 121.
2eberbereiter 72,
Roßfeld 153. 175. 184. 196.
Roßfelden 212.
Roßheim 300.
Rot, Heinrich von Ulm 331.
Roth, 3. B. €. 489.
Roth am See 154. 175. 178. 180. 184.
195. 198.
Rotrou, Sefretär 231.
Rotted, v., Prof. 99. 128.
Rottenburg 283. 450.
Rottenmünfter 221. 224. 229. 231.
Rottweil 215 f. 220-240. 294. 297.
330—34. 347.
Royer, Oberft 238.
Rüching 40.
Rücker, Eſajas, Gerabronn 152. 158.
NRüdert, Friebr. 91. 117 f.
Rud 460.
Nubershaufer, Schulmeifter 193.
Rudolf I. 241. 289. 294. 304. 305. 326.
Markgraf von Baden 331.
Pfalzgtaf bei Rhein 329. 331. 337.
Schreiber Lubwigs des Bayern 310.
388, -
Ruef 444.
Ruf 460.
Ruff, Schulmeiſter 170.
Ruffner, Schulmeiſter 176.
Ruhing 40.
Ruifhenberg, Johann Freiherr von 237. |
Rummetſch, Schulmeifter 190.
Rupprecht, Pfalzgraf bei Rhein 381. 337,
Ruß 460.
Rutharbt-Breslau 432.
2.
Sachſenheim, v. 459.
Sädingen 219.
Eafft, Abolf 460.
Saggroub 460.
Sailer 460.
Saint Aubin, Offizier 226.
Saint Gille 409. 411.
Saint Pol de Léon, in ber Bretagne 218.
Saintot, Herr von, 238.
Regiſter.
Saladin, Anna 189.
Joh. Georg, Straßburg 139.
Magdalena, Straßburg 139.
Philipp, Heilbronn 139.
Sallent, En Johan 18.
Salmannsweiler 220.
Salzmann, Val., Dr. 460.
Salzftetten 450.
Sander, von Mainz 37.
Sanders, Dr., Daniel 108.
San Felin de Guirols 5. 6.
Sanpera 22.
Eantarelli 51.
Saradezli, Freiherr von 237.
Saragofia 17. 8 j.
Sarwey, D. v., Minifter 460.
Satieldorf 157. 184. 195. 198.
Sattler, Andreas 15.
Saupp 453.
Sauter 444.
Sautter, F. 445. 448,
Savignac, de, Kapitin 218.
Savena 17.
Sayler, ©. A. 441.
Schadburg 218.
Schafer, R. 452.
Schaffenligel 460.
Scafisaufen 237.
Schainbach 157. 184. 196. 198.
Shalmelfter, Hans 151.
Sqhanzenbach, O. 441. 451.
Schappeler 246.
Scauffele, Konrad 460.
Schaupp, Joh. Chr. 460.
Scebler, Hans 27.
Zobocus 27. 418.
Scheffre, Peter 411.
Scheible, I. 108.
Schent, Eduard v. 101.
Schent v. Caftell 461.
Scherb, Oberamtmann 247.
Scherr, 3. 461.
Sqherz 461.
Sqhihardt, Hermann, Baumeifler 461.
Schiffwylre, Johannes van 37.
Sciler, Frievrid 461.
Schillers Vater 461.
Schwefter 461.
Regifter.
Säilling, A. 441. 452.
Job. 461.
Sdiliach 75.
Schinas, Philologe, aus Athen 426. 427.
434.
Sdindler, 3. 460.
Schips, Kafpar 447. 449.
Schlayer, DMinifter 95.
Schlauberspader, Jörg 32,
Schlegel 428. 456.
Schleicher, Schulmeifter 180.
Schleſiſche Leinwand 13. 14.
Schlettfiabt 298. 39. 296 f. 300. 324. |
328.
Schlichter, G. Heinr, Geograph 461.
Schlichtig. I. A, Schulmeiſter 161. 164.
193.
Schlieben, Erwin 106.
Schliz, A. 47.
Schlumm, Schulmeifter 174.
Schinahl 442,
Schmalfelden 152, 156. 174. 178. 180. ;
184. 188. 197. 202. 206. 208.
Schmalned 461.
Schmeller, Emma 106.
Joh. Antr. 19.
Scmelzle, Hans, Schulmeiſter 153.
Schmid 430. 443.
Dr., Stabtvfarrer 148 fi.
€. v., General 459.
Defan 461.
Joh., Meifterfänger 248.
Joh. Konrab, Schulmeifter 159.
8%. W., Frankfurt 119.
Philologe 426.
R. 461.
Schmiblin, Pralat 61.
Schmidt, Erid 80.
Kilian, Schufmelfter 152.
Sqmoller, Blaubeuren 426,
Theol. 68.
Sihneegans, Arhivar 105. 127.
Spneiber, Eugen 41. 449. 450. 452.
Schnelbemin 420.
SEagnider 434.
489
Schnyder. Zaver, Komponift 121.
Schober, Guſtav 110.
Scholl, Diafonus 9.
Schoͤll 460.
Schön, Th. 292. 440460. 462. 464.
Scönbed, Generalmajor 223. 227. 237.
Schönbein, Chriſt. Fried. Chemiker 461.
Sqhned, v. 351.
Schongau 295. 297.
Schönleiten, Wolf von ber 331.
Schöpfer, X. 451.
Schopp 461.
Schopper 461.
Syorn, Ludwig v. 102.
Schorndorf 450.
Scott 444.
Albert 91. 9.
Schrader, Wilh. 432.
Schrag, Arzt 96.
Schreiber, Prof. Dr. 102.
Schrödl 464.
Sqhrozberg 156.
, Säubart 86.
Chr. Fr. Daniel 461!
Schübelin, E. 452.
Schubert, ©. 444.
Squch, ulrich 32.
Schüle, Garteninſpektor 461.
Schülin, Georg Jaf. 165.
Zat., Schulmeifter 169.
Schulte, Aloys 86. 427. 444. 455.
Schultheiß, Jorftrat 461.
Schumm, Joh. Georg, Schulmeifter 19.
Schurſtab, Sebold 352.
Schüg, Wilhelm v. 118.
Shüs, Tübingen 96.
Schüz, Th. 461.
Schwab, Guftav 86. 101. 114 j. 117. 47.
461.
Schwägerli 462.
Sqhwa theim bei Heilbronn 218 f.
DA. Waiblingen 213.
Schwarz 438.
Prof., Im 426. 430.
Pfarrer 462.
Schwarzmann |. Melanber.
Schwend, Gertrub, geb. v. Urful 482.
Scraca, Mathias 88. 41.
490 Regiiter.
Scubin, Johann 354. Stabtmüller, Schulmeifter 183. 189. 192.
Sehtztus, Joh. Albert, Prof. 141. Stahel, Dr. 412,
Sedenborf, Leo v. 82. 109. ' Stahl, Joachim 246.
Sedler 462. VOR. 448.
Seegemund, Joh. Georg 90. 116. Stahled 450.
Seeger, Frhr. v. 448. Stainbrecher 462.
Seffer, Gebrüber 462, Stälin, P. v. 441.
Seidenfhwanz, Schulmeiſter 157. Stapfi 462.
Seitz, David, Bäder 437. Stauffenberg, Schenk v., Jakob 461.
3.4, Mufifdireftor 462. Staufened, Ludwig v. 214.
Simon 29. Sted, Gottl. Pfarrer 74.
Seuchmet, Bere Johan 8. St. Gallen 23.
Sentil, Martin 8. Steiden, Hans v. 36.
Sepp, Hans, Chroniſt 247 f. Steiff, 8. 443.
Seybolb, David Chriftoph 462. ‚Stein, Baron v. 66.
Sforza, Francefe 16. Walther, Dr. 36,
Sgleya, Werner be la 808 j. 360. Steiner, 3. 40.
Sicherer 462. Maurer 52.
Siebmager, I. 441. Steinheim b. Marbad 76.
Siegl K. 464. Steinmayer, ©. Fr. 462.
Sievefing, Prof. Dr. 38. Steinweg, Georg Friebt. 462.
Sigmaringen 233. Stephan, Herzog v. Bayern 295. 307.
Simongfeld, Prof. Dr. 3. 324. 333. 349.
Singer, 3. & 48. Stetten i. 8. 450.
Sinsheim 337. " Stieglig, Heintih 96.
Sitot, v. 223. 232. 237. Stier, Jakob 462.
Sirt, ©. 440. 446. 447. Stiger 462.
Söflingen, Kloſter 241 f. Stöber, Auguft 107.
Sontheim b. Heilbronn 213. Stodach 2%.
Soyana, Johan 357. Stödel, Michael 172.
Spabeli, Spebeli xc. 8. 368. 860. 367 fi. | Store, Karl v., Präfident 462.
Spät 462. Straßberg 288.
Spebeli |. Spabeli. | Straßburg 186. 187. 138.
Speibel, v., Forſtdirektor 462. Strauß, Dav. Friebr. 462.
Speier 246. 295. 297. Heinrih, Schulmeifter 161.
Spla, Johan de 377. Streicherin, Magdalena 462.
Spemann 442. Strelitz 462.
‚Spener 47. 66. | Strobel, Prof. 100.
Spengler, Franz 38. Strobfad und Strohſach, Johann 19 fi.
Spenlin, Johannes, Leibarzt 462. 404 fi.
Speyer 137. 324. Stromberg 450.
Spid, Baulin 16. Strölin, K., Reftor 462.
Spittler, Pfarrer 78. Stühlingen 232.
Spord, Oberſt 295. 226. 236. Stümpfih, Leonhard, Schulmeiſter 163
Sporer, Heinrich 26. 412. Sturmfeber, v., Geſchlecht 462.
Sprenger 51. Burthard 310. 348.
Staebel, Joſias 141. Joh. Karl v. 462,
Stadion, Emerid) v, Graf 462. \ Stuttgart 48. 71. 241. 450.
Regifter.
Sudow, v. 482.
Sulz 75. 220. 451.
Supf, Schutmeiſter 170. 191.
Swiftinger 313.
Zyrlin, sen. 180. 188. 462,
Tagliani, Bartolomeo 16.
Thalheim OA. Heilbronn 461.
Thannheim DA. Leuttirch 451.
Tarreau 447.
Taube, v., Gräfin 462.
Taupabel 223. 232, 236.
Teigmann, Hofrat 106. 108.
Zennharbt 50 f. 52. 71. 72.
Teyrene, Giullermus 12.
Tied, Ludwig 109.
Tiefenbad DA. Eraifsheim 150. 153. 163.
171 fi. 184. 190. 195 fi. 208 f.
Thierſch 420 f. 427.
Thierer, 2. 186.
Thomas 370.
Thomasſtift Straßburg 147.
Thüngenthal bei Hall 335. 336.
Tirfel 223.
Torftenfon, General 219 f. 224.
Tortofa 18.
Toub f. Beringen.
Trefiß, Dr. 4675.
Triensbach 153. 159/163. 170. 174. 175
180. 184. 188. 193. 201/206.
Trier 252. 851.
Tripetrill 451.
Trdltſch, Freiherr v., Major 462,
Trott zu Solz, v. 462.
Trudmüller 237.
Trüdinger 444.
Trump, Georg, Schulmeiſter 194.
Tſcherning 468.
Tubing 463.
Tübingen 44. 48. 62. 71. 238. 237. 451.
Rudolf, Graf v. 346,
Tucher, bie 34.
Tuffel 463.
Turba, Guftav 466 fi.
Zurenne 238.
Turmbech 366. 380 ji.
491
Thurn und Taris, Wappen 462.
Turtur, Schulmeifter 186.
Tuttlingen, 215. 216. 220. 226. 230.
fi
Tyle, Hamnus 18 f.
Übertingen 452.
uffenheim 148.
ubl, 2. 448.
uUhland 79 fj. 247. 428. 483.
Emitie 80. 81.
Emma 96—108. 12df.
Wilhelmine 85. 111.
Uhlands Eltern 82/96. 111.
Mutter 89. 90. 91. 109. 111. 115,
120.
Schweſtet Luiſe 111. 468.
Vater 90. 93. 95. 97. 115 ff. 120.
uhlitz 39.
Ullmann, Karl 9.
Ulm 85. 241 f. 247 f. 295. 297. 802. 326.
329. 392. 345. 348. 350. 418 fi. 452.
Fiſcherſtechen 436.
Münfterthüren 129 fi.
uUlrich Graf v. Württemberg 293. 308/10.
325 j. 331. 838. 344. 348. 361.
Graf von Helfenflein 242.
‚Herzog 440.
der Hofmaier 324. 831.
Meifter Ulrich von Augeburg 331.
untermichelbach 192.
Unterrieringen 452,
Unold, Ehriftoph, Separatift 77.
Unterweiler bei Gerabronn 156.
Upflamör 452.
Urad 452.
Urlfperger 72.
Urfpring 432.
Uter, Johan 868.
Uttweil 247.
uUrkull, Gertrub v. 462,
».
Vaihingen a. €. 288.
Valencia 38 ff. 412.
492
la Balette, Karbinal 218.
Valter ynger 407.
Vanberftetten, €. 440.
Varnhagen 84. 91/96. 111 fi.
Bat, be 7. 367.
Vederli 463.
Beefenmeyer, G. Froi. 463.
Vehe, Michael 463.
Vellberg 168.
‚Herren v. 153.
Bernalefen, Th., Zürid 105
Venedig 17. 317.
Ventura, Guabagno 17.
Bergerius, Peter Paul 463.
Veringen, Grafen 463.
Toud v. 462.
Vicari, v. 468.
Vierordt, H. 458.
Vigon 217
Billiers, Schlacht bei 442.
Viſcher in Baſel 121. 426.
Emilie 128.
Friedt. 463.
Ludw. Friedr. 463.
Biſſach, Eunrad 17.
Vital, Pere 7.
Bitry, v., Marquis 223.
Divers 407.
Vlodorp 36.
Bogel, Schulmeiter 189.
Vöhlin, Konrad 9.
Bollmaringen 452.
Bolmar 468.
Voſſart, Ambrofius 37.
Votteler, F. 450. 463.
Zrunt, Dr. Job. 37.
120 ii.
Waafer, Georg 468.
Widter, D. 458.
Wadernagel, Philipp 101.
wilh. 128.
Wagner 452.
Abam, Bildhauer 463.
€. 446.
Johannes, Schulmeiiter 158. 158.
Baldberg, Johann v. 341.
Regiſter.
Waldburg, Otto, Truchſeß v. 463.
Baldburge Wurzach, Kaveria, Gräfin 483.
Waldſet 452.
Waldshut 219 5.
Waldſtetterbach bei Gmünd 351.
Waldthann 158. 176. 178. 184. 188.
194/98.
Wallenſtein, Marimilian, Graf v. 158.
Wallhauſen 154. 184. 195. 198.
BWallfer, Theolog 68.
Vals 435.
Balz, Ch. Rrof., Tübingen 421 fi.
Bangen im Allg 338 f.
Wangenheim, Karl Auguf, Freiherr v. %.
Bannenmacher, Joſ. Maler 240.
Watter, 8. v., Generalleutnant 463.
‚ Weber, 3. 48.
5. 41.
Mathitde 468.
Wechßler, Eduard 463.
Wedperlin, Ferdinand 87. 112. 113.
Weigel 51,
BWeihenmajer, Sängerin 435.
Weilderftadt 225. 295. 297. 332.
Weilheim bei Kirchheim 77.
Weingarten 452.
Weinsberg 342.
‚Herren v. 214.
Engeihard v. 337. 351.
BWeipertsofen OA. Crailsheim 155. 159.
171. 184. 195. 204/210.
Weishaar, Jat. Friedt. 91. 118.
Weiß, Adam 151.
Weißbuch 213.
Weißenburg i. Elſaß 296. 297. 318. 328.
Weiſſenau 453.
Weißer, Wilhelmine 14.
Weißgerber, Philologe 430.
Weißmann, Prälat 48. 56. 58. 60. 67. 71.
Weitbrecht, 8. 463.
Weitingen 458.
Weigfäder, P. 447, 449. 461.
Welder, 99. 101. 123. 42U.
Welfen, die 468.
Welſer, Familie, Nürnberg 29. 32. 3.
Chriſtoph 38,
Vohlin⸗Geſellſchaft 29.
Weltrich, R. 460.
Regifter.
Werber, Enrique 36.
Werbenberg, v., Grafen 464.
Heinrich, Graf v. 350.
Werbenbergerin, Ofanna 464.
Werfmeifter, Benebift Maria 464.
Berner, Guſtav 464.
Johann 358 f.
Werth, Johann v., General 221. 224. 226.
234. 236,
Weſelburg 387.
Weftgartshaufen 153. 155. 159. 170/77.
180. 184. 187. 198/210.
Wetb, Bürger von Crailsheim 156.
Melber, Crailsheim 201.
Bepel, ©. 440. .
Wiblingen 458.
Widerhold, Konrad 228.
Wibmann, Georg, Superintendent 148.
Joh. 464.
Wide, Ct. 46.
Wiegand, Prof. Dr. 188.
2rieland 464.
Bafel 93.
Pfarrer 75.
Bien 421.
Wieſe, Lubwig 427.
Wiefenbad 154. 156. 175. 184. 210.
Bigandt, Erhard 26. 412.
Wighartsreute 213.
Wiiſlant, Johann 37.
Wildbad 82. 459.
Wilhelm I, König von Württemberg 99
423.
Wilhelm von Baben, Markgraf 138.
Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Branden-
burg 199.
Wilpelmi, Prägeptor 160.
Bil, €. 449.
impfen 296. 297. 298. 348.
Winnenden 76.
Winter, Buchhändler 92. 118. 119.
BWintermantel, Archivar 105.
Zinterfletten, Konrad v. 289.
Wintterlin, 3. 444. 445.
Bintertur 464.
Wißland, Jakob 24.
Joehan aus Jsny 86. 40.
Philipp aus Jarıy 16. 24. 40.
493
Witte, 9.468,71 m
BWizemann, Eduard, Prof. 464.
Wocher 432. 433.
Wohler, Buchhandlung, Ulm 426.
Wolbach, Oberbürgermeifter Ulm 424. 487.
Wolf, Ferdinand 100/103. 106. 123.
125.
Dr. 305. Withelm, in Gent 103. 125.
Oberſt 234. 235.
Woljart 246.
Wolfenbüttel 219.
Wolfegg 458.
Wolff 36. 427.
Wörner 447.
Wörth (f. Werth) 237.
Wudatinowic, Sp. 461.
Wunder 452,
Andreas, Schulmelfter 158.
Wurſter 464.
Württemberger, Hans 464.
Wurzer, Schulmeifter 176.
Wüſt 464.
Wyß, Joh. Rub. 97.
Wyßland |. Wißland.
V.
Dnger, Walter 21.
3.
Babergiu 458.
Zadebare, Andries 41.
Zahn, Dr. v., Calw 90, 92.
Zainer, Joh. 464.
Zängerle, Biſchof v. Sedau 464.
Zell OA. Kirchheim 77.
Zeller, Joh. Dr. 464.
Zeppelin, v., Graf 464.
Zeumer 289.
Ziegelbauer, Mangoald 464.
' Ziegler, Chr., Philologe 426. 432.
Gregorius Thomas, Biſchof 464.
Bieten, v., 464.
Zimmermann 464.
Schulmeiſter 159. 182, 198.
Zingeler, 8. Th., 453. 463.
Zipperlen 447.
494 Regifter.
Zipplingen, Heinrich v., Bruder 310. | Zolifofer, Sebaſtian 33.
Heinrich v., Landvogt 348. 351. Thomas 88.
Zoar in Ohio 443. Zuffenhauſen 77.
Zollikofer, die 33. Züri 289. 296 f. 308. 306. 308. 810.
Eafpar 33. 323. 329, 334 j.
Joſ. 38. | Zweigheim bei Heilbronn 213.
Mitteilungen
der.
Wöürttembergifhen Kommiſſion für Landesgeſchichte.
Stuttgart 1902.
Elite Sitzung
der Württembergifhen Kommilfion für Landesgefhichte,
Stuttgart, 1. Mai 1902,
unter dem Vorſitz Seiner Excellenz des Herrn Staatsminifters des Kirchen:
und Schulwejens Dr. v. Weizfäder und in Anmejenheit des Ninifterial:
teferenten, Minifterialdireftor v. Kern, ſowie der Mitglieder der Kommiſſion:
Dr. v. Stälin, v. Alberti, Dr. v. Hartmann, Freiherr v. Om:Waden:
dorf, Schad v. Mittelbiberad, Dr. Egelhaaf, D. Dr. Boffert,
Dr. Bodezer, Dr. Weller, Dr. Bufd, Dr. v. Pfifter, Dr. Schmid,
Dr. Schneider, Dr. Steiff, Dr. Knapp, Dr. v. Below, Dr. Sitt,
Dr. Günter, Dr. Ernſt. Abmefend: Dr. v. Heyd, Dr. Raulus,
Dr. Adam, Stiegele.
Im Namen Seiner Excellenz des Herrn Staatsminiſters, der zu Anfang
der Situng verhindert ift, begrüßt Minifterialdireftor v. Kern die Ber:
fammelten und bejonders die neu eingetretenen Mitglieder Dr. v. Belom,
ordentlicher Profeffor der Gefhichte an der Landesuniverfität, und Profeffor
Dr. Knapp, Vertreter des Vereins für Kunft und Altertum in Ulm und
Oberſchwaben, und erteilt ſodann dem gejchäftsführenden Mitglied Ober:
ftubienrat Dr. v. Hartmann das Wort.
Diefer heißt aud namens de3 Ausſchuſſes und der Kommiffion die
neuen Mitglieder willfommen, erftattet hierauf den Rechenſchaftsbericht für
das Verwaltungsjahr 1901 und trägt die Anträge des Ausſchuſſes, der am
Morgen vor diefer Sigung getagt hat, betreffend die Arbeiten und den Haus:
halt des Jahres 1902, vor.
1. Berjonalien.
Der Ausſchuß beantragt, Dr. v. Belom als Mitglied, Dr. Schneider
und Dr. Steiff als Erfagmänner in den Ausſchuß zu berufen. Die Kom—
miffion ftimmt zu.
U. Arbeiten.
Bon der Herzog Chriftoph3:Rorrefpondenz befindet fid der
3. Band im Drud.
2 Mitteilungen.
Die Vierteljahrshefte zur Landesgefhichte find rechtzeitig
erſchienen, aud) ein erfter Halbband des neuen Jahrgangs bereit3 ausgegeben.
Der Drud des Heilbronner Urfundenbuds iſt wegen not«
wendiger anderweitiger Beſchäftigung des Bearbeiter leider faſt gänzlich ſtill⸗
geftanden.
Bon den Gefhihtlihen Liedern und Sprüden aus Würt-
temberg ift das 3. Heft, Bogen 21—30 im Drud fertiggeftellt worden.
Von der Gefhihte der Behörbenorganifation in Württem:
berg, bearbeitet von Archivaſſeſſor Dr. Wintterlin, konnte das erſte Heft,
Bogen 1—11, die Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts umfaflend, ge:
drudt vorgelegt werden.
Pflegihaften. Die Berichte der Kreispfleger können wieder meijt
Erfreuliches über den Fortgang der Pflegerarbeiten im Lande melden. (Siehe
unten.)
IM. Die Rehnungsergebniffe für das Etatsjahr 1901
find: Ausgaben: 13413 M 24 Pf., Einnahmen: 15000 4 und von Schriften
386 M 12 Pf., zufammen 15386 A 12 Pf., fomit Überihuß: 1972 m 88 Pr.
IV. Arbeiten und Etat des Jahres 1902,
Dr. Ernjt wird beauftragt, die Fortfegung der Herzog Chrijtophs:-
Korrefpondenz in der von der Kommiljion 1901 beſchloſſenen Weiſe
weiter zu bearbeiten.
Pflegihaften: In Reutlingen und Gaildorf find nod größere
Arbeiten vorzunehmen.
Das Heilbronner Urfundenbud, Band I, fol zu Ende geführt
werben.
Über neue Arbeiten glaubt der Ausſchuß einen von ihm gründlich
durchgeſprochenen Plan für eine Reihe von Jahren vorlegen zu follen.
Antrag Schneider: in Gemeinfchaft mit dem K. Statiftiichen Landesamt
Grundfarten mit Marfungsgrenzen im Mafjtab von 1: 100000
herzuftellen. Es wird die Geneigtheit ausgeſprochen, die Koften mitzutragen,
wenn das N. Statiftiihe Landesamt zunächſt 4 weitere Karten anfertigen und
der Kommiſſion eine entfprehende Anzahl von Karten überlaffen wird.
Eine Fortfegung und Ergänzung der Heydſchen Biblio:
araphie der Württembergifhen Gejhichte von 1895 und 1896 joll
von 10 zu 10 Jahren, alſo eritmals 1905, erſcheinen.
Die politifde Korrefpondenz König Friedrichs mill
Dr. Buſch mit Dr. Schneider unterfuhen und fpäter Anträge über Ein—
holung der höheren Genehmigung ftellen.
Antrag v. Below u. a.: Die Kommiffion wolle die württember-
aifhen Landtagsakten herausgeben. Es werden die Dr.Dr. Adam,
v. Below und v. Stälin beauftragt, der Sache näherzutreten.
Mitteilungen. 3
Antrag v. Below: Die württembergifhen Weistümer und
Dorfordnungen herauszugeben. Dr. Wintterlin, der mit der Sache
wiederholt befgäftigt war, foll um Vornahme von Studien, im Benehmen
mit Kennern der neumürttembergifhen Quellen, Dr. Boffert, Freiherrn
v. Ow zc., erſucht werben.
Antrag v. Below: Alten zur Geſchichte der Verfaffung und
Verwaltung der Stadt Ulm im Mittelalter herauszugeben. Zu:
nädhft foll dur Dr. Knapp die Frage in Ulm ſelbſt angeregt werben.
Antrag v. Stälin und Steiff: Die Tübinger Matrileln
herauszugeben; die Sache foll den maßgebenden Stellen in Tübingen nahe
gelegt werben.
Antrag Schneider: Bearbeitung von Regeften der Grafen
von Württemberg. Die Aufgabe wird dem Antragiteller in Gemeinſchaft
mit Dr. Mebring zugemiefen.
Antrag Dr. Ernft: einen Band alter mwürttembergifher
Chroniken, Küng, Thetinger 2c., herauszugeben. Der Antragiteller foll
Unterfuhungen und feiner Zeit Vorſchläge maden.
Dr. Diehl, ver Bearbeiter des Ehlinger Urkundenbuchs Band I,
hat, von maßgebender Seite in Eßlingen unterftügt, gebeten: die Kommiſſion
wolle ihn mit der Herausgabe eines zweiten Bandes betrauen. Die Stadt:
gemeinde foll befragt werden.
Antrag Weller: Die Haller Chroniken durch Profefior Dr. Kolb,
den Bearbeiter des erften Bandes der Württ. Geſchichtsquellen, Geſchichts-
quellen der Stadt Hal I, herausgeben zu lafien. Angenommen.
Seine Majeſtät der König haben am 10. März 1902 allergnädigft
gerußt, den ordentlichen Profefjor Dr. v. Below an der Univerfität Tübingen
zum ordentlihen Mitglied der Württembergiihen Kommiffion für Landes⸗
geſchichte zu ernennen.
Aus deu Berichten der Kreiöpfleger
über die Arbeiten der Pfleger, melde die im Befig von Gemeinden, Kor
porationen und einzelnen im Sande befindliden Archive und Regiftras
turen durdforfchen, ordnen und ihren Inhalt verzeichnen.
(Stand vom April 1902.)
I Kreis.
Herr Arhivrat Dr. Schneider.
Den Bezirt Befigheim bat Herr Stadtpfarrer Breining erledigt.
Für den Bezirt Böblingen hat Herr Stabtpfarrer lic. theol. Schott das
Amt eines Pflegers übernommen. Im Bezirk Cannftatt hat Herr Profeſſor
Dr. Xbele in dankenswerteſter Weife gearbeitet, fo daß nur noch wenige
Ortſchaften des Bezirks außftehen.
Bürtt. Bierteljahröh, f. Landeigeid. R.#. XI. 32
4 Mitteilungen.
Im Bezirk Eplingen wird Herr stud. arch. Albert Benz die Rat
haußregiftraturen erledigen.
Im Bezirk Waiblingen bat derfelbe weitere Gemeinden ver
zeichnet.
I. Rreis.
(Nebit Reiten des IV. Kreiſes, des Schwarzwaldkreiſes.)
Herr Arhivdireftor Dr. v. Stälin.
Für das Oberamt Gaildorf ift Herr Lehramtöfandidat Hoffmann
gewonnen.
Im Oberamt Gerabronn haben den Reit der Arbeit des von Gagg:
ſtadt verfegten ſehr fleißigen Heren Pfarrers Bihl zu vollenden die Herten
Pfarrer Bauer in Koderftetten und Stadtpfarrer Schnizer in Kirchberg
a. d. Jagft übernommen.
Reutlingen betreffend ift jegt, nachdem die bezüglichen Bauten er:
ledigt find, die Stadtgemeinde in Verhandlungen über die Neuordnung und
Regiftrierung des ſtädtiſchen Archivs eingetreten.
Für Wildberg DA. Nagold ift, nachdem Herr Pfarrer Sigmart
in Emmingen vor kurzem zurüdgetreten, ein anderer Pfleger noch nicht ger
funden.
V. Rreis.
Herr Pfarrer D. Dr. Bojfert in Nabern DA. Kirchheim.
Im Bezirk Geislingen ift Herr Pfarrer Daur in Schalfftetten noch
mit der Verzeihnung der Beſtände des Gräflih v. Degenfeldſchen Ardivs
in Eybach beichäftigt.
Herr Pfarrer Kaim in Nenningen hat im legten Jahr die Aufzeih:
nung der einen Hälfte des Gräflih v. Rech berg ſchen Archivs in Donzdorf
in dankenswerter Weife vollendet und abgeliefert.
In Ulm bat Herr Stadtarhivar Profefjor Müller die chronologiſche
Ordnung der Urkunden des Archivs und der Veeſenmeyerſchen Urkundenfamm-
lung in der Stadtbibliothek vollendet, auch ein Repertorium neu angelegt. Die
Beftände des Arhivs konnte er Dur Aushebungen aus dem Spitalarhiv und
durch Auffindung von Akten des Schwäbiſchen Bundes vermehren.
VI Kreis.
Herr Pfarrer Dr. Voch ezer in Enfenhofen OA. Wangen.
Diefer Kreis ift faft ganz erledigt. Es ftehen noh aus: Erolzheim
DA. Biberach; die Stabtpfarrregiftraturen in Biberach — dieſe find übrigens
ſchon in Angriff genommen — und in Leutkirch, ſowie die Piarrregiftratur
in Unterbalzheim ON. Laupheim; endlih Isny, wo jedod die Arbeiten durch
den Pfleger, Herm Stabtpfarrer Rieber, ſchon weit gefördert find.
Mitteilungen.
Schriften der Württembergiihen Kommiſſion für Landesgeſchichte.
(Sämtlih im Verlag von ®. Kohlhammer in Stuttgart.)
Bürttembergifge Vierteljahrshefte für Landesgeſchichte. Neue Folge.
In Verbindung mit dem Verein für Kunft und Altertum in Ulm und
Oberfchwaben, dem Württembergifchen Altertumsverein in Stuttgart, dem
Hiſtoriſchen Verein für dad württembergiſche Franken und dem Sülchgauer
Altertumöverein herausgegeben von der Württembergifchen Kommiſſion für
Landesgeſchichte. Jahrgänge 1892—1902. Ye ca. 30 B. Ler.:8°. Preis
des Jahrgangs brojd. 4 ca (Wird fortgefegt.)
». Föhr, Julius, + Senatspräfident in Stuttgart, Hügelgräber auf der
Schwäbiſchen Alb. Bearbeitet von + Profefior Ludwig Mayer,
Vorſtand der Staatsfammlung vaterländifcher Kunft: und Altertumsdenkmale
in Stuttgart. Herausgegeben im Auftrag des K. Minifteriums des Kirchen:
und Schulweſens von der Württembergifhen Kommilfion für Landes:
geſchichte. Mit Abbildungen und 5 Tafeln. 1892. 56 ©. 4°. Preis 4 A
Kehle, Dr. W., Funde antiter Münzen im Königreich Württemberg.
Herausgegeben von der Württembergifchen Kommiſſion für Landesgefchichte.
1893. 113 ©. 8%. Preis brofh. 2 ch
». Hiller, Fri, Generalleutnant, Geſchichte des Feldzuges 1814 gegen
Frantreich unter bejonderer Berückſichtigung der Anteilnahme der königlich
württembergifhen Truppen. Herausgegeben von der Württembergijchen
Kommiffion für Landesgefchichte. 1893. IV und 481 S. Mit Karten
und Plänen. Preis broſch. 9 ch
Württembergiſche Geſchichtsquellen. Im Auftrage der Württembergiihen
Kommiſſion für Landesgefchichte herausgegeben von D. Schäfer u. a.
Band I: Geſchichtsquellen der Stadt Hall. Bon Dr. Chr. Kolb.
1894. VII und 444 S. 8°, Preis 6
Band II: Aus dem Coder Laureshamenfis. — Aus den Tradi—
tiones Fuldenſes. — Aus Weißenburger Duellen. Mit
einer Karte: Beſitz der Klöfter Lori, Fulda, Weißenburg innerhalb
der jegigen Grenzen von Württemberg und Hohenzollern. Von D.
Dr. ©. Bojjert. — Württembergifces aus römifhen Ardiven.
Bearbeitet von Dr. Eugen Schneider und Dr. Kurt Kafer.
1895. VI und 605 ©. 8°. Preis 6 Ak
Band III: Urkundendbuh der Stadt Rottweil. Erfter Band. Be
arbeitet von Dr. Heinrih Günter. 1896. XXIX und 788 ©. 8°,
Preis 6 A
Band IV: Urfundenbud) der Stadt Eßlingen. Erſter Band. Ber
arbeitet von Dr. Adolf Diehl unter Mitwirtung von Dr. K. 9. ©.
Pfaff, Profefjor a. D., Verwalter des Eßlinger Stadtarchivs.
1899. LV und 736 ©. Preis 6 ck
Band V: Urkundenbud der Stadt Heilbronn. Erſter Band. (Wird
demnächſt ausgegeben werden.)
>
6 Mitteilungen.
v. Heyd, Dr. W., Direktor, Oberbibliothefar a. D., Bibliographie Der
württembergifhen Geſchichte. Im Auftrag der Württembergiihen Kom⸗
miffion für Landesgeſchichte bearbeitet.
I. Band 1895. XIX und 346 ©. 8%. Preis 3 ch
IL Band 1896. VII und 794 ©. 8°. Preis 5 ch
Briefwechſel des Herzogs Ehriftoph von Württemberg. Im Auftrag ber
Württembergifden Rommiffion für Landesgeſchichte herausgegeben von
Dr. Viktor Ernft. Erfter Band: 1550—1552. 1899. XLI und 900 S.
Preis 10 4 Zweiter Band: 1553—1554. 1900. XXVI und 733 S.
Preis 10 ck Dritter Band befindet fih im Drud.
Geſchichtliche Lieder und Sprüche Württembergs. Im Auftrag der Würt-
tembergifhen Kommiffion für Landesgeſchichte geſammelt und unter Mit:
wirkung von Dr. Gerhard Mehring herausgegeben von Oberftubienrat
Dr. Karl Steiff, Oberbibliothefar an der K. Landesbibliothek in Stutte
gart. Erſte bis dritte Lieferung. Preis je 1. Wird fortgefegt.
Geſchichte der Behördenorgenifatisn in Württemberg. Yon Dr. jur.
Fr. Wintterlin, Arhivafieffor in Stuttgart. Herausgegeben von der
Kommiffion für Landesgeihichte. Erfter Teil. Biß zum Ende des
18, Jahrhunderts. VI und 165 S. Preis 1M 50 Pf.
Beraktionsuusfänf der Württ. Bierteljahrshefie für Jaudesgeſchichte:
Direktor Dr. v. Stälin.. Direktor Dr. v. Heyd. Oberflubienrat Dr. Paulus. Ober-
fhıbienrat Dr. v. Hartmann, Rebatteur — fümtlid in Stuttgart. Pfarrer
Dr. Bochezer in Enkenhofen OW. Wangen. ö
Bedaktionsensfhuh bei dem Werein für Aunf und Altertum in Alm uud Obrrfämeben:
Profeffor Dr. Knapp, RWebakteur. Vrofeſſor Dr. Ziegler. Archivar Profeſſor
Müller — jämtlid in Um. -
Redaktisusuusfäuk hei dem Hiksrifgen Yerein für das Würkt. Franken:
Vrofeffor Dr. Neftle, Profeffor Dr. Kolb in. Hal. Dr. Weller in Öfringen,
Rebatteur. ”
Bebaktiousuusfäuf bei dem Sülhgener Alteriumssrrein:
Domtapitular Stiegele in Rottenburg, Redakteur. Profeffor Nägele in Tübingen.
Dr. Red, Direktor bes Wilhelmoſtifts in Tübingen.
Württembergiſche
PDierteljatrshelte
Lambesgefchchte,
Dene Folge.
In Verbindung mit dem Verein für Aunſt und Altertum in Alm und Oberſchwaben,
dem Wfrtt. Geſchichts umd Altertumsnerein, dem Hiſtoriſchen Verein für das
J wurtt. Franken und dem Sülchganer Altertumsverein
herausgegeben von der
Württembergiſchen Kommiſſion für Landesgeſchichte.
XII. Zahrgang. -
1908.
Heft I umd I.
7 77 j B
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In ısrbentsc urlas enschafı
yon
Viktor Ernst
1E7I—1833
Stuttgart.
Drnk von W. Aohlhammer.
1903.
Inhalt.
Zur Geſchichte des württembergiſchen Staatsarchivs. Von Archivrat Dr. E.
Schneider ... .
Die Malerei ber Nachrenaiſſance in Öserfhmaben. on Beofeffer Dr. ®.
Pfeiffer in Stuttgart... . error.
Zwei Zröbilder? Bon A. ©. Kolb in Shhwaigern Br
Eines Karmeliters Lob ber Armut. Mitgeteilt von Archivſekretär Dr. Mesring
Kochendorf als Hanbelshafen für das Herzogtum Württemberg 1607/8. Bon
Demfelben . . .
Zur Gefgicte der Schubartſchen Chronit, (Befciwerben und Wiberruft, Zenfur:
freigett und Zenfur.) Bon Arhivaffeffor Dr. R. Krauß... . .
Die Weiber von Weinsberg. Bon Dr. 8. Weller in Öhringen . . . .
Dorfgemeinbegerichte in Herzogtum Württemberg. Bon Archivafieffor Dr. Bint:
terlin . . ern ne.
Dorfreht von Robt oa. Freubenfabt. Ion Demfelden PER Eur ..
Ein ungebrudter Brief Voltaireq. Mitgeteilt von F. Kern in Stuttgart Bu
Schmie, Oberamts Maulbronn, als Station an ber europäiſchen dandelemneht
Bon Profeſſor D. Dr. €. Neftle in Maulbrom . . 2.» ..
Yerein für Suuk uud Alterium in Mm und Oberfämaben.
Die Ausgrabungen bes Ulmer Altertumsvereins bei Thannheim DA. Leuttirch.
Bon Pfarrer Ko in Unterbafgheim, Bauinſpeltor Braun in Um unb
Lehrer Wegel in Roth . Da Pas Eee En
Biberacher Stubenten im 15., 16. und 17. Jahrhunderi. von Vitar Merk in
Ravensburg. . . . Pa ER
Die ‚Herren von Nanoldoweiler und Henhardoweiler Bon Dr. Mehring .
Ulm als "eines ber vier Dörfer des Reihe. Bon Profeffor D.“ Dr. Neftle in
Maulbrom . . . ren
Iöner Bürger in Spanien. "Ben Stabtpfarter Ricber in Jay zen.
Die Hohenflaufengräßer zu Lord. Bon Mafer-Mar Bad in Stuttgart. . .
Aus und über Schriften und Zeitfäriften. Bon Dr. Mebting . . . . .»
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Zur Geſchichte des württembergiſchen
Staalsarchivs ).
Bon Eugen Schneider.
Die Einfahheit der Staatöverwaltung in der mürttembergifhen
Grafenzeit brachte es mit fi, daß die geringe Zahl der an ihrem Sige
erwachſenden Urkunden und Akten bei der gräflichen Regierung, ber fog.
Kanzlei, fi anfammeln konnte. Erſt in den Zeiten Eberharbs im Bart,
als dieſer infolge des Münfinger Vertrags (1482) feine Hofhaltung von
Urach nah Stuttgart verlegte, ergab ſich das Bebürfnis, die angehäuften
Dokumente zu ſcheiden. Man vollzog dies in ber Art, dab die „vorzüg-
lichen“ Akten, worunter namentlich die Driginalurfunden verftanden find,
von den „gemeinen“, ben unwichtigeren, getrennt murben; aus jenen
wurde die Hofregiftratur, das fpätere Archiv, gebildet, diefe blieben bei der
Kanzlei. Als erfter Hofregiftrator erſcheint Johannes Fünfer; ihm folgte
Heinrich order, der vorher der erfte Kanzleiregiftrator geweien. Die
oberfte Aufficht über die Hofregiftratur hatten die fürftlichen Räte, deren
dringenden Vorftelungen es auch gelang, Herzog Eberhard d. J. dahin
zu beftimmen, daß er diefelbe in Stuttgart belieh.
Eine eigentliche Archiveinrichtung läßt ſich erft unter Herzog Ulrich
nadmeifen. Im Jahre 1504 murde Jakob Ramminger als Hofregis
ftrator angeftelt; er erhielt den Auftrag, behufs perſönlicher Einficht-
nahme eine Reihe fremder Archive zu befuchen, namentli das Nürn—
berger, das als das befteingerichtete galt. Er legte denn au dem Herzog
einen Plan vor und begann mit defjen Genehmigung das Archiv nah
demfelben zu ordnen. Da jener Plan einerfeit? noch der heutigen
Archiveinteilung in mander Beziehung zu Grunde liegt und andererjeits
) Quellen: Die Kanzleiaften bes K. Staatsarchivs; verglichen wurbe eine hands
ſchrifiliche Geſchichte besfelben von Scheffer. — Der Aufſat iſt in etwas Fürzerer Form
in ber Mündener Archivaliſchen Zeitfhrift von 1891 erſchlenen. Er wird nod ein»
mal abgebrudt, um ben Leſern ber Bierteljahrsfefte einen Überblid über die Beftände
bes Staatsarchivs zu geben.
Wirkt. Bierteljahrsh. f. Landeögeid. R.F. XII. 1
2 Shneiber
einen deutlichen Überblid über die Verzweigung der damaligen württem⸗
bergifchen Verwaltung giebt, fo teilen wir ihn ausführlih mit. Ent:
fprehend der Einrihtung der oberften Behörden, wie fie ſich ſpäter in
Kirhenrat, Oberrat und Rentkammer darftellte, wurde die Hofregiftratur
eingeteilt in die 3 Titel: „Geiftliher Stand, Weltliher Stand, Land:
foaft.“
4. Der geiftlide Stand zerfiel in die Abteilungen: Pabft, Kar:
binäle; Erzbistümer und Bistümer: Mainz, Köln, Trier, Speyer, Kon:
ftanz, Würzburg, Straßburg, Augsburg, Bifchöfe insgemein; Nitterorden:
Hochmeiſter in Preußen, Hochneifter zu Rhodus, Deutfchmeifter, Prälaten
außerhalb Lands: Ellwangen, Reichenau, Salmannsmweiler, Elchingen,
Marchthal, Prälaten außerhalb Lands insgemein; Prälaten im Land:
Denkendorf, Bebenhaufen, Hirfau, Maulbronn, Herrenalb, Zwiefalten,
Lorh, Adelberg, Murrhardt, Königsbronn, Anhaufen, Herbrechtingen,
Blaubeuren, Alpirsbah, St. Georgen, Prälaten im Lande insgemein;
gemeine Geiftlicfeit im Lande, in den Amtern: Afperg, Badnang, Belig:
heim, Bietigheim, Bradenheim, Bottwar, Beilftein, Balingen, Blaubeuren,
Böblingen, Bulach, Gannftatt, Dornftetten, Dornhan, Ehingen, Göp:
pingen, Gröningen, Grögingen, Güglingen, Haiterbach, Heidenheim,
Herrenberg, Hohened, Hornberg, Kalm, Kirchheim, Lauffen, Leonberg,
Marbach, Mödmühl, Mömpelgard, Münfingen, Nagold, Neuenbürg, Neuen:
ftadt, Neuffen, Nürtingen, Owen, Reichenweier, Rofenfeld, Schiltach,
Schorndorf, Sindelfingen, Stuttgart, Sulz, Tübingen, Tuttlingen, Urach,
Vaihingen, Waiblingen, Weilheim, Weinsberg, Wildbad, Wildberg, Win:
nenden, Bavelftein. Ferner: Probftei Nellingen, Karthaufe Güterftein,
Stift St. Peter im Schönbuch, Stift Sindelfingen, Rappenherten, gemeine
Prieſterſchaft in- und außerhalb des Landes, die 4 Bettelorden, Wald:
brüder; Kommentureien Deutſch- und Johanniterordens: Mergentheim,
Kapfenburg, Heilbronn, Rohrdorf, Winnenden, Ulm, Kommentureien ins:
gemein; Univerfität Tübingen, Univerfitäten insgemein; Frauenklöfter:
Maingen (Mengen, jegt Habsthal in Hohenzollern), Pfullingen, Wiloberg,
Steinheim, Rechentshofen, Lauffen, Oberftenfeld, Weiler, Kirchheim,
Dwen, Beginen und Klausnerinnen, Frauenklöfter insgemein.
2. Der weltlide Stand gliedert fih in Kaiſer und Könige:
römiſcher Kaifer und König, Freiheiten und Privilegien, König zu Böhmen
und Ungarn, König zu Frankreich; Kurfürften und Fürften: Kurpfalz,
Sachſen, Brandenburg, Heffen, Öfterreih, Herzog Georg in Bayern, Her:
309 Wilhelm in Bayern, Pfalzgraf Ottheinrich, Baden, Braunfchmeig,
Lothringen, Herzoge von Ted, Herzog Eberhard d. J. von Württemberg,
Herzog Ulrich und feine Kinder, Graf Heinrih und Graf Georg von
Zur Geſchlchte des württembergifhen Staatsarchivs. 3
Württemberg, meltlihe Fürften insgemein; Grafen von: Henneberg,
Naſſau, Sulz, Lupfen, Zollern, Hohenberg, Bitſch, Thierftein, Nellenburg,
Leiningen, Öttingen, Werdenberg, Fürftenberg, Montfort, Hohenlohe,
Löwenftein, Eberftein, Helfenftein, Tübingen; Freiherren: Schenken von
Limpurg, Truchſeſſen von Waldburg, Gundelfingen, Zimmern, Stöffeln,
Rappoldftein, Falkenftein, Geroldsed, Grafen und Freiherren insgemein;
dann in alphabetifher Reihenfolge die Ritterfhaft und ber Adel. Ihnen
ſchliehen fih noch an die freien und die Reichsſtädte: Strafburg, Nürn-
berg, Augsburg, Um, Gmünd, Heilbronn, Wimpfen, Weil, Eßlingen,
Reutlingen, Rottweil, dazu die Abteilung Reichsſtädte insgemein. Zu:
legt: Eidgenoffen, Schwäbifcher Bund, Handlung der Reichstage, Rammer-
gericht, heimliche Gerichte, der Herrſchaft Feinde, Zölle und Geleit, Jagens-
teverfe.
3. Der Titel Landfhaft umfaßt die einzelnen Amter des Lan-
des in alphabetiſcher Drbnung, wie bei dem geiftlihen Stande. Dazu
fommen noch die Abteilungen: Landtage, Gemeine Sachen des Fürften-
tums, Raisregifter und mas zur Wehr gehört.
Zum Schluß feiner Überfiht hat Ramminger ſämtliche Orte des
Landes mit Angabe des Amtes, dem fie zugehörten, aufgezählt.
Die politiiden Verhältniffe hinderten die Ausführung des mohler-
wogenen Planes; ſchon infolge der Unruhen von 1514 wurden die Ur:
tunden auf die Feltungen geflüchtet und zerftreut; die Vertreibung Herzog
Ulrichs im Jahre 1519 brachte eine noch größere Unordnung mit ſich.
Zwar bemühte fi die öfterreihifhe Zwifchenregierung, die Aften mit Hilfe
Rammingers wieber zufammenzubringen; aber e8 gelang nur unvollftänbig.
Auch nach der fiegreihen Rückkehr Herzog Ulrichs konnte Ramminger
in der Neuordnung nur langſam fortfahren. Die wichtigſten Archivalien
blieben zur Vorſicht auf dem Aſperg verwahrt. Eine Regiſtraturordnung
von 1537 führt als dort befindlich namentlich die Urkunden des geiſt—
lichen Standes auf, dann das Hauptſächlichſte des weltlichen Standes
und in Übereinſtimmung mit der Einrichtung zu Stuttgart 48 Abtei—
lungen der Landſchaft; zum Schluß noch die Alten über die Frauen und
Fräulein von Württemberg, Reverfe und Lehenbriefe, Einungen und
Zuittungen nebft eingelöften Schulbbriefen.
Sehr weit ift unter diefen Umftänden Ramminger mit feiner Archiv:
ordnung nicht gekommen; ſchon deshalb nit, weil er neben der trefi:
lichen allgemeinen Einteilung fi) bei deren Durchführung zu fehr ins
Einzelne verloren hat. Nachdem er den 1. Titel in 28 Laden mit
111. Abteilungen (membra), den 2. Titel in 48 mit 77, den 3. in 52
mit 52 eingeteilt, legte er über jeden Titel ein Buch an, in das er die
4 . Schneider
Urkunden fummarifch verzeichnete, 5. B. „Konfirmation, als König Fried-
rich Graf Ulrihen von Württemberg alle feine Freiheiten und Privilegien
fonfirmiert und beftätigt hat, anno 1442.” Daneben fhrieb er in be
fondere Bücher die Urkunden von Artikel zu Artikel mit fteter Ver:
weiſung auf andere Abteilungen, fo daß er z. B. einen Vertrag zwiſchen
Württemberg und Baden vollftändig bei Baden aufnahm, feine einzelnen
Beftimmungen, die etwa Dornftetten, Hornberg, Wilbberg betrafen, auch
nod bei diefen. So forgfältig ein foldes Verfahren war, fo fehr litt
es unter den damaligen Umftänden an dem Mangel praftifcher Durchführ:
barfeit.
Als daher Ramminger ftarb, blieb die Hauptarbeit feinen Nach—
folgern überlaffen, und diefe kounten fo wenig mit derſelben zu flande
kommen, wie er. Eine Inftruftion von 1537 befahl den Hofregiftratoren,
Rammingers Plan auszuführen; 1542 wieſen die herzoglihen Räte darauf
bin, es fei notwendig, nach Leuten zu tradhten, die immer beim Archiv
bleiben, da ein häufiger Wechſel fchäblich fei und nur ſolche etwas leiſten
tönnen, die in die Sache eingelebt feien. 1550 gelang es noch Herzog
Ulrich, nachdem der fchmalfaldifche Krieg die Ordnung wieder ins Stoden
gebracht hatte, den M. Sebaftian Ebinger als Regiftrator zu gewinnen,
ber unter allen älteren Archivaren, bis zum 18. Jahrhundert herab ge
rechnet, fi) die größten Verdienſte um das württembergiſche Archiv er-
worben hat. Ebinger erhielt den Befehl, jede Urkunde in ihre gehörige
Lade zu legen und alle der Ordnung nach mit Fleiß zu regiftrieren. Von
ihm rühren denn auch zahlreiche alte Verzeihnifie und die meiften In:
haltsangaben auf dem Rücken ber altwürttembergifchen Urkunden ber.
Herzog Ehriftoph, der im Noventber 1550 zur Regierung gelangte,
griff, wie bei allen Zweigen der ftaatlihen Verwaltung, fo aud beim
Archive perfönlid ein. Das Heine Lokal, die fpätere Küchenverwaltung
im alten Schloffe, genügte ihm nicht; er beſchloß daher 1556, Hinten am
Schloſſe auf der Seite des jegigen Karlsplages ein jelbftändiges, mit
dem Hauptbau nur durd) fein Dach verbundenes Gebäude aufzuführen,
das zwei geräumige Gewölbe und ein Arbeitszimmer enthalten follte und
in weldes er durd eine Wendeltreppe aus feinem Gemad gelangen
fonnte. Als fpäter die Ecktürme aufgeführt wurden, ward der füböftliche
an das Arhiv angebaut und ein Teil feiner Räume zu demfelben gezogen.
Der Bau wurde 1558 begonnen; am 15. Auguſt 1560 erhielten die
Regiftratoren die Weifung, da das neue Gewölbe jetzt troden fei, follen
fie dort hineinlegen, was fie regiftriert haben und mas in der Kanzlei
nit nötig fei, und jollen alfo anfangen, in der Kanzlei, bie fie inzwifchen
aufgenommen hatte, auszuziehen und diefelbe wieder zu räumen.
Zur Gefhichte des württembergiſchen Staatsarchtvs. 5
Freilich flörte diefer Umbau des Archivs die Ordnung aufs neue.
Und nicht nur diefer. Die Peſt, melde in jenen Jahren häufig in Stutt-
gart wütete, veranlaßte wiederholte Verlegungen der Hofhaltung und der
Regierungsbehörden. Die Regiftratoren zogen ber herzoglihen Kanzlei
nach und nahmen ihre Bücher und Auszüge mit; wenn dann in ber Re:
giftratur etwas zu ſuchen war, jo ritten fie nad Stuttgart, dort zum
hinteren Thor ins Schloß hinein und, nachdem fie ihre Gefchäfte beendigt,
ſchleunig wieder davon. Als Ebinger mit feinem Genoffen Thomafius
1551 in der Hauptftadt zurüdgeblieben war, ließ ihn der Burgvogt,
welcher Befehl Hatte, das Schloß gegen die Peft abzufperren, gar nicht
in das Archiv ein, uud es war ihm daher fehr willfommen, wenigftens
dasselbe gut verwahren, feine Bücher und Auszüge zufammenpaden und
dem Herzog nad Anwendung geeigneter Vorſichtsmaßregeln folgen zu
dürfen. Als 1564 die Kanzlei wieder der Seuche wid, mußten die Re:
giftratoren ale Bücher und Neffripte aus ber Zeit Rammingers mit:
nehmen, ihre eigenen Regifter über römifhe Kaifer und Könige, Lehen
und Regalien, Kurfürften, Fürften, Grafen, Freiherren, Adel, Städte,
württembergiſche Heiratsſachen, Einungen, Jagensreverfe, ſowie über alle
Ämter der Landichaft, einige Stifte, Klöfter, Mönche und Nonnen, —
mie es ſcheint alle Regifter, die überhaupt damals angelegt waren; ferner
2ehenbücher nebft Auszügen, das Buch über die Urfehden, alle Kopeibücher
mit darüber gemachten Regiftern, die Akten über Regalien, Afterlehen,
böhmiſche und öfterreihifche Lehen, über die Heirat der eben verftorbenen
Herzogin Eabine, zufammen einen großen Wagen voll. Es ijt bezeichnend
für die ruhigeren Zeiten wie für den langſameren Gang der Staatsgefhäfte,
daß unter Herzog Ludwig bei Sterbensläufen das Archiv in Stuttgart
blieb und den Regiftratoren freigeftellt wurde, wohin fie ſich begeben
wollten. Am Anfang des 17. Jahrhunderts nahm man Anftand, die
Driginalurfunden auf das Land zu ſchaffen, und mies daher die Regis
ftratoren an, während der Pet in Stuttgart zu bleiben, obgleich es für
fie wieder Schmwierigfeit hatte, in das Schloß eingelafjen zu werben.
Über die Tätigkeit im Archiv zu Herzog Chriftophs Zeit geben
ams namentlich Ebingers Berichte Aufihluß. Aus demfelben ergiebt fi,
daß derfelbe auf Weifungen des Herzogs und der Räte, welche freilich
manchmal einander zuwiberliefen, die gerade zu einem beftimmten Zwecke
nötigen Urkunden zu ordnen und zu verzeichnen hatte; daß aber zugleich
in der planmäßigen Ordnung des Archivs fortgefahren wurde. Eine
Zufammenftellung von 1556 fagt, daß die beiden Negiftratoren neben
den laufenden Gefchäften, wie Erftattung von Berichten, Ausgeben und
Einnehmen der Urkunden, alle Lehenreverfe verzeichnet haben, die ganz
6 Säneider
durcheinandergeworfen geweſen feien, ferner viele Taufende von Urpheden,
die Gültbriefe, die Urkunden der Klöfter und Stifte, diejenigen über
Pfandſchaften und Öffnungen, die meift nicht an ihrem Orte lagen; dazu
haben fie einen Auszug aus den alten Kopeibüchern gemacht und alle
Driginalurfunden an ihren Platz gelegt, damit man fie zu finden wiſſe;
mebenbem habe der eine Regiftrator viele Gejchäfte auf dem Land zu
verrichten gehabt. Über die Zeit vom Juli 1556 bis Januar 1558
findet fi folgende Arbeitsüberficht: eine Wanne voll alter Briefe des
Kloſters Kniebis verzeichnet, die beim Abbrud des Scloffes den Hof:
regiftratoren zugeftelt worden; aus den Berichten der Amtleute ein neues
Landbuch zufammengetragen, ein Regifter über die Lehenleute und das
neue Lehenbuch angelegt; 7 Säde voll Schriften, die der Kanzler ge
ſchickt, verzeihnet und die einzelnen an ihren Ort gelegt; einen Auszug
über das berzogliche Geleitsrecht gemacht; die Akten der Kanzlei durd:
gejehen und das Pafjende in die Regiftratur genommen; alle Heirat
ſachen verzeihnet und einen fürftlihen Stammbaum zuſammengeſtellt;
die Akten über den Felonieprozeß König Ferdinands, die Ebinger ſchon
vor feiner neuen Anftellung unter fi) hatte, vollends geordnet; einen
Auszug über die Lehenleute und ihre Güter, den Herzog Chriftoph zu
fih nahm, gefertigt; in der Ordnung bes 2. Titels fortgefahren und die
Abteilungen Lehen und Regalien, Freiheiten und Privilegien, Könige zu
Böhmen und Ungarn, Könige zu Frankreich, Pfalzgrafen, Sachſen, Branden:
burg, Heffen, Öfterreih, Bayern, Baden, Braunschweig, Lothringen, Ted,
Fürften und Grafen von Württemberg verzeichnet.
In der Erfenntnis, daß eine völlige Ordnung des Archivs ohne
einen beftimmten Plan faft ein Ding der Unmöglichkeit jei, drang Ebinger
darauf, vom Herzog eine Regiftraturordnung zu erhalten, bie ihm auch
Handhabe bot, ſich der Willfürlichfeiten der mit dem Archiv verfehrenden
oberften Behörden zu erwehren. Er beantragte 1556, es folle feftgejegt
werden, wie die Urkunden verzeichnet und in die Bücher eingefhrieben
werben follen im Anſchluß an NRammingers Einteilung; zugleich follte
Anordnung getroffen werben, welche Briefe der Regiftratur einzuverleiben
feien, womöglich mit Ausſchluß der papierenen Schriften; follten aber
doch Akten in das Archiv gebracht werben, jo wäre zu beftimmen, daß
diefelben von den Abgebern vorher zu ordnen und zu fignieren feien;
Driginalien folten aus dem Archiv nur gegen Empfangsfcheine abgegeben
und fofort nad) dem Gebrauche zurüdgeftellt werden; um Pla zu ge
winnen, wären die Urkunden der Klöfter, Stifte und Pfründen dem
Kirchenrat auszuliefern. Über Ehingers Antrag erftatteten die Räte ein
Bedenken: in ber feitherigen Ordnung fei fortzufahren, da fie ſchon zum
Zur Geſchichte bes württembergifhen Staxtsarhive. 7
Teil ins Werk gerichtet; geringe, ſchlechte und papierene Sachen, joweit
fie nicht des Herzogs Gerechtſame betreffen, ſeien feither bei der Kanzlei
ſelbſt aufbewahrt worden, allein die Aften gehören mit den Urkunden
zufammen, da dieſe jonft niit recht verftanden werden; über Entlehnen
und Zurüdgeben der Aften fei firenge Auffiht zu führen, — Herzog
Shriftoph ſchrieb eigenhändigen Eintrag in ein Buch vor; die zahlreichen
Landſchreibereirechnungen, die man jelten brauche, könnten anderswohin
verbradit, die Urkunden der Klöfter und Pfarreien dem Kirchenrat über
laſſen werben, mas aber ber Herzog entſchieden abſchlug; bie Reno—
vatoren follen, ehe fie ein neues Lagerbuch anlegen, dies den Regi-
Rratoren 4—6 Wochen vorher anzeigen, damit biefe die nötigen Urkunden
zuſammenſuchen; bie Regiftratoren felbft follen jederzeit im Hate berichten,
welche Gerechtſame der Herzog habe, auch der Rammerprofurator folle
mit ihnen Ruckſprache nehmen, ehe er Berichte fiber das Kammergut ab:
gebe. Herzog Chriftoph ließ ſich dieſes Bedenken mit Ausnahme ber
angegebenen Punkte gefallen und gab noch zu ermägen, wie Reiche: und
Kreisfahen, Einungen u. dgl., die nicht in den vorgeſchlagenen Plan
paſſen, eingeteilt werben follen.
Eine fürmlihe Inftrultion aber erhielten die Regiftratoren erft am
18. Februar 1558; die Einteilung in 3 Titel bleibt zu Grunde gelegt;
über jeden Teil ift ein Generalregifter mit ſummariſcher Verzeihnung
anzulegen, mit dem Einfchreiben der Urkunden in Bücher aber foll, was
ſehr zweddienlih war, erft nach Fertigftelung der Regifter mit des Herzogs
Wiſſen und Beſcheid angefangen werden; zuerft haben die Regiftratoren
den weltlihen Stand zu verzeichnen und, fobald fie Dabei auf eine fürftliche
Gerechtſame ftoßen, von der fie nicht fiher willen, daß fie thatfächlich
ausgeübt wird, fofort dem Herzog Bericht zu erftatten, Urkunden und
Akten dürfen fie nur auf Befehl von zwei Räten und gegen Unterfchrift
in einem Schuldbuche abgeben; gleichzeitig haben Oberrat, Rentlammer
und Kirchenrat darüber Buch zu führen, was fie aus ber Hofregiftratur
in Händen haben, und follen monatlih an die Rüdgabe gemahnt werben;
die Renovatoren haben fi einen Monat vor Anlegung neuer Lagerbücher
an die Regiftratoren zu wenden; dieſe haben alle Vierteljahre zu berichten,
was fie verzeichnet, und alles Zmweifelhafte an den Herzog felbft zu bringen.
Dem Herzog ging das Verzeihnen der Archivalien viel zu langſam;
wiederholt drüdte er den Regiftratoren feinen Unwillen darüber aus.
1560 gab er ihnen fund, der Kanzler habe ihm ein Verzeichnis über das
zugeſtellt, was fie in den letten 10 Jahren regiftriert haben; babei befinde
er ihren nicht Meinen Unfleiß und Negligenz; fie follen zufammenftellen,
mas noch zu thun fei. Die Regiftratoren entſchuldigen ſich, er möge felbft
8 Säneiber
jemand ſchicken, ber fi überzeugen könne, wieviel fle geleiftet; freilich
giebt ein offenbar in biefe Zeit gehöriger Bericht noch 225 Abteilungen
ala nicht verzeichnet an. Bei der Umſtändlichkeit ber archivaliſchen
Orbnungsarbeit und dem häufigen Unterbrechen derſelben müffen wir ber
Thätigteit der herzoglichen Regiftratoren, deren Spuren heute nod fichtbar
find, ale Anerkennung widerfahren laffen, namentlich wenn wit in Betracht
ziehen, welde Menge von neuen Abteilungen dem Archive zuwuchs. Eine
Überficht Ebingers von 1564 zählt beim 2. Titel, dem weltlichen Stand,
neben dem alten Beftande auf: Fürften und Grafen von Württemberg,
Jagensreverſe, Duittungen, Schuldbriefe des Fürftentums, Hofgaben,
Pfandſchaften, Afterpfandſchaften, Öffnungen, Urpheden. Zum 3. Titel,
der Landſchaft, kamen Hinzu: Ausfhuktage, Sandfteuern, Raisregifter,
Gemeine Sahen des Fürftenthums, Hohentwiel, Kanzlei, der Landfchaft
Württemberg Saden, König Ferdinands Schuld gegen Prälaten und
Landſchaft, Landgerichtsmalefizhändel, Allerlei Urgichten, Jüdiſchheit,
Forſtordnungen und Jagensberichte, Bauernkrieg, Wiedertäufer, Armer
Conrad, Türkenzug, Türkenhilfe und Kriegshandlungen, Hettingen und
Gammertingen. Das weitere, das ſich nicht in die 3 Titel einfügen
wollte, faßte Ebinger, allerdings etwas willkürlich, in 4 neue Titel zu:
fammen: A. Titel: Lehensreverfe; 5. Titel: Heiratsſachen, Pfalz und
Bayern Feindfhaft, Württemberg und Baden, Hutten und Bayern,
Herzog Ulrichs Vertreiben, Heimliche Praftifen bei königlicher Regierung
gegen Herzog Ulrich, Jakob Greinfen und Philipp Henningers Rechnungen,
Nekuperation des Landes und Kaadener Vertragsfahen, Jakob von
Bleichenrods Rechnungen, Schmalfaldifher Krieg, Spanifches Kriegsvolk,
Nafau und Hefien, Reifen der Kaifer und Könige durch das Land,
Mandate und Ausſchreiben Herzog Chriſtophs, Einungen mit geiftlichen und
weltliden Fürften, mit gemeiner Ritterſchaft, mit Reihsftädten; 6. Titel:
Urpheden, nad) Nemtern geordnet; 7. Titel: König Ferdinands Rechtferti—
gung, Herzog Chriftophs Intereſſe, Erlöfte Schuldbriefe, Erlöfte Gültbriefe.
Welchen Wert Herzog Chriftoph auf fein Archiv legte, ergiebt ſich
aus der Beftimmung in feinem Teftamente vom 8. Dftober 1568, wonach
„unfere Regiftratur über unferes Fürftentums Privilegien, Ober:, Herrlid-
und Geredtigfeiten, wie fie auf diefen Tag allhie zu Stuttgart ift, daran
gar nichts ausgenommen, fammenthaft alfo bei einander allhie unzertrennt
bleiben und behalten werben fol; und wo unfer nächſtkünftiger Sohn
oder feine ehelihen männlichen Leibeserben etwas aus folder Regiftratur
notdürftig fein würden, fo follen diejelben Driginalia zu befitigen dar:
gelegt und davon jederzeit glaubmwürdige auskultierte Copieen ihnen zu-
geftellt werben.”
Zur Geſchichte des württembergifchen Staatsarchivs. 9
Gegen Ende von Herzog Chriſtophs Regierung iſt das Archiv im
allgemeinen geordnet und ſcheint fähig, ohne viele Störung ſich mit der
Zeit zu vergrößern, wenn auch ſein Raum damals ſchon beſchränkt war.
Unter Chriſtophs Nachfolgern iſt ſchon deshalb, auch abgeſehen von der
Verſchiedenheit ihrer Natur, nicht viel vom Archiv die Rebe; feine Ber-
maltung geht ihren ruhigen Gang. Doch hielt Herzog Ludwig darauf,
daß die ausgeliehenen Archivalien ale vier Wochen zurüdgeforbert wurden,
und befahl eine noch größere Geheimhaltung der Regiftratur. Befonders
wichtige Dokumente über das Kirchengut ließ er mit einem eigenen Zeichen
verjehen und verbot, diefelben ohne Weifung des Herzogs oder des Statt:
halter an die Kirchenräte abzugeben. Sogar bie Einrichtung der Regiftratur
wurde als Geheimnis betrachtet, damit nicht etwa ein Bekanntwerden ber:
felben die Entfremdung eines Alktenſtückes erleichtere, und bie Mitteilung
des Archivplanes wurde den pfälzifhen Rurfürften trog wiederholter Bitte
verweigert. In feinem Teftamente traf Herzog Ludwig denjenigen feines
Vaters ähnliche Befimmungen.
Herzog Friedrich beftätigte 1598 die Ordnung ber Negiftratoren,
befahl aber, überhaupt feine Driginalien ohne feine ausdrückliche Erlaubnis
abzugeben, fondern nur Abſchriften; zugleich erteilte er jenen einen Ber:
weis wegen Unterlafjung der vierteljährigen Gefdäftsberichte, denn er
wolle ihres Unfleißes Einfehen haben. 1602 beftinnmte er, daß außer
den Kanzleiverwandten (den Beamten der Regierung) und den Renovatoren
niemand das Arbeitszimmer ber Archivare betreten und daß aud von
jenen feiner ohne ſchriftlichen Schein ein Dokument einfehen ober gar fi
etwas herausfchreiben dürfe. Behufs befferer Auflicht über das Archiv
wurde im Auguft 1604 der Erpeditionsrat Hormold zum Inſpektor ernannt.
Aber die Regiftratoren Sauter und Bidembach ftelten vor, daß Anftände
von jeher unmittelbar an den Herzog gebracht worden feien, und daß es
gefährlich fei, jemand außer ihnen felbft Einblid zu gewähren; und wirklich
wurde der Inſpektor nach einem halben Jahre wieder abgeſetzt.
Unter Herzog Johann Friedrih wurde 1611 die Hofbibliothek mit
dem Archive verbunden und dazu ein Saal in dem füdöftlihen Turme
eingeräumt. Hier blieb biefe Bibliothek, bis fie 1662 an das fürftliche
Koleguum in Tübingen abgegeben wurde. Der bekannte Genealoge
Zohann Jakob Gabeltover, der vorher die Bibliothek beforgt hatte, wurde
bei ihrer Vereinigung mit dem Archive als Hofregiftrator angeftellt.
Bezeihnend für jene Zeit ift, daß er fich Iebhaft beklagte, er müſſe fein
Holz felbft auf dem Markte kaufen, ftatt e8 geliefert zu befommen; da—
durch werde er in feiner Arbeit geftört.
Einen weiteren Zuwachs erhielt daS Archiv 1614 und 1615 infolge
10 Schneider
ber bedrohlichen Zeitumſtände. Der Herzog ſah ſich veranlaßt, alle Ur:
kunden, die noch in den Klöſtern aufbewahrt wurden, nad Stuttgart
einzuforbern, um fie hier zu bergen. Zur Verwaltung berfelben wurde
Friedrich Rüttel neben den zwei Hofregiftratoren angeftellt; als jedoch einer
der Ießteren ftarb, trat Rüttel an deſſen Stelle und bie Zweizahl der
Beamten blieb wieder.
Leider folte die Vereinigung der Urkunden in Stuttgart nichts
nügen, ebenjomenig eine teilmeife Flüchtung auf den Aſperg. Nach ber
Schlacht bei Nördlingen fiel alles in die Hände der Kaiferlihen. „Als
den 26. Auguft 1634,” fo fagt ein alter Bericht, „der König Ferdinand IIT.
von Ungarn das Herzogthum Württemberg in Befig genommen, fo ift das
Archiv in deſſen Hände gerathen, und obwohl die damaligen Hofregiftratoren
Gabelfover und Nüttel, nachdem fie dem König gelobt, ihr Prädikat
behielten, jo find ihnen doch bald die Schlüſſel zu dem Archiv abgefordert
und dem königlichen Sefretär Söldner zugeftellt worden, der mit dem
bekannten Dr. Befold dasfelbe durchwühlt und es nachher den papiftiichen
Inhabern gieihjam preisgegeben, die es vollends graufam vermüftet, in
dem oberen Gemölbe, wo das weltliche corpus, viele wichtige Akten und
Dokumente fammt den theologiſchen Büchern aus der Bibliothek zerriffen
und durdlöchert, das geiftlihe corpus aber, welches die Klöfter und
Stifter im Lande betroffen, mit einander biftrahiert und außer Lands Hin
und wieder an unterſchiedliche Orte geführt haben. Weil inzwiſchen die
legtbenannten Regiftratoren Gabelfover und Rüttel mit Tod abgegangen,
ift das Archiv unbejtellt geblieben, bis Herzog Eberhard III. nad} vier:
jährigem Eril von Straßburg wieder hier angelommen und demfelben den
14. Oftober 1638 von dem faiferlien und öniglihen Statthalter und
Räten die Regierung übergeben worden, worauf den 1. Februar 1639
das Archiv, in deſſen oberem Gemwölbe die Akten und Dokumente auf dem
Boden herumgelegen, daß man faft bis an bie Kniee in demfelben hat
gehen müffen, auf's Neue mit Johann Conrad Heller und Johann Yatob
Hormold beftellt wurde.” Someit der Bericht, der etwas grelle Farben
aufträgt. Zu bemerken ift, daß die Urkunden über den mweltlihen Stand
und die Landſchaft zum größten Teile, wenn aud in Unordnung, zurüd:
blieben. Ganz wurden aus diefen Titeln nur die Abteilungen Öfterreih,
Bayern und Pfalz entfrembet. Außerdem kamen die Driginalien ber
michtigeren Verträge, wie des Wiener Vertrags von 1535, des Heilbronner
von 1547, des Paffauer von 1552, des Prager von 1599 durch den Fall
des Afpergs, wohin fie verbracht worden waren, in die Gewalt des Feindes.
Dieje Urkunden wurden mit denjenigen über Lehen, Regalien, Privilegien
und mit den Reichstags und Unionsaften nad) Wien verbradt. Die
Zur Geſchichte bes württembergiſchen Staatsarchivs. 11
Akten über die von der Erzherzogin Claudia angeſprochenen Herrſchaften
Blaubeuren, Achalm und Hohenſtaufen kamen nach Innsbruck. Urkunden
einzelner Amter wurden von den neuen Beſitzern in Stuttgart abgeholt,
ſo diejenigen über Stadt und Amt Balingen durch die gräflich Schlickſche
Regierung, welche dieſelben bis zur Ruckgabe im Jahr 1649 auf dem
Hohenzollern verwahrte.
Die Klofterurfunden allerdings wurden infolge des Reſtitutionsedikts,
namentlih im Zufammenhang mit Bejolds Veröffentlihungen, arg ver:
fchleubert. Die neuen Inhaber der Klöfter ließen ſich natürlich die Urkunden
derſelben zurüdgeben; und treg ber Beftimmuug des Weftfälifchen Friedens,
daß Württemberg feinen früheren Befig famt den dazugehörigen Akten,
Dokumenten, Urbarien und Urkunden wiebererhalten folle, famen von den
geraubten Arhivalien damals fehr wenige zurüd.
Um eine Überficht über das Gerettete zu gewinnen, legte der
Archivar Heller 1639 eine Synopsis totius archivi Würtembergiei an,
indem er fämtlihe Abteilungen in alphabetifher Reihenfolge mit Angabe
des Titels, der Nummer, des Umfanges und Aufbewahrungsortes auf:
zählte und angab, welche Regifter noch vorhanden waren. Denn dieſe
waren zum großen Schaden des Archivs in bedeutender Zahl abhanden
gelommen. Der Neuordnung wurden wieder die alten 3 Titel zu Grunde
gelegt und Ebingers 4. bis 7. Titel zum 2. Titel, dem weltlichen Stand,
gezogen mit Ausnahme ber Heiratsſachen, welche dem geiftlihen Stand
zugewieſen murben. Innerhalb der 3 Haupttitel wurde ohne fachliche
Scheidung alles alphabetiſch geordnet, fo daß z. B. die Abteilungen
Baden, Bayern, Bergwerksſachen, Beftallungen einander folgten. Bon
neuen membra find außer ſolchen für neuerworbene Amter (Titel 2)
Religionsfahen (Titel 1) binzugefommen, ſowie: Abzug, Aldymiften,
Bergwerksſachen, Beftallungen, Grottenbau, Heidelberger Verein, Hofladen,
Inventare über die Häufer des Fürftentums, Münzſachen, Regimentsſachen,
Schmalkaldiſcher Yund, Schwäbifcher Kreis, Unionsfahen. Im ganzen
wies das Arhiv 1640 beim geiftlihen Stand 85 Abteilungen mit
580 Laden auf, beim weltlichen Stand 143 Abteilungen mit 500 Laden,
bei der Landſchaft 70 Abteilungen mit 250 Laden, zufammen 298 Ab:
teilungen mit 1336 Laden. Bei dem geiftlihen Stand fehlten aber noch
im September 1649 von den 580 Laden 300 ganz und 100 zur Hälfte;
nur die Heiratsſachen waren verjchont geblieben, mit Ausnahme derjenigen
über Herzog Ulrich und Sabina, die fih noch heute zum größten Teile
in München befinden. Aufbewahrt war ber geiftlihe Stand ausſchließlich
im unteren Gewölbe des Archivs, die Landſchaft im oberen, während der
weltliche Stand in beide verteilt werben mußte.
12 Säneiber
Ganz ober großenteild entfremdet waren nad Beendigung bes
breißigjährigen Kriegs die Abteilungen: Adelberg, Alpirsbach, Augufiner-
kloſter Tübingen, Bebenhaujen, Beginen und Klausnerinnen, Vettelorven,
Blaubeuren, Denkendorf, Egelthal, Frauenklöfter insgemein, Gemeine
Priefterfchaft, Gotteszell, Güterftein, Herbrechtingen, Herrenalb, Stift
Herrenberg, Hirfau, Klofter Kirchheim, Kniebis, Königsbronn, Lauffen,
Lichtenftern, Stift Möckmühl, Nelingen, Oberftenfeld, Offenhaufen, Omen,
Pfullingen, Rechentshofen, Reichenau, Reichenbach, Religionsfadhen, Reuthin,
Salmannsmeiler, Sankt Georgen, Shönthal, Steinheim, Stuttgarter Spital
und Stift, Trier, Stift Tübingen, Klaufe Weiler bei Blaubeuren, laufe
Wildberg. Von anderen fehlten mehr oder weniger Urkunden und
Lagerbücher.
Das Geheimratskollegium, welches jetzt die Oberaufſicht über das
Archiv Hatte, gab ſich alle Mühe, die Urkunden entſprechend ben Be—
flimmungen des Friedensvertrags zurüdzufordern, aber vielfach mit wenig
Erfolg. Die Kommifjäre, welche in den wiedergewonnenen Landesteilen
die Huldigung vorzunehmen hatten, ſollten auch nach den zerftreuten Ur—
kunden fahnden, aber fie befamen nur wenige zu Gefiht. So wurden
in der Kirche von Merklingen ein Sad voll Urkunden und 2 Fäfler mit
Lagerbüchern des Klofters Herrenalb gefunden, die aus dem großen Brande
in Weilderjtadt gerettet worden waren; ber große Reſt der Herrenalber
Dokumente galt als verbrannt oder verfchollen. Aus Rottenburg wurden
einige neuere Rechnungsakten und Lagerbücher von Bebenhaufen nach
Tübingen übergeben. Ein Teil der Göppinger Akten wurde bem dortigen
Keller 1649 auf Befehl des Erzherzogs Ferdinand Karl eingehändigt.
Auch aus Eßlingen wurden einzelne Adelberger und Vebenhäufer Do:
fumente zugeftelt. Bon Biihöfen hat nur der Conftanzer die Denten-
dorfiiden Akten zurüdgegeben, als im Jahr 1652 württembergiihe Ge:
jandte überallhin geſchikt wurden, wo die früheren Inhaber der Klöfter
und Stifte ſich aufhielten. Die Stifte waren den Jefuiten übergeben
worden, welche beim Abzug nur wenige Dokumente ablieferten, während
ber größte Teil nad) Dillingen geführt wurde. Da biefelben feinem Biſchof
unterftanden, blieb der württembergiſchen Regierung nichts übrig, ale
auf dem Reichstag beim Kaifer ihre Klage vorzubringen, die natürlich
nichts fruchtete. Nur in Göppingen wurden die Stiftsaften vorgefunden,
nachdem ein Mann ihr fiheres Verſteck verraten hatte.
Von den nad auswärts verbrachten Dokumenten gelang die Wieder-
gemwinnung am leichteften in Wien, wo bie Reichshofregiftratur biefelben
fhon am 11. Juni 1649 dem DOberrat Bidembach ausfolgte, während
eine Nachfrage in den andern kaiſerlichen Kanzleien und Regiftraturen
Zur Geſchichte bes württembergiihen Staatsardive. 413
erfolglos blieb. Auch aus Innsbrud kamen 1656 zahlreiche Archivalien,
namentlich über Urach, Göppingen, Hohentwiel, zurüd. Anderes fand fi
gelegentlih. So machte, als im Jahr 1663 ein Regensburger Prälat
bei Württemberg um Zollbefreiung für Wein anhielt, fein Kanzler bie
Mitteilung, daß in einem Pfarrhof dafelbft noch württembergifche Urkunden
fi) befinden, die 1636 auf dem Weg nad) Wien dort liegen geblieben
feien; nad) langem Handeln wurden fie herausgegeben, wobei ber unbe:
kannte Befiger fi mit 3 Eimern Wein begnügte, während der Kanzler
ein goldenes Kettlein mit dem Bruftbilde des Herzogs ausſchlug und mit
36 Dufaten abgefunden werden mußte.
Ein Teil der Adelberger Urkunden wurde noch lange in Ingolſtadt
zurüdgehalten und ift mit wenigen Ausnahmen verſchwunden; ein Teil
der Maulbronner, der nah Epeyer gekommen war, wurde von den
Franzoſen bei der Plünderung der Stadt nad) Straßburg entführt.
Im Jahr 170% erhielt der Oberrat und Oberardhivar Johann
Ulrich Pregizer den Auftrag, in Luzern, wohin viele Urfunden gefommen
fein follten, Erfundigungen einzuziehen. Bereitwillig wurden ihm alle
dortigen Archive geöffnet, und er überzeugte fi, daß die gefuchten
Urkunden nicht vorhanden feien. Auf der Nüdreife fprah er in Sal:
mannsweiler ein. In Abweſenheit des Abtes meinte zwar ein Geiftlicher,
die Urkunden könnten noch im Klofter fein, wo fie fchon 1655 abgeleugnet
worden waren; aber der zurüdgefehrte Abt verficherte, diefelben feien von
dem päpftliden Nuntius nad) Luzern gebracht und von bort wahricheinlich
nad) dem Vatikan verjendet worden.
Erft im 19. Jahrhundert fam die große Mehrzahl der Urkunden
wieder zurüd, zum Teil aus neuerworbenen Landesteilen, fo diejenigen
von Alpirsbah und Kniebis aus Ochfenhaufen. Die wichtigſten noch
fehlenden Archivbeſtände waren diejenigen der Klöfter Bebenhaufen, Herren:
alb und Königsbronn. Von den Bebenhaufer Dokumenten fand ſich 1806
‘ein Meiner Teil in Konftanz, ein größerer 1842 bei der Univerfität
Münden, an die fie durch Verlegung der Univerfität von Ingolftadt ges
tommen waren; hieher hatte fie Beſold mitgenommen. Die Hauptmafle,
außer den Alten und Lagerbühern gegen 2200 Pergamenturkunden,
wurde 1842 doch noch in Salmannsmweiler, dem einftigen Sig des General:
vifariats der Ciftercienfer, unvermutet entdedt, kam von da in das General:
lanbesarhiv zu Karlsruhe und 1868 in den Beſitz des Königs Karl
von Württemberg, der fie dem K. Staatsarhive wieder überließ. Yon
den Herrenalber Urkunden wurde ein Teil ITK0—R5 aus Calmanns:
weiler dem Herzog Karl Eugen geliehen, geriet aber wieder in Vergeſſen—
beit, bis der ganze Beſtand 1842 zum Vorſchein kam. Auch diefe Urs
14 Säneider
funden wurden zunächft dem badiſchen Generallandesardjiv einverleibt und
1878, nachdem ſchon 1820 der Anfang mit den damals befannten ge
macht worden mar, größtenteils nad Stuttgart ausgefolgt. Yon ben
Königsbronner Urkunden kamen einzelne dur Beſold nad Ingolftadt
und von da 1688 bieher zurück; der Hauptteil wurde gleichfalls in
Salmanusweiler aufgefunden und 1878 von Karleruhe zurüdgeftellt,
während ein weiterer Teil in demfelben Jahre von Münden ausgeliefert
wurde. Im Laufe des Jahres 1889 wurden Hunderte von Lagerbücern
der genannten Klöfter gleichfalls aus Salmannsmeiler zurüdgegeben. Aug
die Akten der Stifte Stuttgart und Tübingen famen 1873 aus München
in das K. Staatsarchiv; ebenfo mwenigftens ein Feiner Teil der ent:
fremdeten Religionsaften, welche teilmeife auch nad Luzern verfchlagen
worden find. Jet befinden fi, dank dem regen Urfundentaufche und
dem Entgegentommen der Arhivverwaltungen Bayerns und Badens, alt:
württembergifche Urkunden nur noch in geringer Zahl auswärts. Einige
Hunderte folder, die zum größten Teile dem Klofter Reichenbach ent:
ftammen, wurden zu St. Paul in Kärnthen entdedt und mwenigftens zur
Einfiht: und Abfhrifinahme der mwichtigeren nad Stuttgart mitgeteilt.
So ift zu erwarten, daß in abfehbarer Zeit das altwürttembergifhe
Archiv beinahe vollftändig wieder vereinigt fein wird.
Doch zurüd zur Geſchichte des Archivs vom Dreißigjährigen Krieg
an, Am basfelbe wieder in Ordnung zu bringen, wurden nad) dem
Friedensſchluſſe bis 1662 drei Regiftratoren angeftelt. 1664 murbe
wieder ein befonderer Inſpektor eingejegt, aber auf Vorſtellung der
NRegiftratoren bald wieder abgeſchafft; dasfelbe wiederholte fi 1669, mo
die Arhivbeamten gegen die Auffiht des Infpektors förmliche Verwahrung
einlegten und denſelben gar nicht einließen. Die Erfahrungen, die man
in der Kriegszeit gemacht hatte, führten 1664, als Gefahr von den
Türken drohte, zu dem Plan, alle Originalien zu verfteden und mur
Abſchriften im Archiv zu laflen. Auf den Einwand der Regiftratoren, daß
zu den Abſchriften viele Jahre nötig feien, wurden ihnen drei Kopiften
beigegeben. Sobald aber die Türkengefahr verſchwunden und die Urkunden
wieder an ihren alten Drt gebradt worden waren, wurden die Kopiften
wieder weggenommen und die Regiltratoren erhielten die Weifung, ſelbſt
alles abzufhreiben und monatli darüber zu berichten. Der Regiftrator
Ber konnte fich nicht enthalten, auf das betreffende Aftenftüc zu bemerken:
vineit qui patitur. Vergebens ftellte er mit feinem Amtögenoffen vor,
wenn fie noch zehn, zwanzig oder mehr Jahre ihres Lebens verfichert
wären, könnten fie mit dem Abjchreiben nicht fertig werden; zubem müſſe
das Hauptwerk, an dem fo viel gelegen, die Revidierung und Regiftrierung
Zur Geſchichte des württembergifhen Staatsardivs. " 15
Des ganzen Archivs, liegen bleiben; da diefes für Fürft und Land fo
wichtig fei, möge man fie nicht zu Skribenten erniebrigen; vergebens
machten fie darauf aufmerffam, daß ja Drginalurfunden und Aften nicht
ohne Unterfchrift von zwei Räten hinausgegeben werben bürfen, und daß
es daher finnlos ſei, Abfchriften derfelben zu leichterer Benügung ber:
zuſtellen. Es blieb bei dem Befehle; aber offenbar blieb es auch im
Archive beim Alten. Daß übrigens die Regiftratoren ihre Einwendungen
nicht aus Bequemlichkeit erhoben, ergiebt ſich aus einer heute noch brauch):
baren jehr fleißigen Arbeit von Bet, dem Clavis Archivi. einem alpha:
betifh angelegten Perfonen:, Orts: und Sachregiſter über das ganze
Archiv mit Bezeihnung von Titel, Amt, membrum, Lade der einschlägigen
Urkunden. Zudem erforderte die Ordnung des ſtets neuen Zuwachſes
viel Zeit und Mühe. Wie groß der legtere war, ergiebt fih aus einem
Bericht von 1694, wonach feit 1556 das Ardiv um 237 Abteilungen
mit 1358 Laden, feit 1649 um 71 Abteilungen mit 150 Laden ver:
mehrt worden war. Die Außenftehenden freilich feinen die Thätigkeit
der Regiftratoren ober, mie fie feit 1689 amtlich heißen, der Ardivare
nicht hoch angefchlagen zu haben. Denn in bem eben angeführten Bes
richte lefen wir die Rlage: „Obgleich wir leider von viel Übelmollenden,
daran es dem fürftlihen Archiv zu feiner Zeit gemangelt, dafür angejehen
werden wollen, al ob wir unfere Funktion ohne einige Mühe und gleich:
fam nur für die Langeweile verrichten könnten, fo möchten wir doch von
Herzen wünſchen, daß folhe Perfonen nur auch diefes große corpus mit
Bedacht anfehen und darauf vernünftig jubicieren wollten, was großer
Fleiß requiriert wird, allein die Rubriken jo vieler Hundert membrorum
und Schubladen ſich befannt zu maden, damit man willen kann, wohin
jedes zu locieren und zu fuchen; zu gejchweigen, daß das Werf bereits an
fih jelbften jo meitläufig, daß fein Archivarius ſich Hoffnung machen darf,
die Tage feines Lebens foldes bergeftalten einzurichten, daß er fürbers
dabei ohne Arbeit bleiben könne.”
Um fi jelbft einen Einblid zu verſchaffen, befuchte 1680 der
Herzog Adminiftrator Friedrich Karl das Archiv und ftaunte über die
Fülle der daſelbſt verwahrten wichtigen Dokumente. Ein Teil der faats-
rechtlich für Württemberg wertvollften wurde 1685 auf herzoglichen Be:
fehl zum Abdrud im Theatrum Europäum beftimmt. Aber die fran:
zöſiſchen Einfälle und die fpäteren Kriegsunruhen warfen immer wieder
das Archiv untereinander, jo daß nach den zahlreichen Flüchtungen eine
umftändlide Neuordnung nötig wurde. So wurden 1688 die Haupt:
urkunden in vier großen Einfchlägen nad) Regensburg geführt und famen
erft 1697 zurüd; bie übrigen wurden 1689 in die Feftungen und Schlöſſer
46 " Säneiber
Neuffen, Urach, Heidenheim, Göppingen, von da 1693 zum Teil weiter
nad Ulm in den Ochfenhäufer Hof geflüchtet. -Nad; der Ruckkehr mußten
die über 100.000 Urkunden mit den Regiftern verglichen werden. 1703
und 1713 wieberholte fi die Sache; 1733 wurde wenigftens eingepadt
und ein Heiner Teil bes Archivs auf den Hohentwiel gerettet. Ahnlich
ging e8 1762 beim Herannahen der Preußen; 1795 wurde wieder ge
padt und 1796 das Archiv auf furze Zeit vor den Franzofen nah Weil:
tingen geflüchtet. Und noch 1866 wurden die wertvollſten Urkunden in
die Schweiz gerettet.
Trogdem blieb die archivaliſche Ordnungsarbeit nicht ganz liegen.
1736 erhielt der Oberarchivar Sturm den Auftrag, die Wetfälifchen
Friedens-, Nürnberger Exekutions-, Frankfurter Deputations-Aften partien-
weiſe zu Haus zu verzeichnen. Auch ein leider unvollendet gebliebenes,
großangelegtes Archivlexikon mit alphabetifch geordnetem Sad: und Ber:
fonenregifter von der Hand des befannten Geſchichtſchreibers Sattler nebft
Fortfegung von Scheffer ſtammt aus dieſer unruhigen Zeit.
Was wir aus dem Abſchnitte von der Mitte des 17. bis gegen
Ende des 18. Jahrhunderts über die Art der Benügung bes Archivs
wiſſen, ift weniges. Immer wieder wurde auf baldige Rüdgabe der
Ausftände gebrungen, über melde ein jährlicher Bericht an den Geheimen
Rat zu erftatten war. 1721 mußte fogar der Arhivar Bonz auf Befehl
des Herzogs Eberhard Ludwig insgeheim zu diefem nad Lubmwigsburg
fahren, damit derjelbe ſich ſelbſt überzeugen konnte, welche Behörden in
der Nüdgabe läffig waren. 1736 wurde der Befehl erneuert, daß nie
mand ohne Geheimratsbefret der Zutritt in das Archiv geftattet fei außer
denjenigen Beamten, welche Kirdhenratsobligationen und Lehensurfunden
für den betreffenden Referenten abholten; ferner daß Einfichtnahme der
Urkunden nur in Gegenwart der Ardhivare zu erlauben fei und dieſe
ohne ausdrückliche Weifung nichts abjchreiben oder mitnehmen Lafjen follen.
1756 ließ ſich Sattler verleiten, über einen Walbftreit einer Gemeinde
mündliche Auskunft zu geben; fofort erhielt er einen ſcharfen Verweis.
Daß übrigens die herzoglide Regierung die Benügung der Archivalien,
ſobald fie unter ihrer firengen Aufficht gefehah, in ausgebehntem Maße
geftattete, bemeift eben Sattlers Geſchichtswerk, das fih fat durdaus
auf Arhivurkunden gründet.
Ein zäher Gegner entftand dem Archiv in dem Kırdenrat. Immer
wieder machte diefer Verſuche, Verzeichniſſe der dort aufbewahrten Ab
teilungen des geiftlichen Standes zu befommen ober volle Einfiht in
diefe Abteilungen zu erhalten. Namentlich von 1790 an mifchte er ſich
fortwährend, entgegen der Inftruftion der Ardivare, in die innere Ein-
Zur Geſchichte bes württembergiiden Staatsarchivs. 47
richtung des Archivs und ſetzte es auch durch, daß bei neuer Aufftellung
der geiftlihen Akten im unteren Gewölbe die in feiner eigenen Regi-
ftratur durchgeführte rein alphabetifche Neihenfolge nad) den Beamtungen
angenommen mwurbe, während im oberen Gewölbe der Plan Herzog Chris
ſtophs zur Wahrung des Archivgeheimniffes beibehalten blieb. Der Kampf
der Archivare gegen den Kirchenrat hat oft etwas Komiſches, begreift ſich
aber, wenn wir lejen, daß der legtere den erfteren zu ordnungsmäßiger
Aufeinanderlegung ihrer mit Siegeln verfehenen Urkunden eine Aftenprefje
aufbringen wollte.
Außer den Urkunden und Aften wurden im 17. und 18. Jahr:
hundert im Archive zahlreiche fremdartige Gegenftänbe aufbewahrt. Zwar
wenn ein fürftliher Erlaß von 1664 den Buchdruckern einfchärfte, von
allen Generalreffripten und Ordnungen, ſowie von den wöchentlichen
Zeitungen ein Stüd in das Archiv zu liefern, fo ließ ſich das noch mit
der Aufgabe der Anftalt vereinigen. Daneben aber fammelte fi all:
mãhlich eine große Zahl von Büchern aus allen Gebieten, von Zeichnungen,
Karten, Gemälden, Rupferftihen, Kunſtſachen an, bis fie 1758 an Biblio:
thek, Gemäldegalerie, Kunſtkammer, Konfiftorium und Oberhofmarfchallen:
amt abgegeben wurden. 1738 murden fogar die Süßifhen Kleinodien
im Archiv niedergelegt und eine befondere Überwachung besjelben an-
geordnet, da fi ein verdächtiger Menſch in der Gegend herumtrieb. Won
1782 ab finden wir den fürftlichen Hausfhmud im Archiv, Herzogshut,
Degen, den großen und den leinen württembergiſchen Orden, das goldene
Vließ, und bis 1818 mehrere Male au) die föniglihen Reichsinſignien.
Was die Befoldungsverhältniffe der Archivare betrifft, fo bezogen
fie von 1552 bis zu der allgemeinen Verminderung im Jahr 1709 mit
den Nebeneinfünften 300—350 fl.; fie gingen damit den Rechenbanks—
räten, Oberrats: und Rentfammerfefretären unmittelbar voran. Perſönlich
beffeibeten fie vielfach den Rang eines Expeditions- oder eines Regierungs-
rats. Nicht für fie allein ift der Eifer bezeichnend, mit dem fie fi für
ihre Nebeneinfünfte wehren. Als 1618 die Morgenfuppe bei Hof ab:
geſchafft wurde, ſetzten fie es dur, daß aud ihnen zur Entſchädigung
2 Scheffel Dinkel jährlich angewiefen wurden. Bei fürfllihen Hochzeiten
Hatten fie nad; altem Braud) eine Mahlzeit im Archiv anzufprechen: bei
dem Beilager Eberhard Ludwigs 1697 wurden ihnen laut noch erhaltenem
Speifezettel 7 Gänge und ein guter Trunf in das Archiv geliefert und
zwar jo reichlich, daß fie noch 4 andere Beamte dazu einladen konnten.
Bei anderen Beilagern befamen fie das Efjen ins Haus, fo 1661, wo
fie dasfelbe mit den Ihrigen mit unterthänigem Dante verzehrt haben;
ebenſo 1717, weil es im Archiv Ungelegenheiten und Derbrießligteiten
Württ. Bierteljahröb. |. Lanbesgeih. N. 5. XII.
18 Säneibder
gegeben; dazu erhielten fie bamals zufammen 15 Maß Ehrenwein und
15 Laibe Brot. 1748 hörte, wie aus einer Klage Sattlers zu fchließen,
diefer Brauch auf. Auch bei fürftlichen Beifegungen wurden folde
Mahlzeiten im Archiv mit Gäften abgehalten; bazu famen wie bei allen
Beamten am Hof Trauerfleider, Flor oder wie beim Ableben des
Herzogs Karl 75 fl. bar. An Neujahr durften auch fie in der Nitter:
ftube des Schlofies zu Mittag fpeifen und bezogen als Neujahrögefchent
ein Meffer, eine Gabel und einen ledernen Beutel mit 50 Rechenpfennigen
ober 3 halben Kopfſtücken (beides gleih 30 Kreuzen). Im Herbſt be
famen fie 20 Pfund Käfe, eine Gölte und einen Kübel. Dagegen kam
es manchmal vor, daß die Arhivare Papier und Tinte felbft zur Arbeit
mitbringen mußten, weil ihnen durchaus nichts geliefert wurde.
Am fhlimmften war es mit dem Lofal des Archivs beftelt. Auf
dem flachen Dache des Gebäudes war ein Heiner Luftgarten angelegt,
der dasfelbe bald ſchädigte; aber auch als biefer entfernt worden war,
fammelte fih häufig Wafler an, welches in das Archiv eindrang. Alle
Verbefferungen am Dache wollten nichts nützen, und als vollends der
Schloßgraben großenteils zugeſchüttet wurbe, drang die Feuchtigkeit auch
in das untere Gewölbe. Der Raum war ſo beſchränkt, daß im letzteren
faft der ganzen Breite nach über den Käften ein Boden eingelegt wurde,
auf welhem weitere Käften Play fanden. Auch im oberen Gewölbe
murde rings an der Wand eine breite Galerie zur Aufnahme von Akten
angelegt. Aber ſchon 1744 mußte Sattler trogdem Elagen, daß das
Archiv einen neuen Zuwachs nicht mehr aufnehmen fünne, und erft bie
bebentende Vermehrung der Archivbeftände unter ben Königen Friedrich
und Wilhelm führte zur Abhilfe.
Die Vergrößerung Württembergs unter König Friedrich brachte
zahlreiche neue Dokumente in das Archiv, wenn auch zunächſt die neuen
Landesteile für fih verwaltet und ihnen ihre Archive belaſſen wurden.
1806 wurde das mit Beichlag belegte landſchaftliche Arhiv vorüber:
gehend mit dem Staatsardjiv vereinigt. 1809 wurden dem legteren die
Haus: und KRabinetsakten überwieſen, dagegen 1811 bie Mömpelgarter,
ſoweit fie nicht die königliche Familie und das Land felbft berührten, an
Frankreih ausgeliefert. Durch eine merkwürdige Fügung wurde ein
großer Teil derſelben 1883 aus Straßburg und Colmar zurüdgegeben.
1813 kam der Befehl, die unnötigen Akten, um Plag zu gewinnen, aus
zuſcheiden; die Archivare wandten aber diefe Maßregel dur die Vor:
ftellung ab, daß gerade die Aften geſchichtlich jehr wertvoll ſeien; fie
ſchlugen vor, diejelben in der Nähe Stuttgarts mit den wichtigſten aus
den bisher reichsftädtifchen, Höfterlihen und ähnlihen Archiven zu ver:
Zur Geſchichte des württembergifhen Staatsarchivs. 49
«inigen. 1817 erfolgte der weitere Antrag, die Archive der Grafſchaft
Hohenberg, Probftei Ellwangen, Kommende Mergentheim, Stift Kom:
burg, Zandvogtei Schwaben, der Klöfter Schönthal, Weingarten, Neres-
Heim, Zwiefalten, Wiblingen, Ochfenhaufen, Heiligfreuzthal und der Reiche:
ſtãdte Ulm, Heilbronn, Hal, Ehlingen, Reutlingen, Rottweil, Biberach,
Isny, Gmünd, Giengen, Yalen zufammen im Staatsarchiv unterzubringen.
Zur Befihtigung und Ausſcheidung dieſer Archive machte Archivrat Lotter
ſeit 1824 ausgedehnte Reifen im Lande.
Während diefer Erweiterung des Archivs erhielt es eine neue
DOrganifation. Bei Errichtung des Kabinetsminifteriums im Jahre 1806
wurde es dieſem unterftellt und befam, menigftens für einige Monate,
einen Geheimrat ala Reichsoberſtenarchivar an die Spige, dem aber auf
Proteft der Arhivare nur der Titel blieb. Endlich wurde aus Anlaß
der neuen Minifterialorganifation vom 10. November 1817 ein dem
Minifterium der auswärtigen Angelegenheiten angehöriger Direktor, als
erfter Staatsrat von Kaufmann, beftellt und neben ben feit einigen
Jahren auf drei vermehrten Stellen der Archivare diejenige eines eigenen
Kanzliften geihaffen, die nachher unbegreiflihermeife jahrzehntelang
wieder einging. Durch Dekret vom 25. Februar 1826 erhielten die Ge
Heimen Archivare die Stellung von Räten der Landesfollegien angemiefen.
Die hauptſächlichſte Leiftung aus ber letzten Zeit des alten Archives
ift das Nepertorium univerfale des trefflichen Scheffer, das fäntliche
damals vorhandene altwürttembergifhe Urkunden bis zum Jahre 1532
in 14 Bänden mit chronologiſcher Reihenfolge unter Verweiſung auf die
vielfah aud von Scheffer erneuerten Einzelrepertorien enthält und durch
ein genaues Perfonen-, Orts: und Sachregiſter einen klaren Einblid in
den Inhalt der Urkunden gewährt.
Von 1818 ab murbe ernftli ein neues Lokal geſucht. Zuerft
fam dazu bie ehemalige Schloßfapelle in Vorſchlag, die heute ihrer
früheren Beſtimmung wiedergegeben ift, dann Räume im Kanzlei und
Prinzenbau. 1820 überzeugte fih König Wilhelm perſönlich von der
Notwendigkeit eines Neubaues. Oberbaurat Barth erhielt den Auftrag,
einen Plan zu entwerfen, und am 18. Juni 1821 bemilligten die Stände
190.000 fl. für ein Gebäude, das im Erdgeſchoß das Archiv, im erften
Stod das Naturalienkabinet aufnehmen follte, welches damals gleichfalls
im alten Schlofje untergebradht war. Am 28. Mai 1822 murbe ber
Grundftein des neuen Gebäudes gelegt, im Jahre 1826 das Archiv be
zogen. Mit feinen feuerfiheren Gewölben bietet e8 den Archivalien
genügenden Schutz; für die innere Einrichtung, die im alten Archiv na-
mentlid aus Schubladen beftand, find hohe Käften mit tiefen Fächern
20 Säneiber
gewählt worden, die eine forgfältige Aufbewahrung ber Urkunden jehr
erſchweren. Das obere Gewölbe des alten Archivs dient jet zu Zweden
der Hoffüferei, das untere zu folden der Hofwäſche. Im Arbeitszimmer
war eine Tafel mit der bezeichnenden Infchrift angebradt:
„Wenn Du für klug und weis gern wilt gehalten fein,
„So warte in der Stub und gehe nicht hinein.
„Das fürftliche Archiv ift fein gemeines Haus;
„Was Du von Nothen hafl, bringt man Dir ſchon heraus,
Niemand beſchwerlich fey zuwider Pflicht und Ayb,
„Das ift der Herrſchaft Will und enblicer Beſchaid.“
Seit der Plan auftauchte, das Archiv zu verlegen, wurden auch
Erwägungen angeftellt, ob nicht eine ganz neue Einteilung desfelben vor-
zunehmen fei. Ein Minifterialerlaß von 1819 billigte die Beibehaltung
der alten Einteilung aus praftiihen Gründen, da gelehrte Syſteme
immer nad individuellen Anſichten verſchieden feien; zum Schluß fiegte
die Lotterie Anfiht, wonach die Urkunden zwar nad) den damaligen
Oberämtern eingeteilt, aber die geiftlihen Verwaltungen unzertrennt ges
laflen werden follten, da fonft eine völlige Neuverzeihnung zahlreicher
Beſtände nötig würde. Heute geht die Einteilung dee Archivs möglichſt
auf die alten Amter zurüd, bei denen die Urkunden ermachien find, da
nur geſchichtliche Zufammengehörigfeit, nicht aber willkürlich wechſelnde
politifche Abgrenzung die nötige Ständigkeit und Überſichtlichkeit gewährt.
Natürlich find auch die Urkunden der neuen Landesteile und der immer
zahlreicher gewordenen Verwaltungsrubrifen möglichſt unzertrennt aufs
bewahrt und verzeichnet.
Beim Bezug des neuen Gebäudes wurde das K. Hausarchiv von
Staatsarchiv räumlich getrennt; gleichzeitig wurden die wertvollen Land-
fchreibereirechnungen von 1483—1759 in mehr als 200 Foliohänden
dem Finanzarhiv übergeben. Cine Überfiht über die Einteilung von
1826 zählt außer dem K. Hausarchiv folgende Gruppen auf: Die Ober:
ämter nebft den in ihnen gelegenen Klöftern; die früheren geiftlichen Ver—
maltungen nebft Religionsſachen; Verhältniſſe zur Landſchaft; Adel;
allgemeine Rubriken der Gejeggebung und Verwaltung, der Erziehungs
und Lehranftalten; vormals öſterreichiſche Landesteile; Deutſchorden;
Lehenleute; auswärtige Verhältniffe mit Fürften, Reichsſtädten, Bis—
tümern u. ſ. w., dabei Reichstagsakten; Materialien für die beutjche
Reiche: und die Landesgeſchichte, z. B. Armer Konrad, Bauernkrieg,
Unionsaften, Alhymiften; dazu noch die Handihriftenfammlung.
Neben dem Staatsarhiv in Stuttgart beftanden, da ſich dieſes
bald zu Hein erwies, die Filialardive zu Ellwangen mit den Akten des
Zur Geſchichte des wurttembergiſchen Staatsarchivs. 21
Trüberen Fürſtentums und zu Mergentheim mit denjenigen des Deutſch-
orbens, des Nitterftifts Komburg, des Kloſters Schönthal, der Ritter:
Tantone Dbenwalb und Kraichgau, der Landvogtei Heilbronn und der
vormaligen Ämter Creglingen und Weilersheim. Dazu fam noch ein
Altendepot in der Legionsfajerne, das 1844 die Reichstagsgeſandtſchafts-
alten, 1845 die Geheimenratsaften aufnahm, ferner die Wiblinger und
Shinger Aktenmaffen, diejenigen bes Rottweiler Hofgerihts, des Schwä-
Bifchen Kreifes, des Grafenfollegiums, mehrerer Ritterſchaftskantone und
Der Klöfter Weingarten, Baindt, Hofen, Lömenthal. Als 1858 bie
Zentralftelle für Gewerbe und Handel fi) ausbehnte, wurden die Aften
aus der Legionsfajerne in das frühere St. Klarakloſter, damalige Straf:
anftaltsgebäube in Heilbronn verbradt. Das Verlangen der Militär:
verwaltung nad Einräumung des Mergentheimer Gebäudes und das
Bedürfnis nad befferer Vereinigung der unter der k. Ardhivdireftion
ftehenden Aktenſammlungen bewirkten, daß das Mergentheimer Archiv
1868, das Ellwanger und Heilbronner 1869 in das Schloß zu Ludwigs:
burg verlegt wurden, das jegt, mit Ausnahme eines dem Staat und der
Stadt gemeinſchaftlichen Ardivs zu Hall, alle Arhivalien enthält, die im
Staatsarchiv nicht Platz fanden, und zwar vorzugsweife die Akten, wäh:
rend die Pergamenturfunden meift in Stuttgart liegen. Dem Umfang
nad übertrifft das Ludwigsburger Archiv das Stuttgarter um das Zwei—
bis Dreifahe. 1865 mar, weil aud das Naturalienkabinet ſich bedeutend
vergrößerte, der Plan gefaßt worden, für die öffentliche Bibliothek und
das Staatsarchiv einen gemeinfamen Neubau herzuftellen. Oberftubienrat
von Stälin und Vizedireftor von Kausler befichtigten zu diefem Zwecke
nit Baurat Zandauer die betreffenden Einrichtungen in Paris und London.
Der Antrag wurde aber von der Kammer abgelehnt. Zur Vermehrung
der fehr befchränften Arbeitsräume des Archivs find dann 1876 auf ber
Rückſeite des Gebäubes drei Zimmer, 1892 zwei weitere angebaut worben.
Ihnen wurde 1902 noch eines angefügt, das ausſchließlich für die Ariv-
benützer beftimmt ift.
Die Zahl der Beamten hatte fi bis 1892 allmählich auf 2 Räte,
1 Affeffor, 4 Erpeditoren, wovon 1 in Ludwigsburg, erhöht. Die
Direktion führte bis 1892 ein Beamter des K. Minifteriums der aus:
wärtigen Angelegenheiten, von da ab ber ältefte Archivrat. Dem Wohl:
wollen des K. Minifteriums und der Landſtände verdankte das Archiv im
Jahr 1901 infofern eine Neuorganifation, als die Stellen eines Ober:
rats und eines Kanzliften neugefchaffen wurden, wogegen 1 Erpebitor
wegfiel; dem Oberrat wurde die Leitung mit Titel und Nang eines
Kollegialdirektors übertragen.
22 Sqhneider, Zur Geſchichte des württembergiſchen Staatsarchivs.
Immer mehr hat ſich, im Zuſammenhang mit dem Aufſchwung der
Geſchichtswiſſenſchaft, auch in Württemberg die Erkenntnis Bahn gebrochen,
daß ein Staatsardhiv nicht nur Vermwaltungsbehörbe, jondern zu gutem
Teil wiſſenſchaftliche Anftalt ift. War früher der Arhivar ein ängſtlicher
Hüter als Geheimnis bewahrter Schätze, jo hat er heute neben den für
praktiſche Zwecke nötigen Arbeiten die Aufgabe, der Geſchichtſchreibung
Stoff zu liefern und zuredhtzulegen, ſelbſtverſtändlich mit Berüdfichtigung
des fürftlihen und des ftaatlichen Interefjes. Im Zufammenhang damit
fteht umfaffende Repertorifierungsarbeit und vorfichtigere und forgfältigere
Verwahrung der anvertrauten Schäge. Eine in Vorbereitung befindliche
Drdnung wird die Benützung derfelben genauer regeln und erleichtern.
Sehr zu bedauern ift, daß die Raumverhältniffe des Archivs nicht, wie
dies z. B. in Karlsruhe der Fall ift, die allgemeinere Zugänglichmachung
duch Ausftelung wichtiger und bedeutungsvoller Urkunden und Urkunden
reihen ermöglichen.
Stoff genug ift no für Landes: und Ortsgeſchichte zu erichließen.
Möge es nicht an Kräften mangeln, die ihn nugbringend verwerten!
Die Malerei der Barhrenaiffanre in Dberfchiwaben.
Bon Dr. Bertolb Pfeiffer, Stuttgart.
Das Kunſtſchaffen des 17. und 18. Jahrhunderts in Deutjchland hat
erft auf dem Gebiete der Architektur durch Cornelius Gurlitt eine zufammen=
faſſende Darftellung erfahren. In der Malerei beginnt eigentlih ſchon
um bie Mitte des 16. Jahrhunderts die Nachrenaiſſance, wenn es geftattet
ift, mit diefem Ausdrud die ganze Stilentwidlung bis zu der durch die Säfus
Larijation eingeleiteten Neuordnung der Dinge zufammenzufaflen. Seitdem
nun P. Keppler, Württembergs kirchliche Kunftaltertümer 1888 XXX VIIIF.
und NNXXITf., eine Art Überfiht auch über die Malerei diefes Zeit-
alters gegeben hat, ift man auf die ungemein rührige Thätigfeit, welche
damals gerade in Oberſchwaben herrſchte, allgemein aufmerffam gemor:
den. Die Kunſtgeſchichte im großen hat freilich nur eine verſchwindende
Anzahl der hier in Betracht kommenden Maler der Erwähnung gewürdigt.
Und doch finden wir bei den bebeutenderen unter ihnen außer „ben zwei
Grundfräften, über die fie”, wie Keppler hervorhebt, „verfügen, einer
durchaus foliden Technif und einem meifterhaften Kolorit”, immerhin
auch perfönliches Gepräge.
Die Kunft geht nah Brot. In Oberſchwaben fehlte ein großer
weltliher Fürftenfig mit glänzender Hofhaltung, der Kunftkräfte in Menge
hätte an fich ziehen fünnen. Nur Splitter der Habsburgiſchen (vorder-
öſterreichiſchen) und Wittelsbacher Lande waren eingefprengt. Unter den
vier Kategorien von Grundherrlichkeit, die ſich fonft in unfer Oberſchwaben
teilten, war bei den Prälaten das Übergewicht. Außer den Bifhöfen
von Konftanz und Augsburg hatte fürftlihen Rang der Abt von Kempten
(weiterhin der Probft von Ellwangen); nicht viel weniger galten der
Landkomtur des Deutſchordens in Altshaufen und die Äbtiſſin von
Buchau (au die von Lindau). Alle dieſe geiftlihen Stiftungen dienten
der Verforgung des Adels. — Fürftlihes Einkommen befaß auch eine
Anzahl von reichsunmittelbaren Abteien, vor allem Dttobeuren, Wein
garten, Salem, dann Ochſenhauſen, Zwiefalten, St. Ulrich in Augsburg,
Maräthal, Schuffenried (meiter Neresheim). Die übrigen ftanden im
Vermögen zurüd, z. B. Irſee, Eldingen, Wiblingen, Isny, St. Mang
24 Ffeifier
in Füffen, Roth, Weißenau, Roggenburg, Ursberg, Wettenhaufen, das
Wengenkloſter in Um, Beuron, die Frauenftifte Kloſterwald, Heiligkreuz
thal u. a. m. — Auf der andern Seite finden wir den weltlihen Hochadel
mit den Häufern Hohenzollern, Fürftenberg, Montfort, Waldburg, Königsegg,
auch Fugger und Stadion (ferner Thurn u. Taris, Öttingen u. a.). Unter
den Reihsftädten ftanden Augsburg und Ulm obenan, es folgten die
proteftantiihen Memmingen, Kempten, Lindau, Leutkirch, Jarıy; die pari-
tätifchen Ravensburg, Biberach, Kaufbeuren; katholiſche wie Überlingen,
Wangen (weiterhin Rottweil). Den Reigen ſchließt die Reihsritter
ſchaft mit den Kantonen Donau und Hegau-Allgäu-Bodenfee.
Das umfaffendfte Kunftbebürfnis beftand in den geiftlihen Terri:
torien, insbefondere in den miteinander metteifernden großen Abteien,
um fo mebr, ſeitdem durd die Jefuiten die Künfte als Gehilfinnen kirch⸗
licher Propaganda herangezogen waren. Der enormen Bauthätigfeit vom
legten Drittel des 17. Jahrhunderts ab entſprach ein großer Bedarf für
innere Ausftattung der Kirhen und Klöfter, fo aud an Fresfomalerei,
neuen Altarblättern u. ſ. w. Auch der Adel gab in Schlöffern und
Kirchen, 3. B. in Heiligenberg, Wolfegg, Zeil, Tettnang, Aulendorf den
Künftlern viel zu thun. Von den Städten füberflügelte Augsburg Ulm
immer mehr. Es war eben in den ganz ber Reformation beigetretenen
Reichsſtädten die kirchliche Kunft in größerem Stil, namentlich die Malerei,
jeit dem Bilderfturm unterbunden. Söhne des proteftantiihen Memmingen
arbeiteten auswärts für katholiſche Prälaten (älteftes und zugleich typiiches
Beifpiel der Bildſchnitzer Thomas Heidelberger). Als Heimat einer großen
Künftlerf har aus beiden Lagern ift Biberach merkwürdig.
Bevor wir jedoch die heimiſche Entwicklung ins Auge fallen, wird
die voraneilende fremde Kunft auf deutſchem Boden zu überblicken fein.
Zunächſt beobachten wir im 17. Jahrhundert eine Einwanderung
von Runftwerfen aus Italien und den Niederlanden, dann "
im 18. Jahrhundert ein Vordringen welſcher Künftler über die Alpen
zu vorübergehendem Aufenthalt, anderwärts auch zu dauernder Nieberlafinng.
In der Erwerbung von Kunſtwerken fteht wohl die Benediktinerabtei
Weingarten an der Spige. Sie befaß zwar nicht eine eigentlihe Gemälde:
galerie wie etwa die Schlofherren von Wolfegg und Zeil ober jenfeits
der ler das Stift Kempten und insbefondere die Abtei Ottobeuren,
wo man vor der Säkularifation 1000 Bilder im Wert von 42 000 fl.
zählte. Aber die kleinere Anzahl wurde in Weingarten durch den höheren
Wert mancher Kunftwerke wettgemadt. Der vielfeitige P. Gabriel Bu:
celin (+ 1681), welder 30 Jahre lang dem Weingarter Priorat zu
St. Johann in Feldkirch vorftand, war ein großer Runftfreund. Bon
Die Malerei der Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 25
Fürften und Herren, mit denen er auch perſönlich viel verkehrte, fo auf
dem Reichstag zu Regensburg 1653—1654, wurde er für feine genea-
logiſchen Arbeiten mit Geſchenken überfchüttet, worunter wertvolle Ge:
mälde den erften Rang einnahmen. Die ſchlichte Kirche und das Kloſter
in Feldkirch wurden zu einem wahren Mufeum; fie erglänzten von
Meifterwerken einerfeits der älteren deutſchen Kunft (Dürer, Holbein,
Kranach), andererfeits Jtalienern und Niederländern.
Als im Jahre 1695 das Priorat nach Hofen am Bodenſee verlegt
wurde, famen diefe Schäge nad Weingarten. Handſchriftliche, aus Buce—
Lin geihöpfte Verzeichniffe davon, freilich nicht jo zuverläffig wie wiffen:
ſchaftliche Kataloge unferer Zeit, haben ſich erhalten‘), während von ben
Gemälden felb gerade die koſtbarſten verſchollen find, zu Grunde ge:
gangen oder verſchleppt. Um fo mehr wird hier eine Überſicht am Plage fein.
Am zahlreicften und wertvollſten waren die Niederländer ver-
treten, vor allem van Dyd mit einer hochgefeierten Bemweinung
am Kreuz, über melde der päpftlide Maler Cavaliere Michele Rizo
bei Bucelin in Feldkirch in Entzüden geriet, und einer gleihfals koſt-
baren Pietä nebft zwei Engeln. Diefe Gemälde find verſchwunden wie
auch eine offenbar weniger bedeutende „Pictura” von Rubens. Dagegen
ift uns von deſſen Schüler Bincenz Malo aus Cambray, der fpäter
in Genua und Rom vermeilte und zu früh für feinen Ruhm ftarb, die
Madonna mit dem fleinen Johannes erhalten, ein Werk von
hoher, ausdrucksvoller Schönheit, wovon Bucelin mit Recht bemerkt:
„monumentum pietoris sempiternum“. Einft Hodaltarblatt in St. Jo:
hann zu Feldkirch, kommt das Gemälde jegt auf der Galerie der Wein:
garter Kirche viel zu wenig zur Geltung. — Daneben bemerken wir noch ein
gutes Bild: St. Benedikt zwiſchen zwei Engeln, die Welt in einer Kugel
jehend, von dem Holländer Samuel van Hoogftraten (1627—1678),
einem Rembrandihüler; den landſchaftlichen Hintergrund malte Nikolaus
Rofendael (f 1686). Verſchwunden find Gemälde von anderen rühmlich
befannten Niederländern: den Antwerpenern van Noort, Momper, Pepyn
(Chriſtus am Kreuz zwiſchen den Schähern) und de Erayer (St. Benedikt
bietet der Madonna den Rofenfranz dar), dem Holländer Bloemaart und
dem hochgeſchätzten Brüffeler Landfhafter Jacques d'Artois. — Nicht
fo vielfeitig, aber immerhin würdig treten die Jtalienerauf. Da gab es
*) Man kann auch auf Bucelin felöft zurüdgehen, wenn man ſich bie Mühe
nimmt, im vierten Bande feiner Manuffripte aus einer 23 Folioblätter umfafjenden
lateiniſchen Aufzeichnung ber unter ihm für die Prioratstirche erfolgten Anfhaffungen
und Geſchenke bie Gemälde herauezuſuchen. So ift es mir gelungen, ein paar durch
Abſchrift entfellte Malernamen zu retten, b. 5. wieber verflinblic zu machen.
26 Pieitfer
ein ſehr ſchönes Tizian zugeſchriebenes Madonnenbild; von Guido
Reni Chriſtus am Olberg; von Lanfranco ©. Kosmas und Damian. Er:
halten hat fi die Grablegung von Michelangelo der Caravaggie.
geſchenkt von Kaiſer Leopold, eine Wiederholung des berühmten Gemälbes
im Vatikan; dazu fommt noch eine 1656 in Bologna angefertigte gute
Kopie nad ©. Renis Kindermord. — Zahlreiche Gemälde für die Fein
garter Kirche jelbft, darunter das Hodaltarblatt, hatte ſchon 16%
bis 1638 der vielgewandte Genuefe Giulio Benſo geliefert. Sie
mögen zum Teil recht wertvoll fein, haben aber ſämtlich mehr oder
weniger durch Nachdunkeln eingebüßt.
Sonft kennen wir aus dem 17. Jahrhundert in Oberſchwaben dies
feits der Iller nur noch ein nambhaftes Driginalgemälde eines Jtalieners:
die Grablegung von Procaccini (wahrfceinlih Camillo P., + 1625
in Mailand), urſprünglich beftimmt für die Grabfapelle des Salzburger
Erzbiſchofs Wolfdietrid von Naitenau (F 1617) im Montfortſchen
Klofter Langnau (Oberamts Tettnang), jebt in der benachbarten Kirche
zu Hiltensmweiler, ein ftilvolles Werk von herber Schönheit, vielleicht
das bedeutendfte von der Hand eines talieners in Württemberg.
Der italienifhen Spätrenaiffance werden noch zugemiejen): in
Frieſenhofen DA. Leutkirch zwei gut omponierte Gemälde, heilige Familie
und heilige Sippe, beſonders das erfte von großem Linienfluß. Ferner in
Rißtiſſen DA. Ehingen oben im Hochaltar (nicht Kreuztragung, fondern)
Tod des heiligen Franziskus mit zwei Engeln, von kräftiger, büfterer
Färbung; in Urfpring DA. Ulm ein Ecce Homo; enblid an ber
äußerften Grenze unſeres Gebietes, in Sala DA. Göppingen, zwei
erft im 19. Jahrhundert dorthin gefommene Altarbilder, auf die im
Archiv für Hriftlide Kunſt 1889 S. 99 und 1890 ©. 116 aufmerkſam
gemacht wurde; das eine aus der Sammlung des Kardinals Feid:
Kreuztragung, eine unruhige Kompofition, ziemlich roh in Zeichnung und
Kolorit; bei weitem ſchöner ift das Schugengelbild, wei) gemalt mit
warmen Schatten. — Kopien nad Stalienern finden fih u. a. in der
Stadtpfarrfirche zu Biberach: Grablegung nad) Baroccio, ſchon in J. B. Pflugs
Xebenserinnerungen erwähnt, jegt beihädigt ?); in Unterefjendorf DA. Wal:
fee Kommunion des heiligen Hieronymus nah Domenidinos Bild im
Vatikan. Den Preis verdient wohl eine trefflihe Nachbildung von Paul
Veroneſes Anbetung der heiligen drei Könige in Riedhauſen DA. Eaulgau.
Nicht hieher gehört ein italieniſches Gemälde aus bem 19. Jahrhundert in
der Kirche zu Roggenzell DA. Wangen,
2) Ein anderes Cremplar im biſchöflichen Dibzeſanmuſeum in Rottenburg
(Mr. 60, 148 x 116 cm).
Die Malerei ber Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 297
Was das bayerifhe Oberſchwaben betrifft, ſo mag bier bie Bemer:
tung genügen, daß fih nad Paul von Stetten in Augsburger Kirchen
zahlreiche italienifhe Gemälde befinden oder befanden. Auch die dortige
Galerie enthält ſolche, losgeriſſen vom urſprünglichen Aufftellungsorte ').
Unter den Niederländern, die und außerhalb Weingartens noch
begegnen, gebührt der Vortritt dem Antwerpener Kaſpar de Crayer,
geb. 1584, geftorben zu Brüffel 1669, dem Nebenbuhler eines Rubens
und van Dyd (vgl. Archiv für hriftlihe Kunft 1896 Nr. 3). Von feiner
Hand ift in der Stiftsfirde zu Wolfegg das meifterhafte Hodaltar-
bild Mariä Krönung nebſt Heiligen (1660) und in ber Kirche zu
Unterefiendorf das gleichfalls tüchtige, welches denfelben Gegenftand be:
handelt. Beide Gemälde befam der Truchjeß Marimilian Willibald von
Waldburg durch Vermittlung feiner Gemahlin, einer geborenen Prinzeffin
von Arenberg, aus Brüffel. Einem bekannten Schüler von Rubens,
Abraham Diepenbef in Antwerpen (1607--1675), wird der Tob des
heiligen Sebaftian mit ſchönem pfeilausziehenden Engel in der Kirche
zu Tiefendahd DA. Riedlingen zugefchrieben; ebenda, wie es ſcheint als
Gegenftüd, eine würdige Beweinung Chrifti. Die Kirche zu Machtols-
heim DA. Blaubeuren ziert ein gutes Ölgemälde: Befreiung Petri aus
dem Gefängnis, „von einem nieberländifchen Staliaften, Ende des 16. Jahr:
hunderts“.
Immer noch unaufgeklärt — wenn auch im Diözeſanarchiv von
Schwaben 1896 ©. 78 f. erörtert — iſt die Herkunft des intereſſanten
Hohaltarbildes zu Aulendorf: Madonna nebft 8 Heiligen,
mit einem an Tivoli und die Sabinerberge erinnernden Hintergrunde. Doch
rührt das C. D. S. F. 1657 bezeichnete Gemälde nad) Kompofition und
Malweife keinesfalls von einem Staliener her; gewiſſe Mängel in ber
Ausführung feinen auch niederländiſchen Urfprung auszuschließen ?).
Im 18. Jahrhundert haben die Niederlande für ung feine
Bedeutung mehr, welfher Einfluß wird dagegen immer mächtiger.
Bon ben zahlreihen Jtalienern, die an den glänzenden Fürftenhöfen
lohnende Arbeit finden, haben einige gelegentlich auch mit oberſchwäbiſchen
Prälaten Beziehungen angefnüpft. So kam vom Münchener Hof der
BVenezianer Jacopo Amigoni (1675—1752) nad) Dttobeuren ; biesfeits
*) Schon im 16. Jahrhundert arbeitet im Fuggethaus Tizians Schüler Antonio
Ponzano (1572), für die Fugger (um 1590) ber Niederländer Peter Canbid in Münden;
ferner für Etzherzog Ferdinand in Günzburg (1679) ber Innsbruder Hofmaler
©. 8. Fontana.
*) Vieleicht tam das Bild von Innsbrud: Graf Joh. Georg von Königsegg⸗
Aulendorf (1604—1686) war Statihalter von Tirol.
28 Pfeiffer
der Iller ſcheint er nicht thätig geweſen zu fein, ebenfowenig fein für die
Abtei St. Mang in Füffen beichäftigter Landemann Antonio Pellegrini
(1674— 1741). Von dem berühmten Venetianer Giovanni Battifta
Tiepolo (1696—1770), deffen Dedengemälde in der Refidenz zu Würz-
burg einen Höhepunkt der Fresfomalerei bezeichnen, follen die ſchönen
Ölgemälde im ehemaligen Refektorium der Benediktinerabtei Jany her:
rühren (1739). Giufeppe Appiani aus dem Mailändifhen, der ſich
gegen 1760 am Hof des Biſchofs von Konftanz aufhielt, hat um 1755
die Plafondsfresfen in der Deutſchordenskirche zu Altshaufen gemalt,
1750—1759 die farbenfatten Ölgemälde für das neue Refeftoriun der
Prämonftratenferabtei Marchthal. Zulegt war er kurmainziſcher Hof:
maler. Ein flüchtiger Gaft in Augsburg war Gregorio Guglielmi aus
Rom (1714— 1773).
Dom mürttembergifhen Hof aus hat ſich das Wirken von Jtalienern
zweimal nad) Oberfchwaben erftredt. In der erften Hälfte des 18. Ighrs
hunderts verſchaffte der Baudireftor Frifoni in Ludwigsburg feinen Lands:
Teuten Aufträge für Weingarten. So hat der Gomasfe Carlo Carlone
(1686— 1770), in Rom ausgebildet, 1730 f. für die Weingarter Kirche
Gemälde ausgeführt, befonders die Kreuzabnahnte, eine dramatifhe Rom:
pofition von guter Farbenftimmung. Sodann haben zu Herzog Karl Eugens
Zeit, gegen 1770, mehrere in Stuttgart und Ludwigsburg angeftellte
Künftler für die Benediftinerabtei Zwiefalten gearbeitet. Dort fieht man
noch Altarblätter von den Stalienern Innocenz Colomba, Bartolomeo und
Giofue Scotti, welch letztere noch flotte Wandmalereien in der Kirche zu
Daugendorf Hinterließen; ferner von dem in Paris und in Rom bei
Mengs geſchulten Lothringer Nicolas Guibal (1725—1784), dem an:
gefehenen Hofmaler in Stuttgart. Ein anderer Lothringer, der in Paris
vorgebildete Joſeph Melling (Melin, 1724—1800), Direktor einer Maler:
afabemie in Straßburg, auch Hofmaler in Karlsruhe, Tieferte 1780 ven
Bilderſchmuck der Stiftskirche zu Hechingen, darunter das ſchöne Hoc:
altarblatt: Kreuzigungsgruppe.
Inwieweit ausländifhe Maler für den oberſchwäbiſchen Adel thätig
waren, wird ſchwer feitzuftelen fein; ich fenne nur bie fein in Ol aus
geführten Landſchaften mit altteftamentliher Staffage, welche Francesco
Buccarelli (f in Florenz 1788) in Venedig für den Freiherrn von
Herman auf Schloß Wain DA. Laupheim gemalt hat.
Indem wir nun zu den beutfhen Meiftern übergehen, wird es
angemeffen fein, die Zeitalter auseinanberzuhalten. Es ift ja feine rein
äußerliche, willfürlihe Einteilung, wenn man in der Baufunft und Deko:
ration die Hauptepochen Spätrenaiflance, Barod, Rokoko und Klaſſizismus
Die Malerei der Nachtenaiſſance in Oberſchwaben. 29
unterſcheidet. Für die Malerei wird fi die Gruppierung etwas ver-
ſchieben mit Rüdficht auf die im ganzen 18. Jahrhundert vorherrſchende
Frestomalerei. Es ergeben ſich alfo im 17. Jahrhundert zwei durch ben
Dreißigjährigen Krieg oder, da diefer in Oberſchwaben erft jeit 1632 ſich
in voller Schwere fühlbar machte, dur deſſen zweite Hälfte getrennte
Zeiträume: die nod) in das 16. Jahrhundert zurüdreihende Spät
renaiffance und das eigentlihe Barodzeitalter; im 18. Jahrhundert
Spätbarod, Rokoko, Klaſſizismus, der legtere jedoch nicht jo
ſcharf abgejondert. — Ihrer Herkunft nah war natürlich die Mehrzahl
der Künftler in Oberſchwaben felbft, diesfeits oder jenfeits der Ser, ein=
heimifh. Aber es greifen auch ziemlich viele Bayern herüber, während
uns Tiroler, wie aud) Franken und Rheinländer, nur vereinzelt begegnen.
Unter den drei VBororten Oberſchwabens lag Konftanz
jeit der politifhen Abtrennung der Schweiz an der Peripherie des
Reiches. Der Aufſchwung feines Bürgertums wurde rüdgängig gemacht
zu Gunften der bifhöflihen Macht. Die Diözefe behielt freilich
ihren gewaltigen Umfang auch auf eidgenöffiihem Gebiet. Aber den
Rang eines hervorragenden Kunftplages, welchen Konftanz im Mittelalter
beſeſſen hatte, konnte es doch nicht behaupten, wenn auch bis in das
17. Jahrhundert einzelne Maler und Bildhauer Hohen Auf genofien. —
Nicht günftiger lagen die Verhältniffe in der Reihsftadt Ulm, die
infolge der Reformation vor allem ihre blühende Malerſchule ver:
loren hatte. Zufehends fam überhaupt Kunftinterefie und Kunftbetrieb
dert ins Stoden. Die reihe Sammlung des Patriziers Hans Ulrich
Ehinger löfte fi Ion ums Jahr 1600 auf. Und wie Ulm das Hinter
land, wo im Mittelalter feinen Meiftern ein reiches Arbeitsfeld offen-
geftanden war, verloren hatte, zeigt ſchlagend die im zweiten und dritten
Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts durch Augsburger erfolgte Neufhmüdung
des Münfters in Zwiefalten. Ulm blieb auf fein eigenes Gebiet be:
ſchränkt, und unter den zahlreihen Malern, die im 17. und 18. Jahr:
hundert genannt werben, fonnte bei dem Mangel an würdigen Auf:
trägen fein Talent auffommen, vollends als der fpanifche Erbfolgekrieg
aud noch finanziellen Niedergang bradte. Schließlich haben ſich die be
gabteften Künftler, wie Riedinger und Haid, der ftolzen Nebenbublerin
am Led zugewandt. — Das paritätifche Augsburg, Reichsſtadt
und Bifhofsfig zugleih, gewann eine ftätig wachſende Bedeutung
für Kunft und Kunſtgewerbe, e8 wurde der Hauptſitz des deutſchen Kunft:
verlags und der Goldfhmiede, aber auch ein Brennpunkt für die Malerei.
Laſſen wir nun diefe einft vielgerühmten, fpäter minbeftens ebenjo
unverdient ganz vergejlenen Meifter an uns vorüberziehen! Wie viele
30 Pfeiffer
beſcheidene Kräfte nebenher thätig waren, wird die weiterhin folgende
gedrängte Bufamnenftellung zeigen.
Im württembergifhen Teil von Oberfhmwaben find von
den ziemlich zahlreihen Malern unferer Spätrenaiffance nur
wenige nachgewieſen. Der Konftanzer Philipp Memberger ( 1584)
ſcheint bei uns nicht vorzufommen; ebenſo der einft berühmtere bayrifche
Hofmaler Chriſtoph Schwarz (1550—97) in Münden, deffen Wirken
fi) wenigftens bis Augsburg erftredtee Der noch jetzt geſchätzte
Johann Rottenhammer, geb. in Münden 1564, } in Augsburg
1623, ift vertreten dur die Geburt Chrifti im Ulmer Münfter.
Bon Mathias Kager (1566-1634), dem Maler des Goldenen
Saals im Rathaus zu Augsburg, mürden wir Fresken und Altar:
bilder befigen, wenn das alte Münfter in Zwiefalten, das unter feiner
Leitung ausgefhmüct wurde und von da an als „prächtigftes Gotteshaus
Schwabens“ galt, noch ftünde. Den in Münden und Rom ausgebildeter.
Meifter Chriftian Steinmüller in Augsburg (f um 1660 in
Wien) habe id) als Urheber des Hodhaltarblattes in der Prämonftratenfer:
firhe zu Weißenau von 1629: Abſchied (und Tod) der Apoftel:
fürften nachgewieſen, eines Bildes vol Mark und Leben, welches die
rauhe Zeit, in der es entſtand, vortrefflich fpiegelt. Das Hochaltarbild
in Aulendorf ift bereits erwähnt.
In der Ara des Barodftils mag Joachim von Sandrart
(1606—1688), der Verfaffer der „Teutihen Akademie“, den Vortritt
haben; von ihm beſaß Weingarten ein Ölgemälde: St. Petrus weinend.
Ein feltener Meifter ift Johann de Pay aus Riedlingen (1609
bis 1660), kurfürſtlich bayrijcher Kabinetsmaler, der für das Kapuziner⸗
Elofter feiner Vaterſtadt das Hauptaltarblatt St. Sebaftian mit berber
Auffaffung, aber tüchtiger Technik in fatten Farben gemalt hat. Sein
Selbftbilbnis ift in der Augsburger Galerie zu ſehen. Chriftoph
Storer aus Konſtanz (1611—1671), Schüler von Procaccini in Mai:
land, wegen feiner Leiftungen „Alemanniae Apelles“ genannt, arbeitete
unter anderem für Weingarten, Zwiefalten, Ottobeuren. Dem Biberacher
Joh. Heinrih Shönfeldt (1609— 1675), weit herumgefommen in
Deutſchland, Frankreich, Jtalien, zulegt in Augsburg anfällig, wird reiche
Erfindung und anmutige Ausführung nachgerühmt; er jhuf das Hoc:
altarblatt für die Benediktinerlirche zu Ohfenhaufen: Krönung
Mariä (1668), Matthäus Zehender von Mergentheim, fpäter
in Innsbrud, als deſſen Todesjahr unrichtig 1690 angegeben wird, malte
gerade im folgenden Jahrzehnt Altarblätter mit eigentümlich büfteren
Beleuchtungseffeften für Marchthal, Munderkingen, Roty DA. Leut:
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 31
fich u. ſ. w. Dagegen ſcheint fein berühmterer Geiftesverwandter Karl
Loth aus Münden (f in Venedig 1698), der in Stuttgart und Otto—
beuren genannt wird, in unferem Umkreis zu fehlen.
Wackere Meifter brachte aud) nad) der Glaubensänderung bie Reichs:
fladt Memmingen hervor. Johannes Heiß, geb. 1640, F Augsburg
1704, ein Schüler von Schönfelot, malte mit einem gemwifjen gediegenen
Naturalismus die Hauptaltarblätter in den Prämonftratenferkirhen zu
Roth und Marchthal, hatte aud) Aufträge für andere Abteien, wie Weißenau,
Jsny u. f. w. Aus einer alten Memminger Künftlerfamilie ftammte
Zohann Friedrich Sichelbein d. X. (1648— 1719), der u. a. für Ochfenhaufen
und Ottobeuren arbeitete und von dem Bilder bis nad St. Petersburg
kamen. Von dem wenig befannten Joh. Michael Feihtmayr aus Weſſo—
brunn, F als biſchöflicher Hofmaler in Konftanz 1713, ſcheint wenigftens
ein anſprechendes Gemälde erhalten zu fein, das frühere Hochaltarblatt
in der Pfarrkirche zu Riedlingen a. D. Wohl fein unmittelbarer Nach:
folger als Hofmaler in Konftanz war der vielbeſchäftigte, aber wenig zu
rühmende Karl Stauder.
Bedeutender find einige in München anfäffige Künftler. Das Hoch—
altarblatt in der ehemaligen Prämonftratenferfiche zu Schuſſenried:
die Himmelskönigin auf der Mondfihel (1717), ſchön gemalt mit
ſchwärmeriſchem Ausbrud, ftammt von Joh. Kaſpar Sing, geb. in
Braunau 1651, } in Münden 1719. Ein anderer Münchener Meifter, der
vielbefchäftigte, hochgeſchätzte bayriſche Hofmaler Joh. Andreas Wolf (1652
bis 1716), fol auch für Schuffenried gearbeitet Haben. Endlich nennen wir
bier als namhaften, „in kraftvoll durchgeführten Lichteffeften ausgezeich—
neten” Sandfhaftsmaler Franz Joachim Beich, geb. in Ravensburg
1665, 7 in Münden 1748, der u.a. im Schloß Zeil würdig vertreten ift.
Was das 18. Jahrhundert befonders auszeichnet, ift der Sieges:
zug der Freskotechnik. Hatte diefe in der Nenaiffance als Gehilfin
der Profanargiteftur Faſſaden überzogen, fo breitet fie ſich jetzt vorzugs-
weife im Dienfte firhlicher Ideen in Innenräumen aus als Gewölbe:
und Dedenmalerei. Sie fpielt dann im Rokoko eine ähnliche Rolle wie
die Glasmalerei in der Gotif. Dort eine Ausdehnung in die Höhe auf
Koften der Weite, ein Streben himmelan, dämmernde Hallen dur
farbige Fenfter magiſch beleuchtet. Hier ein Zug in die Breite, luftige
weite Räume vom Tageslicht überflutet. So ift es menigftens in Deutich:
land, wo der bafilifale Typus italienifher Kirchen dem Lichtreicheren
Hallenbau meiden mußte, an deſſen Gemwölben die Fresfen ihre volle
Farbenpracht entfalten. Bekanntlich vollzieht fi in den erften Jahre
zehnten bes 18. Jahrhunderts in der Gemwölbeverzierung der Barodfirhen
32 Pfeiffer
jener Umſchwung, wodurch die bisher in derbem Relief alle Gewölbjoche
füllenden Stuffaturen einer feineren, zierlihen Ornamentif weichen, welde
fih nur nod an Gurtbögen und Zwickel heftet, die Scheitelflähen aber
in fteigendem Maße für Malerei freiläßt.
Im Rokoko bequemt ſich dann die Fresfomalerei dem Raum:
ſtil der Architektur an, ohne dabei auf die Einzelgliederung Rüdficht zu
nehmen. Die Sitte greift um fi, ganze Mittelſchiffe und Chorgemwölbe,
ganze Deden von Prachtfälen mit ununterbrochenen Riefentompofitio
nen zu überziehen. Gier tummelt ſich jene virtuofe, in legter Linie auf
Correggio zurüdweifende, fhon von Lübke gerühmte Fresfotechnif mit
ihren perfpeftivifhen Künften, Sceinarditefturen von Säulen:
hallen und Kuppelräumen, himmliſchen Glorien mit einem Gefalten:
gewimmel in vertifaler Verjüngung, allegorifhen Darftellungen, bibliſchen
Vorgängen, wobei oft überaus geſchickt verſchiedene Einzeljcenen mittels
unmerklicher Übergänge zu einem Ganzen verf—molzen werden. Sprubelnde
Erfindung, großzügige Kompofition, Sicherheit der Zeichnung in den
fühnften Verkürzungen, dieſe Vorzüge werben überboten durch einen
Farbenzauber, deſſen harmonifche Friſche und fieghafte Leuchtkraft
wir noch jet in den beften Schöpfungen dieſer Art bewundern.
Allein das handfertige Birtuojentum jener Meifter, welche ſich
ihrer Bravour in raſchem Komponieren und richtigem Zeichnen bemußt
waren, führte notwendig zu einer Verflahung ja Verflühtigung
der Perſönlichkeit in ihren Kunftgebilden. Bei Dedenfresten mag
das nod hingehen, fie find weſentlich dekorativ. Um fo mehr hatte
die Malerei im Andachtsbild unter jener Zeitftrömung zu leiden. Man
fühlt nur noch felten eine innere Anteilnahme des Künftlers an feinem
Werk, worin das deutſche Mittelalter bei aller Unbeholfenheit der Aus:
drudsmittel jo groß geweſen war, während fi in ber italieniſchen
Renaiffance tiefer Gehalt und fchöne Form in idealer Weife deden.
Hier jedoch überwucherte die Form den Inhalt. Bei ſolch gemeinjamen
Vorzügen und Fehlern befteht gleichwohl unter den einzelnen Meiftern
ein großer Wertunterfchieb.
Ihre legte Ausbildung fuchten die oberdeutſchen Maler vor:
wiegend in Stalien, befonbers in Rom, mo gegen 1700 der Jefuit Andrea
Pozzo in ©. Ignazio als kühner Neuerer in perſpektiviſcher Architektur:
malerei aufgetreten war, wo anbererfeits Männer der alten Schule wie
Carlo Maratta (f 1714), „der legte große Zeichner“, defien Schüler
Francesco Trevifani (f 1746) und andere eine folide Technik lehrten, zu:
legt nod) Rafael Mengs (7 1779), der 1754—1761 einer Malerafademie
auf dem Kapitol vorftand. Kaum geringere Anziehungskraft befaß die
Die Malerei der Nachrenatffance in Oberſchwaben. 33
Seelönigin Venedig, wo im weichen Glanz, im golbigen Tunft, der über
der Lagune ſchwebt, die Natur das Künftlerauge erzog, wo die Ver
flärung ber Kunſt dur die Farbe zuhaufe war, wo fich bie
Malerei am längften auf liter Höhe gehalten Hatte. Hier hatten ſchon
Tintoretto und Paolo Veronefe, fo fehr auch der naturaliſtiſche Ungeftüm
des einen von der gemeffenen Vornehmheit bes andern abfticht, jeder in
feiner Art große Dedenflähen mit figurenreihen, mehr äußerlih als
von innen heraus belebten Kompofitionen ausgeftatte. Im 18. Jahr:
Hundert wirkten bier 3. ©. Piazetta (1682—1754) und fein Schüler,
der glänzende Matador der Dedenmalerei Giovanni Battifta Tiepolo
(1696— 1770) mit feinen berauſchenden Farbenakkorden, wie er Licht und
Schatten in breiten Maſſen hinwirft, auch dem Schatten Transparenz
verleiht und in meifterhafter Luftperfpeftive den Raum ſcheinbar ins
Unendliche vertieft.
Durch Öfterreicher, namentlich Tiroler, fand nun dieſe italieniſche
Freskotechnik bald meitere Verbreitung. Wichtiger find uns hier bie
Brüder Afam, melde von Münden aus ihre Kreife zogen und deren
ſchöpferiſche Thätigfeit in beforativer Ausftattung ſüddeutſcher Kirhen-
räume die Stilmandlung am früheften ankündigt. Die Stuffaturen
feinem Bruder Egidius überlaffend, knipfte Kosmas Damian Aſam
(1686—1739) aus Benediktbeuren als Frestomaler an Pozjo an. Er
hat 1718 f. die Gewölbe ber Venebiktinerfiche zu Weingarten mit
meifterhaften, wenn auch etwas flüchtig gemalten Fresken, in welchen ein
Lebhaftes Rot vorherricht, geſchmückt. Zu feinen Schülern zählt Chriftoph
Thomas Schäffler (1700—1756) in Augsburg, deſſen erfte be
deutende Arbeit die Dedenfresfen in ber Sefuitenfiche zu Ellwangen
find (1727). Bei Aam lernte auch M. Günther (f. u.). Ein anderer
in Münden anfäffiger Meifter, der Weſſobrunner Johann Zimmer:
mann (1680—1757), bewährt fih in der Nlofterfiche Sießen bei
Saulgau und noch mehr in Steinhaufen bei Schuffenried als
vorzüglier Kolorift, deffen Fresken an malerifhen Stimmungsgehalt
ihresgleichen fuchen.
In Oberſchwaben felbft aber befam im 18. Jahrhundert, wo an
den großen Höfen italienife und franzöfiihe Kunft überhandnahm, die
deutſche ihren ftärkften Nüdhalt in Augsburg. Diefe Stadt erhob ſich
zu einer Metropole der Malerei dur die 1710 dort gegründete Kunft-
afademie!). Da in Augsburg durchweg das Prinzip ber konfeſſio—
2) Bol. Paul von Stetten d. J. Kunft: und Gewerbegeſchichte ber Reichsſtadt
Augeburg I 1779, II 1788; Beſchreibung von Augsburg 1788.
Württ. Bierteljahrsp. f. Landesgeih. R. A. KIT. 8
34 Bieiffer
nellen Gleichberechtigung durchgeführt war, flanden au dieſer Auſtelt
zwei Direftoren vor. Auf evangelifher Seite folgten aufeinander
Georg Philipp Rugendas (f 1742), der befannte Schlachtenmaler;
Gottfried Eichler (F 1759); Joh. Elias Rife)dinger aus Ulm
(r 1767), als Tierfchilberer berühmt; Joh. Eſaias Rilfon (f 1788),
als Kupferſtecher vielberufen durch fein Rahmenwerf en rocaille; Joh
Elias Haid (f 1809), der befannte Porträtift in Schabmanier. Daneben
finden wir die Katholiten Joh. Rieger (f 1730); Johann Georg
Bergmüller, zugleich biſchöfl. Rabinettmaler, geb. zu Türfheim im bay
riſchen Schwaben 1688, 4 Augsburg 1762; Matthäus Günther (geb.
1705) bis 1784 (1 Weflobrunn 1788); Joſeph Huber von Augsburg
(1737— 1815). — Die Fähigkeiten eines Rugenbas zeigen faft befler als
nadgebunfelte Gemälde feine oft vorzüglich bilbartig wirkenden Schab-
funftblätter. Uns intereffiert hier zunächſt der vielgefhäftige Berg-
mäller, ein Schüler von Andreas Wolf und Carlo Maratta. Seine
befannten Fresken am Ständehaus in Stuttgart (1745) find aud noch
eine Probe der einft fo blühenden Augsburger Faffabenmalerei. Biel
früher begegnet er und im württembergiſchen Oberſchwaben, bejonders
im ehemaligen Gebiete der Abtei Ochfenhaufen, für deren Kirche er
41725 f. die Dedenbilder im Hauptfchiff gemalt hat. Zahlreih erhalten
find von der Hand des einft gefeierten Meifters Altarblätter, von oft
flüchtiger Zeichnung, im Kolorit von eigentümlid) rotbraunem Dunft um-
ſchleiert. Das größte diefer Bilder ift wohl Mariä Aufnahme in den
Himmel in der Pfarrkirche zu Biberad. Anſprechender fanden wir
das Hauptaltarhlatt in Thannheim (OA. Leutfich): St. Martin, wo
ein derb naiver Humor ſich geltend macht, und in der Schloßfirde zu
DOberfulmetingen (DA. Biberah) das Mariahilfbild, ein Wert von
ſeeliſchem Reiz, wohl feine gelungenfte Schöpfung in unferen Grenzen.
Sehr einflußreih war Bergmüller durch feine Lehrthätigkeit. Der
begabtefte unter jeinen Schülern, der Tiroler Johannes Holzer,
jung geftorben 1740, bat ſchwerlich innerhalb Württemberg gewirkt. Ein
anderer, Gottfried Bernhard Göz aus Mähren, in Augsburg
1774, zeigt fh in Weingarten und Schuffenried nicht von feiner beften
Seite, während wir ihn in den Dedenmalereien im Schlößchen Leit:
heim bei Donauwörth als einen geiftvoll naturaliftifhen Meifter kennen
lernen. Bei Holzer und Göz lernte Franz Anton Zeiler, geb. 1716
zu Reutte in Tirol, zu deffen Hauptleiflungen die mit feinem berühmteren
Bruder Joh. Jakob Zeiler (1710-1783) ausgeführten mächtigen
Dedenbilver in der Stiftsfiche zu Ditobeuren gehören.
Nicht nur als Maler, fondern auch als „geihmadvoller Umbildner
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 35
ganzer Kirchenanlagen“ hat fi Bergmüllers Nachfolger, Matthäus
Günther („Gindter") von Unter-Peiffenberg, einen Namen gemacht,
ein Schüler von Aſam und Holzer. Seine Arbeiten im Refidenzihloß
in Stuttgart gingen bei bem Brand 1762 zum Teil zu Grunde. In
Augsburg war zulegt au Georg Diefenbrunner aus Mittenwald
(1718 — 1786) anfäffig, der wegen jeiner farbenfrifhen Fresfen in der
Kirche zu Gutenzell (DA. Biberah) Erwähnung verdient. Joſeph
Chriſt, geb. in Winterftettenftadt (DA. Waldfee) 1733, + in St. Peters⸗
burg 1788, lernte und lebte gleichfalls in Augsburg. Dort fieht man
von ihm gemalte Fafladen, während er in Württemberg nicht vertreten
if. Nach Augsburg wandte fih noch Joh. Michael Frey (1750 bis
1820) aus Biberach, geſchätzter Landſchaftsmaler und Radierer.
Außer Augsburg find u. a. Ulm, Memmingen, Weißenhorn,
Dttobeuren, Kempten, Ravensburg: Weingarten, Biberad,,
Riedlingen, Konftanz und Umgebung als Geburtsorte oder Wohnfige
von Malern des Rofokozeitalters zu nennen. In Ulm begegnet uns
jedoch fein Mangvoller Name mehr; auch Memmingens Bedeutung ging
im 18. Jahrhundert zurüd. In Weißenhorn faß ein Schüler Berg:
müllers, Franz Martin Kuen (1719—1771), der die Wengenfirde
in Ulm im Auftrag feines Bruders, des Prälaten Michael III, aus:
malte, ferner die Dede des Bibliotheffaals in Wiblingen in
ziemli harter, greller Farbengebung; wohl ſeine reiffte Arbeit ift bie
Verherrlichung des Seefieges von Lepanto mit dem Roſenkranzfeſt
in ber Kirche zu Erbad. Schüler von ihm waren Joh. Bapt. Ochs in
Ulm und Konrad Huber (f. u.).
Von Dttobeuren ftammte Johannes Zid, geb. 1702, haupt:
Tächli bei Piazetta in Venedig ausgebildet, hierauf in München, F in
Brudfal 1762, der über feinem berühmteren Sohn nicht vergeffen
werben fol. Was er in Kompofition und Kolorit zu leiften vermochte,
bemeifen nicht ſowohl feine Fresken in Schuffenried als die trefflichen
Dedengemälde in der Pfarrfirhe von Biberad. Noch bekannter
find feine Fresken im Schloß zu Bruchſal. — Die fürftlihe Hofhaltung
in Kempten begünftigte aud das Emporkommen einheimifcher Meifter.
Hofmaler war dort Franz Georg Herlt)mann (1692—1769)'), der
im prachtvollen Bibliothefjaal zu Schuffenried 1754 f. ein
Meiſterſtück ſchuf, jenes riefige Dedenbild von beziehungsreihem Inhalt
und ſchöner Farbenftimmung. Weniger befriedigt uns Hans Michael
*) Nach gütiger Mitteilung von Profeffor Dr. A. Schröder, bem verbienten
Fortfeger von Steicheles Beſchteibung bes Bistums Augsburg, als Sohn bes Malers
Franz H. geboren in Kempten am 29. Dezember 1692, F ebenda am 25. November 1769.
36 Pfeiffer
Holzhey aus dem Kemptifchen mit feinen gleichzeitigen Malereien in
der Klofterficche zu Jsny. Der fpätere Kemptiſche Hofmaler Koneberg
tommt hier nit in Betracht.
Merkwürdig viele Künftler, auch Maler, beherbergte um die Mitte
des 18. Jahrhunderts die Heine Donauftadt Riedlingen. Joſeph
Ignaz Wegiheider, Bürgermeifter in feiner aterftadt, zeigt in
Dedenbildern zu Beuron ein anfpredendes Talent. Hervorragender ift
Franz Joſeph Spiegler, geb. zu Wangen i. A. 1691, Schüler von
Rafpar Sing, dann in Dttobeuren, fpäter ein paar Jahrzehnte in
Riedlingen, zulegt in Konſtanz, angeblich als biſchöflicher Hofmaler,
7 daſelbſt 1757. Ein Hauptwerk von ihm ift die wirkungsvolle, wenn
aud etwas berb Fomponierte Dedenfresfe von kräftigem Farbenreiz in
der Stiftsfirde zu Wolfegg (1735); ferner finden wir ihn für
Weingarten und Ochfenhaufen thätig; feine umfangreichften Arbeiten hat
jedoch Zwie falten aufzuweifen: die koloſſale Dedenmalerei von
Hüffiger Kompofition, in der Färbung durch vorherrſchendes Rotbraun
etwas einförmig, und das eigentümlide Hohaltarblatt. Man be
gegnet diefem Meifter aud auf der Mainau, in Sädingen und bis tief
in die Schweiz hinein. Ein fpäterer Konftanzer Maler, Franz
Ludwig Herrmann aus Kempten, hat feinen Verwandten nicht erreicht.
— In Sigmaringen finden wir ald Hofmaler Andreas Meinrad
von Om, der in weitem Umfreis Dedenmalereien von ziemlich flauer
Wirkung hinterlaffen hat.
Eine fräftigere Natur war Joſeph Efperlin, geb. zu Degernau
unmeit Biberach 1707, Schüler von Wegſcheider und von Trevifani in
Rom, dann in Biberad, fpäter in Bafel, + 1775. Bon ihm bie
flotten, derben Dedenmalereien der Pfarrfiche zu Scheer und zahl:
reihe Altarblätter von ungleihem Wert; am befannteften wohl das in
der Schloßfapelle zu Heiligenberg, noch beachtenswerter diejenigen in
der Kirche zu Steinhaujen bei Schuffenried und in der Schloß—
kapelle zu Mittelbiberad.
Einige weitere Maler greifen kaum in unfer Gebiet ein. Joſeph
Wannenmacher von Tomerdingen (1722—1780), in Rom gebildet,
mar bejonders im Stift St. Gallen geſchätzt. Unter feinen Deden-
bildern in Württemberg, die zum Teil dur einen kreidigen Ton aufs
fallen, ift von geſchichtlichem Intereſſe das in der ehemaligen Domini-
fanerfirde zu Rottweil: Veftürmung diefer Stadt durch die Fran:
zoſen 1643. Noch mehr an der Peripherie erſcheinen Johann Baptift
Enderle aus Söffingen (1725—1798) in Donauwörth mit waderen
Dedenfresfen in der Auguftinerfiche zu Oberndorfa. N. und Johann
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 37
Anmander aus Lauingen ober aus Landsberg am Le, nah Bamberg
verzogen, mit beffer gemalten ala gezeichneten Plafondgemälden in Dillingen,
Schwãbiſch-⸗Gmünd u. a. O.
Endlich find hier noch ein paar in Oberſchwaben geborene Maler
zu nennen, beren Wirkungsfreis fernab liegt: Franz Anton Kraus
von Söflingen, geb. 1705, Schüler von Piazetta in Venedig, dann
ruhmvoll thätig in Frankreich, feit 1745 mit der Ausſchmückung des
Kirhendors in Einfiedeln befhäftigt, wo er 1752 ftarb; und Anton
Franz Maulbertfch, geb. in Langenargen 1724, in Wien aus:
gebildet, Mitglied der Akademie daſelbſt, F 1796, als Frestomaler be
rühmt im ganzen öſterreichiſchen Kaiferftaate.
Ihren höchſten Auffhwung nahm die Fresfomalerei in Süddeutſch-
land durch zwei Talente erften Rangs, die von Raphael Mengs in Nom,
dem großen Eflektifer, Anregung empfingen und aus dem Rotofo:
zeitalter zum Klaffizismus überleiten. Der eine, Martin Knoller
aus Steinah in Tirol, geb. 1725, Schüler von Troger in Wien, dann
in Stalien, feit 1760 Akademieprofeſſor in Mailand, + dort
1804, ift im eigentlichen Oberſchwaben nicht vertreten, wohl aber mit
Meifterfhöpfungen in der Abteiliche zu Neresheim (1770— 75). Das
Hervorftehende an ber Malerei biefes temperamentvollen Meifters ift bes
kanntlich eine gemaltige Energie des Ausdruds; er hat das handfefte
Weſen bes frifhen Sohns der Tiroler Berge. Eine weichere, mehr fenfitive
Natur, etwa wie van Dyd im Vergleich mit Rubens, war Januarius
Zid, geb. in Münden 1732, feit 1761 Eurtrierfher Hofmaler in
Koblenz, + in Ehrenbreitflein 1797. Er hat fein volles Können
imponierend ſchwungvoll entfaltet in den prächtig filbertönigen Fresken
der Kirche zu Wiblingen (1778), bier noch in der Art des techni=
fen Birtuofentums, dann aber in Roth (DA. Leutfird) in Deden-
bildern, „die mit einem bis auf dem heutigen Tag nicht verblichenen
Frühlingsflor der Farbe auch einen gemiffen Zug von Innigkeit ver:
binden.“ Als tügtigen Ölmaler in Rembrandts Manier zeigt er ſich in
Dtobeuren, befonders aber im Hodaltarbild zu Wiblingen, Chriftus
am Kreuz, das einfam, von büfterem Gewölk ummallt, aufragt, eine
padende Kompofition von meifterhafter Modellierung.
Das Rokoko Hatte fi) überlebt, man lenkte mehr und mehr in Haffi-
ziftifche Bahnen ein. Zunächſt noch unbeſchadet des techniſchen Könnens
nehmen die perſpektiviſchen Künſteleien ab. Einer der erſten, die ſich dieſer
Stilwandlung anſchließen, iſt Joh. Joſeph Anton Huber von Auge
burg (1737—1815), auch noch ein Schüler von Bergmüller und Göz,
1784 Nachfolger Günthers als Akademiedirektor. Dieſer Meiſter
38 Bfeiffer
beherrſcht noch den Raumftil, doch er Liegt ihm nicht mehr im Binte
Seine Hauptihöpfung in Dedenmalerei find die Fresken im Bibliothek
faal zu Ochfenhaufen 1785 f., Ihön fomponiert, forreft in der Zeidymmg,
von guter Charakteriftif und großer Leuchtkraft der Farbe Es if be
zeichnend für den eklektiſchen Klaſſizismus, daß jegt gern Allegoriſches
eingemifcht wird. Während Huber noch vorzugsweife Freskokünſtler war,
malte ein Zeitgenoffe, Chriftian Wint aus Eichſtädt (1738— 1797),
kurfürſtlicher Hofmaler in München, hauptſächlich ſchöne Altarblätter, 5. 8.
in Roth (DU. Leutkirch) die Erſchaffung Adams.
As Nachzügler it ein Schüler von Maulbertſch zu betrachten,
Andreas Brugger aus Kreßbronn, geb. 1737, in Langenargen
1812. In feinem Lebensgang wiederholt fi) im Heinen das tragiſche
Schickſal des Haufes Montfort, als deſſen Unterthan er geboren war
und dem er feine Ausbildung in Wien verdankte. Dann fol er fih eine
Zeit lang in Salem aufgehalten und den jungen Konrad Huber unter
wiefen haben. Bei großem Talent verfümmerte diefer Künftler nah und
nad durch die Ungunft der Verhältniſſe. Was er zu leiften vermochte,
zeigen die großen harmoniſch abgetönten Dedenbilder in der Stiftskirche
zu Buchau mit der prächtigen realiftiihen Gruppe ber Proteftoren und
Stiftedamen (1776).
Einen würdigen Abſchluß findet die oberſchwäbiſche Kunftentwidlung
älterer Zeit in Konrad Huber „von Weißenhorn“, geb. in
Altdorf:Weingarten 1752, Schüler von Franz Martin Kuen, weiter an
der Rarlsafademie zu Stuttgart und in alien ausgebildet, fpäter in
Weißenhorn heimiſch bis zu jeinem Tod 1830. Er war eine gemütvolle,
finnige Natur, für die Freskotechnik eigentlih von Haus aus nicht ge
ſchaffen. Und doch befriedigt er uns in vollem Maß in fleineren
Dedengemälden, in die er, feiner Neigung folgend, bezaubernd naive
Züge hineinträgt; in der Kirhe zu Ingftetten bei Roggenburg
macht er Kindergeftalten in Landestracht zu Zeugen eines Iegendarifchen
Vorganges. Später, nad) dem Umſchwung der Zeiten, ſeitdem die fran-
zöſiſche Revolution dem befonders in geiftlichen Territorien fieberhaft
gefteigerten Kunftbetrieb einen Stoß verfegt hatte und jene fruchtbare
Malergeneration auszufterben begann, zieht fi Huber auf das engere
Feld feiner Begabung zurüd, das Andachtsbild. Seine Altarblätter,
meift in Dorffirhen der Gegend von Weißenhorn, ferner in den
DOberämtern Laupheim (Regglisweiler) und Ehingen (Kirchbier-
lingen) find von entzüdender Innigkeit des Empfindens und Friſche der
Sarbenftimmung, ja manchmal ſchwebt über den Schöpfungen dieſes liebens-
würdigen Künftlers etwas wie Duft und Schimmer der Frührenaiffance.
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 39
Inzwifhen hatten über die Träumer hinweg die napoleonifdhen
Kriege, die fi in den Bildern des realiftifchen Genremalers Joh. Bapt.
Pflug von Biberah (1785—1866) geltend machen, den Anbruch einer
neuen Zeit befiegelt.
Während wir bisher etwas weiter ausgeholt haben, jollen der nun
folgenden gedrängten Zufammenftellung, um ein willkürliches Anhäufen
von Notizen zu vermeiden, ganz beftimmte Grenzen geftedt werben. Nur
ſolche Maler find aufgenommen, welde im württembergifchen Ober:
ſchwaben entweder geboren find oder ſich aufgehalten haben, oder von
melden fi Werke nachweiſen laſſen zwifhen der ſchwäbiſchen
Alb, der Jller und dem Bodenſee, d. h. in den Oberämtern Ulm
nebft Geislingen, Blaubeuren, Münfingen, Ehingen, Laupheim, Biberadh,
Riedlingen, Saulgau, Waldfee, Leutich, Wangen, Ravensburg, Tettnang.
Innerhalb dieſes Gebiets ift Volftändigkeit angeftrebt. Da ſich aber bie
Kunft nicht in politiihe Grenzen bannen läßt, vollends nicht in ſolche,
die erft fpäter gejchaffen find, haben wir den Wirkungsfreis der einzelnen
Meifter, der auch auf ihre Bedeutung ein Licht wirft, angedeutet durch
Angabe der Orte, wo etwa noch Arbeiten von ihrer Hand vorkommen
einerfeits in Württemberg bis hinüber nad Ellwangen und im bayriſchen
Schwaben, andererfeits am Nedar von Horb aufwärts, in Hohenzollern
und im badifhen Kreis Konftanz. Endlich ift für die bedeutendften
Künftler auch das übrige Bayern und Baden, die Schweiz u. |. m. heran-
gezogen.
Zeichner und Kupferftedher, die nicht zugleich al8 Maler genannt
werden, übergehen wir in der Regel’). Die fogen. Fafmaler, deren Ar:
beiten ſchon deshalb, weil fie nicht für ſich beftehen, mit dem eigentlichen
Kunftbetrieb nichts zu ſchaffen haben, führen wir gleihwohl mit auf, weil
fie mandmal auch Bilder gemalt haben. In diefe Klaſſe gehören wohl
etlihe Ulmer, Biberacher und Ravensburger, von denen kein Werk nad):
gewieſen ift. Ausgeſchloſſen find felbftverftändlich die Glasmaler mit ihrer
Zunftgemerblihen Thätigkeit.
Von Litteraturnahmweifen im einzelnen ift bier abzufehen;
fie würden den Umfang unferer Zufammenftelung verdoppeln. Meift
nur da, wo zweifellos Irrtümer vorliegen oder wo ich nicht in ber Lage
wer nadzuprüfen, find die Gemährsmänner genannt; dies gilt namentlich
von Meiftern, die nur in Weyermanns Nachrichten von (Gelehrten und)
Künftlern aus Ulm (I 1798, II 1829) vorkommen. Ältere Schriften bieten
) Bergl. hierüber B. Bed, Oberſchwäbiſche Kupferfteher und Zeichner, Diögefan-
Archid von Schwaben 1896, Nr. 7; 1897, Nr. 12.
40 Pfeiffer
im ganzen wenig. Wir erinnern an die neueren Arbeiten von PB. Keppler
und P. Bed für das ganze Gebiet, von Busl für Weingarten und Weißenau,
Rueß für Schuffenried und Umgebung, Birfler für Obermarchthal u. f. w.,
ſowie an die nenen Oberamtsbeichreibungen von Ehingen (1893) und
Ulm (1897)'). Reichlich die Hälfte aller Angaben ift jedoch aus Feiner
diefer Quellen geſchöpft, fondern beruht auf des Verfaflers direkten
Ermittlungen auf Grund archivaliſcher Studien oder burd Unter:
ſuchung der Denkmäler felbft.
Der befjeren Überfiht wegen — es find über 300 Malernamen —
erſchien mir eine Einteilung in Zeiträume zwedmäßig, innerhalb ber:
felben alphabetiſche Reihenfolge.
Abkürzungen: OA. — Oberamt. K. — Kirche. Pit. = Pfarrtirche. Kl. —
Lofer. KIM. — Kioſterkirche. B. — lbild. BB. — Öfbilder. AB. — Altarblatt.
HAB. — Hochaltarblatt. DB. — Dedenbild in DI. Di. — Deden« ober Gewölb ⸗
free. WI. — Wandfreste.
Bon ben folgenden Malern fehlt in Naglers Künftierleriton ein großer Teil
ganz; aud von dem übrigen find bie wenigften ber hier verzeichneten Bilder erwähnt.
Selöft in bem leider umvollendet gebliebenen wiſſenſchaftlich gehaltenen Künftlerlerifon
von I. Meyer ift z. 8. ein Meifter wie 3. ©. Bergmüller fehr lüdenhaft behantelt.
Es fehlte eben an Vorarbeiten. Der Zufap Wn. bei Ulmer Künfllern bebeutet, daß
biefe bisher nur durch Weyermann begfaubigt find.
[Micht mehr Vorbandenes und faum Erkennbares in edigen Klammern.)
1. weite Hälfte des 16. Aahrhunderts.
Baroccio f. o.
Beinhauer (?), Hans. — Pit. Biberach B. auf Holz: bie Kirche vor und nah
dem Brand von 1585 (reft. von Rlauflügel 1747). Sein Sohn
Baumhauer (Beindauer?), Chriſtoph. — [BL. 12 Apoftel in S. Maria Magda:
Iena zu Biberach 1592, zerſtört 1788.]
Bodstorffer, Lufas, Maler aus Ravensburg, 1566 Bürger in Konſtanz.
Sein Sohn:
Bodstorffer, Gabriel, geb. Ravensburg 1564, fpäter in Konſtanz. — K. Kuchen
DON. Geislingen, DB. 1588. — K. Überfingen CA. Geislingen, DBB. 1589, zur
fammen mit ©. Hennenberger.
Braun, Joh. Benjamin, von Um. — [Im Saal des Luftgaufes zu Stuttgart
lebensgroße Bilbnifſe des Herzogs Ludwig und feiner beiden Gemahlinnen, um 1590.)
Buch, Franz, in Ulm, um 1542-68. Wn.
Burkhamer, Jakob, von Um, Buchmaler, arbeitete um 1580 im Schloß
Heiligenberg.
*) Bon den Ulmer Bildnismalern bee 18. Jahrhunderts ein Porträtverzeichnis
zu geben ift Sache der Lokalforſchung. Wir fönnen nur auf die immer noch zu wenig
gewürbigten Sammlungen bes Ulmer Altertumsvereing und des Herm Hauptmanne
Geiger in Neu:lllm hinweiſen.
Die Malerei ber Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 4
Garavaggio, Migelangelo Amerighi da (1569-1609). — Prioratsk. Felb-
firh 8. Grablegung, Wiederholung bes Bildes im Vatikan, Geſchenk des Kaiſers
2eopold an Bucelin, feit 1695 in ber K. Weingarten.
Denzel, Anton, in Ulm, } 1593. — Johann und Melchior Denzel, Brüder in
Um, Maler und Goldſchmiede, um 1616.
Depay, Hans, Bürger und Maler in Riedlingen a. D. 1586, 1595. — Hedingen
Mach Bingeler).
Gering, Matthäus, aus Weingarten, Konventuale in Wiblingen, + 1608.
Hennenberger, Georg, älteſtes Glied einer Geislinger Malerfamifie,
1571 f. — 8. Kuchen DBB., 1588; N. Überfingen DBB. 1589, je mit ©. Bodstorffer.
— [R. Abel OA. Ulm, Malereien, 1704 mit der Kirche zerftört.] — Jera Rudolf 9,
1588 in Kuchen. — Joachim H. 1595. — Hans Joachim ., um 1620-1669, in
Geislingen. — [R. Geislingen B. Taufe Chriſti, 1622;) X. Überfingen B. Epitaph,
1634. — Johann Joachim H., + 1707 als Stabtpfleger in Wiejenfteig, wo er bie
frühere Dede der Pf.K. bemalt hatte. — Hlans?) H., Maler und Kupferfteher in
Geislingen und Um, 1711—16.
Maurer, Leonhard, in Um, Bürger 1562. Wn.
Noort (Dort), Lambert van, geb. Amersfort 1520, + Antwerpen 1571,
Vater bes Abam van Noort, des Lchrers von Rubens und Jorbaens. — [Kl. Wein:
garten 8.: Regina Hungariae.]
Procaccini, Ercole (15%0—1591) oder cher Camillo (15461625), in Rom
und Mailand, — Pf.R. Hiltensweiler OA, Tettnang, B. Grablegung (früher
in ber Panlinerk. Langnau, beſtellt durch ben Erzbiſchof von Salzburg, Wolf Dietrich
von Raitenau, F 1617).
Rapp, Ludwig, in Um, + 1574. Wi.
Rieder, Malerfamilie in Ulm. Alteſtes Mitglied Georg R., Bürger 1550,
Stabtmaler, + 1564. — git, jept Fath. Pf.R. zu den Wengen ®.: Züngfes Gericht
Gebt Altertümerfammlung Stuttgart); Rathaus Ulm, B.: Belagerung von Ulm im
Fürftenfriey 1552. — Sein Sohn Georz R., Stabtmaler, + 1570. — Der Enkel Georg R.,
Stabtmaler 1599. — Joh. Moriz R., + 1611; von ihm war ober ift in ber ehemaligen
Al. K. Weihenſtephan in Oberbayern ein B.: Geburt Ghriftt.
Röhnlein Malerfamilie in Ulm. Philipp R., Stadtmaler 1586, + 1598. —
ein Sohn Hans Philipp R., geb. 1569, malt bie Ratsherren; deffen Bruber Joh.
Sebaſtian R., 1581—1632, Porträt: und Hiftorienmaler.— Hans Jakob R., Stabtmaler
1606. — Zebafttan R. 1676. — Hans Ulrih R. 1678.
Rohrer, Hans, in Biberach. — [Rath. Spitalt. Biberach: gemalte Tafel mit
Berſen, 1577, vergl. Rlauflügel.]
Sterneder, Malerfamilie in Ravensburg; Dttmar St. 1562; Hans St. 1565.
— Auf einem Lefefehler beruht wohl der Name Stranger, Othmar, aus Ravensburg,
in Heiligenberg 1570,
Tizian (14772—1576). — ſal. Weingarten: Marienbilb, Tizian zu:
gefhrieben, Geſchenk des Fürftabtes von St. Gallen an Bucelin.]
Beronefe, Baolo (1528—1588). — K. Niebhaufen ON, Saulgau B.: Ans
betung ber Heil. 8 Könige, treffliche Nachbildung.
Weib, Künfllerfamilic in Ravensburg. David W. von Memmingen, Bürger in
Ravensburg 1572, Iebte nod 1691. — Abfalon W. 1614. — Jakob W. 1680.
Widmann, Johann, in Um, 1550. Bi.
42 Pjeifier
Il. Im 17. Zahrtandert.
1 GSpätrenaifiance bis 1650.
Acelin, Adam. — [R1R. Ochfenhaufen 1620 f. ausgemalt.]
Benfo Penfo), Ginlio, Waler= Argiteft in Genua (16011668), für
Weingarten thätig 1644—1638, wo er noch 24 Büber an Bucelin nad Felbfird,
fanbte. — KLR. Weingarten DA. Ravensburg, HAB. Heilige Dreifaltigkeit
und Raria mit Kirhenpatronen, 1629 (1500 fl.); [AB. „das große Blut“;
AB. Kreuzigung Ebrifti (1000 fl.); [AB. Unfere liebe Frau]; AB. Benebift und
Scholaſtika vor ber Madonna; AB. Jakobi Enthauptung, 1633; AB. Auf-⸗
findung des Leichnams bes heiligen Gebaftian, 1683 (700 fl.); [B. St. Beter umb
Banl]; B. Et. Stephan aus ber Synagoge veritoßen; B. Steinigung bes heiligen
Stephanus, „Ichtes Bild von Benfo“, bis 1695 in der Prioratsfirhe St. Johann zu
Felbfirh. In ber Sakriſtei B. Gt. Benedikt bie bL Wegzehrung empfangend. [Im
der Privattapelle des Abtes AB| St. Benebift.] Endlich Idealbildniſſe einiger der
älteften Äbte von Weingarten, 5. B. St. Alto.
Bloemaart, Abraham, in Utrcht (1565—1858). — [al. Weingarten ®.:
„Imago dueis Albani*.)
„Bodol, Gafpar, englifher Hofmaler“ (nad) Bucelin). — [R1. Weingarten:
2 Meine Tafelbilber.]
Brügel, Hans Ludwig, in Ulm, erſte Hälfte des 17. Jahrhunderts. — [Sands
f&aften, u. a. in Ottobeuren.]
De Bay f. u.
Domenichino Zampieri (1581—1641). — K. Untereffenbori DA. Waldjee,
AB. Kommunion bes heiligen Hieronymus, Kopie des Bilbes im Batifan. — Bein-
garten, Gakriftel: Nachahmung besfelben Gemaldes.
Dyd, Anton van (1899-1641). — [Brioratst. St. Johann in Felbkirch B.
Bieta nebft 2 Engeln, Geſchenk des Markgrafen Ferdinand Mar von Baden,
mit beffen Wappen, 1695 nad) Weingarten gebracht, verfhollen. („Rreuzabnahme” ober)
Beweinung am Kreuz, 1658 in Regensburg von Bucelin erworben, auf 1000 Rthir.
geſchãtzt, no 1857 in Weingarten, feither verſchwunden !]
Gaupp, Hans, „Maler“ in Biberach, } 1631.
Groß, Hans, in Ravensburg. — K. Berg OA. Ravensburg 5 AL, unb anberes,
1801-1630 (Lupberger).
Häberlin, Leonhard, in Ulm, feit 1648 in Nürnberg (Stabtmaler), Wn.
Häbih, Rubolf, Glasmaler und Porträtift in Um, Anfang des 17. Zahrhunberts.
Seinen Sohn und Enter f. u.
Heldenfinger, Hans, Bürger in Ulm 1599, + 1612. — Hans Konrad H., in Um,
+ 1621. ®n.
Jüngling, Johannes, aus Tirol, + im RI. Zwiefalten. — [RI.R. Zwiefalten
DA. Münfingen, 98. 1638; Bilbniffe von Ähten.]
KRager, Mathias, geb. Münden 1566, + Augeburg 1634. — [RI.R. Zwier
falten, HAB. Marti Himmelfahrt, 1614, u. a. m.; DF. und Wi, 1628.) —
Marchthal B. Ehrifti Geburt, B. Anbetung ber Weiſen: „ſollen Kagernſcher Ias
vention fein.“ — Münden, Landshut u. |. w. — Felbkirch.
Zanfranco, Giovanni (1581—1647), Schüler ber Caracci. — Prioratel.
Feldtitch, BB. Et. Kosmas, St. Damian, geſchenkt vom Baron von Kirchberg; 1696
nad; Weingarten.)
Tre Malerei ber Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 43
Mald, VBincenz, aus Gambray, Schüler von Rubens, bann in Genua,
+ Rom um 1660. — Frioratef. ©t. Johann in gelbfirh, HAB. Madonna mit
Johannes d. €, 1650 (9), feit 1695 K. Weingarten.
Maurer, Leonhard, in Ulm, Bürger 1562. Wn.
Mayer, Anton, in Um, 1618. ®n.
Mayer, Jörg, in Geislingen. — Stadtf. Geislingen A. Heil. Abendmahl, 1620.
Meuffen, Dietrich, in Feldkirch. — Pf. Biberad a. R., Pflummernfhe Kap.
AP. St. Michael, 1621.
Miefer, David, in Maveneburg, + 1635. — [Bemalung bes Blaferturms in R.
1619.) — Markungsbild von R. 1625. — Salomo M., 1686. — Johannes M., 1879.
Mol, Balthaſar (kath.), „Maler“ in Biberach, } 1628.
Momper, „Rafpar, in Antwerpen“, wohl = Jodokus Momper (1559-1634).
— Prioratef, Feldfich 5 BB., Landſchaften mit St. Gallus (Geſchent des Grafen
Lamberg), Virmin, Ottmar, Magnus, Gerold (in Regensburg 1658 vom Herzog dor
Neuburg gefcenkt), 1695 in Weingarten]
Bepin, „Joh. David“, wohl = Martin Bepyn in Antwerpen (1575—1643),
in Rom gebildet. — ſPrioratst. Feldtirch 8. Chriitus am Kreuz zwiſchen ben
Schächern, Geſchenk des Grafen de Launay an Bucelin, 1895 in Weingarten]
Rauch, Joh. Andreas, Bürger zu Wangen i. X. — Wangen, Altertimerfamms
kung: Lambtafel ber Reicheſtadt W. 1617. — Weingarten, Rameralamt B.: Weißenau
und Ravensburg, 1622. — Schloß Trauchburg: B. Anficht der Waldburg, 1625 (vgl.
Bafilius Mayer).
Reiner, Hans. — [Malerei in der K. St. Martin zu Mensen, 1623]
Rembold, Johannes, in Um, um 1618. Wn.
Rent, Guido (15761642). — [Prioratst. geldkirch B. Chriſtus am Öfberg,
Geſchenk vom Grafen Abensberg und Traum.) Ebenda Kindermord, Kopie, jet im
Weingarten, vgl. Schwerbter.
NRottenhammer, Johann, geb. Münden 1564, + Augsburg 1628, in
Venedig und Rom ausgebildet. — Ulmer Münfter B. Geburt Ehrifti.
Rubens, Peter Baul (1577-1640). — [RI. Weingarten B. „Pictura“.)
Schaller, Georg Ludwig, Stabtmaler in Ulm, + 1616. — Sein Sohn Georg
Ludwig Sqh. [malt 1625 die Uhrtafel am Rathaus).
Sheffolt, Hans, in Altdorf. — [R. Berg ON. Ravensburg: Malereien 1621.}
Seydler, Lukas, Path. Stadtrechner und Maler in Biberach, + 1630.
Steinmüller, Ehriftian, aus Augsburg, Schüler von Hans Krumper in
Münden, bann in Rom, Augsburg, Wien, + um 1660. — KR. Weißenau
DA. Ravensburg, HAB. Abſchied (und Lob) ber Mpoftelfürften (1629).
Strauß, Kaſpar, aus Augsburg. — [KI.R. Zmwiefalten ON. Münfingen AB.
7 Freuden Mariä, 1628.)
Zoia, Alerander, Maler, erhält 1607 das Bürgerrecht in Biberad, + bafelbft 1639.
B. Barodzeitalter 1650-1700.
Abt, Veter, „Maler von Munderkingen“, Bürger in Biberach 1861.
Amol, Jonas, Bürger in Ulm 1640, + 1669. Rorträt, Hiflorie. — Sein
Sohn Joſeph A. + 1671. Porträt. — Meldior U. 1698. — Jonas 9. 1711.
Artols, Jacques d', in Brüffel (1613—1665). — [Rleine Landſchaft in Wein
garten.]
44 Bieiffer
Afper, Andreas, in Konflanz Enkel bes befannten Hans A. in Zürich (F 1571),
deſſen Son Hans A. 1614 iu Komflanz Bürger geworden war. — [Weingarter
Prioratot. zu St. Johann in Feldfirh: Malereien an ber Holgdede des Ehors, um
1660; ferner {testen an ber Faſſade des Turms. — Nah Sauter aud Malereien im
Refeftorhum zu Weingarten]
Bauhof, Heinrich, in Ulm, 17.18. Jahrhundert. Wu.
Bayer, Joh. Michael, in Ulm. — [Gemälde in der Kirche zu Abel DA. Um,
um 1890, zerfört 1704.]
Beich, Daniel, von Wien, 1669 Bürger Ravensburg, felt 1675 Münden. —
¶ Prioratet St. Johann zu Felbfich: B. St. Arbogaft In einer Landſchaft fpäter im
RI. Weingarten.) Sein Sohn:
Beid, Joachim Franz f. u.
Beiſchlag Johannes, von Aitrach, Laienbruder in Weingarten (1616— 1680),
angeblih Schüler von Schönfelt.
Benſo ſ. o.
Bloemaart ſ. o.
Bod (Pod), Tobias, aus Konſtanz, kaiſerl. Maler in Wien, ca. 1640 —16768. —
TPrioratst. St. Johann in Feldfich B. St. Zacharias, fpäter im MI. Weingarten.)
Bobemer, Coriſtoph, in Feldkirch um 1660. — [Bemafte Holgdede in der Bor-
Halle von St. Johann zu F.]
Bucelin, Gabriel, aus Dießenhofen, Konventuale in Weingarten, Prior in
Feldkirch (1599-1681), Hat in feinen Manuffeipten zahlreiche farbige Zeichnungen
Sinterlaffen (Bitbniffe, Brofpekte, Wappen u. a).
Erayer, Kafpar de, geb. Antwerpen 1584, + Brüffel 1669. — Stifter.
Bolfegg DA. Waldfee HAB. Krönung Mariä mit Heiligen, 1880. — R.
Untereffendori ON. Waldfee HAB. Krönung Mariä mit Heiligen, 1669.
— [Brioratsf. Zelbfirh AB. St. Benetift vor Maria, fpäter in Weingarten.]
Gampano, Giovanni Giacomo, wohl ibentifdh mit bem von Weyermann genannten,
„guten Maler und Zeichner Gampanıs“ in Ulm, um bie Mitte bes 17. Jahrhunderts. —
[Prioratst. Feldtirch BB. Johannes d. T., Johannes Evang., St. Benebilt in Monte
Saffıno, 1695 nad) Weingarten gebracht.] — Abbildungen in dem Werk über Furtenbachs
Kunftfammer in Ulm (1668), geftocden von Matthäus Rembold.
Campanus, Mathias, in Ulm. — K. Nerenftetten OA. Ulm AB. 1662 (tenov. 1773).
Campen, Xafob van (f 1657), Malerbilettant und Argiteft in Amfterdam. —
[Nach Bergmann Gemälde von ihm in Feldkirch, Geſchent an P. Bucelin.]
De Bay, Johann (wohl ein Sohn von Hans Depay, f. o.), geb. Ried-
fingen a. D. 1609, Kabinettsmaler bes Kurfürften von Bayern, F Münden 1660. —
Kapuzinerf,, jept Spitalf. Rieblingen HAB. St. Sebaflian. — Münden.
Landshut. Wafferburg.
Defom, Karl, von Weingarten. — [Na P. Bed. K. Aulendorf, Malerei, 1658.)
Diepenbef, Abraham, aus Herzogenbufh (1607—1675), Schüler von
Rubens. — K. Tiefenbah DA, Riedlingen B. beil. Sebaftian.
Dieterlin, Petrus. — K. Holzfirh ON. Ulm 8. Züngftes Gericht, 1663.
Eberhard, Sebaftian, In Konftanz. — [K. Aulendorf: Roſenkranzbild 1651.) —
Feldtirch.
Etſchmann, Paul, in Wiblingen, 17. Jahrhundert. — Kl. Wettenhauſen bei
Günzburg DF., um 1690.
Eyßle, Joh. Otto, von Meersburg, Vergolder in Marchthal, + 1696 (Birkler).
Die Malerei der Nadjrenaiffance in Oberſchwaben. 45
Fuchsloch, Johann, von Hayingen, in Morchthal 1698; Zwiefalten 1709 (wohl
nur Faßmaler).
Safer, Franz Anton, in Altdorf. — R. Berg DM, Ravensburg AB.
St. Yofeph u. a. 16991702.
Geyer(?), Anton, aus Walbfee, Fapmaler in Kißlegg 1699.
Sinner (Krinner), Bruno, Konventuale in Ochfenhanfen, F 1696. — [RI. Ochſen ⸗
Haufen 8. Heiliger Sebaflian 1681.)
Hafner, Johann. — K. Berg OA. Ravensburg A. B. Abendmahl, 1689.
Heiß, Johannes, geb. Memmingen 1640, F Augsburg 1704, Schüler von
H. Schönfeldt und I. Sigelbein. — [RI. Ochſenhauſen BB. Mariä Verkündigung
1672, Heilige brei Könige 1678, Joſeph und Jeſus 1674, Joachim und Anna 1675,
Mater dolorofa 1676 & 15 fl., ald Geſchenke des Konvents an ben Abt Balthafar.
Ebenda (na Lipoweky) B.: Kreuzabnahme.) Ebenda tm alten Kapitelfaal(?) 10 BB.,
Geheimniſſe des Leidens Chriſti, Fopiert für den Kapitelfanl in Ottobeuren 1798 f,
von Arbogaft Thalheimer. — K. Steinhauſen a. Rottum AB. St. Joſeph, 1672, feit
1792 in ber K. Mittelbuh ON. Biberach. — Kl.K. Weißenau OA. Ravensburg.
AB. Beweinung am Kreuz 1682; ſeit 1844 in der Wengenfirhe Ulm. — Kl.K., jeht
fath. Bl. Jany OA. Wangen HAB. Kreuzigungsgruppe, 1690 (). —
Kl. K., jeht PER Roth DON. Leutfich HAB, Chriſti Geburt, 1694 (800 fl.);
AB. Geißelung Chriſti; AB. Dornenkrönung; [AB. Kreuzabnahme.) Ebenda Runbbild:
Heilige Familie. — Ki.k., jeht BL. Obermaräthal DA. Ehingen HAB. Ma-
donna nebft Kirhenpatronen, 1696 (800 fl.). — K. Unterbalzheim OA. Laupheim
AB. — Augsburg: Altarblätter in St. Anna, Barfüßerk, Dominikaner, Karmeliterk.,
eo. Heil. Kreuzt., St. Moriz, ev. St. Ulrich u. |. w. — Neuflabt a. D. — Regensburg.
Helbling, Rupert, Konventuale in Zwiefalten, Ende 17. Jahrhunderts, „Maler
unb Ariteft”. — [Benebiftusbilber nad) Chriftoph Storer.]
Hofhert, Johann (fath.), in Ulm, 17. Jahrhundert.
Hoogfraten, Samuel van, aus Vordrecht (1627—1678), Schüler von
Rembrandt. — Prioratsf. St. Johann in Felbfirh v. St. Benedikt ficht bie
Belt in einer Kugel Geſchenk des F. f. Hofmarſchalls Grafen v. Starhemberg),
jebt 8. Weingarten. — Bergl. Rofenbael.
Kebler (Keſſel), Stephan, geb. Wien 1622, in Briren feit 1645, F 1700. —
[RT. Weingarten 8. Marik Himmelfahrt; B. zwei Engel]
Kienfen, Marr Ludwig, Porträtift, in Ulm (1688-1704). Br.
Rrappid, Joh. Georg, In Augeburg (16871704), Schüler von I. Heiß. —
. Dbermachthal AB. Heilige Dreieinigkeit, 1696 (180 fl.).
Kummer, Sirt, Stabtmaler Ulm, um 1660. Porträts. — Bartholomäus K.
malt 1684 bie „Vorkirche“ in Blaubeuren.
Lehlen (Löhlen), Matthäus, in Gelslingen. — K. Geislingen, Malereien, 1682.
— 8. Unterböfringen OU, Geislingen BB. 4 Propheten, 4 Evangefiften, 12 Apoftel,
Mofes, EHriftus am Kreuz, Luther, 1706. Wr. — K. Stötten DA. Geislingen ®.
Abendmahl, 1735.
Lind, Johann, von Leoben, thätig Im Kloſter Abmont in Steiermarf. — [RT.
Weingarten 8. ©t. Euſebius Scotus, B. St. Fribolin.)
ER, Georg Nikolaus, von Ulm, in Stuttgart 1653—72.
Mald ſ. o.
Mathauß, Jakob, und fein Sohn Hans M,, in Um, 17. Jahrhundert.
Mayer, Kontod, in Ulm, um 1859. rn.
46 Bfeiffer
Mayer, Johann, Maler. — Anfiht von Kißlegg gezeichnet 1699 (geflohen ven
®. Ph. Kilian).
Müller, Franz Xaver, von Markdorf. — [R. Berg ON. Ravensburg „Täter
‚gemalt 1686*.]
Bay, ſ. De Pay.
Philipp, Michael, in Ulm um 1673. Porträt und Hiſtorie. — Urad) 1659. —
Heilbronn 1670. — Sein gleichnamiger Son, in Um geb. 1680, + 1690.
Rieger, Anton, Laienbruder aus Weißenau, malt 1659 f. für die Eiftercienfer:
abtei Kaiferaheim.
Niccio, Giovanni (Pietro?) Paolo, aus Eomo, Hofmaler des Herzoge von
Savoyen in Turin, lebte noch 1883. — [Kl. Weingarten B.: Madonna mit Gt. Bene
ditt, Geſchenk des Barons v. Salis.]
Rofendael, Nikolaus, Niederländer (F 1686). — Landſchaftlichet Hintergrund
in Hoogfratene Bilb in Weingarten, ſ. o.
S. » & D. — K. Aulenborf DA, Waldfee Has. Madonna
mit8 Heiligen, "1657 (vergl. Schultheiß).
Sanbrart, Joachim d., geb. Frankfurt a. M. 1606, + Nürnberg 1688. —
TBrioratsf. Feldfich B. St. Petrus weinend, feit 1695 in Weingarten.)
Sceifelin, Leonhard, in Ulm 1675. Wn.
Schmidle, Humbert, Konventuale in Weingarten, + 1692.
Schönfelbdt, Joh. Heinrich, geb. Biberach a. R. 1609, + Augsburg 1675,
Schüler von Joh. Sichelbein in Memmingen, fpäter in Rom. — [Prioratef. Feldlirch
2.: St. Anna mit Marla, feit 1695 in Weingarten.) — RI, iept Pit. Odfen«
Haufen HAB. Krönung Marlä nebft Heiligen, 1868. — [Rl. Schuffenrie
u. a. B. Tod bes heiligen Norbert, 1688.) — Altarblätter in Augsburg: Dom,
St. Anna, Barfüßerf,, Dominilanerf., St. Johann, ev. Heiligfreugl., St. Salvator. —
Nördlingen. — Villingen. — Münden, Ingolftabt, Straubing, Eihftädt; Bamberg, Barız,
Bürzburg. — Salzburg, Innebrud, Brigen. — Rom.
Schultheiß, Hans, Bürger in Wurzach, + 1658. — K. Aulenborf Kunftmalers
arbeit, wofür 25. Februar 1659 der Witwe 100 fl. bezahlt werben (P. Bed).
Schule)ch, Andreas, Stabtmaler Ulm, Porträtift, um 1660.
Schmwerbter, Rudolf, aus Baben Im Yargau. — Prioratsf. Feldlirch B. Heros
diſcher Kinbermorb nah ©. Reni, 1656 in Bologna fopiert, feit 1695 in Weingarten.
Selzlin (Sätzlin), Johann, in Um um 1650 (@n.), wohl flatt Stöfzlin, ſ. d.
Sigelbein, Malerfami!te in Memmingen, aud Ravensburg und Wangen tm
Allgau. Stammvater Kaſpar ©. aus Augsburg, feit 1581 in Memmingen, + 1621;
‚arbeitete hauptfächlich für Ottobeuren. Söhne: Joh. Konrab und Joh. Friebrid,
der Lehrer von Schönfeldt und Heiß. Des Iepteren Sohn:
Sichelbein, Johann Friedrich d. J, geb. Memmingen 1648, + 1719.
— ſKl.K. Roth DA. Leutfich AB. Geheimniffe des Roſenkranzes.) — Für KL. Ochſen⸗-
Haufen AB. im Schloß Hersberg am Bobenfee, 1696. — Memmingen: St. Martin,
Brauenfiche u. f.w.; Ottobeuren, Burheim. — St. Betersburg. — Nicht mit ihm zu vers
wechſeln Joh. Friedtich S. in Memmingen, 1855—1726. *
Sichelbein, Tobias (?), Bürger in Ravensburg 1660. — [Rathaus Wangen im
Algku AB. Jungſtes Gericht, 1649.)
Sichelbein, Judas Thabbäus, in Wangen (zugleich Altarbauer?) — Rt. Kißleag
DA. Wangen: Malereien um 528 jl., 1788. — Sädingen 1724. — Ottobeuren 17%.
Spedt, Lot, geb. Raveneburg 1641, im inneren Rat 1686.
Die Malerei der Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 47
Stauber, Joh. Jakob, von Ochſenhauſen, fpäter In Konftanz. — [Kl. Ochſen⸗
Haufen BB. St. Bitus 1677, St. Innocenz 2c 1878, St. Marla vom Berge Karmel
1680, vom Konvent dem Abt verehrt.) — [KLR. Marchthal.]) — Ottobeuren 1721. —
Wohl fein Sohn:
Stauber, (Jakob) Karl, biſchöflicher Hofmaler in Konſtanz. — K. Obermarchthal
AB. Predigt Johannis d. T., 1691; AB. St. Agatha (150 fl.); AB. St. Sebaftian
(150 fl). — 8. Ochſenhauſen AB. St. Sehaftian 1690; AB. Mariä Himmelfahrt,
fpäter nad Ringſchnait verſetzt. — K. Weißenau DSB. im Langhaus, 1719. —
Konftanz, Salem, Überlingen. — Donauwörth 1721, Ottobeuren 1728 f. — Weffobrunn
1720, Bielenhofen bei Regensburg. — Münferlingen im Thurgau 1719, Muri im
Wargau 1748, Einfiebeln.
Steinmüller ſ. o.
Stöfzlin, Johann, aus Giengen a. Brenz, Bürger und Stabtmaler in Ulm
(auch Kupferſtecher). — [Vft. Giengen WF. Jüngftes Geriht, 1669; ebenda B.
Plünberung von Giengen 1634]; ebenda AB, 1659. — K. Kuchen DA. Geislingen
A». 1669.
Storer, Johann Epriftoph, aus einer Konſtanzer Malerfamilie (Großvater
Lufas St., Bater Joh. Georg St.), geb. Konftanz 1611, + daſ. 1671. Schüler von
Ercole PBrocaccint d. I. in Mailand, — Prioratst. Feldkirch B. Martyrium bes heiligen
Laurentius; [B. St. Martiafie), feit 1695 in Weingarten, K. Weingarten 8. St. Bene,
bift in der Glorie (von Benfo?); in ber Gafriftei B. Johannes an ber Bruft des
Herrn. — (Kl. Zwiefalten, Grabfap. Bilder aus ber Geſchichte bes Heiligen Benedikt
an Alter und Wänden, 1661.) — Altarblätter in Konftanz: [Dom], Auguftinerk,,
Kapuzinerk,, St. Stephan; Petershaufen bezw. Kreuzlingen, Meersburg. — Augsburg
im Dom; Ottobeuren 1670, Kempten. — Münden, Lanbehut, Eichſtädt, Würzburg. —
Felbfirh. — Murl 1659, Marta Einfiebeln. — Mailand: St. Marla preffo Eelfo u. ſ. w.
Stürmer, Hans, von Ulm. — K. Neenftetten OA. Ulm AB. Abendmahl,
1652. — 8. Steinenfird OM. Geislingen B. Abendmahl. (Bon ihm vieleicht
auch gemalte Holzepitavhien in ber K. Amftetten 1621, 1628).
um, Franz, von Felbfirh. — Prioratet. St. Johann, Feldkirch, Malerei an
der Holgbede im Schiff. — [Nah Sauter: Gemälde im Refeftorium zu Weingarten.]
Vogel, Andreas. — Obermarchthal, Prozeſſionsbild mit Anſicht bes KL. 1661.
Weigi, Joh. Chriftoph, Bürger und Maler, Ravensburg. — Von ihm wohl
Zeichnung: Das Hl. Blut von Weißenau, geflohen von 3. U. Kraus in Augsburg.
BIN, Paul, aus Ehur, zeichnet 1650 das Rathaus in Ulm für ben Rat.
Zepender, Matthäus, aus Mergentheim, + in Innebrud. — K. Dangens
dorf DOM. Rieblingen AB. Heiliger Joſeph und Chriſttind, 1681. — K. unterwachingen
DA. Riedlingen AB. St. Nikolaus, 1687 (150 fl). — Kl.K. Obermarchthal
8. Triumph bes Heiligen Norbertus, 1692 (150 fl.); AB. Rofenfranzbild, 1692
150 N); AB. St. Tiberius in der Tortur, 1692 (150 fl.), jeht In ber VDorfkirche. —
BE. Munberfingen DOM. Ehingen HAB. Himmelsfönigin, 169. — KR. Roth
DA, Leutfich 2 AB. auf Kupfer. [AB. Transfiguration, 1694 (175 fl), fam 1784
in bie K. Bertheim, 1785 verbrannt.) — Stifter. Ellwangen 4 B, 1685. — Dominis
tanert. Mergentheim AB. 1684, jegt in der Deuticordenst. — Kl. Habsthal in Hohen
zollern, 1698. — Überlingen, Franzistanerft. — [Bildftein und] Bezau in Vorarlberg. —
Wohl fein Bruder:
Zehender, Philipp (Alb.). — KL.s. Obermarchthal AB. Fiſchpredigt des Heiligen
Antonius, 1690 (150 fl). — Schlopfapelle Achberg in Hohenzollern, 1700.
48 PBieiffer
Zeiter, Bau, „Bater ber neueren Aunit in Tirol“, in Reutte (1658 bis ca. 1756,
ausgebilbet in Rem bei Galabreje. — 2. Röthenbach DM. Haldfee B. St. Huma, 1688.
— Reutte. — Füffen. — Seine Söhne Job. Jakob 3. und Franz Anton 3, j.u
II. 3m 18. Jafrfundert.
1 Syäthared 1700-1780.
Amigoni, Jacopo f. o.
Afam, Kosmas Damian, geb. Benebiftbeuren 1686, 4 Münden 173, =
Rom gebildet. — R. Weingarten DFJF. 1718 (6000 fl) — Münden, Ecleiggem,
Freifing, Fürftenfelb, Ingolftadt, Regensburg. Weltenburg, Aldersbach, Oſterhofen mL m.
— Mannheim; Bruchſal. — Einfiedeln. — Innebrud. — Prag.
Barth, Karl (nach Birkler in Marchthal um 1700), wohl nur Fapmaler.
Bei, Franz Joachim, geb. Ravensburg 1665, ſtudiert in Ztalien, + ie
Münden 1748, Landſchaſtemaler. — Schloß Zeil OA. Leutfirh B. Landſcheft mit
Tobias und dem Engel, 1690. — Galerien Augsburg, Stuttgart, Münden, Edit
Heim u. |. w. (In Schleißheim fein Bildnis in DI von Georg de Marsch. ah
3. ©. Bergmüller hat ihn gemalt.)
Bergmayer, Johann, in Biberach (wohl nicht ibentifh mit bem orträtifien
Johann B. um 1750 in Augsburg). — Im fath. Pfarrhaus Biberah: Ausgiekung bet
Heil. Geiftes 1713, Johann von Nepomut 1730.— [R. Scuffenrieb: Arbeiten, 176]
. Steinhauſen bei Schufjenried BB. „zum heil. Grab“, 1730.
Bergmüller, Joh. Georg, geb. Turtheim 1688, Schüler von A. Wolf =
Münden und C. Maratta in Rom, Afabemiedireftor, biſchöfl. Kabinettomalet in
Augsburg, + bafelbft 1762, — Kollegiumst., jegt Konviftef, Ehingen, B. Hinſcheiden
Mariä, 1716 (900 fl.). — Piarıt. Biberach a, R. HAB. Mariä Aufnahme in ben
Himmel, 1720 (9). — R. Ocdfenhaufen 10 DIS. im Hauptihifi, 178 i.;
AB. St. Anton 1718 (175 fl); [AB. St. Johannes Ev., 1742]; im Klofer DI. des
großen Treppenbaufes, 1743; in ber Prälatur B. St. Benedikt und Totila, 1745. —
8. Ihannheim OA. Leuttirch HAB. St. Martin, 1716 (600 fl. — Sälest
Dberjulmetingen DA. Biberach HAB. Berfuhung bes heil. Benebift, 1726, AB.
St. Ulih, AB. Mariahilf. — K. Bellamont OA. Biberah: B. — [R. Umme
borf DW. Biberach HAB., 1787 (600 fl); im Schloß Ummendorf 6 Jagbftüde. —
R. Erbach DA. Ehingen AB. Anbetung ber Könige, 1761, AB. Beweinung am Kreuz,
„aetatis suae 74, 1761“. — K. Thannhaufen DW. Ellwangen HAB. St. Lutkas als
Maler der Madonna, 1717. — Schöneberg: Kapelle bei Ellwangen B. bie 15 Ge
heimniſſe des Roſenkranzes (jegt im Seminar). — Stuttgart am Ständehaus BFö,
1745 (dazu 12 Handzeihnungen im Kupferfiicfabinett). — Zeichnungen zu zwei vom
3. A. Friedrich geſtochenen Anfihten des Kl. Weingarten; Thefentafel mit Widmung
an ben Abt von Weingarten 1749 (Stid) von Rlauber). — Augsburg, Dillingen, Donau
wörth, Ottobeuren, Thannhaufen a. Mindel. — Landsberg, Wies bei Steingaben,
Fürftenfeld, Dieken, Ingolſtadt, Eichſtätt, Landehut, Regensburg, Straubing, Vaſſan.
Mdersbad. — Salzburg. — Tirol. — Konflanz. — Maria Cinjiebeln. — Bergmüller
malte auch Bildniſſe, 3. B. Joh. Elias Riedinger, geft. von Joh. Jakob Halb.
Blum, Friebrich (nach Birkler), in Marchthai um 1700 (vohl nur Fapmaler).
Braun, Joh. Georg, aus Neſſelwang. — [Kl. Roth DA. Leutfich: Refektoriun
ausgemalt 1722.]
Bronnenmeyer, Franz Anton. — Kirche Langenargen HAB. Kreuzabnahme 1724.
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberfhwaben. 49
Dambacher, Anton, von Hohen-Baldern, 1791 in Tettnang (wohl nur Faßmaler).
Denzel, Hans und Daniel, Brüder, Maler in Ulm (na Füßli).
Falch, Friebrih, Maler in Biberach, 1721.
Feh, Michael. — K. Illerbachen DA. Leutlich: bemalte Holzbede 1707.
Feiätmayer, Joh. Michael, „aus Schongau“, geb. Weſſobrunn 1660,
+ 1713 as bifhöfl. Hofmaler in Konftanz. — Prioratst. Hofen DBB., 1701;
[A BL. im Frauenaltar (Kopie nach van Dyd, 250 fl.), 1702; Jofephsaltar (250 fi.),
Andreas (160), BB. in der Bibliotfet u. f. w.]. — Bon ihm wohl in ber Pf. Ries
Lingen a. D. das ehemalige HAB. Mariä Himmelfahrt, 1718 (9).
Focheher (Bochezer), Joh. Georg, Maler aus Kißlegg (nah P. Bed).
Fuchs, Kafpar, von Saulgau. — Pfl. Saulgau, Gemälde. — Kloſterk. jept
Bft. Heiligfreugtgal OU. Riedlingen AB. St. Stephan, 1699. — X. Obermargthal,
Satriflei: AB. St. Auguflin und das Kind, — KR. Gießen OR. Saulgau FF. an
den Ehorbrüftungen, 1729. — Kloſterwald.
Gerber, Franz Jeſeph, aus Munderfingen. — Frauenbergkapelle bei M., O4.
hingen DJ. 1722. — Bon ihm wohl in Obermarchthal BL. von 10 Prämonftratenfern
nad Birffer, der nod einen Joh. Martin Gerber nennt.
Glũuͤcher (Glyaher), Joh. Georg, aus Rottweil, — Montfortfces Votlobilb
aus bem Kapuzinerfl. Sangenargen, 1698, war in ber Sammlung bes verſt. Hofrats
Mol zu Tettnang. — R. Oberftadion OM. Ehingen 8. 1741 (N. — [R. Deißlingen
DA. Rottweil DF., 1728 bis zum Neubau 1882.) — Zelchnungen für Kt. Zwiefalten:
Arcus Triumphalis, geflogen 1689; Tleine Anficht bes KL, Stich von J. ulrich
Kraus (1698).
Gmeinder, in Ravensburg um 1780.
Greyfing, Leopold, ans Überlingen, „Ordinari-Maler“ bes Kl. Weingarten
um 1727, reſiauriert Benfos Gemälde. — R. Weingarten ABB. Johannes an der
Bruft CEbriſti, Auferftehung Chriftt.
Grotz (Groß), Joh. Baptift, in Walbfee, 1713 Faßmaler in Weißenau.
Haffe, A. W. — Pit. Laupheim DF., 1780.
Hebich (Häbic), Chriſtoph, in Um, Sohn von Joh. Rudolf H. (f. o.) —
E. Bernſtadt OA. Um ABB. Abendmahl, Kreuzigung (80 fl.), um 1707. — Sein Sohn
Job. Rubolf H. (1688—1722), Maler und Kupferſtecher.
‚Hennenberger ſ. o.
Hillebrandt, Joſeph, aus Rottweil. — Prioratsf. Hofen DSB. um 1702;
[as. S. Sebaſtian. Kopie nad Benſos Bild in Weingarten.]
Kuen, Joh. Jakob und oh. Baptiſt, malen 1707 Paffionsbilder an bie Hole
bede der K. Illerbachen DA. Leutkirch.
Maulpertf, Anton, malt im Schloß Tettnang 1721. — Seinen Sohn f. u.
Mayer in Augsburg. — K. Heiligkreuzthal B. Verehrung bes Kreuzes, 1715.
Mayer, Bartholomäns d. K., + Ulm 1729, Zeichner und Maler. — Bartholo:
mäus M. b. 3, 1693—1767.
Naftold, Johannes (nad Virkler) in Marchthal um 1700 (wohl nur Fafmaler).
Raufh)müler, 8. — [RI. Zwiefalten BB. für bie Hausfapelle und Saftiftei 1712.)
Reich, Ehriftoph, in Ulm, Lehrer von I. Elias Ribinger, Hauptfäcdlich Borträtift.
— Bon ihm wahrfheinlih in der K. Lehr OA. Um AB. Abendmahl.
Rogg, Franz Anton, von Waldſee, Fapmaler in Marchthal 1782 (nach Birkler).
Roth, Joh. Gabriel. — Kißlegg OA. Wangen, in ber Kapelle des Wurzachſchen
Säloffes DI. 1726. — X. Weißenau OA, Raveneburg AB. St. Saturnin, ua (76);
Dertt. Bierteljaprö. f. Landedgefh. R.. XII.
50 Bieiffer
[AB. heil. Blut. Malereten im Kl. Paulus auf dem Areopag (200 fl.), Gaitmat:
bei Simon 1728 f.]
Rugenbas, Georg Philipp, geb. Augsburg 1666, } baf. 1742, Ierm
in Benebig und Rom, Maler und Kupferſtechet. — Sqhioß Mittelbiberad: greater
Thefenblatt in Schabfunft, Rubolf von Habsburg und ber Priefter 1727. — Gala
Stuttgart. — Augsburg.
Sauter, I. P. — Spitalf. Ehingen AB. St. Anna und Joachim. wm 1727.
Sing, Ioh. Kafpar, geb. Braunau 1651, furfürftl. Bayr. Hofmale.
+ Münden 1799. — 8. Säuffenrieb HAB. die Himmelsfönigin 1717.
— Augsburg, Kempten, Wertach, Staufen im Algiu. — Schleißheim, Jngoltait,
Eihftädt, Landshut, Straubing, Regeneburg, Altötting, Landau, Raunsbofen, Patez.
Amberg. — Einflebeln.
Gtattmüller, Boda, aus Ottobeuren, Konventuale in Weingarten (1699 —1770).
Maler und Tonkünftler. — Brofpelt von Weingarten 1723 (Zeihnung).
Stauber, Karl (f. 0).
Steidl (Steudel), Martin Meldior, von Innebrud, Schüler von A. Bali,
+ Münden 1726. — [Roleglumst. Ehingen B. Seltenöffnung Eprifti (600 f.), m
1715]. — Augsburg. — Münden, Eichſtätt, Regensburg, Straubing. — Ealjbınz
St. Florian.
Steingaufer, Chriſtian, Maler in Weingarten 1721 i.
Straßer, Fr. Zofepg. — K. Unterfulmetingen O. Biberach BB., um 1730 1.
Vogel, Franz Anton, von Mehrerau bei Bregenz, malt in der SPrioratst.
zu Hofen.
Waldmann, Kaſpar. — Franzisfanerf. jept Spitalf. Ehingen AB. Gott Bater.
das Kreuz und bas Jeſuskind nebft heiliger Sippe, 1709.
Weiß in Münden. — Kap. Eſchach bei Altmannshofen DA, Leutfich: AR.
St. Georg und Sebaftlan als Fürfpreger bei Jeſus, Maria und Jofepb, 1721.
Weller, J. Martin. — Kapitelfaal Obermarthal: Progeffionsbilb, 1710. —
Spital. Ehingen AB, St. Franzisfus mit dem Gingulum, Madonna, Papft und Kaffe,
1727, AB. „Ablöfung“, 1730.
Bizigman, 3. ©. — R. Langenargen. B. Tod des heil. Fibells.
Wolf, Jak. Andreas, ſ. o.
Zeller, Hans David von Ulm (1690-1729). Wn.
Zimmermann, Johannes, ſ. u.
B. Nofofogeitalter 1730-1770.
Anwanber, Johann, |. o.
Appiani, Glufeppe Ignazio, aus dem Mailändifen, um 1760 in
Meersburg, zulegt kurmainziſcher Hofmaler, + 1786. — Schloßk., jetzt Pit. Altehauſen
DA. Saulgau DI. Mariä Himmelfahrt, um 1750. — Obermardthal, Sommer
fpeifefaal 3 DSB. Triumph bes heil. Norbert, Opfer Melchiſedeks, Joſua und
Kaleb, 1750 ff. — Meersburg. — Lindau. — Vierzehnheiligen. — Sagrbrüden, Mainz.
Amann, — Obermarchthal, Ortöfiche B. Jeſus am Öfberg, 1766.
Bergmüller ſ. o.
Bicpelmayer, Johann Georg und Matthäus, in Tettnang 1759 ff. (wohl nur
Raömaler).
Carlone, Carlo, geb. Scaria bei Como 1686, Schüler von Treviſani, eine
Zeit fang am mürttembergifcen Hof, + Como 1776. — R. Weingarten AB.
Die Malerei der Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 51
Kreuzabnahme (800 fl.), AB. Joſephs Tod, 1731. — Ludwigsburg. — Ansbad.
— Paſſau. — Innebrud, Linz, Lambach, Wien, Prag. — Breslau. — Scaria.
Chriſt, Joſeph, [. u.
Colomba, Job. Bapt. Innocenz, geb. Arogno im Kanton Teffin 1717,
+ 1798, Hoftheatermaler in Stuttgart, aud Akademieprofeſſor 18 Jahre lang bis
1768. — 8. Zwiefalten AB. St. Joſeph. — Stuttgart, Qubtwigeburg. — Franfs
furt, Mainz. — Turin.
Die, Franz Anton, in Jony. — Gottesaderfar. Jony TU. Wangen DI. 1754.
— Kollegiatl. Zeil OA. Leutfich DF. 1782. — (Im Schloß Tettnang 1758-1762
Hefchäftigt, zunächſt als Faßmaler.) — St. Gallen und Umgebung.
Diefenbrunner, Georg, geb. Mittenwald 1718, F Augsburg 1786. —
Klk., jest PL. Gutenzell DA. Biberah DFF., 1755 f. — Scheyern, Ettal u. a. O.
Ehrler, wohl identiſch mit Franz Anton Erler von Ottobeuren, Schüler von
Amigoni. — pft. Kißlegg:: Malereien für 488 fl., um 1788,
Enderle, Joh Baptiſt, geb. Söflingen bei Ulm 1725, fpäter in Donaus
wörth, + baf. 1798. — Ulm, Altertumsverein: 14 Kartons zu Plafondgemälden in
tath. Kirgen, 1769 2. — Auguftinerf. Oberndorf a. N. 3 Dig. 17761778 (800 f.);
[Orbenspeifige Im Kreuzgang.) — Donauwörth, Rauingen u. a, O. — Mainz.
Efperlin, Jofepb, geb. Degernau bei Ingoldingen DU. Waldfee 1707,
längere Zeit in Biberach und Bafel, + 1775, Schüler von Wegſcheider in Ried:
lingen und Treviſani in Rom. — K. Burgrieden ON. Laupheim B. St. Bernhard vor
dem Kreuz, 1741. — Pft. Biberah BB. im Schiff: die Apoftel; BB. aus bem NE,
im Chor, 1747 (9; im Schiff an der Brandenburgſchen Kapelle 8. das Wunder ber
Madonna von Steindah, um 1745. — Schloßkap. Mittelbiberah AB. heil.
Familie mit Johannes. — K. Scuffenried, Meine BB, 1745 f. — K. Stein:
hauſen bei Schufienrieb AI. Roſenkranzbild, 1746; AB. St. Joſephs Tob,
je 50 fl. — Pil. Scheer, DU. Saulgau DF. 1747; AB. Mariä Geburt, 1759.—
R. Guienzell OA, Biberad AB, Heil. Familie und Johannes, 1747 u, a. — Schloße
tap. Helligenberg HAB., 1765. — Donaueſchingen. — Bafel.
Forch(thner, Franz Xaver, von Dietenheim, + 1751. — RI. Ochſenhauſen,
Malereien. — Schloß Ummendorf ausgemalt. — K. Steinhaufen bei Schuffenried,
AB. Chriſti Auferftehung (21 fl.). — K. Muttensweiler OA. Biberach, DFF., 1751.
— Pfarrhof Cherharbzell DA. Walbfee ausgemalt. — Höfelhurft bei Krumbach DI.
1747. — Sein Bruber:
dorch(t)yner, Joh. Ehryfoftomus, F Dietenheim 1791. — K. Muttensweiler
HAB. Enthauptung Jafobus d. #.; AB. Geburt Chriſti, AB. Marter der Heil. Agatha.
Gabriel, Euftacus. — Schioßtap. Waldfee DJ. Kreusfindung, 1751.
Göoz, Gottfried Bernhard, geb, Wehlerad in Mähren 1708 (7), Schüler
von Bergmüller, Kabinettsmaler Karls VII, F Augsburg 1774, auch Kupferftecher
und Kunſthändler. — Kl. Weingarten, Aubienzjaal DF. das heil. Blut, 1742, —
RL. Schuffenried, Treppenhaus DF. St. Norbert empfängt das Ordensfieb, 1758, —
Salem, Neubirnau bei Überlingen. — Augsburg, Donauwörth, Schloß Leitheim bei
Raifersheim. — Ingolſtadt, Regensburg, Amberg. — Bilbniffe: Ralfer Karl VII. u. ſ. w.
— In Kupfer ſtach er u. a. einen von Conrab Müller gezeichneten Profpelt von
Marchthal (um 1770).
Grundler, Michael, „Maler“, Bürger in Biberach 1797.
Gügler — Lefefehler ſtatt Spiegler (f. d.).
Günther (Gindter), Matthäus, f. o.
32 Eösimiez
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haus Artebatien bes Irämentrateriererteet, 1756. Mari: Deinen —
x. Hibenbah CU Gaul::s AB. 1756. — K:bl am rem der Zul
weliegz WE. Berleitung &e6 Heienfranges, 1737 «7). — Kempten wur Dangehumg, Io
beuten, Eteinbah. — Tieken, Kefiekrum, Gr: — Eregen; Mebreram) Salbeı
— Erin Sohn franz Icterb F., geb. in Komsten. 1738, Ich 1786 nah Serie.
Ben bieiem wieleibt im ber RI, jedt Tarh. Pt. Jery HE. Tet vet Ki Fand
1%. Rerpler: „Jobaun H. )
Herir)monn, Franz Ludwia, „ach. im Wangen ie rim 1710° 2
%H. Ruppen), vor 1745 in Kenitanz, + bald 1791. — R. Zwirialıen MA ie
des heil. Benebift. — 8. Eeitingen CA. Tuttlingen DIE, 1759. — Krwüm; Über
lingen, St. Leter une St. Ulris auf bem Ehwarwalt. — Kremlingen, Masurr
Ittingen; Muri.
Hörmann von Guttenberg, Chriflenb Frietrich, aus Kaufbeuren, Zeihen,
Maler, Rupferfteher und Kupferbruder in Ulm um 1760. Bin
Holzhey, Hans Michael, aus dem Kemptiihen (wobl verwandt wit der
Ulmer Mebailleurjamilie Holzhey und mit Sebaitian Helzheh, Theatermaler in Bat
wigsburg 1754, württ. Kefmaler um 1790). — Kif. Jeny 25. 1757 (800 AL
KRafpar, Ich. Bapt., Maler in Wurzach ca. 1749—1765.
Kauflfimann, Joh. Zofevh, aus Schwarzenberg im Bregenzerwalt, + 1782 —
Dialereien für das Schloß zu Tettnang, 1758 f. — Seine berühmte Tochter, Angelifa
Kauffmann, fol damals Bildniſſe der Montfort gemalt haben, jept in der Emm
fung Moll, Gümwangen.
Klaujlügel, Joh. Martin, in Biberad. -— Pſt. Biberach: Renovation bes Bildet
von Hans Beinhauer (f. o.), 1747. — Spital Biberach: Kopie des Bildes ven
Hans Rohrer (1. o.), 1742.
Kohler, Joh. Kaſpar. — K. Oberftadion OA. Ehingen B. Anbetung ber Köniz,
1741. — [R. Kirhbierlingen OA. Ehingen DZ.) — Konflanz 1737 (nad) Ruppert).
Die Malerei der Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. 53
Kraus, Franz Anton, geb. Söflingen bei Ulm 1705, Schüler von Pla-
zetta in Venebig, bann in Frankreich u. ſ. w, F Einftebeln 1752. (Kein Werk in
Oberſchwaben.)
Kuen, Franz Martin, geb. Weißenhorn 1719, Schüler von Bergmüller,
dann in Ztalien, lebt in feiner Baterftabt, erhält 1771 einen Ruf nad; Prag, + unter»
wege in Lin; — Wengent, Um DFI. (1743-1754. — RI. Wiblingen, Biblio:
theffaal DE, 174. — R. Steinpaufen bei Schuffenried HUB. Trauer vor dem
leeren Kreuz (200 fl.). — K. Erbad DA. Ehingen Dig. 1768. — [Schloß Teit⸗
nang: Malerei im Tafeljimmer um 50 fl., 1758]. — Roggenburg, Illertiſſen, Krums
vach u. a. DO. Er malte auch Bilbniffe. — Sein Sohn, Leonharb R., Iebt feit 1797
eine Zeit fang in Ulm. — Sein Hauptſchüler war Kontad Huber (f. u.).
Laub, Toblas, aus Augsburg (16851761), Bilbnismaler in Ulm, auch Rupfer-
ſtecher. — Porträt ber Magdalena von Baldinger, aetatis 25, 1718, bei Hauptmann
Geiger in Neu-Ulm. — Porträt des Bürgermelftere Albrecht Harsdörffer (1687 bie
1738) in Um, 1714. Bol. Pfandzelt.
Maulbertfg. Anton Franz, geb. ald Sohn bes Malers Anton M. in
Langenargen 17%, Schüler ber Afademie au Wien, Mitglied berfelben 1760 bis
+ 1796. Öle und Freskomaler. (Nichts in Württemberg.)
Mauz, Hermann, von Radolfzell, Konventuale in Weingarten, + Zwiefalten
1761, „Maler und Acchitelt“.
Mauz von Biberach, arbeitet als Faßmaler in Schuffenrieb um 1755 (B. Rue).
Meertr)oth, Johannes, Maler in Ulm. — K. Beimerftetten DA. Um BB.
12 Apoftel, 1753. — K. Albed, DA. Ulm BB. 4 Evangeliften, 1770.
Mes(e)mer, Joh. Georg, geb. Wolfartoweiler 1715, lebt in Hohentengen und
Saulgau. — RI. Sähuffenried DF. Marli Verkündigung. — K. Weißenau ABB.
St. Michael 1767, St. Urſula 1767, Heil. Norbert 1768. — Deffen Sohn f. u.
Möldh, Joh. Adam, aus Rottenburg a. N., k. f. Atademiker, Hoffammermaler
von Tirol 1757. — 8. Nasgenftabt DOM. Ehingen DJ. 1741. — Günzburg.
Defele, Franz Ignaz, geb. Poſen 1721, Schüler von ©. B. Göz in Augsburg,
dann in Venedig und Rom, Kabinetismaler und Profeffor in Münden, + 1797. —
Bil. Scheer DA. Saulgau DI. im Chor wahrſcheinlich von ifm. — Selbſtbildnis in
Scleißheim.
Ow, Andreas Meinrad von, geb. Sigmaringen 1712, Hofmaler
daſelbſt ſchon um 1750, + 1792 (P. Bed). — K. Zwiefallen DF. über der Orgel, 1764 (9)
— Outerswang DA. Walbfee DJ. Heil. Oswald, 1778. — X. Roth OU. Leuttich DF.
im Ghor, (400 fl.), 1780. — Dominikanerf. Rottweil AB. St. Dominifus ſchreibend,
1780. — Nah P. Bed Bilder in den Kirchen zu Kipleng und Wurzach. — Sigma»
tingen und Umgebung, Kloſterwalb, Haigerloch. — Mebfirh, Biullendorf.
Pfandzelt, Georg Friedrich, in Ulm, vorzugsmeife Bildnismaler. — K. Albed
DU. Um 3 88. Sündenfall, Liebe Gottes, Glaube, 1734; ebenda Bildnis Luthers.
— Porträt der Anna Margareta Wagenhuber geb. Hocheiſen, 1748 (Privatbefig in Ulm,
nad M. Bach). — Porträt des Markus Chriſtoph Beſſeret (1678-1738), geſtochen
von Tobias Laub in Augsburg 1738. — Sein Sohn:
Bfandzelt, Lukas Kontad, geb. Ulm 1716, feit 1741 Hofmaler in
St. Retersburg, + baf. 1788.
Riedinger, 305. Elias, geb. Um 1698, Schüler von Rugendas in Aug 6:
burg, Afabemiebireftor dafelbit 1759 — + 1767. — Berühmt als Tierſchilderer,
übrigens faft ausſchließlich Rabierer.
b4 Bieiffer
Sau, Ferdinand Joſeph, Faßmaler von Ehingen. — Weingarten 1739. —
Marchthal 1746.
Sääffler, Chriſtoph Thomas, ſ. o.
Schellenberg, Joh. Ulrich, von Winterthur (ca. 1709—1770), malt 1759 im
Schloß zu Tettnang (270 fl.).
Scheuch, Ludwig, in Ravensburg. — [RI. Weißenau im Refeltorium BB, ven
Heiligen]; Profpeft von Weißenau gezeichnet (Sti von Steiblin in Augeburg).
Schmidt, Martin Joh., in Krems (1718-1801). — KR. Meute DA. BWalbier
a8, 1774,
Scäned, Joh. Andreas, in Ulm um 1780, Porträtiſt. — Bildnis des Münfter
prebigers Joh. Michael Miller (+ 1774), Vaters des Dichters. — Seinen Sohn f.u.
Schneider, Malerfamilte von Geislingen. Belanntefte Mitglicher: Joh. Georg
Schneider (17%4—1758) in Geislingen. — K. Stubersheim DA. Geislingen 83.
12 Apofel, 1742. — Porträt des preußiſchen Werbeoffizlers Leutnant von Heyden,
1748 (nah M. Bad). Sein Soßn:
Schneider, Karl, Porträtmaler in Ulm, 18. Jahrhundert, F Augsburg 1773. —
Porträt des Senators Hol und feiner Gemahlin (nah M. Bad).
Schneider, Joh. Leonhard (Bruder von Joh. Georg), geb. Geislingen 1716,
Hofmaler in Ansbach, + Schwabach 1762. — Pft. Geislingen 8. Ecce Homo (bis
1810 in ber Spitalk.). — Kirche Merklingen OA. Blaubeuren: Malerei der Empore,
1788. — Ansebach. — Viele Bildniſſe.
Scotti, Bartolomeo (geb. 1727) und fein Bruber Sioſus (geb. 1789), Hof:
maler in Stuttgart. — K. Ziviefalten BB. Steinigung des heil. Steppanus, Marter
bes heil. Mauritius, 14 Nothelfer. — K. Daugendorf DA. Mieblingen D5., 1767. —
[Rah Meidinger in der K. Weingarten BB. Marti Verfündigung, Mater Doloroſa.]
Sigrif, Franz, aus Wien, um 1760 in Augsburg, + Wien 1807. — R. Zwie:
falten OF. unter der Orgel, um 1760. — Zilbnis bes Kardinals Franz Konrad v. Rodt,
Biſchofs von Konftang 1750—1775.
Spiegler, Franz Jofepb, geb. Wangen i. A. 1691, Schüler von Kafpar
Sing, nad; Ottobeuren berufen von feinem Landsmann Abt Rupert Nep, fpäter längere
Zeit in Rieblingen a. D., zufeht, angeblid ale biſchöfl. Hofmaler, in Konftany,
+ daſelbſt 1757. — Stiftor Wolfegg DFF. 1785 (2000 fl.), Befonders Graf Jo⸗
Hannes von Sonnenberg ald Sieger im Zweitumpf (Oiſtizze hiezu im Klofter Otter
beuren). — K. Weingarten ABB. St. Johann von Nepomuk und St. Leonhard, 1788
(175 ſi). — 8. Ochſenhauſen AB. Madonna mit St. Benebift, 1743. — K. Unterful:
metingen DOM. Biberad) DI. — K. Zwiefalten Tg. 1747—1749; HAB. Die
Macht des Namens Jeſu, 1758. — R. Goffenzugen DA. Münfingen Dix.
1749. — 8. Altheim DA. Riedlingen D5. St. Martin erwedt einen Toten, 1747;
wohl auch das HAB. Chrifti Geburt. — R. Schuſſenried ABB. St. Valentin und St. Bin:
senz, 1787. (Dal. „Gügler“) — Devel ſchreibt ihm DIFF. in ber Pf. Kißlega zu.
— Dttobeuren, Kempten. — Konftanz, Mainau, Überlingen, Radolfzell, Pfullendorf,
Sädingen, — Muri, Engelberg.
Spieler, Joh. Jakob, von Lindenberg. — K. Eglof® CA. Wangen, DF. um
1766. — Au im Bregenzerwald.
Stattmüller, Beda, von Ottobeuren, Konventuale in Weingarten (1699—1770).
— Getufte Zeichnung: Profpeft von Weingarten (Idea triplex ete.), 1728.
Stern, Job. Bapt., in Konftanz, Schüler von Spiegler. — [Im Kl. Zwiefalten
Bildnis: Papft Benebift XIV. (1740—1758).]
Die Malerei der Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 55
Thalhelmer, Arbogaft, in Ottobeuren (f 1786), veral. Heiß.
Tiepolo Biov. Batt, 16961770, aus Benedig. — Kl. jest Schloß Jony:
Bildnis eines Karbinals (nad) P. Bed); angeblich) aud bie Ölgemälde im Speifefaal.
— Diegen 1739, Münden, Würzburg 1750 fi., [Münſterſchwarzach].
Tifhbein, Job. Heinrich (1722—1789), Schüler von Piazetta. — Ratı
Baus Biberad: Bildnis des Grafen Friedrich von Stadion-Warthaufen (f 1788).
Bogel aus Rieblingen, Schüler von Wegfcheider, malt in Zwiefalten, + 1748,
Vollmer, Georg Wilhelm, von Mengen, arbeitet 1750 für das Theater im
Luſthaus zu Stuttgart (vergl. unten Vollmer).
Wagner, Joſeph, aus Thalborf DU. Ravensburg (1706—1780), Schüler von
Amiconi, dann aber Kupferſtecher.
Bannenmager, Jofeph, geb. Tomerdingen OA. Blaubeuren 1722, + das
ſelbſt 1780; in Rom geſchult, längere Zeit in Rottweil und St. Gallen. — Pit. Tomers
bingen DF. St. Benebift; Pfarrhaus B. Heil. Dreifaltigkeit, 1760. — K. Scharens
Retten OA. Blaubeuren BB. bie Apoflel. — Walfaprtef. Dengingen OA. Geislingen
DE. 1754. — Dominikanert, jebt evang. K. Rottweil DF. Beſtürmung Rott:
weils 1643 durch bie Franzoſen, 1755; (nach Nagler), manderlei andere Malereien in
Rottweil. — Gottesadert. St. Leonhard in Gmünd DJ. Mariä Himmelfahrt, 1750 (9)
— Eldingen. — St. Gallen, Einfiebeln. — 8 Handzeichnungen im Kupferftichlabinett
Stuttgart.
Wegſcheider, Joſeph Jgnaz, geb. Riedlingen a. T. 1704, gefl. ale
Vürgermeifter bafelbft 1752. — K. Zwiefalten AB. Herz Jeſu, 1734 (250 fl); [Por⸗
trät des Abtes Beba, 1737]. — K. in Unterwachingen OA. Mieblingen Dy., 1756.
— Kap. Dietershaufen DA. Rieblingen DF., 1754. — Muttergottesfap. Ertingen
DA. Riedlingen DF., 1755. — Profpelt des Kl. Marchthal gezeichnet (Stih von
Bobenehr in Augsburg). — Sigmaringen, Beuron. — Bregenz.
Weiß, Gabriel, aus Wurzach, feit 1750 „Hofmaler” des Prälaten von Wein⸗
garten. — (Ri und Modell für den 1750 befeitigten Hochaltar in Steinhaufen bei
Schuſſenrieb, 1730). — Kit. Schuſſenried, Malereien 1744 (nad 8. Ruck). — Viel:
leicht fein Sohn war:
Weiß, Franz Joſeph, geb. Bergatreute OA. Walbfee 1699, + München 1770, Schüler
von Desmardes, Hofmaler, 1763 Malerei: Znfpektor der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.
Weller, Franz Anton. — Gchlotap. Almendingen OA. Ehingen: Meine Stations-
bilber, 1764.
BWengner, Joh. Konrad, biſchöfl. konſtanziſcher Hofmaler um 1788. — Große
Theſentafel mit Anfiht ber Abtei Weingarten, 1755 (Stid von Klauber).
Widmann, Anton, aus Kißlegg, liefert um 1738 Malereien in bie Pfk. Kißlegg
um 700 jl. Gielleicht nur Fasmaler: Anton W. aus Kißlegg arbeitet 1726 „mit
8 anderen Vergoldern“ in ber Stiftskirche zu Einfiebeln).
Wittmer, Joh. Matthäus, Bürger und Maler in Ravensburg. — Klk. Weißenau
Faßarbeiten 1731—1739.
Wolder, Matthäus. — Sqchloß Erbach OA. Ehingen B. Geflügelhändlerin, 1730.
Bolder, Joh, Georg (1700-1766) von Burgau, Schüler von Bergmüller in
Augsburg. — K. Stetten im Lonthal OA, Um DF., um 1733 (fehlt in ber neuen
Oberamisbeſchreibung). — K. Deilingen OM. Spalingen AB. Madonna, — Augeburg,
Kaufbeuren. — Amberg, Bamberg.
Zeller, Franz Anton, Sohn des Malers Paul Zeiler (j. 0.), geb. Reutte in
Tirol 1716, + nad) 1794, Schüler von Holger und Göz in Augeburg, dann in Rom, Venedig,
56 Pfeiffer
biſchofl. Hofmaler in Brigen. — Schloß Wolfegg: Gfigge zu einem in Ottobenren ir
findlichen Bildnis de6 Grafen Ulrih von Walbbıra, 1757. — Ottobeuren —
Brixen, Eoblad, Innebrud, Stams u. a. D.
Zid, Johannes, geb. Ottobeuren 1702, + Brudfal 1762, Schüler von m
zetta in Venebig, biſchöft. Freifingfjer Hofmaler in Münden um 1745. — [æi. Bein
garten DF. Parnak, 1744]. — 8. Säuffenried DFZ. Leben bes Heil. Muzuikr
Magnus, Norbert, 1745 f. (1800 fl.). — Pft. Biber ach DF., 1746 f.; [Mifolamstaz
DE. 1748]. — Würzburg, Schlehdorf. — Bruch ſal. — Felbfird (9). — Sein Ger
war Januarius Zid, f. u.
Zimmermann, Job. Bapt., geb. Weſſobrunn 1680, in Augsburg aus
gebiet, kurfürſtl. Bayer. Hoffuffator und Freskenmaler, + Münden 1758. — AM
Steßen DA. Saulgau DIF., genen 1730. — 8. Steinhaufen bi Shufie=
trieb DIH. 1791f. — Stifter. Waldfer, Satriſtei DF. 1718 (M. — Münden
Nymphenburg, Schleißheim, Andechs, Wies bei Steingaben, Dietramszell. Frrgoldest.
Landohut.
Zuccarelli, Francesco, aus Toskana, lebt längere Zeit in Bemebiz
+ in Florenz 1788, Lanbfehaftemaler. — Schloß Wain DM Laupheim 4 Da
Landſchaften mit altteftamentlihen Scenen, um 1780.
c. Klaſſizismus 1770 bis nah 1800.
Auber. 3. — 1. 3. 9. Huber.
Bolo)g, Maler in Ehingen, Lehrer von J. F. Dieterich. — K. Bingen be
Sigmaringen DF., 1792.
Brugger, Andreas, geb. Kregbronn 1737, Schüler von Maulberti in Wien,
dann in Rom, anfäffig in fangenargen, } bafelbft 1812. — Schloßkap. Tettnana
Tg. 1770 (9; im Treppenhaus DI. Jagbſcene. — K. Langenargen AB. St. Martin.
— Pl. Wurzach DA. Leutfich DE. um 1776. — Stiftefirde, jept Pl. Buch au
DA. Rieblingen DI, 1776. — K. Engeraghofen OA. Leutkirch: B. Kruzifir.. —
[R. Gattnau OA. Tettnang Di.) — Malereien in Thalborf DOM Ravensburg,
Fiſchbach am Bodenfee, Oberdorf DA, Tettnang, Rammingen OA. Ulm, Beißenan (?
nad P. Bed). — Konftanz (9). „Auch in Salmannsweiler foll er gemalt haben, wo
Eonrad Huber bei ihm Iernte.“ — Rorſchach.
Ehrift, Joſeph, geb. Winterftettenftabt DA. Walbfee, Schüler von Mages
in Augsburg, bann in ©t. Petersburg bis 1784, + in Augsburg 1788. — Nichte
von ihm in Württemberg.
Dänzel, Michael, geb. Dietenheim OA. Laupheim 1748, Schüler ber Wabemie
in Augsburg u. |. w., lebt 1804.
Dreyer, Martin, geb. Eichenberg OA. Leutkirch 1748, Laienbruber in Wib-
Tingen, + 1795. — 8. Wiblingen ABB. heil. Wendelin, Schutzengel, 1791; BB. Chrifti
Geburt, Aufnahme des Placibus und Maurus in ben Orden; 8 BB. au ber Leidens:
geſchichte u. ſ. w.; Gottesaderkap. DFF., 1790. — Ferner im DA. Laupheim: Kap.
Unterweiler DF., 1786; RK. Unterfichberg D. und Stationen; K. Bihlafingen Dä.
1787; K. Dorndorf DF.; K. Bühl DF. — K. Roth ON. Leutkirch BB. Heil. Schar
ſtian, Chriſtus am Öfberg, guter Hirte. — Roggenburg. — Die 10 Refleifcenen im
Chorgeſtühl zu Wiblingen folen nad; Entwürfen von Dreyer ausgeführt fein.
intel, Joſeph, geb. Immenſiadt i. A. 1760, Rorträtift in Um (nad) B. Bed).
Frey, Zoh. Michael, geb. Biberad 1750, ſeit 1768 in Augeburg, + dal.
um 1820, Landſchaftsmaler und Rabierer.
„Die Malerei der Nachrenatffance in Oberſchwaben. 57
Haid, Joh. Elias |. o.
Herle, Jatob, aus Erolzheim. — [RI. Roth OU. Leuttirch: Bildnis des Abtes
"auritins, 1782.)
Höl, Georg, aus Altheim. — Ki. Schuſſentied 2 DIFF. Aufopferumg Jeſu im
Fempel, Jefus 12jährig im Tempel. — [R. Wurmlingen OM. Tuttlingen DJ. 1784.]
Huber, Job. Joſeph Anton, geb. Augsburg, 1787, Schüler von Berg ⸗
nüller und ©. 8. Göz, als beffen Gehilfe er in Schuſſenried u. a. O. erſcheint; 1784
Alavnemiedireftor, F 1815. — Ki. Ochſenhaufen DIF. tm Bibliothefjaat
1785 f., im Kapiteljaal und im Armarium 1787; 12 Dig. in ber Kite 1787. —
Stiftet. Wiefenfteig OA. Geislingen Di. Legende bes Heil. Gpriafus, 1775. — Kapu=
zinert. Öffingen ON. Eannftatt 3 ABB, feit 1806 in der Pf. — Mugeburg und Um«
gebung; Donauwörth, Oberfhönefeld, Denklingen. — Scleißpelm. — Würzburg. —
Bon Huber, nicht von einem fonft unbefannten uber, feinen auch herzurüßren:
&. Trugenhofen DOW. Neresgelm DF., 1779 f. — Pit. Biberad) AB. Kreuabnahme, 1788.
Huber „von Beigenhorn", Konrad, geb. in Altborf-Weingarten 172,
lernt bei „Bruder“ in Salem, bei Kuen in Welßenhorn, in ber Stuttgarter Mademie,
in Stalien, Täht fih in Weißenhorn nieder, F 1830. Arbeitet anfangs in Fresko,
fpäter fat nur in DL — Zahfreige Andahtsbilder befonders Im DA. Laups
Heim: K. Oberfichberg 3 ABB. Chriſtus am Kreuz, heil. Familie, heil. Ida, K. Unter:
Firhberg ABB. Marti Verkündigung, Flucht nad) Igypten, Kreuzigung 1806; K. Reg:
glisweiler AB. Taufe Ehrifi; R. MAdfletten 3 ABB. St. Joſeph mit dem
Ehriftfind, Ehriftus am Kreuz, Marii Himmelfahrt, 1818; K. Schnürpflingen 2 ABB.
St. Johann, St. Sebaftian; K. Steindery B. Madonna; K. Roth 2 ABB.; wohl
aud ABB. in Mietingen, Gögglingen, Illerrieden. — Ehingen, alte Vogtei: Bildnis
des Marchthaler Abts Walter xc. — R. Kirhbierlingen OA. Ehingen 8 ABB.
Darftellung im Tempel, Beweinung am Kreuz, St. Martin; Dy. im Chor 1812.
— 8. Oberſtadion DA. Ehingen B. Geburt Chrifti; (4 andere BB. Englifher Gruß,
Maria bei Glifabetb, Jeſus am Olberg, Eece Homo gemalt für Chrifoph Schmid,
Pfarrer Hier 1816 - 1827). — Weißenftein ON. Geislingen DF., 1815. — Schönen
bergf. bei Ellwangen AB. Iohannes d. T. 1810. — Weißenhorn, Roggenburg und
Umgebung, beſonders Ingfetten, Bargau, Thannhaufen a. Mindel u. a. D.
Riferle, Bunibald „von Bfann* (Birfler), arbeitet in Marchthal 1790 (Faßmaler).
Kleemann, Ludwig Nifolaus, Rorträtift in Ulm. — Bilbniffe datiert 1747—1799,
3. B. Magdalena Nemejia Hartmann geb. Frid, 1771 (nad) M. Ba). — Bon ibm zu
unterſcheiden:
leemann, Chriſtoph Nikolaus, aus Nürnberg (1787—1797), Porträtiſt ü
Um. — Giner von beiden malt 1777 den durchreifenden Kaiſer Joſeph II. in Ol
(nad P. Bed).
Knoller, Martin f. o.
König, Jakob, In Wangen, Lehrer von Gegenbaur.
(Kray, Job. Michael: Seubert auf Grund eines Drudfehlers in Wielands Merz
pur 1804, ©. 127) irrig ſtatt Frey, ſad.
Mauer, Franz Joſeph, aus Waldfee, Schüler von Günther im Augeburg,
lebt noch bort 1788. — Bildniffe, Fresken.
Mayer, Baſilius, in Achen bei Trauchburg. — Schloß Zeil B.: die Walbburg,
1794 Toptert nach dem Trauchburger Original von J. A. Raud) (1626).
Meichener, Joh. Nep. Michael von, aus Engen, an ber Wiener Alademie, dann
in Söflingen bei Ulm, + 76jährig 1815. — Geſuchter Porträtift in Paſtell und DI.
68 Pfeiffer
Mertel, Leo. — K. Schnürpflingen OA. Laupheim DF. 1784.
Mes(ojmer, Joh. Anton, Sohn des Malers Joh. Georg M. (f. 0.), geb. Hohen-
tengen OA. Saulgau 1747, Iebt in Saulgau. — Pfl. Saulgau B. — 8. Aulenborf
AB. Verleihung bes Rofenfranzes, 1800. — Bildnis des Abtes Dominifus II. Scmiger
von Weingarten (f 1784), gezeichnet von M., get. von Klauber. — Liggersborf bei
Sigmaringen. — Muri,
Moosbrugger, Wendelin, geb. Au im Bregenzerwald 1760, in Mann:
Heim ausgebildet, dann In Konflanz, württembergifher Hofmaler, + 1849.
Porträtit, — Schloß Altshaufen ON. Saulgau: Bilbni6 bes lebten Landfomthurs
Karl Friedrich Freiherr von Forſtmeiſter, 1805. — Familienbilder des Künftlere im
Rosgartenmufenm in Konſtanz und im Mufeum zu Bregenz; Au.
Mofer, M. A, Malerin zu Schwaz in Tirol. — [R. Daugendorf DU. Rie-
Ungen B.: Kopie bes angebli von St. Lukas gemalten Mabonnenbilbes in S. Maria
Maggiore zu Rom, 1789.]
Müller, Franz, in Biberach, Lehrer von B. Neher d. I. um 1820, Landſchafter
und Porteätift.
NabHolz, Koh. Chriſtoph (R), geb. Ravensburg 1752 (9), in St. Petersburg 1784,
ipäter in Leipzig, + bafelbft um 1796. Porträtmaler und Kupferfteher (na P. Bed).
Neher, Joſeph Bernharb d. A., Großvater des Hiftorienmalers, geb. in
Biberach als Sohn bes Malers Joſeph N. 1748, F daſelbſt 1801. — Ev. Spital.
Biberach AB. — dv. Pflummernſche Kaplanei in Biberach: Bruftbild eines Herrn von
Bflummern, 1771. — K. Oberftablon B. (früher HAB.) Gruppe am Kreug, 1782. —
Weniger bebeutenb war fein Sohn Joſeph Anton Neher (1776—1832), ber Vater des
Hiftorienmalere.
058, Johann Bapt, in Ulm, geb. um 1745, Schüler von Kuen in Weißen»
horn, Öf» und Fresfomaler. — Schloß Dellmenfingen ON. Laupheim ausgemalt, —
Schioß Diſchingen (wohl das jegige Schloß Taris DOW. Neresheim): Ausmalung des
„fürftliden Saales“. Wn. — Sein Sohn:
Oche, Joſeph Anton, geb. Ulm 1775, lernt an ber Atabemie in Wien, lebt
nod 1829 in Ulm als Bildnis und Hiforienmaler. — K. Affelfingen OA. Um: AB.
Abendmahl, 1812. — X. Weibenftetten OA. Ulm AB.
868, Joſeph Dominikus, geb. Erbach ON. Ehingen 1775, lebt in Rürns
berg und Dresden, feit 1804 in Rußland, f Mietau 1886. — Schüler feines Brubers
Anton Ochs (geb. 1768, Porzellanmaler), malt hauptfächlih Miniaturporträts.
Pflug, Joh. Baptif, ſ. o.
Rebfam, Anton, „Kunftmaler“ in Saulgau, + bafelbft 76jährig 1790 (Grabflein).
Sauter, Joh. Georg, geb. Aulendorj 1782, + bafelbt 1866; Schüler ber Afar
bemie in Wien, hauptſächlich Landſchafter. — Schloß Aulendorf B.: Erzherzog Karla
Empfang im Schloß 1814.
Scheffold, in Weingarten um 1789, Kirchenmaler, Lehrer von I. ©. Plug.
Schneck, Andreas, der Sohn, Maler und Kupferftecher in Um, + 43jäbrig 1792.
Velel, Joh. Melchior (1747—1822) Dilettant in Miniaturporträts. Kin.
Vollmer, Jakob, in Mengen OA. Saulgau, F 1814. — Sein Eohn Joh. Georg
Vollmer (1770—1831) war Maler in Bern.
Windter, Franz Anton, aus Weingarten, Miniatur- und Kabinett6maler in
Immenftabt. — K. Weingarten 2 Aquarelle: Herz Jeſu und Maria, 1775.
Wink, Thomas Chriſtian, geb. Cihfäbt 1788, lernt in Augeburg und
Münden; 1769 kurfürſtl. Hofmaler bafelbfl, F 1797. — Stifter. Wieſenſteig
Die Malerei der Nachtenaiſſance in Oberſchwaben. 59
DA. Geislingen ABB. Engelsfturz, Tob des heil. Joſeph, 1780. — K. Roth DA. Leut-
fir AB. Erſchaffung Adams, 1786 (150 fl). — Münden, Starnberg, Fürſten-
rieb, Schlehdorf, Scheyern, Ingolſtadt, Aldersbach, Metten u. ſ. w.
Zic, Januartus, Sohn von Johann Zick (f. o.), geb. Münden 1732, bei
Menge in Rom gebildet, Hofmaler in Koblenz 1761 — + Ehrenbreititein 1797.
— 8. Biblingen DIE, 1778 f.; HAB. Chriſtus am Kreuz; AB. Engliſcher
Gruß; AB. Tob des Heil. Benebift. Bon ihm auch bie Entwürfe zur Ausftattung ber
Kloferliche in Wiblingen. — K. Roth DOM. Leutkirch DFG, 1784; AB. Taufe
Chriſti 1786 (150 fl... — [R. Zeil OA. Mieblingen DF., 1780.) — K. Zwiefalten
AB. Tod bes heil. Benebift. — Eldingen, Ottobeuren. — Münden, Raitenhaslad.
— Bamberg, Würzburg. — Manuheim. — Koblenz.
Im Anflug an unfer Thema geben wir, ſelbſtverſtändlich ohne
Anſpruch auf Volftändigkeit, eine Aufzählung der in unferem Ober—
ſchwaben bisher nicht nachgemiefenen Maler aus den Nahbargebieten,
fügen aber der Überficht wegen auch ſchon genannte nochmals bei.
Württemberg. Oberämter Sulz, Oberndorf, Rottweil, Balingen,
Spaigingen, Tuttlingen. — $. €. G. Schweigger aus Sulz a. N. in Prag,
17. Jahrhundert; Melhior Dreſcher (Rottweil, Balingen) um 1620; Chriſtoph Kraft
(Rottweil, Oberndorf) um 1660; Cpriftoph Pfriemer und Franz Ludwig Caio (Obern«
dorf) 1661; ©. Thomas Hopffer (Ebingen) 1674; Johann Achert (Rottweil, Rottene
münfter) gegen 1700; Joh. Georg Glüdher (f. 0.); Joh. Chriſtoph König von Kirche
Heim u. T. (Weilheim bei Balingen) 1703; Ich. Rudolf Mohr Mufplingen) 1711
(vergl. unten); Joſeph Firtmair S. J. (Rottweil) 1731; F. Hoffer (Schörzingen) 1742;
3. 8 Herrmann (Seltingen) 1759, f. o.; Kranz Ferdinand Dent (Egeshelm, Spaichingen,
Oberndorf) 1768— 74 (vergl. unten); Jakob Anton Wezel (Friedingen) 1765; B. 3. Zoll
(Sriebingen und Schlößgen Bronnen) um 1765; U. Korb (Müblhelm a. ©.) 1774;
Joh. Anton (nit Andreas) Wolff (Rottweil) 1782; Anton Hamma in friebingen
(Agaenhaufen) 1788; Georg Höltz (f. 0.); Auguſt Friedrich Olenheinz von Endingen bei
Balingen (1749—1804); Viktor Heibeloff (11767—1816) von Stuttgart (Rottweil) 1792,
Hohenzollern. — Zehenber ſ. o. — Joſeph Franz 1711; Joſeph Ignaz Weg:
ſcheider (f. 0.); Joſeph Gh aus Sigmaringen (Aunsburg, Habsthal) um 1750; Franz
Ferdinand Dent (Dent?) aus Gammertingen In Hechingen 1779 (vergl. oben); Franz
Joſeph Zürcher 1768; Andreas Meinrab von Dm (f o.); Joſeph Melling (f. 0);
3. A. Mesmer (f. 0.); Anton Reifer (Gammertingen) 1804.
Baden, Kreis Konftanz.
a) Konſtanz mit Meersburn. — Fhilipp Memberger (f. o.); Lutas und
Gabriel Bocksborfer (f. 0.); Silveſter Kraus 1570; Frans van Hoove aus Mecheln
1580 j.; Philipp Ringower aus Sulgen (Saulgau?) 1583 f.; Lukas Storer 1580. —
Hans Afper von Zürich 1614 f.; Andreas Afper (f. 0.); Sebaſtian Eberhard, um 1850
(Aulendorf, Felbfirh); Tobias Bod (f. 0.); Joh. Georg Storer 1614; Joh. Chriftoph
Storer (f. 0.); Joh. Lukas Storer 1687; Joh. Nieblinger von Meersburg 1669 f.;
Marz Kafpar Hammel von Ellwangen 1670 f.; Joachim Böfinger, zieht 1684 nad
Öfterreich. — Thomas Enberle, um 1702; Zafob Karl Stauder ıf. 0.); Joh. Rubeli
Mohr „aus Aldensbach“, biſchöflicher Hofmaler, um 1710; Joh. Michael Feuchtmaier
aus Wefobrunn (f. 0.); Ftanz Dominitus Kraus 1716; Pelagius Maier 1737 (9);
3. K. Kohler (f. 0.) 1737; Franz Joſeph Spiegler (f. 0.); Joh. Wolfgang Yaunı-
gartmer (vergl. Augsburg) in Meeröburg und Petershauſen; Giufeppe Appiant (f. 0.);
60 Bieiifer
Joh. Anton Lenz aus Meßkirch (1701—1784), Fürſtenbergiſcher Hofmaler; Franz Dregel
1762 (Gebharbsberg); Joh. Bapt. Stern (f. 0.); Martin Zenger, der Sohn, „von
Augsburg“, in Meeröburg um 1775; Franz Wocherer (9) von Mimmenhaufen (ca. 1700
His 1788), bifhöfliher Hofmaler; Franz Ludwig Herrmann (f. 0.); fein Sohn
Franz Xaver Herrmann (1760-1839); Joh. Konrad Wengner aus Thann im Allgäu
11728 —1806), biihöflicher Hofmaler; Joh. Jakob Biedermann von Winterthur, um
1800; Wendelin Moosbrugger (f. o.).
b) Übrige Orte. — Ottmar Pattvogel in Überlingen (Heiligenberg) 1589;
Ottmar „Stranger“ (f. 0.); Nifolaus Spiegel von Mepfirch, um 1650 in Mur;
Chriſt. Lienhardt (Überlingen) 1689; Jat. Pelandela(?) in Überlingen (Konftanz), 1787;
Zofeph Efperfin (f. 0); Franz Bittner, Faßmaler von Donauejhingen (Heiligen
derg) 1765; Andreas Brugger (f. 0.); Konrad Zoll, Fürftendergifcer Hofmaler
in Möhringen 1787, 1810; Franz Joſeph Zoll aus Möhringen (1770—1833), Galerie:
tireftor, Mannheim; Johann Bapt. Seele aus Meßkirch (1774— 1814), württ. Hofmaler.
Bayern, Oberfhmaben.
a) Mugsburg. — Giulio Licinlo, } 1561; Ant, Bonzano 1872; Peter Candid,
um 1590. — Hans Karg aus A, 1590 in Stuttgart; Joh. König, um 1600; Joh. Frey:
berger, Anfang bes 17. Jahrhunderts; Anton Mozart, um 1595—1624; Hans Rotten-
hammer (j. 0); Mathias Kager (. 0.); Kafpar Strauß (f. 0); Matthäus
Gundelach, + in 9. 1653; Chrifian Steinmülfer (f. o); Joh. ulrich Frand aus
Kaufbeuren, + in X. 1680; fein Sohn Franz Friedrich Franc (16971687): Joh.
Heinrich Schönfeldt (f. 0.); Joh. Weidner, um 1680; Jonas Umbad; (1641700),
von welchem ein Bild in Cannftatt; Georg Melchlor Schmittner (ca. 1625—1706);
Joh. Ulrih Mair (1680-1704); Joh. Konrad Schnell, Vater und Sohn (F 1704 und
1726); Iſaak Fiſches (+ 1706); Johannes Heiß (f. 0.); Job. Georg Knappich
{f. 0.); vorübergehend Joh. Spielberger (1628-1679), Joſeph Werner aus Bern (1697
bis 1710), Georg Marcel Haag aus Bopfingen (1652—1719) und M. Steibl (f. o.).
Im 18. Jahrhundert bie obengenannten Afabemiebireftoren: Johann Rieger; Georg
Phitipp Rugendas; Gottfried Eichler; Joh. Georg Bergmüller; Io.
Etlag Riebinger; Joh. Eſalas Nilfon, Matthäus Günther; Joh. Efias
Halb, Jofeph Huber. Ferner: Joh. Jakob Haid (f. 0.); Joh. Lorenz Hatb (1702
vie 1750); Joh. Gottfried Haid (geb. 1710); Ferdinand Stenglin in 9, um 1716
württ. Hofmaler; Martin enger, + 1783; Johannes Holger (i. 0); Ehrifloph
Thomas Schäffler (f. 0.); Gabriel Spipel (1697—1760); Joh. Georg Wolder
4. 0); Peter Wolder, um 1748; Gottfried Bernhard Gdz(. 0); Joh. Wolf
gang Baumgartner aus Kufflein (1712—1761); Joſeph Mages aus Imft
(1728—1769); Georg Diefenbrunner aus Mittenwald (1718—1786); Joh.
Bapt. Engenfperger aus Sonthofen (1783—1771); Joh. Bapt. Bergmüßer ber
Son (17%4—1785); Cleomore Katharina Remsharbt (17011767), arbeitete um
1750 in Stuttgart, Die Lubrwigeburger Porzellan: und Mintaturmaler Gottlieb
Friedrich Riedel, + in A. 1784, und Friedrich Kirſchner, + in A. 1789. Als Gäne
führt Paul von Stetten auf: Anton Kraus (f. o.); Franz Sigrift (f. o.); Anton
Graff aus Wintertfur (1736—1813); Gregorio Guglielmi aus Rom (1714-1773),
Sophonius be Derichs aus Stodholm (1712—1772). — Aus fpäterer Zeit nennen
wir noch: Joſeph EHrift (f. o); Franz Joſef Maucher (f. 0.); Joſeph Degle (1724
bis 1817); Chriftian Erhard (17301805); Michael Dünzel (f. o); Job. Michael
Frey (. 0.); vorübergehend in M.: Joh. Georg Zell aus Stuttgart (1740—1808) und
Ich. Jakob Mettenlciter aus Großkuchen (1750—1825). — Um 1788 werben
Die Malerei ber Nachrenaiffance in Oberſchwaben. 6
Ferner noch hervorgehoben: Joſeph Hartmann, Joſeph Schmidt, Johann Wald aus Kemp-
ten (1757—1816), Job. Adam Weibner, Abraham Baumeifter, Wolfgang Jofenh Sirch.
b) Andere Reihsftäbte — In Memmingen feit 1581 Rafpar Sichel⸗
B ein aus Augsburg, + 1621; feine Söhne Job. Konrad ©. und Johann Friedrich ©.
(ca. 1635—1690), der Lehrer von Schönfeldt und Held; deſſen Sohn Joh. Friebrid
Sigelbeln (f. 0.); ein anderer Joh. Friedrid ©. (16651726); Johann Heiß
G- 0); Elias Ghrifian Heiß (+ 1781); Zobel aus Ealzburg (f. u.). — Bon Raufr
B euren: Dantel Rembold, } 1595; Joh. Ulrih Frand und Chriſtoph Frand (f. o. bei
Augeburg); Hörmann v. ©. (f. ©.) — Stadt Kempten: Ufrih Maud, + 1626;
Hieronymus Hau, um 1730. — Linbau: Jakob Ernft Thomann von Hagelftein
(1588—1653). Mitglieber diefer Familie malen (nach gef. Mitteilung von Stabtarhivar
Dr. ®olfart) nod im 18. Ih.; im 2. malen ferner um 1720 Emm. Schnell und
Caſp. Wegelin.
©) Geiftlihe Refidenzen. Im Stift Kempten: Hans Frei 1628. —
Franz Benebift Herrmann, um 1675—1705; fein Sohn Franz Georg Herrmanır
4. o.); beffen Sohn franz Joſeph Herrmann, geb. 1738, lebt 1786; franz Ludwig
‚Herrmann (f. o. bei Konftanz); K. Sing (f. 0); Hans Michael Holzhey (f. o.); Job.
Balthafar Riepp aus Bild in Kempten, bann in Reutte (1732—1764); Fr. Koneberg,
Hofmaler 1776, 1790. — In Ottobeuren, meift nur vorübergehend: Meifter Georg
aus Dillingen 1599; Kaſpar Sichelbein (f. 0.) 1600; Chriſtoph Storer (f. 0).; Elias
Zobel von Salzburg 1715 ff. (fpäter in Memmingen); P. Magnus Remy von Irſee
1717—1720; Job. Paul von Irſee 1718; Jacopo Amiconi 1717—1788 (f. 0);
Herrmann von Kempten 1717—1734 (f.0.); Joh. Jatob Stauder von Konftanz 1721
bis 1725 (f. 0.); Franz Joſeph Spiegler 1728 ff. (f. 0.); Joſ. Ruffint von Meran (F Auger
burg 1749) um 1720; Hieronymus Hau (f. 0.); Hiemer um 1720; Bellandeli 1728;
Kranz Anton Erler (f. 0.); Arbogaſt Thalgeimer 1721 fi. (f. 0.); Bergmüler (f. o.):
Paul, Jakob und Johann Anton Zeiler (f. 0.); Joſ. Mages 1766 (. 0); Ja
muarius Zid 1766 (f. 0.), deffen Vater Johannes Zid in O. geboren war.
d) Sonftige Orte. — Giovanni Antonio Fontana (Günzburg) 1579. — Georg.
Nedher (Oberitborf) 1640; Jak. Hiebeler (Füffen) Anfang des 17. Jahrhunderts;
P. Etſchmann (Wettenhaufen), um 1690 ſ. o. — Jakob Hertommer aus Sammeifter
Bei Füffen (16481717), hauptſächlich Baumeiſter; Giov. Antonio Pelegrini (1674 bis
1741) aus Venedig (Füffen); Job. Bapt. Enpensperger (ſ. 0.); I. Wannenmader
Elchingen) ſ. o.; Joh. Bapt. Enderle in Donauwörth (f. 0.); Anton Enderle (Günze
burg) um 1745; Joh. Anwander aus Lanböberg(?) in Lauingen, Dillingen, ca. 1751
bis 1769, fpäter in Bamberg; F. A. Anwander, I. P. Anwander, Franz Martin
Kuen in Weißenhorn (f. 0.); Leonhard Kuen (f. 0.); Spieler von Lindenberg (f. o.);
3 9. Windter in Immenſtadt (f. 0.); Jof. Bergler von Paſſau (Glött 1788); Joſeph
Keller von Pfronten (1740-1828); Konrad Huber von Weißenhorn (f. 0.).
Da nun von den Genannten die bedeutenderen großenteils auch
bei uns vorfommen, wird es minder fühlbar, daß Augsburg und ‚Kon:
ftanz nicht ganz in unferem Bereich liegen. Wir ſchließen aber mit dem
Wunſch, es möchten für den Dften und für den Weften bald vollftändigere
Zufammenftellungen verfucht werben.
3wei Iröbilder? .
Die unteren Nedargegenben find verhältnismäßig reih an Reften
und Erinnerungen germanifchen Heidentums. In Heilbronn floß eine
heilige Duelle; römiſche Votivfteine und Altäre da und dort lafien Ein:
wirkungen deutſchheidniſcher Ideen auf die Gemüter der römifhen Soldaten
ahnen; der Michaeleberg bei Kleebronn, ver Wunnenftein, der Michaels
berg bei Gundelsheim und — vielleicht auch — der Weinsberg find viel:
beſprochene Sige Wuotans, der innerhalb fo enger Grenzen nirgends in
Deutſchland eine gleich große Anzahl Kultftätten hatte. Doch fehlt es
in unferm Bezirk fo gut wie in andern an bireften Hinweiſen auf die
übrigen Götter, auf Donar, Frö, Ziu, Baldur, Loki sc, und jenen Peg
der vieleicht zu mehr Erkenntnis führen fönnte, Sammlung und Ber:
gleihung fämtlicher als deutſchheidniſch bezeichneter Skulpturen, welche in
die Mauern unferer Kirchen eingefügt find, den hat noch niemand zu
gehen verfucht. An gelegentlichen Bemerkungen und Einzelunterfudungen
fehlt e8 dagegen nicht. Leider vermag das folgende aud nur eine ſolche
zu geben.
In feinen „Beiträgen zur deutſchen Mythologie” (IL, 106 ff.)
Handelte I. W. Wolf über Bilder des Gottes Frö. Geftügt auf eine
Nachricht des Adam von Bremen, der von diefem Gotte*) fagt: tertius
est Fricco, pacem voluptatemque largiens mortalibus, cuius etiam
simulachrum fingunt ingenti priapo, hatte Wolf ſchon in der Zeit:
ſchrift Wodana (XXI—XXIM) einen in den Niederlanden fehr ver
breiteten priapeiſchen Kult nachgewiejen, von welchem vor einiger Zeit
noch in Geldern, Brabant, in Antwerpen und Brüffel Spuren vorhanden
waren. Dort ſchon hatte er auch diefen Kult in Parallele geſetzt zu den
zahlreihen Erfheinungen gleider Art in den übrigen Religionen ber
indogermanifchen Völferfippe. In den „Beiträgen“ ſuchte er nun S. 107.
4) Der Name Fro ift von Grimm (Deutſche Mythologie I, 173 ff.) vermute
und allgemein angenommen worden, ohne baß er belegt wäre. Das möge man im
Auge behalten, wenn im folgenden ohne weiteres von Fro gefprodhen wird.
Zwei Frobilder? 68
Die Verehrung Frös als des Gottes der Zeugung und der Ehe aud für
andere deutfhe Stämme aufzuzeigen und fand gerade bei uns in
Württemberg zwei Bilder, welche für priapeifhe Elemente in der Götter:
verehrung der um ben Nedar gefeffenen Deutichen ſprechen. Es find
Die in Memmingers Beſchreibung des Oberamts Rottenburg 1828 ©. 33
ermähnten Gögenbilder zu Rottenburg und Belfen.
Die von Wolf in den Niederlanden, in Bayern (Emegheim bei
Weiffenburg, Nordgau), in Württemberg gefundenen Priapbilder zeigen
alle venfelben Typus: der unbefleidete Körper ift in Flachrelief
aus einer Steinplatte herausgearbeitet. Die Beine find
Kramkenheim. Magenheim.
heraufgezogen, die Arme liegen entweder vorn fiber ben
Leib und halten den phallus, oder lafjen den phallus
frei und find in Kopfhöhe erhoben. Der phallus ift bei ven
nieberlänbifhen und bei dem bayriihen Bilde noch vorhanden. Dort
haben fi) aud bis in fpätefte Zeiten Reſte von Berehrung erhalten.
In Württemberg dagegen wurden die als simulacra abominanda
empfundenen Figuren verftümmelt und ihnen fo das Anftößige benommen.
Viele Aufftelungen Wolfs haben Fräftigen Widerſpruch anderer
Forſcher hervorgerufen, feine Behauptung eines priapeifhen Fröfults in
Deutſchland ift unbeftritten geblieben: F. F. A. Kuhn hat fie in feinen
64 Kolb
Märkiſchen Sagen (II, 137) beſtätigt, und Wilhelm Mannhard (Wolf,
Beiträge, Bd. II, S. V), Karl Simrock (Handbuch der deutſchen Mytho—
logie S. 320), Elard Hugo Meyer (3. Grimms deutſche Mythologie
IV. Aufl, Bd. I, S. 176, Anm. 2) und andere haben ſich angefchloffen.
Scheint fo der Boden, auf welchem Wolf ſich bewegt, ein ziemlid
ſicherer zu fein, fo iſt es vielleicht erlaubt, die Aufmerffamfeit der Sad:
verftändigen auf zwei weitere „Fröbilder“ in Württemberg hinzuweiſen,
welche Wolf entgangen find.
Das eine ift über dem Portal der Johannisfiche in Bradenheim
eingemauert, das andere in dem zum größten Teil abgebrochenen Sübof:
turm der unteren Burg Magenheim. (Abbildungen ©. 63.)
Von erfterem fagt E. Paulus in der „Beichreibung bes Oberamts
Bradenheim“, 1873 (S. 163): „Über dem Portal ift ein uraltes Frapen-
bild, das die Füße hinaufzieht und die Arme in die Hüften ftemmt, ein:
gemauert.” Die Beichreibung ſtimmt mit der Wirklichkeit nicht überein.
Sechzehn Jahre fpäter ſpricht E. Paulus in den „Kunft: und Altertums:
denkmalen im Königreich Württemberg, Nedarkreis S. 112, viel richtiger
von einem „uralten Fragenbild, das die Füße hinaufzieht und mit beiden
Händen den Mund aufreißt”. Offenbar hatte E. Paulus nur die Ab-
bildung im Kunftatlas vor fi, als er dies ſchrieb. Diefe zeigt allerdings
deutlich die Hände, welche den Mund aufreißen. Nicht jo das Original
in Bradenheim. Die Arme find erhoben und treffen den faſt freisrunden
Kopf in feinem unteren Drittel, doch legen fie ſich nicht über das Gefidt
und von Händen ift ebenfomenig zu fehen, als von Zerftörungsfpuren,
melde auf das Vorhandenfein folher hinweiſen könnten. Deutliche Zeichen
von Verflümmlung in der Schamgegend fallen dagegen ſchon bei flüchtiger
Betradtung in die Augen. Dort wurbe wohl ein phallus abgefchlagen.
Die Ähnlichkeit diefer Figur mit der einen in Belfen ift ganz auf:
fallend. Wolf hat in feinen „Beiträgen“ Tafel III, 1 und 2 von der
leßteren eine Abbildung gegeben, ebenfo Paulus in den „Kunſt- und
Altertumsdenkmalen“, Schwarzwald S. 280. Die heraufgezogenen Beine,
die Haltung der Arme, welde dort zwar nicht erhaben, doch vom Körper
abgefpreizt find, die Stellung im großen und ganzen, die Technik endlid)
erſcheinen in beiden Fällen als die nämlichen.
Bon dem Bild auf Magenheim berichtet Paulus in den „Kunft-
und Altertumsdentmalen” nichts. In der Oberamtsbefchreibung erwähnt
er basfelbe S. 205: „Aus der Ringmauer erhob fi einft an ber
Südoſt- und an der Südmeftede je ein Turm; von dem an ber vorderen
Ede, links vom Eingang, ftehen noch die Grundmauern und tragen jeßt
ein Häuschen, an dem man eine fonderbare männliche, drei Fuß hohe
Zwei Fröbilder ? 65
?Figur eingemauert fieht; fie ift ganz glatt und kindiſch ausgemeißelt und
ftammt vielleiht noch aus der Heidenzeit.“
Viel deutliher als an der Bradenheimer Figur zeigen ſich hier die
Spuren ber Zerftörung. Der untere Teil fehlt "ganz, jo daß fi über
Die Haltung der Beine leider nichts fagen läßt. Die Arme, welche erft
am Leibe herabhängen und fi dann über denjelben legen, um in der
Schamgegend zufammenzutreffen, find gerade dort vollftändig abgefchlagen.
Auch das Geſicht ift verlegt. Was das Bild auf Magenheim von dem
an der Bradenheimer St. Johanniskirche unterfcheibet, ift 1. der Größen:
unterſchied, indem erftereß bei entiprechender Ergänzung der Beine bas
Tegtere um ein gutes Stüd überragt; 2. der Umftand, daß die Arme
nicht vom Körper abgefpreizt find, fondern, wie ſchon gejagt, anliegen;
3. der hier gemachte unbeholfene Verſuch, eine Behaarung bes Kopfes
anzubeuten.
Auch bei den 2 Bildern in Belſen find, und zwar duch Wolf
(S. 110 u. 111), Unterfiede fonftatiert worden, welche den oben für
die Figuren im Zabergäu angeführten in weſentlichen Stüden ähneln.
Wolf hat die abweichenden Größenverhältniffe und die befondere Arm-
haltung (anliegend, abgeipreizt) feiner Fröbilder durch den Umſtand er:
klärt, daß der Gott der Zeugung dies in feiner Eigenſchaft als Gott der
Sonne war und daß die bedeutenden Unterſchiede, melde das Tages:
geftirn als aufgehende und untergehenbe, als ſommerliche und winterliche
Sonne zeigt, auch zwei verſchiedene Sinnbilder fordert, deren eines viel-
leicht im Oſten, dad andere im Weften des Heiligtums angebracht war.
Die Eigenfchaft Frös als Sonnengott wird beftritten, und zwar wohl
mit Net. Mag es fi aber mit Wolfe Deutung wie immer ver
halten, die beiden Figurenpaare zeigen nit nur in ihren Formen im
allgemeinen große Ähnlichkeit, fonbern aud) in dem, was die Figuren
eines jeden Paares unterfheidet, und das erfordert Beachtung.
Bon den andern Abbildungen, melde Wolf in feinen Beiträgen
giebt, ift befonders bie der Antwerpener Fröfigur zu beachten. Sie hat
mit dem Bradenheimer Relief die bis in Kopfhöhe erhobenen Arme ge:
meinfam, wie fie mit ihr aud in der Beinftellung übereinftimmt.
Die bedeutende Verftümmelung des Magenheimer Bildes hat nichts
Auffäliges, wenn man fi die Befchreibung vergegenmwärtigt, welche
Memminger a. a. O. von dem nicht mehr vorhandenen Gößenbild in
Rottenburg nad) einer alten Chronik gemacht hat. Auch dort fehlte der
untere Teil bes Bildes ganz. Dem Chroniften find jedoch die „ver:
ſchränkten Arme“ aufgefallen und er wußte wohl, daß er es mit einem
abominandum quoddam simulacrum zu thun hatte.
Bürtt. Bierteljahräß. f. Landeageſch. R. F. XII. 5
66 Kolb
Für die Bilder in den Niederlanden und in Emetzheim (Rordgau,
Bayern) ift der abergläubiſche Mißbrauch dur Finderlofe Frauen um
beiratsluftige Jungfrauen bis in die neuere Zeit herein verbürgt. Yon
dem NRottenburger Bild bezeugt der oben angeführte Chronift nur die
Eigenſchaft als Gögenbild. Bon daran knüpfenden Gebräuchen weiß der-
jelbe nichts. Ebenfo fteht es mit den Belfener „Zwerggeftalten“. Nah
€. H. Meier, Deutihe Sagen, Sitten und Gebräude aus Schwaben,
€. 297 f., nennt fie das Volf(?) den „großen Bel” und den „Eleinen Bel“,
fieht alſo Gögen in ihnen, Gebräuche aber find nicht in Übung. An
den Bildern im Zabergäu haftet weder Name noch Brauch.
Wolf hat zur Erklärung diefes auffälligen Mangels bei Belfen darauf
hingewieſen, daß die Bilder zu hoch eingemauert find, um z. B. wie in
Emetzheim durch Darauffigen, oder in den Niederlanden durch Bekränzen x.
mißbraucht werden zu fünnen. Sie, wie das Bild in Bradenheim, dienten
über dem Haupteingang des Gotteshaufes überdies Zwecken, welche not:
wendig die frühere Auffaffung von den fegenipendenden Bildwerken in ihr
Gegenteil verkehren und diefelben dann ganz aus der Beachtung der Um:
wohner verſchwinden laffen mußte. Die hriftlihe Miffion hat wie dem
griechiſch⸗römiſchen, jo auch dem germanifchen Heidentum gegenüber nicht mit
einer abftraften Verneinung der Gottheiten und Bräude begonnen, ſondern
hat an das Vorhandene angelnüpft, hat den noch im Sinnlich-Anſchaulichen
befangenen Geift des Volfes berücfichtigt und verfucht, die bisher verehrten
Götter als die unholden, böfen, teuflifchen zu erweifen, die man verlaffen
müffe, um dem wahren Gott zu folgen. In der befannten Abrenuntiationd
formel widerfagt der in der Kirche aufzunehmende dem Teufel und
feinen Werfen, widerfagt den Götzen und ihrem Dienft, als ob fie wirt:
liche Wefen feien. Auf den Stätten der alten Götterverehrung erhoben
fi) triumphierend die Tempel des neuen Glaubens. Die Götterbilder
wurden binausgewiefen vor bie Kirchen und als Trophäen in beren
Außenwände eingemauert. „Bei ber Abſchwörung der alten Götter
mußten auch fie wohl dienen, den Abſcheu gegen diefelben durch äußere
Zeichen zu befunden, wobei es nicht immer bei bloßen Gebärden blieb,
Sondern auch häufige Steinwürfe fie trafen“ (Simrod, Handbud, S. 497).
Bei einem Neubau wurden die Bilder meiftens von den alten Kirdjlein
mit herübergenommen, wenn man e& nicht vorzog, diefelben im Tympanon
der Portale nachzubilden!).
Wenden wir das Gefagte auf Bradenheim an!
Die obigen Ausführungen haben es vielleicht wahrſcheinlich gemacht,
*) Belfpiel hiefüt bei Simroch a. a. D., ©. 496.
Zwei Frobilder? 67
daß die Fragen in Bradenheim und Magenheim Fröbilder find, und
damit wären unfere Kenntniffe vom vordriftlihen Zabergäu nicht un-
wejentli bereichert. Der ins Zaberthal vorfpringende Hügel, von dem
heute der Bradenheimer Friedhof mit feinen ftarfen Mauern bominierend
ins Thal ſchaut, wäre eine alte Fröfultftätte, auf der zwei Bilder die
zeugende, belebende Kraft der Natur verfinnbildeten‘)., Mit her Ein:
führung des Chriftentums erhob ſich dort die Taufkirche des Zabergäus,
die St. Johanniskirche. Über ihrem Weftportal wurden die Bilder ein:
gefügt, nachdem frommer Eifer das Abſcheuliche an ihnen entfernt hatte,
das dem Chriftenauge anftößig war. Bor diefen Bildern, als ihren
Wahrzeichen, widerfagte der Täufling den Dämonen, noch außerhalb der
Kirche ftehend, welche er nicht vor geſchehener abrenuntiatio betreten durfte.
Als ſchon nur noh Kinder zur Taufe gebracht wurden,
und längft das Willen um den alten Götterglauben verloren morben,
war diefer Brauch immer noch in Übung. Sagen, die jegt verihollen
und verflungen find, mögen ſich damals nod an bie häßlihen Zwerge
über der Kirchenthür geknüpft haben. Zur Zeit, da der jegige fpät-
romaniſche Bau an. die Stelle des alten Kirchleins trat, war das Intereſſe
für die Heidenmännlein, wie geartet es auch fein mochte, immer nod
groß genug, um dem einen derſelben an der neuen Kirche feinen Pla
zu ſichern.
Und die andere Figur? Bradenheim war Urbeſitz des Geſchlechtes,
welches fi nad den Burgen Magenheim nannte, und das ältefte be:
kannte Glied der Familie, Zeifolf, fehrieb ſich ſowohl von Bradenheim
(cod. Hirs. f.58b, 69b) als von Magenheim (W. U. II, 40), wie e&
aud gleichzeitig ohne Zuname vorkommt (Cod. Hirs. 49b, Schannat,
Hist. Ep. Worm. II, 76). Wie der Adel durchweg faßen die Zeifolfe
bis ins 12. Jahrhundert im Thal und gründeten erft in der ausgehenden
Salier: und in der Hohenftaufenzeit die ſtolzen Herrenfige auf den Aus:
läufern des Strombergs.
Das Rundbogenportal der Bradenheimer St. Johanniskirche, über
welchem das eine Fröbild fteht, wurde, den Blätterfapitälen nad, zur
felben Zeit wie das Maulbronner Paradies geſchaffen (um 1220, vgl.
Beſchreibung des Oberamts Bradenheim S. 163 und E. Paulus, „Die
Kunft: und Altertumsdenkmale“, Nedarkreis S. 110). In den nämlichen
*) Es find wohl Alemannen gewefen, welde bie Götterbilder und zwar vor
506 (Schlacht bei Straßburg) Hier aufgeftellt und verehrt Haben. Da fie von Chlodwig
geſchlagen ihre nördlichen Sige aufgaben, erflärt ſich nur fo bie Übereinftimmung ber
Bilder zu Belfen und im Zabergäu, die mit Meinen Abweihungen nad einem feft:
Nehenden Typus gearbeitet find.
68 Kolb, Zwei Frobilder?
Jahren erhob fi (Steinmepzeihen, Heilbronner Stadtmauer) die untere
Burg Magenheim mit Steinhaus, Mantel und Türmen. Der aber
gläubifche Wunſch, ſich die fegnende Macht des Bildes zu fichern, ließ den
Bauherrn das zweite Fröbild vom alten Site, wo es während der Bau:
zeit frei lag, mit heraufnehmen zum neuen. Dort wurde es bem Turme
eingefügt, welcher der Angrifffeite zunächft lag. Dies Verfahren ift nicht
ohne Parallele. Ungefähr zur ſelben Zeit vermauerten die Herren von
Stodsberg in dem Hauptgebäude ihres Schloffes einen römiſchen Bier:
götteraltar, fowie ein Veftabild, und ſchmückten die Herren von Neipperg
die Sübwand des neuen Hauptturms mit einem feltfamen, gehörnten,
bärtigen Antlig, das ſicher nicht römifch, aber aud kaum romaniſch ift.
Sollte meine Annahme, daß man in demfelben ein Donarbild zu jehen
bat, richtig fein — diefe Annahme ftügt fih auf I. Grimme Deutfhe
Mythologie, IV. Aufl., I, 309; II, 831; III, 294, und möchte ich ein
anderesmal von derſelben Rechenſchaft ablegen — follte fie richtig fein,
fo wären im Zabergäu die Kultftätten der germanifchen Götterbreiheit
Wuotan (Michaelsberg), Donar (Neipperg), Fro (Bradenheim), die wir
mandmal in einem Tempel vereinigt finden (Upfala, Bregenz), ganz
nahe bei einander gelegen.
Es ift heutzutage ein Wagnis, in Bildwerken, melde in mittels
alterlihen Bauten vermauert find, mythologifche Beziehungen finden zu
wollen. Das gilt als unkritiſch, derartige Bildwerke müßten, ſoweit
dies möglid), „aus ſich felbft erklärt werden“, fei man dazu nicht in der
Lage, jo habe man in ihnen nur Spielereien der Steinmegen zu jehen.
So begreiflih es ift, daß auf das übertriebene Beſtreben, gleich an
jeder romaniſchen Kirche alte Götterbilder zu finden, ein Gegenſchlag
folgen mußte, fo jehr ift es zu bedauern, daß man jegt ins andere Er:
trem verfällt. Ein auffälliges Bildwerf als „Spielerei des Steinmegen”
zu bezeichnen mag wohl bequem, aber faum ſehr kritiſch fein, und wohin
die Sucht, alles „aus fich ſelbſt zu erflären“, führen muß, hat Fredegar
Mone im Didcefanarhiv von Schwaben (1893 Nr. 8 ©. 29, Nr. 9
©. 33) gezeigt, wo er in ben beiden Belfener Bildern einen „Mann,
der den Grundftein vor ſich hinhält“ (!!) und das „Chriftusfind“ (!!!)
erblidt. Viel Ehre für einen Priap! Der von F. Mone citierte W. Log
bat fi) in feiner „Runfttopographie Deutichlands” (1863 Bd. II ©. 51}
in ähnlihe Höhen verftiegen, die rohe Skulptur der Weftfeite ift nad
ihm der „ewige Hohepriefter”, der „jegnend zu feinem Heiligtum einlade“.
IH meine, neben ſolchen ikonographiſchen Seltfamfeiten fei die
mythologiſche Hypothefe Wolfs immer noch der Erörterung fähig und wert.
Schmwaigern. N. G. Kolb.
Eines Barmeliterbruders Tob der Armuf 1446.
Mitgeteilt von Dr. Mehring, Stutigart.
Es geſchieht felten, daß man unter mittelalterlihen Urkunden auf
ein fo individuell gefärbtes Schriftſtück ftößt, wie das hier aus den Heil-
bronner Urkunden des Staatsarhivs mitgeteilte. Ein Heilbronner Bürger:
fon, Dr. iur. can., ber urſprünglich den Ciftercienferorden im Kloſter
Maulbronn hatte annehmen wollen, dann aber den ftrengeren Drben ber
Barfüßer von der Obfervanz vorgezogen hatte, macht Ernſt mit feinem
Ordensgelübde und verzichtet auf alles Eigentum, das ihm, in einer
leiten Verhüllung, der Ciftercienferorden nad) damaliger Übung nod)
zugelafien hatte. Weitere Erläuterung möchte den Eindrud des merf-
würdigen Stüdes nur abſchwächen. 1446 Mai 17.
Ich brüder Heinrich, novitz zu disen ziten in barfüser orden
von der observantz, lerer der heiligen geistlichen recht, sag alle
menschen gantz ledig quit und losz, als ver und mir daz muglich
ist, aller schuld, die sie mir oder || yemans von myn wegen schuldig
sin oder mochten werden zu’ thän, mit namen mynen vatter Paul
Dinckelspuel oder sin erben gen den von Mulbrunn von der zweyer
hundert gulden wegen nach inhalt vil breiter und langer brief‘
etc., | auch mit namen die stat von Heilpron gen den von Mül-
brunn als von eins lipdings wegen nach ynhalt aber vil groszer
mechtiger brieff etc. etc, darumb ich myn wirdigen lieben herren
von Mülbrunn gebeten han ! und bit yn aber demudecklich, got
der wolle im raten, daz er solch libding nit mer fordern wolle
miner person halb, auch daz er wider geben und gelten wolle,
habe er ubers hauptgüt meindhalb ingenommen, nit allein ob solchs
not sy, sunder syt und solchs daz sicherst und volkummest ist,
desz wir geistlichen ordens lüd uns nit allein sollen flissen, auch
wir sin’es schuldig zu° thün, und ich sprich daz by minem aller-
heiligsten volkummenlichsten orden, und giengen sant Peter und
sant Pauls beid betteln uff ertrich und auch myn fraw sant Maria,
70 Mehring, Eines Karmeliterbrubers Lob ber Armut 1446.
ob es müglich were, so wolt ich in nit durch gots willen geben
solch gelt, stund es zü myn handen, ich wolt es e den rechten
schüldern wider gelten und geben. Hierumb were es sach, daz
solchs nit geschee oder ir, myn lieben herren von Heilpronn, solchs
nit gelimpflich lieblich und fursichtiglich, als ir dan wol künd,
mochtend erfolgen, so bit ich uch demüdeglichen, daz ir gen mir
vor got wolt verzihen umb gotts willen, dan ich han von den
gnaden gots weder heller noch hellerswert in gemein oder sunder-
heit noch wolt es haben. Aber wer frower dan ich, ich mag nu
wo] frolich und durstiglich schriben, lern und bredigen wider die
allerbesorglichsten sänd, die dit welt ye gewan oder ymmerme
gewint. Pfy gittigkeit, ich mein dich, daz du sünst so vil gar
güter menschen geistlicher und auch wertlicher leider also ver-
dunkelst und verblendest, daz sie daz mynniclich angesicht gots
nummerme beschawen. Salomon: avaritia excecat etiam oculos
iustorum. Auch so han ich gebeten myn vatter Paul vorgenant,
solch II° gulden umm gots willen zu’ geben, wurden wir gewert
solcher bette von mynen wirdigen lieben herren von Mulbrunn.
Und alles zu urkund und gezeugnisz so han ich disen offen brie@
init miner selb hant geschriben und han gebeten myn vatter gar-
dian zu Pfortzen, daz er sins ampts ingesigel zu° end diser ge-
schrifft hat gehenckt anno domini 1446, feria 3* post cantate.
Drig. Perg. im 8. Staatsarhiv zu Stuttgart, mit fpigovalem Siegel,
das den Pelifan zeigt, wie er feine Jungen mit feinem Blute nährt;
Umſchrift . . . GARDIANI-DE-PHORZEN.
Kochendorf als Bandelshafen für das Berzglum
Würtfemberg 16078.
Bon Dr. Mehring, Stuttgart.
Die Beftrebungen Herzog Chriftophs, feinem Land einen Anteil an
ver Schiffahrtöftraße des Nedars zu verihaffen, erftreden fih nur auf
den Teil des Nedars zwiſchen Cannftatt und Heilbronn. Bis zu diefer
Reichsſtadt ging die Schiffahrt flußaufwärts, aber es fehlte ein unmittel-
barer Anflug an Württemberg. Auch Herzog Friedrich, der die Be:
ftrebungen feines Vorgängers wieder aufnahm, kam über die vorhandenen
Schwierigkeiten nicht weg, obgleih er Heinrich Schickhhard in feinen
Dienften hatte.
Viel ausfihtsreiher mar ein Unternehmen, das ſich diefem Herzog
im Sahre 1606 eröffnete.
In Kochendorf Hatten 3 Brüder, Hans Philipp, Wolf Konrad und
Walter Gred, fi) in die Erbidaft ihres Vaters (Wolf Konrad Gred)
geteilt; dabei war Hans Philipp ') das vom Reich zu Lehen rührende
„untere“ Schloß mit dem Vorhof, der Mühle und fonftiger Zugehör
zugefallen. Das bot er dem Herzog zum Kauf an, nachdem feine Brüder
fich geweigert hatten, es ihm abzufaufen. Am 15. Oktober 1606 wurde
der Kauf um 50000 fl. abgeſchloſſen.
Die Verhandlungen führte als herzoglicher Kommiſſär der Land:
profurator Georg Ehlinger. Diefer fehildert die Vorteile des neuen
Erwerbs, „daß es ein herrlich ſchöne gelegenheit, das ſchloß, welches
gleihwohln neben ettlihen wenigen pertinentien vom reich lehen —, mit
feinen gärten, mühlinen, feltern und andern zuegehörigen ſchön und luſtig
befchaften. So hat er Gred ainich und allein das umbgelb, wie auch
ainich und allein die mühl und feltergerechtigkeit, gehet ein groſe land⸗
ftraßen alda durd, ift ein ſchöner wolerbauter marffled, den ambt
Nemenftatt und Weinsperg wol gelegen; uff der einen feiten fleuft der
Roc, uf der andern jeiten der Neder.“
*) Dberoogt von Waiblingen von Georgii 1607 bis 14. September 1611. Bgl.
Georgil, Dienerbuh ©. 599.
72 Mebring
Gleich im März 1617 begab ſich der Herzog ſelbſt nach Kochen
dorf und jand daran jo großes Wohlgefallen, daß er, wie Ehlinger ein
Jahr fpäter fchreibt, erflärte, er würde es nicht wieder hergeben und
wenn er 30000 fl. dabei gewinnen fönnte. „Sonderlich feie. das jchlo;
alfo beſchaffen, daß ſich fein fürft darinnen zu wohnen ſchemen verie,
wie dann ſolch ſchloß durdaus von grund heraus mit fteinen neu erbaut,
ein fhönen weiten gefüeterten maflergraben, umb den waſſergraben
herumb einen ſchönen ufigemorfenen wahl oder thamm und darauf einen
fuftigen gezirten lebendigen hag, alſo dat aud Ihre Fürftliche Gnaden
fagten, fie welten ſonderlich ſommers zeiten lieber alda, als zu Neuen
ftatt reſidiren.“ Diefer Beſuch des Herzogs brachte aud den Plan zur
Reife, die günftige Lage Kochendorfs am Zufammenfluß des Kochers mit
dem ſchiffbaren Nedar zur Schaffung eines Stapelplages für den Handel
vom Rhein und Nedar aufwärts in das Herzogtum zu bemügen.
Zu diefem Zwed trat man mit zwei Kaufleuten in Verbindung.
Der eine, Jakob Rig von Stade, der der herzoglichen Rentfanmer als
Abnehmer des Erzeugniffes der Seidenraupenzuht im Stod zu Stuttgart
bereits befannt war, kam im April mit Eßlinger in Kodendorf zur
fammen, um bes Orts Gelegenheit zu befichtigen, und gab bei einer
darauffolgenden Beiprehung in Heilbronn feinen Rat und feine An:
erbietungen. Er meinte, man folle Faftoreien in Kochendorf errichten
und darüber mit den Kaufleuten im Lande verhandeln. Er ſelbſt wolle
die beftellten Waren bis Mainz oder Worms liefern und dort feinerjeits
eine Faktorei einrichten; bei diefer ſollten die Kochendorfer die Waren
übernehmen und vollends flußaufmärts ſchaffen. Die Waren, von denen
die Rebe ift, find in erfter Linie Faftenfpeifen — Stodfiihe, Blatteyien,
Häringe, gefalzene Waren, Rheinfifhe, Balchen u. dergl. —, ferner
Tücher und endlih Zuder, Gewürze und andere Spezereien. Diele
Waren erbot ſich Ritz fo zu liefern, daß der Preis in Kochendorf niedriger
wäre, als der in Heilbronn, ober wenigſtens billiger als von der Kon
kurrenz. Zugleich wollte er in Zukunft die Stuttgarter Seide in Kochen—
dorf flatt bei der Frankfurter Meſſe übernehmen.
Der zweite Großfaufmann, Johann Rüel (oder Riehel), Bürger:
neifter zu Worms, hatte angeboten, ein Lager der erforderlichen Waren
im Wert bis zu 100000 fl. zu unterhalten, in der Hoffnung, das Ge:
ſchaft allein machen zu dürfen. Er fam auf Einladung am 31. Juli
1607 mit feinem Schwager, dem Kaufmann Johann Greuzauer von
Worms, nad Kocendorf, mo Georg Ehlinger mit Wolf Gans von ber
Rentlammer und den Kaufleuten Sebaftian Kettenader von Etutigart,
Meldior Nördlinger von Botenheim (DA Bradenkeim) und Hans Philip
Kochendorf als Handelshafen für das Herzogtum Württemberg 16078. 73
berlin von Lauffen mit ihnen zufammentrafen. Melchior Nördlinger
wird befonders als „ein erfarner, verfhmüßter und geybter handelaman“
bezeichnet. Die Lieferung der Faftenipeife, mit der ein Anfang gemacht
werben jollte, ftand in erfter Linie auf der Tagesordnung. Rüel wieder:
Holte feinen Wunſch, die Lieferung allein zu befommen, und verſprach
ebenfalls wie Ritz billiger nach Kochendorf zu liefern, als in Heilbronn
zu kaufen wäre. Die inländifhen Kaufleute rieten aber, nicht einem
einzelnen das Ganze anzuvertrauen, fondern in der Weife zu teilen, daß
Ritz bis Worms, Rüel von da bis Kochendorf liefere. Sie felbft, die
Kaufleute im Land, wollten fih in eine Geſellſchaft ad gerendum
negotium einlaffen und nad) Bedarf einen oder mehr Faktoren zu
Kochendorf unterhalten?). Mit diefem Vorſchlag war ſchließlich auch
Rüel einverftanden. Die herzoglihen Kommiffäre beantragten nun, um
auch mit Rig abzufhließen, eine Abordnung nad Frankfurt zur bevor:
ſtehenden Herbſtmeſſe abzufenden, ‚wozu Wolf Gans und die Stuttgarter
Kaufleute Ludwig Schweiger und Sebaftian Kettenader vorgefchlagen
wurben.
In Kochendorf ſelbſt folte am Kocher eine Ausladeftelle gemacht
werben, wozu die Balken vom Schwarzwald oder aus dem Harthaufer
Wald und dem Neuenftadter Forſt herbeigefhafft werben könnten. Als
Lagerhaus hatte man zuerft gehofft, die Scheuer im Schloß verwenden
zu Eönnen, die Kaufleute aber rieten zum Bau eines bejonderen Ges
bäubes, für das der Plag neben der Kelter beftimmt wurde. Ferner
mußte ein Plag für die regelmäßig abzuhaltenden Jahr: und Wochen:
märkte gefunden werben, bei dem auch nötigenfalls Fruchtvorräte gelagert
werben fönnten; dafür fam ber Vorhof des Schloffes in Vorfchlag, der
bereit größtenteils mit Pflafterung verfehen war. An der Ausladeftelle
wünfhte der Herzog einen Krahn zu haben, aber auch da rieten bie
Kaufleute ab, um die Koften nicht unnötig zu mehren; für gewöhnlich
werde alles mit der Hand auögeladen werden Fönnen und für einzelne
gewichtigere Stüde könne leicht eine einfache Vorrichtung getroffen werben.
Aber der Herzog, im feften Glauben an die Zukunft, deren Herbeifommen
die vorfihtigen Geſchäftsleute erft abwarten wollten, ließ fi den Ge:
danken nicht ausreden; das zeigen die auf feinen Befehl erftatteten Be:
richte über die Krahnen zu Heilbronn (Beil. 2) und Frankfurt (Beil. 3).
Über den Verkehr zu Waſſer brauchte man ſich feine Sorgen zu
machen; es kamen zahlreiche Angebote von Schiffsleuten, die den Trans:
port von Worms nad Kochendorf übernehmen wollten. Auch die Vor:
V Bgl. dazu Beilage 1.
74 Mepring
ftellungen der Brüder Wolf Konrad und Walter Gred, daß ihnen durd
die Ausladeftele ihr Fiſchwaſſer beeinträchtigt werde, wie ihre Drohung
die Balken wieder herausreißen zu laſſen, fonnte der Herzog Teicht nehmen
Er ließ ihnen fagen, daß er nichts dagegen hätte, wenn fie jelbft not
eine oder zwei Anländen in gleicher Weife machen laffen wollten. Aber
der weitere Verkehr über Land fließ auf Schwierigkeiten. Die Führe
über den Kocher bei Kochendorf gehörte Walter, die über den Nedar bei
Jagſtfeld Wolf Konrad Gred. Walter zwar hätte feine Geredtiglei
wohl verkauft und der Herzog hätte fie gerne erworben, um den Koder
mit einer fteinernen Brüde zu verjehen, die bei jedem Waflerftand zu
paffieren wäre; aber der geforderte Preis war viel zu hoch. Die nächte
Fähre fiber den Nedar auf mürttembergiihem Gebiet befand ſich bi
Untereifesheim und wäre von ihrem Inhaber um 300 fl. abgetreten
worben: aber der Lehensherr Hans Sirt von Lomersheim machte Schwierig:
feiten, wohl um von dem Herzog größere Zugeftänbniffe zu erlangen.
Man beſchloß, eine neue Fähre einzurichten, aber natürlich fühlten fd
dadurch die Beſitzer der beftehenden Fähren erft recht beeinträchtigt.
Die überall angefnüpften Unterhandlungen ließen doch zulegt Aus:
fiht auf Überwindung der Hindernifje. Die Greden boten jelbft dem
Herzog ihre Anteile an Kochendorf zum Kauf an, „meiln fie feinen
superiorem leiden Fönnen.“ Zwar ihre Forderungen waren übermäßig
hoch, Wolf Konrad wollte 78940 fl., Walter 54757 fl., während bob
der Anteil Hans Philipps, den der Herzog um 50000 fl. gefauft hatte,
ſchon bei der Erbteilung der Brüder als ber befte bezeichnet worden war.
Aber trogdeın wollte der Herzog die Gelegenheit nicht vorübergehen laflen
und beauftragte auf Eßlingers Vorſchlag diefen und den Kammertat
Hans Burkhard Dreher, daß fie mit den Greden eine Tagfagung halten
und mit ihnen zu einem auf billiger Schägung beruhenden Preis zu ge:
langen fuchen follten.
Das war am 21. Januar 1608. In dem von dieſem Tag batierten
Bericht ſchreibt EBlinger über den Stand der Arbeiten in Kochenborf:
„Hiezwiſchen der meß wöllen wir mit Kochendorf der vorhabenden com:
mercien wegen aud einen guten anfang machen, haben alberait im herzog:
thumb leut genug zu factoren und laufen noch täglich hernach, allein
will e8 uns noch an einem wolerfahrnen factor, der zue Kochendorf muß
gehalten werben, manglen; gleihwoln haben ſich alberait auch ettliche
angemeldet und hat bishero wegen deren hin und wider graßirender ſeuch
fi) feiner gern einlaßen wöllen. Die auslendung!) mit den fciffleuten
%) Der Amtmann zu Kochendorf berichtet fon am 6. Oftober 1607, daß dr
Zimmermann mit feiner Arbeit daran fertig fei.
Rocpenborf als Hanbelshafen für das Herzogtum Württemberg 160778. 75
ift vor der keltin alberait zue Kochendorf angangen und under andern
ein großes Reynſchiff von heren grave Philipfen von Hohenloe ſeligen
Hinberlaßener gemahlin alba eingeladen worden. So find die ſchiffleut
mit der auslendung mol zuefriden, wie aud alle unberthonen zue
Kochendorf.“
Da ſtarb der Herzog plötzlich am 29. Januar und mit ſeinem
Leben ging wie ſo manches Wichtigere auch die in Kochendorf ſo günſtig
eingeleitete Unternehmung zu Ende. Sein Sohn und Nachfolger Johann
Friedrich hatte nicht die Energie, um die noch in den Anfängen liegenden
Neuerungen feines Vaters durchzuführen; er ließ auch die Männer fallen,
die unter Friedrich die Geſchäfte geführt hatten. Da wegen Kochenborfs
ein Proteft der Reicheritterfhaft vorlag, zu der das Gut gehörte, und
auch die Greden jet wieder neue Schwierigkeiten machten, war er gerne
bereit, den von Friedrih um 50000 fl. erworbenen und fo hoch gehaltenen
Befig mit einem Verluſt von 6000 fl. um 44000 fl. an Wolf Konrad
Sred wieder zu verkaufen, am 11. November 1608 ſchon wurde biefer
Vertrag ausgefertigt.
Beilage.
Verzaichnus ettlihen handelsleut im herzogthum Württenberg.
Andreas Merttelin
Sebaſtian Köttenadher
Ludwig Schweytzer
Jacob Luſchnawer
Ruodolf Caſparr zu Tuwingen.
Niclas Sarwey
Melchior Breyduer
Hans Ulrich Lang zu Schorndorf.
Criſtoff Knab zu Aurach.
Johannes Bünder zu Göppingen.
u. Speibel
Yang Semi } zu Canſtait.
u. Schnigler, Burgermaifter
Stoffel und Melchior Jemfflin } zu Kürchen.
Baltus N. der Kreyßer dochterman
Der welſch Erany
Burgermaiſter FAR! zu Balhingen,
Welſch Jerg N. zu Plaubeyren.
Hans Andler zu Bradhenna.
Des Kalblins fel. erben zu Bietigkheim.
N. Dreber zu Lenberg.
N. Hölweg zu Nürtingen.
N. Zudherlin zu Herenberg.
zue Stuottgartten.
76 Mepring
Beilage 2.
Ungevahtliche furze anlaitung bes eintrags und beihaffenhait mit dem craanget
ze Haylpron.
Der craan am Necar zue Haylpron folle des craanmalfiers anzaigen nah mr
gemeinen jaren uf bie 110 fl,, auch wenniger unb mehr ertragen.
Bor biefer Zeit fele etliche male zümbli viel weins ben Neder hinab, de
gleichen auch viel Reinmeln-bargegen ben Neder beruf gefüert worden, dannenber tat
craangelt und eintrag fi umb ein namhaftes und uf bie 200 fl. erhöcht, weldes tt
felten geſchehe.
Das craangelt werde nicht nur von benjänigen fiueden geraicht, welche mit bem
craan In ober ußer ben fchiffen gebept, fondern, was auch fonjten mit den händen in
oder uß ben fchiffen verſchafft werde.
Bon einem vierling vaß mit wein, bier, falz ober anderem, wie auch einm
ſtippich in ber gleichen ſchweebti würb 1 ſchiling, von einem ballen tuec ober andern
gewanb 2 ſchil. von einer heringtonnen, bleytafel und anderm gleihförmigen */, #
ling zue eraangelt geben, alles nach ußwiſung einer fonberbaren fpecificierten tartafeln,
und was barinnen nicht begriffen, würb bie tar nach bes craanmeifters biferetion ge
forbert, eingefhrieben und verrechnet.
Dem craanmaifter, fo ein burger zue Haylpron und tuechſcherer bandwere,
würb jaͤhrlichs nur 10 fl. zue befolbung und warigelt geraicht. Weiln aber burd dat
ganze jahr viel Holz uf dem Neder in ſchiffen gen Haylpron gefüert, bafelbften allet
ußgelehnt‘) und verfauft würd, hat er von iedem fueber (deffen 32 großer ſcheutter
umb gemeiniglich 1%/, fueber umb ein fl. verfauft, 1.3 ußzuegehlen. Da auch gleic
bũßweilen ein fit voll überhaupt verfauft und nicht gegehlt würd, Bat er dannch
von tebem guldin werth 2 einzueziehen, weldes alles ibme craanmaifter einig und
allein zuegehöerig und fein beſte befolbung if.
Beilage 3.
Verzeichnus, was von nachfolgenden underſchleblichen waaren, fo zu Frankfurt ir
oder außerhalb ben meſſen mit dem cranen am Mayn gehaben werben, genommen wir:
Bon vieredeten pappierballen und bergleihen ſtucen in förben ober Ballen giöt
man von ieberm 4 albus 28.
Bon grofen gewandſtuden, Arrasftuden”) ober bergleihen ballen gibt ınan ver
iberm 4 Ab. 24.
Bon fpecerey ober frautballen gibt man von iberm 4 Alb. 2.8.
Von. eifen- und fahlförben, ganz zinnen faffen, erzdonnen, panzer, kupfer,
zucker⸗ und mefjingfaffen von iederm gibt man 4 Alb. 2 8.
Von pulver:, kremarey-, ſchunken- und bergleihen faffen gibt man von iederm
‚sus. 49.
Bon eifendonnen, wollenfäd, faß mit ungefoffenem prefilgehetz *), faß ba leder
Innen if, allain und harniſchfaß, desgleichen barnifchförb, gibt man von iedern
3.49.
*) ausgelänbet.
®) Leichte ungewalfte Stoffe, wie fie aus Arras im franz. Departement Pas de
Salate eingeführt wurden. Bol. Schulte 1, 702. ”
*) In ber Färberei gebrauchtes Holz von Caesalpinia Sappan. Schulte 1, MR
Kochenborf als Handelshafen für das Herzogtum Württemberg 16078. 77
Bon zuder:, feygen:, weinftein: und Mein buchfaffen, besgleihen von holzballen,
Hein leimkörben, alaunfeden, manbelballen, belzballen ober »törb gibt man von iederm
3.14.
Bon würzfaffen, kremer-, Bidling«, barchet-, halbzinn⸗, Halbzuder: und victrilfaffen,
deögleihen von gevierten kiſten, cergdonnen unb Fleinen gewandballen gibt man von
iederm 3 6. 14.
Von lein Arrasballen, Icinentuhballen und dergleichen gröfe, begleichen nagelz
bonnen, ſchwefeldonnen unb ſchwefelkiſten, berpenbintonnen, feifenladen, rieb:, leim⸗ und
baumölfäden, fobann von geftoffen prefilien:, fifhbainfaffen und butterdonnen gibt man
von ieberm 2 Alb. 1 3.
Von einem boppelftud bley gibt man 1 Ab. 6 $.
Bon einer ieben callmeybonnen gibt man 6 J.
Von einer grofen buchen 9 AI. 4 J.
on einer mittelmefigen büchſen gibt man 5 Alb.
Bon einem grofen jejleifftein gist man 5 Alb.
Bon einem mühlenftein gibt man 8 Alb.
Bon einem boppel quaberftein oder langen ftud gibt man 1 Alb. 4 3.
Bon einer gloden gibt man 9 Alb.
Sonften von allerhand großen fuden von waren gibt man von bem jtud nach
abvenant,
Zur Geſchichte der Schubartſchen Chronik.
(Befhwerden und Widerrufe, Zenſurfreiheit und Zeuſur.)
Bon Rudolf Krauß.
Nachdem die Sonne der herzoglihen Gnade über Schubart auf:
gegangen und er im Mai 1787 als Hofbichter und Theaterbireftor nad
Stuttgart gezogen war, beſchloß er alsbald, feine durch die Verhaftung
und Einkerferung unterbrocdhene Chronif wieder aufzunehmen, von dem
doppelten Wunſche geleitet, ein Lehrmeifter des deutſchen Volkes in allen
öffentlihen Fragen zu fein und feinen Gehalt durd die Einnahmen des
Zeitungsblattes zu vermehren. Die Einwilligung Herzog Karls war um
fo feichter zu erlangen, als das Journal in der Truderei der Karlsſchule
bergeftellt werden follte und dieſer einen anfehnlihen Gewinn abzumerfen
verſprach.
Eine Anzahl auf dieſe erneute Chronik bezüglicher Dokumente, jo:
weit fie aus der Regiftratur der Karlsſchule ftammen, hat Heinrich
Wagner im Ergänzungsband feiner „Gedichte der Hohen Carls:Schule“
(Würzburg 1858) veröffentlicht. Bis jegt unbekannt gebliebene Aften der
Regiftratur des Geheimen Rats (aus dem K. Staatsfilialarchiv Ludwigs:
burg) liefern dazu umfangreiche Ergänzungen und Nachträge, wodurch erft
die vielen Anfechtungen und Widerwärtigfeiten, die Schubart wegen feiner
Chronik auszuhalten hatte, in ihrem gefamten Umfang Mar hervortreten.
Am 25. Juni 1787 bat Schubart in einer Eingabe an den Herzog,
ihm diejenigen Zenforen aufzuftellen, welche bisher feine in der akademiſchen
Druderei herausgegebenen Schriften zenfiert haben (Wagner a. a. D. S. 17
Nr. 15). Tags darauf fragte der Karlsſchulintendant Oberft von Seeger
unter gleichzeitiger Vorlage jener Eingabe Höchſten Ortes ſchriftlich an,
ob das Journal wirklich in der akademiſchen Druderei hergeftellt werden
dürfe, mas der Herzog ohne weiteres bejahte. (Seegers Bericht bei
Wagner ©. 18 f. Nr. 16. Angefchloffen daran ift der Akkord über bie
Chronik zwiſchen ihren Unternehmern, d. 5. Schubart und dem Stutt:
garter Poftamt, das die Zeitung vertrieb, und ber akademiſchen Druderei.)
Zur Geſchichte der Schubartihen Chronik. ‘9
Sereniffimus beftimmte, daß Hofrat Dr. Reuß in Gemeinſchaft mit den
Profefforen Naft und Drüd die Zenfur übernehme. Da fi Reuß jedoch
mit feinen überhäuften Privatgefhäften entſchuldigte, beantragte das
atademiſche Kollegium am 30. Juni 1787 für Schubart Benfurfreiheit;
auf diefe Weife werde alle Verantwortung auf den Herausgeber felbft
und feine auf die Zenforen und alfo mittelbar auf den Herzog fallen
(Wagner S. 19 f. Nr. 17). Dur Dekret vom 2. Juli 1787 wurde
der Chronik wirklich die Zenfurfreiheit bemilligt. Anfang Juli eröffnete
Schubart feine „Vaterländifche Chronik“, feit 1788 in einem Worte:
„Baterlandschronif”, feit 1790 „Chronik“ ſchlechtweg genannt. Bei
Schubarts temperamentvoller Schreibart, die auch durch die Leiden der
Gefangenschaft und durch feine auf dem Afperg erfolgte Belehrung zum
pofitiven Ehriftentum feine wefentlihe Einbuße erlitten hatte, konnte es
wicht ausbleiben, daß er da und dort anftieß, und daß mancherlei Be:
ſchwerden über den freimütigen Journaliſten einliefen.
Sofort das erfte Stüd der Vaterländifchen Chronit mit der
programmatifchen Ankündigung „An mein Vaterland“ erregte Bedenken.
Der Geheime Kat ſah fih zu nachſtehendem Beriht an den Herzog
veranlaßt:
Durchlauchtigſter Herzog! Gmäbigfter Herzog und Herr!
68 Hat ber Mufifdireltor Schubart feine wöchentlich zweimal in’ Drud zu gebenbe
ſogenaunte Vaterländiſche Chronik in der Beilage angefündigt und in biefem Erften
Stüd einige fehr auffalende und anſtöhige Ausbrüde einfließen laſſen, fo daß alerbings
zu beforgen, e6 möchten ſolche Aufſehen erweden und, warn befonbers ber Autor in
diejem fortfahren ſollte, unangenehme Folgen daraus entftehen. Unterthänigſt Subfignierte
erachten es daher ihre unterthänigſte Pflicht und Schuldigkeit zu fein, E. H. D., ba
Höchdiefelbe wegen vielen auberen wichtigeren Geſchäften vieleicht ſolches Blatt nicht
ieſen werden, bie von biefer Art vorgefundene Stellen in ber unterthänigften Anlage zu
bemerken und geborfamft anpeimzuftellen, ob Hödftbiefelbe nicht etwa vor nötig finden
dörften, den Mufifdireltor Schubart zu einer mehren Moderation und Behutfamfeit in
feiner herauszugebenden Chronif um fo mehr erinnern zu laffen, als ohnehin von ihm
zu eriwarten geweſen wäre, daß felbiger von der am Enbe dieſes Blatts zugleich dffentlich
angefünbeten Herzoglichen Gnade einer ihm gefatteten vollfommenen Zenfurfreibeit
einen vorfihtigeren und befcheideneren Gebrauch machen würde.
Sich damit x., Im Herzogl, Geheimen Rat ben 9. Juli 1787.
Darauf ließ Serenifjimus dem Geh. Rat Hohenheim dann 11. Juli
1787 nachftehenden Beſcheid zugehen:
„Seine Herzogliche Durchlaucht Haben biefe unterthänigſte Anzeige eingefehen,
und gereicht hierauf Höcftbenfelben bie von bem Herzoglichen Geheimen Ratscollegio
bierunter bezeugte Aufmerffamfeit ganz zu gnädigſtem Wohlgefallen, und bies um fo
mehr, als Höchſtdieſeibe dieſes Blatt von ber durch den Mufifbireftor Schubart im
Drud herauozugebenden fogenannten Vaterlänbifchen Chronif bereits ſchon vorher burdh-
gelefen und gleibafden die nämlichen Anftinde babei bemerft und ihm verwiefen
80 Krauß
haben. Gleich bei erftmaliger gnädigften Geftattung ber Zenfurfreigeit von wegen bieier
Schrift Haben S. H. D. dem Autor durch den Obriſten und Jutenbanten von Seeger
zu erkennen geben Taffen, baß er mit gehöriger Moderation und Behutjamfeit in feiner
Herauszugebenden Chronik zu Werke gehen und auf keinerlel Weiſe von diefer Herzog.
Gnade einen Mißbrauch machen folte, widrigenfalls ihm ſolche wieberum entzogen
werben würbe, welches benn au und in Gemäßheit des unterthänigften Antrags aui
die nunmehrige Veranlaſſung bdemfelben von neuem durch gedachten Obriften und
Intendanten von Seeger gefhärfteft infinuteret geworben.”
Der entſprechende Erlaß an diefen vom felben Tag ift bei Wagner
a. a. D. ©. 20 Nr. 18 abgebrudt. Schubart antwortete mit einer aus:
führlichen Rechtfertigung (Wagner ©. 24 f. Nr. 19).
Die erfte auswärtige Beſchwerde gegen die Chronik lief ſchon nad
wenigen Tagen ein, und zwar von feiten des däniſchen Gefandten in
Stuttgart, Barons von Wächter, der in einem Artifel des dritten Stüds
eine Kränkung der Krone Dänemark erblidte. (Die betreffenden Aften:
ftüde vom 14. Juli 1787 fi. bei Wagner V, 25—28 Nr. 20—24.) Die
Angelegenheit wurde dur einen Widerruf Schubarts aus der Welt
geſchafft.
Die zweite Reklamation rührte von der Reichsſtadt Nurnberg her,
aus deren Gebiet ja Schubarts Vorfahren ſtammten, und deren Gymnaſium
er einſt ſelbſt als Schüler zwei Jahre lang beſucht hatte. Wir leſen
im 29. Stüd. der Vaterländiſchen Chronik (Oftober 1787 ©. 226)
folgendes: u
„Nürnberg. Diefe graue, um Kunft, Handlung und Wiſſenſchaft hochverbiente,
durch Ariftoftaten miebergebeugte, in Schulden, Mutlofigfeit und verächtliche Stile vers
funfene Stabt erwartet den Luftſegler Blanchard in feinen Mauren, der für bare
Karolins und Laubthaler — etwann von ber Hallerwieſe auffteigen, fih vermutlich im
Farrenbach nieberlaffen, in einer Chaiſe zurüdtehren, das Geld einftreihen und in
Straßburg — ben Nürnberger Wit perfiflieren wird.“
Am 15. Dftober 1787 erhob der gekränkte Nürnberger Magiftrat
Beſchwerde bei Herzog Karl und bat um Genugthuung. Am 20. Oftober
forderte biefer die herzoglihe Regierung zum Gutachten darüber auf, das
der Geheime Rat am 6. November mit eigenem Berichte übergab. Die
Regierung äußerte fi) dahin, „daß von dem Verfaffer durch Einrüdung
diefes in der That unanftändigen und ehrenrührigen Artikels in eine
öffentliche Zeitung der Reichsſtadt Nürnberg wirklich zu nahe getreten und
die Grenzen einer Preßfreiheit von ihm allerdings überfchritten worden
feien. Da aber, ehe.eine weitere Entſchließung in der Sade zu fallen,
derfelbe der Biligkeit und Ordnung gemäß vorberft um feine Verantwortung
hierüber zu vernehmen fein dörfte, fo müffe man €. H. D. Höchſter Ver:
fügung in Unterthänigfeit anheimftellen, wie und durch wen dies geſchehen
ſolle.“ Am 8. November beauftragte der Herzog Oberft von- Seeger,
Zur Geſchichte ber Schubartſchen Chronik, 8
Schubarts Verantwortung entgegenzunehmen. Nachdem dies erfolgt war,
kam die Angelegenheit wiederum vor den Geheimen Rat, der nachftehendes
Schriftftüd dem Herzog unterbreitete:
Durchlauchtigſier Herzog! Onäbigfter Herzog und Herr!
Nachdem zu unterthänigfter Befolgung des von E. H. D. unterm 14. d. Mts.
gnäbigf erlaffenen Defrets bie Herzogl. Reglerung über bie Giltigfeit ber Verantwortung
bes Theaterbireftors und Hofdichters Schubart wegen eines in feiner Vaterländiſchen
Chronit wider bie Reihäftabt Nürnberg eingerüdten anflößigen Artikels um ihr unters
tHänigftes Gutachten vernommen worden it, fo hat biefelbe in dem gehorfamften An«
flug vom 22, ſich dahin unterthänigft geäußert, daß, obſchon berfelbe eben foldem
Artitel duch umftänbliche Auslegung einen gelinderen Sinn unterjulegen fich viele
Mühe gegeben Habe, jebennod; bie barin enthaltene befeibigenbe Ausbrüde, welde jebem
2efer auffallen müffen, nicht für hinlanglich geredtfertigt angeſehen werben fännen,
daher fie unterthänigft unzielſeblich bafür Halte, daß nicht mur ihm feine unanflänbige
und unvorfihtige Schreibart ernfllic zu verweilen und bei zu gewarten habender miß ⸗
Hiebigen Ahndung in Zufunft bie Beobachtung mehreren Glimpfs und Veſcheldenheit
zu Verhütung weiterer Beſchwerden aufzuerlegen, fondern auch dem Magiſtrat ber
Reicheſtadt Nürnberg In dem Antwortſchreiben das Nötige bierunter zu vernehmen zu
geben wäre,
Da aber unterthänigft Subfignierte ihres Orts allerdings beforgen, daß gedachter
Magiftrat ſich dabei nicht beruhigen, fonbern eine angemeffene Genugthuung verlangen
und deswegen ©. H. D. weiters behelligen werbe, fo ftellen fie zu höchſtem Ermeſſen
und Gutbefinden in Unterthänigfeit anheim, ob nicht dem Theaterbireftor Schubart
aufzugeben, daß er, ohne unterthänigfte Maßgabe, entweber durch ein Privatichreiben ben
Nürnberger Magiftrat auf eine geziemende Art zufriebenzuftellen ober durch Ginrüdung
eines anbern öffentlichen Artifels in feine Vaterlandiſche Chronik bie bemfelben zugefügte
Beleidigung wieberum aufzuheben traten, umb bamit bie Verfaffung nicht in feiner
ganzen Wilffr flehe, ein oder ben anbern Muffap vorgängig zur bödhften Genehmigung
unterthänigft vorlegen folle.
"Da übrigens aus feiner Vaterländiſchen Chronik überhaupt wahrzunehmen gewefen,
daß er je und je nicht nur gegen veidjefläbtif—he Magiſtrate, fondern auch gegen höhere
Hertſchaften und Megenten ganz unziemliche Außerungen und Urteile in öffentlichen
Drud fommen laffen und alfo die von E. H. D. ihm ſchon mehrmal zugegangene
gnadigſte Verwarnung nicht beiolgt habe: fo möchte ihm foles nochmal ernſtüich mit
bem Anhang zu unterſagen fein, baß, wenn er in Zufunft ſich hierwider weiters ver⸗
fehlen follte, ihm das Zeitungsfchreißen ganz niedergelegt werben würbe.
Es ſtehet ꝛc. Sich damit ıc. Im Herzogligen Geheimen Rat ben 27. Ne—
vember 1787.
Im 46. Stüd der Vaterländifchen Chronik (Dezember 1787 ©. 362 f.)
ſteht Schubarts Widerruf. Nicht ohne Jronie malt der Schalf einen
anmutigen Traum aus, der ihm die alte Reichsſtadt in neuer Geiftes:
blüte gezeigt habe. „Da ritt' ih mir,“ fährt er dann fort, „eine Aber
auf, tauchte die Feder ins fprubelnde Blut und durchſtrich den gerügten
Artikel im 29. Blatt meiner Chronit. Im Schauergefühl erwacht’ ich
und weinte den Wunſch gen Himmel: D! laß ihn wahr werben, dieſen
Württ. Bierteljahröh. f. Landesgeid. %. 5. XII. 6
82 Krauß
fügen Traum! — Die Dankbarkeit für meine ehemalige Pflegerin zeugte
beedes — den Traum und den Wunſch.“ Ob wohl der reihsftäbtiihe
Magiftrat von diefer Genugthuung erbaut war?
Länger als ein halbes Jahr hütete fih nun Schubart vor
Unvorfigtigfeiten; im Sommer 1788 lud er aber den Zorn einer andern
Reichsſtadt auf fih. In dem Freitag den 20. Junius 1788 ausgegebenen
50. Stüd des zweiten Jahrgangs der Vaterlandechronik ſchildert er in
einem zwei Seiten (403/4) füllenden, „Oligarchengift“ überfcriebenen
Artikel die Zwiftigfeiten zwiſchen Bürgerſchaft und Magiftrat der Reihe
ftadt Worms an der Hand einer von der erfteren ausgegangenen gebrudten
Deduktion. Schubart nimmt in dem Auffag aufs entjchiedenfte für bie
Bürger Partei: „Durd) die ungeheuren Anmaßungen und Gewaltmißbräude
des Dreizehner Rats zur legten Knechtſchaft hinabgedrückt, müffen fie hilflos
fehen, wie das durch die heiligften Gefege gegründete Wahlregiment mit
jedem Tage mehr in ein unausftehliches Erb: und Familienregiment ver:
wandelt wird“. Diefe feharfe Tonart ift vom Anfang bis zum Ende bei-
behalten. Der Wormfer Magiftrat erließ daraufhin eine Beſchwerdeſchrift
an den Herzog. Die Angelegenheit nahm genau denfelben Inftanzengang
wie die vorhergehende. Die Herzoglihe Regierung warb zu einem Gut:
achten aufgefordert, das durch den Geheimen Rat am 12. Juli dem
Herzog übermittelt wurde und darin gipfelte, zunächft Schubarts Ver:
antwortung zu hören. Oberft von Seeger wurde am 14. Juli von
Herzog Karl wiederum damit beauftragt (Wagner S. 28 Nr. 26). Am
16. Juli legte Seeger Schubarts fhriftliche Verantwortung an Höchſter
Stelle vor unter Beigabe jener Debuftion der Wormfer Bürgerfhaft
ſowie des 109. Stüds des Frankfurter Staateriftrettos, worin ein Mit
glied des Wormfer Magiftrats auf eine für Schubart höchſt ehrenrührige
Art ſich ſelbſt Genugthuung verfhafft und dadurch auf diejenige Verzicht
gethan habe, welche er zuverläffig von ber fürftlihen Gerechtigkeit zu
erwarten gehabt hätte (Wagner S. 29 Nr. 27). Der Geheime Rat
gab am 28. Juli 1788 in der Angelegenheit ein Gutachten ab. Es
Jautet alfo:
Durchlauchtigſter Herzog! Gnädigſter Herzog und Here!
Im dem gehorſamen Anfchluß wird von ber Herzogl. Regierung über das Be:
ſchwerungsſchrelben bes Magiftrats ber Reichsſtadt Worms wider ben Hof- und Theaters
dichter Schubart und bie Entfhuldigung beffen wegen eines In feine Vatetländiſche
Ebhronik eingerüdten anflößigen Artifels das gnäbigft erforderte unterthänlgſte Gutachten
erflattet und darin bes mehrern angeführt, daß, obſchon gedachter Hoft ichter Schubart
in feiner Verantwortung auf ben Inhalt einer im Drud erſchienenen Deduktion fi
berufen habe, bemfelben jedennoch zur Laſt Liegen bleibe, baß er fein elgene® Raifonnement
in ungiemlichen und beleibigenden Ausbrüden gegen den Magiftrat ber Meicheftabt zu
Zur Geſchichte der Shubartfgen Chronit. 85
7. hajus anhero gegeben, worinnen vor allen Dingen bemerft wird, daß bie Munizi»
palitat den Berfaffer biefer Ahndung verdienenden Schmaͤhſchrift zu wifien wünſche
und deswegen gebeten habe,
1. den Schubart barüber zu vernehmen,
2. das Manuffeipt gegen Erflattung ber allenfalfigen Koften ihr zuzuſenden und
8. dem Schubart aufzugeben, daß er einſtweilen ungefäumt in feiner nächften
Chronik eine Proteftation mit dem Anhang einrüde, daß von Seiten ber Munizipalität
negen bie Verleumbung weiter würbe geantwortet werben.
Nun führe
ad 1 Schubart in feiner Verantwortung an, daß er ben Artifel, worüber Be:
ſowerde geführt werbe, von einem Freund aus dem Elſaß erhalten habe, von welchem
ihm ſchon mehrere glaubtwürbige Nachrichten aus bortiger Gegend zugefommen feien,
daß er bei ber Unmöglichkeit, ein ſtatthaftes Urteil fällen zu fönnen, ben Brief ohne
alle Stoffen mitgeteilt, baß er in ber Folge, als ihm von bem würdigen Senior Denzel
zu Sandau ein Gegenfreiben zugefhidt worden feie, diefes ebenfalls, feiner heftigen
Ausdrüde ungeagtet, von Wort zu Wort und zwar unentgeltlich unter der Rubrif
„Ter Rufer von Landau“ in bas 32. Stüd feiner Chronik eingerüdt habe und dadurch
der Landauer Munizipalität einen unzweibeutigen Beweis feiner Unparteilichteit und
Wahrheitsliebe gegeben zu Baben glaube, wobei bie Herzogli—he Regierung fich dahin
gutachtlich Außert, daß, ba fie nicht nur bie Beſchwerde ber Landauer Munizipalitit
ganz gegründet finde, fonbern aud überhaupt der Hof: und Theaterdichter Schubart
bei Einrüdung anflößiger und beleidigender Stellen in feine Chronik mit einer folgen
Zügellofigfeit zu Werk gehe, welche in gefitteten Staaten nicht gebuldet werben könne,
unb beöwegen ihm vorhin ſchon, auf eingefommene ähnliche Beſchwerden von ben
Reichsſtãdten Nürnberg und Worms, verwieſen, er auch lebtmals auf ben Wiedervet ⸗
gebungsfall mit Abnahme ber bisher gehabten Zenfurfreipeit bebroht worden feie, nicht
nur biefe Drohung jetzo zu wieberholen, fonbern ihm auch feine abermalige Unvorſichtig ⸗
feit unb Unbeſcheidenheit nachdrüdiich und mit dem Anhang zu verweilen fein börfte,
daß er ſich, wenn neue Magen Tünftig wieder gegen ihn einfommen follten, noch übers
dies einer mißliebigen Ahnbung unfehlbar zu gewärtigen Habe, welche Verfügung denn
auch ber Landauer Munizipalität in Antwort auf ihr Schreiben zu erkennen zu geben
fein werde. Unb ba
ad 2 bie verlangte Auslieferung des Manuſkrivts und Benennung bes Ber-
faſſers betreffend, Schubart in feiner Verantwortung geäußert, wie er jebesmal gleich,
ſobald die Ehronif gebrudt feie, bie Manufkripte verbrenne, ben Namen feiner Korres
fpondenten zu verraten aber ifm um beswillen nicht werbe zugemutet werben wollen,
weil er dadurch feine Verſchwiegenheit verbächtig machen und feine zahlreiche Korreſpon ·
denten in und außer Teutſchland zum unerſetzlichen Schaben feiner Chronik auf immer
abſchreaen würbe: fo ift bie Herzogliche Regierung des unterthänigften Dafürhaltens,
daß biefe® ebenfalls der Landauer Muntzipalität zu eröffnen und abzuwarten wäre, ob
fie ſich bei biefer Erklärung beruhigen oder noch ferner auf Namhaftmachung des Ber-
faffers, wie man bei bergleihen Schmähfgriften immer befugt feie, beſtehen werbe,
Wie dann aud
ad 3 derſelben zu überlaſſen fele, ihrer vorläufigen Äußerung gemäß eine Proter
ſtation gegen jene Verleumdungen auffegen zu Iaffen unb Bieher zu fenden, welde
Schubari fofort in jeine Chronik ebenfalls eingurüden nicht entftehen werde,
Nun if es am beme, daß ſchon vorhin gegen den Hofs und Theaterbichter
Schubart, wie €. H. D. aus den mit angeichloffenen älteren Aften Sic noch gnäbigft
86 Krauß
zu erinnern geruben werben, wegen in feine Chronlk eingerüdter anftögiger und bee
leidigender Artikel zerſchiedene Beichwerben vorgefommen, und daß hierauf bemfelber
ſolches nicht nur nachdrüclich verwielen, ſondern auch leztmals die Bedrohung mit ber
Abnahme ber Zenfurfreiheit beigefügt worben. Nachdem aber Schubart al biefes ſich
nicht zur Warnung bienen Iaffen, fondern mit feiner verläumberiien Schreibart fonti:
nuiret, fo fielen gehorjamft Subfignierte ihres Orts In Unterthänigfeit anheim, ob
E. H. D. e6 bei ber nach dem tegierungsrätlien Antrag ad 1 bloß zu wieberholenden
Bebrofuug mit bem Verluſt ber Zenfurfreiheit neben einem wiebermaligen nachdrüclichen
Verweis und ernftliher Verwarnung bei fonft ohnfehlbar zu gemwarten habenber weiterer
mißliebiger Apnbung bewenben zu Iaffen gebenfen ober felbigem nod) weiters zu ber
deuten fein möchte, bak, wann er nad ber ihm allſchon gegebenen Weifung bie ge
büßrenbe mehrere Vorficht, Klug und Beſcheidenheit im feiner Chronik in Zukunft
nicht gebrauchen würde, bemjelben nicht nur bie Zenfurfreipeit benommen, fonbern fogar
die Verfertigung und Herausgabe biefer Chronik felbft ohnfehlbar niedergelegt werben
würde. Wo im übrigen man dies Orts mit bem, was bie Herzogliche Regierung ad 2
und 3 noch ferneres gutächtlich geäußert und angetragen Bat, ebenfalls ſich konformieret.
Es ſtehet ꝛc. In Cons. Seor. d. 11. Mai 1790.
Der Herzog gab dem gelinderen Antrage der Regierung vor dem
ſchärferen des Geheimen Rats den Vorzug und wies mittels Drbre vom
15. Mai 1790 (bei Wagner ©. 31 Nr. 32) Dberft von Seeger au,
Schubart die nötige Eröffnung zu maden.
Man muß geftehen, daß der Herzog gegen ben Chroniften große
Nachſicht bewies, und wohl nicht bloß aus zarter Rückſicht auf die Kaſſe
der afabemifhen Druderei, ſondern zugleih aud im Gefühle, daß er
viel an Schubart gut zu machen habe. Die andern politifhen Zeitungen,
die damals in Stuttgart erfchienen und gleihfals zu Reklamationen
häufigen Anlaß gaben, wurden nicht mit derfelben Schonung behanbelt.
Die Cottaifhen Unternehmungen ftanden ſchon vorher unter Zenfur, und
der Elbenſche Schwäbiſche Merkur wurde folder durch Herzoglihe Ordre
vom 11. September 1789 unterworfen (Auszug baraus bei Wagner S. 30
Nr. 30). Die vielfahen damals in Europa ausgebrodhenen Unruhen,
vor allem bie franzöſiſche Revolution, forderten einerfeits die Blätter zu
immer kühnerer Kritif der öffentlichen Zuftände heraus und mahnten
ambererfeits die Regierungen zu befonderer Vorfiht. Won Schubart jagt
ein Gutachten des Geheimen Rats vom 7. September 1789, daß er zu:
weilen eines mit dem andern auf eine ganz wunderbare und überfpannte
Art vermifhe und die Einbildungen und Begriffe eines unvorſichtigen
Leſers leicht erhigen und verwirren könne, und ſchlägt vor, ihn durch
feine Behörde zu Beobachtung gemäßigter Schreibart nachdrücklich anweiſen
zu laffen. Dies geihah denn auch; die Zenfurfreiheit wurde Schubart
jedoch immer noch nicht entzogen, und die darauf abzielenden Drohungen
werden ihn nach den bisherigen Erfahrungen wenig beunruhigt haben.
Zur Geſchichte ber Schubartſchen Chronik. 87
Je mehr jedoch die demokratiſche Bewegung in Frankreich anſchwoll,
ein um fo fehärferes Augenmerk mußte die mwürttembergifhe Regierung
auf die Haltung ber einheimifchen Preffe richten. Am 20. Dezember 1790
erftattete der Geheime Rat dem Herzog einen Bericht, der, fomeit er ſich
auf die Schubartſche Chronik bezieht, alfo lautet:
Durchlauchtiaſter Herzog! Gnädigfter Herzog und Herr!
Bei der aufmerffamen Beobachtung ber Schreibart unb bes ganzen Ton,
deſſen fi bie Berfafler ber hieſigen politiihen Zeitungsblätter beinahe ohne Ausnahme,
beſonders aber der Verfaſſer der fo betitelten Baterlänbifhen Chronik, in Anfehung ber
Begebenheiten ber Franzoͤſiſchen Revolution und zum Teil in Anfehung ber Nieder⸗
landiſchen unb Lüttihifhen Unruhen feit geranmer Zeit bebienen, haben gehorfanft
Subfignierte ſich vor verpflichtet erachtet, €. H. D. um fo mehr bie unterthänigfte
Anzeige bavon zu machen, als nicht nur eimesteila bie Verbreitung folder bie Inſurrek⸗
tion ber Untertbanen gegen ihre recitmäßige Regenten nicht undeutlich billigende Urs
teile und Grundfäße, zumal in einer ſchwülſtigen und Beftigen Sprade, in ber fie
manchmal vorgetragen werben, durch Zeitungäblätter, bie fo Häuflg von allen Volts-
Maffen gelefen und öfters mißverflanden werben, mit ber Zeit von ſehr nachteiligen
Folgen fein Könnten, ſondern auch andernteile, und was bie Franzöſiſche Revolution
insbeſondere anbetrifft, eben biefe billigende Sprache und Urteile der Schubartiſchen
Chronit in Franzöfifhen Blättern mit Beifall überfegt worden und daher ſowohl bei
ben Franzoſen ſeibſt hin und wieber Senfation erregen unb bem Fortgang ber mit
Frankreich einzugehenden Traktaten In mehrerem Vetracht nachteilig fein könnten.
Das Anbringen fam dann auf die von Gotta herausgegebene
„Teutſche Staatslitteratur” eingehend zu fprechen, um mit dem Antrage
zu fließen, ſämtlichen Verfaſſern der Stuttgarter politiſchen Zeitungs-
blätter, wenn fie auch diesfalls Feiner befonderen Zenfur zu unterwerfen
fein follten, gemefjenft anzubefehlen, nur allein die faftifhen Umftände
ber franzöfiihen Revolution und der damit verbundenen Begebenheiten
in ihre Blätter aufzunehmen, fi aber dabei alles eigenen ſowohl ale
aud fremden Zeitungen entlehnten Urteils gänzlich zu enthalten. Dieſem
Antrag wurde ftattgegeben und Oberft von Seeger mit der Ausführung
beauftragt.
Das Jahr 1791 — es mar Schubarts legtes — begann für ihn
unter beſonders ungünftigen Worzeihen. In der Chronif vom 1. März
1791 (S. 138) brachte er im Tone des Triumphes die falſche Nachricht
von dem Sturze bes befannten preußifhen Günftlings Bifchoffwerber, der
auch den Wöllners nach ſich ziehen merde. Ein furdtbares Gemitter
brad nun über dem Kaupte des Umvorfichtigen los. Der preußifche Ge=
fandte in Nürnberg gab ihm einen fcharfen Verweis, ein anonymer
Schreiber — nad Schubarts eigener Vermutung Biſchoffwerder felbft —
ſtieß die fürchterlichften Drohungen aus, und, was das ſchmerzlichſte für
ihn fein mußte, der Minifter, Graf Hergberg, fein alter Gönner, ſchrieb
88 Krank
ihm einen „groben Brief“. "Zweimal, in der Chronif vom 22. und
29. März 1791 (©. 187 u. 202), widerrief Schubart in einer für ihn
ſchmãhlichen Weife. Die ganze Geſchichte ſetzte ihm aufs härtefte zu und
trug — nad) der Ausfage feines Sohnes Ludwig Schubart — jehr viel
zu feinem Tode bei (die nähere Darftellung dieſes Vorfalls findet fi in
der Sonntagsheilage zur BVoffifhen Zeitung 1900 Nr. 40 ©. 317 f.).
Im Mai 1791 Tief durch Vermittlung des württembergiſchen
Komitialgefandten zu Regensburg, Geheimenrats von Sedendorff, eine
Beſchwerde des kurſächſiſchen Reichstagsgeſandten ein, der im Namen
feines Hofes das Anſuchen that, „daß dem Verfaſſer der Chronik feine
freie und zumeilen unvorſichtige Schreibart verboten und er bejonbers
auch angemwiefen werben möchte, eine in Nr. 95 des vorigen Jahrgangs
enthaltene, den kurſächſiſchen Obriſtkämmerer Grafen Marcolini betreffende,
ſehr nachteilige Stelle als der Wahrheit ganz entgegenlaufend zu wider⸗
rufen”. Dem Antrag des Geheimen Rats eutiprehend, wies der Herzog
am 11. Mai den Oberften von Seeger an, Schubart über den Fall zu
vernehmen (die berzogl. Drdre bei Wagner ©. 31 Nr. 35). Hierauf
flattete der Geheime Rat nacjftehendes Gutachten ab:
Durchlauchtigſier Herzog! Onäbigfter Herzog und Herr!
In der von €. H. D. dem Herzoglicen Geheimen Rat zu Erflattung unter:
tHänigften Gutachtens gmäbigft zugefertigten und von hier aus in gleicher Abſicht
vorberift zur Herzoglichen Regierung fignierten friftligen Verantwortung des Hof:
unb Theaterdichtets Schubart über ben in feiner Ehronif von ihm veriaßten, ben Kur:
ſachſiſchen Obrifffämmerer Grafen Marcolini betreffenden Artifel, worüber ber Kurs
fächfiiche Hof bei dem Herzoglichen Komitialgefandten, Gehelmenrat von Gedenborfi,
Mi Regensburg Beſchwerde geführet Bat, giebt Schubart bie Auskunft, daß bie im
3. Stüd feiner Chronik ſtehende Nachricht von dem Grafen Marcolini nur ein Auszug
von brei aus Dresben von fonft ſicheren Händen erhaltenen Briefen feie, unb ba eben
biefe Nachricht in mehreren deutſchen Zeitungen verbreitet worben, fo hätte er fein Ber
denten getranen, fie gleichfalls dem Publifum in feiner Manier vorzuerzäblen. Cr
kenne den Grafen Marcolini nicht von Perfon und Habe biefen Artitel gefchrieben,
weil er ihn für wahr gehalten; er werbe alfo mit Freuben zur Satisfaftion bes @rafen
gedachten Artikel mit bemienigen Madbrud widerrufen, der dem Ernft ber Sache an:
gemeſſen feie. Wie mun der Hof: und Theaterdichter Schubart biefe feine Zuſage
wegen bes Widerrufs in dem beiliegenden 42. Zeltungsüd bereits unterm 27. Mai
a. c. In Erfühung gebracht, fo börfte es aud) dabei fein Bewenden Haben, und beziehen
fi aehorfamft Subfignierte, was bie weitere Verfügung hierunter betrifft, auf das
sub hod. überhaupt in Zeitungsgenfurfaghen erftattete untertfänigfie Anbringen. Wo
übrigens bem Gefandten, Gehelmenrat von Sedenborfi, in Regensburg bie in bem
regterungsrätlichen Gutachten angetragene Nachricht unter Beiſchluß jenen 42 Stüde
ver Echubartiſchen Zeitung zu erteilen und ihm ber Auftrag zu machen fein möchte,
dem Kuͤrſachſiſchen Gefandten zu gedachtem Regensburg das Erforderliche zu infinuieren.
Es ftehet ꝛc. In Cons. Secr. d. 21. Juni 1791.
Zur Geſchichte ber Schubartſchen Chronik, 89
In diefem Sinne wurde die Angelegenheit denn auch wirklich
erledigt.
Mittlerweile wurde Herzog Karl durch die Weltereigniffe dazu ge:
drängt, eine Neuregelung der Zeitungszenfur vorzunehmen, der aud die
völlige Zenfurfreiheit der Schubartihen Chronik zum Opfer fiel. Den
äußeren Anftoß dazu gab ein Geſuch des Dr. Hühner und Magifters
Sclotterbed, eine neue politiihe Zeitung herausgeben zu dürfen und von
der Zenfur befreit zu werben. Der Geheime Rat meinte in feinem An:
bringen vom 29. Januar 1791, man möge immerhin den Wunſch der
beiden Supplifanten erfüllen, da ja der Zmed der Zenfur fo lange doch
nicht erfüllt werden fönne, als nicht alle dergleichen Zeitſchriften derſelben
unterworfen werben. Erſt am 7. Mai 1791 ermwiberte der Herzog mit
folgendem Dekret:
„S. 9. D. Haben dieſes unterthänigfte Anbringen bes Herzogl. Geheimen Rate,
wovon ber Gegenftanb dem erſten Anblid nad; zwar unbebeutenb erſcheint, um ber
daraus entfpringenden Folgen aber fehr wichtig if, eingeſehen. Betreffend nun bas
Geſuch ber beeden Lehrer D. Hübner und M. Schlotterbed um bie Erlaubnis, eine
politiſche Zeitung herauegeben zu bürfen, fo find Se. H. D.
+ ad 1) mit dem gemachten unterthänigften Antrag gnädigſt einverflanden und
wollen alfo biefe Zeitung geattet Haben. Belangenb Hingegen
ad 2) die gebetene Zenfurfreißeit, fo können Höchfibiefelbe nicht umhin, bei
diefer Gelegenheit tem Herzoglien Geheimen Rats Collegio zu erfennen zu geben,
baß, da bie in ben meiften Zeitungen und andern bergleihen öffentlichen Zeitſchriften
immer mehr überhandnehmende Freiheitoſprache bei bem Volke verfehrte Begriffe er
weden und zulept gänzlie Unbotmäßigkeit zur Folge Haben muß, ©. H. D. auch auf
Höcfidero Ieptern Reife öfters ſelbſt von Ausländern ihre Befrembung über viele in
den biefigen Zeitungen vorkommende auffallende Stellen und Verwunberung über bie
den Berfafjern biesfaUs in ihrer Schreibart geftattete große freiheit bemerflich gemacht
worden ift, Hoͤchſtdieſelbe Sid bewogen gefunden haben, Sich zur gänzlichen Aufhebung
ber einigen Zeitungsfhreibern erteilten Zenſurfreiheit zu entfchfiegen und zu verorbnen,
baß alle bergleihen Schriften, wie zuvor, ohne Ausnahme einer genauen Zenfur unters
worfen fein follen. Dieweil aber, wie leicht zu erachten, dieſes fein Geſchäft eines
einzigen Mannes fein kann, es aud niemanden zuzumuten if, ſolches unentgeltlich
über ſich zu nehmen, fo wollen ©. H. D. vorberfamft und che dann Höchſtdieſelbe
Dero Berorbnung zur allgemeinen Ausübung bringen laffen, von bem Herzoglichen
Geheimen Rats Collegio unter Vernehmung ber nötigen Behörden mohlerwogenes
unterthänigftes Gutachten gnäblgR gewärtigen, welge Perfonen gemeinfgaftlih als
Zenforen ber herausfommenben Zeitungen unb Journale aufzuflellen, wie viele und
welche weltere Gehilfen ihnen fobann auf ben Fall, wenn einer oder ber anbere von
ben Zenforen durch Amtsgeſchäfte oder Krankheit ober fonftige Hindernis bem Zenfurs
geihäft behörig abzuwarten abgehalten wirbe, des Endes damit bie Zeitungoſchreiber
feine ihrem Gewerb nadhteilige Verzögerung erlelben müffen, beizugeben, und was
diefen fämtlihen Perſonen für ihre Mühwaltung, aud aus welchen Mitteln, ale eine
Belohnung auszufegen fein möchte.
90 Krauß
Nachdem der Herzog am 15. Jumi 1791 den Geheimen Rat wegen
Beichleunigung des verlangten Gutachtens moniert hatte, wurde dieſes
om 21. Juni erftattet. Nach dem darin enthaltenen Antrag verfügte der
Herzog die Einfegung eines aus drei Perfonen beftehenden Zenfuramts,
dem bie Zeitſchriften und Zeitungen unterworfen fein jollten, während
bei gelehrten Schriften, Deduftionen, Abhandlungen oder ganzen Büchern
es bei den bisherigen Verordnungen zu belafien fei. Bemerkenswert ift,
daß die Minorität der Herzoglichen Regierung in praktiſcher Befolgung
der herrſchenden philofophifchen Grundfäge von Menfchenrechten und Auf-
klärung fi) gegen die Zeitungszenfur ausgeſprochen hatte, was ber Herzog
für überfpannt und den Zeitumftänden nicht angemefjen erklärte. Die
drei Zenforen erhielten je eine jährlide Remuneration von 100 fl. bei
der Rentlammer angewiefen. Am 13. Juli 1791 wurde das Amt ben
Profeſſorem Bat, Görig und Schmidlin übertragen und am ſelben Tage
durch Herzogliches Reifript eine genaue Inftruktion für fie erlaffen (abgedr.
im Neuen Göttingiſchen biftoriihen Magazin I (1792) S. 380—384).
Das neue Zenfuramt gab dem Herzog zu mancherlei Unzufrieden-
beit Anlaß, indem es häufig anftößige Stellen in den Zeitungen paffieren
ließ. Auch die Beſchwerden gegen die Schubartie Chronif dauerten
fort. Am 6. September 1791 lief eine folde von Kurmainz ein, jedoch
ohne befondere Angabe der beanftandeten Stellen. Wenn man die Chronik
ber vorhergehenden Monate burcblättert, fo begegnet man nur einem
Artikel, der in Mainz verfimmt haben kann. Am 12. Auguft 1791
(&. 533) heißt es: „Im Frankreich finnt die Nationalverfammlung auf
einen allgemeinen Schluß, der die Priefterehe ſanciert — und in Mainz
hat der Kurfürft einen großen Preis gefegt auf die befte Abhandlung —
von der Vortrefflichkeit des Zölibats.“ Schubart hängt biefer Nachricht
noch die Gloffe an: „Alfo eine Lobrede verlangt der Kurfürft auf den Zölis
bat und nicht eine Unterfuhung, ob der Zölibat auch dem Staate zuträglich
ſei??“ In der Chronik vom 6. September 1791 (S. 588) findet fi noch
eine ironifche Gegenüberftelung der üppigen Feier des Lubmwigstags in
Mainz und der traurigen Lage des franzöfifchen Königtums; die Mainzer
Beſchwerde war jedoch ſchon vor Erſcheinen diefer Nummer abgegangen.
Die Nervofität der Meinen wie großen deutſchen Potentaten mar eben
damals infolge der linksrheiniſchen Vorgänge aufs höchſte geftiegen.
Der Geheime Rat flattete auf Befehl des Herzogs in der Kurmainzer An-
gelegenheit folgendes Gutadten ab:
Durdlaugtigfter Herzog! Gmäbigfter Herzog und Herr!
Nach der E. H. D. von dem Geheimenrat und Komitialgefandten von Seden«
borff unterm 8. biefes von Regensburg gemachten unterthänigften Anzeige hat tesfelben
Zur Geſchichte der Schubartſchen Chronik, 9
Bruder, ber Kurmainziſche Staats: und Finanzminiſter, in einem an ihn erlaffenen
Schreiben, dab ber Hof⸗ und Tpeaterbichter Schubart in feiner Teutſchen Chronik
mehrere Anzüglichfeit wider bes Herrn Rurfürften zu Mainz Kurfürftlihe Gnaben ein-
fließen Iaffen, fi, beſchwert und ben Wunfch geäußert, daß fünftig bergleihen Artifel
in folder Zeitung nicht mehr vorkommen unb ber Verfaſſer ſich aller unſchidlichen und
befeibigenben Urteile enthalten möchte. Wie nun unterthänigft Subfignierte ber
Herzoglichen Regierung eine Abſchrift biefer unterthäntgften Anzeige und bes beigeſchloſſenen
Ertrafts Schreibens in ber Abficht zugefertigt haben, um E. H. D. gnäbigftem Befehl
gemäß unterthänigfies Gutachten barüber zu erflatten, fo Bat biefelbe in ber Anlage
ſolches übergeben und barinnen ſich bahin geäußert, daß, weil ber Kurmainziihe Staatd-
minifter von Sedenborfj ohne Anzeigung ber beleibigenben Stellen felbft nur im all»
gemeinen ſtehen geblieben, fie ſich Hierunter beftimmt zu äußern ober auf eine befonbere
Berfügung wider den Berfaffer anzutragen außer Stand fele und baher umter ber
Vorausfehung, daß jene Beſchwerde noch auf bie Zeit vor ber gnädigſt angeoroneten
Zeitungezenfur fich beziehen werben, unterthänigft undielſehlich bafürhalte, daß ber
Sache eine Genüge geidehen börfte, wann bem Kurmainziſchen Minifter von Sedens
borff durch ben Herzoglichen Romitialgefanbten hinwiederum zu erfennen gegeben würbe,
daß, nachdem bem Hofe und Theaterdichter Schubart nicht mur bei einzelnen Fällen
Thon mehrmals alle unzlemliche Urteile in feiner Teutſchen Chronik ernſtlich unterfagt,
fondern aud; neuerlid bei Einführung ber Zeitungs«enfur überhaupt eben barauf vor-
zügli die Rüdficgt genommen worden feie, in Zufunft fein weiterer Fall, welcher zu
dergleichen Beſchwerde Anlaß geben Fönnte, mehr vorfommen werbe, bel welchet Bewand
fame auch unterthänigft Subfiguierte ihres Orte in dem gegenwärtigen Fall, ba der
Kurmainziihe Staatsminifter von Sedenborfi weiter feine Specialia angezeigt Hat, mit
dem regierungsrätlicen Antrag ſich zwar fonformieren, da fie aber im übrigen dannoch
wahrgenommen baben, baß aud; neuerlich, ber von €, H. D. gmäbigft angeorbneten
Zeitungszenfur ungeachtet, nob je und je unſchigliche und anflößige Artifel zum Drud
gekommen finb, zugleich €. H. D. weiter zu gnäbigftem Gutbefinden in Unterthänigfeit
anbeimzuftellen fi veranfaffet fehen, ob nicht Höchfbenenfelben dem Herzoglicen
Regierungsrats:Präfiblo den Auftrag machen zu laſſen gnäbigft gefällig fein dörfte, den
Censoribus ber Zeitungen und Journale bie Erinnerung zu geben, baß fie in Gemäßheit
der ihnen gnäbigf erteilten Inftruftion alle Aufmerffamfeit hierunter ſich angelegen
fein Iaffen, und bafern ihnen von denen Verfaſſern ober Verlegern dergleichen Zeitungss
blätter Hinderniſſe in ben Weg gelegt werben, ſolche gehörig anzeigen follen, um zur
Erfüllung €. H. D. Höchſten Willens-Meinung, dem Mißbrauch der Preffreipeit
vorzubeugen, das weitere verfügen zu können.
Es ſtehet ꝛc. Sich damit ꝛc.
Im Herzoglichen Geheimen Nat den 17. Septembet 1791.
Kaum war dieſe Angelegenheit in der von dem Geheimen Rat vor
geichlagenen Weife geregelt, als zwei Stellen im 76. Stüd der Chronik
vom 23. September 1791 beim Herzog felbft Anftoß erregten. In der
einen — & ift die Schilderung einer militäriſchen Erefution in Wien
E. 628) — erblidte er eine Beleidigung bes kaiſerlichen Hofes, und fie
mußte im 78. Stüd vom 30. September 1791 (S. 446) ausdrücklich
widerrufen werden. Die andere Stelle (S. 629) betrifit die Anzeige
einer Predigt des ehemaligen württembergiſchen Hofpredigers Eulogius
92 Krauß
Schneider. Das darüber vom Geheimen Rat eingeforderte Gutachten,
das in die damaligen Zeitungs: und Zenfurverhältniffe einen intereſſanten
Einblid geftattet, lautet aljo:
Durchlauchtigſter Herzog! Gnäbigfter Herzog und Herr!
€. H. D. haben aus Gelegenheit zweier anſtößigen Stellen in bem 76. Stud
der Schubartiſchen Epronit per Decr. clem. vom 24. Sept. zu verordnen gerußt, ha
bie erftere bavon als ungegründet und für den Kaiſerlichen Hof beleibigend auf ane-
drüclichen Befehl widerrufen und das Zenfuramt darüb zur Verantwortung gezogen
werben jolle. Gehorfamft Subfignierte Haben nicht ermangelt, foldhes ohnderzũ glich bur$
die Herzogliche Regierung beforgen zu laffen, und biefes legt nun in ber untertgänigitem
Anlage fowohl bie Verantwortung bes Censoris biefes Blatts, bes Prof. Dr. Bay. ats
auch ein Eremplar desjenigen Stücs ſubmiſſeſt vor, worin jene Stelle teveciert
worben iſt.
Die Gründe, welche Prof. Bat in feinem Promemoria zu feiner Rechtfertigung
in Abſicht auf die Stelle wegen der Berafung einiger Kaiſerl. Grenabiere p. 628
gedachten Stüds angeführt hat, find folgende:
1. fele es ein Zaftum, für beffen Wahrheit nad) dem Inhalt der Iuftruftion
nicht ber Zenfor, fondern der Zeitungsfhreiber zu bürgen habe,
2. fee foldes ſchon in andern Zeitungen geftanden und alfo auch um befwillen
feine Urfache vorhanden geweſen, ſolches nicht paffieren zu laſſen,
3. möge zwar felbiges hie unb da mit zweibeutigen Ausbrüden vorgetragen fein,
allein auch dieſes ſeie er zu verhindern außer fland, ba er nad; gedadt feiner Inftruktion
nur folde Worte, welche eine deutliche Beleidigung enthalten, auezuſtteichen ermädptigt
unb befonders angewieſen ſeie, Immer eher Nachgiebigkeit als eine allzu große Strenge
eintreten zu laffen.
Bas die zweite Stelle, nämlich bie Anfünbigung der Schneiderfhen Vredigt,
betreffe, fo Habe er nach jenen Grunbfägen Iebigli feinen Anlaß oder Recht gehabt,
das Einrüden derſelben zu verhindern.
Die Hetzogliche Regierung hat fid hierüber in ihrer Anzeige nicht geäußert.
Bann daher ſolches von gehorfamft Subfignierten geſchehen folle, fo Fönnen fie nicht
im Abrebe ziehen, baß bie von bem Prof. D. Bap allegierte Gründe allerbinge von
ſolcher Befchaffenheit feien, daß ihme unter ſolchen Umftänden nicht wohl zur Luft gelegt
werden könne, al ob derfelbe, indem er jene beede Stellen paffieren laffen, die Pflichten
feines Zenforamts nad) denen ihm vorgeſchriebenen Grenzen übertreten hätte,
Indeffen iſt nad €. H. D. gnädigftem Befehl ber Widerruf wegen der erften
Stelle erfolgt und börfte es demnach hiebei fein Bewenden haben.
Hingegen fann man von Seiten biefes treugehorfamften Geheimen Rats Collegü
nicht unterlaffen, einige weitere und ohnmaßgebliche Bemerfungen in Abſicht auf das
Zeitungswefen überhaupt fubmiffeft vorzutragen. Cs iſt nicht zu mißfennen, daß in
ehmaligen Zeiten bie fogenannte Cottaiſche Hof und Mäntlerifche Zeitungen durch eine
beſcheidene, anftändige und dem Zmed angemeiiene Erzählung wohlgewählter politiſchet
und anderer Vorfälle unter ben übrigen Zeitſchriften ſich ausgezeichnet und auch biefes
Verdienſt folang beibehalten Haben, bis ber Theaterdichter Schubart ein Zeitungs:
privilegium und zwar mit aller Zenfurfreiheit erhalten Bat. Gleich das erfte Blatt
verfünbigte bie Abficht biefes Manns, durch eine überfliegene und zugleid) freie Schreibart
feiner Chronik einen neuen Wert zu geben, und gehorfamft Subſignlerte find eben
dadurd bamalen ſchon zu einer unterthänlgiten Anzeige an €. 9. D. veranlaßt worden,
Zur Geſchichte der Schubartſchen Chronik. 93
worauf auch Höchftbiefelbe, ſowie in der Folge auf biesfeitige wiederholte unterthänigfte
Bemerkungen mehrmalen geſchehen, ihme zu mehrerer Beſcheidenheit und Mäßigung
anweiſen laffen. Allein fein Ton gefiel bem Publico, und jene Erinnerungen machten
wenig Wirkung auf in. Sein Belfpiel und bann ber durch bie Franzofiſche Revolution
unter ben Straßburger Zeitungsfcreibern entftandene Wetteifer, alle Grenzen einer
anftänbigen Schreibart und ihres eigentlichen Berufs zu übertreten, hat auch auf ber
Zon ber übrigen hiefigen Seltungen ben größten Einfluß gehabt, und fo leicht es ges
wegen wäre, vor biefer Zeit buch bie in unterthänigften Antrag gebrachte Einftellung
ber Schubartiſchen Zenfurfrelheit, bei welcher man fi ohnehin beftänbigen Klagen von
Auswärtigen ausgefegt jahe, auch bie übrigen Zeitungsſchreiber in ben Schranfen ber
Ordnung zu erhalten, fo ſehr Hat es bie neuerliche Zufammenfunft mehrerer Umſtände
erichwert, durch die vor einigen Monaten veranftaltete Zenſureinrichtungen biefe Abficht
volfändig zu erreichen. Die Zeitumftände erforberten nun, um bei bem allgemein
geworbenen Haß ber Zenfur allen üblen Auslegungen auszuweichen, eine geroiffe Liberalität
gegen bie Zeitungsfereiber und eine genaue Veſchränkung des Zenforamts. Deffens
ohngeachtet würbe fi doch von biefer Einrichtung mehrere gute Wirkung haben ver-
fpüren laffen, wann einesteils bie Zeitungefgreiber fi) nicht zum Gefek gemacht hätten,
bem wörtlihen Inhalt der Zenfurverorbnung zwar Folge zu leiften, nunmehro aber unter
andern Ginffeibungen ihre Pieblingsibeen gleihwohlen hervorſtechen zu laſſen, und
andernteils bie Zenſoren ſich nicht ſowohl an bie Worte als an ben Sinn ihrer
Infteuftion gehalten hätten. Lehteres war aber nun freilich dadurch erſchwert, baß bie
Zenfurinftruftion allgemein befannt gemacht und baburd; ben Zeitungsfcreibern felbft
einigermaßen bas Recht, dem Zenfor Grenzen zu fegen, eingeräumt, und baher mag es
tommen, baß feit biefer neuen Einrichtung mehrere Stelen in Zeitungen paffiert worben,
die offenbar gegen bie Abſicht berfelben verfaßt waren, und es wird und Tann auch
ſolches in Zufunft nicht vermieben werben, folang die Zeitungen von Männern ger
Ichrieben werben, welche feine bloße Nouvelliften, ſondern Richter ber Weltbegebenheiten
fein und dabei jedes ifmen gefällige Syſtem, es mag bem größten Teil bes Publich
beilfam ober verberblich fein, zum Grund legen wollen.
Nun find zwar gehorfamft Subfignierte weit entfernt zu glauben, daß bem
hiedurch entſtehenden Mißbrauch durch eine Abänderung der Zenfureincichtung gänzlic-
begegnet werben börfte, indem bie gegenwärtige Zeitumftänbe ebenbiefelbe Borficht noch
anraten, womit folde bamalen veranitaltet worden. Da aber nunmehr bie Erfahrung
gelehrt Hat, daß die Zeitungoſchreiber recht abſichtlich dem wahren Sinn dieſer Anftalt
aus zuweichen fi bemühen und in ihren Blättern nit mur den Ton ber ungefitteten
Frangöfiichen Rebakteurs in Anfehung des Könige von Frankreich und der Framzöſiſchen
Prinzen durch Weglaffung aller ihnen gebührenden Zitulaturen nachzuahmen, fonbern
auch in fraudem legis und unter allerhand Geftalten Grunbfäge zu verbreiten fuchen,
bie beſonders bei dem unaufgeflätten Teil des Volks, ber gewöhnlich bie Saden nur
von eimer Seite betrachtet, bie ſchädlichſten Folgen nach fi ziehen fönnen, fo wäre
man von Seiten biefes Herzoglihen Geheimen Rats Collegii des unterthänigften ohn-
maßgeblihen Dafürbaltene, daß biefem Übel, wodurch zufegt alle Wirkung ber Zenfurs
einrichtung vereitelt wird, mit Ernſt zu begegnen und zu bem Ende ber Befehl an das
Zenfurfolegtum gu erlafien fein börfte, fämtlic)e Zeitungsfchreiber von hier vor ſich zur
deſcheiden unb ihnen zu erfennen zu geben, wie ©. H. D. Sich zu ihnen verfehen
Hätten, daß bei der liberalen Art, womit das Zenfuramt gegen fie zu verfahren an-
gewieſen fele, fie von felöften alles dazu beitragen würben, um bie gute Abſicht dieſer
Einriätung durch eine vorſichtige Schreibart und durch genaue Grfülung ihres eigent:
9 Krauß, Zur Geſchichte der Schubartſchen Chronif.
tihen Berufs befördern zu helfen. Nachdem aber anftatt beffen vielmehr wahrzunehmen
gervefen, wie fie fi) amgelegen fein laſſen, gefliffentiih unſchicliche und einfeitige
Raifonnements, wodurch das Publikum in feinen Grundfägen nur irre geführt werde,
und unter dem Vorwand, als ob felbige in anbern Zeitungen oder Schrijten enthalten
feien, auszubreiten, fo werbe man in Zufunft dergleichen Verſuche, bie Wbficht ber
Zenfuranflalt zu elubleren, nicht mehr dulden und molle fie daher ernſtlich vermarnt
Haben, ſich in Zufunft feines dergleichen Mißbrauchs ihres Privilegi zu ſchulden
fommen zu laffen, wibrigenfalls €. H. D., Höchſtwelche bdurchaus nicht zugeben, hak
ein mit Höchſtdero gmäbigften Erlaubnis und Genehmigung erſcheinende Zeitſchrift in
einem anſtöhigen Ton verfaßt werde, ſich genötigt fehen würben, anderwärtige nad
brüdlichere Mafregeln zu ergreifen, wie dann auch ihnen, ben Zenforen, ber gemefiene
Befehl erteilt worben fele, nicht mur Hierauf genau zu fehen, fonbern aud; daran zu
fein, daß, ba bißhero in den hieſigen Zeitungen beſonders von bem König von Franf:
reich und den franzöſiſchen Prinzen und andern fürftlihen Perſonen mehrmalen Gr
wahnung geſchehen feie, ohne Ihren Namen bie gebörine Titulaturen beizuſeben, foldes
in Zukunft nicht mehr gefhehe, und wo etwas bergleichen unterlafien würde, ſolches
beizuſetzen, auch fonften unſchidliche, anftößtge oder gar beleidigenbe Ausbrüde auszuſtreichen
ober, warn das Ganze dadurch eine mäßigere und anftändigere Geftalt gewinnen könne,
folge abzuändern.
Bann demnach €. H. D. ſolches grädigft zu genehmigen geruben wollten, fo
dörfte nad) bieefeitig unterthänigftem ohnmaßgeblichem Ermeffen in ber deshalb an ba6
Zenfurfollegium zu erlaffenden Verfügung den Senforen für fi die fpeziellere Welfung
zu geben fein, in Zufunft mehr auf ben Sinn als auf den wörtliden Inhalt ihrer
Inſtruktion zu fehen und ſchlechterdings feine anſtöhige Artikel in den Zeitungen mehr
zu geftatten, fonbern da, wo feine Mäßigung durch Belfähe oder Hinweglaffung flatt-
findet, ſolches gerabe durchzuſtreichen und fih Hierunter in bie gehörige Autorität gegen
die Zeitungeſchreiber, wobei man fie Immer foutenieren werbe, zu fehen, beſonders aber
baran zu fein, daß, tie von jedermann mit bem gehörigen Anftand gefproden werde,
alfo in&befonbere der König in Frankreich mit mehr mit dem bloßen Namen Ludwig
unb bie Bringen von Geblüt bloß Artois, Cond6 zc., ſondern mit bem ihnen gebührenben
elogio: König von Frankreich, Comte d’Artois, Prinz Conde x. benannt werde und
ſolches, im Fall der Zeitungsicreiber es unterlaffen follte, ohne weiteres beigufehen.
Es ſieht jedoch zc. Sich damit ıc. In Conailio Secr. d. 8. Oct. 1791.
Am 11. Oktober traf der Herzog die den Anträgen des Geheimen
Rats entiprechenden Verfügungen. Schubart wurde jedoch nicht mehr
davon berührt; denn er war tags vorher — am Morgen bes 10. Dftober
1791 — aus dem Leben geſchieden. Auch ·der Fortfeger der Schubartichen
Chronik, Gotthold Stäudlin, hatte mit der Zenfur endlofe Kämpfe zu
beftehen. Er warf fi weit mehr, als der mit den Jahren immerhin
bebächtiger gewordene Schubart, für die franzöfifche Revolution ins Zeug
und brachte es binnen 1’/a Jahren jo meit, daß — durd) Dekret vom
24. April 1793 — das der Chronik erteilte Privilegium ganz zurüd:
genommen wurde. Gleichzeitig ging auch dag Benfuramt wieder ein. Bon
den dadurch frei werdenden 300 fl. erhielt die hilfsbebürftige Mitwe
Schubarts (die Chronif war auf ihre Rechnung fortgeführt worden) als
Entfäbigung eine jährliche Penfion von 150 fl. angemiefen.
Die Weiber von Weinsberg.
Von Karl Weller.
Die Treue der deutſchen Frau preifen die großen Volfsepen, die,
tiefwurzelnd in der beutfchen Vergangenheit wie im deutſchen Charakter,
zur Hohenftaufenzeit ihre endgültige Faſſung von unbekannten Dichtern
erhalten haben: in düfteren Zügen ſchildert das Nibelungenlied die Rache
der Kriemhild an den Mörbern ihres Gatten, deſſen Andenken fie eigenes
Gluck und eigenen Seelenfrieden ohne Bedenken aufopfert; in ber Gudrun
erträgt die Heldin geduldig das jahrelange Leid der Fremde und alle
Bitterkeit der Gefangenfhaft, um dem ermwählten Bräutigam treu zu
bleiben. In die Hohenftaufenzeit fällt auch die heitere Geſchichte von
der Treue der Weinberger Weiber, die mit Opfermut und kluger Lift
ihre Gatten dem Los des Gefangenfeins oder gar der Hinrichtung ent
zogen haben. Nicht leicht erfreut fi ein Ereignis ber deutſchen Ge—
ſchichte ſo allgemeiner Bekanntheit, und gern beſucht der Deutſche bie
Trümmer der Burgruine, die au dem runden Berge über dem freund:
lihen Städten und dem lieblihen Sulmthal mit ihrem heutigen Namen
das Gedädtnis an die madere That der Frauen fefthält. Aber leider hat
fi die neuere Geſchichtsſchreibung mit großer Entſchiedenheit gegen die
Glaubmürdigfeit der anmutigen Geſchichte ausgefprodhen, und faum er-
mwähnt biefe heutzutage ein Gelehrter, ohne Binzuzufügen, daß fie nur
eine unhaltbare Sage, daß ihre Ungeſchichtlichkeit erwiefen fei.
Nun kann man fagen: ift fie auch thatſächlich nie fo vorgefommen,
wie die Überlieferung will, fo ift doch ihre innere Lebenskraft, ihr poe-
tifher Gehalt fo groß, daß fie und erfreuen kann, felhft wenn wir fie
nur als eine fhöne Sage erfaflen follen. Wir glauben aber doch, daß
durd die Annahme der Ungefchichtlichfeit die Freude an der Erzählung
geringer wird. Die Reihe des Wahren, Guten und Schönen hängen
viel zu eng miteinander zufammen, als daß nicht der Eindrud ber Ge
ſchichte notleiden müßte, wenn fie ſich vor ber ftrengen hiſtoriſchen Kritik
als unhaltbar erwiefen Hat; denn fie giebt fi uns nun einmal nicht als
96 Beller
Voefie, als ſchönes, wenn aud innerlich wahres Erzeugnis eines Dichtern
ſondern als ein Geſchehnis, das an dieſem beftimmten Ort zu einer ges:
beftimmten Zeit ſich ereignet haben fol. Höchftens, wenn ſich die Ser
im Geiſte eined großen Dichters neu kriftallifiert hätte, wie etwa br
Telfage im Geifte Schillers, könnte und der gehobene poetiſche Geha:
den mangelnden Untergrund geſchichtlicher Wahrheit erjegen.
Gehen wir aber der Überlieferung der Begebenheit und ben I:
beiten ber Gelehrten, die fi) über fie geäußert haben, nad, fo bemerter
wir bald, daß diefe mehr Vermutungen und Annahmen als zwingende
hiſtoriſche Nachweiſe bieten, und daß nad ihren Darlegungen der fichere
Ton, mit dem man fi} heutzutage über die geſchichtliche Glaubwürdigker
der Erzählung auszulaffen pflegt, nur wenig Berehtigung hat. Woller
wir ins Alare darüber fommen, jo müſſen wir die Überlieferung aufs
neue nad) ihrer Glaubhaftigkeit unterſuchen und allen kritiichen Einmänden
nachgehen, wobei uns felbftverftändlich nichts anderes leiten darf als det
Streben nad) reiner Objektivität, nach ber lauteren Wahrheit; wir wollen
uns ohne jede Woreingenommenheit auf den Boden ber fühlen wiſſen⸗
ſchaftlichen Erkenntnis ftelen und ohne Rüdfict darauf, ob das Ergebnis
jemand lieb oder leid wird, mit möglichfter Unbefangenheit die ganze
Erzählung von der Lift der Weiber einer gemilfenhaften Nahprüfung
unterziehen. —
Die Burg Weinsberg war eine der älteften und anfehnlichften
Burgen der Gegend; fie hat mahrjcheinlich bereits in der erften Hälfte
des 11. Jahrhunderts beftanden. Wir haben darüber zwei Überliefe
rungen, bie ſich gegenfeitig ergänzen‘). Im Stifte zu Öhringen Hatte
fi die Tradition erhalten, da Adelheid, die Mutter des erfien Königs
aus dem falifhen Haufe, Konrads II., melde im Jahr 1037 mit ihrem
Sohne aus zweiter Ehe, dem Biſchof Gebhard von Regensburg, das
Kollegiatſtift Öhringen gegründet Hat, auf der Burg Weinsberg geſeſſen
fei?). Diefe Tradition erfheint uns mohl glaublid, zumal das Ge—
ſchlecht jener in Öhringen begrabenen Grafen, mit deren einem Adelheid
fi) verheiratet hatte, au in der Gegend von Weinsberg reich begütert
9) Bat, zum folgenden Boffert, Die ältejten Herren von Weinsberg: Kürttem:
bergiſche Bierteljahrhefte für Landesgeſchichte V, 1882, &. 296 fi.
®) In bem ums Jahr 1430 verfaten Oblepbud bes Stift8 Heißt es won Abel:
bei: Wir fynden also von ire, daz sie zü Winsperg uff der bürge die ire waz
mit dem huse gezezzen ist, biz sie den stiffte zu Orengew gebuwet hat, und het
ein kleyn huselin in dem dorffe zü Orengew u. s. f. Albrecht, Die Stiftefirce
zu Öhringen. 1837, &. 2.
Die Weiber von Weinsberg. 97
war!). Aus diefem Gefchleht dürfte aber jene Regilla ftammen, bie
Sattin des Grafen Arnold von Lambach in Oberöfterreih, die Mutter
Des Biſchofs Adalbero von Würzburg, der in den Kämpfen des Papfts
Sregor VII. und der deutſchen Fürften mit dem Kaifer Heinrih IV.
einer der eifrigften Parteigänger der Kurie war; denn von biefer Regilla
iſt glaubhaft überliefert, daß fie aus dem mächtigen fränkischen Geſchlecht
Der Weinsberg entiproffen mar”). Bon Abalbero felbft aber fagt eine
gleichzeitige Überlieferung, daß er ſich nad der Eroberung Würzburgs durch
Seinrich IV. 1086 abgefegt und verbannt auf feine geliebte Burg Weins—
berg zurüdgezogen habe und 1090 dafelbft geftorben fei®), wie er benn
wahrſcheinlich eine Zeit lang auf dem Kirchhofe des nahen Dorfes Sülz
bad, der Urpfartei des oberen Sulmthales, begraben lag, ehe er in das
Familienklofter Lambach übergeführt wurbe*).
Im 12. Jahrhundert werden verfchiedene Edelherren von Weins-
berg genannt, von 1131—1160 Wolfram von Weinsberg, ferner ein
Dietrih und ein Wignand von Weinsberg‘). Diefe ebelfreien Herren
begegnen uns wiederholt in Verbindung mit den Grafen von Calw,
zu denen fie in Lehensbeziehungen ftanden, und mit deren Schirm
kloſter Hirfau. Die Calmer waren verwandt mit jenen Öhringer Grafen;
im 11. Jahrhundert hatte ein Graf von Calw ebenfalls eine Gattin
aus dem Geſchlecht der Grafen von Egisheim gehabt, dem jene Adelheid,
') Siehe die Stiftungsurtunde des Öhringer Stifts im Wirtembergif—en Ur-
funbenbud I, ©. 268.
®) In ber Vita Adalberonis metrica (Pez, Seriptores rerum Austriscarum
II p. 89): Huic pater Arnoldus, mater Regilla potenti | Franeigenum fuerat
Weinsberg de gente ereata.
®) In bem Liber de unitate ecclesiae conservanda (ed. Struver, p. 304),
bas dem Waltam von Naumburg zugefchrieben wirb, Heißt es: Adalbero accepta
abeundi licentia de eivitate Wirzeburg, cum ad pseis conditionem flecti non
posset, in dilectum sibi Montem Vini secessit ibique anno ab incarnatione Do-
mini MXC obiit.
*) An dem um das Jahr 1200 erbauten Chor der Kite zu Sülzbach befindet
ſich noch die Inſchrift: HIC IACET EPIscop0O8 SALOMON]; in biefen bibliſchen
Namen ſcheint durch bie mündliche Trabition Adalbero umgewandelt worben zu fein.
Bgl. über die Inſchrift: Gafpart, Zeitichrift bes hiſtoriſchen Vereins für das wirtem-
bergiſche Franken X, 1, 1875, ©. 52ff. Klemm, ebendaſelbſt X, 2, 1877, ©. 182ff.
Später lag Abalbero in Lambach begraben, f. Juritſch, Abalbero, Graf von Wels und
Yambad) und Grüner bes Benebictinerfliftes Lambach in Oberöfterreid. 1887, ©. 126,
Anm. 2.
®) Wolfram: Codex Hirsangiensis, fol. 47b, herausgegeben von Schneiber,
ürttembergife Geſchichtoquellen I, 1887, ©. 42; ferner Wirtembergifes urtunden
buch II, ©. 40, 45 unb 188; Dietrid: Codex Hirsaugiensis, fol. 53b, Schneider
S. 46; Wignand: ebendafelbit, fol. 49b, Schneider ©. 48.
Württ. Bierteljahrsh. f. Landesgeih. R.F. XII. 7
98 Beller
die Gründerin bes Stifts Öhringen, entiprofien war); auf irgend eine
Weiſe feinen die Grafen von Calw in den Befig des Schloffes Weis
berg gefommen zu fein. Als der reiche Graf Gottfried von Calw, der
zugleich Pfalzgraf am Rhein und einer der angejehenflen Berater Kaifer
Heinrichs V. in allen wichtigen Reicsangelegenheiten gewejen war, zu
Anfang der dreißiger Jahre des 12. Jahrhunderts farb, hinterließ er
nur eine einzige erbfähige Tochter Uta, die fih mit einem Angehörigen
des damals überaus mächtigen Welfenhaufes, mit Welf VI., dem Bruder
Herzog Heinrichs des Stolzen von Bayern und Sachſen, vermählt Hatte.
Welf beanfpruchte deshalb den großen Eigen: und Lehenbefig feines
Schwiegervaters, allein Gottfrieds Neffe, Graf Adalbert, welcher in feinen
Erbanſprüchen fon früher gegen feinen Oheim hatte zurüdftehen müſen
und fi) daher zunächſt nach der Burg Lömenftein benannte, erhob fich
gegen den Welfen, und es kam zu einem Waffengang, der für den Grafen
unglüdli verlief. Welf eroberte unter anderem auch die hoch über
dem Sulmthal aufragende, für unbezwinglih geltende Burg Löwenſtein
und legte fie in Ale). Damals hat er jedenfalls aud das Schloß
Weinsberg in Befig genommen, das von ber Veſte Löwenſtein menig
entfernt liegt.
Nach der Erhebung des Hohenftaufen Konrad III. auf den deut⸗
ſchen Königsthron war das Reid) im Norden und Süden von Krieg er-
füllt, da der in feiner Hoffnung auf die Krone getäufchte Herzog Heinrich
der Stolze nicht gewillt war, fi dem Hohenftaufenhaufe zu beugen. Es
war ein Glüdsfall für den ſtaufiſchen König, daß Heinrich ſchon im
Dftober 1139 ſtarb. Allein die welfiſche Partei erlahmte deshalb nicht,
und an Stelle von Heinrichs zehnjährigem Sohne Heinrih, den man
fpäter den Löwen zubenannte, verfocht fein Oheim Welf VI. die Inter
eſſen des Haufes in Sübbeutfhland. Im Auguft 1140 hatte er fiegreich
%) Vgl. Voger, Die Stiftsficche zu Öhringen: Württembergif Franken, Neue
Kolge II, 1885, 3. 14.
?) Historia Welforum Weingartensis (Monumenta Welforum antiqua ed.
Weiland) c. 20: Guelto .. filiam Gotefridi ditissimi palatini de Kalwe, Outam
nomine, accepit uxorem. Unde et omnia que illius erant tam beneficia quam
patrimonia optinuit. Albertus igitur comes, fratruelis eiusdem palatini, videns
.omnem suam spem, quam in morte patrui posuerat, frustrari, de iniusta eum
‚divisione hereditatis calumnians, ac medietatem omnium ad se hereditario iure
proclamans, castrum Caluwe dolo subripuit etc. c. 21: Postea et aliud castrum
prefati comitis, Lounstein scilicet, quod inexpugnabile cunctis videbatur, arti-
üciosa congressione Guelfo expugnat, aliquodque de suis amissis, omnibus vero
quos ibidem repererat captivatis, incendio devastat. Bgl. P. f. Stälin, Ge
ſchichte Württembergs L, 1, 1887, &. 264.
Die Weiber von Weinsberg. 99
gegen den Herzog Leopold gekämpft, der von König Konrab mit Bayern
belehnt worden war!). Der König felbft, der fi im Spätfommer zu
Irirenberg aufgehalten hatte, jammelte ein Heer und rüdte vor die Burg
Weinsberg, die von Welfs Anhängern befegt war. Die damaligen
Kriege waren hauptfählih Belagerungskriege; man ſcheute nad Mög-
lichkeit die Entſcheidung der offenen Feldſchlacht. Warum Konrad fi
gerade gegen Weinsberg gewandt Hat, wiſſen wir nit. Bis zu feiner
Thronbeſteigung war er Graf des Kochergaus gemefen, eines Bezirks, der
fich in mäßiger Entfernung öſtlich und nördlich von Weinsberg hinzieht.
Nun fheint es, daß Welf megen feiner Beteiligung an den Kämpfen
jeines Bruders Heinrich mit der Entziehung von Reichslehen, die er von
feinem Schwiegervater überfommen hatte, beftraft worden war; zu biefen
ſcheint neben Weinsberg auch Marfgröningen gehört zu haben, das er
bereits 1139 verlor?). Vielleicht wollte Konrad durch einen Angriff auf
die in Franken und Schwaben gelegenen Befigungen Welfs diefen von
Bayern abziehen und fo dem Herzog Leopold etwas Luft fchaffen.
Bei König Konrad vor Weinsberg war eine ziemliche Anzahl von
geiftliden und meltlihen Großen verjammelt. Außer dem Kardinal
Dietwin, der als Legat des Papftes eingetroffen war, befanden ſich im
Lager des Königs Erzbiſchof Adalbert von Mainz, die Biſchöfe Embricho
von Würzburg, Siegfried von Speyer und Bruno von Wormd, der neu:
ernannte Abt Waldemar von Lorſch, ferner Herzog Friedrich von Schwaben
der ältere Bruder bes Königs, die Markgrafen Hermann von Baden und
Diepold von Vohburg, die Grafen Adalbert von Lömenftein, Poppo von
Lauffen, Ulrich von Lenzburg und Werner von Baden (im Yargau), ferner
im perfönlihen Dienfte des Königs Burggraf Gottfried von Nürnberg
und der Reichsdienſtmann Konrad von Hagen’). Jedenfalls Iagerte ber
9) Bgl. Adler, Herzog Welf VL und fein Sohn, 1881, S. 12.
*) Bgl. Bernharbi, Konrad II. (Jahrbücher ber deutſchen Geſchichte), I, 1888,
5. 120, Anm. 40,
®) Bgl. die Zeugen ber Urkunde für das Kloiter Maria-Einfiedeln vom 15. No—
vember (Herrgott, Genealogie diplomatica gentis Habsburgieae II, 1, 1787,
nr. 219, p. 165. Stumpf, Die Reihefanzler, I, Nr. 3419): Thoodewinus s. Ru-
fine episcopus cardinalis et apostolice sedis legatus, Boldemarus Laurisamensis
abbas, Herimannus marchio, Albertus comes, Poppo comes, Werinherus comes de
Badin, Udalrieus de Lenziburch... Anno..MCXL, indictione III, XVIL. Kal.
Decemb. ... Actum est in obsidione castri Winsberch ... (Der Abbrud Wineberch!)
Ferner bie Zeugen ber Urkunde für das Kloſter Walfenrieb (Scheid, Origines Guel-
ficae IL, 1751, p. 556. Urfunbenbuc bes bifterifhen Vereins für Nieberfachfen,
Heft IL, 1852, 5. 10 Nr. 7. Stumpf IT. Nr. 3420, Actum 1140... datum
apnd Winesberch), Albertus Moguntinus archiepiscopus, Sifridus Spirensis,
Embricho Wirzeburgensis, Bruno Wormaciensis episcopi; dux Fridericus; Thibal-
100 Beller
König ſchon am 15. November vor der Burg, die nach der Witte 6
folgenden Monats noch unbezwungen ber Belagerung troßte. Um ber
Zeit entließ ber König feinen Bruder, den Herzog Friedrich, mit vefer
Kriegsmannſchaft nach Haufe, offenbar weil er zu der Länger fid ie
ziehenden Belagerung ber Burg nicht daB ganze Heeresgefolge nötig hair
Aber glei darauf erhielt er die Nachricht, daß Welf mit einem ie
legenen Heere beranziehe. Noch hatte Konrad Zeit, den Herzog m
Schwaben zurüdrufen zu lafjen und feine Getreuen aus der Umgegem £
fammeln. Am nächſten Morgen, am 21. Dezember, kam es zur Edhisit
Konrad ließ fein Lager in Brand fteden und griff fodann Die Te
Welfs an. Der Kampf war fehr heftig; Konrad fol felber mit Weir
Fahnenträger ins Gefecht geraten fein und ihm mit einem Schwertki
das Haupt vom Rumpfe getrennt haben. Nach harten Kampf ware
das Heer Welfs geihlagen und löfte fih in wilder Flucht auf. Kid
wenige fielen im Kampfe, andere ertranken im Fluß, als fie fich vor ver
Verfolgung des Siegers zu retten fuchten; eine Anzahl geriet in Gefangen:
haft. Welf felbft entlam mit wenigen Begleitern. Nicht lange danad
erfolgte die Kapitulation ber Burg').
Wir find über diefe Vorgänge aus zahlreichen Chroniken weh.
unterrichtet, aus den Annalen von Difibodenberg, der Kaiſerchronik, Dit
von Freifing, ber Pöhlder Chronik, den Weingarter Annalen, der Geſchichte
der Welfen und Gotfrid von Viterbo, ferner aus den verlorenen Pader
borner Annalen. Von diefen, die untereinander durchaus übereinftimmen,
dus marchio; comes Albertus, Godefridus de Nurinberch, Cänradus ministerialis
regni de Haga. Gine weitere Urfunde für das Mloiter Polirone (Stumpi IEL €. 18,
Nr. 105; U. Ne. 3421. Anno dominice incarnationis MCXXXX . . Data apıd
Vinesbergch ..) bat feine Zeugen.
‘) Annales s. Disibodi (Böhmer, Fontes rerum Germanicarum IIT, p. 210.
Monum. Germ. h., 8s. XVII, p. 28): Castrum Winsberg a rege obsessum. Ih
qua obsidione Welf frater Henriei ducis cum rege in eodem loco bellum commisit
in sabbato duodeeim lectionum et rex tandem victor extitit, multis predieti
Welfonis interfectis et nonnullis captis, ac non longe post castrum cepit: -
Kaiſerchtonit, Herausgegeben von Maßmann, 17 250 ff. &. 585: Der kunic Kucarkt
Winesberc besaz. | Welf samende sine helede, | er wolde die burc ledegen, mit
dem kunige er dä vaht, | Welf hete mörer kraft. Vil lutzel in daz half, das
riche darvur trat. ' Welf vil küme intran, ' im wurden gefangen sine man.
Winesbere man dö irgap. , Welf was vehtenes sat. — Otto Frisingensis, Chro-
nicon VII, c. 25: His elatus successibus (gegen Herzog Leopold) dum regem quo-
que non multo post in obsidione castri Winisperg morantem aggredi attemptat.
amissis multis cum paucis fugit e praelio. — Annales Weingartenses Well.
(Mon. Germ. h., Scriptores XVII, p. 309) 1140: Ipse vero in festo ». Thome &
rege Cuonrado apud Winisperch devictus est. — Historia Welforum c. 26 (Mon.
Germ. h., 85. XXI, p. 467, Schulausgabe 5. 33) mit Benupung des Otto Frisio-
Die Weiber von Weinsberg. 101
jietet den eingehenbften Bericht eine erft 1857 veröffentlichte Weltchronik,
die fogenannte Pöhlder Chronik, deren Erzählung über die Schlaht den
Forſchern durchaus glaubwürdig erfcheint‘). Im Jahre 1170 oder wenig
ſpäter warb fie in Quedlinburg, wahrſcheinlich im dortigen Wipertillofter,
verfaßt und wird jegt nach dem Benebiktinerflofter Pöhlde bei Göttingen,
wo ber ihr eingefügte Papft: und Kaiferfatalog fpäter fortgefegt wurde,
Pöhlder Chronik genannt. Nur in einer Beziehung jcheint uns ber
Bericht angezweifelt werben zu fönnen, nämlich daß viele von Welfs
Zeuten ſich in den Nedar geflüchtet haben und bort ertrunfen feien. Diejer
ift Doch von ber Burg Weinsberg, bei der nad} allen Berichten die Schlacht
ftattgefunden hat, allzumeit, gegen 1*/s Stunden, entfernt; gewiß ift er
von dem Berichterftatter mit der Sulm verwechſelt worden. Es ſcheint
darum eine andere, bei einem fpäteren und fonft weniger glaubwürdigen
Zeugen erhaltene Nachricht befjere Gewähr zu haben. Die Flores Tem-
gensis: Ob hoc rex circa idem tempus castrum eius Winisperch obsedit. Quem
Guelfo collecto milite in proxima ebdomada nativitatis Domini dum incaute
Ppugna aggredi temptat, amissis aliquot, multis captis cam paucis fugit e praelio.
— Gotifredus Viterbiensis, Part. XXIII c. 48 (Mon. Germ. h., 38. XXIL, p. 261):
Quem rex in uno prelio iuxta castrum Winisbere eleganter vieit suosgue grandi
oecisione prostravit. c. 49 (in Tiftihen): Diraque cum rege prelia Guelfo movet,
| contra Welfonem mens regis plena furore | imperüi virtute aui defendit hono-
rem. | Vultibus oppositis insimul arma movent, | dextera Conradi gladii conformis
Achilli, : Signifero veniente dueis caput amputat ille. | Hic ubi Marte cadit
Welfo repulsus abit. | Multimoda tune cede data sumptoque trofeo | Conradus
virtute datur maior Machabeo; | omne decus Welpho tempore perdit eo. — Die
verlorenen Annales Patherbronnenses enthielten nur die Notiz: Rex castrum Welfi,
4ueis Bawariorum, Winesberg dietum obsedit, was bie Röhlber Chronik herüber-
nahm; f. Herre, Ilſenburger Annalen als Quelle der Pöhlder Ehronif. 1890, ©. 56.
) Chronicon Palidense (Mon. Germ. hist., 38. XVI, p. 80) 1140: Rex
castram Welfl, ducis Bawariorum, Winesberg dietum obsedit. Dux autem con-
gregato exercitu super regem uti sperabat negligentius agentem meditabatur
irruere. Hoc ille postquam rescivit, ilico post fratrem suum ducem Fridericum
a se paulo ante profectum misit, et quos in vicino poterat adtingere collectis,
hostium opperiebatur adventam. Mane diei sequentis ipse propria incendit
tabernacula, et venientibus hostibus obviam factus cum paueis sese certamini
Aducialiter dedit, in quo non segniter agens magnificum ex adversariis trium-
pbum cepit. Interfectis namque multis plures fuge remedium querentes fluvius
Nekker, iuxta quem congressi fuerant, absorbuit, nonnullis preter hos captis.
Bex vero demum voti compos effectus castrum in deditionem accepit. — Die
Poͤhlder Chronit ift bie Quelle ber lüneburgiſchen (tepgauifchen) Chronit, bei Eccard,
Corpus historicam I, p. 378: DO besat de koning sine burch Winesberch, de
bertoge quam mit eme td stride, unde was segelös, dar ward vil lüdes geslagen,
oe irdrane ir vile imme Nikkere, dar de strid bi was: de koning gewan oc
de burch.
402 Beller
porum, bie unter dem Namen des Hermannus Gigas laufen, ein Ge—
ſchichtswerk aus Schwaben, deſſen ältere Teile wohl in das Ende bes
13. ober in bie erfte Hälfte bes 14. Jahrhunderts gehören‘), ferner
der Chronift Andreas Presbyter aus Negensburg?), der in ber erſten
Hälfte des 15. Jahrhunderts fhrieb und entweber jene Flores Tem-
porum oder eine gemeinfame ältere Duelle ſchwäbiſchen ober bayrifchen
Urfprungs benüßt haben muß, berichten abweichend, die Schlacht fei bei
dem Dorfe Ellhofen in der Nähe von Weinsberg geweſen“). So un
zuverläffig und unkritiſch fie auch fonft find, Hier feinen fie doch aus
guter Überlieferung den richtigen Ort der Schlacht bewahrt zu haben;
wie folten fie jonft auf den Namen biejes ganz nahe bei Weinsberg im
Sulmthal gelegenen und als Schlachtort nad) dem Terrain an fi fehr
wahrſcheinlichen Dorfes gekommen fein?
König Konrad hielt nach ber Kapitulation wahrſcheinlich einige Zeit
auf der eroberten Burg Hof‘); etwas ſpäter weilt er im Klofter Komburg
am Rocher in der Nähe der fpäteren Stadt Hall’). Die Burg Weinsberg
gehörte von jet an zu den vornehmften Befigungen feines Haufes. Seine
Söhne refidieren gerne auf ihr; fo Heinrich während Konrads Abweſenheit
im Heiligen Zand®); fein zweiter Eohn Friedrih von Rothenburg wird
!) Siehe darüber Dtto Lorenz, Deutſchlands Geſchichtsquellen im Mittelalter
feit der Mitte des breigehnten Jahrhunderte Ir. 1876, S. 58ff. Lütolf, Über den Ber:
faffer ber Flores Temporum (Martinus Minorita) unb feinen criten jkortfeßer:
Forfjungen zur deutſchen Gefhichte, XV, 1875, ©. 569 fi.
?) Siehe Lorenz a. a. O. S. 157 if.
®) @ygantis Flores temporum ed. Meuschenius, 1748, p. 119: Sed secundario
se contra Fridericum(!) pugnandum prope Winsperg iuxta villam quae Ellen-
hoven dieitur praeparavit, ubi Guelpho ipse oceisus est(!) et cum eo multi de
exereitu suo, paueis admodum fuga elapsis. Faſt wörtlich gleichlautend: Andrese
Presbyteri Ratisponensis Chronicon de ducibus Bavariae ed. Freher, p. 56. Beide
Haben auch mit beinahe denſelben Worten bie merfwürbige Nachricht von bem Feld—
geſchrei ber Beiden Heere: Hie Guelph! und Hie Gibling! die wohl ebenfalls aui
ältere Überlieferung zurüdgeht.
+) Während die Urkunde vom 15. November (Stumpf, Die Reichefanzier,
Nr. 8419) in obsidione castri Winsberch ausgeftellt iit, fleht in bem zwei übrigen
nicht näher batierten (Stumpf, Nr. 3420 und 3421): apud Winesberch, apud Vines-
bergeh. Died heißt in der damaligen Urkundenſprache gewöhnlich: in Weineberg;
doch tritt apud auch in ber Bedeutung vor (einer Stadt) auf.
®) Stumpf, Nr. 3422, Urkunden S. 127 Nr. 106, mit folgenden Zeugen, die
zum Teil auch fhon vor Weinsberg gemefen fein mögen: Sifridus Spirensis episcopus,
Embricus Wirzeburgensis episcopus, Henricus pallatinus comes, Everardus, Gisel-
bertus, Conradus, Wido comes de Blandrato, Wido de Meringnano, Harnieius
Carpensis et ceteri quam plures.
*) Heinrich ſchreibt 1148 an den Abt Wibald von Gorveh, Stumpf, Ar. 8611.
Die Weiber von Weinsberg. 103
fogar öfters nach Weinsberg genannt‘). Eine der erften ftaufifchen
Dienftmannenfamilie hatte num auf der Burg ihren Sig und benannte
fi von ihr”). Am Fuße der Burg erhob fih noch im 12. Jahrhundert
die ſchoöne Johanniskirche als Mittelpunkt eines weiten firchlihen Sprengels)®;
in ber fpäteren Hohenftaufenzeit wurbe ber Ort im Thal zur Stabt erhoben‘).
Auch in den folgenden Jahrhunderten bis zur Gegenwart hat bie Gefchichte
Weinsbergs manches Intereffante; das Ringen des Adels und der Fürften
mit den Reihsftädten im 14. und 15. Jahrhundert, bie Reformation und
der Bauernkrieg in der erften Hälfte des 16., die geiftigen Bewegungen
des Pietismus im 18., der Romantik im 19. Jahrhundert treten zu
Weinsberg in einer auch für die Geſamtgeſchichte bedeutfamen Weife an
den Tag; es ift, ala ob ber Wellenfchlag ber Zeit an dieſem ſchönen
Erxbenfled ſich vernehmlicher als fonft bemerfbar gemacht habe. —
An die Übergabe der Burg zu Ende des Jahres 1140 Mnüpft fi
nun die befannte Geſchichte von ber Treue ber Weiber. Sie wirb in der
Kölner Konigschronik folgendermaßen erzählt‘): „Der König belagerte
Epistolae Wibaldi 110, &. 187: rogamus, ut eodem termino, quem Nurenberch
tibi prefiximus, Winisberch nobis oecurrere non graveris.
) Otto Frisingensis, Chronicon VII, Schluß: Friderici de Winsbere.
Kleine Gngelberger Jahrbücher, bei Ussermann Prodr. II, 442: Fridericus dux de
Winispere. Siehe Ch. F. Stälin, Wirt. Geſchichte II. ©. 101 Anın. 8.
2) 1150 wird erftmals Thiebertus de Winsperch camerarius genannt, ber
fon 1144 als Tibertus camerarius begegnet (CH. g. Stitin, Wirt. Gefhichte IL,
©. 595, Anm. 2); er ftammt von Lindach in ber Nähe des Hobenflaufen bei Gmünd;
vgl. Boffert, Württembergiiche Bierteliahtehefte für Landesgeſchichte V, 1882, S. 305.
— Über die fernere Gefhichte der Burg vgl. Nüger, Die Burg Weinsberg genannt
Weibertreue 1825. Schulte vom Brühl, Deutfhe Schlöffer und Burgen II, 1890,
©. 43-70 (Burg Weibertreu bei Weinsberg).
*) des Archidiatonats Weinsberg. Die Abgrenzung der Archidiakonate in ber
Disceſe Würzburg und die Erbauung der Johanniskirchen an beten Mittelpunkten
(4. 8. in Künzelsau, Steinbach, Crailsheim, Mergentheim und an anderen Orten)
Fällt ins 12. Jahrhundert.
+) Siehe Böhmer:Redlid Die Negeiten bes Kaiferreihe unter Rudolf u. f. m.
©. 464 Nr 2129.
®) Chronica regia Colonieneis (Annales Colonienses maximi) rec. Georgius
Weitz (Seriptores rerum Germanicarım in usum scholarum ex Monumentis Ger-
maniae historicis recusi), 1880, p. 77: Anno domini 1140. Rex urbem Welponia
ducis Baioariorum Winesberg dictam obsedit et in deditionem accepit, matronis
ac ceteris feminis ibi repertis hac regali liberalitate licentia concessa, ut quae-
que humeris valerent deportarent. Quae tam fidei maritoram quam sospitati
ceterorum consul+ntes, obmissa suppellectili descendebant viros humeris portantes.
Duce vero Friderico ne talia fierent contradicente, rex favens subdolositati
feminarum dixit, regium verbum non decere immutare.
104 Weller
eine Stabt bes Herzogs Welf von Bayern Ramens Weinsberg umb bradte
fie zur Kapitulation, wobei er den Ehefrauen und den übrigen Weiber,
bie fich daſelbſt vorfanden, mit königlichem Edelſinn die Erlaubnis gewährte,
daß jede forttragen bürfte, was fie auf ihren Schultern vermöchte. Diek
aber ebenfo auf bie Treue gegen ihre Gatten wie auf bie Rettung ber
übrigen bedacht, ließen das Gausgerät beifeite und ftiegen herab, indem
fie ihre Männer auf den Schultern trugen. Als nun Herzog Friedrich
widerſprach, daß man foldes Hingehen laſſe, erklärte ver König, der bie
Hinterliftigkeit der Weiber nicht übelnahm, es ſchicke ſich nicht ein Könige
wort zu wandeln.“
Alſo lautet die ſchlichte Erzählung, deren Glaubwürdigkeit fo vielen
Zweifeln begegnet if. Wir wollen zunächſt die in ihr enthaltenen Züge
im einzelnen nachprüfen!
Wir wiflen, daß Herzog Friedrich von Schwaben, bes Königs Bruder,
vor Weinsberg gelegen hat; feine Anweſenheit bei ber furz nach ber
Schlacht erfolgten Übergabe der Burg ift ohne weiteres anzumehmen.
Auch der großmütige Charakter, den Konrad III. hier den Weibern gegen:
über zeigt, ſtimmt durchaus zu dem, was uns fonft über den König berichtet
wird, der von liebenswürdigem Weſen war. „Ronrab war ein tapferer
Held, heiter an Sitten und Anblid”, heißt es in ben „Thaten der Bifchöfe
von Halberftadt”. Wilheln von Tyrus, der Geſchichtsſchreiber der Kreuz:
züge, fagt von ihm: „er war ein frommer und barmherziger Held, ſchön
an Körper, ausgezeichnet durch Großherzigkeit”. Auch der Abt Wibald von
Corvey, der langjährige Vertraute bes Königs, ſchildert ihn wiederholt in
feinen Briefen als milden und barmberzigen Fürften‘).
Ebenfo hat die Erlaubnis, die der König den Frauen giebt, nichts
an fi, was befonders auffallen könnte. Die Vergünftigung, daß man
mitnehmen dürfe, was man mit einmal auf den Schultern fchleppen
tönne, ift eine im 12. Jahrhundert bei ben abendländiſchen Nationen
allgemein übliche Kapitulationsbedingung. Als König Balbuin I. von
Jeruſalem im Jahr 1101 die Stabt Arfuf in Paläftina belagerte, kam
eine Friedensgefandtiaft aus berjelben und bot unter der Bedingung,
daß den Einwohnern ber freie Abzug mit aller ihrer Habe vermilligt
1) Gesta episcoporum Halberstadensium (Mon. Germ. h., SS. XXIII p. 106):
Conradus .. fortis viribus, moribus et aspectu serenus. Guilelmus Tyrius (Mon
Germ. h., ss. XVII p. 8): Vir pius et misericors, corpore conspicuus, gemerosi-
tate insignis. Epistolae Wibaldi nr. 375 p. 508 an Rapit Eugen (nad Kontabs
Zob): tam clementis, tam misericordis circa nos principis; nr. 864 p. 498 (an
bie Korveier): clementissimi domini nostri. Vgl. Bernharbi a. a. D. S. 929 uns
980, Anm. 50 und 52.
Die Weiber von Weinsberg. 105
werde, die Übergabe an; ber König aber erlaubte ihnen nur foviel mit-
zunehmen, als fie tragen fönnten, und gab benen, welche fo abziehen
wollten, ſicheres Geleit bis Askalon!). Wieverholt wird eine derartige
Vergünftigung von Kaifer Friedrich J. während feiner Kämpfe mit den
Lombarden gegeben, jo im Jahr 1155 den Verteidigern der Stadt Tortona
öftlic von Alleffandria®), 1160 den Bürgern von Crema’), 1186 den
!) Alberti Aquensis historiae Hierosolimitanae expeditionis VII c. 54: Vix
tertia die obsidionis expleta cives Assur paoem cum rege quaerebant componere,
quatenus salva vita sanisque membris cum rebus suis ab urbe eis liceret exire,
eivitatem vero in manu regis reddere ac relinquere. Rex quidem consilio suorum
pepereit viris, pacifice eos prodire promittens cum omnibus, quae collo deferre
possent, et usque in Ascalonem conductum eis sine respectu mortis largitus est.
?) Otto Morena, De rebus Laudensibus 1153— 1168 (Mon. Germ. h., S3. XVIII
p. 594): .. Terdonenses et Mediolanenses qui ibi aderant ... regi se omnes
penitus tradiderunt, eo videlicet pacto, quod ipsi omnes tam masculi quam
femine extra civitatem cum omnibus rebus, quas ipsi portare possent, exirent,
alias vero res omnes, quas inde portare possent, ipsi regi eiusque exercitui penitus
dimitterent. Cumque omnes foras exissent cum rebus illis, quas portare po-
tuerunt etc.
®) Otto Morena, De rebus Laudensibus, Mon. Germ. h., SS. XVII p. 619:
Sequenti vero die Mercurii Cremenses omnes, masculi et femine, atque Medio-
lanenses et Brixienses imperatori se tradiderunt. Qui exeuntes de castro, quia
totam supellectilem suam amittebant, nisi quantum una vice poterant deferre, in-
genti dolore fremebant, quia vero vita eis conservata fuerat, in parte gaudebant.....
Nec praetermittendum esse opinor, quod imperator christianissimus, animi ferocitate
deposita et hostili odio abiecto, ipsos Cremenses per quendam locum angustum, unde
egrediebatur, exire adiuvans, suis propriis manibus quendam ipsorum languidum cum
aliis militibus exportavit. Que tante benignitatis tanteqne imperialis mansue-
tudinis actio omnibus hominibus maximum prestare debet exemplum. — Chronica
regia Coloniensis ed. G. Waitz p. 102: Tandem Cremenses vim militum ferre
non valentes petitis dextris imperatoriae se et urbem tradunt potestati. Dedit
autem imperator facultatem singulis, ut quaeque humero gestare potuissent,
efferrent; ubi matrona quaedam neglectis opibus virum suum debilem permissu
Caesaris humeris impositum urbe eduxit. — Burchardi et Cuonradi Urspergen-
sium chronicon ed. Pertz p. 37: Tunc appulsis machinis et diris habitis con-
flictibus miseri cives desperare coeperunt et ad deditionem se offerre, ut
tantum personas salvarent. Quibus imperator mitis effectus, utpote vir
timens Deum, misericorditer permisit, ut de castro et de terra cum
mulieribus et parvulis exirent, nec de rebus vel facultatibus quiequam
asportarent, nisi quantum quivis eorum una vice in humeris suis aut scapulis
deportare potuisset. Mediolanenses quogue et Brizienses abire permisit, ut equos
ot arma ibi relinguerent. Nee dubium est, imperatorem christianissimum ob
hoe talia permisisse, ne maximam stragiam in caede hominum iudicaretur fecisse.
Perpendat iam guilibet prudens lector, quanta miseria ibi fuerit, ubi mulier par-
valos suos gressu uti non valentes potius quam res exportavit, vir quoque mu-
lierem febrieitantem, aut mulier virum pro fide coniugii exportarunt, pregnans
106 Weller
Inſaſſen der Burg Caſtel-Leone bei Cremona?). Diefe Erlaubnis erfired:
fi auf alle Einwohner, Männer und Frauen; es fommt aber nicht ſelten
vor, daß die Männer in die Gefangenfhaft wandern ober fterben müſſen
während den Frauen und Kindern ber Abzug geftattet wird. Co geh
Raifer Friedrich I. diefe Vergünftigung 1155 den Weibern und Kindern
von Spoleto?), 1158 denen von Trezzo zwifhen Mailand und Genua’
Es ift naheliegend, daß in diefem Fall den Frauen und Kindern die
Erlaubnis ebenfalls mit der Bedingung erteilt wurde, daß fie mitnehmen
dürften, was fie auf einmal tragen könnten, wenn uns Dies auch nich
ausbrüdtich wie bei der Übergabe von Weinsberg berichtet wird. Aus ber
. Beihräntung der Erlaubnis auf die Frauen ergab fih dann in dem
Weinsberger Fall jene liftige Auslegung, welche in der That die größte
pſichologiſche Wahrſcheinlichkeit für fih hat und in der ganzen Situation
wohl begründet ift. So fommen wir zu dem ficheren Schluffe, dab ir
den einzelnen Zügen der Überlieferung nichts liegt, was die anmutige
Geſchichte irgendwie verdächtig machen könnte. —
Fragen wir darum, ob vielleicht aus ber Art ber Überliefermg
fi) Bedenken gegen die Glaubwürdigkeit der Erzählung erheben. Ju
der That wird nad) dem günftigen Befunde der auf den Inhalt ſich er
ftredenden Prüfung ein Zweifel nur noch aufrecht bleiben können, wenn
er durch quellenfritifhe Erwägungen geftügt wird.
Die Gedichte wird uns überliefert in der Kölner Königschronik.
Derjenige Teil derfelben, ber die Erzählung enthält, ift um das Jahr 1170
quoque iam parturiens semivivum puerum eduxit. O quanta miseria! Castzum
et preda hostibus relinquitur, quia perfidissimi eives hoc meruerunt. Preda
itaque militibus distribuitur et castrum funditus diruitur.
*) Böhmer, Acta imperii selecta II Nr. 898 ©. 605, Urfunde tom 8. Juni
1186: Et ipsi [sc. Cremonenses] reddiderunt eidem domino imperatori Castram
Manfredi; et nuncius eius intravit in ipso castro cum vexillo imperatoris; &
illi de castro exierunt portantes secum, quod una vice portarc potuerunt; castrum
destructum fuit ad voluntatem imperatoris.
%) Ursperg. chron. ed. Pertz, p. 24: Imperator vero rediens inde in itinere
Spoletanorum diras et inopinatas pertulit opiniones. Quarum impulsu Spoletum
applieuit, quam dimicando succendit et funditus evertit, parvulis tamen ac
mulieribus iassu imperatoris sine Isesione liberatis. Nach Scheffer-Boihork,
Forſchungen zur Deutſchen Geſchichte XI, 1871, ©. 49 Anm. 1, berußt Hier bie
Urfperger Chronik auf dem verlorengegangenen Wert des Johann von Gremona (edenfe
bei ber Nachricht über Treppe).
®) Ursperg. chron. p. 27: . . hostes . . qui . . usque ad Trecium quoddam
eastrum Mediolanensium fugierunt. Ubi imperator .. [cives] in deditionem accepit,
sicat uti vellet. Ac ipse, sicut erat assuetus, de regia benignitate mulieres &t
parvulos conservari censuit, predam vero castri militibus suis distribuit et in
presidiis milites collocavit.
Die Weiber von Weinsberg. 107
niedergeſchrieben worden; verfaßt ift die Chronik, wie fi aus ihrem:
Inhalt mit der allerhöchſten Wahrfcheinlichfeit ergiebt, von einem Kölner
Domderm'). Wir haben alfo den Bericht wenn auch nicht eines Augen-
zeugen, fo doch eines Mannes, der nur wenige Jahrzehnte nach den Er—
eigniffen bei Weinsberg gefhrieben hat und jehr wohl von einem Augen:
zeugen darüber unterrichtet fein kann. Wer die Überlieferung des Mittel-
alters und befonders ber Regierung König Konrabs III. kennt und weiß,
wie ums die Kunde von den allerwichtigften Ereigniffen oft nur in ſpäten
und mangelhaften Berichten erhalten ift, wird ohne meiteres zugeftehen,
daß unfere Erzählung durch die annähernd gleichzeitige Duelle eine ver=
bältnismäßig mwohlbeglaubigte ift. In dem Vorwort zu feiner Gedichte
Konrads II. jagt Wilhelm Bernhardi: „Wohl für feine Epoche der Ge
ſchichte des Deutſchen Reiches von den Tagen Konrads I. bis zum Inter⸗
regnum bietet fi in dem Maße, wie für bie 14 Jahre der Regierung
Konrads II. verhältnismäßig fo geringe Kunde über Perfonen und Er—
eigniffe, die das allgemeine Intereſſe erregen ober auf die Geftaltung
fpäterer Zuftände entſcheidend eingemwirkt haben... Wie dürre Marl:
pfähle durd eine Einöde folgen einander die zahlreichen Reichs- und
Hoftage, von deren Verhandlungen meift nichts überliefert wird. Wie
Schatten gleiten immer und immer biefelben Perfonen vorüber, von benen
oft wenig mehr als der Name befannt iſt.“ ebenfalls darf man die
Angabe der Kölner Chronif aus dem Grunde nicht verbächtigen, weil
diefe einige Jahrzehnte nach dem berichteten Ereigniffe niebergefchrieben ift.
Auch der Umftand, daß fonft fein anderer Geſchichtſchreiber die
Erzählung bringt, berechtigt uns nicht, die Sache in Zweifel zu ziehen.
Der Bericht der Pöhlder Chronik über die Schlacht bei Weinsberg ift
im einzelnen fonft auch nicht bezeugt, ohne daß man daraus irgend weldes
Bedenken gegen feine Zuverläffigfeit zu ſchöpfen braucht. Daß die Ge-
ſchichte von der Lift ber Weiber in ber fonftigen Überlieferung nicht bes
gegnet, findet eine Erklärung ſchon darin, daß das ganze Vorkommnis
politiih durchaus unwichtig und damit für die ftrenge Hiftorie unbedeutend
war. Bei aller Anfehnlichkeit der Burg Weinsberg und jelbft wenn
man annimmt, baß fie des Kriegs wegen mit Männern und Frauen
weit färfer belegt war als in Friebenszeiten, kann doch die Zahl der
in Betracht fommenden Männer nit fo groß geweſen fein, daß der
) Der Verfaſſer der Königschronif hat diefe 1175 abgeſchloſſen; höchſt wahr:
ſcheinlich hat er aber ben Schluß, etwa von 1168 ober 1184 an erft fpäter angefügt:
‚fiehe Lohmann, De annalibus qui vocantar Colonienses maximi quaestiones criticae.
Diss. inaug., 1867, p. 32. Waitz, Chronica regia Coloniensir, 1880, p. N: „maior
pars operis fortasse iam c. a. 1170 absoluta.erat . .*
108 Weller
Auszug der Weiber mit ihren Männern ein Recht gehabt Hätte, als
hiſtoriſch wichtiges Ereignis aufgezeihnet zu werden. Es ift nicht die
geſchichtliche Bedeutung, fondern der menſchlich ruhrende Zug und ber
feine Humor, der uns eine derartige Erzählung lieb und wert madt
Die Annalen, die meift nur mit wenigen dürftigen Worten von dem
Weinsberger Kriegszug berichten, hatten keinen Grund die Aneldote au:
zuzeichnen, felbft wenn ihre Verfaffer davon gewußt hätten. Es war
eine Gefhichte, an welcher man fih in engem Kreis ergögen fonnte; zum
eigentlichen Stoff für den Geſchichtſchreiber gehörte fie nicht.
Auch das braucht uns fein Befremden zu erregen, daß uns eine
Chronik die Sache überliefert, die in einer dem Schauplag der Begeben:
heit jo ferne liegenden Stadt niedergeſchrieben worden if. Denn bie
Kölner Chronif war wie die Pöhlder eine fogenannte Reichschronik, melde
die Thaten der Könige aufzeichnen wollte‘). Auch die Pöhlder Chronik
ift ja im nördlichen Deutſchland entftanden, und trogbem wird ihr Bericht
über die Vorgänge vor Weinsberg nicht angezweifelt. Hier waren aber
Zeute faft aus dem ganzen Reiche verfammelt. Der Kampf bei eins:
berg war ber Entſcheidungskampf, ob bie Hohenftaufen das Reich für ſich
behaupten fonnten ober nicht. Der Sieg war Konrads erſte Waffenthat,
feitdem er König war?). Die Augen der Deutfhen waren damals auf
Weinsberg gerichtet. Deshalb ift es leicht verftändlih, daß wir den
Nachrichten über die Weinsberger Vorfälle in den Reichschroniken begegnen,
wie fern vom Thatort fie auch verfaßt worden find, zumal das fränkiſche
Land öſtlich des Rheins zur Hohenftaufenzeit auffallend arm an Geſchichts-
darftellungen ift.
Wir fönnen alfo weder im Inhalt der Geſchichte noch in der Art
ihrer Überlieferung einen Grund finden, der uns nötigte, die Unhaltbar:
feit der Erzählung ohne weiteres zuzugeftehen. Ja, wir müffen vielmehr
den Schluß ziehen, daß es nad biefem Befund nicht notwendig wäre,
die Gefhichtlikeit der heitern That der Weiber mit dem Aufwand aller
möglichen Gründe noch weiter zu ermeilen, daß im Gegenteil, wenn bie
Wahrheit der Erzählung beftritten wird, bie Unglaubwürbigfeit mit zu:
länglihen Gründen erwiefen werden muß, daß wir darum in erfter Linie
die gegen bie Echtheit der Gefchichte erhobenen Einwände mit aller Schärfe
auf ihre Stihaltigkeit zu prüfen haben. — —
Waltenbach, Deuiſchlands Geſchichtsquellen im Mittelalter Ne, 1886, S. 408:
„Der Kölner Urſprung it unverfennbar; bo war bie Reichsgeſchichte die Aufaebe,
welche ber Berfaffer ſich gefelt Hatte“.
*) Bol. Bernharbi, Kontab IIL, ©. 191.
Die Weiber von Weinsberg. 109
Wir fragen alfo: fünnen trog allebem die von ben Gelehrten gegen
ihre Glaubwürdigkeit erhobenen Einreden ftanbhalten, müffen wir trog
Diefer für die Echtheit fprechenden Gründe den Glauben an bie hiſtoriſche
Wahrheit der Erzählung aufgeben. Es ift wohl faum nötig, zu wieber-
Holen, daß es uns bei unferer Unterfuhung allein auf die Ermittlung
der reinen Wahrheit ankommen Tann. Man lieft zwar öfters die Be-
Hauptung, die einheimifchen Forſcher ftehen der Erzählung nicht objektiv
gegenüber, ein Landes: ober Lofalpatriotismus verführe fie, die Glaub-
würbigfeit der Geſchichte au dann anzunehmen, wenn bem fernerftehen-
den fühleren Gelehrten ihre Unechtheit klar zu Tage liege. Nach unferer
Kenntnis der heimifchen Forſchung fünnen wir dies nicht finden; gerade
die wahrheitsliebendften und kritiſch ftrengften Forſcher des nördlichen
Württemberg, die fi) darüber geäußert haben, Karl Jäger und Hermann
Bauer, haben die Echtheit der Geſchichte vertreten‘), während die hiſtoriſch
weniger geſchulten und fi darum meniger ſicher fühlenden Weinsberger
Lokalhiſtoriker unter dem Eindrud ihrer Berwerfung dur anerkannt
hervorragende Gelehrte entweder ſich unbeftimmt ausgebrüdt ober die
Glaubhaftigkeit kurzerhand abgelehnt haben?). Und heutzutage find die
einheimiihen Geſchichtsfreunde wie die Gebildeten überhaupt durd bie
kritiſche Forſchung des letzten Jahrhunderts allzufehr daran gewöhnt
worben, ſich gegen fo mande ſchöne Überlieferung kritiſch zu verhalten,
als daß ein naiver Glaube gegenüber den Einwänden der hiſtoriſchen
Wiſſenſchaft ftandzuhalten vermöchte. Die hiftorifhe Kritik ift viel zu
tief auch in das Bewußtfein der Gebildeten eingedrungen, als daß ſich
jemand durch das Fefthalten an einer als Sage harakterifierten Erzählung
für weniger unterrichtet befennen möchte. Wenn man in ven früheren
Sahrhunderten den albernften Geſchichten kritiklos Glauben ſchenkte, jo
ift man heutzutage im Gegenteil eher geneigt, befonders fchöne und herz
erfreuenbe Überlieferungen anzuzweifeln und zu vermerfen, fo lange fie nicht
durch die Ergebniffe der ihnen gewidmeten Unterfuchungen geftüst find.
Aber wenn wir auch noch fo vorurteilslos, noch fo unbefangen
gegenüber allen feither geäußerten Meinungen, noch fo frei von einer
raſchen Unterwerfung unter die wiſſenſchaftlichen Autoritäten der hifto:
%) Karl Zäger, Die Burg Weinsberg, genannt Welbertreue, 1825, ©. 41 fi.
H. Bauer, Die Geſchichte von ber Weinsberger Weibertreue: Wirtembergiſch Franken.
Zeitſchrift bes hiſtoriſchen Vereins für das wirtembergifche Franken IX 1, 1871, S. 1ff. —
In neuerer Zeit ohne weitere Begründung (G. Fehleiſen), Weinsberg und bie Weiber:
treu (1883) ©. 6.
») Dillenius, Weinsberg, vormals freie Reihs:, jept württemb. Oberamtefadt,
1860, S.14 ff. Mert, Geſchichte der Stabt Weinsberg und Ihrer Burg Weibertreuc,
1880, ©. 38.
110 Weller
riſchen Beglaubigung unferer Erzählung nachgehen wollen, fo müffen mir
doch ausſprechen, daß wir den feitherigen Forſchern, nicht zum mwenigiten
denen, bie fi) zweifelnd zu der Geſchichte geftellt haben, und ihrer
Arbeit das meifte verdanken, was und befähigen fan, ein wohlbegründetes
und, wie wir hoffen bürfen, endgültiges Urteil über die Echtheit oder
Unechtheit abzugeben. Seit faft 200 Jahren, befonders aber im legten
Jahrhundert find immer wieder neue Anläufe gemacht worden, der Wahr:
heit auf die Spur zu kommen in ®erteidigung wie in Verwerfuns
Dieſe Verfuhe müſſen uns mit Hochachtung vor ber redlichen und Bin
gebenden Arbeit der Gelehrten erfüllen, die felbft für eine im eigentlich
biftorifchen Sinn ſo wenig bedeutende und nur menſchlich ergreifende
Erzählung jo viel Scharffinn aufgewandt, fo viel innere Teilnahme be
wiejen haben; aud da, wo wir widerfprechen müffen, ahnen und ehren
wir den ftrengen Wahrheitsfinn und erkennen au in Jrrtümern, die wir
bekämpfen, wertvolle Anſätze zur Erforfhung des Wahren. Wir willen,
nicht einer raſch fertigen Glaubensfeligfeit, „nur dem Ernft, den keine
Mühe bleichet, raufcht der Wahrheit tief verftedter Born”.
Wollen wir die Einwände ber hiſtoriſchen Kritif würdigen, müffen
wir zuerft über das Belanntwerden umd bie weitere Überlieferung der
Geſchichte uns Mar werben.
Die Chronik hat zu Ende des 12. und in der erften Hälfte bes
13. Jahrhunderts mehrere uns erhaltene Fortfegungen und Bearbeitungen
erfahren; eine ſolche mit einer Weiterführung von 1200—1238 ift uns
in zwei Handſchriften überliefert, deren eine der Cuſtos Theoderich für
das Klofter zu St. Bantaleon in Köln fehreiben ließ'). Aber ſowohl die
Königshronik wie ihre Bearbeitungen ſcheinen nicht über die Grenzen bes
Erzbistums Köln hinaus befannt geworden zu fein‘). So fam es, daß
Jahrhunderte lang die Geſchichte volftändig vergeflen war; bis zum Ende
des 15. Jahrhunderts ift fie der allgemeinen Geſchichtslitteratur vollftändig
unbefannt. Dies wurde anders erft mit dem Aufkommen des Buchdruds
und dem Umſchwung, der fi unter dem Einfluß der italienifchen Renaif:
ſance in der deutſchen Geſchichtſchreibung vollzog, als im legten Viertel
des 15. Jahrhunderts die deutfche Geſchichtſchreibung in die Hände fer
gelehrten Humaniften überging. Die erfte Spur einer Kenntnis unferer
Erzählung findet fi wieder in ber 1499 bei Johann Kölhoff zu Köln
gedrudten Cronica van der hilliger stat van Coellen, dem Werte
Siehe darüber Wattenbach, Deutfchlands Gefhichtsquellen Im Mittelalter IP,
€. 406 fi. Weitz, Chronica regia Coloniensis, p. XI sq.
) Waitz a. eben a. O. p. XX: „Chronica regia, saepias ut vidimus descripts,
vix tamen archiepiscopatus ('oloniensis fines egressa esse videtur“.
Die Weiber von Weinsberg. 111
eines unbefannten Verfaſſers, der die Kölner Königschronif, wenn auch
nur felten und vieleicht nicht unmittelbar, doch nachweislich an mehreren
Stellen feines Buchs benügt Hat’). Er erwähnt den Ausipruh des
Königs Konrad, ohne im übrigen der That der Weiber zu gedenken?).
Diefe jelbft aus dem Dunkel der Bibliothefen oder Archive ans Licht
gezogen zu haben, ift das Verdienft des gelehrten Abts Johannes von
Trittenheim, der um den Anfang des 16. Jahrhunderts die Geſchichte
erzählt, eben aus jener Abfchrift des Pantaleonsklofters, die er nad
feinem eigenen Berichte benügt hat). Trithemius berichtet die Geſchichte
ſowohl in feiner Chronit von Hirfau*), die er 1495 begann und fpäteftens
1506 wieder liegen ließ), als in den Hirfauer Annalen ®), einer Um—
) Die Ghronifen der deutſchen Städte XIII, Köln, Bd. II, 1876, heranss
gegeben von H. Cardauns, ©. 232.
Ma. O. ©. 508: As konink Conrait Winsburch belachd hadde, so
ergaven si sich... . . und sprach ein koninklich wort: ‚dat ein mail gesprochen
ind zogesacht is, dat sal unverwandelt bliven‘,
) Trithemius nennt in der Vorrede ber Hirfauer Annalen als eine feiner
Quellen „Godefridum Monachum s. Pantaleonis in Colonia“. Bl. darüber 8.C. H. Müller,
Quellen, welche der Abt Tritheim im eriten Teile feiner Hirfauer Annalen benüht hat,
1871, &. 8 ii.
*) Chronicon insigne Monasterii Hirsaugiensis, Ausgabe von 1559, p. 168:
Tandem post mortem ducis Henriei, memor damni quod susceperat dux Welpho,
congregato magno exercitu, contra ducem Fridericum denuo bellum instaurat,
iuxta villam quae dieitur Ellenhofen, non longe a Winsberg, in quo et ipse dux
Welpho cecidit et maior pars exercitus strata fuit. Exinde rex Conradus urbem
Welphonis, quae dieitur Winsberg, hoc ipso anno obsedit, et eam in deditionem
accipiens hanc matronis et foeminis libertatem concessit, ut qusecungue humeris
deportare possent, regali eis ınunificentia liceret. Quae neglecta suppellectili
maritos snos et viros, quotyuot potuerunt, humeris suscipientes extra portas
cunctis inspectantibus et industriam mirantibus deportarunt. Duce autem ne
talia fieri permitterentur suadente, dixit, non decere verbum regium immutari.
Die Nachricht über den Schlachtort Ellhoſen fhöpfte Tritfemius aus dem Andreas
presbyter, ben er im Vorwort ber Annalen (unter bem Namen Andreas Monachus
8. Hemmerammi Ratisponensis) als eine jeiner Quellen nennt. Dagegen fonnte er
der Köͤlhoffſchen Chromif, die er ebenfalls gefannt unb benügt Hat (Cardauns a. a. D. II,
©. 219) für die Borgänge bei Weinsberg nichts entnehmen.
) Eiche Wegele, Geſchichte ber Deutſchen Hiſtoriographie feit bem Auftreten bes
Humanismus, 1885, ©. 78.
*) Trithemii Tomus I Annalium Hirsaugiensium, MDCXC, p. 408 sqq.:
Proelio autem iuxta Ellenhoven sieut diximns consummato et duce Welffone
divina praeordinante providentia devicto Rex Conradus castrum ipsius ducis et
oppidum Wynsperg obsidione vallavit: et tandem sub ea conditione in deditionem
accepit, sub qua reges consueverunt inimicis capitalibus, quos potenter suo sub-
diderint imperio, vitam cum rebus aufferre. Nam praeter infantes et pueros,
quidquid sexus erat in hominibus virilis. aut morti aut captivitati fuit obnoxium.
112 Weller
arbeitung jener Chronik, beren erfter 1509 begonnener Teil im Januar
1511 von ihm abgeſchloſſen wurde‘). Nun find aber diefe beiden Ge
ſchichtswerke lange Zeit ungebrudt geblieben, die Hirfauer Chronik erfchien
ala Druckwerk erft im Jahr 15599), die Annalen kamen gar erft 16%
im Drud heraus?).
Und doch geht die ganze Kenntnis der Geſchichte im 16. Jahr⸗
hundert einzig auf Trithemius zurüd, obwohl fie zunähft in anderen
Büchern der Öffentlichfeit übergeben wurde. Schon das erfte gebrudte
Werk, das fie brachte, beruft fi) auf Trithemius als Duelle und muß
feine beiden Hirfauer Geſchichtswerke benüßt haben; es ift die im Jahr 1516
zu Tübingen gedrudte Weltchronik des Kanzler: Vergenhans oder Nau-
Herus*). Nun war aber Naufler bereits 1510 in hohem Alter geftorben.
Er hat den Trithemius felbft nicht mehr benügen fünnen®); die Stelle
Mulieribus duntaxat et pueris liber permittebatur egressus: ita tamen quod nihil
secum deferrent. Quae consilio inter se habito regis clementiam prostratae in
terram rogabant, ne vacuae pellerentur ab oppido: sed liceret unicnique de suis
propriis secum deferre, quantum humeris deportare potuerint. Et annuit rex.
At illae contempt& suppellectili rebusque universis animo virili contemptis,
maritum sunm unaquaeque dorso imponens suo extra oppidum per medium
castrorum deportabat Fratre autem Regis Duce Suevorum Friderico suadente,
ne talia permitterentur, Caesar respondit: Non decet Regis immutare sermonem.
Delectatus industri& mulierum Conradus singulis res suas cum viris indulsit.
) Wegele a. a. D. ©. 78.
%) Als Chronicon Hirsaugiae pars | ab anno 880-1370 Basileae ap.
Joh. Parvum; bie Vorrede des Herausgebers Guilielmus Radensis ift vom 3. Merz 1569
datiert. Die Notiz bei Potthast?, Bibliotheca historia medii aevi II p. 1071, daß bieier
Ausgabe eine frühere umbatierte vorausgegangen fei, beruht auf einem Irrtum. Tie
näcjfte Auegabe ift von M. Freher, Opera historica Trithemii TI p. 1 sqq., aus dem
Jahte 1601. Vgl. Wegele a. a. O.
®) Johannis Trithemii Tomus I. annalium Hirsaugiensium. Typis monasterü
8. Galli, anno MDCXC, exeudebat J. G. Schlegel.
*) J. Nauclerus, Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium chronici
commentarü. Complevit opus F. Nicolaus Basellius Hirseugiensis annis XIII ad
MD adäitis, fol. 182: Altera vice, ut refert Got. Viterb., Henricus(!) filius Cunradus,
qui si vixisset post eum fuerat regnaturus eundem Guelfonem prope Winsperg
obsedit et in deditionem accepit ex gratiague matronis concessit, ut quaecangue
humeris portare possent, liceret efferri, que neglecta suppellectili maritos suos
quotquot potuerunt videntibus cunctis et industriam mirantibus exportaverunt. Et
Fridericus frater regis contradicens: de viris, inquit, non est cogitatum; cui rex:
non decet, inquit, verbum regium immutari, et mulieres laudavit. Haec abbas
Spanheimensis.
) Wegele a. a. O. ©. 67. Wohl aber ift ausgemacht, daß Trithemius für jene
1514 abgeſchloſſenen Hirfauer Annalen bie Ghronif bes Naufler noch in der Handſchrift
bemüßt hat, Wegele, S. 68 Anın. 1.
Die Weiber von Weinsberg. 113
über die Weiber von Weinsberg muß alfo erft von dem Herausgeber
eingefegt worden fein, und biefer muß jomohl die Chronif wie bie
Annalen des Trithemius handfhriftlic gekannt haben. Als nämlich bie
Chronik des Naufler 6 Jahre nad deſſen Tode, im Tobesjahr des
Trithemius, zu Tübingen erftmals herausgegeben wurde, ift an dem Werk
mandjes verändert und neueingefegt worden‘). Der Herausgeber war
aber fein anderer als ber berühmte Melanchthon, der damals noch in
fehr jugenblihem Alter Lehrer an ber Univerfität Tübingen war. Ein
Schüler Melandthons, Dr. Zeit Winsheim, jagt in der Ehrenrede, die
er am Leichenbegängnis feines Lehrers zu Wittenberg im Jahr 1560
bielt, daß biefer während feines Aufenthalts zu Tübingen die Chronik
des Nauclerus redigiert habe”); Melanchthons Großoheim, der Stutt-
garter Humanift Reuchlin, ſchrieb das Vorwort zu der Chronik Nauflers
bei ihrer Drudlegung; an der Nachricht des Winsheim, der fi über:
haupt über die Tübinger Zeit Melanchthons vorzügli unterrichtet zeigt,
ift nicht wohl ein Zweifel möglih. Cs ift aber auch jonft bei dem leb-
haften Verkehr der Humaniften untereinander höchſt wahrſcheinlich, daß
Melanchthon die in dem mürttembergiihen Klofter Hirfau befindlichen
Geſchichtswerke des Trithemius wohl gekannt hat. Schrieb doch ber
Hirfauer Mönch Nikolaus Baſilius eine Fortfegung von Nauflers Chronik,
die ber Erftausgabe von 1516 angehängt wurde, und hat er in dieſer
nachweislich die Annalen feines Lehrers Trithemius ftarf' benügt®), wie
diefer ihn auch zu Beginn bes zweiten Bands berfelben gebeten hatte,
vorhandene Irrtümer zu berichtigen‘). Der feine Geift Melanchthons
2) Th. F. A. Wichert, Jalob von Mainz und das Geſchichtswerk bes Matthias vor
Neuenburg. Nebft Erkurſen zur Kritif des Naucierus, 1881, S. 311ff. Wegele a. a. O. S. 64.
?) Oratio habita in funere reverendi et clarissimi viri Philippi Melanthonis
a Vito Winshemio artis medicae Doctore die XXI. Aprilis (Corpus reformatorum
ed. Bretschneider X, 1842, p. 192): Praefuit et typographicae offieinae Anshelmi
aliquandiu. Excudebatur tunc illud grande historicum volumen Naucleri, in quo
multa quae corrupta erant ipse emendavit, mutila multa complevit, confusanea
in ordinem redegit, obscuris lucem reddidit, supervacanea praecidit, effecitque,
ut ia liber, qui antea erat farrago verius, quam integrum historiae corpus, posten
a multis et appeteretur et magna cum utilitate legeretur. Zjl. Joachimi Camerarii
narratio de Philippi Melanchthonis ortu etc., 1566, p. 15; &. D. Hoffmann, Ab:
handlung von Philipp Melanchthons Verbienften um bie teutfche Reiche: und Staats-
gefgihte, 1760, ©. 41. Joadim, Johannes Nauclerus und feine Ehronit, 1874, ©. 21.
Bretſchneider, Melanchthon als Hiftorifer. Ein Beitrag zur Kenntnis ber beutfchen
Hiftoriographie im Zeitalter des Humanismus (Programm des Gymnaſiums zu Infterburg),
1880, ©. 9.
3) Wegele a. a. D. ©. 213 Anm. 1.
*) Trithemii Tomus II Annalium Hirsaugiensium.
Württ. Bierteljabreg. f. Landesgeld. R.R. XII. 8
414 Weller
hat jebenfalls raſch den poetifchen Gehalt der Erzählung von den Weint
berger Weibern erfaßt, und er ift es gemejen, ber fie in die Chronit
Nauffers eingejegt hat. Dies wird auch dadurch geftügt, daß eben jener
Veit Winsheim 1539 auf Melanchthons Veranlaffung in ſchönem Latein
eine breite Deflamation über bie That der Weinsbergerinnen zu Witten:
berg verfaßt hat, die dann von Melanchthon herausgegeben worden if’).
Durch die Chronif Nauflers, von der allein im 16. Jahrhundert
6 Auflagen erfchienen, wurde die Erzählung raſch befannt; fie begegnet
bald auch in andern Geſchichtswerken, jo 1538 in dem deutſch gefchrie:
benen Chronicon Germaniae bes befannten Sebaftian Frand von Donau:
wörth*), 1539 in ber Iateinifch gefchriebenen Gedichte der Deutſchen
von dem Basler Profefior Huldreich Mutius?), die beive aus Rauclenıs
geihöpft haben“); von da an fehlt fie fait in feinem Werk mehr, das
über die deutſche Geſchichte abgefaßt wurde’). Im Jahr 1559 war ja
dann auch wenigftens das eine Buch des Trithemius, bie Hirfauer Chromit,
ber Öffentlichfeit übergeben worben.
Die Geſchichte von den Weinsberger Weibern war alfo nur durch
Trithemius beglaubigt, ohne daß man eine ältere Duelle kannte, und fo
begreift man leicht bie erften Eritifhen Einwände gegen bie Erzählung.
Der erfte, der fie anzmeifelte, foll der große Philofopb Leibnig geweſen
fein, weil er fie einmal, in feinen 1707 herausgegebenen Scriptores
rerum Brunsvicensium, als fabula bezeichnete‘); allein es ift doch
zweifelhaft, ob er mit biefem gelegentlich angewandten Wort wirklich
einem kritiſchen Bedenken hat Ausbrud geben wollen oder ob es von
1) Declamatio scripta a Vito Winshemio, in qua reeitatur historia, quomodo
Guelfus Dux Bavariae liberatus sit periculo in obsidione Winspergensi, coniugis
sae honestissimo et tamen vafro consilio. Viteb. 1599; wieer abgebrudt von
C. G. Bretschneider, Philippi Melanthonis opera quae supersunt omnia XI, 1843,
(Declamationes nr. 60) p. 466—478.
®) Germanise chronicon. Durch Sebastian Francken zü Wörd (1538).
©. 1606. Frand Hat aus Naufler au die Quelle übernommen; er fliegt: Hace
abbas Spanhaimensis.
®) H. Mutius, De Germanorum prima origine, moribus, institutis ete.
1539, p. 154.
4) Vgl. Wegele a. a. D. ©. 258.
*) Gine reichhaltige Bibliographie darüber ift zufammengeftellt von Bolte, Martin
Montanus Schwankbücher (Bibliothek des litterarifhen Vereins in Stuttgart CCNVIT,
189, €. 615 fi.
) p. 789 in einer Anmerkung zu dem Bericht ber Historia de Guelfis über bie
Schlacht bei Weinsberg: „Winsberg. Hinc fabula nata de viris dedita urbe per
uxores (quibus pretiosissima secum ferre permissum erat) dorso exceptis ei
exportatis; inter quos fuerit ipse Guelfus“.
Die Weiber von Weinsberg. 115
ihm nur für das deutfche „Mär“ ober „Erzählung” gebraucht if. Doch
ſcheint eben diefes fabula einen Herrn von Treskow aus Magdeburg zu
‚ernften Bmweifeln angeregt zu haben; er flellt in einer Abhandlung über
Konrad IH. vom Jahr 1709 die Erzählung als unglaubwürdig dar,
weil fie erft von Trithemius und von feinem gleichzeitigen Geſchichts-
fchreiber berichtet werde, und er beruft ſich dabei auf jenen von Leibnig
über fie gebrauchten Ausdruck!). Die Abhandlung des v. Treskow wurde
1730 neu aufgelegt und 1757 in den Thesaurus rerum Suevicarum
bes Lindauer Syndikus Wegelin aufgenommen.
Wenn nun doch über 100 Jahre lang v. Treskow faft der einzige
blieb, der fi) gegen bie Glaubwürdigkeit der Geſchichte wandte”), fo
hatte dies darin feinen Grund, daß im Jahr 1723 der Hiftorifer Eccard
in feinem Corpus historicum medii aevi jene Abſchrift und Fortfegung
der Königschronit herausgab, die im Pantaleonskloſter gefehrieben wurdeꝰ),
wodurch eine Gewähr für die Geſchichte aus alter Zeit beigebradt war.
Seitdem galt bie Geſchichte für beffer beglaubigt, und angefehene Ge:
ſchichtsforſcher ſprachen fich für ihre Glaubwürdigkeit aus, fo Scheid 1751
') Wegelin, Thesaurus rerum Suevicarum seu dissertationum selectarum II,
1757. Dissertatio XVII: De rebus a Conrado III. Franciae orientalis rege et
duce Sueviae gestis ab Arnoldo Henrico de Treskow, equite Magdebargico, habita
1709 et denuo Francof. et Lipsiae ed. a. 1780. & VII not. k. (Wegelin p. 208):
„Ibique contigisse nonnulli fabulantur etc. Quemadmodum id refert Trithemius
in Chronic. Hirsaug. ad an. 1140 p. m. 409, ex quo idem repetunt Schaten in
Annal. Paderb. tom. 1 ann. 1140 p. 755 et Adelsreuter in Annal. Boj. part. 1
lib. 21 n. 2. Hi more catholicorum, quorum animi propensiores sunt facilioresque
ad aliquid, praesertim quod miraculi alicujus vel mysterii specie sese commendat
eredendum, fabulae huic fidem habent. Id vero cum ex nullo illius aetatis
scriptore doceamur ... . . merito subseribimus Excellentiss. Leibnitzio, qui eam
fabulam sapere merito sensit et scripsit in notula ad Chr. Weingart. Monachi
de Guelffo princip., quod publicavit in tom. Rer. Bransuic. p. 789 lit. L. sign.“
*) Die fritifhe Stelung von Tresfows muß in Schwaben befaunt worden fein;
deshalb Heißt es in einem Reimmert von 9. 3. Öfferlen], Weinßpergiſche biß auf
Unfere Zeiten fortgefeßte Chronica (6i6 1758): „Es ſeynd zwar etlie, die einen
Zioenffel fegen | In die Uralt Geſchicht, von biefer Weiber-Treu; | Alen das Schul:
Gezaͤnk, woran fie ſich ergägen, | IR lauter Hirn ⸗-Geſpinſt, und Minget allzu neu“. —
Selegentlie nicht weiter begründete Anzweiflungen finden ſich bei 3. U. Steinbofer,
Neue Wirtembergifhe Chronit, 1744, ©. 18: „Hier muß aud; ber Fabel erwähnt
werben“ u. ff. und bei M. Ch. Binder, Wirtemberg® Kirchen: und Lehramier I, 1798,
©. 821: „Das Geſchichtchen der fogenannten Weibertreue [iR] ohnfehldar eine Tuftige
Erdichtung·, außerhalb Württembergs fpäter bel F. W. Behrens, Herzog Welf IV.
unb feine Beitgenofien, 1829, ©. 99 fi.
») J. @. Eccardus, Corpus historicum medii aevi, 1728, p. 981 sqq.: Chronica
regia s. Pantaleonis.
116 Weller
in ben Origines Guelficae?), ferner Pfifter 1805 in feiner Geſchichte von
Schwaben”), 1823 Friedrich v. Raumer, der bekannte Geſchichtaſchreiber der
Hohenftaufen®), 1824 der ſchon erwähnte Jäger in feiner treffliden Schritt
über die Burg Weinsberg‘), 1845 Jaffe in feinem Buch über Konrad IILA\
Der erfte Gelehrte, der trotzdem wieder einen Zweifel geäußert und begründet
hat, war der jeinerzeit hochangeſehene Heinrich Luden im zehnten Bande
feiner Geſchichte bes teutichen Volkes, der 1835 erſchien*); nach ihm oder
18397), auf den wir noch zurüdfommen werden. Tann aber folgte ein
Gelehrter von befonders gewichtiger Autorität, der die Geſchichte in ichr
forgfältiger und vorfichtiger Kritit als Sage bezeichnen zu müſſen glauht,
Chriſtoph Friebrih Stälin im zweiten 1847 erichienenen Band feiner
Wirtembergiſchen Gefhihte‘). Yon jegt an war die vorwiegende Etim:
mung ber Forſcher für die Ablehnung der Glaubwürdigkeit, wie man
denn immer bemerken fann, daß das hohe Anfehen eines hervorragenden
Forſchers die andern in den Bannkreis feiner Auffafjung zwingt. Ben
Hiftorifern, die im Anflug an ihn die Glaubwürdigkeit vermarfen,
nennen wir Georg Waitz“) 1862, Hane Prug!”) 1865 und Mar Lech
2) II p. 361. 362.
2) 3.6. Pfiſter, Geſchichte von Schwaben IL, 1805, S. 195 Anm. 3%.
%) Zr. von Raumer, Geſchichte ber Hobenftaufen, 1, ©. 307: „unerheblich i,
mas man fpäter aus übertriebener Zweifeifucht gegen bie Wahrheit dieier preitwürrdigen
That, brefenb und deutelnd, gefagt Hat“.
) S. 41 ij.
*) Ph. Kaffe, Geſchichte des Deutſchen Reichs unter Konrad II, 1845, &. 8
Anmerkung.
) ©. 588.
7%. 2. Joeler, Yeben und Wanbel Karls bes Großen, beichrieben von Einherd
L 1839, S. 20 Anm. 1.
% S. 71: „eine im folgenden Jahrhundert zuerft erzählte Sage. rm 2:
„Diefe Erzählung fügt ſich einzig umd allein auf die — ein ganz ähnliches Gefchichtiger
unter bem Jahr 1159 mieberhofende Chronica regia 8. Pantaleonis ... dem
. Handfärift . . zwiſchen 1290-1250 geſchrieben wurde . . . . Wenn man anmähet,
mit dem Ausfall Welfs VI. (!) fei Weinsberg nicht ganz von Befagung entblößt werten
und biefe zurüdgebliebenen Streiter, welche erft einige, wenn auch kurze Zeit nad der
Niederlage Welfe VI. ſich Hätten ergeben müffen, feien auf den Schultern ihrer Weiter
fortgetragen worben, jo entbielte biefe Rantaleonschronif, welche freilich nicht binreichenee
Bürgſchaft giebt, wenigftens feinen ofjenen Widerfprud mit folgenden, allerdings der
Zeit ber Begebenheiten weit näher ftehenben Aufzeichnungen“ (folgen bie Quellenſtelen
über die Borgänge bei Weinsberg). — Später äußerte ſich Ch. F. Stälin noch einmal
im gleihen Sinn über die Erzählung in ber Beſchreibung des Oberamts Weinsbers
1861, &. 105-106.
*) G. Waip, Deutſche Kaifer von Karl dem Großen bis Marimilian (1862), &. 8.
”) Hans Prug, Heinrich ber Löwe, Herzog von Bayern und Sachſen, 1865,
©. 441, Erture I.
Tie Weiber von Weinsberg. 417
mann!) 1867, die fi alle gegen die hiſtoriſche Wahrheit der Erzählung
ausgeſprochen haben.
Nun kannte Stälin die Geſchichte nur aus der Pantaleonschronik;
er nahm alfo an, daß fie gegen 100 Jahre nad) ber Zeit, in ber fie fi)
ereignet haben follte, aufgezeichnet worden ei; erft im Jahr 1857 wurde
durch Pertz die Quelle der Abſchrift des Pantaleonsklofters, die Kölner
Königschronik felbft, entdeckt und erftmals veröffentlicht), und damit bie
Geſchichte von einer mahezu gleichzeitigen Duelle geftügt. Außerdem
war Stälin aber aud die Pöhlder Chronik noch fremd, welche erft 1854
ebenfalls durch Pertz bekannt geworden ift?); fie erft geftattete einen
Hareren Einblid in die Vorgänge vor Weinsberg, wie fie mit allen ihren
Einzelheiten die Erzählung der Kölner Königschronik von der Kapitulation
Weinsbergs aufs jehönfte neben ſich vertrug.
Eben diefes Verhältnis der Pöhlder Chronik zu der Kölner war
die Veranlaffung, daß ein hervorragender Gelehrter im Jahre 1870 die
hiſtoriſche Glaubwürdigkeit der Erzählung mit großer Energie verfocht,
der im Jahre 1902 verftorbene Weftfale Paul Scheffer-Boihorft in
feinen Annales Patherbrunnenses*), der ſcharfſinnigen Wieverherftellung
eines verlorenen Annalenwerfd aus noch vorhandenen Chroniken, die
dieſes ausgeichrieben oder benüßt haben. Die Pöhlder Chronik ftimmte
fo jehr bis in jede Einzelheit zu dem Bericht der Kölner Chronik, die
eihn nur ergänzte, daß Scheffer-Boihorft auf den Gedanken kam, beide
Berichte feien auf eine und diefelbe Duelle zurüdzuführen, nämlich) eben
auf die Paderborner Annalen, von deren Erzählung über die Vorfälle
bei Weinsberg die Pöhlder wie bie Kölner Chronik je einen Teil herüber-
genommen habe; thatſächlich find ja die Paderborner Annalen auch jonft
von den Verfaflern beider Chronifen ausgefchrieben worden. Damit wäre
für die Erzählung eine in hohem Grab zuverläffige, dem Greignis zeit-
lich ganz maheftehende Quelle feftgeftellt gemejen, da bie echten Pader—
borner Annalen etwa bis 1144 reihen und alfo die im Dezember 1140
vorgefallene Geſchichte von den Weinsberger Weibern kurz nad ihrem
Geſchehen niebergefchrieben wäre. Nun hat aber die Annahme Scheffer-
') Maximilianus Lehmann, De annalibus qui vocantur Colonienses maximi
‚quaestiones criticae p. 32, 42.
?) Monumenta Germaniae historica, Scriptores XVII, p. 723-847, nad} dem
aus deni Kofler Steinfeld in ber Eifel flammenden Codex Asburnhamensis, olim Ens-
‚dorpeneis, im Stabtarhiv zu Köln.
) Mon. Germ. hist., SS. XVI, p. 48—98.
Scheffer· Boichotſt, Annales Patherbrunnenses, eine verlorene Quellenſchrift
des 12. Jahrhunderts aus Bruchſtücken wieberhergeftellt, 1870, ©. 199202, Beilage IV:
Die Frauen von Weinsberg.
4118 Weller
Boichorſts, daß die Paderborner Annalen die Quelle der Pöhlder und
der Kölner Chronik in Bezug auf die Ereigniſſe bei Weinsberg ſei, wohl
begründeten Widerfprud erfahren.
Für die Pöhlder Chronik hat Hermann Herre im Jahr 1890 wahr
ſcheinlich gemacht, daß der wichtige Bericht über die Schlacht bei Wein
berg urfprünglich nicht den Paderborner Annalen, fondern einem ver
Iorenen, aus dem Bistum Halberftabt, vielleicht aus dem Klofter Jlfen-
burg ftammenden Annalenwerf angehört, oder vielmehr einer Fortfegung
desjelben, die im gleichen Klofter entftand, über die Jahre 1138—1142
von höchſtem Wert für die Reichsgeſchichte ift und 1164 enbigt, fo daß der
Verfaſſer die Ereigniffe diefer Jahrzehnte als Zeitgenoffe miterlebt hat').
Ebenfo ift mit guten Gründen angefochten worden, daß ber Bericht
der Kölner Königschronit über die Weiber von Weinsberg auf jene
Paderborner Annalen zurüdzuführen ift. Nachdem in Beſprechungen von
Scheffer:Boihorfts Wiederherftelung der Paderborner Annalen bereits
1870 Georg Waig”), der fpäter im Jahr 1880 die Kölner Könige
chronik neu berausgab, und 1872 Mar Lehmann’) diefe Aufftelungen
des verdienten Gelehrten in Zweifel gezogen hatten, ohne daß dieſer jedoch
überzeugt worden wäre*), wandte fi gegen ihn im Jahr 1875 mit
eingehenden Unterfuhungen der Geſchichtsforſcher, deſſen Anfehen es
hauptſächlich verurfacht hat, daß feitdem die Geſchichte unter den Ge:
lehrten allgemein als unhaltbar gilt, der jegige Greifswalder Profeflor
Ernft Bernheim, damals noch in Göttingen.
Bernheim hat fi) nicht weniger als dreimal über die Weiber von
Weinsberg geäußert. Zuerft im Jahr 1875 wies er in den Forfchungen
zur deutſchen Geſchichte) mit überzeugender Kraft nad), daß die Kölner
Konigschronik in dem Bericht über die Treue der Weiber die Paderborner
Annalen nicht benügt habe, ſchon deswegen nicht, weil der ftauferfreund-
liche Bericht darüber nit in den welfiichgefinnten, gegen die Staufer
ſehr gehäffigen Paderborner Annalen geftanden haben könne. Ohne des
näheren auf die Gefchichte jelbft und ihre Gewähr einzugehen, ſchloß er
daraus, daß der Verſuch Scheffer-Boihorfts, die Sage von der Weiber:
treu zu hiſtoriſcher Beglaubigung zu erheben, nicht gelungen fei; biefe
*) Herre, Ilfenburger Annalen ald Quelle ber Fähtber G6hronit, 1890, ©. 53. 56.
2) Göttingiſche gelehrte Anzeigen, 1870, Std 45, ©. 1788 ff.
*) Hiftorifhe Zeitſchtift XXVIL, 1873, ©. 184 ff.
+) Sceffer-Boihorft, Forfgungen zur Deutſchen Geſchichte XI, 1871, ©. 49.
®) Bernheim, Die Sage von ben treuen Weibern von Weinsberg und ber Zu:
ſammenhang fähfifher Annalen: Forſchungen zur deutſchen Geſchichte XV, 1875, ©: Mt
bie 288.
Die Weiber von Weinsberg. 119
fei und bleibe wohl ein hervorragendes Kleinod deutſcher Volkspoeſie,
aber für den Hiſtoriker eine Fabel.
Das Alzurafche dieſes Schluffes hat Bernheim offenbar felbft ein-
gefehen. Im Siſtoriſchen Taſchenbuch vom Jahr 1884") nahm er darum
die Unterfuhung noch einmal auf, um nun die Unglaubmwürbigfeit ber Ge:
ſchichte felber darzulegen. Aber aud bier geht er thatſächlich ſchon von
der Unhaltbarkeit der Erzählung aus, ohne einen eigentlihen Nachweis
derfelben zu bringen; er nimmt ihre Unechtheit als wahrſcheinlich an und
ſucht nur die Entftehung der Fabel zu erflären. Er giebt zwar zu, daß
aus der allgemeinen Sagenkritif heraus ſich fein Grund nehmen laffe, um
die Wahrheit der Geſchichte anzufechten; mit großer Objektivität weift er
nad, daß alle Einwände, die nad; Analogie ber fonftigen Sagentritif
gegen fie verſucht werben, Hinfällig feien. Die Löfung des Problems
liegt ihm vielmehr in der Perfon des Kölner Chroniften ſelbſt. Dieſer
erzähle, worauf ſchon frühere Gelehrte hingewiefen hatten, einen teilweife
ganz ähnlichen Vorgang bei der Kapitulation der Stadt Crema im Jahr
1160; nad) diefem Vorgang habe der Chronift die Geſchichte von den
Weinsberger Weibern direkt erfunden.
Zum brittenmal äußerte fih Bernheim über unfern Gegenftand in
feinem Lehrbuch der hiftorifden Methobe?), das erftmals 1889 und feit-
dem in mehreren Auflagen erſchienen ift. Hier mählte er die „Sage
von den treuen Weibern zu Weinsberg” als „Beifpiel für bemußte Ent-
lehnung von Sagen”. Dbmohl Hier nichts weſentlich Neues beigebracht
ift, fo hat doch eben dieſer Abfchnitt in dem vielgebrauchten und über-
aus nüßlihen Buche es wohl hauptſächlich veranlaßt, daß die Unhaltbar
keit der Geſchichte nunmehr unter Gelehrten wie Laien als eine aus—
gemadte Sache gilt.
Hatte im Jahr 1870 noch Hermann Bauer fi mit voller Biligung
an Scheffer-⸗Boichorſt angeſchloſſen?), fo haben feit Bernheims Auftreten
alle Gelehrten, welche die Geſchichte ftreifen, ihre Unglaubmürbigkeit als
feftftehend angenommen; ihre Namen zu nennen bürfte wohl nicht nötig
fein, da fie nur die von Bernheim oder von Früheren erhobenen Ein-
wände wiederholen. Wollen wir zu einem klaren und überzeugenden Ur:
teil über die Erzählung fommen, jo müſſen wir zwar die Einwendungen
%) Bernheim, Die Sage von den treuen Weibern zu Weinsberg: Hiflorifches
Taſchenbuch, Sechſte Folge, Dritter Jabrgang, 1884, S. 18--30.
3) Bernheim, Lehrbuch der Hiforifchen Methode, 1889, ©. 222—226.
®) BWirtembergiih Franken, Zeitfgrift des hiſtoriſchen Vereins für das wirtemb.
‚eranfen IX 1, 1871, ©. 1 fl.
180 Weller
der früheren Forſcher ebenfalls berücfichtigen, am wichtigſten aber wird
es für uns fein, die Kritif Bernheims mit aller Schärfe zu beleuchten.
Was ift nun der tiefere Grund, warum fo viele Gelehrte die
ſchöne Erzählung verwerfen, warum auch Bernheim im weſentlichen die
Unglaubmwürbigfeit von vornherein als wahrfcheinlid annimmt und nur
die Entftehung der Sage zu erflären ſucht? Es ift die allgemeine Stimmung
der Geſchichtswiſſenſchaft, die im 19. Jahrhundert überall die fchönen
Gebilde der Sage, wo fie fih in die Geſchichte eingebrängt hatten, aus
diefer wieder entfernen wollte und mit rüdfichtslofer Wahrheitsliebe zu
unterſcheiden fuchte, was wirklich geſchehen und mas nur durch die poetiſche
Phantaſie des Volks oder der Geſchichtſchreiber ſelbſt in die Hiſtorie
hereingefommen war. Mit welhem Erfolg, iſt befannt: wir erinnern nur
daran, wie die fehöne Tellfage der Schweizer aus der Geſchichte ins
Reich der Fabeln verwiefen worden ift, wie die Gelehrten mit dem aller:
größten Scharffinn ihre Entftehung, ihr Auftauchen in der Litteratur, die
hiſtoriſchen Thatfadhen, die ihr zu Grunde Liegen können, herauszuftellen
geftrebt haben, oder wie die Gefhichte von dem Opfertod der 400 Pforz
heimer in ber Schlacht bei Wimpfen als freie Erfindung eines patriotiſchen
Badener nachgewieſen worden ift.
Da lag e8 denn nahe, aud die Erzählung von den Weinsberger
Frauen aus der Gedichte in die Welt der Sagen zu verbannen. Die
Rettung der Männer durch die Frauen ſchien ein Zug zu fein, wie er im
befonberen ber Volksſage eigentümlich if. Und in der That hat die Poeſie
auch um unjere Gedichte, gleich nachdem fie wieder befannt worden
war, üppige Ranken geſchlungen. Schon Trithemius malt den einfachen
Bericht der Kölner Königschronif etwas aus; in ber Hirfauer Chromif
weiß er zu melden, daß der König die Frauen ob ihrer Lift belobt habe'),
in den Annalen berichtet er gar von einer Verfammlung der Frauen und
ihrer Bitte an den König, nicht ganz leer abziehen zu müſſen ). Und
jener Veit Winsheim verfegte dann in feiner Dellamation von 1539 den
Herzog Welf felbft in die Burg und ließ deſſen Gattin den Zug der
Weiber anführen’). Aber auch die Dichter felbft befangen ſchon früh die
) Eiche oben S. 111 Anm. 4.
*) Siehe oben S. 111 Anm. 6. -
3) X. a. D. p. 468: .... Ibi imperator praecepit, ut Guelfus caeterigue,
qui cum eo obsessi fuerant, Barones et equestris ordinis viri vincti in custodiem
traderentur, ut in eos iure belli propter rebellionem animadverteret, oppidum a
militibus diriperetur, cives vitam ac libertatem retinerent. Tunc Guelfi caete
rorumque nobilium uxores, anteguam portae aperirentur, petiverunt, ut sibi
salvis abire liceret, portantibus de suis rebus, quantum unaquacque poset.
Die Weiber von Weinsberg. 121
Geſchichte in manderlei Poemen. Schon aus dem Jahr 1559 haben wir
ein lateinifhes Gedicht von Joachim Lonemann, Historia Guelphi de
fide coniugali, aus dem Jahr 1571 ein Epigramm von Loffius, 1584
ein Gedicht von Bünting „von herzog Welffen zu Bayern“, aud) zwei
Meifterlieder, ein anonymes in der Tagmweis Bartolt Regenbogen und ein
1599 von Hans Weidner in Augsburg gedictetes‘). Im 17., 18. und
19. Jahrhundert wächft die Zahl der Romanzen, der Dramen und Epen
über das Greignis fortwährend), und zweifellos wird die ſchöne Geſchichte
auch Fünftig nod manches Dichterherz begeiftern.
Auch die Burg Weinsberg ward allmählich vom Schimmer der Poefie
ummoben, welche in ber Geſchichte Ing. Num ift freilich ganz ſicher, daß
fi in Weinsberg felbft Feine Erinnerung an fie erhalten hatte, wie über-
haupt nirgends in Deutſchland außer in den Kölner Chroniken; erft aus
ihnen fiel dur Trittheim und Naufler ein unverhoffter Glanz auf die
Burg und das Stäbtlein dur das Bekanntwerden der Geſchichte zurück.
Ja es ſcheint, daß man in Weinsberg erft zu Beginn des 17. Jahrhunderts
wieber allgemeiner von der Sache erfuhr. Im Jahr 1614 gab ein Weins-
berger, der fi) Petrus Nichthonius nannte?), ein Drama in Drud, das
mit volfstümliher Derbheit und nicht ohme poetifhe Geftaltungsfraft die
Geſchichte der Belagerung und bes ſich anſchließenden Ereigniffes behanbelte*).
Er veröffentlichte es unrebliher Weife unter feinem eigenen Namen; es
ift aber ſchon in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts von einem Rektor
Quod cum a clemente victore et optimo Principe facile impetrarent, capiunt
mulieres consilium pium ac memorabile: nam cum hostes ess aurum et gemmas
mundumque muliebrem aut pecuniae aliquid secum elaturas putarent, illae omni-
bus his rebus militum praedae relictis, maritos suos in humeros sublatos et
parvos liberos in sinu et amplexu tenentes urbe exportabant. YVidisses agmen
mulierum, cuius agminis Dux erat prineipis Guelfi uxor, per media hostium
castra et tela incedere, gestantium duleissima pignora sus, et lachrymis pro-
Auentibus, atque hoc ipso facto suam pietatem testantium etc.
%) Siehe darüber Bolte, Martin Montanus Schwankbücher ©. 616—617, ferner
S. 519-522.
?) Außer Bolte a. a. D. dgl. noch R. Laurmann, Weinsberg im Munde ber
Dichter und Sänger (1902), ©. 29— 44.
3) Über ihn f. Bauer, Wirtembergiſch Franken, Zeitſchrift des Hiſtoriſchen
Vereins für das wirtembergiſche Franken IX 1, 1871, ©. 11; er Heißt in den
berger Kirchenbüchern Peter Nichorn, Nichthotn oder Nichtthorn.
+) Weinſpergiſche Belagerung vor eilich Hundert Jahrn, Bon Ehelicher Weiber
Trew, allen Eheleuten, wie auch Jungen Geſellen vnd Jungfrawen, als zu einem
fhönen Erempel (Comoediweiß zu agirn) nützlich zu leſen, in Druck gegeben. Durch
Petrum Nichthonium Vinimontanum. Nürnberg. In Verlegung Georg Fubrmanne.
M.DC.XIV.*. — Ein Eremplar des feltenen Büchleins befindet fi In ber f. Biblio:
thet zu Berlind (aus der Meuſebachſchen Pibliothef).
122 Beller
des Gymnafiums in dem nahegelegenen Öhringen, Karl Chriſtoph Beyer,
verfaßt‘), der auch fonft als Autor von Schullomöbien für bie Fehe
der hohenlohiſchen Grafenhöfe befannt if”). Nichthonius ſelbſt fügte
eine poetiſche Einleitung von erheblicher Länge bei?), in welcher er umter
anderem fagt, daß er niemals zuvor von der Geſchichte gewußt habe’),
die aljo damals, um 1614, in Weinsberg noch ziemlidy unbekannt geweſer
fein muß. Im Jahr 1650 ließ ber Keller Elfäher nad) einer älteren
Tafel, die in feinem Befige war, ein Gemälde mit dem Auszug der Weiber
malen, das dann in der Kirche aufgehängt wurbe°). ebenfalls bari
man annehmen, daß in ber erften Hälfte des 17. Jahrhunderts die
Geſchichte in Weinsberg wieder allgemein befannt war‘). Wan kannte
fie bald unter der ftehenden Bezeichnung „die Weibertreue“, gleichem
ihrem terminus technicus’). Im Lauf des 18. Jahrhunderts wurde
dann die Burgruine feldft, zuerft natürlich von der gebildeten Schicht und
den Fremden, die „Weibertreue” genannt, ein Name, der uns in der
1) Dies hat nachgewieſen Erich Schmidt, Die Weiber von Weineberg, I. Uhland
Bruchſtüc, II. Grläuterung: Sitzungsberichte der fgl. preußiſchen Atademie ber Kifen
ſchaften zu Berlin XXIX, XXX, 12. Juni 1902, &. 6 ff. Einen Zeil bes Schu
fpiels aus Beyers Handſchrift Hat Johann Auftus Herwig, hohenlohiſcher Hofrat un
Bibliothekar zu Schilingsfürft, veröffentlicht im Journal für Freunde ber Religien
und Litteratur, 1780, Heft VII, Augsburg, ©. 68—74. Hier heißt es zwar am Schlut
des Prologs: „Ende des Ernholdis im 1602. Jahr“; aber De Worte bes proiege
&.65 „Wie fait vor fünfthalb Hundert Jaren | Lert bie Jarrechnung uns erfahre”
weiſen auf eine etwas jrühere Zeit ber (ntitehung.
) Beyer war Rektor (oder Prägeptor) zu Öhringen von 1567—1582 (Mikd,
Hohenlohiſche Kyrchen- und Reformationshiftorie I, 1752, ©. 568 und IV, 1755, 6.3);
von ihm find bie in dieſen Jahren aufgeführten Schaufpiele, bie in ber Befchreibung bei
Oberamts Ohringen, 1865, ©. 133 genannt find.
%) 25 Buchſeiten mit je 17—18 Verspaaren.
*) Auf der britten Seite berfelben: „Dar ich aud) noch barf fedlich werten,
Daß mandes auf vnd ein iſt gtretten | In diefem Orth ba biefe that | Bor Jafım
fi begeben hat, | Niemalen hab gewuft hievon | Darvon ich jept will zeigen an.“
%) Siehe Württembergiſches Jahrbuch 1821, S. 277; Jäger, Die Burg Reine
berg genannt Weibertreue, ©. 41.
*) Nicht als Zeugnis bafür barf bie bem „Privifegienduc) gemeiner Stabt Beint-
berg“, das auf dem bortigen Rathaus aufbewahrt wirb, eingefügte Chronik angeführt
werben; fie fammt erft aus ber Zeit kutz vor ber Mitte des 18. Jahrhunderts Über
das Privilegienbuch vgl. H. Bauer, Württembergifh Franfen VII, 1865, S. 68 fi.
ber aber die Zeit, in ber die Chronik abgefaßt fein könnte, doch noch viel zu früß anfekt.
?) Schon Nichthonius fagte in feiner Ginfeitung von ber „Häteri“: [fie) „IR
auch werth, daß mans für und für | Der Weiber Treue Zitulier“. Völ. ferner dat
Gedicht des S. v. Birken, Tie Weibertreu der Frauen zu Weinsberg: J. Höefel, Hi:
riſches Gefangbuch 1681, S. 441 („Yaffet uns ein lieblein fingen | Bon belobter Weiber:
Treu“).
Tie Weiber von Weineberg. 123
Litteratur erſtmals 1791 aufgefloßen ift’) und ber den älteren Namen
„Schloßberg“ auch heute noch nicht ganz aus dem Munde der Weins—
berger verdrängt hat. Ungemein wuchs unter dem Einfluß der Romantik
die Popularität der Geſchichte wie des Burgbergs durch die Thätigkeit
Juſtinus Kerners, der als Arzt über AU Jahre lang in Weinsberg lebte;
er hat im Jahr 1824 den noch beftehenden Frauenverein zur Erhaltung
der Ruinen geftiftet; er hat die ſchönen Anlagen mit ihren Holsharfen
und ben in Stein gehauenen Namen fo mancher Beſucher geſchaffen; er
bat den Berg aufs neue mit einem farbenreihen Kranz echter Poeſie
geihmüdt.
Kein Wunder, wenn fi) gegen die poefieummobene Burg, gegen die
heitere Erzählung von den Weibern das Mißtrauen der kritiſchen Köpfe
rege erhielt! War doch auch fonft fo mande fehöne Sage, die fich
um biefe ober jene Burg des deutſchen Vaterlands gerankt hatte, als ſolche
erkannt und von der firengen Hiftorie preisgegeben worden.
Wie nahe lag für den Fernerftehenden die Annahme, daß, ähnlich
wie bei fo vielen andern Sagen, ber Burgname Weibertreu den Anlaß
zu der ganzen Geſchichte gegeben habe; und dieſe Erflärung hat ſich audy
in das Werk eines um die Sagenforſchung nicht unverdienten Gelehrten
verirrt. Ideler in feiner Ausgabe von Einhards Leben Karls des Großen,
die 1839 erfhien, hat die Entftehung der Sage vom Namen der Burg
abgeleitet?). Wir brauchen dies nicht mehr zu widerlegen.
Ein anderes mußte aber auch dem beſſer unterrichteten Forſcher
verdächtig erfcheinen, daß nämlich biefelbe Geſchichte von einer großen
Anzahl von Burgen erzählt wird, Mit unermüdlichem Fleiße find die
Sammler an der Arbeit gewefen, immer wieder von andern Burgen diejelbe
Überlieferung beizubringen; man fennt jegt wohl gegen 50 Burgen in
Deutſchland, aud einige außerhalb des deutſchen Sprachgebiets, von denen
allen die Geſchichte gleich oder ähnlich berichtet wird”). Wir haben es
hier aljo mit einer durchaus gewöhnlichen Art Hiftorifher Sagenbildung
zu thun, mit einer fogenannten Wanderfage. Anefvotenhafte, die Phantafie
anregende Motive werben von einem Ort zum andern, von einer Perſon
zur an andern tbern übertragen, fi fie befinden ſich gleihfam auf der Wanderung und
») Ren), Seograpiiäes ſtatiſtiſch- topographiſches Yerifon von Schwaben.
Ulm 1791, I, ©.988: „.... bei welder ſich die Begebenheit ber feltfamen Weiber:
treuc jugetragen haben fort. Gegenwärtig nod wird der Berg, worauf bie Ruinen
des Schloffes flehen, bie Weibertreu genannt.“
?) Siehe oben ©. 116 Anm. 7.
®) Eine reihe Litteratur ift angegeben bei Bolte, Martin Montanus Schwan:
büder ©. 617; aud in Wolfgang Menpels Yiteraturblatt, 1865, S. 360. Nieder:
landiſche Sagen bei Höften, Vlämifd Belgien IL, S. 155.
124 - Weller
fuchen fi da oder dort wohnliche Unterkunft. Eine derartige Ichmiegieme
Sage haben wir in der befannten Telljage vor uns. Die Geſchichte ven
einem Apfelihuß oder fonft einen Meiſterſchuß ift einer ganzen Reihe von
Völkern geläufig; mir finden fie im vorderen und im ſüdlichen Wien is
gut wie im Norden Europas, und däniſche, isländifhe und engliſche Über
Lieferungen erzählen gar noch im befonderen von einem geübten Schügen,
den ein tyranniſcher König zwingt, den Apfel vom Haupte des Sohnes
zu ſchießen, ganz ähnlich wie es in der Telfage der Schweizer beridte
wird. Nun liegt eine folhe Wanderfage gewiß aud bei der Geſchichte
von der Treue der Weiber vor; es ift aber höchft intereffant, daß mar
hier von einer Wanderfage erft feit dem 16. Jahrhundert ſprechen fan,
alfo erft feitdem die Weinsberger Geſchichte wieder befannt geworben iR.
Nirgends begegnet uns eine ähnliche Sage vor diefer Zeit; fie gehen ale
in fegter Linie auf den Auszug. der Weinsberger Weiber zurüd, mas man
hei den älteften auch noch wohl nachweiſen kann. Die erſte begegnet un
in der 1520 zu Köln gedrudten Saxonia des im Jahr 1517 verftorbenen
niederdeutſchen Gelehrten Albert Krang'!). Bei der Kapitulation ber
Stadt Mailand im Jahr 1158 habe Kaifer Friedrich I. zwar das Lehen
der übrigen Bürger geſchont, einen vornehmen Mailänder aber von dem
Pardon ausgenommen, weil diefer der Auftifter der Enipörung gemefen
fei. Nun habe deffen Schwefter, die Abtiffin des Klofters, in dem die
Gebeine ber heiligen drei Könige aufbewahrt wurden, mit dem Erzbifcer
Rainald von Köln über das Leben ihres Bruders verhandelt und jenem
') Saxonia Alberti Krantz. Coloniae impressa MDXX, Lib. VI, cap. 3:
. .. Reynoldum Coloniensen: archiepiscopum, qui superiori oppugnatione Medio-
lani corpora sanctorum trium Magorum dono accepta perduei curavit, ubi per
manent magna veneratione in hodiernum. Operae autem precium est enarrare
ordinem eius translationis. Annus erat LVIII. post centum atque mille, quum
Caesar Fridericus gravissima obsidione urgeret Mediolanum. Cives ad extremam
famem perducti deditionis fecerunt mentionem, promissa incolumitate civium.
Caesar unum excepit primarium ex urbe virum, qui rebellionis author dicereter,
quem etiam poscebat ad supplicium. Et ubi comperit abbatissa- loci, in quo
manebant corpora trium Magorum, germane soror eius viri, pacta est cum arch-
«piscopo Coloniensi vitam fratri. Seiebat enim, eives, etsi non leviter dederent
hominem ad supplicium, extrema tamen fame pressos necessitati cessuros, et pro
munere pollicetur sanctas illas reliquiss. Sciens archiepiscopus indignationem
et implacabilem iram Caesaris in hominem, honesta fraude eircumveniendun
putavit imperatorem, pro munere deposcens quod abbatissa exportaret. Caeser
non cogitans, quid moliretur, indulsit; fratrem humeris ut potuit evexit.
Caesar non hoc permisisse clamitat; archiepiscopus fidem promissionis eflagitat,
nee faeile illum Caesar contristavit. Ita salvatur ad mortem destinatus; et ille
sanctas ex pacto reliquias accepit, quas Coloniam praemisit. — Über Albert Kran
f. Wegele, Geſchichte ber deutſchen Hiftoriograpgie ©. 85 ff.
Die Weiber von Weinsberg. 125
für deflen Rettung die heiligen Reliquien verſprochen. Der Erzbiſchof
babe mit erlaubter Lift vom Kaifer als Geſchenk erbeten, was die Abtiffin
Heraustrage; da habe jene ihren Bruder auf ihren Schultern herausgebracht.
So fei der Kaiſer überliftet worden, und der Erzbiſchof habe nun die Leiber
Der heiligen drei Rönige nad Köln bringen laflen. Diefe ganze Geſchichte
ift eine Kölner Sage zur Erklärung dafür, daß bei jener Eroberung die
in einem Mailänder Klofler befindlichen Überrefte der drei Weifen aus
dem Morgenlande nad Köln gebracht worden find; Krang, der in Köln
ſtudiert hat, muß fie hier in Erfahrung gebracht haben. Eben. in Köln
aber ift ja die Weinsberger Geſchichte der Nachwelt aufbewahrt worden,
und fie hat, wahrſcheinlich noch aus der handſchriftlichen Überlieferung
heraus, ben Anftoß zur Entftehung der Sage von ber Gewinnung jener
Reliquien gegeben. Jedoch ſchon die nächſte Sage, die uns erzählt wird,
ſetzt nad ihrem Wortlaut die Kenntnis des Naufler oder des Trithemius-
voraus. Im Jahr 1333 war das elfäffifhe Raubneft Schwanau am Rhein
in ber Nähe von Erftein erobert und zerftört worden, worüber wir gute:
und ausführlihe Berichte haben!). Aber feine diefer älteren Quellen
erwähnt die That der Frau von Geroldsed, die nad) den fpäteren ihren
Gatten nad der Weife der Weinsberger Frauen gerettet haben fol. Diefe
Geſchichte findet ſich erftmals in einer Chronik des Hauſes Gerolbsed, die
der Augsburger Domherr Matthäus Marſchalk von Piperbach und Pappen-
heim um das Jahr 1530 verfaßt hat?). Diefer gehörte zu dem Kreis-
jener Augsburger Humaniften und Geſchichtſchreiber, deren beherrſchender
Mittelpunkt Konrad Peutinger war und bie in ber engften Fühlung mit
der ganzen Gelehrſamkeit ihrer Zeit ftanden?). Ob Matthäus von Bappenheim
die Übertragung der Geſchichte ſelbſt beforgt oder ob er ſelbſt ſchon
eine in feinem Kreife oder im Geroldsediihen Haufe aufgefommene
Verfion derfelben vor ſich gehabt hat, kann man jegt nicht mehr feft:
ſtellen; der Wortlaut läßt aber feinen Zweifel, daß bei der Entftehung
der Schwanauer Sage die Weinsberger Geſchichte vorgelegen hat. Im Jahr:
Bal. darüber Wilhelm Hert, Deutſche Sage im Elſaß. Stuttgart 1872,
S. 111, S. 261 if. Nur irrt Herp, wenn er das früheſte Zeugnis dafür in ber
1664 1666 entſtandenen Zimmerſchen Chronik findet (Fimmeriſche Chronik, heraus:
gegeben von Auguſt Barad, I”, 1881, ©. 382 fj.). — Über das Hiſtoriſche ber Zer⸗
förung von Schwanau f. Lütolf, Die Zerftörung der Reichsveſte Schwanau: Ferhäungen
zur Deutſchen Geſchichte XIX, 1879, ©. 449 ji.
) Siehe Fürfenbergifhes Urfundenbuch II, bearbeitet von Riezler, 1877, Kr. 188
6. 122.
) Siehe Wegele a. a. O. S. 112. Matthäus iſt aber nicht, wie Wegele und
andere berichten, bereits 1511 geftorben, fondern erft 1541, j. Bibliotheca Augustana.
Congessit Veith. Alphabethum II, 1786, €. W.
126 Beller
1562 wird fobann in Kirchhofs Wendunmuth eine ähnliche Geſchichte bei
der Eroberung der Veſte Weidelburg in Heflen von der Gattin des Be
figers Reinhardt von Thalwig berichtet; an Stelle des Kaifers tritt hier
der Landgraf von Heffen!); auch fie, jebenfals mündlicher Überlieferung
entnommen, kann nur irgendwie von ber Weinsberger Erzählung angeregt
worden fein. Schon im 16. Jahrhundert drang die Gedichte auch in die
italienifche Literatur ein. Der Geſchichtſchreiber Paulo Emilio aus Verona
und nad) ihm der Florentiner Hiftorifer Guicciardini erzählen fie, geben aber
als Thatort nicht das ihnen unbekannte Weinsberg, fondern die Hauptitadt
Bayerns, München, an?). Herzog Lorenzo Medici von Florenz fol die Er:
zählung in ſchwerer Krankheit gelefen und fid fo darüber gefreut haben, daß
er augenblidlich geſund geworden jei*). Aus Überfegungen Guicciarbinis
tam dann die Erzählung aud in die niederländifche und franzöfiiche Litte
ratur*). Um 1600 erzählt eine ähnliche Geſchichte der Schweizer Chronik
Silbereifen aus dem Schweizerkrieg von 1499, beim Einfall der Schweizer
ins Hegau und Klettgau, von der bei Steißlingen gelegenen Veſte Homberg‘).
Aber diejelbe Geſchichte wird im felben Krieg au von Blumenegg*) und
von anderen benachbarten Burgen erzählt, jo daß Rochholtz von vielen
Mären jagen muß’): „Man bat hier alſo wiederum die alte Sage von der
Weibertreue vor fid, die jedoch unvorſichtig in ben hellen Tag der Ge—
ſchichte Hereingewandert und nun in Verlegenheit gebracht if, an welchem
heimlichen Orte fie ſich jegt noch unbeſchrieen niederlaffen fönne. Darum
geraten ſchon die erften Chroniften, die von ihr gefehrieben haben, über
den Namen der angeblihen Burg und Burgfrau fämtlih in Widerfprug
) Wendunmuth von Hans Wilhelm Kirchhof, herausgegeben von Hermann
Öiterley I. (Vibliothef bes literariſchen Vereins in Stuttgart XCV), 1869, ©. 418, Nr. 388.
) L’hore di riereatione di M. Lodovico Guicciardini Patritio Fiorentino,
1672, p. 276 mit Berufung auf Paulo Emilio historico; et nennt Monacho, citik
prineipale di Bauiera. Paulus Ämilius farb bereits 1529 (f. Idcher und Adelung unter
Aemilius), fann alfo nur aus Naufler gefchöpft haben.
®) Zäger, Die Burg Weinsberg ©. 41; bie Quelle iſt uns unbefannt, doch ſcheint
die Nachricht umverbädtig. Natürlich kann es fi hier nicht um ben Lorenzo il Magni-
leo handeln, der fhon 1492 farb, fondern um feinen Enkel Lorenzo, + 1519.
*) Guiciarbint wurbe neu aufgelegt 1688 (p. 202) und 1604 (p. 184); deuta⸗
Überfegung von M. Federmann, 1574, ©. 319, niederländife von Cluhtbord, 1576,
p. 120 und 1680, p. 118, franzöſiſche von Belleforftl. Siehe Bolte a. a. O. ©. 616
*) 6. 2. Rocholz, Schweizerfagen von ber Weibertreue: Germania hres. d.
Pfeiffer XIII (Neue Reihe I), 1868, ©. 313. Eilbereifen Ichte von 1541—1608 unb
ſchrieb die Chronit in feinen Tepten 14 Yebensjahren; ſ. E. F. von Mülinen, Probrer
mus einer Schweizeriſchen Hiftoriographie, 1874, ©. 134.
®) Michael Stettler, Annales [Helvetiae] II, 1626, ©. 344.
) Rochholz a. a. D. ©. 314.
Die Weiber von Weinsberg. 127
und nennen wechſelnd Homberg, Rofenfeld, Rofenegg, Blumenfeld,
Blumenegg und Thengen“. Faft alle andern Sagen find aber erft im
19. Jahrhundert, in der Zeit Iebhafteften Intereffes an ben deutſchen
Volksſagen, aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnet worden!) und ohne
Zweifel auch jünger als die eben genannten. Kurzum, bie Weinsberger
Erzählung felber wird durch die von ihr ausgegangene Wanberfage gar
nicht berührt; von Weinsberg wird in der gefamten Litteratur die Geſchichte
erſtmals erzählt.
Die Verbreitung der Wanderfage ift aber jo zu erklären, daß bie
Geſchichte von der MWeibertreue im 16. Jahrhundert und nod lange fpäter
in ber mündlichen Überlieferung des Volks vielfach weitererzählt wurde,
ohne daß der Name Weinsberg ſchon feft mit ihr verbunden war; ähnlich
wie in der „Gartengefelfhaft” des Martin Montanus, einem Schwank-⸗
buch, das um 1560 erſchien, die Erzählung von dem Auszug der Frauen
eingeleitet wird: „Wir lesen inn einer cronica, das auff ein zeit ein
statt, deren nammen mir abgefallen, nach langem stürmen erobert
ward“?). Die Übertragung auf irgend eine befannte Burg, die Anknüpfung
an irgend einen befannten Feldzug liegt in diefem Fall nahe; die große
Maſſe der ähnlichen Burgenfagen ift darum aud aus dem Munde ber
Ungelehrten, der niederen Volksſchichten aufgezeichnet worden. Mit Recht
fagt Heinrih Ulmann in feiner Abhandlung über Gotfrid von Piterbo°):
„Der Grund diefes unbeftimmten Flüffigen, was die Sage darafterifiert,
fiegt in der Natur der mündlichen Überlieferung, melde ja ſchutzlos der
allerfreieften Umbildung preisgegeben ift, bis das geſchriebene Wort letzterer
allerdings eine Schranke jet“.
Nun hat man auch daran gedacht, die Gedichte an das zumal
bei Dichtern öfters vorfommende Tragen bes Geliebten, wie es aus
der Sage von Eginhard und Emina befannt ift, anzufnüpfen‘) und
das Motiv der Erzählung damit als ein fagenhaftes zu erweiſen. Aber
mit fol} allgemeiner Charakterifierung läßt fi eine fonft wohlgeftügte
Erzählung doch nicht verwerfen. Wohl ift die Rettung der Männer duch
die Frauen ein Zug, wie fie ähnlich die Sage liebt; aber durch den
jagenhaften Zug ift eine Geſchichte noch lange nicht felber ala Sage er:
) Im früherer Zeit einzig nod eine Sage von Glanburg: Yerner, Franf:
iurter Chronica, 1706, 2, 1 ©. 174. -
M Bolte, Martin Montanıs Schwankbücher ©. 341; über die Abfaffungszeit
f. die Einleitung S. X.
*) Ulmann, Gotfrid von Viterbo. Fin Beitrag zur Hiftoriograpbie des Mittel:
alters. Inaug Diſſ. 1883, ©. 44.
*) Ideler, Leben und Wandel Karls bes Großen, beſchrieben von Einhard I
2.20. Beſchreibung des Oberamts Weinsberg S. 106 Anm.
18 Beller
wiefen. Die Rettung des Herrn, die der treue Diener ermöglicht, indem
er ſich jelbft ftatt des Herrn in deſſen Bett legt, Klingt auch fagenhaft,
und doc ift fie in der deutſchen Kaifergefehichte nicht nur einmal, fondern
öfters ficher beglaubigt. Die Erzählung von dem mannhaften Auftreten
der Weiber von Schorndorf Hört fi aud wie eine von derber Volke-
phantafie ausgeftaltete Mär an, und doch ift fie gut und ficher über:
liefert. Es giebt eben eine ziemlihe Anzahl von Geſchichten, die nad
ihrem ganzen Charakter ebenfogut der echten Hiftorie wie der Volksſage
angehören können, und erft eine eindringende Unterfuhung fann bier
entſcheiden, ob fie biefer oder jener zuzuteilen find.
Auch das ift verfucht worden, die Geiichte in dem großen Schag
von Eagen und Märchen wieberzufinden, die vom Orient ins Abendland
gedrungen find und die durch die Kreuzzüge im 12. Jahrhundert einen
großen Einfluß auf die abendländiſche Sagenbildung ausgeübt haben.
Aber in al den durchſuchten Sammlungen hat fi nichts ähnliches auf:
finden wollen. Nur im Talmud findet fi eine etwas verwandte Er:
zählung’). In Sidon lebte einft ein Ehepaar, das kinderlos blieb, wes-
halb der Gatte auf Scheidung klagte. Der Frau wird erlaubt, das,
was ihr am liebften fei, aus dem Haufe mitzunehmen. Beim Abſchieda
mahl macht fie ihren Mann trunken und läßt ihn dann fchlafend ins
Haus ihres Vaters tragen. Eine ähnliche Geſchichte wird auch in neuer:
dings gefamntelten italienifchen, baskiſchen, irifchen, deutſchen, dänischen,
großruffiichen und ſerbiſchen Märchen erzählt, auch in einem Märchen
der rumänifhen Bigeuner*). In allen wird ein Mädchen geringer Ab-
kunft von einem König oder irgend einem angefehenen Mann, ber ihre
große Klugheit vorher erprobt bat, geheiratet. Nach einiger Zeit fol fie
jedod wieder nach Haufe zurüdgefchidt werden. Da fie nun das, mas
ihr am liebften ift oder was ihr am meiften gefällt, mit fi) nehmen
darf, jo nimmt fie ihren Mann mit fi, der durch zu vieles von ihr
veranlaßtes Trinken oder durch einen von ihr beigebrachten Schlaftrunf
in tiefen Schlaf verfunfen if. Ein innerer Zufammenhang mit den
Weinsberger Weibern liegt aber weder in ber jübifchen Talmudgeſchichte
noch in dem Märden vom Fugen Mädchen vor; es fehlt vor allem die
Pointe jener Erzählung, die Rettung aus der Gefahr, und ebenſo fehlt
jede Spur eines litterarifhen Zufammenhangs, der nahelegte, daß bie
) Midrasch Ialkut cap. 17. Bat. Gaſter, Zur Quellentunbe deutſcher Sagen
und Märchen Germania, Bierteljahröigrift für deutſche Alterumekunde, XXV.
(Oreue Reihe XI), 1880, ©. 288 i.
*) Reinhold Köhler, Kleinere Schriften zur Märchenforſchung, htsg. von Bolic,
1898, ©. 445 fi.
Die Weiber von Weinsberg. 129
Weinsberger Geſchichte, was an fih ſchon durchaus unwahrſcheinlich ift,
uch jene Talmudſage oder jenes Märchen angeregt wäre. Dieſe Er—
zäblungen können uns höchſtens zeigen, wie menſchlich nahe einer liebenden
Frau jene kluge Ausnügung der gegebenen Erlaubnis liegt, wie die Ge
ſchichte von den Weibern von Weinsberg nach ihrer pſychologiſchen Mög-
Lichkeit nicht wohl angegriffen werben Tann.
Ale derartigen Beziehungen hat, wie ſchon erwähnt, bereits Bern-
beim mit dem Wahrheitsfinn und der fieren Methode des bewährten
Hiſtorikers unterſucht und als Ergebnis feiner Prüfung jede aus bem
Inhalt anderer Sagen oder Märchen genoinmene Einwendung gegen bie
hiſtoriſche Wahrheit des Weinsberger Vorgangs mit Maren Gründen,
freili nicht ohne ein Gefühl der Enttäufhung, daß es alfo fei, zurüd:
gewieſen). Vergleicht man unſere Geſchichte mit amberen, die ale
Sagen erkannt worden find, etwa mit der Tellengefchichte, jo fpringt
der Vorzug einer frühzeitigen Überlieferung im Verhältnis zu jenen ins
Auge. Langſam und allmählich entwidelt fih eine Sage, ſoweit fie
original if, im Munde des Volks, ein Denkmal feiner gemütlihen Anz
teilnahme am Gang der Geſchichte; ſpät erſt wird fie in den meiften
Fällen niebergefhrieben, gewöhnlich von mehreren Geſchichtſchreibern ver
ſchieden. Wie anders bei der Erzählung von ber Aufopferung ber
Weinsbergerinnen! Bon ihr ift mehr als wahrſcheinlich, daß fie zur
Zeit, als der Kölner Königschroniſt ſchrieb, überhaupt nicht allgemeiner
befannt geweſen ift. on den Chroniken, welche über die Vorgänge bei
Weinsberg berichten, enthalten die Kaiſerchronik, ebenjo die Pöhlder
Annalen und Gotfrid von Viterbo eine große Anzahl von abenteuerlichen
Sagen, welche die Perfonen der deutſchen Kaiſer und Könige zum Gegen-
ftand haben. Wäre damals die Weinsberger Geihichte im Munde des
Volkes geweien, fo hätte wahrſcheinlich die eine oder andere biefer
Chroniken fie ebenfalls gebracht; fie ift aber offenbar in weiteren Kreifen
nicht befannt geweſen und uns nur zufällig erhalten worben.
Gerade das Schweigen der übrigen Quellen, das fo oft ſchon gegen
die Glaubwürdigkeit der Gedichte ins Feld geführt wurde, ift uns im
Gegenteil ein Zeihen davon, daß wir es hier nicht mit einer im Munde
bes Volks verbreiteten und darum Iuftig weiterwuchernden Erzählung zu
tbun haben. Mit Recht hat aud) Scheffer-Boihorft das argumentum
ex silentio, „diefe Krüde einer lahmen Forſchung“, wie er fih aus:
drüdt, in feiner Verwendung gegen die Glaubhaftigkeit der Erzählung
abgelehnt?). Der ausgeprägte Charakter derjelben ift ein ftaufenfreund«
*) GiNorifhes Taſchenbuch VI, 3, 1884, 8. 19-2.
) Annales Patherbrunnenses S. 201.
Bürtt. Bierteljapräh. f. Landesgeig. N. J. XII. 9
130 Weller
licher; wir können darum nicht erwarten, daß fie in einem welfiſch ge-
finnten Geſchichtswerk erzählt werde; welfiſch, ſtaufenfeindlich find aber
die verlorenen Paderborner Annalen, ferner die Kaiferchronif, bie etwas
fpäter abgefaßten Annalen von Weingarten und die in demfelben Klofter
entftandene Geſchichte der Welfen. Cs bleiben alſo nur wenige Chroniken
mit ſtaufiſchen Sympathien, die uns auch von der Meibertreue erzählen
tönnten. Aber von ihnen ſcheidet Otto von Freifing fofort aus; er bewegt
Äh nur in großen Gefchihtszufammenhängen und verfhmäht alles Anek⸗
dotenhafte. Auch die 1147 abgefaßten Annalen des Klofters Difiboden-
berg an ber Nahe geben uns nur bürftige Überlieferung von ben ein
zelnen Jahren ohne anekdotiſche Beigabe. Eher Fünnte man die Ge
Ähichte in der Pöhlder Chronit und bei Gotfrid von Biterbo erwarten.
Würden aber diefe beiden Chroniken, die fo viele Raiferfagen enthalten,
aud noch von den Weibern von Weinsberg berichten, jo würde man
höchſt wahrfcheinlich diefe Erzählung in die Kategorie jener ungefchicht:
lichen Raiferfagen verweilen und fie als Hiftorifh unhaltbar verwerfen.
Es ift jedod mehr als wahrſcheinlich, daß alle die Verfaſſer dieſer Ge
ſchichtswerke von der harmlofen, politifh ganz unbebeutenden Begeben-
beit überhaupt feine Kunde gehabt haben. Auch der Kölner Chronift
Tann fie nicht als eine Iandläufige Erzählung, als eine allgemein im Munde
der Leute befindliche Sage niebergeihhrieben haben. —
So bleiben uns nur zwei Möglichkeiten, um das Entftehen der Über
lieferung zu erklären: entweber bewußte Erfindung durch den Chroniften ſelbſt,
oder aber Überlieferung durch einen Augenzeugen, der bireft oder indireft
dem Berfaffer der Königschronif den Stoff feiner Erzählung geliefert hat.
Das erftere hat Bernheim angenommen. Wir wollen feine Dar:
Tegung im Wortlaut wiebergeben'): „Schon ältere Hiftorifer, wie Pfifter,
‚Stälin,” jagt er, „haben darauf hingewieſen, daß ein teilweife ähn-
licher Vorgang, wie bei Weinsberg, bei Einnahme ber oberitalieniſchen
‚Stadt Crema im Jahr 1160 vorgefommen; da wurde die Kapitulation
unter ber Bedingung gefchloffen, daß alle — alfo hier aud die Männer,
nicht nur die Frauen — freien Abzug haben follten, doch jeder nur fo
viel mitnehmen dürfte, ald er auf den Schultern zu tragen im ftande fei.
Das bedeutet an fih nun weiter nichts für unfere Frage, als zu ermeifen,
daß ſolche Bedingung im Mittelalter üblih war; denn daß diejelbe bei
der Eroberung Cremas wirklich ftattgefunden, ift ein durchaus ſicheres,
durch die beiten Autoren verbürgtes Hiftoriihes Fakltum. ber bei
*) Hiſtoriſches Taſchenbuch VI 8, 1884, &.22—24. — Tie Quellenftellen über
den Auszug der Gremenfer f. oben S. 105 Anm. 8.
Die Weiber von Weinsberg. 131
näherem Zufehen bemerken wir — was bisher nicht bemerft worden ift
—, daß dennod) hier der Schlüffel unfers Problems verborgen ftedt. Jene
Groberung Cremas hat auf die Zeitgenoffen unverkennbar großen Ein=
Drud gemadt: die ergreifenden Scenen, bie bei dem Auszug der ab—
gebärmten Bevölkerung fpielten, werden in den gleichzeitigen Berichten
zum Teil ergreifend und mit poetifcher Ausſchmückung geſchildert. Dtto
Morena, ein gleichzeitiger italienifcher Autor, erzählt unter Iebhafter Dar:
ftellung der gemiſchten Empfindungen, von denen bie aus der Stabt
Ziehenden bewegt worden feien, daß der Kaifer felbft im Gedränge Hand
angelegt habe, um einen Kranken glücklich fortzuſchaffen, und er rühmt
das als Beifpiel der Güte, welches allen Menſchen vor Augen zu halten
fei. ‚Bergegenmwärtige fi) der Leer‘, ruft ein anderer Autor, Burchard
von Urfperg, aus, ‚die ganze Größe des Unglüds! Hier ſchaffte ein
Weib ihre Kleinen, die noch nicht gehen fonnten, lieber als ihr Hab und
Gut fort, der Mann trug die kranke Gattin, oder die Gattin den Mann
vol eheliher Treue‘. Das ift poetiſche Ausihmüdung, nicht gerade Er:
Dichtung. Aber einen Schritt weiter thut ein fernerer Zeitgenoffe, und
der Schritt iſt verräteriih; diefer Autor erzählt nämlich zuerft die
Rapitulationsbedingung ebenfo wie die anderen, und fährt dann fort:
‚Da trug eine Frau unter Zurüdlaffung ihrer Schäge mit Erlaubnis des
Kaifers ihren gebrehlihen Mann auf den Schultern fort.‘ Mit Er-
laubnis des Kaifers? fragen wir befremdet. Eine folhe Erlaubnis hatte
die Frau ja gar nit nötig, da der Autor felbft angibt, es konnte jeb-
weber fo viel mitnehmen, ala er zu tragen vermochte; wenn die Frau
lieber ihren Mann als ihre Habfeligkeiten fortfchaffte, war das ihre Sache,
einer Erlaubnis bedurfte es dazu in feiner Weife. Diefe hat nur einen
Sinn unter der Vorausfegung, daß der Abzug den Männern nicht erlaubt
gewefen wäre, eine Borausfegung, welche hier nicht zutrifft, aber — Pointe
und Kern der weinsberger Geſchichte ift. Nun dürfen wir glauben, der
Entftehung unferer Sage auf die Spur gefommen zu fein; denn ber
Autor, welcher jo von Crema erzählt, ift unfer fölner Annalifl, der
einzige, der die weinsberger Geſchichte überliefert hat! Was feine Phan-
tafie bei der Eroberung von Crema nur ſchüchtern anzubeuten wagte,
weil das Ereigniß noch zu frifh im Gedächtniß der Zeit lebte, das ge-
fattete er ſich ungeftraft bei der ſchon im Dämmerliht der Vergangens
heit liegenden Eroberung Weinsbergs mit behaglicher Breite auszufpinnen:
aus der einen Frau, die mit Erlaubniß des Kaifers ihren Mann fort:
trägt, find die fämtlihen Frauen geworden, welche die beſchränktere
Capitulationebedingung ausnugen, um ihre Männer zu retten, indem fie
die Erlaubniß des Kaiſers durch ihre erheiternde Lift gewinnen.” —
132 Weller
Mir haben bereits erwähnt, daß Bernheim die Unglaubwürbigkeit
der Geſchichte nicht eigentlich nachweiſt, fondern nur die Entftehung ber
Sage zu erklären fucht. Aber auch dies ift ihm unferes Erachtens nidt
gelungen. Daß bei dem Auszug ber Bevölkerung von Crema, die nur
fo viel von ihrer Habe mitnehmen durfte, als die Leute mit ihrem eigenen
Leibe auf einmal tragen konnten, der Mann die kranke Frau, die Gattin
den gebrechlichen Gatten getragen habe, ift durchaus in ber Situation
begrünbet und unverfänglich; die Berichte der Urfperger und der Kölner
Konigschronik ftügen fich hier gegenfeitig, und man braucht keineswegs poe
tiſche Ausſchmuckung der Vorgänge durch die Geſchichtſchreiber anzunehmen
Die ganze Darlegung Bernheims krankt aber zudem an ber falfchen
Auffafjung des permissu imperatoris als einer bejonderen Erlaubnis des
Kaifers für den einzelnen das Weib und ihren kranken Mann betreffenden
Fall, die natürlich ganz unnötig ift; der Sat der Kölner Chronik ift viel:
mehr fo zu verftehen, daß die Frau nad} der allgemein gegebenen Erlaubnis
mitzunehmen, was man tragen fönne, ihren ſchwachen Mann auf die Schul:
tern genommen habe. Dann aber hat diefer Bug wenig Verwandtſchaft
mit der That der Weinsbergerinnen; die Kapitulationsbedingung ift ja
eine ganz andere; ſchon Mar Lehmann hat, obwohl er die Weinsberger
Geſchichte jelber anzweifelt, doch in einer Polemik gegen Chriftoph Friedrich
Stälin bemerkt, von einer Übereinftimmung der beiden Erzählungen könne
nicht wohl die Rede fein!), Wenn der Chronift überhaupt bei der Er:
zählung der einen von ben beiden Begebenheiten an die andere gebadt
bat, fo liegt e& näher, anzunehmen, daß ihm bei dem Bericht über den
Auszug der Cremenfer, der beinahe 20 Jahre nad) der Belagerung Weins:
bergs vor fi ging und den er natürlih au nach dem Weinsberger
Ereignis erzählt, die Erinnerung an biefes im Sinne geweſen it.
Wir müffen es alfo noch für unerklärt halten, wie der Kölner
Chroniſt zu der Erfindung der Eage gelangt fein foll; die Überzeugung
Bernheims, ihn „mitten in feiner fagenbildenden Arbeit belaufcht und
ertappt“ zu haben, hat fih uns als irrig erwiefen. Aber ift dieſe Er:
findung etwa aus feiner Perſönlichkeit, aus der ganzen Art feiner Chronik
wahrſcheinlich? Die Erfindung würde einen poefiefreudigen, phantafie:
reihen, humorvollen Mann vorausferen, Eigenſchaften, die und gemiß
auch ſonſt in feiner Chronik entgegentreten und dieſer einen befonbers
individuell ausgeprägten Charakter geben würden. Aber bei aller Schägung
') M. Lehmann, De annalibus quae vocantur Colonienses maximi quaestiones
eriticae, 1867, p. 82: Sed factum posterius minime cum Winsbergensi congrait.
Astutiae. enim mnliebris, quae ut ita dieam mucro huius fabellae est, illic mentio
non fit. ... Hanc igitur ob causam de veritate facti dubitare non licet.
Die Weiber von Weinsberg. 133
Der Kölner Königschronif wird dies doch niemand behaupten wollen.
Einfach und vielfad dürftig ift der Charakter auch feiner Chronik wie
Der der meiften Chroniken des Mittelalters; nüchtern, ſchlicht, mit wenigen
Worten, ohne jebe Ausſchmückung erzählt er uns auch die Weinsberger
Seſchichte; aus nichts geht hervor, daß er einen befonderen Nachdruck
eben auf diefe Erzählung gelegt habe.
Aber ift ihm direkte, bewußte Erfindung überhaupt zuzutrauen?
Tiſcht er uns auch fonft Märchen und Fabeln auf? Gewiß berichtet
er uns biefes und jenes, was wir bei näherer Prüfung als irtig er:
kennen, er täufcht fi in ben Jahreszahlen; er zeigt ſich oft mangelhaft
unterrichtet‘). Aber nirgends fann ihm eine Unrichtigkeit wider befferes
Wiffen und Gemwiffen nachgeſagt werden; Bernheim felbft muß ihn einen
„leidlich zuverläffigen Geſchichtſchreiber“ nennen?). Es wäre num gegen
alle Grundfäge der hiftorifhen Methode, wenn man unfern Chroniften ohne
ernfte, zwingende Notwendigkeit nur bei dem einzigen Weinsberger Fall
für einen Iuftigen Fabuliften, einen Schwindler halten wollte. Hat man
doch nicht einmal das Recht, den Gotfrid von Viterbo, welcher der Fabel
und Sagenmwelt einen ganz anderen Spielraum giebt als unfer Kölner,
und den man von poetifchen Lizenzen und ftarfen Flüchtigkeiten gewiß
nicht freifprechen kann, als abſichtlichen Geſchichtsfälſcher aufzufaffen und
‚anzunehmen, er babe einer Sage mehr als eben nur.die Form verliehen ?).
Mein wie fteht es überhaupt mit der Zuverläffigfeit des Könige:
chroniſten in den Jahren, in welche die Weinsberger Geſchichte fällt? Cs
ift von Scheffer-Boihorft unmiberleglih nachgewieſen worden, daß er
etwa bis ins Jahr 1138 der zuverläffigen Überlieferung ber Paderborner
Annalen gefolgt ift; von da an wird er felbftändiger, obwohl er auch
nod den Schluß der Paderborner Annalen, die bis 1144 reihen, benügt
Hat‘). Er verrät aber da, wo er felbftändig ift, feine tiefere Kenntnis
der gefchichtlihen Vorgänge; ja es laufen ihm gerade in diefer Zeit
mandje Irrtümer unter. Erſt für die legten Jahre vor dem erftmaligen
Abſchluß feiner Chronik, etwa von 1158 an, wird er ausführlicher und
beſſer unterrichtet?). Eben wegen einer gewiſſen Unzuverläffigfeit in dem
Zeitraum, in den die Weinsberger Geſchichte fällt, hat nın Mar Lehmann
die Erzählung von den treuen Weibern als nicht genügend geftügt befunden,
und dies ſcheint uns in der That ein jehr beachtenswerter Einwand zu fein.
*) Bgl. barüber Yehmanı a. a. D. p. 30 sqq. Waitz, Chronica reg. Col. p. X.
3) Lehrbuch der hiſtoriſchen Methode ©. 228.
) Ulmann, Gotfrid von Viterbo ©. 40.
+) Siehe darüber Bernheim In ben Forfhungen zur deutſchen Geſchichte XV,
1875, €. 251—283.
®) Yehmanı a. a. O. p. 33-42.
13 Beller
Und doch kann diefer bei näherer Betrachtung nicht ſtandhalten
Frei von feiner fonftigen Unficherheit in biefen Jahren ift der Chroniſt
nämlih nad den eingehenden Unterfuhungen von Mar Lehmann mb
Georg Waig') überall da, wo Stadt und Erzbistum Köln in Frage
kommen; bier ift er ein zuverläffiger Gewährsmann, der uns mandes
berichtet, was wir aus fonftigen Quellen nicht erfahren würden. Der
Kölner Urfprung der Chronik ift ganz unverkennbar, und mit Recht wird,
wie wir bereit3 früher gefagt haben, angenommen, daß der Berfafler ein
Domberr zu Köln gewefen fei. Bei der hochgefteigerten Bebeutung Kölns
und feiner Erzbifhöfe in jener Zeit mußte es einem ſolchen aber wohl
möglich fein, auch fonft über Vorgänge im Reich diefe oder jene Rad:
richt aus erfter Hand zu erhalten.
Dffenbar liegt num diefer Fall bei feiner Erzählung von der Weint
berger Weibertreue vor. Aber melde nähere Beziehung können wir
zwiſchen den Vorgängen bei Weinsberg und den Kölner Chroniften nad-
weifen? Während der Belagerung hielt König Konrad III. vor Wein“
berg Hof und erledigte die laufenden Regierungsgeſchäfte. Aus dieſer
Zeit find uns drei königliche Urkunden erhalten, die eine für das Kloſter
Maria-Einfiedeln in der heutigen Schweiz, ausgeftellt am 15. November;
zwei andere find undatiert und vielleicht erft mach der Eroberung der
Burg ausgefertigt, die eine für das deutſche Eiftercienferflofter Walkentied
am Stidabhang des Harzes, die andere für das Klofter Polirone bei
DMantua in Oberitalien?). Diefe Urkunden find fämtlih von dem Kanzler
Arnold rekognosziert, der Dompropft zu Köln war und an Stelle ver
Erzkanzler das wichtige und einträgliche Amt eines Vorftands der Kanzlei
am föniglihen Hofe verfah?). „In all den wechſelvollen Schidjalen der
Krone,“ jagt Stumpf in feinem Buch über die Reichefanzler*), „Randen
ihr die Männer zunächft, die ununterbrochen an ihrer Seite ald Träger bes
königlichen Siegels mit dem Vollzug aller Befehle beauftragt, bie Vermittler
des königlichen Willens und alfo gleichſam das erfte Organ der Reichseinheit
bildeten... Als Vorftände der Reichskanzlei, wo zugleich der heranwachſende
!) Vehmann a. a. O. p.42 sgq. Weitz, Chronica regia Col. p. XI: „Aue
torem Colomise vixisse, ubique patet . ... Quare canonicum ecclesiae cathedralis
auctorem habeo“.
) Siehe oben S. 99 Anm. 3.
®) Urkunde für Cinfiebeln: Ego Arnoldus cancellarius vice Alberti archi-
cancellarüi recognovi; für Walfentied: Ego Arnoldus cancellarius vice Alberti Mo-
guntini archicancellarüi recognovi; für Rolirone: Ego Arnoldus cancellarius vice
Arnoldi Coloniensis archiepiscopi et archicancellarii recognovi.
) K. F. Stumpf, Die Reichskanzler vornehmlich des 10, 11. und 12. Jahr-
hunderts I, 1865, €. 9 ff.
Die Weiber von Weinsberg. 135
geiftige Adel feine ſtaatsmänniſche Bildung erhielt, liefen in ihre Hände
alle Fäden der weitverzweigten Regierung zufammen. Bei ihnen mußte
Einfiht und Überblid über die Lage der Dinge, bei ihnen die umfafjendfte
Kenntnis der entſcheidenden Perjönlicheiten zu treffen fein... Nichts von
Bedeutung konnte ihnen fremd fein... Faft immer den erften Geſchlechtern
entnommen, gehörten fie zur vertrauteften Umgebung bes Königs, zu ben
Mitwiflern der Staatögeheimniffe, zu den Mitgliedern des geheimen Rats
wie zu den Fürften bes Reihe... Bei ihnen lläßt ſich] ‚jeder Nad-
Hang froh und trüber Zeit‘ des Reichs deutlich wiedererkennen.“ Nach
den uns erhaltenen Urkunden fteht es außer allem Zweifel, daß auch ber
Kanzler Arnold in der Begleitung bes Königs vor Weinsberg fich bes
funden hat. Arnold!) ftammte aus dem Geflecht der Grafen von Wied
und behielt die Würde eines Kölner Dompropfts auch neben der Ber-
waltung der föniglihen Kanzlei bei. Er war ein bedeutender Mann,
der das beſondere Vertrauen Konrads III. genoß, ein Freund des be
kannten Abts Wibald von Corvey und Etablo, mit dem er 1152 im
Auftrag des Kaifers an den Papft abgefandt wurde. Schon 1151 war
er zum Erzbifhof von Köln gemählt worden und hat bis zu feinem Tod
im Jahr 1156 diefe Würde innegehabt; Konrab II. übertrug ihm
und feinem Erzftift die herzogliche Gewalt, fo daß feine Regierung von
befonders wichtigen Folgen für das Kölner Erzbistum gemefen ift. Hier
haben wir alfo einen Mann, den wir ohne Bedenken als Nugenzeugen
des Weinsberger Vorfall anfehen können. Wie nahe liegt es da anztı-
nehmen, daß der Verfafler der Kölner Königschronik, ein Angehöriger
des Domftifts, aus dem Munde diejes Erzbiſchofs felber die Geſchichte
gehört und naderzählt hat, ober wenigftens, da befonders nahe Bezieh-
ungen bes Chroniften zu Arnold fonft nicht hervortreten, daß die Ge-
ſchichte aus dem Munde des Erzbiſchofs im Kreife der Kölner Domherren
fi erhalten hat und fo zur Kenntnis bes Chroniften gefommen ift!
Geht aber die Erzählung, fei es direkt oder indirekt, auf einen
wohlbelannten Augenzeugen zurüd, fo haben wir vollends feinen Grund,
ihre Glaubwürdigkeit wenigftens nad) ihrem Kerne noch weiter in Zweifel
zu ziehen; wir halten mit innerfter Überzeugtheit an der Geſchichtlichkeit
des Vorgangs feft. Anzeichen, daß der Chronift felber fein Zeuge des
Vorgangs geweſen iſt, daß er die Kunde davon erft aus zweiter oder
dritter Hand Hat, feinen uns im Anfang feines Berichtes vorzuliegen,
wo er Weinsberg eine Stadt des Bayernherzogs Welf*) nennt. Weber
)P. Xerflen, Arnold von Wied, Etzbiſchof von Köln 1151--1156. 1881.
Bernhardi, Konrad IIT., ©. 28 fi., 846, 870 und an andern Stellen.
®) urbs Welponis ducis Bajoariae; bie von ihm benüßten Annales Pather-
brannenses haben: castrum Welfi ducis Bawariorum; ebenfo bie Röhlber Gprenik,
136 Weller, Tie Weiber von Weinsberg.
war Welf Herzog von Bayern — nur deſſen 1139 verftorbener Bruder,
Heinrih der Stolze, war dies bis 1138 geweſen — noch handelte es
fi) bei Weinsberg um eine Stadt, fondern nad der ganzen jonftigen
Überlieferung um die auf dem Berge liegende Vefte, die heute fogenannte
Weibertreu. Die Stadt Weinsberg zu ihren Füßen if erft nach diefer
Zeit entitanden; höchſtens dürfte eine Heine Sieblung an ihrer Stelle
ſchon damals im Thal gewefen fein. Daraus, daß der Chronift die
Erzählung aus münbliher Überlieferung hatte, erflärt fi auch leicht
eine Einwendung, die bereit Luden!) gegen ihre Glaubwürdigkeit erhob,
daß er nämlich) außer biefem Vorgang nichts zum Jahre 1140 anzuführen
wiffe und felbft von dem Treffen nichts berichte. Er hatte eben nur
Kenntnis von der im Kölner Domftift dur den Erzbifchof Arnold be
kannt gewordenen Anefvote. Sein Schweigen darüber kann deshalb
ebenfowenig wie jene Heinen Irrtümer dem welentichen Inhalt der ganzen
Geſchichte Schaden bringen. —
Der feine und doch wieder derbe Humor der Erzählung, ihre
poetifche Kraft ift lange dem Glauben an ihre geſchichtliche Haltbarkeit
hinderlich geweſen. Der Reiz volfstümliher Dichtung ſchien ihr allzu:
fehr anzuhaften, fie ſchien allzu anmutig und allzu Iuftig, als daß
man fie nicht für eine bloße Sage hätte halten mögen. Aber man ift
gegen frühere Jahrzehnte überhaupt jegt vorfihtiger im Verwerfen ge
worden. Mande Erzählungen, die erft abgelehnt wurden — wir nennen
nur den Heldentod Arnolds von Winkelried in der Schlacht bei Sempach
— find heute wieder unter die glaubwürdigen Geſchichten aufgenommen.
Eine raſche Skeptik wird im Fortſchritt der hiſtoriſchen Wiffenfchaft mehr
und mehr abgelöft durch die kritiſche Kraft, Echtes vom Unechten zu fcheiden,
das Mahre, das Pofitive feftzuhalten. So tritt num auch die Geſchichte von
der Treue der Weinsberger Frauen wieder unter die Überlieferungen ein,
denen wir mit voller, aufrichtigfter Überzeugung Glauben ſchenken dürfen.
Wir haben uns bei unferer Unterfuhung durch mandes Dom:
geftrüpp und manch ödes Geftein durcharbeiten müflen, bis wir wieder
zu friſchen Wafferbächen gelangen konnten. „Die Einzelforſchung,“ ſagt
einmal Ranke, „hat darin ihren Wert, daß fie in jedem Punkt das
Menſchliche, allgemein Gültige, das moralifche Leben berührt.“ Möge
auch das Ergebnis diefer Prüfung uns in der Freude an einer menſchlich
guten und ſchönen That unferer Vorzeit beftärfen; wir fönnen bie
Geſchichte von der Weibertreu als ein bejonderes Kleinod im Schaf unferer
heimifchen Überlieferungen teuer und wert halten.
y Geſgichte des teutſchen Volles X S. 588.
Dorfgemeindegerichte im Berzogfum Württemberg.
Bon Ardivaffeffor Dr. jur. Wintterlin,
Die im Mittelalter neben den Gerichten des öffentlichen Rechts
beftehenden Privatgericte'), die Fronhofgerichte, Märkerdinge und Dorf:
gemeindegerichte haben auch im Herzogtum Württemberg jeit dem Aus:
gang des Mittelalters unter dem Einfluß der territorialen Geſetzgebung
neue Formen angenommen. Alle diefe Gerichte des Landesheren als
Grundherrn — und feit Herzog Chriftoph war der Landesherr mit Kammer:
und Kirhengut nahezu der einzige Grundherr im Lande — und der
Mark: und Dorfgenoſſenſchaften wurden durch die Gerichtäbarkeit der
landesherrlichen Bezirfsbeamten, der Vögte, und Forftmeifter in den Rug⸗
gerihten*) erjegt. Die Märkerbinge größerer Markgenoſſenſchaften waren
im Anfang bes 14. Jahrhunderts meift ſchon durch die Gerichtsbarkeit
der Forftmeifter verdrängt, wenn fih aud eine Mitwirkung der Mark:
genoffen oft länger erhalten hat und einzelne Markgenoſſenſchaften felb:
fändiger blieben. Epäteftens um die Mitte des 14. Jahrhunderts waren
die Fronhöfe an Bauern zu Erblehen verliehen. Die landesherrlichen
Kammergutseintünfte wurden von den Kellern der einzelnen Ämter ein-
gefammelt. Die Fronhofsgerictsbarkeit, melde alle zum Fronhof ge
börige Güter betreffende Streitigkeiten, 3. B. zwiſchen dem Bauern
und dem Herrn über Zinsverfäumniffe, Frondienfte und dgl. umfaßte,
übte nun überall, wo der Landesherr zugleich Gerichtsherr und Grund-
herr war, deffen Vogt in Stadt und Dörfern feines Amtes im Jahr: und
Bogtgeriht aus. Frongerichte der Klöfter, melde ald Grundheren nicht
immer auch Gerichtsherrn (Vogtherrn) waren, erhielten fi dagegen noch
länger’). Die 2. Landesordnung vom 10. April 1515*) führt unter
*) Vgl. Schröder, Lehrbud der deutſchen Rechtogeſchichte 1898 ©. 598 fi.
?) Vgl. über das Rügeverfahren überhaupt Brunner, Deutſche Rechtsgeſchichte IL.
©. 488 fi. und hierher namentlih ©. 494.
) Ein Fronhofgericht des RI. Blaubeuren |. W. Vierteliahrshefte, Neue Folge X,
©. 319.
4) Reyſcher, Sammlung der württemb. Gefege XII. ©. 81; vgl. auch 3. Landes⸗
ordnung vom 20. Auguft 1531 Reyſcher a. a. O. ©. 58 ff, 4. Landesordnung vom
1. Zuni 1536 Reyſcher a. a. O. ©. 118 ff.
138 Bintterlin
den „gemeinen Artikeln fo man pflegen fol in ben Vogtgerichten zu ver
künden“ als Gegenftände, welche im Vogtgericht zu rügen waren auf
„wo ihr wißten, daß unferm gnäbigen Herrn und dem Flecken abgieng
an Binfen, Gülten oder Gütern”, alſo auch Gegenftände der Fronhof⸗
gerichtsbarkeit. Im größerer Anzahl werben ſolche in ber 5. Landes
ordnung vom 5. Januar 1552") genannt. Sie fehren ausführliger
mieber in ber „Politifhen Cenfur- und Rugordnung“ Herzog Chriftophs,
welche zuerfi in der Großen Kirchenordnung von 1559 erfdien?).
Auch die Dorfmarkgerichte, in erfter Linie Feldrügegerichte, wurden
zunächſt durch die jährlichen Vogt: und Ruggerichte erfegt, melde ber
landesherrliche Vogt in den Dörfern feines Amtes abhielt”). Die Dorf:
verwaltung heforgten Schultheiß und Gericht des öffentlich-rechtlichen Dorf:
gerichts. Dorfgerichte gab es jeit Ende des 13. Jahrhunderts in ben meiften
Dörfern des nachmaligen Herzogtums. Der alte Gemeindevorfteher, der
Heimburge, war hier ein Mitglied des Gerichts, hauptſächlich Rechner
und Auffeher über die Gemeindegüter geworben. Als Ortsvorftand galt
nun der Schultheiß. Eine Gerichtsbarkeit des Heimburgen findet fih
nirgends*). In einigen Orten namentlich auf der Alb gab es wie in
der Schweiz flatt der Heimburgen die fog. Dorfvierer?), 4 Dorfmeier.
Während fi nun in andern Teilen Deutſchlands die Dorfmarkgerichte ganz
mit jenen öffentlich-⸗rechtlichen Dorfgerichten vereinigt haben, ordnete bie
politifche Genfur: und Rugordnung befondere Ruggerichte an, welche neben
den fortbeftehenben jährlichen Jahr: und Vogtgericgten auch die Aufgaben
der Dorfmarkgerichte zum großen Teil übernehmen follten. Trotz der Vogt:
gerichte beftanden, wie es im Eingang der p. C. u. R.°) heißt „in etlichen
Unferes Herzogtums Städten und Fleden ſondere Ruggericht, darinnen
fürnämblid), was wider derfelben Ehehaftinen und Munizipalftatuten und
Satzungen, verhandelt, darneben auch andere geringe Lafter gerügt und
geftraft werden". Diefelben follten künftig durch in Städten und Dörfern
unter dem Borfig des Vogts viermal jährlih abzuhaltende Ruggerichte
1) Reyfäer a. a. D. ©. 237.
%) Sie wurde dann aud) in die 6. Landesordnung v. 17. Aug. 1567, in bie
2. Kirhenorbnung dv. 1582 und in bie 7. Landesorbnung v. 1621 Tit. CXXXII
Geyſcher a. a. D. ©. 876) aufgenommen.
®) Vgl. 3. 8. die gemeinen Rügungen in den Lanbesorbnungen, 3. B. 7. Landes
orbnung Tit. CXXXII; f. aud dv. Maurer, Geſchichte der Dorfverfaffung 2. ©. 211.
%) Vol. hiezu v. Below, zur Cntitehung ber deutſchen Stabtverfafiung in
v. Sybels hiſior. Zeitfhrift Bd. 59 ©. 214.
®) Bgl. v. Maurer a.a.D. 2. ©. 46 ff.; v. Won, Abhandlungen zur Geſchichte
bes ſchweizeriſchen öffentligen Rechts 1892 &. 46 fi. (Zu „Meier“ ſ. im Text umter II).
©) Landesorbnung von 1621 fol. 282, Reyſcher a. a. D. XII ©. 865 fi.
Dorfgemeindegerichte im Herzogtum Württemberg. 139
erfegt werben. Aus Gericht und Rat jeber Gemeinde wurden wie zu
Den Vogtgerihten die 5 beeidigten Rugrichter genommen, außerdem follte
Der Stadt: und Antsjchreiber zugegen fein. In Anfehung deffen, was
„wiber gemeiner Stadt: und Fledens Ehehaftinen, Satungen und Drb-
nungen wäre, aud in dem Rugzettel beftimmt ift“ hatte das Ruggericht
ebenfalls eine Strafgewalt bis zu 2 Gulden oder Gefängnis bis zu
A Tagen. Die Strafgelver fielen „in Saden da es der Stadt und
Flecken Allmanden und Chehaftinen und Municipalfachen anlangt und
darin fie die Straf oder Rügungen von Alters hergebradht” in die Ge—
meinbelaffen, im übrigen in die Armenfaffen. Infolge dieſer Ein-
richtungen kamen die alten Dorfgemeindegerichte meift ab und man findet
fie auch in Urkunden und Akten felten erwähnt. Einige Beifpiele mögen
zeigen, wie fie einerfeits als durch die Vogt- und Ruggerichte befeitigt
galten, vereinzelt doch anderfeits ſich noch lange erhalten haben. Die
Dorfmarkgerichte werben hier „Birengerihte” genannt. Diefe Bezeihnung
hat ihren Grund darin, daß neben der Aufrechterhaltung der Ordnung
über Weidebenügung die Aufrechterhaltung der Gebote und Verbote über
die Einfammlung der wilden Birnen oder „Holzbirnen” auf den Feldern
eine ihrer Hauptaufgaben bildete. Die Verbote bezüglich der Weide und
des Sammelns der Birnen einer: und andrerfeits die Öffnung der Weide
fowie die gleichzeitige Erlaubniserteilung zum Einfammeln der Birnen
werden ſtets zufammen genannt.
In fpäterer Zeit gerieten die Gemeinden (f. Wächter a. a. D. ©. 479
Nr. 8) in Gefahr, die Nugung des wilden Obſts auf dem Felde und auf
der Allmende ganz zu verlieren, indem die Forftmeifter diefelbe wie das
Wildobſtſammeln in den herrſchaftlichen Wäldern behandeln und ver-
bieten wollten. Die Forftordnung von 1614 beftimmte zwar fol. 105:
„wie dann aud einem jeden unferer Unterthanen auf feinem Ader und
Barfeldern fo von der Wildfuhr und Gehölzen abgefündert liegen das
Aychel und wild Obs aufzuflauben ohnverwehrt fein ſolle.“ Nur das
Abhauen der „wilden Byren und Öpfelbäum“ ohne Erlaubnis der Forft-
meifter war verboten. Allein nah dem Landtagsabidied von 1739
Reyſcher a. a. D. II. ©. 524, 525) war es eine Landesbeſchwerde, daß bie
Forſtämter „den Gemeinden auf denen Allmanden, ja mitten in denen
Feldgütern wieder die alte Objervanz das wachſende wilde Obſt entziehen
und von Forftamts wegen verkaufen“, wogegen nun verfprochen wurde
„wegen bes denen Communen und Unterthanen zuftehenden Genufjes des
milden Obſts die Forftämter zur Beobachtung der Ordnung und Billig
keit anzuweiſen“. Ein Generalrefcript vom 15. Dft. 1744 beftimmte im
Art. 15: „Im Anfehung desjenigen Wildobfts, jo außerhalb der Wild:
140 Wintterlin
fuhr auf derer Unterthanen eigenen und Gemeindgütern erwächiet, wollen
wir den mentem unferer Fürftl. Forftordnung P. 105 in verbis: Bam
fie der Wildfuhr entlegen etc. hiermit dahin gnädigft interpretirt haben,
daß was innerhalb dem Wildzaun gelegen zur Wilbfuhr gerechnet, ſemit
wo feine befondere Gerechtigkeit obwaltet uns, dem Forſtherrn, was aber
außerhalb dem Wildzaun auf Commun- und Privatgütern erwächſet denen
Eigenthümern geeignet und gelaffen werben folle.“
Dan fieht hieraus, welche Wichtigkeit der Nugung des wilden Obſta
beigelegt wurde, und fo erflärt fi, wie dasfelbe für das Dorfgemeinde:
gericht namengebend wurde.
In allen 3 nun folgenden Beilpielen findet fih die Bezeichnung
„Birengeriht”, „Birenſchultheiß“.
1. In einem in Folge einer zum Zeil gemeinfamen Markung entflandenen Streiz
zwiſchen der Gtabrgemeinbe Leonberg und der Dorfgemeinde Eltingen in den erten
Jahren bes 16. Jahrhunderts über die fog. Uchtweide ) unb das Auflefen des wilden Okäs,
in welchem zahlreiche Zeugen vernommen wurden, fagten biefelben u. a. aus: „Eltingen
Habe feine eigenen Zwing und Bänn zu befhügen und zu beſchirmen, barin Gebot um
Verbot zu machen, Uchtwaiden im Gewyſt?) und fonft in ihrem Feld ufzepringen, Bürex
(= Birnen se. aufgulefen) und untecht Weg zu verbleten und aufgulafien, den die non
Leonberg gleichwie die von Eitingen unterwürfig fein müffen“; es fei der Braud „man
die Früchte ab dem Feld kommen unb man in bie Stoppeln treiben, jo follen bie von
Eitingen ben Leonbergern Abende verfünden, wohin bie ihren Hicten zu fahren beſchieden
hätten, bamit fih der von Leonberg Hirt aud wüßte bermapen zu halten“. Was mım
hierbei „errügt“ wurde, d. 5. die auf angezeigte Übertretungen ber Gebote und Ber
boie erfannten Gelbftrafen gehörten der Gemeinde Eltingen. Die Auffiht und Anzeige:
pflicht Hatte zunächſt der Feldſchüß der Gemeinde Cltingen, aber auch andere an ver
*) uchtweide, Auchtweide wird ale „Nachtweide* erflärt. Bgl. Fiſcher, Schwäbifces
Wörterbuch 3. Lieferung 8. Aucht I, Auchtweide. Viele Beifpiele f. Alemannia L
S. 167 fi. Gin weiteres Beiſpiel giebt folgende Stelle aus cinem Weiblagerbuch dee
toflers Blaubeuren vom 3. 1728. Cs heit dort nad) einem Vogteilagerbuch: „&e
mag das Mofter jegliche Jahr Vieh zu feiner Notdurft und Gebraud in bie Jaucht
Haid zu Rottenader [hlagen. Desgleichen mag auch ein jeber des Kloſters Amtmanı
allwegen vier Kühe in die Jauchtwaid treiben unb gehen laſſen“. Dabel if bemert:
„mit errwähnter Jauchtwaid hat es folgende Bervandniß, ba nehmlich foldhe gemeinigfih
18 ober 14 Tag nad Bartholomät, in der nad genannt um ungefähr
60—70 Tagwerk Wieſen gebraucht wird, aud) aufs längfte 3 Wochen währet, doch bari
ſolche nie als nächtliher Zeit zumal mit nichts als Hoffen und Stieren beſucht werben“,
trop ber Berechtigung Habe man „weilen es lauter eigentümliche bürgerliche Wieſen
find und biefe Jauchtwaide wenig ausmacht, niemal feine Waib- als ziwei: bis brithalbe
jährige Herbfiftier, dann größere nicht gebulbet werben, bie Waid auch ſolche nicht er:
irüge, Hlerhero gethan“.
2) Auch Weiſch genannt — Stoppelmaide. Ned zu Anfang bes 19. Jahr:
hunderts wurde den Schäfern bie Erlaubnis die Stoppeln zu befahren, in vielen Orten
vom Gemeinderat ober Ortövorftand bei einem fogenannten „Geweiſchtrunke erteilt.
S. Verhandlungen der Würit. Kammer ber Abgeorbneten, 1828/24 Heft IV. ©. 361.
Torfgemeinbegerichte im Herzogtum Württemberg. 144
uchtwaide beteiligte Perfonen (die „Uhtbuben*) hatten die Rügepflicht. Sic hatten bas
Mecht, von bem Übertreter ein Pfand zu nehmen, bis er bie Strafe bezahlt hatte (bie
„Macht, wann fie rügen daß fie von demielben mögen Pfand anordnen und folde
Einungen alnbringen“ ſowohl in Leonberg als in Eltingen). Für biefes Rügeverfahren
war ein fogenannter „Piren:Schultheig“ beftellt. Er fei, fagt ein Zeuge „in ber
uchtwaide beiweilen ein Piren⸗Schultheiß gewefen und gleichmechtig gen Leonberg
Tommen, als mit 20, 30 oder mehr Perfonen ungevärlig; in Meinung Pfand oder
Einmgen Herauszubringen“; ſollichs Habe „von Alters“ gemährt, bis Junker Burfhart
dv. Ehingen, vogt (Boat vom Leonberg ca. 1480) biefen Braud für eine „Unform“ er=
Märt unb verfproden Habe, er wolle ihnen ftatt deſſen „einen Stabtfnecht zugeben, ber
ihnen ihrer Gerechtigkeit Halb Beiſtand thue, daß fie der Einung infämen* d. h. die
verfallenen Etrafgelder erhalten.
II. Ju einer Emenerung des Dorfflatutenbuchs ber Gemeinde Renningen (jept
SA. Leonberg) v. 2. 1684 findet fid folgender Eintrag: „Bürengeridt. Zue
Renningen ift es ber Brauch) je und allmegen geweſen, barbei es auch hinfüro bleiben
folle, nembli daß man an Johannistag einen Bürenſchultheißen erwählt, welcher treu
erflatten much helfen bes Flegen Recht, Geredhtigfeit und wohl hergebrachte alte Gebrauch,
zu erhalten; wann dann ſollches beſchehen, fo zeucht er Bürenſchultheiß einen jo Rob
oder Ochſen hat zu einem Bürgermeifter, ben nimbt er auch in Glübt glei wie er
thun müeſſen. Darnach gehen fie beede am nechſten Sontag darnach nad) ber Morgen-
prebig fambt allen bemjenigen, fo Roß ober Ochſen haben für das Thor hinaus (allein
feyen Schultheiß und Gericht deſſen gefreyt, doch fo einer unter ihnen Roß oder Ochfen,
darbey auch ein Sohn oder Knecht hat, mueß er felbigen feinen Sohn oder Knecht auch
binausjhiden) und geben alba unterm freien Himmel ihrem fürgefehten Bürenfhult-
heißen treu ihm in allen feinen Geboten und Verboten zue geleken, doch allein jovlel
berührt jein Amt anbelangt und daß fie alle Eontag von Johannis bis Michaelis
wieberumb hinaus an berührt Ort wöllen fommen und alle ruegbaren Sachen, was fie
bie Boden hinumb ufj der Brad, in Büren oder anderſtwo im Feld befunden, das fic
dann zue riegen fuog unb macht auch bei gegebenen treuen ſchuldig fein follen, anzu⸗
zeigen. Was fie alsdann errügt, das fell ihr miteinander fein und bleiben, was aber
die geſchworenen Echügen errügen, das gehört dem Fleden zu.”
III. Daß ſolche Feldrügegerichte, die unter dem Namen „Birengerichte* beftanden,
durch die landeshertlichen Vogt: und Rügegerichte erſetzt werben follten, zeigt auch der
folgende Bericht bes Vogts von Böblingen vom J. 1587 an den Oberrat (die Rer
gierungsbehörbe). Gr berichtet: „bei den Maierfhaften, als allein denjenigen fo Rok
haben, halten und damit hauen, bie haben ein ſonders gericht genannt das Birengericht
darin fie ein eigen Schultheißen und ein Echreiber haben, fo wie die Bauten fo Reis
haben, alle durcheinander Richter, unb wird bas Gericht auf dem Feld gehalten; bie
geben allein Beſcheid wie man bie Waiben beiucen fol, machen ihnen zu ben Roffen
unb Zugochſen fondere Auchtwaiden, irem gut Anfeben nach, «4 ſei In ben Wäldern,
Feldern ober ben Wieſen, ftrafen auch wer nit recht zu Ader geht, wild Obſt einthut
und was dergleichen auf dem Feld ift und geht bie Straf von einem bis auf gehen
Schilling. Welder aub Roß ober Zugvieh hat und nit zu dem Gericht fommt, der
muß von jedem Haupt Viehs ein Schilling zur Straf geben. Unb was fie alfo in
irem Gericht ordnen, rügen ober ſtrafen, darin darf ihnen das ander Gericht nit reben
und zu Ausgang bes Jahre, fo verzehrt man bie Strafen miteinander und mag von
vorgenanntem Gericht umb ganzer Gemeinde bazufommen, wer ba will, was bann bie
Zeche weiter anfauft, dann bie Rüyungen fid) erfireden, muß jeder us dem Sedel geben
142 Bintterlin
und Hat etwan ein Bürgermeifter auch etliche aus ber Stadt Sedel darzu zu vergehen
neben. Es bat aud bie Stadt ungefähr auf 33 Mannsmad eigner Wiefen, bie fie
einestheils zur Ablöfung ihrer Schuldenlaſt mals verleihen und Jahre ein Gulden 50,
60 ober mehr zu Zins haben möchten; aber bie vom Birengeriht verbannen davon zu
Auchtwaiden nad ihrem Gefallen ohne Vogts, Bürgermeifter und Gerichts Gutheisen
oder Bewilligen, wie fie dann dies Jahre 9 Mannsmad verbannen. Dies Bürengerict
Hat auch den Mangel, daß das Ruggeriät dardurch in Abgang und faft nicht® darin gerügt
ober fürgebraht wird und alfo allerlei Händel, Frevel und Mißhandlungen durch dies
Vürengericht verbedt werden. Es find aud meines Erachtens, dies und bergleihen
umorbentliche Gericht durch die Ruggericht aufgehoben, wie in ber Landesordnuug
fol. 282 zufehen.“ Auf fol. 232 der (7.) Landesordnung (von 1621) beginnt eben bie
Stelle der oben erwähnten politiſchen Cenſur- und Rugorbnung über bie „jonderen Rug«
gerichte in Etäbten und Fleden“. Auch bie Regierung war Bier ber Anfiht, „daß
bergleichen Birengerihte nad angerichteter Rugorbnung und demfelben Gericht an et:
uichen Orten abgeftelt und mit mehr zugelaffen worden“ und befahl ben Bogt, bae
„Blrengericht“ abzuftellen.
Me drei „Birengericgte" waren zum Teil ausfchließlih wie das
Eltinger zum Teil in erfter Linie Feldrügegerihte und infofern richtige
Dorfgemeindegerichte. Das Renninger Gericht ſcheint unangefochten noch
am Ende des 17. Jahrhunderts beftanden zu haben, während die beiden
andern aufgehoben wurden. Auffallend ift, daß das Böhlinger Rüge
gericht die Rügungen nicht an die Gemeindefaffe ablieferte; vielleicht hieug
dies damit zufammen, daß hier die Gemeinde eine Stadt ift. Daß die
Meierbauern das Dorfgemeindegericht abhalten, erinnert an die Abhaltung
desfelben durch die Dorfmeier in der Schweiz, bie aus verfchiedenen
Zeiten berichtet wird. Der Einzug aller Rügungen lag fonft regelmäßig
den Heimbürgen ob.
Waren fo zunädft dur die Vogt: und Ruggerichte bie alten Dorf:
gemeindegerichte befeitigt, fo erhielt auf anderem Wege das öffentlich:
rechtliche Dorfgericht, Schultheiß und Dorfgericht, eine Zuftändigkeit zur
Anfegung von Strafen bei Übertretungen, die einft von den Dorfgemeinde-
gerihten abgerügt wurden. Das Dorfgeriht hatte eine fachlich nahezu
unbeſchränkte Competenz in Civilſachen). Zur Civil-Jurisdiction rechnete
man aber auch die ganze niedere (d. h. nicht peinliche) Strafgerichtsbar:
feit?). Schultheiß und Dorfgeriht konnten alfo die Strafen des großen
und Heinen Frevels, melde in ben einzelnen Orten verſchieden durch
ſchnittlich 13 bezw. 3 FF Heller, fpäter*) 14 bezw. 3 Gulden 15 Kreuzer
betrugen, und des Unrechts, welches meift 15 Kreuzer betrug, erfenmen.
Innerhalb diefes Rahmens lagen aud) die Strafen für folhe Übertretungen,
) Wäcter, Geſchichte u. ſ. w. des Witt. Privatrehte I. €. 851 fi.
2X 3. Mofer, Bon der Landeshoheit in Juſtizſachen S. 62.
GR. v. 30. Mai 1621 (Revfher a. a. O. XII. or. 211).
Dorfgemeindegerichte im Herzogtum Württemberg. 143
welche meift die Dorfgemeindegerichte ausgeſprochen hatten und jegt regel:
mäßig die Vogt: und Rügegerichte, welche mit der Strafe nicht höher
als 2 Gulden gehen konnten, ausfpraden. Schultheiß und Dorfgericht)
follten aber auch mit der Aburteilung aller Frevel nicht auf das Vogt:
geriht mwarten?); nur konnte der Schultheiß die Sache jeberzeit dem
Oberamtmann vorlegen.
Auch konnte der Veftrafte ſtets an das Stadtgericht „appellieren“ ),
jedoch bei Sachen unter 20 Pfund nicht mehr weiter an das Hofgericht *).
So blieb jedenfalls bis zum Ende der Herzogszeit die Handhabung diefer
Dorfpolizei?) geftaltet, nur kamen die vierteljährlihen Ruggerichte all:
mãhlich ab°). Auch die jährlien durften bis zur Abhör der Gemeinde:
rechnung, dod nicht länger als 2 Jahre ausgefegt werben’). Wögte
(Oberamtleute) und Dorfihultheißen®) übten ihre Befugniffe nur im
Namen des Landeshern aus; auch die Stadtgerichte waren ebenfo wie
die Dorfgerichte landesherrliche Gerichte.
%) Landrecht I. 8 $ 8 und I. 59 $ 1 (Wägter a. a. O. ©. 852. No. 16).
*) 7. Landesorbnung v. 1621 Tit. 110 nr. 16 (Reyfher a. a. O. ©. 865).
®) 7. Lanbesorbnung v. 1621 Tit. 98 nr. 4 (Reyiher a. a. O. S. 848).
*) Landrecht I. 59 $ 1.
®) Bot. die handſchriftliche Beſchreibung des herzogl. württemb. Marktfletene
Kornweſtheim (verfaßt von bem Oberamtmann Kerner) vom 3. 1787. K. Landes:
bibliothek, Hiſtor. Handſcht. F. 277. (S. aud Rümelin in den Württ, Jahrb. 1860,
9.26%.) ©. nfl.
©) Breyer, Elementa juris publici Wirtembergiei ete. ©. 486 in unb
zu Note 8.
Y) Gommunorbnung v. 1758, Abſchn. 5 8$ 1 und 2.
®) Unter Herzog Karl traten (feit 1762) vielfah am Stelle ber von ber Ger
meinde gewählten Dorfigultgeigen vom Herzog ernannte Unteramtleute,
Dorfrecht von Rodt OR. Frendenfladt,
aufgegeichnef a. 1483.
Nach einem Bidimus ber Stabt Dormfletten d. a. 1502 im R. Staatsardiv.
Mitgeteilt von Archivoſſeſſor Dr. Wintterlin.
I. Des ersten der junckherrn unnd vogtherrn !) herlichheit
unnd gerechtigkeit wie nachfolgt: 1. Item die junckherren söllent
haben ob sie wollent des jars zwen gericht, eins uf sannt Mar-
tins tag das annder uf sannt Walppurgen tag achttag davor oder
nauch ungeuarlich und wann die junckherren zu dem gericht wol-
lent, so mag yedtlicher selbdritt komen und mag ir yedtlicher mit
im bringen, ob er will oder sin nottdurftig ist, einen oder zwen
byderman unnd sol und mag ouch haben sin vederspil?) mit sinen
hündlin; so söllent daun die uß dem Rod unnd die derselben gütter
innhond denselben iren junckherren unnd den, so sie mit inen
bringent, unnd iren pferdten, geben futer und mal und wol bieten
unnd den junckherren iren pferdten geben iedtlichem pferdt einen
nuwen kibel unnd das futer darin unnd einen nuwen hälssling,
damit er den kibel bind. 2. Item und welcher gütter innhat, die
in das Rod gehörnd, der sol helfien des gerichts costen tragen.
3. Item ouch sye die rügung in dem wald der obgemelten junck-
herren von Nuineck druw pfund Tuwinger und ein pfennyng, nam-
lich der wald so den gemelten von Nuwneck zugehört, unnd yedem
buwr der von inen belehnet ist, funtf schilling Tuwinger. 3 Item
welcher meyer darinn howt unnd das verkowfftin unnd des würd
überwunden, der ist die obgeschriben bus verfallen unnd kompt
von sinenı rechten des walds. 4. Item wer, das man eim meyer
in sinem lehen huw unnd das zü rügung käm, da ist die pen von
yedem stock zweintzig tuwinger den junckherren. 5. Item wann
es wer, das der gebuwren einer, zwen oder me miteinander z&
schaffen hetten, das sie der jargericht nit wölten oder möchten
*) Die Herrn v. Neuned.
) zur Bogelbeize abgerichteter Vogel.
Dorfreht von Robt OA. Freubenftadt. 4145
erbaiten!), derselb oder die habent die junckherren uff sinen costen
darzu zü bringent unnd die geburen darzu ze bitten und welcher
niderligt mit recht, der sol allen costen haben. 6. Item die rü-
gung staut also: wer einen schlecht oder zu tod schlecht wie er
bluträsig wurt, ist der freuel funff schilling Tuwinger den junck-
herren. 7. So sind dis nauchgeschriben die vell: item des ersten
den junckherren von dem rouch den besten, item darnach von dem
lib den besten, item darnach als menig gät oder getaylit einer
haut als menigen val soll er geben ymmer me ußhin nach dem
besten. 8. Item und söllent die lehen alle sin bezumert, wer aber,
ob ainer das nit tätt, so mag man im bieten, das er zymmere in
jaurs frist unnd tett er es nit nach dem jar, so mag man im wol
gebieten an dry schilling Tuwinger all achttag das er die hofstatt
zymmere; das bott gehört den junckherren. 9. Item als man jars
zwen jargericht haben mag, wann man dann das ein jargericht
nit hett, so sol iedtlich güt, der sint sechzin für den selben costen
den junckherren geben fünffhundert pfal, die söllent die junck-
herren im Rod holen. 10. Item unnd wann die junckherren zü
eim gericht rytend, mögen sie oder ire knecht einen, zwen oder
dry laden unnd bitten zöü dem gericht, die inen zü der rechten
hannd stunden, den söllent die armenlut ouch ze essen geben,
doch söllent sie inen keinen gern?) ußziehen als wenig als inen
selbs. 11. Item wann sannt Martins tag kompt so mag der junck-
herr insammler in das Rod in ains vogtz huß für sich in die
stuben gen und uf das übertür gryfen, findt er dann den zins, so
sol er hinder sich wider heruß gon, findt er aber den zins nit,
so mag er in des vogtz hus beliben unnd im heyssenn einen
pfulben®) geben unnd uf ain bruck*) legen, das sol der vogt t&n
und im ouch essen und trincken geben bis im der zins wurt, den-
selben kosten söllent dann die geben, so an der bezalung soemig
sind. 12. Item käm ein frembd man in das Rod unnd wurd
krannck unnd sturb darinn, hett er dann ein pferdt, das sol den
junckherren zu val werden. 13. Item würd ein güt an nune oder
mynder stuck getailt, so git es nun vell oder souil als in menig
stuck es getailt ist; als vil stuck aber desselben gutz wider zt-
samen koment, verfallet man mit einem val. 14. Item unnd wan
4) erwarten.
) Hamiid.
*) Kiffen.
q̃ erhöhter Sip.
Württ. Bierteljaßrtg. f. Sandebgefd. 9.3. XIT. 1
146 Bintterlin
nit me vihes da wer, so sol man für ain fal niemen ain hennen
unnd wan nit me hennen da sint, so sol man für ainen val niemen
ein binlin, sofer ymen da sind, damit der herr sin gerechtigkeit
behalt. 15. So ist dis nauchgeschriben die wittreichin, zwynng,
ban und herlichheit der junckherren unnd z& dem Rod gehörig:
Item anfanngs uf dem Eschbach in dem margstein, uß dem stein
die gassen uf bis in die hasel studen ufs den haselstuden den nit-
rain ine bis in den wassergraben unnd dann aber das allmandlin
hinab bis in den Kintzgen runß und den zunß uf bis in die sant-
wisen, von den santwisen den santweg herußher bis an den steln
weg unnd dem stelen weg nach ußher bis uf strawen hoch, von
struwen houch herab bis an den hüttenweg in die aichen, von der
aichen herab bis in die vogtye gassen unnd der gassen nach ab-
hin bis uf die ecken bis in des rössen wisenhag unnd dem hag
nach bis zu ennde der wisen unnd darnach hinab bis an den tieffen
graben unnd den tieffen graben ab bis in den runß in des winter-
mans grund unnd by dem sussennden brunnen den runß uf unnd
uf bis in das aichlins wißlin in den aichin stock, uß dem stock
in die margstein unnd den steynen nauch ußher unnd ußher bis
an das Aschbächlin in den vorgemelten ersten margstein. In der
vorgeschriben wytraichin hond ouch die junckherren zü jagen unnd
zü hagen.
II. So sind ouch dis nauchgeschriben der armenlut gerech-
tigkeit unnd zugehörde: 1. Item die armenlut im Rod hond und
söllend haben einen hertweg uff den von Lossburg, vor der gassen
über pflegers äcker inhin, über die Kintzgen, da soll ein hirt
trencken unnd farn uf dem wasen unnd wann er getrennckt unnd
ab wil schlahen, so sol er herusner gon uber den wassergraben
uf den acker unnd soll einen eehalten') im hayssen das vihe nach
samlen unnd farendshalb sin unnd ufher faren bis er hain kompt.
2. Item die armenlut im Rod habent ouch ein zufart zü den von
Buchinberg den roten rain ine vor den lehenwelden inhin bis z&
dem schonwasen, da sollent und mogent vier herten zusamen komen
mitt namen Roder, Lossbürger, Buchinberger unnd Ötenwald herten,
da sol dann Roder hirt sinen mantel abtün unnd den spraiten
unnd sollent das aubentbrot mitteinander essen unnd sol Roder
hert den vorganng haben unnd mögent varn von dem schönwasen
vor den lehen welden inhin bis uber den obern furt, da sollent
*) Dienftbote, Knecht.
Dorfrecht von Robt OA. Freubenftabt.
sie trenncken. 4. Item die armenlut im Rod hond ouc
z& den von Diethrichswiler in den Sultzbach unnd de
ab bis zü dem crutzelbrunnen unnd in den götzengrab
unnd hond ouch ein zufart 20 den von Lumbach, der
ab als ferr des weberlins lehen gat, unnd heruber in
unnd von dem tennlin die ecken hinuß bis in den hag
hagen hinab in brun tannwisen, als ferr die wise ga)
söllent oder mögent sie trencken. 6. Item unnd hond
kundten weg by dem widenbosch uber aichlins äcker
uber den halden acker inher den nechsten uf das sta:
dann iedtlicher siner lucken zäfarn, unnd der weg so.
werden mit den frembden güttern usserthalb, es sy mi
oder höw, das hinuß oder heryn gehort. 7. Item dure
gut sol ouch ein weg gen, der sol gebruwcht werd
guttern in zwynng unnd ban ob dem verkundten w
also leg einer dahinder, der möcht mit müst korn oc
hinuß oder heryn faren unnd was unnder dem verkı
sölicher gutter ligent sollent in dem verkundten w
8. Item es sol ouch jetlich gut sin aigen lucken habe;
liche luck soll haben ein gatter und söllent die luckeı
von sannt Gallen tag bis sannt Jörgen tag. 8. Item
das einer uber den andern miest faren mit müst oder
sol im heyssen einen weg meigen, wölt er das nit t&ı
den weg selber meigen. 9. Item die strauß unnd rec
sol sin achzehen schäch wyt unnd wann man meynte
die uberbuwte, so sol einer sitzen uf ein roß unnd ei
fur sich nemen, der achzehen schüch lanng ist unnd
gassen mitten uß rytten ungeuarlich unnd wan der
rurt, sol man haissen ußhin bas rucken. 10. Item
recht hept und vahet an in der wusten bach kuchin deı
nauch den nittrain inhin durch die bunden bis in des fe
zon, von demselben den nittrain inhin bis zü des zinck
schragen unnd den nittrain das hag hinuff bis zü ennde
obern garten bis in die muren, uß der muren an dem u
ußhin bis in den melbom, uß dem melbom in der g
unnd uß der guten gatter das hag hinuß bis zü ennde ı
garten unnd das hag hinab bis an die gassen in die :
dem obern hag inher unnd inher nauch bis wider in
bachkuchin; was in dem gemelten zirckel lyt das haut g
11. Item das embdrecht fauhet an an dem Ecspach in
148 Bintterlin
stein unnd gat an dem andern hag inhin unnd inhin bis zü der
aichen vor des heintzen huß unnd das tuchlin hinab bis zü dem
aichen stock von dem aichen stock das tüchlin hinab bis als ferr
des haintzen lehen hinab gaut unnd demselben nauch als innher
bis an das hailen grundlin unnd das grundlin hinab bis an des
zincken ober grund wisen unnd dem hag ußhin nach bis an halden
acker unnd dann den stain muren nach abhin bis an des fegers
güt unnd von des fegers güt vor des fegers acker ab bis an der
wusten gut unnd ob dem höltzlin hinumb bis an das grunt wissen
hag, uß dem grunnd wisen hag bis zü ennde dem burgstal in des
wintermans grund, der ist ouch embdfeld, alsferr er begryfft, uß
dem grund in des aichlins wißlin in den stain unnd dann den
stainen nach ußher unnd ußher bis in den stain an dem espach,
was dazwischen lyt ist embdfeld. 12. Item und die wesserinen
in wintermans grund oberthalb dem stig soll man nit abbrechen,
welcher das nit hielt als dick er dann ein grabenn abbrech, so
dick kompt er zti schaden unnd verfellt den junckherren zü yedem
mal achzehen haller. 13. Item es sol ouch ein gut alsferr an den
wald gon als das annder unnd jedtlichs güt sinen eigen weg haben
an den wald. 14. Item die lanndsträs sol gon durch des heintzen
hof durch der güten gatter an den wald oder zü der hütten unnd
welcher den gatter bruwcht unnd den offen laut, geschieht dann
schad dadurch heruß oder heryn, der ist dem verfallen achzehen
haller, dem der schad geschicht. 15. Item was ztı voltzen gät
gehört, das gehört zü dem linden stumpen in zufüren an die allmad.
16. Item es ist ouch von alter her verkundt, welcher einen bronnen
uf sinem güt haut, der mag den bruwchen bis an das höchst unnd
wann er im empfallet, so mag der nechst den emphahen. 17. Item
es gaut ouch ein verkundter stig von der wusten hus inher zu
des fegers bachkuchin unnd darob inhin in des fegers garten unnd
uß des fegers garten in des zincken garten zü des zincken hus
unnd ob des zincken altem hus inhin durch des afions garten z&
des haintzen hus und von des haintzen hus in die gassen. 18. Item
es ist ouch von alter her gewesen, welcher nit weg haben möcht
ab sinem gut, der mag einem durch sinen krutgarten faren unnd
sol dann die zwen nechsten nouchpuren beruffen den hindern unnd
den vordern die söllent den schaden achten, den sol er im dann
abtun unverzogenlich.
Ein ungedruckter Brief Bolfaires.
Mitgeteilt von F. Kern in Stuttgart.
Voltaires Finanzbeziehungen zu Württemberg hat Profeffor Dr.
Safmann in der „ungebrudten Voltairekorreſpondenz“ auf Grund der
noch vorhandenen Briefe erſchöpfend bargeftellt. Ein bedeutender Teil
der Korrefpondenz ift verloren gegangen. Für die allgemeine Kenntnis
Voltaires hat das wenig zu fagen; es ift doch nur über Dinge rein ge
ſchäftlicher Art verhandelt worden. Wenn nachjftehender Brief, der Sat:
mann noch unbekannt war, aus Privatbefig veröffentlicht wird, fo ſchien
neben bem Intereſſe, das ein großer Name jelbft Heinen Dingen verleiht,
die Berechtigung dazu ſchon in dem Umftand zu liegen, daß er von Vol:
taire eigenhändig geſchrieben ift, was in diefer Korrefpondenz nur bei
den wichtigſten Stüden der Fall ift. Dabei ift e8 die erfte fohrift-
lie Außerung Voltaires in der Sade, die wir Fennen. Inwie—
fern er allgemeine Bedeutung beanfpruden darf, werden wir am Schluffe
ſehen.
Für das Verſtändnis iſt vorauszuſchicken, daß der Brief wahrſchein—
li an den Gouverneur von Mömpelgard Reinhard von Gemimingen
gerichtet iſt). Von ihm verlangt er dringlich und mit Bezug auf frühere
Mahnungen die Auszahlung feiner Rente.
Der Brief lautet:
a Strasbourg le 23 septembre 1753.
Monsieur
Jay eü Ihonneur d’ecrire a votre Excellence vers le 20 du
mois passe. L’objet de ma lettre regardait le payement de la
') Den Kammerpräfidenten v. Hardenberg als Adreſſaten anzunehmen, wofür
zunãchſt manches zu ſprechen ſcheint, verbietet ſich durch bie Notiz in Nro. 88 a. a. O.,
wo als Inhalt der mit Hardenberg geführten Korrefpondenz eine ganz anbere Frage
angegeben wird (nämlich bie langwierigen Kursfchivierigfeiten). An bie Kameralbeamten
ft fhon wegen ber Anrede excellence nicht zu benfen.
150 Kern
petite rente que jay sur les terres de riquevir!) et de horbourg,
je suppliais votre Excellence de vouloir bien ordonner au receveur
de ce pays la de me payer sur mes quittances sans frais sans
formalitez selon les usages de ce pays cy. j attendes encor cette
grace de vous Monsieur, ce sera une affaire regl&e pour le reste
de mes jours; mes quittances au Sr. Fakland*) receveur de riquevir
seront employees dans ses comptes. je vous demande pardon
monsieur de cette importunit6, mais comme au premier octobre
prochain, il me sera deu quatre quartiers de ma rente de 4200
Risdalers, et deux quartiers de cette de trois mille trois cent
Risdallers le tout se montant a 5850 R, votre excellence me per-
mettra de demander cette somme qui m’est necessaire, et que je
m’etais reservee pour m’aider a vivre dans les evenements que
jay prevus depuis plus d’un an. je me flatte que vous voudrez
bien monsieur m’honorer d’une r&ponse, ainsi que de votre bien-
veillance dans cette affaire. je suis avec des sentiments respectueux
Monsieur
de votre Excellence
le tres humble et tres obeissant serviteur
de Voltaire.
Zunächſt ein Wort über die „formalitez“, deren Bedeutung nicht
ohne weiteres klar ift. Es find das bie läftigen certificats de vie, durch
welche er jedesmal, wenn er feine Rente zu beanſpruchen hatte, notariell
nachweiſen mußte, daß er fi) noch am Leben befinde. Auf fein wieber-
boltes Bitten hat ihn dann ein herzogliches Reſtript vom 26. Februar
1754 von dieſer Auflage befreit‘): „affaire regl&e pour le reste de
mes jours“; in Zufunft genügten die „quittances au receveur de
Requevir“. —
Unfer Schreiben ift ein recht ungebuldiger Mahnbrief; er hat dem
Adreffaten weiter nichts mitzuteilen, als was dieſer wohl fhon zur Ge:
nüge wußte, daß nämlich der Herr von Voltaire fein bequemer Gläubiger
mar. Dean kann nit fagen, daß ein näherer Einblid in Voltaires riefige
Geſchäftskorreſpondenz das landläufige Urteil von feinem „ſchmutzigen
Geiz“ beftätigte, aber alö ein genauer Rechner und ängftliher Verwalter
feiner wachſenden Reichtümer tritt er uns immer entgegen. Seine Be
hauptung, daß er die betreffenden Gelder notwendig zum Leben braude,
') Reihenweiher i. €.
Flacheland.
) Safmann: „Die Boltaire-Dofumente des Fonds Montbéliard“ in ben Württ.
Vierteljahreg. N. J. IX ©. 100.
Ein ungebrudter Brief Voltaites. 451
darf man nicht allzu wörtlich nehmen, aber intereffant ift gerade biefer
Sag in befonderem Mafe. Er wirft ein Licht auf die Berliner Vor—
gänge in ihrem Zufammenhang mit ben finanziellen Beziehungen zu
Württemberg. Voltaire behauptet hier — und das dürfen wir ihm
ohne weiteres glauben —,.die Ereignifje d. 5. den Bruch mit Friedrich
feit über einem Jahr vorausgefehen zu haben. Das trifft zeitlich etwa
mit dem Erfcheinen der „Akakia“ und dem ſehr deutlichen Verweis des
Königs zuſammen. Cs war Mar, daß es fo nicht weiter ging, und als
vorfihtiger Steuermann erleihterte Voltaire fein Schiff, indem er feine
Schäge im fihern Port unterbrachte. Zugleich ſchlug er fofort wieder
Anker in neuem Grunde: die Kapitalanlage follte nur die Einleitung zu
feiner Anfiedelung auf württembergifhem Boden bilden. War jo alles
hubſch im voraus geregelt, dann konnte er leichten Herzens ben belei-
digten Gaftfreund verlaffen.
So ift ber Brief fchließlich doch charakteriftiih für die Mug vor-
ſchauende und genaue Haushaltung, die in diefem Maße ja wohl bei
„Jahrhundertmenſchen“ felten zu finden ift; aber man Tann nicht jagen,
daß biefer ins Kleine gehende Zug das Gefamtbild irgendwie verlegte.
Schmie, Dberamfis Maulbronn, als Station an
der eurvpãiſchen Bandelsfirake.
In Heft 3 und 4 bes zehnten Jahrgangs ber Wierteljahrähefte beipricht
G. Mehring in Stuttgart bie trefiliche Geſchichte bes mittelalterfihen Handels und
Verkehrs von A. Schulte umb fagt ©. 428: „Wer möglihft Yange ben Rhein ber
nugen wollte, ging von Cannſtatt weiter über Schwieberbingen, Vaihingen a. E.,
Sämie, Maulbronn, Bretten, Bruchſal nad Rheinhaufen. Beide Wege von
Ulm und von Augsburg nad) dem Mittelrhein find übrigens weit mehr als bie ‚Jert-
feßungen bes Fernpaſſes und bes Brenners anzufehen, al ber ſchweizeriſchen Päſſe‘
(8. 390).*
In biefem Zufammenhang fült die Erwähnung von Schmie auf, einiger:
maßen aud) bie von Maulbronn. Statt Schmie würde man eher Jlingen oder Sien:
zingen erwarten. Denn bie alte Kaiferftraße läuft von Vaihingen über Illingen und
Lienzingen, läst dann Schmie links liegen und führte auf der Höhe zwiſchen Zaifers-
weiber und dem Roßweiher, Maulbronn in feinem Thal aleichfalls links Liegen laſſend.
weiter nad Anittlingen und Bretten. Erſt in fpäterer Zeit ſcheint bie Straße gebaut
worden zu fein, bie nad Maulbronn hinab und von bort aus dann hinauf nad} Knit:
fingen führt. Vielleicht erft als Maulbronn württembergiſch unb fo für ben Berkch
mit der Hauptflabt wichtiger wurde. Doch fann biefe Frage bier bahingeftellt bleiben;
mir fiel zunäft nur die Erwähnung von Schmie auf, das auf feiner Höhe immer
abfelts der großen Heerſtraße gelegen zu fein ſcheint, allerbings nur wenig entfernt.
Ich erlaubte mir daher, ben Herrm Berichterftatter zu fragen, welde Quellen bem Ge
fagten wohl zu Grunde liegen, und bekam bie freunbfice Mitteilung, daß nad) ©. 390
A. 2 des beſprochenen Werkes all bie genannten Orte „mit Ausnahme Mauls
bronns“ (f. 0.) der Pilger Arnold ſſchreibe: Anton] v. Harff (bg. von Groote, Köln
1860, ©. 5) nenne. Schulte zitiere weiter: Röhricht und Meisner, Deutſche
Bilgerrelfen nad; bem 5. Lande 125. In dem ebenfalls zitierten Anzeiger für Kunde
der teuiſchen Vorzeit 4 (1835) &. 275 f. fei wohl dieſelbe Route angegeben, aber aus
ber Gegend feien nur Bretten und Vaihingen genannt.
Auf Grund diefer freundlichen Mitteilungen habe ich mir bie genannten Quellen
angefehen, und das Ergebnis bot wenigftens für eine berfelben eine Berichtigung,
deren Mitteilung vielleiht erwünſcht if.
NRöhriht und Meisner teilen in ihren ‚Deutfden Bilgerreifen mad ben
Heiligen Lande‘ (Berlin, 1880, ©. 120 ff.) — ‚bie Reifeinftruftion des Berm
bard von Breitenbach‘ von 1483 mit, die biefer für ben jungen Grafen ven
HanausLichtenberg entwerfen und Dr. Löwenfeld für bie Herausgeber aus dem Darm:
ftädter Archiv fopiert hat. In ber Einleitung heben fie hervor, wie biefe Inftruftienen
für die Geſchichte der Alpenpaffagen und überhaupt ber nach Stalien führenden Berfehre:
wege, ſowie ber einzelnen berührten Orte von großer Bedeutung felen, trogbem noch
niemand fie nach biefer Richtung bin verfolgt habe. Breitenbachs Anweiſung nimmt
ihren Ausgang in Worms, führt über Mainz, Speier (Kanne) an den Rhein, von
Haufen nad Brogel (Brudfal). Dann heiht e ©. 125:
Neftle, Schmie, OA. Maulbronn, als Station u. f. w. 453
Item von Brotzel biss geyn Smerre, ist des aptes von Mulbronn,
soll eyner nemen eynen knecht zuo Heydelssheym, dass lit by Brotzell,
der geleyt ist biss geyn Bretten, do bezalt mann dass selbe geleyde und
ist gudt herberge zum lobenn und zwo myle von Brotzell biss gen Bretten
und ist dess paltzgrawen. Item darnach kompt mann geynn Fayngen und
sint drye myle vonn Brotzell, do gilt wirtenberger gelt byms und anders,
do nympt mann geleyde biss geyn Kanstaidt.
Zu Smerre ift die Anmerkung beigefügt:
„HEHR wahrſcheinlich verſchrieben für Serres, welches 31/, Stunden füb:
öfti von Maulbronn liegt (bei Iptingen) und in biefer Richtung bie äußerfte
Grenze des früheren Kloſtergebiets bildete (Befhreibung von Maulbronn, hg. vom
flat. Comit6, Stuttgart 1870, ©. 357),*
Auch im Regiiter ©. 702 iſt „Smerre (Serres)“ aufgeführt. Diefe Gleich-
fegung ift unrigtig®); unter Smerre in in ber That Schmie bei Maulbronn zu ver-
ſtehen, das noch Heute, namentlich beim Antritt von Enbungen, mit einem r am Schluß
geſprochen wird, Das ergiebt ſich auch ſchon aus ber „Bilgerfahrt“ bes Ritters
Anton von Harff... in ben Jahren 1496—1499 .... hg. von Dr. €. von Groote
«(Göln 1860). Das Jrinerar derfelben (S. 5), das von Cöln ausgeht (Bonn—Minten—
Remagen u. f. .), lautet für bie betreffenden Streden:
Item van Spijre oeuer den Rijn zo faren bys zo Broessel
eyn steetgen Spijers » 2 > 2.2. = 2... VImijlen
Item van Bruessel, hie heeft sich Swocbenlant an, zo
Breyten eyn steetgen palsgreefls . » » » . . . . . . Ilmijlen
Item van Rreyten zo Smeen . . . 2... Imijle
Item van Smeen zo Feyingen Wyrtenberche . . . . I mijle
Item van Feyingen zo Swepertingen Wirtenbergs. . II mijlen
Item van Swepertingen zo Canstat Wirtenbergs . . . Imijle
usw
Ih muß es andern überlaffen, bie ganze Frage weiter zu verfolgen. Das
„bums und andere Gelb“, das in Vaihingen 1483 neben bem Württemberger galt,
wird „bohmiſches“ fein. Über Gannflatt mag aus ber Inftruftion noch bie Bemerkung
‚angefügt werben:
Item vonn Kaynstaidt geyne Esslingenn II myle [.] züm staybe zu
Kaynstaidt nympt mann eyn sunder geleyde biss geyne Gyppingen III myle
2... . lobbenn ubber.
Bo bie Punkte ftehen, ift ein Wort unleferlih. Iſt ein Wirtshaus zum Löwen
in Göppingen aus jener Zeit bekanut? Und wer war ber Staib, bei bem man ba»
mals in Gannflatt Geleit nah Göppingen nahm? —
Nachſchrift Bei der Korrekiur: Weitere Nacforf gungen Haben ergeben, daß
Schmie nicht immer, wie oben vorausgeießt, abjeits ber großen Heerftraße lag, fonbern
daß biefe einft von ber Frauenkirche bei Lienzingen unmittelbar nad Schmie führte;
die Grunbflüde dort haben noch den Namen „am alten Roßweg“. Dunkel ift nur
noch, wie bie Straße von Schmie weiter lief und wann fie verlaffen und über Lienzs
ingen geführt wurbe.
Maulbronn. Eb. Neftle.
) Natürlich ſchon deswegen, weil ber Ort Serres und fein Name erſt 1699
entflanden if. Red.
Berein für Kunk und Altertum in Alm und Oberſchwaben.
Die Ausgrabungen des Himer Blterhimsvereins
bei Thannheim OR. Teutkirch.
Der Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben
hat vom 2. bis 5. Dftober 1901 bei Thannheim DA. Leutkirch auf den
Befigungen bes Herrn Grafen v. Schaesberg mit gütiger Bewilligung bes
Grundherrn drei vorgeſchichtliche Grabhügel geöffnet. Über die Ergebniſſe
diefer Grabungen erftatten die Leiter derfelben, Pfarrer Koch in Unter
Halzheim und Bauinfpeftor Braun in Ulm mit Lehrer Wetzel in Roth,
hiemit Bericht.
1. Hügel 1 und II.)
Bon Pfarrer Rod.
Annähernd in der Mitte des ganzen Illerlaufes, eine Stunbe
nörbli von der größten weſtlichen Ausbiegung des Fluffes, liegt deutlich,
erfennbar eine ftattlihe Nekropole aus alter Zeit, die ihre Sort:
fegung jenfeits der er, 3 km füblih, bei Bronnen bat, wo ein
Gräberfeld von circa 80 Hügeln liegt, aus denen (nad Unold, Ge
ſchichte Memmingen 1826) Leichenbrand, Bronzeſchmuck und Ton:
gefäße vor langer Zeit gehoben wurden. Heute verhüllt der Hochwald
die ehemalige wunderbare Ausficht auf die nahe Kronburg und den maje:
fätifehen Kranz der Alpen. Das Plateau der Nekropole, faft genau in
der Mitte zwifhen dem weftlihen Hügelrand und der öftlich tief am
Berghang eingegrabenen ler, ift höher gelagert als die Umgebung, nur
wenige Kilometer vom alten, an dieſer Biegungsftelle ausgedehnten Inun⸗
bationsgebiet des alten Stromlaufes, entfernt. Die Mer bat fi hier
in den Niederterraffenfchotter tief eingegraben. Der Schotter befteht aus
tötlihem Sand, reichlich Kies und auch Letten enthaltend.
*) Hiezu Abbildungen 16.
Die Ausgrabungen bee Ulmer Altertumsvereins bei Thannheim DW. Leuttirch. 155
Auf eine Fläche von einigen 100 m im Umfreis zählen wir heute noch
13 Hügel. In den 1860er Jahren waren e8 noch 22, in der Urzeit wohl
nod mehr, da aud im Felde fi noch Spuren überaderter Hügelzüge
zeigen und ber legte erfennbare Ausläufer als der Döhlbühler Kegel
2 km nad) Norden vorgeichoben it. Beachtenswert mag es erjcheinen,
daß Stüde einer faft Ferzengrad verlaufenden Straße, die heute noch
Waltherftraße heißt, an den Hügeln vorüber von Kellmünz auf das
römiſche Isny zuläuft. Ob diefe Waltherftraße mit dem Gott Balder
und prähiftorifchen Verkehrsſtraßen zuſammenhängt, laſſe ih unentſchieden.
Ich erwähne nur, daß 1 km öftli von den Grabhügeln der Oy-Hof iſt,
der die Grundmauern eines abgebrochenen Kirchleins zeigt. Die Volksſage
berichtet, daß Honigtau und Verfumpfung die alte Siebelung Dy zu Grunde
gerichtet und bie Bemohner nach der geſchützten Lage des heutigen Thann:
heim getrieben habe. Mächtige Hochäcker durchziehen das Gelände.
Auf die drei ausgegrabenen Hügel laufen fie in einer Breite bis zu 12 m.
Die beiden Illerhöhen tragen Spuren alter Verſchanzung.
Die Höhe und Stattlichkeit der Hügel hatte die Volfsphantafie
ſchon lange gereizt, aud) zweifellos Schaggräber fhon angezogen. Das
Refultat ſcheint ein negatives geweſen zu fein. So ſchien Vorſicht ge-
boten, beim Beginn der Grabung fofort auf vorausgegangene Angriffe
achtzuhaben. Alle drei Hügel erwieſen fi aber jedenfalls in ihren
tieferen Schitungen als intaft. Es fei bier noch ber liebenswürdigen
Bereitſchaft gedacht, womit Herr Graf v. Schaesberg Erlaucht die Grabung
auf feinem Grund und Boden zugelafien hat.
Ber L Hügel.
Der erfte Hügel war wohl ſchon durch feine Größe vor Räubern
geihügt. Er hat eine elliptifche, beinahe rumde Form, an der Bafis 25
bezw. 23 m Durchmeffer; an der Echeitelhöhe 6,5 m Durchmefjer. Die
Höhe betrug 2,9 m.
Der 1. Tag der Grabung verlief wenig befriedigend. Es be:
ftand urfprünglich die Abficht, den Hügel fchichtenmeife im ganzen Um—
fang abzutragen, doch wiefen einzelne Funde unverkennbar nach der Mitte.
So beſchloß ich, den Hügel trichterförmig und zugleich mit Querſchnitt zu
öffnen. Bei 1m Tiefe zeigten fih die erften Kohlenfpuren, deren Lage:
rung um einen Kieskegel, der in einer Tiefe von 1,40 m anhub, bald zu
erfennen war.
Bei 1,60 m Tiefe zeigten ſich, weftlih an den Kegel angelagert,
3 ſchwarze Tonfcherben, öſtlich angelagert 1 roter Tonſcherben mit gra:
phitierter Wandung in der Tiefe von 2m. Bis zu dieſer Tiefe führte
4156 Verein für Kunft und Altertum in Um und Oberſchwaben.
uns ber erfte Tag; grobe Flußkieſel waren nun geſchichtet, freilich nicht
zu eigentlihem Steinfag, fondern offenbar nur als obere Dede ber fämt-
lichen Grabſchichten, die im einzelnen feine Spur von Steinfag zeigten.
Hätte die Dämmerung nit Einhalt gethan, meine ſchatzgierigen Arbeiter
hätten weiter gegraben. So aber zogen wir heim, feiner befriedigt, id
durch die geiftvollen und peſſimiſtiſchen Nandgloffen der Männer aus dem
Volke nicht gar ſonderlich auferbaut. —
Ein trüber, feuchter Herbftmorgen rief zur Arbeit des 2. Tages.
Die Aufpizien waren gute.
Bei 2,20 m Tiefe fanden fi in graugelbem Letten eingebettet zahl:
reihe Trümmer einer Urne mit Afcheninhalt, ſüdöſtlich an den Kiefeltegel
angebettet; 26 cm tiefer, deutlicher noch in einen Zettenballen verſchloſſen,
der Henkel eines ſchwarzgrauen Tonfruges, 10 cm lang, Richtung Nord:
Süd, darunter im Umkreis von 10:20 cm vertifal unregelmäßig liegende
Scherben diejes in feinem Lettenhaufe zerbrüdten Kruges, dabei ange:
brannte Steinfplitter mit verbrannter Aſche und Rnochenfplittern, 4 cm
weftlih unter dem Henkel ein roher Steinmeißel; in füblicher Fortjeg-
ung des Henkel, feitlih mit Bauchung nad) unten, ein größeres Ton:
flüd 7:8"/e cm, darauf ein Meiner Scherben; links davon ein mittel:
großes Stüd mit Bauchung nad oben, unterhalb angebrannter grauer
Letten.
Oſtlich vom oberen Teile des Henkels Scherben einer bünnwan-
digen Vaſe mit ſchöner verfürzter Wölbung, öftlih vom Krughenfel dem
Anſcheine nah rohe Steinzeuge, einige Pfeilfpigen und Schaber (?),
darunter ein zmweiter Feiner Henkel und vermutlich Eleine Pfeilipigen;
30 em nördlich vom großen Henfel neue dide Vaſenreſte, ein mittelftartes
Tonftüd mit Fußanfag — eine 3. Vafentype. Dazu noch Trümmer
einer 4. Vaſe, 1’/ nım did. Seitlid ein großer Illerkieſel mit runder
Brandfpur. Auf der weftlihen Gegenfeite des an diefer Stelle 1,30 m
breiten Kieſelkegels fand ſich ebenfalls in der Tiefe von 2,20 —2,40 m
eine Branbplatte mit 7 cm dichter Aſchenſchicht, 15:30 cm breit. In
dieſer Schichte befand fi aber nur ein dünnes Tonftüd mit Warze und
ein mit Roft überzogenes 2 cm großes Eijenftüd.
Dies das Refultat des 2. Tages. Nicht gerade groß, aber nad
unfern refignierten Anjprüden vom 1. Tag ber doch groß genug, um
mit dem gegen Abend aus Um erfchienenen Herrn Bauinfpektor Braun
aud die Inangriffnahme des zweiten Nachbarhügels — 30 m wefſtlich
— beſchließen zu können.
Der 3. Tag brachte nun alſo doppelte Arbeit. Verfolgen wir zu:
nächſt erſchöpfend die Enthülungen des erſten und größten Keltengrabes.
Die Ausgrabungen bes Ulmer Altertumsvereins bei Thanuheim ON. Leutkirch. 457
Hügel I
Netör! Gestalt 1m HM. 1:200.
!Mihenmafsstab 1:50
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1 Alr dem Scherben &
Arab Ume ın Litten
Henkıl ın Laim
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90
G2
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—— — 4
Abbildungen 1, 2 und 8.
Zunächſt erweiterte ſich die Weſtfundſtätte zu einer 50—60 cm großen
Brandplatte, die noch 2 Eifenftüde von etwa 4 cm Länge und 2 cm
Dide bot und auf geftampften Letten gebettet war.
458 Verein für Kunft und Altertum in Um und Oberſchwaben.
Die Nord: und Sübfeite verhielt fi dauernd negativ. Da, es
war gegen 11 Uhr, vernahm ich vom zweiten Hügel aus, aus der Krater-
tiefe des erften Hügels den Ruf: „Rommen Sie glei! Es ift etwas ganz
merkwürdiges los!“
Ein Arbeiter hatte die Holzbededung, unter der eine bronzene Si-
tula den jahrtaufendjährigen Schlaf ſchlummerte, mit feiner Hade ange
broden. Maladitgrüne Patina leuchtete mir entgegen. In vierftünbiger
Arbeit wurde die Situla in ihrer vollen Schönheit geborgen, unter Affi-
ftenz des allzeit Hilfsbereiten Heren Forſtmeiſters Denner. Ihre Lage ift
2,65 m tief, 1,30 m vom Mittelpunft direkt ſüdlich an die Bafis des
Kieſelkegels angelagert, mit liebender Sorgfalt in ein großes Lehmhaus
gehült mit einer ringsfeitigen Wandung von 25 cm, mit Meinen zer
ſchlagenen Steinchen durchſetzt. Ein angebranntes, von Südoft nad Nord
weft gerichtetes Brett war über die Urne gelegt, auf dem bis zur Höhe
von 14 cm Kohlen: und Afchenrefte lagen, die auch die Situla bis zum
Fuße umgaben. Der Keffel, auf ſchwarzgrauem, gekörntem Letten ftehend,
ift etwas nad Süboft geneigt, daher diefe Seite fi weniger gut erhalten
zeigte. Die Höhe beträgt 24 cm, der obere Durchmeſſer 21 cm, der
obere Umfang 71 cm, ber mittlere 61 cm und an ber Bafis 44 cm.
Die Pietät, mit welcher diefe Situla geborgen worden war, mögen wir daraus
erfehen, daß fie von außen und innen in ein Geflechte eingehült war,
deffen grobe Fäden, rechtwinklig laufend, vieleicht die Refte eines Kleides
geweſen find. Nach Entfernung bes Holzdedels zeigte fi an ber Ober:
fläche der Situla, 4 cm unter Afchenreften, ein grober, nicht gebohrter und
nicht gejchliffener grüner Steinhammer, an ber öftlihen Peripherie ge
lagert und in der Fortfegung zwei Pfeilfpigen und eine Lanzenfpige.
Plöglih bligte wieder fmaragdgrüner Bronzeton auf und bie
Unterfuchung ergab, daß e8 der nach oben ftehende Henkel eines von Südoft:
nah Nordweſt eingelagerten Gefäßes war, das fich fpäter als ein Bronze:
napf von 9 cm Tiefe und 15,5 cm Durchmeſſer erwies.
Der Boden des Bronzenapfes barg Heine Moospartikelchen und ein
verwelktes, vollftändig erhaltenes Laub, das aber alsbald in der Berüb:
rung mit der Luft verfiel. Der zähe, lettige, grauſchwarze Humus in
Napf und Situla verraten die Beimifhung aufgelöfter Knochenreſte. Cal:
cinierte Knochen fanden fich nicht.
Es mar ein wundervoller Anblid, nachdem wir die Situla im
Schweiße unferes Angefihts aus ihrer Tiefe von fat 3m mohlgeborgen
am Rande des Hügels ftehen hatten. Der Henkel funktionierte noch famos
in feinen Öjen. Die funftvolle Vernietung der beiden Ciftahälften, das
wundervolle Profil der ſchlanken Ciſta, die lebendige Farbe der Patina
Die Ausgrabungen des Ulmer Altertumsvereins bei Thannheim OA, Leuttirch. 159
leitete unmwillfürli die Phantafie zurüd zu dem Totenfeft für biejen
Toten, der vor Jahrtaufenden unter den Illerbewohnern eines Hauptes
größer geweſen fein mag denn alles Bolt.
Weſtlich neben der Situla fand ſich ein zweiter Lettenballen, deſſen
Inneres aber nichts als Kohlenbrand und braune Kulturſchichte ohne alle
Scherben oder Metalle zu Tage förderte.
Denfelben Inhalt zeigte der an diefen zweiten Lettenballen nad) Weiten
anfhließende dritte Lettenballen, 60 cm hoch, 50 cm breit.
Bemerkenswert war aber hier ein auf dem Ballen auffigender Nucleus,
ein weißer Kiefel, der noch die deutlichen Einfäge des Steinmeißels und
die abgefplitterten Flächen zeigt. —
Der 4. Tag gab uns Aufihluß über die nörblice Hälfte des
1. Hügels; ſchon am 2. und 3. Tag hatten die Arbeiter an nörblichen
Stellen flarfverroftete Tänglihe Eifenftüde gefunden, die zweifellos
Trümmer von Waffen waren. In einer Tiefe von 2,60 m, aljo auf der
Höhe der Situla, fanden fih nun zufammenhängende Eifenftüde, auf
gelben Letten gelagert, mit caleinierten Knochenreſten. Eine genaue Unter:
ſuchung und Abmefjung ergab folgendes intereffante Refultat. Während
wir bisher nur Leihenbrand hatten, lag hier als unverbrannte Leiche be-
ftattet, das Skelett freilich vom Letten faft aufgezehrt, ein Krieger, am
Nordrand des Kieskegels in der Richtung von Weft nad) Oft, zur reiten
Seite das Schwert. Spuren fonnten noch bis zu 60 cm Länge gemefien
werben. Parallel zum Schwerte, 90 cm entfernt, zur Linken des Toten
eine eiferne Lanze, deren röhrenförmiger Schaft noch Eonftatiert werben
tonnte, nit mehr aber die Länge. Im rechtwinkliger Fortfegung der
Lanze, wohl auf Brufthöhe des Toten, ein eiferner Halbfchild von der
Form eines Halbmondes. Deutlih waren Budel, die eifernen Querftäbe,
die Holzunterlage des Schilde und die Nieten zu erkennen. Die Höhe
des Schildes maß 90 em, die mittlere Breite 15 cm. Oſtlich am Schild
angelagert fand ſich ein gebogenes, verziertes Eifenftüd, vieleicht Trümmer
eines Helms oder Horns.
Zur Linken des Toten und zu feinen Füßen fanden fich noch zwei
Lettenballen, je 2m vom Zentrum. Sie enthielten wie die Ballen 2
und 3 nichts als ſtarke Branderde und Steinfplitter. —
Am 5. Tag unterfuhte Herr Lehrer Wegel den Umkreis der Si-
tula noch weiter, da fi Spuren einer Urne zeigten. Das Refultat war:
beinahe ſenkrecht unter der Bronzeſitula lagerte noch, faft auf ebener
Erbe, auf zwei aufeinander liegenden 5 cm ſtarken Brandſchichten ein
Tongefäß, 20 cm weit. Im Innern fcheint noch ein Eleineres Gefäß
geweſen zu fein.
162 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberfäwaben.
tragend, dann im Mittelpunkt des ganzen Leihenzuges 2 Männer, die
Situla rechts und links am Henkel tragend. Rückwärts wird ein Widder
geführt. Dann kommen 3 Männer, ernft ſchreitend, noch einmal 3 Frauen,
Totenurnen in verſchiedener Form auf dem Kopfe tragend, den Schluß
bilden 2 Männer, von denen einer eine Situla en miniature und Der
andere ein großes Schwert trägt. Ein großer Hund befchließt den Zug.
Vieleigt dürfen wir uns das Thannheimer Begräbnis in ähnlicher Art
vor ſich gehend denken.
Bas den ber Thannheimer Situla eingelegten Bronzenapf (f. Ab-
bild. 13, Nr. 2) betrifft, fand ich bisher nur im II. Band von Linden:
ſchmit ein der Form nach faft ibentifches römifches Bronzegefäß mit reicher
Verzierung, von Lindenſchmit als „Schöpfkelle“ bezeichnet. Das am Boden
gefundene Laubblatt und Moos läßt auf eine Benügung zur Einlage einer
Speis-Dpfergabe vielleicht ſchließen. Der Napf ift auf dem Wege des
Metalldrucks Hergeftellt, alfo nicht gehänsmert und genietet wie die Situla.
Auf halber Höhe bis an den Rand find außen feine Deifins in Zahn:
und einfacher Strichmanier eingerigt. In den Henkel ift ein zarter Stab-
rand eingemeißelt. Der Boden hat eine aufgebogene Rabe.
Noch eine Frage wäre zu erledigen: Welde Anhaltspunkte giebt
uns die Keramik der Gefäße? Leider haben ſich ſämtliche Ton:
funde dieſes erften Grabes nicht zufammenfegbar erwieſen. Der ungeheure
Drud von oben, die Preffung des Lettenballens, der Eingriff in das
Grab zur Nachbeftattung haben allzu zerftörend gemirkt. Im Vergleich
zu Grab II ift folgendes zu Eonftatieren. Die Gefäße müſſen ver:
hältnismäßig ein und andere Typen gemeien fein. Graphitiert waren
nur wenige Scherben, dagegen bie meiften naturbraun oder ſchwärzlich
Außerdem waren die Gefäße nicht ſowohl fhüffelartig, ſondern es waren
meift Krüge und Krüghen mit Henkeln, einzeln, zu zweien und einmal
zu vieren beifammen. Brand» und Knochenreſte fanden fi auch außer
halb des Gefäßes. Speiſe-, bezw. Körnerrefte waren nicht zu erkennen.
Ber II. Bügel.
Der dritte Tag der Ausgrabung brachte die Öffnung des zweiten
Reltengrabes, das fih an das erfte in ca. 50m weſtlicher Entfernung
anſchließt, durch große Hocaderbeete getrennt, die einen weiteren großen
Hügel norböftlih von Hügel I dem Erdboden faft gleich gemacht haben.
Hügel II ift bedeutend Eleiner, an ber Bafis ca. 18 m, an der Scheitel:
höhe ca. 5 m breit, im ganzen ca. 2m 30 cm ho. Auf Grund der
‚Erfahrungen mit Grab I ließ ich zunächſt die obere ganze Scheitelhöhe
bis auf 50 cm abheben. Schon in einer Tiefe von 20 cm fand fi
Die Ausgrabungen bes Ulmer Altertumsvereine bei Thannheim OA. Leutkirch. 163
eine auffallende Zahl gefplitterter Steine, in 40 cm Tiefe ein Nucleus,
ein Heiner rötliher Steinmeißel mit zweifellofen Spuren der Bearbeitung.
5
Zetömschrhim mit Shedey-
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Napstab 1.200
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Abbildungen 4, 5, 6.
Ebenſo ein Schabmeffer und Pfeilipigen. Es fei daran erinnert, daß auch
bei ben Hallftattgräbern von Ejte bei Padua im Alluvialfand zahlreiche
Steingeräte gefunden murben, befonders auch Pfeilfpigen.
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162 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſch.
tragend, dann im Mittelpunkt des ganzen Leichenzuge
Situla rechts und links am Henkel tragend. Rückwärt«
geführt. Dann fommen 3 Männer, ernft ſchreitend, nod -
Totenurnen in verjdiedener Form auf dem Kopfe tr
bilden 2 Männer, von denen einer eine Gitula en '
andere ein großes Schwert trägt. Ein großer Hund
Vieleiht dürfen wir uns das Thannheimer Begräbni
vor fi gehend denken.
Was ben der Thannheimer Situla eingelegten B
bild. 13, Nr. 2) betrifft, fand ich bisher nur im IT!
ſchmit ein der Form nad) faft identiſches römifches B:
Verzierung, von Lindenſchmit als „Schöpfkelle“ bezeid
gefundene Laubblatt und Moos läßt auf eine Benütz
Speis-Opfergabe vieleicht fliegen. Der Napf ift
Metalldrucks bergeftellt, alfo nicht gehänmert und g —
Auf halber Höhe bis an den Rand find außen f
und einfacher Strichmanier eingerigt. In den Hent
rand eingemeißelt. Der Boben hat eine aufgebog u
Noch eine Frage wäre zu erledigen: Welc
uns die Keramik der Gefäße? Leider hab —
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Druck von oben, die Preſſung des Lettenballen
Grab zur Nachbeſtattung haben allzu zerſtörend
zu Grab II if folgendes zu konſtatieren. D
bältnismäßig Hein und andere Typen geweſen
nur wenige Scherben, dagegen bie meiften nat
Außerdem waren die Gefäße nicht ſowohl ſchüſſ -
meift Krüge und Krügchen mit Henkeln, einzel
zu vieren beifammen. Brand- und Knochenreft
halb des Gefäßes. Speife, bezw. Körnerreſte
Der IL Bügel.
Der dritte Tag der Ausgrabung bradji
Reltengrabes, das fih an das erfte in ca.
anſchließt, durch große Hochaderbeete getrennt,
Hügel norböftlid von Hügel I dem Exrbbober
Hügel II ift bedeutend Heiner, an der Bafis
hohe ca. 5m breit, im ganzen ca. 2m 3C'
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2-9 Pfeilfpigen
4166 Berein für Kun und Altertum in Ulm unb Oberſchwaben.
flimmung der Spangen ift heute noch zweifelhaft. Ihr Zufammente
mit den Armfpangen macht es wahrſcheinlich, daß fie Frauenfhmud find.
Die Vermutung geht dahin, daß es Fußipangen waren (f. Abb. 13,Rr. 10m 111
Die gefundenen Eremplare haben den Vorzug, zu den größten unter
den bisher uns befannten zu gehören.
Damit waren die Funde in Hügel IT erſchöpft, rei genug für
jweitägige Arbeit.
Die Unterfuhung des Lettenkegels bradte einige Enttäufcheng.
Es waren 2 geftampfte, mit Brand durchzogene Lettenſchichten, 15 m
breit ohne jede Beigabe. Die 2 Schiten waren 18 cm und 20 cm did.
Bis zum gewachfenen Grund Fam noch Kiesſchicht, etwa 50 cm tief, io
baß ſich für Höhe, beim. Tiefe des IT. Hügele 2 m 30 cm ergab.
Der Höhendurchfchnitt des II. Hügels ergiebt hienach 2 Beftattunge-
ſchichten: eine ältere aus der jüngeren Halftattzeit und eine frühere aus
der La Tene-Zeit, mit Schwert und Dolch, aber nit wie in Grab I
Stelettbeftattung, fondern noch Brandbeftattung, auf diefer Schicht Stein:
zeug aufgefchüttet. Die Refte des Schwertes und die 4 Heinen Gifen-
partikelchen in ber oberen Schichte könnten freilich auch durch Nachbeftattung
an bie obere Schichte gefommen fein, fo daß fie ebenfalls der jüngeren
Hallſtattzeit angehörig, die bereits Eifenklingen hatte, urſprünglich neben oder
über den Urnen gelagert geweſen wären. Naue fagt, daß in der jüngeren
Bronzezeit bie Meſſer meift abfeits von den übrigen Beigaben liegen.
Durch die Schönheit der Bronzen könnte man verjucht fein. das
Grab der älteren Hallftattzeit zuzumeifen. Dagegen legen aber die Urnen
und Flachſchalen ein Veto ein. Denn es hat ſich bei der Zufammen:
fegung der Urnen herausgeftellt, daß befonders die große Urne in mander
Beziehung der Form und der Einfachheit der Bemalung nah den Ge
fäßen des Härdtfeldes gleiche, und die dortigen Funde find jüngere
Hallftattkultur.
Ich gebe noch eine Befchreibung der Urnen und Flachſchalen nad
den von Präparator Witſcher feftgeftelten Maßen. Von den ð Gefäßen
konnte feine fachkundige Hand 6 noch zufammenfügen. Er fchreibt mir:
Scherben von verfdiedenen weiteren Gefäßen konnten troß größter Mühe
nicht zufammengejegt werben, da ber größte Teil fehlt; unter dieſen ver:
dienen diejenigen von einer ebenjogroßen Urne, wie die erfte, aud was
Bemalung betrifft, erwähnt zu werden. Die Gefäße beftehen aus einem
fandigen, grauen Ton, welder je nach Farbe mit einem feineren folden
Ton überzogen ift.
Es find folgende zufammengejegte Urnen:
1. Ein Prachteremplar, einzig in feiner Art, nächſt unferen Bronzen
‘87 bungngan
Bien Google
Die Ausgrabungen bes Ulmer Altertumsvereins bei Thannheim DA. Leutkirch. 467
der Stolz der Ausgrabung, eine große rote Urne, am oberen
Teile dunfelrot gefärbt; Rand und Hals, ſowie bie dreifachen
Zickzacklinien find mit Graphit bemalt. Höhe 56 cm, Durch⸗
meſſer 67 cm. — Die größten Urnen bei Mergelftetten find
35 Höhe zu 36 und 32:40. Zweifellos zeugt dieſes und das
nicht zufammenfegbare Eremplar von gewiſſem Wohlftand und
deutet in Verbindung mit dem Bronzefund auf ein Abelsgrab
(1. Abbild. 13, Nr. 3).
2. Kleinere Urne, einfach braum, ohne Bemalung, etwas gebrüdte
Birnform, Höhe 33 cm, Durchmeſſer 42 cm (f. Abbild. 13, Nr. 6).
3. und 4. 2 gleiche telerartige verzierte Platten. Der braunrote
Rand ift mit Meinen Ringen und Linien verziert, teilweife mit
Graphit, wie ber ganze innere Teil bemalt. Köhe 10 cm,
Durchmeſſer 33 cm (f. Abbild. 13, Nr. 4 und 5).
. Kleine rundliche, rotbemalte Urne. Der obere Teil mit doppelter
Bidzadlinie ſchwarz bemalt. Höhe 10,5 cm, Durchmeſſer 18 cm
(f. Abbild. 13, Nr. 9).
6. Größere Schüffel aus braunem Ton, bod zum größten Teil
mit Graphit ſchwarz gefärbt. Höhe 12 cm, Durchmeſſer 26 cm
(. Abbild. 13, Nr. 8).
. Kleines ſchwarzes Schüffelhen, ebenfalls mit Graphit gefärbt.
Höhe 6 cm, Durchmeſſer 14 cm (f. Abbild. 13, Nr. 7).
2. Hügel TIT').
Bon Yauinfpeltor Braun und Lehrer Wepel.
Vergleicht man die neueren Forſchungen insbefondere von Med.Rat
Dr. Hebinger und die vorliegenden früheren Ergebniffe mit den Refultaten
der Ausgrabung in Thannheim, fo ift insbefondere auch mit Rüdficht auf
den Inhalt des III. Hügels anzunehmen, daß man es mit Beftattungen
aus der La Tene-Periode zu thun bat, in welder eiferne Waffen und
Geräte ſchon eine große Rolle fpielten und die Herftellung getriebener
Bronzegefäße eine gewiſſe Vollfommenheit erreicht hat.
Die La Tene-Periode zeigt ja im Gegenſatz zur Hallſtattkultur
eine ftarfe Abrundung ber Formen und beſonders kräftig hervortretende
Profilierung. Tie Waffen aus Bronze verfhwinden und machen eifernen
Waffen Plag, unter denen die vorzüglich gearbeiteten, fehr dünnen zwei⸗
ſchneidigen Eifenflingen und die eifernen, bandartig geformten Budel auf
Holzſchilden befonders hervorzuheben find. Bronze wird in volllommener
Weife zu Schmuckſachen und Gefäßen verwendet.
*) Hlegu Abbildungen 7—12.
eo
168 Berein für Kunf und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Auf diefe Zeit weiſt auch die Form der Situla ober Eyfte des
I. Hügel hin, wie ſich beim Vergleich mit dem Kefjel von Münfterwalde
ergiebt.
Gradhügel 27
Mafistab .1:209
7
Durchschnil?
8
Gifscheien
! Starke Brandsahichte *
Untere Bi
— te ehe, /
—
Grundriss ' Hafısiab 2120
Schichten 187
Tufı zwischen?
FE
Abbildungen 7, 8, 9.
Im glücklicher Weife ergänzen fi die Funde in den 3 Hügeln zu
einem Bilde von feltener Vollkommenheit und Klarheit. Während bie
Vronzen des mächtigen erften Hügels die Schönheit [ver zu religiöfen
und häuslichen Zweden dienenden Gefäße darthun und der zweite Hügel
Die Ausgrabungen bes Ulmer Altertumsvereins bel Thannheim DW. Leutfich. 469
Toftbaren und feltenen Schmuck ans Licht förderte, enthüllte der II. Hügel
in prächtigen, leider nicht erhaltbaren Eremplaren einen Teil ber Krieger
Abbildung 10.
Abbildung 11.
rüftung aus der damaligen Zeit. — In fübmeftliher Richtung von I
und II, ca. 40 m von II entfernt, liegt der III. Hügel, nahezu freisrund,
2,3 m über das wellige Terrain erhöht, unten 17, oben 7 m Durch-
170 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
meſſer. Die Ausgrabung wurde am Freitag den 4. Oftober von Lehrer
Wetzel nod in Angriff genommen, nachdem das II. Grab ausgebeutet
worden war, und am 5. Oftober beenbigt.
Gleich 30 cm unter der Oberfläche fanden ſich einige dunkelgraue
Gefäßfcherben. Dieſes Vorkommen wiederholte fih in einer Tiefe von
1,50 m. Das feine lehmige Material, aus dem der Hügel aufgefchüttet
war, enthielt vielfach gefplitterte Steine aus einem harten, kieſelhaltigen
Material, das roh bearbeitet ſchien, ohne die Vollftändigfeit der Be:
arbeitung eigentlicher Artefakte zu erreichen, fo daß zweifelhaft bleiben
muß, ob man ed mit Steinwerfjeugen zu thun hat.
Nah der Tiefe zu wurde das Vorkommen diefer Steine immer
häufiger, bis fi) endlich in 1,6—1,7 m Tiefe eine 5—7 cm ftarfe Brand-
ſchicht zeigte.
Diefe Brandfhicht umgab und durchbrach eine die Mitte des Hügels
einnehmende Kiesfülung, welche mit 1,5—2 m Durchmeſſer bis zu 1,5 m
unter die Oberfläche des Hügels hinaufreichte und ſich hauptſächlich von der
Mitte aus gegen Norden ausbehnte, während die Seite bes Hügels
gegen Süden ſich leer zeigte.
Diefe Brandſchicht war auf zähen, gelben Letten aufgebettet und
enthielt Knocenfplitter von Tieren und Holzkohle. Aus dem Letten
konnte nad) furzer Zeit gegen Weften von der Mitte aus und genau in
der Are von Oſt nad) Weft ein ovaler Schild herausmobelliert werden,
deſſen Form noch vollftändig erhalten war (ſ. Abbild. 10).
Unter der verrofteten Eifenhaut, in der nod) einzelne Rägelköpfe
bervortraten und auf mwelder der Schildbuckel fi abhob, war deutlich
die Struktur des Holzes zu erkennen, das eine Stärke von 2—2'/z cm
hatte. Die mwellige Wölbung dieſes Schilde trat bei weiterer Arbeit
heraus und noch gut erhaltene Stüde an dem umgebogenen Rand zeigten
die ſtarke Eifenfafjung und ließen die Gefamtformen des feltenen Stüde
hervortreten.
Glücklicherweiſe war Bauinſpektor Braun Samstag mittags eben
angelommen und fonnte fofort die Einzelheiten genau aufnehmen. So
wurde in ununterbrochener Reihenfolge weiter der öftlich in der Mittelachie
liegende Rundſchild mit 60 cm Durchmeffer (Abbild. 11), ſodann der längliche
Schild gegen Nordweſt (Abbild. 12) und ein zweiter Rundſchild (Abbild. 11)
mit 75 cm Durchmeſſer gegen Norboft aufgevedt. Alle waren forgfältig in
fefte Lettendeden eingehüllt und zeigten, wie beim erften Schild, noch deutlich
die Nefte des Holzes und des Beſchlägs. Zwiſchen den Schilden in ber
Richtung von Oſt nad) Weft gelegt ergaben fi die Spuren von Langen
und Schwertern, welche hier gelegen hatten, deutlich) im Lehm abgezeichnet,
Die Ausgrabungen des Ulmer Altertumbvereins bei Thannheim OX. Leutfich. 474
aber die Refte waren nicht fo erhalten, daß man irgend eine beftimmte
Form hätte nachweiſen und aufnehmen können.
€ war ein hocherfreulicher Anblid, die vier Schlachtſchilde in voll-
fändiger Deutlichleit vor fih Liegen zu fehen. In die Freude mifchte ſich
aber das tiefe Bedauern darüber, daß wir feine Mittel beſaßen, dieſelben
zu erhalten, denn bei der leichteſten Berührung zerfielen die verrofteten
Eifenteile mitfamt dem Holz, und nur einzelne Broden konnten erhalten
— — — —
Abbildung 12.
werben. Vielleicht hätte man durch Tränken mit heißem Leim und forg:
fältiges Ausheben nach wieder erfolgter Erhärtung das eine oder andere
Stüd retten Tonnen, aber dazu wäre noch weitere tage:, ja wochen—
lange Arbeit notwendig geweſen. Nicht einmal photographiih konnten
wir das interefjante Bild fefthalten.
Wir mußten uns mit der möglichſt genauen Aufnahme begnügen.
Die Schilde lagen mit der Eifenhaut nad) oben, als wollten fie noch
die beftatteten Krieger deden. Während die obere Brandſchichte Meine
132 Berein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberihwaben.
Knochenſplitter enthalten hatte, war die untere Brandſchichte vollſtändig
gleihmäßig und ohne befondere Beimifhung.
Von den vier Schilden war der boppeltgemwölbte längliche, in der Dit:
Weft:Achfe. gelegene von befonderem Intereſſe durh die künſtliche Form
ſowohl als durch die Art der Wölbung (ſ. Abbild. 10).
Allen Anzeichen nad) waren die Eifenteile, insbefondere der Budel
in der Mitte und ber Rand, mit Eleinen Rofetten verziert. Die Art der
Bearbeitung des Metalle fonnte bis jegt nicht mäher feftgeftellt werden.
Gewaltiger noch war in feiner größeren Breite der Ovalſchild gegen
Norden (Abbild. 12). Zierlicher erſchienen die beiden Rundſchilde. Mehr
am Rande gegen Nordweſt famen noch einige Scherben neueren Datums
zum Vorſchein. Ebenſo wurde der Schädel eines Schweins gefunden,
das dort fpäter verfharrt worden war. Diefer Fund hat alfo wohl mit
der Thatfahe nichts zu thun, daß in den Grabhügeln aus der Keltenzeit
vielfach die Knochen des Ebers als Beigabe gefunden wurden.
Die weitere Grabung zeigte bald den gewachſenen Boden, ohne daß
noch Funde gemadht worden wären, jo daß wir bei einbrechender Duntel:
heit unfere Arbeit an den drei Hügeln als beendigt anfehen konnten.
Am felben Abend wurden noch fämtlihe Fundftüde forgfältig ver:
padt und zur Bahn gegeben. Damit war bie Arbeit in Thannheim vor:
erft abgeſchloſſen.
Biberacher Studenten im 15., 16. u. 17. Jahrhundert.
Im ausgehenden deutſchen Mittelalter war der Drang nad) Geiftes-
bildung ein immer regerer geworben. Wenn darum im nörblichen Deutfch-
land jo mande hervorragende Schulmänner und Pädagogen all ihre Kraft
und Wirffamkeit im Jugendunterricht aufgehen ließen, fo ift es nicht un
intereffant, auch auf engerem oberſchwäbiſchen Boden nah dem Stand
der Bildung und dem Streben danach fi) umzufehen.
Dem zweifellos großartigen Bildungsbebürfnis entiprah in ben
oberſchwãbiſchen Städten eine bemunderungsmürdige Rührigkeit. Schon
frühzeitig entftehen alleuthalben Schulen und wenn wir auch über die
einzelnen erteilten Schulfächer keinen beftimmten Aufſchluß haben, fo ift das
Vorhandenfein einer Schule Beweis genug, wie tief das Bilbungsbebürf-
nis fi) feftgemurzelt hatte. Hatten die in den oberſchwäbiſchen Städten
angeftellten Lehrer auch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, ihre Pflicht
haben fie jeberzeit gethan und ihre Schulen dürfen als nur gute bezeichnet
werben. Das beweifen die zahlreichen Söhne aus Oberſchwaben, bie ihre
Studien in den Klöftern fortfegten, das bezeugen die Univerfitäts-Matriteln,
in denen oberſchwäbiſche Städte in einer Weife vertreten find, die ihre
fonftige Bedeutung weit überfteigt.
Neben Ulm fandte die freie Reichsſtadt Biberach an zweiter Stelle
die meiften Studenten auf die Hochſchulen. Nicht nur die ſüddeutſchen
Univerfitäten wurden von Biberachern beſucht; wir finden fie — wenn
auch nur vereinzelt — an den Univerfitäten Erfurt, Wittenberg und
Krakau.
Ramen für Oberſchwaben im Beſuche der Univerfitäten hauptſäch-
lich Freiburg, Tübingen und Heidelberg in Betracht, fo mag es auffällig
erfcheinen, daß weitaus die Mehrzahl der Biberacher Studenten ſich
auf der Tübinger Hochſchule einfand. Auch in den Zeiten, wo Tübingen
fehr wenige Stubenten aufzuweifen hat, in ben ſchweren Zeiten felbft bes
dreißigjährigen Krieges, wo man von ben übrigen oberſchwäbiſchen Städten
kaum zehn Studenten in Tübingen findet, find Biberacher in guter Zahl
vertreten. Grund diefer Erfheinung mögen nächft ber in Tübingen ein—
174 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberfhwaben.
geführten Reformation die vielen von Biberachern dorthin gemachten Stif
tungen gewefen fein. Auch wird der Ruf der Biberacher Gelehrten,
welche Lehrſtühle an der Tübinger Univerfität inmehatten, der Juriſten
Gregor Lamparter und Johannes Hochmann, der Philofophen Simen
Kepler und Johannes Hohmann, eine befondere Anziehungskraft auf ihre
Landsleute ausgeübt haben.
Tübingen 1477 — 1677.
(Roth, Urkunden zur Geſchichte der Univerfität Tübingen 1477—1550).
1477 Johannes Teschler de Bibraco. Georgius Lamparter de Bibraco
studens Basil. (geboren 1463. Profefjor ber Rechte zu Tübingen. Rektor ber Uni
verfität 1487. Zum zweitenmale Rektor bajelbft 1498, geſtorben 1598).
1483 Johannes Renbolt de Bibraco. Simon Caldeatoris ex Bibrach studens
sen bacc. basil. 16. Juni Joachim Schad ex Bibraco, die Katharine virg. (25. Ro.)
Conradus Borrer de Bibrach.
1490 35. Yug. Georgius Lengenberg de Bibraco.
1495 16. Maii Caspar Nothelfer (Nothaft) de Bibraco. 16. Maij Jhero-
nimus Clawfligel de Bibraco.
1496 8. Sept. Wolfgängus Rein de Bibraco. 8. Sept. Felix Bein (Rain
de Bibraco.
1501 17. Sept. Felix Relling ex Bibraco.
1509 2. Augufti Christofferus Gopp (Gab) de Biberach.
1511 18. Aug. Erasmus Schriber de Bibraco.
1512 24. Aug. Johannes Zimerman de Bibraco.
1514 2. May Bernhardus Holtzapfel de Bibraco. 29. Oct. Martinus Zimer-
man de Bibraco. 12. Nov. Gallus Haas de Biberaco.
15%0 26. Junit Gallus Nothelfer de Bibrach.
1521 ult. Sept. Johannes Riech de Bibrach.
1522 14. Mai Jacobus Muller Bibracensis. 2. Juli Hainricns Eckelspach
de Bibraco.
1523 6. Nov. Johannes Bender de Biberaco.
1524 Georgius Rörlin Biberachensis.
1527 23. April Johannes Schad de Biberaco (Domprobft in Conſtanz alias
Gretzinger, Roth &. 642). 24. Juli Hieronimus Henneberger de Biberach.
1589 21. Jan. Caspar Stecher Bibracensis.
1540 Mensis Maij Jacobus Felber de Biberaco.
1541 17. Oftob. Ludowicus Bebelius Bibrachensis (1550 doctor medic.).
Latrioula universitatis Tubing.
(Univerfitätsario V 26, 27 und 82.)
1547 25. Mai Malachias Ramminger biberacensis. 26. Mai Guielmus
Brandenberger biberacens. 4. Juni Joannes Hochmann biberacensis (Profejler an
der juriſtiſchen Fakultät zu Tübingen, Witbg. Ihrb. 1877 S. 9. Cin anderer Jeh
Hodmann von Biberad) war Profeifor ber Philoſophie in Tübingen, Ebenda ©. 89
16. Juli Georgius Scherrius Biberacensis.
Biberacher Stubenten im 16., 16. und 17. Jahrhundert, 176
1548 14. Mai Conradus Clock ex Biberaco.
1549 8. Januar Gotschalkus Klock Biberacensis. 7. Mai Jacob Blanck ex
Bibraco. 12. Jult Martinus Braun Biberacens. 6. Xug. Johannes Brandmuller
Bibracens. 6. Nov. Georgius Pfest Bibracensis.
1552 1. Sept. Malachias Raminger Bibraoensis (rursus indicavit nomen
suum, cfr. 1547). 29. De. Petrus Clammer Biberacensis. 10. Dez. Marguartus
Felber Biberacensis.
1553 10. Juni Chaspar Renardus Bibracensis. 18. Octob. Georgius Hick
Bibracensis.
1564 20. Juli Dauid Paab Bibracensis. 30. Sept. Michael Zoller Bibera-
censis. 9. Nov. Magnus Blanck Bibracensis.
1557 20. Mai Johannes Conradus Cking Biberacensis. 23. Juni Jsaias
Raminger Biberacensis.
1568 5. Mär; Georgius Zimpertus Franck Bibracensis. 24 April Joannes
Eokeltspach Bibracensis.
1559 18. Mai Jacobus Schopper Biberacensis. 24. Mai Joannes Egels-
pach Biberacensis (rursus indicarit nomen snum, ofr. unter 4. April 1558).
1861 10. April Georgius Schemerus Biberacensis.
1563 30. Aug. Georgius Zenprecht Franck Biberacensis, se iterum indica-
vit (efr. 1558 5. Mär). 1. Dez. Joannes Aschman Bibracensis.
1567 11. Mai Crispinus Unger Bibracensis. 28. Mai Jacobus Missellius
Bibracensis.
1569 15. Februar Georg Bruder Bibracensis. 20. Dez. Jacobus Schemerer
Bibracensis.
1672 16. Juni Magister Joannes pullamerus Bibracensis.
1578 29. Octob. Casparus Fleck Bibracensis,
1574 1. Nov. Henricus Funceius Biberacen:
1575 12. Sept. Georgius Schmid Biberacensis.
1577 11. Juni Joannes Brantz Biberacensis.
1580 5. Mai Joannes Hessius Biberacensis.
1582 15. Juni Mattheus Clochius Bibracensis. 23. Juni Christophorus
Platius Bibracensis. 3. October Jacobus Angelayr Bibracensis.
1583 15. Juli Gallus Brantius Biberacensis.
1584 21. April Johannes Schemmer Biberacensis.
1588 9. Yug. Joannes Schuhmacherus Biberacensis.
1589 18. Aug. Ludovicus Schopperus Biberacensis.
1590 1. Dez. Jacobus Zollerus Biberacensis.
1593 20. Octob. Michael Platz Biberacensis,
1594 8. Juli Sebastianus Schopperus Bibracensis.
1599 $ebruar Wilhelmus Ressius Bibracen: 27. März Johannes Ulrieus
Buckerus Biberacensis — stipulata manu promisit —. 27. Mär; Casparus Boden-
muller etiam Bibracensis. 21. Aug. Melchior Ungerus Biberacensis.
1600 12. &prif Joachim Schaupperus Biberacensis.
1602 20. Mär, Johannes Stumpp Biberacensis (ex coenobio Maulbronnensi
nomen dedit).
1604 17. Nov. Johannes Hess Biberacensis.
1605 4. Nov. Joschimus Schaubius Biberacensis.
176 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
1606 24. Mär; Melchior Angelinus Biberacensis. 24. März Simon Girajus
Biberaoensis.
1608 22. Juni Thomas Kurtzberger Biberacensis (Infcriblert mit den 34:
Hingen aus Maulbronn).
1609 22. Mai Johannes Catharing Bibracensis (unter ben Böglingen ans
Maulbronn aufgezeichnet).
1610 27. Januar Joannes Eben Collaborator Biberacensis. 4. Zuni Geor-
gius Junccius Biberacensis.
1611 8. Juli Matheus Btichelin Biberacensis. 20. Nov. Philippus Soleras
Biberacensis.
1612 4. Juni Christianus Eben Bibracensis. 14. Nov. Joannes Pauli
Bibracensis.
1613 9. Januar Johannes Hess Bibracensis. 5. Mai Christophorus Saum
Biberacensis. 7. Mai Joh. Georgius Vogler Biberacensis.
1614 28. Junt Joh. Jacob Stumpius Biberacensis fidem devit. 10. Tg.
Georgius Ziegler Biberacensis 14 annorum.
1615 11. April Jacobus Ressius Biberacensis.
1616 2. Mai Jacobus Angelin Biberacensis. 8. Octob. Mathaeus Brigerius
Biberacensis.
1617 3. Jan. Georgius Beringerus Biberacensis Philosophise studiosus.
16. Mai Johannes Sutor Biberacensis. 14. Aug. Johannes Fueterennus Bibe-
racensis.
1618 12. April Ulricus Kleggelius Biberacensis. 3. Juli Johannes Hess
Biberacensis (repetiit nomen cfr. 1613 9. Jan.). 9. Sept. Johannes Jacobus Zol-
lerus Biberacensis. 30. Oct. Felix Koleschius Biberacensis.
1619 18. Mai Martinus Ungar Biberacensis. 4. Aug. Johannes Sutor
Biberacen:
1620 17. Juni Georgius Ziederus Biberacensis. 23. Juni Jacobus Zollerus
Biberacensis. 16. Xug. Caspar Schönfeld Biberacensis.
1621 17. Yan. Jos. Ludovicus Leipzigus Biberacensis. 22. März Jos. Georg
Leichtlin Biberacensis (genannt unter ben inferibierten „Bebenhusani“). 11. April
Jacobus Zoller Biberacensis Daniel Zoller Biberacensis. 1. Nov. Christophorus
Schauppius Biberacensis.
1625 8. Nov. Casparus Gaupp Biberacensis.
1624 12. Mat Georgius Angelinus Biberacensia.
1625 31. Januar Georgius Schmid Biberacensis. 22. Jebr. Johannes Angelin
Biberacensis. 8. Aug. Johannes Brandtlin Biberacensis.
1626 19. Octob. Georgius Gaupius Biberacensis — 15 annorum.
1627 19. Januar Hieronymus Knaus Biberacensis. 5. April Hannss Jacob
Engelhardt Biberacensis. 11. Sept. Johann Christoph Schawer Biberacensis,
Michael Hauber. 15. Sept. Johannes Colmar Biberacensis. 22. Sept. Georgius
Hiob Biberacensis (find „Bebenhusani“). 11. Nov. Johannes Österlin Biberacensis.
1628 13. Jan. Adamus Klöpfer Biberacensis.
1629 3. Juli Melchior Sayler Biberacensis (if vorhin von Herrn Reltor An«
dreas Bayern inferibiert, hat aber ieh erift iuriert).
1631 2. Octob. Georgins Angelin Biberacensis (repetüt nomen, cfr. 162
12. Mai).
1636 17. Mai Philippus Rees Biberacensis.
Blberacher Stubenten im 15., 16. und 17. Jahrhundert. 177
1641 29. April Johannes Michael Buckh Biberacensis. 29. April Johannes
Cunradus Bründtlin Biberacensis.
1642 23. Mai Johannes Georgius Lay Biberacensis. 80. Juli Michael
Witthaw Biberacensis.
1643 20. Octob. Martinus Wielandt Biberacensis.
1645 17. April Mathaeus (darüber forrigiert Martinus) Wielandt Biberacensis.
1646 4. {uni Christophorus Dannenbergerus Biberacensis.
1647 81. Mai Michael Wittaw Biberacensis (repetiit nomen, cfr. 1842
30. Juli). 7. Junt Johannes Lay Biberacensis. 22. Oct. Johannes Glöckhl Bi-
beracensis.
1649 9. April Heinricus Funcius Biberacensis.
1650 90. April Mathaeus Brigelius Biberacensis. 9. Dez. Johannes Hart-
mann Biberacensis.
1651 13. Nov. Johann Jacob Angelin Biberacensis.
1652 80. Juni Johan. Henlinus Biberscensis.
1658 7. Januar Leonhardus Wisssch Bibracensis. Juli Johannes Georgius
Schmid Biberacensis (genannt unter ben „alumni Blaubürenses“).
1654 31. Octob. Georgius Lazarus Phoest Biberacensis Phil. Studiosus.
. 1655 1. Juni Georgius Scopper Biberacensis. 7. Juli Georgius Lazarus
Pfost Biberacensis (tft jedenfalls zum zweitenmal inferibiert, cfr. 1654 31. Oct.).
18. Juli Johan Henricus Wieland Biberacensis.
1659 14. Oct. Joh. Adam Klöpfer Biberacensis.
1660 22. Oct. Emanuel Brigelius Biberacensis Phil. stud.
1661 3. Mai Conrad Milschlegel Biberacensis Phil. stud.
1664 23. Mai Georg Ludovicus Gaup Biberacensis. 28. Mai Wolfgang
Frider. Layus Biberacensis.
1665 21. Juni Joh. Jacob Schmid Biberacensis Phil. stud. 21. Juni Wolf-
gang Wieland Biberacensis Phil. stad.
1670 15. Nov. Thomas Adam Wieland Biberacensis Phil. stud. (zum zweitens
mal inferiblert am 15. Januar 1671).
1673 15. Mai Mathäus Brigelius Biberacensis Phil. stud.
1678 11. Mai Sebastianus Martinus Wieland Biberacensis.
Freiburg.
(Wttdg. Bierteljahrehefte IIT. Bb. 1880.)
1481 Johannes Meyer de Bibraco C. d.
1465 Christoferus Stecher de Bibrach.
1486 Johannes Molitoris de Bibraco C. d.
1470 Jacobus Carpentarij Heinricus Pflumer de Bibraco C. d.
1471 Jeorgius Stehelin de Bibraco C. d.
1484 Michael Sifridi de Bibraco.
1489 Johannes Nicolay ex Bybrach.
1491 Johannes Reubolt de Bibrach C. d. sacerdos Constant. dioec.
1492 Magister Heinricus Moll de Bibrach elericus Constant. dioec. Johannes
Brendle ex Bibraco C. d.
1800 Christanus Herburger de Bibracho clericus Const. Martinus Sinerit
der. Const. ex Bibraco. Johannes Sax ex Bibraco. Caspar Gop ex Bibracho.
warn. Bierteljapräp. 1. Landeögefh. R.F. XII. 12
178 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberigwaben.
1608 Johannes Holezapfel de Bibrach stud. Lipsensis. Teobaldus Greter
de Bibrach.
1604 Georgias Rem de Bibraco. Petrus Vuilhelmus de Bibraco d. C.
1607 Joannes Berckmiller de Bibrsco. Georius Kelli Biberacensis d. C.
@eoris Mayer de Bibraco d. C. Magnus Pfiumer Biberacensis 0. d.
1511 Christanus Kärlin de Bibraco.
1512 Andreas Dorner de Bibraco C. d. Conradus Riser de Bibraco. Bar-
tholomens Schmid de Bibrach clericus C. d.
1516 Erasmus Schriber de Bibrach Tübing. magister.
1517 Joannes Starck Bibracensis d. C.
1518 Ulrieus Pregel Bibaracensis C. d.
1592 Dominus Gallus Piscatoris Biberacensis. Simon Kitelin de Bibrach
1526 Erasmus Ehem Byberacensis.
1540 Vitas Pflummer ex Bib(raco) d. C.
Heidelberg.
(Töpfe, „Matrifel ber Univerfität Heidelberg“, 3 Bde.)
1396 Johannes Rancze de Byberaco Const. dioc. dt.
1407 20. Dez. Conradus Bedich de Bibraco Const. diac. solvit.
1425 7. Jan. Johannes App de Byberaco dioc. Const. (bacc. art. 20 11436).
1434 Jacobus Kloeche de Byberaco Const. dioc. Conradus Knutze de
Byberaco Const. dyoc. (Knusz. bacc. art. 31. 1 1436). Nicolaus Molitoris de Bybe-
raco Const. dioc. Conradus Prepositi de Biberaco eler. dyoc. Constanc (bacc- art.
17 7 1486).
1488 Conradus Waech de Bibracho Const. dioc. (Wed) bacc. art. 16. 7. 1440).
1440 Wilhelmus Trier de Bibraco cler. Const. dioc.
1445 Jacobus Heybreut de Bibraco. Const. dioe. (baoc. art. 27 7 1447).
Johannes Stromeyer de Bibraco Const. dioc. clerieus.
12. Sept. 1474 Wilhelmus Klock de Biberaco Const. dioc. (baco. art. vine
modernae % 1 1476).
19. Mär; 1478 Conradus Glock de Bibersco Const. dyoc. (Clock bace. art.
vise modernae 8 7 1479).
13. Nov. 1485 Heinricus Moll ex Biberach Const. dioc.
14. Mär; 1486 Joachim Schad de Biberach Const. dioc.
19. Octob. 1493 Mathias Rieger de Biberaco dioc. Const.
4. Januar 1494 Johannes Lechli de Bibrach Johannes Glaus de Bibrach
Const. dioc.
8. Kalend. Nouemb. 1500 Foelix Ralling de Byberaco Const. dioc.
27. März 1509 Symon Letzstelter de Bibrach dioc. Const. („Ulmensis“ bace.
art. vise antiq. 7 11 1510).
18. Juri 1515 Joannes Kechlin ex Beberaco dioc. Const. (Kechele bacc, art.
riae mad. 19 7 1516).
2. Maii 1521 Johannes Sachs ex Biberach dioc. Const.
16. Mai 1525 Dominus Gallus Piscatoris Biberacensis Benedictinus Augie
'maioris quondam abbas alectus. dioc. Constanc. (cfr. reiburg 1522).
19. Juli 1580 M. Jacobus Schopperus Bibracensis (Töpfe bezweifelt zwar
beffen Herfunft aus der mürttemberg. Oberamtsjtadt Viberad, da aber 1659, 1589
BViberader Studenten im 15., 16. und 17. Jahrhundert. 179
und 1594 in ben Tübinger Matrifeln Studenten mit Namen „Schopperus® vorkoms
men und aus ber Reicheſtadt Biberach ſtammen, fo ift wohl anzunehmen, baf bie Hds
mat biefer Stubenten Biberach in Schwaben if).
1. Nov. 1682 Georgius Schmiedt Biberacensis. Nad Töpfe Heimatsort zweifel⸗
Haft, vgl. aber Tübinger Matrifel 1675.
1611 4. Sept. M. Melchior Angelin Biberacensis. Nach Töpte Heimat zweifel:
Haft, vgl. aber Tübinger Matrifel 16086, 1616, 1624, 1625, 1631, 1651.
14. Sept. 1617 Joannes Casparus Schönfeldt Biberacensis (bace. art. Juni
receptus ad. stipendium collegij Carimisani in locum Melchioris Junfers 8. Sept.
1617 iR wahrſcheinlich aus der Reijeftabt Biberach cfr. Tübing. Mat. 1620).
Strafburg.
(Württ. Blerteljsh. 1879.)
1633 15. Jan. M. Ulricus Kloeggelius Biberacensis Theol. 2%. März
Georg Böringer Biberacensis Theol.
1634 14. April Jacobus Wern Biberacensis Phil.
1642 15. Mär, Johann Thomas Braendlin Bibracensis-Suevus Pauper Phil.
1644 10. Sept. Johann Georgius Layus Biberacensis Jur.
1647 11. März Michael Witthaw(er) Biberacensis Theol. 16. Juni Johannes
Lay Biberacensis Phil.
1649 12. Juli Johannes Klöggel Biberacensis Phil.
1666 14. April Wolfgang Friedrich Lay Biberacensis Jur.
1693 8. Octob. Johannos Hiller Biberacensis Jur.
1700 20. Dez. Josephus Antonius Lettelin Biberacensis-Suevus Jur.
1725 1. Dez. Georgius Fridericus Guterman Biberaco-Suevus Med.
1747 16. Aug. Praenob. (Josephus) Ludovicus de Rauhy Biberacensis-Sue-
vus Med. (1749 21. Nov. med. cand. 1749 18. Dez. med. doctor).
1762 12. Juli Johann Mathias Röhrborn von Biberach Med.
1768 27. Mai Johannes Martin Guterman von Biberah ber freien Künite
Befliffener.
1764 21. April Jophus Carolus Kach de Wespach Biberacensis Jur.
1774 28. Nov. Carolus Lafontaine Biberacensis Suevus Mat. Gen.
1777 20. Aug. Leopoldus Lafontaine von Biberach Mat. Chir.
1785 18. Octob. Johann Georg Köhle aus ber Reuch Stabt Bibirach Ch.
Wittenberg.
Gorſtemann, Alb. acad. Vitemb. Verhandl. d. Der. f. Kunft u. tert. in Um und
Oberſchw. N. R. VII 1875 ©. 41 ff.)
1604 Bartolomeus Barter de bibrach.
1522 Joannes Steffanus Warthusser de Bibrach di Const.
ultims Junij 1540 Jacobus Schöpperus Pibracensis Sueuus.
1649 16. März Conradus Klock Bibracensis.
1550 18. Dez. M. Malachias Raninger Biberacensis.
1659 21. Nov. Geogius Richter Bibracensis.
1554 27. Oct. Petrus Clammerus Bibracensis.
1556 7. Januar Jacobns Blanck Bibracensis (artium magister).
180 Blberager Studenten im 15., 16. und 17. Jahrhundert.
Erfurt,
Geſchichtsquellen der Provinz Sachſen 3b. 8 1 und 2)
1459 Johannes Funificis de Bibrako dedit 5. nov. Thomas Balneatoris
de Bibrach dedit totum.
1462 Petrus Fuerster (Foerster) de Bibrach dedit 6. nov.
1498 Balthazar Geysmann de Bibraco med.
1498 Johannes Liusyn ex Biberach.
Krafan.
(9. Zeißberg. „Das älteſte Matritelbuch der Univerfität Krafau“.)
1482 Johann Nicolai de Bybrach dyoc. Const. solvit 2 1. gr.
1498 Conradus Conradi de Bibrach dioc. Const. solv. tot.
1499 Conradus Johannis de Bybrach nihil. N. Jan. Felix Felicis Biberach
de Biberach dio. Const. totum s. Johannes Johannis de Bibract totum salvit.
Ravendburg. Mert.
Die Kerren von Reinoldsweiler und Renharfs-
weiler.
Von Dr. ©. Mehring.
Als Stammſitz der Herren von „Renhartsweiler“, die im 14. Jahr:
Hundert in Veringen, fpäter in der Gegend von Kirchheim u. T. viel
‚genannt werden, gilt, wie es fcheint, allgemein Renhardsweiler DA. Saul:
gau. Es läßt fih aber der Nachweis führen, daß fie von Regentsweiler
in der Nachbarſchaft von Hohen-Bobman und Überlingen qbftammen.
Der Erfte des Gefchlechts, den mir aus den Urkunden fennen, ift
Ulricus de Reginoldswilari, der in Salemer Aufzeihnungen 1220 als
servus Conradi de Bodemin mit Befig in Tüfingen (bad. BA. Über-
Lingen) erwähnt wird (Freibg. DA. 27, 193). Nach ihm kommen haupt:
Tählih in Salemer Urkunden 1241 Rudolfus de Reinolswilar (Cod.
dipl. Sal. 1, 242), Albertus de Reginoldiswilar 1255, 1260 und
1268 (Reg. ep. Const. 1898, Cod. dipl. Sal. 1, 393; 2, 23) vor.
Seit 1272 werden öfters genannt die Brüder Albert (Albero) und Ulrich
von R. (Cod. dipl. Sal. 2, 73. 101. 317; Hohenzoll. Mitt. 4, 27
Anm. 2). Sie erſcheinen im Gefolge der Grafen von Veringen und
Nellenburg und ebenjo in naher Beziehung zu deren Rechtsnachfolgern
in Veringen, den Herzögen von Öfterreih. 1292 Juli 31 und 1293
Dftober 24 verpfändet ihnen Herzog Albrecht um 100 Mark Silber die
Burghut jamt vielen Gütern und Einkünften zu Veringen, Kirchenſatz
und Hofgüter in Deutftetten, Befigungen zu Veringen:Dorf und Benzingen
«Hohenzoll. Mitt. 3, 40 Anm. 1).
Albrecht war 1277—87 Amman in Überlingen (Cod. dipl. Sal. 2,
182. 334 und fonft). Er fommt vermutlich zulegt 1322 bei der Feft-
fegung über die Heiligenberger Grafenrehte in Schattbuch vor (Fürftb.
U8. 5, 377). 1326 war er tot (God. dipl. Sal. 3, 306), Sein Sohn
Albrecht begegnet in der Gegend von Überlingen 1333 mit Befig in
Banbergen (Cod. dipl. Sal. 3, 316), 1346 mit einem Hof in Schiggen-
dorf (Fürftb. UB. 5, 236, 5. 6), 1347 mit Beſitz in Kniebach (abg. bei
Immenftand; Fürftb. UB. 5, 436, 2). Ein Bruder von ihm, Walther,
182 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm unb Oberſchwaben.
erſcheint 1346 (l. c.), wohl berfelbe, der 1357 Walther von Regnoltz-
willer gesessen ze Banbergen heißt (Cod. dipl. Sal. 3, 368). Ridt
einzureihen ift von den in der Heimat verbliebenen Glievern bes Ge:
ſchlechts Rudolf von R. mit feiner Frau Clara, die 1324 in Überlingen
figen (cod. dipl. Sal. 3, 294 f.)').
Mbrechts des Älteren Bruder Ulrich ſcheint Stammvater ber Linie
zu fein, die nach Veringen und fpäter nach Kirchheim verzog. Er kommt
nod 1295 und 1296 mit feinen Söhnen Berthold und Dito in ber
Heimat vor (Beſitz in Sernatingen Freibg. DA. 27, 193. 148). 1305
verfaufen feine Söhne ihren Befig in Regentsmeiler, darunter den Burg:
ftal, der Lehen von Öfterreih ift, an den Spital in Überlingen
(l. e. 194). Im gleichen Jahr erfcheint Otto de Reyngbartzwile im
Bei der Veringer Pfandſchaft, die fein Vater und fein Dheim 1292
erworben haben (Maag, Habsburger Urbar 2, 222. Ebenſo im Jahr
1306; vergl. 1. c. S. 257). Er hatte bazu noch felbft neue Pfänber
erworben, die ihm um feiner befondern Verbienfte willen gewährt wurden
(Maag, 1. c. 223). Er kommt fonft noch 1308 (Cod. dipl. Sal. 3, 147)
und 1313 (Fürftb. UB. 5, 340) vor. Ein Nachkomme von ihm ift wohl
der Otto von Regnogmweiler, dem 1361 die früheren Pfandgüter in und
um Veringen als Lehen verliehen werden.
Wie mit dem älteren Otto bie 1349, 1356 und 1374 genannten
Ulrich der Kirchherr von Deutftetten und fein Bruder Albrecht (Hohen:
zoll. Mitt. 3, 41 Anm.) verwandt find, ift nicht feftzuftellen. Albrecht
ift ohne Bweifel ibentifh mit dem 1366 in einer Kl. Kirchheimer Ur:
kunde genannten Albrecht von „Reinolzweiler“. Als defien Sohn ift der
1379 vorfommende Albrecht von „Renharbsweiler“ anzufehen, ber aus:
1) Wie fi) aus der Gleichheit des Wappens ergiebt, find bie Herren von Hafen
fein, bie feit Anfang bes 14. Jabrhunderts in Überlingen und jonft vorfommen, ein
Zweig ber Herren von Regentsweiler, Wie fie in ben Befig der Burg Safenfein
fawen, iſt nicht zu erfennen. Bielleicht durch Heirat, vielleicht aber auch durch Be:
lebnung. Nach Weingarier Urkunden, allerdings erft aus ber zweiten Halfte ber
15. Jahrhunderts, war damals Haſenſtein ein dnerreichiſches Lehen. Cine Weingarter
Hanbjgrift der Kgl. Hofbibliothef: Historia familiaram et annales magistratuum
Uberlingensium fol. 124 j. nennt Konrab von Hafenftein, Bürgermeilter 1312—13;
Hermann von H., Amman 1811-13; f. 208 Berthold von H. Ritter, Bürger und
bes Rate 1928, Spitalpfleger 1352; Ulrih von H. Bürger 1385; ferner fol. 69b
Peter von H., bes Raths und von wegen bes Spitals Lebenträger gegenüber dem
Reid); Haug von H. 1428, des Raths 1447; Wolf von H. 1438 des Rathe; Jaleb
von H., Eilfer 1465, des Rathe 1466, Vogt zu Ramsberg 1467; Wolfgang von f.
1509 Gilfer und disz jahrs oberster himeltrager, 1624 des Rathe, 1526-41
Pfleger beim Miüniterbau, ber Lepte feines Geſchlechts
Mehring, Die Herren von Reinolbsweiler und Renhartsweiler. 4183
drüdlih als junior bezeichnet wird. Er erſcheint in Beziehungen zu
KL. Kirchheim und den Adeligen der Kirchheimer Gegend, insbefondere
den Wernau, Mannsberg, Schilling und Sperbersed 1379—1423 öfters
und ift unter anderem 1384 mit zahlreichen württembergiſchen Abeligen
Siegler einer Urkunde, durch die die Grafen Eberhard und Ulrich von
Württemberg das ihnen von den Herzögen von Baiern verpfänbete
Drittel des Weinzehnten in Heilbronn an Heinrich Handſchuher von
Gmünd weiter verpfänden.
Ob dieſes unvermittelte Auftreten des Geſchlechts in der Kirch-
heimer Gegend mit dem Umftand zufammenhängt, daß im Anfang bes
14. Jahrhunderts Öfterreih einen Teil der Herrſchaft Ted beſaß
(DA BEH. Kirchheim S. 153 f.), ift nicht feftzuftellen. Da diefer öfter:
reichiſche Beſitz ſchon 1326 an Württemberg überging, liegen volle
40 Jahre zwifchen ihm und ber ermähnten Kirchheimer Urkunde von 1366.
Die Verbindung mit den Beringer Gliedern der Familie wird jedoch
geſichert durch eine Urkunde von 1423, dur die Herzog Friedrich von
Öfterreich dem Albrecht von Renhartsweiler feine Lehen in Veringen als
freies Eigen überläßt, nachdem ihm derjelbe Güter in Benzingen, Rotholz
und Oberlenningen zu Lehen gemacht hat (Banotti, Montfort 497 n.
192). Schon 1422 hatten Albrecht der Alte, feine Frau Anna von
Wall und ihr Sohn Berthold, Chorherr zu Augsburg und Pfarrer zu
Kirchen (= Kirchheim), Befig in Veringen an die Grafen von Werben:
berg verkauft (Banotti 497 n. 194). Ein zweiter Sohn Albredhts,
Konrad, verfaufte 1428 gemeinfam mit feiner Mutter eine Mühle in
Beringen ebenfalls an Werdenberg (Wanotti 499 n. 200) und den Reft
ihres Veringer Befiges gaben beide Brüder Konrad und Berthold 1438
an Hans von Rechberg (Hohenzoll. Mitt. 4, 27 Anm. 2).
Befig Albrechts, wenigftens an Leibeigenen, in Oberlenningen, Stein
bad (? OA. Ehlingen) und Kirchheim lehrt noch eine Urkunde von 1416
Eennen. Berthold wird als Pfarrer von Kirchheim noch 1429, 1430
und 1436 genannt, 1444 ift er Propft in Boll. Genealogiſch nicht ein:
zureihen ift Ulrich, der 1401 Dftober 28 eine Zwiefalter Urkunde fiegelt,
und Han, der 1418 in einer Kirchheimer Urkunde vorkommt.
Der Name Reinolzweiler verſchwindet allmählich vollftändig. Seit
Albreht dem Jüngern von 1379 nennt fih die Familie, wie es ſcheint,
ftets von Renhardsweiler, natürlich” mit gewiſſen Varianten in der Net:
ſchreibung. Die immerhin feltfame Erſcheinung vermag unfer Ergebnis
nicht zu beeinträchtigen, da auch Renhardsweiler bei feinem erften Vor—
tommen Neinolzwiler heißt (f. u.). Auch bringt bie Gleichheit bes
Wappens die Bemweisführung zum fihern Abſchluß. Albrecht der Amman
184 Mehring, Die Herren von Reinoldaweiler und Renhartsweiler.
von Überlingen führt 1281 ein geftürgtes Lindenblatt (Seeblatt?) in
feinem Siegel (abgebildet Cod. dipl. Sal. 2, Abb. n. 109), ein Wappen
bild, deffen Ahnlichkeit mit dem der Herren von Bodman fehr beachtens-
wert iſt. Dasſelbe Wappen zeigen die Siegel Ulrichs 1295 (Freibg
DA. 27, 193), der Brüder Albrecht und Walther 1346 (Fürftb. UB. 5,
236, 5. 6), ferner des Walther von R. gejeflen zu Banbergen 1357
(Cod. dipl. Sal. 3, 368). Ein Siegel Albrechts von 1416 zeigt bas
volftändige Wappen mit zwei Büffelhörnern und ohren auf dem Helm.
€ fiimmt mit den Abbildungen der Wappenbücher überein, 3. B. dem,
das die Zuricher Wappenrolle unter Regroltswile giebt (n. 273, grünes
geftürztes Lindenblatt in meiß, Helmzier rote Büffelhörner und rote
Dren). Ein zweites Siegel Albrechts, z. B. an einer Urk. von 138%,
enthält nur den Helm mit der gefchilverten Helmzier. Eine Abweichung
bejonderer Art, die wohl auf perfönlihe Gründe, vielleiht auch auf Ber
ſchwägerung mit den Herten von Stein zurüdgeht, zeigt ſich bei dem
Siegel Ulrichs von R. an einer Zwiefalter Urkunde von 1401; er führt
auf dem Helm die Wolfsangel, das Wappenzeihen der Herren von Stein.
Ob in Renharbsweiler DA. Saulgau jemals Adel geieflen, eridyeint
im höchſten Grade zweifelhaft. Auch die OA. Beſchr. Saulgau giebt zu,
daß man dort von einem Schloſſe feine Spur mehr finde, und an
urkundlichen Anhaltspunkten fehlt es gleichfalls vollftändig. Die ältefte
Nennung des Orts geichieht in einer Baindter Urkunde von 1281 (DA
von Schwaben 1890 ©. 89 n. 85, wo jedod) ftatt Renidswiler zu lefen
ift: Reinolzwiler).. Die Kirche fehlt no im Liber Decimationis
von 1275 und wird erftmals im Liber Marcarum der Diözefe Konſtan;
aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Freibg. DA. 5, 107) ge
nannt: Renoltswiler im Kapitel Saulgau’). Sie wurde 1485 dem
Stift Buchau inforporiert, der Ort fam als öſterreichiſches Lehen 1503
zur Grafihaft Scheer, murde 1788 mit dem Amt Bierftetten an Buchau
abgetreten und fiel mit diefem 1803 an Thurn und Taris.
') Ter Cinradus de Teggenhusen rector eocesie in Regnoltswiller 1803
(Cod. dipl. Sal. 3, 65) gehört nad) Regentsweiler, das jedoch im Liber Dec. gleich-
falls fehlt.
Alm als eines der vier Dörfer des Reichs.
In ber von mir oben Seite 152 angeführten Pilgerfahrt bes Ritters Anton
von Harff in den Jahren 1496—1499 (dg. von Groote, Köln 1860, ©. 5) Heiht
«6 bei Ulm: Dit is eyn vrij stat lijcht off der Donauwen, ouch loufft eyn cleyn
wasser durch die stat in die Donauwe Blauus geheysschen. in deser stat lijcht
eyn schoyn doym zo vnser liener vrauwen genant. ouch ist die stat der
vier dorffer eyn des rijcha.
Auf diefe feltfame Bemerkung Icnfte ich bie Aufmerkfamkeit des Vorſtande bes
Ulmer Altertumsvereind und wurde durch ihn, beziehungeweiſe Oberftubienrat von
Breffel, auf den Eingang von Felir Habris tractatus über Ulm verwieſen. Fabri
fagt da, dag und warum Ulm urbs, civitas, opidum, castrum, burgus beiße ober
heißen fönue, und führt dann fort: Villa etiam dicitur Ulma, non quidem simpli-
eiter, quia sic villa dieitur quae non est muris circumdata (Bart. post gloss. in
1. Si heres est viae), sed villa dieitur imperialis, quae additio super oppidum
et civitatem Ulmam extollit, est enim una de quatuor imperii villis,
supraquasimperiumfundatumdiciturinKarolinaKaroli quarti,
quae villae sunt Babenberga, Schletstat, Hagnovia et nostra
Ulma. Sed et Karolus primus, qui magnus dicitur, in litera donationis,
quae Ulmam donavit abbati Owiae magnae, dicit: dono donamus regalem villam
nostram Ulmam etc., non utique intelligendum villam undique apertam, nullo
muro clausam, sed locum regali et imperiali titulo dignum etc.
Ta Selle Fabri feinerfeits Taläinareifender war, liegt bie Mögligfeit vor,
baß ber Kölner Ritter und Naläfinafahrer feine Nachricht einfach aus Feiir Fabri
übernommen Bat; aber felbft in diefem Fall if die Frage nicht zu umgehen, was es
mit diefen 4 Törfern des Reiche oder Reichebörfern für eine Bewandtnis habe. Ihre
Beantwortung muß id andern überlaffen; id kaun nur noch beifügen, baß mir Proi.
H. Knapp aus dem von Antiquar Kerler in Ulm unlängft zum Berfauf ausgebotenen
Eremplar des älteften deutic:lateintfjen Wörterbug6") mitteilte, daß es auch dort von
Ulm heißt: est villa quedam in Swevia imperialis, volgariter tamen oivitas.
Was iſt ein kaiſerliches Dorf oder Reihedorf? TH. Knapp belehrt uns in den
Württ, Neujahreblätiern auf 1902, ©. 6, daß ſich im Bereich bes jebigen Königreiche
Württemberg ungefähr ein halbes Dubend einzelner Dörfer befand, „bie ſich als Reiche:
dörfer, demnach als deichsunmittelbar betrachteten“. Aber fann Ulm, Bamberg, Schlett-
adt, Hagenau hiezu gehören?
Maulbronn. Eb. Neſtle.
j Vocabularius incipiens | teutunicum ante latinum. Ulm, Joh.
Zainer c. 1471. 4°. Man vergleiche barüber Jakob Grimm in ber Einleitung zum
Wörterbuh I Sp. XX.
Ianer Bürger in Spanien.
Bon Stabtpfarrer Rieber in Jeny.
Die wertvolle Arbeit K. Häblers, Das Zollbuch der Deutſchen ix
Barcelona, in den Württ. Vierteljahrsheften 1901 und 1902 läßt einige
Fragen perfönlicher Art offen, deren Beantwortung im folgenden gegeben
werben foll, nämlich bezüglich der Herkunft des Pere Chrestia und Chri-
stoffol Spadeli. Beide find geborne Janer.
1. Peter Griftan.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts, alfo zur Zeit mächtigen Auf:
ſchwungs der jungen Reichsſtadt Jay, die fi 1365 ans Reich gefauft
bat, taucht dafelbft eine Familie Chriften auf. Man wird mohl ver
muten und fagen bürfen, von derjelben Familie, die dem Dorfe Ehriftag-
hofen (Cristanishofen) DA. Wangen den Namen gegeben hat. Denn
der Name ift im Allgäu felten. Montag nad Ulrici 1398 (8. Juli) fauft
Hans Eriftan, Burger zu Yini, Rimpachs Gut zu Urlau (DA. Leutkirch) und
ſchenkt eine Gült daraus Freitag nad Matthias 1399 (28. Febr.) um
Gottes willen und zu feiner und feiner Vordern Seelenheil dem Spital zu
Sing, deffen Pfleger er von 1400—1411 war. Freitag vor Jakobi 1399
(18. Juli) verkauft er feine Rechte an ein Gut zu Hedrishofen an feinen
Bruder Cunz Eriftan; dabei hat er eigen Infigel nicht (Urkunden im eo.
Kirchenpflegarchiv). 1408 kauft er von Hans Wermeifter zu Wangen Güter
zu Dettishofen um 700 F Haller, alfo eine fehr beträhtlide Summe.
Zwifhen 1414—15 muß er geftorben fein. St. Mangentag urkunden
zwei Bürger Zinfe, die fie ihm geſchuldet, feiner Witwe Anna Lütin umd
ihren Kindern und Erben zu ſchulden. Und nun fommt das Intereffante.
St. Agtentag 1422 (d. Febr.) urfundet Peter Lüti, Bürger zu Ravensburg,
daß feine Schwefter Anna Lütin, Hans Criftans ehlihe Witwe, Bürgerin
zu yini, frank und ihrer Sinne beraubt und daher ihr und ihrer Kinder
Gut in Gefahr fei. Darum haben Bürgermeifter und Rat zu Jarıy auf
feine Bitte mit ber Frauen und ihrer Kinder Vögten ihm bewilligt, durch
Verlauf eines Aders und Gartens und etliher Zinfe 400 fl. rhein.
(450 8 9.) flüffig zu machen und zum Nutzen feiner Schweſter und
Rieder, Joner Bürger in Spanien. 487
ihrer Kinder, Beflerung ihrer Nahrung und Vermögensbeftands in eine
Gefellfhaft gar frommer, ehrbarer Kaufleute auf ihren Namen zu legen,
was er zu thun und jederzeit zu verbürgen verfpricht; er felbft und Hans
Schindellin, Stattamman zu Ravensburg, befiegeln den Brief. Damit ift
Peter Criſtans Stellung zu der Ravensburger Geſellſchaft erklärt. Denn
Peter Criftan ift Sohn des Hans Eriftan. Denn Peter Lütin übergiebt
mit feinen Schwägern und ihrer Mutter die Güter zu Dettishofen faufmeife
an Hans Füg. Freitag nad Agathä (5. Febr.) 1429 und 1430 verzichten
Erhart und Peter Criftan ausdrücklich auf dieſe Güter (Spitalurf. u. a.).
Soviel dermalen erfihtlich, kommt Peter Criſtan in Jsny erft um 1447
wieder vor, da er mit dem Gatten feiner Schwefter Elſa, Jörg Flüd,
Handelsherrn, Teile des v. Ellhofenſchen Erbs von Lug von Zipplingen
und Burfhart von Bad fauft; von da an aber oft bis 1458; 1463
beißt er ſelig. Seine Witwe Magdalena ſtiftete 1477 eine Heine Brot:
fpende zum Epital. 1488 fommen als Erben der Criftanin vor Hans
Erblinger, Jos Hepp, Hans Criftan und Jos Hünlin von Lindau.
2. Ehriftof Speibelin.
Anfangs des 15. Jahrhunderts kommt in Jay ein Hans Speideli
(Spideli, Spibelin) vor. Er zinft bis 1423 aus einem Garten vor dem
Oberthor zu St. Leonhard und befigt eine Wiefe zunächft dem Bremen-
meiher 1423, 1433 (Spitalurf.). Er ftiftete 120 Heller zu Anihaffung
von 3 „Gewand grawe Röck“ auf Weihnachten zum Spital. Anna, des
alten Spidelins Tochter, heiratete Wilhalm Richenbach, der 1444 in eigenem
Haus in Jay, 1466 aber in Konftanz ſaß. Ihre Schwefter Urfula hei
tatete Hans Mefnang, welcher 1419 den Raiff zu Jsny um 200 5
Haller und 1425 den Kornzoll um 200 fl. kaufte, 1441 ift fie Witwe
und 1447 ift der obenerwähnte Peter Criftan ihr Vogt, alfo wohl aud
verwandt. Ihr Sohn ift Balthafar Mefnang, Dr. jur. und Rat Graf
Eberhards im Bart (vgl. Staatsanzeiger, Be. Beilage 1896 ©. 25 ff).
Und deren Bruder ift Stoffel Spidilin It. Humpißſchem Kopialbuch (3. f.
Geld. d. Oberrheins 1880, XXXII, ©. 154). Danach verheißen Stoffel
Spidilin, wohnhaft zu Ravensburg, und Elzbetha Küsleggin, feine ehliche
Hausfrau, dem erbern weiſen Ral Huntvis dem ältern, der für fie dem
Seelhaus zu Ravensburg um 600 fl. Hauptgut und 24 fl. Jahızins daraus
feinen von Hans Gnann gebauten Hof zu Ramſau verpfändet hat, da-
von binnen 5 Jahren zu ledigen. Gewären (= Bürgen) find Frau
Urfula Spidilin, Hans Mefnangs fel. Witwe, ihre Schwefter und Ge—
ſchwei u. a.m. Nach der Ravensburger Bürgerlifte ift Stoffel Spiveli
1426 Bürger in Ravensburg geworben und es verbürgten fi für ihn
188 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberichmaben.
Stal und 308 Humpiß. Vegreifliherweife! Denn nad dem erwähnten
Kopialbuch S. 141 f. wird in Jtal Humpiffen Teftament auch fein und
feiner (1.) Hausfrau Kriſtina Sälglinin Kind Kriftinlin 1435 mit 10088.
bedacht, wenn es zu ehlichem oder aber geiftlihem Weſen fommt, oder
aber 18 Jahr alt if. Alfo war Stoffel Spideli mit Frid Humpifien,
deffen Frau Margretha Sälzlin war und von deſſen Bruder Jos Humpiß
die Geſellſchaft ihren Namen hatte, nahe verwandt, d. h. Spidelis Frau
wird wohl Nichte der Frau Humpiß geweſen fein, wenn fie nit gar noch
eher beren jüngere Schweiter und alfo Tochter des Montag nady Bartholomai
. (25. Aug.) 1410 ins Ravensburger Bürgerrecht aufgenommenen Thomas
Sälzli ift. — Die Schreibweifen Spadeli, Späteli, Spöudeli (— darf
man nicht fo ftatt Spondelli vermuten?) u. |. w. erklären ſich leicht als
Umformungen aus Spydeli, Speydeli. Und wenn aud in Jeny von
den Konrad und Peter Sp., die mit jenen zugleich vorkommen, nichts zu
finden iſt, dürften fie doch alle zu der Jsner Familie Speidelin gehört
Haben, zu der jedenfalls Chriftof Sp. unwiderſprechlich zählt.
Leider geben die Jsner Urfunden über die Handelsverhältnifie dieier
Häufer feinen Aufihluß. Doch ſcheinen auch die Fry, Frei von Konftanz
mit den Isner Frey zufammenzuhängen. Und die Ravensburger Familie
Lüti faß zuvor in Jsny. Jedenfalls beruhen eine große Menge der ober:
ſchwäbiſchen Handelsbeziehungen und ihrer Verfchiebungen auf den Familien-
verwandtſchaften der beteiligten Reichsftädte.
3. Zur Familie Wißland.
Dal. Vierteljaprsgefte 1902 ©. 24, 36 u. 40.
In handſchriftlichen genealogif—en Notizen findet fih Hans Aeyb:
land 1360, deilen Tochter Agnes einen Gülüs zu Isny heiratet. Ur:
tundlich Tann ich das nicht ſicherſtellen. Wohl aber folgendes: 1384 feria
4* ante purific. Mariae (29. an.) wird Hans wiflant de wangen
Bürger in Ravensburg auf 5 Jahre und verbürgts mit 20 F durch C. Wirt
und ©. Segelbad. Er jelbft ift 1386 und 1396 Bürge und wieder 1407
Montag vor Martini (7. Nov.), als fein Bruder Jakob Wiffland in Ravens-
burg Bürger ward (auf 5 Jahre). Endlid) wurde 1468, Freitag in der
Pfingſtwoche (10. Juni), Hans Wiſſland Bürger in Ravensburg; feine
Bürgen waren Frid Huntpiſſ und Lienhart Oſtracher. So nad den
Ravensburger Bürgerliften. Letzteres ift num fier der Hans W. aus
Jony, der Vieteljahrshefte a. a. D. S. 36 ff. in dem Artikel von Schulte,
Zur Geſch. der Rav. Geſellſch. erwähnt ift.
In Jonyer Urkunden kommt (Vollftändigkeit ift dabei noch nicht
möglich) Jakob Wißlant als Ammanverwefer vor 1429, als Ölbergmeb-
Rieber, Joner Bürger in Spanien. 4189
Pfleger 1439— 1450. Wohl eine Tochter von ihm ift Elsbeth W., Ehefr.
des Junkers Heinrih Bürfl. Und ein Sohn Johann Weißland, der zur
erften Frau eine Els Schedler, Ulrichs Tochter, hatte und mit ihr (f vor
1449) zur Ölbergmefje ftiftete. 1490 ſchwebte ein Meßſtiftungsprozeß
zwiſchen dem Klofter Jony und Agathe Weihländin, Witwe Hanfen W.
in Sony. Sie hatte nämlich nad; dem Vorſatz ihres Gemahls fel. und
mit Einwilligung ihres Stieffohns Philipp W. und ber Vögte ihres
eigenen ca. 1475 geboren Sohnes Ulrich W. 1489 eine eigene Mef:
pfründe geftiftet und Patronat der Stadt vorbehalten, worüber ber Streit
entftand. 1509 ftiftete diefelbe mit ihrem Sohn Ulrih eine Jahrzeit
und Almoſen mit 300 & Haller zum Spital, wobei angemerkt fein fol,
daß Urfula W., Ehefrau des Dr. Joh. Marbach, Stadtpfarrers in Jarıy,
dann Profeſſors der Theologie in Straßburg, dieſes Ulrih Ws. Tuchter
ift und daß deren Schweiter Veronika W. 1532 den Hans Fry, Bürger
zu Konſtanz, heiratete (1000 fl. Heiratgut). — Hier haben wir alfo den
Herausgeber der fpanifchen Bibel (vgl. dazu Württ. Vierteljahrshefte 1902
©. 24 und Staatsanzeiger, beſ. Beil. 1898 ©. 128 f.). Diefer Philipp
W. aber flarb Ulm 17. Dezember 1485, und feine Frau war eine
geb. Kraft (Württ. Viertjahrshefte 1893 ©. 157), und er ift Stamm-
vater der Ulmer Linie der Weißland. Johs. Weißland fiegelt in Jony
als Stabtamman 1475 und 1479. Das wird wohl ber ältere fein,
Bater des Jakob und Philipp und Ulrih. Der Faktor des Humpiß-
geſellſchaft Joh. W. 1466 (MWürtt. Vierteljahrshefte 1902 ©. 40) wird
eher auch ein Sohn von ihm als er felber fein, da er wohl für ſpaniſche
Geſchäfte damals ſchon zu alt geweſen fein dürfte Auch diefe Bruch—
ftüde zeigen wieder, daß die Verhältniffe der Ravensburger Geſellſchaft
ſicher weſentlich genealogiſch bedingt find, fo wenig das alles bis jetzt
auch aufgehellt ift.
4 Weiſſach, Sporer, Bödlin, Roler.
Als Faktor der Mötteli in Valencia 1453 erwähnt Häbler (Württ.
Vierteljahrshefte 1902 S. 17) einen Kunrat Viſſach. Nach der Ravens—
burger Bürgerlifte ift Cunrat Wifjah 1425 dafelbft Bürger geworden,
fein Bürge Ral Huntpiſſ, Bürgermeifter. Seine Herkunft ift dort nicht
angegeben. Da aber in Jony feit Mitte des 14. Jahrhunderts eine
Familie von Wiffah (d. h. wohl nicht adelig, fondern von Weiſſach bei
Oberflaufen, in deſſen Nähe fie Alpenbefig hatten, kommend und benannt),
von ca. 1390 an bloß Wiſſach, fpäter Weifjah in zahlreicher Verbreitung
vorkommt, fo ift wahrſcheinlich auch diefer Konrad ein geborner Janer.
4190 Berein für Kunf und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Nur noch angemerkt foll werben, daß auch Sporer, Bödlin, Koler
(oder Köler) Joner Familien des Gandels im 15. Jahrhundert find.
5. Anhang.
Vor einigen Jahren bot eine Wiener Handlung der Stadt Ravens-
durg 2 die dortige Handelsgeſellſchaft berührende Urkunden an, bie, wenn
ich recht weiß, Preifes halber nicht erworben wurden. Da ihr Inhalt
für die Geſchichte der Geſellſchaft von Wert ift, gebe ich denfelben, wie
ich ihn mir, um Gutachten angegangen, notiert habe, im Regeft.
1. Rüblingen, vh. Mitwochen vor Sand Matheus bes hallgen
Iwölfiboten tag (18. Septbr.) 1454.
Jobanns, Graue zu Werbemberg, Herr auf bem Helfigenberg, urfunbet kaiſer
He Rommiffion erhalten zu Haben, Näwenftatt Montag vor Allerheiligen (29. Oft.) 1453.
Danach bevollmädtigt K. Friedrich, von andern Reichsſachen beladen, jenen, nachdem
fih Claus Schöpperli und Elaus Lug, ©. zu Ulm, betreffs eines vor Stattamman,
Gericht und Ratgeben von Ravensburg für Jos und ytal Huntpifj und bie Geſellſchaft
ber Kaufleute ber Huntpiſſ zu Rav. gefprochenen Urteils, Hiljefuchend auf ben Kaiier
berufen, mit bem weiteren Rechtöverfahren. Freit. vor St. Johannis Bapı. (22. Juni) ers
ſchienen bie Appellierenden einerfeits und Jos Huntpiff ber jüngere und Hans Frag, 8. zu
Rav., in ihrem und im Namen hial Huntpiff des älteren und der Kaufleutegefeligaft
anberntell® mit ihrem Gewalt und gegebener Tröftung der 2. Partei dem Entſcheid
nadyuleben. Die Appelanten begeßrten durch ihren dürſprech, Hans Ehinger gem
Rümell, AMt-Bürgermeifter zu Ulm, Berhörung bes Appellationsinfirumentse und bes
Ravensburger Urteils. Danach zeigte bamald Schöpperli infonderheit ben angeblich
redlich und taunliden, verfiegelten Schuldbrief, Forderung an ytal und 306 Huntpifi
dem Kläger 6 vardel barchant famt barauf ergangenen Wechſel und Schaden zu bezahlen.
Die Humtpiff beftritten die Achtheit und Gültigkeit, auch fei Jofen Huntpifi Siegel mict
daran, Unb Vergleichung bes Schuldbriefsſiegels mit dem ber beiben Joſen beiwiet,
baß es feines von dieſen fei, daß bie Schrift des Briefefiegels dem ihrigen nicht „yer-
hellet und auch das Datum nicht in Orbnung fei, alfo ber Brief falich fel. Darauf
erfannten bie Richter mit großer Majerität: 1. Wenn ytal unb 308 bie Huntpifien
als die Obern ber Gefellihaft unb zu ihnen Frick H. Hans Fry und Courat Täfchler,
ihre Mitgefellen, au 2. zu R. einen Eid ſchwören, baf fie bem Peter Mörlin feinen
gemeinen Gewalt zu faufen und zu verkaufen, zu hantieren und aufzunehmen anders
als laut ihres Antwortvertrags gegeben und ihn auch nicht befohlen Haben, bie 6 varbel
VBarhang von Claus Schöpperlin zu faufen und ba biefe auch nicht in ihren und
ihrer Geſellſchaft Nutzen gekommen feien, fo jollen fie ben Claus Sch. an diefem Un:
ſpruch nichts ſchuldig fein. 2. Wegen bes als falſch erfundenen Schulbbriefs Schäpperr
ins, den alfo biefer Peter Mörlin, „ein flüchtig verlümbbet Mann“, falſch gemacht ımb
deſſen Bitſchitt nicht zu glauben fei, fo fol biefes Bitſchitt ytal und Jos H. unb ihre
Geſellſchaft nicht Binden, wenn fie ſchwören, daß es nicht ihr Bitſchitt fei, daß fie and
ihres nicht dem P. Mörlin befohlen, aud) ihn nicht beauftragt, das eine Barbel Barchani
von Claus Lub zu kaufen, und daß diefes nicht in ihrem und der Gefellſchaft Rupen
gekommen ſei und fie bem PB. M. feinen gemeinen Gewalt verliehen haben, fo follen
fie auch dem Claus Luy nichts ſchuldig fein. Hierauf appellierte ber Bevollmächtigte
von EI. Schöpperlin, Claus Lug, Ulrich Ehinger gen. Öfterreicher, ©. und bes Rats
Rieder, Joner Bürger in Spanien. 191
zu Ulm gründlich an das Hofgericht zu Rottweil ober an ben Kalfer. Dagegen leifteten
die Huntpiff ben Eib. Belde Teile erhielten Brief mit Hans Fanders Stattammanns
Siegel Mont. nach Peter und Paul (1. Juli) 1453. — Nach Vernehmung beffen boten bie
Appellanten Bemelserhebung bafür an, baf Peter Mörlin won ber Geſeliſchaft wegen
verkauft, gefauft und hantiert habe mehr als für 1*/,mal 100000 fl., das alles von
ihnen bezahlt worben fei, daß P. Mörli vorzeiten felbft ein Kaufmann geweſen, eigenen
Laden und Spegery feilgehabt und auf Begehren ber Gefelljgaft von feinem Gewerb
gelaffen unb mit einer Anzahl Geld und Waren bei ihnen eingetreten, ihr Mitgefell,
Kneät und Diener geworden fei, gefauft, verfauft unb hantiert Babe alles, was er
ihretwegen auf fi genommen babe; unb das fel allwegen erberlich gezahlt zu Veneby,
Franffurt, Oſterrich und a. a. Orten: Sie begehrten bemgemäß Aufhebung des Rav.
Urteils unb Verurteilung ber Huntpiffen, bagegen erflärten Jos Huntpiff und der Fry
durch Meifter Joh. Zeller, Dffizial bes Hofs zu Eoftent, das ſei neues und ungehöriges
Vorbringen und es handle fi laut kaiſerlichem Befehl bloß um Läuterung der Sache,
wie fie in Nav. geſchwebt habe, was bann erfolgte und weitere Berebung nach ihrer
Erklãrung überflüffig machte, fo baß fie auch Beſtätigung des Nav. Urteils und Schadens
erfag hoffen. Die Ulmer beftritten ben Vorwurf ungehörigen Beibringens und beharren
auf ihren Erflärungen über P. Mörlins Stellung und Thätigfeit; fonderlih habe
Mörlin auf diefern felben beftrittenen Bitſchitt geflegelt und bie H. darauf immer
Bezahlung gethan und Schulden, bie er in ihrem Namen hantiert, auch nad) feinem
Flůchtigwerben eingenommen. Dagegen beharrte auch Zeller, baß das allea, ſoweit e6
nit ſchon in Rav. vorgekommen, nicht hergehöre. Darauf nahmen bie Richter Ber
denen, und als auf Datum bes Briefs nach Labung Elaus Sch. und EI. Luk und
Hans v. Sandenburg (sic) gen. Kalbehanns, derer von Ulm Diener, und tal und
308 Huntpiff duch bie ftrengen und veſten Herrn Marquart Bryſacher, Ritter, unb
Merk von Werenwag mit ihren Vollmachten vor ihnen urteilforbernd erſchienen,
ſprachen fie zu Recht: der falſche Brief CI. Sch.s fol bie H. und ihre Geſellſchaft
nicht binden, CI. Schd. abgewiefen fein; das eine Vardel Barchent betr, über das
Glaub Luß einen angeblich richtig befiegelten Brief der Gefelihaft vorbringe gegen Ihr
Befreiten und Behaupten, daß fie bem Mötlin überhaupt nicht Bitſchitt anbefohlen
Haben, folle EI. ug, ber mit Recht appelliert habe, fein Fürbringen Ieiften und dann
Weiteres erfolgen. Auf Luden Fürfpregen, bes Hans Ehinger gen. Rümelin von Mm
Erfuhen wirb ihm troß ber Einrede ber Rav., ba er feinen Beweis
Landes weit fuchen müſfe, Smalige Frift von 6 Woden und 8 Tagen,
1. Tag nad) Alerfeelen, auf Mittrv. nach St. Lucien und leblich Montag
unter Auflage vorheriger 14tägiger Mitteilung nad Sigmaringen anberaı
perlin unb Lug begehrten Brief.
Perg. Orig. Siegel fee fhön. Urk. an einigen Stellen durchlöcher
des Inhalts. Nach Rüdfelte: Claus Lug. + (= Megifttaturermerf) 1
2. Gleihen Orts und Datums.
Gleicher Inhalt bis zum Urteilsſpruch über Claus Schöpperfin ı
daß biefes Urteil allein der Huntpiff Boten Brief begehrt und erhalten h
Perg. Orig. Siegel wenig angebrödelt. Regiftraturvermerke: ı
angabe beuiſch, lat. (verwiſcht). Nr. 15. — H 54 — Nr. 45.
Die Bohenflaufengräber zu Torch.
Bon Mar Bad.
Die Grabftätte ber Hohenftaufen zu Lorch hat von jeher Die Beachtung
der Hiftorifer und Altertumsfreunde auf fi gezogen. Schon Erufius
ſchreibt darüber in feinen Annalen, ebenfo feine Zeitgenofjen Mütſchelin)
und Wolleber?). Alle fpäteren Chroniften, Pregizer, Bradh und amdere,
fußen auf diefen älteren Schriften. Crufius gibt feine Duelle felbft an.
Es ift der ehemalige Lorcher Konventuale Fr. Jacob Spindler, fpäter
Pfarrer in Gmünd?), welder im Jahr 1550 die in Lord befindlichen
irdiſchen Nefte des Hohenſtaufengeſchlechts aufgezeichnet hat; er fchöpfte
„aus authentiihen und glaubwürbigen chronologiſchen Schriften, zum
Ruhm und Gebädtniß der Clofter-Brüder und derer die dieſes leſen“.
Sein Bericht über die Öffnung der Gräber im Jahr 1475 ift einem
alten Buche entnommen, welches ihm der Prior Pater Auguftin 1519
geliehen bat. Er lautet: „Anno domini 1475 da warb ber Stifter Grab
aufgethan und mit dem Stein aufgehebt und neu gemacht, unter bem
ehrwürdigen geiftlihen Herrn Herrn Nicolaen von Arberg, Schenken, Abt
des Gotteshaufes Lord. Und zu derfelben Zeit, als Maria im Tempe
geopfert ward, hat man funden viel Gebeins, Hein und groß, find unter
ſolchen viel, die 3 Spannen lang geweſen fein, au viel Hauptſchalen
Und befonders, als aufgethan find worden die Gräber vor der Sakriftei,
hat man da gefunden Hauptſchalen, an melden noch hübſch gelb Haar
ift geweſen, und auch Meine Spörnlein, auch ander Ding, das man vor
Alter nicht hat können erkennen, was es fei. Dabei find geweſen bie
Alten des Convents, glaubwürdige Väter: Herr Caspar, Prior, Herr
Anfelmus von Horfheim, ein Edler, Großfeller, Herr Oswald, nachmals
Herr und Abt zu Murchard; melde Solches Alles beſchrieben, umd ik
von ihnen gehört und Soldes den Nachkommen zulezt gelaflen. Es find
*) Lanbesbibl. Stuttg. C. hist. fol. 126.
%) C. hist, fol. 71.
*) Stälin, Wirt. Geſchichte, IV. ©. 2. Würit. Vierteljahrsh. 1892 5. 86 f.
—
Die Hohenitaufengräber zu Lord. 498
aud im Langmünfter etlihe Särch in den Felfen gehauen, denn der Fels
fteigt allda auf bis zu dem Paviment darinnen die Stifter mit fammt
den andern fein begraben worden.“
Ganz gleihlautend ift biefer Bericht enthalten in der Handſchrift
des K. Staatsarchivs Nr. 79: „Jacobi Spindleri Convent. Laureac.
Genealogia Imperatorum et Ducum exstirpe Hohenstaufi de anno
1547. Am Schluß heißt es: Ego frater Jacobus Spindler aus Göppingen
Conventual ibidem etc. 1547.
Auch das fog. Rothe Buch im K. Staatsarchiv giebt S. 98 ff. eine
kurze Beſchreibung der Graböffnung, welche in Überfegung lautet:
„Im Namen Gottes Amen! Männiglich fol wiffen, daß im Jahr 1475
unter der Regierung bes Abts Nicolaus Schenk von Arberg, die Gräber
der Gründer dieſes Kloſters, welche unten im Körper der Kirche begraben
find, geöffnet worden. Und man fand viele Knochen von großem Umfang
und Länge, aber auch Heine, und fie waren gemeinfam in einem aus—
gehöhlten Stein geborgen, welcher unter den anderen gefunden wurde.
Darüber wurde nun ein von einem Göppinger Künftler gefertigter Stein
gelegt’). Diefe Erneuerung der Grabftätte erfolgte in dem genannten
Jahr am 20. November. Unter demfelben Abt wurden die 5 Gräber
im Chor verändert und es wurbe eines berfelben geöffnet, in dem man
Haare fand, die nicht verwest waren, fie wurden wieder beigefegt. Doch
fieht man nur noch zwei Gräber oder den Raum von zweien, indem die
andern durch den Boden des Chors, welcher von demielben Abt gleich-
zeitig gelegt wurde, verbedt find.“
Dasfelbe Buch berichtet noch weiter über die 5 Gräber im äußeren
Chor: „Folgende liegen unter unferem Heiligtum: Nämlich) liegen in der
Mitte vor dem Eingang zur Safriftei der Schwabenherzog Conrad, zur
Rechten König Heinrih der Sohn des Königs Conrad, in der Mitte
Maria die Gemahlin des Könige Philip mit ihrer Tochter Beatrix,
welche links von ihr liegt. Vor ben Stufen aber, wo bei der Meſſe die
Epiftel gelefen wird, liegen die beiden Söhne des Königs Philipp Reinoldus
und Friedrich.“
In lateiniſchen Verſen werden dann fämtlihe bier begrabenen
fürftlihen Perfonen nochmals verherrlit, wie folgt: „Wenn Du die
Namen der Gründer willen willft, deren Gebeine das gemeinfame Grab
neben uns einfchließt, fo lies diefe Verſe: fürftlichen Geblüts ruhen hier
begraben:
») Nach Vregiger (Manufkript im K. Staatsardie) lieh dieſes Momument Graf
ultich ber Bielgeliebte errichten.
Württ. Bierteljahrtg. f. Landesgefh. 9. . XIT. 13
194 dad
Als erfler der Gründer Graf Friedrid mit feiner Gemahlin, deren
Mund ftets den Namen Chrifti mit Anmuth zum Himmel führte. Dann
find bier begraben die zwei von der Mutter mitgebrachten Brüder Lubwig
und Walther. Die Königin Gertrud des Königs Conrad Freundin rubt
allda mit ihrem Sohn Heinrih. Bon hier fteigt der Schwabenherza
Friedrich zum Himmel empor mit dem ihm vereinten Bruder Conrad,
dann drei Brüder deren Namen Renbold Wilhelm und ber dritte Friedrich
ft; aud die Schwefter Beatrir ift diefen fünf verbunden, die eble um
fromme griechiſche Maria ift hier beerdigt König Philippe Gemahlin.
Laß 0! Jungfrau Maria fie eingehen in die Vorhöfe des höchſten Königs;
ferner ligt die Tochter mit der Mutter hier begraben Beatrir. Der Du
biefe Verfe liefeft bitte daß mas der Falte Felſen bedeckt, bes ewigen Lichtes
fich zu erfreuen gemürbigt werde.”
Diefe Verfe waren nah Mitſchelin (C. hist. fol. 126 pag. 193 f.
geihrieben „in der Kammer, darinnen wir gelegen, fo gegen ber Kird
und Hof gehet, oben unter dem Himmel oder Binin (Bihne), gleich:
wohl etlich fehr verſchnitten und verderbt, daß man den sensum nicht
gewinnen mög.“
Auch Erufius bringt dieſe Verſe, ohne die Duelle zu nennen, ebenfo
das Manuffript hist. Q. 58 der Stuttgarter Landesbibliothek, hier heißt
es: „In monasterio Loricensi eirca sepulchrum Friderici dueis
Suevorum fundatoris eiusdem monasterii in medio ecclesiae invenian-
tur versus infra signati.“ Es ſcheint dem Sammler dieſer lateiniſchen
Inſchriften aber der Ort, mo ſich die Infchrift befand, ungenau angegeben
worden zu fein, denn um das befannte Monument der Stifter inmitten
der Kirche ſteht: „Anno dni MCII jar war diß Clofter geftift. hie ligt
begraben Herzog fribrih von Swaben, er und fin Kind dieß Klofter
Stifter find. fin Nachkömmling ligent och hie by Got in allen gnädig
fy gemadt im 1475 J.“
Eine deutſche Überjegung der erfigenannten Berfe gibt aud) Spinbler
und es ſcheint diefer veranlaßt zu haben, daf fie auf eine Tafel im Kloſter
angefchrieben wurden‘). Sie lauten:
Willſt Tu eben wöllen verftahn
Undt unfer Stifter Namen han
*) In dieſer Tafel findeft du gar fein
Welche big Klofters Stifiter fein
Ihr Geſchlecht gar orbentlih geſtellt
Wie ſie nach einander werden gezahlt
Und in dieſem Goitshauß Haben ihr Buch
Wann bu daß gelefen Haft thu Tafel zuo.
Die Hohenftaufengräber zu Lord. 195
Die bei Uns ein Gruben gemein
Bededen Ihut Ihr aller Gebein
Durdjlefen, nemme (vernimm) fonderbar,
Der nachgeſchriebenen Berslein wahr
Bon Fürften fein Sie hochgeboren
Ein Grub bei uns uſerkoren
uß benen ber erfte ruhen thut
Bon Schwaben Herkog Friedrich gut
Dem ruhet fein Gemahel bey
In der Mundt Chriit gelobet ſey
Zween Brüder feiner Mutter Kind
Hie bei Uns auch begraben find,
Darzu Gertrut ein Königin
König Conrad liebe Freundin
Bey Uns zur Aſchen worben if.
König Heinrich ihr Sohn ber ebel Fürſt
Darnach von Schwaben Friederich
Der Herdoge hoch und lobelich
Mit feinem Bruder Conrad fhon
Viel Hoch geacht In ber Himmelstäron
Gar edel und gar milteſam
Von Griechen Maria if Ihr Nam
Auch hie mit Aſthen iſt bekleidt
ALS uns der Chronik Kundſchaft feit,
Ihre Tochter Beattir leit bey ihr,
Der Chriſtus hie war all Begier.
Ber liefet biefe Berslein fein
Der ſprach Gott woll ihn gnädig fein
Und ihn geben bas ewig leicht
Mit dem fie ihn fehen ohn Verdruß
Amen.
Das Vorftehende gebe ich nach dem Manuffript von Spinbler a. a. D.;
übereinftimmend damit ift Mitſchelins Chronit S. 193; er fagt, er habe
dieſe Verſe in feinem damaligen Quartier abgeſchrieben: „den 1. Mai 1625
als Dr. Melchior Nikolai zum Abt allda inveftirt worden, hab id in
diefem Klofter in demjenigen Lofament darin Dr. Ulrich Broll Direktor
und ich lofiret geweft, und gegen der Straß in das Remsthal hinaus ein
luſtig Ausfehen hatte in meinem Lofament und deßelben Anti Camera
neben der Binin herumb volgende deutihe Vers abgeſchrieben.“
Cruſius gibt die Verje in etwas erweiterter Faflung mit verſchiedenen
Einfhaltungen. So wird z. B. Herzog Friedrichs Stiftung weiter aus:
geiponnen und die Kaiferin Irene als eine Tochter des Kaifers von
KRonftantinopel bezeichnet. Ausgelaffen find in den genannten Handfchriften
die drei angeblichen Söhne des Kaifers Konrad III.; Wilhelm Reinbold
und Friedrih, welde hiſtoriſch nicht nachweisbar find.
196 Bad
Außer dem deutſchen und Iateinifhen Tert diefer Beſchreibung der
in Lord) begrabenen Hohenftaufen bringt dann Crufius noch meitere
Diftiha oder wie er fi ausdrüdt „Gedichte von den großen Herren, die
zu Lorch begraben find“. „Suevorum ecce Duces ista tumulantur in
arca“. Es werden genannt: Friedrich der Aeltere und Friedrich Herzog
von Schwaben nebft deßen Gemahlin Agnes, Walther und Ludwig,
Friedrich Brüder. Dann ihre fünffache Nachkommenſchaft: Friedrich der
Einäugige, der Vater des Kaifers Barbaroffa, Friedrich, Rembold, Wilhelm,
die Söhne Konrads und deren Schwefter Beatrir. Die Gebeine Kaiſer
KRonrads find in Bamberg begraben, hier aber liegt deſſen Gemahlin Gertrut
mit ihrem Sohn Heinrich, aud die griechiſche Maria Kaifer Philipps
Gemahlin mit ihrer Tochter.
Weiter giebt das Spindleriſche Manuffript:
„Quo ordine et loco (orpora regum ac Ducum Suaviae in
hoc monasterio sepulta sint.“ Friedrich und Agnes, Kaifer Heinrichs IV.
Tochter, werden begraben in dem erhöhten Grab in der Mitte der Kirche,
feine Brüder Ludwig und Walther find beigefegt unterhalb des tumulus
im Selen. Judith, Herzogin von Bayern, Gemahlin Friedrichs des
Einäugigen und Mutter Kaifer Friedrichs, fowie ihr Bruder Konrad,
Herzog von Bayern, werben gemeinfam an bemfelben Plag beim Grab des
Stifters beigefegt. Die folgenden aber werben geborgen im Sanftuarium,
d. 5. dem Chor der Kirche. Man muß aber willen, daß ehemals, mie
ih von alten Leuten gehört, drei Gräber im Boden des Chors vor
dem Eingang zur Safriftei gemefen find, jegt ift aber nur eines da. Im
mittleren Grab liegen folgende Körper: Heinrich, Römifcher König, Sohn
Raifer Konrads III.; fein Bruder Friedrig, Herzog von Schwaben. Im
rechtsſeitigen Grab liegen: Konrad, Herzog von Schwaben, die Königin
Gertrud, Gemahlin Konrads III., und die 4 Brüder diefes Konrabs, bes
Sohnes Kaifer Konrads III., nämlich Renbold, Friedrich, Wilhelm und
ein zweiter Friedrich, welcher jung geftorben if. Im linken Grab find
beerdigt: Irene, die griehifhe Maria, Tochter des Kaifers Alerius in
KRonftantinopel und Gemahlin Kaifer Philipps III. Neben ihr liegt ihre
Toter Regina, welche unverheiratet ſtarb; dasjelbe Grab dedt Beatrir,
die Tochter Kaifer Konrads. Bor den Stufen bes Chors auf der Epiftel:
feite waren von alters her zwei Gräber, in einem liegt Reginold, Herzog
von Schwaben, Sohn Kaiſer Philipps, im andern deſſen Bruber Friebrid,
welche beide jung geftorben find.
Spindler ftelt dann nochmals „die Namen derer fo in ber Kloſter
kirche zu Lorch begraben” zufammen. „Als erftlih: Friedrich und
Agnes, unterwärts dieſer beeden feind begraben die zween Brüder bes
Die Hohenftaufengräber zu Lord. 197
Stifter: Ludovicus und Waltherus, wie auch Juditha, bes
Kaiſers Barbaroffa Mutter. Im Chor waren 3 Gräber; im mittleren
figt: Heinricus Römiſcher König und fein Bruder Fridericus
Hertzog in Schwaben, Auf ber rechten Seitten ligt begraben: Conradus
Hertog in Schwaben, Gertrud Königin, deß Conradi 3te und Conradi
Memoratj?) Gemahl. Item die 4 Söhne be Conradi tertij: Remboldus,
Friedericus, Wilhelm, Friederich. Auf der linfen Seiten liegen begraben:
Maria graeca Philipps des III. Gemahl und Beatrix ihre Tochter.“
Schönhuth”) ſpricht von drei fchriftlihen Zeugniffen, welche über
die Lorcher Begräbniſſe ung berichten. Das eine lateiniſche gehöre einer
fehr frühen Zeit, villeiht no dem 13. Jahrhundert an, das zweite
beftehe aus lateiniſchen Herametern und fei aus fpäterer Zeit, das dritte
iſt die deutfche Bearbeitung des erfteren. Wir haben das erſte Stüd in
deutſcher Überfegung gebracht; es fteht nicht allein bei Crufius, wir finden
es ſchon im Nothen Buch pag. 98 und in der Mitſchelinſchen Chronik;
daß es das ältefte Zeugnis ift, unterliegt feinem Zweifel, doch kann es
wohl faum über das 15. Jahrhundert zurüd zu datieren fein.
Über die Lage der Gräber im Chor giebt dann das Rothe Buch
und Spindler noch weitere Auskunft. In der Mitte lag Konrad III.
ober ein 1196 geftorbener Sohn Barbarofjas gleihen Namens, zur Rechten
Heinrid ein Sohn Konrads III. und zur Linfen die Königin Maria
(Stene) mit ihrer Tochter Beatrir. Vor den Stufen des Chors, wo bei
der Meſſe die Epiftel gelefen wird, lagen bie beiden Söhne König Philipps:
Friedrich und Reinbold, welche alle im jugendlichen Alter ftarben. Nach
Spindler lagen im mittleren Grab Heinrih und fein Bruder Friedrich,
Söhne Konrads III., rechts davon Konrad und die Königin Gertrud,
Gemahlin Kaifer Konrads III. nebft 4 Söhnen besfelben; links Irene
mit ihrer Tochter Regina und Beatrig, eine Tochter Konrads. Bor den
Stufen des Chors liegen noch zwei Söhne Kaifer Philipps, Reginold
(Reinbold) und Friedrich’).
Es koſtet Mühe, fi in diefer Genealogie zurechtzufinden. Ein
Rembold (Reinbold, Reginbold, Reginaldus) wird teils als ein Sohn
Konrads IIT., teils als ein Sohn Kaifer Philipps ausgegeben. Von einer
Tochter Regine diefes Kaiſers weiß die Geſchichte nichts, ebenfomwenig von
) D. 5. bes obengenannten Conradus.
*) Burgen, Möfter x. Württemberge, II, &. 282.
®) Unter ben Staffeln wie man in Chor will gehen ſeind von Alter ber zwei
Gräber gewefen. Im einen ligt Reginaldus Kaifer Philipps Sohn. Im andern fein
Bruber Friedrich auch Kaiſer Philippe Sohn, welche beeb do fie ungefährlih umb
15 Jahr gewefen mit Tob abgangen. (Wolleber hist. fol. 71 ©. 11 ff.)
198 Bad
einer Tochter Konrads III. mit Namen Beatrir: dagegen hatte Irene
zwei Töchter mit Namen Beatrir, von melden die ältere den Kaifer
Otto IV. heiratete, die jüngere, auch Elfe genannt, den Herzog Heinrich IT.
von Kaftilien. Schwerlich ift eine davon in Lorch begraben.
Unſicher find bie verfchiedenen Konrade. Das Rothe Buch nennt
als im Chor begraben: „Conradus dux sueviae“, die lateiniſchen Berfe
nennen einen Konrad mit feinem Bruder Friedrih, Spindler in feiner
Ordnung der Gräber noch einen Koncad, Herzog in Bayern, und einen
Konrad als Sohn des Kaiferd Konrad III. Es ſcheint, daß umter
Conradus dux sueviae ber Kaifer Konrad III. gemeint ift, weil auch
feine Gemahlin Gertrud als neben ihm begraben angegeben if. Diefer
ift aber in Speier begraben und feine Gemahlin Gertrud im Klofter
Ebrach. Es ift aber auch an Konrad, den 1196 geftorbenen Sohn
Friedrich Barbaroffas, zu denken, welder einen Bruber Friedrich hatte,
der 1191 ftarb. Konrad, Herzog in Bayern, ftarb 1126 zu Bari auf
der Heimfahrt von einem Kreuzzug. Die angeblihen 4 Söhne Konrads IIL,
Reinbold, Wilhelm, Friedrich und ein zweiter Friedrich find unficher und
werden in feiner Genealogie erwähnt, dagegen ſcheinen die beiven Söhne
Philipps, Friedrich und Reinbold, weil in erfter Duelle genannt, hiſtoriſch
zu fein. Friedrich der Cinäugige, der auch genannt wird, und beiten
Gemahlin Juditha ruhen nicht in Lord.
Faſſen wir die verſchiedenen Nachrichten zufammen, fo ergiebt fih
folgender Stammbaum für die in Lord) beigefegten Perfonen des hoben:
ſtaufiſchen Geſchlechts:
Friedrig— Agnes Ludwig Walther
+1106 +1148
— —— —
(Seletrid) der Einäugige) ioertrud)
+ 1147 71062 + 1146
— [02
Guetlich 1) Seinrich driebrich Wilhelm jriebri) Reimbelr
+ 1190 +1150 + 1167
|
(Philipp) — Irene
+1208 + 1208
— — —
Reimbolb Hriedti Beatrig?
Außer der fon erwähnten Öffnung der Gräber durch ben Aht
Nikolaus von Arberg im Jahr 1485 fand aud eine ſolche auf Befehl
Herzog Friedrihs I. von Württemberg ftatt. Nach Lorent I. S. 63
fpriht davon Cruſius in feinem handſchriftlichen Diarium: „es follen
dabei mehrere Koftbarkeiten, ſowie die Leichen Philipps und renew
gefunden worden fein; Alles wurde hierauf mit Ziegeln wieder zugebedt.”
Die Hohenfaufengräber zu Lorch. 199
Unter Herzog Karl Eugen fand abermals eine Nachforſchung nad
den Gräbern ftatt. Der Kirchenrathsdirektor Hochftetter berichtet dar:
über in dem Manuſkript über die Denkmäler des Kloſters Lord!)
folgenbes:
„Drei Felfengrüfte trifft man in ber Klofterfiche zu Lorh an.
In der älteften in dem röthlichten Felſen gehauenen Gruft unter
Durchechnitl.
Figur I.
Friedrichs Monument (d. h. unter der von Abt Nikolaus 1475 errichteten
Tumba) findt man nod 3 fteinerne Särge. Der längfte in ber Mitte
iſt tiefer eingeſenkt und mit einem fteinernen Hauptlager verfehen, vechts
ift ein Heiner höher gelegter, links ein etwas größerer ohne Hauptlager.
Alle drey aber find mit feinem Dedel verwahrt und ganz zerſtört.“ (Fig. I.)
. 3) Landesbibliothek, hist. fol. 824.
200 Bad
„Im erften Chor (d. h. in der
Vierung) trifft man die zweite Gruft,
aber nur gegen Morgen noch einem
Heinen unentheiligten fteinernen Sarc
mit einem besgleihen Dedel an
worinnen der menſchliche Körper ala
Staub und Moder betrachtet werben
kann. Die Erde des Körpers it
röthlicht, die des Hauptes aber weiß
let. Unverlegt wurde biefer Sarg
wiederum bedeckt mit der Iebhafte:
ften Vorftellung der Hinfälligfeit des
Sterblihen.“ (Fig. II.)
„Rod eine Gruft ift in dem
zweiten Chor, den größeren fteinernen
Sigur II. Sarg (f. Fig. IID mit einem Haupt:
lager findet man barin, welcher aber
Figur III.
Die Hohenftaufengräber zu Lord, 201
unbedeckt und wie die vorige auch mit Schutt ausgefüllt war. Sonſten
traf man in den Gruften in und außer den Särgen leider nichts mehr
an, als einzelne ſchändliche Entheiligungen ihrer Ruheſtätte predigende
Knochen⸗Überbleibſel.“
Dieſe Funde ſtimmen im allgemeinen mit den früheren Angaben
über bie Örtlijfeit der Gräber überein. In der Tumba wurden die
Überrefte der Stifter nebft zwei Geſchwiſtern berfelben beigefegt; vor den
Stufen des Chors, alfo in der Vierung, die Söhne Philipps und im Chor
die Söhne Konrads II., Irene und deren Kinder.
Aus und über Schriften und Zeilſchriften.
Hand von Rechberg von Hohenrechberg. in Zeit und Lebensbild. Mit Stamm:
tajel und Wappenfiegel, nebft einem Anhang: Regeften. Bon Dr. phil. Erbart
Waldemar Kanter. Zürid 1908.
Hans von Rechberg ift wohl eine Perfönlichteit, bie zu biographiſchet Darfiellunz
verlodt, ein ganzer Mann. Wie er ſich ſelbſt dem Mailänder Feldgeren Balblanr
ſchilderte, fo war er fein ganzes Leben hindurch, ein Mann ber Waffen: er ſei „ſom ⸗
fagen in ben Waffen aufgewachfen, Habe immer Waffen getragen und balb Sier, bat
dort gefämpft. Er ziehe nichts mehr vor als die Kriegsfunft®. Unter andern Ber:
Hältniffen wäre er vieleicht ein bedeutender Feldherr geworben, fo war er ein Meier
bes Kleinkriege, und auf welder Seite er andy fümpfen mochte, ber gegebene Führer.
Wo Krieg umd Fehde if, da findet man Hans von Rechberg. Er bient ebenjo der
Stadt Zürich (1443 ff.) wie dem Herzog Albrecht von Öfterrei (1448 j.), dem Marl:
grafen Albrecht von Brandenburg (1449), ben Grafen von Württemberg (1460 ums
1461), er tampft gegen die Huffiten (1430), gegen ben Biſchof von Konflanz (1441),
gegen bie Eidgenoffen (1489 und 1448 ff.), gegen bie ſchwäbiſchen Relchsſtädte (1451 fi.)
gegen ben Pfälzer Frid (1460/61) und gegen bie Grafen von Württemberg und die
Ritterſchaft von St. Georgen Schild (1464). Im biefer feiner legten Fehde fiel er am
11. November 1464 und wurde im Barfüßerfiofter zu Villingen beigeſetzt.
®. Hat ben zerftreuten Stoff zu feinem Lebensbild mit großem Fleiß zufammen-
getragen und zu einer lesbaren, überfihtlichen Darſtellung verarbeitet, bie dem Kriege:
helden durchaus gerecht wird. Die Charafteriftif, bie er in Kapitel XI entiwirft, trifit
wohl zu. Merfwürbigerwelfe tritt biefelbe in Widerſpruch mit ben erften Kapitein, bi:
von Rechbergs Kämpfen gegen bie Eidgenoſſen handeln, Nojern bort ber Eifer Re. aut
feinem Haß gegen bie Eibgenoffen, biefer aus feiner Verwandtſchaft mit einem ber
Gefallenen von Sempach erflärt wird (4.8. S. 2 u.19). Diefe Annahme ift in dem
Kapitel XI nicht verwertet, fie würbe auch ganz überflüffig fein; dem Mann ber Waffen
fam es nicht barauj an, wen er vor feiner Klinge hatte.
Als entbehrliher Ballaft erſcheint ber größte Teil ber im Anhang gegebenen
Regeſten von bis jebt nicht befannten Urfunben; fie find zum großen Zeil ſchon wär:
lich in ben Tert der Darftellung aufgenommen. Dabei ftimmt freilich zuweilen ber
Tert mit den bazu zitierten Megeften nicht ganz überein, wie S. 50 mit Reg. 0,
©. 108 f. mit Reg. 11, ©. 111 mit Reg. 92a. Die Darlegung ber Befipverhältmiie
Rechbergs läht mande Frage offen; wir erfahren nicht, wie N. in ben Beflp ven
Ramſteln, von Schramberg kam. Störenb wirkt, daß bie Ortsnamen vielfad falſch
wiedergegeben find, 3. B. S. 5 Bubenhauen fl. Bubenhofen, ©. 111 Enssman ſt
Aus und über Schriften und Zeitſchriften. 203
Snsmab, ©. 101 Dormagingen fl. Dormettingen, S. 99 u. 120 Pfeffendorf bezw.
Pfaffendorf ft. Beffendorf, und daß nicht grunbfäglid) bie Heutigen flatt ber urfund-
Ligen Formen ber Ortsnamen gebraucht werben. Pefefehler machen bie mitgeteilten
Urkunden (Reg. Nr. 72, 151, 156) unverftändlig. Ein auffallendes Beiſpiel für falſche
Xefung und Einnwibrigfeit iſt Reg. 92a: es if troß ber Quellenangabe ein mangels
hafter Auszug einer Notiz von Gabelfhover, bei ber zwei Urfunben zufammengezogen
find. ©. 36 Tautet ber Vers natürlich nit: „Nun loſen bir Schwiger“, fonbern:
Nun loſend ir Schwizer“. ©. 58 fehlt im Tert bie Angabe, da ber Überfall von
Rheinfelden ins Jahr 1448 gehört; unmittelbar vorher if vom Jahr 1446 bie Rebe;
die richtige Zahl ergiebt fi erft aus ber Anm. 1. In ber Beilage Nr. 78 find bie
auf Anmerkungen verweiſenden Zahlen nad ber Zeitſchr. für bie Geſch. des Oberrheins
mit abgebrudt, bie Anmerfungen fehlen. Solche Flüctigkeiten ftören leider das Ber-
trauen in bie Zuverläffigfeit ber ganzen Arbeit.
Zur Geſchichte der Graffhaft Öttingen find zwei Schriften zu verzeichnen. Die
erſte, von bem verbienten Geſchichtſchreiber Öttingene, Georg Grupp (Balbern.
Ein Beitrag zur Öttingifhen Geſchichte von Georg Grupp. Mit 28 Abbildungen.
Nördlingen 1900. 2 ), giebt die Schicſale und Wanblungen eines Sihes bes Grafen:
geſchlechtes von ben älteften Zeiten bis zur Gegenwart, Beſonders fruchtbar erweift
ſich für die Iebenbige und warme Schilderung bie Verwertung ber Inventare, biefer
trodenen Aufzäplungen des gräffihen Hausrats, die unter ben Händen bes Erzählers
eine Füle von wertvollen Einzelzügen fpenben, durch bie fid eine Mare Vorftellung
von ber Einrihtung des Schloffes nit nur, fondern auch von ben Sitten und Lebens⸗
gewohnheiten feiner Bewohner gewinnen läßt. Zahlreiche Bilbniffe der Befiger und
Abbildungen einzelner Teile des Schloffes [Gmüden das erfreuliche Büchlein. — Die
zweite Schrift, die wir hier nennen wollen, Reinhold Herold, Geſchichte ber
Reformation in der Graffhaft Öttingen 15-1569 (Schriften bes Ber:
eins für Reformationsgefichte, Heft 75 — Jahrg. 20 Heft 2, 1902), giebt fi ale
turze Überficht über den Im Titel bezeichneten Zeitraum. Iſt es glei ber jept im
Königr. Bayern aufgegangene Teil des alten Ottingiſchen Gebiets, ber naturgemäß ben
Hauptgegenftand ber Darftellung bildet, fo iſt die Schrift doch nicht allein wegen ber
Häufigen Beziehungen auf die Stuttgarter Theologen ber Reformationszeit bier zu
‚nennen.
Über ben Anteil Schwabens, beſonders Württembergs, an ben Türlenfriegen
zu Ausgang bes 16. Jahrhunderts fehlte bis jeßt eine eingehende umb ausführliche
quellenmäßige Darleltung. Jo hs. Müller giebt fie im 28, Jahrgang der Zeitfärift
des hiſt. Ver. für Schwaben und Neuburg (©. 155 ff.: Der Anteil der ſchwäbi—
fen Kreistruppen an bem Türkenkrieg Kalfer Rudolfs IL von 1595
518 1597). Die Beteiligung aus dem Heutigen Württemberg mag nicht gering gewefen
fein; Zahlen laſſen fih, wie es ſcheint, nit nennen. Bon den Muferplägen bes
Jahres 1595 Tagen brei Innerhalb ber Grenzen des Königreichs: im Ulmer Gebiet, im
Helfenfleinifhen und in Baltringen im Biberadifhen; 1596 wurben vier Fähnlein im
Vorderdſterreichiſchen zu Ehingen und Rieblingen, zwe im Ottingiſchen, eins im Würt-
tembergiſchen Amt Heidenheim gemuftert. (Zwei Teilnehmer aus Tübingen, von denen
ber eine nachher 15 Jahre in türfifcher Gefangenschaft lebte und 1617 feine Schiefale
in einem Lieb befang, lernen wir aus ben Tübinger Blättern [1908 Heft 1] fennen.)
Die Betrachtung dieſes Türkenkriegs bietet Gelegenheit, „die in einer Zeit ber tiefften
204 Mehring, Aus und über Schriften und Zeitferiften.
veligiöfen Spaltung boppelt angenehm berührende Ginigkeit und Opferwilligkeit ber
Tonfeffionell getvennten Stände bes ſchwäbiſchen Kreifes in einer das Wohl bes großen
Vaterlandes berüßrenden Angelegenheit kennen zu lernen, anderfeits ber von alter fer
Bewäßrten Tapferkeit und Mannhaftigteit des ſchwäbiſchen Stammes ſich zu erfrmet. |
— Im demfelben Heft beenbigt Friebr. Roth feine Abhandlung „Zur Geihigt
ber Wiebertänfer in Oberſchwaben“. —
Die Monumenta Boica eröffnen eine neue Folge. Der erfte Banb (Min
hen 1902, der ganzen Reihe 47. Bb.) bringt „Die Urbare bes Bnrggrafentums Närs
berg unter bem Gebirge bis 1460", Herausgeg. von Jo. Peg. Daraus ift für ums
zunächſt zu nennen ein Urbar aus ber 1. Hälfte bes 15. Jahrhunderts, im bem die
Amter Werded (S. 177—201), Crailsheim (S. 47-236, 293—2%), Lobenhanjen
(S. 36292), Blaufelden (5. 5311) und Bebenburg (S. 311-339) aufgefähet
find. Es enthält „die regelmäßigen grundherrlichen Einkünfte, die unſtändigen Gefälk,
bie Frohndienſte, bie aus öͤffentlich⸗rechtlichen Titeln fliegenden Einnahmen, bie bis
lien Binsgüter, das Salland, die Wälder, bie Burggüter, bie bürgerligen und bäzer
lichen Mannlehen*. Ein vortreffliches Regifter, das auch zu den erfreulichen Meuerungen
bes Werts zählt, erleichtert jehr ben Gebrand. Die im Berwort gegebene Zufienmg
daß in ber nachſten Zeit „aueſchliehlich fränkiſche, pfälziſche und ſchwäbifche Ardier
beflände zur Edition gelangen“ follen, eröffnet willfommene Ausfiht auf weitere fir
uns wertvolle Gaben. G. Mepring
Bu Württembergifche
Dierteljahrshefte
u
\ Tandesgeſchichte.
Beng Folge.
|
In Verbindung mit dem Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben,
dem Württ. Geſchichts - und Altertumsverein, ‚dem Hiſtoxiſchen Verein für das
Württ. Frauken und dem Sfldganer Altertumevereln
herausgegeben von der
Württembergifchen Kommiſſion für Landesgeſchichte.
XII. Jahrgang.
1903.
Sseft II und IV.
Stuttgart.
Drum von W Kohlhammer.
1908.
Size Google
y03/7-/22
Mürttembergifche
Dierieljahrshefte
für
Tandesgeſchichte.
VUeue Folge.
In Verbindung mit dem Verein für Aunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben,
dem Wärtt. Geſchichts- und Altertumsperein, dem Hiſtoriſchen Verein für das
Württ. Franken und dem Süldigauer Altertumsverein
herausgegeben von der
Württembergifchen Kommiffion für Landesgeſchichte.
XII. Zahrgang.
1903.
Stuttgart.
Drum von W. Kohlhammer.
1908.
DD
Bol
6
WI
v 12.
wu S3-4
Inhalt.
Zur Gefichte bes württembergifgen Staatsarhive. Bon Ardivrat Dr. E.
Schneider . .
Die Malerei ber Nachrenaiſſance in Oberſchwaben. Ton Prfeor Dr. v.
Pfeiffer in Stuttgart. .. ..— “oo.
Zwei Jröbilder? Bon U. ©. Kolb in Schwaiger .
Eines Karmeliters Lob der Armut. Mitgeteilt von Arivfefretir Dr. Mehring
Kochendorf als Handelshafen für das Herzogtum Württemberg 1607/8. on
Demjelden ....
Zur Geſchichte der Schubartſchen Shronit, Beſchderden und Widerrufe, Sen
freigeit und Zenfur.) Bon Archivaſſeſſor Dr. R. Krauß . . . .
Die Weiber von Weinsberg. Bon Dr. K. Weller in Öhringen . . . .
Torigemeinbegerichte Im Herzogtum Württemberg. Bon Ardhteaffeor Dr. Bine
tertin en
Dorfrecht von Rodt ©; Freubenfabt. Bon Demfelben on
Ein ungedtudter Brief Voltaire. Mitgeteilt von F. Kern in Sruttgart
Schmie, Oberamts Maulbronn, als Station an ber europäifgen Hanetsreßt,
Von Profeffor D. Dr. €. Neftle in Maulbronn . . .
Die Hohenflaufengräber zu Lord. Bon Maler Mar Bad in Stuttgart . ..
Aus und über Schriften und Zeitfhriften. Bon Dr. Mebring . . ..
Württemberg vor dem Giebenjährigen Krieg (gefildert in einem Guten
3. I. Mofers). Von Oberregierungsrat Dr. Adam. . . .
Württembergife Mathematifer. Bon Profeffor Dr. Staigmüller.
Marianne Pirfer. Bon Achivaffeffor Dr. Krauß... . »
Die Änderung ber Kioflerverfaffung unter Herzog Ludwig. Bon Dr. 9. 5 ermelint
Zur kirchlichen Baueniwiclung Schtwabens Im Mittelalter. Bon Dr. B. Shmibt
in Münden . . . .
Eine Stuttgarter Schmaͤhſchrift "auf Herzen Kurts Regierung. vom Johr 1768.
Von Hofrat Dr. Giefel . . . .
Beſprechung: Topographiſches Virurhu des Großbergogtums "Baden. Bearbeitet
von A. Krieger. . . B ne
Erwiberung. Bon Privatdozent Dr. ®. "Sir in Dünden oo. ..
Entgegnung darauf. Yon Profeffor Dr. Ernft . . . . ..
Württembergilhe Gefgichteliteratur vom Jahr 1902. Yon Ih. Schön
Yerein für Sunk und Altertum in Alm uud Oberfhwaben.
Tie Ausgraßungen des Ulmer Altertumsvereins bei Thannhelm DA. Leutkirch.
Von Pfarrer Koch in aa Be Braun in Ulm und
Lehrer Wegel in Rob . . ...
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IV Iuhalt.
Biberacher Studenten im 15., 16. und 17. Jahrhundert. Bon Vikar Merk in
Ravensburg
Die Herren von Keinoldoweiler und Renhardoweiler Bon Dr. Mesring
Ulm als eines ber vier Dörfer bes Reiche. Bon Profeffor D. Dr. Neftle in
Maulbronn .
Joner Bürger in Spanien. Bon Siadipferter Rieber in Jony . j
Gefiägte der Gemeinde Wan. Bon Pfarrer Ehrhardt in Roßfeld
Ulm als eines ber vier Dörfer des Beige, Bon Zein penor Dr. Kölle in
Frankfurt a. O. ..
Hiksrifger Yerein für das Wärtt. Sranken.
Dorforbnung von Althaufen OA. Mergentheim, erneuert am 9. J 1528. Von
Profeſſot Dr. H. Günter in Tübingen . RE
Regifter.
. Bemmiffen für Sandesgefhihte. 1903.
Witteiluugen der Wir
. 18
. 1
18
;
. 87
wWürttemberg vor dem Siebenjährigen Krieg
gefdildert in einem Gutachten Johann Jakob Mojers
vom 9. November 1752.
Im Ständiſchen Arhiv in Stuttgart findet fih eine Reihe von
Gutadten, die Johann Jakob Mofer als Württembergiſcher Landſchafts-
fonfulent dem Landſchaftlich Größeren Ausfhuß erftattet Hat. Es ſcheint
darunter das nachfolgende befonders von Wert zur Kennzeichnung der
landſchaftlichen Tätigkeit Mofers wie befonders der Lage Württembergs
zwiſchen dem Aachener Frieden und dem Ausbrud des Siebenjährigen
Krieges.
1752. 9. Dec. Votum in ber Haupt-Sache bey dem Winter-Convent 1752.
Es ift zwar die zu Ende bes vorigen Winter-Convents ausgefallene
fürſtliche Nefolution vom 11. Mart. (auf welche fi weiter herauszu-
lagen man biß zu jeßigem Convent verfparet hat,) in vilen Stüden
ſehr disconfolabel und die das abgewichene Jahr Landſchaftlicher Seits
fo ſtarck urgirte Beſchwerden feynd nicht nur nicht abgethan, fondern fo:
gar mwährenden leßten Sommer-Convents durch die neue Auswahl, und
den, laut ber jegigen Gewälte, ſich immer ergrößerenden Wildprett-
Schaden, vermehret; auf die bey dem Sommer-Convent gethane prae-
liminar-Vorftellung aber, darinn die Haupt-Vorſtellung auf diefen Winter:
Eonvent vorbehalten morden, ift gar nicht einmahl eine Refolution
erfolget: Ich halte aber dennoch dafür, daß man ſich dermahlen mit feiner
praeliminar-Borftellung aufhalten folle, nod den Zweck dadurch erhalten
werde, und bahero gleich zur Haupt-Sache zu fhreiten, in folder Erklärung
über die Haupt-Sache aber dennoch gleich im Eingang dife Umftände
mit zu berühren habe, und daß man dadurch berechtiget gemefen wäre,
bie gefammte Bewilligung zu fulpendiren.
Was nun
Punetum 1. der Winter-:Anlage
betrifft; fo haben diejenige Stätte und Aemter, welche auf eine geringere
Summe als Eine Jahrs-Steuer und 50000 Gulden pro Tricefimis an:
Bürtt. Bierteljahrög. f. Lanbeögeih. N. F. XII. 14
206 Abam
tragen, gar nicht unrecht, warın fie glauben, man feye nad} denen Receßen
de An. 1736. und 39. befugt, darauf zu bringen, daß bey jegigen friblichen
Zeiten die Haus-Militar-Verfaßung, folglich auch der darzu nöthige Fundus.
um ein nahmbaftes verringeret werde, ohne daß dadurch der Zahlung
derer übernommenen fürftl. Cameral-Schulden etwas entgienge: Es fcheinet
auch diſes um fo nöthiger zu feyn, weil aus deme, was nachfolget, fich
ganz leicht der höchſt-wahrſcheinliche Schluß ergibet, die offenbare Im-
pofsibilität bes Landes werde, wenn es in publico & privato fo fort:
gehet, in kurzer Zeit Serenilsimum doch nöthigen, darzu zu fchreiten,
aber zu fpät und ohne daß alsdann mit der Schulden:Zahlung weiter
fortzulommen feyn werde; wo hingegen jego dem Unterthanen durch Ver:
ringerung der Anlagen nod in etwas könnte aufgeholffen werben, und
die Schulden-Zahlung dabey ihren Gang fortgehen: Man wäre endlich
befugt, difes zu begehrten, nicht nur, weil man Landſchaftlicher Seitz
beftändig gegen die Schuldigkeit, ein Kaus-Militare zu unterhalten,
proteftirt, fondern aud der Landſchaft und dem Land dasjenige, worzu
man fi Herrſchaftlicher Seits gegen Übernehmung fo hoher Anlagen
verbunden, je länger je-weniger hält, ja ben das Land fo fehr druckenden
allgemeinen Wildprett-Schaden nun gar als etwas gang ohngegründetes
und abzuftellen ohnmögliches erfläret, in Anfehung derer übrigen Forft:
Beſchwerden aber, da doch nichts verlanget wird, ala nur über beme
zu halten, was fonft vor jo kurzen Jahren als Conditio fine qua non
bey Übernehmung derer Cameral-Schulden bebinget worden, lauter dila-
toriſche Refolutionen ertheilt. Und da die Landſchaft jhon im Sommer
1751 ſchlechterdings nichts mehr hat bemwilligen mollen, biß diſen und
anderen Haupt-Befhwerben abgeholffen feye, jo fheinet um fo nöthiger
zu feyn, daß die Landſchaft endlich einmahl fermen Fuß halte, zumahlen
da difes, daß die Milig nun eben doch da feye und gelebt haben mürße,
feinen ferneren Beweg-Grund abgeben kann, dien Entſchluß aufzufchieben,
weil man num ſchon bald zwei Jahr es vorausgefagt hat, wann nicht auf
die eine ober andere Weife geholfien würde, fönne und werde man
nichts weiter geben.
Weil man es aber eben doch mit einem Landes-Herrn zu thun hat,
welcher, warın er fich feiner Gewalt mißbrauchen will, e8 das Land fo ent:
gelten laßen kann, daß, wenigſtens dermahlen noch, die Mediein ſchlimmere
Würdung haben dörfte, als das Übel felbften, und da das, was ad
Punctum Propofitionis 2. & 3. fürfommt, ſchon ein merdlicher pas weiter
ift, als man bißhero gethan hat, man dahero Landſchaftlicher Seiten
gegen dem Baterland ſicher fteht und fidh nicht der Reproche exponitt,
daß man, gegen die Reglen der Klugheit, ohne Beobachtung aller nur
Württemberg vor dem Ciebenjäßrigen Krieg. 207
möglicden Grade und alles nur erfinnlichen Glimpfes, gleih ad Extrema
geſchritten feye; fo bielte ich meines Theils ohnmaßgeblich dafür, man
follte zwar auch dife bißher berührte Umſtände, fo vil ſchicklich ift, nicht
unberührt Taßen, jedoch bie gnädigſt angefonnene Jahres:Steuer und
50000 fl. pro Tricefimis bewilligen, aber mit dem Anhang, daß von difer
Winter: und fünftigen Sommer-Anlag von jeder, incl. derer zu denen
Cafernen gewiedmeten Gelder, wenigftens 40 biß 50.000 fl. zu Bezahlung
derer noch in fo ftarfer Anzahl vorhandenen übernommenen Cameral:Schulden
gewiebmet werben. Und gleichwie weder in bes engeren Ausſchußes und
noch wil weniger gar bloß in derer Anweſenden allhier Mächten ftehet,
von einem folchen Land:Tags-Recemäßigen Conclufo bes größeren Aus:
ſchußes fub quocunque praetextu abzugeben; alfo, damit man ſich, wie ich
voriges Jahr vorausgefagt auch würdlich gefehehen, nicht hernach Herrſchaft⸗
licher Seits bloß an die Anmwefende halte, und bife, oder auch den Engeren
Ausſchuß, in die Enge zu treiben ſuchen möge; fo wäre obiges nicht nur
dur ein formlidies Conclufum des löbl. Pleni feftzuftelen, und zur
Nachachtung und Legitimation des engeren Ausfhußes und derer An:
mefenden, denenfelben leparatim expebirt zuzuftellen, fondern aud, im
Fall der Militar-Plan nicht noch währenden Convents hieher communiecirt
würde, (wie darum in ber Erklärung in der Haupt-Sache zu bitten wäre,)
noch vor dem Schluß bes Convents ber Herrſchaft legale Notiz davon zu
ertheilen, und von dem Engeren Ausſchuß fo wohl, als denen Anwefenden,
es entftünde auch daraus, was da wollte, unbeweglich darauf zu beftehen.
2. Wäre in geziemenden Terminis zu erflären, dab wann das
xpediens, jo man ad punctum 2 & 3 zu ergreiffen genöthiget worden,
nicht anſchlagen und fi) aus denen bey nächſt Fünftigem Winter-Convent
eingehenden Gemwälten ergeben würde, daß denen gröften Landes-Beſchwerden
nicht bloß auf dem Papier, fondern würcklich hinlänglich abgeholffen feye;
werde man zwar Landfchaftliher Seit? nit ermanglen, das Crays:
Extraordinarium und das zu Unterhaltung derer Crays-Gontingenter
Crays⸗Sch luß⸗mäßig benöthigte willig und richtig beyzutragen: Hingegen
werde man zu Unterhaltung ber noch in difem Seculo von ber fürftl.
Nent:Cammer unterhaltenen fürftl. Garde, auch jo mancherley anderer
Corps von Haus-Trouppen, deren das Rand weber benöthiget feye, noch
fih im Noth-Fal deren zu erfreuen habe, welche auch überhaupt, nad
dem Erempel der gröften Potentaten, mit weit geringeren Koften erhalten
werben könnten, weder vil noch wenig mehr bemilligen; fondern es ala:
dann auf einen Land:Tag, oder, in deßen Entftehung, auf alle Extremi-
täten, denen das Land bey fürbaurenden folhen Beſchwerden doch exponirt
bliebe, anfommen laßen.
208 Adam
3. Wäre ſich wieberhohlter zu verwahren, daß, da man Landſchaft⸗
licher Seits bißhero weit mehr, als barzu vonnöthen geweſen, zu dem
jedesmahls vorhandenen Militari bemilliget, mithin, wann damit, fo oft
gnädigft zugefagter maßen, befer menagirt und nicht jo vile 1000 il
zu ganz anderen hieher nicht gehörigen, ja wohl gar unbelannten oder
verbedten Ausgaben gebraucht worden wären, zu Anwerbung ber von
Zeit zu Zeit abgängigen Mannſchaft an fregmilligen, (deren, warın ihnen
die Gapitulationen beßer gehalten würde, es im Land felbften mehr dann
zu vil bey immer zunehmender Armuth geben würde,) auch anderen
nügliden Ausgaben ein anfehnliher Vorrat an baarem Geld hätte
eripahret werben fünnen, man Landſchaftlicher Seits gegen alle biäherige
befannte und unbekannte, und noch mehrers gegen alle weitere und neue
Schulden der fürftl. Kriegs:Caße folennilsime proteftire und dieſelbe fih
nimmermehr aufbürden laßen werbe.
Und da Serenissimus in das Generale vom 16. Oct. nup. ein:
fließen laßen, Sie feyen verfidhert, e8 werde denen Untertbanen, da Gott
alle Früchten des Landes in fo gefegneter Maaß reichlich hervor wachſen
laßen, das Steuer:Quantum bermahlen keineswegs ſchwer fallen; jo wäre,
wie ohnehin alle Jahre geichiehet, alfo fonderlich difesmahl, von dem
Zuſtand des Landes eine Haupt-Vorſtellung dahin zu thun:
Es wäre zu wünſchen, daß entweder die Sache fi alſo verhielte,
fo mürde die Landfehaft vieler ihro felbft am betrübteften fallenden
Iamentabelften Vorftellungen des unausſprechlichen Nothitandes des Landes
überhoben feyn können, oder daß Ser”"* eine genauere Einfiht von dem
wahren erbärmlichen Zuftand des entfräffteten Landes hätten; jo würden
Ser" fo wohl in Anfehung der Steuern und des Militaris, als auch
derer Landes-Beſchwerden hoffentlih gang amberft denden und handlen,
ale ins befondere dero legtere difconfolable Fürftl. Rejolution vom
11. Mart. 1752. zu erkennen gebe.
Wann in denen zu biefem Convent eingefandten Gewälten über:
haupt ber immer weiter einreißende Geld-Mangel auf das beweglichſte
vorgeftellet und in einem derſelben, davon ein Auszug beylige, die er:
ſchröckliche Beyſorge, worüber Ser”° und der Landſchaft aller Muth ent:
fallen follte, getragen werde, daß der totale Ruin des Landes von einem
einigen etwa von Gott verhängenden unglücklichen Jahr abhange, jepe
es nichts übertribenes, noch eine gewohnliche alte Klage, fondern redt
vernünftig geurtheilt und augenblicklich erweislich.
Man dande Gott für die Ernde und Herbft, daß fie fo gut aus:
gefallen und dadurch jo vil erhalten worden, daß vile 100) Unterthanen
num wieder auf einige Zeit Brobt haben, und weder ben ärgften Hunger
Württemberg vor dem Siebenjührigen Krieg. 209
leiden, oder aus dem Land ziehen müßen: Man wolle fi auch nicht
damit aufhalten, wie vile Etätt und Aemter, die wenig Frucht: und gar
feinen Weingart:Bau haben, jondern fi) von dem Holz;Commercio,
(fo ihnen fo fehr gefperret worben,) oder Flachs, (welcher fait durchgängig
mißrathen,) oder Obßt, (fo auch nicht überall gerathen,) nähren müßten,
davon wenig oder gar feinen Nuten haben; wie vile durch die vor- und
dißjährige Wetter: und Mafer-Schäden um den angehofften Seegen gantz
oder großen Theils gekommen, wie fehr die Früchten im ausreichen zurüd-
geſchlagen, wie vile in der Näße eingeheimfte unbrauchbar oder doch un:
verfäufflih worden, wie gering der Erlös aus dem neuen Wein geweſen
u.f. mw, fondern man wolle nur diſes anführen, daß, nad) einhelligem
Zeugniß der ſamtlichen Gewälte aus dem ganzen Land, es überall vor:
geeſſen Brodt geweien, und daß, wo es noch am beften abgegangen, der
Bauersmann etwa bie Zinfen aus feinen ſchuldigen Capitalien, fo er bißhero
wegen ber hohen Anlagen, Kriegs Schäden und Miß:Jahre aufnehmen
müßen, abtragen fönnen, weit davon, daß er ſich aus denen Schulden
jelbft hätte retten können; vilen derer Weingärtner aber ſeye es, um der
gehabten fo vilen Miß-Jahre und geringen Preifes willen, nicht einmahl
fo gut worden : Und es möge fünfftig gehen, wie es wolle, und mohlfeile
oder theure Zeiten einfallen; jo feye es bey denen dermahligen Um:
ftänden des Landes, zumahlen bey anhaltenden Friedens-Zeiten, nicht
möglich, daß der Unterthan, er greiffe es auch an, wie er wolle, fi vor
feinem totalen Verderben erretten könne; fondern, wann Gott gute Jahre
ſchickte, würden folde, da fie fonften eine unausſprechliche Mohlthat ſeynd,
zufälliger Weife zu einer großen Straffe werden, und es würben zulegt
Käften und Keller voller Früchte und Wein werden, aber wegen des zu:
nehmenden Gelb:Mangels im Land und abnehmenden Wein: auch übrigen
Handels außer Landes nichts mehr verfäufflih, noch Leute, fo vor vile
1000 fl. Früchten und Wein da ligen haben, im Stande feyn, au nur
wenige Gulden baaren Geldes zu Steuern, wenigſtens ohne ihren aller-
gröften Schaden, aufzutreiben; der fleißigfte Bauer und MWeingärtner
würde, warn Frucht und Wein im Preis ſtarck fielen, bey denen fo hohen
Abgaben nicht einmahl fein Bauerlohn, folglich auch fein Brodt nicht
mehr davon haben, und die Landſchaft an dem Accis einen folhen Ab:
gang erleiden, daß fie ihren Creditoribus nicht mehr zu rechter Zeit
praeltanda praeltiren, und dadurch in gar furzer Zeit um ihren biß-
berigen Credit kommen würde: Suchte aber Gott das Land auch nur
Ein oder Zwey Jahre mit Theurung heim, fo wäre das Übel} noch ärger,
indeme alsdann nit nur der Bauers- und Weingarts:Mann abermahlen
wenig erlöfen, fondern aud der Handwerksmann das theure Brodt nicht
210 Adam
mehr bezahlen könnte; käme dann vollends ein noch größerer als ber
bißherige Geld: Mangel hinzu, fo wäre e8 auf einmal gethan: und, wann
nit an vilen Orten von oben an biß unten hinaus remediret werde,
ſeye unmöglich, daß es anderft gehen fünne.
Dann es ſeye unläugbar und denen fürftlihen Collegiis nur alu:
wohl befannt, allen Falles aber aus denen Zoll: und Accis-Regiſtern,
Berichten derer Kauffleute u. dgl. gar leicht und unwiderſprechlich zu er-
weifen, daß nit nur ein oder anderes Jahr, fondern alle Jahre, vile
100000 fl. baares Geld zum Land hinausgehen, und zwar nicht nur zu
denen zum menſchlichen Leben benöthigten Dingen, die man inner Landes
nicht in genugfamer Quantität hat, als Salz, Unfdlitt, Leder u. f. m.
mie auch für die nun zu einer leidigen foflbaren Seuche gemorbere
Stüde an Thee, Caffee, Zuder u. ſ. w., welche niemalen in dem Land
erzeuget werden können, fondern es feye nun fat Niemand mehr das,
was im Land fabriciret werde oder doch werden fönnte, gut genug, jon
dern die Thorheit gehe fo weit, daß alles fremd und ausländiſch fen:
müße, ja daß man nun in allen Ständen, fogar den geringen Burger-
Stand nicht ausgeichloßen, nicht einmahl mehr mit fremden wolleuen
Zeugen fi} begnügen wolle, fondern, was man nur noch auftreiben over
auf Borg erhalten könne, an ausländifche feidene Zeuge, Stoffe, Sammei.
Silber und Gold wende, alſo daß zu eben der Zeit, da Jedermann die
gerechtefte Klagen führe, daß der Geld:Mangel fo entſetzlich über Kant
nehme, doch faft alles von oben an bif unten aus ſich gleichlam zu
ſammen verſchworen zu haben feheine, das wenige in einem fo großen
Land noch vorhandene baare Geld je eher je lieber gemeinfchaftlich vollends
zum Land hinaus zu ſchleppen, welches billig als eine der gröften Strafen
und Gerichte Gottes über das arme Land anzufehen ſeye, weldyer aber
durch eine gründliche Policey: Ordnung (um melde die Land ſchaft her.
feit dem legten Land-Tag her beftändig, aber vergeblich, Follieitiret Habe.
abgeholffen werben Fönnte und follte, weil fonft ja handgre ifflich Kerr
und Sand in furgem mit einander zu Grund gehen müßen.
Dann das Land habe feine Gold: noch Silber-Bergmwerke, welde
den Mangel degen, was alfo zum Lande hinausgehet, wieder eriegeter.
der Frucht: und Vieh-Handel bedeute ebenfalls wenig, weil, ob man ide
an einigen Orten etwas, ober auch viles, außer Landes verfaufen kön.
man bingegen anderwärts etwas, oder auch viles, dagegen ins ar:
herein erfaufen müße; das Geld, fo die wenige im Land vorhandex
Fabriquen außer Landes hereinbringen, werde nicht wohl wie 1 ger
100 feyn, gegen dem was hinausgehe, und der Mein-Handel, die ebt
malige Gold:Grube Württembergs, ſeye befanntli in denen betrübtehr:
Württemberg vor bem Siebenjährigen Krieg. 21
Umſtänden, nit an Seiten derer Fürftlihen Kellereyen, melde vollends
auch difes Mard faft ganz an ſich allein ziehen, fondern an Seiten derer
privatorum, da allemahl 100 gegen 1 jeyen, die nicht mehr im Wein
thun fönnen, was unſere Vor-Eltern, ja noch fie jelbft, darinn gethan
haben: Und beſorglich feyen einige confiderable Aefte diſes Commereii
fo verdorret, daß felbige niemahlen mehr mit allem Fleiß und Witz auf
den vorigen Fuß werden können gebracht werben.
Es ſeye aljo richtig, und wann man fi nur wolle überzeugen
laßen, werde ſich bey einer anzuftellenden nur furzen, aber gründlichen,
Unterfudung bald ergeben, daß alle Jahre ohngefähr wenigftens 200 000 fi.
baares Geld weiter zum Land hinausgehen, als dagegen wieder herein
komme:
Nun ſetze man, daß in Würtemberg dermalen noch 5 Millionen
baaren Geldes, wie auch ſonſt an Gold und Silber, vorhanden ſeye,
(denn höher werden es des Landes Kundige ſchwerlich ſetzen,)) man
rechne, wann jährlich 200000 fl. davon gehen, wie lange es gut thue?
So iſt in 25 Jahren der ganze Fundus verzehrt, und Geld iſt doch bey
Herrn und Unterthanen ber Nervus aller Sachen.
Man bevende ferner, daß faum die Helffte difer Summ in denen
Handen dererjenigen feye, welhe an Steuern und Anlagen faft alles
tragen: Wann nun dife von dem wenigen, was fie noch haben,
jährlih fo vile 100000 fl. an die Herr- und Landſchaft geben
follen, und, wegen bes ganz; barnider ligenden Handels und Wandels
in und außer Landes, dieſe Summen nit etwa im Land eirculiren
und aus einer Hand nur wieder in eine andere im Land fommen,
fondern Strohm: und Tonnen:weis zum Land hinausgehen, mo
Tolle dann endlih das baare Geld herfommen, jo der Handwercks-
Bauers und Weingarts: Mann Jahr aus und ein geben folle? Bißhero
habe der Reichere dem Aermeren noch ausgeholffen: Wann aber ber
Reichere felber immer ärmer werde, und dem Armen ber Neichere, bey
zunehmender Armuth und Geld-Mangel, nicht mehr aushelffen wolle, ja
endlich nicht mehr Fönne; wer folle ihm dann helffen? Die Fürftl. Cam-
mern haben es felber nicht; und Ausländer crebitiren verdorbenen Leuten
auch nichts, oder faugen ihnen vollends den legten Bluts:Tropfen durch
übergroße Zinfe aus, fo lang fie folde noch zahlen fünnen: Stede es
fih aber auch damit, wie es ja nad obigen Datis ohnmöglich anderft
fegn könne; fo feye es um fo mehr gang und gar aus, als der jego
jo florißante und leicht zu mißbraudende Landſchaftliche Crebit
ſchlechterdings auf der Confervation des ftenerbaren mittleren Mannes
berube, und mit bemfelbigen ftehe und falle, e& auch nad) der Erfahrung
212 Adam
voriger Zeiten, ohne Zweifel bald genug geſchehen würde, daß aud fo
gar diejenigen Perfonen innerhalb Landes, von denen bie Landſchaft
dermahlen nicht genug Capitalien annehmen fönne, die erfte ſeyn würden,
welche ihre bey derſelben ftehen habende Gelder zur Unzeit und in fo
ſtarcken Summen zurüdzögen, daß die Landſchaft in einer Zeit von etlichen
Jahren, und noch kürzer, nicht mehr im Stand wäre, im Noth-Fall nur
500 fl. freywillig aufzubringen.
Man habe fih auch nicht darauf zu verlaßen: Es feye eine alte
Klage über den Geld-Mangel, und das Land ftehe dod noch, ja es jeye
jego noch mehr Geld im Land, und die Landſchaft habe jego weit mehr
Credit, als in vorigen Zeiten: Denn fo vil die vile und lange Kriege
feit faft 100 Jahren dem Land auf andere Weife geſchadet, fo vil haben
fie doch auf der anderen Seite auch baares Geld und Nahrung in das
Land gebracht; mun aber gehe es mit diſem Vorrath wieder zu Ende;
auch feye vormal3 durch den Wein-Handel ungleih mehr Geld als jego
in das Land gefommen, und bey fehr weitem nicht fo viel Geld für
unnützliche Koftbarkeiten und fremde Sachen hinausgegangen. Auf die
dem Land jo ſchwer gefallene beede vorlegtere Regierungen jeyen unter
der legteren Fürftl. Adminiftration einige Erquickungs-Jahre erfolget,
deren man aber nun, mie jene Egyptier ihrer fetten Jahre, wiederum
zu vergeben anfange, und was es mit dem angeblich im Land vorhandenen
mehreren Gelde und dem Landſchaftlichen Credit für eine Bewandtniß
habe, ſeye ſchon gezeiget worden.
Bißhero habe der Zuftand des Landes einem Schwind- Fieber ge:
gleihet, welches nach und nad) die Leibes Kräften verzehre und den ge:
wißen Tod, doch noch etwas entfernet, vor Augen ftelle: Nun aber ver:
wandle es fi, wann nicht ſchleunige Hülffe gefchaffet werde, in ein
hitziges Sieber, welches in kurtzem den Garaus made, und wogegen,
wann es einmahl über Hand genommen, alle, auch die fonft befte, Mittel
vergeblich und ber ſchnelle Tod unvermeidlich feye.
Das allerbetrübtefte dabey feye diejes, daß man nicht jagen könne,
daß diefer klägliche Zuftand des Landes eigentlich eine Folge von Gött:
lichen über das Land verhängten Gerichten feye: Dann wiewohl dafelbige
freyli die Nach-Wehen derer vorigen Regierungen, Kriegs:Zeiten und
Miß-Jahre noch lange empfinden werde; fo fönnte doch, wie die zuvor
angeführte Adminiftrations-Zeiten befehrten, bey jetzigen Friedens-Zeiten
das Land nad) und nad fi bald wiederum fein erhohlen, wann 1. ber
dermahlen zu einer bloßen Beluftigung der Augen dienende foftbare
Militar-Etat auf den Fuß des Crays-Contingents geſetzt, 2. in Anjehuna
der foftbaren Luftbarkeiten, Gebäude, Reifen, Jagden, Ställe und jo viler
Württemberg vor dem Siebenjährigen Krieg. 213
anderer Arten Ausgaben, deren jede fo ftarfe Summen erfordere, als
vile regierende Teutſche Reihs-Fürften nicht einmahl Einfommens haben,
mehrere Einſchränkung gebraucht, und 3. die ihres Wohls und Wehes
nit genugfam kundige, oder auch vergeßene, Unterthanen durch gute
Policey in befere Ordnurg gebracht, jo dann 4. ihnen durch mehrere
Manufacturen und Handlung mehrere Nahrung verfhafft würde.
Serr® ſeyen ben fo jungen Jahren, daß Sie noch Selbften die
erfreulicfte Früchten einer fo glüdlihen Regierung einerndten und Sic)
den Nahmen eines Wieder-Herftellers des wahren Luftre des Hochfürftl.
Haufes und des Wohlftandes eines auf der Spige des Verberbens ge-
ftandenen Landes, zu einem unauslöfchlichrühmlichiten Dendmahl in und
außer Landes, erwerben, daß Sie aber auch anderer Seits wohl und in
kurzem erleben fönnen, daß, anftatt Sie es auch bey einer wohl und
denen Kräfften des Landes gemäß eingerichteten Deconomie jedesmahls
denen gröften Mlüglih regierenden Teutfhen Fürften gleich, oder gar
zuvor thun können, bey fortbaurenden dermahligen Umftänden die in Feine
Möglicgkeit mehr zu verwandlende Unmöglichkeit nicht geftatten werde,
nur mittelmäßige Figur zu machen; des auf dem Fürftl. Haus und Lande
bleibenden und in ganzen Jahrhunderten nicht zu zahlen möglichen
Schulden⸗Laſts nicht zu gedenken. Ser=“ feyen aber allzugnädig gegen
das Land gefinnet und allzujehr für Dero Gloire beeyfert, als daß Sie
es zu dem legten follten fommen laßen; vilmehr feye die Landſchaft und
das Sand von Ser“! Penetration und erleudteften Einfichten, auch
gutherzigem Gemüth vollfommen verſichert, daß, wann Höchft-Diefelbe nur
einmahl gründlich überzeugt wären, daß diſes nicht nur fo jährliche Amts-
Klagen feyen, welche gewähret haben, fo lang eine Landſchaft feye, und
auch fünfftig währen würden, fo lange fie feye, ſondern daß es eine zwar
unangenehme, aber doch pur lautere, heilfam= und nöthige Wahrheit feye;
fo würden Ser” und die Landſchaft gar bald nad) einerley Grund:
Sätzen handlen.
Um nun deſto gewißer verſichert zu ſeyn, ob und wie ferne diſes
Grund habe? möchten Ser”“ gn. geruhen, eine Deputation von einigen
Dero Herrn Miniftris, auch Räthen von Hod-Fürftl. Regierung und
beyden Fürftl. Cammern niderjegen, einige Landſchaftliche Deputirte mit
darzu ziehen, und durch felbige genausmöglihft in unpartheyſch- und
pflicht mäßige Erfundigung ziehen, jo dann Sich unterth. Bericht und Gut-
achten erftatten zu laßen: 1. In was für Umftänden ſich dermalen das
Land befinde in Anfehung des darinn befindlichen, hinausgehend: und
wieder hereinfommenden und in bemfelben eirculirenden Geldes, wie
auch des Handlungs, Manufacturen: und Policey-Weſens. 2. Woher ber
214 Adam
Verfall rühre? 3. Was deßen unvermeidlich: oder bejorgliche Folgen
feyen? fo dann A. Wodurch und wie demfelben abgeholffen oder vorge:
bogen werden Fönne, oder nicht?
Zu Beförderung difer Berathſchlagungen aber, und um auf
einen deſto fidhereren Grumd zu fommen, würde dienlich feyn, wann
an alle in alleinigen Herrſchaftlichen Pflichten ftehende Staabs- und
verrehnete Beamte ein Hoch-Fürſtl. Befehl ergienge, bey Pflichten
und Gewißen, nicht der Herrſchaft noch der Landſchaft zu Lieb
noch zu Leyd, zu berichten: 4. Ob in ihrem Statt und Amt mehr Geld
zum Sand binausgehe, ober wieder hereinfomme, und in was für einer
muthmaßliden Proportiin? 2. Db unter denen Leuten, welde am
meiften Steuern und Anlagen geben, jo vil baares Geld vorhanden jene,
daß fie die herrfchaftlihe Abgaben davon beftreiten und babey noch zur
Noth davon leben können? 3. Ob die Nahrung der Unterthanen zu:
oder abnehme? und letzteren Falles: Woher e8 komme? 4. Ob die
Anlagen fo beſchaffen jeyen, daß ein fleißiger und ordentlicher Haus
Wirth dabey beftehen fünne? 5. Ob es alfo auf den dermahligen Fuß,
auch in Fridens-Zeiten, und fo wohl bey wohlfeilen als theuren Jahren,
beftändig fortgehen könne?
Finde fi nun bey einer folhen Unterfuhung, daß die Landſchaft
mit übertribenen Klagen in denen Gemälten hintergangen worden ſeyn
jollte, würde wenigftens diſe ſchätzbare Frucht herausfommen, daß man
an Seiten der Landſchaft künftig behutfamer gehen und Ser=“= mit un:
gegründeten Klagen nicht behelligen würde: Verificirte fih aber das bib-
hero vorgeftellte, würden Ser”, als ein von Gott mit großen Gemüths:
Gaben ausgerüfteter Regent, von Selbften wißen, was zu thun oder zu
laßen jeye.
Nur difes einige füge man noch an, daß, warn nicht an Abthuung
derer nachfolgenden Landes-Beſchwerden der Anfang dergeftalt gemacht
werde, daß die Leute auch wieder Luft befommen, nad Würtemberg zu
ziehen, oder aud nur barinn zu bleiben, alle, auch die vernünftigfte Be:
rathſchlagungen und außer deme practicabelfte Mittel, die Handlung und
Manufacturen empor zu bringen, ſchlechterdings umfonft und vergeblich
feyen: Dann wie fole ein fremder Handelsmann, Künftler und Manu-
facturier 2uft bekommen, fih in Würtemberg niderzulaßen, warn er
fiehet und höret, daß das horrible Elend im Yand die eigenen Ein:
wohner veranlaßet, mit Hazardirung Leib und Lebens, auch Haab und
Guts, fi fort: und nad) denen Americanifchen Landen zu menden, in
Hoffnung, warn fie ſchon, nach überftandener Gefahr, aller Orten nichts
als Mühe und Arbeit antreffen, fie doch dergleichen Beſchwerden, uner:
Württemberg vor dem Siebenjährigen Krieg. 215
ſchwinglichen Anlagen und beftändigen Geld-Erpreßungen frey jeyen, und
dagegen eines uneingejchrändten Handels und Wandels zu genießen haben;
wie die Worte eines zu dieſem Convent eingefchidten Gewalts lauten.
Und wie follen die im Land befindliche Perfonen Luft befommen, etwas
zu entreprenniren, da die Anlagen fo groß und bie Armuth noch größer,
mithin feine Hoffnung ift, an dem erarınten Mit-Burger etwas zu
gewinnen.
Dife vorhin berührte Landes-Beſchwerden, jo dermahlen die
dringendfte ſeyn möchten, feyen
1. Die anhaltende jo hohe Anlagen, daß vile Güter, nah Abzug
derſelben, feinen Nugen mehr abmwerffen, oder gar mit Schaden gebauet
werben; bahero die Vermögliche ſich ber Güter entichlagen, die Arme aber
jelbige mit Schulden faufften, darüber in noch größere Schulden verfinken,
und wann fie folhe auch gerne wieder verfauffen wollten, oder fie wegen
der Steuer:Ausftände und anderer Echulden fubhaftirt werden müßen,
fh je länger je mehr nicht einmahl ein Käuffer darzu finde. Es ſeye
eine betrübte Wahrheit, was in einer derer neueften Reichs-Ritterjchaft-
lichen Schriften offentlich behauptet werde, die würtembergiſche Unter:
thanen feyen nit nur vor denen Ritterfchaftlichen, fondern aud vor
anderen Unterthanen, vorzüglich Hoch angeleget, und es werbe deßwegen
kein unter anderer Herrihaft flehender Unterthan fi wünſchen, unter
Würtemberg zu fommen: Da nun von denen ligenden Gütern die meifte
Steuern und Anlagen praeftiret würben; ſeye es ganz natürlich, daß es
ich je länger je mehr mit dem ganzen Steuer-Weſen fteden und daßelbe
in eine ſolche Zerrüttung gerathen werde, daß endlich nit nur an eine
weitere Zahlung derer noch in fo ftarder Anzahl vorhandenen von dem
Land übernommenen Gameral:Schulden nicht zu gedenken, fondern auch
ale freywilligen Beyträge unmöglich gemadt werben würden; ba doch
difem Verfall leicht abzuhelifen wäre, wann, wie in denen Gemälten fo
ftard darauf gedrungen werde, die Fürftl. Miliz auf das Crays-Contingent
reducirt, die dadurch eripahrende beträctlihe Summen dem Landmann,
zu feiner Erhohlung nachgelaßen, übrigens aber mit der Schulden-Zahlung
vollends big zu Ende fortgefahren, und alsdann die Anlagen noch mehr
moderirt würden. Eine ſolche zu bes Landes ('onfervation, mithin zu
Ser=! und Dero Fürftl. Haufes ſelbſt-eigenem Beſten, gereichende
eonfolable Entſchließung ließe ſich bey jegigen Fridens-Beiten, nad) dem
Erempel anderer Teutfhen Fürften billig erwarten, wann aud) die Mare
Rece und fo oft wieberhohlte Finftl, Verſicherungen nicht vorhanden
wären: Da aber auch dife hinzukommen, ſeye man geboppelt berechtiget,
darum, wie hiemit geſchehe, auf das innftändigfte unterth. zu bitten.
216 Adam
Sollte aber die Landſchaft hierinn nicht nur nicht erhöret, fondern,
wie ber allgemeine Ruff zur äußerften Beftürzung bes ganzes Landes
erfchalle, gar die Fürftl. Trouppen noch weiter vermehret werben und
hierzu auch nur einige ledige Mannſchaft aus dem Land anderft, als
duch offentlihe Anmerbung ganz freymilliger Leute genommen, oder von
denen Landes:Bemwilligungen ein mehreres, als dem jüngften Land: Tags:
Abſchid gemäß feye, auf das Militare verwendet, oder, ftatt deßen, die
Kriegs:Caße mit neuen unnöthigen Schulden beſchweret, oder die Unter:
thanen mit neuen Einquartierungen und Frohnen noch meiter beläftiget
werben wollen; jo jeye dem großen Ausſchuß leyd, daß er auf ſolchen Fall
in unterth. Refpect erklären müße, daß Pflicht und Eyd, ihr obhabender
Staat und der jüngfte Land-Tags-Abſchid ihnen nicht geftatten, fürohin
etwas weiteres, als die vormals üblich geweßte Steuern vil weniger
einigen freywilligen Beytrag, er habe Nahmen, wie er wolle, zu bemilligen,
fondern daß fie ſchlechterdings auf der Zufammenberufung eines neuen
Land-Tages unbeweglich beftehen, und fo dann bemfelben das weitere
überlaßen müßten.
Mit difem Gravamine connectire aud) das 2te, da nemlich, gegen
die mehrmahlige und fonderlih im Martio diſes Jahres münd- und
ſchrifftlich wiederhohlte, Fürftl. Refolution weder die Perfonen, für welde
die Landſchaft namentlich unterth. intercedirt, noch auch die, deren Capi:
tulations= Zeit zu End gegangen, fo gar nicht einmal bie, jo wayſen
ſeynd und eigene Güter haben, denen fie vorftehen follten, losgelaßen,
fonbern nebft denen Neu-Ausgemählten beybehalten worden; woraus aber
die Ser> ſelbſt höchft:nachtheilige Folgen entftehen, daß duch die Nicht:
Haltung derer Capitulationen alle freywillige Werbungen äußerft erichweret
und Inn- und Ausländer zu Annehmung folderley Dienfte unmuthig
gemacht, oder doch vil ein ftärderes Werb:Geld gegeben werden mühe,
und die Landfhaft, mann es zur orbentlihen Gewohnheit werden wolle,
es bey bloßen ſchriftlichen gn. Verfiherungen bewenden zu laßen, ohne
felbige in würckliche Erfülung zu bringen, Ehren und Gemwißens halber
außer Stand ſeye, Ser”° Ihre Devotion auf die bißherige Weife zu
bezeugen, dahero nochmahls um unverweilte ohnentgeltlihe Loslaßung
derer mehrmalen fpecificirten Perfonen, und aller dererjenigen, zumahlen
Sandes:Rinder, deren Capitulations-mäßige Zeit verfloßen feye, unterth.
gebeten werde.
Das 3te, ebenfalls aus dem Militari herrührende, Gravamen jeye
das anhaltende fojtbare Quartier der Leib-Garde zu Pferd, worüber
abermalen nicht nur von der Statt Stuttgart und denen würdlic damit
belegten Stätt: und Aemtern, fondern aud) denen, welde difes Quartier
Württemberg vor dem Liebenjährigen Krieg. 47
in vorigen Jahren obgehabt, um ber davon empfindenden Nach: Wehen
willen, noch jetzo Klagen geführet würden. Dahero Ser=“* nunmehro,
gn. zugefagter maßen, einen Riß agreiren, den Platz choisiren, und mit
dem würcklichen Bau [einer Kajerne] den Anfang machen laßen möchten.
Das Ate Haupt-Gravamen feye der Wildprett-Schade, über
melden in denen dißjährigen Gemwälten aus allen Gegenden des Landes
(wie die zu extrahitend: und beyzulegende Extractus denſelben bezeugeten),
noch vile größere Klagen geführet würden, als in denen vorigen Jahren, ja
als noch abgewichenes Jahr gefchehen. Es ſeye beynahe unglaublich, daß Ser=°,
nad) dero den 11ten Mart. nup. erfolgten Fürftl. Refolution, beygebracht
werden können, als ob ber eingeflagte Wilbprett-Schaden bey weitem nicht
To beträchtlich feye, als es vorgegeben werde; und noch betrübter und
unvermutbeter feye, daß Ser""* Sich zugleich dahin geäußert, daß eine
Unmöglichkeit feye, allen Schaden gänzlich zu verhüten, ohne daß Sie
Sich Ihres Jagd-Plaifirs gänzlich begeben: Anlangend das erfte, wüßte
der gr. Ausfhuß, da Ser=w die eingelangte Klagen für übertriben
hielten, kein anderes Mittel mehr, als das, deßen man ſich auch ſchon zu
Herzog Ludwigs Zeiten bedient, da nemlih an Seiten gn. Herrſchaft
etliche der Sachen verftändige Perfonen, gegen melde nichts hierinn zu
exeipiren gemefen, und etlihe von der Landſchaft darzu Verorbnete und
mit einer noch vorhandenen weislihen und weitläufftigen Inftruction ver:
fehene Perfonen, den angegebenen Schaden an denen Orten felbft gemein:
ſchafftlich unterfucht und darauf ihre pflihtmäßige unterth. Relation abgeftattet
haben; hierauf wolle man alfo auch dermalen unterth. antragen, im Fall
Ser=v* nicht gn. geneigt wären, dem Schaden brevi manu abzuhelffen und
vorzubiegen; was aber die Verhütung des Schadens betreffe, jo ſeye der—
malen nod) feine Frage von Verhütung alles Schadens, oder etwa des:
jenigen, ber nur bey Gelegenheit des Wechfels des Wildes u. d. entitehe,
Tondern von dem horrenden und excefsiven Schaden, welder durch das
mit ganzen Heerden auf denen Feldern Jahr aus und ein ſich mäftende Wild
und bejonders auch durch die offt vile Jahre außer dem Zaun in wohl:
befannten Orten befindliche, auch denen Forft:Aemtern öffters, aber allezeit
vergeblich angezeigte Lager-Schweine verurfaht werde, der bey Menjchen:
Gedenken, auch an denen Orten, wo an Machung derer Wild: Zäune fein Mangel
erſcheine, nie fo groß geweſen jene, als dermahlen, und fi, allem in denen
Gemälten geäußerten Bejorgen nad, fünfftig noch mehr äußern würde,
mann fogar auch bey denen angejtellten Jagden jelbft das Gewild über:
mäßig geſchonet, und, warn man jelbiges mit ber Untertanen größten
Beſchwerde zufammengetriben, hernach der größte Theil wieder [osgelaßen,
außer folden Jagden aber in ganzen Jahren in ganzen DMarkungen,
218 Abam
welche voller Wild lauffen, nicht ein einiges Stüd gepürfchet werde, Noch
weniger wollte man hoffen, daß Ser“ durch diefe ungnädige Erklärung
das in denen älteren und neueften Land-Tags-Abſchiden enthaltene und
fo theuer erfauffte Fürften-Wort effective gar wiederum zurüdnehmen
wollten: Es würden aber Ser="* unterth. berichtet feyn, daß aledann aud
die übernommene hohe Anlagen und Cameral:Schulden-Bezahlung fallen
würden, und daß man Fürftl. Seits jelbft erfannt, geftanden, und offent:
li declarirt, daß, wann die vorige Beſchwerden (unter welden der
Wild-Schade eine derer wichtigften gemwejen), von neuem auffommen
folten, das Land alsdann nicht im Stand jeyn würde, das gegen deßen
Cefsirung übernommene zu praeftiren. Man habe öfters in denen vorigen
Jahren, auch noch im Anfang Ser”! Regierung felbft, über difem Fürft!.
Wort gehalten, das auf den Feldern zu Schaden gehende Wild weg:
gepürſchet und in denen fo anſehnlich- und fruchtbaren Waldungen nicht
mehr geheget, als biefelbe ertragen können, es feye aber deßen ohneradtet
doch jedesmahl darinn fo vil Wild vorhanden gemefen, als wenige große
Herrn in Teutſchland in ihren Landen aufmeifen können, mithin ſeye dem
Fürſtl. Jagd-Plaifir nichts abgegangen, die Fürftl. Rent-Cammer habe fih
dabey wohl befunden, und, ohne deßen, was fie dabey mehr an Zehenben
und eigenen Früchten gewonnen, aus bem zu rechter Zeit in proportionirter
Anzahl gepürfchten Wild fo vil erlöfen können, als der jährliche Cammer:
Beytrag vom Land ertrage. Mit fohrifftlihen Befehlen an die Ober:
Jägermeifter und die Forftmeifter und deren Communication an bie
Landſchaft könne man fi num nicht mehr begnügen: denn es ſeye nun,
daß fie geheime Neben-Befehle haben, oder daß fie es, ohne Verantwortung
auf fi zu laden, wagen börften benenfelben nicht nachzukommen; fo
belehre eben die Erfahrung, daß denen Unterthanen damit nicht geholfen
ſeye, fogar, daß nicht einmal an denen GränzOrten, mo nur bie Nad:
barn davon profitieren, noch auch an folden Orten, wo Ser=us niemalen
hinkommen, die geringfte Remedur erfolge, vielmehr der Schade alle
Jahre größer und unverjchmerzliher werde: Der größere Ausſchuß bitte
alfo unterth. ſowohl wegen diefes, als des gleich-folgenden Gravaminis die
unterth. angerathene Erkundigung gemeinshaftlih einziehen, und nah
deren Befund denenjenigen Forftmeiftern, melde Ser== mit Unmahrbeit
in Anfehung des vorhandenen Gemwildes, und bes durch denſelben ver:
urſachten Schadens Hintergangen, auch fonft gegen die Unterthanen die
gröfte Excefse verübet, nad) denen Landes-Grund Geſetzen, als ſchädlichen
Leuten und Landes-Verderbern, den gebührenden offentlichen Proceß machen,
auch auf die gegen den Vice-Ober-ägermeifter und Forftmeifter zu Leon:
berg von Gaisberg erfannte Commißion eine gerechteſte Final-Refolution
Württemberg vor dem Stebenjährigen Krieg. 219
ergehen, nad fi verificirtem Wildprett:Schaden aber durd ein in das
ganze Land, und zwar nicht nur an die Forft:Aemter, jondern aud an
die Staabs-Beamte, zur Publication erlaßendes Generale, als eine be:
ftändige Norm gn. anbefehlen zu laßen, daß nicht nur denen Feld-Schügen
tüchtige Hunde, ohne Maulbänder, geftattet, jondern auch alles außerhalb
Waldes zu Schaden gehende Wild, ohne alle Rüdfrage, und zwar zu
rechter Zeit, ehe noch ber gröfte Schade geſchehen, weggepürſchet, widrigen
Falles aber der durch der Forftmeifter und Knechte Schuld dißfalls ver-
urſachte Schade aus ihrem eigenen Vermögen wieder erfeget, und fie noch
darzu exemplariſch beftraffet werben follen.
Das äte Haupt:Candes-Gravamen feyen die fi immer mehrende
excefsive Forft: und andere Frohnen; über melden weder bie
Güter zu rechter Zeit oder doch, wie ſichs gebühret, gebauet, noch der
von Gott befherte Feld: und Herbft Seegen zu rechter Zeit eingeheimfet
werben könne, fondern wohl gar auch das, fo mit gröfter Mühe noch vor
dem Wild errettet worden, durch den Regen, oder auf andere Weiſe ver:
derbe. Es fomme dißfalls nur auf Beobachtung derer vorlängft in Menge
dißfalls vorhandenen und in das Land ausgefchribenen Fürftl. Refolutionen
und Befehle an; worzu es aber nimmermehr fommen werde, wann nicht
die, fo gar zu arg dagegen handeln, nad) Proportion ihrer Excefse
empfindlich geftrafft werben; als darum man ebenfalls unterth. bitte.
Es jeyen zwar in denen Gemälten auch noch vile andere theils
allgemeine, theils beſondere, Beſchwerden, wie auch nützliche unterth. Er:
innerungen enthalten: Man behalte fi aber bevor, ſelbige feparatim
refpectuofeft zu übergeben.
Anlangend nun den
Zweyten PropofitionsPBunct,
nemlid einen Cammer-Beytrag; fo feye in bejagten Gemwälten 1. gegen
die Hoch: Fürftl. Außerung, daß folher nur von dem Ordinario genommen,
mithin ber Unterthan dadurch nicht weiter beſchweret werde, gar wohl
erinneret worden, daß das Ordinarium feineswegs zu difen und dergleichen
Ausgaben aufgefommen oder angefehen feye, fondern theils um die auf
dem Land ligende große Schulden-Laſt nah und nad davon abzuftoßen,
theils einen Vorrath an baarem Gelde davon zu erſammlen, davon in
wahren von Gott verhängenden Nothfällen gn. Herrſchaft und dem gangen
Land ausgeholffen werben Fönne.
2. Urgirten die Gewälte, der Cammer:Beytrag ſeye in denen Zeiten
aufgefommen, da das Land wegen berer vorhergegangenen langwührigen
Kriegs: Zeiten von Unterthanen entblößet geweſen und jehr vile Güter
müfte gelegen; wo hingegen nun das Land mit fteuerbaren Unterthanen
220 Adam
faft überjeget, und alles, was nicht bereit8 um bes excefsiven Wild-
Schadens willen ungebaut ligen müße, angebaut feye; bey jegigen Fridens
Zeiten alle Fürftlihen Gefälle richtig eingehen, auch die Fürftlihe Cammern
des von Gott beſcherten Feld: und Herbfl-Segens reichlicher, als der er-
armte Unterthan, zu genießen haben.
3. Würde angeführt, daß Ser” mehr an Landen beyfammen
hätten, als noch Fein einiger Herzog zu Württemberg jemahlen gehabt,
mithin aud von eigenen Gefällen, jodann an ordinari- und vilerlen
außerorbentlichen Beyträgen vom Land ungleich mehr Einkommens hätten,
als alle Ihre Vorfahren an dem Regiment; daß ed alſo
4. Nur darauf ankäme, daß Ser=“ Dero gegen der Landſchaft
icon fo offt geäußerten rühmlichſten Entihluß, die Ausgaben nad der
Einnahm zu commenfuriren, ferner nadhjfegten, und zu foldem Ende
unterth. ohnmasgeblic aus einem fummarifchen Extract der Fürftl. Rent:
Cammer:, Cammer-Schreiberey: und Kirchen-Kaſtens-Rechnungen Sid
unterth. belehren ließen: Ob und welche Ausgaben entweder moberirt, oder
biß auf beßere Zeiten oder überhaupt gar ausgejeget werden könnten: wo
ſich dann bald ergeben dörffte, daß die Fürftl. Caßen, warn ſelbige ge:
bührend verwaltet werden, im Stande jeyen, Ser"°, auch ohne einigen
Landſchaftlichen Cammer-Beytrag, einen Dero höchſten Stand und denen
jegigen Zeiten gemäßen Staat reichlich zu unterhalten, und alle andere
Regiments:Onera vollfommen zu praestiren.
Ohnerachtet fi auch aus Gegeneinanderhaltung derer Gemälte von
vorigen Jahren und benen feit einigen Jahren eingehenden mehr danı
zu deutlich aüßere, daß, was Ser=° ſchon fo oft unterth. vorgeftellet worden,
nur allzugegründet feye, nemlich, daß bey ermanglender Abitellung derer
Landes:Bei werden die Unterthanen zu allen freywilligen Beträgen je
länger je untüchtiger und verbroßener gemacht werben würden; fo wäre
man an Seiten des gr. Ausfhußes dennoch nicht ungeneigt gemefen, auch
auf das Zufünfftige Jahr, falvis falvandis, einen GCammer:Beytrag ä
40000 fl. wie nicht weniger
ad Punctum Propofitionis IL.
zu dem fürftlihen Schloß-Bau einen Beytrag von 30000 fl. auf die
bißherige Weife und unter denen vormahls ftipulirten Bedingungen, unterth.
zu bewilligen: Es ſtehe aber ſolches Pflichten und Gewißens halber nicht
eher in ihren Mächten, biß
1. Die gnädigfte Verfiherung, daß die Fürftliche Miliz nit ver:
mebret, noch auch foniten einige weitere Auswahl vorgenommen werden
ſolle, an die Landſchaft ansgeftellet,
Württemberg vor dem Sicbenjährigen Krieg. 21
2. Diejenige Perfonen, für welche die Landſchaft namentlich intercedirt,
und beren Specification nochmalen beygelegt werde, nebft allen übrigen
Landes⸗Kindern, deren Capitulations-mäßige Zeit verfloßen, würdlich ohn-
entgeltlih aud ohne Stellung eines anderen Mannes, und mit der Ver:
ſicherung, fie fürs fünftige mit neuen Kriegs-Dienſten zu verfchonen, los⸗
gegeben und in ihr Heimmelen erlaßen, ſodann
3. Nach vorgängig-gemeinſchaftlich- und unpartheyiſcher Unterſuchung
des eingeklagten Wildprett-Schadens, oder auch, (weil an deßen Exiltenz
leider! ja nicht zu zweiflen und die übergroße Menge deßelben Ser=° nicht
verborgen, mander von bemfelben angerichtete Schade auch von Höchſt⸗
Denenfelben Selbft geſehen worden feye,) ohne folhe Unterfuhung das
oben unterth. ausgebettene gebrudte Generale an alle Forft-Aemter und
Staabs-Beamte wegen Wegpürihung des zu Schaden gehenden Wildes
und Moderirung derer Forft: aud anderer Frohnen, nicht nur in das
Land ergangen, jondern aud in beydenn der würdlihe Anfang mit be
hörigem Nahdrud gemacht worden und demjelben immer weiter nad):
gegangen werbe.
Man erinnerte fi zwar, daß Ser”“* abgewichenen Winter-Convent
nicht wohl aufnehmen wollen, daß die Bewilligung des Cammer:Beytrags
auf Abthuung derer Landes-Beſchwerden conditionirt und fufpendirt
werden wollen: Gleihwie es aber an und für fich jelbiten die Natur
aller freywilligen Handlungen mit fi bringe, daß man ſolche nad
felbft-eigenem Gutbefinden einſchränken und bedingen könne; alfo würden
Ser=“ gn. geruhen, aus denen alten und neuen Verhandlungen mit der
Landſchaft ſich unterth. referiren zu laßen, daß es je und allemegen in
Würtemberg üblich geweſen, daß die Bewilligung freymilliger Beyträge
und die Abftelung derer Landes-Beſchwerden allemal pari palsu tractiert,
und, warn e8 mit den legteren nicht fortgewollt, oder die Abftellung nur
auf dem Papier gefchehen wollen, aud unter Ser=! eigener Regierung,
fo lang nichts bemilliget worden, biß dem Land fo weit Satisfaction gegeben
worden, daß der gr. Ausſchuß ohnverlegt feiner Ehren und Gemwißens
einen weiteren pas thun können.
So groß au deßen Devotion gegen Ser""= und rejpectuofefte
Confideration gegen bes Fürftl. Minifterii etwa Ihnen zu thun gefonnene
ZVorftellungen jeyen, jo müße man doc leidmüthigft, zu Abſchneidung
alles foftbaren Zeit:Berlufts und vergeblicher Handlungen, unthl. declariren,
daß man ſich nicht getraue, vor Gott, dem Baterland und der Nach—
kommenſchaft, zu verantworten, von dißer unterth. Erflärung abzugehen,
fondern wann Ser=®, gegen alles unterth. bitten, flehen und hoffen, Be—
denfen tragen follen, obigem Geſuch in allen drey Puncten zu willfahren,
BWürtt. Bierteljahrep. f. Landesgefg. R. 5. XII. 15
222 Abam
müßte man ohnbeweglich auf Ausfchreibung eines allgemeinen Land-Tages
beftehen, oder, wo aud) darinn nicht willfahret würbe, den weiteren Bedacht
fo nehmen, wie es bes finfenden Vaterlandes Erhaltung, die Verfaßung
des Reichs und Landes und des Ausſchußes Pflichten erforberten.
Schließlichen wären Ser=“ zu bitten, daß Sie, wegen ber hödhit:
wichtigen Folgen einer von Ihnen hierauf abzufaßenden Refolution Sic
die nicht beßer anzulegen mögliche Zeit nicht möchten bauten lagen, Sid
diefe Vorftellung, welche, denen vorligenden Umftänden nad, nicht kürzer
habe gerathen können, von Wort zu Wort vorlefen zu laßen, und felbige
in milbefte reiffe Überlegung zu ziehen.
So vil, was die unterth. Haupt-Erflärung betrifft.
Weil aber, ſchon oben berührter maßen, in denen Gemälten auch
noch vile andere nüglihe Sahen wegen bes Urlaubs derer unter ber
Miliz befindlichen Burgers-Söhne, des Munzweſens, der Vorraths-Früchten ıc.
wie auch manche Beichwerden, darinn man fih der Stätte und Aemter
billig anzunehmen hat, enthalten feynd; fo hielte ich dafür, es wäre gut,
mann alle dergleichen Sachen forderift extrahivet und geprüfet würde:
welche verdienten, an Ser=«= gebracht zu werben? morauf felbige in eine
bejondere Schrift, wie auch bey dem Land-Tag gefchehen, verfaßet, über:
geben, aud denen, welche bey ein- oder anderem [pecialiter intereßirt
ſeynd, Nachricht davon ertheilet werben fönnte, theils damit fie auch ihres
Orts es zu gleicher Zeit zu betreiben müßten, theils denen fo offt in denen
Gemälten vorfommenden Klagen, daß auf ihre Gravamina nicht reflectiret
mürbe, abzubelffen, und dem Landidaftlihen Ausſchuß defto mehr Liebe
in dem Land zu erwerben, warn man auf ſolche Weile überzeuget würbe,
daß man Landſchaftlicher Seits auch in Anfehung derer particular:Befchwerben
thue, was möglich und räthlich feye.
Schließlich will ich ohnmaßgeblich zu reiffer Überlegung anheimftellen:
Ob, warn die Maiora dafür halten jolten, man könne fih des Cammer:
und Schloß:Bau:-Beytrags am Ende dod) nicht entziehen, e8 möchte obigen
Haupt⸗Landes-⸗Beſchwerden würdlich abgeholffen werben, oder nicht, nicht am
räthlichften wäre, lieber alles gleich zu bemilligen, ala es Anfangs fhwer
zu maden, und am Ende doc zu thun, was man haben will? indeme
man auf jene Weife bey Ser”° dod noch einen Danf verdiente und
villeiht noch etwas gut damit machen könnte; wo Hingegen auf den
legteren Weg die Landſchaft beforglih bey Ser=° und dem Land fih
dadurch nicht eben in den beften Grebit ſetzen möchte, wohl aber ben
beyden folden eher dadurch erhalten dörffte, wann man, nad) vorgängiger
reiffer Überlegung aller für das Publicum und einen Jeden insbefondere
daraus zu entftehen möglichen Folgen, und rathſam befundenen Schluß,
Württemberg vor dem Giebenjährigen Krieg. 223
vor würdliher Abthuung derer Haupt⸗Landes-VBeſchwerden nicht weiter zu
gehen, au eine unbemeglide Fermet& bezeuget; zumalen ba unjere
Landes ⸗Sachen leider! in ſolchen Umftänden zu feyn feheinen, daß dermalen
feine vernünfftige Hoffnung ift, es dörffte beßer werben, als biß entweder
alles völlig über einem Hauffen ligt und aus unmöglich nicht mehr möglich
zu maden ift, oder bi die Landſchaft feften Fuß feet und es darüber
allenfalls auf alle Extremitäten, barzu es doch meines Erachtens gar nicht
tommen würde, ankommen ließe.
Gott aber lenke alle Herzen und Rathſchläge jo, dab Sie zu Seiner
Ehre und des Vaterlandes Beſtem ausfchlagen, und wir alle an dem Tage
der Offenbarung aller Dinge auch über difem Convent unbefhämt und
mit Freubigfeit vor dem allwißenden Gott, ber auch das Verborgenfte des
Herzens an bas Licht bringen wird, beftehen mögen. Salvis melioribus.
Stuttgart, d. 29. Nov. 1752.
J. J. Mojer.
P. 8.
Weilen ſeithero, da ich dieſes zu Papier gebracht, biß heute, da ich
die Ehre habe, ſolches vollends in dem löbl. Collegio zu referiren, ſich
leider! verificiret, daß nicht nur, ſtatt der erwarteten Reduction, ein
neues Regiment errichtet, ſondern auch, ftatt ber gn. zugefagten Anwerbung
freywilliger Perfonen auf den Fall eines bey denen Fürftl. Trouppen fi
außerenden Abgangs, denen Staabs:Beamten Befehl ertheilt worden,
Leute anzumerben, aud) bey Gelegenheit derer Jagben bißfalls viles für-
gegangen, fo nicht feyn follte, ja gar von neuem bin und her Leute von
Haus abgehohlet worden; jo hielte ih dafür, daß man
1. Sich) wegen des letzteren Umftandes forberift unverzüglich genauer
zu informiren hätte, und wann folder fi verificirte, dißfalls in ber
Haupt-Schrift die möthige Vorftellung zu thun, bey jolden betrübten
Umpftänden aber
2. ad Propofitionis Punctum 2 & 3 die Erklärung ſchlechterdings
in negativam zu thun hätte, mit dem Anhang, daß man ſich Landſchaftlicher
Seits genöthiget fehe, um vor dem Land, welches beforgli endlich zur
aüßerft: und völligen Deiperation werde getriben werben, fich ficher zu
ftellen, denen Committenten des größeren Ausfhußes von deme, was
zwifchen gn. Herrfchafft und demfelben feit 1"/: Jahren paßieret, legale
Notiz zu geben, und fie alfo zu überzeugen, daß man es Landſchaftlicher
Seits an denen trifftigft: und bemeglicften, auch Grabmeis immer weiter
gegangenen Vorſtellungen nicht habe ermanglen laßen, dadurch aber nichts
weiteres habe erhalten können, als etwa einige Nefolutionen, die doch
22% Abam
entweder ohne alle Würdung gebliben, oder worauf jo glei wieder das
gerade Wiberfpil erfolget ſeye: wie dann meo Voto
3. Würdli für die H. Prälaten, fo nicht mit in denen Ausſchüßen
figen, 2 und für die fürnehmfte Stätte etwa 10 Copien von denen
Schriften in der Haupt-Sache, welhe vom Sommer-Gonvent 1751 incl.
an aufgefeget worben, wie auch von denen darauf erfolgten Fürftl. Refo:
lutionen, zu verfertigen und ihnen pro notitia zuzufenden wären, um durch
ihre kunfftige Gewälte den Landihaftlihen Ausſchuß defto zuverläßiger in
den Stand zu fegen, feine weitere palsus einer Seit mit aller Vorficht,
und anderer Seits nad) des Landes Nothdurfft, thun zu können, indeßen
aber aus dijen Communicatis (von welchen fie auch anderen benachbarten
Stätten und Yemtern, nach Befinden Nachricht erteilen könnten,) zu fehen,
daß man es Landſchaftlicher Seit? an nichts habe erwinden laßen, was
falva prudentia räthlich und thunlich gemejen feye.
4. Sollte es fid) aber mit difer Information ſub num. 1. verziehen,
oder fein genugfames Factum ergeben, bliebe ich bey meinem erften Vote,
und fönnte man, wann fi) die Sache nachhero weiter auffläret, oder die
Wegnahmen nod; weiter giengen, durch eine Nach-Erklärung das nöthige
beforgen; die fub Num. 3. angerathene Communication an bie H. Brälaten,
auch Stätte und Aemter, aber rathete ih dennoch; gleichwie aud jeder
der im engeren und größeren Ausfhuß befindlichen H. Yurgermeifter
zu erfuchen wäre, von dem löbl. Magiftrat feines Orts ſchleunigen Bericht
einzuziehen: wie es in bafigem Statt und Amt mit folden Werbungen
zugehe, unb ob niemand, als wer ganz freywillig gehe, angemorben werbe?
und hätte ih, fo ſehr ich fonft für die Beſchleunigung derer Gefchäffte
portirt bin, darauf anzutragen, daß man zwar indeßen ad Punctum 1.
megen der Winter-Anlage eine Erflärung von fih geben, wegen des 2ten
und ten Puncts aber biß zu Einlangung dieſer Berichte zumarten Fönnte.
5. Endlich wollte ich rathen, das, was ich oben von dem Zuftand
des Landes gemeldet, in eine beſondere Schrifft zu verfaßen und im der
Erklärung auf die Haupt-Sache fi bloß darauf zu beziehen. Salvis x.
den 9. Dec. 1752.
J. J. Moſer.
Zur Erläuterung dieſes Gutachtens ſei nur folgendes bemerkt:
Im Landtagsabſchied von 1739 hatte das Land, nad) langem Sträuben
und nur gegen die Zufage der Abftelung der gemwaltfamen Werbungen
und Aushebungen, der Einquartierung der Soldaten bei den Bürgern,
des Wildfehadens und vieler anderer Beſchwerden, ſich einverftanden erffärt,
daß von jegt an neben der alten OrdinarisJahresfteuer von 180000 fl.
Württemberg vor bem Siebenjährigen Krieg. 225
er fog. Ablofungshilfe zur Verzinfung und Tilgung der früher über-
nommenen fürftlihen Schulden u. a.) regelmäßig als Ertraordinari-Anlage
zwei weitere Jahresfteuern von je 180000 fl. und ferner 100000 ft.,
fog. Surrogatum Tricesimarum, ftatt des früher in Natur erhobenen
Dreiigften, als direkte Steuern aufs Land umgelegt werben jollten zur
Anmerbung und Unterhaltung nit nur der württembergifchen Kreistruppen,
wozu das Land ſchon bisher verbunden war, fondern auch einer mäßigen
Zahl Haustruppen, ſowie zur Abzahlung der in eben dieſem Landtags:
abſchied vom Land neu zur Tilgung übernommenen 2 Millionen Kammer:
idulden. Die Bewilligung und Umlegung follte aber jeweils mit dem
landſchaftlich Größeren Ausſchuß verabfchiedet und diefem dazu von den
Landſtänden alljährlich bejonders Gewalt (Vollmacht) erteilt werden. Der
Größere Ausfhuß wurde daher regelmäßig zweimal im Jahr berufen:
zum Winterfonvent im November zur Bewilligung der einen Jahresfteuer
als Winterumlage und des halben Tricefimenfurrogates für die Monate
November bis April, jomie eines jeit dem Dreißigjährigen Krieg auf:
gefommenen, neuerdings ganz regelmäßig gewordenen Rammerbeitrages
von jährlich 40000 fl. zur Beſtreitung der Staatsausgaben, welcher aber
nicht befonbers aufs Land umgelegt, fondern von der Orbinarifteuer bezahlt
wurde, endlich jeit 1745 eines Jahresbeitrages von 30000 fl. zum Bau
des Stuttgarter neuen Refidenzichlofles; beim Sommerfonvent im April
ober Mai wurde ebenfo über die Sommerumlage und die andere Hälfte
des Surrogates für Mai bis Oftober mit dem Größeren Ausſchuß verhandelt.
Der Ausſchußkonvent im Herbft, der Hauptfonvent, wurde eingeleitet
durch ein herzogliches Ausfchreiben an die Landftände, worin die Propofitions-
punkte für den Ausſchußkonvent genannt und die Prälaten, auch Städte
und Ämter aufgefordert wurden, dem Ausſchuß ihre Gewalt zu erteilen
zur Bewilligung diefer Propofitionspunfte. Der Ausihußtag begann mit
Überfendung der unter dem Geheimenrats-Siegel ausgefertigten Fürftl.
BPropofition an den Ausſchuß. Sie war eine Umfchreibung des zuvor an
die Landftände erlaffenen Ausſchreibens. Die Grundlage der herzoglichen
Forderungen follte ber deshalb beizulegende Militärplan bilden, aus dem
ſich ergab, wie das herzogliche Militär eingerichtet fein, wieviel zu dieſem,
wieviel zu den Kreispräftationen zu verwenden war, wieviel ſonach für
die Schuldentilgung übrig blieb und melde Schuldpoften davon bezahlt
werben follten. Über verjpätete Mitteilung dieſes Militärplanes dur
Herzog Karl hatte der Ausschuß viel zu Hagen. Zuerft ſtudierte er indes
die eingefommenen Gewälte, die fid nicht bloß über die Propofitionspunfte
zu äußern pflegten, fondern auch über die allgemeinen Landesbeſchwerden
und die befonderen Beſchwerden des einzelnen Landftandes. Unter Um—
226 Adam, Württemberg vor bem Siebenjihrigen Krieg.
Händen konnte der Ausfhuß auf Grund des Landtagsabfchiedes von 1739
das Tricefimenfurrogat und felbft die Sommeranlage ganz oder teilweile
verweigern, wenigftens in der Theorie, und vollends den Schloßbau: und
den Kammerbeitrag. Jedenfalls war zu beftimmen, wieviel’ von den
„rezeßmäßigen“ Anlagen, d. h. den Anlagen gemäß dem Landtagsahichie
von 1739 (Sommer: und Winteranlage und Tricefimenfurrogat), jedesmal
für Militär, wieviel für die Schuldentilgung verwendet werden follte.
Immer aber benügte der Ausihuß diefen Anlaß, halbjährlich den Zuftand
des Landes zu prüfen und die Lanbesgravamina, zumal die in den Ge:
mälten geflagten, dem Herzog vorzuftellen, fei es in einem Boranbringen,
fei es zugleih mit der Erklärung in der „Hauptſache“, d. h. über bie
herzoglichen Propofitionspunfte. Dem Herzog war es nicht immer genehm,
mit dem Größeren Ausfhuß zu verhandeln; er fam daher mit feinem
Anfinnen nicht felten an den Engeren Ausfhuß und, wenn diefer nicht
verfammelt mar, fogar an die „Landſchaftlich Anweſenden“, d. h. an den
dem Engeren Ausſchuß angehörigen Bürgermeifter von Stuttgart und den
etwa in Stuttgart wohnenden Prälaten des Engeren Ausſchuſſes, unter:
ftügt von den Landſchaftskonſulenten und Sefretarien, und diefe fonnten
ſich troß ihrer Unzuftändigeit der Anmutungen des Herzogs nicht immer
ermehren.
Die von Mofer erwähnten Lagerſchweine waren ältere ſtarke Sauen,
die im Unterfchied von der fonftigen Gepflogenheit des Schwarzwildes ihren
Standort beibehielten, meift am Waldesrand oder gar mitten im Feld
oder Weinberg; denn ſcheu war das Wild damals durchaus nicht.
Die vom Ausihuß auf das oben flehende Gutachten WMofers
befchloffene Erklärung an den Herzog fiel übrigens lange nit fo ein:
gehend aus, wie Mofer wollte, fie bewilligte die rezeßmäßigen Anlagen
fofort, feßte aber die Erklärung über die beiden anderen Punkte aus, bis
des Herzogs Zufagen und Befehle wegen Wegpürichung des außer Walds
auf den Feldern zu Schaden gehenden Wilde wie auch wegen unentgeltlicyer
2oslaffung der Landeskinder, die vormals oder neuerlich wider ihren freien
Willen unter das Militär gezogen worden oder deren Kapitulationsgeit
abgelaufen war, wirklich erfüllt fein würden.
Alb. Eugen Adam.
Mürkttembergifche Mathematiker.
Bon H. Staigmüller.
In vorliegender Arbeit möchte ich die Aufmerffamteit der Leſer
diejer Blätter auf zwei Manuffripte der K. württembergifchen Landes—
bibliothek lenken, welche beide das obenftehende Thema behandeln.
Das erfte diefer Manuffripte') trägt den Titel: „Würtembergia
Mathematica, | tenui periculo tentata, | ad disputandumque modeste
proposita, | Praeside Viro Praenobilissimo Excellentissimoque,
Domino Johanne Kiesio, | Professore Physices ac Matheseos Ordi-
nario Celeberrimo, | Patrono atque Praeceptore fidelissimo, | a re-
spondente auctore | Wilh. Carolo Meboldo, | Canstadiensi, | Magi-
sterij candidato.“
Von der Hand des früheren Befigers diefes Manuffripts, des
KRanzlers Schnurrer, ſteht dabei: „1756 | auctore Balthas. Mebold, |
tum Praeceptore Cantstad.“
Über Wilh. Karl und Balthaj. Mebold entnehme ich dem „Hart:
mannſchen Magifterbuche” ?) folgende Daten:
1730.... Mebold, M. Balthaſar, geb. Balingen 15. Januar 1708,
1730 Präceptor in Gannftatt, 1750 Schorndorf, 1780 mit dem“
Titel Rektor, ca. 1785 refigniert, geft. 29. Juli 1788, aet. 80.
1756.... Mebold, M. Wilh. Carl, geb. Cannftatt 7. Aug. 1735,
1774 Collaborator in Waiblingen, 1808 penfioniert.
Es handelt fih alfo bei unferem Manuffripte um eine Tübinger
Tiffertation, deren Verfafler — nad der allerdings direkt nicht weiter zu
Eontrollierenden Notiz Schnurrers — nicht der Kandidat felbft, fondern
deſſen Vater war. Erſcheint uns heute ein folches Verhältnis aud un:
denkbar, fo liegt doch für die damalige Zeit nichts jo Auffallendes darin.
Die Erlangung der Magifterwürbe?), damals ſchon längft zu einer bei-
') Cod. hist. fol. 665.
*) Manuffeipt der R. württ. Landesbibliothet.
®) Die lebie Magifterpromotion in Tübingen fand 1820 unter Beteiligung von
52 Kandidaten flatt.
228 Staigmüller
nahe inhaltslojen afademifchen Formalität geworben, ſetzte keineswegs Die
felbftändige Ausfertigung einer wiffenidhaftlihen Arbeit voraus. Wenn
eine folde aud immer wieder vo:fam, jo ftellen ſich doch fehr viele der
damaligen Differtationen als wiſſenſchaftliche Arbeiten der Profefforen
jelbft dar. Die Thätigfeit der Kandidaten befchränfte fih — neben ber
allfalfigen Aufbringung der Drudkoften — darauf, die Tiffertation mit
den daran angejchloffenen Thefen in einem öffentlichen akademiſchen Akte
zu verteidigen.
Als indirefte Beftätigung der Schnurrerfhen Notiz könnte zunächſt
die Thatſache gedeutet werden, daß Wild. Karl Mebold in feiner ganzen
beruflien Laufbahn es überhaupt nicht weiter brachte als bis zum
Kollaborator in Waiblingen. Erſt im Alter von 36 Jahren erhielt er
diefe Stelle und wurde auf derjelben auch nah 37Tjähriger Dienftzeit
penfioniert. Ebenſo ift dem Hartmannſchen Magifterbudje zu entnehmen,
daß der Locus unferes Magifters in feiner Promotion ein äußerft frag:
wurdiger gemefen fein muß. Wilh. Karl Mebold feheint nämlih, wenn
er überhaupt mitlociert wurde, der legte der Promotion geweſen zu fein.
Eine ungleich ftihhaltigere Beftätigung der Notiz Schnurrers ſehe
ich aber noch in der Thatſache, daß Mebold der Vater fi mit Vorliebe
damit befchäftigt zu haben ſcheint, biographiſchen Notizen jeder Art überall
nadzufpüren und folhe mit Bienenfleiß in Abfchriften fih zu jammeln
und zu fihern. So hat ſich von feiner Hand aus dem Jahre 1735 ein
ſtattlicher Duartband von 425 Seiten erhalten'). Derfelbe enthält die
Abihriften einer großen Zahl von Briefen, welche an den berühmten
Tübinger Profeffor W. Schidard ?) gerichtet waren. Zum gleichen Schluffe
berechtigt und weiter der Titel: „Canstadium eruditum* einer andern
-Arbeit B. Mebolds, von ber fi allerdings leider eben nur biefer Titel
erhalten hat.
Auf der andern Seite ſpricht aber das Latein unferer Tiffertation
nicht gerade für einen Schulmann, der in feinen lateinifhen Klaſſikern
fo zu Haufe ift, wie wir es eigentlich doch bei dem Schorndorfer Prä:
jeptor und fpäteren Titularreftor vorausfegen müſſen, der damals ſchon
auf eine 2djährige Dienftzeit als erfter Lehrer einer Lateinſchule zurüd
ah. Dazu kommt noch, daß Mebold der Sohn in unferer Differtation
an gegebener Stelle ausbrüdlich davon ſpricht, daß er aus jenen Brief:
abſchriften, welche ſich im Befige feines Vaters befinden, die nachfolgenden
?) Bsl. Cod. hist. Q. 201a der 8. württ. Landesbibliothet. Auch dieſes Manıı-
ifript ſtammt aus dem Nachlaß von Kanzler Schnurrer und hat vielleicht deſſen nicht
völlig forreften Eintrag auf unferer Liffertation mit beeinflußt.
%) Vgl. unten S. 48 fi.
Württembergifhe Mathematiker. 229
Auszüge entnommen habe. Und jo ganz einwandfrei ift auch Schnurrers
Notiz an und für fih nicht: Balthafar Mebold war 1756 nicht mehr
Prãzeptor in Cannftatt.
Bei diefer Sahlage geht meine Anfiht dahin, daß der Lömen:
anteil an der ganzen Arbeit, das Sammeln des Materials, unbedingt auf
Rechnung des Vaters zu jegen if, der die von ihm in langen Jahren
zufammengetragenen Erzerpte und Notizen feinem Sohne zur Verfügung
ftelte. Der Sohn ſelbſt aber dürfte doch allermindeftens mwenigftens zum
Teile für die Art und Weife der Verwendung dieſes Stoffes verantwort:
li fein. Da nun aber allerdings, wie wir fehen werben, thatfächlich
die ganze Differtation eigentlich in nichts anderem als einem Iofen An:
einanberreihen folder Erzerpte und Notizen befteht, jo müfjen auch wir
mit Schnurrer in Balthaſar Mebold den wahren Autor der Differtation
fehen, ja vielleiht meinte Schnurrer feine kurz aögerifiene Notiz eben
nur in unferem Sinne.
Doch fei dem, wie ihm wolle, jedenfalls erweiſt ſich der Verfafler
unferer Differtation nicht als ein Hiftorifer, der zugleich über dasjenige
Maß mathematifher Durhbildung verfügt, das für die erfolgreiche Be—
handlung des in Angriff genommenen Themas unerläßlihe Vorbebingung
ift. In der ganzen Differtation finden wir auch nicht ein einziges eigenes
und jelbftändiges Urteil des Verfaſſers, vielmehr begnügt ſich derſelbe
überall damit, die Urteile anderer’) aufzuſuchen und dieſe Urteile, auch
wenn fie von ben verfdhiebenartigften Standpunften aus gefällt erfcheinen
und ſich als nichts weniger als einwandfrei erweifen, ohne jedes Wort
der Kritif wiederzugeben. Da der Verfaffer hiebei aber wenigftens überall
gewiffenhaft feine Quellen angiebt, fo ift der Differtation doch nicht all
und jeder Wert abzufprechen. Und gerade in und mit ihren Fehlern
hat dieſelbe auch als „Objekt“ hiſtoriſcher Forfchung einigen Wert, wirft
fie doch vor allem interefjante Streiflichter auf die damalige Stellung
und Wertung der Mathematif an einer deutfchen Hochſchule.
Dem ſo ſtizzierten wiſſenſchaftlichen Werte unferes Manuffripts
entſprechend, werbe ich mic) der Hauptfahe nad) mit einer Inhaltsüber-
fit, unter Anfügung einiger Stichproben, begnügen.
In einem einleitenden Kapitel wird dem Geihmad der damaligen
Beit entfprechend bis auf die „Druiden“ zurüdgegriffen, doch geht der
Verfaſſer von der volftändig richtigen Anfiht aus, daß von einer Mathe:
4) Aus ber großen Zahl der von Mebold zu Rate gezogenen Quellen mögen
wenigſtens bie folgenden genannt fein: Pantaleon, Prosopogr. 1665; Freher, Theatr.
vir. er. cl. 1688; Fiſchlin, Mem. theol. wirt. 1710; Heilbronner, Hist. math. 1742;
Zöcer, Allg. Gelehrtenler. 1750.
230 Staigmüller
matit in Württemberg erft feit dem Jahre 1477, dem Gründungsjahr
ber Univerfität Tübingen, geſprochen werben fünne, und fchließt deshalb
mit Bezugnahme auf biefes Datum feine Einführung mit den Worten:
„Tum enim mathesis apud nos coepit grandescere velut atque
adolescere.“
In weiteren 6 Kapiteln werden nun die Namen von über 70
„württembergifhen Mathematifern” aufgezählt und von denſelben bio:
graphiſche Notizen beigebracht, welche fih allerdings mandmal faft nur
auf ein paar Daten oder Verweiſungen beſchränken. Dabei ift natürlich
„württembergiſch“ im damaligen Sinne des Wortes zu verfiehen. Wenn
drum unfer Autor z. B. den „Eßlinger“ Stifel oder einen Reutlinger
(Beger) hereinzieht, fo hält er fi zu einer weitläufigen Entfehuldigung
verpflichtet. Im letzteren Falle 3. B. fhreibt er: „Cum enim et ipsa
aöre Würtembergico circumfusa (i. e. Reutlinga) meditullium fere
patriae nostrae occupet, Reutlingenses tanquam nostros quodam
modo considerare licet.“ Für Ulm ließ fi jedoch eine ſolche Ein:
ſchmuggelung nicht mehr motivieren, das war doch zu jehr Ausland, und
jo fuchen wir aud ben berühmten Ulmer Mathematiker Johannes Faul:
haber vergeblih, dagegen reiht ein Stubienaufenthalt von ein paar
Semeftern in Tübingen Hin, um jedem Fremden die Aufnahme zu fihern.
Und noch weitherziger beweift fi unfer Autor in der Umgrenzung des
Begriffs „Mathematiker. Hier genügt gar das mertlofefte aſtrologiſche
Elaborat, um feinen Urheber in der Reihe der Mathematiker glänzen zu
laffen, fo daß man in manden Fällen an bie für einen Mathematiker
nicht gerade ſchmeichelhafte Maffifhe Nebenbebeutung des Wortes „mathe-
maticus“ erinnert wird. Darf e8 uns ba munbernehmen, in ben
Reihen der württembergiſchen Mathematifer auf Männer zu floßen, wie
den berühmten Qumaniften Nitodemus Friſchlin oder den nicht minder
berühmten Theologen Johann Albrecht Bengel?
Doc es verlohnt fich nicht, weiter auf diefen Teil unferer Differ:
tation einzugehen, e3 genügt vielmehr eine einfache Aufzählung ber Namen
der behandelten Mathematifer in der Neihenfolge, in welcher Mebolv
diefelben befpricht, indem dadurch für den gegebenen Fall wenigftens ein
Nachſchlagen im Driginale ermöglicht ift. Dabei füge ih zur leichteren
Koentififation jedem Namen irgend ein Datum ꝛc. nad) unferem Autor
an, wenn auch diefe Daten nicht immer ganz zuverläffig find‘).
Paul Scriptoris, geft. 1504; Joh. Munz, gef. 1503; Joh. Stöff:
») So giebt Mebold z. B. für Cafpar von Ens ald Geburtsdatum „um 1558°
an, während derſelbe ſchon 1548 bie Magiſterwürde erlangte.
Württembergifhe Mathematiker. 231
ler, geft. 1531; H. Bebel); Joh. Luc. Santritter aus Heilbronn; Mid.
Stifel aus Eßlingen; Seb. Münfter, geft. 1552; Sim. Grynäus, geb.
1493; Joh. Scheubel, geb. 1494; Joh. Carion, geft. 1538; Mart. Borr:
haus, geft. 1564; Phil. Melanchthon, geft. 1560; Phil. Imfer, geft.
1570; Joach. Camerarius, gef. 1574; Nic. Brudner, nat. sub init.
saec. XVI; Erasmus von Limpurg, geft. 1569; Chrift. Herrlinus, stud.
1522 in Tübingen; Jac. Schegt, gef. 1587; €. D. Schredenfucs, geft.
1579; Laur. Schredenfuhs, Sohn des vorigen; Joh. Parfimonius, geb.
1525; Dav. Chytraeus, geb. 1530; Phil. Apian, geft. 1589; Wil.
Xylander, geb. 1532; Dan. Gellarius aus Wildberg; Sam. Eifenmenger,
geb. 1534; Sim. Studion, geb. 1543; Nic. Friſchlin, geft. 1590; Elif.
Roßlin, mag.?) 1565; Joh. Bloß, mag. 1565; Joh. Andreä, geft. 1601;
Cafpar von Ens, geb. um 1558; Paul Jeniſch, geft. 1647; Hein.
Schickard, geb. 1558 oder 15682; Math. Hafenreffer, geft. 1619; Georg
Galgenmajer, geb. um 1561; Joh. Hartmann Beyer, Dr. med. 1588;
Dav. Magirus, geft. 1635; Melch. Schärer, flor. sub init. XVII
saec.; Armin Rüttel, Andreas Nüttel maj., Andreas Rüttel min.,
Fried. Rüttel; Theoph. Mad, mag. 1599; Con. Gellarius, geft. 1637;
Dan. Hizler, geft. 1634; Pet. Meuderlin, geft. 1651; oh. Val. Andreä,
geft. 1654; Joh. Jac. Heinlin, geft. 1660; Iſak Habrecht, um 1618;
Joh. Jac. Knorr, nat. ineunt. saec. XVII; Joh. Remelin, mag. 1604;
Joh. Lud. Nemelin, mag. 1635; Math. Beger aus Reutlingen; Eb.
Schultes, Mäftlins Nachfolger; Dan. Mögling, nat. sub fin. saec. XVI;
Bed, geb. um 1600; Luc. Schidard, geft. 1657; And. Goldmajer, geb.
1603; Joh. Lud. Mögling, geft. 1693; Joh. Graft, geit. 1695; Joh.
Schudard, geb. 1640; Joh. Chrift. Sturm, geft. 1703; Joh. Zac. Zimmer:
mann, mag. 1664; Phil. Jac. Oswald, mag. 1662; Joh. Lud. Andrei,
mag. 1688; Phil. Joſ. Jeniſch, gef. 1736; Elias Camerarius, geft.
1734; Joh. Alb. Vengel, geb. 1686; Joh. Con. Creiling, geb. 1673;
Joh. Fried. Liefhing, geft. 1740; Faulhaber, Prof. in Stuttgart; ©.
Bern. Bilfinger, geft. 1750; ©. Wolfg. Kraft, Prof. in Tübingen; Chriſt.
Fried. Majer aus Kirchheim u. T.; Joſ. Weitbrecht, geb. 1702; Joh.
Theoph. Walz), geft. 1747; Joh. Ad. Dfiander, geft. 1749.
Späterhin werden dann im 10. Kapitel als damals noch lebende
württembergifhe Mathematiker aufgezählt: Ganz, Kies, Ploucquet, Göriz,
*) Mebolb vermutet felbft, daß Bebel nur durch ein Verſehen in der Tübinger
Iubiläumefgrift vom Jahre 1677 als Mathematiker aufgeführt werbe.
2) mag. = erlangte bie Magifterwürbe.
®) geb. 1714, mag. 1730: „paene puer“.
232 Staigmüller
Volz, Clemm, Biſchoff, Flattih, Frider, Nicolai, Fiſchlin, Griefinger,
Neuß, Hauber, Paulus, Baur, Weiß und Märklin.
Zu den beften dieſer biographifchen Skizzen gehören diejenigen rei:
lings und Bilfingers, zweier Männer, zu deren Füßen Mebold der Vater
ſelbſt wohl ala Schüler ſaß, und da dieſe beiden Männer unftreitig aud
zu ben bebeutendften und intereffanteften Vertretern der Mathematik in
Württemberg im Laufe des 18. Jahrhunderts zählen, fo möchte ich ge:
tabe deren Skizzen als Proben umverfürzt wiedergeben.
Joh. Conrad Crenlingius, Professor Physices et matheseos Tubingen-
sis, Contubernijque Rector ac totius academiae senior, Vir summi ingenij at
magnae memoriae, natus fuit 1673 Löchgaviae, ejusdem nominis patre, loci
ejus pastore. Tenerrima aetate dotes eximias ostendit, cum nondum completo
tertio aetatis anno Catechismum memoriter recitaret. Anno aetatis duodecimo
omnia latinis versibus e dictantis ore exeipere poterat. Triginta linguarum
speeimina adolescens edidit. Fuit Juris consultus, Theologus, Philologus, Me-
dieus, Philosophus et vel maxime Mathematicus. Suadente Böhmio, cujus
gener post fuit, incubuit ad studia mathematica, Impetrata iter literarium
faciendi potestate, Basileae partes matheseos noviter inventas à Jac. Ber-
noullio accepit, à quo publice etiam laudatus est. Utebatur peregre magno
cum fructu instruetione Vaubanij, Malebranchij, aliorum. Tubingae profeasor
{uit per annos quadraginta quatuor, decem liberorum pater. Professionem
suam auspicatus fuit solemni oratione de ortu et progressu matheseos. Anno
aet. 73 variolis affectus, eluctatus est. Ex scriptis ejus haec notamus: Me-
thodum de maximis et minimis 1701; dissertationem de motu et materia co-
metarum 1708; aliamque de cometarum coma 1714. Haec ex relationibus
literariis Tub. ani 1752. p. 596 sqq. Vita Creulingii ab ipso latinis versibus
exarata, extat in programmate funebri.
Nur mit ein paar Strichen möchte ich biefe Skizze vervollftändigen. Iſt in ihr
Creiling auch als ſehr vielfeitig bargeftellt, fo iſt boch mit bem, was biefe Sfize bietet,
bie „Vielfeltigfeit“ biefes Mannes noch lange nicht erfhöpft. Ja es muß gerabeu
auffallen, dah Mebolb in feiner Skizze bie beiden hervorſtechendſten Züge im Charakter:
bilbe Greilings night wiebergiebt, denn kennen mußte er biefe Züge unbebingt. Grei:
ing war nämlich überzeugter Alchimiſt und Aſtrolog. JIm Jahre 1780 erſchlen feine
„Ehren: Rettung ber Alchyinle“ und in ben Jahren 1787—1789 bie Sect. I-IV feiner
Dissertatio academica de aureo vellere aut possibilitate transmutationis me-
tallorum. Daß biefe Schriften aber auch ein vielfeitiges und Ianganhaltendes Interefie
erregten, beweiſt am beſten bie Thatfache, daß jeme akademiſche Differtation gerabe
50 Jahre nach ihrem Erſcheinen, ins Deutſche übertragen, in Buchform herauskam
unter dem Titel: Abhandlung vom golbenen Vließ oder Möglichkeit ber Verwandlung
dee Metalle; aus dem Lateiniſchen bes Herrn Joh. C. Greiling, ordentlichen Lehrers
ber Mathematit und Phyſit 2, überfegt. Tüb. 1787. Aus welchem Geiſte heraus
biefe Differtatton gefchrieben ift, unb welche wiſſenſchaftlichen Strömungen damals an
der Tübinger Hochſchule von dem „ordentlichen Profeffor ber Erperimental-Phpfif unt
Mathematif, Senior des Senates, Rektor bes Contub. acad. und h. t. Decan ber
philoſophiſchen Facuftät“ begünftigt wurden, mögen 2 Thefen, welche ich biefer Tiiier-
tation entnehme, beweiſen.
Würtiembergiſche Mathematifer. 233
„Tineturas dari plures, tam ad Medieinam, quam ad Metallorum meta-
morphosin utiles, extra dubinm positum esse arbitramur.“
„Qui influxum Astrorum negant, tenebris densis immersi lucem igno-
rant, Deque nexum systematis mundani perspiciunt.“
Daß aber bei den damaligen akademiſchen Klopffechtereien auch ber Humor nicht
zu kurz Fam, zeigt folgende berjelßen Differtation entnommene Zhefe:
„Nee praeter rem tradunt Chymiei: Ex regno Animali Hominem, ex
Vegetabili Vinum, ex Minerali Aurum reliquis praestantiora, sibique amica
esse; quod Germani vernacula efferunt: Ter Menſch, ber Wein und das Golb,
bie drey find einander Hold.
Nun zur Skizze ©. B. Bilfingers.
Ge. Bernhard Bilfingerus, nat. sedigitus 1698. Patre Joh. Wende-
lino, Blabijrensi quondam Praesule et Principis Consiliario, prima literarum
elementa hausit Canstadij. Tubingae Praeceptore usus est Creulingio. Gra-
dum Magisterii acoepit 1714. Suscepto itinere literario, Wolfij auditor fuit, et
‚Jo. Bernoulij favorem sibi conciliavit. Redux factus est Professor Philosophiae
extraordinarius Tubingae 1725. Deinde ordinarius Matheseos et Philosophiae
moralis Professor in Collegio illustri Tubingensi, et sequenti anno Logices,
Metaphysices et moralis Philosophiae Professor Petripolitanus. Per tractatum
de cansa gravitatis pretium & Parisiana academia propositum obtinuit, mille
thaleros 1735. Cum Petripoli redijsset, seminarij Theologiei Tubingensis super-
intendens et Professor Theologiae, postea etiam Consiliarins intimus Principis
Wurtembergici et Consistorij Praeses factus est. Obijt coelebs 1750 d. 18 Feb.
V. Smersal(?)de Eruditis nuper mortuis T. II. p. 265 sqq. qui seripta etiam
nostri Bilfingeri recenset p. 270-275. Ejus libellus de harmonia Romae rela-
tus est in indicem librorum prohibitorum.
Mathesis paene est haereditaria genti Bilfingerae. Namque et ed rdvo
frater Archiater Wurtembergicus est Mathematicus, et alterius fratris filius
Architecturam militarem felieiter excolit, et Proavus Wendelinus, Pastor Nurtin-
gensis, atque idem Abbas Lauracensis, cum Theologia ita, ut gratia Aulae
floreret, mathesin conjunxit, quam ipsum a Wendelino patre, Mathematico,
Tubingensis didicerat, id quod me docuit Seyboldus in orat. funebri, quam
1721 Praesuli Blabijrensi, Magni Bilfingeri patri, habuit, Josephi Sigismandi
typis Tubingae descriptam.
Cum Wendelinus alter, postea Past. Nürt. et Abbas, Magister crearetur
1615, Ge. Burcardus Bucherus gratulabundus ita ceeinit:
Quem solem (Bilfingerum dieit) et solis fulgentem Iumine lunam
Et caeli motus Uranie docuit.
Godofredus vero Mästlinus canit:
Hine Mundi coelique vias et sidera calles
Terrarumque tenes dividere arte plagas:
Et quoque naturae abstrusos aperire recessus
Tu potes ete.
Zum Verſtändnis biefer Skizze möchte ich furz die bireften Vorfahren Ge. Bernh.
Vilfingers fo weit als nötig anführen:
1. Wendel Bülffinger, Stabtpfarrer zu Nürtingen, befignierter Prälat von Lorch,
äftefler engeren Ausjhuffes Verwandter bei löbi. Landſchaft, wirb in bie
234 Staigmüller
Mathematik eingeführt von feines Vaters Bruder Wendel Bülffinger, einem
Tübinger Mathematiker.
2. Johann Ludwig Bülffinger, Sohn bes vorigen, geb. 21. April 1621, geit.
3%. März 1686, Stabtfcreiber in Nürtingen.
3. Johann Wendel Bülffinger, Sohn bes vorigen, geb. 15. März 1647, gen.
15. Febr. 1722, Abt von Blaubeuren ac, Yater G. B. Bllfingers.
Man erjieht Hieraus zugleich, baß bie Akribie, mit ber unfer Autor feine Quellen
benüßt, manches zu wünſchen übrig läßt, indem er aus bem „Bateröbruber“ ber aus:
drũdlich citierten Quelle einfah ben „Vater“ madt.
In dem bisher betrachteten Teile feiner Differtation (cap. I—VIı
überging unfer Autor zunächſt die 3 bebeutendften württembergiſchen
Mathematiker: Mäftlin, Kepler und Wilhelm Schidard, mit der Moti-
vierung: „ut malae dissertationis per tam bonos viros bona sit
clausula“, und fo folgen biefelben jet erft, jeder in einem eigenen
Rapitel (VII—IX) behandelt. Doch wäre es verfehlt, darum hier etwas
anderes erwarten zu wollen als dort. Nur dem Umfange, nicht dem
Inhalte nach überragen diefe 3 biographiihen Skiggen die bisherigen.
Und doch hat uns der Bienenfleiß Mebolds hier eine Autobiographie
Mäftlins gerettet, die fonft wohl endgültig verloren wäre und die,
wenn vielleicht auch früher befannt, jedenfalls in ben legten hundert
Jahren vollftändig verfhollen war. Augenſcheinlich hat Mäftlin dieſe
Autobiographie zum Zmede der Nieberlegung in den Grundſtein eines
Haufes aufgefegt und zum Entwurfe des Konzepts ober zu einer eigen:
händigen Abſchrift bie leeren Seiten einer ihm gerade zur Hand liegen:
den Brofhüre benüßt. Dabei handelt es ſich bei biefer Brofhüre um
die unter dem Titel!) „Moeglingides“ erſchienene Gedächtnisrede auf den
Tübinger Profefjor Israel Mögling, einen Bruder von Mäftlins Schwieger:
Sohn Wolfgang Mögling. Diefe Autobiographie Mäftlins ſtellt unftreitig
die interefjantefte Ausbeute ber ganzen Meboldſchen Arbeit dar, und jo
möge dieſelbe unverfürzt bier folgen.
Mebold ſchreibt: „Vita Maestliniana cum Biographis sit obscura, in Lexi-
eisque etiam omissa, ejus particulam ab ipsa Maestlini manu profectam eı
Henrici Wellingii Moeglingidibus Tub. 1602 in 4 transcriptam, hie repra«-
sentabo.
D. O. M.
In nomine Domini Dei omnipotentis: Ego M. Michael Mästlin Göppin-
gensis, hane Domum ex fundo aedificavi — — — Anno aerae christianae
Millesimo sexcentesimo et nono — natus enim sum Anno Christi 1550.
d. 30. 7br: hora 2"; matutina: eivis inelytae hj. Tubingensis Academiac
factus sum in anno 1568 mense 9bri. Anno 1676 mense 9bri ad Diaconatunı
4) Der ganze Titel lautet: Moeglingides, sive laudatio funebris, qua larae-
lem Moeglingum ete. celebravit Henricus Wellingius ete. Tub. 1602.
Württembergtihe Mathematifer. 235
Bacnangensem promotus sum: Anno 1580 illustrissimo Ppe. ac Dno. Dno.
Ludovico, El. palatino, operam meam ad professionem Mathematum in Acad.
Heidelbergensi vacantem petente, Heidelbergam, ad eam capessendam, ab
illustrissimo Prineipe ac Domino, Dno. Ludovico Duce Würtembergico, Dno.
ıneo clementissimo amandatus, mense Decembri profectus sum. Antecessorem
ibi habui, M. Simonem Grynaeum, et postea successorem M. Hermannum Wite-
kindum, Calvinistas. Anno 1584 ab eodem Ludovico, Duce Würtembergico,
revocatus Tubinugam mense Majo, ab inelyta Universitate receptus redü.
ibique professionem mathematum suscepi, qua statione per Dei gratiam adhuc
persisto. Professores priores reversus plerosque iterum inveni — — — sed
en quae rerum vieissitudo! Ex omnibus supra enumeratis professoribus hodie
adhuc vivi solummodo hi supersunt, Dn. Steph. Gerlach, et ego, qui per Dei
gratiam in hac Acad. nostris fungimur muneribus, item etc. — — — Inprimis
vero immensa Dei clementia erga hane Scholam ex eo elucet, quod non
tantum incorrupta et sincera verbi sui praedicatio in ea publice claret. — — —
Domine Deus noster tuere hane constantiam et sinceritatem, tam inter do-
centes etc. —— — Amen.
Ad me meosque revertor. Mihi pater fuit Jacobus Mästlin Mater Do-
rothea, cives Göppingenses, homines quidem idiotae, nec opulenti, sed mediocri
fortuna fruentes, attamen honesti et vere pii. De cognomine familiae meae
haec memoriae mandanda censui. Cognomen Mästlin a pingni vel saginato
dedueitur, quasi pinguiculum seu pinguiusculum dieas. Huie cognomini oc-
casionem faceta cujusdam caecae mulierculaelocutio dedit, quae aliquando meum
vel Abavum vel Atavum (alterutrum horum fuisse certum est, sed utri id
contigerit, mihi certo non constat), virum corpulentiorem et non nihil magis
pinguem manibus contrectans, in haec erupit verba: Wie biſt bu fo maſt und
feißt! Du bift ein rechter Mäftlin! Exinde ei hoc cognomen Mästlin loco antiq.
cognominis (quod fuerat Leckhers q. cognomen ejus agnatis mansit invariatum
eoque eorum posteri adhuc hodie fruuntur) adeo adhaesit, nt tempore proavi
mei, in Boll prope Göppingam degentis, pro vero cognomine communiter usur-
paretur. Anno 1577 mense Aprl, uxorem duxi, Margaretham, Erasmi Grünin-
geri Cos. Winendensis — — — filiam, Dni. M. Erasmi Grüningeri, nunc con-
cionatoris et consiliarii Aulae Würtembergicae, sororem. Ex qua dilecta
conjuge, sex liberorum matre, mihi superest filia chara, Anna Maria, nupta
M. Wolfgango Mögling, ecclesiae Lomersheimensis pastori, Excellimi. mediei,
D. Danielis Möglingi filio. Duos m: filios, qui hine profecti sunt, superesse
puto M. Ludov. medicum, et Michaelem, pietorem: ubi autem locorum hi sint,
proh dolor! nescio.
Haec conjnge suavissima, per mortem d. 15. Febr. 1588. amissa — ego
secundas nuptias celebravi, d. 28. Jan. 1589. cum Margaretha mihi aeque
chara, M. Ge, Burkardi Domini eollegae mei, fill, Ex hac octo liberorum
matre supersunt nobis hi bonae spei liberi: Anna Dorothea, Gottfried, Sabina
et Matthaeus, Nuper die ultimo Aug. filiolam 4'/, annorum, nomine Marga-
retham — ereator per mortem ad se revocavit.
Christe tibi vivo, moriar tibi Christe resurgam,
Christe tuus vivus, mortuus esse volo.
Tubingae d, 28. Sept 1609.
Hactenus 6 idio — Brörpagog.“
236 Staigmüller
Und nun noch zu demjenigen Teile unferer Differtation, in melden
diefelbe vor allem als intereffantes „Object“ geſchichtlicher Betrachtungen
fi ermeift, ih meine zu ben in einem 10. und legten Kapitel ange
bängten 26 Thefen. Als Blumenlefe mögen gleih die 6 erften ber
jelben dienen.
1. Mathesis non reddit superbos, impios, atheos. Id confir-
mant etc.
2. Würtembergia nostra non est quaedam Boeotia, sed sum
morum ingeniorum mater, quae omnis generis viros erı-
ditos nullo numero procreat.
. Doctissimi saepe sunt infelicissimi, uti Keplerus. Ftec.
. Theologo decora est mathesis. Ete.
. Stipendium nostrum Theologieum est equus quidam Tr
janus ex quo non Theologi tantum sed et mathematiri
prodeunt etc.
6. Mathematici sunt homines infirmitatum haud expertes. Etr.
Und wie die Thefen fo die Entgegnungen. Auch in die legterer.
gewährt ung unſer Manuffript einen fleinen Einblid. Es enthält nam:
lich — allen Anzeihen nad von der Hand zweier Profefforen, denen das
Manufkript vor dem öffentlichen Akte unterbreitet wurde — oppofitionelle
Randbemerkungen, zu deren Charafterifierung bie folgenden beiden gerrügen.
„ad 1. Joh. Picus Mirandulanus hält Mathesin einem Theolog-
ſchädlich. Sein Xetter, Joh. Franc. Mirandulanus in ex-
amine vanitatis doctrinae gentium aud. Ete. etc.“
Und damit ber proteftantiihe Zeuge auch nicht fehle, bemerkt ein anderer
Opponent:
„Mich.!) Gaussenius ete. edidit diss. de utilitate philosophiar
ad theologiam, will beweifen, daß ein großer Mathematicus fein vor:
trefflicher Theologus feyn könne.“
*
* *
Von ganz anderem Werte als das erfte unjerer beiden Manuſtripie
ermeift ſich das zweite. Dasfelbe ift enthalten in einer Sammlung von
Lebensbeichreibungen verſchiedener Württemberger und Württembergerinnen
und fam mit diefer Sammlung aus dem Nachlaß des Oberfinanzrats
Spittler an die K. württ. Landesbibliothef?). Die meiften dieſer Lebens
beſchreibungen find nichts anderes als Leichenreden beziehungsmweife Teile
folder. Dagegen enthält das erfte und meitaus wichtigſte Stüd ber
mw
1) Gauffen hieß Etienne.
2) Cod. hist. fol. 657.
BWürttembergifcie Mathematifer. 237
ganzen Eammlung, d. h. eben das Manuffript, zu dem wir uns wenden
wollen, Biographien ber folgenden 8 württembergifhen Mathematiker:
Joh. Stöffler, Philipp Imfer, Joh. Scheubel, Sam. Sidero
crates, Philipp Apian, Mid. Mäftlin, Wild. Shidard und
305. Jac. Heinlin. Von den 26 Quartblättern, welche dieſes Manu—
jfript umfaßt, ftellen die 11 erften eine äußerft fauber gehaltene Rein-
ſchrift dar, während die 15 folgenden, wohl der Reſt der urfprünglichen
erften Nieberfhrift, flüchtigere Züge zeigen. Jede zufammenfaffende Über-
ſchrift der loſen Blätter fehlt, dagegen ift auf der erften Seite unter ber
Teilüberfehrift „Johann Stöffler” die Bleiftiftnotiz: „(v. Bohnenberger
in Tüb.)“ beigefegt. Es handelt fi alfo bei unferem Manuffripte um
eine Arbeit des Tübinger Profeſſors Bohnenberger.
Ehe ich jedod auf das Manufkript felbft weiter eingebe, möchte ih
menigftens mit ein paar Worten auf defien Autor zu ſprechen kommen.
Die nit immer und überall vol gewürdigte Bedeutung Bohnenbergers
legt mir das nahe, zugleich möchte ich dabei auch ein Fleines „Pendant“
zu der biographifchen Skizze Creilings bieten. Gerade ein halbes Jahr:
hundert nad) Creiling nahm Bohnenberger basjelbe Katheber ein, und
doch welcher innere Abftand zwiſchen beiden Inhabern! Leichter als weit-
läufige allgemeine Unterſuchungen ermöglichen folche intime Bilder einen
Einblid in die Wandlungen der wiſſenſchaftlichen Strömungen an einer
Hochſchule und damit au in die geſchichtliche Entwidlung der Wiflen-
ſchaft ſelbſt.
Johanu Gottlieb Friedrich (v.) Bohnenberger wurde ge—
boren am 5. Juni 1765 zu Simmozheim Oberamts Calw als Sohn
des dortigen Pfarrers Gottlieb Chriſtoph Bohnenberger. Letzterer (geb.
1732, geſt. 1802), ein eifriger Liebhaber naturwiſſenſchaftlicher Studien,
hatte ſich ſeit dem Jahre 1781, zum nicht geringen Ärger feiner Frau ?),
in feinem ländlichen Pfarrhaufe ein eigenes phyfifalifches Laboratorium
eingerichtet, das ihn — neben feinem „Bißgen guten natürlichen Schmaben-
verſtand“ — in den Stand fegte, ſich auf feinem Lieblingsgebiete, der
Eleftrizitätslehre, auch als felbftändiger Forſcher zu bethätigen?).
) Welche den „Pfifferling“ verwünſchte.
*) Im Jahre 1784 erſchlen feine erſte Veröffentlichung unter dem Titel: „Ber
ſchreibung einer auf eine neue fehr bequeme Art eingerichteten Elektrifiermaſchine 2c. von
M. ©. €. Bohnenberger, Pfarrer zu Simozheim*, welchem Werte bis 1791 nicht weniger
als 6 „Fortfeungen“ folgten. Im Jahre 1798 erſchien feine lebte Veräffentligung
unter bem Titel: „Beſchreibung unterſchiedlicher Clektrijitätsverboppler von einer neuen
Einrichtung nebft einer Anzahl von Verſuchen über verfciebene Gegenflände ber Elek-
trizitätslfehre, von M. ©. C. Bohnenberger, Pfarrer in Altburg.*
Sorti. Bierteltadrög. f. Landeögeid. R.F. XIL. 16
238 Staigmülter
Scheint es auch felbftverftändlih, daß ber junge Bohnenberger, in
folder Umgebung aufwachfend *), Phyſiker werben mußte, jo war es doch
damals noch viel felbftverftändlicher, daß Bohnenberger jun. Theologe
murde, d. h. daß derſelbe das theologifhe Seminar in Tübingen burd:
lief und in den Kirchendienft eintrat. Zunächſt kam Bohnenberger jun.
biebei als Vikar zu feinem Vater, ber inzwifchen nach bem ebenfalls zur
Diözefe Calw gehörigen Altburg verfegt worden war. Ein Reifeftipendium
bot ein paar Jahre fpäter unferem Altburger Vikar, der in der Zwiſchen⸗
zeit wohl eifriger feines Waters Laboratorium als deſſen theologiſche
Bibliothek benügt hatte, die Möglichkeit, in Gotha unter vorzüglicher
Leitung den Betrieb einer gut eingerichteten Sternwarte fennen zu lernen
und im Anfchluffe hieran auf der mächtig aufblühenden Univerfität Göt-
tingen feine mathematiſche und phyfifalifhe Aus: und Durbildung zu
vollenden. In Göttingen ſchrieb Bohnenberger im März 1795 die Bor-
rede zu feinem erften größeren Werfe, der in mancher Beziehung gerabezu
als klaſſiſch zu bezeichnenden „Anleitung zur geographiſchen Ortsbeftimmung
vorzüglich vermittelft des Spiegelfertanten“, ein Werk, das erſichtlich den
Altburger Beobachtungen und Studien Bohnenbergers feine Entftehung
verbanfte, und das in raſchem Fluge den Namen feines Autors in meiten
Kreiſen befanntmadhte.
Nachdem Bohnenberger bald nach feiner Rückkehr die Stelle eines
Affiftenten an der Tübinger Sternwarte übertragen worden war, wurde
derſelbe 1798 zum außerorbentlien, 1803 zum ordentlichen Profefior
der Mathematit, Phyſik und Aftronomie an der Univerfität Tübingen
ernannt. Zu dieſem Ordinariate trat nod im Jahre 1818 die Über:
nahme der wiffenfeaftlihen Zeitung einer allgemeinen württembergifchen
Landesvermeſſung. So vielfeitig aber auch die jo an Bohnenberger ge-
ftellten Forderungen waren, er erwies fi nicht nur allen gewachſen,
fondern er darf gleihermaßen als Geodät, Phyfifer und Aftronom un-
bebingt den erften Namen feiner Zeit angereiht werben. Und nicht nur
in ber Geodäfie, Phyfit und Aftronomie, feinen eigentlihen Domänen,
ſondern aud in der reinen Mathematit war Bohnenberger in hervor
ragendem Maße jchriftftelleriich thätig, und überall tritt er uns biebei als
ein durchaus felbftändiger, feine eigenen Wege gehender und oft neue
ausfichtsreihe Bahnen eröffnender Forfcher entgegen. Doc es if bier
nit der Ort, näher auf die wiſſenſchaftlichen Leiftungen Bohnenbergers
einzugehen, aber foviel menigftens möchte ich auch Hier ausfprehen, daß
*) Der Vater nennt ihn 1783 feinen Gehilfen und erzaͤhlt mit Stolz ver
Verſuchen, welche fein Stuttgarter Gymnafüit auf eigene Fauft und nach eigenem Klane
zur Ausführung gebracht hatte.
Württembergifhe Matbematifer. 239
Bruhns in dem Artikel „Bohnenberger“ der „Allgemeinen deutſchen Bio—
graphie” der Bedeutung dieſes Mannes nicht völlig gerecht wird. Ab:
gefehen davon, daß Bruhns z. B. gerade diejenigen Bohnenbergerfchen
Erfindungen, welde den Namen Bohnenberger jedem Studierenden ber
Phyfit geläufig machen (das Behrens-Bohnenbergerſche Elektroffop und
den Bohnenbergerſchen Kreifelapparat), mit Stillſchweigen übergeht, Hinter:
Täßt aud das, was Bruhns bietet, in feinem Leſer den Einbrud, daß es
ſich bei Bohnenberger um einen Forſcher handelt, bei deſſen Tode felbft
ein Gauß fchreiben fonnte: „Es ift ein bedeutender Verluſt fir bie
Wiſſenſchaft“). Dagegen befigen wir in einer auszugsweife auch im
Drude erfchienenen Feftrede A. Brils?) ein anziehendes und mit liebe:
voller Hand gezeichnetes Bild Bohnenbergers, das mit wenigen Strihen
die ganze Perfönlicleit Bohnenbergers plaſtiſch vor uns treten läßt.
Bohnenberger ftarb am 19. April 1831 in Tübingen. Er war
trog mehrfacher ehrenvoller und auch pefuniär verlodender Verufungen
feinem Tübingen treugeblieben, feinem Tübingen, das ihm dod fo gar
wenig an Ehren und noch weniger an Gelb bot, und das auch biefes
wenige nur mit zögernder Hand bot.
Haben wir in der eben entworfenen Skizze Bohnenberger Thon als
einen Forſcher von feltener Vielſeitigkeit kennen gelernt, fo zeigt dennoch
das obenerwähnte Manuffript uns denſelben noch von einer neuen Seite:
in ihm tritt uns Bohnenberger auch als Geſchichtſchreiber der Mathematik
und NAftronomie entgegen. Nicht bloße Titel und Inhaltsüberſichten
mathematifcher und aftronomifcher Werke bietend, verſucht es Bohnen:
berger, fomeit es feine Quellen erlauben, die einzelnen Forſcher aus ihrer
Zeit heraus zu verftehen und zu werten, und vermeidet fo biejenigen
Fehler, welche uns gerade bei manchen ber damals berühmteften Geſchicht-
ſchreiber der Mathematit und Aftronomie heute ftören. Und nicht einzig
und allein nur Vertreter ihrer Wiſſenſchaft find ihm die von ihm behandel⸗
ten Männer, nein, auch menſchlich näher ſucht er fie uns zu bringen.
So find wir beredtigt, allerdings nicht nad dem Umfange, wohl aber
nad Anlage und Inhalt feiner Hiftorifhen Arbeiten Bohnenberger auch
in dieſer Hinſicht den erſten Namen feiner Zeit anzureihen, und ich komme
nur einer Ehrenpflicht Bohnenberger gegenüber nad, wenn ich hiemit
jenes Manuffript unverfürzt dem Drude übergebe.
) In einem Briefe an Schumacher vom 1. Mai 1831. Vgl. Briefwechſel
greifen Gauß und Schumader, 2. Band, ©. 255.
) I. G. F. Bohnenberger und die württembergiiche Landesvermeſſung. Won
A. Beil in Tübingen. Vgl. „Aus dem Echwarzwalb“ 1897, ©. 46.
240 Staigmüller
Johauu Stöffler
batte als Aſtronom und Aitrolog zu feiner Zeit einen großen Namen. — Unter
toichtigern Werke gehören jeine (Fphemeriden (von 1499—1551, für ben Meribian
Ulm derechnet — Venedig 1507). — Reyiomontan, nach mehr ald einer Rüde:
Reftaurator der Aironomie, hatte zuern (Fphemeriben (für vorhergehende 30 Iahr:-
mit auferorbentlichem Beyfalle Herausgegeben. — An ihre Stelle kamen bey ben Air
nomen jener Zeit die Stäffferifhen. Sie zeichnen fih vor ben eriten durch erhebüs
Afronomifche Zufäge aus (die zum Theil auch nachher find behbehalten worben), an2
durch Wirologifche (die wenigitens biswellen burd bie ſcientifiſche Geftalt, in melde —
verhüllt find, ehwas von ihrer Nichtswürdigkeit verliehren). — Befannt iſt bie Sündilurk:
Brophegeyhung auf das Jahr 1524, welche unter Stöfflers Namen fat ganz Europe =
Schrecken fegte, und unter ben damaligen Menden bie feltfamften Gährungen erreg:
(Bayle fpricht bavon am ausführlichiten). Aber nicht fo bekannt ſcheint es zu ſeye
bag Stöffler, noch als 72jähriger Greis, mit ber lebhafteſten Wirme, in einer eigenen
Schrift, wohl nicht ohne Grund, biefe Prophezeyhung. vor dem Jahre ihrer Nichterfällan:,
von fi} abgelehnet, und überhaupt Gefinnungen geSuhert Hat, bie von denen, meld
man ihm gewöhnlich Schuld gibt, nicht wenig abweichen. — Das 2te größere Wert
Stöffters, das ich genauer fenne, fit feine „Elucidatio Fabrieae ususque Astro-
labii (Oppenheim 1513)“ Das Astrolabium (von bem, was man jept fo nenn.
verihieben) war damals eines der wigtigften unb üblihiten attonomifhen Werkzeuge.
Stöffler beſchteibt bie Berfertigung !eines in biefer Art vollfommnen Werkzeuge fehr
genau, und Ichrt feinen Gebrauch bey ben wichtigſten aſtronomiſchen. auch praftiich
geometriſchen Aufgaben fehr volitindig: auch durch Beyfpiele erläutert, zum Theil ane
eigenen Beobachtungen z. B. von Mondsfiniterniffen, ÄAquinoctien, Sonnen: und Stern
Höhen u. few. Aus ben Ieptern fand er die Polhöhe von Tübingen 48° 40° (emwas
mehr als 8 Minuten zu groß: für jene Zeit immer genau genug‘). — Dieſes Wert
ift fait gar nicht durch Aitrologie verunftaltet: auch was dahin gehöriges vorkommt, fr
nur funfimäßig aſtronomiſch vorgetragen, nicht aſttologiſch misbraucht (Ju Mayrıı murde
es 1535, zu Cölln 1594, aufs neue gebrudt: ein fpäterer Schriftteller nennt es nob
über biefen Gegenitand instar omnium). — Sisfflers „Calendarium Romanum
magnum“ fam 1518 heraus, dem Kaiſer Marimillan bebicirt. In der Vorrede zur
beutfehen Weberfegung (Oppenheim 1522) fagt Köbel (der alle Werke Stöffters drutie,
und ſelbſt mathematiſcher Schriftiteller war), es fey Stöfilern von den Fürweſern ber
Chriſtlichen Kirche aufgetragen worden, bie alten Ordnungen, beſonders das Diterieit
betreffend, wieder zu erneuern, und ihre aſtronomiſchen Gründe zu zeigen: er habe aus
diek mit vieler Arbeit zu Stand gebrachte Werf dem Chriſtlichen Regiment unter:
worfen. — Auch auper der Oiterfeit Berehnung und ähnlichen Dingen enthält dieier
Galender viel Aftronomiihes z. B. Finfterniffe von 1518-73 berechnet unb verzeihne:
Tafeln für Sonnen: und Monbstauf auf lange Zeit u. ſ. w. — Stöffler fol aud
einer der erſten Aſtronomen gewefen feyn, die zur Verbeſſetung bes Galenders Ber
fchläne thaten Er übergab dem Concil. Lateran. breperiey Wege, wie bie Reformation
gemacht werben fünnte: Der dritte wurde bep Endigung ber Sache wirklich einge:
*) In Bodes Aſtronomiſchen Jahrbuch (1787) ftcht, Stöfiler habe bie VPolbobe
von Tübingen 48° 29° gefept: dies wäre eine für jene Zeiten außerordentliche und
meefwürbige Genauigfeit: Aber auch bie übrigen von Miflin und Schidarb dort an-
aeführten Beſtimmungen ber Länge und Breite find von benen verfhieben, bie ich in
ihren Schrüten gefunden habe.
Württembergiiche Matfematiter. A
ſchlagen. — Stöfflers übrige Schriften Handeln von Berechnung und Vorherſagung
ber Finfterniffe, von ben alten Gyelen, von ber Verfertigung bes Globi terrestris
unb Coemographiſcher Gharten u. f. w. Auch Hat er aſtronomiſche Tafeln, und ben
eriten Gommentar zur Sphäre des Proclus (diefen In feinem 79ſten Zahre) herausgegeben.
— Melanhton dankt dem Unterrihte Stöfflers (ben er unter feinen Lehrern vorzüglich
rühmt) den Geſchmac an mathematifhen Kenntniffen, ben er felbf nachher durch
Schriften, aud auf andere Art, auezubreiten gefucht hat. — Münfter (ein zu feiner
Zeit berühmter Aſttonom und Geograph, nad) Schicards Urteile unter ben beutfchen
Seograbhen ber vornehmfte und ber ben Grund zur deutſchen Maße (D gelegt habe)
war Stöfffers eifrigfer Schüler: er machte fi Abjchriften von allen Arbeiten feines
Lehrers; auf biefe Art ſoll manches, Stöfflern eigene, auch Geographiſche, In Münfters
Säriften z. 2. in feine Eosmographie getommen fein‘). — Auf Stöfflern folgt in ber
Geſchichte ber Univerfität Tübingen, Philipp Apian. Der Chronologiſche Zufammenhang
zwiſchen biefen beiden Männern ift fehr genau: ber eine farb gerade an bemielben
Tage, ba ber andere gebohren wurde. Bon ben 3 folgenden (die nicht zu verbienen
icheinen, baß ihr Andenken ganz untergehe) weis ich alfo feine beſtimmte Angaben,
nicht eimmahl über ibre Zeitfolge. Sie nehmen bis auf Aplan etwa einen Zeitraum
von 40 Jahren ein. Ich ſetze fie in der Ordnung ber, bie mir jegt am wahrſchein—
lichſten if.
Philipp Imfier.
Gleich nad; Stöfflers Tobe gab er den Reſt von feinen Ephemerlden (für die
nädfifolgenden 20 Jahre) Heraus (dem Röm. König Ferbinand gewidmet, auch
wegen ber Önabe, mit ber er Stöfflern, Deutſchlande Archimedes, vormals zu Tübingen
geehrt, unb insbeſondere fein opus sphaericum summis laboribus compositum
bewundert Habe: wahrſcheinlich einen großen Globen ober ungewöhnliches Aftrolablum :
Au follen zu Tübingen, bey einem Branbe 1585, viele merfwürbige Kunftftüde
Stöfflers, mit Manuffripten zu Grunde gegangen feyn?). — An ber folge (1549)
bielt er es aud) ber Mühe werth, einen Theil der Etöfflerifchen Ephemeriben (mit den
7 erſten Jahren, bie zu Venedig nicht gebrudt waren), nad) ber Zeit, ba fie Ihre un:
mittelbare Beftimmung ſchon erfüht Hatten, aufs neue Herauszugeben: ben übrigen
Theil hatte kurz vorher P. Pitatus, ein Veroneſer, in feine eigenen Ephemeriden aufs
genommen, — Diefe Umftänbe find zum Theil Stöfflers wegen angeführt, — Gemein:
1) Durch feine mechanlſche Arbeiten ſcheint Stöfffer auch fehr berühmt gervorben
zu ſeyn. (Brgl. b. f. Note) Außer Himmelsgloben, Aftrolabien, fünfl. Sonnen⸗Uhren
u. few. erfann er auch mechaniſche Vverrichtungen zur Darftelung des PlanetenLaufs:
figer damals feine gewöhnliche Unternehmung. Bon einer folhen Arbeit ſchreibt er
an Reuglin. (S. beffen Briefe. [Zept im Briefwechſel, Herausg. von Geiger S. 75].)
?) Im Leben Pellicans (bey Adami) wird erzählt, daß diefer zu Etöfffern nah
Auftingen (er Heißt dort nur Johannes Juftingen) gefommen fey, ba er gerabe an
einer fehr fünftlihen und prächtigen HimmelsCphäre (mit goldenen Sternen) für den
Biſchof von Worms arbeitete: vorher habe er eine ähnliche für ben Bifhof von Con:
ſtanz verfertigt, bie als ein Schaz In der Bibliothee aufbewahrt werde, [Mnm. bes
Herausgebers: Diefelbe befindet ſich noch heute im Beſitze bes Conſtanzer Gymnafiums,
int aber feit 1895 im Germaniſchen Mufeum zu Nürnberg aufgeftelt.) Damals (1606)
war Stöffler noch Pfarrer zu Juſtingen: früher vieleicht überhaupt fein Profeffor der
Mathematif in Tübingen.
242 Staigmäller
ichaftlich mit Schredenfuchien (einem Aftonomen nicht ohne Ruhm und Berbienk ;
jeiner Zeit, ber aud; Anfangs zu Tübingen Iehrte, wie es ſcheint, Ebräiſche Eprak
gab Imffer einen Commentarium in novas theoricas planetarum Georg. Pır-
bachii (einem damahls fehr berühmten und vortreflihen Werke) cum tadulis eie
heraus. — In dem ManujfriptenCatalogus der Uffenbachiſchen Bibliothec fonme
mehrere Werke, wie es ſcheint ausführliche, von ihm angeführt z. B. von Aſtrolabic-
SonnenUhren, Sphären, Maſchinen zur künſtlichen Darſtellung bes Himmelslaufs w'.r
— Auf den Titeln beißt er Professor Tubingensis. Unter ben Jahreszahlen komme
1547, 1549.
Johann Scheubel ).
Nach feiner Zeit beurtheilt ein vortreflicher Geometer und Algebraift — 6
war einer der erſten Commentatoren Euclids (eine damals für ſehr verdienſtlich g:
haltene Arbeit), unter den Deutfchen vielleicht ber erfte (die VI. erfien Bücher kamen
Baſel 1550 Heraus: Auf bem Titel Heißt er Euclidis Professor ordinarins). —
Das auszeichnende feines Werks if die algebraiſche Darſtellung geometrlise
Säge (unter denen er auch welde beygefügt, bie damahls noch nicht lange befzue:
fein fonnten) und die Anwendung dieſer auf ben Erweis algebraifcher Borfchriften. —
Wenn auch gleich ſolche Sachen Scheubeln nicht eigen find, fo waren fie doch dumat
noch ungewöhnlich. (Er nennt ſelbſt feine Methode hactenus inusitatum ac lubrican
demonstrationis genus) — ine Sonderbarfeit von Scheubels Euclid, bie er jet:
fehr rühmt umb gleich auf dem Titelblatt anzeigt, if, bak er bie Figuren nicht =:
Buchſtaben bezeichnet, alfo in ben Beweifen nichts willkührlich bezeichnet, ſondern allt
gehörig beſchteibt — Den Cuclibifen Elementen ift von Scheubeln (mie er fax
wegen ber Unentbehrlichfeit ber Algebra in ber Geometrie) eine „Brevis descrip!
rogularıum Algebrac“ vorgejegt. Sie if für jeme Zeit ſehr gut abgefaßt. Tie
Karakteriftit und die Behanbfung ber Gleichungen iſt fehr ordentlih: Das Beriafren
wie in ben häufig angeführten Bepfpielen die Bedingungen ber Aufgaben in bie Fer:
von Gleichungen gebracht werben, verräth bisweilen ſinnreiche Fertinfeit in dergleiser
Rechnungen. Auch in ber Behandlung der IrrationalGröße fommt manches ver, det
mir für jene Zeit faft unerwartet war. Einige geometrifhe Aufgaben ſind algebraiis
aufgeläß. — Weiter als auf quadratiſche Gleihungen, und folde, die fich daran’
zurůdbringen laſſen, erſtredt ſich Scheubels Algebra nicht. Etwa 4 Jabre vorher hate
Tardan bie Auflöſung der Cudiſchen Gleihungen (zu Rom) zuerft befannt gemae:
(do fommt am Ende auch bey Scheubeln eine cubiſche Gleichung aufgeldſt vor: die
Methobe ift nicht angezeigt, vielleicht Fam er A posteriori ober durch probitt
barauf). — Scheubel war einer der frühern Schriftiteller über bie Algebra Er bei
auch noch andere dahin gehörige Schriften Herausgegeben: in eigenes Buch über bir
Aritömetif (Lipſ. 1545); Cine deutſche Überfegung bes Tten Bten und Iten Buche Cuchtt
von RNechnungen (Augsburg 1555). — Seine Algebra ih aud 1551 zu Paris, und 1504
mit des Fabri Stapulensis Epitome Arithmetices Boöthii (einem damals jest
*) In Schedgs Leben (bey Adami) wird Sceubels Tod in das Jahr 15°
gelegt (ev war 1494 zu Kirchheim gebohren). Alſo ſcheint es doch, daß Apian auf ibz
wefolgt fep. Bieleiht waren damals zween Prof. ber Mathematif in Tübingen, dr
©ine für Geometrie, ber andere für Aftronomie, Sonft wirb bort erzäplt, Scheu
go großer Analyft er war, habe bod in der Mnalyfe der Beweiſe von Gchedgen, ter
ſelbſt Mathematikoe rfländiger war, vieles gelernt.
Württembergiſche Mathematiker. 243
tiebten Buche, durch Scheubeln erläutert) Herausgefommen. — Ob er mehr gefhrieben
= 3be (mie er in jenem Guclib verfprict) weis ich nicht. — Schenbeln hat auch
aaftlin beſonders hochgehalten.
Sammel Siderocrates (Ciſen Menger).
J Aſtronom und Geograph — (Melanchthons Schüler und LandeMann) — Sein
boellus geographieus (Tubing. 1562) lehrt eigenilich Erfindung ber ſphäriſchen
— Reiten ber Orter auf ber Erdkugel. Zideroer. war gewohnt, am Ende bes Vortrags
ver ſphäriſchen Trigonometrie ihre Anwendung beſonders auch bey biefem nüßlidjen
Probleme zu zeigen: So ift aus Diftaten jenes Bud) entflanden. Außer ber gewöhn ·
üchen bey größern Weiten fehlerhaften Methode (bie ſelbſt Stöfiler, auch noch fpätere
Scriftfteller gebrauchen) wird bie richtigere vermwideltere Methode deutlich erflärt, durch
alle einzelne File durchgeführt, und mit einer Menge von Beyſpielen erläutert. WIE
Einleitung wirb aud das allgemeine ber mathematifchen Geographie, und felbft ber
politifhen (mager und mit lächerlichen Fabeln verunftaltet) beygebracht. — Eine Stmuss
: ° Zafel und ein Berzeichniß ber vorzüglichften Örter in ben 4 Weltteilen (nad; Länge und
* Breite beftimmt) machen ben Beſchluß. In dem lepteren find bisweilen auch einzelne
Merfwürbigfeiten angeführt 3. B. bey Damasc, wo Kain ben Mbel ermorbet habe, bey
‚Hifpaniola das heilfame lignum Guajacum, bey Tübingen ber Helicon und bie beyden
Inmina Fuchs und Schedg. Bey ber Lage von Tübingen folgt er Stöfflers Angaben.
— Die auffallendſte Seite, wovon fih S. in biefer Schrift zeigt, ift vielleicht feine
überausgroße Frömmigfelt, die ihn zu häufigen theologiſchen, bisweilen etwas myſtijchen
Anwendungen veranlaßt. — Auf ber Tübinger Bibliothec finden fi von Siderocrates
aud „Ephemerides Tub. 1561“ und „Admonitio de Eclipsibus et aliis coeli
eignis quae in XX. Junii et 24. Aug. a. 1568 incidunt — Tub. 1568*. Hier zeigt
er ſich alfo, aus bem Titel zu fließen, als aſtronomiſchen Ealculater und Beobachter.
— Auch in bem Lib. geogr. erwähnt er eigener Beobachtungen 3. 3. von Monbs-
finfterniffen; ebenbafel6ft verfpricht er noch ein eigenes aftronomifches Lehrbuch, nach
feiner Methode zum Nuten ber Stubierenden eingerichtet‘).
BHilipp Apian.
Ein Sohn des berühmten Peter Aplans, bem er zu Ingolſtadt als Profeſſor
folgte: wo er unter anderem eine Beichreibung von Bayern ausarbeitere, auf Befehl
H. Alberte, ber ihn bafür anſehnlich belopnte. Zu Tübingen lehrte er feit 1570, eiwa
14 Jahre lang, Mathematif. Beobachtungen und Urtheile über ben neuen Stern in
der Gaffiopeja, der 1572 erſchien, unb aller Afttonomen Aufmerkſamkeit auf fi zog,
enthält ein Brief von ihm an ben Landgrafen Wilhelm von Heffen, welchen Tycho
aufbehalten Hat. (Darin hat ihn doch der damalige junge Magifter Mäftfin in einer
ähnlichen Schrift übertroffen.) — Eine Abhandlung de utilitate trientis (eines bamals
) Siberocrates war zuerft Arzt; er hatte auch eine iatro⸗mathematiſche Schrift
geſchrieben. — Der berühmte Peter Ramus, ber eine mathematiſche Reife burg einen
großen Theil von Europa gemacht Hatte, gibt ben deutſchen umter vielen andern Lob»
ſprüchen, aud den Vorzug in ber Mathematik: als Zierbe Tübingens nennt er Stöjflern
und Scheubeln: ben Giberocrates (ber damals noch nicht in Tübingen war) hält er
ſehr hoch: „ob egregia ingenii monumenta“. Tiefer ſcheint alſo bo mehr geweſen
zu feyn, als ih Anfangs zu glauben geneigt war.
244 Statgmüller
gebräugjlihen Werkzeuge, Winkel zu meffen) wird aud von ihm angeführt. — Semi
fol er mehreres geſchrieben, einiges unvollendet Binterlaffen, au Erb» unb Himmels:
Globen, Planifppären u. b. ſelbſt verjertigt haben. — Kränklichkeit, mb andere
Lelhäftigungen (er legte ſich auch auf Mebicin, reiſte deswegen, noch als Rrefeher
zweimahl nad Italien; fammelte einen damahls beträgtlihen Borrat von Raturaliem,
Altertjümern, andere Seltenheiten u. f. w.) mögen zum Tpeil Urfadje gewefen feon. du
er in ber Aftronomie feinen Bater nicht erreicht hat.
Michael Mäflin.
Ein fehr finnreicher, geſchicter umb fleißiger Beobachter, mit vortrerliche⸗
theoretiſch⸗ aſtronomiſchen Einfiten. — In ber Historia coelesti wird ven ihm ei
Beobachtung einer Sonnenfinfternis (1567) angeführt, bie er ſchon In feinem 17ten Jahr
angeftellt haben muß. Im Jahre 1572 Hat er ben neuen Stern in ber Caſfiodeja
faR ohne alle Iufrumenten, beobadtet. Tycho bat bie Nachricht davon, die, mad) icinem
entfgjelbenben Urtheile, unter einer Menge von andern mit viel mehr Hülfemitteln an.
geflellten Beobachtungen, die genauefte und gründlichſte iR, In feine Schriften au-
genommen. — Yusgcbreiteteren Ruhm erwarb fich Mäfllin zuerſt durch feinen „Libellum
de Cometa 1577“. Daß Eometen, bey ihrer unbeträchtlichen Parallare, mebr als
fublunarifche Körper feyen, hatten noch nicht lange Tychons Beobachtungen entſchieden
Mäfllin ging bey jenem Kometen nod; weiter: er beobachtete feine Bewegung wie bie
eines Planeten, auf eine neue Art, bie ihm ber Mangel an Inflrumenten erfinnen
Balf, und beflimmte bie Vahn desfelben burch eine ſcharffinnige Hypothefe im Geike
bes Kopernifus (volllommen richtig war fie eben fo wenig, als das Kopernikanijche
Syflem: er nimmt einen ercentrifchen Kreis und Epicyclus an, ben letztern zeidhmet
er ianglicht, doch nur weil ein Kreis perſpeltiviſch biefe Geftalt zeige). — Tpde, eb
ex glei, wie man leicht vermuthen ann, biefer Hypotheſe feinen Beyfall nicht ſchenkte
ſchloß dod aus biefer Probe Mäflins ungewöhnliche Zalente und Einſichten unk
augurierte, ba er mit genauern Inſtrumenten, zumal von Metall, verieben, ver
andern etwas großes leiſten könnte. Cr fordert baher alle Fürſten Deuticlande
feyerlich ihn zu unterftügen auf. (Seines Herzog Ludwigs Unterftügung rübmt WR.
nur in einem feiner eriten Werke, das er no als Diaconus zu Baknang fchrieb: bald
> darauf Fam er nad; Hepbelberg, wo er doch nicht lange blieh) — Möflin Hatte früße
große Wünfge und Ausfihten, fat zu einer Reformation ber ganzen Afttonomie, deren
Mängel er lebhaft fühlte und richtig ſchilderte: Er äußert ſolche Gebanfen auch bin
und wieber in feinen Ephemeriden (Tüb. 1580) bie er (das find ohngefähr feine eigene
Worte), um jegt ſchon mit feinem Pfunde zu wuchern, ba feine größeren Entwürfe
längere Zeit erforberten, und um jene Flügtlinge, bie ſich In frembe Gegenden ver
hätten, in ihr Vaterland zurüdzubringen, berechnet habe. — Sie gehen von 1577— 15%.
Ex gebrauchte babel Reinholde Tabulas Prutenicas (von ihm felbft 1571 zu Tübinger
aufs neue ebirt) die nad; Copernitus neuern Beobachtungen eingerihtet waren —
Verglichen mit den Stöfflerifhen, zeigen biefe Ephemeriden ben beträchtlichen Fortichritt
der Aftronomie, auch ber menſchiichen Vernunft überhaupt: das Ieptere beſonders bunt
den Umftanb, daß fie vom afttologifen Unfinn ganz gereingt find. Mäftlin bat
biefe Kegerey, bie es fogar nach feinen Zeiten noch war, zuerſt gewagt: Seine Worte
fagen®), er habe es nicht ber Mühe werth gehalten, fo ettons zu Iernen: Gefinnungen
die er auch ſchon In feiner früheften Schrift barlegte. — Seine Urania, wie er fie fefbt,
1) Ephemerides novae Tubing. 1580. ©. 6. additio nltim.
Wurttembergiſche Matematiter. 246
unter dieſem Nahmen, in feinen Ephemeriden beſchreibt, war freilich nicht ſeht voll-
Tommen: Seine Werkzeuge waren meiſt von Holz, zum Theil, wie er ſelbſt ſagt, von
Abm ſeibſt verfertigt: Unter feine vorzügfichften zählte er damals einen großen Qua:
branten, ber einzelne Minuten abthellte (dergleichen ſich doch auch Tyco nicht fehr
lange vorber, erft zu Augsburg machen ließ) und einen 18ſchuhigten JakobsStab (ein
Werkzeug, womit man vor Tycho und auch häufig nachher, wenn man nichts beſſers
Hatte, Weiten am Himmel maß). — Nachher müffen noch mehrere hinzugekommen
feyn 3. B. eine Uhr mit Gewidten, beren Aſtronomiſchen Gebrauch er erweiterte
(2528 Schläge gingen auf eine Stunde), Fernrohre, deren er balb nad) ihrer Entdedung
einige hatte, eine Camera obscura, bie er neu unb finnreid z. ®. bey Finfterniffen
Benupte u. b. g. m. — Hätte nicht gerabe damahls Tycho in ber Beobachtungékunſt
Epoche gemacht (er verwandte bazu, nad} feiner eigenen Rechnung, eine Tonne Golded)
fo wäre Mäfllins Apparat immer für jene Zeiten, zumal für feine Umftände, nicht
gang umbeträchtlich gewefen: Aber fo mußte ber vortreflihe Mann endlich zurüds
Bleiben. — Doch Hat er auch mit folgen HülfeMitteln eine Menge der ſchönſten Be-
obachtungen angeftellt: an irfternen (zu einem neuen Catologo Fixarum: an Keplern
ſchidte er eine Canonicam Fixarum descriptionem, bie ihm viele Arbeit gemacht
Habe, von der mir aber weiter nichts befannt if) beſonders aber an Planeten und
bey Finfterniffen (gu meuen Ephemeriben, die er herauszugeben willens war), — Die
Polhöhe von Tübingen fegt er fon In feinen Ephemeriven 48° 30°'). (Bon Mayers
Angabe in feiner Mappa eritica nur eine Minute abweichend.) — In ber Historia
Coelesti (bie vorzüglid Tychons Beobachtungen, bie eigentlichen Data zu Keplers
Theorie, enthält, auf Kaifer*) Fridrich III Befehl Herausgegeben: erft 1666) find
auch Mäflins Beobachtungen unter bem Titel ber Würtembergiſchen eingerüdt: auch
in ben Supplementen mehrere, die, wie bort angezeigt wird, aus M. Manufcripten
genommen find, welche ber Kaiſer aus MWürtemmberg durch Kauf an ſich gebracht Hatte.
— Den Inhalt biefer Beobachtungen hat ber Herausgeber fehr richtig dahin beftimmt,
daß fie zeigen, was ber Scharffinn und Fleiß eines Aftronomen aud ohne großen
Apparat von Inſtrumenten ausrichten könne — Sie zeichnen ſich vielfältig durch neue
Methoben unb ſinnreiche Kunftgriffe aus, die zum Theil aud nachher Beyfall und
Nachahmung gefunden haben. In ben Prolegomenis ber Historiae coelestis find
die älteren Beobachtungen vor Tycho vollſtändig aufgezäßtt, fehr Häufig nach Mäfline
Manuferipten: er hatte ſolche, befonbers von Finfternifien, ſoviel er auftreiben konnte,
gefammelt, verglichen und berechnet, um Refultate für die Theorie daraus zu ziehen. —
Auffallend it es und fehr zu bebauten, obgleih nicht gar ſchwer zu erflären, bag
Mäflin in feinen fpätern Jahren viel feltener mit aſtronomiſchen Beobachtungen ſich
befchäftigt hat. — Dafür hat man ihm aud, wie es ſcheint, zu frühe fein Leben abs
gefproden: insgemein laſſen fie ihn ſchon a. 1591 ſterben (ſelbſi den genaueren Weibler
nicht ausgenommen) Da er body ſicher noch ganze 40 Jahre nachher gelebt, und zumal
durch Galilais und Keplers Entbedungen wieder aufgemedt, bis in fein Hohes Alter,
obgleich feltener, beobachtet Hat. — Mäfllin gereicht es aud zur Ehre, daß er einer -
ver allerfrüheften, bamal® und noch fpäter feltenen, Anhänger und Verteidiger des
coperntfanifhen Syſtems war (nicht ein Anbeter: er hatte zu einer neuen Ausgabe bes
Gopernieus, bie in Bafel herauskommen follte, bie Fehler darin angezeigt und vers
beffert). Er Hatte ben Muth, bey feinem jugendlichen Aufenthalte in Italien, die neue
1) Diefe Angabe ift jalfh! (Spätere Randnote von Bohnenbergers Hand.)
?) Hier ift am Rande ein Fragezeichen beigefept.
246 Staigmüller
Lehre zu verfünbigen, und das Glüd, ben großen Galiläi, der damals noch Ariftotefitd-
Piolewaiſch gefinnt war, durch die Stärke feiner Beweife für bie Wahrheit zu gewwinmen-
für ben legtern wahrſcheinlich ber erfte Keim zu manden neuen Ideen. Bey Keplen
Prodromo dissertationum Cosmographicarum, ober Mysterio Cosmographie
findet fi eine Vorrede Mäflins zur Verteidigung bes Eopernicus, nebſt einer be
fondern Schrift „De dimensionibus orbium et sphaerarum coelestium .... er
sententia Coperniei“. (In jenem Werke hatte Kepler ber Melt zuerſt feinen er
finderifgen Scharffinn zu enträthfein gegeben: es war In mehr als einem Sinn bir
erfte Knofpe feiner fünftigen Blüthe. Mäflins Beyfall munterte ihn auf, bie Belaani-
madjung beffen, was er gefunden Hatte, nicht aufzuſchieben. Etſte Beranlaffung dazu.
das fagt Kepler ſelbſt, gab ihm feines Lehrers Unterricht über das copermicamiihe
Syftem. In Tüblngen wurde fein Wert, auf Mäſtlins mühſame Beranftaltung, ver:
mehrt durch besfelben eigene Schrift (bie biefer ſchon vorher Kepler nach Graz ja
feiner Arbeit zugeſchict Hatte) und noch eine andere, zur Erläuterung dienende zum
erſtenmal (1597) gedrudt. Kepler ſchenkte dafür feinem Lebrer einen gülbenen Becher.)
Mit Mäflins copernicaniſcher Gefinnung waren freilich bie Theologen in
Tübingen gar unzufrieben: er ſpricht oft von Streitigkeiten, bie er beswegen gehabt halt.
Der damalige Rector Hafenreffer (fonft wie es ſcheint ein fehr guter friebfertiger Mann.
Mäflins Freund und Keplers Gönner) prebigte fo gar auf ber Kanzel dagegen‘), man
fee ſich ja nicht einbilben, daß Gott bie Sonne in bie Mitte bec Welt werde auf
gehängt Haben, wie wir Menſchen eine Laterne aufhängen. — Man muß barüber
lacheln aber ben Mann doch babey Iebgewinnen, wie er auch an Keplern, ber 6 Jahte
vorher unter ihm promovirt Batte, mit ber freundſchaftlichſien Billigfeit ſchreibt. mr
ihn aufs angelegentlichfte bittet, mur in ber Kirche, deren Ruhe ihm fo fehr am Gerzen
Tag, nicht Argerniß und Streit zu fiften: ſeinetwegen war alles ſcharffinnig eb
aftronomifh richtig, nur follte dies blendende Licht der Vernunft bas heilige Dante
ber Offenbahrung, wie e8 ihm erſchien, nit entweyhen. — Auch über manche phyfijke
Lehren ber Aftronomie hatte Mäſtlin, damahls ungewöhnliche Gedanken. Die Some:
fleden, bie er gleich nach ihrer Entdedung (1611) beobachtete, hielt er nicht für Welten,
fondern für beftändige Körper, unb bemerkte Reqularität in ihrer Geflalt und Um:
brehung, ber Sonnenförper feibft war für ihn ebenfo uneben als unfre Erbe (der
Jeſuite Scheiner hatte nur ais „Apelles post tabulam* das ewige unbefledte vi
der Sonne in Wolfen zu verhüllen gewagt). — Auch ben Mond glaubte er umierer
rde ähnlich, mit?) einer Atmofphäre umgeben, ja fogar von vernünftigen Gefchöpten
bewohnt. Schidard erzäßlt es Keplern (1620) mit Verwunderung aber mit ber herz
lichſten Freude, wie ber vortreflihe Mann, fonft mit feinen freyern Gefinnungen zurüd:
haltend (vielleicht durch Alter und Erfahrung vorſichtiger gemacht) bey einer öffentlichen
Gelegenheit mit einem edlen Hinwegſehen über ihedlogiſche Genfuren, ben ledtern
Sag, von den Einwohnern des Monde, aufgefellt unb tapfer vertfepbigt babe. —
Unter ben übrigen Schriften Mäſtlins, außer ben feither angezeigten, wird feine Ept-
tome Astronomiae (Tub. 1582—88; 1610) fehr gelobt (4. B. von de la Lande).
Sie enthält ſphäriſche und theotiſche Aſtronomie deutlich und genau. — Schriften
Mäftlins: de Eclipsibus; de Inaequalitatibus motuum coelestium; de diametro
apparente Solis; u. f. w. führt Kepler an. — Aus einer Särift de passionibes
planetarum (Tub. 1608) entlehnt Heinlin fehr gute Bemerkungen, auch Schidarb
') v. Keppleri Epp.
) Anm. des Herausgebers: Bis bieber reicht bie Reinſchrift bes Manuicripte.
Württembergiſche Mathematifer. 247
beruft ſich darauf wegen einer merfmürbigen Beobachtung. (Unter jenem Worte vers
and man damals bie mertwürdigern Grigeinungen im Laufe der Himmels Körper:
fo if dafür bey Heinlin eine eigene beträchtliche Abthellung.) — Mäftfin hat auch
gegen ben neuern Gregorianiſchen Calender Ginwürfe gemacht (Deutſch 1683 zu Heybels
berg, 1586 zu Tübingen, auch noch 1597, vom Senat bazu aufgefordert), — Das hat
er mit dem großen Reformator ber Algebra, Vieta, gemein. Beyden hat Clavius
geantwortet (1588). (Auch Lucas Ofiander tritt i. I. 15883 fehr Heftig gegen bie Eins
führung bes neuen Galenders, freylich mit ganz andern Rajien in einer eigenen Schrift
auf, die ben ſolenniſchen Geiſt biefes Mannes trefend jhildert,) — Mit der Unter:
ſuchung ber hiſtoriſchen, auch bibliſchen Chronologie, nach aſtronomiſchen Gründen
3. B. aus Finſlerniſſen, hat ſich Mäſtlin viel beſchäftigt. Keplern, dem er manches
davon in Briefen mitgethellt Hatte, und ber feine Meditationen im Zuſammenhange
wünſchte, ſchreibt er, daß er nichts eher barüber befannt machen wolle, bis er jelbft zu
einem feiten Syſtem gefommen fey, weil er nur Wahrheit ſuche. — Eo ift vielleicht
nichts barüber berausgefommen, ausgenommen 1603 eine Schrift über das wahre
Geburtsjahr Ghrifti, das er 4'/, Jahre vor der gewöhnlichen Epoche ſetzt (melde
Meynung Kepler nachher In einer eigenen Schrift ausgeführt und zu ber feinigen
gemacht Hat). — Ob Mäftlin viel mehr geſchtieben habe, weiß id) nicht: daß er mehr
zu fchreiben im Sinn Batte'), ſieht man fon aus dem für ihm ſehr ehrenvoll ab»
gefahten Privilegio Kaifer Rudoiphs vor feinen Ephemeriden, das auch auf feine
fünftigen Werke, deren mehrere im voraus genannt werben, ausgebehnt wird. — Auch
arbeitete er noch 1618 (mie Beſold an Keplern ſchreibt) an einem großen unb voll:
ſtandigen Werfe über bie Gometen. — Mit feinen Schülern war Mäfllin ehr glüdlic.
Kepler, Schidard und Heinlin gehören darunter. Mäſtlins Aufmunterung und Untere
ftügung beflimmte Keplern fi ganz ber Aftronomie zu weyhen (er ſelbſt fagt, daß er,
fat gegen feinen Willen, blos dur das Angehen feiner Lehrer zu biefer Wiſſenſchaft
angetrieben und nad) Graz; verflogen worben jey). — Die Art, wie Kepfer von Mäſtlin
in vielen feiner Schriften fhreibt, und ber Ton ihres fortgefegten Briefwechſels, vers
vathen, daß biefer für ihn mehr war, als was fonft bisweilen Lehrer für Schüler von
Genie find. — Bon Kepfern erfährt man auch maunches was feinem Lehrer eigen war
3. 8. bie Bemerkung, daß Erbe und Mond fi gegenfeitig erleuchten, woraus er das
ichwache Licht beym NeuMonde zuerft richtig ceflärte, über das bie Alten, und auch
noch Tycho, falſch gemuthmaßt hatten. — Diefe Entbedung wird immer nod, auf
Keplers Zeugniß, unter feines Lehrers Verdienſte gezählt. Auch benutzte jener vice
Beobachtungen von diefem, deren er einige noch mit ihm ſelbſi zu Tübingen angefteflt
zu Haben ſich erinnerte. — Ebenſo verglich Tycho Häufig Mäftlins Beobachtungen mit
den feinigen, und unterhielt bewegen mit ihm einen Briefwechſel. — Riccioli hat
Mäflins Namen aud in feine MondsCharte aufgenommen, und ihm in ber Nähe
des Gopernicus eine ſchwimmende Inſel im Oceano procelloso angewielen: dadurch
wollte er auf feine Kezerey deuten, weil er auch ber Erbe ihre Ruhe mißgönnt habe.
Tiefer Jeſuite nennt ihm auch irgendwo einen Feind des Papſto und ber Römiſchen
Kirche. — Auch Stöfflers und Schidards Namen find im Monde verervigt.
1) Aus der Lißliotbef zu Atori finden ſich auch trigonometriſche und geonomiſche
Nite Miflfine.
248 Staigmüller
Wilhelm Schicard.
Seine ungewöhnlichen, vielumfaſſenden Faͤhigkeiten haben ihm auch im ber
Mathematik einen großen Namen erworben. Ansbefonbere hat er fid mit Aftronemie,
Geographie und Optif glüdtich beſchäftigt — Yon feinen Schriften Hab’ ich nur einige
felbft geſehen. Sein „Astroscopium pro facillima stellarum cognitione noviter
exeogitatum* betrift eigentlich Sternfenntnif, und gibt, außer einzelten guten Be-
merfungen, ein neues Mittel an, tie man viel leichter, ald durch bie gewöhnlichen
bazu gelangen fönne. — Schichard hatte ſich ihon i. 3.1618 auf Keplers Rath (ber
ihn das Jahr zuvor in Nürtingen befuchte, und nad) einer geraumen leicht zu erflärenben
Faufe, wieder mit neuem Eifer zur Aftronomie belebte, auch bazu mit vielen feiner
Schriften beſchenkte) mit Verbeſſerung der HimmelsGloben beſchäftigt, nach Bayere
Gharten, vorzüglich aber nad Tychons und eigenen täglichen Beobachtungen. — Er
verfertigte bamals für Keplern auch für ben Herzog, ber ihn dazu aufgeforbert batte,
mehrere Globen, und Hatte einen großen, fehr genauen, faft ganz vollendet. — Zur
Etleichterung des Gebrauchs für die Gternfenntniß arbeitete er aud welche mit
Öffnungen, durch bie man in bie Höhlung fehen könnte. Nachber (1628), und bier
ift ber Zwed ber gegenwärtigen Schrift, fuchte er eben bas einfacher und leichter durch
Sterntegel zu erreichen (dergleichen aud in unferen Zeiten Funt in Leipzig wieder
empfohlen, und zuleht in volfommenerer Geflalt, allgemeiner gemacht hat). — Rod
zeichnet fich dieſe Schrift durch zweyerleh aus, was Schidarben von einer andern Seite
einigermaßen charafterifiet: er handelt nemlich aueführlich von den verſchiedenen Namen
ber Sterne, unb wendet befonbers feine orientaliie Gelchrjamfeit bazu an, bie arabi-
fen Namen, bie in ber Afttonomie zwar allgemein eingeführt, aber fehr entitellt
waren, wieder zu ihrer urfprünglichen Nichtigkeit zurüdzubringen, und ihre wahre Be:
deutungen zu erklären. — ber andere Umftand iſt biefer: Schickard wünſcht. dag bie
heydniſchen Sternbilder, die zum Theil aus Tächerlichen und unanftändigen Fabeln, aud
aus andern nit rühmlichen Gründen entfanden feyen, von einem chriſtlich-geſinnten
Aftronomen einigermajen umgeformt würben. — Er hat auch wirklich bie erfte Ber:
ſuche zu biefer Veränderung felbit gemacht. Etliche Jahte darauf fam in Augsburg
Scätllers jept berüchtigtes Wert „Coelum stellatum Christianum« heraus: Siiler
trieb bie Sache viel weiter und canoniſirte z. B. die 12 himmliſche Zeichen fait zu
Tauter Apofteln, ber Stier wurde Andreas, ber Widber Petrus u. ſ. w. Gchidarden,
der mit Schillers Werke ſelbſt nicht zufrieden war, gereicht es doch zur Ehre, daß er
für ſich mehr gefunde Vernunft, unb einen befferen, aud) aſtronomiſch richtigern Ge:
ſchmad bewiefen hat. Was fih vernünftiges für eine ſolche Veränderung fagen läßt,
Hat ergefagt. Überhaupt war er aud) fonft wohl nicht fehr abergläublfch; er ias z. ®.
mit Vergnügen und Bewunderung Herberts von Cherbury bamals neuee, fehr parabores
Bud, und wefelte deswegen Briefe mit dem berügmten Engländer. — Jene Schrift
nebſt bem Aftrofcop, das zugleich ausgegeben wurbe, feheint fehr im Gebrauche geweſen
zu fein: Sie erlebte 5 Auflagen (Frandl. 1628; Tüb. 1645; Ulm 1659; Norimb. 1665;
Lipf. 1698). Auch bat Gellarius (1689) feine Elementa Astronomiae vorzüglich
nad; biefem Buch, und zur Erläuterung einer neuen Auflage des Aſtroſcops eingerichtet.
„W. Schickardi Pars Responsi ad Epistolas P. Gassendi de Mercurio sub
sole viso et aliis Novitatibus Uraniis (Tubing. 1632)*. — Kepler hatte ben Durch⸗
gang Mercurs durd bie Sonne (eine noch nie beobachtete für bie Theorie fehr wichtige
Erfgeinung) auf das Jabr 1631 vorhergefagt (für die er nur kurze Zeit zu frübe
Rarb: Schon im Jahre 1608 glaubte er den Mercur In ber Sonne gefehen zu baben;
Württembergiſche Mathematiter. 249
ex ſchrieb gleich an Beſolden, daß er Mäfllin davon benachrichtigen, und nicht eher
ruhen follte, Bis biefer geantwortet Babe: bie Antwort war ein Widerſpruch, ben
Kepler felbft nachher für gegründet erfannte). — Gaffendi machte feine glücliche und
genaue Beobachtung biefer merkwürdigen SHimmelsbegebenheit in einem Brief an
Schidarden befannt (ber, wie er ſich jelbit ausbrüdt, dieſes Evangelium fon früher
von Grotius empfangen hatte: Seine eigenen Anflalten wurden durch bie Witterung
vereitelt). Die Theorie Mercurs war nod am weiteften zurüd (her große Copernicus
hatte faft nie das Glüd gehabt biefen Planeten zu beobadten: Kepler felbft errieth
feine Bahn mehr, als daß er fie bewieſen Hätte). Schidarb arbeitete daher mit vielem
Eifer an ber Verbefferung jener Theorie. Er Hatte dazu (mie er an Gaffenbi ſchreibt)
über 140 Beobachtungen gefammelt, verglichen und beredinet (von Mäftlin allein
waren 90 darunter, durch ihre Simplicität und Genauigfeit [hägbar): auch im biefer
Abſicht mehrere neue coniſche Probleme, bie Eilipfe betreffend, aufgelöft: Auffallend ift
es, daß er mit vieler Zuverfiht glaubte, eine birecte Auflöfung bes berühmten
Kepleriſchen Problem geben zu können, an ber nachher große Analyften bie Kräfte
ber Integral:Redinung verfucht Haben. — Diefe Unterfuhungen fegen zu einem größeren
Werke angewachſen, zu beffen Ausarbeitung, und befonders zur Ausführung ber mühs
famen Rechnungen er mehr Mufe bebürfte. — Gegenwärtige Schrift ift eigentlich Ant«
wort auf Gaffendis Schreiben, und enthält genaue Prüfung feiner Beobachtungen,
vortrefliche Anmerkungen bazu, Schlüffe und Rechnungen daraus, Vergleihung mit
den feitherigen Theorien bes Ptolemäus, Eopernicus, Tychons und Keplers: mit ber
Anzeige ihrer Fehler, auch in bes Icgtern Rudolphiniſchen Tafeln. Außerdem ift eine
genaue von Schidarden zu Tübingen amgeftelte Bebbachtung einer Mondsfinfernis
bengefügt, und mit Gaffendis ähnlicher Beobachtung verglichen: mebft Schlüffen daraus,
auch geographif—en. Den Unterfled ber Meribiane zwifhen Tübingen und Paris
ſetzt er nad einer mittleren Beftimmung zu 7Ys Graben (bo zweifelhaft, weil
Gaffendis Angaben zweifelyaft waren: Mäftlin Hatte barin, wenigſtens zuerft in feinen
Ephemeriden, noch Stöfffern gefolgt) barüber verfpriht er im feiner Ausgabe bes
Abylfeda (die durch bie gegenwärtigen Unruhen verzögert werbe) genauer und aus—
fũhrlicher zu ſeyn. — Dieß hängt mit einer andern geographiſchen Beſchäftigung
Schidards zufammen, bie ihm ſehr am Herzen Iag. Hieher gehört auch feine „Kurze
Anmeifung, künſtliche Land Tafeln zu maden u. f. w., Tüb. 1669*. Gr zeigt viele
Fehler in den feitherigen deutſchen LandCharten (von Würtemberg wird als bie exite,
Georg Gadners Charte genannt) und fordert bie Aſtronomen zu vereinigten Beobach —
tungen auf: auch Studierende, Geiftliche, und Amtleute könnten bazu helfen: biefen
Leuten zu gut babe er gegenwärtige Anleitung geſchrieben und mur etliche Mittel
angezeigt, die von ihm felsft in ber Ausübung gut befunden, und zum Theil neu er:
fonnen feyen. Dieſem Zwed entfpricht die Schrift vollfommen. Die angegebenen und
verzeichneten Werkzeuge find fehr einfach und bequem, bisweilen ſinnreich eingerichtet.
Als Mufter Hat er bie Gegend um Tübingen, von ihm ſelbſt mad; einer doppelten
Methode aufgenommen, in eine Meine Gharte gebracht. Am Ende erwähnt er auch
einer ganz neuen umerhörten boch leichten Weiſe die Lünge zu erforfchen, fo für bie
Schiffsleute großen Gelds werth zu achten fey. Die Erflirung verfpricht er bey einer
anbern Gelegenheit. Ju ber Vortede zu ber angezeigten Ausgabe heißt es: eine Mare
Auslegung biefes herrlihen Arcani ſey gegenwärtiger Schrift, in einem befonberen
Werfen beygefügt, und beyde zufammen aufs neue herausgegeben. Tavon hab’ id
nichts gefunden. Cine fpätere lateiniſche Überfegung (Tub. 1674) Hab’ ic noch nicht
gefeben. — Zu Amfterbam fam von Schidarden eine „Topographia Wirtenbergae,
250 Staigmüller
XIM tabulis adornata: fol.“ Heraus (mann? weiß id nicht: er arbeitete ſchen
i. 3. 1624 daran, glaubte aber wegen ber Reifen, die er nur gelegentlich machen
fönnte, nicht fo bald damit fertig zu werden). — In feinen Briefen an Beringern ir
auch öfters von feinen geographif—hen Arbeiten bie Nebe: er verlangte dazu befonders
auch aſtronomiſche Beobachtungen, und erhielt welche z. B. von Gaffendi. Ben Abolfeda.
einem berüßmten Arabiſchen Geograppen und Afttonomen aus dem 14. Jahrhundert
hatte er ein Manufeript aus ber Wiener Bibliothec, das er überfekt und commentirt
herausgeben wollte. (Freher führt biefe Arbeit unter Schidards Manufcripten an) —
Weiter it mir davon nichts befannt geworden, Auch feine übrigen Arbeiten fenne ih
nicht aus eigenen Schriften, nur aus feinen Briefen, und andern Nachrichten.
3. 3. 1625 famen von ifm „Disputationes duae de rebus astronomiis“ zu Gtraß-
burg heraus; i. 3.1630 bemerkte er wichtige Fehler im der feitberigen Theorie dee
Monde, au in Tychons umd Keplers Angaben (des Iepteren Meinung mwünihte er
darüber zu wiſſen: biefer war aber bamals zu entfernt, und ftarb nicht lange hernach.
Vald darauf ſchiate er an Beringern ein „Schema Theoriae lunar's“ (dieß if wohl
bie auch von andern unter bem Namen „Ephemeris Lunaris“ angeführte Schrift).
In biefer Abſicht Hat er häufig, beſonders Finfterniffe obferniert, und, wie er felht
fagt, feine MonbeTheorie auf eigene Bjährige Beobachtungen gegründet. — Auf Kaljer
Friderichs des III. Befehl wurde ein handſchriftliches Werk von Schidarben, nad) feinem
Tode, gefauft und in ben Paralipomenis zur Historia Coelesti benugt. Es enthielt
and) viele frembe Beobachtungen, befonders von Mäfllin, die er, wie es bort heißt, zu
einer größeren Abficht gefammelt Habe. Seine eigenen Beobachtungen (anf die auch
das vorhin bey Mäflin angeführte Urtbeil ausgedehnt wirb) betrefen, außer Finfter:
niffen, beſonders auch Firſterne (zu einer Berbefferung ber Globen: er bemerkte mehrere
neue Sterne, auch Fehler in den feitherigen Angaben Tychons und Bayers, und war
beſonders aufmerkjam, der Sterne gegenfeitige Lagen burd Figuren barzuflellen: das
beſte HütfsMittel zur Erleichterung ihrer Kenntmif) auch Planeten, Sonmenhöhen u. ſ. w.
(bie feptern nahm er im Mittage fehr bäufig, anfanıs wenigſtens nur mit einem
großen geometriſchen Quadrat, bergleihen auch Stöfffer gebraucht Bat: einmal wirk
aud) eine Beobachtung mit einem Stefleriſchen Quabranten angeführt. — Uhren und
Fernrohre hatte er mehrere: biefe 3. 3. mit 10, Wfacher Vergrößerung. Für bie
Weiten gebrauchte er einen Jacobsſiab. Bey ben Finfterniffen bebiente er ſich and
eines von Maſtiin angegebenen Werkzeuge.) Schicards außerordentliche eptifche Ein:
ſichten rühmt Petreschus (ein gleichzeltiger berühmter Aftronom, deſſen Leben von
Gaffenbi beſchrieben if) In einem Briefe, bald nad; Schidards Tode an Beringer ge:
ſchrieben: er wünfehte beſonders auch feine Meinung zu willen über ungewößnfide
optiſche Säge, bie er ihm mitgeteilt habe, und worüber niemand richtiger entſcheiden
tönnte. Auch rühmt er feine Abhandlung „de coloribus“, bie, fo viel er glaubt, ge:
drudt worben ſeh. — „Tyroeinia optica® ſcheint Schidard früher Herausgegeben zu
haben, denn ſchon i. 3.1618 ſchidte er an Keplern Holzſtiche bazu: nachher (1623)
thellte er eben biefem auch Werfuche mit, bie er über bie Mefraction durch ein Prisma
angeftellt hatte: er forfchte mad} dem Gefege ber Brechung, das aber erft nachher von
Carteſius zuerſt ſchriftlich bekannt gemacht wurde. — Freher führt unter Schidarte
Manuferipten aud „Theoremata optica* und „Commentationem de refractionibus“
an. — (Dort wird aber auch angezeigt, daß mehrere jener Miten nad feinem
Tode bey ben damaligen Unruhen, zerftteut worben feyen.) — Pelresk freute fi febr,
baß Sanfins, wie er ſich ausbrüdt, bie koſtbaren Reliquien dieſes großen Mannes, in
Schuz genommen Habe, 5i8 fein Bruder oder fein Sohn fie herausgeben fönnten: ber
BWürttembergifche Marhematifer. 251
ſonders wünjchte er bie Herausgabe jenes Werts über den Merkur, und feiner neuen
Grfindungen zur Verbefferung ber Monds Theorie. In ber Botrede zur 5. Ausgabe bes
Aftrofcops (1698) (von Wilhelm Schicard, feines Bruders Lucas, Sohn) wird noch
verfproden, daß auch die übrigen Werfe Schidards, philologiſchen und mathemiatifhen
Inhalts, die von feinen Erben gefauft worden feyen, herauskemmen jollen. — Schickard
Hat auch Häufig meteorologiſche Beobachtungen gemacht: Yon feinen Schriften barüber,
die mit feinen optlihen am nächſten verwandt find, werben folgende angeführt:
„Tractatus de parheliis, qui a. 1633, mense Jun. eirea solem gemini apparue-
runt* — „Descriptio prodigiosi Chasmatis quod a. 1680 mense Januar. fuit
eonspectum.“ — „Tractatus de globo sive pila ignea, quae 1634 totius Ger-
maniae superioris tractum pervolitavit“. Aud gab er 1623 ein „Meletema
Meteorologieum“ heraus, über eine ungewöhnliche Lufterſcheinung: weswegen er mit
einem Straßburger Aftronomen, Habrechten, Streitihriften gewechſelt hat. — Heinlin
führt an, daß er Schidarbs optifche Hanbfchriften, bie ihm von einem H. v. Hohen⸗
feld mitgetheilt worben feyen, fo weit es fein Zwed erlaubte, benugt habe. — Schidarb
war auch ein vortreflicher, mechaniſcher Kopf: Kepler nennt ihn bewegen Philosophum
Augrddfıov, weil er mit dem Kopf und mit ber Hand philofophire. Cr machte (das
im Vorbeygehen gejagt), ſelbſt, Holz: und Kupfer-ſtiche zu feinen eigenen Schriften,
auch zu mehreren Werfen Keplers. Zu Tübingen Iegte er (1623) eine arabiſche
Druderey an, wozu bie Formen von ihm felbft gearbeitet waren (i. I. 1645 war fie
ſchon wieder injuria temporis zu Grund gegangen: das fagt fein Bruder Lucas
Schidard in ber Vorrede zur 2. Ausgabe bes Aſtroſcops, wo bie arabiihen Namen mit
lateiniſchen Lettern gebrudt werben mußten). — Merkwürdiger iſt, was faft gar nicht
befannt zu ſeyn fcheint, dab Schidard eine Rechen Maſchine erfunden hat. Er Hatte
fen i. 3. 1624 an einem Gremplar davon für Kepler gearbeitet: das bey einem
nägtlien Brande zu Grunde ging. Co viel ſich aus ber ganz kurzen Befchrelbung bes
Raberwerks (dev Augenfhein follte das weitere lehren) mehr aber aus den erzählten
Wirkungen fliegen läßt, fo Hat Schigard damit im weſentlichen eben das geleitet, als
Hahn und Müller mit ipren neuen ähnlichen Maſchinen. — Schidarb hat auch (fhon
i. 3. 1618) die Sagen und Bewegungen ber Himmelförper mechanljch darzuftellen
geſucht: Er ſcheint dabey aſtronomiſche Rüdjihten gehabt zu Haben, dergleichen fonft
Biswellen aud von großen Künftfern, die nicht zugleich große Theoretifer find, verfäumt
werben. (Bon dieſer Erfindung Schicards ſprechen auch Freher und Weibler. Zimmer.
mann, ein ſehr gefhidter Würtembergifer Aſtronom, zu Ende bes vorigen Jahr:
Hunberts, redet au von „einem Schidardianiſchen Invento Elliptiei Planetarum
Canieuli“, das ihm durch Mögfingen, damaligen Profeffor der Mathematic zu
Tübingen, mitgeteilt worden fe. — Vielleicht zielt dieſes eben dahin. —)
Es iſt gewiß ſehr Schade (Pelresk drüdt ähnliche Gefinnungen viel Iebhafter aus)
daß Schidard mit feinen beiten Jahren gerade in bie traurigfie Zeit feines Vater:
Tanbes fiel (deren Einflüſſe auf in und feine Univerfität, In feinen Briefen geſchildert
find) unb daß er, zum Theil wegen ber Unglüdefälle, bie auch auf Ihn haufenweiſe ein-
ſtürmten, zu frühe fein thätiges Leben endigte. In einem feiner legten Briefe, etwa
ein Jahr von feinem Tobe, dem er fonit (obgleich damals noch nicht in Gefahr) mit den
frommften und fandhafteften Gefinnungen entgegen ſah, verbirgt er doch feinem Freunde
bie Wehmut nicht, mit der er auf fo viele Entwürfe, durchwachte Nächte und Halb:
vollendete Arbeiten zurücjehen müße: auch ſchmerzt es ihn, daß er nicht einen Schüler
hinterlaffe, ben er zum Vertrauten feiner Eedanken maden könnte. — Außerdem war
es Hinderni für ES chidards Fortſchritte in der Aftronomie, daß er zu Tübingen jo
-
252 Staigmüller
Tange auf des alten Mäftlin Top warten, und inbeffen fi größtentheils mit ganz an«
deren Dingen befejäftigen mußte. So fragt ihn Beringer, ob es benn feinen andern
gebe, ber im Lande herumreuten und bie Schulen befehen tönne? Auch Kepler, wenn er
feinen Scharffinn und Eifer rühmt, bedauert, daß er durch fo viele mühfame Arbeiten
zerfireut werbe. — Freylich hat Schidard auch zum Theil in biefen Ruhm erworben,
umd vielleicht Hat z. B. der Orientaliſt bebauert, daß er ſich nicht ganz allein bamit
beſchaftigt hat. —
Hätte man damals (biefe Bemerfung Hat fi) mir unwillkürlich aufgebrängt)
Mäftlins und Schidards vortreflihe Bemühungen nahbrüdlicher unterſtützt; auch Kep:
fern, ber einen Ruf nad) England und nad Stalien ausſchlug, aber fo germ wieber in
fein Vaterland zurückwoilte, williger aufgenommen: unb ihm flatt Talferliher Schuld⸗
verſchreibungen (mit denen zur Schande Deutſchlande, über welche bie feines Bater:
lande vergefien wirb, er und feine Familie verarmten) Gelb und Inftrumente gegeben —
ſicher würde damals Tübingen eine Epoche in ber Aftronomie gemacht Haben, wie fie
vieleiht noch feine Unlverfität gemacht hat. Unter jenen brey Männern hat fich Kep
ler allein ganz entwidelt, zum Theil weil bas Glüd wollte, ba er zu Thcho nach
Prag fam, der mit großen Koften und noch größerem Funflvollem Fleiße, gerabe das
gefammelt hatte, was Keplers Genie verarbeiten konnte. — Mäflin und Schickard
Hätten gewih in einer anbern Sage mehr leiften fönnen, als fie wirklich geleiftet haben.
Ihre Geſchichte gleicht einem Drama, bey welchem ber Knoten zwar geihürzt if, aber
nicht geläft, höchſtens zerſchnitten wird. — So fchrieb, in unferem Jahrhundert, ihr
großer Lande Wann Tobias Mayer, zu Chlingen über praftifche Kunfigriffe beym Selb-
meffen, und in Göttingen eine Monde Theorie.
Johann Jacob Heinlin.
Synopsis Mathematica Universalis,
Tiefes Compendium Hat Heinlin, Präfat zu Bebenhaufen, eigentlich zum Ge:
Brauche ſelnes Vaterlandes ausgearbeitet: nad bem Befehl Herzog Eberhards IIL ber
bie Wiſſenſchaften, die durch ben SOjährigen Krieg fo viel gelitten Hatten, und unter
anderem auch die Mathematit wieber in Aufnahme bringen wollte. — So war alie
bie Blüthe der Mathematif in Württemberg, unter Mäſtlin und Schidarb, zum Theil
vom Sturm bes SOjährigen Kriegs auf einmal verweht. Heinlin that gewiß alles,
was in feinen Kräften war, ihr wieder aufzubelfen. Auch mußte babey auf ben alten
Mann bie traurig angenehme Erinnerung an ſolche Zeitgenoffen und Freunde Iehhaft
gewirkt Haben. Er benuzte ihre Schriften, in benen fie allein noch lebten. — Rad
Säidarden Hatte er felbf zu Tübingen, in ben veriwirrten Zeiten, etliche Jahre frede
wilig und umfonft Mathematik gelehrt. — Nachher wurde er Inftrultor des Prinzen
Johann Frideriche, bem auch gegenwärtige Buch, befien er fi) bey feinem Unter:
richte in der Mathematif bedient Hatte, gewidmet ift. — Borzüge biefes Gompenbiume
find M arheit und Präcifion ber Ideen und bes Ausbrude, gebrängte Bolltändigkeit
auch in bem, was damals nod neu war, und Rüdficht auf nüglice Anwendungen ber
theoretifhen Lehren, deren ſinnliche Darftellung, wo es angeht, auch empfohlen und
gezeigt wird. Der Plan bes Ganzen iſt ordentlich und vielumfaſſend: in ben einzelnen
Theilen {ft das Außerliche ber Methode genau beobachtet: auch meiftene (bie Geometrie
etwa ausgenommen) fehr gut das weſentliche. — Dieſes Buch war vielleicht bey feiner
Erſcheinung, in Deutſchland nad mehr als einer Rüdfiht, in feiner Art das vorzüg-
lichte. Auch ſcheint es noch mehr als feine urſprüngliche engere Beftimmung erreicht
Wurttembergiſche Mathematiker, 253
zu haben. In ber Vorrebe zur Zten Auflage (brey find mir davon bekannt geworben:
1658; 1663; 1679) wirb angeführt, daß Heinlin fie vorzüglid; auch deswegen habe ver«
anftalten wollen (er farb noch vorher: 1660), weil fein Buch aud von Auswärtigen
ſehr gefhägt und (mie es bort Heißt) in die Wette gebraudt worben ſey. — (Id ers
innere mid) aud, noch irgendwo in Jacob Bernoulis Werten gelefen zu haben, baf
er in Sägen, bie er als Profeffor zu Bafel gefchrieben hat, Heinlins Buch auf eine
Art anführt, die es wenigſtens als fehr befannt vorausfept.) Die Arithmetie (um das
allgemeine Urteil auch im befonbern zu rechtfertigen unb näher zu beflimmen) hanbelt
in genauer Orbnung, kurz und vollftänbig, das weſentliche ber dahin gehörigen Lehren
ab, auch von ben Proportionen unb benen barauf ſich gründenden Regeln (doch meiſtens
ohne ausführlicere Beweife). (ud) eine Disgreffion über bie Verhäftniffe in ber Mufic,
nad Keplern.) Dem theoretifhen Theile ift ein praktiſcher behgefügt, ber bie aſtro⸗
nomiſche Arithmetik (von benen in der Afttonomie häufig vorkommenden Zahlen und
ihrer Berechnung) und die Politiſche enthält: bie letztere handelt von Berichten (ba:
bey auch z. B. eine Tabelle über bie fpechfiihen Schwehren ber Metalle), von Münzen,
unb ben verfciedenen Arten ber Maaße: au von ben Rechnungsarten mit folden
Größen. — überall find nebſt den Württembergiſchen Arten au bie Griehifhen,
Röomiſchen und Cörätfen beygefügt, und rebuciert. (Mit ſolchen phllofogiichemather
matiſchen Unterſuchungen hatte ſich auch Schidard viel beſchäftigi: So wird 4. B. unter
feinen Mſten ein „Traetatus de nummis Ebreorum“ angeführt.) — Die Geometrie
Begreift auch Stereometrie und Trigonometrie, ebene und fphärif—e. Dem Inhalt nach
ift fie im weſentlichen vofländig. Die gewöhnliche Form der Methode ift ſtrenge ber
obachtet: Aber bie Ordnung weicht von der Euclideiſchen fehr ab, und if überhaupt
nicht logiſch, nad) dem natürlichen Fortſchritte ber Ideen eingerichtet. Tiefer Mangel
(der wefentlicite im Buche, den ich bemerkt habe) läßt fid vieleicht durch Heinlins
Zwed entſchuldigen (den man überhaupt bey feiner Beurtheilung vor Augen Haben muß).
In ber Vorrebe theilt er, bie nad; feinem Buche lernen, in 3 Claſſen ab, ohne daß er
gerade vorausſetzt, daß eine immer In bie andere übergehen werbe. (uch arbeitete er
zugleich für Schulen, und für Studierende auf ber Univerfität: ein Unternehmen, das
wenigſtens in ber umfalfenden Abfiht gut war, und aud nad Heinfins Ausführung
nicht wohl verfehlt werben konnte.) — Um alfo allen nützlich zu ſeyn, hat er bie Wahr:
Heiten nicht nad) ihrem logiſchen Zuſammenhange, mehr nach der Einheit eines wich.
tigen Gegenftanbs, ben fie betreffen, zufammengeorbnet, und bie Geometrie in abger
fonberte, nad) feiner Abficht für fich beftehenbe Ganze, ihren einfachverwidelten Faden in
mehrere zerſchnitten, beren jeber für fich fünnte aufgenommen werden und zu müglichen
Dingen leiten. — Viellelt aus eben jenem Grunde find bie weitläufigern Beweiſe
felten ausgeführt: wovon er ben Grund angibt, daß er oft mehr auf das praftifche
als auf das theoretifche gefehen habe: und ben noch feltfamern, baß ein Schüler an
Dinge, bie unter ben Gelehrten ausgemacht fegen, glauben fünne. — Sonft eifert er
doch fehr gegen bas Auswendiglernen, und führt es ben Lehrern zu Gemüthe, daß, mas
bem Verſſande und ber Imagination :bargeftellt ſeh, ſich bem Gebäditnige von ſelbſt
einpräge. — Ültere Schriften zeigen überhaupt, daß man ehmals Häufig Aritimetic
und Geomeirie bloß zum Auswenbiglernen beftimmt Habe: vielleicht auf ber einen Seite
durch bie Schwührigfeit der Beweiſe abgelchredt, auf ber andern burch ben Nutzen ber
Säge gereizt. — Rraftifhe Anwendungen ber Geometrie find Hin und wieder zerſtreut,
auch bie nöthigen Werkzeuge angeführt: Am Ende des Vten Tpells ift ein Anhang
über das Feldmeflen. — Die Aſtronomie ift am aueführlichſten abgehanbelt: Kenntniß
derſelben fey von ben Theologen in Tübingen inımer gefordert worden. — Sie ent:
Württ. Bierteljahräp. f. Sandeigeid. R.E. XII. 17
254 Staigmüller
halt TIL Bücher von ber fphärifcen Afttonomie, von ber theoriſchen und ven der Ehrer
mofogie, nebſt einem weitläufigen praftifcen helle über Anwendung und Gebraud; der
theoreliſchen Lehren. — Das Ganze empfiehlt ſich durch Deutlicfeit, Volftändigfeit wur
Ordnung. — Sonberbar ift bie Zweydeutigkeit, mit welcher der alte Prälat von tem
Eopernicanifhen Syſtem, nicht mit lautem ganz entfeheibenben Bepfalle, ſpricht (wie ce
ſcheint Hauptfählih aus einem furchtſamen Seitenblide auf feine jungen Schüler, ob
fie es auch wohl tragen könnten: für fi wirb er unter bie Anhänger bes Gopernicue
gezählt, die vieleicht auch damals noch wohl gezählt werben fonnten) — mit welche:
er auch, noch neuere Meinungen Kepfers erzählt, bem er übrigens in vielem, auch ; #.
in dem Inhalte des Mysterii Cosmographici, auf Mäfllins Beyfall ſich füpens,
überhaupt häufig In den Angaben bes theoriſchen Theils, fo wie Sqhigarden bisweilen
in ſphäriſchen z. 8. in ber Sternfenntniß gefolgt ift. — Sonft werben manche damals
noch nicht gewöhnlich befannte Dinge, abgehandelt. — Der praftifce Theil Iehrt eine
Menge ber nühzlichſten Aufgaben mit Hülfe ber Armillar-Sphäre und des Globen, and
trigonometrifher Berechnung aufldfen. Auch werben theils Bier, theils im IL Bude.
mach ihren weſentlichen Beſtandiheilen, bie fogenannten Theoriae erflätt, mechanijche
Vorrihtungen zur Erläuterung und ſinnlichen Darftellung ber eigenen Beivegung
der Himmelsförper (im Gegenfape gegen die tägliche, die allen Sternen gemein i
jene iR ber Inhalt und daher flamme auch ber Name ber theoriſchen Aſtronomie: bie
andere wird in ber ſphäriſchen abgehandelt). — Dance eigentlich phyſiſche Lehren ber
Aftronomie find auch berührt, z. ®. bie Ähnlichteit des Monde mit ber Erde, feine
Atmofphäre u. ſ. w. nad Mäftin, aus deſſen Schriften manches, z. B. befonbers von
Finfterniffen, entlehnt it. — Die Aftrofogie wird verworfen: nur bey ben Aſpecten der
Planeten wirb hiſtoriſch angeführt, daß bie großen Eonjunctionen (feit der Schöpfuna
der Welt bis auf jene Zeiten nur 8) Immer mit großen Begebenheiten begleitet geweſen
feyen: wobeh freylich auch Raptus Enochil eine Züde ausfülen muß. — Bon ber
Zeitbeſtimmung iR im Vorhergehenden fon manches berüßrt: für bie volftänkigere
Ausfüßrung if der INMe Chronologiſche Theil Befimmt. (Aud) fonft hat Heinlin Leh-
ven geſchidt abgefondert, bie zwar zufammenhängen, aber gleich zufammen ausgeführt,
einander verwirren würben). Tiefer gibt von ber aftronomifchen Zeit fehr deutliche Be:
grife, und Handelt auch von ber politiſchen und kirchlichen Zeitfedhnung. Hier und
im praftifhen Theile werben auch Eonnenübren crflärt, bie ZeiiRe_hnungen verſchie
bener Völker, ber Griechen, Ebräer u. ſ. w. (bey den letztern auch mit einer Reduction
auf bie unfrige) erzählt: aud) wirb weitläufig von ben Feften ber Juben und Chriften
und ihrer Beredinung gehandelt. — Bengefügt If ein Anhang vom ber hiſtoriſchen
Chronologie, Tafeln theils nad) den 4 Monarchie, theils vorzüglich bie Fübifche Zeit:
Rechnung betrefend. (Heinlin hat aud) eine Chronologiam mysticam geſchrieben: er
ſoll barin zuerft eine neue ErflärungeAitt ber prophetiſchen Chronologie durch Jahr:
wochen u. d. g. gegeben haben: barüber gerieth er mit mehreren 5. ®. einem Bajler
Mathematifer Megerlin, in Streit). — Die Geographie enthält das nüßlichfte von ber
mathematifhen Kenntniß ber Erde, und Erflärung ber barauf beruhenden Erſcheinungen
(igre fphärifhe Geſtalt iſt ſchon in ber Aftronomie erwiefen). — Im Iten Theile von
ben Eintheifungen, im andern von ben Ausmeßungen ber Erbe: bort z. B. von bem
Kreifen auf ber Erde, Zonen (aud; mit einiger phyſiſchen Rücſicht) Elimaten, verſchie—
denen Lagen der Erdbewohner gegen fi) (bey ben Antipoden Auguſtins Irrthum an«
gezeigt) und gegen bie HimmelsSphäre (mit Erflärung befien, was bavon abhängt,
der Jahrsgeiten n. f. 10.). Auch von Ränge und Breite. — Eben biefer Ite Theil Iehrt
and von ber eigentlich fegenannten Geographie das Allgemeine (doch wird 3. B. bey
Württembergiſche Mathematifer. 255
Rußland die politiſche Betrachtung von ber Geographiſchen unterfhieben) befonbers Be:
grenzung und Einteilung von Provinzen: biewellen mit Hinficht anf bie Kenntnif
ber Alten: Bon Paläſtina und Deutſchland am ausjührlicften (bey Niederſachſen kommt
Göttingen als eine Neicheftabt vor). — Übrigens wird auf Relsbeſchreibungen und
Landcharten vertiefen. — Der Ile Theil enthält mehrere Aufgaben, das was bey ber
Erbe einer Ausmeffung fühlg ift, betrefend z. B. ben Umfang, auch für Parallelfreife
(15 Meilen auf einen Grad, aus bem Unterſchied ber Polhöhe in einem Meridian ge:
ſchloſſen) Fläche, Solidität, auch von Zonen, Glimaten, längften Tagen, Breite und
Länge, Weiten (allgemeine richtige Auflöfung). — Mit Rückſicht auf Globen und Lande
Garten: aud) einiges über bie Verfertigung ber Ieptern (nad Schidarden) — beyge ⸗
fügt if eine Tabula maris und Tabula telluris. — Die Optit wurbe bamals noch
nicht gewöhnlich zu ber Mathematik gezählt: wenigſtens iſt fie in ben vorhergehenden
beutfhen Eompenbien, die ich kenne, nicht abgehandelt. Auch Magt Heinlin, baf fie von
vielen bie fonft Philoſophen feyn wollen, vernadläßigt werde. — Sie begreift: Optic
im engern Sinn, Gatoptric, Mefoptic (fonft Dioptric). — Zuerft eine deutliche Befchreis
bung des Nugs, nachher auch was beim Schen im Auge vorgelc (nach Keplers Entbedung)
— Definitionen und Difinctionen in metaphyſiſcher Sprache — Phyſiſche Betrachtungen
über Natur des Lichts und ber Erleuchtung: aus leuchtenden Körpern ftröme immer:
fort Licht aus (eine eigene Subſtanz, in ihren Grundbeſtandtheilen einfach, bie Größe
die bas Licht bei ber Ausbreitung annehme, nicht materiell, ſondern formell): Wenn
ſich Licht dunfeln Körpern mittheile, und dann von ihnen in unfer Auge fomme, fo
werben fie ung fitbar. (Alſo ungefähr Newtons Meynung: bo mit einigen befon:
bern Nebenbeftiimmungen, zur Grflärung ber Farben — ber Unterſchied zwifchen bent
Lichte von dunkeln Körpern in unfer Auge geſchidt, und bem eigentlich reflectirten
Licht, deutlich ausgebrüdt: darauf glaubt Euler Habe Newton nicht geachtet und ger
braucht es ihn zu widerlegen.) — Lie FarbenTheorie ift freylich nicht bie wahre; body
enthält fie [don einige richtige Säge") 3. B. baß bie weiße Farbe, wie das Licht, dem
fie am nädften fomme, alle andern in ſich enthalte — das Himmelsblau wir einer
Farbe ber Luft zugefchrleben — Die eigentlich mehr mathematiſchen Betrachtungen über
das Gehen enthalten gründliche Bemertungen deutiich vorgetragen — viele optifche Fre
ſcheinungen und Täuſchungen ſehr gut erflärt, beſonders was die ſcheinbare Größe, Lage,
Weite (warum 3. 8. Sterne im Horizonte ferner feinen), Menge (. B. Mildfiraße:
auch warum wir mit zween Augen nur eine Sache fehen), Geftalt, Bewegung
(Hier noch das entſcheidendſte Urtheil über das Copernicaniſche Eyftem) u. a. d. g. D.
betrift. — Die Gatoptric erflärt bie hauptſächlichſten Eigenfhaften und Erſcheinungen
des von Spiegeln zurüdgeworfenen Lichts — auch von natürlichen Spiegeln (wie z. B.
ein Menſch fein eigen Bild in der Luft fehen könne, wovon Ariftoteles erzähle) — Bon
ebenen Spiegeln (au bei wieberholter Reflerion) — von converen — concaven —
biefe auch als Brennfpiegel betrachtet (doch wie es fheint, ber Brennpunft mit bem
Mittelpunfte verwechſelt: biefer Fehler it noch in Euclibs Catoptrich — Aud von
parabolifhen, zufammengefeßten, cylinbrifchen Epiegeln u. ſ. w. — Mefoptic — Eigen:
haften und Erfeinungen ber einfahen Refraction (größerer ober geringerer Wieder:
Rand in dichtern ober bünnern Mitteln als der phyfiiche Grund angegeben) — Auch
aftronomifche Refraction, Höhen und Geflaft ber Geflirne verändernd — Erflärung ber
Wirfungen conveger und concaver Gläfer, und ihres Gebrauchs für weitfichtige und
) Auch fonft finden ſich hier, wenigſtens Ausbrüde, bie mit den neuern phh⸗
ſiſchen Ideen fonderbar zufammenfimmen.
256 Staigmüller, Württembergiſche Mathematiker.
turzſichtige: die erſtern auch In ihrer Witkung als Brenngläfer betrachtet — Bieledist:
Glaſer — Vermiſchte Refraction (Brechung mit Zurücwerfung verbunden) baras
folgen vielfache Erfgeinungen: beſonders auch viele Meteore.Erflärung des Reır--
bogens durch Refraction in ben Waffertropfen und Reflerion, au mehrmals wieder:
Holte (Mande Umflände und Erſcheinungen babey find riätig beſchrieben und erflärt:
freylich beſonders in Rücficht auf bie Farben, mit ben Mängeln, bie Newtons Therr.
erfeßt Hat) — Zweiter Regenbogen, nicht Bloß reflectirte Bild des erſten MonbReges
bogen — RebenSonnen und NebenMonbe, von einer dichtern Wolle zur Eeite 2.
von einem Spiegel zurüdgemorfen — Höfe durch Brechung in einer untern Wolfe —
Dänmerung, babey auch von einer ätherifchen Luft, die um bie Sonne zunächk um fe
herum fey, und von ihr erleuchtet werde (bie frühefte Spur, wie es ſcheint, von der:
ZodiacalLicht, für beffen erften Beobachter fonft Eaffini gehalten wird) and von Ant
bünftungen, bie durch Wärme und ihre Leichtigkeit über ben Luftfreis emporfeigen —
Viele optifhe Erſcheinungen, bie das Volt für Zauberey halte, könne man optifch er
Mären — Nach der Aftronomie ſcheint mir bie Optic von Heinlin am beften ansse
führt: und vieleicht hat er bey biefer noch mehr eigene® Verbienft als bey jemer, we
tan wohl auch Schicard Anteil Haben mag — Übrigens if es Immer ſchwer und un
gewiß, über das Neue und Eigenthümliche einzelner Bemerfungen zu unterfcheiben, zu
mal bey einer zufammengefegten Wiffenfcaft, bie, wie bie Optit bamals, noch nicht im
ein vollfommenes phyſiſch · mathematiſches Syſtem, gebradt war — Sonft feinen mir
ungewößnlice einzelne Bemerkungen, näcft bem lan und Haupt-Inhalt, immer mit
zur Gharacteriftic eines folden Buches zu gehören —
— Nun folgen mehrere nügliche und bequem eingerichtete Tafeln, trigonometrifct,
aſtronomiſche (fphärifcge und theoriſche) und geographiſche — Zulept bie Ctatic: Sie wurde
noch feltener als die Optie in mathematiſchen Lehrbüchern abgehandelt: au war fie
von Heinlin in ber erften Ausgabe übergangen. Bey ber Ilten wollte er fie beyfügen:
ba er aber vor ber Vollendung ſtarb, fo ift fie erft vom ben Herausgebern, benen er
feine Manuſeripten überlaffen hatte, ausgearbeitet worden — bie Gauptänlage if
nach Heinlins Zuſchnitt: in ber Ausführung könnte man vielleicht feine Präciſien unt
Deutlichteit vermiffen (fo eben Bald im Anfang einige mur halbwahre Sade) —
Eigentlich if der HauptGegenftand das Abwägen (das übrige wird zur Medanic ge:
zaͤhlt: Nur im Vorbepgehen kommt etwas von ben vornehmften Mafchinen vor) —
Der erfle Theil enthält Grflärungen und Lehrfäpe: Über ben Schwerpunkt mehrerer
Figuren. Bon bem Hebel, infofern er als gleich- ob. ungleidsarmige Wage gebraudt
wird, aud von bem phyſiſchen oder ſchweren Hebel. — Ter Me Theil handelt zer
den Inftrumenten: Gewichten, ber gleiharmigen ober Kramer Wage unb ber Schne:
wage, ihrer Einrichtung. — Der Zie Teil lehrt berfelben Gebraud) und Prüfung: Zw
legt auch ein Verſuch das Feuer unb die Luft zu wägen: bey ber Ieptern chen dat
Verfahren, das fonft unter Bohles Namen vortommt und au von Jakob Bernoulli
vorgefhlagen wirb: das Feuer wägen zu wollen ſetzte wenigftens einen Gedanken vor:
aus von feiner Schtoehre, ber damals nicht gewöhnlich war (bey Gelegenheit des vacui
erwähnt Heinlin irgendwo auch bes neuerlich entbedten [uftleeren Raums, mit ber
richtigen Bemerfung, daß er nicht vollfommen leer, ſondern 3. B. noch Licht barin fey
— Sonft kommt von ben Eigenſchaften ber Luft deren Entdedung bamals erſt vor fib
gleng, nichts bei Heinlin vor — Tiefe Lehren wurden auch erſt von Wolfen zu dem
Geblet der angewandten Mathematit geſchlagen).
Marianne Pirker.
Ein deutſches Zünſtlerleben aus dem Zeitalter Herzog Barls.
Bon Rubolf Krauß.
Ein ſchickſalreiches Künftlerleben entrollt fi vor unfern Augen.
Und es ift ein beutfches Künftlerleben: eine Seltenheit in einem Zeit:
alter, da Scharen welſcher Sangesgrößen unfer Vaterland überfluteten,
da die fremdländiſche Kunft an unfern Fürftenhöfen jo hoch, die ein-
heimiſche fo nieder gemertet wurde. Marianne Pirker ftand als Sängerin
Hinter feiner ihrer italieniihen Nebenbuhlerinnen zurüd, von denen fie
fi in der Methode und Ausübung ihrer Kunft kaum weſentlich unter
ſchieden Hat. Aber die moraliſche Artung ihrer Perfönlichkeit ſchuf einen
ſtarken Gegenfag zwiſchen ihr und der Mehrzahl ihrer Kolleginnen. Wenn
auch von den Sitten der Geſellſchaftsklaſſe, zu der fie zählte, manderlei
auf fie abfärben mußte, fo blieb fie, im Grunde genommen, doch ftets
eine deutſche Frau, die auf Ehrbarfeit hielt, eine treue Gattin und be:
forgte Mutter, ein geraber und aufrichtiger Charakter. Dazu famen ihre
reihen Geiftesgaben, ihr praktifher Verftand und ihre über den Durdh-
ſchnitt des damaligen Virtuoſentums weit hinausreichende Bildung. So
erwedte fie nicht nur als Künftlerin Bewunderung, fondern erwarb fi)
aud die perfönliche Achtung und Zuneigung vieler bedeutenden und hoch—
ftehenden Menſchen. Und dann plöglih mitten aus einer glänzenden
Laufbahn, einem glüdlihen Familienleben ohne eigene ſchwere Verſchul—
dung herausgeriffen und in ben Kerfer einer Feſtung, in die Nacht des
Irrſinns geftoßen!
Man Fann fi vorftelen, wie diefer jähe Glückswechſel noch mehr
als alles andre die allgemeine Aufmerkſamkeit auf Marianne Pirker ge
lenkt hat. Biel ift über fie gefehrieben worden: aber ſchon die Zeit:
genoffen haben fi, weil von den Beteiligten über die Creignifle der
Schleier abfichtlihen Geheimniffes gebreitet warb, vorzugsmeife in Der:
mutungen und Fabeleien ergangen, und die neueren Schriftfteller haben
258 Krauß
jenen meift gebanfenlos nachgeredet). So hält feines der bis jegt ent
worfenen Zebensbilder der Künftlerin vor der hiftoriihen Wahrheit Stid.
Ein Romandichter hat das Seinige dazu beigetragen, ihre Biographie
vollends zu vermwirren: Otfried Mylius (Karl Müller), ber in feiner
„Seren von Eſchenau“ mit dem Rechte der poetifhen Freiheit Richtiges
und Unrichtiges, Überliefertes und Erfundenes gemifcht hat. Seine gem
gelefene Erzählung wurde von vielen für bare Münze genommen mt
aud von Biographen unvorfichtigermeife als hiſtoriſche Duelle vermerter.
Aber nicht allein die Unzuverläffigkeit aller früheren Lebensſkizzen, auch
die Entdeddung neuen erftllaffigen Materials rechtfertigt den Verſuch einer
erneuten Darftellung der Schidjale Mariannens. Daß auch dabei noch
einzelnes unſicher und lüdenhaft erſcheint, Tiegt in der Natur der Sache
begrünbet.
Insbeſondere ift es bis jegt noch nicht gelungen, die Rätfel ihrer
Herkunft volftändig zu löſen?). Sicher if, daß fie im Jahre 1717 das
Licht der Welt erblidt hat, und ebenfo unzweibeutig geht aus ihrer Kor:
vefpondenz hervor, daß ihr Geburtstag am 27. Januar gefeiert worden
iR. Feſt fteht ferner, daß fie eine geborene von Geyered if. Das ifi
fein ſchwäbiſcher, vielmehr ein öfterreihifher Familienname. Ein Zweig
ber zu Graz in Steiermark anfäffigen Familie Reichenau wurde 17
mit dem Präbifate von Geyered in den Abelsftand erhoben. Vielleicht
ift Marianne diefem Gefchlechte zuzumeifen, ihre fpätere Heirat und Gra-
zer Aufenthalt deuten menigftens auf ſolche Beziehungen. Anbrerfeits
wird aber bie Künftlerin von ber zeitgenöffifchen Überlieferung ala Würt-
tembergerin von Geburt bezeichnet, und in ber That hatte fie ihre Der:
wandtſchaft in dieſem Lande. Zudem war fie evangeliichen Glaubens.
Es mag alfo fein, daß ihr Vater aus Steiermark nad) Württemberg ein:
*) Auch der Artifel in ber Alg. D. Biogt. (26 S. 787—7%0, von Knoblaud
v. Habb) iR zum großen Tell unzuverläffig, von den Zeitungsauffäßen, die dann nu
warn Marianne Pirker gewidmet werben, gar nicht zu reden. Joſeph Sittard (Zur
Geſchichte der Muſik und des Theaters am Württ. Hofe IT S. 83-44) Hat einen Teil
des Aftenmaterlals (Insbefonbere bie Briefe, nicht jebod bie auf die Gefangenſchaft
bezũglichen Aten) zur Verfügung gehabt, es jebod) nur oberflächlich in kompilatoriſcher
Weiſe benüßt.
) Das Stelermärtifhe Landesarchiv in Graz vermag weder über die Familie
Pirker noch über bie Familie Geyered nähere Auskunft zu geben. Mit ber Familie
von Geyered, jchrieb es, feien wohl bie Reichenau gemeint, davon Johann Joſeph 1700
in ben Adelsſtand mit den Präbifaten von Thanersperg und Geyered erhoben wurde.”
Auf eine Anfrage bei ber Propfteipfarte zum Heiligen Blut in Graz erfolgte bie Mn-
wort: „Bezüglich der Geburt der Marianne Pirker, geb. Geyered, iſt Hier nichts vor.
findig; der Name Gepered kommt in biefen Jahren nicht vor.“ Dagegen Fonnten
bier die Geburtsnachweiſe der beiden in Graz geborenen Töchter ermittelt werden.
Marianne Pirker. 259
gewanbert if. Ihre Mutter Sufanna Maria!) war am*2. Februar
1696 geboren, jedenfalls nicht in Stuttgart. Ebenfo geht aus den Stutt-
garter und Ludwigsburger Kirchenregiſtern hervor, daß Marianne ſelbſt
in feiner biefer beiden Stäbte zur Welt gefommen ift.
Über ihre Jugend und ihren Entwidlungsgang wiſſen wir lediglich
nichts. Es Fönnen indefien feine Zweifel beftehen, daß fie eine ſorgſame
Erziehung und gute Bildung genoffen hat. Ihre ſchöne Stimme führte
fie dem Berufe der Gefangsvirtuofin in die Arme. Wo und bei wen
fie ihre Studien gemacht hat, wie die Anfänge ihrer Laufbahn geweſen
find, ift gleichfalls in Dunkel gehült.
Es wird im Jahre 1737 geweſen fein, daß fi) Marianne von Geyer:
ed mit dem öſterreichiſchen Violinvirtuofen Franz (Joſeph Karl) Pir-
ter (fo ſchrieb er ftet3 feinen Namen) vermählte. Diefer, ein Salz:
burger?), war am 29. März 1700 geboren, alfo 17 Jahre älter
als feine Frau. Er fol zum vornehmen Geſchlechte der Pyrker von
Felſoe Ever gezählt haben, aus deſſen Reihen auch ber befannte Erz:
biſchof Ladislaus Pyrker hervorgegangen if. Er war Katholif, und bie
Kinder folgten dem Vater in der Religion. Troß Ungleichheit des Alters,
des Glaubens und aud der Charaktere war bie Ehe im ganzen glücklich.
Marianne, intelleftuel und moralifch entſchieden die Stärfere, nahm all-
mählich die Führung an fi, mas fi um fo natürlicher machte, als fie
für das materielle Fortlommen der Familie mehr als ihr Gatte zu leiften
vermochte. Er war ein etwas weichlicher Charakter, dem es an Beharr-
lichkeit gebrach: reizbar, empfindlich, den Stimmungen bes Augenblicks
unterthan, dabei nicht eben der befte Haushalter. Aber er hing an feiner
Frau mit der innigften Liebe, wenn er fie au, mehr als billig, mit den
Anmandlungen feiner Eiferfucht quälte. In feinen Briefen verrät er,
gleich feiner Gattin, eine für feinen Stand nicht gewöhnliche Bildung.
Das neuvermählte Paar verlebte die erften Jahre der Ehe in Graz.
Hier wurden ihnen zwei Töchter geboren. Die ältere, Rofalie (Anna
Kajetana), erblidte am 21. September 1738 abends 6 Uhr „in Geyer:
ſchen Haus in der Herrengaffe” das Licht der Welt’). Zufällig erfahren
wir, daß die Eltern mit einer Laibacher Amme des Kindes, die unter
andrem ftahl, viel durchzumachen hatten. Am 1. April 1741 nachmit⸗
») Ihr Famillenname konnte nicht feſtgeſtellt werden.
”) „ex Salzburg oriundus* Heißt es von ihm im Sterberegifter ber katholiſchen
Gemeinde Heildronn; ob bamit die Stabt Salzburg oder mur das Salzburgiſche ges
meint ift, muß babingefteltt bleiben.
®) Rofaliens Batin, bie ihr ben Namen gab, war „Zhro Hohgräflige Gnaden
Rofalta, Gräfin von Sauran“,
260 Krauß
tags 4 Uhr beſchenkte Marianne ihren Gatten mit einem zweiten Mäd—
en, das auf die Namen (Ludovika) Aloyfia getauft‘), gewöhnlich aber
Luiſe (im Familienktreis au Loisl) genannt wurde.
Pirker, der nicht als Violinfpieler, fondern als Theoretifer und Muſil⸗
lehrer fein Beſtes leiftete, brachte e8 dahin, daß Marianne in ihrer Kumf
außerordentliche Fortfehritte machte. Je herrlicher ihre Stimme, je glän-
zender ihre Technik ſich entwidelte, um fo näher lag der Gedanke, Runft:
reifen zu unternehmen. Er wurde bald nad der Geburt Der älteren
Tochter verwirklicht; fehon bei der Geburt der jüngeren wird fie im
Grazer Taufbuch als „eine Dperiftin“ bezeichnet. Sie ließ ſich in allen
großen Städten Deutſchlands und Oſterreichs, an ben meiften beutfchen
Höfen hören. Am 24. Auguft und 1. September 1740 trat fie in zwei
großen Konzerten auf dem Kaiferhof in Hamburg auf. Ein dortiger Kri:
tier?) fand fie zwar gut, gab aber der Cuzzoni, die gleichfalls bei der
Geſellſchaft war, den Vorzug, weil die Stimme der Pirker noch ziemlich
rauh klinge. Ende Dftober desjelben Jahres fang fie am Berliner Hof.
Eine Zeitungsnotiz verkündete®), obgleich fie erſt 23 Jahre alt fei, ſolle
ihr Gefang fo ausnehmend ſchön fein, daß auch die beiden Stalienerinnen,
die Kapellmeifter Graun mitbringen werde, ihr faum gleichkommen dürften.
Bald wagte fie fi fogar in das privilegierte Land des Kunſtgeſanges,
um mit ben italienifhen Primadonnen in deren Heimat den Wettbewerb
aufzunehmen. Namentlich in Venedig, wo fie ſich nachweisbar 1744 auf:
bielt, und in Neapel fol fie Lorbeeren errungen haben. Durch feine
italienifchen Kunftreifen wurde das Pirkerfhe Ehepaar mit Gluck zu—
fammengeführt und nahe befreundet; Marianne fang feine Arien mit
Vorliebe.
Die beiden Töchterchen begleiteten teils die Eltern — wir wiſſen
zufällig, daß fie mit in Bologna geweſen find —, teils lebten fie umter
dem Schuge der Großeltern in Stuttgart, wo ſich die Eltern gleihfalls
dann und wann zum Befuche einftellten. Mariannens Vater muß früh:
zeitig geftorben fein, und ihre Mutter vermählte fi zum zweitenmale mit
dem herzoglich württembergifhen Rentkammerſekretär Johann Adam Eber
(auch Ebert) in Stuttgart. Seit 1745 wuchſen Rofalie und Luife ganz
*) Ms Paten fungierten bei Aulfe: „Ihro Hochgrafliche Ercellenz Herr Lubwig,
Graf von Sauran, Landmarfhal in Steyr, und Frau Aloifia, nata Comtesse de
Wagensperg.”
*) Handferiftlicher Zufag des auf ber Hamburger Stabtbibliothek befindlichen
Handeremplares von Matthefons Ehrenpforte ©. 898 (nad Sittard ©. 34).
*) Sqhneider, Gefhichte ber Oper und des Rgl. Hofopernhaufes in Berlin (Ber:
lin 1852) ©. 60.
Marianne Pirker. 261
im Eberfhen Haufe auf. 1746 ſchenkte Marianne einem dritten Töch—
terhen das Leben; die Kleine (Marie) Viktoria wurbe der Priorin eines
KRarmeliterinnenklofters in Bologna zur Erziehung übergeben, als die
Eltern im Herbft 1747 dauernd Stalien verließen.
Als vollendete Künftlerin, die bereits europäifchen Auf genoß, Fehrte
Marianne aus Stalien heim. Neben ihrer ſchönen, umfangreihen Stimme
und trefflichen Schulung war e8 hauptſächlich ihre imponierende Perfön-
lichkeit und ihre für damalige Verhältniffe bedeutende Darftellungskunft,
mas ihr große Vühnenerfolge ſicherte. Sie war in den Rollen der
prima donna wie in denen des gewöhnlich von Kaftraten gegebenen primo
uomo gleihermaßen zu Haufe. Daneben glänzte fie als Konzertfängerin.
Sie fang deutſch, italieniſch, franzöfifh, auf Verlangen fogar engliſch.
Auch dem Kirchengefang blieb fie nichts ſchuldig. Ja, fie verfuchte fi
in der Kompofition von Arien und überfeßte Terte zu ſolchen aus dem
Welſchen in ihre Mutterfprache,
Seit Herbft 1747 war fie mit ihrem Mann an der königlichen
Oper in London engagiert, deren Hauptunternehmer Lord Mibdlefer war.
Auch zu Händel und deſſen Londoner Dratorienaufführungen fanden
beide in Beziehung, und fie hatte Arien bon dieſem Meifter auf ihrem
Repertoire. Schließlich follten fie aber trübe Erfahrungen in ber eng⸗
liſchen Hauptſtadt machen. Lord Mivdlefer blieb mit feinen Zahlungen
im Rüdftand, und fo gerieten fie in Schulden. Ihre Koffer wurden von
ihrem Hausherren mit Beſchlag belegt. Marianne mußte im Auguft 1748
ohne Garderobe und Schmud nad; Hamburg abreifen, um ihr Engage:
ment bei der Kompagnie des Italieners Pietro Mingotti, der den Titel
eine Rats des Königs von Polen und Kurfürften von Sachſen führte,
anzutreten. Der Impreflario gab zuerft in Hamburg und von Ende No:
vember 1748 an im Föniglien Theater zu Kopenhagen Opernvorftel:
Lungen, deren muſikaliſcher Leiter Freund Glud war, welche bisher unbe:
kannte Thatfahe fih aus der Pirkerſchen Korrefpondenz mit Sicherheit
ergiebt.
Pirker blieb in London zurüd, teils um die Effekten einzulöfen,
teils um das Guthaben bei dem Lorb einzutreiben. Es gelang ihm nach
endlofen Mühen und Verdrießlichkeiten mit Abvofaten und Wucherern,
Raution zu ftellen und fo die Koffer zurüdzuerhalten, die er feiner Frau
nad Kopenhagen nachſchickte, wo fie, fehnlih erwartet, im Dezember
nad weiteren unerwünſchten Verzögerungen eintrafen. Er ſelbſt konnte
London immer noch nicht verlaffen; hätte er doch nicht einmal das nötige
Reifegeld gehabt. Der Mufifunterriht, den er dort erteilte, trug ihm
nit fo viel ein, daß er feine täglichen Bebürfniffe davon beftreiten
262 Krauß
konnte. Und Lord Middlefer hatte immer wieder neue Ausflüchte. Erſt
im Mai 1749 entrihtete er wenigftens einen Teil feiner Schuld, 40 Pfund,
an Pirker. Jetzt wollte fi diefer mit feiner Frau vereinigen, Die ihn
jedoch aus Nützlichkeitsgründen davon abbrachte, und fo hielt er ih auch
noch den folgenden Sommer in London auf.
Diefer mehr als einjährigen Trennung der Gatten verbanfen wir
einen äußerft regen Briefwechſel, der in feinem ganzen Umfang nebft
vielen anderen Pirkerihen Korrefpondenzen auf die Nachwelt gekommen
if. Ohne Frage hat Herzog Karl von Württemberg nah ber Verhaf:
tung beider im Jahre 1756 bei ihnen Hausfuhung vornehmen und auf
ihre pünktlich aufbewahrten Briefſchaften Beſchlag legen laffen. Sie find
dann in die Aktenregiftratur des Geheimen:Rats gewandert, aus der fie
fpäter das K. württembergiſche Staatsarchiv übernommen hat.
Mariannens temperamentvolle Art verleugnet fih auch in ihren
Briefen nit, und man kann an ihnen feine helle Freude haben, wofern
man fi nit an den faftigen Derbheiten ftößt, die mit unterlaufen.
Sie fhreibt bald deutſch, bald italieniſch, und fie beherrfcht das inter:
nationale Verkehrsidiom des damaligen Pirtuofentums fo vollkommen wie
ihre Mutterſprache. Ya, unwillkürlich entſchlüpfen ihr auch in deutfchen
Briefen welfhe Ausbrüde, und häufig begegnet es ihr, daf fie einen
deutſch begonnenen Brief mitten im Sag italienifch fortführt. Auch eine
Frau von ihrer inneren Tüchtigfeit konnte fi natürlich den Einflüffen
ihres Berufs und ihrer Umgebung nicht entziehen. So nehmen in ihren
Berichten wie in denen Pirkers Künftlerangelegenheiten, Künftlerintrigen,
Künftlerflatfh den breiteften Raum ein. Wir lernen daraus eine Reihe
Sangesgrößen jenes Beitalters Fennen, über deren menſchliche Schwächen
feineswegs der Mantel hriftliher Nächftenliebe gebreitet wird. Pirkers
Schreiben find überdies eine wichtige, noch unausgebeutete Duelle für das
damalige Londoner Kunftleben und die dortige vornehme Geſellſchaft, aus
deren Skandalchronik manche pilante Mitteilungen gegeben werben.
Eine bedeutende Rolle fpielt im Pirkerſchen Briefmecjfel der aus Rom
gebürtige Kaftrat Giufeppe Jozzi, der fi als Gejangsfünftler und Kla—
viervirtuos gleichermaßen hervorthat, während feine Stimme nicht eben
glänzend und feine Aktion ſchlecht war, fo daß er auf der Bühne weniger
Erfolg als im Konzertfaal hatte. Während Mariannens Kopenhager Auf:
enthalt befand er fi in den Niederlanden und Paris, fpäter mit Pirker
zufammen in London. Jozzi ftand ſchon von Stalien her zu den Pirkerſchen
Eheleuten in nahen, höchft merkwürdigen Beziehungen. „Denn es ift
wahr, ich habe ihn närriſch geliebt; alsdann durch unfere Zertrennung
mußte es nur eine Freundſchaft werben; nun aber ift es weder eines
Marianne Pirker. 263
noch das andere und möchte mit blutigen Zähren bemweinen das, mas
ih mir an meiner Gefundheit geſchadet um feinetwillen.“ Diefes Ge:
ftändnis legte Marianne am 15. April 1749 ihrem Gatten ab. Ein andermal
erflärte fie von Jozzi: „Es ift eben ein Kaftrat wie alle andern, und
er mag mir verfprehen und vormachen, was er will, fo glaube ih ihm
nichts in der Welt mehr.” Wie oft fih Marianne über den Freund
erbofte, fam es doch niemals zum Bruch. Und zwar war e8 auffallen
derweiſe der fonft fo eiferfüchtige Pirker, der auf die Freundſchaft mit
Jozzi den höchſten Wert legte und feine Frau wieder und wieber beredete,
an ihm feftzuhalten. Es ſchien, als ob dieſe drei Menſchen durch ein
magiſches Band aneinander gefeffelt feien, mit ihren Intereſſen unlösbar
aneinander gefettet. Standen fie doch auch in einem gegenfeitigen Bump:
verhältnis. Die Iebhafte Korrefpondenz, die Jozzi mit Pirkers geführt
bat, ift gleichfalls erhalten. Schon feine Anrede an die Freundin, die
zwifhen „mia adoratissima Marianna“ und dem förmlihen „Madame“
ſchwankt, ift ein Gradmeſſer dafür, was für Wetter augenblidlih an
ihrem Freundſchaftshimmel herrichte.
Mehr als diefes eigentümlihe Künftlerverhältnis verdienen bie per:
ſönlichen Beziehungen zwiſchen ben beiden Gatten unfere Aufmerkfamfeit.
Der gegenfeitige Ton biefer ehelichen Ergüſſe ift ein feltfamer Wechfel
von zärtliher Teilnahme und ſchroffer Betonung des eigenen Stand:
punkts. Es fehlt nicht an Verficherungen unwandelbarer Liebe und Treue,
in die fi von feiner Seite bewegliche Klagen über ihren Kaltfinn mifchen.
Sie kann ihm gar nicht oft und ausführlich genug ſchreiben, und wenn ein-
mal an einem Pofttage der erwartete Brief ausgeblieben ift, ſpart er nicht
mit heftigen Vorwürfen. Er Eagt fortgejegt, daß fie fo kurz angebun:
den fei, während doch ihre Briefe in feiner ägyptifhen Gefangenſchaft
fein einziger Troft feien. Marianne weift ihn energiſch zurüd und fagt
ihm derb die Meinung über fein ewiges Jammern. Pirker fühlte fi
fehr einfam und unglüdlih in London. Er war eine Zeit lang ernſtlich
frank, und die widermärtigen Geſchäfte vieben ihn auf. Er behauptete,
in England vor den Jahren alt geworden zu fein, und wenn er nicht
eine Roßnatur hätte, wäre er dort gewiß draufgegangen. „Ich fehe
einem Toten mehr ähnlich als einem Lebendigen, daß alle Leute über mir
erfchreden,” ſchrieb er am 22. Dftober 1748. Marianne zeigte dann doch
wieder dem entfernten Gatten Mitleid und gab ihm alle möglichen guten
Ratſchläge für fein Teiblihes Wohlergehen. Er feinerfeits beriet fie von
London aus gleihermaßen in fünftlerifhen und Toilettenangelegenheiten,
welche Iegtere bei Primabonnen ja aud ein Stüd der erfleren ausmachen.
Er fandte ihr Noten, ſprach mit ihr die Arien durch, die fie fang, die
264 Krauß
Opern, in denen fie auftrat. Er wußte in ihrer Garderobe genau Be
ſcheid und beforgte ihr Roben und Toilettengegenftände aller Art, und fie
mußte feinen „guten Gufto” rühmen. Ein ſympathiſch berührendes Thema
in ber Korreſpondenz ber beiden bilbet die gemeinfchaftliche Fürforge für die
Kinder, und e3 war ihnen ein fteter Kummer, daß fie ihre Elternpflichten
andern überlaffen mußten, zumal da die häuslichen Verhältniffe in Stuttgart
nicht durchaus erfreulich waren. Vor dem Stiefvater Eber zitterte offenbar
die ganze Familie, und die Mädchen hatten unter feinem Jähzorn zu leiden.
Wir Fönnen aus diefen Briefen auch mandherlei über Mariannens Kopen⸗
hager Leben und Treiben entnehmen. Am 22. November 1748 traf die Min-
gottiſche Kompagnie nad) äußerft ſtürmiſcher und gefahrvoller Überfahrt in
der däniſchen Hauptftadt ein. Die Verhältniffe lagen hier in diefem Winter
infofern ungünftig, als die mufiffreundlihe Königin Luiſe, eine geborene
englifche Prinzeffin, die ihrer Niederkunft entgegenfah, ganz zurüdgezogen
lebte und es infolge davon am Hofe fehr ftill war. Diefer Umftand mochte
aud den Beſuch des Theaters von feiten der vornehmen Gefellfhaft be:
einträdhtigen; überdies litt Mingottis Unternehmen unter der Konkurrenz
einer franzöfifhen wie einer däniſchen Komödie. Doc beſuchte die
Königin „vor ihrer Retirade“ no am 3. Dezember die Oper und zeigte
ſich ſehr befriedigt. Und wiederholt durften die fremden Künftlerinnen
vor ihr fingen. Am 14. Dezember wurde Marianne als erfle an den
Hof berufen, wie man fi denken kann, zum Neid ihrer Kolleginnen.
Am Abend vorher wurde ihr im Auftrag der Königin ein Buch über:
bracht, aus dem fie einige Arien fingen ſollte. „Aber o Himmel!“ fährt
fie in ihrem Bericht an den Gatten fort, „als ich vor dem Schlafengehen
ſolche ftudieren wollte, fände ich fie alle engliſch; nun kannſt Du Dir
die Konfufion vorftellen. Geduld! ich liefe morgens zur Madame Fabris
und ließe mir folde ein wenig vorlefen, und abends fang ich fie ſchnur⸗
gerade weg; wie ich fie prononciert, weiß der Himmel. Die Königin
zeigte großes Vergnügen hierüber, affonpagnierte felbft, und mochte ich
noch andere fünf Arien fingen von ihren Büchern, italienifche, fo daß ih
von meinen nur eine fange; fagte auch zweimal, daß ich und die Mafi
ihr zum beften gefalle. Beim Weggehen fagte mir die Obrifthofmeifterin,
daß ich wohl noch einmal würde berufen werben, weil Ihro Majeftät
der König nicht habe dabei fein können. Nach einer geraumen Zeit reti-
tierte man fih, um den Thee zu nehmen, allwo ich mitten unter denen
dames ſaße und Thee tranke. Dieſes ift die Wahrheit, daß ih in meinem
Leben feine höfliheren dames gefehen, als die biefigen. Die Königin ift
ſchön wie ein Engel; wann man fie gerad anfieht, fo ift fie unfer gnä
diger Prinz von Wallis, aber im ſchönen.“
Marianne Pirker. 265
Am 29. Januar 1749 wurde die Königin von einem Kronprinzen,
dem nadmaligen König Chriftian VII., entbunden. Schon nad) ſechs
Wochen befand fie ſich fo wohl, daß fie ihr Runftintereffe von neuem be-
thätigen konnte. Am 12. März wurden wieder alle zum Singen in die
Gemäder der Königin geladen; „es war der Tag des Hervorgangs”.
„Sie ift wieder ſchön wie ein Engel,“ jchreibt Marianne. „Die Heinen
zwei Prinzeffinnen find ſchön wie Engel, die große geht ins dritte Jahr,
ich wartete ihnen letzthin auf, und damit ich ihr fang, fo fingte fie mir
erſtlich etwas vor, wollte abjolute, ich follte fie auf den Arm nehmen, ich thate
aber ſolches aus Reſpekt nicht. Sie Hatfchte ihre Heine ſchöne Händgen,
und darfte fie feine von denen herumftehenden dames rühren; eine ſolche
Schönheit babe ih in meinem Leben nicht geſehen.“ Später ließ ſich
die Königin auch einige Opernvorftellungen wiederholen, und Glud kom⸗
ponierte zu Ehren des neu geborenen Prinzleins feine am 9. April 1749
aufgeführte Serenate „Tetide“.
Außer Marianne befanden ſich bei der Mingottifhen Truppe noch
drei Sängerinnen: Giuftina Turcotti, Therefia Pompeati und Maria
Maſi. Mit der letzteren, die fpäter ihre Nachfolgerin in Stuttgart wer
den follte, ftellte fie fi fehr gut, während zwiſchen ihr und den beiden
andern fortgefegte Eiferfüchteleien beftanden. „Ich habe in meinem Le:
ben feine intrigante Donna gefehen wie die Pompeati,“ erflärt Marianne
einmal. In der erften Dper der Kopenhager Saifon, die am 28. No-
vember 1748 ftattfand, dem „Bajazet“, durfte fie Die Hauptrolle machen.
„Du kannſt Dir einbilden,“ meldet fie triumphierend ihrem Mann, „ob
die Dide (offenbar die Pompeati) giftig ift, daß fie gleich anfangs aus:
bleibe." Die nächſten Opern waren „Tito“, „Artaserse“ mit Marianne
in der Titelpartie und ber befonbers beifällig aufgenommene „Temistocle“,
„Artaserse“ und „La clemenza di Tito“ vielleicht in der Gluckſchen Ver:
tonung ; allerdings wurden ja damals diefelben Opernterte unendlich oft
fomponiert, aber ein KRapellmeifter jenes Seitalters brachte mit Vorliebe
eigene Rompofitionen. Auch Pantomimen gab Mingotti dazwifchen. Ma:
tionne fonnte mit ihren Erfolgen zufrieden fein. Sie gefiel dem Pu—
blikum fehr und feßte ſich namentlih „mit der Aktion in großen estim”.
Sie fühlte fih denn auch in Kopenhagen wohl, obgleich ihre Thätigteit
dort fehr angeftrengt war. Der Winter war milde, und fie fand das
Land „Harmant“. Ohne Gelbverlegenheiten ging es freilich wiederum
nit ab. Sie bezog zwar eine Gage von 350 Dufaten für die Saifon
und daneben vom Hof ein Geſchenk von 150 Dufaten, das fogen. Regal.
Außerdem verkaufte fie Uhren, Ketten, Dofen, Damenftrümpfe nnd andre
Maren, die Pirfer aus London ſchickte, mit Gewinn. Aber das Leben
286 Krauß
in Kopenhagen war jehr teuer und von allen Seiten wurden Anforde
rungen an ihre Kaffe geftelt: von Stuttgart und Bologna, wo ihre Kin:
der, von London, wo ihr Gatte weilte. Nicht ohne Grund warf fie le:
terem wieberholt vor, daß das Wohl der ganzen Familie auf ihr ruhe
und fie ſich für diefe aufopfern müffe. Die Hoffnung auf eine Benefiz
vorftellung in Kopenhagen verwirklichte ſich nicht.
Marianne war fehr beliebt in der dortigen Geſellſchaft und lebte
nit eben zurüdgezogen. Ihr Mann ermahnte fie immer wieder, auf
ihre Reputation bedacht zu fein, fi) in feiner Abwefenheit vor der Zu
dringlichkeit des ftarfen Geſchlechts zu hüten, ſich niemals, wenn fie in
Kompagnie ausgehe, ohne Begleitung von Frauen jehen zu laflen und
ſich womöglich unter den Schirm einer großen Dame von Hof zu begeben.
Bald warnte er fie vor Mingotti, bald vor Glud, der auch kein Koft-
verächter fei, oder ihren andern Kollegen von der Oper, Hager und Che
Hini. Marianne lachte über ſolche Grillen; fie war ihrer felbft ficher
und bedurfte darum feines fremden Schutzes. Sie habe an ihrer Liebe
zu Jozzi genug gehabt, meinte fie einmal. Ein andermal fertigte fie ihn
mit den ironiſchen Worten ab: „D Gott! wie liebft Du mid) viel, weil
ich weit von Dir bin!“ Ihre beiden Hunde, ein weißes däniſches Mind:
fpiel und ein „Mufferl“, bildeten ihr regelmäßiges Gefolge, und für die
leiblichen Bebürfniffe forgte ihr Diener Philipp.
Auch in eine Loge ließ fie fi aufnehmen. Am 1. April 1749
meldet fie ihrem Gatten: „Wiffe dann erftlich, daß ich geftern als ben
31. Marzo bin ein Mops worden und befinde mich jehr vergnügt, in
diefe venerable societe eingetreten zu fein und ein wenig mehr Er:
fenntnus der Wahrheit gelernet zu haben. Die Turcotti ift es auch
worden. Der Chechini ift giftig wie der Teufel, und weil die Loge in
unferm Schloß gehalten wurde, fo fprengte der Spigbub eine Thür in
der nächſten Kammer und fpionierte. Seine curiositä war aber jo groß,
daß er nicht ftill fein fonnte; mithin wurden gleich alle Lichter ausge:
löſcht und die Loge auf einen andern Tag als geftern verfchoben.“
Mit dem Nahen des Frühlings wurbe die Frage brennend, was in
der nächſten Zeit mit ihr werben folle. Ein Wiener Engagement fand
in Frage; auch dachte fie daran, mit Mingotti nah Holland und Brüffel
zu gehen. Für den Winter hätte fie ſich am liebften wieder nad) Kopen:
hagen verpflichtet; aber mit Scalabrini, der das Dpernunternehmen fünf:
tig leiten follte, ſtand fie ſchlecht, und er wollte fie nicht engagieren, ob⸗
glei der Hof und die ganze Stadt fie verlangten. Gleichzeitig ſchien
fi Gelegenheit zu einer dauernden Verſorgung in der württembergifdhen
Heimat zu bieten. Durch den Abgang der berühmten Francoife Cuzzomi-
Marianne Bitter. 267
Sandoni, die Anfang 1749 unter Hinterlaffung von Schulden aus Stutt-
gart durchgegangen war, war die Stelle einer erften Sängerin bei der
dortigen Kirchen: und Kammermuſik freigeworden und man richtete auf
die Pirfer das Augenmerk. Die Eltern beftürmten fie, dieſes Glüd nicht
zu verſcherzen, und fie jelbft drängten Herz umd Vernunft gleichermaßen
dorthin, wo fie ihren Kindern wieder eine Mutter fein konnte. Mancher⸗
lei praftifhe Erwägungen Tießen fie freilich wiederum ſchwanken. Doch
durfte fie nicht allzu lange zögern. Denn ſchon mar e8 unter bie Leute
gefommen, daß die Cuzzoni nicht mehr nad) Stuttgart zurückkehre, und
obgleich fie ihre Pläne vor den Kollegen verbarg, erfuhren diefe doch da-
von. „Und wollte ich wetten,” ſchließt fie ihre Mitteilungen an Pirker,
„baß die dide Sau!) felbften dahin trachtet.“ So entſchloß fie ſich zur
Reife in die Heimat, nachdem fie vorher ein Memorial an den Stutt:
garter Hof gerichtet hatte, von dem Pirker nur befürchtete, e8 möchte zu
devot ausgefallen fein. Im legten Augenblid ſchloß fie noch mit Min:
gotti, der doch wieder vom Hof ftatt Scalabrini die Kopenhager Im—
prefia erhalten Hatte, für die Winterfaifon 1749/1750 einen Vertrag
an die dortige Föniglihe Dper ab, wo fie und ihre berühmte Kollegin
Roſa Cofta abwechſelnd die prima und seconda donna machen follten.
Marianne reifte über Lübeck, Hamburg, Frankfurt und traf am
24. Mai 1749 wohlbehalten in Stuttgart ein. Teils hier, teils in der
Sommerrefidenz Ludwigsburg lieb fie ſich als Kirchenfängerin wie als
Kammervirtuofin hören und bewundern. Sie war ftark in Anſpruch ge:
nommen und klagte ihrem Gatten, daß fie alle Tage, die Gott gebe, mit
der Kammermuſik frapaziert fei. Dafür feierte fie aber auch bei Hof
die größten Triumphe. Am 6. Juni 1749 fchrieb fie: „IH habe Dir
ſchon gemeldet, daß die Herrichaft närrifc über mein Singen iſt. Geftern
babe ic) eine improvisata gemacht und ein Meines Duett und Solo in
der Meſſe gelungen. Es war die erfte Prozeffion, viel das Land ftehet,
obwohl man es entfeglich übel empfunden und üble Folgerungen mit fi
bringen wird; doch ift es geſchehen. Den Nadhmittag bei der Kammer:
mufif bedankte ſich der Herzog fehr vor dieſe finesse, fo ich ihm gethan;
die verwitibte Herzogin, welche mich zum erftenmal gehört, war außer
ſich.“ Und am 28. Juni fonnte fie berichten, daß ihr der Herzog bei ber
geftrigen Kammermuſik gefagt habe, er habe fie in ber Kirche nicht an-
ſehen wollen: er habe an biefem Ort doch nicht in die Hände klatſchen
können, font hätte er es gewiß gethan; aber mit dem Kopf habe er
*) Offenbar bie Pompeati. Sittard (&. 86) Hat bie Stelle irrtümlicherweiſe auf
bie Euzgoni bezogen, bie feitbem als „bike Eau” durch bie Muſikgeſchichte Täuft.
268 Krauß
immer applaubiert. Marianne war für ſolche Auszeihnungen nicht un
empfänglid. „Und fommt mir vor, es feie ja allerzeit befler, einem
Galanthuome als einem ſolchen Spigbuben zu dienen,“ bemerkt fie ein-
mal mit einem Geitenhieb auf einen Impreſſario. Im ſelben Maße
mußte fie fih die Gunft ber Gemahlin des Herzogs, der Herzogin
Friederike, geborenen Prinzeffin von Brandenburg-Bayreuth, zu erwerben,
die fie wahrſcheinlich früher ſchon in Bayreuth kennen gelernt hatte.
Mit Genugthuung erzählte fie am 15. Juli 1749 ihrem Gatten, die
Fürftin habe nach ihrer Abreife zum Kongertmeifter Bianchini gefagt:
„Ah, nous avons perdu madame Pirker!“ und habe den übrigen
Stuttgarter Virtuofen nicht mehr zuhören wollen. Marianne mußte durch
ihren Gatten der Herzogin allerhand Stoffe, Bänder und Galanterie
waren aus London beforgen. Ihre Briefe aus jenen Tagen find vol
von folgen wichtigen Dingen, und über dem Eifer, ihrer Gönnerin zu
dienen, hat die allezeit praktiſche Frau auch den eigenen Profit nicht ganz
vergeffen. Überhaupt trieb fie auch in Stuttgart wieder einen ſchwung⸗
haften Handel mit tombafenen Uhren, Tabatieren und ähnlichen aus Lon
don importierten Artikeln.
Am liebſten hätte man am Stuttgarter Hofe Frau Pirfer gar
nicht mehr fortgelaffen. Sie trug indefien Bebenken, das Kopenhager
Engagement rüdgängig zu machen, ſchon darum, weil man fonft meinen
fönne, fie habe nur pro forma gejagt, daß fie dort bereits gebunden jei.
Dagegen wiberftand fie Mingottis Lodungen, ber fie nad Dresden en:
gagieren wollte. Bei den Verhandlungen wegen ihrer Stuttgarter An:
ftellung zeigte fie wieder große Geſchäftsgewandtheit. Man bot ihr ein
Sahresgehalt von 1200 Gulden, fie beftand aber auf 1500. „Ad, warn
es von dem Herzog dependierte, fo befäme ich alle Befoldung, die ih
wollte; allein es muß alles die Kammer und Regierung refolvieren,“
beißt es in ihrem Brief an Pirker vom 10. Juni 1749. Wirklich ift es
eine befannte Thatfache, daß damals die Künftlerbefoldungen in Württem:
berg aus dem Gute des Kirchenfaftens beftritten werben mußten. Ma
rianne fegte ihren Willen durch. Am 12. Juni 1749 kam der Kontraft
zuftande, wonach die Virtuofin Pirker um ihrer vorzüglihen Geſchicklich
feit in der Vokalmuſik willen in fürſtliche Dienfte angenommen wurde
mit der Xerpflihtung, ſowohl bei der Kirchenmuſik beiderlei Religionen
als bei der Kammermufit und ſonſtwo ihre Dienfte zu leiften, und ihr
Engagement gegen den Frühling künftigen Jahrs anzutreten hatte, wo-
gegen ihr von dieſem Zeitpunkt an ein halb in Geld, halb in Natura:
lien zu entrichtender Gehalt von 1500 Gulden nebft dem einmaligen
vierteljährigen Betrag diefes Gchalts verabreicht werben follte. Tas he:
Marianne Pirket. 269
fonbere Aufgeld galt als Entſchädigung für die Tare, welche damals in
Württemberg bei allen Anftellungen gezahlt werben mußte und eben ben
vierten Teil einer Jahresgage ausmachte. Daß diefe halb in Geld, halb
in Naturalien verabreicht werben follte, war ein großer Gewinn, weil
legtere um das Doppelte des Anſchlags wieder verkauft werben fonnten.
Die Verpflichtung ihres Vertrags, auch „ſonſtwo“ ihre Dienfte zu leiten,
deutete bereits auf die Abſicht bin, in Stuttgart eine Oper zu organifieren.
Marianne felbft hatte vor ihrer Reife nad) der Heimat gegen ihren Mann
geäußert: „Bin ih einmal in Stuttgart, fo werde ih tradhten, opera
dort zu halten.“
Gleichzeitig ſuchte fie Pirker die Wege in Stuttgart zu eben:
Doch riet fie ihm miederholt und dringend, fi ja „auf der Biolin zu
ererzieren, dann ber Herzog will von jedem ein Solo hören“; vorher
werde er nicht engagiert. Ganz naiv erzählte fie ihm am 19. Juni:
„Wann id eine fhöne Arie [habe], welche von Glud ift, fo fage ich,
fie fei von Dir." Das Ehrlichleitsgefühl in folden Dingen war damals
noch nicht fo ſcharf ausgeprägt wie heute; Jozzi Hatte fi in London
ähnlihe Täuſchungen in umfaffenderem Maße zu fhulden kommen laſſen,
was für ihn jedoch üble Folgen gehabt hatte. Auch diefer ſollte an den
württembergifhen Hof gezogen werben. Pirker war es namentlich, der
Marianne dies unabläffig ans Herz legte. Abgefehen von feiner Freund:
ſchaft für den Kaftraten, hegte er die Hoffnung, dieſer werde ſich des
muſilaliſchen Unterrichts der Töchter annehmen und Luife zur großen
Virtuoſin heranbilden. Pirker verhieß feiner Frau, Jozzi werde ihr in
Stuttgart wie ein Kind gehorfam fein. Obſchon Marianne damals nicht
am beften auf Jozzi zu ſprechen war, empfahl fie ihn doch angelegent-
lih. Sie habe den Herzog perfundiert, daß er feinen andern verfchreiben
laffe, bis er den Jozzi gehört Habe, Iefen wir in ihrem Brief vom
22. Juni. Intrigen gediehen aud in der Stuttgarter Luft. „O mas
iſt die Peruzzi hier für eine elende Kreatur! wie habe ich fie zu Grunde
gerichtet!“ meldete fie am 19. Juni ihrem Gatten. Luifa Peruzzi war
damals zweite Sängerin am württembergiſchen Hofe. Auch der dortige
Tenorift Kajetan Neufinger fand feine Gnade vor Mariannens Augen.
Dagegen vertrug fie fih mit dem oben erwähnten Konzertmeifter und
erften Violiniften Giovanni Baptiſta Bianchini befonders gut.
Welches Glück für Marianne, nun endlid) wieder die drei Jahre
lang entbehrten Kinder um fi haben zu dürfen! Sie fand fie in erfreu-
licher Entwidlung begriffen. Sie waren nicht jo ſchön wie die Mutter,
aber jehr groß und „gratios”. In der Muſik wie in der franzöfiihen
Sprache hatten fie bedeutende Fortfehritte gemacht, und Sejonbers freute
Bürtt. Bierteljapräp. f. Landesgefh. R. 5. XII.
20 Krauß
fih Marianne darüber, daß fie das Italieniſche nicht verlernt hatten ; fie
maren ja einft mit den Eltern in Jtalien geweien. Luife, die jüngere,
befaß nad} dem Urteil der Mutter eine fehr ſtarke Stimme, „weder Hals
noch Nasſtimme“, Rofalie, die ältere, war fiimmlos, dafür im Zeichnen
und Klavierfpiel defto beffer bewanbert. Als die Mädchen Ferien hatten,
nahm fie Marianne eine Zeitlang zu fi nad Ludwigsburg. Sie’ durf:
ten fi) dort fogar bei Hof produzieren. Am 6. Juni ſchrieb die Mutter
nad; London: „Legthin hat bie Luiſia bei Hof eine Aria recht gut ge
gefungen, beede Kinder haben gefpielt auf dem Klavier.” Pirfer kümmertt
fi) um alles, was die Kinder anging, und ließ es nad) feiner Art au
allerlei gutgemeinten Ermahnungen nicht fehlen, die Mariannens Geduld
oft auf eine harte Probe feßten. So frieb er am 17. Juni: „Ih
boffe, Du wirft fo gemifjenhaft fein und die armen Kinder in ihrer Re
ligion nit irre machen, denn es ift ein unnöthiger Eifer, wobei man
nichts gewinnt, als daß fie, wenn fie erwachſen, weder warm noch falt
werben und noch eines noch das andere glauben.“ Cr felbft, fügte er
binzu, fei fehr mäßig hierin und überzeugt, man könne, wenn man chriſt
lich lebe, in allen chriſtlichen Religionen felig werden, was auch die mei-
flen mäßigen Katholifen glauben. Sie antwortete am 28. Juni darauf
mit gutem Humor: „Ih muß recht lachen über Deinen Einfall wegen
der Religion der Kinder; da ich nicht einmal Zeit habe, genug zu denken,
wie fol id dann einen Miffionarium abgeben können?“ Sie hielt aber
die Mädchen im Refpeft vor dem Water und pflegte ihm zu berichten,
daß fie ihm — nad) öfterreiifher Sitte — die Hände füffen.
Am 12. Juli 1749 reifte Marianne von Stuttgart ab; der Ab:
ſchied von den Ihrigen fiel ihr fehr ſchwer. Ihr Stiefvater Eber be
gleitete fie bis Karlsruhe und verabfchiebete fi dort am 15. Juli von
ihr. Auf der Reife, die bei unerträgliher Hitze vor fi ging, hatten fie
einen Meinen Unfall gehabt, indem der Poftwagen, worin fie ſaßen, um:
fiel und Marianne fi die rechte Hand verſtauchte. In Karlsruhe fang
die Künftlerin vor der Markgräfin von Baden-Durladh, in Raftatt vor
Prinz und Prinzeffin Auguft. Auch an verfchiedenen andern Höfen, über
die ihr Weg fie führte, ſcheint fie Proben ihrer Kunft gegeben zu haben.
Sie wollte damit, wie fie felbft geftanb, lediglich ihrer leeren Kaffe auf:
belfen. Denn in Stuttgart beftand „die verfluchte Mode“, daß man fein
Negal befam, wenn man dauernd angeftellt wurde. So war ihr dort
nur ihre Gafthofzehe im Betrag von 150 Gulden bezahlt worden. Ihre
Geldverlegenheit war fo groß, daß fie ihre zwei Ringe für 100 Gulben
ins Verfaghaus tragen mußte.
Ende Juli traf fie in Hamburg ein. Sie hatte hier eine Zufammen:
Marianne Pirker. m
kunft mit ihrem Gatten, der dann nochmals, offenbar nur um Waren ein-
zufaufen, nah London zurückkehrte. Sie felbft reifte über Kiel nad
Kopenhagen. Auf der Überfahrt zog fie ſich eine Erfältung zu. „Wiſſe,“
berichtet fie Kopenhagen den 31. Auguft 1749 ihrem Gatten, „daß id
auf der verfluchten Reife einen ſolchen Huften befommen, daß es faft in
ein Seitenftehen ausgefallen wäre. Du weißt, daß ich eine große Fein-
din vom Bett bin; alleine es find nun zehn Täge, daß ich joldes hüten
muß, heute habe fogar bie Sprache verloren, das Fieber habe beftändig,
und in zehn Tagen follen wir in scena gehen! Enfin id) befinde mid
ſehr ſchlecht, und fo Du nicht bald kommt, wirft Du mich ſchwerlich
mehr jehen“. Am 6. September fandte fie an Pirker, der inzwifchen
feine Abreife von London gemeldet hatte, nah Hamburg folgendes Bul-
letin: „Du kannſt Dir einbilden, in was für Freuden ich geweſen, als
ich geftern Deinen Brief vom 26. pass. erhalten; ich verſichere Dich,
daß id mich in meiner Krankheit durch die Hoffnung, Dich) bald zu füffen,
ſtark erholt habe, mein lieber Pirker. Du wirft mic) ftark verändert
finden: ich war did und fett, als ich hieher Fam, alleine die ftarken
Strapazen, jo ich bishero gelitten, haben mir einen fo cruelen Huſten
auf die Bruft gezogen, daß ih ſchon Heute 16 Täge bettlägerig bin; Du
weißt, wie id) das Bett ſcheue, jebod bin ich gezwungen; das Fieber ver=
läßt mich feinen Tag. In acht Tagen ift die opera!" Man kann fi
ihren Schmerz vorftellen, wenn man erfährt, daß fie in der erften Bor:
ftellung der „Semiramide“ die prima donna und ihre Rivalin Rofa
Eofta die seconda donna fein ſollte. Wahrſcheinlich hat er aber gerade
diefer Umftand ihre Willenskraft jo geftählt, daß fie bis zum entfcheiden-
den Tag doc noch gefund wurde. Bald darauf traf Pirfer wirklich in
Kopenhagen ein, um dort den Winter bei feiner Frau zu verbringen.
Damit hört leider auch der Briefwechſel des nunmehr wieder dauernd
vereinten Ehepaares auf, und fomit fehlt e8 uns auch am näheren Nach—
richten über Mariannens Erfolge und Erlehniffe während ihrem zweiten
Kopenhager Aufenthalt.
Im Frühjahr 1750 fanden fih Herr und Frau Pirker in Stutt-
gart ein, und fie trat alsbald ihr dortige Engagement an. Als dritter
im Bunde folgte ihnen Giufeppe Jozzi, der auch den Winter über an der
Mingottifen Oper in Kopenhagen gewirkt hatte. Er gefiel am württem-
bergiſchen Hofe fehr und wurde den 9. Mai 1750 mit hohem Gehalte
als erfter Flügelfpieler und Sänger verpflichtet. Dagegen erhielt Ma-
riannens Gatte zunächſt Feine fefte Anftellung. Erſt nachdem er 2!/s Jahre
lang freiwillige und unentgeltliche Dienfte bei Hof gethan hatte, wurbe
er durch herzogliches Dekret vom 20. September 1752 zum Konzert:
272 Krauß
meifter mit der niedrigen Gage von 400 Gulden jährlih ernannt. Als
folder hatte er den Oberfapellmeifter zu unterflügen und zu vertreten.
Auch fpielte er im Orcheſter als Geiger. Mit feinem Piolinfpiel ſcheim
er feine ſonderliche Ehre eingelegt zu haben, wiewohl er ſich felbft etwas
darauf zu gut that. Defto nützlicher machte er ſich bei der Organifation
der Oper vermöge feines flarf entwidelten Kunſtgeſchmads, feiner viel:
fältigen Erfahrungen und weitverzweigten Verbindungen.
Bis zum Jahre 1750 gab es am Hofe Herzog Karls Feine ftändige
Dper. Erft unter dem Einfluß feiner muflf- und theaterliebenden Ge
mahlin, der in den funftfinnigen Traditionen der Bayreuther und Ber:
liner Höfe erzogenen Herzogin Friederike, begann er fein Augenmerk auf
das Bühnenwefen zu rihten. Sie follte es bitter bereuen, diefe Leiden:
ſchaft bei ihrem Gemahl gewedt zu haben. Denn bei feinem leicht emt-
zündlichen Herzen und ungezügelten Begehrungsvermögen übertrug er bald
feine Neigung zur Kunft auf die Künftlerinnen, und diefe Geſchmacksrich
tung Karls führte fpäter die Trennung der fürftlihen Ehe mit herbei.
Vorderhand jedoch beteiligten fich der Herzog und die Herzogin mit ein-
trädtigem Eifer an den Zurüftungen zur Oper, wobei Marianne eine der
treibenden Kräfte war und mit ihrem Gatten und Jozzi jenen helfend und
rördernd zur Seite ftand. In großer Eile wurde das Stuttgarter Luft:
haus in ein Opernhaus umgewandelt, und am 30. Auguſt 1750, dem
Geburtstag der Sereniffima, wurde das neue Theater mit Grauns Dper
„Artaſerſe“ eingeweiht, in der Marianne die Partie der Mandane fang.
Man hatte das Perſonal zur erften Aufführung zufammengemworben, fo
gut es eben ging, und einzelne Kräfte vom verwandten Bayreuther Hoi
geliehen. Jetzt galt es, die Kunſtlerſchar zu vervolftändigen, und auch
biebei wirkten Marianne und ihr Gatte in hervorragendem Maße mit.
Aus jenen Tagen hat fi ein eigenhändiges Billet des Herzogs am bie
Pirker erhalten, das den Ton unbefangener Freundfhaft anfhlägt. Cs
ift als Nahfhrift dem Schreiben eines Sekretärs vom 10. Dftober 1750
über das beabfichtigte Engagement eines Sängers, namens Riftorini, bei:
gefügt und lautet:
„Madame! Ich erwarte bie baldigfte Ankunft diejes Singers jo:
wohl als Nachricht wegen des andern aus Rom. Ich bin gefonnen, bie
opera Ezius vortragen zu laffen, nachdeme aber mit derfelben Kompoſi—
tion nicht verfehen, fo ift nötig, daß ſolche gleihbalden von einem guten
Meifter aus Italien verfcrieben wird. Die Stella kann fonımen und
wird gewiß in der opera den zweite Roll machen, ich aber verbleibe dero
guter Freund
Karl H. v. W.
Marianne Virker. 273
Offenbar geſchah es auch auf Mariannens Empfehlung, daß im
Februar 1751 der berühmte, mit fabelhaftem Stimmenumfang ausge
ftattete Tenorift Chriftoph von Hager engagiert wurde, der einft ihr Kol:
Tege in Kopenhagen gewejen war. Im Frühjahr 1753 nad Schluß der
Opernfaifon wurde Pirker nad Italien geſchickt, um neue Virtuoſen zu
gewinnen. Marianne fheint ihn eine Zeitlang begleitet zu haben; wenig:
ftens if ein Brief an fie vom 14. April 1753 nah Rom adreffiert.
Sie reifte allein nad Haufe, und Pirker beforgte noch im Hochſommer von
Benebig die Geſchäfte feines Here. Er muß au an dem Engagement
des neuen Oberkapellmeiſters Nicolo Jommelli beteiligt geweſen fein,
unter deffen genialer Leitung in den nächſten 15 Jahren die Stuttgarter
Oper ihre glanzuollften Tage erlebte. Pirker ließ auf diefer Reife nicht
weniger als 4452 Gulden aufgehen, eine Summe, die felbft dem in Kunſt⸗
dingen gewiß nicht Heinlihen Herzog „ſtark“ vorfam, und nod im Sep:
tember 1754 mußte ihn bie zuſtändige Finanzbehörde an die rüdftändige
Abrechnung erinnern.
Sechs Jahre lang fang Marianne die erften Sopranpartien in den
Opern, bie damals am mürttembergifchen Hofe zur Darftellung gelangten;
neben Grauns „Artaferfe” und Haffes „Der erfennte Cyrus“ waren es
hauptſächlich Werke Jommellis: „Ezio“, „Didone abbandonata“, „Ales-
sandro nel Indie“, „Fetonte“, „Catone in Utica“, „Pelope“, „Le
jardin enchante“, „Enea nel Lazio“, „Artaserse“. Seit 1754 war
die erft breizehnjährige Louiſe Pirker nach Vollendung ihrer Ausbildung mit
den beſcheidenen Jahresgehalt von 200° Gulden engagiert und wirkte in
zweiten Sopranrollen neben der Mutter. Sofort nad) ihrer bauernden Nieder:
laſſung in Stuttgart hatte Marianne im Juni 1750 die vierunbeinvierteljäh-
rige Viktoria aus Bologna zu ſich kommen laffen, fo daß nunmehr die ganze
Familie vereinigt war. Die Priorin der Karmeliterinnen ftellte dem
Rinde, deffen Erziehung fie 2°/ Jahre geleitet hatte, das Zeugnis aus, daß
es gefund, ohne Schaden am Leib und für fein Alter gut entwidelt fei;
„Madame Vittoria“ ſchenke ihre Aufmerkſamkeit weniger dem Unterricht
als den Handlungen ihrer Umgebung und bringe auf ſich in Anwendung,
was fie andre thun fehe.
In ganz befonders nahen Beziehungen ftand Marianne zu der Her-
zogin Friederile. Schon während ihres erften Stuttgarter Aufenthalts
hatte fie fi ja bei der Fürftin beliebt gemadt. Seitdem fie dauernd
in Stuttgart Iebte, feftigten fi die Bande der Freundſchaft zwiſchen den
beiden Frauen. Mit Verwunderung und wohl auch mit Mißgunft mochte
die Hofgeſellſchaft gewahren, wie die fonft jo zurüdhaltende und hoch—
mütige Herzogin eine Sängerin ihres Vertrauens würdigte und ihr eine
274 Krauß
bevorzugte Stellung bei ihrer hohen Perfon einräumte. Dieſes Berhält:
nis machte Mariannens Stolz und Glüd aus; es follte aber auch für fie
zur Duelle des höchften Jammers werben. Solange bie Eintracht zwiſchen
dem Herzog und der Herzogin währte, hatten die Pirkerfchen Eheleute,
die Gnade beider gleihmäßig genießend, am württembergifdhen Hof ein
leichtes umd angenehmes Leben. Sobald aber das fürftlihe Paar in
ernfthaften Gegenfat zu einander geriet, mußte bie Stellung jener ſchwie
tig werben, weil es galt, entweder entſchieden Partei zu ergreifen, was
gefährlich war, ober neutral ſich zwiſchen den zwei Friegführenden Mäd:
ten hindurchzuwinden, was außerordentliche Klugheit vorausfegte. Gine
folde befaß die warmblütige Marianne nicht oder wollte fie vielmehr gar
nicht befigen, weil fie ihr Herz übermächtig auf die Seite der Gebieterin
309. Der Fall, daf fi) das herzogliche Paar entzweite, trat um jo be
fimmter ein, je mehr Karl fi in die gefährlichen Reize fremder Weiber
verſtrickte und feiner Gemahlin durch offenfundige Untreue zu Beichwer:
den gegründeten Anlaß gab.
Dan hat auch gefabelt, daß der Herzog Mariannens Tugend nad:
geſtellt und, weil fie ihm nicht zu Willen gewefen fei, feine Ungnabe auf
fie geworfen habe. Diefe Kombination liegt ja bei Karls Temperament
nahe genug; dennoch fpricht die Wahrfcheinlichkeit durhaus dagegen. Wa:
rum follte er auch, nachdem er offenbar viele Jahre lang fie mit feiner
harmloſen Gunft beſchenkt hatte, es jegt, im Jahre 1756, plögli auf
fie abgefehen haben? In der Zwiſchenzeit hatte fie doch ſchwerlich an
Reizen zugelegt. Die Pirker ftand damals im 40. Lebensjahre. Kaum
wird alfo der Herzog, dem ſich blühende Jugend genug zur Verfügung
ftellte, der alternden Frau nadgeftellt haben. Weit größere innere Glaub
wurdigkeit trägt die Überlieferung an fi, daß Marianne der Herzogin
die Seitenfprünge ihres Gemahls hinterbracht habe und diefer feinerfeits
wiederum durch feine Getreuen von jenen Zuträgereien unterrichtet wor:
den fei. Denn naturgemäß nahmen mit der zunehmenden Trübung bes
berzoglichen Cheverhältniffes auch die Parteiungen und Intriguen am
Hoflager zu. Dem Pirkerfhen Ehepaare mochte es von Anfang an nicht
an Neidern und Feinden gefehlt haben, die nun freudig bie fhöne Ge
Tegenheit ergriffen, den Herzog gegen Marianne und ihren Gatten aufzu:
Radeln. So ließ diefer am 16. September 1756 die Pirkerihen Ehe
leute!) und mit ihnen einen andern Anhänger der Herzogin, ihren Fri
') Tie meien Biographen Mariannens fabeln, Pirker fel Konzertmeiſter in
Stuttgart geblieben, unb melben fpäter pathetifch, er habe feine {rau aus bem Kerter
geholt; die Wften erweifen unwiderleglich, daß er ihr Schidſal geteilt Hat, was übrigens
Marianne Pirker. 275
feur Georg Mattheus Reich, insgeheim verhaften. Man kann fid denken,
wie tief fi die Fürftin durch diefen Gewaltftreich, der ihr jofort befannt
wurde, in ihrem Stolze gedemütigt fühlte, und mie fie es für eine Ehrens
ſache anjah, die Gefangenen, die um ihretwillen litten, zu befreien. Es
beißt‘), fie fei, um feine Zeit zu verlieren, alsbald in bie regelmäßige
Audienz gegangen, die Karl feinen Unterthanen gewährte, und habe, ohne
fi durch den Adjutanten anmelden zu laffen, im Vorſaale gewartet, weil
gerade ein anderer Supplifant beim Herzog gemefen fei. Endlich fei
die Thüre aufgegangen, und fie habe dem über ihre Anmefenheit er
ftaunten Gemahl ihre Klagen vorgebracht, der fie nad einer heftigen
Scene ſchließlich unter falten Komplimenten in ihre Gemächer zurüd:
geführt Habe. In diefer Darftellung werben wir nichts als eine roman:
bafte Ausſchmückung zu erbliden haben. Denn ein berartiger theatra-
liſcher Schritt war einer fo ftolzen Dame, die übertrieben viel auf Eti-
fette hielt, von vornherein nicht zuzutrauen. Wohl aber hat fie ohne
Frage alle ihr zu Gebote ftehenden Mittel erſchöpft, um ben Herzog ums
zuftimmen. Vergeblich. Diefe erlittene Kränkung ließ nun dem Anſchein
nad vollends ben insgeheim längft erwogenen Entſchluß in ihr reifen,
Stuttgart für immer zu verlaffen. Sie führte ihn unverzüglich aus und
trat am 20. September 1756 — aljo vier Tage nah Mariannens Ver:
haftung — von Ludwigsburg aus, übrigens mit Wiffen ihres Gemahls,
der das Reiſegeld für fie anmies, die Fahrt nad Bayreuth an, wohin
der Herzog zur Jagd vorausgereift war. Durch diefen aktenmäßig feft-
geftelten chronologiſchen Zufammenhang widerlegt fih die Behauptung
von felbft, Marianne fei der Herzogin bei ihrer fogenannten Flucht be:
Hilflich gemefen und zur Strafe dafür ihrer Freiheit beraubt worden.
Über die Schickſale der drei Gefangenen geben die hier zum erften-
male vermwerteten Aften des K. wütttembergiſchen Staatsarchivs zuver:
Täffigen Aufihluß, und dadurch werben die meiften Angaben ber bis:
herigen Biographen Mariannens als unrichtig oder ungenau ermiefen.
Noch am Tage der Verhaftung, alfo am 16. September 1756, wurden
das Pirkerſche Ehepaar und der Frifeur Reich nad ihrem Beſtimmungs⸗
ort, der Feftung Hohentwiel, verjhidt. Der Oberftleutnant und General
abjutant Graf von Degenfeld hatte den Transport perfönlih zu leiten.
Durch herzogliche Ordre vom felben Tage erhielt der Hohentwieler Kom:
mandant, Oberft von Kommerftädt, genaue Verhaltungsmaßregeln: bie
ſchon Schubart (Ausgabe feiner gefammelten Schriften von 1839 I S. 130 Fußnote)
richtig angibt.
*) Bergl. namentlich S. Hänle, Württembergiſche Luſtſchlöſſer I S. 181 f'
(anefbotenhafte, fefundäre Quelle).
2716 Krauß
Arreftanten follten je in ein befonderes, wohlverwahrtes Zimmer ge:
bracht, nie zufammengelaffen werben ober mit einander eine Silbe reden,
wie denn aud der Zutritt zu ihnen niemand geftattet war. Ebenſo war
ihnen das Schreiben unbedingt verboten. Vor allem aber follte fein
Menſch erfahren, wer die Gefangenen eigentlich feien, und der Komman-
dant wurde beauftragt, das Geheimnis aufs firengfte zu wahren ; nidt
einmal der mit ihrer Verpflegung betraute Keller zu Hohentwiel, Expe:
ditionsrat Weiß, durfte eingeweiht werden.
Noch ehe anderthalb Monate vergangen waren, beſchloß ber Her:
30g, die drei Unglücklichen nad) einer andern Feftung feines Landes, dem
Hohenafperg, zu verpflanzen. Vielleicht gefchah der Wechſel nur darum,
meil das Geheimnis auf dem Hohentwiel doch nicht ftrenge genug ge
hütet oder ihr erſter Aufenthaltsort in Stuttgart und Ludwigsburg be:
kannt geworden war. Oberftleutnant und Generaladjutant von Pöllnig
wurde mit der nötigen Mannfchaft entfandt, um die Arreftanten an ihren
neuen Beftimmungsort abzuliefern. Mittels herzogliher Ordre vom
27. Oktober 1756 wurde ber derzeitige Kommandant vom KHohenafperg,
Dberftleutnant Damian Julius Marſchall von Biberftein, von der An:
kunft benachrichtigt. Außer den feinerzeit aud) feinem Hohentwieler Kol:
legen erteilten Infteuftionen wurben ihm noch einige weitere Vorfchriften
eingefhärft. Der Transport fam bei Naht — es war vom 28. auf
den 29. Dftober — an, um jegliches Auffehen zu vermeiden. Der
größeren Verſchwiegenheit halber follten feine Wachtpoften vor ihre Ge
fängniſſe geftellt werben. Der Kommandant wurde mit feinem Kopf da-
für verantwortlich gemacht, daß Feines entwifche.
Acht Jahre lang ſchmachteten die Pirferfhen Eheleute und Frifeur
Reich auf dem Afperg, ohne Verhör, ohne Unterfuchung, ohne Urteils:
ſpruch.
Das Geheimnis, womit Herzog Karl den Fall zu umgeben ſuchte,
beweiſt am beften, daß er ſich im Unrecht fühlte. Fürchtete er etwa, die
Herzogin werde erneute Verſuche machen, ihm feine Opfer zu entreißen,
die Intervention ihres Vaters, des Markgrafen von Brandenburg-Bay:
reuth, oder andrer Potentaten herbeiführen? Mag fein, obgleich ſich nicht
nachweiſen läßt, daß von irgend einer Seite etwas zur Rettung der Ge
fangenen gefchah. Friebrih der Große, der als Oheim ber Herzogin
Friederike am eheften dazu berufen und geneigt geweſen wäre, war da:
mals in den fiebenjährigen Krieg verwidelt und ſah überdies feinen ehe:
maligen Zögling Karl in den Reihen feiner Gegner. Jedenfalls fteht die
Geheimnistuerei des Herzogs im Falle Pirfer zu ber ftolzen Offenheit,
die er bei fonftigen Gewaltthaten zur Echau trug, in auffälligem Gegenſatz
Marianne Pirker. 277
Übrigens wurden die Gefangenen nicht ſchlecht gehalten, ſicherlich
ungleih befler als nahmals der — im Anfang feiner Einferferung
wenigſtens — mit barbarifcher Strenge behandelte Schubart. Sie hauften
in menſchenwürdigen Räumen, die der Marfebentner rein halten mußte,
hatten anftändige Betten und wurden ziemlich reich verföftigt. Täglich
erhielten fie, je am Mittag und Abend, zwei Mahlzeiten mit drei warmen
Speifen und einem Schoppen Wein. Marianne wurde fpäter auf ihren
Wunſch einer der beiden Schoppen in zwei Schalen Kaffee verwandelt.
Der Markebentner befam für dieſe Verpflegung 34 Kreuzer auf den Tag
und die Perfon, ſchließlich ſogar noch um eine Kleinigkeit mehr, für
melde Summe bei dem damaligen Gelbwert fi immerhin etwas Teiften
ließ. Auch an Beleuchtung und Heizung fehlte es ihnen, wie die Rech—
nungen ausweifen, Feineswegs. Von Zeit zu Zeit wurden fie mit neuer
Leibwäſche, Kleidungsftüden, auch Schuhen, Pantoffeln, Hauben u. drgl.
verjehen. Eine Frau wuſch und flidte ihnen die Wäſche. Ebenſowenig
entzog man ihnen bie ärztliche Fürforge. Während der Garnifonfeld-
fcheer das in jener Zeit als Univerfalmittel beliebte Aderlaſſen wie au
das Rafieren beforgte und im Bedürfnisfall Arzneien lieferte, kam alle
paar Wochen zum Beſuche ber Gefangenen von Ludwigsburg Leibmedikus
Dr. Breyer, fpäter Stadt: und Amtsmedifus Dr. Mörike, Breyers Tochter
mann und der Großvater des Dichters Eduard Mörile. Der Hohen:
afperger Stabsfeller, Erpeditionsrat Wölfflin, berechnete den Geſamtauf⸗
wand für die drei vom 29. Dftober 1756 bis 12. November 1764 ein:
ſchließlich der Koften der Entlaffung auf 7365 Gulden 551/s Kreuzer.
Auch wurde die Trennung der Gefangenen fpäter nicht fo ftrenge wie
am Anfang aufrecht erhalten; wir wiffen wenigftens, daß das Pirkeriche
Ehepaar zulegt feine Mahlzeiten gemeinfam einnehmen durfte, zu welder
Vergünftigung der Hläglihe Zuftand des unglüdlihen Weibes den Anz
laß gegeben haben modte. Die drei Afperger Kommandanten, unter
denen die Arreftanten der Reihe nad} ftanden, galten als menſchenfreund⸗
lie und dem Mitleid zugängliche Männer: der erfte, der ſchon erwähnte
Marſchall von Biberftein, verfchied am 25. Juni 1760, fein Nachfolger,
Oberſt Philipp Adam von Stößer, ging am 19. September 1763 mit
Tod ab und wurde dur) den Oberften Friedrich Chriftoph von Ketten:
burg erfegt.
Herzog Karl fümmerte fih perſönlich um alles, was bei den Ge:
heimarreftanten vorging, bis auf ihre zerriſſenen Strümpfe, verſchwärzten
Hemden und ähnliche Kleinigkeiten herab. Nicht die geringfte Neuan-
ſchaffung durfte ohne fein Vorwiſſen gemacht, nicht die unbebeutendfte
Änderung ohne feine Genehmigung vorgenommen werben. Der Kom:
278 Krauß
mandant hatte über fie regelmäßigen Rapport zu erflatten. Am 21. Ja
nuar 1757 meldete Oberftleutnant Marſchall von Biberftein: „Der Alte
und die Frauensperfon bezeugen ſich ganz tranquill, der Jüngere aber ift
ſehr beunruhigt und jammert beftändig.“ Später blieben die beiden
Männer fortgefegt gefund und, wie fi) der Kommandant ausbrüdt, „ge
lafjen“, während die Berichte über Marianne immer trauriger Tauteten.
Das furdtbare Unglüd, das fo jäh über fie hereingebrochen war, bradjte
fie um den Verftand. Anfangs mochte fie gehofft haben, es handle fi
nur um eine kurze Zeit ber Prüfung; bald aber mußte fie ſich über.
zeugen, daß ber Fürft einen unverföhnlichen Haß auf fie geworfen habe
und ihre Gebieterin zu ihrer Rettung nichts thun könne. Schon aus Be
richten des Kommandanten vom Jahre 1758 geht hervor, daß fie erfranft
und in ärztlier Behandlung war. Wieberholte Waflerfuren wurden ihr
verorbnet. Im Winter 1759/60 erreichte ihre Geiftesftörung offenbar den
Höhepunkt und entlud fi} in Tobfuchtsanfällen. Die Afperger Rechnungen
aus jener Zeit fprechen wiederholt von „quasi in der Raferei“ zerbrochenen
Waſſerflaſchen, zerriffenen Servietten und ähnlihen Symptomen. Da:
mals wird es auch gemwefen fein, daß die Künftlerin ihre Stimme ein-
büßte. Eine durchaus glaubwürbige Überlieferung befagt, fie habe in
ihrem Sammer fo gefrieen, daß eine Stimmbredhung eingetreten und
ihr herrlicher Sopran in den Baß beruntergegangen fei.
Schließlich ſcheint fi die Macht der Krankheit gebrochen zu haben
und die Armfte lebte fortan in ftillem Irrſinn weiter. So traf fie der
Dichter Johann Ludwig Huber, jener haraktervolle württembergiſche Be:
amte, ber im Jahre 1764 die Kühnheit, womit er ſich den ungefeglichen
Steuerplänen Herzog Karls widerſetzte, mit einer halbjährigen Feſtungs
haft auf dem Afperg büßen mußte. In einem Gedichte), worin er feine
Mitgefangenen fhildert, heißt es von Marianne:
„Doch wer beſchreibt ber Marianne Kummer,
Der ipt erwacht?
Co wedt erſchredlich von bem leichten Schlummer
Der Traum ber Nacht.
In ſtillem Weh ſchleicht fie mit leiſen Schritten
Im Kerker um.
‚Wil niemand‘, feufzt fie, ‚niemanb für mich bitten *
Dann feht fie Rumm.
Der Kerferfnecht, erweicht, tritt in bie Thüren
Und tröftet fie.
*) „Etwas von meinem Lebenslauf und etwas von meiner Mufe auf ber Befl:
ung“ (Stuttgart 1798) ©. 186 f. Die Möglichteit, ber Huber In einer Fußnote Spiele
raum laßt, daß Marianne ſich nur raſend gefellt Habe, iR natürlich abzuweiſen
Übrigens hegte auch Herzog Karl diefen Verdacht.
Marianne Pirfer. 279
„Helft!“ ruft fie kraftlos und fält, ihn zu rühren,
Auf ihre Knie.
Iut weint fie: doch ihr Schmerz wirb nicht gelinber,
Er Häufet fi.
Dann ruft fie laut: ‚Ad, Kinder, meine Kinder!
Helft! rettet mich!
Oft hat ihr Lieb das Mitleid Herbefohlen),
Das nichts genügt:
‚gab mid, 0 güt’ger Himmel, Atem holen!“ —
Wen rührt fie igt?“
Marianne begann die endlos langen Stunden durch eine finnreiche
Beihäftigung zu töten. Aus Halmen, die fie aus dem Strohfad ihrer
Zagerftätte zog und mit ihren eigenen Haaren zufammenband, fertigte fie
Blumen, und allmählich erreichte fie in biefer Spielerei eine jo hohe
Fertigkeit, daß fie die verſchiedenſten Arten von Blumen nachzubilden und
zu ganzen Sträußen zufammenzuftellen verftand. Der Kommandant, heißt
es, habe ihr zur Erleichterung der Arbeit heimlich Faden und Draht zu
geftedt. Diefe Heinen Kunftwerke, die fie in großer Zahl bereitete, ver
breiteten ſich weithin und Ienkten die allgemeine Aufmerkſamkeit wieder
auf ihre im Elend ſchmachtende Verfertigerin. Sie fol der Kaiferin
Maria Therefia ein foldes Strohblumenbouquet überjchict haben, von
ber fie dafür mit einer goldenen Medaille beehrt worden fei; auch Katha—
tina II. von Rußland fei eines in die Hände gefpielt worden. Don
innigem Mitleid mit dem Geſchicke Mariannens erfüllt, Habe Maria The
reſia — fo fährt die Überlieferung fort — fi) bei Herzog Karl zu
ihren Gunften verwendet. Und der hohen Fürſprecherin habe fie ihre
endlihe Erlöfung zu danken gehabt. An und für fi ift diefe Angabe
durchaus nicht unglaubwürdig; ift doch auch Schubart durch ähnliche In—
tervention eines auswärtigen Potentaten ſchließlich in Freiheit gelegt
worben. Auch mag der Herzog bei feinen intimen Beziehungen zum
öſterreichiſchen Hofe die Gelegenheit, fih der Kaiſerin gefällig zu erweifen,
gerne wahrgenommen haben. Irgendwelche authentifhe Dokumente,
welde biefen Gang der Dinge beftätigen, haben fi allerdings nicht er
halten.
Dagegen find wir in der Lage, die Vorgänge der Entlafjung ſelbſt
wiederum auf Grund der Akten des K. württembergifchen Staatsardhivs
darzuftellen. In der Frühe des 10. November 1764 fand ſich der Ges
) Anmerkung Hubers:
Lasciami, o Ciel pietoso,
Lasciami respirar!
Eines von ihren ſchmelzendſten Liebern,
280 arauß
heime Kabinettsſekretär Philipp Friedrich Schmidlin im herzoglichen Auf:
trage auf dem Hohenaſperg ein und überbrachte dem damaligen Rom:
mandanten, Oberſten von Kettenburg, eine Ordre, die Karls Entſchluß
kundgab, die drei Geheimarreſtanten auf freien Fuß zu ſetzen, falls fie
ſich zu folgendem eiblich verpflichten würden: fi} wegen bes ausgeftanbenen
Arreftes weber durch fi) noch durch andere an irgend jemand zu rächen,
über die Urſachen des Arreftes ewiges Stillſchweigen zu beobachten, bie
herzoglihen Lande unverzüglich zu verlaffen und zeitlebens nicht mehr zu
betreten, fi unter Feinerlei Vorwand an dem Aufenthaltsorte der Frau
Herzogin fehen zu laffen ober mit ihr zu Forrefpondieren‘). Der Oberft
folle die drei einzeln über diefe Punkte vernehmen, ihnen, falls fie Dazu
erbötig feien, in Anmefenheit des Kellers Wölfflin den körperlichen Eid
abnehmen und fie dann unter Vorſchreibung einer Marſchroute entlaffen.
Kettenburg und Wölfflin wurden verpflichtet, ſowohl dies als überhaupt
alles, was die drei Gefangenen angehe, bis in den Tod zu verjchweigen.
Als der Oberft den Pirkerſchen Eheleuten an jenem 10. November Bor:
mittags 10 Uhr die Eröffnung machte, zeigten fie fih — nad Schmid:
lins Bericht an den Herzog — über ihre bevorftehende Befreiumg ver:
gnügt und der Mann insbefondere benahm ſich fehr vernünftig Er
redete feiner "Frau zu, die unter dem Vorwand, noch nie einen Eid ge-
ſchworen zu haben, ſich nicht dazu bequemen wollte und „fi babei her:
ausließ“, daß fie Keine Übelthäterin und fih nicht bewußt fei, den Her:
30g beleidigt zu haben. Zuletzt legten beide miteinander ben verlangten
feierlihen Schwur ab. Sie trugen den Wunfe vor, vor der Ahreife noch
die Ihrigen ſprechen zu dürfen, was mit dem Trofte, daß es ja außer
Landes geſchehen Fönne, abgelehnt wurde. Der Frifeur Reich, den die
Herren „ziemlich niedergefehlagen und fehr fubmiß“ vorfanden, machte
feinerlei Schwierigfeiten. Über die ganze Handlung ward ein Protofol
aufgenommen, worin ausbrüdlich zu leſen ftand, daß die drei dem Her:
30g für ale Gnaden danfen und Gott anflehen, ihn viele und lange
Sabre bei höchſtem Wohlergehen erhalten zu wollen. Mit diefem erpreßten
Scheine war ja nunmehr alles in ſchönſte Ordnung gebracht und der
häßliche Handel aus der Welt geſchafft! Der ehrliche Oberft von Ketten:
burg konnte ſich aber doch nicht enthalten, feinem Rapporte anzufügen,
die Frauensperfon habe dann und wann freilich etwas verwirrt ge
ſprochen.
Der Herzog knauſerte bei dieſer Gelegenheit nicht. Er ließ die
Gefangenen auf ſeine Koſten mit anſtändiger Garderobe ausrüſten, die
N Dies IR der einzige aftenmäßige Beweis für bie Verquidung der Angelegen:
heiten ber brei Geheimarreftanten mit benen ber Herzogin Friederike.
Marianne Pirker. 231
Männer mit ſchwarzledernen Hofen, Schnallenſchuhen, Hüten mit Knöpfen
und feidenen Schnüren, Degen famt Kuppeln und Schnallen, die Frau
mit Haube, Spigenüberwurf und andrem. Er zahlte die Reife und über:
dies an jedes ein Zehrgeld von 50 Gulden bar. Die Abfahrt verzögerte
ſich um einen Tag, weil Frifeur Reich einen unglücklichen Fall that, fo
daß ihm zur Ader gelaffen werden mußte. Am 12. November vormit⸗
tags zwifchen 8 und 9 Uhr wurde bie Reife angetreten. In einer Poſt⸗
kutſche ging es über Befigheim nad der Reichsſtadt Heilbronn; das war
der nächſte Weg zur Grenze, wie der Herzog vorgeſchrieben hatte. Die
Gefangenen, berichtete Keller Wölfflin an Geheimfekretär Schmiblin,
wären lieber nach Pforzheim gereift, von wo fie dem in der Nähe befind-
lichen Herzog gerne ihre Aufwartung gemacht hätten. Diefen entwür:
digenden Gedanken hatten wohl nur die Männer: der gebrochene und ger
alterte Pirker und Reid, offenbar eine Lafaienjeele; die kranke Marianne
kannte feinen eigenen Willen mehr.
In Heilbronn hatte das Pirkerfche Ehepaar eine Zufammenkunft
mit den Kindern. Die Eltern lebten nicht mehr. Mariannens Mutter
hatte am 22. Februar 1758 im Alter von 62 Jahren, der Stiefvater
Eber am 27. Auguft 1764 das Zeitliche gejegnet; neun Monate nad
dem Tobe feiner Frau hatte er nochmals geheiratet. Weld ein Wieber-
fehen nad) mehr als achtjähriger Trennung! Die Gemwißheit, daß es den
Töchtern inzwilhen gut ergangen war, mochte Mariannens Kummer
einigermaßen lindern. Am 18. Dezember 1756 hatte Kammerſekretär
Eber eine Eingabe an den Herzog gemacht, worin er um Ausbezahlung
des Bejoldungsrüdftandes ber Pirkerſchen Eheleute im Betrage von
230 Gulden 32 Kreuzer zur „Ronfolation und äußerften Bebürfnuß ber
durch ihre Eltern verunglüdten Pirkerifhen drei Kinder“ bat. Dem Ge
ſuche wurde willfahren. Herzog Karl, zu beffen Ehre es gefagt fein muß,
daß er in dieſem Falle, wie auch in den befannteren Fällen Schubarts
und Schillers, feinen Zorn nicht auf die Familien der von ihm erfolg:
ten ausgedehnt Hat, beließ auch Luife in ihrer Stellung als Kammer:
virtuofin?). Rofalie vermählte fi act Monate nach der Einkerkerung
ihrer Eltern mit dem Hof: und Kanzleibuchdruder Chriſtoph Friedrich
Cotta. Die Ehe wurde am 28. April 1757 in der Stuttgarter Stifts-
kirche geſchloſſen. Wie trübfelig die Hochzeit unter den obwaltenden Ume
ftänden verlaufen mochte, war für Roſalie die Heirat mit dem angefehenen
und vermöglihen Manne, der das Mädchen nur aus reiner Neigung
%) Sie behielt jedoch biefe Stellung nur noch einige Jahre bei. Was fpäter aus
ihr geworben ift, bat ſich nicht ermitteln laſſen.
2 Krauf
bheimgeführt haben Tann, ein großes Glüd. Sie ſchenkte ihrem Gatten
nit weniger als fünfzehn Kinder, darunter Johann Friedrid, der ala
Deutſchlands genialfter Buchhändler den Namen Cotta berühmt machen
und bie freiherrlihe Familie Cotta von Cottendorf begründen follte?).
Rofalie Cotta ftarb im 74. Jahre am 1. Mai 1812. Viktoria Pirfer
fand am 6. Februar 1771 in der Perfon des Stuttgarter Bürgers und
Cifeleurs Zacharias Färber einen Ehegatten.
Marianne und Pirfer blieben zunächſt in Heilbronn. Von hier aus
richtete Tepterer am 29. November 1764 zugleich im Namen feiner Frau ein
Schreiben an den Herzog, worin er für bie zurüderftattete Freiheit und die
Reifeausrüftung dankte und unter Berufung auf fein Hohes Alter und die
„verwirrte Vernunft feiner Ehefonfortin“ um eine Penfion bat. Der Fri:
feur Reich that denſelben Schritt. Die Gefuhe wurden an den Geheim-
ſekretär Schmiblin gefandt, der nad einigen Tagen den Beſcheid erteilte,
Sereniffimus habe bie Bittjehriften gar nicht angenommen.
Für die unglüdlige Marianne eröffnete fi bald eine Zufluchte-
ftätte bei ebeln Freunden. Auf dem nahe bei Heilbronn gelegenen, dem
ſchwäbiſchen Ritterfanton Kraichgau zugehörigen reihsunmittelbaren Gute
Eſchenau hauften damals der brandenburgiſch-ansbachiſche Kriegsrat Georg
Friedrich Freiherr von Killinger und feine Gattin Anna Elifabeth Erne:
fine, geborene von Mud, die ſchon vom Stuttgarter Hof her mit der
Künftlerin eng befreundet waren. Sie Iuden fie num nad Eſchenau,
und in diefem flillen Erdenwinkel, von anmutiger Natur umgeben, von
feiner Sorge mehr bedrückt und von der Hand der Liebe treu gepflegt,
genas die Dulderin allmählich und gelangte wieder in ben Befig ihrer
Verftandeskräfte. Nur daß noch die Rüderinnerung an das überftandene
Elend, wie Schubart in feiner Autobiographie höchſt glaubwürdig erzählt,
lebenslänglih einer düftern Wolfe gleih auf ihrer Seele Ing. Am
3. Juni 1766 ftarb Herr von Killinger und feine Witwe fcheint darauf
nah Heilbronn gezogen zu fein. Dies war offenbar der Grund, mes
halb auch die völlig geheilte Marianne nad) der Reichsſtadt überfiedelte,
wo ihr Gatte in der Zwiſchenzeit geblieben fein muß. Die beiden frifteten
bier, vermutlich von Angehörigen und Gönnern unterftügt, durch Mufit:
unterricht ihr Leben. Mariannens Heilbronner Wirkfamkeit hat der ſchon
wiederholt erwähnte Schubart al Augenzeuge beurteilt. Im Mai 1773
jeiner Stelle als Mufikdireftor und Organift in Ludwigsburg entfegt und
aus dieſer Stadt ausgewiefen, wandte er ſich zunächft nach Heilbrom.
4) Leider iſt eine Anfrage bei Rofallens Nachkommen nad etwaigem Quellen
material über Marianne Pirker erfolglos geblieben.
Marianne Pirker. 283
„Die Heilbronniſchen Privatkonzerte,“ berichtet er), „fand ich über mein
Erwarten gut eingerichtet, mit einem reihen Vorrate von guten Muſi—
Talien verfehen und größtenteils gut bejegt, teild mit Stadtmufifanten,
teils mit Liebhabern. Pirker und feine Frau, die ehemals jo berühmte
Marianne, hatten größtenteils bie Ehre diefer guten Einrichtung. Die
großen Erfahrungen und der richtige Verſtand Pirkers machten ihn zu
einem ber treffendften und lehrreichſten muſikaliſchen Kunſtrichter. Man
konnte nicht grünblicher über das Steigen und Fallen, die Ebbe und Flut
des muflfaliihen Geiämads in ganz Europa urteilen, als es dieſer Mann
— verfteht fi, aus den Zeiten feiner Thätigfeit — that, da er bie vor-
nehmften Pläge in Europa bereifte. Seine Frau war zwar fhon lebendig
tot für den ſchönen Sang, aber doch noch etwas mehr als eine ausge:
flopfte Nachtigall. Da fie eine gründliche Sängerin war, fo leiftete fie
noch wichtige Dienfte beim Unterrichte.“ Als damals Schubart mit
Pirkers in Heilbronn zufammentraf, ahnte er nicht, daß er nad) 3"/z Jah:
ren von bemjelben 208 ereilt werben und, gleichfalls ein Opfer von Her:
308 Karls Rachſucht, auf demfelben „Jammerberge” in Ketten [machten
ſollte.
Marianne erlebte noch das herbe Leid, daß ihre Freundin, Frau
von Killinger, ihr duch den Tod entriſſen ward. Dieſe ſtarb in Heil⸗
bronn am 14. Auguft 1780 und wurde auf dem Familiengut Eſchenau
beigefegt. Marianne felbft verbrachte ihre legten Lebenstage wieder in
Eſchenau, wo fie am 10. November 1782 im Alter von 65 Jahren und
10 Monaten einem Gallenfieber erlag. „Sie wurde unter einer anfehn-
lichen Begleitung zum Grabe gebracht und darauf eine Einfegnungsrede
in ber Kirche gehalten,“ meldet das Eſchenauer Totenregifter. Die Leichen:
rede hielt ihr der damalige Dorfpfarrer Ludwig Heinrih Kalb. Ihr
Gatte folgte ihr, wie das Heilbronner Sterbebud) ausweift, am 1. Fe:
bruar 1786 im Tode nad; er war 85 Jahre, 10 Monate, 4 Tage alt
geworben. Man beerbigte ihn auf dem Friedhofe der Stabt Heilbronn.
*) Gef. Schriften von 1839 16. 129 f. (Schubart hat die falſche Namensform
Pirkner.)
Pie Änderung der Kloſterverfaſſung unter
Kerzog Tudwig.
Bon Dr. H. Hermelink.
Eine der wichtigſten Entſcheidungen für die Neformationsfürften
war die über das Kloftergut. Bei den übrigen Kirhengütern, den Pfrün-
den, Kirchenfabriken, Almofenftiftungen und ähnlidem lag es je ohne
weiteres nahe, fie für die neue Kirche, ihre unmittelbaren Bebürfnifle
und ihre mohlthätigen Zwecke zu verwenden. Speziell aber bei den
Klöftern war das anders. Es war ſchwer, ihre Einrihtung dem neuen
Kircheninſtitut direkt dienftbar zu machen. Andrerjeits ftanden die größeren
Klöfter mehr oder weniger unabhängig dem Kaifer und Reich gegenüber
da und waren nur lofe dur die „Schirmvogtei” mit dem übrigen Ter-
ritorium, dem fie angehörten, verfnüpft. Hier bot die Reformation den
erwünfchten Anlaß, durd die Säfularifation eine langwierige Entwicklungs⸗
reihe raſch zu vollenden, während welcher die Fürften beftrebt waren, die
ihrer Schirmhoheit unterftelten Klöfter dem Landesorganismus allmäh:
lich einzugliedern. Ferner ift nicht zu vergeffen, daß eine aus wirt
ſchaftlichen Interefien entipringende Animofität überall da entfteht, wo
zuviel nußbares Landesvermögen bei der toten Hand fi) vereinigt hat.
So war es denn nicht zum mindeften das bedeutende Vermögen der
Klöfter, welches einen Anziehungspunft bildete für Fürften, Landſchaft
und Abelsfamilien des Territoriums. Den Fürften, für melde bei den
erhöhten Koften des Hofhalts, der Kriegführung und der zentralifierten
Verwaltung und ber neuen Aufgaben bes Staats das Kammergut längft
überall nicht mehr ausreichte, mußte zur Dedung der Schuldenlaft jeder:
lei Art von Einkünften willommen fein. Dagegen waren die Landſtände
in den wenigften Fällen gefonnen zu einer Zeit, da ihr Steuerbe
milligungsredit mehr denn je in Anfpruch genommen wurde, jenen die
Beute ungeteilt zu überlafjen. Um fo weniger, als ja meift die Prälaten
und Vorfteher der in Frage ftehenden Klöfter bisher in den Reihen der
Landſchaft faßen. Und endlich der Adel berief fi auf feine Ahnen,
welche eben jene Klöfter geftiftet und mit Gütern begabt hatten, ſowie
Die Änderung der Kloſterverfaſſung unter Herzog Ludwig. 285
auf die Heinen Sonderrechte, die ihm über die Dauer der Zeiten da und
dort noch geblieben waren.
Nur in den felteneren Fällen haben bei diefen Intereſſengegenſätzen
die beiden legteren Machtfaktoren einen direkten Vorteil bavongetragen.
So mußten 3. B. in Medlenburg‘) bei der Säkularifation der 38 Klöfter
3 einträglihe Stifte zur Abfindung an die Landftände abgetreten
werben. Anderwärts, wie in Heflen und Brandenburg: Nürnberg, auch im
Schwarzburgiſchen wurde wenigftens bie Landſchaft um ihre Einwilligung
gebeten und ihr eventuell ein gewiſſes Einfihtsrecht in die Verwendung
und Verrehnung der Güter zugeftanden?). Die vorher ober nachträglich
befragten Stände begünftigten dann ftets bie Einziehung der kirchlichen
- Gefälle zu Raatlihen Zweden, denn eine Erleichterung ber Iandesherrlihen
Kaffe bedeutete für fie zugleich eine Verminderung der eigenen Steuerlaft.
Auch der Adel hat es in einzelnen Territorien verftanden, die Über:
laſſung von kirchlichen Einfommensteilen oder ganzen Klöftern zu eigenem
Gebrauch durchzufegen. So im erneftinifhen Sachſen, ehe die vom Kur-
fürften eingefegte Bifitation ſich der ſich felbft auflöfenden Klöfter und
ihrer Güter annahm oder in Heffen?), wo der Ritterfchaft das Einkommen
zweier Klöfter zur Abfindung zugemwiefen werden mußte. Hier wie ander:
wärts erinnern heute noch einzelne Stiftungen für adelige Fräulein und
Junker an die Thatfahe der ehemaligen Zufriedenftellung von nächſt⸗
berechtigten Stifterfamilien. Doch meift fam der Proteft ver Ritterfchaft
zu fpät und führte zu heftigen, aber unwirkjamen Kämpfen mit dem
fäkularifationseifrigen Landesheren, wie dies in Pommern und im alber-
tinifhen Sachſen fich ereignet hat.
Den Hauptvorteil von der Religionsänderung hatten faft überall in
finanzieller. wie verwaltungsrechtlicher Hinfiht die Landesherren ober,
was damit identiſch war, deren Staatsweſen. Sei es nun, baß bie
I Belege fiehe in Mürtt. Jahrb. 1903 S. 84 Noten. Vergeſſen wurde dort
von mir €. 9. 9. Burfharbt, Geld. d. ſächſ. Kirchen· und Schulvifitationen
(1879) S. 105 ff. Außerdem If das erneſtiniſche und albertiniſche Sachſen verwechſelt.
Gine umfaffende Litteraturgufammenftellung ſ. neuerbinge K. Müller, K.Geſch.
2 1179 f.
?) Zu unterſcheiden bavon fit das von ben Theologen geforderte Auffichtsredt
ser Ianbflänbif—hen „oeconomi“ über die ausſchließlich Firglihe Verwendung ber
Kicchengüter. (Bgl. das Gutachten Melanchthons von 1540 in Phil. Melanchthonis
epistolae ed, Hr. ©. Binbjeil (1874) ©. 144. In gewiſſer Hinſicht iſt das
1565 in Wirtemberg durchgeführt worden. Aud in Sachfen hatten 4 Verordnete ber
Landſchaft ben Auftrag, die Verwaltung ber Fürſtenſchulen zu prüfen.
*) Über Heffen vgl. noh F. W. Haffenfamp, Heſſiſche K. Geſch. im Zeit:
alter ber Ref. 1 (1852) ©. 117 ff., und Chriſtoph Rommel, Gef. von Heſſen 3
(1827) 1. Abt. ©. 849 ff. und Anm. ©. 275 ff.
Wörtt. Bierteljahräp. f. Sanbeögeig. R. 3. XII 19
286 Hermelint
Fürften aus idealen Motiven unter dem Einfluß ihrer Theologen '), ober
gedrängt von Adel und Landſtänden die Höfterliden Güter mehr zu kul⸗
turellen Bebürfniffen, zu Schulen und Armenanftalten verwenden, fei es,
daß die politifchen oder vielmehr gemäß den Gegenfägen jener Tage bie
Kirchenpolitifcden Bwede mehr in Vorbergrund treten, oder fei es endlich,
daß auch einige Gelder und noch mehr Naturalerträge in den Privatfedel
und die Hoflaffe der Landesherrichaft fließen. Alles dies macht ſachlich
keinen erheblichen Unterſchied.
Dagegen weſentlich iſt, daß in allen Territorien die ehemals mit
beſonderen niedergerichtlichen und anderen Herrlichkeiten ausgeftatteten
Stifts- und Kloſterparzellen nunmehr eingegliedert werden in den ſtaat⸗
lichen Vermaltungsorganismus. „Die Klöfter find zu Amtern gemacht,
wie es die medfenburgiihen Landftände ihrem Gerzog gegenüber aus
drüden. Ober in der Sprade eines 3. I. Mofers: Die Territorial:
herren find durch die Reformation Nachfolger der Abte in Poffeifion der
Regalia bassae jurisdietionis. on der Herrſchaft eingejegte Beamte
beforgen die Verwaltung in den Höfterlichen Bezirken. Teilmeife haben
diefe von num an Feine Vertretung im Landtag oder fann, wie in Lüne
burg, der Herzog die Stimmen ber Prälaten in eigener Perſon ver
einigen.
Die Folge der Zentralifation war zugleich eine Vereinfachung und
Verbefferung der Verwaltung in den Klöftern. Durch Gefällvertaufd-
ungen mit den benachbarten Ämtern, durch Verpachtungen, Verkäufe,
Rapitalanlagen, durch Syftemveränderungen u. a. ſuchte man ben weit:
verzweigten und meift etwas rüchſchrittlichen Wirtſchaftsbetrieb der Klöfter
einheitliher und ertragsfähiger zu geftalten. Die Bwedmäßigfeit diefer
Verſuche ſcheint in Frage geftellt dur) den uns häufig in den Rechnumgen
nad) der Säfularifation begegnenden thatſächlichen Minderertrag der Klöſter.
Mein man darf nicht außer acht laffen, daß bei der Abgabe der entfernt
liegenden Kloftergefälle an die nächſten Amter die Klöfter ſtets der ver-
lierende Teil waren. Cine vollftändige Refompenfation war nicht nötig,
da Kloſter und Amt nunmehr einem und demfelben Befiter gehörten ?).
Der weſentliche Vorteil, welchen der Staat von ber neuen Drb:
%) Über die Stellung der Theologen zu ben vorfiegenden Fragen vgl. bie von
mir mitgeteilten „Bivel Attenftüde über Behandlung der Kirchengüter in Blätter f. wärtt.
K. Geſch. 1908.
N) Esfoll aber durchaus nicht aufrecht erhalten werben, daß bie vielen Verfuche.
die in beutſchen Landen in ber 2, Hälfte bes 16. Jahrhunders mit Anderung des
wirtſchaftlichen Betriebs angeſtellt wurden, ohne weiteres fofort zur Kräftigung bes
Domantalvermögens beigetragen haben.
Die Anderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 287
nung ber Dinge hatte, Liegt alſo zweifellos auf verwaltungsrechtlichem
Gebiet, nicht fo direft auf dem finanziellen. Jedenfalls ift eine Ausbeu⸗
tung der Klöfter in landesherrlichem Intereffe keineswegs die Regel. Die
Staatsfafje übernahm überall mit den Hlöfterlihen Gefällen zugleich eine
Neihe neuer Ausgaben kirchlicher und gemeinnügiger Art. In jeder Rech-
nung aus biefer Zeit von fäfularifierten Klöftern oder benachbarten herr:
ſchaftlichen Amtern finden wir ſolche). Direkt notwendig war das klö—
fterlihe Einkommen zur Neubotierung und ökonomiſchen Sicherftellung
der bisher inforporierten Pfarreien. Sonft ift es aber troß ber gegen:
teiligen Gutachten von Theologen fehr felten, daß mittels bes Klofter-
guts einzelnen bebürftigen Pfründen und Kirchen aufgeholfen wird. Zur
Ausftattung von Konfiftorialpfründen genehmigen hin und wieder Die Landes:
fürften die Verwendung von Kloftergut?). Doch kommt es auch vor, daß
die Inhaber vorher beftehender Pfarreien mit Eonfiftorialer Befugnis ver:
fehen worden. Die weitaus häufigfte Verwendung aber von Hlöfterlichen
Gütern 'iſt die zu Stipendien für Studierende und zu Schulen. Beide
Zwecke hängen ja in gewiffem Sinne mit einander zufammen. Der erftere
mag daher feinen Anfang genommen haben, daß vielfach bei der Auf-
Töfung der Klöfter die jüngeren Drdensmitglieder als Lehrer oder Ler-
nende mit Zeibgedingen verjehen auf die hohen Schulen geſchickt wurden.
Die Umwandlung ber Klöfter in Schulen geht auf eine Anregung Luthers
zurüd, der hierin ihre urfprüngliche Beftimmung erblidt. „Was fein Stift
und Klofter anders geweſen, denn riftlihe Schulen, darinnen man lehrt
Schrift und Zucht nach Hriftlicher Weife und Leut auferzogen zu regieren
und predigen?“ So ruft er in der Schrift an den hriftlichen Adel aus).
In allen proteftantiihen Landen find demgemäß fehr viele Klöfter in
3) Hiebei iſt vor einem methodiſchen Jertum zu warnen, als ob alle kirchlichen
Ausgaben, welde wir nad ber Sifularifation in weltlihen Amtsrehnungen finden,
auf das Konto der moralifhen Verpflichtung des Staats ber Kirche gegenüber zu jegen
wären (worein aud z. B. ©. Einide in Zeitſcht. d. Vereins f. thüring. Geſch. N.F.
13 (1908) S. 307 fi. verfallen zu fein ſcheini) Vielmehr war der Staat in vielen
Fällen ſchon vor ber Meformation zu Zinsnaben und anderen Leiftungen an einzelne
Pfarren und Kirchen verpflichtet.
) Hiefür, ſowie für bie Armen müffen vielmehr bie kirchlichen und Fommunalen
Lokalkaſſen auffommen, bie gemeinen Käften, beren Vermögen durch bie gegenflandslos
gewordenen Stiftungen für Altar und Meffe, für Wache, Ol u. a. gebildet bezw. vers
ſtarkt worden war.
) Gemäß dem von Jonas abgefahten Bebenfen von 1538 (f. Zeitſcht. f. deutſches
Recht und deutſche Rechtewifienihaft 4 (1840) S. 79) im erneſtiniſchen Sachſen, in
Schwarzburg und in Medienburg (H. Böhlau, Fisfus S. 69 N. 200).
9) Weimarer Ausg. 6, 439. Luther iſt aber „keineswegs ber Meinung, als ob
alle Klöfter in Schulen verwandelt werden ſollten“. Nach ber Schrift am ben Abel mag
288 Hermelint
Unterritsanftalten verwandelt worden‘), in beutfhe Schulen und ix
gelehrte Alumnate, zur Vorbereitung der jungen Theologen und Räte
auf die Univerfität und zur Dotierung bezw. Unterflügung ganzer Hoch
ſchulen wie in Marburg und Helmftädt, in Roftod und anderwärts.
Doch außer diefen gemeinnügigen Ausgaben blieben der Lanbesherr-
ſchaft für ihre perſönlichen Zwede noch Überſchüſſe genug aus dem fäkulari-
fierten Vermögen. Vieles wurbe zur Tilgung der Landesſchulden verwendet,
namentlih im fränfifhen Brandenburg?), aber auch font in Lüneburg
und in Medlenburg, im Schwarzburgifhen und in Wirtemberg unter Ser:
308 Ulrich. Regelmäßig ift von nun an eine flärfere Belegung der
Klofterämter in den Iandiaftlien Anlagen. Und endlich darf nicht das
überfehen werben, was jährlich unter der Hand aus den Klöftern an bie
Landesherrſchaft geliefert wurde, an Wertgegenfländen und an Naturalien.
In vielen Klöftern war der jährliche Gelvertrag ein geringer, um jo mehr
fallen die großen Naturallieferungen ins Gewicht. Haber für den here
ſchaftlichen Marſtall, Fiſche und Geflügel für die Hofküche find Häufig
wieberfehrende Poften in den bezüglihen Ausgaberechnungen.
Während alfo die Kirchgüter und Pfarreipfründen vielfach in Lokaler
Einzelverwaltung belaffen wurden, find die Klöfter in den proteſtantiſchen
Landen fäfularifiert worden. Und zwar in der Weife, daß zugleich der
Staatskaſſe die Verpflichtung auferlegt wurde, eine Reihe neuer Ausgaben
für Kirche und Schule zu übernehmen. „Das fäfularifierte Gut wird
„Kammergut“, d. h. es tritt in das Nechtsverhältnis des bomanialen
Stammguts ein und von dem fo vermehrten Domanium find die Laften
des geiftlichen Regiments ebenfo wie die des weltlichen principaliter zu
beftreiten®)*. Dabei find nun verfchiedene Formen denkbar und auch that:
ſächlich in die Wirklichkeit getreten. Entweder übernimmt der Staat gar;
ins Allgemeine die Sorge für kirchliche und fulturelle Bedürfniſſe, eben
deswegen, weil die für dieſe Zwecke bisher flüffigen Mittel nunmehr in
man bie „Bettelftöfter* jo vermindern und zufammenlegen, daß nur wenige, aber lebens ·
fühige Inſtitute daraus entftehen. Nur bei ben „Felbflöftern* if von ber Berwertung
für Schulen die Rede. Nach ber Lelsninger Kaſtenordnung (1528) W. A 12, 12.15
fol man bie Feldklöſter eingehen laſſen und bie Bettelflöfter in ben Stäbten als
Schulen verwenden.
*) Bol. Febr. Baulfen, Geſch. b. gelehrten Unterrichts 2, Aufl. 1, 290-317.
3) Daß der feit der Gefhlchtödarftellung bes Ritters K. H. Lang (1801) übel
verichrieene Markgraf Georg von Brandenburg feineswegs nur um ber Kloftergüter
willen, wie man behauptet, fonbern aus innerer Überzeugung bie Reformatien m
ſeinem Lande einführte, hat neuerbings H. Schornbaum an ber Hand newebierter
Briefe nachgewieſen. ©. Beiträge zur bayr. K. Geſch. 1908, 82 ff.
*) H. Böhlau a. a. DO. ©, 69,
Die Änderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 289
Teiner Hand find. ber es werben beftimmte Teile des Flöfterlihen
Vermögens dieſem oder jenem Zweck zugemwiefen, d. h. alſo aus bem
Täkularifierten Gut eine neue unter ftaatliher Verwaltung ftehende Stif⸗
tung ausgefchieven. Im erfteren Fall können die kirchlichen Laften je
nad äußeren Umftänden auf die einzelnen Kellereien des Landes verteilt
fein oder aber kann es vorkommen, daß die aus einem Klofter neu ent-
fandenen fürftliden Kameralämter aud die Träger ſämtlicher kirchlichen
und Bulturellen Verpflichtungen des Landes werden. Zur Illuſtrierung
des Tegteren Verhältniffes dient die fehr intereffante „Übermeifung der
Geiſtlichen, welche fonft aus der Renterei und Schöfferei [der Schwarz
burgifchen Oberherrſchaft] bezahlt worden, an die beiden Klöfter zu Arn:
ftadt und Ilmen a. 1550°)*. Hieher gehören auch die befonderen „Schul-
ämter“, welche in Sachſen zur Unterhaltung der Fürftenfhulen aus
ehemaligen Klofterbezirfen eingerichtet mwurben*). Doch kann man bei
ihnen im Zweifel fein, ob man fie nicht als unter Staatsverwaltung
ftehende „Stiftungen“ zu darakterifieren hat. Zu biefen gehören jeben-
fals die aus dem Säkularifationsgut ausgefchiedenen Jungfrauenklöfter
und Fräuleinftifte, ebenfo die dem NKloftergut entnommenen Univerfitäts-
und Konfiftorialpfründen. Die größte ftaatlihe Stiftung aus ſäkulari—
fiertem Kirchengut ift der hannoverſche Klofterfonds?).
AU diefen verfiebenartigen Verhältniffen ift der eine weſentliche
Punkt gemeinfam, daß der Staat, welcher für Kirche und Schule gewiſſe
Bermögensteile ausfegt, ſtets die öfonomifhe Regelung der Dinge in
*) Mitgeteilt in dem auch fonft fehr banfenswerten Auffap von G. Einide,
Über bie Berwenbung ber Kioftergüter im Schwatzburgiſchen zur Zeit der Reformation
in Zeitſcht. d. Ber. f. Tpüring. Geld. R. F. 18 (1903) &. 204 fi.
) In Meißen z. B. war ein Profurator oder „Schulverwalter” über den eher
maligen Kloſterbezirk gefeht, welcher bie gefamte Bermögensverwaltung au beforgen
Hatte, bie Gerichtsbarkeit in ben „Schulborfihaften" ausübte und neben ber äfo-
nomiſchen Unterhaltung der Schule auch andere auf bem Kiofter laſtende Verpflicht-
ungen, wie Almofenausteilung u. &,, bereinigte. Vgl. Th. Flathe, St. Afra (1879)
©. 76.
®) Über biefen vgl. bie Denkſchrift in Doves Zeitfchr. f. Kirchenrecht 14 (1879)
©. 34 ff. und das Referat über einen Bortrag F. Frensdorfis in derfelben Zeitfärift
N. 3. 8 (1889) S. 287 f. Die Bildungsgefhigte bes Rlofterfonds im einzelnen if
noch nicht genügend Flargelegt. Vor allem if es für ben Entfernterfiehenden bisher
nicht möglich, einen Einblid zu erlangen in bie Berwaltungsverhäftniffe ber einzelnen
Klöfter, ehe und nachdem fie (von 1660 an) ihre Überfhüffe an die Kofterkaffe zu Han ⸗
nover abliefern mußten. Das zu einer abgefonberten Maſſe vereinigte Vermögen bes
ſteht bekanntlich heute noch von ben übrigen öffentlichen Kaffen gänzlich getrennt und
ſoll allein zu Zufüffen für bie Lanbesuniverfitit, für Kirchen und Schulen, auch zw
milden Zweden aller Art verwandt werben.
290 Hermelint
feiner Hand behält. Dies entipricgt der gemeinfamen Anſchauung der
reformatoriſchen Fürften und Theologen: Das weltliche Regiment hat
die Aufgabe, in den Klöftern zu inventarifieren und zu fequeftrieren. Es
fol dauernd die Verwaltung bes kirchlichen Vermögens beforgen. Dies
dürfe man nit ſamt und fonders den Geiftlichen überlaffen, meint Kur:
fürft Johann von Sachſen in einem Schreiben an Landgraf Philipp,
weil das fonft ohne Zweifel die Pracht und das Wefen wieder einführen umd
erweden werbe, wie es im Papſttume geweſen feit). Und Melanchthon
fagt in dem zu Schmalkalden 1540 im Verein mit 11 anderen Theo—
logen vorgebrachten Bedenken, daß niemand die imperia haben fol, denn
die weltlihe Obrigfeit. Darum, weil folde Güter, als Städte und
Dörfer eines Zwangs und der hohen Jurisbiktion bedürfen, gebührt fi
derſelben nicht den Kirhenperfonen, fondern der weltlichen Obrigfeit an-
zunehmen ?).
In Wirtemberg?) war die Behandlung bes Klofterguts eine andere,
in gewiffem Sinn fonfervativere, ald in den übrigen proteftantiichen Ter—
titorien. Nicht in der erften Reformationsperiobe. Herzog Ulrich Hatte
nichts anderes im Sinn, als das Vermögen ber Klöfter und überflüffigen
Kirhenftiftungen für ſtaatliche und Firhenpolitiide Zwede zu verwenden,
nachdem er bei Gelegenheit der Inventarifation und Viſitation die für
die kirchlichen Bebürfnifje notwendigen Vermögensteile zu lokaler Selbft-
verwaltung hatte ausſcheiden laſſen. Allein dur die Teilnahme Ulrichs
am ſchmalkaldiſchen Krieg und durch das Interim war eine andere Sad)
lage geſchaffen. Herzog Chriftoph, welder 1550 den Thron beftieg,
mußte gleihfam wieder von vorn anfangen und war genötigt, in einer
eigentümlichen politiihen [Mittelftellung kwilhen dem Kaifer und deſſen
Bruder Ferdinand fi) befindend, in der religiöfen Frage und fpeziell auch
bezüglich ber Kloſterpolitik äußerft vorfichtig vorzugehen. Diefe äußere
Lage und nicht minder fein fehr religiös-fonfervativer Sinn haben in ihm
jeden Gedanken an Säkularifation unterdrüdt. Die Güter der Kirden und
Pfründen fowie die der Frauenklöfter wurden zu einem Vermögenskörper
vereinigt, welcher die materielle Grundlage für die Bebürfnife der Landes
tirhe bildete‘). Dagegen die großen Mannsllöfter, welche teilweife erſt
durch die Säfularifierungspolitit Ulrichs dem Lande enger angegliebert
*) Vgl. €. 9. H. Burkhardt, Kichenvifitationen S. 202.
®) Ph. Melanchthonis Epistolae ed. Hr. E. Binbjeil (1874) ©. 144.
qj Zum Solgenden vgl. Hermekint, Geſch. des allgemeinen Rirhenguts iu
Württ. Jahrbücher 1908.
+) Diefe unter ftaatliher Verwaltung ſtehende ungeheure Stiftungsmafle Fam
vergligen werben mit bem ein Jahrhundert fpäter gebilbeten Kloſterfonde in Hannover.
Die Änderung der Kiofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 29
worden waren, ließ Chriftoph ganz in ihrer Befonderheit beftehen und
madte fie nur — unter einfeitiger Wiederaufnahme eines Lutherſchen
Gedantens ') der neuen Kirche dienftbar, indem er fie in theologiſche Schulen
verwandelte. In den 14 Mannsflöftern wurden von 1556 an 13 Semi-
narien für künftige Kirchendiener errichtet. Das regulierte Chorherrenftift
Herbrechtingen war für einen größeren Haushalt zu arm und mußte einen
jährlichen Beitrag zur Schule in dem benachbarten, ebenfalls gering dotierten
Benebiktinerflofter Anhaufen liefern. Sonft wurde aber in jedem Klofter
unter möglichfter Beibehaltung der alten Verhältniſſe? eine
evangeliihe Schule eingerichtet. Namentlich der äußere Verwaltungs-
organismus ber Klöfter blieb ganz berfelbe, wie vor der Reformation.
Chriſtoph will „die Übte und ihre Nachfolger an der völligen Abs
miniftration, Verwaltung und Gefällen ihrer Prälaturen nicht hindern,
fondern er und feine Erben follen in alleweg biefen Landftand bleiben
laſſen und gnädiglih fügen, firmen und handhaben“). Der evan-
geliſche Abt ift in feinen Verwaltungsbefugnifien prinzipiell natürlich
mehr beſchränkt, als feine katholiſchen Vorgänger, praktiſch hat er viel-
leicht im einzelnen nod eine größere Bewegungsfreiheit als diefe. Er
iſt Alleinherrſcher in feinem Gebiet, „eines chriſtlichen Klofters Haupt“,
wie die Kirchenordnung fagt, nicht behindert durch einen am Orte befind-
lichen Konvent. Ihm huldigen beim Regierungsantritt die Klofterunter-
thanen. Er ernennt und entläßt des Kloſters Beamte und Diener, er
beftätigt Schultheißen und Gerichte in den Ortichaften des Klofters, und
in feinem Namen wird die Gerichtsbarkeit ausgeübt. Herzog Ulrich hatte
bei der Reformation der Klöfter den Äbten einen „Gegenfchreiber” zur
Kontrolle zur Seite geſetzt, einen herzoglihen Beamten, der zugleich als
Nachfolger der Ühte gedaht war. Herzog Chriftoph will das Amt
des „Schaffners“ oder „Verwalters“ beibehalten wifjen zur Unterftügung
des Abts in der Beforgung ber öfonomifchen Angelegenheiten. Aber das
4) Quther hatte bie Aufgabe ber öfter keineswegs auf bie Heranbilbung von
Kirchendienern beſchränkt; auch Adelige und Beamte follen dort auf bie Univerfität
vorbereitet werben. An ber betreffenden Stelle in ber Schrift an ben Abel ift bas
Beifpiel ber heiligen Agnes Herbeigezogen. Jebenfalls wurde von ihm bie Verwendung
der Klöfter in den Gtäbten zu deutſchen Schulen für Knaben und Mäbchen gutger
heißen. Und andrerſeits Tag es dem weitſichtigen Reformator fern, zu forbern, baß
jebee Kofler zur Schule werben müſſe. In Wirtemberg fol Propft Ulrich Fehleiſen
von Dentendorf dem Herzog Chriſtoph ben Gedanken mahegelegt haben. Sattler,
Geſch. Wr. Herzoge 4, 8.
3) Selbft Außerlichteiten, wie bie möndifche Kleidung, tägliches Horenfingen und
bie Veſperlektionen wurben bis zu Ende bes 18. Jahrhunderts beibehalten.
) Kloſterordnung von 1556. Sattler, Herzoge 4 Beil, Nr. 86.
292 Hermelint
Neue if, daß der Verwalter jegt vom Abt ernannt wird, ebenfo wie die
beiden Präzeptoren, welche zur Unterrichtung der Jungen anzuftellen find ').
Die Prälaten felbft werden nad ber Klofterorbnung von 1556 „mehr
zur weltliden Abminiftration der Kloftergüter, dann zur Profeffion ber
heiligen Schrift Verorbnete”?). Hauptfächlih in finanziellen Dingen haben
fie ein fehr großes Maß von Selbftändigfeit. Wenn Refivuum und Ab-
löfungshilfe nur anftandslos an die herzoglihe und landſchaftliche Kaffe
geliefert wurden, war Chriftoph geneigt, bezüglich der übrigen Vermen-
dung der Kloftergüter und wegen bes Haushalts nicht viel dreinzufprechen.
Die prinzipielle Stellung der Klöfter im wirtembergiſchen Staats
weſen war naturgemäß eine ganz andere, als bie vor ber Reformation.
Die Hbte, die Vorfteher des Klofterorganismus werden jet von dem Her:
zoge ernannt. Sie find Beamte des Staats und ber Kirche in ihren
verfchiedenartigen Funktionen, als Mitglieder der Landſchaft, als verord-
nete Räte, ald Prediger in ber Kloſterkirche, als Superintendenten und
Vifitatoren in Firhlihen Bezirfen, als Vorſteher der Schulen und als
LVorfteher des Kloſterbezirks. Ihr Verhalten in all diefen Dingen wird
ihnen in einem Beftallungsbrief klargelegt, fie haben einen Beamteneib zu
ſchwören und den entſprechenden Revers zu unterfchreiben?). Kloſterſchule
und Kirche unterftehen ber Oberkirchenbehörde. Über den Klofterhaushalt
ſoll der Kirchenrat Auffiht führen, was aber nur in fehr läffiger Weile
geſchieht. Auch im Kloftergebiet will der Herzog nicht mehr als blofer
„Schirmherr“ gewertet fein. Er läßt fi) als „Lanbesherr“ von den Kloſter
untertbanen den Eid der Erbhulbigung ſchwören, d. h. in den Gebieten,
wo er den Schirm ausübt. Da, wo dies andere Herrichaften thun, hat
er nur durch die Perfon des von ihm erwählten Abtes Fühlung mit den
Klofterunterthanen*).
Cs läßt fi nicht leugnen, daß der kirchlich-konſervative Sinn des
Herzogs Chriftoph hier ein Zwitterbing geſchaffen bat. Es begegnen fih
wei wiberftreitende Tendenzen: ber Kirche in vollem Umfang zu lafien,
was ihr bisher gehörte; und andrerſeits den Einfluß der Staatshoheit
über die bisher eremt daſtehenden Klöfter möglichft weit auszubehnen.
Ein entſchiedener Fortſchritt in legterer Beziehung war die durchgefuhrte
Forderung der Erbhuldigung von fämtlihen Klofteruntertfanen und bie
6. Gr. Kirchenordnung von 1559. Reyſcher, Gefepeffammlung 11, 3
©. 87, 89. Bol. Einl, S. XXVIIL
N) Sattler, Heroge 4 Beil, ©. 91.
®) Bgl. ben am Schluß biefes Aufſatzes mitgeteilten Prälatenftat.
*) Bol. die ebenfall® am Schluß des Aufſabes mitgeteilten beiben Formeln ber
Erbhulbigung
Die Anderung ber Kiofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 293
Ernennung des Abts dur den Herzog. Wenn dagegen ber Prä
lat im Innern des Kloſterbereichs Alleinherrfher war und faft unbe
ſchränkt wirtſchaften fonnte, fo zeigt fi darin eben das Beſtreben, auch
die äußeren Verhältnifje der Klöfter möglichſt wenig zu verändern und
fie fo, wie fie bisher beftanden, der Kirche bienftbar zu machen. Die
Annahme der relativen Selbftändigfeit des Kloſters geht fo weit, daß der
vom Herzog ernannte Abt in feinem Eide geloben muß, feinen andern
Schirmherrn für das Klofter zu fuchen, nicht felbftänbig zu refignieren
und einem andern die Adminiftration abzutreten und nicht mider das Haus
Wirtemberg zu praktizieren. Zur Wahrung der hoheitlihen Rechte des
Haufes Wirtemberg in dem Kloftergebiet ift, wie in den Zeiten vor ber
Reformation, ber herzoglihe Vogt im benachbarten „weltlihen“ Amt als
„Schirmvogt“ über das Klofter mit befonderen Befugniffen verfehen. Er
hat die Erbhuldigung der Klofterunterthanen vorzunehmen und die herzog⸗
liche Regierung trachtet danach, auch deſſen Jurisdiktionalrechte von Fall
zu Fall zu vermehren).
Die allzugroße Selbftändigfeit ber Abte befonbers in öfonomifchen
Dingen bat ſchlimme Früchte gezeitigt. Eben das wollten mit Recht in
allen andern Territorien auch bei fonft radikalen Forderungen felbft die
Theologen durchaus vermieden wiſſen, daß den Dienern der Kirche die
ölonomifche Verwaltung der Kloftergüter zuftehe: Das ſei Sache des welt-
lichen imperium, des Herzogs und feiner Beamten. In Wirtemberg
dagegen konnte ein irgendwie fonft verdienter Theologe zur felbftändigen
Leitung eines größeren Kloſters berufen werben. Mit einemmale war
er vornehmlich Verwaltungsmann und hatte über ein beträchtliches Ver:
mögen nad) beftem Willen zu verfügen. Wie nahe lag die Gefahr zu
eigenmügiger und verſchwenderiſcher Wirtfhaft?). Und wie jhäbli für
das Klofter war der Perſonenwechſel! Es fehlte die kontinuierliche Tra:
dition in der Verwaltung und das begeifternde Intereſſe für die Sache,
das den katholiſchen Vorftehern ber Ordenskonvente möglih war. Wie
viel Reibungen mußten ftattfinden zwifchen dem Abt und dem ihm unter:
gebenen Nloftervermwalter, der doch in den Dingen der Öfonomie mehr
Fahmann war als jener®)!
1) Vgl. Württ. Jahrbücher 1903 ©. 96, 1. Sp. N. 1. Bei dem Zitat aus
Chriſtmann muß es heißen S. 259.
) Daß biefe auch thatſächlich vorfam, darüber dgl. ben legten Binzugefügten
Abſchniti in dem am Schluß mitgeteilten Bebenfen ber Adminiftratlonsräte.
*) Einen Einblid in die Unfierheit der Verhaältniſſe gewährt z. B. ber Bericht
des Prälaten von Hirfau, der in Anſehung bes großen Umfoftens, fo auf bie Ehehalten
geht, es für nützlicher und beſſer hält, baf bie Klöfter 8 Jahre lang ums halbe Teil
Hingefiehen würden; doch weil die Ehehalten erft kurz mieber gebingt worben fein, möge
294 Hermelint
Nicht allzulang dauerte es, bis ſich die Übelftände in der Form
nad außen bemerkbar machten, daß die Klöfter zum Teil ihre unverhält:
nismäßig hohen Beiträge‘) zur landſchaftlichen Steuerkaffe nicht mehr
aufbringen fonnten. Das. gab dem Herzog Chriftoph Thon zu Beginn
der 60er Jahre Anlaß, feinen Kirchenräten eine ftrengere Kontrolle über
bie Rehnungsführung der Klöfter zur Pflicht zu machen und in einzelnen
Fällen den Verwalter felbft zu ernennen?), was erft recht neuen Stoff
gab zu Streitigkeiten zwiſchen diefen Beamten und den Prälaten. Außer:
dem mußten von 1560 an bie einzelnen Klöfter ihre Rehnungsüberfchüfe
an bie. Kanzlei nad Stuttgart einfenden, wo fie in dem „Mannsklöfter:
depofitum" aufbewahrt und verrechnet wurden und befonders als Eteuer
beiträge für die Lanbidaftsfaffe ihre Verwendung fanden. Im Jahr
4565 ließ fi Herzog Chriftoph einen Ertraft aus fäntlichen Manns
kloſterrechnungen des vergangenen Jahres vorlegen und machte mit eigener
Hand zahlreiche Bemerkungen an den Rand, in denen zu größerer Spar:
famteit ermahnt wurde. Aber eine prinzipielle Anderung der eigentüm-
lichen Kloſterverfaſſung fand nicht flatt. Die felbfländige Stellung der
Abte ift im feiner Weife angefochten. Namentlich mangelt eine Mare Ab
grenzung ihrer Rechte und Pflichten.
Das wurde anders fofort nad) dem Tode bes Herzogs Chriftoph.
Schon die Bormundfhaftisräte für den jungen Herzog Lu
wig fuchen in einem längeren Bedenken vom 15. November 1569”) ber
Herzoginwitwe Anna Maria Mar zu machen, daß ber Prälaten dieſes
Fürftentums Stand, Adminiftration und Anftellung verändert und dab in
den Klöftern eine beflere Haushaltung eingeführt werden müſſe. Die Un
einigkeit zwiſchen Prälaten und Verwalten, die Wahrnehmung, daß der
Prälaten Thätigfeit zu ſehr in der weltlichen Verwaltung aufgehe, daß fie
daher ben Dienft des Predigtamts und des Seminarii verfäumen, zwingen
zu einer Änderung. Hier werden nun fofort fehr radikale Gedanken ge
äußert. Es erſcheint überhaupt zweifelhaft, ob Theologen herangezogen
werben follen zur Verwaltung der Prälaturen und Klöfter, da dies im
es noch ein Jahr lang eingeftellt werden. Chr. D.C Hriftmann, Geſch. des Kloſtere
Hlefau (1782) ©. 38 f.
) Eben weil bie reihen Einfünfte bie urjprüngligen Bebürfnifie des rebw-
zierten Haushalt überfliegen, waren bie Klöſter mit einem unverhältnismäßig hohen
Steueranſchlag und mit einer Reihe anberweitiger Verpflichtungen belegt werben. BgL
Württ. Jahrbücher 1908 ©. 99,
) Wenigftens wirb dies Iettere behauptet in bem Bebenfen ber Mbminiftratiomes
räte. ©. unten. "
®) Die im Folgenden benügten Aftenftüde aus dem Staatsarchiv ku Gtuttgert
Nind zu finden Repert. „Prälaten insgemein® Fol. 8 u. 4.
Die Änderung ber Kloſterverfaſſung unter Herzog Ludwig. 295
Papſttum zu ſchlimmen Dingen führte und da in den anderen Kur: und
Fürftentümern der Augsburgiſchen Konfeffion allenthalben das Klofter-
weſen ganz abgeſchafft wurde, obwohl dort zur Erziehung der Jugend zu den.
studiis nicht weniger nutzliche Fürfehung gethan ift. Nur weil es bie
große Kirchenordnung fo beftimmt, will es bedenklich fallen, den Theo:
logen die Verwaltung der Klöfter zu entziehen. Was nun ber Prälaten:
Befugniſſe und Stellung betrifft, fo fei ihnen allerdings in der großen
Kirhenorbnung von Herzog Chriftoph fehr viel zugeftanden worden.
Allein die Verfaſſer des Bebenfens erinnern an bie ganz andersartige
Stellung, zu welcher die Äbte unter Herzog Ulrich ſich verftehen mußten,
und an die Thatſache, daß auch Chriftoph feit 1560 zu reftringierenden Maß-
regeln ſich genötigt ſah. Im erfter Linie jei es Aufgabe der Prälaten,
Schule, Kirche und Superintendenz getreu zu verjehen; dann in ber Haus:
haltung aufgumerfen, daß nicht Untreue bewieſen werbe, und bie Wochen—
rechnungen anzuhören. Nur in Saden, ba fie von ben Verwaltern ge—
gefragt werben, foll ihnen zuftehen, dasjenige zu raten, was dem Klofter
zum Beften diene. Endlich werben in dem Bedenken Vorſchläge gemacht,
eine befjere Haushaltung in den Klöftern einzurichten. Die Beköſtigung
an fünferlei Tiſchen ift eine fehr fomplizierte. Zu ermägen fei, ob nit
dem Prälaten und dem Verwalter ein Deputat auszufegen iſt, womit fie
ſich und ihr Gefinde zu verföftigen haben. Auch zur Einſchränkung ber
Saftereien feien Maßregeln zu treffen. Aus Sparfamkeitsrüdficten
taucht ferner bier zum erftenmal der Gedanke einer Reduzierung ber
Aloſterſchulen auf; endlich wird empfohlen, über die landwirtſchaftliche
Betriebsart in den einzelnen Klöftern Erkundigungen einzuholen, fomie
über die Wochenrechnungen beſſere Aufficht zu führen.
In trefilider Weife gibt dies Bedenken bie wefentlihen Punkte an
und flellt die möglichen Forderungen, welche nad) mehr als einem Jahr:
zehnt thatſächlich ihre Verwirklichung fanden. Zunächſt aber blieb die
Sade noch auf fi beruhen.
Erſt nach Jahresfrift (12. Dit. 1570) erging ein Befehl der Her:
zogin Anna Maria zu Württemberg: Schon vor einem Jahr, als der
Herren Vormünder Räte hier geweſen, habe man bedacht, die Prälaten,
derenhalb Klagen wegen der weltlihen Abminiftration fürgefommen feien,
zu erfordern und ihnen deswegen durch neue Stäte Ordnung und Maß
zu geben, Bisher fei nichts geſchehen; beshalb follen bie geheimen und
Kirchenräte daran fein, die neuen Stäte zu verfaflen.
In einer Antwort vom 14. Dftober 1570 willen fi Statthalter
und Näte wohl zu erinnern, was durch der Herren Vormünder abge-
fandte Räte und durch fie in der bemußten Sache beratſchlagt worden
296 Hermelint
ſei; da dann fürnehmlic bedacht worden, im Fall der Prälaten einer dies
Drts um Erflärung und Befcheid anhalten und fi) deswegen was an-
maßigen würde, daß ihm alsbann die runde Deflaration, wie Damals
für gut angefehen, gegeben und wieweit fich derjelbe ber Haushaltung
und anderem, fo dero anhangt, über die Schule und Kirche anzunehmen
‘habe, in Schrift angezeigt werben fol. Desgleihen fol bei künftiger An-
nahme eines Prälaten ſolches ausbrüdlih in feine Beftallung inferiert
werden. Dagegen jeiger Zeit willen Obvermeldte feine Klage, halten
auch nicht für ratſam, daß man gegen die Prälaten etwas vornehme,
„weyll sie selbs rüewig“ und „dieweil solchs sonsten allerlei ge-
beren möcht“.
Die Herzogin ermidert dagegen: Es foll Herr Statthalter und
‚geheimen Räte die Kirchenräte erfordern, und nicht allein der Prälaten
Stand, fondern aud der Klöfter Haushaltung halber genugjame Erkun—
digung einnehmen; ba werben allerlei Fehl und Mängel zweifelsohne
erfunden, worüber fie beratſchlagen und an ihre fürftl. Gn. wieder zurüd-
berichten follen.
So mar denn eine allgemeine Regelung der Sache bis auf weiteres
Hinausgefhoben mit Rüdfiht auf die Prälaten, welde gerade „ruhig“
waren. Nur von Fall zu Fall follte der Stat des Abtes etwas ver-
ändert und beffen Verhältnis zu dem nunmehr aud vom Herzog ernannten
Verwalter näher präzifiert werben. Seit 1. April 1571 geſchah das nad
einem neu ausgegebenen und durchweg veränderten Rufter
des Brälatenftats, bezeichnet als „diejenige Kapitulation, welche auf
Approbation der Herren Mitvormünder gefallen“. Sie unterſcheidet fi
von dem unter Herzog Chriftoph üblichen und als Beilage am Schluß
dieſes Auffages mitgeteilten Prälateneid in folgenden Punkten (abgefehen
davon, daß fie die Form eines Beftallungsbriefs hat):
1. Sie beginnt mit einer Einleitung über den Tod des vorherigen
Prälaten und die dem Landesfürften, Kaftenvogt, Schug: und Schirm:
Herrn bes Klofters zuftehende Vokation und Eleftion eines neuen würdigen
Dieners.
2. Dann folgen die einzelnen Punkte der Kapitulation in derfelben
Reihenfolge, wie in ber älteren, fachlich gleich, formel vielfach anklingend,
nur viel kürzer gefaßt. Der Abſchnitt über die öfonomijde Verwaltungs:
thätigfeit und über des Abts Verhältnis zum Verwalter unterſcheidet ſich
mehr von der früheren Kapitulation:
„Und ob wir wol, damit er prelat, des predig- und schulambts
desto bass gewarten möge und daran nit verhindert werde, ain
verwalter verordnet, und selbigem die haushalttung bevolhen, solle
Die Änderung ber Kiofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 297
er doch nicht destweniger, sovil one versomnus erstsangeregts-
seines ambts und berufs deren kirchen und schulen geschehen mag,
achtung und aufmerkhens haben, das bei der haushaltung khein.
untrew bewissen, [auch mit claidung der knaben kein aigner vor-
theil gesucht]'), sonder nutzlich gehauset werde, furnemlich in den
wochenrechnungen (die er wochenlich anhören und alsdann under-
schreiben solle) dahin sehen, das khein ubermass gebraucht oder-
unnötiger cost mit unzimlicher gastung oder in ander weg auff-
gewennt werde,
und da er prelat von dem verwalter oder anderen des closters-
ambtleuthen in furnemen und wichtigen Sachen angesucht vnd
befragt würde, inen sein rath vnd gutbedunckhen, was dem closter
zu nutzen vnd gutem kommen mag der gepur und pillicheit ge-
mess mittheilen und so es von nöten, verhandlen und verrichten.
helffen.
Dann folgen noch die Abſchnitte von der Aufficht über die „Herrlich-
feiten” des Kloſters und über die liegende Gabe, in ähnlicher Weiſe ver-
fürzt wie oben angegeben ift u. |. w.
3. Am Schluß folgt eine genauefte Beſchreibung des Deputats bes:
betreffenden Prälaten, das ihm von des Klofters Verwalter frei zu liefern
ir). Mit diefem Deputat fol der Prälat fih und die Seinen mit
Efien, Trinken, Kleidung, Licht und fonft gänzlich ohne des Kloſters
Nachteil erhalten und ausbringen und feinen weiteren Nugen fuchen.
Bei feinem Tode erhält die Witwe eine einjährige Beſoldungsnachfolge
und hat nach Monatsfrift vom Klofter abzuziehen’).
Hiemit war eine der von den Aminiftrationsräten geftellten Forde—
ungen erfüllt. Das Recht des Herzogs, den Klofterverwalter felbft zu er=
nennen, war nun fehriftlich firiert und die Amtsaufgabe des Prälaten
im wefentlihen auf den Dienft an ber Kirche und Schule beſchränkt.
Die Auffiht über die Klofterverwaltung follte nur eine ſekundäre und-
unter beftimmten Bedingungen eintretende Thätigfeit fein. Segensreich
war ferner die Maßregel, den täglichen Verbrauch für die Schüler und
das Kloftergefinde reinlich zu ſcheiden von bem ber Familien des Prälaten
4) Das in ediger Klammer Stehende iſt einkorrigiert.
?) Bemerkenswert iſt biefer an ben Rand gefchriebene Paſſus: Ta er zur Landſchaft
ober fonft in herzogl. Geſchäften und Sachen befchrieben und gefordert werbe, ſoll er
von bem Kloſter famt einem Knecht in bes Klofters Koften beritten gemacht werben.
®) Auf der Auffchrift If bemerft: Was bann ber Verwalter Stat anbelangt,
fo fol die Sache auch damit geförbert und beide ber Präfaten und Verwalter Stäte
miteinander bem Herzog überliefert werben.
296
jei; da dann fürnehm!
Drts um Erklärung ı
maßigen würde, baß
für gut angefehen, ge
und anderem, fo dero
‘habe, in Schrift angeyı
nahme eines Prälaten
werden. Dagegen jet
auch nit für ratſam
„weyll sie selbs rüe
beren möcht“.
Die Herzogin er
‚geheimen Räte die Kit
Stand, fondern aud
digung einnehmen; be
erfunden, worüber fie
berichten follen.
So war benn ei
Hinausgefoben mit 9
waren. Nur von Fa
ändert und deffen Ber
Verwalter näher prägi
einem neu ausgege
des Prälatenftats,
Approbation der Herri
von dem unter Herzog
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davon, daß fie die Fo
1. Sie beginnt
Prälaten und bie ben
Herrn des Klofters zuft
Dieners.
2. Dann folgen
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nur viel fürzer gefaßt.
thätigfeit und über de
mehr von ber früherer
„Und ob wir wı
desto bass gewarter
verwalter verordnet,
Size Google
298 Hermelint
und Verwalters. Wenn überhaupt Ordnung in bie tägliden Ausgaben-
rechnung des Klofters fommen follte, mußte ben letzteren ein feſtes De—
putat ausgeſetzt fein.
Doch diefe Anderung wurde nicht ftrift durchgeführt. Bon Fall zu
Fall follte der neue Staat Anwendung finden mit Schonung gegenüber
den Prälaten. Es läßt fi denken, daß in Prari eben aus Schonung
alte Vorrechte weiterbeftanden und mit ihnen die Duelle neuer Zwiſtig⸗
feiten zwiſchen Abt und Verwalter”). Und bei alledem ift ein Punkt noch
gar nicht berührt, der auch in dem Bedenken der Vormundſchaftsräte nur
turze Anbeutung fand: Der Wirtfcaftsbetrieb der Klöfter bedurfte einer
dringenden Reform. Wie wir fahen, war in den anderen Territorien eine
der erften Mafregeln die, daß man in den fäkularifierten Klöftern ben
alten Wirtfehaftsbetrieb vereinfachte und mit verfchiebentlichen Verfuchen der
Spftemänderung begann. In Wirtemberg dagegen konnten aud) die luthe⸗
riſchen Abte in ihrer Weife weiterwurfteln. Nicht jedes Kloſter befam einen
ſolch ausgezeichneten KHaushalter zum Vorfteher, wie Denkendorf in dem
Propſte Bartholomäus Käs, welcher im „käſiſchen Statutenbuh“ um 1570
fämtliche alten Rechte, Privilegien und Gewohnheiten der Propftei und ihrer
Dörfer einer Hugen Verwaltung zu Nug zuſammenſchreiben ließ. Ander-
wärts hörten die ökonomiſchen Mißſtände nicht auf. Die Klöfter ſchloſſen
die Jahrrechnungen mit Defizits ab und mußten Anlehen machen zur Be
reinigung ihrer Steuerpflihten, beim Kirchenfaften und fonft im Lande.
Deshalb war die herzogliche Regierung genötigt, in bie internen Ber-
waltungsangelegenheiten derſelben jeinzugreifen; und das geſchah durch
eine einheitlich durchgeführte Viſitation in ſämtlichen Klöſtern, die den
Zwed hatte, allenthalben ben Wirtſchaftsbetrieb zu vereinfachen.
Die Inftruftion für die Kloftervifitation ift unter dem
4) Eben daraus erklärt ſich auch ber vielfach voneinander abweichende Wort:
aut des in biefer Zeit den einzelnen Äbten ausgegebenen Präfatenftats. Bral Chr.
D. Ehriftmann, Geſchichte bes Kloſters Hirfau S. 369 ji; 379 fi. Intereffant ik
in ber Iegteren Deffaration (17. Mai 1572) bie langbegrünbete Ausführung, baß ber Abt
doch zum erflen in ber Kirche tzum Prebigtamt inveftiert worben fei, auf daß er fi
dieſes höchſte Recht und eigentümliche Amt und Beruf eines chriſtlichen Klofterfaupte
und Abts, nämlich die Schule und Kirche befohlen fein laſſe. Damit ſder Abt feinen
eigentlidjen Abteberuf nicht verlaffen und aufſchieben bürfe, und um ihm mit ber Öfos
nomie, Haushaltung und welilichen Adminiſttation nicht überläftig zu bemühen, mäffe
zu berfefben, wie auch andern weltlichen Amtern bes Fürftentums (bie von ber Kirchen
veriehung allerdings abgefondert), ein eigener politifcher Verwalter beftellt werben. Das
Flingt wefentlic anders, als der Saß in ber Klofterorbnung Chriſtophe, wonach „bie
Prälaten mehr zur weltlihen Abminiftration ber Kloftergüter, banın zur Profeffion
ber heiligen Schrift verorbnet* werben. Nicisdeftoweniger wirb zur Empfehlung ber
Neuerung Herzog Chriſtoph als Gewährsmann angerufen.
Die Anderung ber Klefterverfaffung unter Herzog Lubwig. 299
Datum des 14. Febr. 1578 ausgefertigt‘). Zu Qifitatoren find ernannt:
Hans Sigmund von Remchingen, Obervogt zu Kirchheim, Ludwig Hipp,
Kirhenrat und Zacharias Höfch, Untervogt zu Sulz). Zunächſt wird ber
Grund dargelegt, welcher den Herzog beftimmt, bie Vifitation vornehmen zu
laffen: „Nachdem uns anlangt, wir auch usser etlichen clostersver-
walther rechnungen befunden, das bey inen und an allen orthen, nit
nutzlich oder zum besten gehauset, vil mehr in etlich weg bey den
täglichen hausbrouchen und sonnsten je lenger je mehr ufgath,
auch sonnsten nachtheil und abganng befunden und gespürt worden,
etliche detselben inn grosse schulden gerathen, die allten ufwachsen
nit allein nit abbezalet, sonnder auch weitere angehenngt und ge-
macht, die jarliche von gemeiner landtschaft uferlegte ablosungs-
hülff, wie auch andere zünss und güllten ufwachsen, und noch
darzu uss unserm kürchencasten umb lehenung angehallten und
ufgenomen, so vor allter nit gewesen oder beschehen, wellichem
lenger allso zuzusehen unns, alls dem lanndtsfürsten nit gemaint
sein wöllen, damit wir aber aller derselben ursachen ain wissen
und wahrhafften grundt erlehrnen und, waran der feell erfaren,
auch di ubermas und ungebür jeder orthen abgeschaffen,
nutzliche und gute haushalltung angestellt werden mög, haben
wir unns enndtschlossen, dessen alles halben bey allen unsern
clostern dis fürstenthumbs und ainem jeden insonnderheit war-
haffte und grundtliche erfarung haben, und allsdann die haushall-
tungen mit berathenlicher vorbetrachtung zu verbesserlicher haus-
halltung anstellen zu lassen.“
Die Klöfter ſollen nacheinander in diefer Reihenfolge vifitiert werden:
Denkendorf — Bebenhaufen — St. Georgen — Alpirsbach — Herrenalb —
Maulbronn ; und dann „nach und nach, wie es sich der gelegenheit
nach schickht.*
Zunächft follen Abt und Verwalter jeder befonders für ſich vor:
genommen und nad der Urſache des üblen Hauſens gefragt werben.
Hiebei ift mit Abt und Verwalter „etwas beſcheidenlichs zu handeln“ und an-
zuzeigen, baß man bisher bei den Haushaltungen allerlei Fehler und
9 Die Ausfertigung dieſer Infruftionen iR in die beiden Pergamentblätter
eingebunden, auf welder bie Fragmente ber vita metrica bes Abtes Wilhelm von
Dirfau gefhrieben Reben. Mitgeteilt von Kausler in Aufſeß' Anzeiger für Kunde
des deutſchen Mittelalters, 2. Jahrgang (1833) S. 70.
”) Nur bei Bifitation des Kelofters Alipirebach, deſſen Schitmvogt Höſch if,
io anftatt feiner ber Vogt von Bietigheim, Bernhart Rößlin, berufen werben (Befehl
dom 14. Febr. 1578). Ebenfo bei Hirfau, ba er mit beffen Verwalter nahe verwandt unb
oerſchwãgert ift (24. März 1578).
300 Hermelint
Mängel gefunden, die wohl ohne ihr Vorwiſſen fürgelaufen fein möchten.
Die Prälaten follen deshalb dem gnäbigen Vertrauen nad) diefe Mängel
und ferner nicht allein die Urſachen, ſondern us die Bebenfen anzeigen,
wie dem abgeholfen werben möge.
Dann foll auf folgende einzelne Punkte nadbrüdlicjer gejehen werben:
(1) Die ganze Hauspaltung iſt jeder Orts zu befichtigen. (8) Sie follen ein
Verzeihnis von allem in ben einzelnen Klöftern angeftellten Geſinde veriertigen, dieies
mit einem früheren fonferleren, ihre Verrichtung und Beſoldung nachſehen 06 nid mir.
einer Perſon 2 und 3 Dienfle zu verrichten fein. Weil auch noch etliche Pfründner in den
öftern find. fol man nad) ihnen fi erfundigen, wer fie dahin verordnet Hat: jeden:
falls find feine neue mehr anzunehmen. (3) Nach ber Kügjenorbnung iſt zu fehen, ob dar
nad gelebt wirb und ob fie verbefferungsfähig if. Iſt feine ba, follen Prälat mb
Verwalter eiligft eine machen. Aus allen Rücenorbnungen foll am Schluß eine gleihe
unb gemeinfame für alle Klöſter verfertigt werben. (4) Bei Befichtigung ber
Bogenrehnungen fol bas Übermaß ber Koften abgeſchafft werben. Alle Aus:
gaben an Fleiſch, Brot und Küchenſpeiſe müffen von nun an fpezifigiert werben; ger
ſchleht das nicht, fo mag viel in Brunnen und Abgang fallen. Die Berpflictung ze
orbentlier Spezififation ift bem Verwalter in ben Stat einzufegen. Auch fol Er
Tundigung eingeholt werben, 06 ben KM lofterbienern ein Beflimmtes an Brot, Wein und
Fleiſch zu geben fei, um einen Anhaltungspuntt für ben Verbtauch zu haben. Endug
ſoll bie Abhör ber Wochenrechnungen in Zukunft fo gehalten werben, daß bie Rednnug
alle Woche geftellt und geſchrieben unb im Beiſein des Prälaten, Berwalter, Schreibere
und aller Offizialen, bie bamit zu tun haben, abgehört werde. Dann haben Prälat
unb Berwalter (in befien Abweſenheit ber Schreiber) jeden Diener über feine Berrichtumg
zu hören, alle Fehler und Anftänbe miteinander zu erörtern, wichtige Bebenfen an bie
Kanzlei zu berichten. Nach ber Abhör foll bie Rechnung von bem Prälaten unter:
ſchrieben dann in eine Truhe mit 2 ungleihen Schlüffeln gelegt unb nad) Berfluß bes
Quartals mitfamt bem ſummariſchen Auszug am bie Kanzlei eingefjldt werben. Be
ber Abhot ſoll zugleich auch nach ber Mühle und Pfiferei, nach Kafen und Keller ger
fehen werden. (5) In ber Rechnung werben unter Einnahm und Yusgab viele
Poſten verfegt; auch iſt unter Gaftung, Jäger und Schüler vieles eingeflidt. Das ik
abzuſchaffen. (6) Weil Prälaten und Verwalter mit Weib und Kindern, ja aud teil
weife mit Vettern und Bafen Koft und Lieferung aus bem Klofter erhalten, ent
et ein Übermaß und bie Schuld legt je ein Teil bem andern zu. Auch find an
etlichen Orten viel zertrennte Haushaltungen; zum Teil muß das Fleiſch gekocht, zum
Teil aus dem Raud auf den Tijſch gebracht werben, wie es jeber mag. Das ik
fügtid) einzurichten. Imfonderpeit if bei Herrenalb und Maulbronn auf die beiken
Elfinger und Scogelberger Höfe ihrer eigenen Haushaltung Halb eine fleißige Achtung
zu haben. (7) Da bisher cin Namhaftes auf die Gaftung ging, if zu mutmapen.
daß jebermann eingelaffen unb bie Fremden ohne Unterfcjieb anfgenommen werben.
Demgegenüber fel noch einmal an ben Befehl Chriſtophs von anno 58 erinnert, „ee
solle niemanden kein atz, uffritt oder gastung im closter gestattet werden; jedoch
sollen sich prelaten und verwalther selber wissen denn personen nach gelegenheit
zu hallten, unnd ohne sonndere ursach (usserhalb unnser diener, doch wa es nit in
unsern gefchefften, mit seiner mass) anndere nicht einnemen, dazu dieselbe
jederzeit specifleiren und underschidlich inn der wochenrechnung pringen lassen.“
(8) Es Heißt, daß Abt und Verwalter fi den foftbaren Hausrat von Kloſters
Die Anderung der Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 301
wegen anfertigen laſſen. Wie ſteht es bamit? (9) Für Gewürz!) wird in den
Klöftern eine namhafte Summe ausgegeben, bie von Jahr zu Jahr wächſt. Es foll
barauf gefehen werben, daß die Gewürze mit guter Urkund („doch nit eben durch
den verwalther oder verwaltherin oder bey iren veter und basen‘‘) eingefauft
werben. Es ift in einem Behältnis mit zwei ungleichen Schlüſſeln (für Verwalter und
Küchenmeifter) aufzubewahren. Ähnlich fol es auch mit wollen und leinen Tud, auch
Unfglitt, Litern, Salz, Schmalz und anderen Viktualien gehalten werben. Nur alle
halbe Jahre ift ben Schülern die Kleibung „anzumachen“, baß ber Zulauf von Schneibern
und anderen Handwerksleuten nicht fo gemein fel. (10) Auch der Jäger halb gehe
viel auf. Davon ift ein ſpezifiziertes Negifter zu machen und alle halbe Jahre dem
‚Herzog einzuſchicken, damit ber Überfluf abgeſchafft werben möge. (11) Die Prälaten
und Verwalter follen famt ihrem Gefinde eigen „Geliger“ Haben. Statt befien benügen
fie bie befte „Bette und Leinwaath“ ber Klöfter zu beren Nachteil. Das foll abgeſchafft
werben (mit Ausnahme von Denkenborf, deſſen Abte es beſonders bewilligt if); über
bie Möfterliche „Feberwacıh“ find fleibige Inventaria zu maden. (12) Auf bie Hands
werföleute gebt zu viel auf; auch bier AR jedes Übermaß zu vermeiden unb ber
fonflige Verdienſt ber Leute zu vergleichen. (13) Obwohl bes Herzogs Meinung nicht
iſt, bei den Kloſterſchülern etwas zu erfparen, fo foll doch jebes Übermaß vermieden
werben, namentlich auch das ſtrenge und vielfältige Zulaufen ihrer Freunde 2c. (14) Man
hört, daß Verwalter und Klofterbiener ihre Roffe, Vich unb anderes, wenn es un⸗
tauglich war, in viel zu hohem Anſchlag bem Kiofter zum Kauf gegeben haben. Das
nad iR zu ſehen. (15) Auch werben junge Roſſe und Fohlen von Abten und Ber:
waltern eingefauft, auf des Kiofters Koften aufgezogen unb dann fpäter verfauft. Tas
AR mit Ernſt zu unterfagen. (16) Überhaupt fol den Prälaten, Kloſterverwaltern und
Dienern verboten werben, eigene Roffe, Fohlen, Rinder, Schafe, Schweine, Kapaunen,
Hennen und Hühner zu halten, Wo das ber Fall if, ſoll es mit Verweis abgefchafit
merben, (17) An ben Klöftern wirb eine zu große Zahl von Reit: und Zugroffen ges
Halten und dies bamit von ben Verwalten entfGulbigt, baß man biefe nicht ber Kfofter-
gefhäfte, fondern ber fürftlihen Hofhaltung wegen nicht zu verringern wiffe. In
Zukunft will ber Herzog bie Klöfter verfihonen, foviel er mit Fugen fan, unb es
fol Abt und Verwalter nicht erlaubt fein, in eigenen Gefdäften, zu Hochzeiten, Ernte,
Oerbſtzeiten bie Roſſe zu gebrauden. Nach genauer Erfunbigung, wieviel Zuge unb
Reitroffe nötig fein, muß eine Verringerung der bezüglichen Untoften einteeten.
(18) Es fol erfunbigt werben, ob bie Kaftenregifter von Kornmeſſer und Küfer
geführt werben unb ob biefe in Ernte, Herbſtzeiten und im Dreſch ber gebrudten Ord⸗
nung nadleben, und wie es ber ungleichen Schlöffer und Schlüffel halb beſchaffen fet.
(19) O5 die Verwalter Früchte im Dreſch auf ber Tenne ober bie Gülten im Fleden
verfaufen und ob babei nicht ber Orbnung zuwider gehanbelt wirb. (20) Ob bie Vers
walter auch ohne fürftlihen Befehl aus Kaflen und Keller Früchte und Wein fih und
anderen leihen, wann, wie und mit was Urkund das gefdieht. (21) Wie es zugeht,
wenn von ber Kanzlei ber Befehl kommt, Früchte zu verfaufen, ob bie Kaſtenknechte
und Keller wiflen, was fie zu verfaufen haben, ob fie ber Käufer Namen und Summe
ſelbſt in ihre eigenen Gegenzegifter einſchreiben, ober ob fie nur bie bed Amtmanns
3) Das Gewürz, das im Lauf bes 16. Jahrhunderts immer mehr in ber deutſchen
Kücde ſich einbürgerte, iR Saffran, „Nägele*, Mfefler, Ingwer. Vgl. das Inventarium
über bie fahrenbe Habe im Klofter Mönchröben, Zeitfhrift bes Vereins für Thüring.
Geſchichte 21 (1908) ©. 347.
Sarit. Bierteljaßräp. f. Lanbeögeig. R.F. XII. 20
302 Hermelint
abſchreiben, ob auch bie Verwalter‘ faufen, zum Hausbrauch ober zum Gewinn. Es
fol vorgefommen fein, daß zu mohlfeilen Zeiten ber Berfaufsbefehl Sintangehalten
wurbe und bei einem fpäter erzielten höheren Preis ber Überlauf dem Bermalter zu
gute Ya, (22) Auch beim Zehmten find bie Kofen größer al6 früher, fo baf ein
Scheffel rauher Frucht auf 7 oder 8 Bapen kommt, bis er in bie Scheuer gelangt und
ein Eimer Bein auf 2 fl. ober mehr. Es iſt zu fehen, ob jeberzeit auf bie Zehab
ordnung gehalten werde, ob bie Scheuern ungleiche Schlöffer und Schlüffel Haben, wie
man bie Früchte beim Aufmeffen von ber Tenne aufſchreibe ober anſchneide ) sc, wie
es mit dem „Köffah und Geſchotach“ gemacht und wientelerlei Früchte amgemadht ınb
gewaſchen werben; ob es ſchließlich nicht nüglicher fei, bie Zehnten mit Aufichlag zu
verleihen, wie beim weltlihen, ftatt felber zu behalten. (28) Die Kaſtenknechte uns
andern Offizialen follen nicht ohne fonbere Gründe leichthin beurlaubt werben, fonbern
fie find an Georgii auf Jahrziel anzunehmen und zwar nad) gemeinfamer Beratung
durch Abt und Verwalter. Etwaige Differenzien werben in ber Kanzlei emtfdhieben
Mit dem gemeinen ſchaffenden Gefinde hat es feine befonberen Wege. (24) Da da
Gefinde und ber eigene Bau ber Güter viele Koften verurſachen, fo fol mit Zur
ziehung von ortseingefeflenen Sachverflänbigen mit Abt unb Verwalter beraten werben,
wie die Güter mit beftem Nußen in guten Bau und Bellerung zu bringen, ob fe
nicht beffer verliehen und dann das Gefinde und die Roſſe verringert werben möchten.
Doch foll darüber jedenfalls ein Überfhlag gemacht werden, was man bes Bauens
und bes Verleihens für einen Vorteil habe unb ob man ber Fuhren auch font em:
taten könne. Auch ber Biehs und Schweinezucht wegen foll beraten werben, was
man bero für Nuben ober Schaden hat, ob fie zu beflerer Nupbarkeit anzuftellen,
ober teils ober ganz abzufchaffen fei. (25) Ob bie Verwalter ber Klöſter wegen auf
Wein leihen und ob ed auch mit gutem Urkund geſchehe; ob fie aud für fi ſelbä
auf Wein leihen und bamit Hantierung treiben; ob fie auch feine eigene oder frembe
Beine in bie Klöſter und deren Keller legen. (26) Ob die Abte und Verwalter eigene
Güter und Höfe haben, und wieviel; ob fie mit bes Klofters Fronfuhren barin ſchaffen
unb bauen ober gar mit ben Taglöhnern auf bes Klofters Koſten, was beibes zu der:
Bieten iſt. (27) Wie es mit den vielen Gefällen an Kapaunen, Hennen, Hühnern
und Eiern gehalten werde. Es wird geffagt, daß fie eingezogen und teuer werkauft
oder von ben Verwaltern verſchenkt und dann wohlfeil in bie Rechnung gebradt
werden. (28) Die Klöfter haben viel gute Wälder, welde aber wie anderes au in
Abgang fommen und es wird nicht allweg nad der Forflorbmung gehaunt; es ſei
darauf gefehen werben, daß ohne Augenſchein burd ben nächfigefeffenen Forſtmeiner
und Sachverftändigen, auch vorheriges Anbringen unb entſprechenden Befehl nic
verkauft, verfchenft ober aus Gnaben gegeben werde, als was man von alters ber ım
thun ſchuldig it; auch foll gute Rechnung geführt werben. Die Amtleute dürfen che
beſondere Grlaubnis fünftighin nicht mehr Höfger zu eigenen Gebäuben, zu Faßdauben,
Reifen u. ſ. w. entnehmen. (29) Wie es mit den Strafen und Walbrugungen gehalten
werbe, ob man ber Forflorbnung nachlebe; Zweifel follen in der Kanzlei entfchieben
werben. (80) Ob die Bogt: und Ruggerichte zu gebührender Zeit gehalten
werben, ob bie Strafen ohne ober mit rechtlicher Erkenntnis verfügt werben, ob aub
die Schirmbögte an und bei ben Orten, wo es fi} gebührt unb bisher üblich war, bei
den Bogtgerichten geweſen feien und das malefigifch Borgefalene geitraft haben, ch
') Das Abſchneiden geſchleht am Kerbholz durch bie Utkundsperſon beim Frucht
meffen. „Röffag“ und „Gefotad“ ift der Abfall von ben Früchten.
Die Änderung ber Kiofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 303
bie Klofterdamtleute felber ſtrafen ober gerichtlich darüber erfennen Taffen, ob auch bie
‚Heiligen, Walfen» und Gemeinberehnungen vermöge ber Kaftenorbnung jährlich
geRelt und abgehört werben. (81) Es befindet ſich, daß etliche Verwalter in eigenen
Geſchäften, zu Ernte, Herbſt u. dal. auch Wolluft wegen unb unnötigerweife auf
bes Kloſters Koften verreifen unb babei irgenb ein unwichtiges Gefchäft für das Kloſter
beforgen. Der Befehl wird wieberholt, baß die Verwalter nicht mit eigenen Knechten
ober felbanber reiten und bie Koften in ber Zehrung mit anrechnen bürfen. Jedes
Übermap ift abzuſchaffen. (82) Es it Bisher ein Jahr in das andere in ben Kläftern,
Stiften und geiſlichen Verwaltungen über 18000 fl. verbaut worben und der Klöſter wegen
nötige Gebäude konnten nicht koſtbar genug aufgeführt werben. Deswegen follen
von nun am fpezifizierte Überfchläge gemacht werben; man bürfe nicht mehr blind
hindurchgehen und berichten, es werbe wenig often unb nachher zur Vollendung
des Baues immer mehr fordern. Wenn bie Überfläge überfchritten werben, fol das
den Amtleuten in den Rechnungen durchgeſtrichen werben. (88) Ob es in ben Klöftenn
mit Eih, Maß, Meß, Gewicht und Ellen der Randesorbnung gemäß gehalten werbe,
welche alte Meß und Eich noch bei den Klöſtern üblich feien, ob bie beizubehalten oder
abzuſchaffen feien. (34) Die Verorbneten ſollen fih nah ben Schulden unb dem
namhaften Ausftand in ben Klöſtern erkundigen, ven Verwaltern auferlegen, jeberzeit
bie verfallenen Zieler einzuziehen und ferner feine Schulden mehr aufwachſen zu laſſen,
ſonſten ihnen biefelben auf ben Reſt gelegt werben. (35) Prälaten und Verwalter
follen fid) mit ver Haushaltung dahin richten, daß fie jebesmal bei quter unb rechter
Zeit das verordnete Refiduwum ober Ablöfungshilfe bezahlen Fönnen und basfelbige
in feinen Weg anftelen. Die Verorbneten follen ſich erfundigen, in was für Ver:
wahrung das Geld bleibt, weldes bie Verwalter jahrsüber einbringen, ohne ber
Kanzlei zu überantworten, ob nicht einer bem anbern babon leihe und Hantierung
bamit treibe, ob nicht Gewinns wegen das grobe und gute Geld an ringere Münze
verwechſelt werbe unb wie derglelchen abzufchaffen fei. (86) betrefis der Geſchenke,
erebrungen unb „uss gnaden nachgelassen“ follen das Übermaf vermieden unb bie
Berwalter an Einhaltung des Stats und zu eingezogener Haushaltung vermahnt werben.
(37) Die Neujahrsverehrungen, bie doch mehrteils ſchlecht und Tieberfich genug
feien, werben dennoch in hohem Wert eingelauft und viel Gelb für fie verwendet. Es
ift zu erfunden, von wem und mit was Urfund fie eingefauft werben ; auch iſt zu erwägen,
ob fie nicht ganz abquftellen und das Gelb dafür zu geben fei. (88) Die Berorbneten follen auch
der Klofterpflegen Erfahrung haben betrefis aller biefer Artifel und bie nötigen
Befehle geben. (89) Speziell ift die Rechnung bes Amtmanns von St. Georgen von
1676/77 abzuhören und allerlei Fehler und Vebenfen zu berichten. (40) Da der
Überfluß in den Klöſtern durch Präfaten, Verwalter, Schüler und Geſinde zu hoch ger
ftiegen iſt und etliche Klöfter in Hohe Schulden geraten und ihre Ablöfungshilfe nicht
mehr zahlen Können, auch dies ohne Ringerung ber Haushaltung nicht zu verbefiern
if, fo follen Verorbnete in ben ihnen bemußten Klöftern geheime „stille nachtrach-
tung halten, ob die haushalltung zu ringern oder gar abzuschaffen, auch was
wir des iars ungevarlich gegen jetzigem one schmelerung des obbemelltem für
vortheil davon holen und dieweil auch die schuller inn irer anzal one geringert
pleiben sollen, ob dieselben inn ain ander closter und wahin zu transferiren,
anch wa und wie die hof, usslosungen, gastungen, jeger, hund, felckhner und
anderes zu erhallten, auch fuhr zuerstatten sein möchten. (41) Was bie Ber
ordneten weiters erfundigen, bas follen fie verbeffern und über jebes Kloſter nad) obigen
Artikeln einen befonderen Bericht und fchriftlihe Relation einfhiden.
304 Hermelint
Die bei der Viſitation obwaltende Abfiht war demgemäß, die Ber-
hältniffe in den Klöftern zunächft auf das Genauefte fennen zu Iernen.
Im Anflug daran follte in allen Dingen eine thunlichſte Sparſamkeit
erfirebt und die Kloſterwirtſchaft einer genaueren Kontrolle durch den
Kirchenrat unterftellt werben. Damit war aud gegeben, daß bie Formen
und Gewohnheiten des Betriebsinden 14 verſchiedenen Klöftern vereinheitlicht
und gemäß der Behandlung der Domaniafvermögensteile umgeftaltet wurden.
Nur kurz angebeutet ift, daß die Pifitationsfommiffion „ftille Nachtrach
tung“ zu halten habe, ob die Zahl der Kloſterſchulen unbefchabet ber
Anzahl der Schüler vermindert werben könne.
Den 25. Februar 1578 follte mit der Viſitation von Denkendorf
begonnen werben.) Auf 8. März wurde der Abt von Bebenhaufen nah
Haufe befohlen, um bei der Vifitation anmefend zu fein. Den 17. April
erſcheint bie Vifitation von Herrenalb als beendigt und die Räte weile
in Hirfau.”) Den 31. Mai erhalten die DVerorbneten den Befehl, in
Anhaufen, Adelberg, Blaubeuren, Herbrechtingen, Königsbronn, Lord,
Murrhardt, wo fie noch nit waren, nun zu vifitieren, fobald der
Obervogt Sigmund von Remchingen von der ihm erlaubten Badefahrt
zuruckkomme.
Den 3. Juni 1578 ſchreibt Sigmund von Remchingen vom Sauer:
brunnen zu Sebenhaufen (DA. Göppingen) aus an Ludwig Hipp: feine
Gefundheit werde immer beſchwerlicher und wolle ſich gar nicht beſſern, fo
wiſſe er nit, ob er bis Johannis das angefangene Werk fortjegen könne.
Doch jolle jedenfalls der Vogt von Sulz auf Johannis beſchrieben werden
gegen Abend in Murrhardt einzureiten. Wenn es ihm leibshalber möglid
fei, werde er auch eintreffen, ſonſt aber c& rechter Zeit dem Kammerrat
Ludwig Hipp mitteilen. Es fei ihm bei der höchſten Wahrheit eine rechte
Anfechtung, daß er nichts Beſtimmtes fagen könne und es könne miß⸗
Y) Nach einem Schreiben bes Geheimſekretärs Melchiot Jäger vom 15. Febt.
1578 an Ludwig Hipp.
) Den 7. April 1578 ergeht ber Befehl, bie obere Sägmüßle zu Herrenalk
fol gemäß bem untertpänigften Bericht ber Wifitation verliehen werden. Unter bem
gleigen Datum ſchreibt der Schaffner zu Herrenalb Ulrich Seifferipring an bie ver
ordneten Näte, welche in Hirfau weilen, daß er ben zugefhidten Titel in ben Etat
eingefügt und im Beiſein des Schreibers Hausrat und Vetigewand bes Prälaten, Pfarr:
herm und Schaffners (außerhalb, eines Petts und was fonft an Schreinwert für ben
Abt behalten wurde) in ein Inventarium verzeichnet und in eine befonbere verfchleffene
Kammer überanttwortet habe, ebenfo ſei das Silbergeſchirr, welches der Prälat ımter
Händen gehabt, in dem Gewölb beim Fürftengemad verwahrt worben. Im übrigen
bebantt er fi bei ber Kommiffion für ihre ordnende Thätigfeit und zweifelt night, daß
«6 dem Kloſter zu höchſtem Nußen gereihen werbe.
Die Änderung der Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 305
verftanden werden, ala begehre er „den Kopf aus ben Halftern zu
ziehen.” Dem fei aber feineswegs fo, fonbern er wolle gerne feinen
Beruf auswarten.
Die Aufgabe, die Händel zwiſchen den Prälaten und ben Vermaltern
zu ſchlichten, ſcheint nicht beſonders beliebt geweſen zu fein.) So können
wir troß ber gegenteiligen Verfiherung bes Obervogts Sigmund von
Remchingen annehmen, daß er recht froh gemejen ift, als es ihm gelang,
mit Hilfe feiner wenig gefräftigten Geſundheit ſich von dieſer Arbeit frei
zu maden.) Ohne ihn ging die Vifitation weiter. Den 23. Juli wer
fie in Anhaufen. Bon diefem Tag datiert der Bericht des dortigen
Abtes Andreas Eyb über die Mängel in ber Kloftervermaltung und über
die geeignetften Mittel der Abhilfe. Gin folder Bericht wurde gemäß
der Bifitationsinftruftion von jedem Prälaten bei der Ankunft ber Räte
eingeforbert.?)
Über zwei Jahre nad) Beginn der Viſitation wurde eine Schluß:
relation der beteiligten Räte und Beamten über ihre Thätigfeit an ben
Herzog eingefandt. (25. Jan. 1581.)
Der Herzog antwortete in einem Reſkript vom 31. Jan. 1580
an Landhofmeifter und Kirchenräte: Die ganze Deliberation des Werks
beruhe auf den 4 Hauptpunften:
1. Ob die Haushaltungen bei etlichen Klöftern, ſonderlich bei ben-
jenigen, fo gar ab den Straßen gelegen, gar abzuſchaffen und die Schüler
in andere gewifje Klöfter, da bie Haushaltung bleibt, und die disciplina
äisdem praeceptoribus erhalten werben mag, zu verorbnen, und aljo handelt
4) Jebenfalls verfuchte auch das britte verordnete Viſitationsmitglied, der Unter-
vogt Zacharias Höfh von Sulz zweimal fi) der Pflicht zu entlebigen, indem er
wenig wichtige Gründe geltend machte, welchen bald abgeholfen werben konnte. ©. o.
©. 299 N. 2.
) Am 14. Juni ſchrelbt Sigmund von Remchingen von Kirchheim aus an ben
Herzog, bafı er ſich noch im folder Leibesſchwachheit befinde, daß er an Johannis bei
dem bemußten Wert noch nicht mitarbeiten könne, fo möge ber Herzog für bie Wifi-
tation an feiner Statt feinen anderen verorbnen. Er wolle fi) In feiner Weiſe ent»
ziehen, vielmehr fel es ihm „ein weinliches Leib“.
Wieder am 2. Auguft ſchreibt er an feinen Schwager, ben Landhofmeiſter von
Hobened, da er feines Leibes Schwachheit fenne, möge er ſich bei dem Fürften vermen«
ben, baß ihm feine Ungnade aus ber Weigerung betreffs ber Vifitationsangelegen-
Heit entſtehe.
Und an bemfelben Tage auch am den Herzog, baß feine Gefunbheit fi
wohl zu beffern feine, aber trohdem fei dies nicht von Beitand und fo könne er immer
noch in ber bevorftehenden Moftervifitation ſich nicht getrauen, beizuwohnen.
) Erhalten iſt nur noch dieſes einzige und am Schluß bes Auffages mitgeteilte
Stüd aus Anhaufen.
306 Hermelint
es fih um einen Weg, wie ben andern bie beftimmte Anzahl ver
Schülern zu erhalten fei.
2. Ob bei den übrigen Klöftern, da die Haushaltung bleibt, dieſelbe
mit bem Gefinde und andern, wie bisher auch forthin zu fontinuieren fei.
3. Bei melden Klöftern nad Gelegenheit alle ober nur etliche
Güter zu Höfen oder fonft um einen gewiflen Ganon zu verleihen, oder
ob fie von Haus aus zu bauen feien und wie das am nuglicften an
geftellt werde.
4. Was bei jedem Klofter in specie für Fehler abzuſchaffen und
wie das zu verlafien jei.
Über den 1. Runft haben bie Räte zunächft ihr Bebenfen abzugeben, damit ber
Herzog dann refoldieren möge. Der 2. Punkt möge fo erlebigt werben, daß zuert
über bie Generalartifel zu handeln ift, was bei allen Klöſtern gemeinfam zu obfervieren
fei, dann mögen bei ben einzelnen Klöftern fpeziell obige und weitere fragen und
Klagen beiprochen werben. Um eine verbrießlihe Relation zu erfparen feien für bie
Seneralia folgende Anhaltspunkte gegeben:
(1) Bei jedem Kiofer ift der Burgfrieben und darunter bie 3 gradus zu
halten. Zuerſt iſt der Übertreter durch Praͤlat unb Verwalter, in wichtigeren Tingen
mit Rat und Beifein des Schirmvogts und Ieptlid mit Vorwiſſen bes Herzogs zu ber
firafen pro ratione circumstantiarum et gravitate delioti. Defien fol jeder Tiener
und Ehehalt bei Eintretung feines Dienſtes notbürftiglih erinnert werben. (2) Tie
Bogenrehnungen müffen beffer geführt werben; auch find fie alle Quatember an
die Kanzlei einzufgiden, obwohl folhes im Klofter und beim Rechenbank etliche Mühe
aiebt. Sie brauchen ja nicht alle reftifiziert zu werben; es genügt, wenn nur etliche
daraus befihtigt werben, fo daß doch die Verwalter, wenn fie es überfciden, in Furcht und
Fleiß erhalten werben. (8) Die Verwalter Haben ein befonderes Urkundbuch zu halten,
worin alles eingezeichnet und verurfunbet wird. (4) Mit dem Gewürz ben Ordnungen
nad) zu Halten. (5) Sind Handwerksleute im Klofer, fo foll das im Urkundbuch
eingefchrieben werben. Abt und Verwalter find nicht befugt, ohne Erlaubnis ver
Kirhenräte Handiwerfslente in bes Kloſters Koften einzunehmen (auferhalb Echneiber,
bie fie ein Tag ober 8 und Schuhmacher, ein Mahlzeit ober zwo einlaſſen mb
gebrauchen mögen). (6) Tem Abt unb Verwalter find alle Beinugungen mit Bich,
Roffen u.dergl. abzuſprechen; auch ift Acer, Wieſen und Hanfländer ohne befonbere Erlaubnis ze
nießen nicht geftattet. (7) Doch bamit fie friſche Eier haben mögen, feien jebem 10
bis 12 Hennen erlaubt, bie aber au bes Kloſters eigen feien. (8-10) Auf die m
aleichen Schlöffer, bie Berurfundung ber Frucht und bes Weine, fowie die Zehnierd -
nung ift ben ausgegangenen Befehlen gemäß zu halten. (11) Die Annahme ver Tiener
geſchieht bei den fürnehmen Offizier durch Abt und Verwalter, bei ben geringen Dienern
und Ghehalten allein durch den Verwalter. (12) Die Kloſterfuhren find ohne Firden-
rätfie Erlaubnis niemand zu vergönnen. (18) Mit Veripeifung des Geflügele if ger
büßrende Maß zu Halten, das übrige ift nad} dem gemeinen Anſchlag ohne Borteil für
den Verwalter zu verfaufen. (14) Gute Ordnung in ben Wäldern; hat man etwas
zu Bauen, fol man das Holz zu gutem Hau, und nicht burd bie Bimmerleute dem
BWohlgefallen nach fällen Iaffen. (160.17) Mit ben Gebäuben, den Vogtgerihten unb
Baifenrehnungen ift e8 ben ausgegebenen Orbnungen nad zu Halten. (18) Ebenſo
betreffs gleiches Maß und Eid. (19) Bon ſich aus haben bie Verwalter feine Ziel zu
Die Änderung der Klofterverfalfung unter Herzog Lubwig. 307
geben und Feine Schulden aufmachen zu laſſen. (20) Tas Reſiduum zur beftimmten
Zeit zu erlegen, unb auch fih bes beften Vermögens zu befleißigen, etwas Namhaftes
barüber in das Depofitum!) zu llefern mit ber Vertröftung, daß ber Herzog ſolchen Fleiß
mit wirffihen Gnaben erfennen wolle, abgefehen bavon, daß fie es zu thun pflichtig und
ſqhuldig feien. (21) Mes Aus» und Ginlaufen in Pfiterei, Keller, Kammer und
Küche, ſowie das Abtragen von Milch, Schmalz u.f.w. ift abzufhaffen. (22) In Küche
und Haushaltung if der Überfluß zu vermeiden. (28) Die Inventarien folen in allen
Klöftern gleich gemadt und davon eine gleichlautende Abſchrift an bie Kanzlei geididt
werben. (24) Die Chefalten und Diener find fünftig um einen gewiffen Lohn an
Gelb, nicht mit Kleibern, Yeinwat u. drgl. anzuftellen. (25) Was bie „Erziehung des
Gevigels“ Betrifft, iſt neuerlicher Befehl ausgegeben, bemfelben follen bie Verwalter
nadjfegen, doch daß damit auch fein Überfluß aufgehe. (26) Die Verwalter follen in
bie Klöfern ihren eigenen Wein und Frucht nicht einlegen. (27) Das Almofen it
nicht einzuziehen, fonbern wie bisher treulich und richtigli, mit gebührenber Maß ges
reicht werben, wie es chriſtenlich, billich und recht if. Abt undVerwalter follen baran
fein, et fiat ordine et cum bono affectu. (28) Abt, Verwalter und Gefinbe bürfen
ihre Verwandten nicht mehr fo oft, wie bisher einlaffen, fondern es ift das Maß zu
Halten, auf daß ber Herzog nicht zu anderem Einſehen verurſucht werbe. (29) Alles
Baus, Brenn, geſchnitten und ander Holz ift gebührend zu verrechnen. (80) Wenn
man in ben Klöftern die Gelegenheit bat, die Hefe mit Nugen ſelbſt zu brennen, fol
es geichehen, doch fo, daß bie Verwalter fie nicht für fich ſelbn Faufen. Sonft foll man
es, wie bei ben weltlichen Kellereien Halten, oder jene an anbere verkaufen. (81) Den
Verwaltern fol der früher ausgegangene Befehl, nur gut grob Geld abzuliefern, noch
einmal mit Ernſt eingeſchärft werben. (32) Über das Reifen der Verwalter ift fhon
gefproden, in wichtigen Dingen mögen fie ſelbander reiten, in eigenen Sachen aber
nie. (83) Abt unb Verwalter follen als die Häupter nie ohne Urſach über Nacht aus
dem Kofler bleiben; wenn es aber geſchieht, je einander anzeigen. (84) Sie follen
aud bie Kfofterbiener micht ohne fonberbare Urſach über 2 Nächte ausliegen laſſen.
(35) Die Nachtwacht foll zum Beſten gehalten werben. (86) die Kloſterfronen nicht zum
Privatnugen verwendet. (37) Abt und Verwalter folen wöchentlich nad; Gelegenheit
ihren Amtstag halten und dabei den Schultheißen und Amtleuten im Nlofler zu
effen geben, doch nur wenn biefe in Kloflers Geſchäften erſcheinen unb nicht in Private
fachen zu tun haben. (88) €8 fei zwar zu beforgen, daß es mit bem „Rnehtebrot”
nicht allwegen recht zugehe; bod weil es ein halb Almoſen fei, das bie armen Knechte
an ihrem Yeib für Weib und Kinder erfparen, deshalb möge es auch ba, wo es bisher
gebraͤuchlich war, auch hinfüro gereicht werben. Nur follen Ast und Verwalter ihr
Augenmerk darauf richten, daß Fein vorteiliger Abtrag oder andere Gefahr mit untere
Laufe. (89) Verwalter und Schreiber follen eine Schreibſtube haben zur Ers
fparnis des Holzes und zur Förderung ber Erpebition. (40) Ohne Erlaubnis ber
Kanzlei find eine fremden Schweine ins E—erich zu treiben; aud) ift darauf zu halten,
Daß ber Bäder ſtets babel fei, wenn man ben Schweinen abgerbt und ſolches urfunblid
werhandle. (41) Das noch vorhandene Silbergeſchirr fol in befonderem doppelt⸗
geſchloſſenem Gewölbe aufbewahrt werben. (42) Die Dofumente find abkopiert bei
dem Xlofter zu behalten, bie Originalia an bie Kanzlei zu liefern. (48) Da Abt und
Verwalter bisher bie Späne und nachbarlichen Jrrungen feparatim berichtet unb nicht
ſã milich darunter gehandelt, fol man ihnen dies miteinander communicato consilio
%) Über Refibuum und Depoftum vgl. Württ. Jahrb. 1808 ©. 1001N. 2
308 Hermelint
zu thun auferfegen. (44) Atem Gebrau nad mögen fie auh Wilbpret und Fig
u. bergl. einem oder anberen verehren.
Obige Punkte follen durchaus angeftellt werben. Über folgendes wird ein rat:
fam Bebenfen erforbert, daß.bann nach gehabter Refolution dieſelben vollzogen worben :
(1) Etwa mit bem Propft in Stuttgart unb bem D. Ofiander zu ermägen, wie es mit
Speifung unb Kleidung ber Schüler zu Halten, ob nicht in allen Klöftern eine general und
gleihmäßige Speilung vorzunefmen, und eine gleiche Kleidung zu geben; dann was
für eine Ordnung anzuftellen, daß micht die Gefreunbten ber Schüler zu oft zu ihnen
Kommen unb bem Kloſter zu überfäfig fein. (2) Da bezüglich der Gafungen ein
großer Unterſchied in den Klöftern if, wie unter ben Gäften eine gute Diskretion zu
balten, und ob nicht ber Befehl von anno 88 zu erneuern fei; auch fol alle Quartal
ein Auszug der Gaftungen überfhidt werden, um ein Übermaß abzuſchaffen. (3) Ds
ivegen Jäger und Fälfner es bei der alten Orbnung zu Iaffen, ober eine neue zu ke:
greifen fei. (4) Wie es mit bem Ort der Speijung zu halten, ob nicht bie Scüler
von bem Gefind ad parcendum teneris auribus und Erhaltung mehrerer guter Zudt
abzufonbern, fürnehmlich aber, ob bem Gefinde bes AbtsTund Berwalters ihre Speie
roh umb ungekocht ober aus ber gemeinen Küche zu geben. (5) Ob für Abt und Ber:
walter bie bisher üblichen Hochzeits- und andere Schenfungen aus des Kloſters Koſten
auch ferner Bu paffieren feien, wiewohl ber Herzog dies ganz „abzuftriden® willens if.
(6) Ob bei Lieferung ber Zehntfrügte ein Trunt und Brot zu geben ober ob bie
Zehntorbnung zu alten ift; das Ieptere wird wohl das beflere fein.
Beſonders if Über den 3. Hauptpunft, über eigenen Bau ober Verleibung ber
Güter zu beliberieren, und wie in Iepterem Fall das Vieh zu füttern und insgemein
eine nuplicge und fpärige Hausbaltung zu halten fei.
Bas ben 4. Hauptpunft anbetrifft, fo follen bie Berichte aus ben einzelnen
Klöftern bei der Erpedition und bem Rechenbank unter bie einzelnen Beamten verteilt
und dann erft im gefamten Rat fürgenommen werben; überhaupt ift das Geſchäft zu
Beförbern, baß nicht die Abte und Verwalter bezüglich ihrer Verrichtung fo lange in
suspenso gelaſſen werben; bis Georgii fol man bamit fertig fein.
Über das Kofler Lorch find noch einige Specialia zu erlaffen: mit Asſchañung
ber jehigen geweſenen Mägde, und Annahme anderer taugliper, mit Beurlaubung des
Thorwarts und etlihen anderen gemeinen Geſinds, aud Beſchließzung ber zwei Tbore
ift vermöge der Referenten Bedenken fortzufahren; auch ift ein tauglicher Fiſcher zu
beſtellen, weil bie Fiſchbäͤche nicht verliehen werden können; ferner ift dem Rfartberrn.
Tiacono, Schultheihen und Meiner bas tägliche Eſſen im Kofler abzuftriden, item
Füge, Krebs und Wilbpret gebührend zu verrechnen, aud niemand Fein Gras noch
Doſi, wie es bisher gefhehen zu verſchenken; mit ber Haltung von 2 Reitroſſen fei e&
genug, bagegen bie 2 Fuhrmahrinnen follen wie Bisher aus bewegenden Urſachen ge:
laſſen werben; der als unfleißig gemeldete Schreiber wirb fi wohl gebefiert haben.
Mit deutlichſter Klarheit find hier auf Grund des von ber Bir
ſitationskommiſſion erfammelten Thatiahenmaterials die Punkte heraus
gehoben, auf die es dem Herzog bei der Anderung in den Klöftern an-
kommt und bie für bie weiteren Arbeiten der Räte zur Pireltive dienen
follen. Neugewonnen ift die Einfiht, daß au die Disziplin in den
Kloſterſchulen gefährdet ift. Die gemeinfamen Mahlzeiten mit dem Ges
finde und den Taglöhnern ſchaden der guten Zucht. Im Anſchluß daran
Die Anderung der Klofierverfaffung unter Herzog Ludwig. 309
wird der Gedanke einer einheitlichen Speife- und Kleiverorbnung für jämts
liche Kloſterſchulen erwogen. Dies giebt den erften Anlaß zu ber im folgenden
Refkript erfolgten Anordnung einer zweiten Bifitationsreife mit dem
Hauptaugenmerk auf Verbeſſerung der Schulverfaffung.
Bis 23. April 1580 find zwei unterfchiebliche Bedenken!) des Land⸗
hofmeiſters und ber Räte eingetroffen. In dem erften find bie 3 erften
Hauptpunkte, im zweiten die für alle Klöfter generaliter geltenden Spezial:
punkte behandelt. Was den erften Hauptpunkt betreffs ver Schulen an-
belangt, fo ſprachen fic) die Räte bagegen aus, daß die scholares von einem
Klofter in das andere zu transferieren find. Der Herzog äußert ſich ſofort
am genannten Tag darüber. Er wüßte zwar wohl universa fere et singula
argumenta negativa zu tefutieren, wobei aud ihm, wie jenen, im Fun—⸗
dament und Hauptartifel die Erhaltung der Schulen if. Trotzdem ift es
nicht feine Meinung, viel zu bisputieren, fondern alles mit gutem zeis
tigen Rate zu handeln, und deshalb will er die Klöfter bei dem Stand,
wie fie jegt feien, bleiben laſſen und ein Jahr zufehen, wie man ſich in
die Verbefierung bei den Haushaltungen ſchicke. Zur Vifitation und Res
formation der Kloſterſchulen follen der Propft und ein politiſcher Rat
(Ludwig Hipp) überall in den Klöftern während des laufenden Jahres
umberziehen und die Mängel und Befehle zu Urkund bringen; litera
enim scripta manet, vox autem audita perit. Daß den Befehlen nad
gelegt werde, bafür will der Herzog im Notfall ſchon forgen.
Betreffs bes zweiten Hauptpunkts, der DVerbefierung der Haus
Haltung, fol eben 'vem Ludwig Hipp injungiert werben, fi danach
zu erkundigen; auch ift für jedes Klofter ein hefonderer Staat der Per:
fonen, ihrer Verrihtung und Unterhaltung zu verfertigen, ſchon um bes
Wechſels von Abt und Verwalter willen.
Über den dritten Punkt, die Verleifung der Güter unb beren
eigenen Bau, ift das dem Herzog erftattete Gutachten nicht ſpeziell genug
in bie Einzelheiten eingegangen. Es handelt fi) darum, wie der Ertrag
beſſer fei; der jegige Ertrag und bie aufgehenden Koften find zu kolla—
tionieren mit ber beftändigen Gült, fo ein Meier daraus giebt. Auch be
treffs der Fuhren, die im Notfall im Ausland beftellt werben können,
will der Herzog nicht Urfache zu böfer Haushaltung geben, wie er jene
überhaupt nicht ſonderlich viel gebraucht (außer ein Jahr her zur Heim:
führung dero Schwefter, des in Stuttgart noch währenden Baus wegen
und zu notwendiger Fuhr auf die Feftungen) und mit gebührender
%) Die beiden Bedenken ber Räte find nicht mehr vorhanden. Ihr Inhalt Tann
zur aus ben barauf erfolgten Verfügungen bes Herzogs erihloffen werben,
310 Hermelint
Ayung zur Verfäumnis der Feldgeſchäfte foviel wie möglich fein Urſach
gegeben habe.
Über den vierten Hauptpunkt, bie bei jedem Kloſter einzeln vorzu-
nehmenben Anberungen, ift noch nicht beliberiert und der Herzog hat wenig
Hoffnung, daß ſolches vor einem halben Jahr gefchehe, dadurch abermals
ber Sommer und die befiere Zeit zum Überlaufen vorbeigehe und es im
künftigen Jahrgang im alten Trappen bleiben würde. Es foll mit der
befohlenen Austeilung der Geſchäfte fchleunig vorgegangen und bei Lord,
die beſprochenen Punkte verrichtet werben.
Das zweite Bedenken behandelte bie Generalpunfte bei allen Klöfern
Auch hierüber Außert ſich der Herzog: (ad. 1) Den beim Burgfrieden gemachten Anhang
cum causae cognitione hält der Herzog für unnötig. Denn jeber Diener, ber fich bem
Klofter verpflichtet, Hat fi) bamit desſelben Strafen unterworfen. Obige Klauſel ſchaffe
nur unrubige Leute und giebt Urſache zu Weiterungen, fo baß alle Tage, fo oft fi ber
gleichen Händel zutragen, eine neue Rechtfertigung auf die Bahn komme. Wenn aber
einer das Recht anrufe, fo ift billig, e6 feinem zu bemegieren unb alsdaun aui eimem
fommenben Bericht jebesmal gebührenden Beſcheid zu geben. (2) Der Wochenrechnungen
halben wolle man es ein Quartal fang mit beiden angebrachten Formen t) verfuchen umb
bann ſich für bie eine ober andere entſcheiden. (8) Das befohlene ürtundbuch fol
unter allen Umflänben gehalten werden, nur wo Regifter fon vorhanden finb, fan
es bei benfelbigen gelaffen werben, doch if ihre Summa in das Urkundbuch einzu:
zeichnen, daß dieſes vollfommen fel. (4) Mit dem Gewürz war es nicht bes Fürſten
Meinung, wöchentlich etwas Beſtimmtes auszugeben, was ja ſchon bei der Ungleichbeit
ber Zeit unb ber Gaftungen nicht gehe, fondern nur, daß gute Ordnung gefdaffen
und aller Überfluß agefhafft werde. (12) Bei den Fuhren hat ber Herzog ein Ber
denken, eine oder mehr abzuſchaffen; es follen doch alle behalten und babei bem Abt
und Verwalter erlaubt werben, eine Fuhr für ſich felbft ohne Verhindernis ber Kofler:
gelchäfte über Nacht zu gebrauden; wollen fie eine länger haben, iſt es mit Bewilligung
zu geſchehen. (15) Der Herzog, meint man, jolle fonderlid, fehen, daß bie Forſtmeiſter
dazu gezogen werben®). (36) Wenn man ber Fronen nicht gebraucht, foll von ben Unter:
thanen fein Gelb bafür eingezogen werben, außer es fei von Alters Berfommen, damit
nit etwa Privatgefuche mit Beſchwerung ber armen Untertyanen miteinlaufen. (41) Mit
dem Silbergeſchirt bleibt es beim vorigen Befehl, doch mit ber im Bedenken ber Räte
weiter angeregten Erklärung, daß der Verwalter basjenige, jo man täglich braudt, cum
inventario unter Hanben habe. (42) Mit Ertrabierung ber Dokumente mag man es
vorgebaditer Maßen in den Klöſtern Lord und Denfenborf verſuchen; aber tropbem
follen die Kirhenräte gewißlich daran fein, daß alle Driginalia und fürnehmen Tote
mente mit ehiftem zur Sanzleiregiftratur verwahrlich gellefert werben.
Bas bie fpeziell zu Fonfultierenden Punkte belangt, fo läßt fi ber
‚Herzog wohl gefallen, daß (1) betrefis Unterhaltung ber Schüler jedem salva reverentia
ein Paar Schuhe bes Jahre weiter gegeben werbe. (2) Bezüglich ber Gaflungen bat ber
Herzog zu bes Abts und Verwalters Diskretion bas größte Vertrauen, daß fie ihrem
’) Welche gemeint finb if aus ben vorhandenen Alten nit mehr erfitlid.
) Es banbelt fih um Holzhau in ben Klofterwälbern. Gin Kirchenrat bemerft
dazu am Ranb: „mo kan nit erachten, warzu man der vorstmeister bedorffte®.
Die Anderung der Kloſterverfafſung unter Herzog Ludwig . 311
ſchuldigen Amt und Treue nad bes Kloſters Nutzen bedenken; doch ſollen in jeder
Wochenrechnung bie Gäfte mit Namen genannt und wie lang jeder verharrt, ſpezifi⸗
siert werben. (8) Auch berreffs der Jager ſoll es bei ber von Herzog Chriſtoph durch ⸗
Eoreigierten Jägerorbnung bleiben; Abt und Verwalter können ja berichten, wenn ihnen
was widriges begegnet. (4) Was den Ort der Speiſung betrifft, fo fol man das Ge⸗
find, foviel es geht, miteinander fpelfen unb die Schüler, jonderlic in Sommerszeiten
ba man nicht eine beſondere Stube einhelzen darf, vom anderen Geſind abſondern;
mit bes Abtes Epeifung, ob gekocht ober roh, ift es ein Quartal zu verjuchen und bar
tauf wieder anzubringen, (5) Mit ben Hochzeitsſchenkungen und Gevattergelb foll es
vorerft gelaffen werben, bis ber Herzog bie vorhanden fein follende Refolution feines
Vaters eingefehen hat. Wenn einer darum einfommt, mag man fid in specie Be:
ſcheids erholen. (6) Es mißfält dem Herzog nicht, daß ba, wo es von Alters Hers
Tommen if, in Lieferung des Zehnten eine Suppe und Trunk mitgeteilt werbe, doch
bei Verleihung oder wieber neuer Anfegung von Zehnten fol bem Weltlihen und der
Zehntorbnung gemäß verfahren werben.
Die Räte follen nicht nur dies alles fürderlich ins Werk fegen, fondern auch
auf die Perfonen ein Augenmer? Haben, daß londerlich Abt und Berwalter den ausge:
gangenen Befehlen mit Fleiß nachſezen. Zuwiderhandelnde find zu verwarnen, im
Wieberholungsfal (und wenn einer unverurfaht Unwillen, Zanf und Haber anfängt)
vor ben Herzog zu Bringen unb ber wird unnachfichtlich verfahren und denjenigen, fo
ſchuldig iſt, er fei wer er wolle, abſchaffen. Das foll da, wo es vonnöten ift, rund
angezeigt werben,
In den folgenden Monaten wurden von den Kirchenräten bie
Sonderftäte und Spezialbebenfen für die einzelnen Klöfter ausgearbeitet.
Dabei ftellte e8 fi) heraus, daß in Einzelheiten wieder des Fürften Mei-
nung befragt werden mußte. 16. Juli 1580 berichten Kaſpar Wild und
Ludwig Hipp, zunächſt feien jegt die Stäte für bie drei Klöfter Lord,
St. Georgen und Alpirsbad ausgearbeitet, und weil dieſe drei Klöfter
in Haushaltungen und Verrictungen einander ganz und ziemlich ungleich
feien, fünne der Fürft gnäbigem Gefallen nad ferner erwägen und zu
ändern befehlen, jo daß daraufhin die Stäte bei den andern Klöftern
gemacht werben können.
In Lorch If ja fhon allbereit das, was bie Notburft erfordert, im Werk ans
aurichten befohlen. Auch ber Zwieſpalt, fo zwiſchen Verwalter und Prälaten „fürs
geloffen“, fei durd ben Propft von Stuttgart und Ludwig Hipp dem Prälaten und
bem neuen Verwalter unterfagt. Ihnen und dem ganzen Gefind if gefagt, wie fie ſich
in ihrem Amt zu verhalten haben.
Unter ben Spezialpunkten bei St. Georgen findet fih in ber Bifitations-
telation, daß „der Prälat ein gar gehen Kopf, bie Leute als bes Kloſters Hinterſaſſen
Teicht ſchilt und ſchmeeht, aud den Kloſteroffizialen und Gefind um geringer Urſach
willen ſchmaͤhlich zurebt und urlauben läßt“. So giebt es viel neue Ehehalten; das
bringt einem Amtmann zu amten nicht geringe Beſchwernis und kann zu feiner Nutzung
ober guten Hauehaltung führen. Das ift dem Prälaten burd einen ernſten Befehl
von ber Kanzlei aus zu verweilen; auch möge ber Propſt, wenn er nächſtkünftig die
Schule vifitiere, ſolches mit fonderem Verweis unterfagen und ihn zu frieblicher Hause
Haltung vermaßnen.
312 Hermelint
Ferner findet- ſich in dem Bericht, daß in aller Ausgabe bei Maß, Eich, Ellen
und Gewicht das Landmaß gebraucht wird, aber bei der Einnahme ber Früchte mE
der Amtmarın das Dillinger, Rottweiler, Schramberger und Treibermez. famt bem
Weißhabermeß nehmen, je nachdem bie Früchte in oßgemeldeten Herrſchaften fallen.
Tabei muß man es bleiben laffen, baß nur in ber Rechnung das Landmeß teiofviert
werde, „denn sonsten werden sie die gülten, wa nit jedes mess entgegen zu
reichen, verwidern; alls bei den one das die betzalung nit allwegen so richtig.“
Endlich wird berichtet, bak ber vorige und ber jegige Amtmann ihre Wohnung
auferbalb bes Kloſters haben. Es wird für nütlicher geachtet, wenn ber Amtmann
mit Weib und Kind feine Wohnung im Kloſter babe. Daher fell man fich erfundigen,
ob man im Kloſter eine Gelegenheit habe, oder ob man ert bauen müffe.
Alpirs bach. Hier Magt ber Prälat in der Relation, daß in bem Kofler fein
Gemach zugerichtet fei, dahin man einen kranken Schüler verwabrligen legen Fann und
Sittet, weil Gelegenheit bazu vorhanden, ein ſolches richten zu Iaffen. Dies if eine
große Notburft und es möge beioblen werben, eine Stube und Kammer mit einge
zogeniten Koiten zu richten.
Ferner iſt in bem Bericht angegeben, daß ber geweſene Brälat und jekige Propft
zu Dentendorf, fowie die commissari für ratfam erachten, die Kloſtermuͤhle und
Pterei, die außerhalb bes Kloſters und feiner Mauer an der Kinzig Rebt, zu ver:
leiben und dafür in dem Kloſter eine Pfiterei zu bauen, das mit 60 ober 70 fl. ge:
geſchehen möge. Hier wäre nun von Abt und Verwalter zu erfunden, wieviel Müblen
«8 fonft in A. giebt, wer barein gebaut und wer in der Kloſtermühle zu mahlen befugt
ſei; aud ob nit die andern Müller ſich beſchweren, weil Bisher niemand ‚fremdes in
der Roftermühle mahlen durfte und dadurch jenen Abbruch geiheben Tann. Exit
dann wäre barüßer zu erwägen.
An der Relation wird ausführlich Bericht gegeben über des Kloiters Jagen,
auch über das Xigerreht und bie Wilbbretbäute, bie bis zur Biütation von ben Ber«
waltern genommen, von da an durch bie Kommiffarien ben Jägern anitatt des Gelde
zugeordnet wurben. Der Verwalter bittet wieber um das erilere unb um ein Hanfland.
Vetreffs der Maße und Gewichte ift es ähnlich wie bei St. Georgen, daß man
bei der Einnahme das Horber, Obernborfer und anderer Herrfhaften Mer nicht entbebren
Tann. Diesmal find feine weiteren Güter zu verleihen; was früher an ben Höfen
Breitwies und St. Martin u. drgl. verliehen worden if,' it worerit nit zu ver⸗
ändern. Alles andere iit in den Stat einverleißt.
Die Spezialpunfte der übrigen Klöſter follen fpäter in ähnlicher Weife behandelt
werben. Die Ordnung ber Wochenrechnung fewie die Frage, wie bem Präfaten unb
Verwalter bie Speifung zu geben, aus ber Küche aber roh, dat Tann am beiten bei
2 M löitern, wie 4. 8. Cord und Murrhardt, verſucht und ausgeſchrieben werben.
Den 9. Juli 1580 antwortet der Herzog aus Münfingen, daf er
die Stäte und Spezialbevenfen eingefehen und daß es damit fein Be
wenden haben folle. Die Kirchenräte möchten nun auch die Stäte in
den übrigen Klöftern vornehmen, alle Generalpunfte laut jüngfter Refo:
Iution einfegen und namentlich von Grund? aus erwägen, ob bie Güter
von Haus zu bauen oder zu verleihen fein. Was dann die Speifung
von Prälaten und Verwalter betrifft, To hätte ſchon im April gleihfnach
erfolgter Refolution der Verſuch gemacht werden follen und nicht erft jegt;
Die Anderung der Klofterverfaflung unter Herzog Ludwig. 313
doch mın folle nicht länger damit verzogen werden. Die Küchenordnung
fol in den drei überſchickten Klöftern, ungefähr dem alten Herkommen
gemäß unb nicht höher ober koſtlicher eingerichtet werben. Ferner follen
die Räte erwägen, ob der Schirmhaber in Nordweil gegen Baden tem-
poral und abzufünden, ober länger zu fontinuieren ift. Auch betreffs
der Hirſch⸗ und Wildhäute bes Verwalters in Alpirsbach fol berichtet
werben, wie es in ben anderen Klöftern mit den Jagbrechten und Häuten
gehalten werbe, desgleihen wem bie Fuchsbälge, Marder u. drgl. zu
liefern feien und ob vom Kloſter die Tar davon bezahlt werde oder nicht.
Das Hanfland mag man dem Verwalter gönnen. Endlich foll in allen
Staten das Präbifatwörtlein (Herr Prälat u. f. m.) ausgelaſſen werben,
weil Ihro f. Gnaden reden, und dafür allein der Prälat gefegt werben.
Den 11. Auguft 1580 reichen die Räte Johann Englin, Caſpar
Wild und Ludwig Hipp über die noch übrigen Klöfter ihre Bedenken ein:?)-
Murrharbt. Der Abt Hat außer einer Magb noch 2 Kinder bei fih von
feiner Hausfrau Schweſter, ein Töchterlein und einen Knaben, fo baß fie zufammen
mit feiner Frau und zwei eigenen Söhnen felb fiebent find. Der Herzog verfügt, weil
dies wider bie jebt fürgenommene Orbmung if, fo follen biefe Kinder abgeſchafft werben.
Wie aus ben beiliegenden Berichten?) zu erfeben fei, vermeint der Prälat, man
ſolle die Kloftermühle ganz abgehen laſſen und dann aud den Müllers und Bäder
Buben abſchaffen und außerhalb durch einen beſtellten Bäder mablen, baden und dann
durch eine befondere Perfon bie Käften verfehen laſſen. Weil aber in biefem Kloften-
die Hausbaltung bleibt und die Mühle vielleicht noch etliche Jahre Reben mag, urteilt
bie Rommiffion, es möge beim alten Zuſtand verbleiben, folange man in ber Mühle
noch mahlen könne (nämlich ein Müller, ber zugleich Bäder und Kornmeſſer iſt, und
ein Lehrbub); wenn bie alte Mühle nicht mehr gebe, dann fei abermalen bie
Notburft zu erwägen. Dem ſchließt fih des Herzogs Refolution an, ba ber neu vor ⸗
geſchlagene modus viel Abgang unb wegen des befonberen Kaftentnechts nicht meniger
KXoften verurſache. An Gütern fei bier nichts zu verleißen, weil bie Haushaltung bleibe.
Königsbronn. Dem vorberigen Abt, jehigen Präfaten zu Maulbronn, it
durch befondere Bewilligung (vom wegen Verfehung der Pfarrei daſelbſi) ber Hanf-
und Sladszehnten zu Ihelderg, Ochſenberg, MZang, Königebrenn, auch Sturgel und
Egartenhof genehmigt worden; auch bem jegigen Abt bat es bie Kommilfion belafien,
weil er ebenfalls bie Pfarrei verfieht.
Seit ungefähr W Jabren geflattet man jedem Ginwohner und Zaglöhner aus
1) Das Bebenfen ift mit Ranbbemerfungen bes Geheimſekretärs verſeben, bie
den Willen des Herzoge zum Ausbrud bringen, wo nichts bemerkt ift, ſoll es nad} ber
Aufſchrijt bei bem Bedenken verbleiben.
9) gelber ift von ben Bifitationsserichten (b. $. den arunbfegenben Aufzeichnungen
der drei von 1578 bis 1580 die einzelnen Klöfter bereifenden Räte und Beamten) nur
noch derjenige von Denkendorf vorhanden. Alle andern find früher ausgeſchieden werben
und mit ihnen ein ungemein reichhaltiges Material für bie heimiſche Wirtichaftögefchichte.
Ferner fehlen auch die Spezialftäte für bie einzelnen Klöſter ſelbſt, zu welchen obiges
Säreiben vom 11. Auguft begleitende Erläuterungen nieht.
314 Hermelint
Königsbronn ohne Schulbigfeit 2 Simri Lein oder Hanffamen auf bes Kloſters Adern
und mit besfelden Mähre ohne Belohnung zu bauen. Wenn man bie Güter jegt
großenteils verleihe, fo wirb es ohnedies bald aufhören, doch bürfe man bem Klefter
feine Beſchwerde ober Neuerung auftommen Iaffen, und deshalb befiehlt der Herzog bie
Wiederabſchaffung diefer Gewohnheit.
Weitere Güter zu verleihen habe das Kloſter nit; mit dem ſchon verfichenen
iſt zuzuſehen und Achtung zu geben, wie fi) bie Beflände zu Ausgang ber Bean:
jahre anlaffen wollen.
Anbaufen. Der Vifitationsberiht ſchlägt vor, ſämtllche Güter zu verleihen
und alle Zugroffe und Mähren des Mfofters abzufchaffen. Da aber dies gar nicht bes
Herzogs Meinung IR, aud) die Züge zu den Gejägben und fonft für bes Fürften Gnaben,
nicht weniger zu bes Kloſters Wein:, Holz: und anberen uhren notwendig find, balten
es bie Räte nicht für thunlich, ſolche abzuſchaffen.
Etliche Güter bes Hofes Wangen und der Hof Bolheim, zunächſt bei bem Kloſter
gelegen, waren um ben 4. Teil an Hans Langenbucher verliehen; aber der Befland ging
aus. Rum ift zu fehen, fie wieder an ihn ober einen andern zu handeln. Beide obgemelbte
Hofgüter, von denen ber eine Teil beſſer ift, al ber andere, find zufammen in einen
Beſtand mit feiner Maß zu verbinden unb ein newer Beftanbbrief barauf aufzurichten ?).
In dem Vifitationebericht geihieht auch Melbung, dah mit ber Renovation zu
Langenau fürberlih vorgegangen wurde; jebod mit berfelben, auch anderer „fpäniger
Sachen“ wie des Ausfchreibens wegen ſteht es auf einer fürberlihen Bertagung gegen
bie Stabt Ulm, babei man es bewenben unb die Tagfagung erwarten muß. Der
Herzog bemerkt dazu, baß er am 26. September 1578 ernftlich befohlen, mit ber Reno:
vation zu Langenau fürberli vorzugehen, weil bes alten Pflegers halber allda peri-
<ulum in mora; bas folle nochmals ohne alles längere Einftellen geihehen.
Ferner berichtet bie Kommiffion, daß ber Präfat gar wenig zur Säule gefeben
ober fi} derer angenommen, aber bie Abtin fih bero mehr beladen und dazu reden
wollen, als gut gewefen unb ihr gebühre. Der Herzog läßt hiezu bemerken: ba die
Weiber regieren, ba ift ber Teufel Hofmeifter; beromegen folle ſolches dem Abt abzu:
ſchaffen unterfagt werben, mit bem Anhang, da e6 nicht geſchehe, werben Ihre f. On. ver ⸗
urſacht, mit Abſchaffung ober in andere Wege Einfehens gegen ihn zu tbum.
Übrigens fei ber Präfat gar ein feltfamer Kopf, ber bie Ehehalten, fo ibm nicht
gefallen oder feines Willens maden, wie auch ben Verwalter unb fein Gefind um ges
tinger liederlicher Urſachen willen ſchilt und ſchmäht, fich auch bes Märleintragene und
Schwägwerts annimmt und felbigem Glauben giebt, dadurch nichts Fruchtbares erbaut,
fondern allerhand Uneinigfeit bem Kloſter zum Nachteil und Schaden entfteht. Des
iſt Tänger nicht zu lelden; man foll mit dem Propft D. Ofiander erwägen, wie folder
abzufchaffen fel.
Abelberg. Die Verorbneten ber Bifitation haben bafür nehalten, daß eine
Rogmäpne famt ben zugehörigen Knechten unb bazu Rindervieh abgeſchafft werbe, wozu
bieber 5 Mägde nötig waren, unb baß man vom Rindervieh mehr nicht halte, ale
was von des Klofters wachſendem Futter auszubringen fei und bazu nur 8 ober 4
Mägbe. Aber ber Verwalter hat fi mehrmals beklagt, nadbem bie andern Klofer-
) Nach einer [päteren Randbemerkung folle ber Verleihung biefer Güter halber
der Verwalter zu Anbaufen zu gelegener Zeit nad Stuttgart beihrieben werben, ware
D. Hipp dort fein möchte. Thatſächlich wurde er dann auf ben Neujahrstag 1581
nach Stuttgart befoblen und follte ben Meier famt etwaigen Beitandbauern mitbringen.
Die Anderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 315
wäßnen in be Herzogs Geſchäften verwandt worden, müſſe er folder beim Güterbau
it mit geringem Nachteil mangeln. Deshalb If ber Räte Meinung, bie Ropmäßne
mad) wie vor zu belaſſen. Betteffs ber Viehzucht wäre zu befehlen, mehr nicht am
Nindervieh zu Halten, als mit bes Klofters wachſenden Futter neben Roffen, Zugvieh
und Gaftung auszubringen fel; dann Fönnten aud) von ben 5 Mägden 2 ober wentgften
eine abgeſchafft werben.
Nachdem ſich in ber Schreiberei etwas Fahrläffigkeit befunden, fol beim Prälaten
nach der jegigen Geftaltung noch einmal Erkundigung eingegogen werben, bie fpäter an
den Herzog zu beridten iſt. In der Einnahme find einige in Böhringen fallende
Früchte nad) Ulmiſche Maß eingezogen, bie in ber Rechnung auf das Landmaß reſolviert
worden. Wegen ber Haushaltung find feine weiteren Güter zu verleihen,
Dentendorf. In dem Bericht finden ſich bie zu verleihenden „des Kloſters
hangenden Hofgüter* ausführlich angegeben; bie Kirhenräte wollen ſich das ſchon ge:
fallen Iaffen, wenn ein rechtgeſchaffener Beſtänder zugegen wäre, ber aud bie Behau:
fung felbft erbauete, „Da aber barunter auch viel Zweifelihe vorfallen möchte, wie
denn in vielen bergleihen Sachen geſchieht und ſchier alle Tage begegnet”, fo mag
es hier eine gute Meinung fein, baß man von Haus aus baue, ba man getreue
Diener dazu Hat, unb e& fo richten würde, daß In Saat, Felgei ober Bradet bie
Knechte braußen auf dem Hof geipeifet würden; gut iſts auch, wenn man einen Befländer
zu biefem Hof befommen möchte, ber ben Beftand 6, 9 ober 19 Jahre ober erblid an:
nehme und Behaufung, Scheuer und Stallung in feine eigenen Koſten aufbauete.
Dagegen bei ber Schäferet zu Denkendorf ift Feine erblihe Verleihung zu raten,
fonbern es fönne bei der jehigen Verleihung bleiben.
Betreffs der Wälder‘) bringen bie von Denfenborf allerhand Gefahr und Ber-
wüftung in bes Klofters Wälder und wollen ſich weder mit Strafen noch fonftivie unter
die Forflorbnung fügen. Das foll nod einmal anbefohlen werben.
Aus dem gebachten Bericht iſt ferner erfichtlich, was für Beſchwernis wegen ber
Up Jäger zwiſchen Denkendorf und Rellingen fürlaufen fol, welches auf ben einen ober
andern Weg bes Fürften gnäbigem Gefallen und Befehl anheimgeftelt je. Cs könne ja
den Jãgern befohlen werben, ſich bes Ages zu Nellingen zu gebrauchen unb Denkendorf
zu verfchonen. Der Herzog antwortet, es werde besiegen bei Hof gebührenber Befehl
gegeben werben.
Hirfau. Im Bifitationeberiht ift zu erfehen, daß man bie Kirche außerhalb
bes Klofters, zu St. Aurelien genannt, gar nicht bedarf; zubem iſt fie gar baufällig
und fällt an vielen Orten ein und es ift täglid Cchaben baraus zu befürdten.
Wiewoll wir, die kirchenräth, gar nit rathen kinden umb allerhand geschrais
willen, das man die gleich ainsmals niderreisa und abbreche; aber wir hielten
danacht usser disen und in dem bericht erzelter ursachen darfur, wann jetzo
die badenfahrten uf den winter ein endt heten, und der wandel von den frembden
badgesten nit mer s0 gross war, dass man an gedachter kirchen die ziegel von
dem langwerck sampt dem lanckwerck vom holtz oder tachstuhle heraber gethan
und volgendts nach und nach, wie es dann vil eck und neben gebewlin hat, ain
maur nach der andern gemechlich, auch von jar zu jaren wegthun, das mans
nit sonders achtet, aber die hohen thüren nach der zeit unverendert oder ab-
gedeckt sten lassen.?)
) Vgl. Schmidlin, Beite. zur Geſch. W.s 2 (1781) ©. 185 fi.
Thatſãchlich wurde biefe älteſte romantiſche Kirche unferes Landes in den
316 Hermelint
Auch Hier müffen in ber Ginnahme etliche alte Maße gebraucht werben.
Das Kloſter Hat 4 Höfe, Ottenbronn, Supenharbt, Waldet und Dide, die icher
viele Sahrefum has Teil verleihen find, und bas if} nicht muplicher anzuftellen. Weitere
Güter find bei bemfelben nicht zu verleihen.
Zu dem Bericht der Kommiſſion bes Prälatenbeputats wegen hielten bie Kirdens
täte dafür, es wäre nach ber Zeit zugufehen, unb ber Herzog befiehlt, man Iafie e# Bei
bem Deputat bleiben, daß nicht neue Unruhe eriwedt werde.
Bebenbaufen. Hier giebt] der Prälat gleih in feinem Bericht etliche Be-
ſchwerniſſe bes Klofters an, daraus erfolgt, daß das Klofter bie Ablöjungeblife um»
andere Schulden nicht gleich allmegen bezahlen konnte; jedoch ift zu Hoffen, daß bies
ſich feither etwas verbefiert Bat.
Die Verleihung von bes Klofters Hof und ber Güter in Luſtnau wird angerater
und ift ſchon geſchehen. Gleichergeſtalt follte die Klofterihäferei abgefchafit und die
Beiden verliehen werben; zugleid) waren zwar von ben Berorbneten auch allerlei Grünbe
für Beibehaltung angegeben. Seither ift bei bes Kürften Gnaben allerhand vorgefallen,
fo daß er Befehl gegeben hat, bie Schäferei wieber anzurichten unb bie Meierſchaft det
Hofes abzufgafien, worüber Conrad Engel Befehl erhalten Hat. Der Herzog bene
auf bem Rand, bies folle bis auf fünftigen Frühling ins Wert gerichtet werben.
Blaubeuren. Rrälaten und insgemein !aben ber Gaftung unb bes vielen
Zulauf halber nicht geringe Befhwerung. Der Herzog befichlt, baf dieſe Gaitımg
abgeſchafft und mit nichten gebulbet werbe.
Güter find feine zu verleihen; ungleiches Maß wird eingenommen, aber
in ber Redinung auf das dandmaß refofoıert.
Herrenalb, Bei biefem Kofler werde jebo eine Zeit lang ein großer über
flüffiger Überfall der Markgrafiig-Babenifen geübt, mit Befuhung und Fürgebumg
eines beftänbigen Atzes. Dieſes Ak halben fei anno 1589 ein Vertrag aufgerichtet umb
barnad zu handeln müffe dem Verwalter mit einem Grtraft in ben [Etatj aufgenemmen
werben.
Ferner war hier vieles Übermaf, befonbers mit des Abts und Pfarrers Hank
gefinb; aber ſolches wurbe von ben Verorbneten zu beſſern unterfagt und in den nenex
Stat angehängt; auch iſt inzwiſchen bie Abtin geftorben, um 'beren Kranfbeit willen
viel aufgegangen. So mag man es beı biefem Mal babei bleiben Iaffen.
Wie ber Bericht bemerft, ift Binter ber Kellerei ein alt Gebäus mit einem Stüblm
unb 8 Kammern, darin ber Thalmeifter und etwa Boten liegen, baran eine alte
Hunbsftallküttin; alfo auch Binten an der Mauer ein alt Haus, fo fie das Blattern
Haus nennen, an welchem nidjts, denn Nieberfallens und Schaden zu „befahren“, fe
bo; mehrerteile für bie Ziegel ſchade fel. Da das Gebäu nicht Bebürftig mb man
fonft allerhand Plat unb Gelegenheit genug im Kiofter Hat, fo fol es bei dem Bebenten
ber Verorbneten bleiben und abgebroden werden, unb ber Play könne zum Carter
verwendet werben.
Betrefis Verleihung ber Güter fei bem Schaffner von ber Bifitationafommiifien
befohlen, nach Beſtändern zu traten und da er ſich getraute, was Fruchtbarlichs verr
möge des Orts zu verrichten, ſoliches zur Kanzlei gelangen zu Iaffen. Zeil er ar
bisher feinen ſolchen babe bekommen fönnen, fol es Bei bem vorigen Befehl bleiben
Kerner wirb berichtet und bie Kirchenräte willen e6, daß bas Wirtshaus ber
folgenben Jahren allmählich abgebtechen. Vral. Eb. Ralulus, Kumfs fund Altertumt:
benfmale in Württemberg. Inventar, Echwarzmalbfreis 1897 S. 44 j.
Die Anderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 317
Kloſters „gar keintz“, daran nichts mehr zu bessern oder zu flicken ist und eben
der fürreisenden Gäste halber von neuem gebaut werben muß. Obwohl in bem
Bedenken angegeben ift, man ſolle basfelbe verkaufen, einem erblih maden und dann
felber bauen laſſen, fo Hat bod Bisher Feiner fommen wollen. Bazu iſt noch ver-
ſchiedenes in Betracht zu ziehen: erſtlich, daß man einen Wirt dorthin haben möchte,
ber aud ein Metger wäre und bas Klofter mit Fleiſch verfehe, weil dasſelbe mit
Nusen nicht allweg mebgen kann umb andere Metger dem Kofler zu weit entlegen
find, hiezu könne ein Käufer nicht allwegen gebunden werben; ferner felen bie Berfonen
ungleich und bazumalen nicht allwegen wie bie Befländer zu ändern. Deshalb raten
fie, daft man von bes Kloſters wegen ohne Einftellen dieſe Herberge felber, doch ohne alle
Koſtlichteit aufbaue und dann jedesmals zu des Kloſters Nuhen und Gelegenheit verleibe.
Maulbronn. Aus dem Bericht iſt zu erfehen, was für Beſchwernis das
Kloſter des Bogtamts halber tragen unb leiden muß. Die verorbnete Kommiffion riet
daher, dasſelbe gen Knittlingen zu verorbnen, baß ber Vogt bie Pflege bafelbft dazu
verfebe. Aber feitdem ift allerhand Beſchwernis mit ber Veränderung fürgefallen und
ber Vogt bat ſich beffagt, daß er außerdem das Vogtamt, bie Wiedertäuferrechnung,
dann bie Anfpeftion mit den Kloſterfleden, mit ben Heiligen, Waiſen und Kommunen
Gintommen, dazu aud das tägliche Fürfalende verfeben müffe und bafı Ihm das ohne
menfd> und möglich wäre. Deshalb Bitte er, alles beim Alten zu Taffen, unb er würbe
es auch gern fehen, wenn man bie Verwaltung ber bisher von ihm verfehenen Burs-
pflege von ihm nehmen unb erlaffen würde. Aus biefen Grünben halten bie Räte
bafür, daß man es beim alten Stand laſſe, wie es war, und der Herzog ſtimmt bem bei.
Sonft it durch bie Verorbneten nicht nur beim Kloſter, fonbern auch beim
Scheihelberger und dem Elfinger Hof allerlei Übermak und Unorduung gefunden worben;
und fie Haben gemeint, nicht allein dieſelben, fonbern auch etliches Gefinde, Roß und
Vieh abzufhaffen, auch die Melterei zu ringern und fie vom Effinger Hof, wo fie bisher
war, in das Klofter zu transferieren; auch amberes zu verfuchen u. f. w. Doch nun
berichten Abt und Verwalter, daß man fi bavon nicht viel Nuten verſprechen
*önne, man folle daher alles beim alten Laffen. Zuzugeben if, daß es eine grofe und
beſchwerliche Haushaltung ift, da fih nicht gebrudte Ma und Orbnung geben laſſen
will, fonbern «8 will vielmehr eine Notburft fein, daß ein Präfat und Verwalter fih
ſelber nad) Geſtalt der Sachen zu alten wiffen. Aber dennoch lautet ber Kirchenräte
Bedenken, daß bei ber nädftfünftigen Schuloifitation durch ben Propft jemand zuge:
ordnet werbe, welder bie Haushaltung beſehe unb zu verbeffern befehle. Das bringe
ia bem jeht zu begreifenden Stat fein Verhindernis
Sonfliges an Gütern zu verleißen, {ft nicht zu raten.
Nachdem die in der herzoglihen Kanzlei ausgearbeiteten Spezial-
ftäte für die einzelnen Klöfter endgültige Faffung und Genehmigung durch
den Herzog erlangt hatten, wurden biefelben noch im Lauf des Jahres
1580 als Normen für die Verwaltung an bie einzelnen Klöfter ausgegeben.
Die äußere Form bes Denkendorfer Eremplars?), das nur durch die Publikation
Schmiblins ber Vergeffenheit entriffen worden if, ift die eines allerdings
ſehr umfangreichen Amtsftats für den Klofterverwalter. Nad einer all-
gemeinen Einleitung ift gerebet von des Verwalters Pflichten gegenüber
) 3. C.Schmiblin, Beiträge zur Geſchichte des Herzogtums Würtemberg 2
(1781), ©. 288540.
Württ. Biertehjahräg. f. Sandeögeih. R.F. XII. 21
318 Hermelint
ber Schule, der Haushaltung, von dem, was er einziehen und verrechnen
fol und von den Wocenrehnungen. Dann wird die Kuchenrechnung in
extenso feflgelegt. Es folgen die Beftimmungen über den Burgfrieden,
dann State und Eide für den Schreiber, den Reiter, jo den Wald ver-
fieht, für Koh, Kuchenbuben, Keller: und Küchenmeifter, für Haustneckt,
Thorwart, Müller und Pfifter, für Kornmeſſer und Kaſtenknecht, für Hof:
und Baumeifter, für Küfer, für Wald: und Wiefenkneht, Fuhr: und
Nahgänger, au „Trippelknecht“, für Wächter, Fohlenknechte, Kub- und
Schweinehirten, endli für den Mesner und die Viehmägde. Dann mir
noch gerebet von des Kloſters Weingefällen, der Gaftung, vom Verbrauch
von Gewürz und Tuch, von Klofteralmofen und von der Unterhaltung
von Hausfrau, Kindern und Gefinde des Verwalters. In der reichhaltigen
Verordnung find bie Dinge bis ins Einzelnfte geregelt: Die ifolierte
Stellung der Klöfter und bie Fortdauer von Sonbergemohnheiten bat
damit aufgehört.
Bisher war die Zahl der Klofterfhulen noch auf ihrer urjprüng-
lichen Höhe gelaſſen. Die Vorftelungen vorfichtiger Räte hatten Herzog
Ludwig im Sommer 1580 zum Nachgeben gebracht, fo daß er noch einmal
ein Jahr zumarten wollte. Trogdem er mar entſchloſſen, einige der
Säulen eingehen zu laſſen. Sparfamkeitsrüdfihten empfahlen dies
dringend und es ſcheint, daß der Vergleich mit den Schulverhältniffen
anderer Territorien, namentlich mit Sachſen beftimmend mitwirfte. Gier war
namentlid der Widerftand der Landſchaft zu fürdten. Die 13 Kloſter
ſchulen bildeten ein „importantes Stüd“ der im Landtag von 1565 auf ewig
garantierten Kirhenverfaffung. Im fehr vorfichtiger Wendung teilt daher
der Herzog im November 1582 dem landſchaftlichen größeren Ausfchuk
mit, daß er bei den Klöftern „ein gutes und mupliches Einfehen verfchaffen
wolle”, wenn er von einer bevorftehenden Reife aus Sachſen zurüd:
gefommen ſei. Der im folgenden Frühjahr tagende Landtag beſchäftigte
fich mit der Sade in einem Anbringen vom 7. März 1583). Ga
einig ift die Landfhaft mit dem Herzog darin, daß eine Beflerung in ben
Klöftern notwendig ift, eben da diefe mit ihren Einkünften nirgends aus:
reihen. Nur richten fi die ſtändiſchen Beſſerungsvorſchläge vielfach
gegen die Mafregeln der wirtembergifchen Regierung. Die vielen Gefäll⸗
vertaufhungen umb Güterveränderungen, bie neuen Wege, die gebaut
werben und bie den Klöftern zugemutete Unterhaltung von Jägern, Hunben
und Eoftbarem Geflügel, all dies verurſache die großen Koſten. Nicht
minder bringt die Thatfahe Schaden, daß den jungen Amtleuten ohne
*) Siebe am Schluß der Daritellung Beil. 6.
Die Änderung der Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 319
irfahrung die Führung des Klofterhaushalts übertragen if. Mit deut:
her Spige gegen die in ben Kloftern angebahnten Neuerungen bittet
je Landſchaft, Vie Mängel zwar abzuſchaffen, aber womöglich nichts Neues
m Klöftern aufzuladen. Wie fie das fi) als möglich vorftellte, ift nicht
ıgegeben.
Daß der Herzog noch viel gefährlicher erſcheinende Abfichten mit
n Kloſterſchulen hege, das ahnte die ehrſame Landſchaft damals noch
ht. Nach feiner Rückkehr aus Sachſen, dem Lande ber brei vielge:
jmten Fürftenfchulen, befahl Ludwig, von den dreizehn theologifchen Bil:
1gsanftalten feines Landes wenigſtens brei mit ben andern zufammen:
erlegen‘) und den foftbaren Schulhaushalt daſelbſt aufzuheben. So=
t gab es no im Jahr 1584 im Meineren und das Jahr darauf im
heren landſchaftlichen Ausſchuß lebhafte Auseinanderfegungen”). Außer
Klage über Verminderung ber Schulen kehrte ber Vorwurf wieder,
ber Herzog die liegenden Güter und Wälder den Klöftern entzogen
veräußert habe. Ohne Konventualen und Schüler feien die Prälaten
!8 anderes als Häupter ohne Glieder. Das war übrigens der Propft
Herbrechtingen ohne Schaden ſchon feit der Reformation. Dem Her-
fiel dann auch die Verteidigung nicht ſchwer. Er berief ſich darauf,
er die Zahl der Schüler nicht vermindert habe; und mit der Ver-
rung ber geiftliden Gefälle und Güter habe er mur das Befte ber
er geſucht. In ihnen follte immer ein Vorrat gefunden werden,
fie mehr Güter als er haben. Im fehr bitteren Worten kommt der
ıg auf die Prälaten zu fprechen, nachdem ihn der kleinere Ausihuß
tigt hatte, er wolle die Landesgrundverfaſſung umftoßen. Das find
finnige, ſtolze, hochtrabende Geifter oder Köpf“, bei denen es nur
„Summa Summarum, alles verthun“ und „panketieren”. Hätte er
nicht geſchont, jo mürben die eigenfinnigen Köpf wohl erfahren
. „wie es ihnen fo and nad der warmen Küche getan habe“. Er
immer nod) taugliere an ihre Stelle fegen. Er habe, um dem
vorzubeugen, zum zweiten Mal feine anſehnlichen Räte in bie Klö—
eſchickt, „da der Prälaten Verwalter allezeit ſich zu befferer Haus⸗
) In Anhauſen, Lorh und Denkendorf; im gleihen Jahr kam noch Blaubeuren
Anhaufen und Denkendorf waren bie beiben Klöfter, welde am wenigften Gin:
eſaßen. Für bie beiden anbern fam wohl ber Gefihtspunft in Betradht, ben
in anberem Bufammenbang ausgeſprochen hat, daß fie für bie Verhäftnifie bes
n Herzogtums fo „gar weit abgelegen“ waren.
Zu den landſchaftlichen Auseinanderfegungen vgl. Sattler, Herzoge 5
; bie Publifation ber hier verarbeiteten unb offenbar im ſtändiſchen Archiv
bfigen Driginalaten muß dem fünftigen Bearbeiter ber wirtembergiſchen
serhanblungen überlaffen werten.
320 Hermetint
haltung und Einigfeit erboten. Aber jobald die Kommiſſarien weggeweſen.
fo fei „es im alten Trappen mit fieben Tritten, wie ınan pflege zu fagen,
geblieben.” Die Prälaten könnten „fih aus Gottes Wort hinfüro beſſer
zu berichten wiflen, daß fie ihre von Gott vorgefegte Obrigkeit anderk
vor Augen haben, als daß fie aus gefaßtem Privataffeft ihren Herr
famt deſſen getreuen Dienern mit ehrenrührigen und ungegrimbten
Anbringen und Stichelworten anziehen und beleidigen”; ein jeder
fol feinem Amt abzuwarten fi angelegen fein laſſen. Daraufhix
entſchuldigten ſich die Ausfhußmitglieder wieber und der Herzog veriprad,
als Bater feiner Unterthanen feinen fürftlihen Erklärungen gemäß alles
beizutragen, was zu Erhaltung und Fortpflanzung der Kloſterſchulen umd
zeitlider Gott wohlgefälliger Regierung dienlich jei.
Den 5. Mai 1584 wurde wieder eine vierglieberige Viſitations
tommiffion, beftehenb aus drei Räten und einem Theologen, mit einer
neuen Snftruktion!) verjehen, in die Klöfter gefandt. Sie hatte die Aui:
gabe, nachzuſehen, wie fi bie neuen Einrichtungen bewähren. Für bie
jenigen Klöfter, mo bie Schulen aufgehoben waren, wurden neue State
ausgegeben. Die Sauptänderung betrifit die Verpachtung und Verleihung
der Güter, welche bisher für den größeren Haushalt in eigener Admim
ftration bebaut wurden.
Damit find diejenigen Maßregeln beenbigt, melde unter Herzog
Ludwig ausgeführt wurden, um die von Herzog Chriftoph überfommene
Klofterverfaffung thatſächlichen Bedürfniſſen gemäß umzugeftalten. Das
Nefultat diefer Mafregeln rechtfertigt die Erfahrung, daß die plöt
liche und gewaltfame Anderung überfommener und überholter Einrid-
tungen leichter durchzuführen ift, als die unter dem Schein bes Rechtes
verſuchte almählihe Anpaſſung an die neuzeitlihen Bebürfniffe. Die
jenigen Landesfürften, welche mit ftarfer Hand bei der Reformation der
Klöfter au deren Wirtſchafts- und Verwaltungsweſen verftaatlichten umd
dem der übrigen Ämter gleih machten, ſchufen dadurch klare Verhält:
niffe und es war ihmen möglich, neben eigenen Vorteilen je nachdem jehr
große Summen für kirchliche und ideale Zwede bereitzuhalten. Ta
gegen in Württemberg blieben die Klofterämter in gewiſſem Sinn eremte
Verwaltungsbezirke auch nad} den von Herzog Ludwig verſuchten Reformen ?).
Verſuchen wir deren thatſächliche Ergebniffe uns Mar zu machen:
%) Tiefe Inſtruktion ift als Beilage 7 im Anhang mitgeteilt, weil fie eine deu
tige Vorftelung von dem bei den vielen Bifitationen ber Folgezeit üblichen Fragerer
fahren ermöglicht,
9) Ehen deowegen auch ber ftetige Wiberftreit zwiſchen kirchlichen und bynatifcter
Intereffen bei der Bermaltung bes gelitfichen Guts. By. Württ. Jahrb. 1808 IT &. 1°.
Die Änderung ber Mlofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 321
1. Das Verhältnis zwiſchen Abt und Verwalter ift deutlicher geregelt
und dem leßteren ein ſehr großes Maß von Selbftänbigfeit gewahrt.
Der Prälat hat zu forgen für Kirche und Schule, der Verwalter für die
Dfonomie und Jurisbiftion ; beide zufammen find des Mlofters „Häupter“.
Des Klofter8 „Diener“ werben von beiden zufammen angenommen, bie
„niederen Offizianten“ vom Verwalter allein’).
Doch find die Grenzen nicht abgeftedt und die gegenfeitigen Eifer-
fücteleien hören nit auf. in gewiſſes Oberauffictsrecht bleibt dem
Prälaten; in zweifelhaften Fällen fol er Rat erteilen und über die
Wochenrechnungen, d. 5. über die Ausgaben für die täglichen Bebürfniffe
Steht ihm die Kontrolle zu. In der Folgezeit haben fi} in praxi die
Klofteramtleute diefer Aufficht immer mehr entzogen, fo daß die Prä-
Taten zu Gegenvorftelungen auf den Landtägen fi veranlaßt ſahen.
Anlaßlich neuer Steuerforderungen mußte ihnen dann unter Eberhard III.
1660 wieder ein gewiſſes Einſichtsrecht in die Klofterre_hnungen auf dem
Papier zugeftanden werben. Bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts
war die Gleihftellung beider Beamtenfategorien vollendet. Den Klofter:
verwaltern, welche damals, mit den neuen Titeln eines Oberamtmanns
oder gar Negierungsrats geſchmückt, den Vorrang vor den Prälaten be
anfprudten, mußte bedeutet werben, daß dieſer in jedem Falle dem
Dienftälteren gebühre. Unabhängig davon blieb bekanntlich die Vertre—
tung des Kloſterbezirks auf den Landtägen bis 1806 den Prälaten und
nicht den Rlofteramtleuten anheimgeftellt.
2. Die Verwaltung der Klöfter, ſchon vorher der Oberaufficht der
Oberkirchenbehörde unterftellt, unterliegt nun einer genaueren Kontrolle
feitens der Regierung, d. h. eben feitens bes herzoglichen Kirchenrats.
Durd die gemeinfame Zentralbehörbe ift die Angliederung der bisher
ifolierten Klöfter an den wirtembergijhen Verwaltungsorganismus er:
mögliät. Die Behandlung von Frucht und Wein, das Zehnt:, Forft-
und Baumefen, die Rechnungsführung und die Abhaltung der Vogtgerichte
werben umfaflender als bisher durch die für das Herzogtum erlaffenen
Gefege einheitlich geregelt. Im Zufammenhang damit wird bie wirt
Thaftlide Annäherung der Kloſterbezirke an die benachbarten Teile des
Herzogtums angebahnt. Gleiches Maß und Gewicht ſoll überall durchge:
führt werben. Und die Landſchaft glaubte Urfahe zur Klage zu haben,
weil koftbare Verbindungswege von den Klöftern zur Nefidenz und zu
den benachbarten Städten neu gebaut werden.
Aber immerhin ift es die Oberfirchenbehörde, deren weltlichen oder
und Mägde zu denfen fein
322 Hermelint
politifhen Mitgliedern die zentrale Verwaltung des Klofter- und Kirchen:
guts obliegt. Nicht die Rentlammer ift damit beauftragt. Die Nlöfer
werben immer nod) bis 1806 als „geiftlihe“ von den „weltlichen Amtern -
unterſchieden. Als Teile des bejonders verwalteten Kirhenguts führen
fie eine Sondereriftenz. Namentlich die Stellung ber Klofteranntleute ik
eine fehr eigenartige. Obwohl vom Herzog eingefegt gelten fie doch als
Beamte der Klöfter und können in Ausübung ber Funktionen ver hohen
Gerichtsbarkeit von den herzoglichen Schirmvögten des Klofters, d. h. von
ihren Kollegen im benachbarten „weltlihen“ Amt beauffihtigt, bezw. ab-
gelöft werben. Die Verhältnifie waren feineswegs mit wünfchenswerter
Klarheit auseinanbergehalten. Der Klofteramtmann konnte bei Ausübung
irgend welcher Hoheitlihen Funktion im Zwieſpalt fein, ob er dies m
Namen des berzoglihen Landesherrn oder im Namen bes Klofters zu
thun habe; ob z. B. eine Umgelbfteuer aus den Klofterfleden der Rem:
fammer ober dem Kirchengut zukomme.
3. Eben dadurch, daß die Klöfter einer Verwaltungszentrale unter:
ſtellt find, ift die Durchführung einheitlicher und Eontinuierliher Gruns-
füge mit freiem Geſichtspunkt garantiert, zugleich aber aud die bis im
Einzelnfte gehende Sparſamkeit. Es wird nicht mehr nah Belieben um
privatem Vorteil mit den Betriebsformen abgewedhfelt, fondern bie für
den einzelnen Fall zwedmäßigften wirtſchaftlichen Maßregeln werden nad
reiflicher Überlegung von der Kanzlei aus anbefohlen. Die Klofterwirt:
ſchaften werben vereinfacht, die Güter verliehen, das Vieh verfauft; ver
ſchiedene Dienfte find auf eine Perjon vereinigt. Die Möglichkeit zu
verſchwenderiſchem Haushalt fol durch die gegenfeitige Kontrolle vor
Abten und Verwaltern, ſowie durch die vierteljährlihe Einfendung der
Wochenrechnungen an die Kanzlei verringert werben. Auch die Aus
fegung eines Gelbdeputats für Verwalter und Abte, ſowie für einzelne
Diener ftatt der bisher üblichen Naturalbezahlung muß unter diefem Ge
ſichtspunkt gewürdigt werden.
Allein es durften nicht wie in den anderen Territorien die beiber:
feitigen Gefälle zwiſchen Klöftern und „weltlichen“ Amtern einer einfachen
Verwaltung halber vertaufct werben. Sofort erhob die Landſchaft ihre
Einwendungen, daß von den geiftlihen Gütern laut der Kirhenorbnung
nichts „alieniert“ werden dürfe. Das höchſt komplizierte Syſtem der
über das ganze Land verteilten Pflegen und Zinseinzugftellen blieb bis
1806 beftehen. Und ganz abgefehen davon zu welch Heinlihen Maß—
regeln drängte die übertriebene Sparſamkeit! Wieviel Schlauheit wird
in Scene gefegt, um bie Aureliusfiche in Hirfau, das ältefte Denfmal
des romanifchen Stils in Württemberg, zu zerflören!
Die Anderung ber Mlofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 323
4. Zu den Sparſamkeitsmaßregeln gehörte auch die Verminderung
der Kloſterſchulen. Das Prinzip, daß jedes Klofter in eine Schule um-
gewandelt werben müffe, war mit der Aufgabe Herbrechtingens ſchon
durchbrochen. Überdies war e8 eine wirklich unnötige Verſchwendung,
dreizehn theologiſche Lehranftalten zu unterhalten. Auch neun waren noch
zuviel; und fo mußte eine weitere Verminderung fpäter noch erfolgen.
Herzog Friedrich I. hat denn auch vier weitere Schulen eingehen laffen.
Die von Ludwig angelündigte Abfiht, in den Kloſterſchulen eine einheit-
liche Küchen und Kleiderordnung durchzuführen entſprach fomohl den
anbermärts geäußerten Bebürfniffen der Sparſamkeit und Zentralifation
als auch von Chriftoph her überfommenen Traditionen.
In keinem der beſprochenen Punkte ift Herzog Lubwig zu einem
Zielpunft der Entwicklung gelangt. Die Klöfter blieben als befondere
Teile des Fürftentums meiterbeftehen, ein Quellpunkt vieler Streitig-
keiten zwiſchen Prälaten und Verwaltern, zwifchen Rentlammer und Kirchen-
rat, zwiſchen der Landihaft und dem Fürften. Des Herzogs Mafregeln
erſcheinen nur als temporäre Milderungen eines unhaltbaren Syſtems,
das aber erft in einer neuen Revolutionszeit durch rechtsobrechende Gewalt
verändert werben konnte. Den Kardinalpunkt haben ſchon zu Ludwigs
Zeit einfihtige Räte wohl erkannt, wenn fie im Bedenken von 1569 aus:
führen, daß eigentlich die Theologen in den Klöftern gar nichts zu ver
walten haben, fondern daß man die Klöfter zu meltliden Ämtern maden
folle, wie in den andern Kur: und Fürftentümern aud. Aber ſchon
dieſe Räte erfannten die Unmöglichkeit, wider die große Kirhenorbnung
eine ſolch einſchneidende Anderung vorzunehmen. Der kirchlich-konſervative
Sinn des Herzogs Chriſtoph, dem Württemberg im ganzen bis heute noch
feine Eigenart verdankt, hatte hier im einzelnen eine Einrichtung ge:
fchaffen, die ſich wenig bewährt hat.
Btellagen:
1. Prälatenftat von 1562).
*) Auf dem Umſchlag fteft: Capita, daruft sich die prelaten im furstenthumb
vermög der manuduction obligirn und verschreiben sollen. Den 26. aprilis anno 63
ist dise capitulation Doctori Matthes, so gehn Blabewren zu prelaten verordnett,
im kurchenrath furgelesen und darbei angezaigt worden, er werde dem verord-
netten im closter gepurend juramenten erstatten, auch alsdann ein schrifftlich
obligation uffrichten muessen, dargegen ime siner pension und underhaltung halb
auch gnugsam versicherung beschehen solle. — Cine Bleiftiftnotiz fagt, daß biefer
Stat im Zahr 15862 formuliert wurde, offenbar im Zufammenhang damit, daß man
bie Abte etwas mehr in ihrer Selbtänbigfelt zu beſchränken begann. Vgl. hiezu bie
Kapitulation ber Interimsäbte Chrittmann, Geſchichte des Kloſters Hirfau ©. 266 f.,
ben Stat bes Perfimonius a. a. O. ©. 369 ff. unb bie Teflaration €. 379. Die
fpätere Faſſung |. Reyſcher, Gefepfammlung 8 S. 276 N. 101.
32% Hermelint
Offleium et capita obligationis et juramenti prelatorum ').
Erstlichs sollen ein jeder prelat unasers farstenthumbs sich obligieren, darsa
ein aid uff die hailligen euangelia schwören, unns und unnsere erben fur seix
unnd des elosters rechte einige bewiste unnd ungezweiuelte landtsfarstliche
castenvogt, patronen erbschutz- unnd schirmherrn zuerkhennen, zu hallten unzd
keine andere, unnder was schein das geschehen möcht zu suchen, annzunemen
noch zu bewilligen, sonder unnser, unnsere erben, unnsers auch furstenthumbs
dessen incorporiert mittglid und angehöriger stannd er und das closter (oder die
probstey)*) von allters heer seien, schaden zu warnnen unnd bestes fleis zu
wenden zuverhueten, nutzen und frommen zu schaffen und zu furdern, unni
dann unns unnd unsern erbenn alles das jenig von des closters oder probster
wegen laisten, gestatten und zulassen, so wir heergebracht, und zu zeit seiner
election in ubung und gebrauch seien, unnd sonsten von allters gelaist worden ist.
desgleichen, wann er uff unser landtschafft versamblungen im laadt
oder ausschutz (tag)°) von unns oder unsern erben beschriben unnd erfordert, (es
were dann, das in ehehaffte ursach, die er doch berichten soll, verhinderten) er-
scheinen, sein stand session und stimm verhuetten, auch in allweg was m
unserm unserer erben, auch unserer landtschaft gemeinem nutzen unnd wolfahrt
dient, handlen, schliessen, volnziehen, unnd seines theils laisten, helffen solle und
welle, wann er auch sonsten und in gemeinen kirchen geschafften, und anligen
von uns oder unssern erben oder unnsern räthen erfordert, oder seines bedenckhens,
raths unnd gutansehens befragt wurde, sich darin gebrauchen zu lassen, amch
seines besten verstandz trewlich zu rathen unnd zu handlen, und was er also im
rat haimlichs hörte unnd vernehme, bias in seinen tod zuuerschweigen,
seinem ambt in verrichtung der kirchen, schul und weltlichen ver-
waltungs sachen jeder zeit unser und unsere erben gemöchte ordinationen unnd
staat, die wir oder sie jeder zeit geben werden, mit getreuweın fleiss zu
geleben, unnd souil an im, darob unnd daran zu sein, das denselbigen von den-
jenigen, die sie berueren, auch nachgesetzt werde,
besonders souil die kurchen belangt, das predigaınbt und die kurchen-
dienst bey der closter- oder probstey- kürchen, der augspurgischen und unser
confession, auch kurchenordnung gemess selbs aigner personn, souil seines leibs
unnd anderer gelegenheit halber sein khan, versehen,
darzan die superintendentz der nechsten pfarrhen und pfarrher, wie
ime von des closters (oder probstey) wegen assignirt unnd zugeaignet, unnd nach
ausweisung unser superintendentz-ordinstion, mit ernst und eifer angelegen sein
lassen und verwallten,
die schul aber betreffend, darinn ime uffgelegte lectiones theologicos
vermög der ordination aigner person verrichten unnd nicht destoweniger darneben
uff sein zugeordnete preceptores, derselben fleis unnd unfleis in der schul auch
underrichtung der studiosen, darnzu derselben fleiss, studia, profectum unnd
') Das Eremplar it dur&ferrigiert und überall jlatt ber eriten Berion die britte
(Herzoglidye Gnaden) gefest, jtatt der dritten (des Prälaten) d. zweite pluralis. Zus
Stichwort für den Inbalt der einzelnen Abſchnitte iſt von mir durch Sperrdrud hervorgehoben.
) Dem Wort „closter* ift als finngemäß zu benütendes Korrelatwort jedet:
mal „probstey“ in beiden mir vorgelegenen (Fremplaren beigejett.
®) von derſelben Hand wie bie Korrefturen.
Die Auderung der Kloſterverfaſſung unter Herzog Ludwig. 325
mores ernstliche, unnachlässige gute inspection unnd achtung haben, und waran
mangel erscheinen, mit ermanung, straf und andern fueglichen mitteln, unnd
wegen die defect seines bessten vermögens und verstandts corrigiern unnd ab-
wenden, in allweg aber mit den schuljungen die sachen dahin zurichten, uff das
sie in iren stadiis unnachlässlich angehalten, unnd profeet schaffen, auch sonnsten
christenlich und in guten erbarn sitten und moribus ernzogen, gewendt und auff-
wachsen, und so der preceptorum einer abkhunden wurde, sollichs vermög der
‚ordination unsere kirchenräth unverlengt berichten,
wann dann er dero einer oder mehr studiosen bey ime hieruber im closter
in seinem studio unfleissig oder wider die statuten und guete erbare zucht und
sitten uff sein prelaten herunder offt beschehene ermanung unnd warnnen, auch an-
gelegte correction also delinguieren wurde, das des oder derohalb nit besserung
zunerhoffen, so soll er prelat zu letster ermanung, warnung unnd correction nach
selbigen studiosen elltern, furmundern oder frundtschaft, alsbald schickhen unnd
inen derselben studiosen unfleiss und mutwillen annzeigen, auch also. ine stu-
diosen vor seinen elltern, furmundern, oder frunden fur die letzt warnung also
vermanen; wa sollichs bey ime nit verfahen, das er inen den elltern furmundern
oder frundtschafft mit straf und spot wider haimgeschickht werde,
wann nun sollichs er prelat also fur die letste warnung verricht unnd da-
ruber nit besserug eruolgt, soll er prelat sollichs uns unser canzley mit allen
umbstenden berichten, unud unsers beschaids darüber gewarten.
In der oeconomia aber seinem verwalter oder verwesern in den wichtigen
sachen, so er befragt, seinen rath und gutbedunckhen mitteilen und darunder
verhelffen, auch nit alle sachen uff den verwallter verlassen, sonder nach gelegen-
heit daruber vigilieren und uffsehen,
dartzu wochenlich von verwaltern oder vögten ire particular wochen-
rechnungen mit allem fleiss ordenlichen und underschidlich deren gegebnen
stät nach verhörn, unnd dann sein gut examen unnd uffmerckhens gegen des
elosters täglichenn personen, auch derselben wochentaglöner, landtfronen und
gesten haben, ob es der sachen gemess und damit kein unmass, gefar oder
aigener nutz gepraucht, oder gest eingelassen, oder gastung der ordnung und
staat zuwider gehallten, und sonst sich in allweg dem staat nach diser rechnung
halben zuerzeigen, unnd dann daruff den verwaltern oder vögten ire wochen-
rechnungen auch andere aussgaben unnd verrichtungen, souil inen wissent oder
vor inen bekantlich und angichtig gemacht, underschreiben unnd verurkhunden
unnd in allweg darob und daran helffen sein, damit nutzlich, trewlich unnd wol
gehauset, ubermass, gefar, aigener nutz unnd untrew verhüet, auch gasterey ver-
mitten, und jederzeit die ungehorsamen mit gepurender straf angehallten und
‚gebüiest werden,
den verwalter und andere des closters oder probstey ambtleuth an iren
beuolhenen ambtern, gegebnen staaten unnd bevelchen furdern und helffen,
handthaben und sie nit daran verhindern oder eintrag thun, auch ire rechnungen
jerlich vor Georii, alles den stäten nach von inen erfordern und empfachenn, und
dieselben zuvor abhörn') und alsdann der ordnung nach zu unser canzley vr-
khundtlich schickhen,
von der verwaltern oder vögten, auch pflegern stäten ein abschrifft selber
*) von ber fpäteren Hand darauf forrigiert: „ersehen“.
326 Hermelint
bey der hanndt haben, sich darum täglich ') zuersehen, und demnach wissen, sein
verrichtung täglich anzuschickhen,
uber diss alles, das er auch welle, des closters (oder probstey) herrlig
kheit, oberkheit, ehehafftin, recht, gerechtsame helffen, handhaben und nichts
daruon entziehen lassen, hieneben auch keiner frembder oder anderer kerr-
schaften noch oberkheit, noch deren dienern underthanen noch zugehörigen eini-
chen atz, underschlauf, eingriff, es sey mit was dienstbarkheit oder gerechtig-
kheit, weder im closter oder probstey noch bei desselbigen pflegen wie es alt
heerkhommen und geftiegte ybung gestatten, sonnder wa das bisanheer wider
allt herkhomen beschehe, sollichs abschaffen, auch darob und daran sein, das
des closters saal, Iagerbnecher, rodel, register, nutzliche und notwendige brief
verwart und untrewlich nit entwendt, noch zu keiner zeit dieselben usser unser
oberkheit, ohne unser vorwissen und bewilligung zuthun,
selbst auch an ligendem des closters (oder probstey) haab und gueters
und was dennselben gleich geacht, nicht verkaufen, verpfenden, versetzen, ver
tauschen, verschencken, noch alienieren oder wissentlich alienieren lassen, noch
auch erblichen verleihen und infundieren oder verleihen oder infundieren lassen,
ohne vorwissen und sondern ausstruckenlichen unserm oder unserer erben consens
und bewilligen,
das eloster (oder probstey) und desselben gueter mit uffnehmung haabt-
gatz umb zins und gulten nicht beschwern,
alles silbergeschirr, und was ime underhanden zugestellt, nutzlichen und
trewlichen verwarn,
alles gellt, so man der haushaltung halb entrathen mag, und in das de
positum gehörig, das es gelifert, nicht verhindern,
sich anch seines geordneten deputats genuegen lassen, das uberig aber
dem closter oder probstey zugehörig, in seinen nutzen nicht verwendenn, weder
seinem gesünd noch jemanden solliches wissenlichen und gefahrlichen gestatten,
sonder damit allen aigen nutz vermeiden,
keinen ungeburlichen, unserm unnd unserer erben closter (annd probstey)
ordinationen widerigen atz, gastung unnd uncosten bey dem closter oder probstey
anrichten, noch fur sich selber oder durch die seinen einiche gastung halten,
noch gestatten, in bedenckhung dessen, das er in seiner administration nit
proprietarius oder usu frutuarius ist noch jure sein kan noch soll,
item ohne unsern und unserer erben verwilligen und zulassen der ad-
ministration nicht abtretten oder ainigem anderm, dann uns unnd unsern erben,
da ime vergundt, deren abzusteen und resigniern, auch under sollicher resig-
nation khein practic anrichten, dardurch unsere oder unserer erben recht unnd
gerechteame zum closter (oder probstey) geschwecht oder in kunfftiger election za
nachtheil raichen und prejudicierlich sein möcht,
unnd so ime in seinem kirchen- und schulambt oder weltlicher admini-
stration, ichtzigs beschwerlichs begegnete, solches an unsere und unserer erben
kurchenräth bey zeiten und mit allen gutten umstenden gelangen lassen, unnd
beschaidtz erwarten,
und wa er auch sehe, das dem closter (oder probstey) ichtzigs abgehe,
durch des closters verwalter, ambtleuth unnd diener verantrewt werden wollt,
*) In einem Gremplar von 1570 „mebrmalen“ ftatt täglich.
Die Änderung ber Kiofterverfaffung unter Herzog Lubwig. 327
auch die closters preceptores oder discipuli unfleis farwenden, ungehorsam unnd namb-
haffte excess thetten, so er nit abschaffen noch verbessern khöndte, dasselbig-
gleichergestallt unsere kirchenräth, so es vernzug leiden möcht, den superinten-
denten und politischen räth zu derselben oder der rechnung verordnet, alles mit.
seinem rath unnd gutbedunckhen, wie sollichem zu begegnen, berichten unnd hier-
innen niemanden verschonen,
unnd wa sich zwischen unns, unnsern erben, unserem oder unsers closters
oder probsteien underthanen und zugewanten unnd ime prelaten irrungen be-
geben, und zutruegen, dieselben vor unserm landthofmeister, canzler ober- und
kirchenräthen, oder wie wir unnd unserer erben jederzeit ine beschaiden werden,
ohne alle fernere appellation oder reduction ausstragenn unnd sich rechtens gehörter
gestallt, als unser mitincorporierter landtstandt daselbsten settigen und benuegen
lassen, alles getrewlich und ungeferd.
2 Aid der erbhuldigung, so von den prelaten und anderer clöster dis
fürstenthumbs Wurtemberg hindersassen und underthanen erbschutz und schirme,
auch hoher und malefizischer oberkheit der herrschafft Würtemberg wegen
empfangen und genommen solle werden ’). “
Ir werden globen und dartzu ein aid zue Gott dem allmechtigen schwören,
denn durchleuchtigen hochgebornnen fürsten und herrn, herrn Christoffen, herzogen
zu Wurtemberg und unsern gnedigen fursten und herrn alls regierenden landte-
fürsten zu Wurtemberg für ewern natürlichen angebornen lanndtefürsten schutz-
und schirmherrn zuerkhennen, haben und zu halten und kheinen anndern erb-
schirmherrn annemmen, noch erkhennen, dann ir f. gn. und dero erben, als re-
gierendt herrn zu Württemberg, und dann hieneben irer f. gn. und dero erben
auch dem ehrwürdigen herrn, herrn N. alls ewerm newerwölten abbt und
grundtsherrn, von hochermeltem unnserm gnedigen fürsten und herrn, alls herrn
zu Würtemberg zu sollicher abbtey verwilligt, und presentiert worden; iren
beedertheilen, auch des closters N. frommen, nutz und bestes zu schaffen, auch
zu werben, iren schaden zu warnen und zu wenden, inen getrew, hold, deren
gebotten, verbotten und ordnungen gehoream und gewärtig zu sein und alles das
ihenig zu thon, das getrewe, gehorsame schirmsverwandten und underthonen
irem nattärlichen lendtsfürsten, erbschutz und schirmherrn, anch irem zuge-
ordneten und presentierten prelaten und herrn zu thun achuldig und pflichtig
seien und hiemit ein ufrechte und redliche erbhuldigung zu erstatten, alles ge-
trewlich und ungefahrlich.
Wie mir vorgelesen ist, und ich mit worten beschaiden bin, auch das wol
verstanden hab, das zuthun, dem also nachzukhommen, und in allweg zu geleben,
bered, versprich, glob und schwör ich mit ufgehapten fingern ein leiblichen
rechten aid zu gott, alls mir got der altmechtig helffen welle, alles getrewlich
und ungefahrlich.
8. Aidder prelatenunderthanen,so in andern herrschafften gesessen:
Ir werden globen und dartzu ein aid zu got dem allmechtigen schwören,
dem ehrwürdigen herrn N. alle erwölten und von dem durchleuchtigen, hoch-
gebornen fürsten und herrn, herrn Christoffen hertzogen zu Würtemberg
und zu Teckh, grafen zu Mumpelgart und alls des closters N. rechten landts-
') Ebenfalls aus dem Jahre 1562.
328 Hermelinf
fürsten, erbschutz- und schirmherrn, auch castenvogt verwilligtem und presen-
tiertem abbte, und ewern rechten herrn und seiner ehrwürd nachkommen, auch
dem closter N. iren frommen, nutz und bestes zuschaffen und zu werben, iren
schaden zu warnen und zu wenden, inen getrew, hold und gewärtig zu sein,
und alles dasihenig zuthun, was dann getrew und gehorsam underthanen iren
herrn zuthun schuldig und verpflicht sein sollen, auch hiemit ein ufrechte red-
liche erbhuldigung zu erstatten, alles getrewlich und ungefahrlich.
Wie mir vorgelesen ist u. 8. w.
4. Des hern statthalters und räthe underthenig bedenckhen der prelaten
diss fürstenthumbs standt, administration, und anstellung bessere haushaltung ete.
betr. Actum 15 Novembris anno 69.
Als nach seligem absterben weilands des durchleuchtigen hochgebornnen
fursten und herns hern Christoffe hertzogens zu Wirttemberg unsers gnedigen
fürsten unnd herns, hochlöblichen und seliger gedechtnus, wie dann auch zu
ettlich maln in leben irer fürstlichen gnaden beschehen, bei unser gnedigen
furstin und frawen underthenig furgebracht, welchermassen zwischen ettlichen
prelaten dises fürstenthums unnd iren von unserm gnedigen fursten und hern
verordnetten verwaltern derinassen missverstand, onainigkeit unnd widerwill be-
gebe unnd zutrage, das nit allein bei dem hausgesind in den clostern daraus
beschwerliche ergernus, besonder partheilicher und abgesonderter anhang und spal-
tungen und volgends der closter gueter und einkhommens abgang und schmelerung
fornemlich aber, dieweil sich augenscheinlich befindt, das durch die zuvil an-
nehmung und underfahung der prelaten weltlicher sachen administration in den
<lostern, die prelaten mit der zeit von iren studiis zuvil abgehalten und dadurch
die schulen, versehung der kirchen und andere gebürende unnd inen prelsten
bevolhene inspectiones und animadvertirens der ministerien (dahin doch inen
personen und offitien halb von hochgedachtem unserem gnedigen fursten und
hern hochwolloblicher und seliger gedechtnus, als einem christenlichen gotts-
förchtigen und eifferigen fursten precipue und furnemlich gesehen worden) ver-
absaumbt und zu merckhlichem abgang des rechten seminarii und uffziehung
der jugend zu den studiis und hinderstellung irer der prelaten ordenlicher vo-
eation und heruefls selber reichen und letzlichen zu unverantwortlichem und
unwiderbringlichem schaden und ergernus der kirchen, schulen und dann auch
verweisung jetziger furgesetzter vormundschaft gelangen und khommen möchte,
inmassen dann auch in der cantzleiordnung den kirchenrath belangendt die ver-
sehung beschehen, das die theologi sich der politischen sachen und administration,
damit sie iren studiis und kirchendienst desto fruchtbarlicher auswartten mogen,
enthalten sollen,
so wurdet nit unzeitlich, sondern notturfftiglich zu erwegen und zu berat-
schlagen sein,
[I] ob es ratsam, dieweil von hochgedachtem unserm gnedigen fürsten und
bern die theologi zu den prelaturen verordnet, das sie darbei gelassen und inen
solliche dignitet also gestattet unnd darmit zugesehen werden soll,
[IIJ zum andern, wann enderung des stannds irethalben nit für ratsam ange-
sehen, das doch erwegen, was ir authoritet, gewalt unnd verrichtung bei den
elostern gemeiner landschafft uff land unnd ausschusstagen unnd sonsten in ander
weg sein solle,
Die Änderung ber Kloſterverfaſſung unter Herzog Ludwig. 329
I.) und dann zum dritten, welchermass beiden olostern ein bessere nutzlichere
eingezogenere und sparigere hausshaltung, dann biss hieher beschehen anzustellen
und was in selbigem fall sich die verwalter gegen den prelaten verhalten und
in welchen puncten sie sich ires bescheids erholen und demselbigen auch welcher-
massen geloben sollen.
[1.] Wiewol nun aufmerekhlichs die erfarung bei dem laidigen babstumb
gnugsamlich zuerkhennen gegeben, welchermassen durch einen ansehennlichen
schein und furgewandten rechtgeschaffenen gottesdienst die closter und der-
selbigen furgesetzte prelaten iren ursprung und anfang gehabt, namlich das
darinnen allein die studiosen zu der leer und predigambtern gezogen und dan-
nocht zuletzt als sie der werme mit zunemung dess zeitlichen einkhomens unnd
daraus volgenden muessigangs empfunden, in verlassung irer studien
zu ubermut und der bauchsorg geraten und derwegen nit für unrathsam geachtet
werden mochte, das viel besser, natzlicher und minder gevarlich unnd ergerlich,
das die closterschulen inn ander weg fursehen und erhalten und die theologi
bei dem ordenlichen ministerio und grossen comunen gelassen und nit etwa
kunftiglich zu mererm unrath ursach gegeben wurde, in massen dann von andern
chur- unnd farsten, der augspurgischen confession zugethan auch beschicht, die
gleichwol unsers erachtens stattliche und nit weniger nutzliche fursehung gethan,
dass die jugend zu den studiis ufferzogen, die ministerien notturfftiglich er-
halten und dannocht inn iren chur- und furstenthumern die prelaturen unnd
closterwesen abgeschafft.
Jedoch dieweil sich aus der in anno 59 gedruckten kirchenordnung under
dem titt. Ordnung der kirchenubung und schulen bei den prelaturen u. 8. w. und
dann under dem titt. von den prelaten und dem titt. von der prelaten verwaltern
foliis 142 und 149 lauter befind, das hochgedachter unser gnediger furst und
herr den theologis die prelaturen gegründt und dann der landtagsabschid
inn anno 65 semliche gleichformig vermag, unnd sich uff gemelte getruckhte
ordnung referiren thut, so will seer bedencklich fallen, unnd nit thonlich
sein eracht werden, sollichs den theologis zu entziehen.
(IIJ Zum andern wass der prelaten dis furstenthumbs authoritet,
hoheit, gewalt und ir administration sein soll, in dem befindt sich gleichwoll,
das anfennckhlichs inn der closter und schulordnung und dann dem in anno 66
gemachten landtagsabschid, s0 sich uff gemelte ordnung referirt und zeucht, eben
weit geschritten unnd inen prelaten vil gnug eingeraumbt geachtet werden möcht;
dann in oben geregter closterordnung under dem tittel „von der prelaten
verwaltern“ fol. 159 und fol. 160 inen lauter angeraumbt und zugegeben,
die verwalter selber zu bestellen und anzunemmen, wurdet auch under solchem
tittel vermeldet, das sie die prelaten das haubt und oberer in den colostern sein
sollen, wie dann solliche ordnung in dem landtagsabschid in anno 65 verglichen,
wider- und ettwas weitleuffliger erholt, unnd es dann auch also practiciert, das
in den clostern die verwaltern ieres einnemens und ausgebens in beisein der
prelaten und unsers gnedigen fursten unnd hern verordneten kirchenräthen rech-
nung gethan, zu welchen rechnungen sie pro authoritate die zu passieren
oder mit zureden und zu votieren getzogen, auch was uber das residuum
uberigs, inen in irer verwarung gelassen, und derwegen zimlich ursach vorhanden,
daher geschlossen werden möchte, das omnimoda administratio in spiri-
tualibus et temporalibus inen zusteen und geburen möchte,
330 Hermelint
Dises alles aber ungeachtet, so ist man inen sollichs also ledig einzuramen
‚oder zugestatten mit nichten schuldig, soll auch von inen aller billicheit nach
mit nichten affectiert oder begertt werden, dann anfenckhlich ist kundt und un-
widersprechlich, das nachdem hertzog Ulrich, hochloblicher und seliger gedecht-
nus, das furstenthumb durch Verleihung gottlicher gnaden gluckhseligklich
widerumb erobert, das ire f. gn. one verhindert der darzumal regierenden kun.
Mt.‘) und des Cadauischen vertrags reformation und enderung in religionssachen
und furnemlich gentzliche abschaffung der prelaten uhnd abten fargenommen und
derselbigen gefell in ir f. gn. cammergut einziehen lassen, wie dann ir f. gun
bis uff den schmalkaldischen krieg und das laidig interim, da munch und pfaffen
aliqualiter widerumb nach irem stand gebracht und denselbigen zum theil
wider ergriffen, welches doch durch sondere fursehung Gottes nit lennger be-
steen mögen, dann uff hernach erfolgten Passawischen vertrag und darauss ge-
flossenen hailsamen religionfriden, in welchem den chur- und fursten unserer
wahren christenlichen religion und der augspurgischen Confession zugethan nit
allein mit bewisster mass die religion frei gestelt, besonder auch die gentzlich
administration der eingezognen clöstern und kirchengueter widerumb eingerambt
worden, welche auch inen noch heutigs tags gebürt, und sollicher religionfrid
hernachen von einem reichstag nach dem andern mit allen seinen clauseln und
<apitteln confirmirt und bestettigt worden;
derwegen dann die prelaten dises furstenthumbs (dann man sonsten,
wie obgemelt bei andern chur- und farsten der augspurgischen confession zu-
‚gethon, deren nit befinde) proprio iuire in den clöstern nichtz, sonder allein
was sie gratuita concessione illustrissimi prineipis nostri pie memorise haben,
welche gmedige concession und gegundte verwaltung, da sie den ausgeganngnen
oränungen und irer f. gn. selber geübten brauch, und dem rechten verstand
nach erwogen inen den prelaten solliche affectierte liberam administra-
tionem mit nichten gunnen oder zu geben, wie es auch hochgedachter
unser gnediger furst und herr hochloblicher gedechtnus inen niemaln also
absolute und ledig gegundt, noch zugestelt, denn anfennckhlich in der ge-
truckhten kirchenordnung fol. 142 fa. 2 gleich in dem exordio vermeldet, und
aufgefuert wurde, in quem finem principaliter die prelaturen und schulen
bei den clostern widerumb erneuwert und angestelt, namlich das dadurch das
ministerium et verus cultus divinus gepflanzt und erhalten werde, wie dann
sollichs die volgennde tittel von den verwaltern etc. wider erholen und repetieren,
neben dem hochgedachter unser gnediger furst und herr hochloblicher ge-
dechtnus die liberam et omnimodam administrationem in der prelaten bestallungen
nie khommen lassen, oder gentzlich von sich gegeben, sonder die reservationem
in allweg den bestallungen dermassen insinuieren lassen, das sie die prelaten
sich in weltlicher sachen administrationem den ordinationen, so inen von ir f. gn.
jederzeit gegeben worden, mit getreuerem fleiss gemess halten sollen,
wie dann hernachen in anno 60 onangesehen der getruckhten ordnung,
dieweil ir der prelaten authoritet sich zu weit extendieren wellen, ir f. gn. die
verwalter anzunemmen, ier rechnung anzuhören, zu approbieren oder reprobierea
wideramb aus den clöstern zu sich und alher der cantzlei gezogen, auch was
uber das residuum bevor in den clöstern gewesen, nit mer in irer verwarung ge-
!) kuniglichen Maiestät.
Die Änderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 331
lassen, sonder hatt semlichs seidhero zu der cantzlei und in das depositum
des kirchencastens geliffert und selbsthin uberantwort werden muessen, wie auch
noch, s0 gibt inen auch obangesogener lanndtagsabschid meer nit zu, dann das
sie uff den landtagen von der prelaturen wegen (darum es der landtschafft und
derselbigen contribution halber zu thon gewesen) erscheinen, ir stimm und session
haben u. 8. w., welches doch an ime selber nichts anders ist, quam ex commissione
nomine monasterii representatio illustrissimi nostri prineipis; und derwegen
hochgedachtem unserm gnedigen fursten und hern nicht allein als lanndsfursten,
castenvogt, schnts- und schirmhern, sonder als rechten selbsten prelaten
concedenti geburt, und dessen befuegt, ut in spiritualibus ita et temporalibus
jederzeit notturftige mass unnd ordnung zu geben und anzustellen, welchem
auch getrenwlich und underthenig nachzukhomen und zugeleben sie die prelaten
in allweg schuldig, also will ein notturft sein, der prelaten obligationen
daruff sie geloben unnd schweren, dermassen den jetzigen und kunftigen
ordnungen gemess zu stellen und inbegreiffen, so gleichwol bis anhero nit
beschehen, das derhalber in der prelaten verwaltung unnd verrichtung sein solt
erstlichs die schulen, kirchen und superintendens, worinnen die bevelchen mit
bestem und getreuwestem fleiss zu versehen, in der haushaltung, das nit untrew
bewisen, uffmeckhens, darumb sie der closter verwalter und offtier stätt bei-
handen haben, die wochenliche rechnungen anzuhören, und in sachen, darumb sie
von den verwaltern ersucht, dasjenig zurathen, so dem closter zum nutzlichsten
und bestem khomen möcht.
[IIT.] Welchermassen aber bei den clostern ein nutzlichere eingezogenere
und bessere haushaltung anzustellen, da will sich die unordnung und da-
raus volgender uberflussiger uncost der personen und verwaltung halb befinden,
dann erstlich, so wurdt dem prelaten und verwalter und den zufallenden
gästen ein sondere tafell, dem prelaten seiner housfrawen, kindern und dann
ebenmessig dem verwalter seinem gesind ein sondere, den preceptoribus und
closterschulern die irigen, und dann des closters meier knechten und mägden
ire sondere, so sich also uff ftinff underschidliche underhaltung anlauffen that,
indem will zu bedenkhen sein, ob anfennglich nit rathsamer und auch
nutzlicher, dass wa nit allen, doch in ettlichen und den merern olostern die erste
frey des prelaten und verwalters tafel, und dann die sonderbare lifferung beeder
hausgesind gentzlich abgeschaffen, dem prelaten, dessgleichen verwaltern, jedem
sein sonderdeputatan fruchten, wein und anderer kuchinspeisen gemacht, welche
sie selber kochen und ir eigen haushaltung wie zu Herbrechtingen beschehen,
deswegen anstellen solten, und das der gäst halb bei den verwaltern die ordnung
wie zu Rechetzhoven und den closterpflegern gehalten angestelt, namlich das sie
die gäst mit irer nass gehalten und volgennds inen darfur ein genants gemacht
und deputirt würde '),
4) Randgloffe von anderer Hanb: M. ga. f. und frawen bedenckhen ist,
ob nicht ain gewisse ordnung zu machen, wer also bei den clöstern von frembden
(die gleichwol irer f. gn. erachtens one bevelch nicht einzunemmen), auch m. gn.
f. und hern dienern, desgleichen von der prelaten und verwalthern verwandten
und freunden und wie lang dieselbige also, da sie nicht her von geschäfft halber
darinnen seyen, einzulassen, auch wie und mit was mass dieselbige ongevarlich
zu tracotieren.
332 Hermelint
Sovil dann die closterschulen belangt, wiewoll sollich ordination und
uffziehung der jugend zu den studiis und ministerio christenlich, nottwendig und
nutzlich, ob aber zu ersparung viles nottwendigen uncostens nit ratsamer,
das in dem furstenthumb drei oder vier closter zu den closterschulen, als Maui-
bron, Bebenhausen, Hirsau u. s. w. dartzu verordnett, darinnen die classes ange-
richt, in der antzal, wie die jetzo in den clöstern spargiert und der preceptoren
und visitierens wegen merckhlicher uncost und uberfluss möchte eingezogen und er-
spart werden, zu welchem dann ain jedes closter der schuler halb sein deputat
erstatten kundte, inmassen Herbrechtingen gegen Anhausen thut,
Was aber die administration an ir selber belangt, da will ein nor
turfft geachtet werden, dieweil der closter feld bew und einkhommen gantz un-
gleich, das deswegen durch verordnete der sachen verstenndige räth, bei jedem
closter erkundigung eingenomen, was fur gesind notturfftig zu erhalten, was
für gueter von haus aus zu bauwen vonnötten oder sonsten zu hofgueter machen
hingeliehen werden,
"furnemlich aber will die wochenrechnung in den clostern zuhalten
und nit zu underlassen sein, und dann das järlich von den kirchenräthen des
urkhundt bei den clostern gehalten, inmassen von den rentcammerräthen bei den
weltlichen ambtleuten beschicht,
so will auch für eine hohe notturfft geacht werden, das jährlich zu dem
wenigisten in elostern durch verordnette verstenndige räth ein unversehene vis-
tation gehalten, darmit erkhundigung eingenommen, wie jederzeit in den dostere
gehauset, u. 8. w.
M. gn. £. und frawen bedenckhen:') Ire f. gn. halten darfür, dass keinen
prelaten noch verwalther zu verhüetung allerhandt nachteils, so dem closter
daraus entstehen mag, zuzulassen, dass er weder des closters moch der
underthanen güeter an denen orten, da sie äbbt oder verwalther seyen, an
sich kauffen thuen. Denn sonsten sie allein iren selbst geschäften und nutzen
ausswarten und nachgehn und dardurch des closters versomen. Und im fall
schon ettliche deren weren, so alberaits güeter also in iren verwalthungen hetten,
ob nicht dieselbige prelaten und verwalther anderstwohin zu transferieren oder
die güeter durch gebürliche wege, eben in dem werth, wie sie solliche von den
elöstern an sich gebracht, widerumb zu lösen und den clöstern durch leidenlichen
kaufschilling einzuromen.
5. Bericht des Abtes Andreas Cyb von Anhaufen vom 28. Juli 1678.
Der edle und ehrenhafte Junker Hans Jakob und ber Ludwig Hipp baben über
des Kloſters Verwalter Erhardt Byhel Jahrrechnung 1577/1578 urkund gebalten und
babei war er, Präfat, anweſend. Dabel haben fie ihn ermahnt, alles, was im Kieder
an Fehl und Mängeln vorgefallen fei, in Schriften zu verfallen und in Wabrbeit zu
berichten; das geſchehe biemit:
1. Bei einem KRiofterunterthan zu Döttingen, namens Balthas Bräunlin, ik
nad) dem Tode feiner Hausirau inventiert worben. Doch haben feine zwei Stieffinder,
mit denen er bie Hinterlaffenfhaft zu teilen gehabt, fpäter im Strob eimige 50 4
gefunden, welches Geld bie Rinder beim Schultheißen Hinterlegt. Der Bermalter frar
nun ben Bräunlin berart, baß biefer von dem Beifeite geſchafften Geld gar feinen Tel
*) Bon berfelben Hand, wie bie Randgloffe oben S. 381 N. 1.
Die Änderung der Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 333
bekam, fonbern bie 0 fl. den Stiefföhnen zugeordnet wurden, aber für die barauf ers
folgte Mikhanblung hat er den Bräunlin nicht geftraft, auch nichts dem Oberamtmann
von Heidenheim angezeigt. Wohl aber hat er einen filbernen Becher von bem Bräumlin
in Empfang genommen, und als ihn ber Präfat zur Rede ftellte, ließ er ſich bezeugen,
baß ber Vecher ihm für feine Mühe und Arbeit in Teilung ber Erbſchaft geſchenki
worben ſei.
2. Durch den Thorwart und ben Pfifter ei Klage fürgelommen, baß ber Verwalter
Beim Ausmeffen und Berfaufen ber Früchte im Frühling und Sommer viele kleine
unb einheimiſche Leute troß ihrer hohen Bekümmernis Babe leer ziehen laſſen, bagegen
ben fremden Frugtführern, welde folge Früchte aus dem Land gen Im zu Markt
geführt Haben, felen Karren unb Wägen voll zu faufen gegeben morben.
8. Hat der Verwalter bem Kloſter eine eigene Kub um 16 fl. zu faufen gegeben,
mit bem Bemerten, ber Kloftermepger in Döttingen habe fie auf 18 fl. geſchätzt. Auf
bes Prälaten Beſchwerde ging er auf 16 fl. Herunter (dev Pfifter ſei bamals in ber
Wochenrechnung babei geweſen). Dagegen ber Mepger in D. wollte nidts davon
wiflen, denn „feines Thun fei nit, Melkvieh zu ſchäten“.
4. Der Verwalter habe ein JJahr lang fein eigen Neitpferd auf bes Klofters
Koften gefüttert und als ihm ber Abt deswegen bie Wochenrechnung nicht unterſchreiben
wollte, burd; ben Schreiber entboten, er werbe es ſchon vor ben Räten verantworten.
Auch hat er einen Klepper in Ulm gekauft unb ihn auf bes Klofters Koften heraus⸗
gefüttert und mit Gewinn von etlihen Thalern an ben Xunfer Jörg Stäfelin zu
Stolberg im Schwarzwald wieber verkauft. Dabei fei ber Reitknecht angewieſen wor⸗
den, bem Klepper nicht nur 2 Simri Haber wöchentlich zu geben, fonbern auch ben
Neitpferben des Klofters Abbruch zu thun.
5. Des Klofters Meier auf dem Hof Wangen (Hans Langenbucher) habe dem
Verwalter ein Hengftfohlen gefcjenft mit der Bebingung, 1 Jahr lang auf des Klofters
Mühle ohne Koften mahlen zu bürfen. Es fei jenem aber nur ungefähr . Jahr lang
erlaubt worben. Davon wiſſen Reitknecht, Thorwart, Müller und Pfiſter.
6, Der Frau bes Verwalters werben jährlich vom Klofter 6 fl. gegeben bafür,
daß fic bes Klofters Leinwand und Bettgewand unter Handen habe und verwahre. Forſcht
man aber nad, fo waren feinerzeit jene 6 fl. ber Schweſter und ber Tochter bes feligen
PVräfaten Eifenmann ausgelegt, welche ben alten Herrn gepflegt haben unb babei das
Bettgewand verforgt und ben Garten gepflanzt haben.
7. Der Verwalter braucht bes Kloſters Beitgewanb und Leinwath; ob mit Er»
Taubnis bes Herzogs ober nicht, ift bem Präfaten nicht bewußt. Gr felöft Hat eigenes
Seliger für fi und fein Gefinb.
8. möge man fid erkundigen, wo das abgegangene Leinwath hingethan werbe.
9. Solange er Prälat gewefen, hat bas Klofter immer eine Anzahl Gänfe ges
habt, heuer find es bei ben 20, von welden wohl eine gute Anzahl Federn gerupft
werben fönnen; wohin biefe Febern fommen, davon erfährt man nichte. Es möchten
bie Biebmägde unb ber Keller biefes Punften Halb gefragt werben.
10. Der Verwalter hat eigene Enten, Pfauen und Tauben; bie Enten werben
mit Brot gefpeift; und mas fie für Eier legen, das müffen bie Biehmägbe in bes Ver ⸗
walters Haus abgeben.
11. In des Verwalters Haushaltungsregnung if ein Fehler. Er, ber Pralat
babe bie Frlaubnis alles roh zu nehmen unb um feines Leibs Befchwernis wegen durch fein
Gefind kochen zu laſſen; ba werbe alles in der Wochenrechnung aufgeſchrieben. Dem⸗
nad bat auch ber Verwalter fi eine eigene Küche angerichtet unb doch Etliche in ber
Wortt. Bierteljahenh. 1. Landeigefä. R. 9. XII. E72
334 Hermelint
gemeinen Küche ſich zurichten Iaffen, wobei ihm nur Brot und Wein in bie Boden
rechnungen aufgefchrieben wurde, bagegen nicht Fleiſch, Brates, Hühmer, Fiſch. Eier,
Schmalz, Salz, Sped, Lichter, Reis, Zweigen, Gewürz (all bieies werbe im Hans
brauch aufgefchrieben) ').
Zu Herbſtzeiten Habe das Klofter einen Vogler”), unb was gefangen wird,
bas teilen beide Verwalter und Abt untereinander, wenn feine Gäfte ba find. Aber
jebesmal wenn der Verwalter mit feiner rau in ben Herbſt gezogen, haben bie Boy:
ler ben Mägben bes Verwalters ben halben Teil ber Bögel geben müffen.
Nach Pfingften als ber Verwalter feine Hausfrau aus bem Zeller Bab gebeu
Habe, Hätten des Verwalters Mägbe 5 oder 7 Meh Wein in einer Woche laut Boden
tenung getrunfen. Auch babe ihnen damals ber Verwalter Brühe, Fiſch, Schwis
und Zfeifeh gegeben; bod) fie Haben Vrates begehrt und das ſei ihnen aud; wom Ber
walter gefhidt worben. Das mar In derſelben Nacht, als ber eble und fefte Xumter
Hans Konrab Thumm von wegen bes Nörblinger Geleits im Klofter geweſen if.
12. Vergangenes Jahr Haben beibe Obertnechte bes Rlofters Hans Heberlin um
Michael Raidler im Klofter gebalget und einander vor bas Thor gefordert, aber mod
innerhalb ber Mauern übereinander gezudt und zufammengeichlagen. Aber folde Ber:
brechung bes Burgfriebens ſei noch ungeſtraft geblieben.
Das find bie fürnehmſten Fehl und Mängel, welche er, ber Prälat in der Eile
zuſammengeſchrieben babe. Aber er verficht ſich, daß noch mehr Mängel durch bie
Viſitation möchten erfunbet und erfahren werben.
6. Anbringen von Prälaten und gefamter Landſchaft fpärige Haushaltung im ben
Klöftern betr. 7. März 1588.
Die Laudſchaft erinnert fi ber im November vorigen Jahres bem großen Aut:
ſchuß zugefommenen Propoſition, baß ber Herzog nach bero Wiederkunft aus Sadien,
bie der Allmähtige mit Graben ſchigen möge, aud bei den Klöftern ein gutet unt
nugliches Ginfeben verfchaffen wolle. Das fei eine hohe Notturft In Anbetracht befien.
baß bie Klöſter nicht allein ihre Angebühr an ber Ablöfungsbilfe nicht erftatten fünnen
(gan abgefeben von ber noch zu erhöhenden Summe) und teilweiſe noch ſchuldig firb,
ſondern aud) weil etliche mit ber Haushaltung nicht fortfommen und etwa Geld aus
bem Depofito entlehnen müſſen. Ein Einſehen fei um fo nötiger, ald entgegen bex
Landtagsabſchieden viel Rupfens beider, von Klöftern und Kirchengut, fich täglich er
eignen voll: denn von bemfelben werben ganze Höfe, Schäfereien, Weiden, Häufer,
Wälder, Waffe, Wiefen, Ader und andere Güter, fo mit großem Gelb aus ihren
Sedeln bezahlt worben, verändert unb hingelaſſen, fo man zu ihrem beſſern Aufgang bei
Handen behalten follte. Auch finden viel abgängige Verwechslungen an Wein und Früchten
flatt, aus denen etwa Gelb zu Löfen gewefen wäre; und ba man nachher Gelbs net:
bürftig, iſt feines vorbanden. Ingleichen erleiden fie unaufhörliche Auslofungen, grofe
4) Am Rand bed Berichts bemerft der Kommiffär, ber Prälat thut es, wir
ſich in der Erkundigung ergiebt, auch, und ift zwiſchen beiben nur ein geringer Unter
ſchied bisher geweſen; aber es fei durch bie Spezififation ber Wochenrechnung mit Ber
weis abgeſchafft.
) Die Kommiffion bemerkt dazu: Zur Fabung biefer Vögel wirb ein Taglöbner
gehalten und unter bem Schein eines Dreidhers ober anderen Arbeiters belohnt. ie
fingenden Vögel werben teils in ber Pfifterei, teils auf bein Badbäuslein in des Mlofrrt
Koſten erbalten.
Die Änderung ber Klofterverfaffung unter Herzog Ludwig. 335
und viele Gaftungen; es werben zu ben Klöftern neue Wege und Straßen gebaut, been
man fi hievor nie gebraucht; item alles, deren es vor Alters nie gehabt, gemacht.
In ben Auslofungen find ber Bauern unb Unterthanen, wie auch ber Klöfter Fron⸗
fuhren merflih. In folgenden Punkten aber find bie Beſchwerden noch heftiger, daß
die Klöfter großen Abgang tragen, wenn von Wein, Kalbfleiſch, Schweinen, Spans
ferfeln, Fiſchen, Krebſen, Wilbbrett, Kapaunen, Hühnern, Kennen, K&s, Küchenfpeife
und andern allerhand Viktualien verehrt und verfhidt wird, wenn manderlet Pfründ-
ner eingenommen, und ebenfo Hunbe, Pfauen, inblanifhe Hühner u. dgl. mit Haufen
darein verorbnet werben, auch bie Jäger mit ben Hunden ftetig auf dem Up liegen, welches
alles dann bald eine Summa von allerhand zufammenbringt. Ferner werben aus bes
Klofters Wäldern vielmals Reifitangen, Pfähle, Taugen, Brennholz, aichen und tannen
Bauholz, Bretter, Latten unb anderes Holz gehauen und gefällt, mit deren Fronfuh—
rung fie viel Beſchwerde haben. Endlich find die jungen Verwalter nicht banad) bes
ſchaffen, daß fie gute Haushalter und feld ober bauverſtändig find; und noch weniger
wiffen fi) dero Weiber in eine nuplihe Haushaltung bes Viehs, Käfens und Schmal-
zens zu ſchicen, darein fie, wie Billig, ihr Auffehens Haben follten. Dem allem wäre
mit beftem Fugen und Glimpf abzubelfen.
Die Landſchaft bittet beshalb ber Fürſten Gnaben, es möge aller angeführten
urſachen Halb erflidh von ben Präfaturen, Propfteien und Stiften gar nichts mehr
verkauft, Bingegeben, veräußert, verſchenkt, verändert und in feinen Weg laut Landtags:
abſchleds von 1565 alieniert, ſondern alles bei einander behalten und gelaffen werben.
Die übrigen Mängel aber, fo ben Klöftern zu ihrem Verderben gereihen, mag man
mit Ernſt abſchaffen, und wo immer möglich, nichts Neues auflaben.
7. Inſtruktion vom 5. Mat 1584,
nach welder Johannes Magtrus, Propft zu Stuttgart, Htppolitus Reich, Ludwig Hipp,
ober Johann Baifch, (melder unter ihnen anderer Geichafte halber jeberzeit am beften
und fügfihiten abkommen kann) in Viſitation ber Jahrrehnungen ber Amtleute und
der Urkunden, bie Haushaltung belangend handeln follen, entweder warn ohnebies bie
Säulen vifitiert worben, ober auch außerhalb,
1. Beim Abt fi) zu erkundigen, ob bie reine Lehr und die Heiligen Sacra⸗
menta geübt und getrieben werben,
2. wie ſich bie zugeordneten Präceptores darin halten,
3. ob Verwalter und Kloftergefind Predigten und Sacramenta beſuchen,
4. wie fi Verwalter in Haushaltung und feinem ganzen Beruf verbalte,
5. mie fi bes Kloſters Hofmeifter, Keller, Koch und alle Offiziere gegen das
irchenami erzeigen,
6. wie fie den Dienft verfeben,
7. wieviel Perfonen im Kloſter find und welches ihre Verrichtung, ob fie nidt
daneben für ſich ſelbſt fhaffen,
8. wie es mit ben Gaftungen ſteht, ob jeber, ber Speis und Trank empfahe,
in den Wochenrechnungen aufgeführt werbe,
9. wie es mit den Geſchenken und Verehrungen flehe, gegen wen unb womit
basfelbe geſchehe,
10. wie bie Schüler im Kloſter mit Speis unb Trank verfehen werben,
11. wie es mit ben Wochenrechnungen ſtehe, ob fie ordentlich ben Befehlen nad
abgehört werben,
336 Hermelint
12. ob alle Verehrungen, was in Prälaten und Verwalters Behaufung gereicht,
dann auch auf Gaſtung verwendet wirb, abgefondert, und ordentlich unter fein Kapitel
gebracht werbe,
13. dann ift Verwalter zu befragen, wie ſich ber Abt, fein Weib, Kind uud
Gefinde verhalten,
14. 0b ber Abt fid des Predigtamts und ber Schule annehme, ebenfo wie bie
Präceptores Kirche und Schule verjehen,
16. wie ſich Stubiofi und Echolares gegen das Gefinde erzeigen, ob lagen
vorkommen,
16. über Hofmeifter, Diener, Handwerker, Gäſte u. ſ. w. zu fragen umb wie
jebermann mit Speife und Trank verfehen werbe,
17. ob er fi mit bem Abt vertrage, ober was er zu Magen habe,
18. wie es mit ben Pflegſchaften, ben Kloftersfleden, ben Bogt: und Ruggerkhten,
ben fleten und unfteten Gefällen, ber Viehzucht, Gevögel, Fiſchwaſſern und Weibern,
den Frucht⸗ und Weinzehnten, Jagen, Wiefen, Gärten, Heu. Obft, Tuch, Gewürz mp
allerlei Speis und Trank fände,
19. ob aller in ben Jahrrechnungen aufgenommener Hausrat (Tifche, Stähle,
Bettlaben, Zinngeſchirr, Leinwath, ‚Bettgewanb u. a.) foorhanben und orbentlih in
ventiert ſei.
20. wer vornehmlich mit Rein» unb Febermath umgehe, ob es gut verwabrt und
nur ben Berechtigten ausgegeben werde,
A. was für Geld: und Münzforten er befomme unb wieviel Gelbs er im Ber-
tat liegen babe,
22. ob nit mit einzelnen Geldforten Vorteil gebraucht und von dem einen oder
andern Eigennützigkeit gefucht werbe,
23. weil in der Haushaltung viel Überfluß und Unorbnung fel, auch in bat
Depofitum wenig und !bei weiten inicht fontel, mie vor Jahren geliefert werde, was
bie Urfache davon ſei und wie das verbeffert werben mödhte,K
24. auch was fonft bei Gelegenheit vorfallen möchte, bei beiden Teilen zu er-
Tunbigen.
25. Solange nun die Pröbfte bie Kloſterviſitation vorhantnehmen, ſollen bie
politiſchen Räte den der Kloſterhaushaltung Halb ausgegebenen Stat mit Prälaten.
Bermwalter und fürnehmiten Offizieren ber Reibe nad) burdjfpreden,
26. nämlich ins Küchenbuch fehen und den Überfluß ernfilih verweifen und ab:
ſchaffen,
27. fürnehmlich Erfahrung einnehmen, ob durch bes Prälaten ober Verwaltere
Weiber für bes [Rlofters Lieferung feine großen Unkoſten aufgewenbet werben („mit
pflantzung werkhs, erzeugung thuchs, machung hausraaths, oder in anderes,
äurch haltung taglönerin, spinnerin, neherin, handwerekhsletith und dergleichen“),
wie das an etlihen Orten unter dem Schein, als geſchehe es allein von ihrer ordinari
Speilung, in ben Urkunden verhalten worden ſei,
8. ob bie Klofterroffe nit von Prälaten und Verwalter zu ihren eigenen Ct:
ſchaften aebraucht werben,
29. betrefis bes Holzes war bisher große Unorbnung in ben Klöftern, Indem
bie Verwalter ben Holzverkauf mehrerteils an bie Walbfhügen überlieken; ba fei ce
nad Gunft gegen Gefchente und Gaben zugegangen, auch fe durch Unverſtand zuntel
wohlfeil hingeſchenkt worden. Da solle bevolhen werden, wann underthanen umb
baw-, brennpfeel oder ander bollz anhallten, das sie ain suplication etlich zu-
Die Änderung der Kiofterveriaflung unter Herzog Ludwig. 337
‚samen khommen lassen, allsdann uf jede berichten, was unvermeidenlicher not-
turft nach hinzugeben oder nit; wann sie dann befelch erlangen, selbige supli-
<anten zur zeit guten baws zusamen beschaiden, selbsten hinaus ziehen, sovil
lösen und anschlagen, nach gestallt aines jeden orts gelegenheit und des der
sachen gemess ist. Und doch nichts desto weniger die waldknecht zu bericht
und haltung gegenurkhundts zu ihnen ziehen; allso auch was sie verwalter für
brennholtz zum hausbrauch hawen lassen, das hawerlon nit gar betzalen, sie
haben davon die olaffter zuvor besichtigt und abgemessen; da die der ordnung
nit gemess ufgesetzt, die bänd ufgehawen und recht machen lassen,
30. ob der Verwalter auch jfelbft auf bie Käſten gehe und obſervlere, ob bie
Teils und Zehntfruchten auch Kaufmannsgut und recht geliefert, oder ob er ſich allein
auf Kaſtenknecht und Gegenſchreiber verlaffe,
31. ob er auf Heu, Ernte: und Herbitgeihäfte Inſpektion habe und nicht alles
‚auf das Kloftergefinde kommen laſſe,
32. wenn bie Berorbneten es für nötlz erachten, ben Grunb einer Sache Fennen zu
Ternen, weil oftmals aus Affeft und entitandenem Widerwillen Ungleichheit in den Berichten
und Borbringen gefpürt wird, fo follen fie aud die Officiales und Kloſlergeſinde ber
fragen, damit feiner Partei ungütlich beſchehe, und alle circumstantias wohl erlernen.
Nachher wenn ber Grund einer Sache befunden, follen fie einem jeden, er ſei Abt,
Verwalter, Prägeptor ober Offizial, die Fehl und Mängel mit allem Ernfte weiſen und
Abm ben Weg zeigen, wie es zu verbeffern. Wie man bisher vielfältig und mit der
Mlöfter Nachtell und Schaben erfahren Hat, tragen die Präfaten und Kloſteramtleute
vielfältig gegeneinander Mißteauen, Wiberwillen und Uneinigkelt (melde die Gefinbe
aud an etfihen Orten befördern Helfen). Das tauget nichts und „At neben dem zeit ⸗
Uchen Schaden aud dahin gerichtet, daß der Ielbig Satan bie burd Gottes Gnab
woblangerichteten Schulen und nublichen Studi (fo etliche Jahr Her, dem lieben Gott
fei e8 gedankt, nit nur unferm Fürftentum, ſondern aud anderen Landen wohl ger
dienet unb bie reine Lehre und berfelfen Consensum erhalten) zu hindern ober nad
und nad) gar zu Grund zu eichten gefinnet IR“. Dazu geben Zwelung und ungleiches
Vertrauen nicht geringe Förderung.
83. Doc) I überall ernſtliche Finfehung zu thun und oie Rite werben gnädig
erinnert, bei ber Erkundigung (melde neben und mit dem Schuleramen fürgenommen
‚werben Fann), alle beſchwerlichen Fälle, jo nicht ohne weiters verbeifert werben können,
an bie Kanzlei zu berichten und ber Herzog will feinem chriſtenlichen treuberzigen Eifer
nad basjenige Handeln und befehlen, bas zu ber Ehr Gottes, Beförderung ber Stubten
und einer nupligen Haushaltung dienſtlich fein mag.
Endlich vor bem Abfchieb find Äbte und Verwalter zu erinnern, daß des Kloſters
Offtzialen und Gefinb, bie in irgend welchem Punkt Anzeigung getan, unangefogten
zu affen find, well jedem nad) dem Berhör silentium imponiert iſt.
Zur kirchlichen Bauentwicklung Schwabens im
Mittelalter,
unter befonderer Beräcfichtigung Manlbronns‘).
Bon Paul Shmibt.
1. Einiges von architektouiſcher üſthetik.
Die frühere Anſchauung von dem Weſen der Architektur, feit der
Nenaiffance theoretiſch und praktiſch Europa beherrichend, feit Winde:
mann zum kunſthiſtoriſchen Dogma erhoben und erft durch die wirklich
kunſtwiſſenſchaftliche Forſchung (feit Schnaaſe) erſchuttert, fpricht ſich wohl
am klarſten in folgenden Worten Schopenhauers aus: „Das einzige und
beſtändige Thema der Baukunſt iſt Stütze und Laſt, und ihr
Grundgeſetz, daß feine Laſt ohne genügende Stütze und feine Stüge ohne
angemefjene Laſt, mithin das Verhältnis biefer beiden gerade das paſſende
fei. Die reinfte Ausführung biefes Themas ift Säule und Gebält: daher
ift die Säulenordnung gleihfam der Generalbaß der ganzen Architektut
geworben.” Diefe Auffaffung gründet fi, wie man fofort fieht, auf der
griechiſchen Tempel und läßt für mittelalterlide Kunft und moderne
Aufgaben ſchlechterdings feinen Raum. Sie ift einfeitig, aber eben darum
gar nicht zu widerlegen, benn mas fie fagt, ift an fi richtig. Nur giebt
es feine „ewigen Wahrheiten“, und namentlich) bie äfthetiihen Grund:
geſetze haben es ſich feit jeher gefallen laſſen müffen, als etwas ſehr
Nelatives behandelt zu werben. Es giebt fein „entweder — ober”
zwiſchen antiker und chriſtlicher Baukunft, fondern fie ftehen nebeneinander
wie Sonne und Mond und wollen jedes mit eigenem Maße gemeflen fein.
) Die vorliegende Abhandlung iſt ein Auszug aus einem Bald zu erwartenden
größeren Werk besfelben Verfaſſers über Maulbronn.
Die Drudfiöde entflammen ben bei Paul Neff Verlag In Stuttgart erfhienener
Werten: Paulus, Maulbronn; Lüble-Semran, Kunſtgeſchichte; Die Kun
und Altertumsdentmale im Königreich Württemberg, und find ven Im
Inhaber, Herrn Carl Büchle, in zuvorfommenbfter Weife überlaffen werben.
D. d.
Zur kirchlichen Vauentwialung Schwaben im Mittelalter. 339
Die Haffiziftiicde Anſchauung fieht in der Architektur lediglich die
ußere Seite, die Schale; und bier ift das antike Mufter allerdings nicht
ieder zu erreichen. Die Griehen waren ein Volk, das feinem Klima
itſprechend im Freien lebte, in und für bie Öffentlichkeit handelte; ihre
unft hatte von den erften Anfängen an ben entſchiedenen Zug aufs
donumentale. In der Baufunft ſchufen fie Monumente für die Öffent-
chkeit, ragende Merkmale äußerer Hoheit, Wohnftätten für Götter. Ein
iebürfnis lag nicht vor, den Innenraum als folden zu geftalten: es ge
igte, wenn er das Götterbild nur beherbergte. Und neben ber unge
en Größe ber Statue, die ihn {oft bis an die Dede ausfüllte, mag
n folder Raum befremdlich eng und unproportioniert ausgefehen haben
- befremblih für unſer Gefühl; die Hellenen fahen nur bie Pracht
x Faffaden und drinnen die überwältigende Geftalt des Gottes. Es
gt aud in folder Betonung bes Außenbaues ein plaftifches Moment,
18 den Organismus bes Tempels als einen Widerklang ber fkulptierten
tenfhengeftalt erjheinen läßt. Wie eine Statue in den Raum hinein-
let, drüdt er in allen Glievern die Beziehung der Erdenſchwere zu
n Körpern aus, baut er ſich auf nad benfelben Geſetzen wie ber
enſchliche Körper, und in ber Folgerichtigkeit diefer Struktur ſtellt er
is wahre Ideal bar. Aber er ift nicht das Seal der Baukunſt
lechthin.
Vielmehr iſt es die zweite und völlig gleichberechtigte Aufgabe der
onumentalen Architektur, welche das chriſtliche Mittelalter recht eigentlich
füllt hat: die Schaffung eines Innenraumes. Das Chriſtentum brauchte
r feinen der Andacht und inneren Sammlung gewidmeten Gottesdienſt
ſchloſſene Räume, deren Außengeftaltung an und für ſich ganz gleidh-
[tig war: in ſolchen Gegenfägen offenbarte fich Leicht Die Kluft zweier Kulturen,
eier Weltanfehauungen. Sofort bemächtigte ſich nun aber bie Kunft, aus den
äulenhallen der Tempel und Paläftten vertrieben, des neuen gewaltigen
toffes und fuchte ihm organisch zu geftalten, wie den griechiſchen Tempel.
ı drei Stufen erftieg fie die Höhe, in langer Entwidlung erſchuf fie
8 der frühchriftlichen, flachgededten Bafilifa mit ihrer impofanten
onotonie bie romaniſche Kreuzkirche, deren gemaltigftes Beifpiel der
veyrer Dom darbietet, und führte im 13. Jahrh. endlich zu der ſchwindeln⸗
ı Größe der gotifhen Kathedralen, zu Meifterbauten wie Reims und
auvais. Es verlohnt ſich wohl, vor den Bedingungen einer fo folge:
ten und großartigen Entwicklung eines Problems zu vermeilen.
gleih mehr als in ber Antike fpredhen hier fubjektive Gefühlswerte
t neben ben rein künſtleriſchen Qualitäten; ja, betrachtet man die mittel-
erlihe Kunft nur auf ihren fpezififich „künſtleriſchen“ Gehalt Hin, fo
340 Schmidt
muß fie freilich ſehr gegen die Antike zurückſtehen, und man wird ihr
nicht gerecht werben ohne Mitrechnung des romantifhen Einfchlags in
ihrem ganzen Gewebe.
Was ift es, das uns noch jegt beim Eintritt in alte Dome mit jo
zwingender Macht ergreift? Iſt es nicht die fo ganz unbegreifliche myſtiſche
Kraft diefer Räume, unfer eigenes mikrokosmiſches Gefühl aufzulöfen und
willenlos dem eines hohen Makrokosmos hinzugeben ? Es ift diefelbe Empfin-
dung, bie ich gegenüber dem hohen Himmel mit feinen Sternen, der unendlichen
Schönheit der Erde habe; nur nicht infofern das nämliche, als Kunſt vom
Natur ſich unterſcheidet. Gewiß giebt das Innere der Kirche den Eindrud des
unenblihen Weltall wieder, aber mit den ber Kunft eigentümlicen
Mitteln; fie ftilifiert den Raum, ebenfo wie der Maler ein Landſchafta
bild weſentlich machen, ftilifieren muß, um einen diefem jelbft ähnlichen
Eindrud hervorrufen zu fönnen. Vier Wände und eine Dede geben
freilich auch einen Raum; aber auf ſolche Weife entfteht nit ein Kumf-
wert, das eben an fich genau das ausbrüden muß, was id an Einbrud
empfangen fol. Hier aber fängt die Zone bes Künftlers an. Von ben
ſubjektiven Bedingniffen it noch folgendes zu fagen. Wie das Mittel-
alter in feiner dogmatiſchen, herrſchenden Weltanſchäuung den Begriffen
wirkliche Realität beilegte, im Gegenfag zu den Nominaliften, die in ihnen
nur (Schopenhauerſche) Ideen erblicten, fo ftellte aud feine Kunft ſich
faft ausihließlih in ben Dienft der realen Raumverwirklihung, der
Architektur, die aber eben darum die abftratefte und unmirklichfte
aller bildenden Künfte ift, weil fie mit lauter Symbolen arbeiten muß
(gerade wie die dogmatiſche Scholaftit fi von aller Wirklichkeit am
weiteften entfernt): während die Zeit für die idealen Raumeffefte der
Malerei — die ja nur die „Idee“ eines Raumes giebt — erſt mit dem
vol erwachten Wirklichkeits: und Weltlichkeitsbewußtſein des ausgehen:
den Mittelalters, des 15. Jahrhunderts, gefommen war. Wegen folder
Realität des — als unendlih gedachten — Raumes der Kirche
iſt auch ihre „Heiligkeit“ zum Dogma geworden, das Abyton, der unbe
tretbare geweihte Raum, zur vollen Wahrheit erhoben, in grob ſinnlichem
räumlihem Sinne. Das Adyton der Griechen war nur durch die Götter:
ſtatue vermittelt, in welder der Hellene das wahrhafte Abbild feines
Gottes verehrte, knupfte ſich aber nit felbft an den Kaum, wie im
Chriftentum. Die Kirche ift als ein Symbol des im unenbliden Raum
allgegenwärtigen Gottes anzufehen, womit bie Bilder an den Wänden,
Altären u. ſ. f. nichts zu thun Haben, die vielmehr nur, wo fie nicht
bloß dekorativ find, eine erflärende Schrift der Religion barftellen, wie
etwa die Koranſprüche in den Mofcheen.
Zur kirchlichen Bauentwidiung Schwabens im Mittelalter. 34
Ich hoffe, der Unterfhied gegen die antike Anſchauung, bie
uumſymbolik, durch welche das chriſtliche Gotteshaus feine myſtiſche An:
hungskraft ausübt, werden in ihren allgemeinſten Zügen klar fein; es
adelt ſich nun um die Kunftmittel, Durch welche der befondere Eindruck hervor-
ufen wird — dem fi fein Menſch von Gefühl entziehen kann, ob
kirchlich gläubig ift oder nicht; denn die Unterordnung unter das
ınze der Welt ift fein bloß chriftliches, fondern ein ganz menfchliches
pfinden.
Eine reinlihe Trennung der fünftlerifchen Aufgabe, einen Kirchen:
im zu ſchaffen, von den Anforderungen des chriſtlichen Kultes läßt
ı nicht vollziehen. Allerdings hat die Kunft ganz felbftändig die Kathe:
ıle aus den einfachen Verhältniſſen der altchriſtlichen Baſilika ent:
Zelt, die an und für fih dem Ritus für alle Zeit genügt hätte; aber
diefer Entwidlung wird fie mehrfah in befondere Bahnen gelenkt
cch Nötigungen fafraler Zwede. So bildete fie im Abendlande — von
n byzantinifchen Reich ift abzufehen — den Rundbau faft allein für
ufhandlungen aus, das Vaptifterium ; jo ward die Entwicklung der hoch⸗
iſchen Kathedrale in Frankreich weſentlich mitbedingt durch das An-
fen der Priefterfhaft, für die ein immer größerer Chor von nöten
eve. Allein da fi die höchfte fünftlerifche Kraft des Mittelalters auf
Probleme des Kirchenbaus Fonzentrierte, fo brachte fie es zu einer
ermeßlichen Fülle verſchiedenartiger Bildungen von höchſtem Wert.
es eine große Ziel bedingt die klaſſiſche Geſchloſſenheit ber ganzen
telalterlihen Kunft bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, ähnlich
Antike und ihr ebenbürtig, und fie flirbt mit dem Mittelalter zu⸗
ch. Seit der Nenaiffance tritt die Malerei mit Entſchiedenheit das
ve der Baukunft an.
Die Gefegmäßigkeit der Raumlompofition ruht auf zwei Faktoren.
mal wurzelt der Bau auf der feften Erde, alfo beftimmt der Grund-
das Verhältnis der Raummeite, und zum andern erhebt er fi in
Luft, und die Verhältniffe des Aufbaus, der Querſchnitte regeln die
be ber Räume. Im Grundriß wird fi die Entwidlung naturges
3 vom Einfahen zum Mannigfaltigen vollziehen. Der romaniſche Stil
met fich bier durch die Vorliebe für Mare und überfichtlihe Schemata
; einige Quadrate bilden ein regelmäßiges Iateinifches Kreuz, bie
enſchiffe jegen fi aus Duabraten von halber Seitenlänge zufanmen,
Chor endigt im Halbfreis. In der entwidelten Gotif find alle
hältniſſe fließend und ihr Gefamtbild fompliziert geworben, bebingt
h die ganz anderen tonftruftiven Anforderungen des Hochbaus. Der
erſchied iſt handgreiflich, die Differenzen der Raumwirkung ſchlagend,
32° Sämidt
wenn man z. ®. die romaniſche Johanniskirche und die fpätgotiide
Kreuzliche in Gmünd, die wenige Schritte voneinander liegen, Hinter
einander betritt. — Im Aufbau dagegen herrſcht größere Einheitlichkeit,
weil hier die Raumwirkung durchaus von einfachen Zahlenverhältniffen
abhängt. Im ben beiten Beifpielen aus romaniſchen und gotiſchen
Baſiliken ift der Querſchnitt der Schiffe in Triangulaturiyftem gehalten,
d. h. das Dreied ift gleichfeitig, deſſen Bafis die innere Breite aller
Schiffe am Boden bildet und deſſen Spige in der Scheitelhöhe der Mittel:
ſchiffsdede Tiegt. Einige Beifpiele von Triangulaturfgften findet man am
Schluß vom II. Band der „Rirhlihen Baufunft“ von Dehio und von
Bezolbt.
Zur Einheitlihfeit des Baues gehört natürlich, daß Grundriß umb
Aufbau miteinander Fonzipiert find und ſich gegenfeitig unterflügen. Bei
mittelalterlihen Werfen ift das auch felbftverftändlich, bei neueren durch
aus nicht. Als abſchreckende Beifpiele für totales Mißverſtehen ardi-
tektoniſcher Geſetze ſtehen faft alle unfere Theatergebäude da; in Straß
burg bieten dazu 3. B. die prunfenden Reichsbauten der Bibliothel, des
Bezirksarchivs u. f. f. beffagenswerte Mufter Fünftlerifhen Unverflandes.
Doch dieſes leidige Thema könnte allein fon zur Monographie an
ſchwellen. Wie kräftig kommt dagegen bei ben alten Bauten die Har—
monie bes Grunbriffes mit dem Hochbau zur Geltung! Die Einfachheit
des romaniſchen Grunbfreuzes Elingt in der Haren Form der Hochſchiffe
wieder, die Seitenſchiffe lehnen ſich in geringerer Höhe an, ihrer größeren
Schmalheit entipredhend, die Apfis tritt in plaftifcher Rundung im Often
dazu. Nicht fo überfichtlih find die komplizierten Räume der Gotik
disponiert; aber auch bei ihnen tritt jebes Glied des Grundrifies am
Außern durch anſchauliche Differierung plaftifh hervor. Nur in ber
Spätgotif treten Mobififationen ein, die Anlagen der Hallenkirchen bringt
es mit fi, daß die Gliederung in 3 Schiffen nach außen nicht hervor:
treten Tann; vielmehr wird die ganze Kirche mit einem großen Dache
bebedtt.
Je mehr der Innenbau betont wird, befto weniger Gewicht kam
gemeiniglich auf das Außere gelegt werden. Im romaniſchen Stil, der
noch fefter mit antifen Traditionen verfnüpft war, ift der Anblid von
außen oft bedeutender als das Innere, defien Enge und Dunkelheit ihre
Erklärung in mangelhaften konſtruktiven Mitteln findet. Die Gotik hin
gegen verwendet ihre außerordentlihen Fonftruftiven Errungenfchaften
ausſchließlich im Sinne des Innenraums; daher leibet das Äußere unter
dem großen Stübenapparat bes Strebemerfs, und eine Maſſe plaftifcher
Details fol die fehlende Gefäloffenheit erfegen. Nur wenige Beifpiele
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 348
auf der Übergangsftufe zwiſchen beiden Stilen find glücklich genug, beide
Anforderungen miteinander zu verſchmelzen. Der Übergangaftil Deutſch-
lands, die mit gotifhen Elementen durchfeßte legte Phafe der romaniſchen
Architektur, bietet an äſthetiſchen Löfungen des Raumproblems überhaupt
die anziehenbften Proben; über alles vortrefflich ift in Limburg a. Lahn
die Verichmelzung eines eblen Kirchenraumes mit einem prachtvollen
Architekturbild in der Landſchaft gelungen, derart, daß jedes das Wiber-
fpiel des andern ſcheint.
Zugleich befigt der Übergangsftil einen anderen Vorzug vor ben
beiden Zentren ber mittelalterlihen Kunft, bie er miteinander vermittelt.
Der Ausprud des Tragens und Getragenwerbens, in ber Antike das
Endziel der Architektur, tritt im vomanifhen Stil allzu undeutli, in ber
Gotik in völliger Auflöfung auf. Die überftarken Mauern der romani-
ſchen Kirche mit ihren großen Flächen geben nit den Unterſchied von
Stüge und Lafl, jondern find beides zugleih; die Gotik treibt das
Stügenfgftem, indem fie ihm den ſichtbaren Zufammenhang und den
Ausdrud der Solibität nimmt, ins völlige Ertrem und if am Ende nur
darauf bedacht, die Schwere des Materials hinwegzutäuſchen und den
fteinernen Baugliebern einen widerftrebenden Schein von abfoluter Leid)
tigfeit zu verleihen. Zwiſchen beiden Polen behaupten die nadhromani:
ſchen Bauten vielfady einen höchſt erfreulihen Standpunkt der Sicherheit
und Sichtbarmachung der tragenden und getragenen Teile, worin gerabe
das Meifterwert des Maulbronner Paradiefes einen erften Rang ein
nimmt. Hier nähert fi) die deutſche Baufunft am meiften den antifen
Prinzipien.
Nicht vergeffen darf man aber bei Betrachtung ber raumbildenden
Faktoren ben Einfluß, den bie Geftaltung des Details ausübt; denn von
der mehr oder weniger gelungenen Ausbrudsfähigkeit ber Architektur:
glieder hängt der endgültige Ausdruck des Ganzen ab. Ein Gebäude
Tann zwar monumental und kraftvoll wirken mit menigem, ja fogar rohem
Detail, wie das bie Kirchen der Eifterzienfer durchweg beweiſen; aber
nie dürfen die Einzelheiten aus dem Rahmen des Stils fallen, einen
falſchen Maßftab annehmen ober verkehrt angebracht fein (morin bie
moderne Baukunft Erheblihes an Stillofigfeit zu leiften verfteht). Im
tomanifchen Stil finden wir, der Knappheit feines Gefamtbaues entiprechend,
meift wenige, einander gleihende und eindrudsvol verteilte Glieder und
Details; gegen Ausgang der Epoche lodert fi das Verhältnis, das
Ormament beanfprucht erhöhte Aufmerkſamkeit und überwuchert ſchließlich
an vielen Orten in phantaftifher Weile den arditetonifhen Kern —
ohne je feine Grundlinien zu flören. Der Übergangsftil vermittelt dann
344 Schmidt
aud bier zwiſchen Strenge und Reichtum und fucht mannigfaltige Funk:
tionen mit anmutigen und bennoch klaren Formen deutlich zum Bemuft-
fein zu bringen. Allein die volle Übereinftimmung zwiſchen der bloßen
Architektur und ihrem Schmud erreiht erit die Gotif, bie bis im
geringfte Ornament hinein die Formen mit einem großen, freilidh oft
tyranniſchen Geifte durchdringt und auch bei der ungeheuerften Fülle der
Geftaltungen die ftrengfte Einheit walten läßt, worin fie es wirklich zu
völliger Internationalität bringt. Man kann diefelden Formen zu gleicher
Zeit in Deutſchland, Frankreich, Italien, ja bis nad Paläftina hin ver:
folgen. Damit war freilih ſchon dem Afademifhen und Handwerks
mäßigen eine Thür geöffnet; aber die Ausbrudsfähigfeit der Gotik
gewann au unter großen Meiftern ein unerhörtes Maß, und mit ihr
leiftete man jede, auch die ſchwierigſte Aufgabe wie ein Spiel. Beiſpiele
dafür liegen namentlih in Schwaben faft auf jeder Straße; ich möchte
aur einmal zwei Werke einander gegenüberftellen: die Hallen der Gmünder
Kreuztiche und das fabelhaft zierlihe Chörlein der Regiswindisfapele
in Lauffen.
Diefe Erörterungen find keineswegs theoretifch gemeint; vielmehr
Haben fie durchgängig Beziehungen zu den folgenden Auseinanderjegungen
über die ſchwäbiſche Baugeſchichte, welche innerlich ſich beftändig auf fie
zurüdbeziehen werden und ohne fie fozujagen des Refonnanzbodens
ermangeln, aljo feinen vollen Ton abgeben können.
2, Überfiht über die Baugeſchichte Schwabens.
Eine bedeutende Bauthätigkeit, die über die Grenzen des Landes
Hinaus jhulbildend wirkt, findet man in Schwaben am Anfang und am
Ende der mittelalterlihen Geſchichte der Architektur; die Zwiſchenzeit
trägt im wefentlihen lofale Färbung. Im fpätgotiihen Stil übernimmt
die ſchwäbiſche Schule mit großen Meiftern die Führung in Süddeutid-
land; im 11. Jahrhundert ift Hirfau der Ausgangspunkt einer mächtigen
Säule.
In den erften Kämpfen zwiſchen Kaiſer und Papft war das Cfu:
niazenſerkloſter Hirfau bekanntlich der Mittelpunkt aller deutihen Feinde
Heinrichs IV. In diefe große Zeit des Schwarzwaldkloſters fällt nun
aud die ausgedehnte Bauthätigkeit, die der begabte Abt Wilhelm von
Hirfau aus leitete. Zum erftenmal fpielt hierbei der Einfluß frangd-
ſiſcher Architektur in Deutſchland eine Rolle. Denn die großartige Er:
neuerung der Kirchenbaukunſt im 11. Jahrhundert ging von den Reform:
Höftern Burgunds, von Cluny, aus, und Hirfau war der Vermittler
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 345
dieſes burgundiſchen Einfluſſes. Wieweit Wilhelm felber entwerfenber
Architekt war, läßt ſich ſchwerlich mehr nachweiſen; genug, daß unter
feiner Leitung das cluniazenfifhe Schema in veränderter Faſſung für
eine große Zahl deutſcher Reformflöfter verwendet wurde; und zwar in
kaum je veränderter Faffung überall, wo hirſauiſche Einflüffe zu fpüren
find, in Schwaben fo gut wie im Elſaß und Sachſen. Im Grundriffe
iR das immer Wieberkehrende die große Vorhalle, im Weiten von
2 Türmen flantiert, in der Kirchejfelhft vor allem bie Geftalt des Chores
mit 3 oder aud 5 Chorapfiden; das Syſtem iſt meift das impofante
der Säulenbafilifa, und bei mangender Fähigkeit, Gemölbe zu Fonftruiren,
begrügt man fi mit ber hölzernen Flachdecke der altchriftlihen Kirche.
In Schwaben bietet, da Hirfau felbft in Trümmern liegt und andere
Bauten fpäter umgebaut oder entftelt find, nur noch Alpirsbach!) das
Beifpiel einer Kirhe der Hirfauer Schule, wohl furz nad 1100 ent-
fanden. Die Einfachheit und Mächtigkeit aller Verhältniffe fegt noch
immer in Erftaunen und erflärt ben gewaltigen Ernft einer nach hohem
Ausdrud ftrebenden Kunſt; in den monolithen, koloſſalen Säulen, in der
Strenge und Gleihartigfeit aller Linien, die allein den rechten Winkel
und ben Rundbogen kennen, in der Hoheit bes Raumes zeigt ſich eim
Geiſt ſchweigender Größe. Alles überflüffige Detail ift vermieden; nur
an einigen Stellen der Säulenbafen und Kapitelle macht fi ber alt-
germanifhe Hang zu phantaftifhen Spielereien und Ungeheuerlichfeiten
Luft; aber gegen bie beforative Ülppigfeit, in der er ſich ſpäter äußern
ſollte, tritt er hier noch beſcheiden zurüd. Cs ift der Anfang einer
befonderen Entwidlung, die der ſchwäbiſche Kunftfinn nahm, und die in
fehr verwandter Weife in den alemannifchen Gebieten des Elſaß und ber
Schweiz wieberfehrt; Bayern ſchließt fih in anderem Gefhmade biefer
Liebhaberei für Fragengebilde an.
Die Führung in der frühmittelalterlihen Kunft hatten im großen
die maßgebenden Möndsorben; und wie die Cluniazenfer die Benediktiner
in Eultureller wie kunſtleriſcher Beziehung abgelöft hatten, fo wurden auch
fie, ala ihr Orden rei und minder ftreng geworden war, von einer
ftrafferen Möndsorganifation auf allen Gebieten überflügelt. Es waren
die Eifterzienfer, die 1098 aus bem Drben von Cluny felber hervor-
gegangen, bie asketiſche Strenge ſich beffer bewahrten und namentlich für
Deutſchland den größten kulturellen Segen brachten. Sie find eine ber
interefjanteften Erſcheinungen der frühmittelalterlien Kirche; über fie
und ihre Baumeife ift ungemein viel geſchrieben worden?). Bon ihrer
) Ehwarzmalbfreis ©. 218 fi. Abbild. Taf. 16 fi.
*) Gut orientiert man fih darüber bei Schnaaſe, Geſchichte ber bildenden Rünfte V
346 Sqchmidt
koloniſatoriſchen Bedeutung, die fie namentlich im Oſten der Elbe em:
faltet haben, iſt hier nicht der Ort, zu ſprechen; nicht minder wichtig
find fie aber der Kunſtgeſchichte. Wenn ihre Bauregeln auch nicht je
pofitive Merkmale enthielten, wie die der Cluniazenſer, fo bewirkte doch
die Gleichartigkeit ihrer kirchlichen und mönchiſchen Berürfniffe, die fie
überall mit ftrenger Gleichheit durchführten, und eine Reihe negatiser
Vorſchriften eine lebhafte Übereinftimmung ihrer baulichen Anlagen, jo
daß man von ferne ſchon eine Gifterzienferfiche erkennt. Ihre Bor
ſchriften richteten ſich hauptfächlich gegen den beforativen Zurus, der in
den cluniazenſiſchen Ahteien eingerifien war. Bor allem follten die fragen-
haften Skulpturen vermieben werben, die fih ja auch in Hirfau md
Alpirsbach finden; bunte Glasfenfter, muſiviſche Pavimente, Glodentürme,
aller unnüge Schmud mar verboten: daher denn aud die Klarheit,
Rnappheit und Sauberkeit ihrer Steinwerfe, die edle Kreuzform ihrer
Kirchen, die ganz rein in bie Erſcheinung tritt, die Schönheit und Schärfe
ihrer wenigen, einfachen Glieder. Wer bunte Pracht und Mannigfaltigken
liebt, wird an Eifterzienferkirchen feine Freude haben; bie ftrenge und
Hare Großartigfeit ihrer Räume aber erquidt den, der Maß und Ein
fachheit von der Kunft forbert, bei jedem dieſer edlen Bauten von
neuem.
Das Neue aber, das die Cifterzienfer der deutſchen Aditeftur as
ihrer burgundifchen Heimat braten, war die Kenntnis des Gemölbe:
baues. Bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts blieb das Gewölbe für
alle Schiffe in Deutſchland eine Seltenheit; erft die Cifterzienfer gingen
planmäßig darin vor. In Frankreich war ja fon in ber erften Hälfte
des 12. Jahrhunderts die Wölbekunſt verbreitet, die junge Gotif nahm
von der Normandie, Picardie und Isle de France ihren Anfang, und
in Burgund entfaltete fi eine eigene Baufchule, und biefe, nicht die
eigentlich frühgotifche, war es, von ber Deutichland der erfte Anſtoß
kam, und die Pioniere dieſer Nudimentärgotif waren bie Cifterzienfer.
Bon den beiden Cifterzienferabteien in Württemberg, die ihre alten
Bauten fi bewahrt hahen, ift für das 12. und 13. Jahrhundert Maul:
bronn ungleich wichtiger als Bebenhaufen, deſſen befte Teile aus fpäterer
gotifcher Zeit ftammen. In Maulbronn aber, defien Gründung ins Jahr
1146 ober 47 fällt‘), find gerade die erſten 100 Jahre die wichtigſte
Bauzeit; eine Periode, die zufammenfällt mit der größten Blüte aller
Künfte in Deutfchland, in der nicht allein die romaniſche Baukunſt fh
(eefp. III) ©. 311 fi.; Dohme, Die Kirchen bes Gifterzienferordene S. 3 fi., Debie und
v. Bezoldt, Kirchliche Baukunſt I, 517 fi.
A) Ich verweiſe ein für allemal auf Paulus, Maulbronn.
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 347
höchſtem Glanze entfaltete, jondern aud in der Malerei und Plaftif
haft monumentale Aufgaben gelöft wurben, in der Poefie wie der
alien Kultur die größten Kräfte ſich ausbildeten. Es war bie Zeit,
unter Friedrich J. und feinem gewaltigen Sohne die Deutfchen bie
fe Machtſtufe erreichten, von Palermo bis Nowgorod herrſchten, in
höfiſchen Künften noch nicht die Grenze des Manierierten überſchritten
, in der die Minnefänger dichteten und Wolframs Parcival entftand.
gleiht man bie Zeit des höchſten politiihen und des fünftlerifchen
ſchwungs, fo fällt allerdings Eines fofort auf: fie decken fih mur zum
l, wie fih ſchneidende Kreife; denn das Beſte hat Deutfhland in
n Künften erft dann geleiftet, als bes Neiches Herrlichkeit ſchon zu
sinden begann, unter der Regierung Kaiſer Friedrich II. Die zweite
fte des 12. Jahrhunderts fieht fi in vieler Beziehung wie ein Prä-
ium auf die große Symphonie der Künfte im 13. Jahrhundert an;
biefe ganze Entwicklung fpiegelt fi) in dem Gange der Maulbronner
hitekturgefchichte wieder. Nicht das Höchfte wurde erreicht, aber doch
Bes, das die Gewähr hoffnungsfreudiger Zukunft in fi trug; und
war es im übrigen Deutichland.
Schwaben war im 12. Jahrhundert feinen großen Traditionen
t treu geblieben; Weniges ward gebaut, und bies nicht von beſonde—
Range. Es ſchien fo, als ob ſich die Fünftlerifhe Kraft des Landes
höpft hätte. Aber fie fammelte nur Kräfte zu einem neuen Auf-
sung im 13. Jahrhundert. Freilich follte es nicht mehr die führende
llung erhalten wie im 11. Jahrhundert. Trotz der bevorzugten poli—
jen Lage als Zentralland der ftaufifchen Kaiſer fand es in ber
emeinen Baugeſchichte zurüd hinter den rheinfränfifchen und ſächſiſchen
den. Im diefen erreichte der ausgehende romaniſche Stil auf allen
nieten feinen höchften Glanz, bier faßte der neue gotifche Stil zuerft
rzel; am Rheine wurden zuerft die großen Probleme der Kirchen:
bung in Angriff genommen. Schwaben blieb dagegen auch im 13. Jahr:
dert auf der Stufe einer abgefloffenen Provinzialkunft zurüd, nicht
ers wie auch Öfterreih und Bayern. Es verzichtete von vornherein
die Löfung der Gemölbefrage, wodurch es allein ſchon aus dem
den Entwidlungsgange der abendländiſchen Baukunſt ausgefchaltet
; mit der hölzernen Dede zufrieden, in einer Zeit, die das gotifche
oölbefyKem auf den höchften Gipfel der Vollendung erhob, richtete
feine ganze Aufmerkſamkeit auf die Ausgeftaltung und reiche Verwen—
g des Ornamente. Hier hat die Steinbearbeitungsfunft in ſchwäbi—
n Landen Bedeutendes erreicht, vom Anmutigen bis zum mild Phanz
ifhen alle Grade deforativer Kunft durchmeffen; aber die Gefahr lag
348 Sämibt
nahe, daß die allzu üppige Zierluft jeden architektoniſchen Gehalt erflidte,
und mitunter ftreift fie nahe daran. Daß ber reihen ſchwäbiſchen Phar-
tafie die Zügel des architektoniſchen Maßhaltens nicht fehlten, ift vor
allem das Verbienft ber nachromaniſchen Bauten in Maulbronn, vorzüglid
des früheften und beften unter ihnen, des Parabiejes.
Anders als fonft in Deutfchland, und nirgends in jo umfaſſenden
Maße, geftaltete fi der Einfluß der Eifterzienferargiteltur in Schwaben
Das Hauptverdienft des Ordens liegt, wie id ſchon bemerkte, in dem
Übermitteln des Gewölbebaus aus Frankreih. Davon kann in Schwaben
feine Rede fein. Die Kirche zu Maulbronn ift in den Oftteilen mit Wölbung
begonnen worben|; eine andere Bauleitung aber beftimmte für Das Lang:
haus in allen 3 Schiffen Flachdeden, und diefe gaben den entſcheidenden
Eindrud (die Gewölbe find erft 1424 eingefügt worden). Im Beben
haufen ftammen die Gemölbe mohl nicht aus dem 12. Jahrhundert, auch
läßt fi feine Spur eines Einfluffes von dorther nachweiſen. Dagegen
wurden nun Jin weitem Umfang für Schwaben maßgebend die Maul
bronner Bauten bes beginnenden 13. Jahrhumderts, die in einem gan;
originalen, in feinen Wurzeln aus der Picardie fammenben Übergangs
file erritet find. Nicht nur direkte Echulzufammenhänge mit ben
Werfen des Parabieserbauers finden fih zahlreich; faft wichtiger noch
ift der indirefte Einfluß, den feine Mare, gebiegene Formenſprache auf
den Kunftfinn der Schwaben geübt hat, formenreinigend und teftonifierend.
Den Einfluß Maulbronns werden wir alfo auf zweierlei Weife thätig
finden und nad diefen Richtungen feinen Spuren nachzugehen haben.
Noch eine dritte, und die Meinfte Gruppe löft ſich von den übrigen
ein wenig. Es find einige Bauten im Nordoften des Landes, in benen
auf merkwürdige Weife der Wölbungsbau des Kirchenchors von Maul⸗
bronn inbireft zu einem gemwölbten Syſtem geführt hat; ihr hervor
ragendſtes Beifpiel ift Ellwangen.
Es ift demnad) Mar, daß ohne genauefte Berüdfihtigung von Maul:
bronn die ſchwäbiſche Baugeſchichte nicht verftanden werben fann. rüber
wurden wohl viele der Kirchen aus dem 13. Jahrhundert noch ins 12.
verfegt; nachdem ihr innerer Zufammenhang erkannt ift, finden fie auch
ihren richtigen Plag in ber Beitfolge, wobei es fich allerbings heran
ſtellt, daß fie durchgängig gegen die rheiniſchen, niederfähfiihen, ja auch
elſäſſiſchen und oſtfränkiſchen Schulen weit zurüdgeblieben erſcheinen, vor
allem aber ihr Vorbild Maulbronn auf feiner hohen Entwidlungsftufe
durchaus nicht erreichen.
Als das bedeutendfte Architekturwerk im 12. Jahrhundert wird zu
nähft die Maulbronner Kirche felbft ins Auge zu faflen fein, bie für
Zur kitchlichen Bauentwidlung Schwaben im Dittelalter. 349
ſchon aus ber allgemeinen Unthätigleit in Schwaben durch ihre Größe
vorragt.
3. Die Manlbronner Kirche,
Vermutlih wurde mit dem Kirchenbau bald nad ber Anfieblung
Cifterzienfer in dem Meinen Waldthale am Stromberg 1146/47
mnen; überliefert aber ift nur das Datum der Weihe 1178. Alfo
ı 30 Jahre hat der Kirchenbau gebauert. Da das Langhaus in
n Zuge fertiggeftellt wurde, fo bleibt bie längfte Zeitdauer für bie
tung der Oſtteile übrig, und in ber That haben an dieſen verjchie:
Yände und längere Zeiträume geidhafft.
Man fing, wie es durchaus üblich war, mit dem Chor der Kirche
Die allererften Gebäude, und alfo auch die Kirche, können bei einer
1 Nieberlaffung von -Mönden nur hölzerne Notbauten gewefen
Aber man ftedte das ganze Klofter ſchon in ftattlihen Dimenfionen
eftimmte die Lage jedes Teils zum Ganzen, wie es die Orbensregel
ırieb, und baute, je nachdem es die Einnahmen erlaubten, vom
ften beginnend nad und nad das ganze Klofter monumental aus.
© Prozeß dauerte regelmäßig Jahrhunderte, und ein wohlerhaltenes
r, wie Maulbronn, bietet deshalb den reichſten Wechſel verſchiedener
ber das Ganze ungemein maleriſch madt. Da das Wichtigſte
T die Kirche mar, fo bildet fie, wo nicht Neubauten fpäter an
Stelle traten, den älteften Teil; und an ihr felber if der Chor
rübefte.
Die Eifterzienferfitte forderte in der Regel den flachen Chorſchluß;
ven Seiten von ihm follten rechteckige Kapellen für den perfönlicen
ich ber frommen Mönde zu Gebet und Kafteiungen fih an-
n. Diefe Dispofition kehrt typifch in Maulbronn wieder. Was
er von allem Herkommen abweichend eridheint, ift die enge und
: Geftaltung der Querſchiffe. In allen übrigen Cifterzienferfirchen
die normale Weite und Höhe, nämlich die des Hauptſchiffes, fo
te Dede bie gleiche Höhe erhält wie die ber ganzen Kirche. Im
onn allein find die Kreuzflügel zu Meinen Gängen zufammen:
ıpft, welche nur den Zugang zu den Oftfapellen vermitteln und
Geftalt des Kirhenraumes gar feinen Einfluß üben. Woher
das nun? Die Frage ift auf fehr verfchiedene Art zu löfen
aber eine genügende Aufflärung kann nichts geben, als die An-
iner Verrechnung im Grundriß, welche mit den ſchon vorhandenen
nicht gerechnet hat. Die Unterfuhung des Mauerwerks hat
die auffallende Thatfahe ergeben, daß man nicht mit u Mauern
terteljaßräp. f. Landesgeih. R.%. XII.
350 Sämibt
bes Chorhauptes, fondern mit denen ber Kapellen allein begonnen hat.
& iſt nicht möglich, ohne Abbildungen und Zeichnungen und ohne aus
fuhrliche techniſche Eröterungen die Baufolge dieſer ſehr komplizierten
Partien auseinanderzuſetzen; ich muß darüber auf meine Arbeit über
Maulbronn verweilen. Genug, daß man unter einer wenig gefibten
Bauleitung den Fehler der verfümmerten Duerflügel begangen hat und
ihn fpäter nicht mehr zu tilgen die Luft hatte, und daß erſt mit dem
Baue des Chores felbft ein neuer, bedeutender Meifter einfegt.
Diefen Erbauer des Chores habe ich Hermann genannt, nad) eimer
angeblichen, zweimal vorkommenden Inſchrift. Es thut dem Namen
nichts, daß er ein bloß fingierter if, daß jene Inſchriften wohl weiter
nichts, als Sammelfteine von Steinmegzeihen find und untereinander
nicht übereinftimmen ; jedenfalls möchte ich mich gegen jede olgerung
aus der Annahme des Namens verwahren. Denn ic) glaube nicht an die
Wichtigkeit der Steinmeßzeihen, am mwenigften im 12. Jahrhundert. A:
gejehen davon, daß man bei ihrer unpräzifen Ausführung oft nicht wiſſen
Tann, ob fie nicht neueften Urfprungs find, fo darf ihre Bebeutung doch
gar nicht gering genug geſchätzt werben, und es ift ſehr bedauerlich, das
man einen fo großen Fleiß auf fo nidtige Dinge verwendet hat. Stein
metzzeichen find nichts als Handmarken fimpler Steinmegen, die bie
Duadern und Profile nah vorgefehriebenen Maßen und Schablonen aus
dem Stein hauen; mit der Leitung des Baues haben dieſe niedrigflen
Handwerker fo wenig etwas zu thun, wie der Kanzlift mit der Verfügung
des Minifters, die er abſchreibt. Den beutliften Beweis für ihre Un:
wichtigkeit liefert der Umftand, daß man in biefer Epode niemals ein
Steinmeßzeihen auf andern als ganz handwerksmäßig behauenen Glie
dern findet, nicht einmal an dem einfachſten Kapitel; denn ſolche zu
meißeln, dazu gehört ſchon felbftändige Kunftfertigfeit, die der Steinmes
nicht. befigt.
Jedoch ift der Name Hermann ſehr handlih, und der ungenannte
Meifter verdient ed, ber Vergeſſenheit entriffen zu werben. Daß nicht
die ganze Kirche in Maulbronn nad) feinen Abſichten gebaut wurde und
damit den Ruhm verlor, einer der erften und größten Gewölbebauten iz
Süddeutſchland zu werden, ift nicht feine Schuld; denn er hatte mr
eben den Chor vollendet, als ihn ein größerer Auftrag abrief und bie
Zeitung an einen ſchwäbiſchen Architekten von geringerer Inſpiration
überging, der nicht gewillt war, die im Chor begonnene Wölbung fort:
zufegen, fondern das Langhaus flach eindedte. Hermann aber hatte, wie
die ftiliftifhe Vergleihung ergiebt, in dem burgundifchen Cifterzienfer:
Hofter Pontigny eine hohe Schule der Baukunſt durchgemacht und über
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 351
trug die Errungenfhaften der hochentwidelten Schule von Burgund nad
dem fernen ſchwabiſchen Klofter. Er felbft aber war ein Schwabe, wie
aus einzelnen Merkmalen hervorzugehen feheint. Ganz einzigartig ift nun
der Hochbau bes Chores, den er bis ungefähr 1170 vollendete. Sein
Vorgänger hatte zwar fon die Grundmauern bis in ungefähr Manns-
‚höhe errichtet, aber dabei noch nicht an eine Überwölbung gedacht. Her
mann fanb ihre Stärke nicht genügend, um den Drud ber Fünftigen
Gewölbe auszuhalten. Daher fegte er in geringem Abftand voneinander
ſchräg abgeböfchte Strebepfeiler an die Mauer, ſchlug an der Dftfeite
über die Edverftärkungen einen großen Bogen und führte oberhalb dieſes
die Mauer in größerer Dide bis zum Anfall des Gemölbes empor, an
der Süd: und Norbfeite aber verftärkte er die Mauern von unten ar.
Dben, wo fein Seitendruck mehr droht, fpringt die Mauer wieder beträcht-
li ein. Warum er an ber Oſtſeite den merkwürdigen Rundbogen für
nötig erachtete, über den man fi fo vieljeitig den Kopf zerbrochen hat,
Täßt ſich nicht mehr fagen, da bier die Wand dur ein fpätgotifches
Riefenfenfter nachträglich durchbrochen if. Überhaupt aber bietet die
‚ganze Baugeſchichte der Dftteile ein fo überaus kompliziertes Bild, wie
ſchwerlich noch an andern Orten, und id vermeife bezüglich aller genaueren
‚Erörterung und Begründung deflen, was hier als vorweggenommene
Thatſache erfcheint, auf mein Buch, da ich unmöglid) in biefem beſchränkten
Raum die Refultate der baugeſchichtlichen Forſchungen begründen kann.
In diefer ſehr abmeihenden und verlegenen Art des Strebe-
ſyſtems gegen Gewölbeſchub erkennt man den deutihromanifhen Geift
des Meifters Hermann, der trog aller franzöſiſchen Schulung doch nicht
das eigentlihe Geheimnis der Wölbekunſt gelernt hatte, nämlich die Kon:
zentration des Schubes auf gewiſſe Punkte, vielmehr fein Gewölbe mit
ſtarkem Anftieg (Bufung) fonftruierte und deshalb au die in ihrer
‚ganzen Ausdehnung gefährdeten Mauern durchweg verftärfen mußte.
Der Chor behauptet aber in der Innenmwirkung bei weitem ben
vornehmften Platz, da mit ber hohen Wölbung fehr einfahe und ſchöne
Proportionen ſich verbinden. Leider verließ nun Hermann fein begonnenes
Werk, um feit ca. 1171 den Oftbau des Wormfer Domes auszuführen,
welcher ganz von feiner Hand ift und beweift, was fein raumſchaffendes
Talent leiften konnte; denn diefe Dftteile find bei weitem das Befte an
dem Dom und gehören überhaupt zu den ebelften Leiftungen romanifcher
Raumkunft. Sein Nachfolger am Maulbronner Kirchenbau aber wurde
ein Sünger der alten Hirfauer Bauſchule. Ale Motive, die in dem
Langhaus auftreten, ffammen aus biefer vergangenen ſchwäbiſchen Kunft,
dringen jedoch gar feine neuen Gedanken hinzu und ftehen nicht nur
352 Symibt
gegen bie cifterzienfifhe Leiftung des Chores, fondern auch gegen bie wid
früheren der Hirfauer zurüd; Alpirsbach, Paulinzella, Samersleben u a
übertreffen das Maulbronner Langhaus weit. Hirſauiſch iſt darin die Ber
liebe für flahe Deden, hirſauiſch das ftattlihe Simsmotiv, das bie
Arkadenbögen rahmenartig einfaßt, hirſauiſch der Gedanke der Portal
gliederung durch ringsum geführte (und verkröpfte) Sodelprofile. Die Details
bat man von Hermanns Bau beibehalten. Zu rühmen aber if die
große Klarheit in den Proportionen, die fi) an der Fafjade faft bis zum
Alkademiſchen fteigert, die Genauigkeit und Schärfe im einzelnen und bie
ganz vortrefflihe Glieverbehandlung, die den Außenbau der Kirche mit
feiner ausgeſprochenen Kreuzform zu einem mufterhaften Eifterzienferwert
geftaltet. Denn um die Güte der Quaderbehandlung haben fih die Eifer
sienfer überall große Verbienfte erworben. Namentlich zeichnet fich hierin
neben Maulbronn die gewaltige Kirche von Ebrach im Wurzburgiſches
aus, deren Mauerwerk zu betraditen fhon Genuß erregt.
Die hölzerne Dede wurde im Jahre 1424 durch die ſpätgotiſches
Gewölbe erfegt, die noch jegt einen jo unvorteilhaften Eindrud machen. Dem
in alten Werfen gilt der fünftlerif he Grundfag von organiſcher Einheit;
war bie Kirche von Maulbronn einmal für flache Decken fomponiert, fo ſchloß
die innere Gefchloffenheit des Raumes eben Gewölbe aus, und wen
diefe nachträglich, in fo ſpieleriſcher und widerſprechender Geftalt oben ax
die glatten romaniſchen Mauern geheftet wurden, fo gab das einen Mi
Mang. Es wird wohl feinen geben, der in der Maulbronner Kirche
nicht eine unbehagliche Disharmonie gefpürt hätte; und dies rührt vom der
Divergenz der raumeinſchließenden Teile her, von denen bie flarren
unbeweglichen Mauern eine horizontale Bebedung verlangen und bie
unruhigen, unorganifch auffpringenden Linien des fpätgotifhen Gemwölbes
innerliäft abftoßen wie Wafler das Ol.
Damit ift aber freilich nicht gefagt, daß jeder fpätere Anbau oder
Einbau die Einheit eines mittelalterlihen Werkes ftört. In vielen Fällen,
und gerade in Maulbronn fo vielfach, beruht der Reiz des Ganzen auf
dem malerifhen Durcheinander verſchiedener Teile. So bilden die eben:
falls 1424 binzugefügten 10 Kapellen an ber Sübfeite der Schiffe ein
lebendiges Element anmutiger Raumerweiterung, zu peripeltivifhen Turc-
bliden vielfache Gelegenheit gebend. Aber es ift etwas anberes, ben
malerifhen Charakter eines Baus an paflender Stelle vergrößern und
die geſchloſſene Organifation eines unteilbaren, großen Ganzen über ben
Haufen werfen. Das legtere darf man fo wenig wie ein Bild Schon:
gauers beſchneiden.
Romaniſch ift auch der Lettner, von dem das Mittelftüd im
Zur kirchlichen Bauentwiclung Schwabens im Mittelalter. 353
Hauptſchiff noch vollkommen erhalten ift. Lettner oder Chorſchranken —
bie techniſchen Spezialausbrüde find für gewöhnlich verſchieden, Lettner
im eigentlichen Sinne if nur die vordere Abſchlußfläche des Prieftera-
chors — dienten dazu, den Raum für die Priefter, den Chor mit bem
Altar, abzuchließen gegen die übrige, den Laien offene Kirche; in aus:
‚gebilbeter und eigentlich brüsfierender Form treten fie nicht vor ber Aus:
bildung der Hochgotik auf, wo fie dann den ganzen Hochchor wie ein
Allerheiligſtes abſperren. Einen anderen und weniger hodmütigen Sinn
haben die Chorſchranken aber in den Möndsfirchen. Hier bilden fie nur
einen Zeil der Klaufur, d. 5. des unbetretbaren eigentlichen Klofterbes
zirkes für die Ordensbrüder, und ſcheiden als folde die weſtliche Laien:
kirche von ber Abteilung, die allein den Mönchen gehörte und in Maul-
bronn, wie meift, die Hälfte der ganzen Kirche einmahm. Die Abge:
geichtedenheit des Möndyes von der Welt war alfo eine bitter ernft ges
meinte; nicht einmal ber Bli auf die andächtige Laienwelt war bei ber
Döhe der Schranten möglich.
Innerhalb des romaniſchen Stils ftehen die Maulbronner Schranken
n fehr eigentümlicder Vereinzelung. Alles Detail an ihnen gehört der»
elben Strenge und Einfachheit an wie die Formen der Kirche; aber bie
‚ten Motive find fo geiftreih und willkürlich im Sinne einer ganz
pielerifchen Dekoration verwendet — was freilich nur in der Durchbildung
es einzelnen, nicht in der Gejamtdispofition erfcheint —, daß es faft
en Anfdein gewinnt, ald ob der entwerfende Künftler für feine
inftlerifhen Abfichten nicht die rechten Mittel bereit gefunden habe. Das
zrinzip der fünftlihen Durchdringung, Iſolierung und Kontraftierung
7 fi ganz einfacher Profile hat mehr Verwandtſchaft mit ſpäteſtgotiſchen
rſcheinungen als mit der romanischen Geſchloſſenheit, ift aud in feiner
3eife vom Übergangsftil aufgenommen worden, wenn man von ver-
nzelten mertwürbigen Bildungen, 5. B. in Heſſen, abſieht. Die plaftifche
igenart ber Motive kann keine Abbildung wiedergeben, verlangt viel:
ehr eigene Anſchauung.
4. Paradies und Kreuzgaug in Maulbronn ').
Während und nah Erbauung der Kirche wurde die Bauthätig-
t in Maulbronn vornehmlich auf Anlagen für praktiſche und wirtſchaft⸗
ıe Zwecke gerichtet, von denen das fogenannte Frühmefferhaus im
Zeren Klofterhof die ſtattlichſte erhaltene ift. Auch nach Erlebigung
2) Nähere Abbildungen Sei Paulus, Maulbronn, und im Württ. Inventar,
Yarfreis ; vorzügliche Rhotographien bei Brandfep, Stuttgart.
354 Sämibt
wirtſchaftlicher Forderungen ging man noch nicht daran, die (wahrjcheinlid
doch recht proviforifhen) Gebäude für tie Mönde felbft, ihre laufur,
durch monumentale Werke zu erfegen, jondern dachte nur wieder an Ber:
ſchönerung des Gotteshaufes. Mit dem Beginn des 13. Jahrhunderts
entftand vor der Faſſade der Kirche jenes herrliche Kleinod der Architektur,
das Paradies genannt.
Faſt alle erhaltenen Cifterzienferficchen haben Vorhallen oder Spuren
davon vor ihren Portalen. Diefe Gewohnheit, die über das cifterzienfifche
Maß das abfolut Notwendigen hinausgeht, da eine Vorhalle durch feine
Vorſchriften des Kultus oder des Mönchslebens erfordert wird, bebeutet
ein Zugeftänbnis an eine Zeit fleigender Kunſtfreudigkeit, vielleicht be
einflußt durch die cluniazenſiſche Sitte einer großen Vorhalle mit Weſ
türmen. Jedenfalls find derartige Eintrittshallen jehr alt und gerade
in ber frühchriſtlichen Bafilifa als wahre Vorhöfe in ausgebehntem Ge-
brauch. Bis zu welcher fünftlerifhen Kraft das Motiv gelangen konnte,
beweift das Maulbronner Paradies.
Wir fennen den Namen feines Baumeifters. Haſak hat ſchon 1897
bei Beiprehung des fogenannten Biſchofsganges im Magdeburger Dom
auf bie nahe Verwandtſchaft dieſes mit den Maulbronner nachromaniſchen
Bauten bingewiefen, ohne freilih den Gedanken kunſthiſtoriſch zu ent:
wickeln. Der Name des Magdeburger Meifters it Bohnenfad; da Fraft
ſtiliſtiſcher Vergleichung dieſelbe Architeftenhand in Maulbronn nachzuweiſen
iſt, fo wäre damit der Name des Paradieserbauers uns bekannt. Mehr
freilich nicht.
Doch feine kunſtleriſche Perfönlichkeit läßt ſich fo Mar erkennen, wie
fonft nur felten in mittelalterliher Architekturgeſchichte. Er gehört zu
der zweifellos ſehr ftattlihen Anzahl deutſcher Künftler, welhe gegen
Ende des 12. und im 13. Jahrhundert in Frankreich anden werdenden gotifchen
Kathedralen ftubiert und gearbeitet haben und, in die Heimat zurückge
kehrt, die fremden Formen mit beutfhen Baugedanken verihmolzen.
Auf diefe Weile ift der Übergangsftil entftanden, ganz deutſch und
romaniſch in feinem innerften Wefen, gotifierend in den meiften Details
und einigen teftonifchen Prinzipien. Neben die glänzenden Bauten am
Niederrhein, in Köln, Limburg, Neuß, Bonn ꝛc., neben die Bamberger
und Naumburger Dome, ja, zeitlih ihnen vorangehend und nur bem
Elſaß chronologiſchen Vorrang laſſend, ftelt fi das Paradies von Maul:
bronn, an wahrhaftiger fünftlerifcher Kraft und Einheit faſt alle Hinter fih
laſſend.
Bohnenſack kannte fiher mehrere nordfranzöſiſche Dome des 12
Jahrhunderts, mindeſtens die Kathedrale von Noyon. Von dort hat er
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 355
den Stil feiner Ornamente und Details, von dort bie Kımft der
vollendeten Wölbung heimgebracht. Merkenswert ift aber babei zweierlei,
mas einander freilich bedingt: daß er nicht einen mobernen Bau ber be
ginnenden Hochgotif, ſondern ein 50—60 Jahre früher entflandenes Wert ſich
zum Vorbild erkoren hat, weil diefe in Frankreich ſchon wieder veralteten
Formen am beften zu feiner romaniſchen Sinnesweife paßten, und daß
er die fremden Gedanken in einem großen künftlerifhen Umbildungs-
progefie feinem ganz deutſchen Geifte fo fehr affimiliert hat, daß bie
Einheit feines Stils eine ganz ungewöhnliche organifche Sicherheit befigt.
Ich möchte ihn darin mit Holbein d. J. vergleichen, bei dem die Formen-
ſprache der Nenaiffance fo gänzlich in deutſches Blut aufgenommen ift,
daß daraus abermals eine tiefe und ganz perfönlihe „Renaiflance”
erwãchſt.
Bon einer Nachahmung franzöfifher Muſter, wie fie ſpäter z. B. am
Kölner Dom im großartigften Maßftabe auftritt, ift bei Bohnenfad gar Feine
Nede. Man darf das Verhältnis zu feinen Vorbildern etwa fo auf:
faſſen, wie das Gottfrieds von Straßburg zu dem altfranzöfiichen Roman.
Das Paradies ift neben der Goldenen Pforte zu Freiberg in Sachſen
das orginelfte Beifpiel des Übergangsftiles in der völligen Neubildung
des frühgotifd-tomanifchen Stils, und ic kann es nicht genug betonen,
wie ſehr es feinem ganzen Weſen nad) deutſch und romaniſch ift und
von höchſter Driginilität, obwohl es ſich ohne die Kenntnis von Noyon
niet denken läßt. Auf fremdem Ambos mit fremdem Hammer ſchmiedet
fi) diefer Künftler fein eigen Rüſtzeug mit ſchöpferiſcher Phantafie.
Auf den romaniſchen Charakter alſo ift zunächft zu achten. Der
Srundriß des Ganzen bildet 3 Quadrate vor der ganzen Kirchenfaflade,
welde mit kreuzförmigen Rippengewölben überdedt find; herrſchend in
ıllen Teilen ift konſtruktiv wie dekorativ der Rundbogen: dies find aber
vie vornehmften Prinzipien romaniſcher Architektur im Gegenfag zu ob:
ongen Gemwölbefeldern mit der Herrichaft des Spigbogens in der Gotik.
Auch in den Raumverhältniffen erſcheint diefer Geift; die Höhe bis zum
Scheitelpunft der Gewölbe ift gleich der Seite der Grundquadrate. Schon
m erften Abſchnitt fahen wir aber, daf die Auffaflung des Raumes das
Naßgebende für den Charakter eines Baues ift. Hier dehnt er ſich weit
nd bequem in horizontaler Richtung mit Maren, ganz einfachen Pro-
ortionen, mit lauter geraden oder im Rundbogen geführten Linien; die
zotik kennzeichnet ein durchaus zur Höhe ftrebendes Raumgefühl — mit
er Tendenz zur Auflöfung der Maflen.
Hier allerdings weicht Bohnenfad foglei von dem romaniſchen
anon ab. Man vergleihe die ſchweren Wandmaſſen und geringen
356 Schmidt
Gliederungen an der 30 Jahre früher gebauten Kirche: es iſt ein gewaltiger
Abftand zwifchen ihr und dem leichten Drganisuns des Paradieſes
Darin liegt das neue Element, die Mauer wird in weitgehender Weile
durchbrochen, in ausbrudsvolle Glieder aufgelöfl, wie es die Gotik
lehrte (Fig. 1). Aus den Meinen romaniſchen Fenſtern find die her-
lichen, weiten Zmwillingsfenfter geworben, die faft den ganzen Raum
zwifchen den Pfeilern, zwiſchen Fußboden und Gewölbe einnehmen. Der
Fig. 1. Paradies in Maulbronn von Innen.
Drud der Gemölbe aber ift — und darin befteht die zweite große Errungen:
ſchaft — infolgedeſſen auf die Punkte zwiſchen den Durchbrechungen,
auf die Eden der Gemölbefelder konzentriert. Hermann hatte das Ge
wölbe des Kirhendors noch mit fteigenden Rappen und allgemein ver-
ſtärkter Mauer konftruiert; hier ift das gotiſche Syftem ber horizontalen
Scheitellage und der Ronzentrierung des Schubes auf die Rippen allein
vollfommen durchgeführt. Verfolgt man die — imaginären — Linien,
welde an den Gewölbelappen die Richtung des Materialbrudes bezeichnen
Zur firhligen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 357
würden, jo ergiebt es fi, daß fie alle parallel den 4 Seiten des Qua—
drates von den Scheitellinien auf bie Rippen zu fallen, feine einzige
aber gegen bie Umfaffungsmauern läuft. Im Grundriß gezeichnet
würden ſolche Markierungslinien lauter konzentriſche, in das Grundquadrat
einbej&riebene Duadrate bilden, von den Diagonalen — den Rippen —
gekreuzt.
Das Gewölbe des Paradieſes iſt, weit entfernt, franzöſiſche Vor:
bilder zu kopieren, eine ber originelften Schöpfungen besßfelbftändigen
deutſchen Kunftgeiftes. Hält man an dem Grundfag der Konzentration
des Gewolbſchubes feft, jo ergiebt ſich als befte Form der Diagonalrippen
der Halbkreis (aus techniſchen Gründen, weil fie am einfachſten herzuftellen
find); damit jedod die Scheitel ber Gemwölbefappen horizontal bleiben,
if es nötig, die Bögen, in denen die Kappen an die 4 Umfafjungsfeiten
der Traveen ftoßen — die Schild: und Gurtbögen — fpit zu überhöhen,
weil nämlich !Halbkreife über den Seiten [des Quadrates eine Heinere
Bafis haben, als die über den Diagonalen, und mithin nicht die) Höhe der
Diagonalbögen erreichen mürben. So ift es jin der Regel. eifter
Bohnenſack hat nun aber die Schildbögen und Gurte nicht ſpitzbogig ge:
bildet, fondern einen ganz einzigartigen Weg eingeſchlagen, der meines
Willens fonft nirgends vorkommt und feine perfönlicfe Erfindung if.
Er führt die Diagonalen in mächtigem Halbkreis und läßt fie fehr tief
auf kurzen Säulden auffigen, die Gurte aber ftellt er auf doppelt fo
hohe Träger und erreicht infolgedeflen mit dem Rundbogen die gleiche
Scheitelhöhe. Der Rundbogen ift mithin durchgängig gewahrt, die Ver:
ſchiedenheit der Durchmeſſer abgemälzt lauf die Höhe ver Kämpfer, bie
zweierlei Art ift.
Auf den erften Blick zeigen fi die Feinheiten und Vorzüge biejer
von allem Herkommen abweichenden Konftruftion. Die riefigen Diagos
nalen fpannen fi) über Kreuz durch den ganzen Raum und beherrfchen
völlig den äſthetiſchen Eindrud; dur ihr Gewicht werden gleihfam bie
andern Bögen in die Höhe getrieben. Dadurch, daß fie fo tief anfegen,
erſcheint ihr Schwung um fo fühner und freier; und ganz ohnegleichen
ift der Rhythmus, der in der Anordnung der Gewölbträger von dem' all⸗
beherrſchenden Motiv gefchaffen wird. Statt der ſchweren Pfeiler ober
Säulen des romaniſchen Stils find nämlich eine große Zahl dünner,
zierlicher Säulchen in ber Art verwendet, daß jedem von ihnen ein bes
fonberes Glied des Gewölbeſyſtems entfpricht, jo daß alfo die Funktion
des Tragens durch die Rorrefpondenz der Stügen mit ihren Laften in völlig
organiſcher Weife ausgebrüdt ift: foviel Rippen und Bögen, foviel
Säulen. Und dieſe Gewölbeträger, bei denen die zerbrechliche Schlank-
358 Schmidt
beit der Einzelglieder durch ihre Bündelung und Zuſammenfaſſung zu
einer Säulchenmaſſe fompenfiert wird — ganz unmillfürlih fühlt mar
fi an das berühmte Gleihnis von den Pfeilen erinnert, die unzerbrech
lich wurden dur ihre Zuſammenſchnurung —, find nun in höchſt geiſt
reicher Weife nah dem Prinzip bisponiert, das dem Gewölbe feine eigen:
artige Geftalt verlieh. Das eine ergiebt fi mit Notwendigkeit aus dem
andern: an jedem Säulchenbünbel find die beiden Träger ber Diagonalen
die kürzeſten; der Kämpferpunft für die Gurte und Schildbögen ruht auf
doppelt fo hohen Säulden, deren Zahl bier ſchon 3 iſt; und enblih
ftehen am höchſten die Kämpfer für die Fenſterarchivolten, zu jeder Seite
3, weil ihre Säulen auf der Sohlbank erhöht ſtehen. Welch ein präd-
tiger Schwung entfaltet fi nun von den kurzen unterften Säulchen an,
die Ifache Kämpferhöhe empor in das elaſtiſch und frei ſich emporſchwingende
Gewölbe Hinein! Ein Hauch von jener olympifhen Elaftizität, jener
höchſten Lebendigkeit, wie fie die Statuen des Lyſipp erfüllt, ift in bie
ſymboliſchen Formen dieſer Architektur übergegangen, ein Hauch wahr
haft antiten Geiftes. Was dem Mittelalter in feinem ganzen Wefen fen
lag und ihm nur in äußerſt wenigen Fällen wie zufällig glüdte, tritt
uns bier mit genialer Selbftverftändlichfeit entgegen: die organifche Har⸗
monie zwiſchen Stüge und Getragenem — nur in den Innenraum über:
tragen und mit einer über alle Maßen edlen Raumſchönheit verbunden.
Der ewig jugendliche, ewig erfreuende Eindrud klaſſiſcher Gebilde geht
auch von diefem Meifterwerke deutfcher Kunft aus. Nur in einer geifig
ſo hochſtehenden, ganz kunſtleriſchen Zeit, unter dem fruchtbaren Einfluß
einer hohen nachbarlichen Kunft, konnten den Deutichen Werke glüden wie
der Dom zu Limburg und die Stifterftatuen im Naumburger Dom: über
diefe Höhepunkte find fie in der ganzen folgenden Zeit des Mittelalters
nicht mehr herausgefommen.
Wie nun aber die Idee des Ganzen ſich weiterentwidelt in den
Einzelgliebern und bis in das geringfte Profil hinein, wie alle Glieder
gleichſam von Natur für ihren Zwed geſchaffen ſcheinen und jedesmal
den intenfivften Ausbrud für den Zweck darftellen, dem fie dienen, wie
mit einem Worte das gefamte Werk von einem Geifte erfüllt ift bie im
fein letztes Stüd: das durchzuführen reichte der Raum bier nicht aus.
Es unterliegt für mich feinem Zweifel, daß Bohnenſack felbft all fein
Detail — bis auf einige wenige Kapitelle — vorgezeihnet, ja zum Teil
wohl felbft gemeißelt hat, da die einheimifhen Stulptoren Vorbilder des
neuen Stile beburften, den er in Frankreich gewiß bis in feine plaftifchen
Einzelheiten hinein durdhzubilden gelernt hatte. Denn eine folde inner:
liche Übereinftimmung aller, aud) ber geringften Teile zu einem großen
Zur kirchlichen Bauentwiclung Schwabens im Mittelalter, 359
Zwed kann fi allein aus der Annahme eines fchaffenden Künftlers er-
Hören. Es ift ja für ben Kunftbetrieb des Mittelalters gemiß nicht zu.
beftreiten, daß den einzelnen Steinarbeitern mehr ober weniger weit:
gehende Freiheit in der Ausgeftaltung ihrer plaſtiſchen Werke gelaflen
war, weil der entwerfende Architekt bei der immenjen Maſſe plaſtiſcher
Bierformen an einem Bau — namentlid in der Gotik — unmöglich das
Detail bis in feine äußerften Verzweigungen vorzeihnen konnte. Ja, die
ungeheure Mannigfaltigfeit der plaſtiſchen Arbeit, z. B. an einem Riefen-
bau wie der Kathedrale von Reims, bildet bei einbringender Betrachtung
mit einen ber größten Anziehungspunfte diefer Kunft und ein unabfeh:
bares Arbeitsfeld für den Kuufthiftorifer. Darum aber ift die abfolute
Einheitlichfeit und Perfönlichfeit des Stils umfomehr als etwas von der Regel
durchaus Abweichendes zu beachten, und das Paradies erhebt ſich hoch über
die Menge der mittelalterlihen Arbeiten dur die eine ftarfe Perfönlich-
feit, die aus ihm fpricht von Anfang bis zu Ende. Die wenigen Proben
abweichender Anſchauung an einigen Rapitellen bilden nur eine verſuchs⸗
weiſe Ausnahme, die Bohnenfad fpäter nicht mehr zugelafien hat, weil
fie in der That der Einheit des Organismus entgegenmwirft.
Auf einige bebeutungsvolle Einzelheiten möchte ich doch noch an—
deutungsweiſe hinmeifen, den Beſucher Maulbronns zu eignem Nachdenken
anzuregen: auf die zierliche, durch die hohen Rohrſäulchen bedingte, gleich:
fam breitgebrüdte Form der Bafis, auf das durch die zwei Kehlen fo
ipannfräftig wirkende, wuchtige Rippenprofil, auf die Haren, das tragende
Prinzip verförpernden, elaſtiſch vorjpringenden Kapitelle, bei denen bie
leiſchigen Blattformen ftreng teftonifh zu Kelch- und fogen. Knofpen-
ormen ftilifiert find, eine dem Übergangsftil befonders eigene Ausbruds-
veife der Kapitelle, die in Maulbronn wahrhaft mufterhaft durchgebildet
ſt. Die 4 ober 5 abweichenden Stüde herauszufinden, ift leicht. Vor—
üglich edel ift die Behandlung der Fenfter (beffer in Fig. 2 zu Sehen);
u beiden Seiten des Portals je 2 Doppelfenfter, groß und hell, mit
em bier ganz föftlihen Motiv des Kleeblattabſchluſſes. Der Kleeblatt-
ogen, entftanden aus dem Durchdringen mehrerer Kreisabſchnitte, ift im
‚bergangsftile fehr beliebt, wirkt freilich bei übermäßiger Anwendung eben:
» reich wie unruhig, 3. B. im Chor der Gelnhaufer Marienkirche. Die
n Parabiefe verwendete Form ift aber wieder etwas Ungemwöhnliches:
ex Hauptbogen ift ein Halbfreis, in deſſen Scheitel ein Hleinerer, faft voll-
indig gefhloffener Kreis einſchneidet, während für gewöhnlich die untere
ffnung breit und aus 2 verſchiedenen Kreiszentren konſtruiert iſt. Die
Ößere Klarheit und Schönheit der Variante Meifter Bohnenfads leuchtet
1, ja fie beftimmt den gefchloffenen Eindrud der Außenanſicht zum
360 Schmidt
großen Teil mit. Daß dieſe freilich nicht dem Innenbild des Parabiefes
kunſtleriſch ebenbürtig iſt, darf nicht wundernehmen, denn Bohnenfad
iſt vorzüglich Innenarchitekt, und die Gedanken der Raumwirkung können
voſaiqdavch ooqpuuvuagun vBi
ſich am Äußeren nicht mit derſelben Kraft ausſprechen. Trotzdem iſt die
Paradiesfaſſade ein ſehr feines Stück; die Dreiteilung des Innern prägt
fi beftimmt aus, die Proportionen find einfah und wohlthuend, bie
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 361
Duräbrehungen der Portale und Fenfter mit größtem Geſchmack ausges
führt. Wer Sinn für den Reiz guter Technik und Materials hat, den
wird die meifterhafte Duaber- und Steinfchnittbehandlung, die milde
Farbe des gelblichen Schilffandfteins hier noch mehr entzüden als an ber
Kirche.
Nicht Lange nach Vollendung des Paradiefes, vielleicht ſogar in un⸗
mittelbarem Anſchluß daran, ift der Südteil des Kreuzganges in Maul-
bronn entftanden, deſſen ſtiliſtiſche Übereinftimmung mit der Vorhalle mar
ſchon längft bemerkt hat. Unrichtig aber ſcheint mir die bisher abfolut
herrſchende, freilich durch feinen Beweis unterftügte Anficht, daß er ber
fpätefte Teil unter den nachromaniſchen Bauten ift. Ich verftehe nicht
recht die Einftimmigkeit, mit der diefe ganz unbewiefene und willkurliche
Behauptung überall wiederholt wird, wo jemand über Maulbronn etwas
geſchrieben hat. Es giebt ſchwerwiegende Gründe, einerfeits die Anfänge
des Kreuzganges an bie Vollendung des Paradiefes zu ſchließen, anberer=
feits das Herrenrefeftorium als ben jüngften Beftandteil zu betrachten.
Der Kreusgang ift die große Schlagader im Organismus bes mittel-
alterlihen Klofters. Er vermittelt den Verkehr zwifchen allen einzelnen
Teilen und ift in bieferg Hinfiht, wie in Bezug auf das interne Leben
ber Mönche, das fi zum großen Teil in ihm abipielte, ein weſentliches
Erfordernis, ja der Mittelpunkt der Klauſur. Die Einrihtung der Klöfter
fei furz erläutert an dieſem Maffifhen, befterhaltenen ihrer Beifpiele;
nur ift zu bemerken, daß die ganze Anlage ſich zumeift im Süben der
Kirche befand umd nicht im Norden, wie in Maulbronn.
An das Gotteshaus als den wichtigſten Beſtandteil Iehnt fi der
Kreuzgang mit feinem üblichen Flügel eng an und vermittelt durch Meine
Thüren den Zutritt zu ihrem Mönchschor (die erfte, weftlihe Thür ift
ein fpäterer, unrechtmäßiger Durchbruch, denn fie durchbricht die Klaufur).
Von da an reihen ſich die Kloftergebäude fämtlih um den Kreuzgang:
im Weften der Keller für die landwirtſchaftlichen Vorräte und den Wein
und das Haus ber Laienbrüder (conversi, im ftrengen Sirme feine
Mönche, ſondern Arbeiter, die aber dieſelben Gelübbe abgelegt haben und
außerhalb der Klaufur dem Herrn durch Förperliche Arbeit dienen), das
zu [ebener Erde ihren Speiſeſaal (Refektorium), im Obergeſchoß — das
jegt modern eingerichtet it — ihre Schlafftätten enthielt; zwiſchen beiden
ber Ern, ber einzige Eingang in die Klaufur, von einem Bruder Pfört:
ner bewacht. Im Norden ſchließt fi die gemeinfame Kühe an, das
Herrenrefektorium für die Mönde, das Ralefaftorium, wie es ſcheint, der
einzige heizbare Raum, und ein großer Gebäudefompler, der im Erdgeſchoß
362 Symibt
den großen Keller und die Bruberhalle enthielt, den Arbeitsraum bei un:
günftiger Witterung, im Oberftod wahrſcheinlich, wie über den folgenden
Räumen, Möndswohnungen und Dorment. Den Dften nahm ein Durch⸗
gang nah dem Abtshaufe, der Kapitelſaal und die Sakriſtei ein, mit
welcher der Ring fi) wieder an die Kirche anſchloß.
Der Maulbronner Kreuzgang if in verfchiedenen Epochen erbaut
worden, und ber frühefte Teil war der an ber Kirche gelegene, 10 Tra-
veen, von denen je eine fon auf den Weſt- und Dſtflügel entfiel.
Die eine von diefen, die nordweſtliche, erjcheint unter den andern bejon-
ders ausgezeichnet und alles an ihr beutet darauf Bin, daß Bohnenfad
mit ihr mag begonnen haben. Das Syſtem fteht bier nämlich in Eingel-
Heiten dem Paradies noch ganz nahe und beweift dadurch, daß es zu ber
neuen Aufgabe nicht paßt und von dem Meifter ſogleich bei der nächſten
Travee durch ein beſſeres erfegt wurde, bie flärffte Suggeftivfraft der
Vorhalle: es ift, als Hätte ſich der Architekt an feiner eigenen Schöpfung
berauſcht. Das Gewölbe ift zwar fechsteilig geworben durch Hinzufügen
einer Wittelrippe, wie es der nordfranzöſiſchen Frühgotif geläufig war
(nod Notre Dame in Bari); aber die Fenfter find nad der alten
Weife quafi als Zwillingsfenſter, mit Kleeblattbogen und Säulenpaaren
gebildet, und die verſchiedene Kämpferhöhe der unruhig gehäuften Säul-
chen beibehalten, obwohl fie hier unnüg und ganz ohne Sinn war, ben
herrlichen Rythmus des Paradiefes nicht entfalten konnte und ftatt deſſen
verwirrend wirkte. Die Schwäche Bohnenfads, Verhältniffe von feinem
Meifterftüd auf Vorwürfe zu übertragen, die eine andere Behandlung
verlangen, werben wir noch mandmal wiederfinden. Jedenfalls hat er
die fünftlerifhe Höhe des Paradiefes nie wieder erreicht, ja er Fonnte
dies nad) der Natur feiner klaſſiſchen Begabung nicht.
Doch ein wahrhafter Künftler, der er war, fand fi immerhin
ſchnell in die veränderte Aufgabe hinein, und die Schaufeite des Süb-
flügels, wie fie einheitlich vorliegt, zeigt ihn wieder auf feiner Höhe. Er
bat die unruhigen Motive der Kleebögen und Fenfterfäulden aufgegeben
und mit glatt eingefcrägten Rumbbogenfenftern, von fäulengetragenen
Bogen eingeblendet und von kraftvollen Strebepfeilern paarweiſe zuſam
mengefaßt, eine höchſt wohlthätige und reine Kompofition geſchaffen, die
an dem ganzen Kreuzgang als der glüdlichfte Teil erſcheint. Im der
That, mit der träumerifhen Stille des grünen Kreuzganghofes, überragt
von den hohen Mauern der Kirche und rings umſponnen von der welt
fernen Einfamfeit des Klofters, wirft diefe Seite mit einer Vornehmkeit
und gelafjenen Einfachheit, die felten im Norden zu finden find, und die
Erinnerung an den Chioftro von San Marco zu Florenz taucht auf,
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 363
den Fra Angelicos Malerhand unfterblid gemacht hat. Der Geift himm⸗
liſchen Seelenfriedens ift hier wie dort der gleiche und zieht den modernen
Beſchauer in einen Bann, defien Zauber nicht zum wenigften in ber
Sehnſucht feiner ruhelofen Seele nad) jenem Frieden wurzelt. Das find
aber feine romantiſchen Gefpinfte, fondern die Wirkungen echter
Kunft, die und jenes Leben greifbar nahe vor Augen führt, wie die
Handfhrift eines vor taufend Jahren Geftorbenen. Aus dem Spiegel
jener fteinernen Symbole vergangenen Lebens ſchaut uns unfre tiefer:
borgene Sehnſucht an.
Das Innere des Kreuzganges, fo fehr es aud überall gerühmt
wird, hat mid von Anfang an am wenigften befriedigt, und id) bin
glüdlih, die Urſache davon nicht in Fünftleriihem Unvermögen Bohnen:
fads, fondern in einem Dualismus der ausführenden Kräfte gefunden
zu haben. Bohnenfad hat zwar bie Dispofition des Ganzen getroffen,
die Außenmauer zum größten Teil felbft errichtet, und alle Details vorher
beftimmt, aber bie Vollendung und namentlih die Einwölbung ift nit
von ihm felbft mehr, fondern von einem Schüler, ber „Kreusgangs-
meifter“ genannt werben mag. Diefer befaß ein anderes Raumgefühl
und bat im Gewölbe den Spigbogen und leichte Buſung angemenbet,
durch welde ein von Bohnenfads Raumfchöpfungen ganz verfchiebener
Geift in den Kreuzgang kommt und bas Disharmonierende in feinem
Weſen entfteht. Es liegt in dem neuen Gefühl viel mehr von gotiſcher
Art als in Bohnenfads ſchweren, ſtarken Proportionen, und die Einzel:
unterſuchung unterftügt überall die Anſchauung, daß biefer heitere, faft
fpielende Rhythmus des Raumes nicht dem Meifter des Paradiejes
angehört.
Wem die Neuerung zuzuſchreiben fei, ftatt der auf bem Boden
fußenden Säulen kurze Ronfolenträger an der Innenfeite zu verwenden,
ift recht zweifelhaft; es könnte auch der Meifter jelbft fein. Jedenfalls
tragen diefe an die Mauer geflebten Säuldenbündel, deren Prinzip auf
echt cifterzienfifcher Sitte beruht, viel zu dem rhythmiſchen Spiel ber
Glieder im Kreuzgang bei und find mit Geſchick bisponiert.
Was Bohnenfad dazu bewog, fein angefangenes Werk einem
Schüler zu überlaffen? Vermutungen und Kombinationen müſſen die
fehlenden Nachrichten erfegen. Er hat, das ift zweifellos, den fog.
Bifhofsgang des Magdeburger Doms geſchaffen. Nach neueften Ermitt-
lungen ift diefer etwa 1220 begonnen worden: in biefelbe Zeit aber muß
nach ungefährer Berechnung der Bau bes Maulbronner Kreuzganges
fallen. Es liegt nahe, die Berufung an das größere Unternehmen als
Grund für den plöglihen Aufbruch des Meifters von Maulbronn anzu:
364 Sämibt
erfennen. Beenbet war damit feine Thätigfeit in Schwaben keineswegs.
Wir werden ihm in Maulbronn wieder begegnen; und ſchon hat ja feine
ſchulbildende Kraft zu wirken begonnen, der Kreuzgangsmeifter ſich als
eine anbere Perfönlikeit, von ihm abhängig, bewährt. Ihn in anderen
Bauten Schwabens wieberzuerfennen, wird nicht fo ſchwer fein.
Was die übrigen Teile des Kreuzgangs vor dem früheften aus
zeichnet, ift nicht höherer fünftlerifcher Rang, fondern größere maleriſche
Wirkung. Zum größten Teil im 14. Jahrhundert entftanden, alfo gotiſch,
haben fie freilich günftigere Bedingungen für fi, nämlich die vielen
Durchbrechungen der Innenwand, namentlih im DOften. Die leichten Ar-
kaden des Rapitelfaals, der anmutig unregelmäßige Winkel an der gotifchen
Treppe find außerorbentlih glüdlihe Motive maleriſcher Innenwirkung
Hiezu kommt noch der farbige Kontraft der roſa Putzfarbe mit dem
bunfelgrünen Überzug der feuchten Mauern. Cs giebt da Perſpektiven,
die wahre Mufter von malerifher Architekturwirkung find. Man ſpricht
fo gern und leicht von dieſem malerifhen Element in der Baufunft, ohne
fi immer darüber Rechenſchaft abzulegen, was das bedeute. Bauwerke
ſollen doch in erfler Linie architektoniſch wirken, d. h. das Spiel ber
Kräfte in der ſchweren Materie finnbilblih offenbaren und einen bebeu-
tungsvollen Innenraum ſchaffen. Nun find allerdings bie 3 bildenden
Künfte nit durch unüberfteiglide Grenzen geſchieden. Das plaſtiſche
Element verleiht der Arditeftur einen großen Reiz, womit ich diesmal
nicht die plaftiihe Ausftattung meine, fondern das bewegte Bor- und
Burüdtreten der Maffen, das Auge mit Hilfe von Lit und Schatten in
die Tiefe leitend. Dies ift Sache vornehmlich des Außenbaus; hierin
verdient meift der romaniſche Stil den Vorzug, dem eine wirkliche Aus-
übung der Efulptur faft gänzlich mangelte und der alles plaftiihe Ge
fühl feiner Baukunſt zugute fommen ließ. Das ift auch an der Maul-
bronner Kirche bemerkbar. Während aber Licht und Schatten das pla-
ſtiſche Gefühl hervorrufen, indem fie an ber Oberfläde haften bleiben
und ihr den Ausdruck des Körperlichen mitteilen, wirken fie beim male
riſchen Element im Raum felbft und werben umgefehrt von den Bau
gliedern beeinflußt. An der Treppe in der nordöſtlichen Kreusgangsede
läßt fi) Dies vielleicht am beften erläutern. Schon durch die Fenfter
des Kreuzgangs wird das Licht mannigfach gebrochen und zerftreut; ber
dunkle Boden abforbiert es, und nur eine breiedige Wanbflähe fängt es
einigermaßen auf. Dahinter aber öffnet fi, getragen von wieberum
lichtzerſtreuenden Pfeilern, der anfteigende Treppenraum, dämmerig und
fich nad Hinten in gänzliche Finfternis verlierend: ganz abgefehen vor
dem unfagbaren Reiz der Gewölbe, der durchbrochenen Runbfenfter, der
Zur tirchlichen Bauentwiclung Schwabens im Mittelalter. 365
Türen und unzähligen Details, was ift das für ein unerſchöpfliches Spiel
von Luft und Tönen! Wegen der Beichränktheit des Raumes gelangt
freilich nicht der ſchönſte Teil felbft zu rein bilbmäßiger Wirkung, fondern
bleibt immer noch verbunden mit der räumlihen Nötigung, den Augen:
punkt zu wechjeln, worin eben das Wefen des Raumeindruds, der Innen=
arditeftur beruht; während zum wahrhaft malerifhen Bildeindrud eine
ſo große Diftanz gehört, daß man das Ganze mit einem Blid als in
einer Ebene, der Bildebene liegend, umfafjen kann. Denn maleriſch
kommt von Malen und heißt demnach: ein Raum auf eine Fläche pro:
jiziert; Vorftellung des Raumes aus zweiter Hand. Diefes Zufammen-
wirken architektoniſcher und malerifher Faktoren aber macht gerade den
höchſten Reiz im Maulbronner Kreuzgang aus.
5. Die Manlbronner Refektorien.
Bon Magdeburg aus, nad Vollendung des Biſchofsganges, ſcheint
Bohnenfad nicht ſogleich nach Maulbronn zurüdgefehrt, fondern abermals
nad Franfreih gegangen zu fein, mo damals (etwa 1230) die Gotik
gerade auf dem klaſſiſchen Höhepunkt ihrer Vollendung ftand. Er ſcheint
dort einige Bauten zweifchiffigen Charakters gefehen zu haben; das eigen:
tümlih Abweichende im Herrenrefeftorium von Maulbronn erkläre id
mir durch folde erneute Studien — in feiner fünftlerifhen Grund-
anſchauung vermochte ihn auch nicht der Glanz der Hochgotik mehr zu
erſchüttern. Er blieb in allen Stüden derfelbe, der er in Schwaben
und an der Elbe gemejen.
Am Sodel des Laienrefeftoriums oder vielmehr des Kellers,
der mit ihm in einem Zug erbaut worden ift, vieft man die Jahreszahl 1201.
Das Datum ftimmt auch mit dem Charakter der ſchweren Umfafjungs:
mauern des ganzen Kompleres überein; er ift noch vollftändig romaniſch.
Mit Bohnenfad hat diefer Bau, der fih von der Norbmauer der Kirche
etwa 65 m lang nad Norden ftredt und Keller, Kloftereingang und
Laienwohnung umfaßt, augenſcheinlich nichts zu thun. Es find ähnlich
ſchwerfällige Gliederungsformen, wie an der Faſſade der Kirche; jedoch
ſcheint der Erbauer, jo parabor es zuerft erſcheinen mag, nicht der ber
Kirche, fondern der Chorſchranken zu fein. Die Bauzeit fällt unzweifel:
haft vor das Paradies. Wie fommt es num, daß die Wölbung bes
Kaientefeftoriums von Doppeljäulen getragen wird, die feinem andern
als Bohnenjad angehören können? Die Form des Gemwölbes felbft —
Kreuznatgewölbe nad frühromaniſcher Art — find moderne Ergänzung,
ihre urfprüngliche Geftalt läßt ſich nicht mehr ermitteln; aber bie Ürbilder
Wartt. Bierteljagröp. f. Landeögeih. 9.3. XII.
366 Sämibt
der — ebenfalls erneuerten — Stüßen liegen nod in Niihen umher uns
zeigen in Ausbildung der Sodel, Bafen, Profile und Kapitelle den Stil
des Paradiefes, oder vielmehr den bes Kerrentefeftoriums; denn bieier
fpäteften Periode des Meifters weiſen fie mehrere Kennzeichen zu.
Es bleibt nichts andres übrig, als anzunehmen: die urfprünglice
Bebedungsart des Laientefektoriums (von „1201”) hatte ſich wahrſcheinlich
nit bewährt (Spuren davon feinen in den weggeſpitzten Scheidbögen
und Konfolen an den Wänden erhalten); darum Eonftruierte Bohnenjad
nad; feiner Rüdfehr in das Klofter in den fremden Raum feine neuen
Gewölbe hinein und teilte zu dem Zwecke ben großen Saal durch Dop-
pelfäulen in 2 Schiffe. Die Frage ift ungemein verwidelt und im
Grunde gar nit lösbar, denn es kommen noch manderlei Bedenken
techniſcher und anderer Art dazu. Unter folden Umftänden erfreut es
ganz ausnehmend, bei einem früheren Berichterftatter über Maulbronn
E. Förfter) ſehr ernfthaft verfiert zu lefen, daß das Laienrefeftorium
„Nichts von befonderem Intereſſe“ biete!
So wie der Saal jet erſcheint, befriedigt er wenig; es ift eine
Miſchung verjchiedener Elemente, deren Discrepanz die moderne Reftau:
ration nicht behoben hat. Die Gewölbe vor allem find ungeſchickt und
wenig im Geifte Bohnenfads, der Saal erſcheint trog der Teilung in
2 Schiffe gevrüdt; und nur die auf ihn zurüdgehenden Mittelftugen
offenbaren wieder fein feines Verftändnis für die Anforderungen jeder
befonderen Art. Warum er die Säulen auf Sodel ftellte, warım er fie
paarweis zufammenkuppelte und nicht jedesmal eine ftärfere Stüge ein:
fegte, warum die Kapitelle fo großzügig hehanbelt find — das möge
man fi) vor biefen auserlefen ſchönen Werkftüden fragen, und die Ant:
worten werben nicht ſchwer zu finden fein für den, der in den Geiſt
diefes wahrhaft vieljeitigen Künftlers eingedrungen ift.
Das leitende Motiv bildet auch bei dem Herrenrefektorium die
Zweiteilung bes Saales durch eine Reihe von Mittelfäulen in der Länge
tihtung; hier, wo Bohnenjad den ganzen Raum frei zu ſchaffen hatte,
in durchaus herrſchendem Sinne, mehr als im Laienrefeftorium. Den
führenden Gebanfen bildet diefe Säulenftellung in einer Weile, wie fie
ähnlich konſequent nirgends durchgebildet ift. Auch ift man frühzeitig
auf die eigentümlihe Wirkung der Halle aufmerffam geworden, und mir
ſcheint ein Wort über ihren Raumdarakter am Plage. Zweiſchiffige
Hallen begegnen kaum im 12. Jahrhundert; Maulbronn wird eines der
früheften Beilpiele in Deutfchland fein. Bon den Kirchen her it man
an den bafilifalen Duerfchnitt gewöhnt, d. h. ungleiche Zahl von Schiffen,
deren mittleres an Breite und Höhe die anderen übertrifft. Für einen
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 367
gewöhnlichen Raum ſcheint nun die einheitliche Dede, die Einfchiffigkeit
das Natürliche, und eine Mittelftelung von Stügen ſcheint die Raum—
einheit zu zerreißen. Um biefen Übelftand in ber Praris künſtleriſch zu
verfleiden und mit ihm zu verjöhnen, fann man zwei Wege einſchlagen.
Einmal nämlich behandelt man bie Stügen als notwenbiges Übel, geftaltet
fie jo dünn, als die Konftruftion irgend zuläßt, und fegt ein Gewölbe
darauf, das mit möglichfter Leichtigfeit darüber zu ſchweben ſcheint. Da:
mit ift die völlige Durchfichtigfeit des einheitlichen Raumes gewahrt, aber
zugleih auch ein ſchriller Widerſpruch Hineingetragen, indem man bie
Stügen für das Auge gern hinmegtäufchen möchte, fie aber doch Förperlich
eriftieren laffen muß. In klaſſiſcher Ausprägung findet fi bafür ein
Beifpiel im gotifhen Sommerrefeftorium zu Bebenhaufen. Die andere
Löfung ift die des Maulbronner Herrenrefeftoriums. Hier liegt ber
Accent auf dem Charakter der Stützen als gemölbetragender Faktoren.
Den Säulen ift in jeder Beziehung ihr Recht gegeben. Sie find ftarf
gebildet, denn ein ſchweres Gewölbe laftet auf ihnen; und mit wahrhafter
Genialität ift der Gedanke zum Ausdrud gebracht, daß fie die geheimnis-
volle magnetiſche Kraft der Erde ausftrahlen in dem pradtvollen Aus—
breiten der Rippen, die palmenartig von ihrem Kämpfer auffteigen und
die Rappen zwifchen fi tragen. Wie jedes Glied vom Sodel bis zum
Schlußſtein der Gewölbe hinauf feine Funktion als Teil des ganzen Ge
rüftes erfüllt, das ift bemundernswürbig und kann nicht genug ins Ein-
zelne fubiert werben; namentlih fönnten unfere modernen Architekten
‚hier lernen, was organiſches Weſen ber Architektur bedeutet. Es heißt
die Äſthetik des Raumes verfennen, wenn man an ber „zu kimſtlichen“
Gemwölbefonftruftion Anftoß nimmt und gegen die ſchweren Formen bes
Nefektoriums das Luftige Rippengewebe jener Bebenhaufener Halle aus-
fpielen wil. Das Maulbronner Werk ift ihm unvergleihlich überlegen
an organischer Kraft und architektoniſcher Fülle.
Freilih, die Fonfequente Durchführung des Prinzips der Mittel-
ftügen als folder hat den einen Nachteil: daß es die Gliederung der
Wände unbefriedigend läßt. Wenn alle Kraft des Gemwölbes auf den
Säulen ruht, von ihnen ausgeht, fo darf fein Auflager an den Wänden
nicht bevorzugt gebildet werden, und in ber That find die Gemwölbeträger
der Refeftoriumswände für das Auge bedenklich ſchwach und beſcheiden,
in Geftalt Heiner Konfolenfäulden. Diefe fegen in bedeutender Höhe
an, den Säulchen im Kreuzgange bireft nachgebilbet, und die ganze
untere Wandfläche wirkt infolgebeffen leer. Aber diefer Mangel fällt nicht
ehr ins Gewicht neben der herrlichen Zentralidee der Säulen.
Eine Vermittlung zwiſchen dieſen beiden Ertremen der zweiſchiffigen
368 Schmidt
Anlage wird niemals den Vorteil einer ſtarken Folgerichtigkeit haben, wie
ihn ſolche entſchiedenen künſtleriſchen Bekenntniſſe, zu zw ingender Macht
auf den Beſcha uer, beſitzen.
Was das Herrenrefeltorium vor den anderen Schöpfungen Bohnen-
ſacks auszeichnet, ift das veränderte Höhenverhältnis. Während fonft bei
ihm die Höhe einer Gemölbetravee ihrer Breite gleichkommt, ift fie hier
doppelt jo groß. Da ber Saal zweiſchiffig ift, fo gleicht ſich dieſes aller:
dings wieder für den Querſchnitt des Ganzen aus, aber entiheidend für den
NRaumeindrud find doch die Proportionen des einzelnen Schiffes. Hierin,
in biefer Neigung zu größerer vertifaler Raumentfaltung, ſcheint ih
der Einfluß der zweiten franzöfifchen Reife des Meifters zu offenbaren.
Im Außeren zeigt fi) das Refektorium in äußerfler Shmudlofigfeit.
Die einzige Unterbrechung der glatten Mauerfläche bilden außer wenigen
Strebepfeilern die langen, einfach eingefhrägten Fenfter. Es ift nichts
direft Unſchönes daran, aber hier erweift es ſich am meilten, daß Bohnen:
ſack vor allem Innenarchitekt geweſen ift.
Mit dem Herrenrefeftorium fehließt feine Bauthätigfeit in Maul:
bronn und, wie es ſcheint, überhaupt. Eine Reihe glänzender Werte,
wie man fie in diefer Zahl nur wenigen Arditeften des Mittelalters
nachweiſen kann, füllt feine Thätigfeit aus. In Schwaben fteht er zu
jener Zeit einzig da, ein glänzendes Meteor, das alle gleichzeitigen
Werfe überftrahlte, ein großes Vorbild für das Land. Ja, zwiſchen
Wilhelm von Hirfau und Peter Parler dürfte ihm überhaupt fein ſchwäbiſcher
Meifter gleichzuftellen fein an ſchöpferiſcher Kraft; weder der Erbauer von
Ellwangen nod 'der der Reutlinger Marienkirche reihen an ihn herun,
geſchweige die Meifter des Weinsberger oder Faurndauer Kreiſes. Auch
findet man unter den zeitgenöffifhen Werfen Süddeutſchlands erft am
Oberrheine ſolche, die den feinigen ebenbürtig genannt werden können,
wie das Querſchiff des Straßburger Münfters.
6. Bohneuſacks Schule in Schwaben.
Große Künftler haben zu allen Zeiten Nachfolger gehabt, die ihr
Werk fortfegten, ausbreiteten und wohl auch verflachten. Ein Höhepuntt,
wie ihn die Maulbronner Bauten im ganzen Nedargebiet baugeſchicht-
lich bebeuteten, ließ fi) um fo weniger überbieten, als die provinziellen
Tendenzen der Architektur von dem Konftruftiven hinweg zur Dekoration
ftrebten, Maulbronn aber gerade im Konftruftiven lehrreih war. Wir
machen infolgedefien auch die Wahrnehmung, daß mit einer einzigen Aus-
nahme alle diveft von dort beeinflußten Werke Schwabens kleinen Umfangs
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 369
und mehr beforativer Natur find, mithin der befte Samen auf felfigen
Boden fiel,
Dies zeigt ſich fogleih bei einem !einer fähigften Echüler, dem
Kreuzgangsmeifter, welchem Bohnenfad die Vollendung des Kreuzganges
übertragen hatte. Man fann feine Thätigkeit in Alpirsbach, Oberften-
feld und wohl auch Eflingen verfolgen, wo er ftets nur kleine, zierliche
Werke zu ſchaffen hat. Es fei hier gleich der Umfang ber direkten Schul-
abhängigfeit von Maulbronn feftgeftelt. In ſehr nahem Anſchluß an
Bohnenfad find die Turmchöre von Heilbronn und Gr.Gartach errichtet;
eine ungeihidte Nahakmung des Parabiefes bietet die Vorhalle vom
Kloſter Reichenbach, und in felbftändigerer Weife find im Langhaus von
Pforzheim Maulbronner mit wenigen gotiſchen Elementen verarbeitet. Die
Einflußfphäre bildet alfo fein gefchlofienes geographiſches Gebiet, wie
die anderen ſchwäbiſchen Schulen es uns zeigen werden, fondern erfcheint
rein willkürlich über das ganze weitlihe Schwaben verteilt.
Eine direkte Beeinfluffung, wie fie die ebengenannten Bauten zeigen,
denke id mir im Gegenfag zu ber mittelbaren etwa jo. Die Meifter
diefer Bauten waren Architekten, wohl auch Werkführer — benn Gr.-
Gartach z. B. ift eine recht rohe Kopie —, die der Ruf der neuen Kunft
nad dem Ciftercienferflofter gelodt hatte, und bie unter Bohnenſacks
Zeitung felber dort gearbeitet und gemeißelt, vermefjen und gezeichnet
Haben und von ihm in die fonftruftiven Neuerungen eingeweiht wurden.
Denn einerfeits ftimmen ihre Proportionen und Raumverhältniffe oft fo
überrafchend zu Maulbronner Vorbildern, andererfeits find ihre Details
mit folder Treue nad) dortigen kopiert, daß ein intimeres Verhältnis zu
dem Mufterbau vorauszufegen ift; während gewichtige Gründe gegen die
Annahme ſprechen, daß Bohnenfad felber der Baumeifter jener Werfe
war, und ihre deutſche Stammesherkunft ſich nicht verleugnet. Davon
wird noch im einzelnen zu fprechen fein.
Dann giebt es aber noch weit zahlreihere Kirchen und Kapellen
im nörbliden Schwaben — denn für alles bietet die Alb eine fefte
Grenze nah Süden —, welde eine ſchwächere Beeinfluffung durch Maul:
bronn zeigen, im weſentlichen nur beforativer Art, die alfo zu einer
Säule im ftrengen Einne nicht gerechnet werben können, aber unleugbar
nnter dem Bann bes überragenden Neuen ftehen. Wie hat ſich ihren Er:
bauern die Formenſprache des Maulbronner Übergangsftiles nun mitge—
teilt? Gemiß, auch fie find dort geweſen; haben aber nicht mitgearbeitet,
fondern nur nad Art Ternbegieriger Künftler Zeihnungen und Notizen
nad) den Orginalen gemacht, die fertig daſtanden oder im Bau waren.
Dem flüchtigeren Eindrud, ben der bloß ftudierende Wanderer empfängt,
370 Schmibt
entfpriht aud) die größere Freiheit gegenüber den Vorbildern, von der
ihre Bauten Zeugnis ablegen. Wir befigen noch zum Glüd das Skigen:
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Fig. 3. Säulenſtellung und Details aus der Sakriſtel zu Alpirsbach.
Zur tirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 371
bud eines Architekten aus dem 13. Jahrhundert, der weit umberge-
wandert ift und mit lebendigem Sinn alles aufzeichnete, mas ihm
interreffant ſchien, vor allem auch Arditekturteile; und ba folde noch
zumeift erhalten find, können wir die Skizzen mit den Originalen in
Laon, Reims ꝛc. vergleihen und finden dabei eine große Treue und Er-
faſſung des Wefentlihen in den Wiebergaben. Diefer alte Architekt hieß
Villard de Honnecourt und Iebte in der erften Hälfte bes 13. Jahr:
hunderts, aljo gerade in unferer fraglichen Zeit, fo daß wir von ihm
ſehr wohl Schlüffe auf die ſchwäbiſchen Meifter thun können. Daß nur
Fig. 4. Details aus dem Maulbronner Kreuzgang.
ein foldes Skizzenbuch aus fo früher Zeit erhalten if, darf niemand
Wundernehmen, der weiß, wie viele Eoftbare Manufkripte uns unmieder:
bringli verloren find; gewiß waren Skizzenbücher für die Künftler des
Mittelalters nicht weniger unentbehrlich als für bie heutigen.
Die eigentümlihen Merkmale des Nreuzgangsmeifters finden ſich
wieder in der Sakriftei der Kirche zu Alpirsbad. Es ift ein
kleiner, zierliher Raum im Süden bes Chores, in zwei Traveen von
Kreuzrippengewölben überbedt. Mas daran rein architektoniſch ift, zeigt
372 Schmidt
die nächfte Vermandtfhaft zu den Traveen des Maulbronner Kreuzgangs;
nur das Gemölbe ift nicht ſechs-, ſondern vierteilig, im übrigen aber
find die Proportionen des Raumes in allen Dimenfionen, die Konftruttion
der Gewölbe mit lauter Spigbogen und leichter Bufung, und ſchließlich in
entſcheidender Weife die Details gleih. In dem Punkte des Range:
fühls ergänzt Alpirsbach den Kreuzgang aufs allerglüdliäfte: konnten
dort noch allenfalls Zweifel erhoben werben gegen die Annahme eines
bejonderen zweiten Meifters, jo macht die Wiederkehr desjelben ardjitef:
toniſchen Gefühls, von dem Bohnenfads jo merklich abweichend, die Eriftenz
des Rreuzgangsmeifters augenſcheinlich. Hiezu fommt noch der Beweis, den
die Details dafür liefern (f. Fig. 3 und 4). Die Anwendung der ge:
bündelten, ſchlanken Säulden als Gemwölbeträger ift genau biefelbe wie
an ber Außenwand des Kreuzganges; konform find die Bafen, Schaft:
ringe, Kämpfer und Rippenprofile. Aus den Abbildungen geht das
nicht mit genügender Schärfe hervor, weil fie der abfoluten Genauigkeit
entbehren, zum mwenigften die von Maulbronn ; fie find dem Werfe vor
Paulus entnommen, und die Zeihnungen im Württembergiſchen Inventar,
aus dem Alpirsbad) und die übrigen Wiedergaben entlehnt find, haben
an Zuverläffigfeit den Vorrang. Nachmeſſungen haben mid; aber da:
von überzeugt, daß zum großen Teil in Alpirsbach fogar dieſelben
Schablonen für die Profile verwendet worden fein fünnen wie im Kreuz
gang. Ein jehr feines Merkmal bildet endlich die Auswahl und Ver:
teilung der Kapitelle. Es kommen in Alpirsbach nur 3 Arten überhaupt
vor, und an jedem ber Säulchenbündel ift ftets nur eine Spezies ver-
wendet. Cine folde Sparſamkeit der Motive charakterifiert aber ben
Kreuzgangsmeifter durchaus in Gegenſatz zu Bohnenſack, welcher ſich nicht
genugthun fann in Erfindung neuer und Variterung alter Typen. Es verfteht
ſich auch, daß die 3 Alpirsbaher Kapitellformen aufs Haar folden im
Kreuzgang gleichen, die der Schüler auch dort mit Vorliebe, aus dem
reihen Vorrate des Meifters ausgeſucht, wiederholt (vgl. auch Fig. 5).
Schöpferiſch in Detailformen ift alfo der Kreuzgangsmeifter mit nichten; man
darf ihm deshalb nicht jede Originalität abſprechen. Der Sinn für ftraifes
Ronzentrieren der Idee leuchtet aus den Maren Wiederholungen der
nämlichen Formen hervor; der Heine Raum der Sakriftei gewinnt durch
die ruhige Regelmäßigfeit aller Glieder ein Ebenmaß, das mit der eigen:
tümlihen Raumempfindung dieſes Architekten ein harmoniſch in fi ge
ſchloſſenes Kunftwert erzeugt. IM es auch nicht groß an Umfang, jo
atmet in ihm dafür ein echt monumentales Empfinden und ein Streben
nad) abgeflärter Ruhe, die es den beften Erzeugniſſen bes Übergangs
ftils an die Seite treten läßt.
Zur fichligen Bauentwiclung Sqhwabens im Mittelalter. 373
Nicht fo deutlih ift die Hand bes Sreuzgangsmeifters an dem
Dbergeihob des Ditturms in Oberftenfeld zu erfennen (Abb. im
Inventar, Nedarkreis ©. 393 ff., Taf. 72 f.). Bon der Kirche felber
wird fpäter zu reden fein, fie gehört in die Weinsberger Schule. Der
zulegt aufgeführte Bauteil ift der Turm in feinen oberen Teilen, und
Fig. 5. Details aus dem Kreuzgang.
mihm kann man beutlid) die Verſchiedenheit der älteren ſchwäbiſchen
ıffafjung von der nachromaniſchen der Maulbronner Schule erkennen.
ne Quaderſchicht unterhalb des Rundbogenfriefes, über dem dann ‚die
challfenſter anfegen, wechjelt der Stil; man fann das fogar an den Ab:
dungen erkennen. Namentlic) iſt die Höhe der Schichten oben Heiner.
ne plöglihe Unterbrehung folgt aljo dem einheitlihen Bau, wie er
374 Schmidt
bisher erſchien; zur Vollendung des Turmes berief man einen in Maul.
bronn geſchulten Architekten. Er führte fie au in anderem Sinne aus
als man gewohnt war. Denn bie fpätromanifhen Kirhtürme Schwabens
führen das Grundquadrat der unteren Teile mittelft Abſchrägungen ins
Achteck über — z. B. in Weinsberg, Heilbronn, vor allem Gmünd —,
er aber beläßt es auch in dem Obergeſchoß beim Biered und jorgt nur
durch reiche Charakterifierung ber Fenfter für Belebung. Dadurch behält
der Turm feinen fraftvollen Charakter, ſehr im Gegenfat zu ben weid:
liheren Konturen der oftogonalen Türme, und erſcheint demnach im
Sinne der formenfreudigen Zeit veih an beſonderem Leben. Wie gut
ſchließt dies Geſchoß an die altertümlicheren unteren Maffen an!
Im Einzelnen wurden alle 3 Seiten — das Dach des Mittelſchift
verbedt die Weftfeite — verfchieden behandelt; fo daß die Variationen
nit die Einheit ftören und anmutigen Wechſel bei näherer Betrachtung
bieten. Das Prinzip der Umrahmung dur Säulden und Blendbogen
erſcheint dem Außeren des Kreuzgangs frei nachgebildet. Die Einzel:
heiten entipreden gleichfalls denen in Maulbronn, nur getreuer. Die
Vorliebe für gewiſſe Kapitelle und das feine beforative Gefühl in der
Verwendung der ſchlanken, mit Schaftringen gezierten Säulden ift e&
das mi beftimmt, in dem Kreuggangsmeifter den Baumeifter zu ver-
muten. Tod geftehe ih, daß bie Gründe nicht völlig durchſchlagend
find. Darauf kommt es indeffen aud nit an. Der Erbauer hat in
Maulbronn ftudiert und mit liebevoller Sorgfalt feine Kenntniffe ax
diefem gefhmadvollen Werk verwertet. Es ift nur ſchade, daß ihm eine jo
geringe Thätigfeit übrig blieb, daß feine feine Arbeit in der beträchtlichen
Höhe nicht nad) Gebühr gewürdigt werden kann. In dem Meinen, nicht
leicht erreichbaren Oberftenfeld fteht fein Werk wie ein verlorener Poſten
der großen Bewegung neuer Kunft und man hat an dem Turmgeſchoß,
das denn doch nur ein Fragment ift, nicht die Freude vollendeten Wertes.
In noch fragmentarifcherem Gewande erſcheint Maulbronner Ein
fluß an St. Dionys in Eßlingen. Die Kirche ſamt dem Chor if
gotiſch; aus ber erften Hälfte des 13. Jahrhunderts find allein noch
Teile der Chortürme übrig. Erhält man auf dieſe Weife an fi mır
ein Bruchſtuck des ehemaligen Zuftandes, jo ift es um jo mehr zu be
Hagen, daß die ſehr ſchönen Turmportale gänzlich verſchwunden find in
ber diden Ummantelung, welche den unteren Teilen eine gotifhe Reftan:
ration gab, zugleich mit den jehr entftellenden, unfinnig ſtarken Streben
an ben Eden. Bon dem Vorhandenſein romanifcher Portale hatte man
bis vor kurzem Feine Ahnung. Sie waren gänzlich vermauert bis auf
je ein eines Pförtchen, und erft bei einer Renovation hat man fie im
Zur kirchlichen Bauentwidhung Schwabens im Mittelalter. 375
Winter 1902/03 zufällig entdedt. Leider mußte das Sübportal —
denn es handelt fih um biefes allein, ich vermute aber im Norbturm
ein Gegenftüd dazu, obwohl man hier nicht geforſcht zu Haben ſcheint —
aus Fonftruftiven Gründen wieder zugemauert werben, nachdem es auf-
genommen war. Ich habe e& leider nicht mehr jehen können und urteile
nur nad einer Abbildung, die in der „Woche“ 1902 Heft 47 erſchienen
ift. Demnach befteht allerdings die größte Verwandtſchaft zwiſchen ihm
und den nadjromanifchen Bauteilen von Maulbronn und Alpirsbah. Es
ift ein rundbogiges, ſehr breites Portal mit jeberfeits 6 Säulchen im
Gewände, denen je ein gemirtelter Rundſtab in der Bogenlaibung ent
ſpricht. Das Detail ift übereinftimmend am meiften mit der Safriftei
in Alpirsbah, wenn der Rekonftruftion in der „Woche“ Zuverläffigkeit
beigemefjen werben fann; die große Zahl gleicher Säulhen mit Wirteln
und Rapitellen ruft fofort den Eindrud von Fig. 3 wach. Jedoch ift
aud hier Vorſicht nötig; befonbers ba ich nicht dem eignen Augen:
fchein trauen fann.
Derartige Säuldenportale fommen meines Wiens in Schwaben
vorher nicht vor. In Maulbronn eriftiert fein Vorbild und bie ver-
wandten Stüde in Faurndau, Murrharbt und Dinkelsbühl find wahr:
icheinlid von Eßlingen beeinflußt. Dagegen erſcheinen fie im Linfs-
rheiniſchen Alemannien überaus häufig; ſchon die rein romanische Architektur
des 12. Jahrhunderts verwandte das Motiv im Elſaß mit großer Vor
liebe — 3. B. St. Leodegar in Gebmweiler — und einige Beifpiele aus
dem 13. Jahrhundert, vor allem in Neumweiler, zeigen eine verblüffende
Ähnlichkeit mit den ſchwäbiſchen. An eine Beeinfluffung läßt ſich indes,
auch abgefehen von chronologiſchen Schwierigkeiten, nicht glauben. Zum
minbeften ift das Detail jehr verſchiedenen Geiftes. Die Duellen für
den elfäffifchen Übergangsftil find noch nicht erforſcht, werden aber kaum
anderswo zu finden fein, als diveft im benachbarten Frankreich. Für
Schwaben ift aber Maulbronn allein die gebietende Zentrale für alle
nachromaniſchen Beftrebungen (mit einer Ausnahme). Es ift nun zu
erinnern, daß Elfaß und Schwaben Teile des alemannifhen Stammes-
gebiets find und daß der gemeinfame Stammesharafter fih auch in der
Kunft beider Länder offenbart; wozu namentlich die Vorliebe für allerlei
fabelhaftes Getier und fragenhafte Bildungen ber plaftifhen Dekoration
gehört, die ſich gleichermaßen auch in der Schweiz kundthut. Man ver:
gleihe dazu St. Johann zu Gmünd etwa mit dem Basler Münfter und
der Kirche in Rosheim. Derfelbe fünftlerifche Impuls mag in Schwaben
und Elſaß zur Bildung des ſchönen Säulcenportals geführt haben,
unbeeinflußt, wenn auch innerlich nicht einander fremd.
376 Sämibdt
Die Türme von S. Dionys in Ehlingen felber gehen wieder auf
das Vorbild von Oberftenfeld zurüd. Das Motiv der Einblendung der
Fenſter mit bogentragenden Säulden ift von borther entnommen, aber
ftrenger und in vorgefährittnerem Sinne durchgeführt. Während ver
Südturm, der offenbar der früher entftandene ift, auch im einzelnen noch
ſich näher an das Vorbild hält, neigt die Formgebung des nörblichen mir
jedem Stodwerf mehr zur Gotik, die ſich zulegt, und vollends an ver.
Obergeſchoſſen des ſüdlichen, unverhüllt zeigt. Der allmähliche Übergang
vom Nahromanifchen zum Gotiſchen ift nicht ohne Intereſſe, aber er
macht aud offenbar, wieviel an Formgehalt und Reichtum mit der Gotik
eingebüßt wird, die fo ſehr viel ärmer an ſchöpferiſchen, dekorativen Ge:
danken ift wie ber Übergangaftil (Abb. „Nedarkreis" ©. 193. 177 ff. Taf. 421.
Von Ehlingen wirkte dann das Turmfenftermotiv weiter auf St. Jo
hann in Gmünd.
Die zweite große Reichsſtadt des ftaufiihen Schwabens, Heil-
bronn, befigt wieber nur einen Zeugen einftiger Herrlichkeit in dem
Turm der fogen. Deutſchhauskirche. Die Kirche felbft ift in Barod un:
glücklich erneut; was von dem alten Bau übrig, der Turm mit einem
gewölbten Erdgeſchoß, läßt tief beklagen, daß uns nur fo geringe Reit:
übriggeblieben. Es ift ein Übelftand, daß gerade von den beften umd
unmittelbarften Schulbauten nah Bohnenſack fo geringe Nefte erhalten
find, deren Genuß überdies auf mande Weiſe verfümmert wird; denn
was laſſen diefe Überbleibfel vermuten, das früher ohne Zweifel das
Land erfüllte! Spätere Neubauten, Verwüſtungen und barbariſche Nieder:
legungen haben es verſchuldet, daß man fortwährend bei diefen Tingen
an Werte erinnern muß, die nur noch im Geiſte eriftieren und eines
immerwährenden Wieberbelebungsprozefjes bedürfen.
Der Schüler des Maulbronner Bohnenfad, der den Heilbronner
Turm erbaute, war ebenfalls tief in ben Geift feines Meifters einge
drungen. Gegenüber dem Kreuzgangsmeiſter verhält er fi gerade um:
gefehrt; das Raumgefühl und die Wölbungsmeife hat er ganz aus dem
Paradies, dagegen wird er eminent j&höpferiih auf dem Gebiet des Dr:
naments. Infolgedeſſen ift der Eindrud des Turmchors, von vortrefi:
licher Raumſchönheit, ganz der Bohnenſackſcher Art, und erft ein Blid
auf das Deforative läßt einen eigenartigen Künftler erfennen. Die Kapi:
tele find allerdings getreue Kopien von Maulbronnern (vgl. Fig. 5 u. 61,
befonders geeignet, den ftarfen Eindrud zu erläutern, den Bohnenjads
kraftvolle Formenprägung auf die einheimifhen Meifter ausübte, ebenio
beruhen ſämtliche Profile wahrſcheinlich (mie in Alpirsbah) auf ven
gleihen Schablonen, denn fie find identifh. Um fo höher ift die Selb—
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwaoens im Mittelalter. 377
ftändigfeit des Meifters in dem größten Teile des Ornaments anzu—
ſchlagen. Er benugt fein eigenes Motiv namentlich an der Altarmenfa
und dem wundervollen Schlußfteine des Gemölbes, deſſen phantaſtiſche
Berihlingungen einen faft märchenhaften Effeft machen und, wie mande
ähnlichen Erſcheinungen, Anlaß gegeben haben, an arabifche Vorbilder zu
denfen, was indes auf fi beruhen mag; fowie an den Deforationen des
Hußeren. Diefes Motiv nun ift feine eigenfte Erfindung, ein Waffer:
pflanzen nadftilifiertes Blatt, das in feiner edlen und ſchmiegſam flüffigen
Form von jdier unerfehöpfliher Anwendbarkeit zu allen deforativen
Zwecken ſcheint. An biefen fo einfachen Linien bes Grundmotivs —
ö—ñ
— —
Fig. 6. Kapitelle aus dem Turmchor der Heilbronner Deutſchhaustirche.
das, feltfamermeife, an einige mykeniſche Vafenornamente erinnert —
fann man erfennen, welchen Reichtum Einzelformen in fi zu bergen
vermögen, die ein geiftvoller Künftler befeelt; es ift kaum zu glauben,
mit welhem Glüd, welchem Geſchmack das eine Ornament hier zu ver-
ſchiedenem Ausdruck benügt if. Wahrfheinlih würde uns der übrige
Teil der Kirche erft vollen Aufihluß über diefe feine Künftlerperfönlich-
feit gegeben haben, deren deforativ:plaftiihe Begabung ſelbſt in biefen
begnabeten Zeiten hervorglänzt; doch leiber ift das ein frommer Wunſch.
Es eriftiert nichts der Art mehr.
Der Aufbau des Turmes jelbit Iehnt ſich enger an ſchwäbiſche
Mufter an. Die Überführung aus dem Grundquabrat ins Dftogon
378 Schmidt
wird wohl durch den Weinsberger Chorturm angeregt ſein; ähnlich die
Liſenengliederung. Originell aber iſt das ſpitzbogige Fenſter behandelt
— in feinem Gewände laufen je 2 Säulchen ſtabartig bis zum Scheitel
durch, ohne den Kämpferpunft des Bogenanſatzes zu markieren; dafür
tragen fie in ber Mitte des gefamten Stabes Schaftringe. Als Lifenen
funktionieren Wandſäulchen, mas gleichfalls eine ſchwäbiſche Gewohnheit
if; fie fommen u. a. ſchon im 12. Jahrhundert in Plieningen vor.
Eine minderwertige Nahahmung des Heilbronner Turmgewölbes
ſcheint der Chor in Großgartad zu fein (nicht weit von Heilbronn,
weftlich gelegen). Die Bildung des Raumes und Gewölbes iſt die nam
lie; die Kapitelle jehr flaue und abgeflachte Kopien von Maulbronnern.
Am eigentümlichften geftaltet fi) das Verhältnis zu Bohnenfad be:
dem Architekten, der das Langhaus der fogen. Schloßkirche zu Por;
beim gebaut bat. Im weſentlichen find an dieſem Bau, dem die Un:
geſchicklichkeit eines Konglomerats am Außern anhaftet, drei Perioden zu
unterſcheiden (Abb. eriftieren meines Wiffens nicht, ebenfowenig eine gründ-
lihe Beiprehung, da das badifhe Inventar noch nicht bis Pforzheim
gelangt ift). Den älteften Teil bildet der Weſtbau; von den projektierten
2 Türmen ift fo gut wie nichts zuftande gefommen, und die ungeſchickte
Maſſe erieint wenig gefällig. Das Prinzip der Faſſade, vor allem
aud) des Portals, ift ziemlich offenfichtlih der Maulbronner Kirche em:
lehnt; diefelben wulftartigen Rahmen, derfelbe plumpe, verfröpfte Kämpfer.
Neu kommt dazu die Ausftaffierung mit phantaftifhen Scenen und Tieren
auf dem fehmalen Felde von riefen, worin fi der echt ſchwäbiſche
Charakter vom Anfang des 13. Jahrhunderts manifeftiert.
Der zweite Baumeifter fand das Untergefhoß der Emporentravern
ſchon fertig vor; er begann mit der eigentlihen Empore im Weften, auf
der ſich die Orgel befindet, und die man nicht eigentlih als erfte
Schiffstravee bezeichnen kann. Hier nun ift volllommen das Syftem des
Herrenrefeftoriums befolgt, ja fagen wir fopiert; bis auf die Detaila
Es genügt, die wefentlihften Punkte ins Gedächtnis zu rufen, un aud
das Bild der Pforzheimer Tribiine vor Augen zu haben: fechsteiliges
Rippengewölbe auf ſchlanken Konfolenfäulden. Die Mittelfäulen fallen
natürlich fort, da das Gemölbefeld hier auf 3 Seiten von feften Mauern
begrenzt wird. Leichte Schwankungen trifft man jedoch ſchon hier an:
die öftlichften Stügen find nicyt mehr nad dem Maulbronner Vorbild be
handelt. Völlig ſchlägt das Syftem aber in den folgenden Jochen um,
die der Architekt von unten auf frei begann: die gleihe Traveenzahl in
Haupt: und Nebenſchiffen, der oblonge Grundriß der Gemwölbefelder und
das vierteilige Rippengewölbe mit horizontalen Scheiteln und durchge
Zur fichlihen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 379
führten Spigbogen find dem franzöfifch-gotiicden Syftem entnommen. Nun
ift aber nicht etwa ein anderer, jüngerer Meifter hier am Werk, fondern
ale Einzelformen beweiſen es, daß der Architekt identiſch ift mit dem
des Emporengewölbes. Er hat alfo nit nur in Maulbronn, fondern
auch jelber in Frankreich (oder aber an einem der damals entftehenden
gotifhen Bauten in Deutſchland) ſtudiert. Merkwürdig ift nur, wie mit
ber gotifchen Tradition der übermädhtige Eindrud des Herrenrefeftoriums
freitet; nicht nur an der Empore zeigt fi) das, ſondern auch in dem
Widerſpruch, der zwifchen der rein gotiſchen Raumgeftaltung und den nad):
f
Fig. 7. Innenanſicht der Vorhalle zu Reichenbach.
manifchen Formen befteht, in denen fie ausgebrüdt ift. Denn abge:
jen von einigen Kapitellen, die ſchon einen nadten Kelch mit leicht da-
n geheftetem Blattwerk haben, aljo gotiſch find, tragen alle übrigen
:tails und Arditefturglieder den Stempel Maulbronner Prägung. So:
r das Motiv des EC haftringes und die auf Konfole geftellten Gewölb—
iger finden fi an fo unpaffender Stelle, daß die Differenz zwiſchen
sed und Mittel ftörend hervortritt. Das Langhaus von Pforzheim
et wie ein Beilpiel für die Notwendigkeit, die architektoniſchen Aus-
icksmittel nad ber jeweiligen Aufgabe zu geftalten, fozufagen als
zumentum a contrario. Ein gotiſcher Raum will durchaus das
380 Schmidt
leichtere, aufgelöftere Material zu feiner wahren Wirkung haben; die
ſchweren Kapitelle, die übermäßig ausgedehnten Bünbelfäulen, die bequemen
Kautſchukbaſen find ihm nicht konform. Ein Kompromiß ift an den
Fenſtern verfuht; am Ende auch nur ein halber Weg. Es würde u
weit führen, diefen Dingen bis in ihren Kern nachzugehen, obwohl dies
eine ungemein danfbare und Iehrreihe Aufgabe bildet; eine Beſprechung
der Kirche dürfte das keinesfalls verfäumen.
Ein viel ftärferes Gegenbeifpiel zu dem guten Vorgange des Pa:
radieſes bildet die Vorhalle der Kirche zu Reichenbach im oberen
Murgthale. Der Einfluß Maulbronns ift aljo bis tief ins Innere des
Schwarzwaldes gebrungen. Aber er hat hier nur verwirrend zu wirken
vermocht. Der Architekt, augenfcheinlih eine unfelbftändige und menig
begabte Perfönlichkeit, wollte das Paradies kopieren, deifen fprühenve
Originalität es ihm offenbar angetan hatte; aber eine ähnliche Entgleifung
wird man nicht fo leicht wieder finden (vgl. Fig. 7 mit 1). Das Syſtem
der verfchiedenen Kämpferhöhen mit den genau ftimmenden Säulengrößen
ift allein möglich auf der Bafis reiner Duadrate. In der Reichenbache:
Vorhalle aber find die 3 Gemwölbefelver fo ftarf oblong, daß die Schild⸗
bögen (meil fie verſchiedene Durchmeſſer haben) ganz beträchtliche Unter:
ſchiede in Breite und Höhe befigen, ihre Kämpferpunfte verfhiedenen An:
fat haben und die Bögen obendrein noch eine unerträglich verzerrte, un:
reine Form erhalten müffen, um fi dem unregelmäßigen Gewölbe an:
zupaſſen. Wohin man blidt, fieht man Ungeſchick: wie plump und geit-
los ift alles Detail gearbeitet, wie farrifiert bis ins Einzelne das edle
Vorbild! Die Abbildung gewährt von dem trägen, ja banaufijchen Ko:
piftenfinn des Urhebers gar feine Vorftelung; man muß die Vorhalle
felber betreten und jehen, wie unangebracht die Konfolen find, wie rob
die Arbeit, wie unausſtehlich vergrößert und vergröbert, was in Maul:
bronn fein und würdig. Wohl das umerfreulichfte Erzeugnis ſchwäbiſcher
Baukunſt im 13. Jahrhundert,
7. Die Weinberger Schule,
Die unmittelbare Nahfolge Bohnenjads mußte uns etwas ein:
gehender bejchäftigen, weil in jedem Bau ein zweifaches Stüd Leben
ftedte und das Ringen eines felbftändigeren Kunftgeiftes mit der Tradi—
tion des Meifters bis ins Einzelne zu verfolgen war. Mit ber nötigen
Deutlichkeit konnte es trotzdem nicht erfolgen, weil ja nur die ummittel:
barite Anſchauung echte Aufklärung ſchafft und nur da alles verftanden
werden kann, wo ber fontrollierende Blid die Worte zum Sinn zufammen:
Zur kirchlichen Bauentwidfung Schwabens im Mittelalter. 381
zufaſſen verhilft. Das Ideal in der Beziehung wären gemeinfame Wan-
derungen; aber wer gäbe ihnen dann noch bie Schnelligkeit eines Vogels,
um ſogleich den nädften Gegenftand zum Dergleihe erlangen zu
tönnen! —
Von jest an fegt eine freiere Verwertung ber in Maulbronn dar
gebotenen Neuerungen für die ſchwäbiſche Architektur ein. Bon konftrut:
tiven Anfehnungen ift außer jenen wenigen Beifpielen nicht mehr die
Nede ; wo fonft Gewölbe gebaut werben, genügt die alte, ſchwere Weife
mit Bufung, die im deutſchen romaniſchen Stil des 12. Jahr:
hunderts ausgebildet war.
Am interefjanteften geftaltet fi) das Spiel zweier Kräfte, ber alt-
ſchwäbiſchen und der nachromaniſchen Richtung Maulbronns, an der Kirche
zu Weinsberg. In einer fo höchſt malerifchen und glücklichen Lage
über der altertümlihen Stadt, weit hinausfchauend in das herrliche Wein
bergland, wirkt fie doch nicht günftig, ja wirft fie unfrei von außen.
Der romanifhe Stil entfaltet fein maleriſches Geihid nit an diefem
Werk; aber um fo anziehender ift das Innere, vornehmlich durch den
Chor. Zwei Perioden haben die Kirche entftehen laſſen, fieht man von
dem gänzlich” unorganiſchen gotifhen Hinterhor ab; die erfte ſchuf das
Langhaus bis zur letzten Arkade, die zweite von dieſer an den Oftteil,
Chöre und Turm. Die erfte ift unverfälfcht romaniſch, ein wahrhafter
Typus ſchwäbiſcher Bauart. Ohne Fonftruftive Sorgen — die Kirche ift
flach gededt — ergeht fi die Architektur in fouveräner Zierluft; nichts
liegt ihr fo fehr am Herzen, als die plaftiihe Dekoration. Bon diefer
find fogar tragende Glieder umfponnen, wie die Säulen des Weftportals,
und man arbeitete jo forglos feiner Phantafie vertrauend, daß als Ka:
pitelle große Fratzenköpfe erfheinen, die den Säulenſchaft mit ihrem Ge:
biß zu verfchlingen drohen. Am Außern und Innern erſcheint gleich—
mäßig diefe Freude an reicher, aber unorganifcher Bier. (Abb. „Nedar-
kreis" ©. 512 ff, Taf. 89.)
Die Auffaffung ändert fi) mit der öſtlichen Arkade des Langhaufes.
Der Erbauer der Chorteile fannte ſchon Maulbronn; er hat mannigfadhe
Deforationsmotive aus dem Paradies benugt. Aber er Fopiert nichts, ſon⸗
bern mobelt bie neuen Formen vorfihtig um. Beſonders hat ihm die
Kehlung der Rippen gefallen; aber diefe Begleiterſcheinung des Paradiefes
wird bei ihm faft zum Leitmotiv umd in echt ſchwäbiſcher Weife zu allerlei
Bierweifen ausgenugt. Überaus rei und ftattlih find namentlich die
Gewölberippen behandelt. Der Hauptchor hat den Ruhm, das fdhönfte
beforative Gewölbe Schwabens, wo nicht Deutſchlands zu beiten. Acht
aru. Biertellabted.· f. Landeageiq. ⁊. g. IL.
—3
———— ——
382 Sämibt
reich mit Kehlen und Rofetten gezierte Rippen, ein doppelter Schlußſtein
kranz und entſprechend deforierte Schilubögen tragen das gebufte Gewölbe;
in den Eden dienen je 3 gefuppelte Säulen mit höchſt merfwürbigen
Schaftringen als Stügen. Der Fußboden ift jegt um 1 m vertieft, und will
man ben vollen Eindrud diejes Raumes gewinnen, jo muß man bis zu
der urfpünglihen Höhe, den Cingangstüren in die Nebendhöre, empor:
fteigen. Hier offenbart fi der freie Stimmungszauber des gemölbten
Raumes, deflen abgewogene Schönheit gewiß nicht unbeeinflußt ift vom
Paradiefe. Aber der weſentliche Einfluß, den diejes ausübte, beichränft fich
doch auf die Deloration, die edler, abgeflärter ift als die altſchwäbiſche
des Langhauſes; Frapenfapitelle und Tierfriefe fommen im Chorbau nit
mehr vor. Darüber hinaus geht aber feine Neubelebung; Tonftruftio
bebeutet der Chor von Weinsberg nichts, feine Stärke liegt im Defora:
tiven. Unbedeutender find die Nebenchöre; auch der Turm, in Einzelheiten
nit ungeſchickt, verharrt beim ſchwäbiſchen Schema der Überführung
ins Achteck.
Ein fo typiſches Beifpiel für die Einwirkung Maulbronns auf
unmittelbarem Wege, wie Weinsberg, im Kontraft zu einer älteren An:
lage, bietet ſich fonft nicht in dieſem Kreife. Einen andern Gegenjaz
kann man an der Oberftenfelder Kirche verfolgen. Wir ſahen
ſchon, daß wahrſcheinlich vom Kreuzgangsmeifter dem Turm das oberfte
Stockwerk aufgefegt wurde; die ganze übrige Kirche ſtammt aber von
dem älteren Weinsberger Meifter her. Man kann das Langhaus der
beiden Kirchen (Dberftenfeld Abb. „Nedarkreis" S. 397 ff., Atlas Taf.
72 f.) daraufhin prüfen, und man wird finden, daß nit mur das an
ſich ja einfache Syftem, fondern auch die merkwürdigen Gebilde Des Details
durchgängig große Verwandtſchaft mit Weinsberg zeigen. Darüber zu ftreiten,
ob e8 num derjelbe Meifter oder nur dieſelbe „Schule“ fei, hat weiter
feinen Zwed; der nächſte Zufammenhang fteht fe. Wenn nun die
Dberftenfelder Kirche im ganzen dennoch einen anderen Eindruck madit,
fo beruht dies auf der Chorgeftaltung. Die erfte Anlage der Kirche
ſtammt nämlih noch aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts, einer Zeit,
in der die Anlage einer Krypta in Deutſchland die Regel bildete. Ja
der That bezeugt die Krypta unter dem Chore von Oberftenfelb ein
hohes Alter, und es ift nicht einzufehen, warum man an ihrer Entftehung
im 11. Jahrhundert zweifeln fol. Sie bedingt nun aber für die Ober:
kirche eine beträchtliche Erhöhung des Chores, der im Mittelſchiff terraſſen
artig vorfpringt, weil die Krypta fi nit unter die Seitenſchiffe erftredt
und biefe deshalb zu ebener Erbe bis zu den öftlihen Apſiden neben
dem Chor fortlaufen. Das Bild geftaltet fi aber noch komplizierter:
Zur firhlihen Bauentwidlung Schwabene im Mittelalter. 383
‚an die alte Krypta warb jegt öſtlich noch ein größerer Chorraum ange:
baut, und da diefer wiederum höher ift, fo ragt auch der Oberchor über
die erfte Terraffe empor. Bon dem malerifchen Reiz der impofanten
"Anlage, die trog der Meinen Verhältniffe monumental wirft, können die
Abbildungen nur einen ſchwachen Begriff geben. An bie mahtvolle,
‚geheimnisvolle Raumferne, die eine ähnliche Anlage im Querſchiff des
Straßburger Münfters und im Oſtchor des Bamberger Domes erzeugt,
kann Oberftenfeld freilich nicht heran, aber man darf eine beſcheidene
Provinzkunſt auch nicht mit ben erften Größen ber deutfhen Architektur
vergleichen. Sie trägt ihren Wertineffer in fih und hat jedenfalls noch
die größere Mannigfaltigkeit einer zweimal anfteigenden Treppenanlage
für fid. —
Zwiſchen Maulbronn und Heilbronn erftredt fih an den Höhen
und weiten, fruchtbaren Thälern des Strombergs ber Jabergäu hin, der
ſchon in früher Zeit eine Stätte eifriger Andacht und frommer Stiftungen
war. In der erften Hälfte des 13. Jahrhunderts erwachte nun auch
‘bier, gemwedt durch nahe bedeutende Bauwerke, eine künſtleriſche Schaffens-
luſt, die ſich freilich mehr ertenfiv wie intenfiv bethätigte, an mannig-
fachen kleineren Bauten. Auch die weltliche Architektur nahm daran teil.
Wir haben nur weniges davon erhalten, mandes aber von nicht ge:
ringem Reiz, befonders im einzelnen. Im ganzen zeigt ſich dabei der
-mittelbare Einfluß Maulbronns durch das Medium des Weinsberger Chores
-ftärfer als der von Bohnenfads Bauten felber. Es ift faſt fo, als ob
fi in Weinsberg eine Art Schule oder Atelier gebildet hätte, die in
‚gewiffem Konner mit Maulbronn ftand; viel Wichtigkeit wohnte ihr aber
nicht inne. Es find vorzugsweife nur Einzelftüde, die die Aufmerkſamkeit
fefleln; der Reſt meift zerftört. So ift St. Johann in Bradenheim im
Langhaus von Weinsberg abhängig, der Chor aber, der das Intereſſan—
tefte wäre, gotiſch erneut, ſehr anmutig das zierlihe, Heine Weftportal,
das faft Maulbronner Geift atmet. In St. Martin zu Frauenzimmern,
in einer romantifch:poetifhen Lage über dem Zaberthal, ift umgekehrt
ber Chor erhalten, eine reduzierte und unbedeutende Nachbildung des von
Weinsberg; ähnlich, wohl von derfelben untergeordneten Hand, das
„gegenüberliegende Michaelsberg. Vornehmer ift die kunſtleriſche Durch⸗
bildung in den geringen Reſten, die von Schwaigern und Neipperg übrig:
‚geblieben find. In Schwaigern iſt's der untere Teil bes Kirchturmes;
das ſchöne Zwillingsfenfter liegt gänzlich zertrümmert und ausgebrochen
‚auf dem Kirchenboden. Das fpätgotifhe Kirchenſchiff verſchlang alle
romanifhen Schöpfungen. In eigentümlichem Verhältnis zu dem („Redar-
kreis“ Taf. 33 reftauriert wiedergegebenen) Turmfenfter fteht das feine
384 Sämibt
Zmwillingsfenfter an dem glüdlih erhaltenen Bergfried von Burg Neip
perg („Nedarkreis” S. 122); der auffallende Zufammenhang, der Fort:
ſchritt gegenüber Schwaigern leuchtet ohne weiteres ein und läßt fih
durch Einwirtung von Maulbronn in Neipperg erklären; aud die felt-
famen Formen an dem Kamin des Bergfriebs bezeugen eine dem Weins-
berger Chor analoge Schulung.
Der Chor von Gemmrigheim bei Befigheim bildet das legte Glied
diefer Reihe; bei allgemeiner Anlehnung an Weinsberger Motive ſchon
gotiſch im Gejamteindrud.
Abſeits von diefen Bauten fteht die Walderihsfapelle in Murr-
bardt, an die Norboftede der Kirche angelehnt, mit Recht eines der berühm-
teften Architekturſtücke Schwabens, an Anmut und Feinheit von wenigen
Werken übertroffen. Hier zeigt fi die Vermifhung des nachromaniſchen
Stils von Maulbronn mit der ſchwäbiſchen Ornamentik nicht abhängig von
Weinsberg, fondern in einer gewiſſen Weife analog. Das Maßvolle und
Reinlihe in der Auswahl der Deforation und die freie Nachbildung
einiger Motive finden fi auch bier, nur mit unendlicher Sorgfalt und
großem Reihtum der Erfcheinung gepaart. Aufs glüdlichfte fommt Hinzu
ein rheinländifher Einſchlag im Aufbau: das prächtige Motiv des Rau:
tendaches, die inneren Wandarkaden, vielleiht au der Grundriß der
Kapelle ſtammen vom Niederrhein her. Vorzüglich reizvoll ift die Außen:
anfiht (Fig. 8): ein wahres Kabinettftüd ſchwäbiſcher Zierfunft, das an
vornehmer Gediegenheit, maßhaltender Dispofition und Schönheit der
Ausführung von feinem ähnlihen Bau übertroffen wird. Eine nähere
Beihreibung ber Feinheiten dieſes Heinen Jumels ift nnnötig; die ge
ſchmackvolle Kunft des Erbauers erklärt ſich ſelbſt. Vornehmlich ik
darauf zu achten, daß das Tierornament faft völlig fehlt, jedoch kam
fi der ſchwäbiſche Meifter deffen nicht ganz enthalten.
Wenn in der Literatur faft durchgängig bei Maulbronn und ander
nachromaniſchen Bauten von „rheiniſchem Übergangeftil“ die Rede if,
fo ftimmt das nad) allem, was bisher gejagt wurde, nirgends zu den
Thatſachen. Der rheiniſche Übergangeftil hat meift ganz andere Bau
glieder, und wendet er ähnliche an, fo bekommen fie dod einen andern
Ausdrud. Woher der Maulbronner Stil ftammt, ift ſchon gefagt, und
das übrige Schwaben fteht unter feiner Herrihaft. Allein in Murrhardt
(und Komburg) ift eine wirkliche rheiniſche Beeinflufjung zu jpüren; ax
beiden Orten wahrſcheinlich von Kobern herftammend. Das Rhombendach
giebt dem Außern der Malverichsfapelle jenen eigentümlichen Adel, ber
die rheiniſchen Übergangsbauten vor allem auszeichnet; das Innere aber
Zur kirchlichen Bauentwidtung Schwabens im Mittelalter. 386
Ak, zumal infolge bes außergewöhnlich hochgebuſten Kreuzgewölbes,
von wefentlih ſchwäbiſcher Färbung. (Abb. „Nedarkreis" S. 55 ff.
Fig. 8. Anfiht der Walderichetkapelle zu Murrhardt von ber Chorfeite.
Taf. 16—18); das Gewölbe in Gemmrigheim hat damit bie größte
Ähnlichkeit. Bon einziger Schönheit ift, wie die Arbeit der Ornamente,
ſo der Quaderſchnitt.
386 Schmidi
8. Die Faurndaner Schule.
Je weiter man fi) geographifh von Maulbronn nah Often und
Süden entfernt, defto ſchwächer wird der Einfluß Bohnenſacks. Nah
anderen Richtungen hat er überhaupt faum gewirkt, weder in Baden noch
im Lande nördlid von Heilbronn finden fi) davon bebeuteudere Spuren
(mit Ausnahmen, bie uns bier nichts angehen). So kommt es, daß um
den Mittellauf des Nedars, die Thäler der Fils und Rems, fi) bis gegen
die Mitte des 13. Jahrhunderts eine Schule erhielt, welche den ſpezifiſch
ſchwäbiſchen Charakter der Architektur am ungebundenften ausgeprägt hat.
Hier und da zeigen anbersartige Beftandteile, daß fie fih der mächtigen
Bewegung des nordweftlihen Schwaben nicht ganz entziehen kann. Wil
man aber bie beforative Seite der ſüddeutſchen Baukunſt in ihrer ein:
feitigften Ausprägung ftudieren, jo muß man fih nah Faurndau ımd
Gmünd wenden. Nirgends wohl ift die Vernadhläffigung des Eonftrufti:
ven Elements jo weit getrieben als in Gmünd. Zu einer Zeit, da im
übrigen Deutſchland kaum eine Kirche mehr gebaut wurde, die auf eine
andere als eine fteinerne Dede angelegt war, da die erften rein gotifchen
Bauten längft begonnen waren — 1227 Beginn der Liebfrauenfirdye in
Trier —, wurden in St. Johann zu Gmünd nicht nur ſämtliche Schiffe
mit Holzdeden verfehen, fondern aud die angefangene Wölbung des
Chores liegen gelaffen und durch eine flache Dede erſetzt. Weiter kann
man aber nicht gehen in der Refignation auf Fonftruftive Mittel.
Zeitlich an der Spige ftehen die Oftteile der Kirche von Faurn-
dau, die wohl noch den erften Dezennien des Jahrhunderts angehören.
In Faurndau ift, ganz intereffant, ein der Weinsberger Kirche entgegen:
geſetzter Fall zu beachten: war dort das Langhaus der frühere Teil, der
Chor fpäter und von Maulbronn beeinflußt, jo ift in Faurndau viel:
mehr mit dem Chor begonnen worden, und das Langhaus erft läßt eine
Einwirkung des Übergangsftils in fteigender Nüancierung vermuten. Der
Chor aber, vor allem von der Außenfeite, ift unverfälfcht ſchwäbiſchet
Typus. Charakteriftiih find vor allem die rei ausgeſchmückten und mit
mannigfachen unorganifhen Zuthaten verjehenen Rundbogenfriefe, melde
ſich überall begrenzend entlang ziehen. Hier namentlih entfaltet ſich
jenes animaliſche Element, das uns noch bei Gmünd näher beicäf-
tigen wird.
In Faurndau ift der jüngere Teil intereffanter, weil künſtleriſch
bedeutender. Der Erbauer der Chorteile wurde mitten im Werke abbe-
rufen; das fieht man im Innern namentlid) an dem Riß, der durch die
ungleihen Teile geht (Riß ift nicht wörtlich zu nehmen, fondern anfchau:
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 387
ungsmäßig). Wir werben ihn mit großer Wahrſcheinlichkeit in Gmünd
wiederfinden. — Die jüngeren Teile nun ftehen unter anderen Aufpizien.
Je weiter nah Weſten, deſto reiner wird die Formanfhauung, defto
mehr tritt der Einfluß Bohnenfads, duch Vermittlung von Eßlingen,
hervor. Wie fhon im Schiff fi die ſchwäbiſchen Formen leife und fein
mobeln, zeigt Fig. 9; die Schönheit und abgewogene Harmonie dieſer
Fig. 9. Saule im Langhaus von Faurndau.
Kapitelle fticht bedeutfam ab gegen die ungefügen, unorganijchen Miſch-
formen der altſchwäbiſchen Weife, 3. B. in Weinsberg. Aber das Schiff
bleibt doch flachgedeckt, und erft in der Vorhalle tritt die Wölbung wieder
in ihr Recht. Cs ift die für Schwaben fo bezeichnende Art des Kreuz
gemölbes, das ſich ftarf der Kugelform nähert, bei dem bie untergelegten
Rippen mehr dekorative als wirklich tragende Bedeutung haben. That:
ſächlich iſt denn auch das Gewölbe der Vorhalle unter dem Turm ganz
deforativ mit 8 Rippen verziert, wodurch es wieber an den Weinsberger
Chor erinnert. Doc hat es nichts von deſſen fprühender Pracht.
388 Sämibt
Am ausbrüdliäften zeigt fi der neue Geiſt an dem jüngftem Te.
ber Weſtfaſſade (Fig. 10). Merkwürdigerweife ift der Turm, Ber x
ſchwãbiſchen (und ebenſo bayriſchen) Bereid regelmäßig über dem Dicker
angebracht ift, hier an die Weftfront verlegt, wodurch jweitelles der Eiz-
drud des Außenbaues gewinnt. Denn fo ift einigermaßen das eich
gewicht zwiſchen den reich behandelten Apfiden und dem weRlichen Te.
im maleriſchen Sinn hergeftellt. Das bedeutendfte ift das Weitpertal, dei
von nachromaniſchen Ringfäulden eingefaßt, fi klar und geidmedr:.
aufbaut, umftreitig nad dem Vorbild des (zugemauerten) Portals im €
fingen. Dispofition und Detail find ähnlich, nur erideint das Faur
dauer Werk ſchlanker und darum fortgefchrittener und eleganter. Zur Je
der Romantifer war es hochgeprieſen; und man fann in der That mic:
leicht etwas Vornehmeres und Harmoniſcheres in diefer Art finden Ex:
gewifle Wirkung muß es auch feinerzeit ausgeübt haben. Wenigfter
erinnert das zierlihe Weitportal der Georgsliche in Dinkelsbũhl fer
an Faurndau; der Weftturm diefer großartigen Hallenkirche if das Einzige,
was der fpätgotiihe Umbau von dem Bau des 13. Jahrhundert:
übrig ließ.
Das umfangreichfte Werk der Schule ift St. Johann zu Gmünd
In verhältnismäßig großen Dimenfionen angelegt — man darf die Pre.
vinzialarditeltur Schwabens nur nicht an den großen Tomen Deutid-
lands mefjen, die Kirche von Maulbronn erreicht feine andere an Größe
— ift der Bau von Anfang bis zu Ende einheitlich gefördert, was mar.
von nicht vielen Kirchen des Mittelalters fagen kann; Mobifilationen ir
vorgefhrittenem Sinne ftellten fih am Schluſſe ein, aber als leitender
Meifter ift unftreitig ein Mann bis zum Schluffe anzufehen, und dieſes
ift der Ardhiteft der Faurndauer Dftteile. Stiliftifhe Vergleiche der De:
foration ſprechen dafür. Hier konnte er feine fünftlerifhen Ideale vol:
fändig ausbilden, und es lohnt daher, die Gmünder Kirche genau zu
betrachten, da in ihr das Wefen des ſchwäbiſchen Deforationsftiles in
feiner Quinteffenz erſcheint. (Abb. „Jagftfreis“ Taf. 38 f.)
Der Vergleich mit der Maulbronner Kirche ift nicht am wenigften
intereffant. Es ſcheint fogar beinahe, als ob fie ein wenig auf St. Je
hann eingewirft babe; wenigftens erinnert die Dispofition der Faſſade
faft noch mehr als die von Pforzheim an die Ciſterzienſerkirche, und der
Eindrud des querjhifflofen Innern, des turmlofen, rein bafilifalen Außern
(denn der Dftturm fteht ohne Zufammenhang neben der Apfis) erwedt
Maulbronner Reminiszenzen. Ja, das Innere mit feinen flachen Deden
und den ſchön behandelten Pfeilern könnte faft den alten Eindrud
Maulbronns vor der gotifhen Einwölbung wiedergeben, wenn bie Pro:
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 389
portionen nicht breiter und in mander Beziehung anziehender wären.
Aber ſchon bei Turm und Querſchiff tritt auch das lediglich Scheinbare
des Vergleichs zu Tage: Gmünd befigt immerhin einen Glodenturm, und
zwar einen ſehr rei verzierten, und bie Ciſterzienſerkirche verzichtet
ftreng auf jede monumentale Beigabe der Art; dagegen tritt das Duer-
Haus am Außern von Maulbronn machtvoll und eindruckbeſtimmend
hervor, währen es in Gmünd thatſächlich fehlt: eine Grundrißanordnung,
die fi grundfägli in Schwaben und Bayern wiederholt und mit drei
_ Me "O3 Am
Fig. 10. Weſtanſicht der Faurndauer Kirche.
390 Symibt
Apfiden im Dſten verbunden erfcheint. So außer in Gmünd 5 B. u
Weinsberg, Oberftenfeld, Brenz und Faurndau: St. Johann ift auch darin
typiſch. Nun aber tritt ein Element hinzu, das den Unterfchied gangr
Weltanfhemengen Har macht: das Ornament. In der Eifterzienferfirde
Maulbronn ift aller überflüffige Schmud verpönt, die Glieder Iediglih
durch geometrifche Profile geichieden, die Rapitelle von firenger Mürfe:
form: der puritanifche Eifer des hl. Bernhard, des größten Eifterzieniert
hatte mit faft fanatifher Strenge die heitere Augenluft aus den Mauer
feiner Klöfter gewieſen. Nur dem Überirdifhen dienten die Mönche, un
ſprechendes Zeugnis legen dafür die asfetifch formenarmen Kirchen ab,
in denen fein Bildwerf irgend einer Art die Sinne ablentte von dem
Dienfte des Höchſten. Welch ein ungeheurer Abftand zwiſchen jolder
Entfagung und dem formfreubigen Sinnenleben des ſchwäbiſchen Volkes.
deſſen Einnbilder in den fteinernen Hieroglyphen uns fo eigenartig an:
fprehen! War in Maulbronn alles aufs Nötige und Nützliche geftimmt, bier
in Gmünd empfängt uns Überfülle und Freude am Daſein. Denn bie
Dekoration findet den bezeichnendften Ausdrud im Animalifhen; fie fehr:
zurück von der idealen Stufe des Drnaments. das feine Motive dem
Pflanzenreih entnimmt, der hohen Stufe von Maulbronn und Murrhattt,
zu den primitiven Gebräuchen einer halb barbarifhen Kunft, die im
lebenden Tiere, im jelbft erfundenen Fabelgeſchöpf, den Reiz des Orga:
nifchen mit dem Ornamentalen zu verbinden ſucht. Die Vorliebe für
wildes Getier in deforativer Verwendung ift altgermaniſches Erbteil; fie
tritt in fo eigentümlich wahlloſer Stilvermengung nicht in Schwaben alleir
auf, aber bier herrſcht ſie in einem gewiſſen Kreife unbedingt. Tie
Freude am Kampf und an wilder Jagd, an Fährlichkeiten und an un:
glaubwürdigen Abenteuern ift fo echt germaniſch; und germaniſch auch das
Gefühl für die Beweglichkeit der Lebeweien. „Was ift ein Lebendiges
doch für ein Föftliches, herrliches Ding!“ ruft Goethe am venezianer
Strande aus, Diefer rüftige, herzhafte Geift des Mitlebens iſt auch die
erfreulihe Seite an deforativen Skulpturen, wie denen von Gmünd. hr
ornamentaler Wert ift gering. Weit befjer würde das Pflanzenornament
denjelben Zweck erfüllen, wie man an Faurndau felber jehen fann. Ja
günftigften Fale handelt es fih nämlich um Rundbogenfriefe, die mög
lichſt alle arditeftonifchen Horizontalen oder Schrägen begleiten; an und
in ihnen entfaltet fi das animalifhe Leben. Entweder ruhen die Rund:
bogen auf Eonfolenartig behandelten Köpfen, Fragen oder ganzen Figuren:
oder ihre halbrunden Öffnungen find mit Geſchöpfen erfüllt oder ihre
Erhebung damit bejegt; meift werden alle diefe Fälle kombiniert umd
noch mit anderen Motiven mannigfach verbunden. Die Fähigkeit der
Zur kirchlichen VBauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 397
Abwechslung im einzelnen iſt ſehr groß, ja unerſchöpflich, und die Scenen
und Darſtellungen wechſeln unaufhörlich; die Meiſter zeigen darin einen
Erfindungsgeiſt, deſſen Schöpfungen zu betrachten höchſt amüfant iſt, ber’
aber doch einer beſſern Sache wurdig geweſen wäre. Denn in dieſem
kleinen Maßſtab, den ihr dekorativer Charakter bedingt, läßt ſich nur eine
ungefãhre Angabe des Konturs erreichen, von wirklicher Sorgfalt und
Durchbildung iſt dabei keine Rede. Der Meißel kann infolgedeſſen der
erfindenden Phantaſie nicht folgen. Die Ausführung bleibt roh und an—
deutend, und die Technik der Bildhauerei gelangte über diefen primitiven
Standpunkt nicht hinaus. Bei Darftelungen von Tieren — die Pflanzen-
ornamente find natürlich immer beſſer — geht es no an; mo dieſe
Bildhauer aber zur Darftellung der menſchlichen Figur übergehen, wirken
fie unausſprechlich plump. Gerade in Gmünd zeigt fih das; an den
Weitteilen ber Kirche find mehrere Steinblöde mit großen Darftellungen
Hriftliher Stoffe in die Mauer eingelaffen: ich drüde mich abſichtlich fo
„techniſch“ aus, denn dieſe Gebilde find wenig mehr als hervortretende,
einigermaßen reliefmäßig behauene Steinblöde. Die faft lebensgroßen
Figuren, namentlich die zweimal vorfommende thronende Mabonna, fteher
noch völig auf dem Standpunkt, den die deutſche Plaftif vor 100 und
mehr Jahren einnahm, fie find plump, unbeweglich, ohne alle Proportion,
alles tunftreihen Lebens bar. Der Abftand gegen andere plaftiihe Schu:
len in Deutſchland ift ungeheuer; von dielen Ieblojen Gebilden eines
ungebildeten Meißels führt fein Weg hinüber zu den gleichzeitigen herr
lien Geftalten der ſächſiſchen Schule in Wechſelburg und Freiberg.
Denn freilich, mit ſolchen Darftellungen erhob die Steinhauerkunft
in Gmünd ſchon Anfprühe auf monumentale Geltung; fie gehen hinaus
über den bloß zierenden Charakter der Rundbogenfülungen. Aber das
ift wieder für den forglofen Sinn und die unorganifche Auffaffung diefer
Schwaben bezeihnend, daß fie für derartige felbftändige Skulpturen nicht
einmal den pafjenden Plat fanden. Thronende Madonnen, Chriftus mit
Engeln u. dgl. gehören zum Schmuck der Portale, entweder der Gewände
ober des Giebelfeldes; dies ift ein Kanon, der ein- für aflemal in ber
abendländiihen Kunft wenigftens des 13. Jahrhunderts feftfteht, den wir
felbft noch bei fo regellofen Anlagen wie der Galluspforte des Basler‘
Münfters ober St. Jakob in Regensburg im allgemeinen befolgt finden.
An St. Johann aber find diefe großen Skulpturen behandelt wie ein Stüd
Ornament und mit großer Ungeniertheit über die Wände verteilt, da die
2 Portaltympana aud fehon befegt waren. Damit ift die Plaftit weder
der Architektur untergeordnet noch felbftändig gemacht, vielmehr ein
Zwifchenzuftand gefchaffen, der nichts weniger als beruhigend wirkt und-
392 Schmidt
auch dadurch keine weſentliche Beſſerung erfährt, daß die beſetzten Stellen
architektoniſch hervorragende find.
Die dargeftellten Objekte find von größter Mannigfaltigfeit, ımd,
wie gefagt, fie einzeln in ihrer phantaftifhen Fülle zu betrachten, erregt
ein großes ftoffliches Vergnügen. Wilde und zahme Tiere, erkennbar
und fabelhafte, fraßenhafte, verdrehte Menfchengebilde und Köpfe, Kämpfe
aller Art, Jagd, Teufel und Engel, und was die rege Phantafie aus
brüten mag. Was fie zufammenhält, ift außer der Unterordnung unter
architeltoniſche Glieder, die aber mit weitgehenden Zugeftändniffen erlangt
wird, die Technik der Steinarbeit, die durchaus die gleiche, ziemlich pri:
mitive ift. Der Charakter des Reliefs ift nämlich in einer fo kindlich
urtümlichen Weife gewahrt, wie man ihn ſchon an den älteften deutſchen
Steinarbeiten des 7. Jahrhunderts im Langobardenreiche findet. Die ?
Flächen, die jeder reine Reliefftil innehält — die Grundfläche und die
ihr parallele ideale vordere, welche gute Reliefs nicht überfchreiten —
find hier noch ganz unverwiſcht erfennbar, jo daß die Figuren wie an
Brettern ausgeſchnitten und auf den Hintergrund geklebt erſcheinen. Die
wirkliche plaſtiſche Rundung und Detaillierung wird nicht beachtet, und
jo wirfen die Bildwerke in der That nicht anders als jene alten
langobardiſchen, als feien fie direft aus dem Holgarbeitsftil in Stein
übertragen. Dasjelbe gilt aber nit nur von figürlihen Darftellungen,
jondern aud von den vegetabiliſchen Muftern in diefer Schule, jo das
vielfah der richtige Kerbſchnitt in Stein übertragen wird, jene Holz;
ſchnitzerei, wie fie vor einigen Jahren bei unſern Dilettanten höchſt be
liebt war. Es ift umleugbar, daß ſehr anmutige und heitere Mufter
daraus hervorgehen können; an St. Veit zu Ellwangen wird die gediegene
Einfachheit der Ornamente ganz mit diefen Mitteln einer materialfremden
Technik beftritten. Auch hat die flahe Erhebung aller jfulpierten Teile
den großen Vorteil für den Bau, daß fie fi dem Geſamteindruck mehr
unterorbnen ; würde bei der Fülle widerftreitender Einzelformen in Gmünd
auch noch ein kräftig plaftifher Ton angeſchlagen, fo könnten fie Ieiht
‚ein bedenkliches Übergewicht über die ruhigen Maffen der Architektur
‚erlangen.
An der Faffade von St. Johann ift diefe Gefahr auch wirklich wit
‚ganz vermieden; die ſtark in den Vordergrund tretenden Skulpturen, die
teilweife regellos auch über glatte Flächen verftreut find, die recht infor:
jequente Verteilung und Häufung ber tektoniſchen Rahmen, endlich die
Achſenverſchiebung des Mittelportals, das ohne erfichtliden Grund auf die
linke Seite gedrängt wird, geben der Faſſade etwas Unficheres, Unfer
tiges. In feinem Fall kann fie fi) der ſtolzen Regelmäßigfeit der
Zur kirchlichen Vauentwiclung Schwabens Im Mittelalter. 398:
Maulbronner Schaufeite vergleichen, die wahrſcheinlich ihr Mufter geweſen
iſt. Weit günftiger erfheint dagegen die Choranſicht. Nicht nur ift die
Anorbnung ber Apfiden mit dem Giebelabihluß und dem feitlihen Turm:
von feinem malerifhen Reiz, fondern aud die Skulpturen und gefüllten
NRundbogenfriefe ordnen fi in in einer Weife der Geſamterſcheinung
ein, daß fie dekorativ fogar faft ben günftigen Eindrud machen wie die
Walderihöfapelle in Murrharbt. Jedenfalls erſcheint der Reichtum hier
nicht ſtörend wie an ber Faflabe, fondern mannigfaltig und am red:
ten Plage.
Der fpätefte Teil könnte wohl ber Turm fein. Seine Anordnung
feitlich neben der Apfis ift in Schwaben fehr ungewöhnlich, fie kommt nur
noch in Sindelfingen vor, das wahrſcheinlich von Gmünd beeinflußt if.
In Bayern ift fie allerdings in früherer Zeit nichts Außergemöhnliches;
und bie Regel bildet fie vollends in Jtalien, mo ber Gampanile oft fogar
in erhebliherem Abftand von der Kirche fteht. Es ift möglich, daß das
Motiv von borther angeflogen iſt. Sonft aber bildet ber Turm gerade
das Hauptftüd ſchwäbiſcher Kirchtürme durch die monumentale Ausprägung
des Grundmotivs — die Überführung ins Achteck — und den großartigen
Ausbrud, durch den er das abfchließende Glied in der Reihe der jelb-
ftändigen ſchwäbiſchen Beſtrebungen und zugleich die erfte Überleitung
zum gotifhen Turm geworben iſt. Vergleiht man ihn mit früheren
Türmen biefer Art, 3. B. dem Weinsberger, fo ift der große Forticritt
ganz unverkennbar: aus den Heinen Einfprüngen find bie gewaltigen,
Hochgezogenen Dreiedsflächen geworben, die, von den Eden bes Duadrates
anfteigend, immer mehr fortſchneiden, bis jchließlih die Grundfigur bes
reinen Dftogons erreicht if; und auf diefem baut fi) dann ber Oberteil
in zwei Geſchoſſen hoch und leicht auf und Mlingt, ganz in neuem Geifte,
mit einer ſchlanken Spige aus. Wird biefe vieleicht auch nicht dem:
13. Jahrhundert mehr angehören, fo ift fie doch fo ganz im Sinne des
ſchlank Emporftrebenden, das den ganzen Turm charakterifiert, jo daß
man fie fi auch urfprünglic) denken mag.
Außer diefem neuen Proportionselemente ift es aber noch bie Be—
Handlung der Fenfter, welde den Turm als den jüngften Beftandteil der
Kirche erfcheinen läßt. Man erwartete von einem Meifter, der fo voll:
ftändig im ſchwäbiſch-romaniſchen Stil arbeitete, Heine romaniſche Rund:
bogenfenfter. Statt deſſen find alle 8 Flächen in beiden Geſchoſſen weit
und groß durchbrochen und mit reich durchgebildeten, fpigbogigen Zwil⸗
lingsfenſtern befegt, deren Vorbild nirgend anders gejucht werden kann
als in Ehlingen an St. Dyonis. Die Dispofition ift die nämliche wie
dort, und wie es in Faurndau auffallend war, dem Haren. Aufbau des
394 Sämibt
Weſtportals zu begegnen, der nur in Ehlingen fein Mufter haben Pomste,
jo führt auch die Betrahtung bes Gmünder Turmes auf biefelbe Quele
Hierin alfo liegt ein leiſes Abweichen der Magnetnadel von ihrer erkluſid
provinziellen Polrihtung nach dem Nordmweften, nad) der neuen, nad:
romaniſchen Weife. Der Weg, ben die Anregungen Bohnenſacks nehmen,
‚geht geographiſch ganz folgerichtig nach dem Sitboften: zuerft nad} Ober:
ſtenfeld, von da nad Eflingen und von hier in breiterem Strome mb
bereits abgefhwädt nad Faurndau, Dinkelsbühl und Schwäbiſch-Gmimd
In der That ift der magnetifche Vergleih aud von diefer Seite gax;
durchſchlagend: je weiter von ber Kauptquelle der Schöpferfraft —
Maulbronn — entfernt, defto ſchwächer und mittelbarer äußert fich ber
ünftlerifche Strom. Es ift dies ganz intereflant au in anderen Fällen
zu verfolgen. Während z. B. die Schloßfapelle von Krautheim an der
Jagſt — obwohl im mainfränfifhen Stilgebiet gelegen — in gemifler
Weile Maulbronner Eindrüde fehr rein und harmoniſch verarbeitet, iR
in dem doppelt fo weit entfernten Ebrach im fränkiſchen Steigermab
das Einftrömen von Maulbronner Kreuzgangsmotiven in der Michaels
fapelle nicht ohne ftilverwirrende Störungen vor ſich gegangen. Dide
Zeifpiele liegen außerhalb unferes Augenmerkes, allein fie weiſen mit
‚großer Entſchiedenheit auf den Einfluß bin, den geographifche Beding
ungen auf funfthiftoriihe Strömungen ausüben. Die ungemein günftige
Lage Maulbronns hat weſentlich dazu beigetragen, feine neuen Formen
ins Schwäbiſche (und Mainfränkifche) zu verbreiten; man muß ſich nur
einmal ar machen, wie groß bie Vorteile diefer Situation in ber
‚Senkung zwiſchen Schwarzwald und Odenwald find.
So bieten fi von der Gmünder Johanniskirhe aus mannigfade
Anknüpfungspunfte, um fie auch abgefehen von ihrer Detailerfcheinung
intereffant zu maden. Das Wichtigſte ift und bleibt aber doch ihr
eminent ſchwäbiſcher Lokalcharakter, der fie zu einem ber merkwürdigſten
Architekturſtücke in Süddeutſchland macht. Die Art dieſer provinziellen
Dekorationskunſt birgt viel Schwächen in ſich, namentlich nach der Seue
einer entwicklungsfähigen und geſchloſſenen Stileinheit. Überwindet man
‚aber das Anſtößige im einzelnen, fo dürfen bie hohen Schönheiten als
nicht zu teuer erfauft gelten. Der Mare Innenraum mit den Flad:
deden ift vielleicht das Genußreichſte daran, noch ganz im Geifte bes
12. Jahrhunderts; von ber unglüdlichen Ausmalung, die Micjelangelo
und romaniſche Motive als nit unvereinbar empfindet, ift freilich gänz
lich abzufehen. Demnähft wird wohl jeden der Turm am meiften befrie
digen, deſſen gebiegene, ſchlanke Grundform fi glüdlich mit einem Reich
tum an plaſtiſch⸗ animaliſchem Detail verbindet, der dem Hauptzwed weient:
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 395
fi) untergeordnet erſcheint. Als ber letzte Teil hat er den Vorrang
der ausgereiften beforativen Kompofition.
Sehr nahe dem Faurndauer und Gmünder Dekorationsſchema
fteht auch das weiter öftlich gelegene Brenz, doch find die Motive ziemlich
geiſtlos und ohne eigenes Leben abgejchrieben. An kleineren Bauten
findet ſich noch hie und da Verwandtes aus dieſer Sphäre.
Eines ber intereflanteften Werke ift die Klofterfiche zu Denken
dorf bei Eplingen, die faum der Lage nad, in ihrer Geftaltung aber
gar nicht in den Faurndauer Kreis hineingehört. Sie fteht unter den
übrigen fpätromanifhen Bauten Schwabens vereinzelt da und beansprucht
eine jelbftändige Stellung. Soweit man von direkter oder unmittelbarer
Abhängigkeit in arditektonifcher Beziehung ſprechen kann — denn bie
ſtiliſtiſchen Vergleiche werben durch gar fein urfunbliches Material geftüßt,
und es giebt Sfeptiter, welche alles ſchwarz auf weiß nah Haufe tragen
wollen —, fteht bie ſchwäbiſche Baufunft in der erften Hälfte des
13. Jahrhunderts unter Maulbronner Einfluß, mit einziger entſchiedener
Ausnahme von Denkendorf, welches vielmehr im mefentlihen auf direkten
burgundiſchen Vorbildern (des 12. Jahrhunderts) beruht. Daher ftammt
die auffallende Anordnung ber breilchiffig übermwölbten Vorhalle mit ihren
ſchweren Pfeilern, daher das häufig verwendete Motiv zierlicher, rund:
bogiger Blendarfaden am Dachrand und im Chor, daher auch beren früh-
gotiſche Kapitellformen, die im mefentlihen einfacher, man möchte faft
jagen cifterzienfifher find als die des Paradiefes und Kreuzganges in
Maulbronn. Überwölbt find freilich auch nur Chor und Vorhalle, bie
Kirche felbft trägt bie uübliche Holzdede. Aber ungewöhnlich ift die Chor:
anſicht. Das Terrain fällt nad) diefer Seite ſtark ab, und es mußten
daher ftarfe, von Mauerftreben geftügte Unterbauten angewendet werben,
um ben Oftteilen bie nötige Höhe zu geben. Daher wirft die, wenn auch
des Oſtturms entbehrende Kirche hoch und gewaltig und läßt bei ihrer
tagenden Höhe gar nicht den Gebanfen einer unmonumentalen hölzernen
Dede im Innern auflommen. (Abb. „Nedarkreis“ ©. 215 ff., Taf. 46 f.)
Im Drnament der Faurndauer Schule verwandt find bie Kirchen,
welche ih um St. Veit in Ellwangen gruppieren, namentlih außer
Ellwangen, Gr.:Romburg, Hohenberg und Gnabenthal. Diefe Gruppe
zeigt fi) am unabhängigften von Bohnenfad;; ift fie doch auch die an weiteften
nad) Dften vorgefchobene. Won ber Faurndauer Sphäre aber trennen fie
zwei wichtige Merkmale: das Streben nad Ueberwölbung und ber
Mangel an animalifhen Delorationselementen. Neben Pforzheim —
Bebenhaufen fteht als Eifterzienferkicche abfeits der allgemeinen ſchwä⸗
396 Sämidt
biſchen Entwidlung und bleibt während des ganzen Mittelalters aktiv
und paffiv ohne weſentlichen Kontakt — finden fi gewölbte Kirchen
nur in dieſem öſtlichen Gebiet, in Ellwangen wie in Gnabenthal und
dem von Ellwangen beeinflußten Wöldingen.
Doch im Ornament zeigen fi Berührungspunfte mit der Faum:-
dauer Schule. Vornehmlich ift es die Nahahmung der Holzſchnitztechnil,
die auch hier den Charakter der Ornaments beftimmt und ihm einen
ftrenger ftilifierten Ausdrud verleiht, der auch ſtarke vegetabilifche Motive
nicht gern unverarbeitet aufnimmt. Das Ornament bleibt im allgemeinen
tektonifch, wird aber mit mufterhaftem Ordnungsſinn und vornehmer Referne
verwendet und zeigt einen hohen Grab kunſtleriſcher Vollendung. In ber
feinen Durhbildung der Zierglieder find ja die Schwaben überhaupt
Meifter und bleiben es über bie Gotif bis zur Renaiffancee. — Ro
freiere, und gar animaliſche Elemente auftreten, wie in dem meitab ge:
legenen Wölchingen, tragen fie den Stempel der Faurndauer Prägung
zur Schau und feinen, in der Anordnung wie in ber Technik, von den:
felben Händen zu ftammen, bie ben Chor von Gmünd und Brenz Schmüdten,
obwohl darüber natürlich nicht der gehörige Grad von Wahrſcheinlichkei
erreicht werden kann. Derjelbe anbeutende Stil der wie aus Bretten
ausgeſchnittenen Figuren, dieſelbe Verwendung in den Öffnungen von
Rundbogenfriejen.
St. Beit in Ellwangen ift bie flattlichfte gewölbte Baftlife
Schwabens vor ber gotifhen Marienkirche von Reutlingen. Ihr mom.
mentaler Charakter wirft jo überraſchend unter der Maſſe der flachge:
dedten ſchwäbiſchen Kirchen, daß man mit vollem Recht zunächft nach der
Herkunft diefer Idee fragt. Der Grundriß gibt darüber feine Auskunft,
denn er ift hirſauiſch und deckt fi mit den ſächſiſchen Grundrifien bir-
fauer Herkunft, vor allem mit dem von KRönigslutter am Harz. Hirfauiih
aber ift gleihbebeutenb mit flachgedeckt. In der That wird der Ellmanger
Grundriß von der Anfang des 12. Jahrhunderts erbauten — und natür:
lich flachgebedten — Kirche herftammen und bei dem Neubau beibehalten
fein, der gerade das erfte Drittel bes 13. Jahrhunderts ausfült. Da:
gegen ift bie jegige Kirche feineswegs jene erfte aus dem 12. Jahrhundert,
wie behauptet worden ift (von Schwarz in einer Monographie über
St. Veit, deren Abbildungen brauchbar find; nad ihnen einige im Sm-
ventar bes „Zagftfreifes"). Ihr Aufbau ſchließt fich vielmehr an das Langhaut
des Wormfer Domes an. Die Beziehung zwiſchen Schwaben und Worms
hatte ſich ſchon im 12. Jahrhundert ergeben; nun wirft ber Gewölbe
bau Meifter Hermanns wieder befruchtend auf Schwaben zurüd. Das
Syſtem ift von Worms entlehnt und vereinfacht, in gewiffen Sinne aub
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 397
wieber altertümlicher behandelt. Denn von den ſchlankeren Proportionen
des Wormfer Langhaufes kehrt der Ellwanger Architekt zu breiteren
zurüd, die mehr nad} den vor 1180 entftandenen Dftteilen des rheiniſchen
Domes neigen als nad) dem Langhaufe, das erft den legten Jahrzehnten (und
nit mehr Hermann) angehört. So mobelt auch hier das ſchwäbiſche
Gefühl das Vorbild in altertümlicher Weife um, und die Ellmanger
Stiftäfirhe macht einen älteren Einbrud mit den ſchweren romanifchen
Formen, als ihr älteres Vorbild, das ſich ſchon ſtark dem Übergangs-
ftile nähert.
Der ſchwäbiſche Geift zeigt fih aud Mar in der Bildung der Ge:
wölbe, deren ftarfe Bufung Schwarz dazu verführt hat, in ihnen Kuppel:
gewölbe zu fehen. Sie find nun allerdings richtige Kreuzrippengemwölbe,
aber ihr ſphäriſch anfteigender Stich ift jo außergewöhnlich ftarf, daß
ihre Gefamtform fih in ber That der Kuppel etwas nähert und bie
Funktion der Diagonalrippen ſchwach if. Bufung hatten auch ſchon die
Gewölbe Hermanns in den Chören von Maulbronn und Worms, allein der
Ellwanger Meifter fteigerte diefen Stich noch beträchtlich und bewährte
fi darin als echten Schwaben: denn wo immer im Nedargebiet Ge:
mwölbe auftraten, haben wir ihre fugelähnliche Bufung beobachten können.
Der Seitenihub, den fie auf die Mauern des Hochſchiffs ausüben, ift
aud jo ftark, daß nicht nur die Wand did genug gebildet, fondern auch
noch abgetreppte Streben unter den Seitenſchiffsdächern angebradt find,
welche, über den Gurtbögen der Seitenſchiffe aufgemauert, dem Haupt:
drud an den Edpunkten der Gewölbe begegnen follen.
Auch in Einzelheiten zeigt fi die Anlehnung an den Wormfer
Dom; namentlih in der Bildung der Gemölbefämpfer. Das Detail ift
mit berechneter Sparfamkeit verteilt und überall ſchön und gebiegen, oft
von Maffifh reiner Zeihnung. Es ift leider unmöglich, fih ein Bild
von dem wahren Zuftand der eblen Kirche zu machen, da eine fpätere
Zeit fie von Grund auf mit didem Studverpuß überzogen und in einen
Barodbau verwandelt hat, wobei bie Glieder, namentlich die Pfeiler, in
einer abjolut andersbenfenden Weife verunftaltet worden find. Nur das
Äußere fteht nad) einer Reftauration unverfehrt da und macht in feiner
ftolzen Herbheit, mit feinem treffliden Duaderwerk und den drei gutgeftellten
Türmen nod immer den echt monumentalen Eindrud, der gediegener
Einfalt fih fo gerne gefelt. Für das Übrige ift man auf die Auf-
nahmen gemwiefen, die Cades mit großem Fleiß unter der baroden Ver—
kleiſterung aufgefpürt hat (bei Schwarz, die Stiftsfirde St. Veit zu
Ellwangen); wenn man fi nicht mit dem, allen Zuthaten zum Trog
nod immer wirkſamen Raumeindrud begnügen will und das alte Bild
Würce. Bierieljabräh. f. Landesgeſch. R.F. XII. 26
398 Sämibt
ſich nicht vefonftruieren Tann. Man ſpricht allerdings davon, die pare
ſitiſchen Studhüllen von dem Kerne zu entfernen und den alten Zuftans
würbig wieberherzuftellen. Bei der erfreulichen Geſchicklichkeit, mit ber
ſolche Reftaurationen in den legten Jahrzehnten in Württemberg be
trieben werben, ift zu hoffen, daß Mißgriffe wie an St. Johann in Gmünd,
wie vor allem häufig im übrigen Deutſchland, fi nicht mehr einftellen.
Es ſcheint mir beffer, die ſchlichte Mauer mit der ſchönen, natürlichen
Steinfarbe ftehen zu laflen, als fie unkontrolierbaren Malerhänden aui
Gnade und Ungnabe zu überliefern. Wie fehr würde z. B. die gewaltige
Vaſilika im badiſchen Schwarzach gewonnen haben, wenn man dem Stein
feine rote Naturfarbe belaffen hätte, die monumentaler wirkt als ale
modernen Wanbmalereien! —
Eine Reduktion von St. Veit im Hleineren Maßſtabe ift die um die
Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute Kirche in Wöldingen, zwifden
Jagſt und Tauber im Badiſchen gelegen. So weitab fie alfo vor
Ellwangen liegt, fo ift doch die Abhängigfeit nicht von der Hand zu
weifen; auch bietet in geographifcher Hinſicht die Jagſt den natürlichen
Vermittlungsweg. Grundriß wie Aufbau von Ellwangen find in Wölchingen
ohne Mühe wiederzuerkennen (bezüglich Wölchingen vgl. die Abbildungen im
badifchen Inventar, Amtsbezirk Tauberbifhofsheim; der Tert weiß nichts
von anderer Beeinfluffung!). Namentlich erſcheint das Syſtem verein:
fat, wie es ben kleineren Dimenfionen der Provinzlirhe entſprach; nur
zeichnet fie ſich rühmlich aus durch ihre vollftändige Einwölbung ımd
macht von innen wie von außen einen überraſchend ftattlihen Eindrud.
Von dem Detail ſprach ih ſchon; es ift teilmeife dem Ellwanger, mehr
aber dem Tierornament des Faurndauer Kreifes entnommen.
Im Grundriß ftimmt mit Wöldingen genau überein die Kirche zu
Hohenberg bei Ellwangen. Sie lehnt ſich noch enger an Ellwangen
an, namentlich was das Detail betrifft; allein da nur wenig von dem —
jet reftaurierten — Bau erhalten ift und niemals eine Abfiht auf Über:
mwölbung beftanden zu haben fcheint, fo ift er von geringem Interefie
Jagſtkreis“ ©. 170 fi.)
Von der alten, mächtigen Benebiktinerabtei Gr.:Romburg bei
Schwãbiſch-⸗Hall ift die Kirche nicht mehr erhalten, die in diefe Zeit fiel:
nur die 3 Türme ragen noch ftolz empor und geben der herrlichen Bura
auf dem ifoliertem Hügel an der Kocher ein ftolzes machtvolles Ge
präge. Sie find, zumal das öftlihe Paar, wohl das Bedeutendſte, was Schma:
ben an Kirchtürmen vor der Gotik geleiftet hat, denn aud) der Gmünder
Turm fan fih mit ihrem Fraftvollen und jhöngegliederten Aufbau nict
meffen. Mit ihren trogig gedrungenen Maffen und reich verzierten
Zur kirchlichen Bauentwidiung Sqhwabens Im Mittelalter. 399
Fenſtern, Simfen und Steinhelmen bieten fie ein echtes Beifpiel fpät-
romaniſchen Turmbaus, rein und unvermifcht mit Gotik, ein Seitenftüd
zu der legten romaniſchen Baſilika, zu Ellwangen. Ihre Ziermotive ge-
Hören ganz und gar dieſem Kreife an, ja fie geben die Ornamente und
Mufter am kräftigften wieder und erzielen mit geſchmackvoller Zufammen-
ftelung einen Reichtum, ber ben Haren Aufbau nicht im geringften be:
einträchtigt, ihn vielmehr nur nachdrücklicher hervorhebt. Was an Ellwangen
ſtreng und herbe erſchien, ift hier zu dem Charakter kraftvoller Heiterkeit
umgewandelt: wie Mönd und Ritter ftehen fie nebeneinander. Es ift
darum durchaus berechtigt, daß der Atlas zum Inventar bes Jagftkreifes
nicht weniger als fieben Tafeln (45—51) auf das bedeutende Bauwerk
verwendet, deſſen übrige Teile aus romanifher und baroder Kunft:
epoche noch eine Menge intereffanter Dinge enthalten. In dem denfmäler:
reihen Württemberg fteht die Veſte Komburg an Schönheit und Intereſſe
mit in ber erften Reihe.
Sn der Dekoration ſchließt fih die Kirche zu Gnadenthal,
zwiſchen Hal und Waldenburg teilweife an die Romburger Türme an.
Aber in dieſem Werk kreuzen ſich verſchiedene Einflüffe (Abb., Jagſtkreis“
Taf. 61). Es wurden erft in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts,
ja anfcheinend bis ins 14. Jahrhundert Hinein, an ihm gebaut, und das
zähe Fefthalten an romanifhen Formen bis in fo fpäte Zeit erſcheint
ſelbſt in Schwaben merkwürdig. Mehrere Joche der Kirche find in goti-
Jierender Weife eingewölbt; dann ftodte aber die Bauluft und die weft:
liche Hälfte blieb flachgedeckt. Mit gotifchen Anzeichen mifchen ſich Deko—
‚rationsmotive von Komburg und dem Weinsberger Chor zu einem bunten
Effekt; ja zum Überfluß find reihere Profilierungen aud) nod aus dem
mainfränkiſchen Formenſchatz entlehnt. Von merkwürdiger Pracht find
namentlich die Rippen, von Kehlen durchzogen und mit Roſetten befegt,
ein dem MWeinsberger Chor nachempfundenes Prunfftüd: in Weinsberg
thaten fie ihre Schuldigfeit als rein deforatives Element, hier feinen
fie doch nicht fo gut angebradt, da die Rippen eine wirflihe Funktion
in fonftruftivem Sinne auszuüben haben. Ein feltfamer Kompromißbau!
9. Gotiſche Fortentwidlung.
Das ſpezifiſch ſchwäbiſch Intereſſante in der Architekturgeſchichte
ſchließt mit ben letzten romaniſchen Werken im 13. Jahrhundert ab.
Schwaben hatte im hohen Mittelalter feinen bebeutenden Beitrag zur
Deutſchromaniſchen Entwidlung beigetragen, e8 war dann ganz in einen
provinziellen Stil verfenkt zurüdgeblieben und hatte der wachſenden Be-
400 Schmidt
mwegung von Weften ber Feine Beachtung geſchenkt. Deutſchland war
überhaupt fein geeigneter Boden für die Gotik, wie ihn das ftammoer-
wandte, freilich von Normannen beherrfchte England bot. Es hatte feinen
charakteriſtiſchen Ausdrud im romaniſchen Stile gefunden und war mit
feinen Leiftungen fehr wohl zufrieden; nur langfam und zögernd, gedrängt
von inneren Krifen, die ihm ein Ausleben des eigenen Stiles nicht mehr
erlaubten, nahm es die norbfranzöfifche Baufunft auf. Schwaben vollends
fäumte damit fehr lange. Es hängt mit ber allgemeinen politifhen und
Kulturgeſchichte zuſammen, daß die deutſche Kunft zwiſchen 1150 und
1250 auf allen Gebieten eine hohe Blüte erlebte, daß dieſe dann aber
jäh und äußerlih unmotiviert abbrach und einer tiefen Fünftleriichen Er:
ſchlaffung Pla machte, die faft 100 Jahre währte. Dem hiſtoriſchen
Blicke Tiegen die Motive diefes plöglihen Abbruches der Überlieferung
offen und fie find aud zu allgemein befannt, als daß ich von ihnen bier
zu ſprechen hätte. Nur auf das Eine möchte ich hinweifen, das ums ben
Unterfied jener hohen Zeit und der fogen. gotifhen Periode ftarf
empfinden läßt. Die Kunft, die aus dem Bamberger und Limburger
Dom, aus den Naumburger Stifterftatuen, den Wanbgemälden zu Brau:
weiler und Gurf, die uns aus dem Luftgarten der Herrad von Landsperg,
ja noch aus ben liebenswürbigen Minnefängerzeihnungen des jugend:
frifhen Hadlaub entgegentritt, fie weift durchaus auf ein ariſtokratiſches
Ideal, nicht anders wie die Poefie diefer Zeit, ihre Sitte, Kleidung und
Wohnung. Darum tragen ihre Erzeugniffe den gemeinfamen Stempel
einer vornehmen, abgeflärten, faft immer monumentalen Gefinnung. Die
Erhabenheit des gemeinfamen Ideals, die Freude an der Schönheit if
es, bie uns dieſe Zeit groß und wert erfheinen läßt. In Frankreich
fält nun damit der unerhörte Aufſchwung der kirchlichen (und auch ſchon
weltlichen) Baufunft zufammen, die wir als gotifche bezeichnen: deshalb
übertragen auch die nordfranzöfifhen Kunftwerfe, nicht bloß die der Archi⸗
teftur, alles, was im Mittelalter fonft irgendwo und irgendwie geſchaffen
wurde, in einem Maße, für das man nur in der weltbedeutenden Über:
legenheit des perikleifhen Zeitalters eine Parallele finden kann. Deutſch
Iand Hingegen nahm das gotiſche Bauſyſtem endgültig erft in einer Zeit
an, wo ber politifhe und Fulturgefchichtlichde Niedergang des Reiches als
folder ſchon entſchieden war. Der Chor von Köln und das Langhaus
von Straßburg wurden zu derjelben Zeit begonnen, ba mit dem Tode
Friedrichs II. die Anardie begann. Aus den Trümmern der ftolzen
Feudalwelt erhob fih nun mit fleigender Macht der neue Faktor des
Bürgertums. Die höfiſche Kunft hatte fi) ausgelebt, ber zunftleriſche
Meiftergefang trat an die Stelle des Minneliedes und bürgerlich wurde die von
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 401
Ariftofraten gefhaffene Gotik in Deutſchland. Es ift nicht ſchwer zu er-
kennen, was für eine Einbuße dies bebeutete. Der große geiftige Auf-
ſchwung wid einem Kirchenturmshorizont, der Iofalpatriotifche Bürgergeift
Hatte für heroiſche Aufgaben fein Verſtändnis. Wohl find von ben
Städten im fpäten Mittelalter viele und mächtige Kirchen gebaut worden,
aber nicht eine von ihnen kann fi an innerer Größe und Herrlichkeit
mit einer der Kathebralen des 13. Jahrhunderts meffen. Im einzelnen
entfland vieles Anziehende, aber es fehlt die allbefeelende, welthiftoriiche
Bedeutung.
Schwaben bietet ein treues Spiegelbild biefes Zuftandes. Aller
dings bewirkt der Mangel großer monumentaler Schöpfungen aus dem
Übergangsftil, daß beim Gefamtüberblid die Spätgotik bei weitem ben
größten Raum einnimmt. Gegenüber den wenigen Bauten von Maul
bronn, Ellwangen u. ſ. f. ſtehen Dugende großer gotifcher Kirchen. Da:
rin prägt fi der Charakter diejes eigentümlichen Landes aus, das zu
feiner vollen Bedeutung erft durch die Kleinftaaterei gelangen ſollte: ein
feltfamer Widerſpruch, der aber das Befremdende verliert, wenn man die
widerftreitenden Verhältniffe des Mittelalters überhaupt ins Auge faßt.
Die Konzentration des Landes unter ben Staufern hatte es zu feiner
ftarfen Kunftblüte bringen können, die Hirfauer und Cifterzienjer, melde
Die einzige monumentale Architektur dem Lande ſchenkten, ftanden dem
Herrſcherhaus mindeftens fremd gegenüber. Es wäre ein interefjantes
Problem, den Gründen diefes Verfagens einmal nachzuforſchen. Erſt, als
die zahlreihen Städte auffamen und ihre Autonomie zu behaupten mußten,
gewann das Bild ein anderes Ausfehen. est waren der Kunft im
ganzen Lande eifrige Förderer entftanden, die wachſenden Gemeinden ber
Städte brauchten umfaffende Gotteshäufer, und mit der Architektur er:
hoben fi die Schwefterfünfte zugleid. Je ausgebildeter und fräftiger
in Schwaben das Stäbtewefen wurde, defto fröhlicher erhoben ſich auch
mit ihm und bedingt durch fein Gedeihen die Künfte; jo werben fie po=
pulär und wachſen dem Volt ans Herz. Es ift darum nicht verwunder⸗
li, gerade in Schwaben eine der mädhtigften fpätgotifhen Schulen zu
finden und unter den vielen troſtlos nüchternen Dingen, die die deutſche
Gotif produzierte, gerade bort fo vieles Anmutende zu entbeden.
Das frühefte Beiſpiel geben, wie auch andermärts, bie Bettelordens⸗
firhen. Die Eßlinger Dominifanerkiche (jetzt Paulskirche) ift ſchon
1233 begonnen, in dem Jahre, da die romaniſche Kirche zu Ellmangen
geweiht wurde; aber dieje ftrenge nüchterne Gotik, welche in allen Domi-
nifanerfichen demjelben Geift atmet, hat noch gar nichts mit dem ſchwä—
bifchen Kumftgeifte zu fchaffen, es ift ein fremdes Reis aus frembem
402 Schmidt
Stamm, das mit feiner finftern Knappheit niemand zur Nachfolge in deu
formenfrohen Schwaben reizte. Erſt mit der Marienkirche zu Reutlinger,
die 1247 — ein Jahr vor dem Kölner Dom — begonnen wurde, jat
der gotiſche Stil ein. Und man muß geftehen, er thut es nicht ohne Ge
ſchick und mit einem vollen Akkord. So wie die Kirche heute bafk.
in glänzender Reftaurierung, bildet fie in der That ein prächtiges Stüd.
über der trefflihen Ausführung darf man aber nicht vergeffen, wie dürit
und reduziert ber Grundriß ift, vergleiht man ihn mit dem franzöflde.
und auch rheinifchen Programm. Der Grundriß war aber feit jeher ei
ſchwache Seite Schwabens geweſen, die Dekoration die ſtarke: das ſpiesch
fi) wieder in ber beginnenden Gotik und ehrt immer und immer wieden
bis zur Eßlinger Frauenkirche und tem Ulmer Münfter. In dem ause-
ordentlich ſchönen Weftturm von Reutlingen fcheint vollends nod de
Widerhal von St. Johann in Gmünd nachzuklingen. Die Überfühnr;
ins Dftogon beruht im wefentlihen noch auf demfelben Facettenprini:
wie dort, nur ift fie direft an den Helmanfag hinaufgerüdt und in geü
reicher Weife mit gotiſchen Mitteln durchgeführt: ein Architefturftüd, de
ſich ohne Scheu neben den Freiburger Münfterturm ftellen könnte, obe:
von feiner ſpezifiſchen Schönheit zu verlieren. Die Löfung iſt fo eiger
artig wie echt ſchwäbiſch und findet ſich darum nicht felten im Gebr.
des oberen Nedar (Rottenburg, Dornftetten u. a.).
Von nun aber Mlafft in der gotifhen Zeit eine mächtige Lüde, de
einzelne Eleinere Unternehmungen nur um fo fühlbarer machen; zu ihne:
gehören die anmutigen Maulbronner Arbeiten des 14. Jahrhunderts is
Kreuzgang und Kapitelfanl. Das ift nicht fo zu verftehen, als ob zwilde:
dem Bau der Reutlinger Kirche und der ſchwäbiſchen Spätgotif eine lanr
Zeit hindurch nicht gebaut worden fei — vielmehr ift jene erft 135
vollendet, und 1351 begann bereits der Bau der Gmünder Kreuzkitde
Aber der ftiliftifche Abſtand zwiſchen jenem erften und dem nächſtfolge:
den bebeutenden Werke ift fo groß, daß Zunfthiftoriih mit Recht ve
einer Züde geſprochen werben kann. Denn es kommt nicht ſowohl «
überlieferte Baudaten an, als auf das wirklich Gebaute, das innerke:
großer Friften — bei Reutlingen 5. B. faft 100 Jahre — für flilifike
Zuteilungen den meiteften Spielraum bietet. — Wimpfen — und x
verwandten früheften Teile ber Heilbronner Kilianskirche — gebir.
wie jegt geographiſch, fo aud in architeltoniſcher Beziehung nicht mer
zu Schwaben.
Der Auffhwung der Baufunft im fpäteren Mittelalter knupft x
bier an den gewaltigen Bau ber Kreuzkirche zu Schwäbiſch-Gmünd, 1351
«(von Peter Parler) begonnen. Mit diefem Namen ift fait ſchon aka
Zur kirchlichen Vauentwidlung Schwadens im Mittelalter. 408
gefagt, und das Bild einer grandiofen Entwidlung rollt fih unwillkürlich
vor uns auf: wie durch die Pracht der hohen Hallen in Gmünd bie
Nachfolge in Schwaben angeregt wird, wie vom Ende des 14. Jahr:
hunderts an faft in jeder Stabt ſich große Hallenkirchen erheben, ältere
Anlagen umgebaut und mit nie gefehener Pracht vergrößert werden.
Um fo interefjanter muß der Schöpfungsbau, der Anreger diefer Epoche,
erſcheinen; und er verdient Intereſſe und Bewunderung in der That in
hohem Maße. An Macht und Schönheit der Raumgröße kommen ihm
wenige Hallenkirchen Deutſchlands glei; und die Vortrefflichkeit der Ar-
beit, das ſchöne Material bewahren ihn ſchon allein vor dem Eindrud
jener fpießbürgerlihen Langeweile, wie er z. B. der Münchener Frauen-
fiche anhaftet. Das Syftem der Zſchiffigen Hallenkirche mit gleiher
Scheitelhöhe der Gewölbe war ſchon früher, außer in Südfrankreich, auch
in Weftfalen beliebt gewefen; die Übertragung auf ſchwäbiſchen Boden
und mit bem machtvollen Motiv des hallenmäßigen Chorumganges geſchah
erft jebt, zu glüdlicher Stunde, da das Formenweſen der Gotik fi auf-
zulöfen und jeder ertravaganten Leiftung gefügig zu werben begann.
Dazu ift nun aud der reihe Statuenfhmud, meift von erlefener Güte,
und wie St. Johann, wenige Schritte feitwärts, fo reich und treu ben
Typus der romaniſchen Kirche für Schwaben gab, prägt fi die neue
Zeit in ber Kreuzfiche mit gefammelter Kraft und Zünftlerifcher Über
egenheit aus.
Von jegt an wird die Form der Hallenkirche in Schwaben voll:
!ommen heimifh. Die einzige große Ausnahme bilbet das Ulmer Münfter,
in Werft Ulrihs von Enfingen; aber feine günftige. Die bimmelftür-
nende Energie bes allzu berühmten Meifters ift nicht begleitet von einem
jleih hohen Maß fünftleriiher Einfiht; feine Werke überrafhen dur
ie maßlofe Kühnheit ihres Wurfs, aber fie erfreuen weder durch Har-
nonie des Raumes noch Schönheit der Ausführung, weder durch Klarheit
ioch durch Gefegmäßigkeit. War das Ulmer Münfter au bis zum
Ende des 15. Jahrhunderts nur Zſchiffig und infolgedefjen von günftigerer
Birkung als jegt — die namenloje Nüchternheit der hohen Sargmwände,
ie außerordentlich disproportionierte Rleinheit der Fenfter, der unorga—
iſche Turm und noch mande andere Fehler wiegen zu ſchwer, als daß
ian dem Erbauer feine Maplofigkeit je verzeihen dürfte Was am
Umer Münfter erfreut, ift das Wert des fpäteren 15. Jahrhunderts,
ie ſchönen Chorftühle Syrlins, das Sakramentshäuschen (das ih für
iel glücklicher und geiftvoller fomponiert halte, als das berühmte Nürn-
erger von Krafft), der mannigfahe liebenswürdige Schmuck; vergeſſen
arf auch nicht werden, daß der Turmhelm, der mit manchem verföhnen
404 Symibt
kann, nicht nad) dem ertravaganten Entwurf Enfingers, fondern nach
einem weit befferen Riß des fpäteren Böblinger im 19. Jahrhundert
gebaut ift. Enfinger als großen Schöpfer zu preiien, bleibt leider ein
tunfthiftorifcher Irrtum.
Weit erfreuliher ift die Mehrzahl ber fpätgotifhen Kirchen, die
dem Beifpiel von Gmünd folgen. Die Hallenkiche beherricht den ſchwä
biſchen Geſchmack fo fehr, daß fie im Lünftleriihen Eindrud des Landes
völlig den Ausfchlag gibt. Es ſcheint, als ob der Geift, der im 13. Jahr:
hundert von der flachen Dede nicht Iaffen wollte, nun in der gleichen
Höhe der Schiffsgemwölbe, in dem faalartigen Charakter der Hallentirche
feine volle Befriedigung fand. Mit mwelder Liebe ift diefes Thema
variiert! Es zeigt fich fogleih eine bemerkenswerte Zmweiteilung, die ik
durchaus nicht unbedingt als Verfchlechterung anfehen möchte. Dem Bor:
bild von Gmünd folgen nämlich direkt nur die beiden herrlichen Kirchen
zu Schwäbiſch-Hall und Dinkelsbühl (ſowie St. Georg zu Nördlingen
mit gleih hohen Schiffen und Hallen:Chorumgang; die überwiegende
Mehrzahl dagegen mandelt dies Motiv in charakteriftiicher Weife ab.
Maßgebend bleibt die Belichtungsart, die Beſchränkung der Fenfter auf
die Seitenſchiffe, als fiherftes Merkmal der Hallenanlage; dagegen wird
das Mittelfchiff etwas überhöht und das Ganze dadurd dem Charalter
der Bafilifa wieder angenähert. So feft ftand das bafilifale Schema
für die chriſtliche Kirche. Die bebeutendfte Anderung aber erfährt der
Chor: der Umgang wird fallengelafien, das Chorhaupt fo breit, meik
aber noch ſchmäler als das Mittelſchiff geftaltet und zur Ausgleichung
bes Eindrudes überhöht; die Abfeiten laufen fi meift neben ihm an
den Wänden tot. Der Effeft des Raumes ift nun ein total andrer, als bei
den echten Hallenanlagen von Gmünd und Dinkelsbühl. Ich möchte als
treffendftes Beifpiel die Stiftsfiche zu Öhringen für die andern Bin-
ftelen; fie übertrifft alle, felbft die Tübinger Stifte: und Eflinger
Frauenkirche, an Melodif des Raumes und intereffanter Kombination.
Das Mittelſchiff hat ein tonnenähnliches, von Rippen überzogenes Ge—
mwölbe, das freilich beträchtlich höher ift, ala die der Abfeiten, dennoch
aber feine leere Wandflähe aufweiſt. Diejes Wunder wird erſtlich durch
das flarfe Anfteigen der Mittelmölbung von allen Punkten der Arkaden
an bewirkt, ſodann auf feiten der Abjeiten. dadurd, daß ihr Gemölke
von dem Scheitelpumft der Arkaden ſich nicht mehr erhebt, fondern im
ganzen nad) aufen hin fällt; endlich tragen noch die zwiſchen den Strebe
pfeilern angeordneten Kapellen durch die niedrige Lage ihrer Wölbung,
welche in demfelben Verhältnis zu den Abſeiten fteht wie diefe zum Mit
teljehift, ein Wefentlihes dazu bei, dem auffteigenden Rhythmus der Ge: |
Zur kirchlichen Bauentwidlung Schwabens im Mittelalter. 405
wölbe zur Mitte hin Nahbrud zu verleihen. Nebenbei bemerkt, ift bie
Sicherheit der Konftruftion durch diefes Syftem fehr groß, das an roma=
nifche Bemühungen in der Auvergne wieder anflingt; überhaupt ift das
Tozufagen bafilitale Hallenfyftem durchaus keine ſchwäbiſche Neuerung,
fondern ebenfo alt wie das mit gleicher Gewölbehöhe und geht bis auf
die Zeit um 1100 zurüd. — Nun aber ift durch die Anordnung in
Öhringen die Belichtung der Kirche ziemlich ungünftig; die Fenfter in
den Kapellen fünnen nicht hoch hinaufreihen und das Mittelichiff gerät,
zumal in den oberen Partien, in einige Dunkelheit. Hier fegt die Wirkung
des Chores ein, deſſen Gewölbe höher geführt ift und ber von zahlreichen
großen Fenftern eine Fülle von Licht empfängt. Infolge der relativen
Duntelheit der Kirche wird der Blick fogleih mit unwiderſtehlicher Macht
auf den erhabenen, ftrahlenden Chor gelenkt; dadurch, daß er ohne Ne-
benſchiff und ſchmäler als das Mittelſchiff, konzentriert ſich alle Aufmerf:
famkeit noch mehr auf fein hochftrebendes Interieur. Mitunter find die
Lichteffekte nun noch durch entſprechende Farbentönung gefteigert (wieviel
davon aber auf Rechnung der modernen Erneuerung zu jegen ift —?);
ganz magifh und von zauberhaft maleriſcher Wirkung in Tübingen und
Nürtingen. Hier iſt einer myſtiſch-andächtigen Stimmung fo ftarf vor-
gearbeitet, wie man es ſonſt nur in den Zeiten der Jefuitenfunft erwartet;
ja, es ſcheint faft, ala ob ein jo wirkungsvoller Bau wie die Kölner
Jeſuitenkirche derartige Motive nur aufzugreifen und ein wenig fortfehritt-
lich umzugeftalten gehabt Hätte, um zu den machtvollſten Effekten zu ge
langen. Die ſtarke Beimifhung von Gotik, welche diefen und verwandte
Bauten um die Wende des 17. Jahrhunderts vor anderen gleichzeitigen
heraushebt, läßt fie jenen Hallenfirhen nahe verwandt erfcheinen. —
Die Beſchränkung auf den Kirchenbau gibt notwendig, zumal im
ausgehenden Mittelalter, ein einfeitiges Bild ber Kunftentwidlung Mehr
zu geben, als jenes, ja, als nur eine andeutende Skizze davon, lag
aber nicht in meiner Abfiht. Die Fülle der Kunfterzeugniffe im gejeg:
neten Schwaben ift noch immer unendlich groß, ein Streifzug durch
jebes beliebige Gebiet belehrt darüber; fie zufammenzufaffen und in ihren
Zufammenhängen darzuftellen, bleibt noch einer fpäteren Zeit überlaffen,
die auf dem inhaltsreihen Materiale bauen kann, das die Zeichner des
Württembergifhen Inventares mit fo großem Fleiße und Erfolge zus
fammentragen.
26ꝛ*
Vercin für Kun und Alterkum im Ulm und Oberſchwaben.
Geſchichte der Gemeinde Wain mit Beihlehem,
Auffagershofen und den „Böfen“.
Bon €. Erhardt, Tfarrer in Roßfeld OA. Erailsheim.
Nach zwei vor mehreren Jahren In Wain gehaltenen Vorträgen.
1 Bon den Anfängen der Gemeinde bis ungefähr 1600').
Bei Mainz ift der Grabftein eines römifhen Soldaten?) gefunden
worden, als deſſen Heimat die Inſchrift des Steins ein Viana in
Rhätien nennt, und der Geograph Ptolemäus (im 2. Jahrh. n. Chr.)
führt eine Römerftation Viana in Rhätien als auf der rechten Seite der
Donau gelegen an. Diejes Viana glaubte man in unferem Wain wieder
gefunden zu haben’) und nod im Jahr 1880 ſchreibt Dr. Bud (von
Ehingen a. D.), der Erflärer vieler alter Ortsnamen, in den Württ.
Vierteljahröheften für Landesgeſchichte (1880, I S. 43): „Vielleicht deckt
einmal ein bäuerliches Glückskind mit Pflug oder Spaten ein römifches
Sypokauſtum (Heizraum) oder gar den Sodel der curia Vianensis (dad
altrömifhe Rathaus von Wain) auf zufamt einer alten fleinernen Drte-
tafel, die im Feuerfübel-Souterrain mit anderem Gerümpel liegen blieb.”
4) Als bie Ouellen, aus denen ich bauptſächlich geſchöpft habe, nenne ich 1. bie
alten Kirchenbücher ber Pfarrei Wain, welche bis zum Jahr 1573, dem Xahr der Fin-
führung ber Reformation, zurüdgehen, 2. bie alten Stiftungsrehnungen, bie vom Aabr
1578 an [— Pod mit Tüden — vorhanden find, ſowie fonftige alte Aktenftüde der
Pfarrei (das älteſte lvon 1633), 3. die Salbücher, Protokolle und fonjtige Aftenitüde
und Urkunden des Freiherr von Hermanſchen Archivs, 4. eine Reihe von Urkunden,
bie im Staatsarchiv zu Stuttgart niebergelegt find. Eine Ebrenpflicht if e8 mir aber
auch, Per trefflichen „Pfartbefehreibung* von Wain zu gebenfen, die ber 186% ver-
ſtorbene Pi. Schwarzmann verfaftt bat und bie eine wichtige Vorarbeit für meine
Mitteilungen bildet.
2) 68 ift nach ber Inſchrift ein 47 Jahre alt gewordener Soldat ber 29, Legien
Publius Soltius Susvis aus Viana.
) Zuerſt Leichtlen „Schrwaben unter den Römern“ 1825 („Biana benfe ih in Rair.
einem Flecken bes Ulmer Gebiets am Flüßchen Weibung nicht übel getroffen zu baben");
fpäter wieder Bacmeifter, „Allemanniſche Wanderungen“.
Erhardt, Gedichte der Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagerehofen. 407
Doch ift bis jetzt mod; nichts, auch gar nichts, aus römifcher Zeit
Stammendes bier aufgefunden worden; auch ſcheint gegen ben Charakter
bes Ortes als einftiger römischer Militärftation der Umftand zu ſprechen,
dab Wain, als in einer Thalmulde gelegen, gänzlich des freien Aus-
und Umblids entbehrt, während beides, die hohe Lage und das Vor:
bandenfein von offenbar römiſchen Baureften, zutrifft auf die hoch und
frei gegen das Weihungsthal (ca. 3 Stunden nördlich von Wain) gelegene
„Weinhalde“ bei Steinberg, in ber darum andere die alte Station Biana
gefehen haben ?).
Wäre übrigens Wain das alte Viana, dann müßten wir es wohl
nit nur für römiſch, fondern für vorrömifch anfehen, da Viana nicht
ein urſprünglich lateinifches, fondern zweifellos ein — vielleicht latini-
fiertes — altgermanifches ober gar keltiſches Wort if.
Jedenfalls aber — darüber kann wohl faum ein Zweifel beftehen
— hängt der Name „Wain“, wie aud jenes „Weinhalde” und wohl
auch noch „Weinftetten“ zufammen mit „Weihung“ (in alten Schrift:
ftüden „wyin“), dem Namen des Flüßchens, das !/ bis % Stunden
füblih von Wain entfpringt und bei Wiblingen in die Iller fließt.
Den Namen „Weihung” aber führt Dr. Bud zurüd auf den alt:
deutfhen Stamm wenn = frümmen, biegen, wenden, jo daß Weihung
— „reguliert“ war eben damals noch nit — ber in vielen Krümmungen
laufende Bad, Wain der an demfelben gelegene Ort wäre (vgl. „Wien“
und „Vienne*).
Urkundlich mehr oder weniger deutlich bezeugt ift die Eriftenz von
Wain vom 13. Jahrhundert an, zuerft, foviel ich finden konnte, in einer
Urkunde über Schenkungen eines Grafen Konrad von Kirchberg an das
Klofter Heggbah vom 23. Juni 1260*), worin unter den testes sub-
scripti ein dominus Curradus de W°ne (= Wain) aufgeführt wird,
und dann in einem Liber decimationis cleri Constantiensis pro
Papa vom Jahr 1275, wo „Wiewen“ als ecclesia in decanatu Duten-
hain (Dietenheim), weiter unten dann als in decanatu Swendi (Schwenbi)
sita genannt iſt. Ein Liber taxationis ecclesiarum et beneficiorum
in dioecesi Constantiensi von 1353 erwähnt unjer Wain unter ber
eigentümlihen Namensvariation „Wünd“ und bezeichnet die Bewohner
des Orts als dieti Gutwill (Unterthanen der Gutwill).
Wir erhalten damit ſchon eine Andeutung über die Herren von
3) So zuerft Auguft Pauly („Einlabungsferift“ von 1836 „Über den Straßen:
zug ber Beutingerfden Tafel“), der Viana, in dem er aber eben nicht unfer Wain fieht,
für keltiſch erklärt.
*) Abgebrudt im Württembergiſchen Urkundenbuch.
408 Verein für Kunft und Altertum in Ulm unb Oberſchwaben.
Bain in alter Zeit. Doc giebt uns in diefer Richtung noch genaueren
Aufſchluß eine Urkunde vom Jahr 1364: „Vivimierter Kaufbrief Hein⸗
tie, Grawen von Werdenberg umb einige Güter zu Balzen und ander:
wärts an die Ehinger“, abgedrudt in ber fogen. „Balzheimer Deduftion“
von 1765 ©. 115. Hiernach war im 14. Jahrhundert „ver Wyler
balbenze Wynn“, wie auch Autenweiler und Mittelbud im Befitz des
Nudolf von Stogingen und „feiner ehelihen Wirtin geb. Gut:
wylin“ (vgl. oben „dieti Gutwill“), offenbar der Tochter und Erbin
des vorherigen Befigers. Diefe verkauften — eben jenem „Raufbrief”
zufolge die genannten Güter an Graf Heinrich zu Werdenberg-Albed
(Gemahl der Kirchberger Gräfin Berta), der fie an „Zohannfen Ehinger
von Maylant, Bürger zu Ulm“ veräußerte.
Auch das Klofter Ochienhaufen befaß um die Mitte des 14. Jahr:
hunderts — vielleicht auch ſchon früher — mehrere Güter zu Wain, bie
wohl die andere Hälfte neben jenem „Wyler halben ze Wynn“ aus
machten und die nad einer Bemerfung im Salbuch der Gutsherrichaft
duch Kauf in den Beſitz der Grafen von Sonnenberg, „fo zu Illertiſſen
geſeſſen“, übergegangen find (mann?). Gleichfalls nach dem genannten
Salbuch ſcheint aber der unmittelbare Nachfolger der Grafen von Sonnen:
berg im Befig der Wainer Güter Hans Ehinger „ver Lange“ in Ulm
gewefen zu fein. Wie hierzu die Angabe in der Laupheimer Oberamts
befehreibung, daß ein jüngerer Hans Ehinger — wohl eben „der Lange“ —
weitere Teile des Dorfes von Bernhard Gutwill im Jahr 1432 und von
Ambrofius Neithardt, Stadtfchreiber in Ulm, im Jahr 1435 gefauft, ja
daß noch 1494 Heinrich Kraft von Ulm für 240 fl. Güter zu Rain an
die Ehingerſche Familie veräußert hat, fi verhält, das muß ich vor:
läufig dahingeſtellt fein laſſen. Jedenfalls aber war gegen den Schluß
des 15. Jahrhunderts die ganze Herrſchaft Wain Eigentum der Familie
Ehinger, welder auch Balzheim gehörte.
Ein Sprofje diefer Familie indeflen, Ulrich Ehinger, der übrigens
no am 7. Februar 1489 von Kaiſer Friedrich III. bezüglich feines Dorfes
Wain mehrere Freiheiten erhalten hatte, verkaufte im Jahr 1499 dieſes
Dorf famt „Kirchenſatz“ an Graf Philipp von Kirchberg, deſſen Erben,
— nämlih feine Tochter Appollonia von Kirchberg und deren Gatte,
Graf Hans von Montfort:Tettnang — es im Jahr 1510 für 9000 fl
an das Klofter Ochfenhaufen veräußerten.
Unter der Herrſchaft des Klofters blieb Wain 60 Jahre lang, ge:
rade über die Zeit der Reformationsftürme. Eine Erinnerung an dieſe
Jahre der Ochfenhaufer Herrſchaft lebt fort in der Überlieferung, das
das Klofter hier und aufwärts an der Weihung mehrere Fiſchteiche ge:
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 409
habt habe, wie ja allerdings auch die Teihanlage vielfach noch deutlich
ſichtbar if’). Ob au die Flurnamen „Pfaffenmähden“, „Mönds-
gräben“ auf die Ochfenhaufer Herrſchaft deuten, oder ob fie etwa, zu:
fammen mit dem Namen Bethlehem, der Sage, bie auch in der Dber-
amtsbeſchreibung erwähnt ift, daß bei Wain in ganz alter Zeit felbft ein
Klofter geftanden fein fol, eine Stüge leihen, das wird faum mehr aus-
zumachen fein.
Im Jahr 1570 verkaufte Abt und Konvent Ochfenhaufen, von
Geldverlegenheit gebrängt, unfer Wain um 65500 fl. an „Herrn Eufta:
chius Landfried“ in Ulm. Es war dies aber nur ein Scheinfauf: der
wirkliche Käufer war die Reichsſtadt felber, die ben katholiſchen Landfried,
den Schwiegerfohn des damaligen Bürgermeifters von Beſſerer nur vor-
geſchoben hatte, um die Bedingung, daß in Wain nicht reformiert wer:
den bürfe, zu umgehen; gleich im Jahr 1571 kaufte fie dem Landfrieb
die Herrſchaft Wain ab faſt um denſelben Kaufpreis, wie diefer fie er-
worben hatte. Sm dem rentamtlien Salbuch von 1598 findet fidh hier:
über folgender Eintrag: „Als man zählt nach Chrifti unferes lieben
Herrn und Seligmaders Geburt Ein Taufend Fünfhundert und Eins
und Siebenzig Jahr, haben die Edlen Vöften, Ehrenvöften, führfichtigen,
Ehrfame und weyſſe Kern Herrn ölterer Bürgermeifter und Rat der
heyligen Reichſtadt Ulm die Herrihaft dem Edlen Vöften Herrn Euftadio
von Landfried von und zum Neuen Haus (deß auch Edlen Vöſten für:
fihtigen und weyſſen Herrn Eitel Eberharten von Böfferers von und zu
Dalfingen, Herrn ölteren Geheimenrats und alten Bürgermeifters in Ulm
Herrn Tohtermann) — für und umb fünf und Sechzig Taufend und
fünf Hundert Gulden Münz abgefauft. Welche Herrſchaft vermeldeter Herr
Landfried im Jahr davor, den 27. April, dem würdigen geiftlien Herrn
Andrei, Abten und Prälaten des Gotteshaufes Ochienhaufen, abgefauft,
vormals einem Ehinger in Ulm, Herrn Hanfen Ehinger dem Langen zu:
gehörig geweſen, au die Grafen von Sonnenberg (jo zu Illertiſſen ge
ſeſſen) folde Herrihaft Wayn vor Ihme, dem Herrn Ehinger inne
gehabt und auch von einem Abt von Odhfenhaufen, Herrn Andreas ge:
nannt, erfauft gehabt.“
Ulmiſch blieb dann Wain, um das gleich zu fagen, bis es im Jahre
1773 an die Familie von Herman durch Kauf überging, alfo gerade
ungefähr zwei Jahrhunderte lang.
Die Reichsſtadt Ulm, wie aud vorher das Klofter Ochſenhauſen
und nachher die auswärts wohnenden Herren von Herman ließen bie
*) Nach der Anfiht mander Archäologen wären übrigens biefe Telhanlagen viel
älter und bie Überreſte uralter Befefligungen (Wafferfhangen) aus keltiſcher Zeit.
410 Berein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Herrſchaft verwalten dur fogenannte „Vögte“. Das waren gewaltige
Herren mit großer Machtbefugnis, insbefondere auch befugt, die Gerichts
barkeit über die Angehörigen der Herrichaft auszuüben. Der erfte evan:
gelifhe Vogt, Gabriel Neubörffer, hat in einem Calendarium, das im
Beſitz der Pfarrei if, mehrmals Einträge gemacht über Todesurteile,
die er auszuſprechen hatte, und ein altes Vogteiprotofoll aus den Jahren
1660—70 enthält gar eine wohl von der Hand des damaligen Bogts
ſelbſt ftammende, intereflante Federzeihnung, die Verurteilung und Hin:
richtung einer „malefizifhen Perſon“ — ich glaube einer Kindsmörderin
— bdarftellend. Eine Erinnerung an dieſe Bogteigerihtsbarfeit ift der
fog. „Galgenberg“, jetzt — von dem Rentamtmann Reinhardt, F 1860 —
NReinhardtsberg genannt, „ein ſunderbarer Plag, Raum und Ort zu der
Srekution und Juftifizierung der malefiziſchen Perſonen, alfo ein öffentlich
patibulum und Hodgeriht, auf dem ftainen Stod ftehend“ (Gutsherr:
ſchaftliches Salbuch).
Von ſeiner freundlicheren, mehr patriarchaliſchen Seite zeigt fich das
Vogtsamt, wenn wir aus jenem Calendarium ſowohl, als auch aus
den Taufbüchern erſehen, daß der Vogt, und wenn er verhindert war,
die Frau Vögtin, und wenn dieſe auch nicht konnte, die Vogtsmagd die
meiſten neugeborenen Kinder des Orts aus der Taufe heben mußte.
Wie der Ort Wain ſelber, fo haben auch bie dazugehörigen Höfe und ber
Beiler Auttagershofen ') — früher „Ottadershofen* von bem altdeutſchen Perfenennamen
Dttofar (Ostar) Odoaler — in alten Zeiten verfchledene Herren und vielfa andere
als Wain gehabt. Bon Auttagershofen berichtet bie Beihreibung bes Oberamts
Laupheim (S. 388): Rechte in Auttagershofen veräuberte Philipp Graf von Kirchberz
mit feiner Hälfte ber Graffhaft Kirchberg im Jahr 1498 am den Herzog Georg von
Bayern. Im Jahr 1686 verkaufte das Klofter Gutenzell an Ulm zwei Höfe ımt
Baldungen zu A. um 2900 fl.; biefes Kloſter hatte allhier im Jahr 1673 das jus
armorum ausüben wollen, war aber von Ulm, weil dieſem die Landeshoheit zugebärte,
zurüdzutreten veranlagt. Übrigens hat (nach einer im Kgl. Gtaatsardiv Stuttgari
liegenden Urkunde) ſchon 1334 das Kloſter Wiblingen für das Kloiter Odhienhauien
Güter zu „Otadershoven“ gefauft.
') Die Bezirks: und Ortsbeſchreibung des von dem Kgl. ſtatiſtiſchen Landesamt
herausgegebenen Werkes „Das Königreid Württemberg“ (Bb. III S. 719) identifigierr
Auttageröhofen mit dem Adelgiseshoven in pago Illergove (Abelgiühefen im Aler-
Hau), das nad) der „Geſchichte der Gründung bes Aloſters St. Georgen auf dem Schwatz
walbe* (Zeitichrift für die Geſchichte bes Oberrheins Bd. IX 1858) ein Mann Namene
Engelfalf dem Heinri von Baldeopeiım und diefer wiederum nad) bem Wunſch Engel
ſchalts dem Kofter St. Georgen 1090 ſchentte. Tod ſcheint mir die Adentifigierumg
ber beiden Namen „Auttagershofen“ und Adelgißhofen unzutrefiend. Wenigfens in
der oben erwähnten Urkunde von 1334 wird aud der Weiler unzweideutig „Dtadere:
hoven“ genannt.
Erhardt, Gelgichte der Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagerehofen. 411
Die Höfe Autenweiler und Mittelbuch waren bem oben ©. 408 erwähnten
Kaufbrief bes Grafen Werdenberg zufolge, wie bie eine Hälfte von Wain, im 14. Jahr-
Humbert im Befig des Rudolf von Stobingen und ber geb. Gutwil unb gingen von
diefem eben an jenen Grafen von Werbenberg:Alpel und 1364 durch Kauf an Johann
Ghinger von Mailand, Bürger in Um über. Fürbud, Oberfürbud und
Dürac hatte dem genannten Kaufbrief zufolge jener Graf von Werbenberg-Aped
von einem Heinrih dem Pfänder und feinem Bruber erfauft gehabt unb mit jenen
andern Gütern an Hans Ghinger verfauft. Mit Wain mögen diefe Höfe bie Wander
zung burd bie Hände ber verfdierenen oben S. 408. erwähnten Befiger von
Wain mitgemaht haben. Doc ſcheint darüber nichts Gewiſſes vorzuliegen.
Der Halbertshof(„Halbredtshofen“) gehörte im 14. Jahrhundert ben Grafen
von Kirchberg, wurde aber von einem Konrad von Kirchberg mit Ober» und Unters
balzheim. Sinningen und Oberfirhbirg 1856 an Friedrich und Heinrih von Freiberg
verfauit, die ihm 1872 wieder an Lug Kraft, Bürgermeifler zu Ulm, veräußerten.
Durch Heirat fam dann ber Halbertshof am bie Ehingerſche Familie, bie, wie wir
gefehen Haben, in ber zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Beſid ber Herrſchaft
Wain war, und flanb von ba ab wohl in demſeiben Bugehörigfeitverhäftnie, wie ber
Ort Bain.
Die intereſſanteſte Geſchite von unferen Höfen hat unftreitig Oberbud,
in alten Urfunden immer nur fhlechtweg „Buch“ genannt. Dieſes Bilbete mit Auten-
weiler, Mittelbuch und Unterbuch eine eigene Pfarrei, zu ber merfwürbigerweife Ortſen ⸗
haufen (ca. 2 Etunden davon entfernt) als dilial gehörte. Die Kirche Rand zu Ober:
buch, ohne Zweifel urfprünglih eine Walfahrtsfirhe, ber 3. B. 1337 nad einer im
Kgl. Staatsarchid liegenden Urkunde päpfliche Ablapbrieie ansgeftellt werben.
Schon in einer päpilligen Bulle vom 26. April 1173, worin Galirt IT. das
Klofter St. Blafien in feinen Schutz nimmt und beffen Rechte beftätigt, wird Bochen
(= Bud) ale Befit diefes Klofters erwähnt (Württ. Urfundenbud). Jedenfalls das
Patronatrecht über Buch hatte St. Blajien bis 1440 inne, in welchem Jahr es bas-
felbe dem Johann Befferer in Ulm überläßt, ber es dann 1446 an das Klofter Ochſen ⸗
Haufen überträgt‘). Auch der Gib bes Pfarrers war urfprünglich in Oberbuch; boch
wurde berfelbe, als Orfenhaufen ſich fehr vergrößert Hatte, „von wegen bes vielen Volks,
fo von Orfenhaufen pfärrig gewefen“, 1457 borthin verlegt mit der Beſtimmung, baß
wöchentlich und zu gewiſſen Zeiten zu Oberbuch Meffe gelefen und die „cura anima-
rum* auf ben 4 Höien von Orfenhaufen aus verfehen werben fol. Da bies natürlich
Schrierigfeiten machte, fo wurde, nachdem ſchon 1463 Ulrich Chinger bie Abtrennung
des Mittelbughhofe von Bud und beffen Zumeifung zu Wain durchgeſeht hatte®), im
Jahre 1521 zwifgen den Pfarrern von Orienhaufen und Wain ein Verirag abger
fchloffen und von bem Konvent Ochſenhauſen, ber bamals ja Herr von Wain war,
gutaebeißen, fewie von ben päpftlichen Stußl beflätigt, wonach „die Kirche zu Obere
buch und bie Höfe bes Weihungsthales in bie St. Micaelsfirhe zu Wain einverfeibt
und beffen Pfarrfinder heißen ſollen“, bod fo, daß dafür der Kleinzehnten und Heus
zehnten auf den 4 Höfen ber Pfarrei Wain zugehören und von Orfenhaufen noch jährlich
4 Biberacher Malter Halb Roggen Halb Hader frei nad; Wain geliefert werden follten,
während ben großen Zehnten von jenen Höien ſich die Pfarrei Orſenhauſen vorbehielt.
Die Kirche zu Oberbuch, die 1449 „zu Ehren der ruhmreichen Jungfrau Maria,
*) urtunde hierüber im Kgl. Staatsarchiv.
>) Auch hierüber liegt eine Urkunde im Kgl. Staatsarchiv.
412 Verein für Kunf und Altertum in Ulm unb Oberſchwaben.
des Ritters und Märtyrers St. Georg, ſowie aud bes Märtyrere Et. Bitws“ (Beit)
neugebaut oder doch reflauriert worben war?), flanb bis zum Jahr 1589, Im rent-
anıtfien Salbuch findet ſich über ben im genannten Jahr erfolgten Abbruch berfelben
folgende Notiz: „Weil night allein oftmals barein gebroden, viel daraus Nenommer
und fehr vermüftet, fondern auch große Abgötterei darin getrieben, Wallfahrten babin
gericht, St. Veit bafelbft aborieret, angebetet und angerufen, viel Übels barimmen ge:
Mftet, allerhand Mutwillen und Büberei darinnen getrieben (mie denn jährlich am St.
Veitstag Kirchweih alda gehalten, Krim aufgefhlagen und Wirtſchaft gehalten), hie-
durchen ein Ehrſamer Rat verurfacht worben, ſolches Kapellein ober Kirchlein zu be:
ſchließen. Weil es aber nit hat wollen helfen, fundern allegeit wieder geöffnet, bewegen
hernach gar vermauert, bie Rubera baraus genommen, zu Grbauung und Erweiterung
ber Pfarrlirh in Wain verbraucht und verwandt worben; bie Bermauerung aber auch
nit helfen wollen, fo hats ein Ehrjamer Rat gar abbrechen Laffen.”
Daß Unterbud urfprünglid zu ber Pfarre Oberbuch gebörte und erft durs
den genannten Vertrag zu Wain fam, if ſchon erwähnt. Sonft habe id über bir
älteren Geſchide biefes Hofes nichts finden können; bie Teilung besfelben in zwei Höic
iſt erſt vor etlichen Jahrzehnten erfolgt.
Erwãhnen will ih nod, daß die Höfe Dürach, Ober: und Unterfürbud bis ır
die fünfziger Jahre unferes Jahrhunderts hinein Abgaben an bie Stiftungepilege Die
tenbeim zu entrichten hatten, — ein Überbleibfel aus ber längft vergangenen Zeit, da
diefe Höfe kirchlich noch zu Dietenheim gehörten.
Der Neubauferhof, eine Parzelle ber bürgerlihen Gemeinde Dietenheim.
war früher Eigentum ber Freiherren von Vöhlin von Fridenhaufen, bie dort 1729
auch eine dem heil. Nikolaus geweihte Kapelle erbauten — das jegige Birändhaus dee
Hofes. Im kirchlicher Beziehung war er früher ber Gemeinde Unterbalzbeim zugeteilt
und wurde erſt vor einigen Jahrzehnten auf Wunſch der Befiper nad Wain ein
gepfartt.
Im gutsherrihaftliden Rentamt finden fih auf alten Flurkarten
Heine Abbildungen des Ortes Wain. Diefelben zeigen gegenüber ber
Jetztzeit natürlich eine geringere Anzahl von Häufern, die Kirhe mit dem:
Kirchhof fo ziemlih in der heutigen Geftalt, außerdem aber auch das
alte Amthaus und mas namentlich ins Auge fällt, eine andere Anlage der
Wege nad Dietenheim und Balzheim; der Balzheimer Weg geht gan;
oben im „oberen Dorf“, der Dietenheimer etwa am „Hirſch“ hinaus.
Mehr indefjen als diefe Bildchen geben uns in Betreff der alten Geftalt
des Ortes die Bücher und Aften in die Hand.
Wir beginnen billig mit der Kirche. Wann fie erbaut wurde,
ift unbefannt; doch feinen mehrere Anzeichen in der Bauart (Rund:
bögen) auf ein recht hohes Alter zu deuten. Geweiht ift fie dem heil
Michael, was gleihfals auf ein hohes Alter der Kirche weiſt. Die erſie
bauliche Veränderung, über welche ich in alten Akten (Stiftungsrechnung
eine Notiz gefunden habe, ift die Einfegung des Geftühle im Jahr 157°
— bie Jahreszahl, die wir heute noch an der fühweltlihen Wand (umter
) Die Urkunde über bie Einweihung biefer Kirche liegt im Kgl. Staateardu
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 413
der Drgelempore) eingefhnitten fehen. Die Zeit der Errichtung dieſes
Geſtühls ift bezeichnend: dasſelbe — es ift jedenfalls das gleiche, das
heute noch ſteht — mar naturgemäß nötig geworden durch die Ver—
wanblung ber Kirche in eine evangelifche Prebigtliche. Eine Ermei-
terung des Gotteshaufes fand dann ftatt im Jahre 1582, vermutlich weil
die Gemeinde nad Einführung der Reformation dur Zuzug aus der
umliegenden Latholifhen Gegend gewachſen war. Vogt Neubörffer macht
in feinem ſchon erwähnten Calendarium unter dem 10. Auguft 1582
folgenden Eintrag: „Den 10. Auguft 1582 hab ich Gabriel Neudörffer,
Ulmifcher Vogt der Herrihaft Wain, von meiner gnädigen Herren den
erften und Johann Dürr, Pfarrherr von des Heiligen wegen (= im
Namen des — —) den andern Stein an den neuen Anftoß an unferer
Kirchen allbier gelegt. Der Almächtige gebe fein gnädiges Gebeihen
dazu. Amen.“ Damals war es, daß „die Rudera aus ber Kirche zu
Oberbuch genommen und zu Erbauung und Ermeiterung der Pfarrkirch
zu Wain verbraugt und verwandt worden“ (vgl. ©. 412).
Von der zweiten bedeutenden Vergrößerung ber Kirche nach der
Einwanderung der Kärntner und Steiermärker wird fpäter die Rede fein.
Der Kirche zu Oberbuch Habe ih ſchon Erwähnung gethan unb will nur
noch bemerfen, daß im fogen. Tafelzimmer des Schloffes in Oberbalzheim ſich ein recht
intereffantes Bilb der Herrfhaft Balzheim umb z. T. auch der von Wain findet, das
in ber Zeit zwijgen 1571 und 1589 gemalt worben fein muß und das bas Ober:
bucher Kirchlein noch zeigt. Auf Oberbuch helßt heute noch ein Ader ber Rüppelesader
und nod) bis vor furzer Zeit iR man bort auf bem Platz bes ehemaligen Kirchhofs auf
Gebeine geitoßen.
Auh in Auttagershofen ftand eine Kapelle, bie aber gleichfalls ſchon
im 16. Jahrhundert abgebroden worben iſt.
Oberhalb bes jebigen Schloſſes gegen bie „Hülle“ zu befand fih das Amt:
Haus mit einem ganzen Gebäubefompler — urfprünglic; eine Burg. Vogt Neubörffer
ſchreibt barüber im Salbud 1598 : „Erftlich eines ehrfamen Rats wohlerbaute Burg
ober Amtshaus, jo vor Jahren und noch bei Mannsgebenken ein Schlagbruden und einen
Zaufgraben gehabt Hat, jepiger Zeit durch einen ehrfamen Rats-Vogt daſelbſten bewohnt
und zu einem Amtshaus gebraucht wird. Liegt zwiſchen Hanſen Braunens in ber
Hertengaffen unb Theiffen Bühlers, Baber zu Wain, Häufer, an ber Stölle (? Hülle?),
opt oben ber Garten an das Schügenhaus und unten auf bie Stölle. Hat ein wohls
erbauten Stabel mit notwendigen Stallungen, Wagenhaus und Zehntgftabel famt einem
Bad und Badkuchen. tem einen geraumen Hof» und Vörkaſten, besgleihen einen
umgiltigen wohlbefesten Garten, Fiſchgruben oder Roßwette und darunter Tiegenbes
Krautgärtlein.”
„Item — fo heißt e8 ebenfalls in jenem Salbuch — das Shüßen
haus zu Bain hat ein ehrfamer Nat anno 84 uff feinen Koften ben
gemeinen Schügen zu gut uff ihr unterthäniges bittlihes Anhalten von
neuem günftig erbauen laffen, Sie aber, die Schügen, follen und müffen
Württ. Bierteljahrsp. f. Landesgefh. R.F. ZIT. 27
414 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
es förderhin uff ihren eigenen Koften baumefentlih unterhalten. Das
Schügenhaus Liegt oberhalb des Amtsgartens an ber Straßen in der Hülle.“
Das erfte Schulhaus ſcheint erft im 17. Jahrhundert gebaut
worden zu fein. Davon fpäter.
Eine alte Notiz über die „fieben Stuben“ darf ich wohl hier
glei anreihen. Das Haus war früher der „Aderftall“, d. h. ein der
Gemeinde gehöriger Stall für die Schweine, die in das Hderid getrieben
wurden. „Früher der Äderftall und da er baufälig war, im Jahr 1621
mit 7 unterfchieblich Gemädjlein eingerichtet, Daß er bewohnt werden möge.“
Der dortige Teil des Ortes hieß fchon damals Schweinhauſen.
Der ganze weſtlich von der Weihung gelegene Teil des Ortes, Beth:
lehem genannt, ift gleichfalls ſchon ſehr alt und Feineswegs erft, wie
man da und dort Fieft, durch die Einwanderung der Kärntner entftanden.
Wie derfelbe zu diefem Namen gekommen ift, ift ein Rätſel. Die be
friebigendfte Löfung würde fih immerhin ergeben, wenn man die oben
erwähnte Überlieferung, daß in den „Möndsgräben“ ein Klofter geftanden
fei, als ſicher begründet erweiſen Fönnte.
Um endlich eines auch heute noch fehr wichtigen Gebäudes im Ort,
bes Wirtshaufes, Erwähnung zu thun, will id mitteilen, daß ich ſchon
in Kirchenbuchseinträgen von recht alter Zeit ein Wirtshaus „zur Scheere*
genannt finde, — wie ich erfahren habe, die fpätere Sonne (jet Sonnen:
bauers Haus), früher — daher der Name des Schilbes — die Herberge
der ehrfamen Schneiderzunft.
In den oben (S. 407) erwähnten Liber taxationis von 1353 finde
fi) über Wain die intereffante Notiz: „es find dort 40 Wohnhäufer“
(domicilia). Diefe Zahl wird wohl bis zur Reformierung Wains jo
ziemlich die gleiche geblieben fein; von dort an hat aber die Bevölkerung
und damit natürlih auch die Häuferzahl ohne Zweifel zugenommen bis
zur Verödung dur den 30jährigen Krieg.
Die Einwohnerzahl des Ortes mag den angeftellten Berechnungen
zufolge gegen das Ende unferer Periode, d. h. in den legten Jahrzehnten
des 16. Jahrhunderts, 5—600 Seelen betragen haben.
Im Jahr 1571 war Wain, wie wir gehört haben, durh Kauf an
die Reichsſtadt Um gefommen. Zwei Jahre darauf, im Jahr 1573,
führte die ſchon 40 Jahre vorher evangelifch gewordene Reichsſtadt in
dem neuerworbenen Gebiet Die Reformation ein.
Der erfte evangelifhe Pfarrer, Johann Dürr, hat fiber
feine Amtsführung und damit auch über die Einführung der Reformation
intereffante Aufzeihnungen gemacht, die — allerdings nur in einer von
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 415
Pfarrer Dito (1703—1743) herrühtenden Abſchrift — noch vorhanden
find, und in denen es zu Anfang heißt: „Die Herrſchaft Wain hat ein
Ehrjamer Rat in Ulm vor 25 Jahren ’) dem Abt und Konvent zu Ochfen-
haufen abgefauft, eine Zeit lang den Meßpfaffen behalten); nachdem fie
aber alles renoviert und in ihr Gewalt gebracht, haben fie am Tage
corporis Christi ($ronleihnam) dem Pfaffen die Kirch laſſen befchließen,
ihn abgefchafft, mich dagegen, Johann Dürr von Göttingen abfordern
laſſen und dahin berufen, ber ih anno 1573 den 24. Tag Maji durch
den Ehrwürdigen und Hochgelehrten Herr Doctorem der Heiligen Schrift
Georgium Signerum, der Gemein dafelbft mit einer Predigt, Gebet und
Sandauflegung präfentiert und beflätigt worden bin.” (Ein ähnlicher
Eintrag desfelben Inhalts findet fi in dem erften von Pfarrer Dürr
‚angelegten Kirchenbuch.)
In Ochſenhauſen hatte man wohl gewußt, daß das evangeliſche Ulm,
Sobald es Herr von Wain geworden wäre, aud) die Reformation dort ein-
führen würde und darum wollte man ben Ort nicht an die Reichsſtadt
verkaufen. Diefe aber job, wie wir ſchon gehört, ala Scheinkäufer jenen
Landfried vor, der katholiſch war und der aud in den Kaufvertrag bie
Klauſel aufnehmen ließ, daß Wain nicht reformiert werden dürfe; als
Wain wirklich Ulmifch geworden war, erflärte dann der Ulmer Rat, daß
er an jene Klaufel nicht gebunden fei und führte, nad) damaligem Brauch
kurzen Prozeß machend, in Wain die Reformation ein.
Als infolge der Siege der kaiſerlichen Waffen im 30jährigen Krieg
die katholiſche Partei in Deutſchland wieder das Übergewicht erhalten
und der Raifer Ferdinand II. im März 1629 das ſogen. Reftitutionsebikt
erlaffen hatte, wonach „alle feit dem Paflauer Vertrag (1552) von den
Proteftanten eingezogenen Stifter und Kirdengüter den Katholiken zurüd:
gegeben werden” follten, hielt, um das gleich bier zu jagen, der Biſchof
von Konftanz und das Klofter Ochienhaufen die Zeit für gefommen, um
den Verkauf Wains rüdgängig zu machen. Sie führten bei dem Kailer
Klage über das Vorgehen der Reichsſtadt, namentlich über die Nichtbeach-
tung der in den Landfriedſchen Kaufvertrag aufgenommenen Klaufel,
%) Die Aufzeichnungen hat Pfarrer Dürr für feinen Nachfolger, alfo erſt gegen
den Schluß feiner Amtsthätigkeit — er ſchied 1599 aus dem Amt und ftarb 1608 in
Um — gemacht. Sie find veröffentlicht in Keibels Blättern für Württembergifche
Kirchengeſchichte 1897 &. 118.
2) Der legte katholiſche Pfarrer hieß Hans Zehnbrot. Derſelbe ſcheint nad feiner
Entſetzung aus ber Wainer Stelle einen Unterſchlupf In Dietenheim gefunden zu haben;
wenigitens ift einige Jahre nachher in den Konftanzer Viſitationsakten ein Hans Zems
brot ald coadjutor des Pfarrers von Dietenheim genannt.
Kr _
46 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
daß Wain nicht reformiert werden dürfe, wobei fi) Die Kläger insbeſondere
auch darauf beriefen, daß ſchon im Jahre 1569 die Stabt Ulm „burd
liſtige praftifürlihe Unterhandlung Konrad Reußens zu Oberhaufen ma-
lae recordationis foldes Gut an fi zu kaufen begehrt und inftändig
mit Abt Andreafen felig hiervon traftieren laſſen, wozu aber der Konſens
von dem Kardinal von Ems Mare Sittich, Bifhof von Konſtanz, wegen
Gefahr der Religionsveränderung verweigert worden ſei“. Der Kailer
fegte dann eine Kommilfion zur Unterſuchung der Sache ein und diejelbe
ſcheint auch längere Zeit im Rathaus zu Biberach getagt zu haben. Wie
das Klofter Ochſenhauſen auf jene Rommiffion einzumirfen fuchte, davon
zeugt 5. B. ein Schreiben des Abts an das Kommilfionsmitglied Grar
von Rechberg, „daß man für gehabte Mühe und labores fi freundlich
bedanke und bies ſchlecht Trinkgeſchirrle zum Andenken überſende“; dem⸗
felben Graf von Rechberg wurde im Jahr darauf „wegen feiner Bemüb:
ungen ein anfehnlich Pferd verehrt”. Einem Konrad Auffeß, Adelbergi:
ſchem Rat zu Wien, verfprah ber Abt ein Faß Nedarwein zu Tenden,
„um daß er ſich die Sache meliore modo angelegen fein laſſe“. Es ik
übrigens zu vermuten, daß nad) bamaligem Brauch auch die Reichsſtadt
es an derartigen zarten Winken für die Herren jener Kommiffion nicht
bat fehlen laſſen.
Erreicht hat, wie wir wiffen, Ochſenhauſen mit feinem Proze nichts;
die Klage mag infolge der Wendung, bie die Geſchicke Deutſchlands mit
dem Eingreifen Guftav Adolfs nahmen und durch die weiteren Wirren
des Kriegs, der ja. von jenem Reftitutiongebift an noch 18 Jahre lang
währte, zum Schweigen gebracht worden fein; kurz, Wain blieb evangelifd.
Doch zurüd zu dem Pfarrer Dürr, ber, wie wir gehört, als
erfter evangelifher Pfarrer nah Wain gefhidt wurde und dem ed fomit
oblag, das neue evangelifhe Kirchenwefen in dem Ulmiſch gemordenen
Dorf durchzuführen!
Mit weldem Ernft und Eifer er diefer Aufgabe fi unterzog und
gerecht wurde, was für ein frommer, treuer Mann überhaupt dieſer erfte
evangelifhe Pfarrer Wains geweſen ift, das erhellt faft aus jeder Zeile
feiner oben erwähnten Aufzeichnungen. Doc fordert es die Gerechtigfeit,
daß ich hier auch gleich feines eifrigen und zugleich ſehr einflußreichen
Mitarbeiters gedenke, nämlich des erften evangelifhen Vogts von
Bain, des einer Nürnberger Patrizierfamilie entftammten Gabriel
Neudörffer, der im Jahre 1579, alſo 6 Jahre fpäter, als Dürr
fein Amt in der Gemeinde angetreten hatte. Pfarrer Dürr felber
hat dieſem treuen Förderer feiner Arbeit eben in den Mitteilungen ax
feinen Nachfolger ein Ehrendenkmal gefegt. Der legte Abſchnitt derfelben
Erhardt, Gefhichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 447
Handelt „von bem damaligen Herrn Vogt“ und lautet: Der Ehrenvöfte
und fürnehme Herr Gabriel Neubörffer, Vogt diefer Herrſchaft in die
18 Jahr, treulih verwaltet, mir Pfarrheren fonderlih in allen guten
nüglien Kirchengeſchäften ritterlich und chriftenlich beigeftanden, hat mit
feinem Erempel und weyslicher Straf viel Gutes geſchaffet. Denn eine
hochwichtige Urſach fein müſſen, welde ihn an Hörung göttlichen Worts
und von ber Niekung des h. Abenbmahls, wie auch von ber Tauf hat
Tönnen abhalten. Er hat das Minifterium (f. v. a. das geiftlihe Amt)
in hohen Ehren, fommt mir mit Ehrerbietung jederzeit zuvor, hat mich und
meine Haushaltung (f. v. a. Familie) von wegen des göttlichen Amts
ſehr lieb. Derhalben ich ihn wieder lieb gehabt, fein und feiner Haus:
Haltung in meinem Kirdjengebet niemals vergeffen. Mein successor
laſſe ihn feiner Gottfeligkeit und treuen Beiftandes, jo er mir in Kirchen⸗
-gefhäften erwiefen hat, auch genießen und umb bes hriftliden Worts
willen fei er mit ihm zufrieden.” Und mit diefem Chrenzeugnis ſtimmt
ſchön zufammen der Eintrag, den Vogt Neubörffer in feinem ſchon mehr:
mals erwähnten Calendarium in lateiniſcher Sprache — wohl bamit’s
nit jedermann follte lefen Zönnen — gemacht hat und der in deutfcher
Überjegung aljo lautet: „Anno 1583 den 18. Januar haben wir, id) und
Herr Johann Dürr, Pfarrherr dieſer Gemeinde (Herrihaft), unfere
Herzensmeinungen einander geoffenbart und gegenfeitig verglichen und
unter dem Anmwehen des göttlichen Geiftes durch Handſchlag uns feft ge
Tobt, immer in Eintracht und Frieden zufammenzuftehen, unter Zurüd-
weifung aller Ohrenbläſer allezeit offen und frei mit einander zu reden,
auch brüderli einander zu ſtrafen ).“
Es ift ein herzerhebendes Bild — dieje beiden Männer auf dem Grund
des Glaubens zu echtem Freundfchaftsbund vereint, an der Spige der Ge-
meinbe ftehend, für dns Wohl der Gemeinde dem Herrn zur Ehre wirkend.
Eine Gedenktafel für den 1601 verftorbenen Vogt Neudörffer be-
findet fi in der Kirche über den Gemeinderatsftühlen im Chor. Rechts
und links von dem funftvoll gemalten, von reihen Ornamenten umrahmten
Neudörfferfchen Wappen ftehen die Sprüde: In manibus Dei sortes
meae unb: Si Deus pro nobis, quis contra nos? — Übrigens ift auch
Pfarrer Dürrs Andenken in der Kirche durch eine Grinnerungstafel be
wahrt; es ift das die Kreuzigung Jeſu darftellende Bild über dem Auf-
gang zur Kanzel mit der Unterfehrift: „Johann Jakob Dürr, Vogt zu
) Anno 1583 die 18. Januarli detectis collatisque nostris sententiis ego
‚et Dominus Joh. Dürr, pastor hujus ditionie, divino afflante spiritu stipulataque
manu concordiam pacemgue firmam invicem rejiciendis susurronibus liberam
apfnolav loquendi fraternegue corripiendi strenue promisimus.
418 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Balzheim, läßt diefe Tafel zum Angedenken feines lieben Ahnherrn felig,
Johann Dürr, welder der erfte cvangelifhe Pfarrer etlih Jahr allhie
in biefer Kirche gewefen, baher malen. 1659.”
Und nun einiges über die Amtsführung des Pfarrer
Dürr, fpeziell über die Art, wie er dem Evangelium Bahn macht.
Über Lehre und Predigt ſchreibt er: „Die bibliſchen Schriften,
welches fein die Bücher Alten und Neuen Teftaments hab ich zu Beftäti-
gung unferer Religion und Verwerfung Gegenparts Irrtum allein ge
braudt, alle meine Erklärung und Auslegungen der Bibel gerichtet nad
dem Verſtand unferer Konkordien (Befenntnisfcriften). Der unauferbau:
lihen Schmähung des Gegenteils (db. i. der Gegenpartei, nämlich der
Tatholifchen Kirche, wie folde Schmähung damals auf beiden Seiten im
Schwange ging) hab ih mich gänzlich enthalten.“
„Hab alle Sonn: und Feiertagspredigten mit Berlefung dreier Haupt:
Rüd aus dem Katechismo angefangen.”
Um 12 Uhr des Sonntage war Katechismusunterricht mit der
Jugend, am Donnerstag Bettag mit einer Predigt über die jonntäglichen
Epifteln, am Samstag abend Vefpergottesbienft mit Verlefung bes Pfalters,
Gebet und Gefang.
Pfarrer Dürr ſchreibt dann weiter, wie er es mit Taufe und
Abendmahl gehalten. Letzteres betreffend will id) nur folgendes aus
feinen Mitteilungen anführen: „Acht Tag vorher hab ich fie zur Kom
munion vermahnt, am Samstag zuvor in einer Predigt Bericht gegeben
zu würdiger Nießung, hab alle privatim verhört und abjolvier. Tod
fein mandmal zwei Ehgemächt mit einander abgefertigt worden.“ Und:
„Habe Papiften, fremde eingemwanderte Leute, fo fi zu unferer Religion
begeben, auf vor eingenommenen Bericht nie ausgeſchloſſen.“
Von Hochzeiten ſchreibt Pfarrer Dürr: „Hab fein Ehevoll
dürfen einfegnen, fie ſeien denn zuvor eraminiert und verhört worden;
dann da fie mit den Stüden des Catechismi nicht gefeftet, oder dieſelben
zum wenigſten nicht verteidigen können, hab ich ihnen feine Ehe geben
dürfen. — Sein fie ehrlich zur Kirchen gegangen, fo hat man fie am
Aftermontag (= Dienstag) hernachen mit einer Hochzeitpredigt eingefegnet.
So fie ſich aber vergangen gehabt, hat man fie am Mittwoch eingefegnet,
ſeyn ihnen feine Gäft oder hochzeitlihe Freuden geftattet worden; haben
aud des gewöhnlichen Brautftuhls fi enthalten müſſen.“
Über das Kirhengebet fagt Pfarrer Dürr u. a.: „Wann un:
fruchtbar Regenwetter oder ſonſt forglihe Witterung mit Donner oder
Blitzen oder Hagelfteinen vorhanden geweſen, haben wir eifrige gemeine
und heimiſche Gebet gehalten; aud für kranke Leut zu beten nicht unter
Erhardt, Geſchichte der Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttageröhofen. 449
laſſen. Gott hat es nicht allein erhört, ſondern nad) feinem Willen bald
und gewiß gewährt. Haben Wunder damit gewirkt und bald an einem
Predigttag Gott Dank dafür geſagt.“ Der Schluß-Segen lautete: „Der
Herr jegne euch und behüte euch. Der Herr erleucht fein Angeficht über
euch und fei euch gnädig. Der Herr erhebe fein Angefiht über euch und
gebe euch den Frieden! Arme Leut laflet euch mit Almoſen reichlich und
treulich befohlen fein! Vergeſſet auch nicht der Kranken, Angefochtenen,
Gefangenen, ſchwangeren Weiber, Witwen und Waifen, für fie zu bitten.
Wie ich für euch bitte, alſo betet für mich aud. Ziehet hin im Frieden
des Herrn!”
Auch um den Gemeindegejang muß Pfarrer Dürr fi ernſtlich
gemüht haben; es ift eine ganz ftattlihe Reihe von Liedern, die er als
gangbare Gemeindelieder aufführt, übrigens meift andere, als fie bei uns
jegt gefungen werben.
Mit befonderem Eifer wurde in der jungen evangelifhen Kirche
nad) Luthers Rat und Mahnung auf die Errihtung von Schulen ge:
drungen. Auch in biefem Stüd hat es Pfarrer Dürr nicht fehlen laſſen,
vielmehr felber den Schulmeifter gemacht. Er ſchreibt: „1) Hab zu Wain
(wann Kinder fein gefickt worden) Sommer und Winter Schul gehalten,
fie mit dem Katechismo bericht, Pfalmen lehren fingen und mit Schreiben
und Leſen unterwiefen. 2) Und weil ich geſpürt hab, daß fie's befto
weniger zur Schule ſchicken, weil fie das Duartalgeld nicht vermögen,
auch Dinten, Federn und Papier nit bezahlen können, hab ic umfonft
Schul zu halten ausgerufen, geſchriebene Täfelein, Büchlein, Papier und
Dinten umfonft armer Leute Kindern gegeben, dadurch ich oftmals über
die 4U ja über 60 Knaben und Töchterlein befommen. 3) Doch hat ein
ehrfamer Rat mic) ganz väterlid begabt und mir für armer Leute Kin-
der jährlich 40 Kr. zu geben verorbnet.”
Wie nötig übrigens der Unterricht für Alte und Junge war, geht
aus folgenden Stellen der Aufzeichnungen Dürrs hervor: „Das Wainiſch
Vaterunfer, fo ich allhie gefunden und ſchwerlich aus den Leuten hab
bringen fönnen:
Gott Vatter unfer bift in deinem Himmel
Heilig werd iſt bein Nahm.
Kommen wir zu dir in bein Reich.
Dein Will der werd Himmel und Erd.
Dein täglich Brot gieb uns Heut.
Gieb uns unfer Schuld, wir geben unjer Schuld.
Laß uns nicht eingeführt werden in fein üble Verſuchnis.
Sondern erlös uns von allem Übel und Herzleib.
Amen in Gottes Namen,
FUN
420 Berein für Kunf und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
2) Die Artikel des Glaubens fein alſo zermartert und geflimpelt
worden, daß mich verbreußt zu fehreiben.
3) Das Ave Maria ift ihnen zum beften abgangen.
4) Die erwachſene Perfonen haben die 10 Gebot furz (mie fie
im Bapfttum gebräuchlich) ſprechen können. Vom Tauffaframent und
Himmelreichsſchlüſſeln haben fie nichts gewußt.”
Für die Armen wurden an allen Fefttagen und bei den Hod-
zeitfeiern die Opferbeden aufgeftellt, au fonft ſtand ber Dpferſtod
bereit, Almoſen für diefelben aufzunehmen. Das Geld wurde dem Bogt
übergeben, der „alles treulih armen bürftigen Witwen und Wailen
brüberlich mitgeteilt hat und derowegen alle Jahr in unferer Gegenwart
richtige Rechnung gethan“. Diefe Armenkaftenrehnungen des Bogts
liegen nod vor unter dem Titel „Rayttungen des Almofenfaftens und
Kirhenftods zu Wain“!).
Bei diefer Gelegenheit will ih erwähnen, daß „ber Heilige“
d. i. die Heiligen- oder Kirchenpflege von Wain damaliger Zeit ſchon
ein Vermögen im Betrag von 5—600 fl. befaß. Zu den Zinfen aus
diefem Kapital fommen als jährliche Einnahmen allerlei Gilten und Ab-
gaben. Regelmäßige Ausgabepoften finden fi für „Oblaten oder Herr
göttlin, für Lichter in die Laterne (?), für Wein zum 5. Abendmahl, für
Schmeer zu den Gloden, für Baumöl zu der Stund“ (f.v. a. Uhr) va
Man hatte zwei Heiligenpfleger,; die Rechnung wurde aber von dem
Pfarrer geftellt und von dem Vogt, fpäter von befonderen Herrſchafta—
pflegern, Patrigiern aus Ulm, geprüft und ratifiziert. Bemerkenswert ik,
wie die Heiligenpfleger bei allen möglichen Gelegenheiten, jogar wenn fie
Armengelver austeilen, dem Heiligen einen Poſten für „Zehrung“ an
reinen, wie überhaupt die „Zehrungen“ auf Koften bes Heiligen, bie
alle möglichen Leute, aud der Herr Vogt zumeilen — bei diefem und
anderen biftinguierten Perfonen heißt es fpäterhin , Douceur“ — erhalten,
ein große Rolle gefpielt zu haben feinen. Eine eigentümliche Sitte, die
fi fehr Lange erhalten hat, war das fog. Heiligenmahl am Tag der
Rechnungsabhör. Da heißt es z. B. in einer Rechnung: „Dieweil fe
Jahren gebräuchlich geweien, daß Herr Vogt, Pfarrer, den Pflegen,
dem Mesner mit dem Büttel, auch deren Weibern von wegen gehabter
Mühe eine Mahlzeit zugericht ift worden, haben wir für jede Perfor
5 Bagen (= 57 Pf. nad) jegigem Geld) bezahlt.“ Einmal wurde, weil
diefe Mahlzeiten fi zu Iururiös geftaltet hatten, durch einen Erlaß des
Ulmer Magifttats der von dem Heiligen zu leiftende Beitrag herabgefegt.
9 Mu in den Stiftungsrechnungen finden fich Häufig Poſten, wie „Armee
Leuten umb Gotteswillen“ u. ähnl.
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 421
In Bezug auf den fittlihen und religiöfen Stand ftellt
Pfarrer Dürr feiner Gemeinde am Ende feiner Wirkſamkeit, alſo etwa
25 Jahre nah Einführung der Reformation, ein gutes Zeugnis aus,
was wir freilich nicht fo nehmen dürfen, als ob er alles Gute, was er
feinen Wainern nachſagt, auf Rechnung ber neuen Lehre jegen wollte.
Er ſchreibt: 1) In diefer Gemein wird gottlob Fein Pfarrer nad) mir
einen Schwärmergeift finden. Dann weder Calviner, Zwinglianer, Wie
dertäufer oder Schwenkfelder allhie nie eingeniftet Haben. 2) So hat es
ein ſolch Volk allhie, das gar gern zur Kirch in die Predig geht, befon-
ders am Sonntag zweimal fommt. Auf den Donnerstag gemeiniglich
ſchickt man eine Perfon aus jedem Haus. Das hat mein günftiger Vogt
durch ein Gebot zumegen bradt. 3) Weber mein Kerr Vogt noch ich
haben vermöcht, daß fie ihre Kinder nicht unter das Papſttum verheiraten
jollen, deshalb von ihm in ber Heiratsabrede geftraft. Won mir iſts
ihnen in der Beicht verwiefen worden; haben ihre nichtige Ausrede, doch
ſich zur Beſſerung erboten. A) Bor 18 Yahr (als ich papiftiihe Vögt
gehabt) haben fie ihre Kinder in päpſtiſche Fleden in Dienfte verbingt.
Da fie an folhen Orten zu des Papftes Sakrament gezwungen, mir alfo
find abmwendig gemacht worden; aber itzt (bem Herrn jei Dank) dur
mein eifrigen gottfördhtigen Herrn Vogt abgewendet worben und verbingt
fi alſo iegmals fein wainiſcher Hinterfäß fein Kind in unferes Wider-
parts Dienften, man wolle denn ſolchen Ehehalten ihre Religion freilaffen
und allhie das Nachtmahl Chrifti nießen laſſen. 5) So regiert allhie
fein Saufteufel. 6) Die Gottesläfterung ift durch unferes Herrn Vogts
Straf alfo abgejhafft worden, daß man feinen Flucher oder Gottes:
fäfterer mehr hören kann. 7) So weiß ich auch nichts zu jagen von
Ehebruch und Gurerei:Laftern. 8) Feindichaft, Zank und Hader halten
viel vom Abendmahl ab; aber alsbald unfer Herr Vogt folde Leut er-
fährt, läßt ers fobern, verweift es ihnen hoch, vermahnt fie zur Verföhn-
ung mit Anhalten, daß fie bald nachlaſſen und ſich der Gemeinſchaft bes
Leibs und Bluts Chrifti teilhaftig maden. 9) Die Weiber allhie find
gottesförhtig, gehen oft in die Kirchen, die Wittfrauen find ftil und zum
Gebet andädtig. 10) Die ledige Gefellen, Töchter und Kinder find nicht
beffer, denn fie von Vater und Mutter Erempel der Zucht fehen.
Eine für das äußere Leben der Gemeinde bebeutfame Folge der
Einführung der Reformation war, daß Wain eine Art Zuflugtsort
wurde für evangelifch gefinnte Leute aus der Umgegend. So kam, wie
aus den Kirchenbüchern erhellt, Zuzug aus Bellenberg (jet bayrifch),
Regglisweiler, von Schafhaufen, Schwendi, Achftetten, Walpertshofen,
Schärebürg, Weihungszell u. a. Beſonders bemerkenswert ift folgender
422 Verein für Kunf und Altertum in Um und Oberfhwaben.
Eintrag im Eheregifter: „Den 21. Juni 1590 find öffentlid in unfer
Kirchen eingefegnet worben der würdig und gelehrt Johannes Traut-
mann, gewefener Priefter zu Dorndorf, Kirchbergſcher Herrichaft, welcher
war ein eheliher Sohn des ehrbaren Johann Trautmann und Walburga
Bärtin, beider feligen von Dttadershofen, und Maria Müllerin, Georg
Müllers und Anna Buhmüllerin Tochter von Steinberg.“ Der geweime
Priefter Trautmann bewirtichaftete hier ein Gut als Bauer, und wir
begegnen ihm im Taufregifter öfters wieder.
Andere freilid, wenn auch weniger an Zahl, mögen auch um des
Glaubens willen hinausgezogen fein.
Hier möge auch eines bedeutenden Mannes, den Wain mit Wabr-
ſcheinlichkeit als den feinigen nennen darf, Erwähnung geſchehen, des
Gervafius Wain, ber, aus dem Namen nach Analogien zu fchlieben,
in Wain geboren, jedoch in Memmingen herangewachſen, ſpäter Rat und
Gefandter des Königs von Frankreich geworben ift. Als folcher nahm
er an verſchiedenen Religionsverhandlungen während der Reformatior,
u. a. aud in feiner Heimatftabt Memmingen, teil und wirkte dabei, ob
wohl als ausgeſprochener Vertreter der katholiſchen Kirche, doch in milden,
verföhnlihem Sinne).
Wenn man noch fragt, inwieweit neben ber großen religiöfen Be—
wegung bes fechzehnten Jahrhunderts die allgemeine Welt: und Zeitgefchichte
jener Periode in das Leben ber hiefigen Gemeinde hereingreift, fo fann
id auf Grund meiner Duellen nur auf zwei Punkte hinweiſen. Der
erſte betrifft „ven Türfen“, ber ja bekanntermaßen in damaliger Zeit
eine Geißel des Kriftlihen Europas war. Im erften Kirhenbud finde
fi von der Hand des Pfarrers Dürr folgende Notiz: Weil anno 94
der Türk fo peinlich getobet und wider die Chriften viel Sieg erlanget,
aljo hab ih mit Rat und Hilf unferes Vogts verfündiget und die Leut
ermahnt, mit Ernft fih zum Gebet (zu) befleißen; hab al Samstag
einen Pfalmen aus dem Pfalterio Davidis gelefen, mit einer Summa
erklärt und ein Gebet wider den Erbfeind gehalten. Zum Anfang
gefungen: „Gieb Fried zu unfer Zeit”, nah dem Beihlug „Erhalt uns
Herr bei deinem Wort“ und „Chriſt, der du bift Tag und Licht”. —
Das Lied „O Menſch, bemein dein Sünde groß" nennt Dürr an anderer
Stelle „das Türkenlieb“.
Neben der Türkennot war's noch eine andere Geißel, mit ber de
Volker gefehlagen wurden, — die Peſt. Aud in Wain hauſte gegen
das Ende des fechzehnten Jahrhunderts, wie wohl auch fhon früher und
2) Bgl. über dieſen Gervaſius Wain den Artifel von Voffert in den Blauer
für württ, Kirchengeſch. Jahrg. 189.
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 423
päter wieber, dieſer Würgengel. Es findet fi gleichfalls im erſten
Kirchenbuch ein „Verzeichnis der Perfonen, fo anno 93 und 94 an Belt
zu Wayn geftorben”. Dana) wurden in der Zeit vom 14. Oftober
bis 8. März 30 Perfonen von der fchredlichen Krankheit hinweggerafft.
Es mag andermwärts no ſchlimmer gemefen fein; doch ift dreißig eine
fehr bebeutende Zahl, wenn man bedenkt, daß die Seelenzahl ber Ge:
meinde damals nur etwa halb fo groß war als jekt, und daß biefe Zahl
fi auf nur 5 Monate verteilte; nad) der jegigen Seelenzahl würde dem
eine Sterblickeitsziffer von über 60 Todesfällen auf ein halbes Jahr
entiprechen.
Im Jahre 1599 wurde Pfarrer Dürr nach 26jähriger Arbeit an
der Wainer Gemeinde zur Ruhe gefegt; mit zitternder Hand, die auf
Krankheit oder hohes Alter deutet, hat er feine legten Einträge in bie
Kirchenbücher gemacht.
Mit dem folgenden Jahr beginnt „das Jahrhundert des großen
Kriegs”, des furchtbaren breißigjährigen Kriegs, der, wie in ganz Deutſch⸗
Iand, jo auch in unferer Gegend und in unferem Ort, feine entjeglichen
Berheerungen anrichtete.
II. Bon 1600 bis zur Neuzeit.
Pfarrer Dürrs Nachfolger im Amt war ein Pfarrer Heingeler,
vorher Helfer zu Geislingen, das damaliger Zeit auch zum Ulmiſchen
Gebiet gehörte, am St. Thomastag anno 1599 „präfentiert durch den
ehrwürbigen und gelehrten Herrn Balthafarum Kernerum, Prediger im
Münfter zu Ulm“.
An die Stelle des Vogts Neubörffer, der 2 Jahre nad) Dürrs Ab:
gang, nämlich 1601 (f. ©. 417), geftorben war, trat ein Vogt Hans
Bayer, der fo ziemlich gleichzeitig mit dem Pfarrer Heingeler feines
Amtes bier waltete. Bejonderes ift aus der Zeit der Wirkſamkeit dieſer
beiden Männer nur das zu berichten, daß es auch in mancher Beziehung
eine Angftzeit geweſen zu fein ſcheint; mwenigftens ſchreibt Pfarrer Heintzeler
anno 1611 ins Kommunifantenbug: „Uff den 20. Sonntag Trini:
tatis haben fommuniziert viele alte und junge Perfonen umb der ſchweren
gefährlichen Läufften willens der beforgten Sterbfeuche.” Zu jener Zeit
lag auf Deutſchland ſchon die Schwüle, wie fie dem Sturm voranzugehen
pflegt; ſchon wurde da und bort ein Wetterleuchten bemerkbar, das auf
das nahende Gewitter deutete, ſchon ftanden fi die 1608 geftiftete
„Svangelifhe Union“ und die im folgenden Jahr gegründete jog. „Ra:
tholiſche Liga” gefpannt gegenüber.
2973 Berein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberihwaben.
Pfarrer Heingeler ftarb fehnell vor Weihnachten 1612. Auch fein
Andenken ift in ber Kirche bewahrt durch eine Tafel, nämlich” das jest
neben dem ſüdlichen Portal befindliche Bild, welches die Dpferung Iſaaks
darftelt und die Unterfehrift trägt: „Zum freundlien Angedenfen M.
Johann Heingelers, geweſenen Pfarrers zu Wain jelig, welcher ann»
1612 alda in Gott verfhieden, hat fein Enke Johann Widmann von
Ulm diefe Tafel in die Kirch malen laſſen anno 1659 den 30. Martü.
Heingelers Nachfolger war ein Pfarrer Johann Müller, der
jedoch ſchon nach einem Jahr Frankheitshalber fein Amt wieder verlafien
mußte‘). 1614 folgte auf ifn M. Johann Sutor, ein Biberadyer.
In bemfelben Jahr erhält Wain aud einen neuen Vogt, der wieder fañ
gleichzeitig mit dem Pfarrer Sutor an der Gemeinde ftand. Es war
dies wieder ein Gabriel Neudörffer, der Sohn des früher genannten
erften evangelifchen Vogts gleihen Namens.
Unter Pfarrer Sutor im Jahr 1617 wurde das hundertjähriae
Zubiläum der Reformation gefeiert.
Im Jahr nad dieſer Jubelfeier begann ber furhtbare Krieg,
der 30 Jahre lang Deutſchland verheerte und dem deutſchen Volk Wur-
den flug, deren Heilung Jahrhunderte dauerte.
Zunächſt freilich fpürte man in unferer Gegend nit gar viel von
dem Brand, der ja zuerft weit hinten in Böhmen aufgelodert war.
Man ließ fi) wohl nicht allzu fehr beuntuhigen, wenn man etwa in der
Schenke von dem Kriegslärm hörte, der bort in ben faiferlihen Ländern
tobe, wenn irgend ein Flugblatt, etwa ein Spottbild ober Spottlied, wie
fie damals vielfad ausgegeben wurden, von Hand zu Hand, von Ha
zu Haus ging. Kam etwa ein verfprengter Soldat oder irgend ein
Flühtling aus den vom Krieg heimgeſuchten Ländern, vielleiht ein ver:
triebener Adliger oder ein verjagter Pfarrer ins Dorf, fo empfand man
Mitleid, bot ihm willig Unterftügung — aud in den Wainer Stiftunge
rechnungen aus damaliger Zeit finden fich öfters ſolche Poſten — und
pries fih glüdlih, daß man dod von der Kriegsfurie weit genug wen
fei. Aber es fam nad) und nad) anders.
Die erfte größere Überflutung unferes Ortes mit Kriegsvoll
ſcheint im Anfang bes Jahres 1628 ftattgefunden zu haben. Es finden
fi von diefem Jahr, wie au von jpäteren Drangfalszeiten, bejonbere
Verzeihniffe von Getauften, Verehelihten, Geftorbenen „zur Zeit ala
%) Gr fam nad; Grimmelfingen bei Ulm, ſtarb aber nicht lange darnach, „mente
captus“ im Spital ber Stabt. Er bezichtete in feinem Wahn feine Mutter, dat fc
ihn verhert habe und bie arme Frau wurde prozeſſualiſch eingezogen, doch freigeiproden
(Säultes Chronit von Ulm.)
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagersfofen. 42
viel Kriegsvolk das Winterlager in Ulmer Herrſchaft gehabt“. Da bei
feindlichen Überfälen die Kirchenbücher in den Schug der Stadt gebracht
wurben, fo führte man über die Dauer der Okkupation ſolche befonderen
Verzeichniſſe, die hier noch vorliegen und fo einigermaßen Anhaltspunkte
für die Beftimmung jener Überfälle abgeben.
So heißt es in einem Verzeichnis von 1631: „Getaufte Kinder
nad der Zeit, als die Herrſchaftspfleger allhie geweien.... und die
Taufbücher wegen des Kriegsvolf® nad Ulm mitgeführt." In biefem
Jahr 1631, und zwar im Sommer, famen, wie gejagt, weitere Stürme.
Die Stadt Ulm war nämlich auch auf dem Leipziger Tage (Februar bie
April 1631) vertreten geweſen, wo die evangeliſchen Stände im Der:
trauen auf Guſtav Adolfs Hilfe fih zum Widerftand gegen die Taiferlihe
Unterdrüdung zufammengethan hatten; als daher ein kaiſerliches Heer
von Italien herkommend, nad Oberſchwaben rüdte, wurde vor allem
Ulm bebroht. Bei Gögglingen bezogen die faiferlihen Truppen ein
Lager und überſchwemmten und brangjalierten von da aus die ganze
Gegend, vorzugsmeife aber das Ulmer Gebiet, zu dem eben auch unfer
Wain gehörte. Wer konnte, machte fih auf die Flucht. So heißt es
im Taufbuh 1631: „Johann Bufler, Michael Buflers und Maria
Spleißin Chind mar getauft zu Schwendi vom Pfaffen den 19. Juni,
als man allhie hinweggeflohen von wegen des einfallenden Kriegsvolks.“
Das Elend ſcheint damals bis mindeftens in den Dftober gedauert zu
haben.
Das nähfte Jahr (1632) brachte neue Ein» und Überfälle. Wie
der liegen aus der Zeit vom Juni bis September befondere Tauf> und
Berehelihungsverzeihniffe vor. („Getaufte Kinder, nachdem ich mich gen
Ulm mit der Flucht falviert.”) Da Heißt z. 8. ein Eintrag: „Anna
Bogenharbin, Jerg Botzenhardts und Magdalena Barthin Chind, war
von ber Hebamme in meiner Abmefenheit der Flucht halben getauft.”
Im Totenregifter heißt e8 unter anderem: „Lienhard Kramer, Anna
Steinmeyerin binterlaffener Witwer war von einem ſchwediſchen Reutter
allhie im Dorf geſchoſſen worden — litte große Schmerzen“, ober:
„Martin Renz von Buoch warb von einem Soldaten im Holz erhoffen“ ;
des öfteren findet fi} die Bemerkung: „auf der Flucht geftorben“.
Wieder und wieder kamen Durchzüge, bald größere Truppenmaflen,
bald kleinere Abteilungen. Aufs höchſte flieg die Not jedoch im Jahr
1634. Am 5. und 6. September diejes Jahres fand die Schlacht bei
Nördlingen ftatt, in welcher die bis dahin fiegreihen Schweden vollftändig
geſchlagen wurden. Nun flutete das ganze Faiferlihe Heer nad) Schwaben
und fo aud in unfere Gegend herein. Schrecklich hauften die rohen
426 Verein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Horben, allen voran die berüchtigten Kroaten. Wieder floh, wer Eonnte,
und fo werden wohl aud die meiften Bewohner unferes Orts in Ulm
Schuß gefugt haben. Und nun fam zum Jammer des Krieges ein furde
barer Ausbruch der Peſt, die, wie wir ſchon gefehen, vorher ſchon verſchie
denemal umgegangen mar, aber doch nie in folhem Maße gewütet hatte.
In der Stadt Ulm farben damals innerhalb von neun Monaten 15 0
Menſchen, zur Hälfte Flüchtlinge vom Lande, denen es ja vielfady ax
genügendem Obdach und richtiger Nahrung gefehlt Haben mag, darımder
— 1635 — aud der Pfarrer Sutor von Wain.
Vom Juli 1634 bis Juli 1636 finden wir feine Einträge in den
Kirhenbücern, zwei Jahre lang war der Ort ohne Pfarrer, wahrfcheix:
ih aber auch nahezu ohne Einwohner. Erſt im Jahr 1636 begannen
wieber verhältnismäßig geordnete Zuftände, namentlich wurde aud wieder
ein Pfarrer nah Wain berufen und zwar in der Perfon eines Jobas:
nes Hieber von Lauingen.
Wie die Bevölkerung zufammengefhmolzen war, das ift daraus zu
erfehen, daß in ben Jahren 1637 und 38 je nur 3 Kinder hier geboren
wurden, während 1630 die Zahl der Geburten noch 39 betragen hatte.
In den folgenden Jahren geht die Zahl der Geburten etwas Hinauf,
doch find es noch im Jahr 1650 erft elf. Der Krieg währte ja auch
von jenem Jahr 1636 an, nachdem er ſchon 18 Jahre gewütet hatte, noch
12 lange ſchreckliche Jahre in dem ausgefaugten Lande; no mandesmal
brach die Kriegedrangfal auch über unfern Ort herein, fo insbejondere
noch einmal im legten Kriegsjahr 1647/48. Cs lautet z. B. eine Rotiz
im Taufbuh: „am 21. März 1647 ift Bartholomäus Staigmiller von
Wain und Margarete Mog, feiner Hausfrauen, in der Kriegsnot ein
Kind mit Namen Maria zu Dietenheim, dahin die von Wain geflohen,
durch den Mehpfaffen getauft worden.“
Daß übrigens unter den Soldaten nicht lauter Teufel, fondern
au Leute mit religiöfem Bedürfnis waren, das beweilen die Kommuni:
Tantenregifter, in welchen nicht nur Soldaten, fondern aud) „Soldätinner“
(b. i. Soldatenfrauen; der Soldat führte unter Umftänden ja damals
feine ganze Familie, Weib und Kinder, im Kriege mit fi, daher der
ungeheure Troß“, der die Heere begleitete und gemeinfam mit Diejen
die Länder ausfaugte) und Soldatenjungen (Troßbuben) aus mancherlei
Herren Ländern eingetragen find.
Das Jahr 1648 brachte endlich den langerfehnten Frieden; im
Dftober dieſes Jahres ging die Nachricht durch die lange gequälten
deutſchen Lande, daß zu Münfter und Dsnabrüd fi die ftreitenden
Mächte geeinigt haben. Eine leidenſchaftliche fchmerzlihe Freude, ie
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttageröhofen. 4297
heißt's in einem neueren Geſchichtswerk, zudte dur alle Gemüter; dem
alten Landmann fam der Friede vor wie die Rücklehr der Kinderzeit,
da man noch fröhliche Tage unter der nun längft umgehauenen Dorflinde
gefeiert; das junge, in den Kriegsjahren erwachſene Geſchlecht vernahm
wie ein Märchen, daß eine Zeit nahe, in welcher Saat und Ernte gedeihen
und reifen würden, wo man nicht mehr aus halbverfallenen Heimſtätten
in unwegſame Schlupfwinfel flüchten würde. Damals hat Rindart dem
ganzen deutſchen Volk aus dem Herzen heraus fein „Num danket alle
Gott“, ein Paul Gerhardt jenes Friebenslied gelungen:
Gottlob num iR erſchollen das eble Friedenswort,
Daß nunmehr ruhen follen bie Spieß und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder bein Saitenjpiel hervor,
O Deutſchland finge Lieder im hohen vollen Chor!
Im Jahr 1650, nachdem der Neichsfriede vollftändig geſchloſſen
und ratifiziert war, wurden allenthalben Friedensfeſte gefeiert. In einem
hieſigen Kirchenbuch findet ſich folgende Notiz: „Am 25. Auguft anno
1650, am Friedensfeft, haben kommuniziert 96 Perfonen, eine ganze
Gemein bis uff Eine Perſon“. Auch diefe Zahl 96 giebt uns wieder
einen Beweis davon, wie die Gemeinde durch ben Krieg zufammenge:
ſchmolzen war. Die Zahl fämtliher Erwachſener, die ledigen Leute mit
eingerechnet, die ja auch zum Abendmahl gingen, nur 97 Perfonen in
einer Gemeinde, die zuvor minbeitens 700 Seelen gezählt hatte, und das
noch 14 Jahre nach jenen verheerendften Stürmen von 1634/36 —
Hatten doch am Tag des Neformationsjubiläums anno 1617 nad) aus:
drücklichem Bericht 337 Perfonen das h. Abendmahl empfangen —, welch
einen Rüdgang bedeutet das!
Doch eben mit dem Jahr 1650 beginnt die Zeit, in welcher auf
den Stamm der biefigen Gemeinde ein neues Reis gepfropft und der
felbe damit zu neuem fräftigem Wachstum gebracht wurde, die Zeit ber
Einwanderung aus Kärnten und Steiermarf, Schon im
Jahr 1646 werden im Taufbuch einige Kärntner erwähnt, eine Familie
Durbnit „uff dem Buſtelberg in Kärnten“ und ala Taufpate bei dem
Sprößling diefer Familie ein Jakob Bihler „uff dem Sontberg aus
Kärnten“. Die Durbnif verfhminden zwar wieder vollftändig aus den
Büchern; fie mögen von den Fluten des Krieges her:, aber aud wieder
weggeſchwemmt worben fein. Doch ift zu vermuten, baß die Genannten
— der Name Bihler taucht fpäter wieder auf — die Wegbereiter für bie
nachherige größere Einwanderung geworben find, indem fie ihre bedrängten
Volks: und Glaubensgenoffen auf den ftilen Winkel im Ulmer Gebiet
aufmerffam machten.
+
428 Berein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberfwaben.
Schon vor dem großen Krieg waren die Evangeliſchen in Öfterreic,
insbefondere in Kärnten, unter dem Erzherzog Ferdinand, dem nachmaligen
Raifer Ferdinand II., bedrüdt und verfolgt worden. Viele ergriffen fchon
damals den Wanbderftab und haben großenteils aud; im alten Herzogtum
Württemberg eine neue Heimat geſucht und gefunden. Die Bedrüdungen
gingen fort ımd fteigerten ſich wieder nach Beendigung des Krieges. So
wandten fi unfere Kärntner in ihrer Not an den Magiftrat der Neid
ſtadt Ulm mit der Bitte, daß fie fi in dem Ort Wain niederlaften
dürften, welhe Bitte ihnen denn auch mit Freuden gewährt wurde. So
fommen fie denn in großer Zahl vom Jahr 1650 an, ganze Familien
und einzelftehende Leute, Junge und Alte, — unter anderen auch ein
mehr als 90jähriger Greis, der laut Sterberegifter anno 1652 mit
95 Jahren beerdigt wird —, Vermögliche, die fih hier anfauften bezw.
in Lehenspflicht traten, und Arme, die fi in allerlei Dienftverhältniner
ihr Brot erwarben; vom Jahr 1692 findet fich der Eintrag: „den 20. Apr.
wurde ein Bettelmann aus Kärnthen, jo ſich viel Jahre hier aufgehalten.
begraben, namens Ambrofius Abel,“ ober: „1682 ben 7. März far
Urban anonymus quoad nomen gentilicium (deutſch: — ohne Fami:
liennamen) aus Kärnthen bürtig”, u. a.
Die meiften fommen aus Kärnten, aus einer Gegend, in der heute
wieber evangelifhes Leben blüt, nämlich aus der Gegend von Waiern,
wo jegt eine ganze Reihe von evangelifhen Anftalten, Gymnaftum.
Waiſenhaus u. a. ſich befindet, hauptſächlich aus den Gebirgsbörfern Afrig,
Ariach), Wöllan, Leyftatt, Hintertäſchach, auch aus der im ſchönen The!
der Drau gelegenen Stadt Villach, etlihe kommen aus Steiermark vor.
„der hohen Schweiz”, „aus der Oberfteyr“, vom „Roten Mann in Tauer:
in ber Oberftegermarft”.
Die Eingewanderten, wenigftens fomeit fie ſich Grundbefig erwarben.
traten in das Leibeigenfchafts- und Unterthanenverhältnis zur Reichsftad:
Um. Es wurde daher im Jahr 1661 ein neues Leibeigenſchaftabud
für die Herrihaft Wain angelegt, in deſſen Eingang es denn heißt: „Zu
Wiffen: demnach bei vorgeweften leydigen Kriegsjahren Eines Wobledlen
Hochweyſen Rats der Stadt Ulm, meines Hochgebietenden Großgünitiger
Herrn Unterthanen in ber Herrihaft Wain fi) dermaßen gemindert, def
auf ben durch göttliche Schidung erfolgten Frieden nit wenig Perſonen
aus denen Erzherzogthümber Steyr und Kärnthen (welcher Ort das unfelig:
Deformationswejen vorgegangen) zu Unterthanen aufs und angenommen
) Ariah — in unfern Kirhenbüchern fo wie's ber Pfarrer aus bem Mm:
der Kärnter hörte Arioch geſchrieben — if Beute eine bedeutende enangeliit:
Gemeinde.
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagerehofen. 429
worden, dieweilen aber nit allein diefelben, jondern auch andere neu eins
gefommene Unterthanen viel Kinder mit ſich allher gebracht, welde bis
zut Annehmung ein ober andern Guts der Leibeigenſchaft befreit fein,
zumahlen auch das alte Leibeigenihaftsbud; wegen erfolgter allgemeiner
Veränderung nicht mehr continwiert werden können, — alſo ift für nötig
erachtet worden, ſolches mit befonderem Fleiß zu renovieren, welches benn
im Augusto 1661 folgender Geftalt geſchehen ift”').
Nach diefem Leibeigenſchaftsbuch und anderen Berechnungen nament:
fi aus den Kommunifantentegiftern ift die Gefamtzahl der Zugeman:
derten auf 2—300 Seelen zu jhägen, welche ſich auf die verſchiedenen Teile
von Bain — Bain, Bethlehem, Schweinhaufen, Auttagershofen und bie
Höfe — ungefähr im Verhältnis der heutigen Größe berfelben verteilen.
Von den jegt noch vorhandenen Familien ftanımen aus Kärnten-Steier-
mark die Vorwalder, Seutter, Wipfler, Unterweger, Rommel, Reuhaufer,
Walcher; andere Namen, wie Ebner, Winkler, Dfner, Röfter u. a., find
wenigftens auf ben Käufern geblieben, viele find auch in Wain ganz ver=
ſchwunden.
Der Erinnerung an die Einwanderung iſt das Bild gewidmet, das
an der Südſeite der Kirche in Wain aufgehängt iſt. Es iſt dasſelbe ein
Geſchenk des Ulmer Magiftrats „eine große Tafel, welche ein Hochedler
und Hochweyſer Rat hat mahlen laſſen zum Angebenfen ber Erulanten
aus Kaärnthen“. Den Hauptraum des Bildes nimmt bie Darftellung bes
Auszugs Abrahams ein; auf der andern Seite fieht man die Erulanten
in langem Zuge, teilweife mit Reifebündeln bepadt, von einigen Reitern
begleitet, — wenn dieſe nicht zu den Einwanderern gehören —, herein:
tommen. Über dem Bild fleht die Infhrift: „Wilt überwinden, fo laß
dahinten“, ganz unten die Stelle 1. Mof. 12, 1 und 2: „Und Gott ſprach
zu Abram: Gehe aus deinem Vaterland und aus deiner Freundſchaft und
aus deines Vaters Haufe in ein Land, das ich bir zeigen wil. Und id
will di zum großen Volt machen und will did) fegnen und dir einen
großen Namen machen und folft ein Segen fein.” Direkt unter dem Bild
ftehen Berfe, die, anfnüpfend an jene biblifche Erzählung, über den Aus:
zug ber Kärntner aus ihrer Heimat und ihre Nieberlafjung in Wain be
richten. Umgeben ift das Bild von ſämtlichen Wappen der Ulmer Magi-
ftratsherren ber betreffenden Zeit.
Diejes Bild wurde, wie die meiften andern, die bie Kirche befißt,
geftiftet aus Anlaß einer „Ornierung” (= Außzierung) ber ohne
*) Diefes Leibeigenſchaftsbuch, offenbar vom Rentamt als Makulatur verkauft,
fand der + Pfarrer Schwarzmann bei einem biefigen Bauern unb erwarb es bann für
die Pfarrei; dasſelbe liegt jept im K. Staatsarchiv.
Württ. Bierteljagräp. f. Lanbeigeig. R.F. ZIT. 2
430 Berein für Kunſt und A tertum in Um und Oberfgwaben.
Zweifel durch den Krieg recht heruntergefonmenen Kirche, weldde „Dr
nierung“ in ben Jahren 1657—1659 flattfand und aus freiwilligen
Beiträgen beftritten wurde (das Verzeichnis jener Beiträge ift noch vor
handen). Won dorther ftammt namentlich auch das ſchöne Altarbild, das
h. Abendmahl barftellend, geftiftet von einem Hans Jakob Burkhardt,
Handelsmann in Ulm, nebft feiner Hausfrau Magdalena geb. Scheler.
Der Altar fand früher ganz hinten im Chor und wurde erft in den
zwanziger Jahren bes vorigen Jahrhunderts, als für eine damals be
ſtehende Kirchenorheftermufif die Empore in den Chor eingebaut wurde,
vorgerüdt. Zum Altar gehörte au und ftand über bem Abendmahls
bild das Bild des Gekreuzigten mit Maria und Johannes, welches jegt
im Hintergrund der genannten Empore angebradt ift, die Stiftung eines
Johann Chriſtoph Frieß, Amtmanns zu Nellingen und feiner- Hausfrau,
Urfula geb. Neudörfferin, Tochter des Vogts Gabriel Neubörffer, des
jüngeren. — Befonders erwähnenswert ift auch das an der Südſeite des
Chors hängende Bild. Oben eine Hand mit ber Zahl 6 auf der Hand:
fläche. Darunter fteht: Sechs chriſtliche Denkmahl, welche ein Chrift täg:
fi vor Augen haben und an feiner Hand fi erinnern fol Dieie 6
„Denkmahl“ find: Gottesjegen, Gejeg und Sünde, Erlöfung, Himmels:
hoffnung, Kreuzesweg, Höllenpein, auf ben 6 Feldern ber Tafel in Vers
und Bild dargeftelt. Intereffant ift für ums aber auch das unten an
der Tafel befindlihe Bild des Pfarrers Roth und feiner Familie, welcher
1656 an die Stelle des verftorbenen Pfarrers Hieber getreten war und
eben zu jener „Drnierung“ das genannte Bild ftiftete.
Das Jahr 1659 war aud) nod in einer anderen Hinſicht bedeu:
tungsvoll für die Gemeinde. Es wurde nämlich in diefem Jahr des
erfte Shulhaus gebaut und one Zweifel auch der erfte Schul:
meifter angeftellt, während zuvor, wovon ja ſchon die Rede war,
der Pfarrer Schule hielt. Die Anforderungen an die Kenntnifje ſowohl
bes Lehrers als der Schüler waren damals noch fehr beſcheiden; davon
zeugen die Krafelfüße in den Unterfriften, die wir in den Stiftungs
rechnungen aus alter Zeit finden‘). Irgend ein Handwerlsmann oder
Taglöhner, der ordentlich Iefen und ſchreiben gelernt hatte, konnte Schul
meifter werden unb in ber Regel war das Schulmeifteramt ein Anhängfel
an ben Mesnerbienft.
In den Kirchenbüchern finde ich die Schulmeifter Hirt, Schlumberger,
Spleiß, Frank Rommel verzeichnet. Auf Iegteren folgte 1814 Johann
*) In einer alten Stiſtungsrechnung Habe ich bie nette Notiz gefunden: Ber
den Gfel, welder ben nachläßigen Kindern angehängt wird, frij zu malen 6 Mr.
Erhardt, Gedichte der Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 434
Zeonharbt Ochßler, der erfte von der nun ſchon in ber dritten Generation
in Wain wirkenden Schullehrersfamilie Ochßler.
Das genannte erfie Schulhaus — es fol das Schließer-Weg-
mannſche Haus „im Gäßle“ geweſen fein — blieb als Schulhaus in Be
nügung bis etwa 1710, in welcher Zeit das zweite Schulhaus gebaut
wurde. Das jetzige Schulhaus wurde 1860 erftellt, 1880 der Anbau an
demjelben.
Die kärntiſche Einwanderung ſcheint ein reges Leben in die Ge:
meinde gebracht zu haben. Den genannten Beflerungen und Neuerungen,
der Auszierung ber Kirche, ber Erbauung des Schulhaufes und der An-
ftellung eines Schulmeifters reihte fi bald ein weiteres bedeutendes Werk
an, bie Vergrößerung ber Kirche.
Der damalige Pfarrer Johann Paul Roth ſchreibt in feinem ein-
gehenden Bericht darüber: „Nachdem ſich die Gemein fehr gemehrt, daß
die Kirche wollte zu Mein werben, hat man folde Anno 1687 nad
Pfingften d. 17. Maji ausgebrochen, umb etlihe Schuh breiter und
länger gemadt und bis auf bie Kirchweih 1687 den 25. Septembris
eingeweihet“.
„Weil die Bauſpeſen den gemachten Überſchlag weit, weit über-
ſchritten, und die 800 zuſammengebrachten Gulden zerrinnen wollten“, fo
wandte man ſich an ben Magiftrat in Ulm um einen weiteren Zuſchuß
und zugleih an verſchiedene Ulmer Stiftungen und Familien um fonftige
Beiträge — mit dem Erfolg, daß, von anderem abgejehen, von ber
Krafftſchen Stiftung die Kanzel, von der Beſſererſchen Stiftung die Dede
im Chor, die ja noch heute das Beſſererſche Wappen trägt, und von den
Herrſchaftspflegen Hans Ulrich Baldinger und Albrecht Krafft der ſchöne
Tauffteindedel gegeben wurde.
Dem Andenken an die KRirchenermeiterung ift das Bild über dem nörd⸗
lichen Hauptthor gewidmet. Dasfelbe ftellt den Schußheiligen der Kirche,
ven h. Michael im Kampf mit dem Satan vor und hat als Infchrift einen
kurzen Bericht über jenen Bau mit den Namen der Werfmeifter, bie
daran mitgearbeitet. Desgleihen fol die Erinnerung an den Umbau der
Kirche das Wappen gegenüber der Kanzel neben dem jeigen Herrichafts:
ſtuhl erhalten — „ein Eoftbarer Stein, darin löblicher Stabt Ulm ge
meines Wappen zierlich gehauen in die Mauer gegen ber Kanzel über
als ein immerwährendes monumentum hinein gemadet“.
€ mar damals ſchon wieder kriegeriſche Zeit, die Zeit des
übermütigen, eroberungsfüchtigen Ludwig XIV. von Frankreich. Die
„Ulmer Chronik“ berichtet von einer Reihe von Durchzügen und Einfällen
feindliher Truppen im Ulmer Gebiet, die wohl auch bes öftern den
432 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
biefigen Ort betroffen haben mögen. So fchreibt Pfarrer Roth im Tauf⸗
bud im Jahr 1688: den 2. Dezember, Sonntag den 1. Advent, ba eben
das ganze Dorf wegen bes franzöſiſchen feindlichen Einfals in der Flucht
begriffen und anftatt der Predigt eine Betſtunde gehalten worden, daraui
id mid mit meiner Frau und Kinderlen auf Ulm falviert” u. ſ. w.
Befonders ſchwer waren die Jahre 1703 und 1704, zu welder Zeit bie
Franzofen unter dem General Blainville fi in Stabt und Sand Um
— die Stabt wurde beſchoſſen — aufs übermütigfte breit machten ').
1707 kamen abermals die Franzojen unter dem General Billars;
was kann, flüchtet in bie Stadt. Im Taufbuc heißt es: „In dieſen
Jahr find leider 4 tote Kindlein zur Welt geboren worben; unter ax:
derem mag die Urſach geweſen fein der Schreden von der Auswahl ber
jungen Männer bei dem Einfall der Feinde.” Das Jahr 1715 brachte
enbli den Frieben, der am 14. Februar des genannten Jahres — auch
im Ulmer Gebiet — durch ein Freubenfeft gefeiert wurbe.
Die näcftfolgenden Jahrzehnte bringen wenig, was für die Ge
ſchichte des Orts im ganzen bedeutungsvoll wäre.
Im Oktober 1771 erſchien in Ulm wie eine Art Bankerotterflärung
eine Belanntinahung des Magiftrats, daß das ulmifhe Staatsweſen jo
von Schulden belaftet fei, daß der Rat ſich nicht mehr zu raten wiſſe.
Wer ihn einen guten Rat geben könne, folle ſolches bei ber verorbneten
Deputation anzeigen. Ob folder guter Rat gegeben wurbe, wiffen wir
nit. Aber das willen wir, daß die Stadt, um ihrer Gelbnot abzuhelfen,
verfchiedene ihrer Befigungen verlaufte; fo auch die Herrſchaft Wain —
mit allen Gütern, Gülten und Gerechtigkeiten um 500000 fl. an den
Freiherrn Benedikt von Herman in Venedig. Diefer, geboren
1689 zu Memmingen und 92 Jahre alt in Venebig geftorben, fette, weil
ex unvermählt geblieben war, noch bei feinen Lebzeiten als Herrn von
Bain und ber übrigen Familiengüter einen Better Johann Theobald von
Herman ein. Als aber diefer ſchon 1793 ohne männliche Erben farb,
ging die Herrſchaft an feinen Bruder Philipp Adolf von Hermann und
damit an die jetzt im Beſitz berfelben ftehende Linie über, — Philipp
Adolf von Herman ift der Urgroßvater des jegigen Majoratsherrn. Er
ftarb, 73 Jahre alt, 1807. Sein Sohn und Nachfolger in der Herr
ſchaft war Benebift von Herman, geb. 1779, vermählt mit einer Todjter
feines Oheims, des vorhin erwähnten Johann Theobald von Herman,
Eleonore von Herman, die erft 1878 vierundneungigjährig in Memmingen
geftorben iſt. Er hinterließ bei ſeinem 1834 erfolgten Tode zwei Söhne,
9 Im Rechnungéjahr 1702/1708 Hat bie Stiftung bie Koften übernommen „für
bie Begräbnis eines verftorbenen franzöſiſchen Deſerteurs“.
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagerehofen. 433
den 1804 geborenen Freiheren Benno von Herman, ber als der ältere die
Herrſchaft überfam, und Freiherr Philipp Adolf von Herman, deffen An:
denken durch die Philipp-Abolf von Herman-Stiftung in Wain erhalten ift
und erhalten bleiben wird. Der Majoratsherr Benno von Herman, vermählt
mit Marie Pauline geb. Freiin von Süßkind, welde die Dietenheimer
Befigungen zu dem Familiengut hinzubrachte, ftarb jehr ſchnell auf einer
Reife in Ravensburg erft 38 Jahre alt am 18. Juli 1842. Wegen
Minderjährigkeit der Kinder fland nun das Gut unter Bormundfchaft,
dis im Jahr 1859 der jegige Herr Baron Benebift von Herman den
Beſitz antrat.
Im Jahr 1773 ging Wain in den Beſitz der freiherrlih von Her-
manſchen Familie über und ber Begründer biefes Befiges, jener Bene
bit von Herman in Venedig, ließ denn auch alsbald an bie Stelle des
alten Amtshaufes als Herrenfig für fi und feine Nachfolger nach ita-
lienifhem Mufter ein elegantes, geſchmackvolles neues Schloß erbauen,
das übrigens früher meift nur als Sommerfig benügt wurde, während
jonft die von Hermanſche Familie meift das großartige und ſchöne, foviel
ich weiß heute noch fo genannte Hermanſche Haus in Memmingen bes
wohnte.
Bald nach der Beſitzergreifung Wains durch die Familie von Her
man begann die Drangfal ber Franzofenfriege. Der erfte Anſturm,
der aber noch verhältnismäßig erträglich verlief, kam 1796 und 1797 im
fogen. erften Roalitionsfrieg. Doch koftete der erſte Franzoſenüberfall des
Jahres 1796 den Vogt Rueff das Leben.
Freiherr Friedrid von Lupin erzählt in feiner 1847 erſchienenen
Selbftbiographie, wie im Auguft 1796 ein Trupp franzöfifher Reiter in
Wain einfällt und fofort von dem Vogt die Ablieferung und Abführung
der bebeutenden im „Zehntftadel” liegenden Fruchtvorräte verlangt und
wie biefes Verlangen, die Gemaltthätigfeit, mit welder der Stadel er:
brochen wird, in Verbindung mit perfönlihen Mißhandlungen, den Vogt,
der Vater einer zahlreihen Familie war, in folde Aufregung verfegt,
daß er in Geiftesverwirrung und bald darauf in ein hitziges Fieber ver:
fiel, das ihn nad) wenigen Tagen wegraffte.
Die ihres Hauptes beraubte Gemeinde jendet eine Deputation nach
Memmingen zu dem Freiheren Johann Sigismund von Lupin, dem der
auf Reifen abweſende Freiherr Philipp Adolf von Herman die ftellver-
tretende oberfte Verwaltung feiner Güter übertragen hatte und der dann
aud alsbald feinen Sohn, eben den Friedrih von Lupin, als „Abminis
ſtrator“ nah Wain ſchickte. Derjelbe kam dort den 17. Auguft gerade
zu ber Stunde an, in welcher Vogt Rueff beerdigt wird.
434 Verein für Kunft und Altertum in Ulm umb Oberſchwaben.
Den 18. September 1796 kommen abermals Franzofen nah Wain
auf dem berühmten Rüdzug Woreaus — und zwar mit 186 Ochſen
Sie behaupten in Dietenheim zu fein und verlangen für ihre Ochfen „eine
große Wiefe, viel und gut Heu“. Bon Lupin bringt fie durch die Aus-
fit auf einen Aufftand feiner Bauern dazu, daß fie noch abends nad
Schwendi und gegen Biberach weiter ziehen.
Da in ber Folge der Kanonenlärm ärger wird, inftruiert er auch
wirklich feine Leute und die ganze Gemeinde zur Gegenwehr. Um fi
der Marodeurs und fonftigen Solbatengefindels zu erwehren, ließ man
auf den Straßen, namentlih an Kreuzwegen Zettel fallen des Inhalts
(natürlich in franzöſiſcher Sprache): „Bürgergeneral! Wir überjenden dir
bier... . Stüd deiner Soldaten, die unfere Leute ausgeplündert haben
und fie umbringen wollten. Ba wir wiffen, daß das bein Wille nicht ift
und du nicht überall Ordnung halten kannſt, jo haben wir es unter
nommen, bir an bie Hand zu gehen und hoffen auf deinen Beifall, wenn
wir genötigt fein follten, ähnlihe Leute aus Mangel der Transportmittel
in eine andere Welt zu fpebieren". Das Mittel foll aud geholfen
haben.
Wiederum vom 21. September an fommt eine Menge Militärs und
laftet auf der Gemeinde. „Der Abminiftrator fonnte es nicht verhindern,“
ſchreibt von Lupin, „daß Fein Bäuerlein mehr zum Fenſter hinausſah,
fonbern nur noch von feinem Haufe zum Fenfter hinein, um doch wenigſtens
zuzuſehen, wie es in demfelben zugehe.“
Am 25. September kommen von Biberach her die Condeer (ein
Heer frangöfifher Emigranten, die unter Öfterreih gegen Frankreich
kämpften), bie Franzoſen verziehen fi in die Wälder. Gegen Mittag
treffen bie Bewohner ber am Walde gelegenen Einzelhöfe mit Weib und
Kind und einigen Habfeligfeiten ein und berichten, daß fie ausgeplündert
und bis aufs Blut gequält worben feien. Es wird beſchloſſen, daß die
Burgerſchaft fi zur Wehr fegen fol. Man ſchickt einen Feuerreiter nach
Dietenheim und zieht nad Bethlehem, wo 12—15 Franzofen aus den
dem Wald zunächitgelegenen Käufern herausftürzen und dem Walde zu:
eilen. Nur in einem Haus wird noch einer gefangen, ein blutjunger
Menſch, den man laufen läßt. Die Franzofen verziehen fi Biberach zu,
aud die Marodeurs meiden den Drt.
„Den 2. Dftober abends kommt „die Lindenallee” herab eine
Menge Menſchen, geritten, gefahren, gegangen, in größter Eile. Zum
größten Teil Schacherjuden, welche der öſterreichiſchen Armee nachgezogen
waren und nun meldeten: „Es ift graufig, der Franzos hat wieder ge
wonnen; er hats bei Biberach geichlagen und alles nievergemegelt; wer
Erhardt, Geſchichte ber Gemeinde Wain mit Bethlehem, Auttagershofen. 435
Laufen Tann, Gottswunder, der läuft.” — Noch in ber Nacht famen einige
veriprengte Öfterreiher und Bayern nad) Wain. „Andern Tags aber, jo
ſchreibt von Lupin wörtlich, wurden wir in fhönfter Ordnung von 2800
Sondeeren befegt, die mit aller Mannszucht die ganze Herrſchaft Wain
in ein Zuchthaus verwandelten ; denn an biefem Tag blieb den Bewoh—
nem von Wain, bis fie alle Gäfte untergebracht und abgefpeift, nichts
übrig als Waffer und Brot und etliche Schläge. Der gefreuzigte Admini⸗
frator fah Tag und Nacht auf feinem doppelten Treppenhaus, wie auf
einer Milchſtraße die vielen fi kreuzenden Kreuzlein aufs und abfteigen.
Aber gleich Nebelfternen gab keines den freundlichen Schimmer.“
Noch ſchlimmer wurde es im zweiten Koalitionskrieg, ala 1799 —
Freiherr von Lupin war inzwiſchen, im Januar 1798, wieder von Wain
abgegangen und Vogt Jäger aufgezogen — die öſterreichiſchen und
Reihstruppen unter Erzherzog Karl und dem General Kray und
1800 bie franzöfifhen unter dem Oberbefehl Moreaus die Gegend be
fegt hielten.
Ende Mai oder anfangs des Juni 1800 fand bei Wain ein Treffen
zwiſchen öſterreichiſchen und franzöſiſchen Truppen ftatt; dasfelbe fol ſich
an der „Eggerthalde” entfponnen und über Wain nach Oberbalzheim —
das Illerthal Hinaufgezogen haben. Dabei hatte eine 24jährige Dienft:
magd Margaretha Kobler von Auttagershofen das Unglüd, daß ihr wie
das Totenregifter berichtet, „ein Fuß zerihoffen wurde, welcher den Tag
darauf dur einen Feldfcheer abgenommen werden mußte. Obgleich die
Operation glüdlih von flatten ging, zog fi) Die Verunglückte doch
in ber nächſten Naht durch Verrückung ihres Verbands eine fo flarfe
Verblutung zu, daß fie in die äußerſte Schwachheit verfiel und am
Mittwoch darauf fanft und mit völigem Bewußtſein ihrer felbft und
in einer guten Faffung ihres Gemüts ihren Geift aufgab. Sie wurde
wegen den noch fortdauernden Kriegsunruhen am 2. Tag darauf
morgens um 7 Uhr in aller Stille zur Erde beftattet. Sie ruhe im
Frieden.”
Das Jahr 1805 bradte neuen Kriegafturm auch für unfere Ge:
gend. Im September und Oktober des genannten Jahres konzentrierte fich
ein großer Teil ber öfterreihiichen Truppen in Ulm und in der Um:
gebung ber Stadt. Vom 14. Oktober an zog dann unter dem Marſchall
Ney und naher unter Napoleon felber die franzöfiiche Armee heran,
drängte bie Öfterteier in die Stadt und ſchon am 17. Oktober fam es
zu der ſchmählichen Übergabe Ulms unter dem General Mad. Am
26. Dezember wurde ber Friede von Straßburg geſchloſſen, aber noch
lange war in Ulm und in der Umgegend franzöfiihe Befagung.
436 Verein für Kunft umb Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
Bon einſchneidender Bedeutung für die Geſchichte unferes Ortes
war das Jahr 1806. Kaifer Franz legte die deutſche Kaiferwürbe, bie
freilich nur nod ein Schatten geweſen war, nieber und damit hörte bes
„Deutſche Reich“ als ſolches auf zu eriftieren. Im Zufammenhang de:
mit ftand es, daß eine große Zahl Mleinerer Herren, die vorher reicyeun:
mittelbar geweſen, nur unter ber Oberhoheit bes Kaifers geftanden waren,
von Napoleon „mebiatifiert“, d. h. ihrer Reichsunmittelbarkeit und Selb⸗
ftänbigfeit beraubt wurden. Unter benfelben war auch der Befiger und
Herr von Wain, Reihsfreiherr Philipp Adolf von Herman. Während
die Freiherren von Herman vorher fozufagen die Landesfürften von Wain
geweſen waren umb als ſolche nicht bloß Lehenshoheit, fondern auch die
Geriätsbarkeit, Verwaltungs: und Befteuerungsrecht, wie auch den fogen.
Kirchenſatz, d. h. das Recht den Pfarrer und Lehrer zu ernennen bejeflen
hatten, wurden ihnen nun dieſe Souveränitätsrechte größtenteils entzogen
und Wain kam an die Krone Bayerns, das eben Königreich geworben
war, im Jahr 1810 fodann mit Ulm und dem übrigen Oberſchwaben au
Württemberg.
Bon ben ©. 429 erwähnten Berfen, welde auf ber Einwandberungegebenftard
ftehen, mögen wenigſtens bie folgenden erwähnt werben:
Nun wir von biefer Pfarr-Gemein Aus Kerndten hieher kommen jein,
Des Leibes Rahrung wir bort hatten, doch weil man uns nicht wollt veritatten
Das ungefälihte Gotteswort, So zogen wir von bannen fort:
Wir tradteten nad; Seelenfhägen An einem ſolchen Ort zu jehen,
Da Gottes Wort geprebigt wird, Da ein getreier Seelenhirt,
Der und auf rechte Weide führe, Mit Gottes reinem Wort regieret.
Und weil wit Hier gefunben das, Gefiel ber Ort uns befto baf.
Beil aud die Gmein ſehr abgenommen, So feind wir in das Mittel kommen
Und haben namhafft fie gemehrt, wie jegt ber Augenfchein bies lehrt.
Bir danten Gott, ba wir entzangen Des Antichtiſts Gewalt und Zangen.
Zum Zeugnus deffen ift barumben Die Tafel aufgericht hertommen
Dem hödjten Gott zu fondern Ehren Und bie Nadfömmlingen zu lehren,
Daß uns allein gebracht hieher die ſeligmachend reine Lehr.
Dabei wöll biefen Ort erhalten Der treue Gott und ob ihm walten.
Hlm als eines der 4 Pürfer des Reichs.
Von Bollinfpeltor Dr. Kölle.
In Bezug auf die Einfendung von Herrn Prof. Dr. Neftle in Heft
I und II des lauf. Jahrg. der V.J.H. ©. 185 möchte ih mir erlauben,
auf zwei Stellen in der anonymen Chronif von Ulm, bg. von Pfarrer
Seuffer von Zainingen, in den Verhandlungen des Ber. f. Kunft u. At.
in Ulm u. Oberſchw. 1871 ©. 29 hinzuweiſen. Gleich - am Eingang
heißt es bier: „darnach als man zalt 800 jar hat Karolus der kaiser
die von Ulm ufgenumen fur ein dorf zum heiligen reich.“ So—
dann ©. 33 wird unter ber Überfehrift „hie ist ze merkhen, wie daz
heilig reich zum erst ufgesetzt worden ist in Deitzem landt“ aus-
geführt, daß „daz heilig reich ist gesetzt worden“ auf 4 Fürften,
„4 lanngrafen, 4 burgraufen, 4 graffen, 4 semper freyhern, 4 ritter
4 stett (Augsburg, Meg, Ah, wohl Aachen, aljo 3 Römerftäbte, wenn
ich nicht irre, und Lübek) und 4 dorffer (Bamberg, Schlettftabt, Hagenau
und Ulm).
Da Ulm in fpäteren Zeiten vollberechtigte Stadt und Reichsſtadt
geworben ift, fo bezieht fih die Benennung als Reichsdorf mohl auf
frühere Zeiten, alfo die Zeit vor dem 14. Jahrhundert, und es befteht
kein Zufammenhang zwiſchen ihm und den bis zum Schluß bes Reiche
beftehenden reichsunmittelbaren Dörfern, vielmehr ift die Bezeichnung, wie
aus der ganzen Aufzählung erhellt, von rein zeremoniöfer, bie Rangordnung
bezeichnender Bedeutung, entſprechend etwa ber Einteilung der oberften
Reichsämter, in das Kanzlei-, Marihall:, Kämmerer, Schenken: und
Truchſeſſenamt. Mag die endgültige Feftlegung biefer Stufenorbnung auf
verhältnismäßig fpäte Zeiten, alfo etwa auf das 13. und 14. Jahrhundert
zurüdzuführen fein, jo liegt ihr doch eine tiefere Bedeutung, ein Antnüpfen
an altüberlommene Stelung zu Grunde. In diefem Zufammenhang bes
trachtet dürfte die Nachricht unferer Chronif, „dass Kaiser Karolus die
von Ulm ufgenumen hat fur ein dorf zum reich“, doc) darauf nad
zuprüfen fein, ob fie nit an thatſächliche Verhältniſſe anfnüpft und,
438 Verein für Kunſt und Altertum in Ulm und Oberſchwaben.
wenn auch in unffarer Ausbrudsmeife, einen richtigen Kern enthält. Aber
was fol das „aufnehmen“ bedeuten? Die Aufnahme ins Gebiet ve
Neiches nicht, da Ulm ihm von jeher angehört, eine bloße Titelverleifumg
wie nad Fabri anzunehmen wäre, wohl auch nicht, denn in jenen frühe
Zeiten hatte man ficher anderes zu thun, abgefehen davon, daß Ulm nd
allgemeiner Annahme bis über bie Zeiten der Rarolinger hinaus lediglih
fränfifches Krongut, alfo noch gar fein Dorf war. Wie man das Ber
dreht und menbet, es kann nur den Sinn haben, daß Ulm von Kai
Karl — oder einem feiner Nachfolger — durch Aufteilung des Krongus
ober eines Abfchnittes besfelben befiebelt und zu einem faiferlichen Der
gemadt worden ift, neben welchem immer noch ein bejonderes Hoige
(eurtis imperialis) wie auch wohl ein reichenauiſches Dominium befler
den haben wird.
Der Umftand, daß Ulm aus den Mitteln des Reichs früh als Ge
meinde gefchaffen wurde, bald zu Bedeutung in diefer Stellung fam, aber
über diefelbe heraus lange nicht gelangte, läßt vielleiht am beften die Be
zeihnung als eines der A Reichsdörfer in der höfiihen Amtsſprache er
Hören. Die Befievelung von Krongütern kommt aud) fonft vor; umd da
Ulm lange Zeit, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, brauchte, um Stad
zu werben, bemeift ber vielbejprochene Vertrag vom 21. Auguft 1255,
nad welchem Ulm erft damals einen Schritt weiter thut in der Trermung
feiner eigenen Verwaltung von der Landverwaltung, indem der Stadt
vogt und die Gemeinde gemeinfam bie Kompetenz bes Vogts, des ſtädtijchen
Amans und bes Schultheißen der Landverwaltung abgrenzen.
Aber wie ftimmt unfere Annahme über die Entftehung und Stellung
der Gemeinde Ulm mit der Angabe Fabris überein, daß Kaifer Karl
den Fleden mit Kind und Kegel dem Klofter Reichenau geſchenkt habe!
Allerdings fteht hier die anonyme Chronif gegen den älteften Ulmer Ge—
ſchichtsſchreiber, und bleibt die Frage zu löfen, auf welcher Seite die
Wahrheit zu ſuchen ift. Über das Alter der Chronik, die aus einer Haud
fchrift aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts wiedergegeben ift, haben
fih Thon Meinungsverfchiedenheiten gezeigt. Preſſel, Veröffentlichungen,
N R. I, S. 3, hält fie für die ältefte Chronik, während Bazing und
Veefenmeyer, die Herausgeber der Urkunden zur Gedichte der Pfarrkirde
in Um, Ulm 1890, in der Vorrede hiezu S. V geltendmadhen, fie reihe
bis 1473 und fei Zeitgenoffin Felix Fabris. Selbft wenn die Chronil
bis 1473 geführt wurde — vielleicht heißt die fragliche Jahreszahl trof
der Bemerkung in S. Fiſchers Chronit S. 46 BI. 112: 1373 — ift bie
noch fein Beweis, daß fie urfprünglich nicht fehr alt if. Auch geht aus
den gleichbedeutenden, hintereinander ftehenden Einträgen für das Jahr
Kölle, Ulm als eines ber 4 Dörfer des Reiche. 439
1316 und wieber für das Jahr 1388, aus den übereinftimmenden An-
gaben für die Jahre 1350 und 1353 mit Sicherheit hervor, daß der
erfte Teil ber Chronik aus einer ungefhidten Zufammentragung zweier
Chronifen befteht, zu dem, mit dem Jahr 1372 beginnend, ein zweiter
kommt. Wir haben alfo bier ſicher die wichtigſte Chronif Ulms vor uns,
deren Glaubwürdigkeit in dem einen Falle, in dem man fie anfechten
wollte, feine Erfütterung erlitten hat (zu vgl. die Anm. 4 von ber
Hand Veefenmeyers in der Fiſcherſchen Chronit S. 43). Ihr gegenüber
steht Fabri, der in zeitgenöffifchen Dingen öfter ungenaue und ver
ſchwommene, in allen andern Iuftig fabulierende, vorhandene Quellen friſch
und fröhlich zu Meinen Novellen umarbeitende Dominilanerprior. Die
angebliche Abhängigkeit. Ulms von Reichenau, die die Fiktion des „Reichs:
dorfs“ natürlich zerftört hätte, ift uns nirgends einwanbsfrei überliefert.
In Feiner Urkunde ift nur ein Gebanfe daran enthalten, außer in jener
gefälfcten vom Jahr 1312, aus welcher Iebiglich hervorgeht, daß unter
den Karolingern die Reichenauer Mönde einen Teil des Kronguts er-
bielten und melde im übrigen nichts fennzeichnet, als den Verſuch ber
Mönde, die Stadt und die Gefchlehter als Erben ber zerbrödelnden
königlichen Macht, in dem Erwerb königlicher Rechte, wie Zölle, Umgeld,
Münze, Eiheimer, fowie in der Amterbefegung zu unterlaufen, um ſelbſi,
wenn nicht alles, jo doch einiges auch für fih zu gewinnen. Die Kennt:
nis biefer gefälfehten Urkunde, bie vielleicht nie ruhenden Beftrebungen
Neihenaus, die Stadt viel oder ‚wenig einzupreffen, enbli ber in ber
Erinnerung fortlebende Kampf um bie Lehenfchaft der Münfterpfarre, die
Präfentation des Pfarrers und die Verleihung des Schul und Meßner-
amts ber von feiten Reichenaus fogar mit dem Mittel bes großen Banns
gegen die Bürger geführt worden war und erft 1446 zur Erlebigung kam,
al das wirkte zufammen, um in dem nachfolgenden Geichledht die Vor:
ftellung zu erweden, es habe fi in den Streitigkeiten zwiſchen Ulm und
Reichenau von jeher um die ſtaatliche Oberherrihaft gehandelt. That:
tädhli aber war Ulm Reichsdorf, ehe es Reichsſtadt wurde, niemals aber
ein reihenauifcher Ort.
Hiferifer Verein für das Württembergifge Franken.
Dorfordnung von Althauſen DR. Mergentheim,
erneuert am 9. Juli 1528.
Mitgeteilt von H. Günter.
©. Boflert hat in den Vierteljahräheften von 1886') auf Grm
einer Reihe von größtenteils ungebrudten Dorfordnungen das fränkiſche
Gemeinderecht behandelt: es ift im großen und ganzen überall dasjele
Bild; gleiche Lokale Verhältniffe und Bebürfniffe haben zu den nämlicer
Erfahrungen und entſprechend zur nämlichen Lebensorbnung führen müſſen
Und fo bietet auch die „Ordnung der Bürgermeifter und Gemein m
Althauſen“ der Allgemeinheit gegenüber nur wenig Eigenes — aber bet
eine mefentlihe neue Seite. Die von Bofjert benüten Ordnungen find
durchweg von ben Gemeinden und den Herrſchaften erlafien oder
doch von den Ießteren genehmigt. In Althaufen tritt uns eine Eleime
Gemeinde mit dem Anſpruch auf Selbftverwaltung und Reichsunmittel
barfeit entgegen, die ihre Ordnung jelbftherrlich fegt und handhabt. Des
Merkwürdige dabei aber ift, daß der Anſpruch völlig in der Luft hängt
Der wiederholte Hinweis auf die Zuftändigfeit des grundherrlicdgen Hei:
gerichts zu Markelsheim erinnert daran, da das Ziel alles Strebens ver
biederen Gebaurſchaft bis zur Stunde noch nicht erreicht if. Woher nr
die Tradition von ber Reichsſtandſchaft des Dorfes fommen mag? Borit
Schlizꝰ) ift feinerzeit dafür eingetreten mit Rückſicht auf das Vorktomme
einer „Gebauerſchaft gemeinlih zu A.“ und fynonymer Termini in Ur
kunden des 14. und 15. Jahrhunderts. Daß indefien damit nichts =
machen ift, zeigen die herrfhaftligen Dorforbnungen. Und ganz au:
4) Jahrgang IX ber Älteren Reife S. 71 fi. 119 fi. 225 fi. 277 Fi.
2) „Das ehemalige Reichsdorf A.” in ber Zeitſcht. bes Hifter. Bereins i. ?
wirtemb. Franken 1855 S. 52. Bol. Schönhuth, Geſch. bes ehemaligen Reicheberit
A.: Württ. Jahrb. 1849 II, 73 fi.
Günter, Dorforbmung von Althaufen OA. Mergentheim. 441
geſchloſſen erſcheint die Reichsunmittelbarkeit des kleinen Dorfes, wenn
man den reihen Befig nur 3. B. der Herrn von Hohenlohe die ganze
Zeit über, da andere zur Reichsſtandſchaft famen, im Auge behält.
1219 werden homines proprii des Deutfchorbensritters Friedrich von
Hohenlohe bafelbft genannt, die deſſen Eigen blieben‘). Einige Jahre
darauf, 1224, giebt Konrad von Hohenlohe, der Brauneder, ein Hofgut
an das Hochſtift Würzburg ab”). Gleichwohl erſcheint 1291 noch anderer
Beſitz in Braunechſchen?) und 1296 mieber anderer in Hohenlohiſchen
Händen, welch legterer im genannten Jahr an das Mergentheimer Deutſch-
haus fam*). Und troß diefer Vergabungen faßen die Hohenloher auch
im 14. Jahrhundert noch feft, wie die Familienverträge von 1331 und
1334 zeigen?). Dann Ende des Jahrhunderts, mit dem Ausfterben der
Brauneder Linie 1390, kommt ber Befig in Schmwarzburgiihe und
1398 pfanbweife und 1428 definitiv in deutſchherrliche Hänbe*): folder
Konkurrenz gegenüber hat das Dörfchen unmöglich emporkommen können,
abgefehen von der weiteren Zerfplitterung von Befig und Rechten an
eine Reihe anderer Faktoren”). Althaufen hat nie Reichsfreiheit befeffen,
aber fie angeftrebt — und zwar in einem Augenblid, da andere längit
ihre Entwidlung abgeichloffen hatten. Am 7. Dezember 1429 vermochten
die Bauern den Herren von Finfterlohe deren Mitreht, „einen Heim:
bürgen daſelbſt zu kaufen und zu ſetzen,“ abzukaufen“). Damit traten
fie wenigftens auf einem wichtigen Gebiet, dein der eigenen Gemeinde:
ergänzung, dem Deutſchorden gleihberedhtigt an die Seite. Und nun ift
es begreiflih, daß fie weiterbrängten, auch die Gerichtsbarkeit anftrebten.
Die Folge waren ftändige Reibungen mit dem Orden, bis ein Schieds-
geriht am 20. Januar 1545 den Kandel zu Gunften ber Deutſchherrn
entſchied, denen die hohe Obrigkeit, das Grundherrngeriht und der Erb:
ſchutz für alle Zeiten zuerfannt wurde“), — nachdem ſchon 1540 Karl V.
dem Orden das Niebergericht zugeſprochen hatte).
Unfere Ordnung fpiegelt den Augenblid wider, da bie Althäufer
Das Niebergeriht noch für ſich beanſpruchten; wenige Jahre fpäter war
3) Hohenlohiſches Urkundenbuch hrg. von Weller I or. 89.
N) Eh. ur. 57.
) Ebb. nr. 526.
*) Ebb. ar. 577.
®) Ebd. II nr. 395 und 447.
©) Beſchreibung des OA. Mergentheim (1880) S. 446 47.
) S. ebb. und Schliz a. a. O. ©. 51.
) Württ. Jahrb. 1849 II, 76.
9) ON. Beſchr. Mergentheim S. 449450.
») Ebd. 449.
442 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
es mit dem Traum überhaupt vorbei. Verſchmerzen hat man in At
haufen die Enttäufhung freilich lange nicht gekonnt, und bie Gemeink
hat es ſchließlich auch noch durchgeſetzt, daß die Reichs-Reftitutionsfen:
miffion zu Nürnberg am 6. April 1651 ihr wenigftens das „Freiberi“
zugeftand — ausgenommen dem Deutſchorden gegenüber!)!
Der Tert der Ordnung ift dem Driginal im Althäufer Gemeinde
archiv jelbft entnommen.
Item hienoch volgt die ordnung der burgenmeister unnd
gemein zu Althausenn, wie dan solchs von iren eltern an sie ko
men ist und furthin ewig sol gehalten werden, solchs auch durch
Michel Hotzen unnd Bastle Volckern als burgenmeistern im 28. jor
der mynderzall renoviert unnd verneut wordenn.
Zum ersten so ein fremder, er sei jungk oder alt, ein weib
zu Althausen nympt und do einkaifft oder einbestet und ein ge
maynsman aldo begert zu werden, der selbich soll sein manrecht':
aufflegen unnd inn ein gemayn geloben, des dorffs Althausen ge
brauch unnd ordnung zu halten und helffen handtvestenn als
vil im müglich ist zu thon, unnd der gemayn 1 gulden geben sol
on alle abred.
Zum andern so sich einer zu Althausenn einkaifft oder ein
bestett und dohin zeucht, das muss er bei einer gemayn erlangen:
zu solchem muss er sein manrecht aufflegen unnd auch ein ab
schiedbrieff von seiner herschafft bringen, das er kein nochvolgen-
ten zanck mit im bring, unnd darnoch inn ein gemayn gelobenn
des dorffs Althausenn, das er solche ordnung und der gemayn alt
herkomen thon unnd helffen handthaben woll, als vil im müglich
zu thon ist. Zu solchem allem sol er der gemayn on alle abred
4 gulden gebenn.
Zum dritten so ist einem yedem gemaynsman bei 10 Ib. ver-
botten, das er kein einnem on wissenn unnd willenn der bur-
genmeistern und der gemayn zu Althausenn.
Zum vierdten so ist einem ieglichem gemaynsman verbotten.
das er keinen weitters dan uber nacht herberichen soll on wissena
und willen der burgenmeister bei der buss 1 gulden.
Zum fünfften so einer zu einem heymburgenn gesetzt und
verordnet ist, so ist er schuldig zu globen, das er einer gmein
) Ebd. 450—451. B
) Geburtsbrief; dgl. Boffert a. a. D. ©. 77. Tb. Knapp, Gejammelte Ber
träge zur Rechts · und Wirtfcaftsgeih. (1902) ©. 158—159.
Günter, Dorforbnung von Althauſen OU. Mergentheim. 443
bei tag unnd nacht getreulich vorgee iren schadenn zu beworen
und frummen zu werbenn, so vil ime muglich sein kan.
Zum sechstenn so einer oder bed burgenmeister zu einer
gmein leüttenn lossenn, so ist ein jeder gemaynsman bei seiner
trew, die er einer gemayn gethon hott, zu einer gmein zu komen
schuldig. Es hott auch ein burgenmeister oder sie baid mit rot,
wissen und willen einer gemayn zu gebieten und zu verbieten.
Zum sibenten so die burgenmeister einer gemein geleutt
hetten unnd einer oder mer die gemein verachten und nit suchen
woltenn, solle der oder dieselbichen unnd yeder besunder umb
15 d. on alle gnod, auch nyemantz hierin angesehenn, umb ir
ungehorsamkeit gestrofft werden. So einer sagen und sich ent-
schuldichen wolt, er het das gemein leutten nit gehort, so sol
unnd muss ers bei seiner glub behaltenn ').
Item so einem die burgenmeister geschickt werden, so sol
er sie boser wort bei 10 lb. erlossenn.
Item es ist ein yeder bei seiner pflicht schuldig, das er ein
gemayn an keinem andern ort sol furnemen dan zu Marckelsheim.
Zum achten so die burgenmeister mit rot einer gemayn etwas
gebietenn, das einer inn der gemayn verachtet und nit halten
wolt und ein buss verwirckt hett, so hott ein gemayn mügen und
macht, denselben zu pfenden, und ob er sich zu recht bieten
würdt, so sol man ine uff recht pfenden, und so er dieselbichen
pfandt inn viertzehenn tagen nit lösen wolt, so haben sie die
burgenmeister fug unnd gutt recht, dieselbichen ire pfandt bey
christen oder jüden zu vertreiben, und ob den ungehorsamenn ge-
deucht, ime geschech unrecht, so mag er ein gemayn mit recht
zu Marckelsheim darumb furnemen.
Item so man das feür beschreit, sol ein ieder, jung unnd
alt, der etwas schaffen kan, helffen retten unnd zulauffenn bei der
stroff 10 d.
Item welcher im hegholtz ein reis abhaibt, der ist 30 d. zu
stroff einer gmein vervallenn, wo die stendt unnd gehegt werden.
Item welcher inn einer laib zu vil abhaibt, der ist 10 d.
darumb vervallenn.
Item ein ieglicher soll inn seiner laib°) vier standt reiser
stenn lossen bei der stroff tzweien pfunden, unnd nitt mehr dan
) muß man ihm auf fein Wort glauben,
’) Bol. Boffert S. 229230.
44 Oiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken
vier hauffenn von dem gehaiben holtz darynnen machen, auch bei
der stroff 2 d.
Item’) so einer inn das gmein holtz für, hieb darinn oder
läd holtz uff, das ime nit zustündt, so gibt der wag 20 d., eir
kar 10 d., ein purde sponholtz 5 d., ein schlit 5 d. und ein kätz”-
5 d. zu stroff der gemayn.
Item so einer ein traget pfel oder rayff abhaibt unnd di
bei ime fundenn wurden, so ist er einer gemayn 10 d. darum“
vervallenn.
Item so einer das recht anschreit, sol ein yeder bei seiner
pflicht zulauffenn bei der stroff 10 d. Den sol man bei recht be
halten soweit man kan, unnd sol der gefangen uff des begerenden
costen zum Newenbaus dem schirmhern gefurt und uberantwort
werden.
Item so man die somen, wisen, unrecht weg verbeut und
einer in der stuck einem befunden wurt, sol er einer gemayn 1d
zu der stroff vervallenn sein.
Item alles obs, kirschen, epffel, birn, scheff®), erbes, de:
grasen inn wisenn, eckern, weingarten, ruben, tzwuffeln*) unnd
kraut ist yedes besunder bei einem pfundt verboten.
Item wo einer bei tag in der gmein in den treubeln erwist
wurt, ist er vervallen 2 d., ein auswendicher 2*) d., unnd so ei
hundt erwist wurt, er sei wes er woll, der sol umb 2 d. gestrof:
werden, und ein auswendicher hundt umb 2*) d.
Item wo einer oder mer in der gmein wein schencken wolt.
sol er inne vor an lossen giessen; so er das nit thutt, ist er einer
gmeyn 1 gld. zu buss vervallen schuldig.
Item so einer bei nechtlicher Zeit inn treubeln, habern, kon.
ruben, kraut, birn, nichts ausgenomen, erwischt wurt, der solle
einer gmein 1 gld. zu stroff vervallen sein. Wo aber der be
schedigt worden ist und sein schaden nit leiden will, ist ime a0
seiner gerechtikeit an diser stroff nichts genomenn.
Item die besunder hut und ausfaren ist bei einem gulden
verboten.
8) uriprüngli 5.
%) Zum Solgenden vgl. die verwandten Befiimmungen ber Wachbaqer Te’
orbnung von 1504, hrg. von Seeger in ber Zeitfär. b. Hift. Vereins für dae votrtemt.
Sranten, 1852, ©. 95 fi., wo indeſſen bie Straffäge bucchgängig viel höher find.
2) Tragkorb, Rüdentorb (Grimm: kötze).
®) Sichelerbfe, pisum arvense var. leptolobum.
+) Zwiebeln,
Günter, Dorfordnung von Althauſen ON. Mergentheim. 445
Item die herbstweid ist bei einem pfundt verboten, bis sy
die burgenmeister offenn.
Item die weiden, so man die abhaibt unnd so einer erobert
wurdt, ist einer gmein zu stroff darumb 1 d. vervallenn.
Item so die burgenmeister die weingartstaig zu machen ge-
bieten, wo einer daz verachtett und nit gemacht hett, sol er der-
selb umb 1 d. gestrofft werden.
Item so einer ain bei einer gemayn lugen strofft, so offt es
geschicht, ist er 15. d. zu stroff vervallenn.
Item so ein gemayn bey einander versamelt ist und einer
ain in der gmein schlegt oder mit gewappenter handt uberlieff,
sol er umb 10 d. gestrofft werden.
Item ein yeder inn der gmein ist schuldig bey seiner pflicht,
so man inn zu einem burgenmeister, heimburgen oder heiligen-
meister, feürbeseher, schetzer, erwelter rotgeber einer gmeyn,
baumeister, pfleger, schrotter oder was das ist, gesetzen unnd ver-
ordnen wurt, sol unnd muss er das annemen, wo er daz widert,
sol er einer gmein 2 d. vervallen sein unnd dennocht seinem ver-
ordnen ein benügen thon.
Item so einer oder mehr in der gmein erwelt wurt unnd
ausgeschickt, von einer gmein wegen zu handeln, unnd sich des
entsetzen wurt, ist er 2 d. zu stroff vervallen schuldig. Wo es
aber ein sach betreff, das ein uncost uff ein gmein ergieng auff
die ungehorsamkeit, stett solchs alles bey erkentnus der burgen-
meister unnd einer gmein.
Item der landtstrossen halbenn ist vor alter gewest der
brauch, wo tzwen zusammen haben zu stossen gehabt an die
landtstrossenn, dieselben tzwen haben die landtstrossenn müssen
machen, wo sy bruchig gewest ist und wo sy daran zu stossen
haben gehabt. Das ist der brauch vor alter gewest und*) sol
füro so gehalten werden*) und nü davon ‚gefellen, uber das ein
neüering angenomen, das ein gantze gemeyn verwilt hott, mit
einander die landtstrossenn zu machenn.
Item alle person, die wessern wollen am samstag, an tzwolff-
boten obet, an all unser lieben frawen obet, an den vier hoch-
tzeitliche fest obet, ober- oder ausserhalbs dorfis, derselbich soll
ein fluss inn das dorff lossen gen; welchers gar einschlecht!) und
erobert wurt, sol er umb 1 gld. der gmein zu buss vervallen sein.
—a) von anderer gleichzeitiger Hand nadhgetragen.
) einfhlägt, das Waffer fperrt.
MWürtt. Bierteljapröp. f. Lanbeögeig. R.F. KIT. 2
«*
446 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Item welcher gmainsman ein knecht dingt, derselbich gmeins-
man sol solchen knecht in viertzehen tagen fur die burgenmeister
bringen, das er inn glob, das er sunst an keinem ort recht geben
oder nemen sol dan zu Marckelsheim. So aber solcher gemayns-
man seinen knecht inn solcher zeit nit herzu bringt, ist er der
gmein 1 gld. zu buss vervallen schuldig.
Item so die feurbeseher das feur besehenn, so ist man ins
3 iglichen ein mos weins unnd 4 weck und nit mehr schuldig.
Item*) sollen die feier in heusern besichtigen; wo hew und
stro inleitt, dasselbig fürbringen *).
Item desgleichenn die staigbeseher so sy die staig beseben
haben, sein inn die burgenmeister 3 mos weins und 4 weck schul-
dig unnd nit mehr.
Item welche den küen die hörner abschneiden, sein die bur-
genmeister inen 1 mos weins und 1 weck schuldig und nit mehr.
Item so ein gmeinsman oder knecht woffen, es sein messer.
dolchenn, waydner'), hessen®), beihel, degenn oder was fur woffen
einer in ein wirtzhaus tregt oder sunst im dorff tregt, es sei dan
sach, das einer von dem feld kum oder uber feldt woll, oder
mũss sunst im dorff hütten oder wachen, so ist ein ieglicher 1 gld.
der gmein zu buss verfallenn schuldig.
Item wü einer ain mit einer kanten, glas, krausenn, schran-
nen oder schrannenbayn nichts ausgenomen in dem wirtzhaus
schlegt, wurfft, derselbig ist gegen der gmein 1 gld. zu bus ver-
fallen schuldig.
Item so ein gmeinsman wein verkaifft hot, so hot er macht.
den abschratt®) den selbichen tag noch laudt des kayffs zu geben
wie er verkaufft hot, und nit höher oder weitter zu geben dan
den selbichen tag onangossenn, bei der buss 1 gld. der gmein.
Item so einer wein will schencken, der selbich sol lossen
angiessen und sol ein rayff auffstecken; wo solcher ungehorsamlich
erfunden wurt, sol er umb 1 gld. gegen der gmein gestrofft werden.
Item so einer erfunden wurt, er sei jungk oder alt, der
mättwillich wer, der dem wirt den rayff abhieb oder sunst ver-
würff, so solcher erobert und erfunden würt, ist solcher der gmein
1 gld. verfallenn schuldig.
a—3) von anderer gleichzeitiger Hand nacgetragen.
) Jagbmeffer, Hiefchfänger.
*) (Heffifger) Stoßbegen (Grimm).
3) abschroten = berlaben, ablaben.
Günter, Dorforbnung von Althaufen OA. Mergentheim. 447
Item es ist vor alter der brauch gewest und noch, so einer
“durch daz gantz jor wein hott geschenckt, so sol er uff den kirb-
tag, so er anderst schenckenn will, wider lossen angiessen. Auch
-sunst ein jeglicher gmeinsman, der uff den kirbtag wein schencken
will, der selbich sol inn lassen angiessen bei der buss 1 gld., ist
.er der gmein verfallen schuldig.
Item welcher scheüst im dorff, er sei jungk oder alt, der ist
-der gmein 1 gld. zu buss verfallen schuldig.
Item so die burgenmeister ir auffrechnung thon wollen,
sollen sy vor viertzehn tag der gmein verkunden, welcher buss-
wirdig sei, dieselbichen sollen ire buss inn disen viertzehen tagenn
on allen vertzug ausrichten; wo solchs nit geschicht, so haben
‚die burgenmeister mit rot einer gmein mügen und macht, solchen
ungehorsamenn umb gantze buss zu stroffen, wie ein iegliche buss
innheltt,
Item welcher sein layb will abhaybenn, der selbich sol unden
ain sphan anhebenn unnd auffhin hayben, bis er gewert wurt;
wo einer anderst erfunden wurt, ist gegen der gmein umb 2 d.
zu buss verfallenn schuldig.
Item welche person escher oder kubel mit kott in die wesch
:schüten, so aine erobert und angezaigt würt, sol gegen der gmein
umb 1 gld. gestrofft werden. Auch welche weiber die den juden
waschen, die sollen underhalbs dorffs waschen; wo sy anderst
‚erfunden werden, sol ein iegliche umb 1 gld. gegen der gmein
gestrofft werden.
Item in dem und andern artickeln und stucken bessers rots
unvertzigenn.
Item so man die hirtenpfründt sammelt, so sol ein ieglicher
uff den selbichen tag zu rechter tagzeit den hirten betzalen bei
.der buss 2 d. einer gmein.
Item so die heiligenmeister ire auffrechnung wollen thon, sd
:sol ein ieglicher, der dem heilgen schuldig ist, zu rechter tagzeit
betzalen die zins bei der buss 2 d. einer gmein.
Item es sol keiner kein hay oder stro in sein haus legen
bei der buss 1 gld. zu stroff einer gmein.
Item so einem ein viech abstett und an dem schelmen')
stirbt, es sei jungk oder alt, soll man es füren oder tragen in
‚den graben gegen Lustprun, bei der buss 1 gld. der gmein zu
‚stroff.
y Senche (Grimm).
448 Hiſtoriſcher Verein für das Württ. Franken.
Item so einem gemaynsman oder mehr die burgenmeister
geschickt werden schuld halben, und so solcher gemaynsman den
burgenmeistern verhaist, dise person in vierzehen tagen zu be
tzalen, es sei mit gelt oder mit pfanden, und so solchs nit gehalten
wurd, sol solcher gemaynsman oder witfraw, nyemants ausge
nommen, gegen der gemayn zu Althausen umb 10 Ib. gestrofit
worden.
Item so einer gerügt wurt mit den gensen und würd für-
gebrocht, so ist einer fur ein iegliche gans 3 d. verfallenn, schul-
dig der gemayn.
Item so ein gemaynsman dem andern die schied!) abschlecht.
so ist er der gemayn 10 Ib. verfallen schuldig zu buss.
Item so ein gemaynsman umb ein schieders buss verfallen
ist, so ist die halb buss einer gantzen gemayn zu Althausen.
Item*) wo ein auswendiger einem inwendigen oder ein in-
wendiger einem auswendigen lest verbietten, der soll solches aus-
tragen in virzehen tagen bei straff 10 Ib. und druff klagen wie
recht ist zu Marckelsheim und sünst nirgent *).
Anno®) domini im 1552 jor auff Paulus bekerung tag ist
verwylt worden von einer gantzen gemaindt zu Althausen, das
ein yeder, der bauen wyl, zyli und zeyt hatt ein halb jor solchen
bau oder holtz zu verbauen bey der buss 10 1b.?).
Auch wy obgemelt an disem dag ist vermelt oder verwült
worden von einem mertayl einer gemaindt zu Althausen, wo ein
güt ist und verkayfft würdt und ein züns und ein gült gült und
einer das nebendayl hat, das ein gut ist gewesen, do sol ein
nebentayl das ander losen, und sol ein yeder, der losen wyll.
macht haben 4 wuchen und ein tag, solchs gut zu losen; und so
einer weytters eintrag wolt dun, der sol solchs tun vor einer
gemeindt zu Althausen bey der buss 10 Ib. einer gemaindt?°).
Item °) wen die burgemeister lassen zur gemein leutten, sol
der alfft*) verpflicht sein im zwinger°) umb die kirchen zu gehn
a8) andere gleichzeitige Hanb.
b) von neuer Hand.
cc) bie obige nachtragende Hand von 1528.
4) Untergangss, Feldgericht. Boffert S. 192—183.
*) Dal. Boffert ©. 129.
®) Bol. dazu Boflert ©, 76-77.
4) siel?
3) auf der Höhe zwiſchen Kirchhofmauer und Abhanz?
Günter, Dorforbnung von Althaufen OA. Mergentheim. 449
«und sich anzeigen; welcher dan nach im kumbt, sol buss verfallen
:sein on all genad 15 d.
Item so die schidt begert wirdt, soll man ein burgemeister
-umb den andern inzugeben.
Item wen die schidt geht, soll alweg ein burgemeister umb
.den andern der schidt zugeben mitt der schidt gehn °).
Abschrifft*) der schatzung unnd ordnung des dorfis.
So man einen muss schatzen, so sollen die schetzer den sel-
‘bichen frogen, denn man als schatzen will, ob er kein bar gelt
hab oder keins uff das sein oder umb das sein auspringen moge on
.als geverde; und so man des nit gerotten will, so sol unnd muss
‚er schweren zu Got und zu den heiligen, das es also sein; des-
‚gleichen desselben hausfraw, so man sy anders des nit erlossenn
wil. Unnd hot er wein, das ist das erst; darnoch hot er küe,
‚pferdt, federwoth'), das soll ieglichs halb geschetzt werden, des-
gleichen das getraidt. Wan aber der schuld so vil wer, das es
‚alles müst geschetzt werden, so sol man im das beth lossenn,
.daruff er ligt. So aber nichts mehr do wer, so sol man darnoch
uff das veldt, und wen uff dem feld aber nichts mer wer, so sol
man greyffenn zu dem haus und darnach zum bedt unnd was er
hott. Doch sol ein ieder, den man daz sein also schatzt, wie
„obstett, viertzehenn tag die negstvolgende darnoch die losung
haben, ausgescheiden essenthe?) pfandt; zu den selbichen hott er
nit lenger zill zu lösen dan uber nacht. Auch ist der schetzer
Jon, als offt sy ein schatzing gethon haben, ein vierthel weins,
und den schetzerlon sol ein iegliche partei den halbenn theil tra-
genn. Actum am donerstag noch Kiliani renovatum est per
.Melcheor Horn anno im 28,
a) das Folgende wieder von ber erfien Hand.
*) Hier offenbar übertragen — ebervieh; fonft — Bettzeug (mät = Kleir
bung, Zeug).
*) ezzente pfant im Landfrieben für Franken 1878 (Deutſche Reichstagsakten I,
S. 21 Nr. 85) = verpfändetes Vieh; bier — ehbar überhaupt, Efwaren,
Eine Stuttgarter Schmähfchrift auf Berzog Karls
Regierung vom Jahr 1763.
Bon Hofrat Dr. Giefel.
Im Jahre 1758 trat Graf Montmartin in bie Dienfte Herzog
Karls. Seine ganze Staatsfunft beftand fortan darin, den legten Pfennig
den Untertbanen abzupreffen, um immer aufs neue dem Herzog zu feinen
vielen Liebhabereien das nötige Geld verfchaffen zu können. Die Unzu:
friebenheit über die fortgefegten Bedrüdungen und Erpreffungen erreichte
ihren Höhepunkt, als der ungebilbete und freche Lorenz Wittleder, der &
bald vom Unteroffizier zum Verwalter des Kirhenfaftens und 1762 zum
Direktor des Kirchenrats gebracht hatte, den Betrieb des Dienfthan-
bels übernahm.
In Ludwigsburg eröffnete derjelbe eine förmliche Bude, in welchert
gegen bar Geld jedes Staats: und Gemeinde-Amt zu erfteigern war.
Dabei war nicht die Befähigung zu einem Amt, fondern die Höhe der
Geldfumme, die zu Erlangung eines folden geboten wurde, ausſchlag-
gebend. Bezeichnend ift der bittere Spott, daß man in Ludwigsburg
eines Morgens einen Efel an Wittleders Haus angebunden fand, der die
Inſchrift trug: Ich hätte gerne einen Dienft.
Wenn damals im ganzen Herzogtum überhaupt eine recht traurige
Stimmung herrjäte, jo hatten die Einwohner von Stuttgart in der Folge
nod mehr Grund zur Unzufriebenheit, indem Herzog Karl 1764 von hier
weg feine Refidenz ganz nad) Ludwigsburg verlegte. Diefe ftille Gärung
machte ſich Luft in einer Schmähſchrift), die am Sonntag den 13. März
1763 der Stiftsfantor Joh. Chriftian Berti, als er kurz vor dem Zu:
fammenläuten in die Morgenkirche ging, mit gelbem Wachs an die große
Stiftskirchenthur (gegenüber dem Kaffeehaus), an dem Ort, wo fonft die
Ediktalzitationen angeſchlagen werden, angeheftet fand. Das Schriftftüd
(Cs Bogen) war weber mit Datum noch Unterfchrift verfehen und lautete
folgendermaßen :
) Das Original ift erhalten,
Eine Stuttgarter Shmähfchrift auf Herzog Karls Regierung. 451
„Niemand will in einen jauren Apfel beißen, aber was wird zuleht
um Gottes willen noch werben! Unfer getreuer Lanbes-Vatter hat uns
größtenteils ſchon zu Bettler gemacht, uns und unfere Kinds Kinder.
Verzey es Gott denjenigen, die Urſach daran find, über welche ein ganzes
Land Rache ſchreit. D! Wie glüdjeelig find andre Menſchen in andre
Länder! Ich habe wohl niemand andurch anrathen wollen, 1.) ob man
diejenige, die unferen Herrn fo verberbt haben und noch immer verbärben,
nicht auf eine oder andre ſchickliche Weiſe auß der Welt ſchaffen follte.
Wolte ſolches felbft wohl auf mein Gewiſſen nehmen; 2.) ob nicht ein-
großer Theihl gefinnt wäre mit mir jedweder einen allgemeinen Aufftand
zu Wege zu bringen ober 3.) außer unferem Vatterland zu gehen, um
allem deme zu entgehen, das geſchehen folle! Der Iangmüthige Gott wird
To vieler taußen(d) Menſchen Seufzer doch wohl auch zulegt noch erhören!
Wie anderswo Fried und Freud ift, fo ift Grieg und Leid bey uns.“
Schon beim Durdlefen der erften Zeilen fand Berti, daß das
Schriftſtuck „widrigen Inhalts“ fei, weshalb er ed herunternahm, um
dasfelbe nad dem Gottesbienft dem Stiftsprediger Storr auszuhändigen,
der ihn aber damit an Oberamtmann Regierungsrat Stodmaier wies.
Diefem gab er protofollarifh an, mit ihm zu gleicher Zeit fei der Ge:
Tang:Anfteder Rode an die Kirchenthüre gelommen. Letzterer aber habe
das Schriftftüd weder in die Hand gebracht noch gelefen. Ausgeichloffen
fei allerdings nicht, daß berfelbe, als nach Schluß der Predigt er (Berti)
die Schrift dem Stiftsprebiger Storr im Chor der Kirche bei der Safri-
ftei zum Leſen übergeben habe, einige „Pafjagen“ davon aufgefangen
habe. Da er felbft, giebt der Stiftsfantor weiter an, unten an ber
Thüre nur die erften Linien des Schriftftüdes gelefen, fo habe er oben auf
dem Chor bei dem Gefang basfelbe herausgezogen und mit dem Rektor
Knauß und Präzeptor Faber ganz durchgeleſen. Sofort hätten fie die
Überzeugung bekommen, die Sade müfje äußerft verſchwiegen gehalten
und es dürfe niemanden etwas davon gejagt werben. Auf die Frage des
Regierungsrats Stodmaier, ob dem Kantor nicht befannt fei, daß außer
ihm aud andere Perfonen zu der Kirchenthüre gekommen feien und
die Schrift gelefen hätten, antwortete diefer, vor ihm bürfte niemand in
die Kirche gegangen fein. Den „Kirhen-Dusler“*) aber, der die Thüre
aufmade, habe er danach gefragt. Dieſer habe gefagt, den halben Bogen
babe er wohl wahrgenommen, aber ihn für einen Befehl gehalten und
daher nicht gelefen.
4) So murbe ber Kirchendiener genannt, ber bie während bes Gottesbienfles
Eingefhlafenen weden mußte.
Belpredjung.
opegraphifches Wörterbudy des Großherzogtums Baden. Herausgegeben
von der Badiſchen Hiftorifhen Kommiſſion. Bearbeitet von Albert
Krieger. Zweite durchgefehene und ftarfvermehrte Auflage. Erſter
Band. Erfter Halbband. Heidelberg, Karl Winters Univerfitäts:
buchhandlung 1903. Preis 10 4
Die große Reichhaltigkeit dieſes Werkes läßt ſich nicht beſſer als mit den Wor⸗
om ber Zorrebe zur erften Auflage kennzeichnen. Es „enthält außer ben Namen ber
Bohnerte auch die Namen der alten Gaue, ferner ſolche von Flüffen und Bergen, for
vie endlich auch diejenigen Flurnamen, welde eigentliche Wohnortsnamen find und ale
olche auf ehemalige Wohnpläge hindeuten, aud wenn urkundlich das Vorhandenſein
‘ine Wehnorts an ber betreffenden Stelle nicht nachzuweiſen war. Es find letzteres
Sauptfäclidh die mit «haufen, hofen, ⸗ingen, <ftetten, =weiler u. ſ. w. zufammengefepten
Namen. Aber aud) bei ven Wohnorten ſelbſi beſchränkt fih das Wörterbuch nicht auf
vie bloße Aufzählung ber urkunblihen Namensformen in chronologiſcher Folge. Ber
zeihnungen eines Orts ale villa, oppidum, ftatt, dorf u. ſ. w. find aufgenommen.
Ebenſe find urkundliche Angaben über Burgen, Kirchen, Klöſter, über Geſchlechter u. f. w.
Berangezogen; ja unter Umfländen find auch ganze Urfundenftelen nicht ausgefchloffen
geblieben, wenn fie für bie Gedichte ober Topographie von Bedeutung zu fein
ſchienen. Dazu fommen Bemerkungen über vorgeſchichtliche und römiſche Sieblungen,
Sräber- und Münzfunde u. bgl., über bie Sanbesangehörigkeit der Orte unmittelbar
vor ihrem Anfalle an Baden, fowie über bie Lokallitteratur“. Tiefe felbitgeitellten
Aufgaben find in fo freigebiger Weife gelöft, daß man außer dem rein topographiſchen
Stoff 3. B. die Glieber eines Adelsgeſchlechts, bei Klöſtern bie Äbte oder Abtiffinnen,
ia fogar Mönde und Nonnen, bei Städten bie Bürgermeifter, Schultheißen, Geſchlechter,
bei Kirchen bie Pfarrer zufammengeftellt findet, foweit fie in Urfunden genannt wer-
ben. Die Urfunblichfeit, genaue Quellenangabe nad) ber gebrudten Litteratur und ben
ausgiebig benüßten Schägen bes Karlsruher Generallanbesardivs bildet einen ber
Hauptvorzüge des Werkes, das durch bie alphabetiſche Anlage überbies leicht zu bes
nügen iit. Es Liegt nabe, einen Vergleich mit unferer Landesbeſchreibung zu ziehen.
Dabei drängt fid bie Erfenntnis auf, daß ein foldes topographiſches Wörterbud als
Grgänzung ber Landesbeſchreibung erft recht feinen Pla hätte, das eine mehr wiſſen⸗
ſchaftlichen, das andere mehr praftifhen Sweden dienend. Zugleich zeigt fi, daß ber
Plan des Wörterbuds weit über den des hiſtoriſchen Teils ber Landesbeſchreibung bins
ausgreift, indem er z. B. nicht nur Wohnpläße, ſondern auch Flüſſe und Berge berüd:
fichtigt. Das iſt alfo eine Arbeit, die bei ums noch zu thun bleibt und zu beren treff-
licher Vollendung für das Großherzogtum Baden wir bie Nachbarn bei Erſcheinen ver
neuen Auflage aufrichtig begfüdwünfgen bürfen. G. Mehring.
Erwiderung.
Im 2. Bande feines „Briefwechſels Herzog Chriſtophs von Wirtemberg” ham
Dr. Eruft in Tübingen ſchwere Anflagen gegen ben 4. Band ber Druffeiſchen „Brirt
und Aften“ erhoben. Ich habe barauf bdiefen Angriff und E.’8 eigene Arbeit in der
Gbit. Gel. Anzeigen 1902 n. 1 ©. 43—69 {darf fritifiert.
€. hat in biefer Zeitſchrift mit zwei Entgegnungen geantwortet, auf beren em: |
ich bereits Fury in ber Hiſt. Zeitſcht. Bd. 89 ©. 545 f. ermibert habe. Branbensum |
G. Bolf und Turba haben ſich infofern auf E.'s Seite geftellt, als auch fie auf Fehl
Druffel® hingewieſen haben; aber ſowohl Brandenburg wie Wolf haben den Angr?
als zu weitgehend bezeichnet, und außer bem Herausgeber von Druffel IV., Prof. Brand
find Trefig, Kregihmayr und ih E. mit aller Schärfe entgeaengetreten. Unter bene.
bie auf biefem Gebiete arbeiten, find aljo zum minbeften die Anfihten geteilt unb jet
alle Iehnen bag Übermaß E.'s ab. Die weiter arbeitende Forfhung wird bie letzte Ert
ſcheidung barüber fälen ; fie wirb ſicherlich den von mir beſchrittenen Weg geben un
anſtatt bei einer großen Aftenfammlung eine bilige Fehlerjagd anzuftellen und wilfir
lich jedes Verſehen als groben Fehler zu braudmarken, gewiſfenhaft nad ber Zragmeitt
jedes einzelnen fragen.
Es erſcheint mir zwecdlos, von neuem ben Streit um Gingelbeiten zu beginne.
denn nur berjenige Tann ſich ein Urteil barüber bilden, ber jelber jeden einzelnen ia
unterſucht. Ich fann im welentlihen nur wieberholen, was ich bereits in ber Hit
Zeitfehrift ausgeführt Habe.
©. hat in feinen beiden Entgegnungen hinſichtlich ber vielen bei Drufiel wer:
getreu mitgeteilten Terte nur einen finnförenden Fehler beigebracht (Druffel IV
n. 19: kai. Mt. flatt ku. Mt.), von bem ich glei; Zxefitt behaupte, daß er den fat
fundigen Forſcher ſchwetlich täufhen wird und eben beshalb von feiner ſchwerwieaer
ben fachlichen Bedeutung iſt. Ich habe Feine Beranlaffung, auf bie von E. gegenüber
Trefft betonten Tertfehier bei Druffel IV n. 598 näher einzugeben; aber gerade der
dem einzigen gravierenden Fehler jener Zufammenflellung gilt das gleihe: ber Foricr:
wird durch den Zufanmenhang des ganzen Textes ſicherlich verhindert werden, Schlüft
zu ziehen, bie (mie E. meint) „ben ganzen Inhalt des Religionsfriebens über ter
Haufen werfen“. Was Turba an Tertkorrefturen zu Druffel IV n. 692 angefühn
Bat, ift zum Teil jo Möglich, daß man bie Erwähnung nicht recht verfteht (regis Ber
mani ftatt regis Rhomani, zweimal et ftatt ac, und rex stirpe ſtatt rex, stirpe t.3.
Druffel Hat ein Komma, das ben Sinn Flärt, eingefeht, das in ber Vorlage nicht Acht!)
— das iſt bie allerffeinlichfte Fehlerjagd. Unter den 16 von Turba notierten ‚eblerr
find nur 3 wirklich erwähnenswert unb deren bat Truffel 2 ausbrüdlic clt
zweifelhafte Lesarten durch Kurfivdrud bezeichnet; es bleibt nur am
itörender Fehler übrig (sparari für sperari) ?).
) Ich gebe hinſichtlich des Lertes von Dr. IV n. 700, ben ich als febleriet
bezeichnet habe und woraufhin mir E. „Unwahrheit” vorwirft, mit Vergnügen zu, Dif
der Zert bennod einen Fehler enthält: Druffel brudt under die ainigung ftatt under
B
Erwiderung · 455
Hinfichtlich der Druffellgen Auszüge babe id} bereits in der Hif. Zeitſchrift
Darauf Hingemwiefen, daß E. mehrfach getabelt bat, ohne bie Möglichkeit einer andern
Auffaffung des Tertes zu fehen (fo bei Dr. IV n. 18; man prüfe daraufhin auch
n. 198). Wo fih aber ein mißverfländliher ober unrichtiger Auszug findet, bleibt doch
immer bie Kernfrage, ob feine Korrektur einem mehr formalen Intereffe entſpricht ober“
ob berfelbe zu falſchen Schlüffen über die gefgichtlihen Vorgänge verführen kann. €.
Hat in feiner Entgegnung biefen Gefihtspunft, der mir und andern die Hauptſache ift,
mur furz geftreift, indem er es als felöftverftänblic annimmt. Damit ijt ber hiſtoriſchen
Forſchung nicht gebient und ich beftreite von neuem, daß biefe Behauptung richtig iſt,
und folange E. nit ben ausführlihen Beweis bafür geführt hat, ann fein Angriff
nicht wohl als begründet angejehen werben.
Ich führe, um auch mein fubjeftives Recht gegenüber E. zu beleuchten, noch brei
Beijpiele zur Kennzeichnung ber Polemik meines Gegners an. Ich habe von E.“s
Briefwechfel II n. 198 gelagt, daß es falſch batiert fel. Das Stüd trägt die Über:
fchrift: Verzaichung etlicher punct, so durch Trier, Pfalz und Gulich zu Pache--
rach gedacht, darnach sy alle ainigung — chur- und fursten, so schierskunf--
tigen tag zu Frankfurt, damit soril möglich ain gleichmessige bestellung ufge-
richt wurdt, miteinander vergleichen möcht. So brudt E. — ich übergehe als
wenig belanglos, daß biefe aus der Vorlage übernommene Überſchrift offenbar einen
Fehler enthält, ber irgendwie vom Herausgeber bezeichnet werben mußte, wenn er nicht
überhaupt ben befferen Weg elner neuen, ben Zwed bes Stüdes richtig und kurz bes
zeichnenden Überſchrift wählen wollte. Neben biefer Überichrift fleht als Datum:
„Quni“ (1553).
Tazu giebt E. die Anmerkung: „Nad) einet Auffhrift wurde diefer ‚Unfhlag‘
am 11. Juni den bayr. Gefandten in Frankfurt übergeben; er paßt am beiten zum-
Heibenheimer Abfchied, weil er wie biefer bem Gefühl ber Unzulänglicfeit der Bis:
Herigen Vereinbarungen entfprungen iſt.“ Wenn ein Aktenflüd Anfang Mai 1553
auf dem Tage zu Bacharach entftanden iſt und ber Herausgeber es mit Juni ba
tiert und aud in der Anmerkung, auf bie er ſich zu feiner Verteibigung beruft, fein
Wort von biejer Entſtehungezeit fagt, fo liegt meines Erachtens Grund genug vor, von
einer falſchen oder zum minbeften mißverſtändlichen Datierung zu ſprechen. Wie ſcharf
nimmt e8 E. wenn er bei Truffel ein falſches Datum auffpürt! Man vergleiche da⸗
für folgenden Fall: ich Habe von Truffel IV n. 25 behauptet, daß es beffer fei als
das gleiche Stüd bei Ernſt n. 81: E. meint, daß Druffel einige Stellen im Wortlaut
babe, bie er felber mur im Auszug gebe, „trägt zur Entſcheidung unſeres Streites
nichts bei“ [bie Frage iſt natürlich, ob an dieſer Stelle ber Wortlaut nicht gerade er⸗
wünfgt ift!); „falſch ift bafür bei Druffel das Datum ©. 19 oben“ ... Man glaubt
beim Leſen biefer Worte natürlich, daß Druffel „in gewohnter Nachläfigkeit” das Stüd
der ainigung! Über bie von mir betonten Abweichungen feines Abbruds von bem
bei Drufiel benüßten Original bes beirefienden Stüdes hat E., wie in andern Fällen
auch, fih nicht geäußert. Daß Druffels Auszug betreffend bie Werbungen Herzog
Chriſtophs einen Fehler enthält, gebe id) ebenfalls zu, ohne ihn einen „ſchweren, ſach⸗
lien Fehler" nennen zu können; für Druffele Zwede Tam es allein auf bie That:
fadje der Werbungen an und bas ſteht richtig da. Wenn E. dann für feine territorial-
geſqhichtlichen Zwecke auf die Einzelheiten biefer Werbungen näher eingeht, fo wirb erſt
in biefem, von Druffel gar nicht zu berüdfictigenden Zufammenhauge ber Fehler er:
wähnenswert.
456 Erwiderung.
ſalſch datiert hat — man ſchlägt nad) und findet, daß Druffels Datierung am Ank-:
und Schluß des Stüdes richtig ift, daß aber ©. 19 jenes Datum. das unter tt:
Paginierung als fortlaufendes Seitenbatum fiebt, einem Tres
fehler enthält! Daß ein wiffenfcaftliher Kampf gewifie Grenzen ber Yes
+inhalten muß, darf folhen Fällen gegenüber wohl geforbert werben.
Das 3, Beifpiel: id} Habe gefagt, daß id} unter rund 100 Bergleichbebicher =
27 Fällen die Druffelfgen Stüde beffer gefunden babe ale bie gleichen Bei
Mein Gegner erflärt, daß fehs der von mir genannten Stüde bei Drufiel überbuz
nit erwähnt würden, daß alfo mehr als ein Fünftel biejer Stellen — ihr
ergänzen: burd Betrug — bem Leſer fälſchlich vorgeführt fein. @. fügt ku:
„Wie ſchade, daß es nicht eine Inflanz giebt, vor ber fid in mandlicher Berhanniez:
‚in wenigen Minuten biefe Art von wiffenfchaftlicer Vergleichung genügend brandmzxt-
liete.“ Ich Tann darin ausnahmöweile einmal meinem Gegner völig zufinm-
Denn biefe Inſtanz würde, bevor fie eine Anſchuldigung ausfpräche, zumächt bie te:
mir angeführten Stellen gezäßlt und babei gefunden haben, daß entgegen ber von =
angegebenen Zahl 27 deren 31 baflehen. Sie würde dann geſchloſſen haben, bat v
biefer Überzahi ein Verſehen vorliegen müffe, das meiner Loyalität feinen Eintrag tt-:
In der That Handelt es ſich bei ben 6 Stellen, bie E. abzieht, in 4 Fällen um ielst
die in bie beiben gleich nachher vom mir aufgeführten Kategorien gehören (m. 10 4°
395, 448, 523), während bei zweien ein Drudfebfer vorliegt: ftatt n. 4 A. 2 ikm
leſen n. 94 9. 1 (vgl. Druffel ©. 66 9. 2), Matt n. 215 aber 31. Es geht alle =
Wahrheit nicht mehr als ein Sechſtel ab, fondern bie Zahl 27 entfprict gens:
dem von mir vertretenen Stanbpunft.
Ich weife zum Schuß noch darauf hin, baß faſt bie Hälfte meiner Kritif der
‚neuen hiſtoriſchen Auffaffungen E.’8 über die Zeit von 155%—1555 galt, und das x
©. darauf fo gut wie nichts geantwortet hat. Die Wiſſenſchaft würbe von Biere
Streit fiherlic etwas mehr Gewinn gebabt haben, wenn €. mir auf biefes widt::
Gebiet gefolgt wäre, und dd} felber Hätte gar zu gern etwas Genaueres über das „bar
greifliche Entftehen der Gegenteformation im Jahre 1554* gehört. — Ich brauge fcza
noch hinzuzufügen, baf für mic) die Disfuffion mit E. nunmehr abgeſchloſſen iR.
Ralter Goep.
Im vorſtehenden wiederholt Herr Göt in der Hauptſache nur bie ſchon in de
Oiſtoriſchen Zeitfhrift gefellte fonderbare Zumutung, ich fole den Nachweis fürn
baß und wie bie Fehler in Druffel IV, deren Borhandenfein jept nicht mehr gelemge
wird, ben „befonnenen Forfher” zu einer falſchen Aufftelung verleiten können &
leicht mir biefer Nachweis würde, fo kann id) mid; doch auf biefen Maßſtab zur Ber
teilung einer Ebition nicht einlaffen; denn 1. es giebt aud) ſebr viele „unbefonae
Sorſcher“, 2. die Fehler, von benen Druffel IV wimmelt, falfche Daten, falſche Rame.
Halfche Auszüge 2c. werben gerade dem „befonnenen Forſcher“ viel zu ſchaffen make
der „unbefonnene Forſcher“ pflegt über folge Schwierigkeiten leichter Hinwegjufemme-
Daß Götz es magt, felbit die allerſchlechteſten Stüde wie ben Drud bes fürilicde
‚Religionsfriebensentwurfs zu verteibigen, ftatt fie einfach preiszugeben, ift für fein:
Arbeitsweife harakteriftifch.
Stuttgart. Viktor Ernk.
Mı
Württembergifge Gefdictslitterater vom Jahre 1902.
(Hit Nachträgen aus 1900 und 1901.)
Zufammengeftellt von TH. Schön.
1. Allgemeine Landesgeſchichte.
Altertümer. G. Sirt, Führer durch die königl. Sammlung römiſcher Gteinbent-
mäler zu Stuttgart. 2. Aufl, Stuttgart, W. Kohlhammer. — Schliz, Anthro:
hpologiſches aus Württemberg. Schwab. Kronit Nr. 583 ©. 9. — Edelmann,
Über bie Herftelung vorgefgichtlicher Thongefäße. Schwab. Albblatter 14, 297 Bis:
800. — Hopf und Lehle, Über basſelbe. — Ebenbaf. 14, 387—892, 394—896.
— M. Bad, Fundberihte vom Jahre 1901. Fundberichte aus Schwaben 1901,
9, 2-10. — €. Troltſch, Die Pfahlbauten bes Bodenſeegebiets. Stuttgart. —
Säliz, Die Siebelungsform ber Bronze und Halflattzeit und ihre Bergleihung
mit den Wohnanlagen anderer prähiſtoriſcher Epochen. Wohnſtätienſtudie aus ber’
Heilbronner Gegend. Fundberichte 1901, 1, 21-86. — 3. Sautter, Weitere
Fundberichte über Grabhügel auf ber Alb (fpäter Halflattzeit). Schwäb. Albbl.
14, 259-262. — 4. Hebinger, Keltiſche Hügelgräber auf der ſchwäb. Alb in bem
Oberämtern Münfingen umb Reutlingen. Fundberichte 1901, 9, 12—12; Schwäb.
Albbl. 14, 39; Beil, 2. Staatsanz. 1901 Nr. 208, 2069; Schwäb. Kronit 1901
Nr. 534, 5. — Lachenmaier, Die römiſche Ofkupation bes Limesgebiets. Schwäb.
Kronit Nr. 579, 7-8. Zur Geſchichte ber roͤmiſchen Limesanlagen. Schwäb.-
Albbl. 14, 149—150; Fabricius, Weſtdeutſche Zeitfärift 20, 3. — W. Neitle,
Funde antifer Münzen im Königreich Württemberg. Fundberichte 1901, 9,
37-38.
Geſchichte bes württ. Fürſtenhauſes. Th. Schön, Nachträge zur Geſchichte von
Schloß Württemberg. Schwäb. Albblätter 14, 406-407. 3. Giefel, Die Alarm⸗
Tanone auf Schloß Wirtemberg. Bel, Beil. bes Staatsanz. 416. — Das Stamms
wappen bes mürtt. Fürftenhaufes. Wellers Archiv f. Stamm und Wappenkunde
2, 104—105. — Das Wappen ber Grafen von Württemberg. Ebendaf. 184. —
Schw. Zur Geſchichte der Herten von Landau und bes Klofters Heiligkreuzthal.
Diöceſ. Arch. 20, 145—150, 165—168. — E. Schneider, Eine Gefangennahme
Graf Eberhards des Erlauchten von Württemberg. Württ. Vierteljahrsh. 11, 241
bis 242. — Graf Eberhard der Rotbart (Maufhebart:fotbart). — F. Scholz,
Neue Jahrb. f. d. klaſſ. Altert. (Neues Tagblait Nr. 97, 2). — War Herzog
Uli) in der Nebelhöhle? Schwäb. Merkur Nr. 229, 110. — Ernft, Herzog Ehri«
Roph und ber Augsburger Keligionsfriede. Schwäb. Kronif Rr. 125, 5-6. —
G. Mehring, Der Verfaffer des Sterbeliebes Herzog Lubwigs von Württemberg
(Leonhart Engelgart). BI. f. württ. Kiehengefä. 6, 81-80. — H., Ahemiften an
458
BWürttembergifhe
Hofe des Herzogs Friebrig. Schwaͤb. Kronit Nr. 16, 9. — I. Giefel, Bir.
Gefchente für ben engliſchen Hof 1764. N. Tagbi. Rr. 299, 1-2. — An. Fiir
und €. Schneider, Herzog Karl Gugen v. Württemberg u. f. Zeit, 1. Heft, Ste
gatt, P. Neff. — P. Bed, Herzog Karls Kloſterreiſen. Didceſ Arch 20, 97-1IM
— Freihere v. B.⸗Sch. Franziska Therefe, Herzogin v. Württemberg, Reigkgeir
v. Hohenheim, geb. Frelin Bernerbin von Vernihurm. Stantsanz. 1188 (R....: |
ebenbaf. 1208). — K. Menne, Briefe der Franzisfa von Hohenheim an ben Ka.
fer Niemeyer. Mar Kochs Studienz. vergl. din Geſch 1901 I, 1 fi. — R, Ein:
Stunden bei ber Herzogin Franzisfa in Kirchheim u. T. Im Februar 1806 (dev
den Binterlaffenen Papieren eines württ, Offiziere), Schwäb. Kronif Ar. 4 :
bis 10. — Kröner, Das Grab ber Reichegräfin Franzisfa von Hohenbeim, nt
maligen Herzogin von Württemberg. Bel. Beil. d. Gtaatsanz. 191-1 -
Geburtsfet Herzogs Friedrich IT. dv. Württemberg in Ellwangen 6. Ron. 13%
Schwãb. Kronif Nr. 525, 7. — Baron H. Zoll, PBrinzeffin Augufte v. Bürties
berg. Beiträge zur Kunde Eſthe, Liv» und Kurlande, herausg. von der eRflie
litterar. Gefellfcaft, Reval 1902, 6, Heft 1. (Neues Tagblatt Nr. 49. 1)-
Freiherr v. B., Aus Ludwigsburgs Glanztagen. (Geburtstagsfeier der Herieyr
Charlotte Augufte Mathilde 9. Sept. 1802.) Staatsanz. 1630. — König 8:
Abe
"Bol
helm I. von Württemberg als Berfaffer von Zeitungsartifein. Neues Zazki:z
Nr. 158, 1. — J. Mertle, Aus ben Grinnerungen bes Bropftes v. Bafırer.
Das Begräbnis (Rönige Wilhelm I.) auf dem Rothenberg. Neues Tagblatt 801
Die Eltern der Königin Olga von Württemberg. Gbendaf. Nr. 59, 1—2; Das Re.
von Rothenberg (Kronprinz Karl und Kronprinzeffin Olga). Ebendaf. 24. 1.
Geſandten Gortichatofi, Titoff und Bendendorfi in Stuttgart. Gbenbaf. 89, 1-2
Der Fall von Schajtopol. Die Kaiferzufammenkunft in Stuttgart. Chendai. BLL
Der Krieg von 1866. Ebendaſ. 182, 9. Der Krieg von 1870-1871. dent
187, 9. Reife ber Königin Olga nad Konflantinopel. Ebendaſ. 172, 9—I
Herzogin Margaretfe von Württemberg. Staatsanz. 1463; Schwäb. Krerd
Nr. 392, 6, Nr. 395, 3; Mebizin. Korr. Bl. 72, 637—638.
18: und Wappenkunde. Rieber, Thüringer und Gadfenblut in Im
Wellers Archiv f. Stamm» und Wappenfunde 2, 164—166.
ttifge Geſchichte. C. Belſchner, Geſchichte von Württerberg in Wort me
Bild. (Scluß.) Stuttgart, Zeller und Schmidt. — 3. Hartmann, Schwabc
fpiegel 2. Teil. Stuttgart, Gundert. — Lüthi, Heimatfunde. Ginwanderung tr
Alemannen (von ber ſchwäb. Ab) ins üchtland. — 2. Wilfer, Wanderungen x
Schwaben. Bel. Beil. d. Staatsanz. 97—114, 141—154; Korr.BL. der beat
Gefelicaft f. Anthropologie 32 Nr. 7, 53; Beil. zum Staatsanz. 1901, Rr. 4
309; Schwäb. Kronit 1901,53. — R. Gradbmann, Der Dinkel und die Alemamac
Württ, Jahrb. f. Statift. und Landest. 14, 373. — Eb. Rele, Bajuwaren m
Rottenburg und Tübingen. Schwäb. AbbL 14, 273. — R. Brunngart, Üx
Iegten Spuren urälteften Aderbaus tm Alpenlande. Beil. zur Ag. Zetızı
Nr. 104-105. — B. Sqeeffer⸗Voichorſt, Urkunden und Regefen zur Geſchice
der ſtaufiſchen Periode. N. Arch. d. Gef. f. ält. d. Geſch. 1901, 9. Folge, ?.
bis 124. — 3. Brunn, Die Kaifergräber im Dom zu Speyer. (König Theis
von Schwaben, Beatrir, Gattin Kaiſer Friedrichs 1. deren Tochter.) Zeitſat.
Geld. bed Oberrh. 14, 381427; H. Grunert, Sig.Ber. ber philof.:pblleL ur:
HiR. Klaſſe der fgl. bayr, Afad. d. Wiſſ. 1900, 5389-617. — C. H. Krabbe, i:
Belegung der Bistümer unter Kaiſer Friedrih II. Berliner Differtation. — re
Geſchichtslitteratur 1902. 459
wänger, Eine böfe alte Zeit ober Württemberg im Zeitalter Lubwige XIV. von
Frankreig. Schwäb. Kronit Nr. 79, 3. — %. Hartmann, Bor 100 Jahren.
Bei. Beil, d. Staatsanz. 417—422.
Rriegsgefhigte F. Hertlein, Bom württ. Lanbgraben an ber alten Heilbronner
Grenze. Scawäb. AbbL 14, 391—394. — Zur Zürfenglode, Didcef.Ardy. von
Säwaben 20, 6. — X. Säiling, Schwarzwälbergefcichten aus ber Zeit des
BOjäpr. Krieges. Aus dem Schwarzwald 10, 11, 181—182, — €. Böffer, Zur
Geſchichte der Kniebisſchanzen (Röfgenipanze 1794), Alemannia N.F. III, 8. —
Bed, Ein Franzoſenläͤrm vor 100 Jahren. Diöceſ. Arch. 20, 80. — U. Pfiſter,
Deutfhe Zwietracht. Erinnerungen aus meiner Leutnantszeit 1869—1869. Stutt-
gatt, I. ©. Cotta. — Gammerer, Die fübbeutf—en Heeresbemwegungen im Main
Feldzuge 1866. Beigeft zum Militirwocenblatt 1908, 2. Heft. Fünf Jahre
Frembdenlegionär. Neues Tagblatt Nr. 232, 234, 274. — Knöbel, Uniformkunde.
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bepot XIII. (fl. würit. Armeckorpe). Lubwigsburg 1901. — Geſchichte des
wuͤrtt. Kriegerbunbes 1877—1902. Württ. Kriegerzeltung. Junt.
Kirchengeſchichte. Neiter, Aus der Heiligenwelt: Blafius, ©. Zeno, ©. Eheobald,
S. Sebald. Diöce.Arh. 20, ©. 28 ff. — Bed, Nochmals bie feelige Herluca.
Ebenbaf. 144. — Reiter, Material zur Kümmernislegende. Arch. j. chriſtl. Kunft
49—51, 66-70, 109 — B. Widmann, St. Urban ber Weinpatron. Neues
Tagblatt Nr. 121, 9-10. — Reiter, Einhornfpuren. Ar. f. chriſtl. Kunſt 20,
33—55. — 9. Günter, Das Reflitutionsebift von 1629 und bie fathollie Rer
Rauration Altwürttemberge. Stuttgart, W. Kohlhammer 1801. — €. Hoffmann,
Der Durchzug der Salzburger Emigranten von 1731/32 durch das Gebiet bes
heutigen Königreich® Württemberg. BL. f. württ. Kirchengeſch. N.F. 6, 97—142.
— Chr. Kolb, Die Anfänge des Plettemus und Geparatismus in Württemberg
(SHlus). Württ. Vierteljahrsh. 11, 48-78. — Kolb, Strenge Handhabung bes
Ebifts von 1748. BI. f. württ. Kirchengeſch. N.F. 6, 90-92. Wiebertäufer in
Oberſchwaben. Zeitſcht. f. Schwaben und Neuburg. — P. Bed, Entführung und
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pol. Bl. 180, 597 —608. — M. Erzberger, Die Sätularifation in Württemberg
von 1802—1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttg. Atiengel.
D. Volkobl. — IH. Schön, Beziehungen Württembergs zum deutſchen Orden in
Preußen. Diöcef. Ar. 20, 161—165, 179—181. Die ſchwäbiſchen Benebiftiner:
Mlöfter und bie Bursfelder Kongregation im 17. Jahrhundert. Beil. 3. Auges.
Vofjeltung Nr. 4.
Sſchulweſen. P. Frid, Die Lehrerbildung in Württemberg. Stuttgart, Muth. —
R. Hirzel, Gin Gelehrtenkongreh zu Um aus ber voradstundvierziger Zeit. Württ.
Vierteljahreh. 11, 418-439. — F3., Lie ältefte Karte mit bem Namen Amerifa.
Hiſt. pol. Bl. 129, 697—710.
Kulturgefgihte. K. R., Die „Entdedung“ des Schwarzgrats (erſt 1832 fo ger
tauft). Schwäb. Kronit Nr. 410, 5. — Die Separatiften in Zoar. Schwäb.
Nertur Nr. 889, 1-2. — ©. 8. Landis im Jahresband ber American. Hifto:
tical Affociation Wafhington, Governm. Print. Office 1899. — ©. 2. Locwood,
The Harmony Communitas. Chronicle Co. Bariton, Indiana. — I. Giefel,
460 Wurtlembergiſche
Bengelhängen ber Hunde. Neues Tagblatt 299, 2. — W. Wibmann, Zum Hu:
bertustag (Stiftungsurfunde bes württ. St. Hubertusorbens 1702). Neues Tag—
Blatt 257, 9—10. — 9. Fiſcher, Schwäb. Wörterbuch, 4. Lief. Tübingen, Laupr.
Bed, Der Name Lorenz (Laurentius) In Deutſchland. Discef.Ard. 20, 138—140.
— P. Bed, Kalabrien in Schwaben. Didcef.Arh. 20, 79-80. — P. Bet,
Übers Meer, über ben Rhein, über die Donau fhwören. Diöcef. Ar. 20, II.
— Volfart, Spelz. Schwäb. Merkur Nr. 425, 1. J. Sautter, Alte Sagen übe:
Gräberfelber. Schwäb. Albbl. 14, 152—154. — K. Reifer, Sagen, Gebräiudt
und Sprüde bes Algau Bd. 2, Kempten. — Das Weinglöcchen im Hohenlohiſchen
Sonntagebeil. bes Ulmer Tagblatts 2557. — €. Schneiber, Schwarzwälder Hei:
und Zauberfprüche. Neues Tagblatt 20, 9-10. Schwäb. Volkstrachten. Schmit.
Kronif Nr. 362, 5. — 3. Giefel, Das Degentragen ber Orgelmadjergejellen 1724.
Neues Tagblatt 299, 1. — Derf. Verbot des Tragens von roten und grüner
Kleidern (für Zivilseamte 1731). Ebendaſ.
Kunſtgeſchichte. P. Bed, Kunſtbeziehungen zwifhen Schwaben und Tirol-Berarl
berg. Kunfifreund von H. v. Wörnble. Heft 5, 6 und 11. Disbceſ. Arch. 20, 5
bis 10. — 8. Th. Zingeler, Schwäbiſche Künfller und Kunſthandwerler im 16. X
Hundert in Hohenzollern. Bel. Beil. d. Staatsan. 117—122 — Bed, Shwi
biſche Künſtler auswärts. Didcef. Ar. 128. — W., Der württ. Kunftverein. Eu
NÜLHNE auf feine Tbjäprige Tpättgfeit. Nr. 482, 9. — I. Hartmann, Win:
Brunnenfiguren. Beſ. Beil. d. Staatsanz. 867 - 370.
Mufit und Theater. Siehe Ortögeficte unter Cannflatt, Stuttgart, Ulm.
Litteraturgeſchichte. P. Bed, Lavaters Beziehungen zu Schwaben. Diöcej.Ark.
20, 83-50. — H. Lavater in Württemberg. Neues Tagblatt 3,9. — J. Brölt,
Scheffel und die Schwabenalb. Schwäb. Kronik 282, 9. Nägele, Ebendaj. 295, 8.—
R. Krauß, Stuttgarter Bühnendihter unter König Friedrich. Schwäb. Kerenr
Nr. 474, 9—10. — K. Steiff, Gefciätlihe Lieber und Sprüde Würrtemberzi.
Stuttgart, W. Kohlbanmer. 8. Lieferung.
Recht und Berwaltung. P. Weizfäder, Beiträge zur Geſchichte bes Räubermein:
im 18. Jahrhundert. Bel. Beil. d. Staatsanz. 20—27. — Th. Drüd, Ein kr
minalprogeß unter Herzog Karl Eugen. Ebendaſ. 33-46. — Th. Knapp, Et
ſammelte Beiträge zur Rechts und Wirtſchaftsgeſchichte bes deutſchen Bauernitamtes.
Tübingen, 9. Saupp. — X. Hartmann, Die 145 Städte nad) dem Alter ibre⸗
Stadtrechts. Bel. Beil. d. Staatsanz. 285—288. — F. Wintterlin, Geſchichte tr
VBehördenorganifation in Württemberg. Stuttgart, W. Kohlhammer; bei. Beil.
Staatsanz. 178—185. — I. Knöpfler, Die Reihefäbtefteuer in Schwaben, Chet
und Oberrhein zur Zeit Kalfer Ludwigs des Bayern. Württ. Bierteljafreh. 11.
287-851.
Gefunbheitswefen. Th. Schön, Die Entwidlung bes Krankenhausweſene wer
ber Krankenpflege in Württemberg (Fort... Med. Korr.Bl. 72, ©. 81f. —
Kreufer, Geſchichtlichet Überblid über bie Entwiclung des Itrenweſens in Bär
temberg. Ebendaſ. 749 fi. — MWildermuth, Die Fürforge für Idioten und Gr:
leptiſche in Württemberg. Ebendaſ. 760 fl. — I. Hartmann, Die Heilqwelle-
und Heilbäder in Württemberg. Ebendaſ. 188-140. — I. Merkle, Ane ta
Erinnerungen bes Propfles v. Bafarofj. II. Die Gründung ber eriten Diet
niffenanflalten in Württemberg und Straßburg. Neues Tagblatt 29, 1-2 —
MoHl, Erlaß ber Regierung des Jagſtkreiſes über Apothekerrechnungen. wer
8. Febr. 1897. Med. Korc.BL. 101.
Geſchichtslitteratur 1902. 461
Wirtſchaftsgeſchichte. Schutte, Geſchichte des mittelafterlichen Handels. — Huber,
Geſchichtliches über bie Nedarflößerei bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Aus
dem Schwarzwald 10, 75—77, 88-91. — st. Häbler, Das Zollbuch der Deutfgen
in Barcelona (1425—1440) und der deutſcht Handel mit Katalonien bis zum Aus:
aang bes 16. Jahrhunderts. Württ. Vierteijahteh. 11, 1-85, 352—416. —
Priebſch, Deutſche Häufer in England. Bd. 2. 1901. — F. ©. Sc, Die erfte
Windmühle in Württemberg. SHwäb. Kronit Nr. 269, 5; ebendaſ. 262, 5. —
3. Giefel, Württ. Gewehrfabrit 1707, 1797. Neues Zagblatt Nr. 299, 1. —
J Glefel, Tas altwürtt. Bierbrauereimonope. Ebendaſ. Die Landwirtſchaft in
Württemberg. Stuttgart, W. Koblhammer. — I. Giefel, Einfuhr ausländifcer
Weine nad; Württemberg 1714. Neues Tagblatt Nr. 299, 1. — Derl,, Medien-
burger Pierde in Württemberg 1738. Ebendaſ. Nr. 299, 1.
Bereinsweien. Siehe Ortsgeſchichte Chlingen und Mebingen.
2. Ortsgeſchichte.
Ahalm. TH. Schön, Die Burgvögte und Burgherren von Ahalm (Schluß). Reut-
finger Geſch.Blätter 13, 1—6, 17—20, 42—47, 73—75, 83—89.
Alb. Gadners württ. Landfarte 1592 ff. und unfer Vereinsgebiet. Schwäb. Alb-
btätter 14, 95—100. — Die Alb auf der Karte des Ptolemäus (150 n. Chr.).
Ebendaſ. 95—96. — (ngel, Unjere ſchwäbiſche Alb. Ulm, 3. Ebner. — K. Frider,
Die Paſſe und Straßen der ſchwäbiſchen Ab. Tübingen, Verlag bes ſchwäb, Alb:
vereins. — Siehe Litteraturgelichte.
Albeck. Spellenderg, Das vormalige befejtigte Bergihlor Albed ber Grafen v. Sulz
und Freiherren v. Geroldsed, Aus dem Schwarzwald, 10, 54—58, 73—74, 94
bis 97, 129—132, 173—176,
Altdorf. K. Die Frangofen in Altdorf-Weingarten im Jahre 1796. Das Haus:
Blatt. Unterhaltungsblatt zum Ipf 126127, 181—185. — Siehe Weingarten.
Altheim, OU. Horb. Vogtzerictsordnung in Altheim DA. Horb. Zeitſchr. ber
— renſc. 5. Geſch.Kunde in Freiburg 18.
Altshauſen. Die Bibliothek ber Landfommende Alıshaufen und bie 2 letzten Lanb-
tomture. Diöceſ. Ach. v. Schwaben 20, 96. — T. Bed, Studierende aus Obers
ſchwaben und beſonbers aus Althaufen auf der Hochſchule in Freiburg L Br.
Ebendaſ. 64.
Baiersbronn. D., Gabners Karte bes Baiersbronner und Reichenbacher Forits
1609. Aus dem Schwarzwald 10, 30-83.
Bebenhaufen. v. Tſcherning, Grenze des Kloiterwalbs von Bebenhaufen. Tübinger
Blätter 5, 11—16.
Sib erach. Tas Ende ber ehemals freien deutſchen Reichsſtadt Biberach. Neues Tage
blatt Nr. 221, 1—2. — Th. Schön, Die Glodengießerfunft in den Reichsſtädten
Biberach, Hal, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil. Archiv. f. hriftl,
Kunft 20, 43—46, 5558, 70-71, 82.
Big. Siehe Winterlingen.
Blaſiberg und Bläfibad. Tübinger Blätter 5, 18—20.
Blaubeuren. Schübelin, Blaubeurener Burgen (Blauenftein, Schloß Rud, bas
Ruſenſchloß). Schwäb. Albblätter 14, 177—184. — Eb. Nefile, ber Erdruiſch bei
Blaubeuren 16. Nov. 1680 bie 7. Febr. 1681. Schwäb. Albblätter 14, 873;
€. Baither, daf. 14, 407. — Beſchreibung bes Kloſters Blaubeuren, wie und wann
Württ. Bierteljaßesh. f. Lanbedgefd. N. F. XII. 30
462 Württembergifche
es feinen Anfang genommen bat (abgefhrieben ben 17. Auguft 1785 im der ar
Ktofterabtei, jpäteren Kameralverwaltung). Cenntagsbeil. bes Ulmer Tagblet
967, 1008. — N., Ter Wunberftein im Blautopf. Schwäb. Albblätter 14. IM
bis 186.
Blaufelden. G. Bofjert, Tie Reformation in Blaufelden. Blätter f. württ. Kirders
geſchichte. N. $. 6, 1-45.
Böblingen. J. Giefel, Hochzeiten im Böblinger Schloß 1782. Neues Tagblar
Nr. 299, 1. — J. Prölß, O bu Böblingen, ih muß dich laſſen. Ewik. We
kur Nr. 598, 1. (Siche Nr. 592.) — J. Giefel, Bären und Wölfe im Böbfingr
Schloßgraben. Neues Tagblatt Nr. 299, 1.
Boll. C. Regelmann, Die Sandtaffel der ſchönen Gelegenheit und Landjcafit ut
Vol, Anno 1602. Gin Kartenjubilium. Schwäb. Albblätter 14, 11-22
Bönnigheim. Siehe Biograph. und Familiengefhlätt. unter Baur.
Bopfingen. Haad, Zr. Herlin, Der Bopfinger Altar. Studien und beuride
Kunitgeihichte 26.
Bothnang. N. Schilling, Allerlei vom Bothnanger Wald. Schwäb. Kronif Rr. IN
9—10; Nr. 184, 9.
Bradenheim Spätromanifhe Wanbmalerei in ber Johannisfirhe auf bem Frier⸗
Hof bei Bracenheim. Gtaatsanz. 981; Wiener Zeitung Nr. 147, 13.
Brielburg. Schübelin, Die Brielburg. Schwäb. Altblätter 14, 27—28.
Calw. Gerber, Zur Geſchichte ber Calmer Zeughanblungsfompagnie und ibrer Ar:
beiter. Aus bem Schmwarzwalb 10, 6—8, 25—28, 51—54, 68—70.
Cannſtatt. Burgholzhof bei Cannſtatt. Schwäb. Kromif Nr. 218,6. — X. Cirie.
Die Cannſiatter Mammuthfunde. Neues Tagblatt Nr. 299, 1. — ®., Aut ex
Baugefchichte ber beutichen Theater. Etuttgart, Das Hoftbeater, Tas K. Kir
helmstheater in Cannſtatt. Schwäb. Kronit Nr. 46, 9-10.
Crailsheim. Hummel, Aus Crailsheims Bergangenheit. Schwäb. Kronit 9. —
G. Boſſert, Zwei Briefe des Paulus Eber an ben Markgrafen Georg Friebris
(vom Jahre 1564 und 1565, bezügl. der Befepung der Pfarrftele in Grailskei)
Beiträge zur bayer. Kirchengeſchichte, Herausg. von Tb. Kolde, 1901/1902. —
Schmid, Zur Geſchichte des Volksſchulweſens im Kapitel Crailsheim bis zum
Jahre 1810. Württ. Vierteliahrsh. 11, 148—212.
Greglingen. Tönnies, Leben und Werke T. Riemenfchneidere, (Ter Greglinae
Altar.)
Terdingen, DA. Maulbronn. ©. Sirt, Ausgrabungen von (allemann.) Brabbüger
bei Derbingen ON. Maulbronn, Staatsanz. 1933,
Dottingen. 30 Grabhügel auf der Markung Dottingen (ältere Hallftastzeit). Rene
Tagblatt Nr. 274, 3.
Gbingen. Gdelmann, Grab aus ber jüngern Bronzgeit bei Ehingen. Names pr
hiſtor. Blätter 18, 6.
Ellwangen. Siehe allgem. Landesgeſchichte, Geſchichte bes württ. Fürftenhaufee,
Engflatt, OU. Balingen. U. Gmelin, Tie Wandgemälde im Chor ber Kirce ;x
Engſtlatt, OA. Balingen. Chriftl. Kumitblatt 8L—85.
Ehlingen. G. Ströhmfeld, Gplingen in Wort und Bild. 3. Aufl Ehlinsen
2. Schreiber. — Alten zur Geſchichte des fahrenden Volkes. (Auftreten desielker
in Chlingen.) Allgem. Zeitung, 1901 Beil, 212 d. d. 16. Sept. — Ein rem
nifhes Portal an ber Kirde von St. Tienye in Gälingen. Wiener Zeinm:
Geſchichtolitteratur 1902. 463
Nr. 189, 5. — B. Geſchichte der Schieifätten ber Eßlinger Schühengilde in ben
Tegten 60 Jahren. Schwäb. Kronit Nr. 281, 11.
Gablenberg. Die Petrusfiche In Gablenberg. Schwäb. Kronit Nr. 520, 5.
Neues Tagblatt Ar. 268, 9.
Geislingen (ON-Stadt). Die Feierlichteit, womit 1474 in Geislingen ber päpfle
lie Legat empiangen wurde. Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20, 175—176. — Rohr,
Die firäl. Kunſt in ber württ. Metalwarenjabrif unb ber galvanopl. Runftanftalt
in Geislingen a. St. Arch. f. chriſtl. Kunft 20, 37—40.
Geioelingen, DA. Balingen. Römerſtraße Rottwell-Rottenburg, aufgebedt bei Geis:
fingen OA. Balingen. Neues Tagblatt Nr. 221, 9.
Gmünd. Neu entbedtes Kaftell bei Schwäb. Gmünd. Staatsanz. 736. — W. Zur
Gedichte ber Stadtpfarrei Schwäb. Gmünd. Diöcef.Arh. v. Schwaben 20, 81
bis 85, 104—107, 135—188. — B. lauf, Zur Geſchichte der Firhl. Verhält:
niffe der ehem, Reichsſtadt Schwäb. Gmünd und des von ihr abhängigen Gebiets.
Württ. Vierteljahreh. 11, 257—286. — Dürer und der Schreyer Altar in Schwäb.
Gmünd. Allgem. Zeitung Beil. (Nr. 205 auch 206, 480). — B. Klaus, Rechts:
geihichtlihes aus Gmünd. Württ. Jahrb. f. Statifif und Sandesfunde. 1901.
Gomabingen. Gös, 2 gemalte Gebenktafeln in der Kirche zu Gomabingen aus
den Jahren 1686 und 1692. Schwäb. Albblätter 14, 77. — Siehe Biographiſches
und damiliengeſchichtliches unter Ruiſinger.
Gültlingen. G. Sirt, Funde aus einem Reihengrabe bei Gültlingen DA. Nagold.
Fundberichte ans Schwaben 1901, 9, 8841. — Der Helmfund von Gültlingen
DON. Nagold. Schwäb. Albblätter 14, 40.
Hall. W. Germann, Kronit v. Schwäb. Hall, Schwäb. Kronit Nr. 513,5. — Der
Pranger in Hall. Ebendaſ. Nr. 278, 10. — W. G. Der Übergang ber Reiche:
Radt Schwäß, Hall an Württemberg. Schwäb. Kronit Nr. 379, 9. — P. Thu
dert, Schwäbiſch-Haller Handſchrift der beutjcgen Augsburger Konfeffion. Neue
tirchl. Zeitſcht. 13, 6. — Siehe Biberach. — Fromiet, Die unter bem Namen
Bethe in der Reichsſtadt Hal erhobene Bermögensfteuer. Württ. Jahrb. f. Statiftit
unb Landeskunde. 1901.
Haufena. L. Gaus, Der Römerbau bei Haufen a. 2. Schwäb. Albblätter 14,
124—126.
Haufen a. 3. Wandgemälde in der Kirche in Haufen a. Z. Neues Tagblatt
Nr. 128, 9.
Heerberg. Lange, Der Heerberger Altar Zeitbloms. Staatsanz. 1847.
Heilbronn. Siehe allgem. Landesgeſchichte, Altertimer, Kriegsgeſchichte. — 100
Jahre württembergifh. Cin Gedenfblatt ber Stabt Heilbronn zum 23. Nov. 1802
bie 1902. Nedarztg. Nr. 274,5. — Siehe Biberach.
Heiligkreuzthal. Siehe allgem. Landesgeſchichte, Geſchichte des württ. Fürftens
hauſes. — M., Vom Kloſter Heiligkreuzthal. Schwäb. Kronif Nr. 274, 6-7.
— M.. 2 Wanbgemälbe im Kreuggang bes Kloſters Heiligkreuzthal. Schwäb.
Kronit Nr. 242, 6-7.
Heimsheim. Reiter, Heympheim — Helmeheim DA. Yeonberg. Reutlinger Geld.
Blätter 18, 80.
Herbreätingen. ©. S., Münzfund (85 Golbgulden) in Herbrehtingen. Staats-
any. 868.
Herrenalb. Näher, Das Kruzifir von Neueberftein (früher beim nörbl. Gingang in
464 Württembergiſche
den Kloſterhef von Herrenalb). Aus dem Schwarzwald 10, 218. — Er, ir
Kloſterlirche in Herrenald. Schwäb. Kronit Nr. 263, 7—8.
Hirſau. M. Schmitt-Schenkh, Die Abtei Hirſau (O. ©.) in Schwaben. Bil:
Augsburger Pofzeitung 1901, Nr. 64. — R. Weber, Hirſom Paulingelle Te
Bügel (olim mon. cist.). Zeitſcht. des Vereins f. tbüring. Gefdldte 196,
Heft 3 und 4.
Hohenneufen. Siehe Zwiefalten.
Hohenſtaufen. Th. Schön, Zur Geſchichte des Hohenſtaufen. Schwäb. Mikklinz
14, 326.
Horb. I. Giefel, Zur Geſchichte der Herenprogeffe in Horb und Umgebung. Rex:
Tinger Geſch. Blätter 18, 90-92. — yrauenhaus in Horb. Ebendaſ. 98.
Horrheim, DA. Vaihingen. Höhle bei Horrheim. Schwäb. Kronif Nr. 12,6.
€. S., ebenbaf. Nr. 138, 9—10; Ein unterirdifher Gang bei Horrheim. Ren:
Tagblatt Nr. 68, 8.
Hunderfingen. F. Sautter, Weitere Fundberichte (Bronze: und Hallftattzeit ke
Hunderfingen a. L. Schwäb. Albblätter 14, 815820, 385398. — Trick.
3 Grabpügel (afemann.«fränfifh) bei Hunberfingen a. 2. Ebendai. 14, 29520.
Hüttlingen. Mgr., Das gotiſche Kreuzoſtenſorium in ber Pfarrtirche zu Hütttinaee
und Konfekration ber bortigen Kapelle. Diöcf.Ardh. v. Schwaben 20, 168—17L
Jagſthauſen. Siehe Biographifges und Familiengeſchichtliches unter Berlichingen
Kappel. Joraelitiſche Gemeinde Kappel. Schwäb. Kronif Nr. 358, 5.
Kirchberg, DU. Biberach. C. K, Die neue Kirche in Kirchberg, DW. Biberat.
Ach. f. Hrifl. Kunft 20, 16—19.
Riräheim u, Z. Allertumsfunde (aus röm. und alemann. fränkiſchet Zeit) im Ex
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Lauffen. F. v. Gaisberg.Schödingen, Zur Geſchichte bes Nonnenklofters in dauer
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Lord. M. Bad, Die Hobenftaufenbilder im Klofter Lord. Schwäb. Arbblätter 14,
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Nedarthailfingen. Romaniſche Gemälde in ber Kirche zu Nedarthailfingen.
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in Obermarchthal, Weißenau, Roth und Schuſſenried während des Mittelalters.
Didceſ. Arch. v. Schwaben 20, 129—135, 150-155.
Dtisheim, Wandgemälde im Chor der Kirche zu Ötisheim. Staatsanz. 1165.
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3. Staatsanz. 1901, Nr. 30, 229; Schwäb. Kronif 1901, Nr. 34, 6.
Pfullingen. G. Maier, Das Ende des Rfullinger Aſyls. Reutlinger Geſch. Blätter
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Plieningen. I. Giefel, Das jahrliche Krautgeſchenk ber Gemeinde Plieningen an
das Oberforftamt Böblingen. Neues Tagblatt Nr. 299, 1.
Ravensburg, Frestogemäldte im Geelfaus in Ravensburg. Neues Tagblatt
Nr. 234, 10. — Siehe Biberach. — A. Schulte, Zur Geſchichte ber Ravensburger
Geſellſchaft, Württ. Vierteljahreh. 11, 36.42.
Eloſter· Meichenbach fiehe Balerabronn.
Reutlingen. Th. Schön, Wappen ber freien Reichsſtadt Reutlingen. Reutlinger
Geſchichtsblätter 18, 30. — F. Votteler, Ein Schreiben bes Bürgermeifters Jörg
Schüg vom Reichstag zu Gpeler 1544. — Ebendaſ. 27-29. — Klaus, Ein
Schreiben bes Herzogs Moriz von Sachen und feiner Verbündeten an bie Reichsſtadt
Reutlingen aus dem Jahre 1552. Ebendaſ. 11-12. — Sqchöll, Aus Reutlinger
Kirchenbüchern. Ebendaſ. 81-83. — F. Votteler, Reutlingen vor 100 Jahren.
Ebendaf. 57—68. — H. Pilz, Kommerzielle Entwidlung ber Stabt Reutlingen
und ihr Antell am Welthandel. Schwäb. Kronik Nr. 599, 5—6. -— Eb. Neftle,
Zur Reutlinger Handſchrift des Augsburger Glaubenebefenntnifjes. Reutlinger
Gefhichtsblätter 18, 293. — Th. Schön, Unterftügung einer evangelifhen
Gemeinde in Rußland duch bie Stadt Reutlingen. Ebendaſ. 13, 29—30. —
Th. Schön, Zur Jubentaufe in Reutlingen. Ebendaſ. 18, 15. — Th. Schön,
Geſchichte des Poſtweſens in Reutlingen. Ebendaſ. 98-96. — Gradmann, Merz
und Dollmetſch, Die Marienkirche in Reutlingen. Stuttgart, Konrad Wittwer. —
Siehe Blberad. — Siehe Ludwig Uhland.
466 Wurttembergiſche
Riedlingen. x, Aus einem oberſchwäbiſchen Kloſter (der Kapuziner in Rieblingen)
Schwãb. Kronif Nr. 366, 5.
Nofenftein. Funde vom Rofenftein. Schwäb. Albblätter 14, 279—280. — Enzel,
Der Rofenftein bei Heubach, ein einftiger Balburberg. (benbaf. 205—210.
Roth. Siehe Obermarchthal.
Rottenburga. N. Paradeis, Sumelocenne. Staatsanz. 1965. — H. €. A. Ehemann
und Raradeis, Der Untergang von Sumelocenne. Staatsanz. 2045. — Tarabeit,
Römische Zunde bei und in Rottenburg a. N. Reutlinger Gejch.Blätter 18, 12—13. —
Fund eines weibliden Kopfs (Diana oder Juno), einer Minerva, eines männlicen
Kopfes (Bachus) in Rottenburg. Staatsanz. 853. — Römische Grundbauten am
Wege nach beim Weggenthal bei Rottenburg a. N. Schwäb. Krenif Nr. 8. 7;
Neues Tagblatt Wr. 15, 2. — Nägele, Römiſche Grundmauern in Rortenburg.
Staatsanz. 393394. — Paradeis, Eine Beſchreibung des altrömifhen Bauwerts
hinter dem Töchterpenſionat St. Clara in Rottenburg a. N. Reutlinger Geich
Blatter 13, 59—54. — Derfelbe, Ein altrömiicher Tempel in Rottenburg a.
Reutlinger Gefch. Blätter 13, 5456. — Brunnenſchacht altrömifcer Herkuuft bi
Rottenburg. Schwäb. Kronif Nr. 355, 5; Neues Tagblatt Nr. 179, 28. —
Siehe allgem. Landesgeſchichte, politiſche Geſchichte. — Ih. Schön, In Gtrarburg
eingewanberte Rottenburger. Reutlinger Geſch. Blätter 13, 14.
Rottweil. E.N. Ein engliſcher Bericht (Bunnel Lewis im Archaelogical Journal
58, Nr. 28) über ben Trpheus in Rottweil. Schwäb. Merkur Nr. 572, 1. —
A. Brinzinger, Des feanzöfifchen Marſchalls Jean Baptifte Budes, Grafen von
Gnebriant, Sieg und Tod zu Rottweil a. N, im Jahre 1649. MWürtt. Vierteljahrsb.
11, 215—240. — Siehe Biberach.
Ruith. Fund von 2 Steinbeilen in einem Brandgrabe aus neolithiiher Zeit (un
bis 2000 v. Ehr.) auf ber Flur Hofäder bei Ruith. Staatsanz. 535; Schwät.
Kronif Nr. 134, 8, Nr. 135, 6. Webel, Wallgräben in ber Gegend von Ruits
auf den Fildern. Schwäb. Kronit Nr. 524, 7.
Schaubed. Frh. v. Lrüffeler-Schaubed, Württ. Beſihergreifung von Schaubed mr
Kleinbottwar. Beſondere Beil. d. Staatsanz. 275—277.
Schazberg. M. Ein vergeſſenes Waldſchloß. Schwäb. Kronit Nr. 269, 5.
Schlaitdorf. G. Boſſert, Zur Geſchichte der Pfarrei Schlaitdorf. Reutlin er
Geſch.Blatter 13, 7.
Schönthal. Die Kilianskapelle in Schönthal. Schwäb. Kronik Nr. 607, 5.
Schorndorf. Fundamente des untern Ihors in Schorndorf. Neues Tagblan
Nr. 115, 3. — Urkunde im Knopf ber Helmipige des Kirchenturms in Schemter
von 1750. Staatsanz. 1007.
Schramberg. K. Maub, Burgruine Schramberg (nicht Nippendurg) bei Schramberı.
Aus dem Schwarzwald 10, 243,
Schuffenried. Eiche Obermarchthal.
Schwabbad. I. Gmelin, Ortochronit der Gemeinde Schwabbach und Filialgemeinde
Siebeneich. Schwäb. Kronik Ir. 85, 3.
Schwaikheim. G. Mehring, Sontheim-Schwaikheim. Württ. Vierteljabreb. IL
213—214,
Schwarzwald. 4. Lingfe, Yeben im württ. Schwarzwald, Grinnerungen aut
meiner Wanderzeit 1878-1881. Aus tem Schwarzwald 10, 225—127, 27-42
Siebeneich. Siehe Schwabbac.
Gefdigtslitteratur 1902. 467
S teien. Bed, Gin Trauerbrief von anno bazumal, Tobesbotigait der chrwürbigen
Tominifanerinnen in Sießen. Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20, 30—31.
S outheim. Siehe Schwaitheim.
Steinbab DA. Hall. 5. X. Maier, Zur Geſchichte der Gegenreformation in den
tomburgiſchen Pfarreien Steinbach (bei Hal) und Gebfattel. Diöcef.Arh, v. Schwaben
2%, 1-4, 20—26, 50-54, 73—77. — Derſ., Kleinfomburg. Pfarrei Steinbach
bei Hal. Arch. f. chriſtl. Kunſt 20, 46-47, 80-82, 95 —96, 9T— 9, 109-111.
S tuttgart. ©. Regelmann, Die Landtafeln des Herzogtums Württemberg im ehem.
Luſthaus zu Stuttgart. Gemalt in ben Jahren 1590—92. Schwäb. Aibblätter
14, 51-58. — ©. Steöhmfelb, Stuttgart und Umgebung in Wort und Bilb.
Stuttgart, (reiner und Pfeiffer. — Wbn., Überſchwemmungen Stuttgarts in alter
Zeit. Schwäh. Kronif Nr. 177, 5. — H., Der alte Nathausbrunmen auf dem
Wilpelmöplag (in Stuttgart). Neues Tagblatt Nr. 8,2. Blatt, S. 9. — O. Töring,
Die erſte Veichreibung des neuen Lufthaufes zu Stuttgart. Schwäb. Kronik
Nr. 64, 9. — W. Widmann, Stuttgart als Kaffeeitabt. Neues Tagblatt Nr. 63
und 68, je ©. 9. — 3. Giefel, Das alte Wachthaus an ber Stiftskirche. Neues
Tagblatt Nr. 299, 1. — Terj,, Ein Zelt vor bem Büchſenthor (in Stuttgart)
1790. Ebendaſ. — W. Won, Tie Stuttgarter Stadtgarde. Schwäb. Kronik
Nr. 132, 7, Nr. 133, 5. — W. Widmann, die königlichen Anlagen in Stuttgart.
Ebendaſ. Nr. 161, 9-10. — A. Schiling, Die mutmaßliche apoftolifhe Tpätigfeit
des heiligen Gallus in ber Gegend von Stuttgart. Diöceſ. Ar. v. Schwaben
20, 177—179. — 3. Giefel, Geremoniell bei Einweihung ber Stuttgarter Schloß⸗
fapelle in dem Afabemiegebäube über der heutigen Schloßwache. Ebendaſ. 20, 15 bis
16. — Derſ., Wildſchweine in den Stuttgarter Weinbergen. Neues Tagblatt
Mr. 299, 1. — Das neue Luſthaus in Stuttgart. Neues Tagblatt Nr. 307,
17—18. — 3. Wiefel, Zur Geſchichte des Stuttgarter Luſthauſes. Ebendaſ.
Nr. 271, 1. — Die festen Überrefte bes neuen Luſthauſes. (Fbendaf. Nr. 286, 17. —
Siehe Biographiſches und Familiengeſchichtliches unter Beer. — M. Bad, Der erite
Stuttgarter Theaterbau und feine Berfuche. Neues Tagblatt Nr. 67 und 68 und 105,
ie ©. 1. — Ein Iheaterbrand vor 100 Xahren. Schwäb. Kronik Ar. 29, 7. —
R. Ker., Der Brand des Fleinen Stuttgarter Hoftheaters am 17. September 1302.
Gbendaf. Nr. 427, 9. — R. Krauß, Zur Geſchichte bes Stuttgarter Hoftheaters
unter König Friedrich. Schwäb. Kronit Nr. 89, 5, 100, 9; Neues Zagblatt
Nr. 46, 2. — Derſ., Iffland und das Stuttgarter Hojtheater. Frankf. Zig. v.
26. November 1902. — G. Str., Ipentererinnerungsrüdblide anläßlich des Stuttgarter
Softheaterbrandes. Schwäb. Kronik Nr. 30, 5—6. — v. Löffler, Erinnerungen an
das Stuttgarter Hoftheater. Ebendaſ. Nr. 54, 9-10. — Zu den Erinnerungen an
das Stuttgarter Hojtheater. Ebendaſ. Ar. 58, 6. — Brand des Hoftheaters in
Stuttgart. Teutfhe Bühnengenoſſenſchaft Nr. 4 und 5. — Siehe Cannitatt. —
v. H., Das Urbild der Sardouſchen Ferdinande auf der Stuttgarter Hofbühne.
Neues Tagblatt Nr. 212, 2, — J. Giefel, Italieniſchet Hühneraugenoperareur in
Stuitgart. Ebendai. Nr. 299, 1.
Teinag. Siehe Weilderftadt. — Völter, Beſchreibung bes Altarbilds in Teinach.
Calw, Georgi und Häußfer.
Thalheim DA. Heilbronn. Dunder, Die Oegenreformation in Thalheim und Schotzach
1626—1649 (Schluß). Blatter f. württ, Kirchengeſch. N. F. 6, 45-66.
Tbannheim DA, veutfich. Braum, Die Ausgrabungen (la Tene-Reriche) bei
Tbannheim TA. Yeutfich. Fundberichte aus Schwaben 9, 10-12.
468 Württemberzüiche
Tübingen. Siehe allgem. Landesgeſchichte, politiſche Geſchite. — Ih. Schön, T-
weltfigen Beamten in Tübingen bis 1534. Tübinger Blätter 5, 6—10. — 3:
den alten Straßen im Bezirt Tübingen. Ebendaſ. 5, 214. — Temmier, Übe
bie Hiefigen Stiftungen. Gbendaf. 5, 44-50. — Ter israelitiiche Frietbe
Chenbaf. 20, 1. — TH. Schön, Geſchichte der Yiarrei Tübingen bis 1535.
Ebendaſ 29-48. — I. 2. Sprol, Berfaffung des St. Georgenftiits zu Tübinger,
fein Verhältnis zur Univerfität in bem Zeitraum von 1476—1534. reiburne
Didcef.Arh. 3, 105—19.
Ulm. M,, Der erſte Überfall Ulms durch bie Bayern (20,21. April 1316). Shwäk.
Kronit Nr. 484, 6. — 2, Die Eroberung Uims dur Bayern im Jahre 1702
Ebendaf. Nr. 415, 11. — Ulm unter Kaifer Karl IV. Ulmer Sonntagebler
52, 2-3, 6-7, 10-11, 14—15, 18—19, 22—23, 26—27, 42—43, 46
50—51, 54-55, 58-59, 62-63, 66-67, 70-71, 78—79, 82-83, 36-51.
94—95, 98—99, 102—103, 110—111, 114—115, 118—119, 122—123, 136—127,
130-131, 188—139, 142—143. — Ulm unter König Wenzel (1378 — 1400,
Ulmer Sonntagsblatt 59, 163—164, 167—186, 170—173, 174—176, 175—1%.
182—184, 188—200, 202—203, 204. — €. Beißmann, Tie Reiheftabt Ulm ır:
Ausgang bes Mittelalter. Sonntagsbeilage bes Ulmer Tagblatts 177, 735. —
Nübling, Der von Herzog Friedrich 1607 der untern Stube in Ulm gefcpenke
Pokal. Schwäb. Kronik Nr. 67, 8; Neues Tagblatt Nr. 542. — v. She,
Schlittenfahten und Schlittenfaßrten in Abm. Schwäb. Kronit Wr. 67, 8. —
Deutſchlands Münzwefen unter Kaiſer Leopold I. (16571705). Ulmer Sonntageslat:
52, 3—4, 7-8, 11-12, 15—16, 19—%, 84, 7-3, 134, 478,
51—52. — Desgl. unter Kaifer Joſeph I. und Karl VI. Ebendaſ. 55-56, 5900,
63—64, 67—68. — Desgl. unter Joſeph II. (17651790). Gbendaj. 71-72
— Zur Munzgeſchichte bes Merfantilgeltaltere. Ebendaſ. 7172, 79—80, 83H.
87—88, 95-96, 99—100, 103—104, 111—112, 115—116, 119—1%0, 123— 12.
197—1%8, 131—132, 139—140, 143—144, 150—151, 158—159, 162—18,
166—167. -- 3. M., Aus den Grinnerungen des Propſtes v. Bafarofi, IT.
Ein orthobores Begräbnis in Um. Neues Tagblatt Nr. 37,1. — Wolter
Beiträge zur Augsburger Neformationsgefcichte, I. (Reife des Ulmers Sefretaird
Atinger nach Heilen und Sachfen, Auguft bis September 1584). Beiträge jur
bayr. Kirchengeſch. 1901, 7, 125 fi. — W. Köhler, Ein Gebidt aus der Zeit bes
Interims in Ulm. Blätter f. württ. Kirchengeſch, N. 3. 6, 178.—191. — B. Rei,
Ter Blut: und Kornregen in Um im Jahre 1765. Schwäb. Altblätter 14, 373. —
M. Bach, Umifce Portraitmaler des 18. Jahrhunderts. Didcel.Ard. v. Schwaben
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Th. Schön, Geſchichte des Theaters in Um. Didcef.Ard. v. Schwaben 20, ER.
Ummendorf. E. Hofele, Originalbeſchreibung bes oberſchwäb. Kreuzberges bi
Ummenborf.
Urad. Wandgemälde aus ber Frührenaiſſance in einem Privathauſe in Urud.
Schwäb. Kronit Nr. 225, 8-9; Schwäb. Albblätter 14, 297—298, — Sick
Biographiſches und Familiengeſchichtliches unter Georg Friedrich Jäger.
Volt ngen. Reiter, Ginige Notizen aus alten Rentamtsrehnungen aus Bel:
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Wangen. Degel, Ein Gang durch reftaurierte Kirchen (Stabtpfarrfirhe in Wangen).
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Geſchichtslitteratut 190% 469
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Beinsberg. Breining, Spuren alter Völfer in unferer (ber Weinsberger) Gegend.
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Allgayer, Valentin, Glodengieper in Ulm, K. Fl. Zingeler, beſ. Beil. d. Staats:
anz. 1%0.
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Amann, Hans, von Um, Steinmep. K. Th. Zingeler, bei. Beil. d. Staatsany.
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Bartruff, Ferdinand, Generalmajor. Staatsanz. 1967; Schwäb. Kronit 825, 5.
Bauer, Heinrih, Publiziſt. Schwäb. Merkur Nr. 315. 1.
Bauphin, Johannes. Zum Wappen: und Wahlſpruch Bauhins. Schwäb. Albblätter
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Baumgärtner, Oberfabsarzt. Schwäb. Kronif Nr. 293, 7.
Bahha, Abgeordneter. Schwäb. Kronif Nr. 283, 9.
Beer, Georg. 8. P., Der Meifter des Luſthauſes und feine Heimat Bönnigheim.
Schwäb. Kronif Nr. 498, 11-12.
Behr, 3. W., Profeſſot. Schwäb. Kronif Nr. 524, 56; Neues Tagblatt
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bie rechte oder bie Tinte? Goethe ⸗Jahrb. — Göp v. Berlichingen und das neue
Goethe⸗ Jahrbuch. Neues Tagblatt Nr. 137, 1. — A. Balm, Gör v. Berligingens
470 Württembergiſche
eiſerne Hand und ihr Stammbuch in Jagſthauſen. Ebendaſ. Nr. 212, 1-2; >
felse, nochmals Göy v. Berlichingens eiferne Hand. Ebendaſ. 221, 1.
Beiold, Chriſtoph. J. Schall, Zur Konverfion Cpriftoph Beiolde. Evana. Kite.
Blatt f. Württemberg 63, 291—298.
Beurlin, Friebrich Profeffor. Schwäb. Kronit Nr. 500, 6; Neues Tate
Nr. 252, 3.
v. Bilfinger, Prälat. Staatsanz. 1124; Schwäb. Kronit Nr. 290, 5, Kr. 3M,:.
Neues Tagblatt Nr. 146, 3.
Birch-Pffeiffer, Charlotte. E. Kr, Eine Erinnerung an Charlotte Bird-Bicr
Schwäb. Kronit Nr. 282, 9-10.
v. Bolbewin. Th. Schön, Deutſcher Herold 38, 148.
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Braun, Brun. Reutlinger Geſch. Blatter 13, 83.
Braun, Hans, Glodengieger in Um. K. Th. Zingeler, bei. Beil. des Sum
anz. 120. -
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Brenner, Reutl, Gefh.Blätter 13. 6.
Brenz. Brenzens Grab und bie Jeſuiten. Evang. Kirchenblatt 68, 380.
Bühler, G., Foftrat. Neues Tagblatt Nr. 208, 2.
v. Bühler: Brandenburg, Freiherr, Oberamtmann. Schwäb. Kronit Nr. 44 6
Eamerer. Th Schön, Wappenträger in Reutlingen. Reutl. Geſch.Blattet 15
8—11, 20—22, 47—52, 75—77, 89—-W. — ®. Camerer, Herkunft ber Tükiue
Familie Gamerer. Beſ. Beil. des Ztaatsanz. 321—329,. — A. v. Tadenbure
Wappenbrief der Familie Camerer. Münden, R. Oldenbourg.
v. Cappel, OU. Ravensburg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2,2
Chalon, gen, v. Gehlen. Th. Schön, Wellers Ach. j. Stamm: und Wappenturd
2. Beil, zu Nr. 12, IV.
v. Clausnizer, Friedrich, Oberregierungsrat. Staatsanz. 2015; F., Schwãb. Kr?
Nr. 565, 5.
Elek, Martin. TH. Schön, Meiſter Martin (Elet) von Uhingen als Pretiact a
Rottenburg. Reutl. Gef.Blätter 13, 30.
dv. Graitsheim. Gothaiſches Taſchenbuch der gräfl. Häufer 180-181.
v. Eroaria. Kindler v. Knoblod, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 373—375.
dv. Gronegg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 384, 387.
v. Gurrlin, Julius, Oberfinanzrat. Schwäb. Kronif Nr. 322, >; Neues Tagt
Nr. 162, 2,
Tanneder. C. Beyer-Boppard, Danneders Ariadne. Frankfurt a. M. — X. Kra
Danneders Schillerbüſten. Weſtermanns illuſtr. deutſche Monatshefte. Xult:
451—452.
Daur, Johannes, Gemeindevorſteber von Kornthal. Staatsanz. 1226.
v. Tegenfeld. Das Wappen der Grafen v. Degenfeld-Schomburg. Wellere Ars.
i. Stamm» u. Wappenfunde 2, 181—182. — X., zu den Gräßerfunten ix ie
Stuttgarter Hoſpitaltirche. Schreib. Kronik Nr. 266, 5, Nr. 277,11. M. Aut
Zum Gräberfund in der Hoipitalfire. Neues Tagblart Nr. 146, 1.
Tent, Xobann, Humaniſt. G. Boffert, Johann Denk in Nieberflopingen. Ali
f. württ. Kirchengeſch. N. F. 6, 93.
Denzel, Prälat. Schmidt, Prälat v. Denzel, ber Begründer des württ. Yolteise
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ürr. Reutl. Gejh.Blätter 13, 45—46,
uvernoy, Guſtav. Schwäb. Kronif Nr. 310, 5.
©. Egen. Tb. Schön, Monatebl. des Adler 5, 130—131.
@ ger, Joſ., Glodengicher in Reutlingen. K. Th. Zingeler, bef. Beil. des Staates
any. 120.
Egger, Theophil, Abgeordneter. Staatsanz. 1471.
«*Iben, Fbuard. Schwäb. Kronik Nr. 366, 5; Neues Tagblatt Nr. 184, 8.
v. Eilrichsbauſen-Jagſtheim, Freifrau Amelie, geb. Freiin v. Stetten. Schwäb.
Kronit Nr. 40, 8; Neues Tagblatt Nr. 20, 2.
Engelhart, Leonhard. Siehe Allgem. Landesgeſchichte, Geſch. des württ. Fürftens
hauſes.
v. Entreß-F—rſteneck, Freibetr Eugen, Generalmajor. Neues Tagblatt Nr. 216, 2,
rbardt, Job. Ulrich, Pfarrer. Dreher, (Fine poetifhe Bewerbung aus bem Jahre
1688. Blätter f. württ. Kirchengeſch. 6, 95—96.
Ernſt, Stabtpfarrer, Ulm. Schwäb. Kronit Nr. 597, 7; Neues Tagblatt Nr. 299,2.
Eslair, Ferdinand. R. Kr, Ferdinand Eßlair am Stuttgarter Hoftheater. Schwäb.
Kronik Nr. 186, 9. — Von, Schwäb. Kronik Nr. 143, 9.
Eyßner. Th. Schön, Monatsbl. bes Adler 5, 136.
Faber. Rieber, Fin Faberproblem. Bei. Beil. des Staatsanz. 187—188.
Raber, Hermann, Hofrat. Staatsanz 1315; Neues Tagblatt 172, 2.
Fabri, Jelir. C. Brehm, Der Ulmer Tominifaner Felir Fabri. Diöceſ. Arch. v.
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bu Kay (de Fay). Ih. Schön, Deutfher Herold 33, 148.
v. Fint, Paul, Oberflleutnant. Neues Tagblatt Nr. 105, 2.
Fif cher, Hofmufitus. R. Kr., Fin poetifcher Hofmuiikus (aus ber Zeit Herzog Karle).
Schwãb. Merkur Nr. 447, 1.
Fllattich. Rieber, Zur Gefhichte ber Familie Flattich. Ref. Beil, des Staatsan.
186—187.
Franc, Hermann, Geh. Kommerzienrat. Schwäb. Kronit Nr. 428, 5; Neues Lage
blatt Nr. 215, 3. Gewerbeblatt aus Württemberg 54, 306-307.
Frieſch. Reutl. Geſch.Blätter 13, 5.
Friſdlin, Nitodemus. Zu Nitodenus Friſchlins Wohnhaus und Gartenhäuschen
in Tübingen). Tübinger Blätter 5, 4—5, 11.
Rugger. E. Mayer, Chronif ber Familie Zugger vom Jahre 1559. Münden. —
Dürr, Streit ber Lehensherrſchaft Württemberg mit Ihrem Yafallen dem Grafen
Rugger auf Stettenfels. Schwäb. Kronit Nr. 188, 7.
sürftenberg. F. L. Baumann und G. Tumbült. Mitt. aus dem Fürftenberger
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v. Gemmingen. Bibliothek bes litterariſchen Vereins in Stuttgart. Tübingen,
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Georgii, Emil, Kaufmann. Schwäb. Kronit Nr. 172, 6. Neues Tagblatt Nr. 88,2,
Gmelin, Lotte Ab. W. rnit, Lenaus Frauengejtalten. (Lotte Gmelin, Sophie
Schwab, Gmilte Reinbek). Stuttgart, C. Krabbe, — Wilme, Schilf-Lottchen.
Epiſode aus dem Leben Nikolaus Yenaus. Neues Tagblatt Nr. 185, 9-10.
Goͤller, Aboli, Profeſſor. Ztaatsanz. 1729,
999
..
u
472 Württembergifche
Sräfer, Wilgelmine, geb. Bauknecht, Sängerin. Neuer Theateralmanach, heran-
von ber Genoſſenſchaft beutfcher Bühnenangehöriger 13, 131.
dv. Grävenig. Gothaiſches genealog. Taſchenbuch der adel. Häufer 315—816.
Grüneifen, Karl. Zum Gedächtnis an Karl Grüneifen, Chriſtl. Cunſtblau 17-1°.
D. Sch., Karl Grüneifen. Schwäb. Kron. Nr. 28, 5.
Grüninger, Johannes, Buchdruder. Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20, 176; 8. Zr
hoff, Zeitfehr. j. Bücherfreunde, 4. Jahrg.
v. Gültlingen. ©. Mehring, Jakob v. Gültlingen 1600. Bei. Beil. z. Staxuz
237-245.
dv. Günzler, Ernſt, Hoffammerbirefter. Württ. Staatsanz. 1345; Chwäs. Kıe-
Nr. 352, 5. r., ebendaj. Nr. 374, 5; Neues Tagblatt Nr. 177, 2.
v. Hadländer, 3. W. Schwäb. Kronik Nr. 307, 5.
Hafiner, Stadtigultheiß in Calw. Staatsanz. 1315; Schwäb. Kronif Nr. 342 6:
Neues Tagblatt 172, 2.
Hallberger, Buchdrucer. I. Giefel, Ter Buchbrudergefelle Job. Davib Ha..
berger aus Stuttgart. Neues Tagblatt Nr. 299.
Han. Reutl. Geih.Blätter 13, 88.
dv. Hänel, Baubirefter. Gtaatsanz. 219; Schwäb. Kronif Nr. 566; ©, ebene:
Nr. 66, 6.
Harıfd (von Freiburg). Alemannia. N. 3. 3, 3.
Hauff, Wilgelm. H. Hoffmann, Wilgelm Haufi. Frantfurt a. M. Diefterwes —
J. Schall, Zur Jahrhundertfeier von Wilhelm Haufi. Bei. Beil. bes Stoatear
385—386. — Klaiber, Wild. Hauff. Ebendaſ. 387—398. — Gin Lichtenfleinie:
ſpiel vor Kronprinz Karl 1841 und Crinnerungen an Wild. Hauff. Schwi
Kronik Nr. 263, 7. — H. Hofmann, Der Dichter des Lichtenſtein. Edende
Nr. 546, 9. — R. Weilbrecht, Wilhelm Hauff und Herzog Ulrich. Cem:
Nr. 126, 5. — Derj,, Wilhelm Hauff und bie Uri-Sage. Cbendaf. Rr. 388.1.
— H. Hofmann, Der Dichter des Lihtenftein. Neues Tagblatt Pr. 280, 1-2
A. v. Vier, Wilhelm Haufi. Ebendaſ. Nr. 81, 9-10. — H. Hofmmz
Hauff u. Stuttgart. Ebendaſ. Nr. 280, 1. — Wilhelm Haufis Geburts: ur:
Sterbehaus. Ebendaſ. Nr. 277, 1. — H. Hofmann, Wilheim Hauffs Reseike |
bie Macht bes Gefanges. Ebendaſ. Nr. 282, 1. — W., Brief Wilhelm Hat.
Ebendaſ. Nr. 274, 9, Nr. 278, 1. — O., Schirmer, Ein deutſcher Märdenbiir:.
Sonntagsbeil. des Ulmer Tagblatts 2297. — E. Nägele, Zu Wilhelm Hau
Gedätnis. Schwäb. Albblätter 14, 877—380; Wilhelm Hauff in Tübinger
Tübinger Blätter 5, 25—28. — R. Krauß, Wilhelm Haufjs Bater. Die Je:
vom 6. Tegember 1902. — Terf,, Nochmals Wilhelm Hauffs Verleger. Bei
Algem. Zeitung Nr. 267. — Derf, Zu Wilhelm Hauffs 100. Geburtstz}
Wiener Abenbpoft Nr. 274, 1-3. \
Hefele, Biſchof. I. M., Aus den Erinnerungen bes Propſtes Bafarofi. — X, Ute
die Ernennung Hefeles zum Biſchof v. Rottenburg. Neues Tagblatt Ar. 179, 2.
Hegler, Alfred, Profeſſot. Staatsanz. 2003; Schwäb. Kronif Rr. 565, 5, Rr. 571.5
Nr. 601, 9-10 (B. Beber); Neues Tagblatt Nr. 286, 3.
Heinlin. Reutl. Gefh.Blätter 13, 47.
v. Helfenftein. Th. Schön, Margarethe (Gräfin v. Helfenftein), geb. v. Woelabem
Monatsbl. des Adler 5, 8- 100.
Helfierih, Mar, Kommerzienrat. Schwäb. Kronif Nr. 572, 5.
Herk, Wilhelm. R. Weltrich, Wilhelm Herß. Stuttgart, J. ©. Gerta Rad. —
Geſchichtslitteratut 1902. 473
Schwab. Merkur Nr. 11, 2 — Neues Tagblatt Nr. 6, 1. — m, Wilhelm
Harp ale Schüler. Ebendai. Nr. 10, 2. Mündener Allgem. Zeitung. Wiener
Abendpoit Nr. 5, 8-4.
Serwarth v. Bittenfeld. Gothaiſches Taſchenbuch ber abel. Häufer 347870.
Herwegd, Dichter. Herweghs Grab. Schwäb. Merkur 1901, Nr. 565, 8.
He, Mori, Buchhändler, Schwäb. Kronit Nr. 239, 6.
Hiller, Eduard, ſchwäb. Dialeftbichter. Staatsanz. 1917. Schwäb. Kronif Nr 589, 5.
Neues Tagblatt Nr. 272, 1. Schwäb. Albblätter 14, 406.
v. Hirſchau, Konrad, T. Treves, Konrads von Hirſchau doppelchöriges Epithalas
mium virginum. Zeitſchr. f. kath. Theologie 1901, 25.
Hofele, Piarrer. Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20, 191—192. Neues Tagblatt
Nr. 212, 3.
v. Hohenberg. Th. Schön, Nachträge und Ergänzungen zum Artifel: Die Freie
Herren v. Hohenberg. Monatsbl. des Adler 5, 97—98.
Hobentod, Hohl och. Reutlinger Geſch. Blätter 13, 45.
v. Hohenlohe. Grabmann, Hohenloher Grabbenfmäler. Schwäb. Kronif Nr. 512, 5.
Hcbenftaufen. Die Seelenmeifenftiftung für Kaiſer Friebrich Barbaroffa. Frei-
Burger Diöcej.Arh. N. F. 3, 872 f. Siehe auch Orisgeſchichte unter Lord.
Holyapfel, Martin. Bed, Didcef.Arh. v. Schwaben 20, 64.
Soner, Matth., Fabrikant. Staatsanz. 2071; Schwäb. Kronif Nr. 584, 6.
Hromada, Anton, Rammerfänger, Neuer Theateralmanad 18, 146—147.
v. Hügel, freier, Sanbgerigtöbireftor. Staatsanz. 111; Schwäb. Kronit
Nr. 280, 6.
Summel, Reinhold, Profeifor. Staatsanz. 1061; Schwäb. Kronik Nr. 267, 7;
Neues Tagblatt Nr. 184. 2.
Hunger, Hans, Kunffhloffer in Um. K. TH. Zingeler, def. Beil. des Staats
anz. 120.
Zäger, Andreas, aus Ulm, Kunſiſchreiner. K. Th. Zingeler, bei. Beil. des Staats
any. 119120.
Jäger Ih. Schön, Des Bogts Georg Friedrich Jäger zu Urad) Grabbenfmal und
Autoblographie. Schwäb. Albblätter 14, 335—339, 365—868, 407.
Imboj, Karl Heinrih, Miniaturmaler. J. Meyer, Aufzeichnungen des ſchweiz. His
itorifere Pupifofer. Ihurgauifhe Beiträge zur vaterländifgen Geſchichte 1901,
41, 56 ji.
Jobſt. Das Haus Jobſt. Neues Tagblatt Nr. 75, 1-2.
Kangler (in Rottweil). Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 24.
v. Karpfen. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 244245.
Raufimann. Th. Schön, Wellers Arch. j. Stamm: und Wappenfunde 2, Beil. zu
Rr. 12, IV.
Kechlet v. Schwandorf. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 251.
Kebrer, Aler., Rommerzienrat. Schwäb. Kronif Nr. 7, 5.
Relter (in Rottweil). Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 254.
v. Keller (in Scheer). Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 254.
Keller v. Schleitheim. Kindler v. Knoblod, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 256—261.
Kerner. Th. Schön, Monatsbl. des Abler 5, 31.
Kerner, Juſtinus. Wolfarth, Merkwürdiges im Fränkiſchen. (Juſtinus Kerner als
Oberamtsarzt in Gaildorf.) Staatsanz. 886. — Juſtinus Kerner und Lola Montez.
Neues Tagblatt Nr. 249, 2. — H. K., 2 Briefe von Juſtinus Kerner an
474 Württembergiſche
Chr. Reinbold Köſtlin. Schwäb. Merkur Nr. 445, 1. — x. FE. Vem acck
baus in Weinsberg. New⸗Horker Staatszeitung vom 9. März 1902.
v. Kettenacker. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 376.
bnon v. Wildegg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlecherbus 2, 278.
dv. Khurg (aus Wangen). Deutſcher Herold 88, 109. .
Kiechel v. Kichelsberg. Kindler v. Knoblod, Oberbad. Geidlechterbub 2, 3*
Kiedaiſch, Mathilde, geb. Schmidt. Neuer Theateralmanah 13, 146.
Kielwein, Ernft, Maler. Schwäb. Kronit Nr. 309, 5; Neues Tagblatt Rr. 18
v. Kirch. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 286.
v. Kiklegg. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 291.
Klemm. Stammtafel. Wellers Arch. f. Stamm: und Wappentunde, 3, Rt. 1.-
Zur Stammtafel Klemm. Ebendaſ. 8, 34, 6855. — Maier, Haind Rear :
Pulingen. Klemmis Archiv Nr. 10, 391. — Derſ, Miy Elemmin v. Piularr
Ebendaſ. Nr. 11, 439—440. — Derſ., Hans Klemm der Papiermüller. Eker:.
Nr. 12, 505—506. — Ter Bapiermüller Johannes Klemm und feine Zeit. Eher:
Nr. 11, 450-454. — Maier, Älteſte Nachrichten der Kirchenbücher von X
Tingen über bie samilie Klemm. Ebendaſ. Nr. 11, 440450. — 3. Cb. Kırz
Anna Kathar., Dr. Joh. Kont. Klemmen, Professoris theol. ord. in Zäkrr
Wittib, geb. Hauberin. Ebendaſ. Nr. 10, 404, — Klemm:Klemm (ix L:.
Ebendaſ. Nr. 11, 455—457. — Zur Geſchichte des Pfarrers Matthius Kr
in Gomaringen. Gbendaj. 506—509. — J. Ch. Klemm, Dr. Joh. Rex.
Klemm. Profelior theol. ord. in Tübingen. Ebendaſ. 397—404.
Klump. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 311—312.
dv. Rlumpp, Gufav, Regierungspräfibent. Schwäb. Kronit Nr. 470, 5.
v. Klumpp, Otto, Direktor. Staatsanz. 1729; Schwäb. Kronik Nr. 477,5; Km
Tagblatt Nr. 240, 2.
Klunzinger, Theodor. Neues Tagblatt Nr. 209, 2.
Knab, Erhard von Zwiefalten. Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20. 16—18,
Rnaifc, Valentin, Hofmufifus. Neuer Theateralmanach der deutſchen Bübnea:.
noffenfhaft 1903, 145.
Knapp (von Reutlingen). Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 314. —
TH. Schön, Die ältefte Knapp in Reutlingen. Reutlinger Gef. Blätter 13, #
Knapp, Friebrig. R. Krauß, Ein vergeffener fhroäb. Komponifl. Beilagen =
Algen. Zeitung Nr. 191.
Knecht, Juftinus Heinrig. R. Kr, Juſtinus Heinrich Knecht als Stuttgarter Nr!
bireftor. Schwaͤb. Kronif Nr. 64, 9.
Kobold, Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 332—333.
König. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 385.
v. König. TH. Schön, Wellers Archiv f. Stamm- und Wappentunde 2, Beil:
Nr. 11 VI
König v. Tegernan. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlehterbuch 2, BI
v. Königsegg. Kindler v. Knobloch, oberbad. Geſchlechterbuch 2 337— 346,
Köpf, Ich. Georg, Hofmufitus. Neuer Theateralmanach 13, 143.
Köftlin, friedrig. F. Raret, Gin Eßlinget Stadtpfartet vor 100 Jahren. Geis:
Kirchenblatt |. Württemb. 63, 19:—19.
Köflin, Julius, Profeffer. Schwäb. Kronit Nr. 218, 5. — Sährit. Mr
Nr. 2%, 5.
Köflin, Chr. Reinhold. Siehe Auflinus Kerner.
|
Geſchichtslitteratur 1902. 475
traft in Ulm. Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 301—302.
treußer, Konrabin. B. Kr, Konrabin Kreuher als Stuttgarter Hoffapellmeifter
Neue Mufitzeitung Nr. 7—8.
dreuzberger, Oberreallehrer. Schwäb. Kronif Nr. 579, 8.
Rröft v. Grimmenfein. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 381.
Rronenberger (in Rottweil), Kindler v. Knobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 387.
Kröwel v. Frundsed. Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechterbuch 2, 381
bis 382,
v. Kröwelsau. Kindler v. Kuobloch, Oberbab. Geſchlechterbuch 2, 382.
Krus ober Kraus (aus Waiblingen). Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geſchlechter-
buch 2, 864.
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529, je Ceite 5; Neues Tagblatt Nr. 66, 1; Beilage zu Nr. 261 der Wiener
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Yiebenbdörfer, Mifionsarzt. Staatsanz. 1687.
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Tübingen, Franz Piepfer.
dv. Eindersborft. TH. Schön, Wellers Arc. f. Stamm und Wappenfunde 3,
23—24.
Liſt, Friedrich. H. Loſch, Friedrich Liſt in den Lebenserinnerungen Rob. v. Mobile.
Schwäb. Kronik Nr. 270, I—10. — Brief von Lift an Rob. Mohl. Vom Fels
zum Meer, 19, Nr. 20.
Locher, Jakob. Bauſch, Anfänge des Humanismus in Ingolſtadt. Hiſtor. Bibl.
XI, 28.
dv. Lorey, Profeſſor. Schwäb. Kronif Nr. 5, 5.
Loger, Sebaftien (geb. in Horb). U. Göt, Sebaſtian Lopers Schriften, Leipzig,
2. ©. Teubner.
v. Lupin, Freiherr, Generalleutnant. Schwäb. Kronif 215, 5.
Maier, Friedrich, Dekan. Schwäb. Kronit Nr. 301, 6; Neues Tagblatt Nr. 149
und Rr, 150, je ©. 2.
dv. Mandry, Guſiav, Staatsrat. Staatsanz. 959, 981; Schwäb. Kronik Nr. 128,
2; Nr. 248, 8 (Rietfhe), Nr. 249, 5.
v. Maſſenbach. Aſt Salleſchen. Gothaiſches genealog. Taſchenbuch ber freiherrlichen
Hauſer 466.
Meebold, Robert, Geh. Kommerzientat. Staatsanz. 394; Schwäb. Kronif Nr. 92,7;
Neues Tagblatt Nr. 49, 3.
Megerle, ulrich. F. Lambert, Abraham a santa Clara und feine Beziehungen
dum Benebiftinerorben. Studien 1902, 22, 4. Heft.
dv. Menzel, Aboli, Oberſt. Schwäb. Kronif Nr. 164, 5.
Meßmer, Heinrich, fürfl.smolfeggfcher Leibarzt. Schwäb. Kronif Nr. 338, 5; Neues
Tagblatt Nr. 170, 2.
v. Meyer, Hugo, Profeſſor. Staatsanz. 959, 981; Schwäb. Kronit Nr. 249, 5—6;
Neues Tagblatt Nr. 123, 2.
Mob, Mobert. Mobert Mohl bei König Ludwig IL von Bayern. Neues Tagblatt
Nr. 38, 9. — Kerler, Robert v. Mohl, bei. Beil, bes Staatsanz. 89-95. —
416 Württembergifhe
Ziche Friedrich Lin. — E. Zweig, Beil. zu Nr. 218 der Wiener Abenbpoii res
16. Sept. 1902.
Moligue, Bernhard. Th. Sch., Bernhard Molique, kgl. württ. Hofmufiftiret
Schwäb. Kronit Nr. 459, 5b.
v. Molsborff gen. Weller. TH. Schön, Wellers Arch. j. Stamm: und Barıım
kunde 2, Beil. zu Rr. 11, IV—V,
v. Montlong, Ritter Dsfar. Ih. Schön, Diöceſ. Arch. v. Schwaben 20, 19.
Mörike, Eduard. H. Maync, Eduard Mörike. Sein Leben ımb jein Dichten
Stuttgart und Berlin, 3. ©. Cotta, Nadıf. — H. Ilgenſtein, Mörike u. Gert
Berlin. R. Schröder. — R. Krauß, Zur Gencalogie der Familie Mörike, Cr:
phorion, 9, 4. Heft, 793. — Cramer, Der Dichter Mörike ein Nachkomme Aurber?
Wellers Arch. f. Stamm» und Wappenfunde 2, 129133. — S. 8, Schr.
Kronik Nr. 166, 9. — H. Maync, 2 Fragmentare, Profadihtungen Ed. Mit
Guphorion 9, 4. Heft 699706. — Derf,, Das Urbilb von Eduard Märtr
Peregrina. Weflermanns illuſtrierte beutihe Monatshefte, Dftober 1901, 4 *.
— Der, Eduard Mörifes Freundſchaft mit David Friebrich Straug. Rai
Tagblatt Nr. 100, 1—2. — R. Kr. Mörite und der Marimllionsorden. Zhri.
Kronit Nr. 558, 7.
Moier, Joh. Jak. Aus J. 3. Mofers Leben. Sonntagsbeil des Ulmer Tagklort
209—210.
Müller, Karl Genf, Fabrifant. Staatsanz. 1447; Schwäb. Kronik Nr. 385. 5,
Neues Tagblatt Nr. 194, 2.
Multſcher, Hans, Maler. F. Hand, Hans Multfger. Allgem. Zeitung Beil. 118:
M. Bad, Hans Multſcher, Bildhauer und Maler. Arch. f. Kriftl. Kun Di
4-8. — 3. Proßft, Über die Bedeutung des Hans Multſcher für die Entwidiur
der Umer Schule. Edendaf. 18-16. — Siehe Ortogeſchichte unter Wurzas.
Murer, Reutlinger Geſch.Blätter 18, 6.
Myler. Reutlinger Geſch.Blätter 13, 45.
Nahbaur, Franz, Kammerſänger. Schwäb. Merkur Nr. 149, 3; Rr. 155, 1.—
9, Neues Tagblatt Nr. 68, 1; Neuer Theateralmanach 1903, 151—152.
Neidharbt, Wolf, aus Ulm, Gloden- und Geſchubgießer. K. Tb. Zingeler, ke.
Beil. des Staatsanz. 120.
Neubert, Chriftian, Glodengieher in Ludwigsburg. K. IH. Zingeler, bef. Beil tes
Staatsanz. 120.
Neubert, Karoline, Buchhändlers Witwe, Um das Sanitätsweien verdient. Staark
ang. 1065; Schwäb. Kronif Nr. 273, 10.
Neufetter. Komburg und Probft Neuftetter. Arch. bes hiſtor. Vereins v. Unser:
franfen unb Aſchaffenburg XLIV, 219 ff.
Nufer, Meifter Hans, aus Herrenberg. N. Tb. Zingeler, beſ. Beil. bes Zrrue
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Geſchichtchen von Schiller. Schmäb. Merkur Nr. 120, 1. — Welche Weine tranfr:
unfere Klaffiter? Ebendaſ. Nr. 186, 2 — Schiller im Hausfleive. Wiener Zeitun:
Nr. 6, 8-5. — E. M., Schiller im prakt. Leben. Neues Tagblatt Nr. 263 un:
264, je S. 1. — Ein Skandal in der Muſenſtadt Weimar (5. März 1902.
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mann, Schillers Adel. Ebendaſ. Nr. 09, 1-2. — Stiller ale Tramatırz;
Bühne und Welt; Wiener Abendpoft Nr. 184, 5. — R. v. Rralif, Über eines
dichteriſchen Entwurf Schillers. Beil. zu Nr. 7 ber Wiener Abendpoit v. 10. Jan. Mi
5—6. — Ein unbefanntes Gedicht von Schiller (an die Deutſchen). Schrüten ver
Goethegeſellſchaft Nr. XVII; Schwäb. Merkur Nr. 518, 1. — Das angeblih us
befannte Gedicht von Schiller. I. Miner, Neue Prefie; Schwaäͤb. Merkur Rr. 597.2.
— R. Kr. Bann find Schillers Räuber zum erftenmal in Stuttgart gegeher
worden? Schwäb. Kronit Nr. 546, 9-10. — M., Die erite Darftellerin der Lori
Milerin. — Schwäb. Merkur Nr. 5%, 1. — Fiesko⸗Manuſtript. R. Steir.
Emphirion; Schwäb. Merkur Nr. 277, 1; Neues Tagblatt Nr. 185, 2 — Ur
aufführung von Schillers Turandot in Weimar vor 100 Jahren. Deutise Bühne
genoſſenſchaft Nr. 4. — R. Kr. Die Stuttgarter Crflaufführung von Echilkrt
Maria Stuart. Schwäb. Kronit Nr. 189, 5. — R. Mr, Tie Stuttgarter Er>
aufführungen der Jungfrau von Orldans. Ebendaſ. Nr. 337,5. — Lubwig Tea
über Schiller. Schwäb. Merfur Nr. 552,1. — Gerfimann, Sardou und Eile.
Neues Tagblatt Nr. 211,1. — Siehe Tanneder. — J. R., Die Beinder det
Scillerhaufes in Marbach. Schwäb. Kronit Nr. 2,1. — G. F. Schiller
Mutter. Ebendaf. Nr. 191, 9-10. — €. Müller, Schillers Mutter, Neues Tag
Nr. 97 und 8, je ©. 1-2. — Julius W. Braun, Ghriftepbine, Schiller
Lieblingsſchweſter. Ein Lebensbild. Berlin, Friebrich Stahn. — Schwarz Stiller
Schweſter Louife. Neues Tagblatt Nr. 144, 9. — Tas Schilergrab in Möcmübl
Neues Tagblatt Nr. 8, 1. — W. Oftertag, Nochmals das Schillergrab in Mit.
mühl. Ebendaſ. Nr. 3, 1. — R. Sch, Gin ſchwäb. Schillerforiger in Amerkta
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Regifter.
&.
Aachen 497.
Abel 478. .
Abendberg und Traun, Graf 48.
Aberlin, H. Ph. 73.
Abraham a Santa Clara 475.
Abt, Peter 48.
Asylfelda, Aftronom 249 f.
Adalm 11. 461.
Achberg in Hohenzollern 47.
Agent, 3. 59.
Achſtetten 57. 421.
Adalbero, Biſchof 97.
Adalbert, Erzbiſchof 9.
Abam, A. €. 226.
von Bremen 62.
Adelberg 2. 12. 13. 804. 314.
Adelheid, Mutter Kontads II. 96.
Abmont 45.
Afrit 428.
Aigelin, Ad. 42.
Aitinger, Ulmer Sekret. 468.
Alb, Schwabiſche 461.
Albeck OA. Ulm 41. 44. 58. 461.
Albrecht, Herzog von Öfterreih 181. 202.
Alemannen 67. 458.
Allgayer, Val. 469.
Allmendingen 55.
Alpirsbad 2. 12 f. 299. 311 f. 345. 352.
869. 870. 871.
Althaufen bei Mergentheim 440-449.
Altdorf Weingarten 461.
Altheim DA. Riedlingen 54.
DU. Horb 461.
Altshaufen 23. 28. 50. 58. 461
Alvensleben, v. 469.
Amann, Hans von Ulm 469.
Amigoni, Zac. 27. 48. 51. 55. 61.
Amftetten 47.
Andfer, Hans 75.
Anhauſen 2. 291. 304 j. 314.
Anna Marla, Herzogin von Würtembes
29 f.
Antwerpen 27. 62. 65.
Anmanber, 3. #. 61.
Joh. 37. 50. 61.
3. 2. 61.
Apian, Peter 248.
Phil. 297. 248.
Appiani, ©. 3. 28. 50. 59.
Arderg, Nik. v., Schenk, Abt in Lorch IM
Architektoniſche Aſthetit 338.
Ariach 428.
Arnold, Ion. 48.
Joh. und Melch. 48.
Kanzler ſ. v. Wieb.
von Winfelrieb 186.
Arnſtadt 289.
Arfuf 104.
b’Artols Jacques 25. 43.
Afam, Egid. 38:
Kosmas 88. 48.
Afper, Andr. 44.
Hans in Züri 44.
Hans in Ronftanz 4.
| Mlperg (Hohen) 2. 8. 10. 79. 276.
Affelfingen 56.
Aßman, Maler 50.
Regi
A uber ſ. Huber.
A uerbach, Berth. 469.
Auıfjeß, K. Rat 416.
Augsburg 2 f. 9. 28 j. 20. 33. 86.
46 f. 152. 487.
Augufte, Prinz. v. Württemberg 458.
Augufin, Prior in Lord 192.
Aulenborf 24. 37. 30. 44. 46. 58.
Auttagershofen 406 ff. 410. 418.
Autenweiler 408. 411.
B.
Bad, M. 192. 457. 464. 467 j. 470. 476.
Badnang 2.
Baiersbronn 461. 465.
Baindt 21. 184.
Baiſch, Joſeph 335.
Baldinger, 9. U. 431.
Balbuin I, König 104.
Balbur 62. 155. 466.
Balingen 2, 11. 59.
Balthafar, Abt von Ochſenhauſen 45.
Balgheim 408.
Bamberg 185. 854. 400. 437.
Banbergen 181.
Barad 469.
Barcelona 461.
Baroccio, Maler 26. 40.
Barth, Oberbaurat 19.
Karl 48,
Barttuff, 3, Generalmajor 469.
Bafaroff, Propft 458. 460. 468 f. 472.
Baſel, Münfter 891.
Basler, €. 476,
Bay, Profeffor 90. 92.
Bauer, Herm. 109. 119.
deinrich 489.
Baugeſchichte Schwabens 344.
Bauhin, Job. 469
Bauhof, Heint. 44.
Baumann, F. 2. 47.
Baumelfter, Abrah. 61.
Baumgartner, 3. W. 59. 60, -
Baumgärtner, Oberſtabsarzt 469.
Baumhauer, Chr. 60.
Baufh 475.
Bayer, F. M. 4.
iſter. 483
Bayha, Abgeordneter 469.
| Bayreuth 275.
Bazing 438.
Beatrir, Gattin bes K. Friebr. I. 458.
Bebenhaufen 2. 12 f. 299. 804. 816.
346 ff. 367. 395. 461.
Beauvais 839.
Bed, ©. 465.
P. 39. 44. 53. 458-481.
Beer, ©. 469.
Behr, F. W. Prof. 469.
Bei, Dan. 44.
Fr. Joa. 31. 48.
Joach. Fr. 44.
Beilftein 2.
! Beimerftetten 58.
Beinhauer, Hans 40.
Beiſchlag, Joh. 44.
veihwanger 458;
Bellamont 48.
Bellanbeli, Maler 61.
Bellenberg 421.
Belſchner 458. 465.
Belfen 63. 64.
Bengel, 3. A. 280.
Benedilt XIV., Papft 54.
Bendenborfi 458.
Benfo, Giul. 26. 42. 44. 49.
Benzingen 181. 183.
Berlichingen, v. 487.
©ög 469.
Berg bei Ravensburg 42. 48. 48 f.
Bergler 61.
Bergmayer, 3. 48.
Bergmüller, J 8. 60.
3. ©. 3. 37. 48. 50 ff. 60.
Bernhardt von Breibenbach 152.
der Hellige 390.
Bernhardi, W. 107.
Bernheim, €., Prof. 118 fi. 129 f.
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Bernftatt 49.
Berti, J. E,, Kantor 450.
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Beſold, Chr., Dr. 10 fi. 249. 470.
Beſſerer, v. Bürgermeifter in Um 400.
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Berau in Vorarlberg 47.
Bezoldt 342.
Blanchini, Konzertmeifter 268 f.
Biberach 19. 24. 26. 34 ff. 173. 434. 461.
Biberacher Stubenten 173—180.
in Tübingen 174—177.
in Freiburg 177 f.
im Heidelberg 178 f.
in Straßburg 179.
in Wittenberg 179.
in Erfurt 180.
in Rrafau 180.
Bicelmayer, 3. ©. 50.
M. 50.
Bidembach, Regiftrator 9. 12.
Biedermann, 3. 3. 60.
Bierftetten 184.
Bietigheim 2.
Bihlafingen 56.
Bihler, Jam. in Wain 427.
Bihfmeyer 479.
Bilfinger, Familie 283.
©. B., Prof. 238.
Prälat 470,
Bingen bei Sigmaringen 56.
Birch⸗Pfeiffer, Eharl. 470.
Birfler 40.
Biſchoffswerder 87.
Bitſch, Grafen v. 3,
Big 461. 489.
Blainville, frz. Gen. 432.
Blandard, Luftihiffer 80.
Blaſibad und sberg 461.
Blaubeuren 2. 11.12. 45. 804. 318. 346.
461.
Blaufelben 462.
Bleichenrodt, 3. v. 8.
Bloemaart, A. 25. 42, 44.
Blum, Fr. 48.
Blumegg, Burg 126.
Böblingen 2. 141 f. 462. 465.
Böblinger, Baumeifter 404.
Bol, Tob. 44. 59.
Bödltn, Familie in Jony 189.
Bodstorffer, ©. 40. 59.
2. 40. 59.
Bobel, ©. 42.
Vobemer, Chr. 44.
Bomann, Herren v. 184.
Konrad 181.
Bohnenberger, G. Chr. Pfarrer 37.
3. ©. F., Prof. 237 fi.
Bohnenfad, Baumeifter 354 — 405.
Säule in Schwaben 368 fi.
Bolbewin, v. 470.
Bolheim 314.
Bol bei Göppingen 462.
Bologna 26. 261.
Bonn 354.
Bönnigheim 462.
Bonz, Arhivar 16.
Bo(o)g, Maler 56.
Bopfingen 462.
Böfinger, 3. 59.
Böffer, €. 459.
Boſſert, ©. 440. 462. 466. 469.
Bothmang 462.
Bottwar 2.
Bradenheim 2. 64 ff.
Johanniskirche 64 fi. 383. 462.
Bradh 192.
Brandenburg 454.
Brandenſtein, v. 470.
Brandi, Prof. 454.
Braun 467.
VYauinipeftor 354. 156. 167.
Bruno 470.
Hans 470.
38.9.
3.9.48.
3. ®. 418.
Braunau 31.
Bräunfein, Balth. 332.
Braumeiler 400.
Sreining 469.
Bregenz 468.
Brehm, C. 466. 471.
Brenn 470.
Brenner 470.
Brenz, Jof. 470.
Kirche 390. 396.
Bretten 152.
Breydner, M. 75.
3 xreyer, Dr. 277.
Brielburg 462.
Brill, A, Prof. 299.
Brinzinger 466.
Broll, Ulr, Dr. 1%.
Bronnen 154.
Bronnenmaper, 5. A. 48.
Brudjfal 85. 152. 479.
Brügel, ©. 2. 42.
Brugger, A. 38. 56 f. 60.
Bruhns 289.
Brunngart, R. 458.
Brumo, Biſchof 107.
Brüſſel 97. 62. 152.
Brüſſelle-Schaubed, Frhr. v. 466.
Bucelin, ©., Prior 24 f. 41. 44.
Bud, Fr. 40.
Buchau 23. 56. 184.
Büchel 477.
Buchenberg 146.
Bud, Dr. 406.
Büpt 56.
Bühler, G., Poſtrat 470.
Bühler- Brandenburg, Frhr. v. 470.
Bulach 2.
Bündner, 3. 10.
Bünting 121.
Burchard von Urfperg 131.
Burfhammer, 3. 40.
Burkhardt, 9. 3. 430.
Burgrieben 51.
Busl 16.
Byſel, Erh. 832.
Cados 397.
Ceio, 3. 2. 59.
Ealabrofe 48.
Caligt III. Papf 411.
Calw 2. 462.
Grafen von 97.
Abalberi (von Löwenſtein) 98 f.
Gottfried 98.
Uta 98.
Cambray 3.
Gamerer, Tübinger Familie 470.
Gammerer 459.
Negifter. 485
Campano, ©. ©. 44.
Gamponus, M. 44.
van Gampen, 3. 4.
Candid, Peter 37. 60.
Cannſtatt 2. 11. 71. 152 j. 462.
Burg holzhof 462.
K. Wilhelmatheater 462.
Cappel v. 470.
| Garacdl 42.
Caravaggio, Michelangelo 36. 41.
Garfone, C. 38. 50.
Carteſius 250.
Caſpar, Rub. 75.
Prior in Lord 192.
Caſpart 480.
Gaftel:Leone, Burg 106.
Cellarius 248.
Eertofa 161.
Chalon, gen. v. Gehlen 470.
Ehaquet 478.
Charlotte Augufle Mathilde, Herzogin v.
Württemberg 458.
Chedini, Opernfänger 266.
Chlodwig 67.
Chriſt, Joſ. 35. 51. 56. 60.
Chriſtan, Fam. in Jeny 186 f.
Beter 186 f.
Chriſtabhofen 186.
Chriftoph, Herzog von Württemberg 4 fi.
17. 71. 187. 290 fi. 294. 823. 454.
457.
Cifterzienferorben 345.
Staubla, Etzherzogin 11.
Slausniger, v. Oberregierungerat 470.
Cleß, Martin, Prediger in Rottenburg 470.
Cluny 344.
Colomba, I. 8. 51.
Corregio 82.
Conſtanz 12.
Coſta, Rofa, Sängerin 267. 371.
Cotta, Chr. Fr. BL.
3. Fr. 282.
Craileheim 462.
Gratlehelm, v. 470.
Cramer 476.
be Graper, K. 25. 27. 44.
Greiling, 3. K. Prof. 882,
Greglingen 21. 462.
486
Grema 105. 119. 180.
Croaria, v. 470.
Gronegg, v. 470.
Cruſius 192. 194. 198.
Currlin, 3. v. 470.
Cuzzoni, Sängerin 260. 266.
D.
Dachenhauſen, A. v. 470.
Dambacher, A. 49.
Damian 26.
Tanneder 470. 478.
TDängel, M. 56. 60.
Daugenborf 28. 47. 54. 58.
Daur, Ih. Gemeinbevorfteher 470.
Degenfelb, Grafen v. 470.
Oberſtleutnant 275.
Deggingen 56.
Degle, 3. 60.
Dehio 342.
Deilingen 55.
Deißlingen 49.
Dellmenfingen 58.
Demmler 468.
Dent, J. Humanift 470.
Dentenborf 2. 12. 299. 304. 315. 817.
396.
Denner, Forjtmeifter 158.
Dent, Jr. F. 59.
Dengel, Ant. 41.
‚Hans und Daniel 49.
Joh. und Meldior 41.
Pralat 478,
Senior in Landau 85.
Derbingen 462.
de Derihe, Soph. 60.
Tesmardes, Maler 56.
Defom, K. 44.
Dettespofen 186.
Degel 488.
Deutftetten 181.
Die, g. a. 5.
Diefenbrunner, ©. 35. 51. 60.
Diepenbed, Abraham 27.
Diepold von Bohburg 99.
Dietenheim 407. 412. 484.
Dieterich, 3. 3. 56.
Dieterlen, P. 44.
\
Regifter.
Dietershaufen 55.
Dietricheweiler 147.
Dietwin, Kardinal 99.
Diez 478.
Dillenius 109.
Dillmann, v., Oberflubienrat 471.
Dilingen 12. 37.
Dintelebübl, Georgeficche 375. 388. 34
404,
Dinfelfpuel, P. 69.
Diſchingen 58.
Difibodenberg, Kloſter 180.
Doczt, Ludwig 478.
Dolmetic 465.
Domenihino 3. %. 42.
Donar 62. 68.
Döring 467.
Dormborf 56.
Dornhan 2.
Dornftetten 2. 4. 144.
Dottingen 462.
Dreher 471.
9. B., Kammerrat 74.
N. zu Leonberg 75.
Dremel 471.
Dreſcher, M. 59.
Dreves 478.
Drerel, Ir. 60.
Dreyer, M. 56.
Drüd, Prof. 79,
TH. 460.
Druffel 454 fi.
Dunker 467.
Dũrach 411.
Dürer 25. 468.
Dürr 25. 471.
Joh., Pfarrer 413423.
Joh. Jat. Vogt 418.
Duvernoy, ©. 471.
van Dyd, A. 25. 36. 27. 42.
®.
Eher, 3. A. Sekret. 360. 264. 270. BL
Paulus 462.
Eberhard, ber Erl,, Graf von Württens.
183. 457.
Rotbart 457.
i. B. 1. 2. 187.
Eberhard IIL, Herzog 10. 252. 321.
Zudroig, Herzog 16. 17.
Eberhard, Sebaſtian, Maler 44. 59.
Gberbarbzell 51.
Sherftein, Grafen von 8.
©bingen 2. 462.
Ebinger, Seb. M. 4. 5. 6.8. 11.
Ehrad 352. 3A.
Cccard, Hiforifer 115.
Edelmann 457. 462. 469.
&gartenhof 818.
Egelthal 12.
&gen, v. 477.
Eger, 3., Glodengleger 471.
Egger, Th., Abgeorbneter 471.
Egisheim, Grafen v. 97.
Adelheid 96.
Eslofs 54.
Ghemann, H. ©. A. 466.
Ehingen 21. 39 f. 48. 50. 57. 208.
Shingen, v., Junker, Burkhardt, Vogt 141.
Chinger, Ulmer Famtlie.
Hans Ulrich 29.
‚Hans 408. 411.
uͤtrich 408.
Chrler (Erler), 3. A. 51. 61.
Eichter, ©. 34. 60.
Einhard 123.
Einfiedeln 87. 55.
Eiſenmann, Prälat 332.
Elben, €. 471.
Eichingen 2. 3.
Elfinger Hof 306.
Ellhofen bei Weinsberg 102.
v. 187.
Elrichehauſen · Jagſtheim, v.
Amelie 471.
Ellwangen 2. 19f. 28. 39. 348. 868.
892. 395 fi. 462.
Elfäger, Keller 122,
Eitingen 140 f.
Embriho, Biſchof 9.
Emegheim 68.
Gnberle, 3. 8. 86. 51. 61.
Anton 61.
Thomas 59.
Engel 461. 466.
Engelfart, 8. 471.
Regifter.
Engeraghoien 56.
Engitlatt 462.
EntreßsFürftened, Ich. €. v. 471.
Engenfperger, 3. 8. 60. 61.
Englin, Job. 813.
Erbach 85. 48. 53. 56.
Erhard, Chr. 60.
Erhardt, F., Pfarrer 406.
Joh. Ulr,, Pfarrer 471.
Ernft, Dr. 484 fi.
Stabtpfarter 471.
ab. W. 471.
Ertingen 56.
Erzberger, M. 459.
Eſchach 50.
Eſchenau 282 f.
Eiperlin, 3. 86. 51. 60.
€, 3. 474.
Chlatr, Ferd. 471.
Gplingen 3. 12. 19. 163. 869. 874 1.
393 f. 401 f. 461. 462.
Dionyfiustiche 374. 876. 462.
Frauentirche 402. 414.
Paulstirche 401.
Eßlinger, ©., Landesprofurator 168.
Eſte bei Pabua 168.
Eiſchmann, P. 44. 61.
Euler 225.
Eyb, Andr., Abt 805. 392.
Eyßle, J. O. 4.
Eyßner 471.
Faber 471.
Prägeptor 451 f.
9., Heftat 471.
Fabri, Felix 185. 488 f. 471.
dabricius 487.
Falch, Fr. 49.
Faltenftein, Frhrn. v. 3.
Farber, Zach. 282.
Faulhaber, J. Mathem. 230.
Faurndau, Kirche 376—888.
(Bau) Schule 386.
du Fay 471.
Feb, Michael 49.
Fepleifen ©. 109.
deichtmayer, 3. M. 31. 49. 59.
488
Zeldtirch 24. 2. 41 1. 48 ff.
Ferdinand I. d R. 6. 8. 241.
II 415. 428.
IL. 10.
Karl, Erzherzog 12.
Mor, Markgraf 42.
Feſch, Kardinal 26.
Fint v., P. Oberſtleumant 471.
intel, 3. 56.
Findfer, ©. 481.
Finſterlohe, Herren v. 441.
Sirtmait, I. ©. 3. 59.
Fülcher, 9. 460. 471. 477.
Hofmufitus 471.
©. 488.
Fiſches, 3. 60.
Flaitich, Familie 461.
Florenz 69.
Florian 28.
Sud, Jörg 187.
Focheber, 3. ©. 49.
Fontana, ©. 8. 27. 61.
Förfter, €. 366.
Forftmeifter, K. 3., Sehr. v. 58.
Forch(thner, F. X. 51.
3. €. 51.
Frand, 3. 5. 60. 61.
3.u, 60. 61.
H., Geh. Kommerzienrat 471.
Sebaftian 114.
Frankfurt a. M. 78. 76.
any, 3. 89.
Franz, Kaifer 436.
Franziska v. Hohenheim 458.
Frauenzimmern 888.
geei, 9. 61.
Frei — Fey, Familie in Konflanz 188.
Freiberg in Sachſen 855.
Freiberg, v., Hein. u. Friedr. 411.
Freiburg L. 8. 461.
Frey. 3. M. 35. 56. 60.
Freyberger J. 60.
Fre, P. 460
Fricer, K. 461.
Friedrich I. A. 48
Friedrich der Große 151. 276.
L, Kaifer 105. 106. 124. 198. 347.
458. 460. 478, 476.
Regiſter.
Friedrich IL, b. 8. 347. 400. 458.
IL, d. 8. 4. 190.
dv. Rottenburg: Weinsberg 103.
1, Herzog dv. Württemberg 9. 71.1
1, König v. Württemberg 18. 460.
Herzog von Öfterreih 183.
Friedrich Karl, Herzog von Württemberr
Adminiftrator 15.
Frieberife, Herzogin v. Württemberg 368 *.
275.
Frieſenhojen 26.
Frief 471.
! gie, J. A. 490.
Friſchlin, Ni. 280. 471.
Friſoni, Baudirektor 28.
Ird 62—88.
Fromlet 468.
Fuchs, K. 49.
Fuchsloch, J. 4.
Fugget, v. 24. 27. 471
Stettenfels 471.
Fugherlin, N., zu Hertenberg 75.
Fünfer, Joh. Regifttator 1.
Fürbud 411.
Fürftenberg, v. 8. 24. 471.
Furtenbach 47.
Füffen 23. 24. 28.
Gabeltover, 3. 3. 9. 10.
Gablenberg 468.
Gabriel, Euft. 51.
Gabner, ©. 249. 461.
Gaisberg, v., Forftmeifter 218.
Säöeingen, 3. 464.
Galilei 245. 346.
Gallus ber H. 487.
Sans, ®. 721.
Gaſſendi 249.
Gaßner, 5. 4. 8.
Sattnau 56.
Saupp, H. 42.
Gaus 468.
Gauß, Mathem. 289.
Gauſſen. Eb. 236,
Gebhardt, Biſch. 86.
| @ebfattel 467.
Regifter.
Sebweiler 375.
Sed 464.
Geiger, Hauptmann 40.58.
Seislingen a. St. 39. 41 ff. 54. 468.
Geislingen bei Balingen 468.
Selnhaufen 859.
Semmingen, 8. F. v. 471.
Reinhardt, Gouverneur 149.
Sermmriggeim 884 f.
Georg, Friebrih, Markgraf 462.
Herzog in Bayern 2. 410.
Graf von Württemberg 2.
Meifter aus Dillingen 61.
Georgii, €. 482.
Gerber 482.
F. 3.4.
J. M. 49.
Gerhardt, B. 497.
Gering, M. 41.
Germann, ®. 468.
Germaniſches Heldentum, Refte 62—68.
Seroldsed, hm. v. 8. 461.
" Frau von ©. 125.
Gerſtmann 478,
Geyer, A. 45.
Geyered, v., öſterr. Familie 258.
Giefel, Dr., Hofrat 450. 457.
Giengen 19. 47.
Sigas, 9. 102.
Glonig 480.
Glücher, 3. ©. 49. 59.
Glud 260. 265 f. 269.
Gmeinder 49.
Smelin, A. 462.
J. 466,
Lotte 471. 477. 479.
&münd 3. 19. 87. 55. 342. 386. 888.
394. 402. 463. 477.
Zohanniskiche 376—402.
KRreuzfiche 402 fi.
Gnabenthal 895. 399.
Gögglingen 425.
Goͤller, ., Prof. 471.
Gomabingen 463. 477.
@öppingen 2. 12. 13. 16. 153.
Goriſchatoff, Gefanbter 458.
Gorit, Prof. 90.
Goffenzugen 54.
489
Gottfried von Biterbo 100. 127. 180. 188.
Goethe 476. 479.
Gotteszell 12.
Gottfried, Burggraf von Nürnberg 99.
Göttingen 238,
SR, A. 475.
3.58.
W. 456.
@ög, ©. 8. 84. 37. 51. 58. 55. 57. 60.
Grabmann, E. 466.
N. 458. 478.
Graff, A. 60.
Graun, Kapellmeifter 260. 272.
Gräßer, W., Sängerin 472.
Grävenig, v. 478.
Greck, Brüder 71 ff.
Gregor VII, Bapit 97.
Greuzauer, J. 72.
Greyhing, 2. 49.
Griliparzer 478.
Grimm, 3. 62. 68.
Grinner, Br. 46.
Gritſch, v. 479.
Groote, Dr. €. v. 152. 155.
Geöningen 2.
Groß, 9. 2.
Großgartah 869. 378.
top, 3. 8. 4.
Grögingen 2.
Srundler, M. 51.
Grüneifen, 8. 472.
Grunert, 9. 458.
Grüninger, 3. 478.
Grupp, ©. 208.
Guglielmi, Greg. 28. 60.
Güglingen 2.
Guebriant, Graf v. 466.
Guibal, Nic. 8. 52.
Guicciardini, Hiftorifer 126.
Gültingen 463.
Jakob von G. 472.
Gundelach, M. 60.
Gundelfingen, Schr. v. 8.
Günter, $. 410. 459.
Günther (Gindter), M. 53—37. 51.57. 60,
Günzburg 297.
Günzler, €. v., Hoffammerbir. 472.
Gurt 400.
490
Surlit, Corn. 8.
Gutenzell 35. 51 410.
Güterflein 2. 12.
Sutwill, Geſchlecht 407 f.
»
Haad, Fr. 462, 476,
Haag, G. M. 60.
Häberlin, C. 42.
Häsic (Hebich), R. 42.
Chr. 49.
IR. 40.
‚Häbler, 8. 186. 189. 461.
Habrecht, Aftron. 251.
Hadländer, v. 472.
Hablaub 400.
Hafner, Stadtſchultheiß 472.
Hainer, 3. 46.
J. A. 52.
Hagenau 185. 437.
Hager, Chr. v., Tenorift 266. 278.
Haib, Künſtlerfamille,
Job. pr. 52.
Job. Elias 52.
Joh. Georg 52.
305. Gottfe. 52. 60.
%05. Jal. 48. 52. 60.
30h. Lorenz 59. 60.
Haiterbad) 2.
Hafberftabt 2.
Halbertshof 411.
Hall 19. 21. 404. 461. 468.
Hallberger, I. D. 472,
Haller, A. v. 471.
Hamburg 281.
Hamma, A. 59.
Hammel, M. 8. 89,
Hamersieben 352.
Han 472.
Handſchuher, H. 188.
Hänel, v., Baubir. 472.
Hans Jakob, Junfer 382.
Harbenberg, d., Präfibent 149.
Harff, v., Pilger 182. 184.
Harräus, 8. 479.
Hartſch von Freiburg 472.
Harſch, A, Ritter 152. 185.
Harsbörffer, Bürgermeifter in Um 88.
Regifter.
Harthaufen 469.
‚Hortmann, Joh. 61.
Zul. 458 ff.
Halad 354.
Hafenreffner, Rektor 246.
Hafle, A. W. 0.
Hau, Hier. 61.
Hauf, W. 472.
Haufen a. 2. 463.
a. 3. 468.
Heberlin, Hans 334.
Hechingen 28. 41.
‚Hebinger, A. Dr. 160. 457.
Hebrichefofen 186.
‚Heerberg 468.
Hefele, Biſchof 472,
Heggbach 407.
Hegler, A. Prof. 472.
Heidenheim 2. 16. 208.
‚Heibelberger, Thom. 24.
‚Heibeloff, 8. 59.
Hellbronn 2, 3. 19. 21. 62. 695. 71.76
183. 281 f. 369. 374. 376 i. 402
461. 463.
Heiligenberg 24. 26. 88. 40. 51.
Helligfreugthal 19. 4. 49. 457. 468.
Heimsheim 463.
Heine, 3. 52.
Heinlin 472,
3. 3. Präfat 237. 246. 351 fi.
Heinrich, Graf von Württemberg 2
II. von Kaſtilien 198.
IV., deutſcher Kaiſer 97. 344.
V., deutſcher Kailer 98.
römiſcher König 193. 19.
Heingeler, Pfarrer 433.
Heiß, 3. 81. 45. 80. 61.
Elias, Chr. 61.
Helbling, R. 45.
Helbenfinger, Hans 42.
98.2.
‚Helfenftein, Grafen v. 3.
Margarete 472.
Helfferich, M., Kommerzienrat 472.
Selber, 3. 8. 10. 11.
Helmfäbt 288.
Henneberg, Grafen v. 3.
Henneberger, Geislinger Malerfamilie 8.
” Regifter.
> enninger, Pi. 8.
Derbert von Cherbury 48.
>erbregtingen 2. 12. 291. 299. 304. 819.
468.
Derfommer, 3. 61.
Dette, 3. 57.
Derlin, 3. 462
Hermann, Markgraf 99.
Mauldronner Baumeifter 350 j. 396.
Hermann, v., Familie 28. 409.
Beneditt 432, 438.
Joh. Ch. 482.
Phil. Ad. 432. 436.
Benno 433.
Hermelint, 9., Dr. 284.
Herold, R. 208.
Herrab von Ländsperg 400.
Here, 5. 118.
Herrenalb 212 f. 299. 304. 816. 469.
Herrenberg 2. 12. 18.
Herr)mann, Fr. 8. 52. 61.
gr. ©. 36. 52. 61.
Joh. 52. 61.
Qubwig 86. 52. 59. 60. 61.
Xaver 60.
Hertlein, Fr. 459.
Her, W. 472.
Hertberg, Graf v. 87.
Hermwarth von Bittenfeld 473.
Herwegh, Dichter 473.
Heß, M., Buchhändler 473.
Hop, ®. 418.
‚Heyden, v., Leutnant 54.
Hiebeler, 3. 61.
‚Hiemer 61.
Hieronymus 26.
Hilebrandt, 3. 49.
Hiller, Fr., Dichter 473.
Hiltensweiler 26.
Hintertãſchach 428.
Hipp, Ludw., Kirchenrat 299. 304. 309,
311. 313. 392. 835.
Hirfau 2. 12. 97. 304. 315. 344. 468,
Ehronit und Annalen 111 f.
Aurelienkirche 315.
Hirfgau, Kont. v. 478,
Hirt, Schulmeifter 430.
Hirzel, K. 459.
491
Hochmann, 3. 174.
Hodjftetter, Kirchenratöbir. 199.
‚Hofele, ©. 468. 478.
Hofen 21. 25. 49.
‚Hofer, 3. 59.
‚Hoffmann, €. 459.
‚Hofherr, I. 8.
Hofmann, 9. 472.
Hohenberg, Herren v. 3. 19. 473,
Hohenberg, Grafidaft 19.
Kirche 395. 398.
Hohened 2.
Hoßenfeld, H. v. 21.
Hohenloch (Hohloch) 478.
Hohenlohe, v. 3. 441. 478.
Philipp 76.
Friebrich, Deutfhorbensritter 441.
Kont., ber Brauneder 441.
Hohenneuffen 464. 469.
Hohenftaufen 11. 464. 478.
Friedrich, Graf 19.
Gräber in Lord 192—201.
Hohenſtein, Herren v. 182.
Hohentwiel 8. 18. 16. 276.
Hohenzollern 11. 24.
Holbein 26. 366.
Hol, Senator 54.
Hölg, ©. 57. 59.
Höltweg, N., zu Nürtingen 75.
Holzapfel, M. 473.
Holzer, €. 479. 481.
3. 34. 37. 55. 60.
Holdey, Fr. M. 86. 61.
HM. 52.
Seh. 52.
Holztirch 44.
‚Homberg, Feſte 126.
Honer, M., Fabrikant 473.
Hoogftraten, ©. v. 25. 4.
Hoove, Fr. v. 59.
Hopf 457.
Hopfher, G. Th. 59.
‚Höppler, Bürgermetiter 75.
Horb 39. 464.
Horburg 150.
Hortheim, Anf. v. 187.
Hörmann von Guttenberg, Chr. Fr. 52. 61.
Hormold, Erpebitionsrat 9. 10.
492
Hornbderg 2. 4.
Horcheim 464.
HG, Zach, Unterogt 299.
‚Höfelhurft 51.
Hromaba, U. 478.
Huber 461.
3. %. 84. 87. 57. 60.
Kom. 85. 38. 58. 57. 61.
oh. Ludwig, Dichter 278.
Hübner, Dr. 89.
Hügel, Frhr. v., Landgerichtsdirektot 478.
Hummel 462.
R., Prof. 478.
Humpis (Huntpie), Jtal, 306, Fric 187 f.
Hunberfingen 464.
Hunger, 9. 478.
Hutten 8.
Hüttlingen 464.
3.
Zatob, H. 464.
Jaffe, Hiftorifer 116.
Jäger, Vogt 486.
Andreas 473.
Georg Fr. 468. 478,
Karl 108. 116.
Jagſtfeld 74.
Jagſthauſen 464.
Ideler 116. 128.
Jebenhauſen (Sauerbrunnen) 804.
Jemblin, Stoffel und Melchior 75.
Jefuiten 19.
Iffland 467.
Jigenſtein H. 476.
Juerbachen 49.
Alingen 152.
Almen 289.
Ilſenburg 118.
Imhof, 8. H., Maler 473.
Imfer, Ph. 237. 241.
Angolftabt 13. 14. 475.
Ingſtetten 38.
Innsbrud 11. 18. 27. 80.
Jobſt, Familie 478.
Johann Friedrich, Herzog v. Württemberg
9. 75.
Kurfürft von Sachſen 290.
Jommelli, Ric, Oberfapellmeifter 278,
Regifter.
Jordaens 41.
Joſeph L, Kaiſer 468.
il, Raifer 57. 468.
Jogzl, Ghuf,, Sänger 268 f. 369. FL
Irfee 28.
Jeny 19. 3f. 38. 45. 5if. 5. ı&
186 ff.
Hanbelsfamillen 190.
Ibelberg 818.
Züngling, Joh. 42.
»
Kager, M. 80. 42. 60.
Kaifereheim 46.
Kalb, &. H., Pfarrer 288.
Kantor, 3. ®., Dr. 02
Kantzler (in Rottweil) 473.
Kapfenburg 2.
Kappel 464.
Karg, Hans 60.
Karl, König von Württemberg 13. 458.
Eugen, Herzog von Württemberg 19.3
78 fi. 143. 198. 262—283. 450. 458
460. 472.
ber Große 123. 185. 437.
IV., Kaiſer 165. 468.
V., Kaiſer 441.
VL, Kaiſer 468.
VIL, Ralfer 51.
Erzherzog 435.
Karlsruhe 13 f. 2. 38. 270.
Karpfen, v. 478.
Kas, Barth., Propft 298.
Rafpar, 3. B. 52.
| Raufbeuren 24. 61.
Kaufmann, v. 19.
Kauf(f)mann, 3. 3. 52.
Angellta 52.
Kauffmann 478.
Kausler, v., Bizebir. 21.
Katharina II., Kaiſerin 279,
Kechlet von Schwandorf 473.
KXehrer, A. Kommerzienrat 473.
Keibel, F. 477.
Keller, 3. 61.
Keller, v. (in Scheer) 473.
Keller (in Rottweil) 473.
von Scleitbeim 478.
Regiiter.
FR elmünz 155.
F empten 23. 4. 8ö. 61.
Sepler, Zob., Mathem. 284. 246 ff.
sEeppler, P. 23. 40.
Feerler 475.
Antiquar 185.
Kern, 5. 149.
Kerner 478.
Balth. Prediger 428.
Zuft. 128. 478.
Keßler, Steph. 45.
Sim., Prof. 174.
Kettenader, Seb. 72. 75.
Kettenader, v. 474.
Kettenburg, v., Dberit 277. 280.
Khuon v. Wildeng 474.
Khurg, v. (aus Mengen) 474.
Kiefel von Kichelsberg 474.
Kiebaifh, Mathilde 474.
Kielwein, E. Maler 474.
Kienlen, M. 45.
Kies, J. Prof. 227.
Kiferle, W. 57.
Kilian, W. Ph. 46.
Killinger, v., ©. gzr., Irht. 282.
Kindler v. Knobloch 470 ff.
Kirch, v. 474.
Kirchberg bei Biberach 464.
Kirchberg, Baron v. 42.
Konrad, Graf 407.
Philipp 408. 410.
Kichberger 464.
Kirdbierlingen 38. 52. 57.
Kiräheim 2. 12. 181 fi. 464.
Kirfeiner, Fr. 60.
Kiblega 46. 49. 51. 55.
Kißlegg, v. 474.
KRlaiber 472.
alauflũgel, 3. M. 40. 52.
Klaus 466. 481.
8. 468. 477.
Aleinbottwar 464. 466.
Aleinkomburg 467.
Kleemann, Chr. N. 57.
N. 87.
Klemm, Familie 474.
Anna Kath. geb. Hauber 474.
Haing d. Pfullingen 474.
Bürtt. Bierteljahräg. f. Landesgefd. R.%. XII.
493
Klemm, Joh., ber Bapiermüller 474.
Joh. Kont., Prof. ber Theol. 474.
Matth., Pfarrer 474.
Klemm: Klemm in Ulm 474.
Kloß, ©. 478,
Klofterwald, Stift 4.
Klump 474.
Klumpp, v., ©., Reg. Präſibent 474.
Dtlo, Direktor 474.
Klunzinger, TH. 474.
Knab, Erh. 75.
Knaiſch, Val. Hofmuſikus 474.
Knapp (von Reutlingen) 474.
Friedrich, Komponift 474.
Knappich, I. ©. 45. 60.
Knauf, Rektor 451.
Knecht, 3. H., Mufifdireftor 474.
Knetſch, C. 479.
Kniebach 181.
Aniebis 6. 12. 18. 459. 464.
Knittlingen 152.
Knoödel 459.
Knoller, M. 87. 57.
Knöpfler, 3. 460.
Kobler, Margar. 435.
Kobold 474,
Rod, Pfarrer 154.
Kochendorf 71 fi.
Kohler, 3. 8. 52. 59.
Köhler, W. 468.
Kolb, A. ©. 68.
Chr. 459.
Koler, Familie in Jeny 189.
Koͤlhoff, I. 110.
Kölle, Dr., Zollinfpeftor 437.
Köln 2. 110. 354. 400.
Komburg 19. 21. 99. 102.
464.
Kommerftäbt, v., Oberft 275.
Konneberg, Fr. 36. 61.
Köngen 464.
König 474,
3. Chr. 59.
Joh. 60.
Jatob 57.
König Tegernau 474.
395. 398.
32
494
Rönig, v. 474.
Königebronn 2. 12. 13. 14. 304. 313.
Konigschronit 103 ff.
Königsegg, v. 29. 474.
Aulenborf, Graf I. ©. v. 27.
Königslutter 396.
Konrab IL, Deutſcher Kaifer 96.
IIL, Kaifer 98 ff. 194. 196. 198.
Herzog v. Schwaben 193.
von Hagen, Reichedienftmann 99.
Konftanz 2. 18. 28. 28 fi. 35. 47. 59,
Kopenhagen 261. 264. 271.
Kopernitus 244 fi. 254.
Köpf, I. G. Hofmuſikus 474,
Korb, U. 59.
Kosmas, ©. 26.
Köflin, Chr. R. 474.
Fr., Stabtpfarrer 474.
Julius 474.
Krabbe, 6. H. 458.
Kraft 403.
‚Heinrid 408,
Albert 431.
Chr. 59.
Zug, Vürgermeijter 411.
in Um 475.
Kraichgau 21. 282.
Kralit, P. v. 478.
Kramer, P. J. 469.
Kranad) 2.
Kranß, Alb. 124.
Kraus, Fr. 9. 87. 53. 60.
It. D. 59.
J. u. 47.9.
Silo. 59.
oder Krus 475.
Krauß, 3. 479.
R. 78. 257. 460. 467. 470. 472. 474.
476 ff.
Krautheim 394.
Kray, General 435.
Kretihmayer 454.
Kreuſer 460.
Kreupberger 475.
Kreuger, Konrad 475.
Krieger, A. 458.
Kröll v. Grimmenftein 475.
Kroner 476,
Regifter.
Kröner 458,
Rronenberger (im Rottweil) 475.
Krdwel von Frunsed 475.
Kröwelsau, v. 475.
KRrumper, 9. 43.
Kübel 475.
Kuden 40. 41. 47.
Kuen, 3. M. 35. 38. 53. 57. 61.
3. 2. 49.
Jof. 3. 49.
Leon. 58. 61.
Kuhn, F. F. A. 68.
Kummer, Barth. 45.
Sirt 45.
Lachenmaier 457.
Lambach, Arnold, Graf v. 97.
Lamberg, Graf v. 43.
Lambert, 3. 475.
Lamparter 475. 477.
Gregor 174.
Landau 84.
‚Herren von 457.
v. 475.
Landauer, Baurat 21.
Landesbeſchwerden in Altwürttemberg 215.
Landfrieb, Euft. 409. 415.
Landis, ©. 3. 459.
Laudehoff 2. 481.
gang, H. U. 75.
Zange 463. 465.
Lanftanco, Giov. 26. 42.
Sangenargen 48, 50. 56.
Langenau 314.
Langnau, Klofter 26.
Laub, Tob. 53.
Laucitädt 478.
Lauffen a. N. 2. 12. 464.
Regiswinbisfapelle 344.
Launay, be 48,
Laupheim 89. 40.
Laufer, ©., Geh. Hofrat 475.
Laugmann, R. 469.
Lavater, A. 460. 479.
Lehmann, Mar 117. 182.
Lehle 457.
Lehlen, M. 45.
Regifter.
ehr 2.
Zeibnig, Philoſoph 114.
Zeiningen, Grafen v. 3.
eitheim, Schloß 34.
Lenau, Nil. 477.
Zenz, 3. 2. 60.
xeonberg 2. 140.
Veopold I., Kaiſer 41. 468.
Herzog von Bayern 99.
xepanto 85.
Zeffing, D. €. 478.
Zeube, Dr. 161.
Leutkirch 24. 89.
Lewis, Bunnel 466.
Leyitatt 428.
Lichtenftern 12.
Licinio, G. 60.
Liebendörfer, Miſſionsarzt 475.
Liebenzell 464.
Liebermeiſter, X. v. 475.
Lienhardt, Chr. 60.
Lienzingen 152 f.
Limburg a. L. 343. 354 400.
Limpurg, Grafſchaft 464.
Scenten v. 3.
Lindersborff, v. 475.
Lindau 23. 24. 61.
«Lindner, P. 469.
Kingte, A. 466,
£int, 3. 45.
zit, G. N. 45.
ar. 475, 476.
Lochnet, I. 475.
Lootwood, ©. B. 459.
xöfiter, €. v. 467. 477.
Loti 62.
Lomershelm 464.
Lomersheim, H. €. v. 74.
London 21. 261 ff.
Lonemann, Joach. 121.
Lonſee 464.
Lord 2. 192—201. 304 f. 308 f. 311,
464.
order, 9.1.
Xorent 198.
Lorey, v., Profeſſor 475.
voſch, H. 475.
Loͤſchhorn, K. 478.
495
Loßburg 146.
Loffius 121.
Loth, K. 81.
Loger, Seb. 475.
Lotter, Archivrat 19. 20.
Lotz, W. 68.
Lowenfeld, Dr. 152.
Lömwenftein, Grafen v. 3. 98.
Löwenftein, Burg 98.
Löwenthal 21.
Lübel 32.
zübte 82.
Luden, H. 116. 186.
Lubwig, Herzog v. Württemberg 5. 9. 40.
217. 244. 284. 320. 323. 457 f.
ber Bayer 460.
IL, König von Bayern 475.
Ludwigeburg 16. 21. 28. 267. 450. 458.
464.
Lulſe, Königin von Dänemarf 264 f.
Lüneburg 288,
Lupfen, Grafen v. 8.
Lupin, Freiherr Fr. v. 438 fi.
Joh. Sigismund 438.
Generalleutnant 475.
Luſchnawer, 3. 75.
Luther 53. 287. 291. 476.
Lũthi 458.
Lüti, Peter 186,
Luzern 18. 14.
m.
Maag 182.
Machtolsheim 27.
Mad, General 435.
Magdeburg, Dom 354. 863. 865.
Magenheim, Burg 64 fi.
Beifolf von M. 67.
Mager, Joh. 56. 60.
Magirus, 3., Propit 835.
Mailand 26. 124.
Mainau 86.
Maingen, jept Habethal 2.
Mainz 2. %.
Maier, F. X. 467.
©. 465. 474. 480.
pelag. 59.
Mair, Joh. Ur. 60.
496
Maier, Fr, Dekan 475.
Mald Bine, 25. 43. 45.
Mandry, ©. v., Staatsrat 475.
Mannhardt, W. 64.
Mannsberg, Herren v. 188,
Maratta, €. 32. 34. 48.
Marbad 2. 478.
Dr. 3., Stabtpfarrer 189.
Marburg 288.
Marchthal 2. 23. 28. 30. 42. 44. 48.
Marcolini, Graf, Oberftlämmerer 88.
de Marees, ©. 48.
Margareta, Herzogin von Württemberg
MarlasEinfiebeln 134.
Therefia, Kaiferin 279.
Mearfelsheim 440. 448.
Markgröningen 99.
Marſchall v. Biberſtein, Oberſt 276. 278.
Mafi, Marta, Sängerin 264 f.
Maſſenbach, v., Aſt Salleihen 475.
Mäftten, Mid. 234. 237. 244 fi.
Mathauß, Jak. und Hans 45.
Mathematiter in Altwürttemberg 280 f.
Mauch, K. 466.
ulrich 61.
Maucher, F. 3. 57. 60.
Maulbertſch, Ant. Fr. 37. 38. 58.
Ant. 49. 53.
Maulbronn 2. 13. 69. 152. 299. 317.
838—405. 465.
Kirche 349 fi.
Paradies 67. 348. 358 f. 381.
Rreuggang 361 f. 871.
Refektorium 365 f.
Maurer, 2. 41. 48.
Mauz, Herm. 58.
von Biberad 58.
Mayer 480.
in Augsburg 49.
Anton 48.
Barthol. d. #. u. d. 3. 49.
Bafıl. 49. 57.
€. 471.
Johann 46.
Jürg 43.
Konrad 45.
Tobias 252.
Regifter.
Mayuc, 9. 476.
Mebold, W. K. 227.
Balth. 227.
Mebid, Lorenzo 126.
Meebold, R., Geh. Kommerzienrar 475.
Meer(r)oth, I. 58.
Meeröburg 47. 59.
Megerle, Ulr. 475.
Megerlin, Mathe. 254.
Mehring, Dr. 69. 71.152. 181. 204.452.
457. 466. 42. .
Weichsner, J. N. M. 57.
Meidinger 54.
Maier, E. H. 66.
Meisner 152.
Melanchthon 118. 241. 290.
Melling 38. 59.
Memberger, Ph. 30. 59.
Memmingen 24. 81. 35. 61. 428.
Memminger 63. 65.
Menne, K. 458,
Menge, Rapp. 28. 32. 37. 52. 59.
Menzel, A. v., Oberit 475.
Mergelitetten 465.
Mergentheim 2. 19. 20. 30. HL
Mert 109.
Merkel, Leo 58.
Mertle, 3. 458. 460.
Merklingen 12. 54.
Merz 465.
Merttelin, A. 75.
Mefnang, 9. 187.
Balth., Dr. jur. 187.
Meßmer, H., Leibarzt 475.
Mes(s)mer, 3. A. 58. 59.
3.6.88. 88.
Mettenleiter, I. 3. 60.
Me 437.
Mepingen 461. 465.
Meuffen, D. 48,
Meyer, El. H. 64.
9., Prof. 475.
3. 473. 479.
Michael III, Präfat 35.
Michaelsberg bei Gunbelsheim 62.
bei Kleebronn 62. 383.
Michelangelo 26.
Mibbelfer, Lord 261 i.
Miefer, D 48.
Müller, J. W, Münfterprediger 54.
Miner, 3. 478.
Mingotti, B. 201 fi.
Mirandulus, 3. P. 236.
Mittelbiberad 36. 50. 51.
Mittelbud 45. 411.
Mödmühl 2. 12. 478,
Moeitue, B. 480.
"Mögling, Zir., Prof. 227.
Wolfg. 927.
Mohl 460.
Mohl, R. v. 475.
Mohr, I. R. 59.
mölds, 3. A. 58.
Molique, Hofmufifdirektor 476.
Deole, Sammlung in Ellwangen 52.
Balth. 48.
Molsborfi, v., gen. Weller 476.
Mömpelgarb 2. 18.
Momper 2. 48.
Mone, Fredeg. 68.
Montanus, M. 127.
Montez, Lola 478.
Montfort, Schloß 465.
Montjort, Grafen v. 3. 24. 38.
»Zettnang, Graf Hans v. 408.
Montlong. Ritter Oskar v. 476.
Montmartin, Graf 450. 452.
monumenta boica 204.
Meosbrugger, W. 58. 60.
Moreau 434.
Morena, O. 131.
Mörike, Dr. Mebilus 277.
Eduard 277. 476.
Moriz von Sachen 465.
Mofer 480.
3. 3. 205. 286. 476.
mM. a. 58.
Mötteli in Valencia 189.
Mühlhauſen bei Cannſtatt 465.
Müller 464.
Ronrab 51.
6. 478.
At. x 46.
ir. 68.
9. 484.
Joh. 203.
Regifter. 497
Müder, Joh., Piarrer 4%.
8. 479.
8. €., Fabrikant 476.
Nultiger, G, Maler 469. 476.
Münden 18 f. 27. 30. 408.
Munberfingen 30. 47. 49.
Münfingen 2. 39. 457.
Münfter, Aſtron. 241.
Murer 476.
Murräarbt 2. 304. 318.
Balberihetapelle 384 f.
Mutius, Hulbr. 114.
Mütfchelin 192. 194.
Muttensweiler 51.
Myler 476.
Mylius, Ottir. 258.
n.
Nabholz, 3. Chr. 58.
Nachbauer, 3, Sänger 476.
Nägele, €. 466. 472.
Nagold 2.
Nãher 468.
Napoleon 435.
Nasgenftabt 58.
Naffau, Grafen v. 8,
Naft, Prof. 79.
Naftold, 3. 49.
Naufler ſ. Vergenhans.
Naumburg, Dom 354. 358. 400.
Nedar 71. 101.
Nedartaltfingen 465.
Nedher, ©. 61.
Neenitetten 47.
Neher, 3. X. 58.
3.8. 58.
Neidhardt, W., Glodengieher 476.
Neipperg, Burg 384.
Kirche 888.
‚Herren v. 68.
Nellenburg, Grafen v. 8. 181.
Nellingen 2. 12. 315.
Nendingen 465.
Nerenftetten 44.
Neresheim 19. 23. 37. 160. 465.
Neb, Rup., Abt 54.
Neftle, E. 158. 185. 437. 458. 461. 465.
®. 457. 468.
498
Neuburg, Herzog v. 48.
Neubert, Chr., Glodengießer 476.
Karoline, Buchhändlere Witwe 476.
Neubörffer, Gabr., Bozt 410. 413. 416 ff.
424. 430.
Neueberitein 463.
Neuenbürg 2.
Neuenjtabt 2. 72 j.
Reufien 2. 16.
Reuhauferhof 412.
Neuned, Herren v. 144.
Neufinger, R. 269.
Neuftetter, Propit 464. 476.
Neuß 354.
Neumeiler 375.
Newton 255.
Nichthonius, P. 121.
Nicolai, M. 195.
Niemeier, Kanzler 458.
Nieberftogingen 465.
Nikolaus, Bafilius, Mönd in Hirfau 113.
Nifen, 3. €. 34. 60.
Noort, von 25.
Lambert 41.
Adam 41.
Nördlingen 10. 404. 425.
Nörblinger, M. 72 f.
Norbweil 313.
Noyon 354.
Nübling 468.
Nufer, Meijter Hans 476.
Nürnberg 8. 80 f. 9.
Durggrafentum 204.
Nürtingen 2. 405.
Nufplingen 465.
®.
Oberbalgheim, Schloß 413.
Oberbud 411. 418.
Oberfürbud) 41.
Oberfichberg 57. 411.
Oberlenningen 183.
Obermarchthal 40. 45. 47.49 f. 465. 469.
Oberndorf a. N. 36. 51. 59.
Oberſchwaben 28,
Oberſtadion 49. 52. 57.
Oberitenfelb 2. 12. 369. 373 fi. 382. 390.
394.
Regiſter.
Oberſulmetingen 34. 48.
Oche, Joh. 8. 35. 58.
306. A. 50. 58.
öde, Joh. D. 58.
Ant. 58.
Odfenberg 813.
Ochſenhauſen 18. 19. 28. 30. 34. 42 457.
51. 408 fi.
Odfenhäufer Hof in Ulm 16.
Ökler, Lehrerfamilie in Wain 431.
Odenwald 21.
Odenwaldſtetten 146.
Öfele, Ir. I. 58.
Offenhaufen 12.
Öffingen 57.
Odhringen 96. 404 f.
Olenheinz, F. 59.
Olga, Königin von Württemberg 458.
| Ölfjläger, v., Oberftubienrat 476.
DOppenheimer, Süß 476.
Orſenhauſen 411.
Dfiander 476.
Luc. 247. 308. 814.
Diten, v. d. 476,
Dfertag, W. 478.
Dswald, Abt in Murrharbt 192
Ötingen, Fr. Cht. 476.
Dtisheim 466.
Ditheinrich, Pfalzgraf 2.
Otterswang 58.
Öttingen, v. 3. 24.
Grafſchaft 203.
Otto IV., deutſcher Kaiſer 19.
von Freifing 180.
Marr 477.
Pfarret 415.
Dttobeuren 28. 24. 37. 34j. 42. 61.
Dim, Meinrad A. v. 36. 53. 59. 477.
Ab., Diplomat 477.
Hans K. 477.
Owen 2. 12.
Dy, alte Siedelung 155.
»
Paderborn, Annalen 100. 117. 188.
Talm, A. 469.
‚Familie 477.
Rappeneim, M. v. 125.
Warabeis 466.
Paret, Zr. 474.
Paris 21. 28. 362.
Barler, R. 368. 402.
Pattoogel, D. 60.
Paulinzella 352.
Paulo Emilie aus Berona 126.
Paulus, €. 64. 67.
Pay, Hans de 41. 477.
Joh. 30. 44.
Pedymann, Fehr. v., Prof. 477.
Peirescius 250 f.
Pellendella, 3. 60.
Pellegrini, X. 28. 61.
Pepyn (Repin) 25. 48.
erg 117.
Peruzi, L., Sängerin 269.
Peterhauſen 47.
Peb. 3. 204.
Peutinger, H., Humanijt 125.
Pfandzelt, G. Fr. 59,
2. 8. 58.
Bieiffer, B., Dr. 23.
Pfüter, A. v. 458 f. 472.
Pfiſter, 3. C. 116. 190.
Pflaumloch 465.
Pfleiderer, E. v. Brof. 477.
Plug, 3. B. 26. 89. 58.
Pilummern 48. 58.
Piorzheim 70. 369. 378. 395.
Piriemer, Chr. K. 59.
Pfullingen 2. 12. 465.
Philipp, Mid. 46.
Zanbgraf von Heffen 290.
Biazelta, J. ©. 38. 85 f. 53. 55 f.
Pichler, Karol. 480.
Bit, 9. 465.
Pirker, Fr., Mufiffünftler 259 fi.
Marianne 257 fi.
Yuife 260. 270. 273. 281.
Roſalie 259. 281.
Viktoria 261. 273. 282.
Vistatoris, J. Prediger 477.
Pius VII, Papſt 459.
Plieningen 379. 465.
Pohlder Chronif 101 ff.
Polirone, Klojter 134.
Pölnig, v., Oberitfeutnant 276.
Regiſter. 499
Pompeati, Thereſ. 265.
Pontigny, Kloſter 350.
Ponzand, A. 27. 60.
Voppo von Lauffen 99.
Boy, A, ©. 3. 32. 33.
Pregizer 192.
J. u. 18.
Presbyter, A. 102.
Vreffel, Oberſtudientat 185. 488.
W., Ingenieur 477.
W., Pfarrer 477.
Priebſch 461.
Probſt, 3. 476.
Procaccini, C. 26. 30. 41.
Erc. 41. 47.
Prolß, 3. 460. 462.
Prunn, 3 458.
Brug, 9. 116.
Ptolemäus 249. 408. 461.
Bupifofer, Hiftoriter 478. 479.
Pyrker, 2, Erzbiſchof 259.
O.
Quedlinburg 101.
Raſten, Schloß 52.
Raidler, Mich. 334.
Rainald, Erzbiſchof 124.
Raitenau, v., Erzbiihof 26. 41.
Raming 477.
Ramminger 1. 8. 4.
Ramftein 208.
Rante 136.
Rapp, L. 4.
Rappolbitein, Frhrn. v. 3.
Raud, J. U. 43.
Rauhmüller, 8. 49.
Raumer, F. v. 116.
Ravensburg 24. 35. 39. 186 j. 461. 465.
Reber 465.
Rebfam, U. 58.
Rechberg, Herren v. 416. 477.
Hans 188, 202.
Yban 188.
Rechentshofen 2. 12.
Regelmann, 6. 462. 467. 469.
Regensburg 13. 15.2 2
500
Regentsweiler bei Überlingen 181.
Regglisweiler 38. 57. 421.
Regilla von Lambach 97.
Regiomontan 240.
Regnogmweiler, DO. v. 182.
Reid, &., Friſeur 275. 280 ff.
Reichenau 2. 12. 438 f.
Reichenbach Kloſter 12. 14. 369. 379.
380. 465.
Reichenwelher 2, 150.
Reichert, 3. 469.
Neichfel, Kunftihreiner 477.
Reims 339. 859.
Neinbed, E. 477.
©. 477.
Reiner, 9. 48.
Reinert, E. 475.
Reinhardt, Rentamtmann 410.
NReinoldsweiler (und Reuhartsweiler),
‚Herren von 181 ff.
Albrecht 181. 182.
Berthold, Chorherr 183.
Konrab 188.
Rudolf 181 j. 182.
Ulri 181. 182.
Walther 182.
Reiſchach, R. v. R. 477.
Reifer, U. 59.
K. 460.
Reiter 459. 463. 468.
Rembolb, Daniel 61.
3. 48.
Matt. 4.
Rembrandt 45.
Rennpingen, Sig. v. 304.
Remshardt, E. K. 60.
Remy, M. 61.
Renharbsweiler bei Saulgau 181. 184.
Reni, G. 25. 48.
Renningen 141.
Reid, Chr. 49.
9. 335.
Reuchlin, Humanift 118.
Neuß, Dr., Hofrat 79.
Seminarephorus 477.
Konrad, zu Oberhaufen 416.
Reute bei Waldjee 54.
Reutenhalden, Geſchlecht v. 477.
Regiiter.
Reuthin 12.
Reutlingen 8. 19. 457. 461. 46%. 4.
Marienkirche 368. 396. 402. 446.
Reutte in Tirol 34. 48.
Rhegius, Urbanus 477.
Rheinhaufen 152.
Rhodus 2,
Riccio, H. 46.
Riccholi, Jeſuit 247.
Richenbach, W. 187.
Rieber, Stabtpfarrer 186. 458. 471.
Kiebel, ©. 3. 60.
Nieder, Malerfamilie in Ulm 41.
Georg 41.
Johann M. 4.
Niebhaufen 26. 41.
Niebinger, I. €. 29. 34. 48 5. 53. 60
Rieblingen 31. 35 ff. 44. 49. 54. 203. 166.
Riedlinger, 3. 59.
Rieger, A. 46.
3. 34. 60.
Riemenſchneider, T. 462.
Riepp, Balth. J. 60.
Ringower, Ph. 59.
Rintart 427.
Rißtiffen 26.
Riſtorini, Sänger 272.
Rittmeyer 459.
Rizo, M. 3.
Rip, J. 72 Hi.
Rodolk, E. L. 126.
Rodt 144.
Rodt, v., Kardinal 54.
Nogg, F. A. 49.
Roggenburg 24.
Roggenzell 26.
Röfnlein, Malerfamilte in Ulm 41.
Hans Philipp 41.
Hans Jakob 41.
Joh. Sebaftian 41.
Philipp 41.
Sehaftian 4.
Rohr 468.
Rohrdorf 2.
Robrer, H. 41. 52.
Röprigt 152.
Rom 35. 38,
Rommel, Schulmeifter in Rain 430.
Regifter.
jendael, N. 25. 46.
tosheim 375.
rößlin, B., Vogt 299.
toftod 288.
toth, Friebr. 204.
og. Gebr. 49.
Pfarrer 430 fi.
DA. Leutfich 24. 30. 37. 45 ff. 58.
56 fi. 465.
Tötbenbad 48.
tothenberg 458.
dotholz 183.
tottenburg 12. 26. 63. 458. 466.
Rottenhammer, 3. 30. 60.
Rottweil 3. 19. 21. 24. 36. 53. 55. 59. |
461. 466.
Rubens 25. 27. 41. 43. 44.
Rubolf II., Kaifer 208.
Ruefi, Vogt 433.
Ruel, 3. 72 f.
Ruck 40.
Ruffini, 3. 61.
Rugendas, ©. Ph. 34. 50. 53. 60.
Rutfinger, B. 3. 477.
Ruith 466,
Rüttel, Regiftrater 10.
8.
Saarbrüden 479.
Sabina, Herzogin von Württemberg 5. 11.
Sädingen 36.
Sailer, Seb. 477.
Sadmann, Prof. Dr. 149.
Salach 26.
Salem ſ. Salmanneweiler.
Salis, v. Baron 46.
Salmannsweiler 2. 12. 13.14.23. 38. 181.
Sanbrart, Joad. v. 30. 46.
Sarbou 467. 468.
Sarwey, N. 75.
Sattler, Geſchichtsſchreiber 16. 17. 18.
Saulgau 39. 49. 58. 184.
Saur, $. 3. 54.
Sauter, Regiſtrator 9.
3. 2. 50.
3.6.58.
501
Sauter, v., Baubireftor 477.
Sautter, F. 457. 460. 464.
Scalabrini 266.
Schad, v. 468.
Joh. 3. 477.
Mor. 477.
Schäffer, Oberamtmann 477.
Schäffler, Chr. Th. 33. 54. 60.
Schafhaufen 421.
Schall, 3. 470. 472.
Schaller, ©. 2. 43.
Schärebürg 421.
Scharenftetten 55.
Schäsberg, v., Grafen 154.
Sattbud) 181.
Schaubet 464. 465.
Schazberg 466.
Scheer 36. 51. 58.
Grafihaft 184.
Sceffel 460. 460.
Scheffer 1. 16. 19.
Boichorſt, F. 117. 129. 133. 458.
Scheffolb 58.
Scefiolt, H. 48.
Scheid, Hiftorifer 115.
Scheifelin, 2. 46.
Scheiner, Jeſuit 246.
Schelhorn 477.
Schellenberg, I. U. 54.
Herren von 477.
Scherer 478.
Schermann, 3. 237. 242.
Scheuch, L. 54.
Scheufelen. K., Kommerzienrat 478.
Schicard, W., Prof. 228. 284. 237. 241.
246 j. 248 ff.
Lucas 251.
Scidarb, H. 71. 478.
Sciggenborf 181.
Schill, v., Oberftleutnant 478.
Schiller, Afttonom 248,
Säiler, v. (in Ellwangen) 478.
Friedrid, 478.
Chriſtophine 478.
Luiſe 478.
Schilling, A. 459—462. 467.
Soilling, 9. v. 188.
Säiltadh 2.
502
Schindellin, Hans 187.
Schirmer, O. 472.
Sclaitborf 466.
Sähleer 478.
Schlehner, R. 478.
Schlelßheim 48. 53.
Schlettſtadt 185. 487.
Schlichſche Regierung 11.
<Sälig, Dr. 161. 457.
Morlz 440.
Säloffer, A. 477.
Schlotterbec, M. 89.
Sclumberger, Schulmeijter in Wain 430.
Sqhmaltaldiſche Bedenken 290.
Schmelz, 3. 478.
Schmid, Jerg 75.
(in Reutlingen) 478.
Stabtpfarrer 462,
Schmible, H. 46
Schmiblin, Prof. 90.
Ph. F. Geh. Kabin.Sekret. 280. 2
3. €. 817.
Schmidt 470,
€. 480.
M. 3. 54.
3.61.
P. 838.
Schmie 152 f.
Schmitt · Schenkh, M. 464.
Schmittner, G. M. 60.
Schnaidt, Dekan 479.
Säned, J. A. 54.
a. 58.
Schneider, E. 1. 457 j. 460.
Eul., Hofprebiger 92.
Joh. Georg 54.
30h. Leonh. 54.
Karl bt.
Malerfamilie in Geislingen 54.
Stabtſchultheiß 479.
Schnell, 3. K. 60.
E. 61.
Schniger, Domin., Abt 58.
Scnipfer, U, Vürgermeiiter 75.
Schnurrer, Kanzler 227.
Schnürpflingen 57. 58.
Schogelberger Hoi 300.
Schoͤll 465.
Regier.
Scholz, F. 457.
Schön, Th. 457—481.
Schönenberg bei Ellwangen 48. 57.
Schönfeld, 3. 9. 30. 31. 44. 45. #6. m.
Schönhuth 197.
Schönthal 12. 19. 20. 21. 466.
Schopenhauer 338.
Schorndorf 2. 466.
Schozach 467.
Schramberg 202. 466.
Schredenfuhs, Mathem. 242.
Schreyer 463.
Schröber, Dr. U. 35.
Schübelin 461. 462.
Schubart, Dichter 78 fi. 277. 779. I
479.
2. 88.
Such, A. 46.
Schulte, A. 152, 465.
Scultpeiß, 9. 46.
Scäuffenried 28. 31. 34.35. 40. 46. Sur.
465. 466.
Schutte 461.
Schũz. J. Bürgermeifler 465.
Th., Maler 479.
Schwab, G. 479.
Sophie 479,
Schwabbach 466.
Scäwabben, Landvogtei 19.
Schwãbiſcher Bund 8.
Merkur 86.
Schwaigern 383.
Sghweitheim 466.
Schwanau 165.
Schwarz 396. 397. 478.
Chr. 80. .
Scwarzad, Bafılifa 398.
Schwarzenberg, Geſchlecht v. 479.
Schwarzwald 466.
Säweigger, F. E. G. 39.
Schweißer, 2, 73. 75.
Scwendi 407. 421. 434.
Schwerbter, R. 46.
Schwieberdingen 152.
‚ Ecotti, Bart. 28. 54.
©. 38. 54.
Schaftopol 458.
Sedenborfi, v. Geb. Rat 88. W.
Regifter.
S eeger, Familie 479.
Seeger, v., Oberft 78. 80.
Seele, 3. 8. 80.
Seitinger 32.
Scilin, 3. 4.
S ermatingen 182.
Serres 188.
Seuffer, Pfarrer 487.
G., Brof. 479,
Seuſe, 9. 479.
Seutter von Löten 479.
Seydler, 2. 48,
Seyrer 479.
Sichelbein, Malerfamilie in Memmingen 46.
Johann Friebr., d. #. 31. 46. 61.
b. 3. 46.
Joh. Kon. 46. 61.
Kaſpar 46. 61.
Tobias (von Ravensburg) 46.
Judas Thadd. (In Wangen) 46.
Joh. Friedr. (Memmingen) 46.
Siberofrates, ©. 337. 243.
Siben 128.
Siebeneld 466.
Siegfried, Biſchof 99.
Sießen 33. 49. 56. 467.
Sigel, U, Arzt 479,
Sigmaringen 86.
Signer, ©. 415.
Sigrift, Jr. 54. 60.
Silbereifen, Schweiz. Chronift 126,
Silcher, Komponift 479.
Silcher, v., Gen.Aubiteur 479.
Simrod, 8. 64. 66.
Sindelfingen 2. 393.
Sing, I. 8. 31. 86. 50. 54. 61.
Sich, W. 3. 61.
Sittih, Marr, Biſchof 416.
Situla 161.
Sirt, ©. 467. 462. 468.
Th. Fabrifant 479.
Söldner, Sekretär 10.
Sonnenberg, v., Grafen zu Illertiſſen 408.
Johannes d4.
Sontheim 466.
Spaichingen 59.
Späth, U. 479.
Specht, 2. 46.
503
Speibel, U. 75.
Speibelin (Spibeli, Spibelin), Familie im
Joeny 187 f.
Chriſtoph 187 f.
Hans und Konrad 187 j.
Spellenberg 461.
Sperbersed, Herren v. 188.
Speth, Frhr. v. 479.
Speyer 2. 13.
Dom 319.
Spiegel, N. 60.
Spiegler, 3. 3. 86. 54. 59, 61.
Spielberger, I. 60.
Spieler, 3. 3. 54. 61.
Spinbler, F. 3., Lorcher Konventuale 192,
Spittfer, Oberfinanzrat 236.
Spigel, ©. 60.
Spleiß, Schulmeifter in Wain 480.
Spoleto 106.
Sporer, Familie in Isny 189.
Springer, v. 479.
Sproll, 3. B. 468.
St. Blaſien 411.
St. Georgen 2. 12. 299. 303. 311.
St. Paul in Kärnten 14.
St. Peter, Stift im Schönbuch 2.
©t. Peterburg 81. 33.
Staatsarchiv, Württ. 1 ff.
Stadion, Grafen v. 24.
Enmerich 479.
Stählin, Jörg, Junker zu Stodberg 338.
Stahled, v. 479.
Staigmüller, H. 297.
Stälin, Chr. Fr. 21. 116. 130. 132.
Starfemberg, Graf v. 45.
Stattmüller, ®. 50. 54.
Stauber, I. 3. 47. 61.
Karl 31. 47. 58. 61.
Stäudlin, G. 9.
Steichele 85.
Steidl, M. M. 50. 60.
Steidlein 54.
Steig, R. 478,
Steiff, €. 479.
K. 460.
Steinbad bei Hall 467.
bei Eßlingen 188.
‚Steinberg 57.
504
Steinenkirch 47. 48. 53.
Steinhaufen bei Schuffenrieb 33. 36. 51. |
58. 5b.
a. d. Rottum 45. 48.
Steinhaufer, Chr. 50.
Steinheim 2. 12.
Steinmüller, Chr. 80. 43. 47. 60.
Stenglin, 3. 60.
Stern, 3. 8. 54. 60.
Sterneder, Malerfamilie in Ravensburg 41.
Stetten im Lontal 55.
Stetten, Paul v. 27. 83. 60. ;
Steger 479.
Stifel, Mathem. 230.
Stodmeier, Regierungsrat 451 f.
Stodöberg, Herrn v. 68.
Stöffeln, Herren v. 3.
Stöffter, 3. 37. 240. 47.
Stötzlin, 3. 47.
Storer, Malerjamilie in Konflanz 47
Job. Chr. 30. 47. 59. 61.
Joh. ©. 47. 59.
Luc. 47. 59.
Store, Stiftöprebiger 451 f.
Stößer, Ph. v., Oberft 277.
Stötten 45.
Stopingen, R. v. 408. 411.
Stranger, D. 60.
Straßburg 2.3.10. 13. 18. 28. 67. 342.
Straßer, F. 3. 60.
Strauß, Dav. Fr. 476. 479,
8. 43. 60.
Strider 479.
Ströhmfeld, ©. 462. 467.
Stubersheim 54.
Stumpf, 8. 5 134.
Sturm, Oberarhlvar 16.
Stürmer, 9. 47.
Sturgel 318.
Stuttgart 2. 5. 10. 13. 14. 18. 20. 28.
34. 205. 216. 260 fi. 450. 458. 460.
467. 478.
Ständehaus 48.
Stuwd 479.
Sulz 2. 59,
Grafen von 3. 461.
Sumelocenne 466.
Regifter.
Süßtind, M. Y. 433.
Süpfde Meinobien 17.
* Sutor, I., Pfarrer 424. 426.
: Spbler, P. 479.
Syrlin 403,
®.
Tafingert, Wiener zam. 479.
Teinach 487. 469.
Tettnang 24. 39. 51 fi. 56.
' Tertor (in Weifersheim) 479,
Thaldorf 56.
Thalheim bei Heilbronn 467.
Thelheimer, 4. 45. 55. 61.
Thalwig· R. 126.
CThannhauſen 48.
Thannheim bei Leuttirch 34. 36. 45 1:5
bis 172. 467.
Situla 161.
Theoderich, Cuſtos 110.
Theuret, A, Baurat 480.
Thieringer 480.
Thierftein, Grafen v. 3.
Thomann, 3. 6. 61.
Thomaſius, Regiſtratot 5.
Thum, ft. 47.
Thumb v. Neuburg 480.
Thumm, H. K., Junter 334.
Thurn u. Taris 24. 184.
Tiefenbach Oberamt Riedlingen 27. 4
Tiepolo, B. ©. 28. 38. 55.
Tirol 97.
Tiſchbein, 3. H. 55.
Titoff, Gefanbter 458.
Tizian 25. 27. 41.
Toll, H., Baron v. 458.
Tomerdingen 55.
Tönnies 462.
Tortona 105.
Trauchburg, Schlok 43.
Trautmann, J. 422.
Trefig 454.
Trestom, v. 116.
Treuber, D. 480.
Trevilani, Fr. 32. 36. 50. 51.
Treo bei Mailand 106.
Trier 2. 12. 386.
Trittenheim, J., Abt 111. 125.
Regifter.
Troger 87.
Tröltfd, €. 457.
Trõitjch Frhr. 2. v. 480,
Trott zu Solz, v. 480.
Trugenhoſen 57.
Trumeter 480.
Tſcherning, v. 461.
Zfehudert, P. 468.
Tübingen 2. 9. 12, 14. 288. 404. 458.
468.
Strafen von 3.
Züfingen 181.
Zumbält, ©. 471.
Turcotti, G. Sängerin 265.
Turba 454.
Tuttlingen 2. 59.
Tycho 248, 244. 247.
u.
Überfingen 41.
Überlingen 4. 47. 182.
Uhingen 470.
Uhland, 2. 465. 479. 480.
Um 2. 3. 16. 19. 24. 29. 34. 85. 39.
43. 45. 53. 152. 173. 185. 314.
409486. 437—439. 460. 468.
Bengentiche 24. 41. 58.
Ulmaun, H. 197.
Ulrid, Graf v. Württemberg 4. 188.
Herzog v. Württemberg 1. 2. 3. 4. 11.
288. 290. 457. 472.
von Enfingen, Ulmer Baumeijter 408.
von Lenzburg 99.
umbach, 3. 60.
Ummenborf 48. 468.
Schloß 51.
Unterbalzgeim 45.
Unterbößringen 45.
Unterboihingen 480.
Untereifisheim 74.
Untereffenborf 26. 27. 42. 44.
Unterfirberg 56. 57.
Unterfulmetingen 54.
Unterwadjingen 47. 55.
Unterweiler 56.
Upfala 68.
Urach 2. 18. 16. 468,
05
Urach, K. v., Kardinalbiſchof 480,
Urlau 186.
ursberg 24.
Urſpring 26.
V.
Vaihingen 2. 152 f.
Vatikan 18.
Veeſenmeyer 438. 480.
Veiel, 3. M. 58.
Venedig 28. 33.
Vergenhans, Kanzler 112. 125.
Veringen 181 f.
‚Herten v. 181.
Veringendorf 181.
Beronefe, P. 26. 41.
Tintor. 38.
Viana in Rhätien 406.
Binta 247.
Villach 428.
Billard de Honneceurt 371.
Villars, franzöf. General 432.
Bifcher, Fr. 480.
Vogel, A. 47.
Fr. 4. 50.
aus Riedlingen 55.
Vogelmann, Proj. 480.
Vogelweyd 480.
Vogler 480.
Kommerzienrat 480.
Vohlin von Fridenhaufen, Herren 412.
Volfart 459.
Bollmaringen 468.
Bollmer, G. W. 55.
Jat. 58.
36.58.
Bolmar 480.
Voltatre 149 f.
Bölter 487.
Votteler, 3. 465.
ww.
Wächter, Ost, 480.
Wachter, v., bän. Gefanbter 80.
Wagenhuber, Anna M. 58.
Wagner, Ad. Bildhauer 480.
506
Wagner, Heinrid 78.
Joſeph 55.
Waiblingen 2. 71.
Waiern 428.
Bain 28. 56. 406—436.
Familien aus Kärnten 429.
Gervafius 422.
Gurradus von W. 407.
Waig, ©. 116. 134.
Bald, 3. 61.
Baldburg, Truchſeſſen v. 3. 24. 480.
Marim. W. 27.
Waldemar, Abt von Lori 99.
Waldmann, K. 50.
Waldſee 39. 51. 56.
Balfenried 134.
Walpertshofen 421.
Wangen i. A. 4. 89. 43. 46. 463.
Wandt, U. 479.
Bannenmader, 3. 36. 55. 61.
Watſch in Kärnten 161.
Wattenbach 110.
Weber 480.
Begelin, Syndikus 115.
Kaip. 61.
Wegſcheider, 3. 3. 36. 51. 55. 59.
Weibelburg 127.
Weidenſtetten 58.
Beidner, 3. 60.
J. A. 61.
Hang 121.
Weigl, 3. Chr. 47.
Weihenſtephan 41.
Weigung, Flußchen 407.
Weihungezell 421.
Weitersheim 21.
Beil (die Stadt) 3. 12. 467. 469.
Beil im Schönbuch 468.
Weiler 2. 12,
Weilhelm 2.
Weiltingen 16.
Weimar 478.
Regifter.
'
Weinsberg, Kirche 374. 381. 383. IW. Fr.
(Bau:) Schule 368. 396.
! Weinsberg, Geläeßt v. 97.
Bolfram 97.
Dietrich, 97.
Bignand 97.
Weiß, Künfllerfamilie in Ravenesura 41.
in Müngen 51.
Gabriel 55.
gr. 3. 56.
Erpebitionsrat 276.
Weiſſach, Familie in Jony 189.
Konrab 189.
Ort bei Oberftaufen 189.
Weißenau 24. 30. 40 fi. 55. 465. 468.
Weißenhorn 35. 38.
Weißenſee 480.
Weißenſtein 57.
Weißmann, €. 468.
Weitbrecht, K. 472.
BWehjfäder, R. 460, 469.
Belfen 98.
Welf VI. 98 ji. 120.
‚Heinrich, Herzog 8.
Heinri ber Löwe 98.
Weller, 3. M. 50.
Fr. €. 56,
8. %. 457. 458. 469.
Weltrich, N. 472. 478.
Wendland 459.
Wengner, I. K. 55. 60.
, Wenzel, König 468.
| Berbenberg, Grafen v. 3. 183.
Johannes 190.
Heinrich 408. 411.
Wernau, Herren v. 183.
- Berner, 3. 60.
von Baden 9.
Weſſobrunn 31. 38.
Wettenhauſen 24. 44.
Weingarten 19. 21. 23 f. 28. 30. 33.
40. 42 fi. 58. 461. 469.
Weinsberg, Stabt 2. 95—136. 390. 469.
Berg (Weibertreu) 62. 136.
Webel, Lehrer 154. 159. 164. 167. 466
Wetzler 480.
Weyermann 39. 44.
Wejel, 3. A. 59.
Wibald, Abt von Gorwey 104. 13.
Wiblingen 19. 21. 23. 35. 59. 56%.
469.
‚ Bibmann, Job. 41.
Regifter.
Widmann, Ant. 55.
Johann 424.
W. 459 i. 467. 478.
Wied, Grafen v. 185.
Arnold, Dompropft und Kanzler 135.
Wiebertäufer in Oberihwaben 204.
Bieland, Dichter 480.
Bien 10. 12. 13. 91.
Wieſenſteig 41. 57. 58.
Wigeli 480.
Wild, 8. 311. 318.
Wilbbab 2. 469.
Wilbberg 2. 4. 12.
Bilbermuth 460.
Bilhelm, Herzog von Bayern 2.
König von Württemberg 18. 19. 458.
von Tyrus 104.
Ast von Hirfau 344. 368.
Bil, p. 47.
Wilms 471.
Wilſer, 2. 458.
impfen 3. 120. 402.
Bindter, 5. 9. 58. 61.
Wink, Th. Chr. 38. 58.
Winnenden 2.
Winsheim, Veit, Dr. 113. 120.
Winterlingen 461. 469.
Rintterlin, Zr. 197. 144. 460.
Wipland, Familie in Jony 188 f.
Witfcher, Präperator 166.
Wittleder, Lor. 450.
Bittmer, J. M. 55.
Sr. 60.
Bijigmann, 3. ©. 50.
Bogerer, 3. 60.
Wochner, ©. 480.
Wöldingen 396, 898.
Wolder, J. G. 55. 60.
Matt. 60.
Petr. 60.
Wolf, 3. 9. 31. 34. 48. 50.
I W. 62 fi.
G. 454.
Wolff, I. 9. 89.
Wolfart 468, 480.
Bolfarth 473.
Bolfegg 24. 27. 36. 44. 59. 54. 56.
Bolfer, TH. 468. 473.
Wolffhardt 480.
Wölfflin, Erpebitionsrat 270. 280.
Wöllan 423.
Wolleber 192.
Wöllner, Minifter 87.
Wöllwarth, Herren von 481.
Boogner, 9. 56.
Worms 78. 80.
Dom 351. 396 ji.
Wunderlich 465.
Bunnenftein 62.
Wuotan 62. 68.
Burmlingen 57.
Wurſt 481.
Wurzad) 56. 469.
Würzburg 2. 28. 97. 441.
Wyß, Bernd. 481.
3.
Bainingen 481.
Zang 313.
Bängerle, R., Fürſtbiſchof 481.
Zavelſtein 2.
Zehnder, Matt. 30. 47. 59.
Phil. 47.
Zeit 24. 31. 48. 51.
Schloß 57.
Beiler, Fr. A. 34. 48. 55. 61.
Job. 3. 34. 48. 61.
‘Paul 48. 55. 61.
Zeitblom 463. 481.
Zell, Joh. ©. 60.
Zeller, H. D. 50.
Zeller, v., Oberftubienrat 481.
Zenger, M. 60.
Bepelin, v. 481.
Bid, Joh. 35. 56. 59. 61.
Ian. 37. 66. 59. 61.
Zimmermann, Job. 83. 50. 56.
Aſtronom 251.
Bimmern, then. v. 3.
Bingeler 41.
8. Th. 460. 469. 473. 476 j. 478.
Biu 82.
Zobel, €. 61.
Zoia, Aler. 43.
Boll, Zr. 3. 60.
507
508 Regifter.
Zell, Kont. 60. Zumſteeg, 3. R. 481.
2.23.89. Zürder, Fr. 3. 59.
Zoller, Ed. v. 481. Zweig, €. 476.
Zollern, Grafen v. 3. Zwiefalten 2, 19. 3. Wi. 43.4.
Zuccarelli, Fr. 28. 56. 51—61. 469,
Werichtigungen.
S. 158 3. 6 von u. lies: am alten Poſtweg ſtatt Roßweg.
€. 488 3. 9 von u. les: Verhandlungen 1870 ſtatt Beröffentlichungen.
©. 489 3. 10 von u. lies: auszupreffen ftatt einzuprefien.
Mitteilungen
der
Württembergifhen Kommiſſion für Landesgeſchichte.
Stuttgart 1903.
Zwölfte Sitzung
der BWürttembergifhen Kommiſſion für Landesgeſchichte,
Stuttgart, 1. Mai 1903,
unter dem Vorſitz Seiner Excellenz des Herrn Staatäminifters des Kirchen:
und Schulweſens Dr. v. Weizfäder und in Anmefenheit des Minifterial-
teferenten Dr. Marquardt, fowie der Mitglieder der Kommiſſion:
Dr. v. Stälin, v. Alberti, Dr. v. Hartmann, Freiherr v. Om:
Wachendorf, Dr. Egelhaaf, D. Dr. Bofjert, Dr. Vochezer, Dr. Wel—
ler, Dr. Buſch, Dr. v. Pfifter, Dr. Schneider, Dr. Steiff, Dr. Knapp-
Ulm, Dr. v.Belomw, Dr. v. Funk, Dr. Rietſchel, Dr. Knapp: Tübingen,
D. Dr. Müller, Dr. Günter, Dr. Herter, Dr. Ernft, Dr. Krauß,
Dr. Marz. Abwefend: Dr. v. Heyd, Dr. Paulus, Dr. Adam, Dr. Shmib,
Dr. Sirt, Bed.
Seine Excellenz der Herr Staatöminifter gedenkt zunächſt der im legten
Jahr durch den Tod abgerufenen Mitglieder v. Schad- Mittelbiberach und
Stiegele, zu deren Ehrung die Mitglieber ſich erheben, begrüßt ſodann die
erfchienenen neueingetretenen Mitglieder Dr. Dr. v. Funk, Rietſchel,
Knapp: Tübingen, Müller, Günter, Herter, Krauß, Marz und er
teilt das Wort dem gefhäftsführenden Mitglied, Dr. v. Hartmann.
Diefer berichtet auf Grund der Tags zuvor ftattgehabten Verhandlungen
des Ausfchufies über die Gegenftände der Tagesorbnung.
I. Borfhlag eines gefhäftsführenden Mitgliedes an Stelle
des um feine Enthebung von diefem Amt nachſuchenden
Beriterftatters.
Seine Egcellenz der Herr Vorfigende ſpricht fein und, wie er annimmt,
der Mitglieder Bedauern über den Entſchluß des Gejhäftsführers aus. Der
Vorſchlag des Ausſchuſſes, Dr. Schneider ala Nachfolger vorzufchlagen,
nachdem Dr. Egelhaaf abgelehnt, wird einftimmig angenommen.
2 Wittellungen,
U. Neumahl des Ausſchuſſes.
Der bisherige Ausfhuß macht den Vorſchlag, melden die Rommilfien
annimmt: für bie drei Jahre 1903—1906- die Herren Dr. Dr. v. Stälin,
Egelhaaf, Vohezer, Buſch, v. Below, Rietſchel als Mitglieder,
die Herren v. Hartmann und Steiff als Erfagmänner in den Ausſchuh
zu berufen.
Berichterſtatter teilt mit, daß auf fein Erfuhen Dr. v. Stälin ba
der Konferenz deutſcher Publikationsinſtitute auf der VIL Ber
fammlung deutfcher Hiftorifer in Heidelberg im April d. J. die Kommiffen
vertreten und diejenigen mäürttembergifchen Karten vorgelegt hat, welche za
der dort verhandelten Frage der künftigen Bearbeitung für den Drud be
ftimmter hiſtoriſcher Kartenwerke großen Maßſtabs in Beziehung ftehen.
IL Rechenſchaftsbericht für 1902.
1. Dr. Ernft hat den 3. Band ber Herzog:Chriftophlorre
ſpondenz mit der Einleitung zu Band II und III vollendet und um Reu
jahr gebrudt vorlegen können. Dr. Ernjt ſcheidet infolge feiner Berufune
an das Statiftifche Landesamt aus dem Dienft der Kommifjion, wird «ber
die Arbeit an der Chriftophlorrefpondenz fortfegen können.
2% Bon den :Württembergifhen Vierteljahrsheften für
Landesgeſchichte ift der XI Jahrgang 1902 beendet worden, vom XI.
1903 das erfte Doppelheft erſchienen.
3. Pflegſchaften f. u.
4. Geſchichtsquellen.
a) Bon der Haller Chronik des G. Widmann, welde Pro
feffor Dr. Kolb bearbeitet, können 6 Bogen gebrudt vorgelegt
werben.
b) Das Heilbronner Urkundenbuch ftodt no immer. De
Ausſchuß ftellt den Antrag, dem Bearbeiter Dr. Anupfer zu Frei⸗
burg i. B. das Material, das er noch in Händen hat, abzufordern
und Herrn Dr. v. Rauch, der freiwillig einen zweiten Band be:
arbeitet, um Vollendung des erften zu erjuchen. Angenommen.
5. Hiftorifche Lieder. Heft 4 ift im Drud vollendet; es gewährt
wiederum einen ſchönen Gang durch die vaterländiiche Gefchichte, vom Beginn
des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.
Die Rehnungsergebnifie für das Etatsjahr 1902 find:
Ausgaben . . - nn. 10870 — Bi.
Einnahmen: Laufende Etatsmittel® 15 000 a — Pf.
Neftvorbehalt von 101 . . . 1972,88 „
Von verfauften Schriften . . 336 „ 35 „ _17309 A 28 m
fomit Überfhuß . . 2. 62 MB PM.
Zur Ausführung der zahlreichen i in der legten Sigung geftellten Am
träge ift folgendes gefchehen:
Mitteilungen. 3
Fortfegungvon Heyds Bibliographie. Privatgelehrter Th. Schön
hat den Auftrag für daB Jahr 1905 angenommen.
Politifhe Korrefpondenz König Friedrihs. Der Ausfhuß
macht den Antrag der Beauftragten Dr. Dr. Bufh und Schneider zu
zu dem feinigen: an bie K. Ardivdirektion zunächſt dad Erfuhen um eine
-Zufammenftellung des Materials zu richten.
Sandtagsaften. Dr. v. Belom und Dr. Adam haben fid über
Die Art der Bearbeitung verftändigt (f. u.).
BWeistümer und Dorfordnungen. Dr. Wintterlin hat in
einem Schreiben an Dr. v. Belom Grundfäge für die Herausgabe aufgeftellt,
welche der letztere billigt.
Ulmer Rehnungen und Stadtbüder. Dr. Knapp-Ulm hat
den Stabtvorftand, einige Vereine und mehrere Bürger für die Sache zu
intereffieren gewußt. Dr. v. Belom hat für die Herausgabe der Rechnungen
den Ulmer Dr. Kölle gewonnen, der troß feiner Verſetzung nah Franke
furt a. D. fi der Arbeit unterziehen wird. Wegen der Stadtbücher |. u.
Tübinger Matrifeln. Der Hilfsarbeiter an der Univerfitäts«
bibliothet Dr. Hermelink ijt bereit, die Herausgabe unter Dr. Buſchs
Leitung zu übernehmen. Siehe IV.
Regeften der Grafen von Württemberg und alte württem:
bergifhe Chroniten müffen zurüdgeftellt werden, bis fi Bearbeiter
finden.
E$linger Urfundenbud Band IL Die Stadtverwaltung hat zu:
gefagt, einen Poſten Hiefür in ihren Etat einzuftellen.
Weingarter Miffivbüher. Ob ein ausführliheres Inhaltöver-
zeichnis dieſer wichtigen Duelle zur Geſchichte Oberſchwabens in den zu druden«
den Inventaren des Staatsarchivs Aufnahme finden kann, ift zweifelhaft.
Haller Chroniken f. o. IH,
IV., V. Arbeiten und Etat des Jahres 19083,
Geihihtsquellen:Ulm. Auf Dr. Belows Vorſchlag wird die
Herausgabe des Roten Buchs durch Dr. Moll wo genehmigt.
Über die Herausgabe und Bearbeitung der Landtags
akten müflen noch Vorverhandlungen ftattfinden.
Tübinger Matrikeln. Die Bearbeitung wird Dr. Hermelink
unter Dr. Buſchs Leitung übertragen.
Wintterlin, Gefhihte der Behördenorganijation wird
fortgefegt werben.
Anträge aus der Mitte der Kommiffion. D. Dr. Boffert
wunſcht Urkundenbücher der Hleineren Reichsſtädte, Geſchichte der Bettelklöſter
in ben Reihöftäbten, Herausgabe der Weingarter Miffivbücher, namentlich der
Korreſpondenz Abt Gerwig Blarers, Württembergifche Kulturgeihichte von der
Zeit Herzog Chriftoph3 bis zum Ende Johann Friedrichs. Wird vorgemerkt.
4 Mitteilungen.
Dr. Knapp-Tübingen beantragt eine Geſchichte der Grundentlaftung
in Württemberg mit befonderer Berüdfihtigung der Vorgänge des Jahres
1848, ſoweit fie mit diefem Gegenftand im Zufammenhang ftehen. Soll als
Preisaufgabe auögefchrieben werden.
Betanntmahung des K. Minifteriums des Kirden: und Schul—
mwejens, betreffend die Württembergifhe Kommiffion für
Landesgeihihte Vom 9. März 1903.
Das durd Verfügung des Miniftertums des Kirchen: und Schulweiens
vom 23. Juli 1891 (Reg.Bl. S. 243) zur öffentlichen Kenntnis gebrachte
Statut, betreffend die Württembergiihe Kommiffion für Landesgeſchichte, it
in $ 2 lit. a und $ 3 Abſ. 1 mit Allerhöchſter Genehmigung bahin abge
ändert worden, daf die Kommiſſion aus 15 bis 25 ordentlichen Mitglievem
befteht, von denen bis zu 21 durch Allerhöchfte Ernennung berufen werden.
Stuttgart, den 9. Mai 1903.
Beizfäder.
Seine Königliche Majejtät haben am 9. März 1903 allergnädiat
gerubt, die orbentlihen Profefjoren Dr. v. Funk an der katholiſch-theolo
giſchen Fakultät und Dr. Rietſchel an der juriftiichen Fakultät in Tübingen,
den Reftor Dr. Knapp am Oymnafium in Tübingen, den ordentlihen Pro
feſſor Dr. Müller an der evangeliſch-theologiſchen Fakultät in Tübingen,
den Profefior Dr. Sirt am Karlsgymnafium in Stuttgart und den außer:
ordentlichen Profefjor Dr. Günter an der philoſophiſchen Fakultät in Tü-
bingen zu ordentlichen Mitgliedern der Württembergiihen Kommiſſion für
Landesgeſchichte zu ernennen.
Die Kommiffion für Landesgefhichte hat im Januar 1903 auf dem
Wege des Umlauffhreibens zu außerordentlihen Mitgliedern ermählt: Den
Amtsrihter a. D. Bed in Ravensburg, den Archivaſſeſſor Dr. Krauß in
Stuttgart und den Privatdozenten Dr. Marz an der Techniſchen Hodidule
dafelbft.
Seine Königliche Majeftät haben am 2. Juni 1903 allergnädiskt
geruht, den Oberftudienrat a. D. Dr. v. Hartmann feinem Anſuchen ge
mäß von der Funktion eines gejhäftsführenden Mitglieds der Württemberg
iſchen Kommiſſion für Landesgeſchichte zu entheben und ala gefhäftsführendes
Mitglied diefer Kommiffion den Archivrat Dr. Schneider bei dem R. Hau:
und Staatsarchiv in Stuttgart auf 5 Jahre zu beftätigen.
Wirterlungen.
über die Arbeiten der Bileger, melde die im Berg son Gemeinden,
Korporationen und Einzelnen im Sande befinklihen Archive und Regiſtra
turen bdurdforihen, ordnen und ihren Jahalt verzeichnen.
(Stand vom April 1908.)
L Rreia
Har Ardivrat Dr. Schneider.
Der Bezirl Cannitatt ift bis auf eine Nleinigfeit erledigt. nedhdem
Herr Profefior Dr. Abele die Regiftraturen der Piarrhäuier und Rathäufer
zu Obertürfheim, Oifingen, Untertürfheim verzeichnet hat.
Aud Ludwigsburg ift bis auf einen feinen Reit fertig, nachdem
Herr Pfarrer Krauß in Eglosheim die Rathäufer von Aldingen. Aſpers
Beihingen, Kornweſtheim, Redargröningen, Boppenweiler, Stammheim dur:
muftert hat.
Für Leonberg ik Stadtpfarrer Dr. Häder in Weilderſtadt an die
Stelle des Freiherrn Friedrich v. Gaisberg-Schöckingen getreten.
0
IL Kreis.
Hear Ardivdireftor Dr. v. Stälin
Crailsheim. Her Stadtpfarrer Schmitt ift infolge feiner Beför:
derung nad Riedlingen aus feinem Wirlungskreis geſchieden.
— Ellwangen und Neresheim, evangelifher Teil. Herr Pfarrer
Schmid in Benzenzimmern hat feine legte Sendung übermittelt.
Il. Kreis.
Herr Geh. Ardivrat v. Alberti.
Heilbronn. Herr Pfarrer Dunder in Belfen hat das im untern
Schloß Thalheim verwahrte freihertlih v. Gemmingenſche Ardiv durdge
arbeitet und eine große Zahl von Regeften vorgelegt, melde insbejondere für
die Geſchichte der Familien v. Thalheim, v. Bohenftein, v. Gem:
mingen, v. Sperbersed und v. Frauenberg von Bedeutung find.
V. Kreis.
Herr Pfarrer D. Dr. Boffert in Rabern.
Im Bezirk Geislingen iſt der Abſchluß der Arbeiten der beiden
Pfleger, des Herrn Pfarrer? Daur in Schalkſtetten und des Herrn Pfarrers
Kaim in Nenningen, nahe bevorftehend. Jener hofft die Aufnahme des
wichtigen gräflihd Degenfeldiden Ardivs in Eybach bis Anfang Mai voll:
enden und damit feine Thätigkeit als Pfleger der Kommiſſion abſchließen zu
Tonnen. Herr Pfarrer Kaim wird die Arbeit in dem gräflih Nehberg:
ſchen Archiv in Donzdorf im Sommer 1903 ebenfalls zum Abſchluß
bringen,
6 Mitteilungen.
In Ulm ift Herr Stadtarchivar Profeffjor Müller mit der Anl
des ſehr umfangreihen Verzeichnifies der in Ulm noch verbliebenen Urkm!=
nahezu fertig geworben und beabfichtigt, aud ein Verzeichnis der Ulm ex
zogenen Urkunden, deren jehiger Aufbewahrungsort befannt ift, anzulegen, i=
fern genaue Abſchriften derfelben vorhanden find. Außerdem ergänzte er ie
Beſtände des Archivs fo gut wie möglid, fuhr mit Durchficht, Cru;
Verzeichnung von Akten betreffend Reformationsgeihichte fort und komm
Herrn Profeffor Dr. v. Belom über das zur Geſchichte der Berfafjung un
Verwaltung der Stadt Ulm vorhandene Material orientieren, wie dem wr
einer Arbeit in leßterer Richtung beigäftigten Herrn Dr. Kölle mit Ber
ſchaffung des Material an die Hand zu gehen.
VI Kreis,
Herr Pfarrer Dr. Voche zer in Enkenhofen DA. Wangen.
Biberad. Herr Alumnus Brehm hat Grolzheim erledigt und über
die katholiſche Stabtpfarrregiftratur in Biberach Bericht eingefandt.
Ravensburg. Herr Vilar Merk Hofft die im November 1902 durs
feine Berufung in die Paftoration unterbrohene Arbeit demnächſt wieder auf:
nehmen zu können.
Wangen. Herr Stabtpfarrer Rieber in any hat, abgejehen von
den Alten, über ca. 1700 Urkunden in Isny ausführliche Regeften gefertia
auch in Leutklirch und Biberach die Arbeit in Angriff genommen bezw. fortgefett.
Auch Hat Herr Amtsrihter a. D. Bed in Ravensburg noch einige
Nachträge und Ergänzungen geliefert.
Schriften der Württembergifhen Kommiffion für Landesgeſchichte.
(Sämtlig im Verlag von W. Koblpammer in Stuttgart.)
Württembergifhe Bierteljahrshefte für Landesgefdichte. Neue Fol.
In Verbindung mit dem Verein für Kunſt und Altertum in Um m
Oberfhwaben, dem Württembergiſchen Altertumsverein in Stuttgart, dem
Hiſtoriſchen.· Verein für das württembergiſche Franken und dem Sülchgauer
Altertumsverein herausgegeben von ber Württembergifhen Kom miſſion für
Landesgeſchichte. Jahrgänge 189%—1903. Ze ca. 30 B. Ler.:8". Prs
des Jahrgangs broſch. 4 cM (Wird fortgefegt.)
d. Föhr, Julius, + Senatspräfident in Stuttgart, Gügelgräber anf dr
Schwäbiſchen Alb. Bearbeitet von + Profeffor Ludwig Mayer.
Vorſtand der Staatsfammlung vaterländifcher Kunft: und Altertumapentmek
in Stuttgart. Herausgegeben im Auftrag des K. Minifteriums des Kinder:
und Schulmefens von ber Württembergiihen Kommiffion für Lande
geſchichte. Mit Abbildungen und 5 Tafeln. 1892. 56 S. 4°. Preis 4A
Vergriffen.
Akrreriungen.
Melle, Dr. ®., Funde emtikr Hünyn im Rimigerih Bürttemberg.
Herausgeachen von der Rürttennergiihen Amir fir Zumdesgeicichte.
1893. 113 S. . Breis Seit. 2 4 leuten:
=. Gife, Frit. Gexerallentaan: Gefihihee des FGeiäguges 1814 gegen
. Srautreich unter beismterer Serittozumm der Anzziltchme der fomia-
Lid, württembersiihen Iruppen. Terumsarschen son ver Rürttembergiihen
Kommifiion fur Zandeszeiäihte 1° IV mn 481 2. Mit Karen
und Plänen Treis Seid. 9
2Büritembergifge Geiihtsgnelhen. In Aattıure der Rürzenberiichen
Kommilfien jur Lardesar'ächee kerruswerscten on D. Sdirerma
Band I: Geisiäsereler der Sunpıll Eier Bar: Herolt Be
arbeitet von Dr. Cat X 154. VII M S. *. Tıes64
Band I: Aus dem Esser Sızresirmentis. — Aus ven Tre
Ditiones Auisen’es — Aas Beigenduraer Luellen
Mit einer Rartz: Beiz der Kliter Ich, Fudu, Reigenburg immer:
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D. Dr. 8. Boftern — Kiteminrties ns römischen Ar:
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Band IV: Urkuz.
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Band V: Urtunderius der
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Band VI: Geidistscueien var Stadt Hall Imter®, Ce
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Briefweihfel des — Chrit⸗ph von Wũrtiraberg. Im
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8 Mitteilungen.
Geſchichtliche Lieder und Sprüche Würtiembergs. Im Auftrag der Bar
tembergiſchen Rommiffion für Landesgeſchichte gefammelt und unter Wit:
wirkung von Dr. Gebhard Mehring herausgegeben von Oberfubie
tat Dr. Karl Steiff, Oberbibliothelar an der N. Landesbibliothel in
Stuttgart. Erfte bis vierte Lieferung. Preis je 1 3 Wird fer
gefett.
Geſchichte der Behärbensrganifation in Württemberg. Bon Dr. jur.
Fr Wintterlin, Archivaſſeſſor in Stuttgart. Herausgegeben vor der
Kommiſſion für Landesgeſchichte. Erfter Teil Bis zum Ende des
18. Jahrhunderts. VI und 165 S. Preis 14 50 Pf.
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